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CARITASVERBAND FüR DEN LANDKREIS EMSLAND FAMILIEN KINDER FRÜHE HILFEN HILFE IN NOT Foto: Angelina Ströbel / Pixelio Foto: Caritas Foto: Rainer Sturm / Pixelio Foto: Bluefeeling / Pixelio Foto: duxschulz / Pixelio Schwerpunkt-Thema: Kinder und Familien

Jahresbericht der Caritas Emsland 2010

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Jahresbericht der Caritas Emsland aus dem Jahre 2010

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Page 1: Jahresbericht der Caritas Emsland 2010

caritasverband für den

Landkreis emsLand

Familien

Kinder

Frühe hilFen

Hilfe in not

foto: angelina ströbel / Pixelio

foto: caritas

foto: rainer sturm / Pixelio

foto: bluefeeling / Pixelio

foto: duxschulz / Pixelio

schwerpunkt-thema: kinder und familien

Page 2: Jahresbericht der Caritas Emsland 2010

menschen in not

schwerPunkt-thema: kinder und famiLien

famiLie und Gesundheit

03vorwort

inhaLt

interview: beratung für familien in kitas 04

aufsuchende sozialarbeit für ausländische inhaftierte 10

schuldnerberatung 12

ambulante wohnungslosenhilfe 14

allgemeine soziale beratung 18

kur- und erholungsberatung 22

schwangerschaftsberatung 24

sozialpädagogische familienhilfe in Papenburg 26

Gemeindecaritas und freiwiLLiGenarbeit

Gemeindecaritas und freiwilligenarbeit 30

suchtPrävention und rehabiLitation

beratung und rehabilitation der fachambulanz emsland 32

haLt-hart am Limit 34

das theo-Prax-Projekt 35

orGanisation

die verwaltung des caritasverbandes als erste anlaufstelle 36

das soziale kaufhaus meppen 16

38adressen

02

frühe hilfen in der caritas / kochen & mehr 08

schulsozialarbeit in sögel 28

beratung & unterstützung bei häuslicher Gewalt 20

Page 3: Jahresbericht der Caritas Emsland 2010

Liebe Leserinnen und Leser,eine „institution“ ist zurzeit in aller munde! sie wurde von so manchem bereits als auslauf-modell beschrieben, in krisenzeiten besinnen sich viele auf sie und Politik, wirtschaft und Gesellschaft erkennen sie mittlerweile als einen zentralen ort des not-wendigen handelns an, um gesellschaftlich zu-kunftsfähig zu bleiben:

die „familie“

die aktuelle shell-Jugend-studie stellt fest, dass 75 % der weiblichen und 65% der männlichen Jugendlichen meinen, eine familie zum „glück-lich sein“ zu brauchen! eine aktuelle studie des allens-bacher instituts sagt, das für die befragten die familie gegenseiti-ge solidarität (89 Prozent), lieben und geliebt werden (87 Prozent), Geborgenheit (84 Prozent), men-schen, die füreinander verant-wortung tragen (75 Prozent) be-deuten.

familie in allen arbeitsfeldern

der verstorbene bundespräsi-dent Johannes rau hat einmal gesagt: „die familie ist eine wun-derbare erfahrung. sie ist aus-gangspunkt und rückzugsort, sie ist kompass und kraftquelle.“ familie ist ein klassisches Quer-schnitts-thema in der sozialen arbeit. nahezu alle arbeitsfelder im caritasverband für den Land-kreis emsland betreffen direkt oder indirekt die Lebenswelt von

familien – ob in der schwanger-schaft und in der frühen famili-enphase, im Zusammenleben mit Jugendlichen oder mit kran-ken, behinderten oder pflege-b e d ü r f t i g e n

angehörigen. die gesellschaftli-chen rahmenbedingungen und die Lebenslagen von familien haben sich in den vergangenen Jahrzehnten erheblich verändert. mit diesem wandel verändern sich auch die bedürfnisse und anforderungen der familien an die soziale infrastruktur. deutlich wird dies zum beispiel beim ge-stiegenen bedarf nach institutio-neller kinderbetreuung oder der unterstützung bei der Pflege im häuslichen bereich.

anpassung der angebote

in den diensten und einrich-tungen des caritasverbandes für den Landkreis emsland wird vieles getan, um die familien-unterstützenden angebote den veränderten bedarfslagen von familien anzupassen. Zuneh-mend werden vernetzte und integrierte angebots- und hilfe-formen entwickelt, die familien in unterschiedlichen Lebens-

lagen und familienphasen bei der bewältigung ihres alltags unterstützen. dazu zählen auch niederschwellige angebote, die familien den Zugang zu be-stimmten angeboten erleichtern und solche, die familien wirksa-me hilfe zur selbsthilfe geben.

netzwerkpartner

der ihnen vorliegende Jahres-bericht gibt ihnen einen über-blick über die vielfältigen bera-tungsangebote und über neue und innovative entwicklungen und Projekte des caritasver-bandes im Landkreis emsland für familien und menschen mit einem entsprechenden

beratungsbedarf. über 60 enga-gierte mitarbeiter und mitarbei-terinnen bieten an den 4 stand-orten in Lingen, meppen, sögel und Papenburg eine vielzahl an hilfsangeboten an. Gemeinsam mit vielen innerverbandlichen und gesellschaftlichen Part-nern versuchen wir, familien zu unterstützen, ein gelingendes (familien-)Leben zu führen und entsprechende beratungs- und hilfsangebote zur verfügung zu stellen.

vielen dank!

ich möchte mich an dieser stelle ganz herzlich bei allen finanzie-rungs- und kooperationspart-nern und spendern sowie bei allen, die unsere arbeit durch ihr vielseitiges engagement un-terstützen, bedanken und freue mich auf eine weiterhin gute Zu-sammenarbeit!

Marcus Drees-Geschäftsführer-

vorwort

03vorwort

Page 4: Jahresbericht der Caritas Emsland 2010

schwerpunkt-thema: kinder und familien04

„Wir müssen die Familien dort abholen, wo sie sind“

Gabriele Middendorf, ASB-Mitarbeiterin des Caritasverbandes für den Landkreis Emsland

foto: duxschulz / pixelio.de

Page 5: Jahresbericht der Caritas Emsland 2010

schwerpunkt-thema: kinder und familien 05

interview: „beratunG für famiLien in kitas“

der caritasverband für den Land-kreis emsland baut mit dem Projekt „beratung für familien in kinderta-gesstätten (kitas)“ sein beratungsangebot in den kitas weiter aus.

Papenburg die allgemei-ne soziale beratung (asb) zählt zu den originären auf-gaben des caritasverbandes und seiner fachverbände so-zialdienst katholischer frauen (skf) und katholischer verein für soziale dienste/sozialdienst katholischer männer (skm). sie steht allen menschen mit unter-schiedlichsten Problemen und fragen als anlaufstelle zur verfü-gung. ratsuchende wissen häu-fig nicht, an welchen dienst sie sich mit ihren Problemen wenden können und benötigen unterstüt-zung bei der inanspruchnahme von hilfe. die asb ist ausgangs-basis und bezugspunkt für viele spezialdienste, wie fachambu-lanz suchtprävention und re-habilitation, schuldnerberatung, kur- und erholungsberatung oder erziehungsberatung. die enge vernetzung mit den örtli-chen beratungsangeboten ist Grundlage der arbeit.

frage: warum wurde „asb in ki-tas“ in Papenburg 2010 ausge-weitet?

middendorf:das asb Projekt „beratung für familien in kitas“ befindet sich im aufbau und wird in unterschied-licher intensivität in den caritas-beratungsstellen in Lingen, mep-pen, sögel und Papenburg und zudem in Lingen und meppen

von skf und skm ange-

boten. mit unserer arbeit der asb in kitas wird der schwer-punkt ganz bewusst auf die ar-beit mit familien gesetzt. unsere erfahrungen in der asb und in den kitas haben gezeigt, dass familien mit ihrem alltag häufig überfordert sind. die kita ist da ein ort, an dem sich familien selbstverständlich aufhalten. und so bieten wir den familien ein niedrigschwelliges angebot zur beratung, um sie möglichst früh-zeitig zu erreichen. so wollen wir eine verschlimmerung der Prob-leme verhindern, ganz im sinne der „frühen hilfen in der caritas“.

frage: mit welchen kitas arbeiten sie zurzeit in Papenburg zusam-men?

middendorf: in Papenburg und rhede arbei-ten wir mit insgesamt sechs kin-dertagesstätten, unter anderem im kindergarten st. franziskus,

st. michael, st. raphael, st. amandus, st. marien und st. nikolaus rhede zusammen. weitere kindergärten sind in sögel, meppen und Lingen den dortigen beratungsstelle zu-geordnet.

frage: wie kommt das angebot bei den schon teil-nehmenden ki-tas an?

middendor f : erst waren die

eltern schon ein bisschen skeptisch, aber mittlerweile wird das beratungsangebot in den kitas sehr gut angenommen. unsere beratungshilfe passt gut in die angebote der kitas, wie zum beispiel bei den elterncafés. das unsere asb-kollegin in den kindergarten kommt, baut die hemmschwelle der eltern ein we-nig ab, denn die eltern müssen nicht extra zur beratungsstelle fahren, sondern bringen einfach ihre kinder zum kindergarten und bleiben dann etwas länger. häufig erfahren sie erst so, wel-che hilfeangebote es gibt. und die erzieherinnen können leicht auf die eltern einwirken und sie an die sprechzeiten in den kitas verweisen.

frage: wie erfahren die eltern vom angebot der asb-beratung in kitas?

middendorf:die eltern erfahren von unserem beratungsangebot zum beispiel

sind für ein starkes netzwerk der hilfe: die mitarbeiter des caritas-

verbandes für den Landkreis emsland. foto: caritas

foto: duxschulz / pixelio.de

Page 6: Jahresbericht der Caritas Emsland 2010

schwerpunkt-thema: kinder und familien06

auf dem elternabend, durch in-formationsbriefe oder durch ein Gespräch mit der erzieherin, wenn ein elternteil das kind ab-holt. Zudem finden in vielen dieser ein-richtungen regelmäßige elternca-fes statt, in denen sich mütter und väter unverbindlich treffen können, um ihre erfahrungen auszutauschen. dann kommt einmal im monat die sozialarbei-terin der caritasberatungsstelle hinzu und bietet den eltern in-formation und unterstützung. meine erfahrung hier zeigt, dass das lockere Gespräch im elterncafé vertrauen schafft.

frage: können sie ein konkretes beispiel für ei-ne familie nennen, die die hilfe der asb in anspruch genommen hat?

middendorf:Ja gerne. nennen wir die familie mal müller. frau müller ist mutter von drei kindern und am ende

ihrer kräfte. sie weiß nicht mehr weiter. seit ihr mann arbeitslo-sengeld bezieht, reicht das fa-milieneinkommen einfach nicht mehr aus. das konto und der kühlschrank sind leer, der monat aber noch nicht zu ende. Zudem brauchen die kinder neue win-terstiefel und schulmaterialien. und es drücken die raten fürs haus und für den kredit. immer häufiger kommt es zum streit zwi-

schen dem ehepaar. frau

müller gerät zunehmend unter druck und reagiert auf die belan-ge der kinder ungeduldiger. die sechsjährige tochter marie geht

in den kindergarten. die erzie-herin bemerkt ein verändertes verhalten der tochter. manchmal ist sie sehr impulsiv und auch ag-gressiv, an anderen tagen zieht sie sich zurück. die erzieherin spricht mit frau müller und bekommt die sorgen von ihr mit. in dem Gespräch er-zählt sie ihr von dem angebot

des caritasverbandes, der allgemeinen so-zialen beratung und ermutigt sie, zur el-ternsprechstunde der asb in der kita zu kommen. hier trifft frau mül-ler unsere asb-kollegin, die sich Zeit für die sor-gen und nöte

der dreifachen mutter nimmt. im Gespräch stellt sich heraus, dass das arbeitslosengeld des vaters, für die laufenden kosten nicht ausreicht. die familie ist kurz davor, in die schuldenspirale zu rutschen. frau müller ist froh, dass sie ihre

foto: ines friedrich / Pixelio

foto: dieter schütz / Pixelio

foto: m.Löning

foto: G. middendorf

foto: G. middendorf

foto: G.middendorf

Page 7: Jahresbericht der Caritas Emsland 2010

schwerpunkt-thema: kinder und familien 07

interview: „beratunG für famiLien in kitas“

sorgen und nöte mit einer neu-tralen Person offen besprechen kann. durch das Gespräch in der kita bekommt frau müller abstand von der belastenden häuslichen situation und kann so eigene ideen entwickeln. Lang-fristig möchte sie stundenweise berufstätig werden. kurzfristig erfährt sie unterstüt-zung durch eine spende, um den kühlschrank zu füllen. ein antrag bei einer stiftung sichert, dass die kinder im sportverein bleiben können und damit einen aus-gleich haben.

frage: das klingt ja alles sehr ein-fach, ist das immer so?

middendorf:nein, zum einen muss man sa-gen, dass im geschilderten fall sich die Probleme ja nicht von heute auf morgen gelöst haben. und häufig erleben wir in unserer arbeit menschen mit so vielfälti-gen Problemen, dass die asb nur als so etwas wie ein „filter“ sein kann, das heißt, wir schauen

mit dem hilfesuchenden, welche Probleme vorhanden sind und vermitteln bei bedarf an andere einrichtungen und fachdienste wie die kur- und erholungsbera-tung, der fachambulanz sucht, der schwangerschaftsberatung, der beratung und unterstützung bei häuslicher Gewalt, und an die sozialpädagogische familienhil-fe.Zudem kooperieren wir mit an-deren hilfesystemen und ein-richtungen, wie z.b. der Pfarrge-meinde, dem sozialen kaufhaus des skfms, der familienbera-tungsstelle am hauptkanal oder der kleiderkammer der Pfarrca-ritas.

frage: wie vielen menschen konnte die beratung für familien in kitas im vergangenen Jahr hel-fen?

middendorf: wir haben rund 60 menschen helfen können, die zu uns in die kitas gekommen sind.

frage: wie ist ihr fazit für die beratung für familien in kitas in 2010?

middendorf:wir haben den richtigen weg eingeschlagen, denn die offe-nen elterncafés helfen uns, einen kontakt mit den hilfesuchenden herzustellen und so hürden ab-zubauen. wir erreichen die eltern in den kitas früher mit ihren sor-gen und nöten, als es in der be-ratungsstelle der fall ist. unsere informationen über angebote der beratung hilft den mitarbeiterinnen der kitas, offener und sensibler auf die sorgen der eltern einzuge-hen. es ist einfacher, den kontakt zu den hilfesuchenden in den ki-tas aufzubauen, als übers telefon oder über die beratungsstelle. wenn wir allerdings dauerhaft die eltern erreichen wollen, dann macht es sinn in regelmäßigen abständen hilfe anzubieten. üb-rigens deckt sich unsere auswer-tung sehr genau mit den wissen-schaftlichen auswertungen einer hamburger studie.

foto: rolf van melis / Pixelio

foto: erysipel / Pixelio

foto: caritas

foto: monika torloxten / Pixelio

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schwerpunkt-thema: kinder und familien08

Für einen guten Start ins Leben Bundesmodellprojekt

„Frühe Hilfen in der Caritas“ gestartet

Viele junge Eltern und Erwachsene sind während der Schwangerschaft und nach der Geburt ver-unsichert und häufig im Umgang mit dem Kind überfordert. Dabei ist ein guter Start ins Leben eine zentrale Voraussetzung für spätere gute Entwicklungs- und Teilhabechancen von Kin-dern. Papenburg Das Projekt „Frühe Hilfen in der Caritas“ des Deutschen Caritasverbandes bie-tet entlastende und unterstützende Angebote für werdende Eltern und Familien mit Kindern bis zum dritten Lebensjahr. Die meisten Kinder wachsen in einem behüteten Umfeld auf. Doch vielen Eltern fehlen die persönlichen, familiären oder sozialen Ressourcen, um ihrem Kind das zu geben, was es für seine Entwicklung braucht. Umgesetzt wird das Projekt vom Caritasverband für die Diözese Osnabrück, der die Koordination

der „Frühen Hilfen“ an den Sozialdienst katholi-scher Frauen (SkF) in Lingen delegiert hat. Die Mitarbeiterinnen der Schwangerschaftsbera-tung, der Sozialpädagogischen Familienhilfe und die Mitarbeiterin der Allgemeinen Sozialen Bera-tung in Kindertagesstätten der Beratungsstelle Papenburg haben ein Projektkonzept erarbeitet, in dem mehrere Gruppenangebote an verschie-denen Standorten Familien mit Kindern im Alter von 0-3 Jahren unterstützen sollen. In 2011 wird entschieden, wer dieses Konzept fördern wird.

Erste Umsetzung

Ein Vorhaben wurde schon in 2010 umgesetzt: Es konnten 23 Partnerorganisationen gewonnen werden, die diese Projektidee unterstützen. Das Netzwerk wird sich zukünftig zweimal jährlich

foto: John-updike / pixelio.de

Page 9: Jahresbericht der Caritas Emsland 2010

schwerpunkt-thema: kinder und familien 09

frühe hiLfen in der caritas / kochen & mehr

treffen, um sich mit dem haupt-ziel des Projektes „frühstart“ zu befassen: die unterstützung und förderung von familien mit kin-dern im alter von 0-3 Jahren mit und ohne behinderung, mit und ohne migrationshintergrund für einen gelingenden start ins Le-ben.

ehrenamt

eine weitere säule des Projektes ist der aufbau von ehrenamtli-chen unterstützungsstrukturen mit lebenserfahrenen menschen, die den familien ihre Zeit und er-fahrungen schenken.den eltern persönliche, familiäre oder soziale ressourcen geben, das ist die idee, die hinter „ko-chen und mehr“ streckt. bei die-sem Projekt sollen junge eltern und alleinerziehende wege aus ihrer isolation finden.

kochen und mehr

bereits zum sechsten mal fand im herbst 2010 das Projekt „ko-chen und mehr“ statt. das ange-bot der caritas-beratungsstelle Papenburg richtet sich in erster Linie an menschen, die die hilfe der caritas in anspruch genom-men haben und das unabhängig davon, in welchem bereich sie hilfe suchten.

kochen mit frischen Zutaten

„die idee entstand, als wir merk-ten, dass viele der menschen, die ihre Lebensmittel von der ta-fel holen, gar nicht wissen, wie man mit frischem Gemüse kocht. die überwiegend jungen frauen konnten mit vielen Lebensmit-teln nichts anfangen, da sie meist

nur mit fertiggerichten kochten“, weiß Gaby middendorf von der caritas.

frauen aus isolation holen

unter der Leitung von hildegard rätker kochen sechs frauen von 9 bis 11.30 uhr im nils-stensen-haus in Papenburg verschiedene Gerichte. „wir wollen die frauen aus der isolation holen, wollen ihre Lust auf kochen wecken und ihnen neue anregungen ge-ben“, so middendorf. meist ist es für viele teilnehmerinnen un-gewohnt, mit anderen die mahlzeit zu teilen, denn das gemein-same es-sen gehört zum Projekt und soll den teil-n e h m e r n ein stück f a m i l i -en l eben n ä h e r bringen. w ä h -rend die m e i s t jungen frauen sich absprechen, wer die vorspeise, hauptspeise, nachtisch und ku-chen zubereiten muss, werden nebenan die kinder betreut. „so haben die oft alleinerziehenden mütter mal etwas Zeit für sich und können sich mit anderen frauen austauschen, und wissen ihr kind gut versorgt“, sagt mid-dendorf. die sechs Plätze des Projekts sind immer schnell belegt. da-

mit die mütter wissen, was auf sie zukommt, gibt es vorab ein Gespräch mit den caritas-bera-terinnen. das angebot des Pro-jekts „kochen und mehr“ soll im rahmen der „frühen hilfen in der caritas“ weiter entwickelt wer-den.

Gruppendynamik

„es kommt vor, dass sich die teil-nehmer in der Gruppe in schwie-rigen situationen untereinander auffangen und helfen. im letzten Jahr haben sich so gute kontak-te untereinander entwickelt, dass

sich die frauen

entschlossen, sich im privaten rahmen weiter zu tref-fen, berichtet Gaby middendorf. viele der teilnehmerinnen wür-den gerne noch ein zweites mal an „kochen und mehr“ teilneh-men. der wunsch der caritas-mitarbeiterinnen ist es, in Zukunft ehrenamtliche zu gewinnen, um das angebot „kochen und mehr“ zu erweitern.

Gesund kochen und sich gegenseitig austauschen, das sind unter anderem

die Ziele von „kochen und mehr“.

foto: caritas

foto: John-updike / pixelio.de

Page 10: Jahresbericht der Caritas Emsland 2010

menschen in not10

Beraten, reden & InformIeren

Die Aufsuchende Sozialarbeit für ausländische Gefangene bietet Hilfe und Unterstützung in den

emsländischen Justizvollzugsanstalten

foto: John-updike / pixelio.de

Page 11: Jahresbericht der Caritas Emsland 2010

menschen in not 11

aufsuchende soZiaLarbeit

ausländische Gefangene mit be-sonderen Problemen finden hil-fe und unterstützung beim ca-ritasverband für den Landkreis emsland. Jürgen schulz von der aufsuchenden sozialarbeit für ausländische Gefangene berät, betreut und begleitet menschen, die in den Justizvollzugsanstalten (Jva) im emsland in Lingen und meppen ihre strafe verbüßen.

Landkreis emsLand ausländi-sche Gefangene, die in deutsch-land ihre strafe verbüßen, finden sich häufig in einer schwierigen haftsituation wieder: sprach- und verständnisschwierigkeiten, oftmals fehlende soziale kontak-te und unterschiedliche kulturelle und soziale hintergründe machen den Gefängnisalltag schwer. Jür-gen schulz, mitarbeiter des cari-tasverbandes emsland, kümmert sich um diese randgruppe in den Jva´n Lingen, außenabtei-lung Groß hesepe und meppen. rund 200 ausländische Gefan-gene aus über 50 nationen sind dort für unterschiedlich lange Zeit in den vollzugsanstalten unter-

gebracht, das ist ein anteil von über 20 Prozent der Gesamt-belegung. Problematisch für die ausländischen Gefangenen sind zudem die vorschriften des aus-länderrechts, beziehungsweise des Zuwanderergesetzes. hier werden alle ausländischen in-sassen gleich behandelt, ob sie nun gerade eingereist sind, in deutschland geboren sind oder hier familie haben, ist dabei oft völlig unerheblich. häufig geht es um ausweisung und die abschie-bung aus deutschland. Jürgen schulz hat 2010 rund 230 Gefangene betreut und beraten, denn Gefangene, die ausgewie-sen werden sollen, verstehen oft manche briefe der behörden nicht oder sind mit den rechtli-chen Zusammenhängen nicht vertraut.

unterschiedLiche hiLfe

die hilfen, die Jürgen schulz an-bietet, sind so verschieden, wie die fälle selbst. manchmal unter-stützt er insassen bei stellung-nahmen und den entsprechen-

den anträgen, damit der häftling möglichst schnell in sein heimat-land abgeschoben werden oder dort seine haftstrafe verbüßen kann, weil frau und kinder im heimatland warten. oder Jürgen schulz ist einfach nur für die aus-ländischen Gefangenen als an-sprechpartner da, ist jemand, der ein offenes ohr für ihre bedürfnis-se und belange hat. „manchmal ist es wichtig, da zu sein und zuzuhören, was die menschen zu erzählen haben, ihnen das Gefühl zu geben, da ist jemand, der hilft mir, wenn ich nicht weiter weiß, egal was ich gemacht habe oder woher ich komme“, so schulz. schulz stellt kontakte her, er hilft bei der erklärung der rechtlichen situation, gibt schreibhilfen und betreut die Gefangenen unter umständen auch bei ausgän-gen, damit diese die möglichkeit haben, kontakte zur familie zu pflegen.

GesPrächsGruPPen

Zudem bietet er in den emslän-dischen Justizvollzugsanstalten regelmäßige zwanglose Ge-sprächsgruppen für ausländer an. in diesen Gruppenveranstal-tungen, an denen 2010 sowohl in der Jva Lingen und in der ab-teilung Groß hesepe als auch in der Jva meppen durchschnittlich rund 17 Gefangene teilgenom-men haben, geht es unter an-derem um das ausländer- bzw. Zuwanderungsgesetz, um das europäische freizügigkeitsgesetz oder auch um die thematik ab-schiebung und ausweisung. Zu-dem werden auch themen aus religion und Politik miteinander diskutiert.

schaubild: anteil der ausländischen Gefangenen in der Jva Lingen im Jah-resvergleich. Grafik: caritas

foto: John-updike / pixelio.de

Page 12: Jahresbericht der Caritas Emsland 2010

menschen in not12 menschen in not

foto: uta-herbert / Pixelio

Wenn Geldsorgen auf den

Familienfrieden drücken...

bild: hauke, 8 Jahre

Page 13: Jahresbericht der Caritas Emsland 2010

menschen in not 13

schuLdnerberatunG

viele Paare, die die hilfe der schuldnerberatung des caritas-verbandes emsland in anspruch nehmen, stehen oft kurz davor, sich zu trennen, da der druck der schulden oft jahrelang auf sie las-tet.Landkreis emsLand tren-nung und scheidung sind neben arbeitslosigkeit die hauptursa-chen für überschuldung. deshalb sind viele familien in der schuld-nerberatung „einelternfamilien“, also alleinerziehend. dieser Personenkreis ist meistens in doppelter hinsicht belastet: neben der alleinigen übernahme der erziehung der kinder verfü-gen haushalte von alleinerzie-hende oftmals über ein sehr ge-ringes einkommen.

kein gesichertes einkommen

nach einer trennung verfügt das alleinerziehende elternteil häufig nicht über ein gesichertes ein-kommen und der unterhalt reicht nicht aus, um den Lebensunter-halt bestreiten zu können. somit sind viele betroffene auf sozial-leistungen angewiesen. als wei-tere belastung haben viele hil-fesuchende noch schulden aus der zerbrochenen ehe. ein wei-terzahlen aller schuldverpflich-tungen ist aufgrund des geringen einkommens meist einfach nicht möglich. „wer sich in einer solchen situa-tion befindet, dem raten wir drin-gend, eine schuldnerberatung in anspruch zu nehmen, damit

weitere belastende maßnahmen der Gläubiger verhindert und Lösungsmöglichkeiten gesucht werden können“, weiß andreas hackling, schuldnerberater der caritas im emsland.

alles dreht sich ums Geld

für die familien, die von der schuldnerberatung rat und un-terstützung bekommen, stellt die schlechte finanzielle situation eine hohe belastung dar. „oftmals ist das thema Geld das thema, um das sich tagtäglich alles dreht. da es dabei auch immer wieder zu schuldzuweisungen kommt, ist die Partnerschaft der betroffenen einem großen stress unterwor-fen“, so hackling weiter. ebenso leiden die kinder in den familien unter den streitereien der eltern. hinzu kommt, dass die eltern oft-mals nicht mehr in der Lage sind, wünsche der kinder erfüllen zu können.deshalb stehen viele Partner-schaften kurz vor der trennung, wenn sie die schu ldnerbe-ratung aufsu-chen. „unsere aufgabe ist es dann zunächst, die betroffenen von dem druck zu entlasten, unter dem sie oftmals jahre-lang gelitten

haben“, so schuldnerberaterin sonja bohlen. die mitarbeiter der schuldnerbe-ratung sorgen zunächst durch eine kontaktaufnahme mit den Gläubigern dafür, dass die be-troffene familie deutlich weniger Zahlungsaufforderungen und drohschreiben erhält. außerdem wird zusammen mit dem ratsu-chenden eine Perspektive für ei-nen ausweg aus der scheinbar ausweglosen situation gesucht. schuldnerberatung ist somit mehr als eine reine schuldenre-gulierung.

nachfrage auf hohem niveau

2010 suchten 345 Personen hilfe und unterstützung bei der schuldnerberatungsstelle des caritasverbandes für den Land-kreis emsland. damit ist die nachfrage auf dem hohen niveau der letzten Jahre geblieben.

...dann sucht die Schuldnerberatung der Caritas nach

neuen Perspektiven

helfen, wenn der schuh drückt (v.l.): andreas hackling, Gisela fühner, sonja bohlen, martina Joostberends. foto: caritas

bild: hauke, 8 Jahre

Page 14: Jahresbericht der Caritas Emsland 2010

menschen in not14 menschen in not

Jugendliche Wohnungslose im Altkreis Meppen

In den vergangenen Jahren suchten vermehrt junge Men-schen unter 25 Jahre Hilfe und Unterstützung bei ambu-lanten Wohnungsloseneinrichtungen der Caritas. Dieser Trend ist auch in der ambulanten Wohnungslosenhilfe Meppen zu verzeichnen: Gab es 2009 noch knapp 18 Prozent Anfragen von Menschen unter 25 Jahren, so waren es 2010 bereits 21 Prozent. Die Jugendlichen, die die Unterstützung der Wohnungslosenhilfe in Anspruch nehmen, haben meist keine abgeschlossene Schul- oder Ausbildung.

Jung,

ohne Chance

ohne Wohnung,

Altkreis Meppen Nils T. (Name geändert) lebt mit seinen 20 Jahren bereits seit drei Jahren auf der Straße. Dabei sah es bei Nils am Anfang nicht nach einer Wohnungslosigkeit aus: Als „mittleres“ Kind mit drei Geschwistern aus sogenanntem „gutbürgerlichem“ Haus verlief seine Kindheit bis zum 12. Lebensjahr ohne Probleme. Erst mit der Pubertät veränderte sich Nils: Er traf sich immer häufiger mit älteren Jugendlichen am Skater-platz, blieb der Schule fern, kiffte, trank Alkohol und begann kleinere Diebstähle. Nils entfremdete sich immer mehr von seinen Eltern und früheren

Freunden. Während seine Eltern dies zuerst ver-drängten, mussten sie sich eingestehen, dass et-was mit Nils geschah, auf das sie keinen Einfluss mehr hatten. Nachdem Strafen und andere Dis-ziplinarmaßnahmen erfolglos blieben, wurde er aufgrund seines steigenden Alkohol und Drogen-konsums mit 15 das erste Mal in die Kinder - und Jugendpsychiatrie eingewiesen. Dort stellten die Ärzte eine schizophrene Persönlichkeitsstörung fest. Mit 17 verschwand Nils schließlich nach ei-nem heftigen Streit mit seinen Eltern aus seinem Elternhaus und lebt seitdem auf der Straße.

foto

: car

itas

Page 15: Jahresbericht der Caritas Emsland 2010

menschen in not 15

wohnunGsLosenhiLfe

der schutzort für kinder und Ju-gendliche ist die familie. in der Zeit der Pubertät testen viele kin-der und Jugendliche ihre Gren-zen aus – für viele familien eine große herausforderung. wenn zusätzliche belastungen wie alkoholprobleme, sucht oder krankheit hinzukommen, führt dies häufig zum bruch innerhalb der familie. nach den geltenden regelleistungen des sozialge-setzbuches ii (sGb) werden alle 18- bis 25 jährigen dem haushalt der eltern zugerechnet. der be-zug einer eigenen wohnung mit staatlicher finanzieller hilfe ist in der regel ausgeschlossen.

belastung bei familien

so ist es für die Jugendlichen und den familien in vielen fällen schwer, eine adäquate hilfe in dieser notsituation zu erfahren. dabei ist es gerade in solchen situationen wichtig, die in not geratenen familien zu unterstüt-zen, denn anders als erwachse-ne benötigen Jugendliche und junge erwachsene eine beson-dere art der hilfe. vielfach sind sie durch besondere vo rkomm-

nisse und erlebnisse in ihrer entwicklung verzögert, so dass sie die erfordernisse und nötigen schritte nicht oder kaum bewerk-stelligen können. die Jugendlichen fliehen vor unhaltbaren häus-lichen Zuständen oder werden vor die tür ge-setzt. dort sind sie dann auf sich selbst gestellt oh-ne ausbildung und oh-ne Job. auf der straße geraten sie nicht selten in situationen, die von Gewalt und missbrauch geprägt sind. hier muss umfassende hil-fe frühzeitig und ganzheitlich ori-entiert sein. allerdings fallen immer wieder Jugendliche durch das sozia-le netz, weil die Zuständigkeit nicht klar geregelt ist.

altkreis meppen. arme und wohnungssuchende men-schen im altkreis meppen haben es schwer, eine woh-nung zu finden, denn für sie gibt es nur sehr wenige bezahlbare wohnungen. immer mehr menschen sind hier von wohnungs-losigkeit betroffen, leben in behelfsunterkünften wie baracken, wohnwa-gen, Gartenlauben oder kommen zeitweise bei freunden, bekannten

oder verwandten unter. der bedarf an singlewoh-nungen ist in der vergangenheit stetig gestiegen. das Problem: der vorhandene wohnraum reicht nicht aus, neue wohnun-gen werden nicht in ausreichen-der Zahl geschaffen. „wir brauchen in meppen eine soziale wohnraumplanung und –förderung, durch die ein aus-reichender wohnungsbestand sichergestellt wird“, so wilhelm berkenheger von der woh-nungslosenhilfe des caritasver-bandes emsland.

heizkosten nicht bezahlbar

„wenn wir mit unseren klienten nach intensiver suche eine woh-nung gefunden haben, stehen wir vor dem nächsten Problem: oftmals sind die wohnungen alt und in einem schlechten bauli-chen Zustand. die mangelnde isolierung schafft extrem hohe heizkosten, die von den bewoh-nern oft nicht bezahlt werden können, da sie die obergrenzen der als angemessen festgeleg-ten Leistungen für unterkunft und heizung überschreiten“, so berkenheger weiter.

menschen in not

hauptsache trocken: die unterkunft für die nächste

nacht.

foto: caritas

Wohnst Du noch oder

harzt Du schon?

Wohnungsnotstand im

Altkreis Meppen

die Zahl der jugendlichen wohnungslosen ist 2010

gestiegen. Grafik: m.Löning

Page 16: Jahresbericht der Caritas Emsland 2010

menschen in not16

foto: m.Löning

Gute Sachen zu Schnäppchenpreisen

Page 17: Jahresbericht der Caritas Emsland 2010

menschen in not 17

soZiaLes kaufhaus mePPen

im meppener sozialen kaufhaus finden auch menschen mit klei-nem Geldbeutel gute kleidung und haushaltswaren

mePPen Gebrauchte kleidung, schuhe, hausrat, kindermöbel, spielzeug, bücher und cd´s – das warenangebot des sozialen kaufhauses (soka) in meppen ist vielfältig. der caritasverband für den Landkreis emsland stellt sich mit diesem angebot an die seite der menschen, die unter-stützung brauchen. für immer mehr menschen ist es schwierig, gute kleidung, einen kinderwa-gen oder spielzeug zu kaufen. es fehlt einfach das Geld. hier setzt die idee des sozialen kauf-hauses an: Gute sachen zu sehr günstigen Preisen - möglich gemacht durch spenden. das soziale kaufhaus in meppen wird ge-meinschaftlich vom sozialdienst katholi-scher männer emsland mitte e.v. (skm), dem sozialdienst katholischer frauen (skf) in meppen und dem caritasverband betrieben. die Geschäfts-führung obliegt dem skm emsland mitte.

Gespendete waren

die waren sind spenden von meppener bürgern, der einkauf ist deshalb so günstig. beim sozialen kaufhaus geht es aber nicht nur um den günstigen ein-

kauf. hier bekommen arbeitslose menschen mit hilfe von arbeits-gelegenheiten eine sinnvolle be-schäftigung und die chance auf die vermittlung eines arbeits-platzes auf dem ersten arbeits-markt. mittlerweile konnten vier sozialversicherungspflichtige ar-beitsplätze geschaffen werden. daneben helfen täglich rund 40 ehrenamtliche im sozialen kauf-haus. sie bereiten die waren auf, zeich-nen Preise aus, verkaufen und halten den kontakt zur kund-schaft. einen weiteren r a b a t t

von 30 Pro-zent auf die schon ohne-

hin günstigen Preise bekommen meppener bürger, die wohngeld oder andere Leistungen erhalten. „der bedarf an sozialen kauf-häusern ist da und hält auch wei-terhin an“, weiß marcus drees, Geschäftsführer des caritasver-

bandes emsland. früher gab es für sozialhilfeempfänger, die ei-nen neuen wintermantel benö-tigten, zusätzliche mittel. diese gibt es heute nicht mehr: immer mehr menschen müssen von dem Geld, das sie monatlich zur verfügung haben, etwas sparen, um sich den wintermantel kau-fen zu können. diese Lücke, zwi-schen dem tatsächlichen bedarf und den vorhandenen möglich-keiten, versuchen caritas, skm und skf unter anderem durch

das soziale kaufhaus in meppen zu schlie-ßen.

schnäppchenjäger

das soziale kauf-haus ist aber nicht nur für menschen mit wenig ein-kommen, auch schnäppchen-jäger können auf ihre kos-ten kommen. dabei unter-stützen viele m e p p e n e r bürger das kau fhaus d u r c h sach- und

Geldspenden, wie auch durch ihr ehrenamtliches engagement oder einfach durch ihren einkauf im soka.Große unterstützung bei der Gründung des kaufhauses ha-ben die kooperationspartner von der stadt meppen und dem Landkreis emsland erfahren, die dazu beitrugen, das soka zu er-öffnen.

mehr als nur gute und günstige gebrauchte kleidung bietet das „soka“ in mep-

pen und nicht nur für menschen mit kleinem Geldbeutel. foto: m.Löning

foto: m.Löning

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„Ich hatte ständig Angst, auf der Straße zu landen“ (Jutta Berger)

Die Allgemeine Soziale Beratung ist Anlaufstelle für Menschen in Not

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aLLGemeine soZiaLe beratunG

„vorbei ist es noch nicht, aber ich glaube, ich kann mittlerweile da-mit besser umgehen“, sagt Jutta berger. die 53 -jährige sitzt in der sprechstunde der caritas-bera-terin marlene dreyer, um über die finanzierungsprobleme der be-vorstehenden klassenfahrt ihrer 17-jährigen tochter zu sprechen.

Landkreis emsLand Jutta berger ist nach der scheidung von ihrem mann vor einigen Jah-ren alleinerziehend, der vater ih-rer tochter weigert sich seitdem unterhalt zu zahlen, die mutter kann schließlich ihre rechnungen nicht mehr begleichen. ihre ängste führen sie in eine tie-fe depression. ihre tochter be-kommt Probleme in der schule: „es war einfach zu viel seelischer schmerz: die hartherzigkeit mei-nes mannes, die sorge um das finanzielle und um meine tochter. ich hatte ständig angst, bald auf der straße zu landen. das mach-te mich total fertig!“, so die

53-Jäh-r i g e h e u t e . sie sucht sich hil-fe bei der all-gemeinen s o z i a l e n b e ra t ung (asb), fin-det hier ein offenes ohr: „ich konnte beim ersten Gespräch in ruhe meinen kummer von

der seele reden. das war etwas, was mir sehr gefehlt hatte: Je-mand, der mir zuhört, mich nicht vorverurteilt und mich ermutigt, ein neues Leben aufzubauen“, erklärt Jutta berger. „ich muss-te frau berger häufig beruhigen, weil sie sich selbst immer wieder stark unter druck setzte. die er-wartungshaltung gegenüber sich selbst war relativ hoch“, ergänzt asb-beraterin marlene dreyer.

ansprüche runter geschraubt

mittlerweile hat die erzieherin ihre situation besser im Griff: „ich ha-be mich mit dem „nachehelichen“ statusverlust abgefunden. dass ich hartz iv- empfängerin bin, ist mir sehr peinlich und ich versu-che, dies möglichst zu verheim-lichen. ich musste lernen, meine ansprüche auf das Geringste herunter zuschrauben. viele ak-tivitäten kann ich aus finanziellen G r ü n d e n

im bekanntenkreis nicht mitma-chen, was zu einer gewissen so-zialen isolation führt.“ so wie Jut-ta berger haben im vergangenen Jahr 448 frauen und 122 männer hilfe bei der asb gesucht. insge-samt waren über 900 kinder mit betroffen.

individuelle Lösungen

von den insgesamt 570 men-schen, die bei der asb im ems-land hilfe gesucht haben, waren 270 alleinerziehend. hilfesuchen-de können sich in meppen, Lin-gen, Papenburg und sögel an die kolleginnen der asb wenden. Zudem gibt es außensprechstun-den im haus der sozialen dienste in haren, im sozialen kaufhaus in freren und im mehrgenerationen-haus in Lingen. meist finden die mitarbeiterin-nen der asb zusammen mit

dem ratsuchen-den Lösungsmög-lichkeiten. so wie bei Jutta b. die 53-jährige hat ei-nige fortbildun-gen gemacht und arbeitet seit kurzem wieder als erzieherin auf geringfügi-ger basis. es macht ihr viel spaß in ihrem neuen aufga-b e n g e b i e t , obwohl es höhen und tiefen gibt. davon pro-fitiert auch ihre tochter. marlene dreyer (rechts) hat stets ein offenes ohr für die belange der hilfe-

suchenden.

foto: michael Löning

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foto: P. reinäcker / Pixelio

Wenn der Partner schlägt...

Frauen aus allen gesellschaftlichen Schichten sind von häuslicher Gewalt betroffen. Rat und Hilfe wissen die Mitarbeiter der Caritas in Papenburg.

Mit der Stadt Papenburg und dem Landkreis Emsland bietet der Caritasverband Emsland in Papenburg Hilfe für Menschen, die von häus-licher Gewalt bedroht oder betroffen sind. Be-troffene können sich über ihre Rechte und Hilfe-möglichkeiten informieren und finden hier Hilfe.

Papenburg Häusliche Gewalt ist die Gewalt zwi-schen erwachsenen Beziehungspartnern. Ge-walt wird vom Partner eingesetzt, um den an-deren zu kontrollieren und Macht auszuüben.

Meist sind Frauen Opfer von häuslicher Gewalt. Kinder leiden bei häuslicher Gewalt mit. Sie, die die Gewalt ihrer Eltern miterlebt haben, sind in ihrer Selbstwahrnehmung und Sozialverhalten beeinträchtigt, haben Hemmungen, sind kon-taktscheu und fallen durch distanzloses Verhal-ten auf. Durch die zum Teil über lange Jahre verübte Ge-walt ist das Selbstwertgefühl der Frauen stark reduziert, sie fühlen sich als Versagerin und wert-los, so wie bei Anita W:

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häusLiche GewaLt

bürokauffrau anita w. (name ge-ändert) ist 38 Jahre alt und hat zwei kinder, manuel (8 Jahre) und sina (12 Jahre). seit 15 Jahren ist sie verheiratet. als anita w. schwanger war, bezweifelte der Lebensgefährte, dass das kind von ihm sei. er warf ihr vor, ihn be-trogen zu haben, obwohl das aus ihrer sicht völlig absurd war. im streit schlug der Lebensgefährte anita w. zum ersten mal, sie war schockiert.

immer wieder tadel

als er realisierte, was er getan hatte, entschuldigte er sich und schwor, dass so etwas nie wieder passieren würde. anita w. glaubte ihm und schwieg. als sina auf der welt war, wurde es noch schwie-riger, den anforderungen des Le-bensgefährten zu genügen. ob-wohl frau w. sich sehr bemühte, gelang es ihr nicht immer, das essen zur gewünschten Zeit am tisch stehen oder die wohnung tadellos aufgeräumt zu haben. ihr mann fand immer wieder etwas, was ihm nicht passte und be-schimpfte sie. immer öfter schlug er sie. danach entschuldigte er sich und brachte ihr blumen oder andere Geschenke. beim zweiten kind wiederholten sich die vor-würfe, frau w. sei fremdgegan-gen.

ausreden für den mann

oft hat anitas freundin, die die hämatome bemerkt hatte, ihr geraten den Lebensgefährten zu verlassen. doch es gibt immer wieder Gedanken und fragen in ihrem kopf, die sie daran hin-dern, sich zu trennen: „er ist ja nicht immer so.“ „die kinder brau-

chen einen vater.“ „er hat gesagt, dass er mein Le-ben zerstören werde, wenn ich ihn verlasse; viel-leicht macht er sei-ne drohung wahr!“ „alle werden mir die schuld am scheitern unserer beziehung ge-ben.“

schlechtes Gewissen

häufig haben frauen, die von häuslicher Gewalt be-droht sind, ein schlechtes Gewissen, wenn sie gegen den täter (ehemann) vorgehen und sind überfordert, entscheidungen für ihr eigenes Leben und das ih-rer kinder zu treffen. außerdem fürchten sie sich davor, die kinder aus ihrer gewohnten umgebung zu reißen und ihnen nicht mehr alles wie bisher bieten zu können.

hilfe durch beratung

die mitarbeiter des caritasver-bandes sind ansprechpartner für diese frauen. sie bieten Gesprä-che und informieren über rechte- und hilfemöglichkeiten und geben tipps zu sorgerecht / umgangs-recht oder auch zur scheidung / trennung vom Partner. insgesamt 35 frauen und 1 mann mit 71 kindern vom baby bis hin zum er-wachsenenalter haben 2010 das beratungsangebot der caritas in anspruch genommen. die frauen kamen dabei aus allen schichten der Gesellschaft, von der akade-mikerin bis hin zur hartz iv-emp-fängerin. die kolleginnen arbeiten mit anderen sozialen diensten eng zusammen und sind vermitt-

lungsstel-le für das frauen-

und kinderschutzhaus des skf meppen.

du bist unschlagbar

kolleginnen des fachbereichs häusliche Gewalt beteiligten sich 2010 an der Jahreskampagne „du bist unschlagbar“ des kri-minalpräventionsrates. weiterhin wurde zum thema häusliche Ge-walt mit aktionen an schulen, auf wochenmärkten, auf Lehrer- und erzieherinnenfortbildungen und in kitas informiert und aufgeklärt. „wir haben in 2010 vermehrt an-fragen zur häuslichen Gewalt von den mitarbeiterinnen aus den ein-richtungen bekommen“, weiß Ga-briele middendorf.

eigener fachdienst

ab 2011 wird die häusliche Ge-walt ein eigenständiger fach-dienst mit dem namen „beratung und unterstützung bei häuslicher Gewalt“ sein. dabei soll die Zu-sammenarbeit mit einrichtungen wie die skf frauen- und kinder-schutzhäuser weiter gefestigt und vertieft werden.

steht frauen, die geschlagen werden, mit rat und tat

zur seite: Gabriele middendorf. foto: caritas

foto: P. reinäcker / Pixelio

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foto: P. reinäcker / Pixelio

Papenburg Die Kur- und Erholungsberatung des Caritasverbandes für den Landkreis Emsland stärkt Mütter und Väter und bietet Hilfe weit über die Kurmaßnahme hinaus. Ein wichtiger Schritt dabei ist die Kurnachsorge, die für eine nachhal-tige Wirkung der Kur sorgt. Meist kommen die Mütter gesundheitlich erholt aus einer stationären Reha- und Vorsorgemaß-nahme. Die guten Vorsätze zur Stressvermei-dung während der Kur prallen zu Hause auf die Anforderungen des Alltags. Um sich Zeitfenster zu schaffen, benötigen die Mütter einen festen Willen zur Umsetzung und die Unterstützung der Familie. Nur so kann die Wirkung der Maßnahme lange anhalten. Ein wei-terer Schritt für eine nachhaltige Wirkung einer Kur ist die ambulante Nachsorge. Sie ist fester Bestandteil der sogenannten Therapeutischen

Kette: Beratung und Information – stationä-re Maßnahme in einer Klinik – Nachsorge. Alle Frauen einer Vorsorge- und Rehamaßnahme werden zur Nachsorge eingeladen, 2010 haben 146 Frauen im Emsland dieses Angebot ange-nommen, das sind ungefähr ein Viertel aller Müt-ter die in Kur waren. „Die Nachsorgebetreuung der Mütter ist uns im-mer ein besonderes Anliegen. Deshalb bieten wir zusätzlich zur Einzelberatung in Papenburg Kur-se zum Thema Stressverarbeitung, Bewegung und Entspannung an“, so Angelika Schmid-Aei-kens Kurberaterin der Caritas. Das letzte Nachsorgewochenende fand im No-vember 2010 in der Historisch-ökologischen Bil-dungsstätte in Papenburg statt. Auch manche Kurhäuser bieten in den Wintermonaten Nach-sorgewochenenden an.

„Ich kann jetzt Arbeit abgeben“Anna Müller, Hausfrau

Kurnachsorge ist für eine nachhaltige Wirkung ein wichtiger Schritt der Hilfe zur Selbsthilfe

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kurberaterin angelika schmid-aeikens sprach mit anna müller (name geändert) über ihre erfah-rungen mit der kur und der kur-nachsorge.

Wie war Ihre Kur, konnten Sie „Den Akku wieder aufladen“?

müller: so erschöpft wie ich die kur angetreten habe, kann sich das ergebnis sehen lassen! sie hat wirklich geholfen meinen ak-ku wieder aufzuladen, ich bin vol-ler neuer energie.

Wie fühlen Sie sich jetzt? Hat die gewonnene Energie ange-halten?

müller: im Grunde reicht die ge-wonnene energie bis heute, ein Jahr danach. im alltag gibt es „Zeitdiebe“, die mich wieder ein-holen. ich bin mit einem guten Gefühl / einem guten konzept aus der kur gekommen und konnte auch schon etwas davon umsetzen. am anfang war es so, dass ich nach hau-se kam und mein mann von meinen änderungs-w ü n s c h e n nicht viel ge-halten hat. da musste ich mich durchset-zen. ich nehme mir meine freie Zeit mittlerweile und sage: „bis hierhin und nicht weiter!“ und ich krieg meine män-ner (ehemann

und vier Jungs) jetzt mehr ans ar-beiten. ich will nicht 24 stunden am tag alleine im haushalt arbei-ten. und komischerweise funktio-niert es ebenso gut wie vorher!

Was hat Ihnen an der Kurnach-sorge gefallen, was geholfen?

müller: an dem nachsorgewo-chenende hat sich jeder selbst einen brief geschrieben, zur er-innerung an die guten vorsätze. diesen brief bekamen wir sechs wochen später zugeschickt. ich werde ihn zu einem späteren Zeit-punkt noch mal genießen. das kreative angebot, die erstellung einer kollage zum thema meiner inneren kraftquellen hängt oben bei uns im Zimmer. dort blicke ich oft drauf!

Wie konnten Sie an das Kur-nachsorgewochenende teilneh-men?

müller: als erstes habe ich bei mei-ner schwie-

germutter angerufen und nach unterstützung gefragt. sie steht hinter mir und sagte, dass ich mir das wochenende frei nehmen müßte und sie sich um meinen mann und die kinder kümmert.

Was haben Sie nach der Kur ge-ändert, was hat funktioniert?

müller: ich habe unheimlich viel geändert. ich habe mich weiter nach vorne gestellt. das find ich sehr wichtig, das war vorher gar nicht möglich. ich habe immer nur gedacht: ich muss funktionieren, ich muss funktionieren. dadurch bin ich nun wachgerüttelt worden, jetzt kann ich arbeit abgeben. ich habe mich soweit organisiert, dass meine männer jetzt mit an-packen. mein mann geht zum beispiel einkaufen und die kinder bringen den müll an die straße, das ist jetzt alles besser organi-siert und es klappt. alleine hätte ich nicht gewusst, wie ich aus die-

sem tal wieder hoch kom-me. ich hab gepaddelt und gepaddelt, aber es war alles zwecklos, es kam immer noch etwas obendrauf. es hat gut getan, zu über-prüfen: wo stehe ich, wo möchte ich hin, was kann ich ändern? wobei ich dazu sagen muss, ich war so er-schöpft, ich habe die erste woche fast nur geschlafen. das hat mir so viel kraft und wieder neue impulse gegeben, die batterie ist endlich wieder aufgeladen. deswegen war diese kur unheimlich wich-tig für mich.

kur- und erhoLunGsberatunG

anna müller hat ihren weg gefunden, auch im alltag ihre akkus wieder aufzula-

den.

foto: angelika schmid-aeikens

foto: P. reinäcker / Pixelio

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foto: uta wieland / Pixelio

Eltern auf

Probe sein

Die Schwangerschaftsberatung des Caritasverbandes für den Landkreis Emsland leistet mit Säuglingssimulatoren

Aufklärung und praktische Präventionsarbeit

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Landkreis emsland vor allem schülerinnen im alter von 15 bis 18 Jahren nehmen das angebot des „elternpraktikums“ an. das „elternprakti-kum“ ist teil der Präven-tionsarbeit der schwan-gerschaftsberatung und in ein pädagogisches konzept eingebunden. die mitarbeiterinnen informie-ren Jugendliche, die in die beratungsstelle in Papen-burg kommen und gehen in schulen und Jugendgruppen, um dort vor ort Präventionsar-beit zu leisten. „häufig können Jugendliche noch nicht über-blicken, was es bedeutet, vater oder mutter zu sein. notwendi-ge fähigkeiten sind noch nicht ausgebildet, emotionale, soziale, zeitliche und finanzielle möglich-keiten reichen bei Jugendlichen nicht aus“, weiß elisabeth Lem-beck. bevor Jugendliche „eltern auf Probe“ werden können, müs-sen sie intensiv auf ihre aufgabe vorbereitet werden.

säuglinge bestimmen alltag

bei der vorbereitung auf das „el-ternpraktikum“ wird insbesondere auf die bedürfnisse der säuglin-ge eingegangen, in Gesprächen über elternschaft, verantwortung und die frage nach dem kinder-wunsch müssen sich die „eltern auf Probe“ intensiv mit diesen themen auseinandersetzen. „die babysimulatoren sollen nicht ab-schreckend sein, sondern sie sollen bewusst machen, welche verantwortung ein kind mit sich bringt“, sagt Lembeck. damit das klappt, reagieren die simulatoren dank modernster technik wie

echte babys.

auswertung nach Praktikum

nach drei bis vier tagen „eltern auf Probe sein“, schalten sich die simulatoren selbstständig ab und müssen wieder abgegeben wer-den. bei den anschließenden Ge-sprächen findet eine auswertung des Praktikums statt, bei dem sich 2010 herausstellte, dass vie-le schülerinnen den babywunsch zurückstellten. „die schülerinnen haben erkannt, dass ein säugling durch verantwortung und versor-gung im alltag viel Zeit benötigt und wollen meist vorerst dann kein baby mehr bekommen“, weiß Lembeck.

intensive begleitung

die schwangerschaftsberatung der caritas steht nicht nur jun-gen frauen zur seite: 2010 ha-ben insgesamt 450 frauen die beratungsstellen in Papenburg und sögel aufgesucht. von die-sen 450 frauen waren rund ein-hundertvierzig frauen entweder

alleinerziehend oder lebten mit ihren kin-dern noch bei den el-tern. unterstützen und helfen konnten die mitarbeiterinnen der schwangerschafts-beratung diesen frauen bei der ver-mittlung von finan-ziellen hilfen, der wohnungssuche oder auch bei der begleitung nach der Ge-burt des kin-

des. hier gab es unterstützung bei antragsstellun-gen, versorgung in krankheitssi-tuationen der mutter oder bei der vermittlung von tagespflege oder ähnlichen angeboten. rund 40 der hundertvierzig frauen waren ohne jeglichen familienanschluss und bedurften besonders intensi-ver begleitung.

frühe hilfen

im september 2010 startete emslandweit das Projekt „frühe hilfen“ der schwangerschaftsbe-ratung, der allgemeinen sozialen beratung und der sozialpädago-gischen familienhilfe. das Ziel des Projektes in Papenburg / sögel ist es, insbesondere junge mütter und schwangere frauen durch Gruppenarbeit aus der isolation herauszuholen und ihnen be-gleitung und hilfsmöglichkeiten an die hand zu geben. „mit hilfe verschiedener kooperationspart-ner versuchen wir, insbesondere für diese Zielgruppen ein starkes netzwerk aufzubauen, auf das diese frauen zurückgreifen kön-nen“, so elisabeth Lembeck.

schwanGerschaftsberatunG

foto: uta wieland / Pixelio

hilfe und unterstützung gerade in der Zeit nach der Geburt ist für viele

familien wichtig.

foto: ich / Pixelio

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foto: P. reinäcker / Pixeliofoto: caritas

Für einen Tag den Alltagsproblemen entfliehen

Das alljährliche Sommerfest der Sozialpädagogischen Familienhilfe war ein voller Erfolg

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foto: P. reinäcker / Pixelio

auf den letzten schultag vor den sommerferien freuen sich alle fa-milien, die von der sozialpädago-gischen familienhilfe (sPfh) be-treut wurden und werden. denn einmal im Jahr gibt es ein großes sommerfest für alle. Papenburg. die sPfh in Papen-burg hatte rund 70 mütter, väter und kinder aus dem gesamten altkreis aschendorf-hümmling zum sommerfest e i nge-l a d e n . J e d e f a m i l i e m u s s t e ihren teil zum fest beitragen: es wurden salate, dips und andere köst l ichkei-ten vorberei-tet, spielgerä-te und stände auf-und abge-baut. „das som-merfest ist ein wichtiges ereignis für viele familien, um zumin-dest für einen tag aus ihrer iso-lation herauszukommen und den Problemen des alltags zu entflie-hen“, weiß maria schürmann.

busfahrt ermöglicht teilnahme

das herausführen von familien aus der sozialen isolation ist nur eine der vielfältigen aufgaben der sPfh: beratung in erziehungs-fragen und die unterstützung in der existenzsicherung gehören ebenso zum aufgabenfeld. damit alle familien an dem großen fest teilnehmen konnten, wurde eine busfahrt organisiert und so viele

familien von zu hause abgeholt: „die busfahrt hat es vielen famili-en überhaupt erst ermöglicht, am fest teilzunehmen. die gemein-same fahrt hatte schon aus-flugscharakter und hob die stim-mung bei den familien“, so anne hoppe vom sPfh-team. mög-lich geworden war die busfahrt

durch die unterstützung

des Papenburger kinderschutz-bundes, der sowohl die fahrt fi-nanzierte, als auch spielgeräte für die kinder zur verfügung stell-te. „insgesamt ist unser großes sommerfest trotz aller umfang-reichen vorbereitungen von un-serer seite aus ein voller erfolg“, resümiert birgit berssen von der sPfh.

wohnungssuche

nicht immer ist es einfach, den familien zu helfen. ein schwer-punkt der sPfh-arbeit lag 2010 in der wohnungssuche, da es für hartz iv empfänger in Papenburg nur wenig bezahlbaren wohn-

raum gab.

stabilisierende faktoren

Zudem standen die drei kollegin-nen der sPfh den familien un-terstützend zur seite, in denen ein elternteil zum beispiel sucht- oder psychischkrank geworden ist und daher zumindest zeitwei-se mit der erziehung der kinder überfordert war. “wir versuchen in solchen fällen stabilisierende faktoren zu schaffen. auffällig dabei ist, dass der anteil der psychisch- oder suchtkranken elternteilen in der sPfh zu-genommen hat“, weiß schür-mann. „dabei ist dies nicht nur in 2010 zu verzeichnen, sondern eher als schlei-chender Prozess zu se-hen“, ergänzt anne hoppe. die idee zu diesem tollen sommerfest ist bei den treffen der sPfh-Grup-pen entstanden, die sich

einmal im monat im niels-stensen-haus in Papenburg und im Jakobus-haus in sögel treffen.

erstes Grillfest

als besondere attraktion des jährlichen sommerfestes fand ein gemeinsames Grillen statt. drei sozialarbeiterinnen des ca-ritasverbandes für den Landkreis emsland unterstützten mit der sozialpädagogischen familienhil-fe im vergangenen Jahr 33 fami-lien mit rund 78 kindern. Ziel der ambulanten hilfsmaß-nahme ist es, eltern im häusli-chen umfeld zu unterstützen, sie in ihren erziehungsfähigkeiten zu stärken und Lösungsmöglichkei-ten direkt und praxisnah umzu-setzen.

soZiaLPädaGoGische famiLienhiLfe

wer wollte, konnte sich beim großen Grillfest auch das Gesicht mit verschie-

denen motiven schminken lassen.

foto: caritas

foto: caritas

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foto: d. schütz / Pixelio

Wenn Schüler auf Senioren treffen...

...gibt es viel zu erzählen.

Eine neue Kooperation zwischen dem Caritas-Seniorenzentrum Haus Simeon und der Schule am Schloss in Sögel fördert den Austausch der GenerationenSögel.Das gegenseitige Verständnis füreinander zu wecken - das war die Idee bei den Planungen für die neue Kooperation zwischen den Schülerin-nen der neunten und zehnten Klasse der Schule am Schloss in Sögel und dem Caritas-Senioren-zentrum „Haus Simeon“ in Sögel. Erste Vorüber-legungen wurden von der Schulsozialarbeiterin Sandra Brinkhaus bereits Mitte 2010 getroffen.

Sandra Brinkhaus zeichnet sich in Zusammenar-beit mit Sonja Becker vom Seniorenzentrum Haus Simeon für ein neues Konzept verantwortlich. Das Ergebnis der Planungen in 2010 war schließlich eine Schülerfirma, die für die Kooperation zwi-schen Seniorenzentrum und Schule ins Leben ge-rufen wurde. Rund zwei Stunden wöchentlich soll ab Februar 2011 eine kleine Gruppe von maximal acht Schülern die Senioren besuchen, um ihnen Geschichten vorzulesen, mit ihnen zu spielen oder spazieren zu gehen. „Was genau die Schüler ma-chen wollen, ist individuell planbar“.

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familie & Gesundheit 29

schuLsoZiaLarbeit

schüler bringen sich ein

die schüler können sich mit ih-ren eigenen ideen individuell ein-bringen, wenn zum beispiel die schüler den senioren den um-gang mit Pc vertraut machen wollen, ist dies kein Problem“, so brinkhaus. „wichtig ist dabei zu betonen, dass die schüler keine pflegerischen tätigkeiten übernehmen werden“, so ingrid wotte, Leiterin des haus sime-on in sögel.

austausch der Generationen

„es soll ein austausch der Generationen stattfinden, die jungen Leute sollen von den senioren lernen und auch umgekehrt, die senioren von den Jugendlichen. wichtig ist uns, das für beide Gruppen das ge-genseitige verständnis geweckt wird“, so wotte weiter. von der betreuung durch die schüler sollen vor allem die seni-oren im haus simeon profitieren, die keine oder nur wenige ange-hörige haben. schulsozialarbei-terin sandra brinkhaus betreut die Jugendlichen, ist eine brücke zwischen der schule am schloss und dem haus simeon. finanziell unterstützt wird die kooperation durch die Pastor-Josef-meyer stiftung.

start ab februar 2011

Praktischer start des Projekts ist im februar 2011, dann wird die erste Gruppe Jugendlicher ihren ersten besuch im haus sime-on abstatten. die schulsozialar-beit der caritas bietet ein weites spektrum an angeboten:

streitschlichtung

bei streitsituationen agiert san-dra brinkhaus als streitschlichte-rin. wenn unter zwei streitpartei-en der schüler beide seiten so eingefahren sind, dass es in der klärung nicht weitergeht, ist es für die Jugendlichen oftmals eine gute sache, wenn jemand von außen auf den konflikt schauen kann und zwischen beiden Par-teien vermittelt.

kooperation mit eltern

bei der beratung, begleitung und weitervermittlung übernimmt sandra brinkhaus in einzelfällen die persönliche begleitung, das heißt sie kooperiert mit eltern, aber auch mit dem Jugendamt. äußern sich kinder und Jugendli-che zu familiären Problemen, bie-tet sie den eltern hilfe an und ver-mittelt sie eventuell sogar weiter,

bzw. legt ihnen hilfreiche angebote ans herz. „dafür ist es sehr gut, dass ich als caritas-mitarbeiterin auf das netzwerk der caritas zurückgrei-fen kann, da ich so kurze wege zu den einzelnen fachdiensten wie zum beispiel suchtberatung oder allgemeine soziale bera-tung habe“, weiß brinkhaus.

organisation Ganztagsschule

ein weiterer schwerpunkt in der arbeit der schulsozialarbeit liegt in der organisation der durchfüh-rung der Ganztagsschule. „diese macht einen großen teil meines nachmittages aus. ich organisiere neue aG’s, ent-wickle das angebot weiter und führe neben der hausaufgaben-betreuung und dessen organi-sation auch die offene betreuung am nachmittag durch“, so brink-haus.foto: d. schütz / Pixelio

schon vor dem offiziellen start der schülerfirma kamen interessierte schüler ins haus simeon in

sögel, um die senioren kennen zu lernen.

foto: caritas

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Gemeindecaritas und freiwilligenarbeit30

foto: P. reinäcker / Pixelio

Gemeinsam solidarisch handelnDiakonie im Lebensraum der Menschen

Die Stärkung und die weitere Vertiefung der systematischen Zusammenarbeit zwischen dem Caritasverband für den Landkreis Emsland und dem Dekanat Emsland-Mitte, ist der Arbeitsauftrag des Fachbereiches Gemeindecaritas und Freiwilligenengagement. Entstanden aus dem Projekt „Gemeinsam solidarisch handeln – Gemeinde und Caritas im Dekanat Meppen“ engagieren sich Annegret Lucks (Fachbereich Gemeindecaritas und Freiwilligenengagement Caritas) und Diakon Georg Quednow (Mitarbeiter des De-kanates) für verschiedene praxisnahe Projekte.

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Gemeindecaritas und freiwilligenarbeit 31

dekanat emsLand mitte. Gemeinsam ist man stark und in funktionierenden netzwerken kann den menschen besser ge-holfen werden: Georg Quednow und annegret Lucks haben 2009 damit begonnen, die vernetzung zu systematisieren. beide arbei-ten nach dem „lebensraumorien-tierten ansatz“. dieser ansatz geht u.a. davon aus, dass sozial gewachsene unterstützungsressourcen wei-ter abnehmen oder nicht ausrei-chend vorhanden sind. deutlich wird diese entwicklung daran, dass in vielen orten menschen leben, die in konflikt- oder Prob-lemsituationen, sich häufig alleine überlassen bleiben. nachbarschaften, stadtteile, vereine aber auch kirchen-gemeinden werden bei dem lebensräumlichen ansatz als soziale netzwerke begriffen. unterstützt und gestärkt kön-nen diese sozialen netzwerke für die betroffenen bewohner sinnstiftend, entlastend und hilfreich sein.

Ökumenisches wohnviertelprojekt

viele menschen kennen ihre nachbarn in der straße in der sie leben nicht und interessie-ren sich nicht für andere. in dem ökumenischen, lebensraumo-rientierten wohnviertelprojekt in meppen-esterfeld arbei-ten betroffene, ehrenamtliche, hauptamtliche mitarbeiter des caritasverbandes und haupt-amtliche pastorale mitarbeiter in der Gemeinde zusammen. männer und frauen aus den ka-tholischen, reformierten und lu-therischen Gemeinden haben über mehrere wochen fast hun-dert haushalte besucht. dabei

lernten sie bewohner kennen, hörten zu, fragten nach sorgen und nöte. sie wollten wissen, was die menschen bewegt. vorbereitet, beraten und begleitet wurde die zwölfköpfige arbeits-gruppe durch annegret Lucks und Georg Quednow. “wir woll-ten herausfinden, was die men-schen brauchen und welche be-wohner wir kaum wahrnehmen und warum das so ist“, so Lucks. die reaktionen auf die besu-che bei den menschen waren sehr unterschiedlich: Zuspruch, dankbarkeit oder auch deutliche skepsis waren dabei. „insgesamt gesehen haben wir eine gute resonanz erreicht. es konn-

ten kontakte auch mit nachhal-tiger wirkung aufgebaut werden. wir machen weiter und wollen die nächsten straßenzüge errei-chen“, ergänzt Georg Quednow.

bei dem ökumenischen wohn-viertelprojekt wird nach dem be-währtem dreischritt der christ-lichen arbeiterjugend (caJ): „sehen-urteilen-handeln“ vorge-gangen.

arbeitshilfe sachausschuss

für Pfarrgemeinderäte wurde ei-ne arbeitshilfe für den sachaus-schuss - caritas erstellt. diese arbeitshilfe, gedacht als impuls-geber für Gemeinden, wurde 2010 in Zusammenarbeit mit dem dekanat emsland- mitte und dem caritasverband vom fachbereich Gemeindecaritas und freiwillige-

nengagement umgesetzt.häufig haben neue Pfarrge-meinderatsmitglieder bei der bildung eines caritas-aus-schusses viele fragen und Zweifel. fragen wie „was kommt da auf mich zu? kann ich das eigentlich?“ sollen durch die neue ar-beitshilfe aufgegriffen und gegebenfalls beantwor-tet werden. auf 15 seiten finden die Leser hinweise, was wichtig für die arbeit im caritas-ausschuss ist. die autoren raten dazu, detailliert zu fragen, was in der Gemeinde fehlt und was verändert werden kann. Zudem soll den Le-sern die angst genom-men werden: „wer mit menschen arbeitet, sollte seinen einsatz so gestal-ten, dass er mit seiner aufgabe nicht überlastet

ist“, so annegret Lucks. in einer ersten auflage von 500 stück wird die arbeitshilfe an inte-ressierte vergeben. wer will, kann sich diese auch im internet unter www.caritas-el.de herunterladen.

Gemeindecaritas & freiwiLLiGenarbeit

wer will, kann sich die caritas-arbeitshilfe im internet her-

unterladen. foto: m.Löning

foto: P. reinäcker / Pixelio

Page 32: Jahresbericht der Caritas Emsland 2010

fachambulanz für suchtprävention und rehabilitation32

foto: klicker / Pixelio

Wenn Eltern

trinken...

...sind Kinder

meist mit betroffen

Ein besonderer Schwerpunkt der Fachambulanz Suchtprävention und Rehabilitation Emsland lag 2010 bei Kindern aus suchtbelasteten Familien. Tritt in einer Familie eine Suchterkrankung auf, so sind alle Familienmitglieder davon betroffen, das „System“ Familie kann aus dem Gleichge-wicht geraten.

Meppen In Deutschland sind rund 3 Millio-nen Kinder und Jugendliche von der Suchter-krankung eines oder beider Elternteile betrof-fen – das ist jedes siebte Kind. Wenn Eltern suchtkrank sind, dann kann es den Kindern an

emotionaler Zuwendung fehlen. Die Atmosphä-re daheim ist von Angst und Unsicherheit ge-prägt. Das Risiko dieser Kinder, als Erwachse-ne selber suchtkrank zu werden, ist sehr hoch. Hilfe für Kinder kann nur dann erfolgreich sein, wenn ihre Probleme frühzeitig erkannt werden. Lehrer und Erzieher können es Kindern ermög-lichen, sich sicher und angenommen zu fühlen, ein gesundes Beziehungsverhalten zu erlernen und über Ängste und Nöte zu sprechen. Dieser Umgang mit Kindern erfordert ein hohes Maß an Kompetenz, auch im Kontakt mit den sucht-kranken Eltern. Die Fachambulanz hat dazu eine

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fachambulanz für suchtprävention und rehabilitation 33

schulung für fachkräfte entwi-ckelt, die im täglichen kontakt zu kindern und Jugendlichen ste-hen. Ziel dieser schulung, die im ok-tober 2010 im Ludwig-windhorst-haus erstmals stattfand, ist die vermittlung von grundlegenden kompetenzen und eine reihe von praktischen fertigkeiten im umgang mit betroffenen kindern und deren eltern. insgesamt leb-ten 428 kinder unter 18 Jahren im haushalt bei den von uns be-treuten menschen.

beratung

das vorliegen einer substanz- oder verhaltensbezogenen stö-rung zeichnet sich häufig durch eine ambivalente haltung bei be-troffenen und den angehörigen aus. mit hilfe einer motivierenden Ge-sprächsführung und einer akzep-tierenden haltung des beraters wird es dem ratsuchenden er-möglicht, eine veränderungsbe-reitschaft entstehen zu lassen. die beratung von betroffenen oder angehörigen im umgang

mit suchtmitteln ist indika-tionsgeleitet. Gemeinsam werden wege besprochen, die eine überprüfung des suchtmittelkonsums hin zu einer gesünderen alternative möglich macht.

weitervermittlung in reha

insgesamt wurden in 2010 1451 betreuungen und damit 1156 Personen er-reicht. am ende des be-ratungsprozesses kann die weiter-

vermittlung in eine stationäre oder ambulan-te rehabilitation stehen. die möglichkeit einer sol-chen antragsstellung nutz-ten 2010 über 240 men-schen. insgesamt ist die Zahl der betreuungen auf dem hohen vorjahresniveau geblieben. (2009: 1452 be-treuungen, 1153 Personen)

Pathologisches Glücksspiel

bereits an zweiter stelle steht nach der hauptdiagnose der alkoholabhängigkeit bei unse-ren betreuungen das pathologi-sche Glücksspiel. neben der beratung in der fachambulanz bietet die facham-bulanz eine motivationsgruppe für pathologische Glücksspieler in der Justizvollzugsanstalt (Jva) meppen an. 15 inhaftierte nutzten 2010 dieses angebot, um sich mit ihrer Prob-lematik auseinanderzusetzen. in guter kooperation mit dem diakonischen werk wurde die ambulante medizinische rehabi-litation weiter ausgebaut. dieses behandlungsangebot nutzten 28

menschen (2009: 19).

ambulante medizinische reha

neben den regelmäßigen einzel-gesprächen hat die Gruppe im rahmen der ambulanten medizi-nischen rehabilitation eine wich-tige funktion: die betroffenen können bestehende unsicherhei-ten und soziale ängste abbauen. mit therapeutischer unterstüt-zung werden neue verhaltens-

weisen erarbeitet und erprobt. weiterhin erfolgt hier eine intensive auseinander-setzung mit suchtspezifischen themen. dazu nehmen die Pati-enten wöchentlich an einer the-rapiegruppe teil. darüber hinaus konnte die fachambulanz 2010 weitere indi-kationsgruppen anbieten:

• Rückfallprophylaxe • Basiswissen Sucht• Gruppentraining soz. kompetenz • Depressionsbewältigungsgruppe• Paarseminarinsgesamt wurden 194 ambulante

suchtPrävention & rehabiLitation

foto: klicker / Pixelio

führten die fachkräfteschulung durch: m. feldmann, s. von

melle und c. kröger. foto: LtP

die Zahl der hilfesuchenden mit alkoholproblemen

ist weiterhin sehr hoch. Grafik: m.Löning

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fachambulanz für suchtprävention und rehabilitation34

medizinische rehabilitationen in 2010 durchgeführt. hinzu kom-men noch 69 behandlungen im sinne der kombinationstherapie (kombi nord). diese form der behandlung zeichnet sich durch eine flexible Gestaltung von ambulanten und stationären therapiemodulen aus. Patienten erhalten hier ein behandlungsangebot, welches sich individuell an die Lebenssitu-ation (z.b. beruf) ausrichten lässt. (2009: 190 durchgeführte ambu-lante medizinische rehabilitatio-nen, 52 kombi nord)

haLt-hart am Limit im rahmen des suchtpräventi-onsprojektes „haLt – hart am Limit“ setzte die fachambulanz suchtprävention und rehabilita-tion 2010 mit einer cocktailbar einen neuen akzent auf dem alt-stadtfest in Lingen. Gemeinsam mit Jugendlichen des stadtteil-treffs „stroot“ wurden Jugendli-chen zu einem tausch „cocktail statt alkohol“ animiert. aufgrund der positiven erfahrungen werden

die kollegen der facham-

bulanz in 2011 wie-der dort vertreten sein. „haLt – hart am Limit“ wirkt der entwicklung des exzessiven alko-holkonsums für kinder und Ju-gendliche mit ent-gegen. es hält für junge menschen, die zum beispiel mit einer alko-holvergiftung im krankenhaus be-handelt wurden, angebote vor: mit einverständnis der eltern fin-den zeitnah Gespräche sowie ein „risikocheck“ statt. so können die Jugendlichen ihre Grenzen kennen lernen, um den „kick“ mal anders zu erleben.

netzwerkarbeit

Zum anderen will das Projekt die Grundhaltung gegenüber riskan-tem alkoholkonsum auf allen ge-sellschaftlichen ebenen ändern. dazu arbeitet die fachambulanz im netzwerk der Prävention auf Landkreisebene mit verschiede-

nen akteuren zusammen. insgesamt wurden 2010 rund 18 Jugendliche, die mit einer aku-ten alkoholintoxikation auffällig geworden sind, im rahmen von haLt begleitet. die facham-bulanz führte 2010 149 Prä-ventionsveranstaltungen durch. (2009: 152).

elternschulung

ob alkohol oder internet: für beides zeigen sich Jugendliche empfänglich und sind die Zugän-ge leicht. doch birgt sowohl das eine als auch das andere große

Gefahren gerade für heranwach-sende. vor allem im bereich inter-net werden die auswirkungen oft unterschätzt. im Jahre 2010 ent-wickelte die fachambulanz eine neue elternschulung, welche die elternkompetenz stärken möch-te. sie soll das wissen der eltern erweitern, damit sie ihren kindern gegenüber adäquat reagieren und das Gespräch mit ihnen suchen können. fachleute geben dabei informationen zu themen wie al-kohol oder Gefahren im netz. „wir wollen mit unserem angebot interessierte in ihrer elterlichen verantwortung stärken“, sagt marion feldmann, Leiterin der fachambulanz. „außerdem geht es darum, ein verständnis für das verhalten der Jugendlichen zu entwickeln, das nicht von schuld-zuweisung geprägt ist.“

Gesundheitsmesse

im august 2010 veranstaltete die Justizvollzugsanstalt meppen eine Gesundheitsmesse. im rahmen dieser messe stellte die facham-bulanz ihre Leistungen und un-terstützungsmöglichkeiten einem großen fachpublikum vor.tag der seelischen Gesundheit

wollen elternkompetenzen stärken: marion feld-mann und carmen kröger (v.l.) foto: LtP

suchtPrävention & rehabiLitation

altersgruppen der hilfesuchenden. Grafik: m.Löning

Page 35: Jahresbericht der Caritas Emsland 2010

fachambulanz für suchtprävention und rehabilitation 35

aufsuchende soZiaLarbeit

unter federführung des Land-kreises emsland fand im Jahr 2010 ein tag der seelischen Gesundheit statt. erstmalig wurde an diesem tag ein stand gemeinsam mit den stationären suchthilfeeinrich-tungen des caritasverbandes, den beratungsdiensten des caritasverbandes für den Land-kreis emsland, der fachambu-lanz, sowie des kreuzbundes angeboten. viele menschen nutzten die Gelegenheit, sich zu

verschiedenen themen und un-terstützungsangeboten zu infor-mieren.

das „theo Praxx Projekt“

„komatrinken“ und zunehmender medienkonsum bei Jugendlichen bedeutet für die suchtprä-vention eine herausforde-rung. in Zusammenarbeit mit den berufsbildenden schulen Papenburg hat die fachambulanz dieses thema aufgegriffen. das besondere an diesem angebot ist, dass schü-ler und schülerinnen sich selber mit dieser thema-tik auseinandersetzten. neben der aufbereitung der thematik will das Projekt erreichen, dass junge menschen frühzei-tig berufsrelevante kom-petenzen erlernen und eine verschränkung von theorie und Praxis kennenlernen. wissenschaftlich begleitet wurde das Projekt durch das fraunhofer institut.frau feldmann, wie wird das Jahr 2011, welche schwerpunkte wird

die fachambulanz setzen?feldmann: kinder und Jugendli-che werden 2011 unsere beson-dere berücksichtigung finden. neben den fachkräfteschulun-gen werden wir weiterhin im be-reich der Prävention und frühin-tervention einen schwerpunkt in unserer arbeit setzen. das Pro-jekt haLt wird weiter ausgebaut.

was ist das für eine schulung, die sich auf den Jugendschutz im einzelhandel bezieht?feldmann: viele Geschäfte unter-stützen ihr verkaufspersonal mitt-lerweile mit aushängen, warntö-nen, bekanntmachungen, flyern und anderen aktionen, um die umsetzung des Jugendschut-zes zu vereinfachen. doch „das fragen nach dem ausweis“ und anschließendes konsequentes handeln muss die verkaufskraft

selber ausführen. diese hürde, verbunden mit der ungewissen reaktion des Gegenübers und evtl. leichten unsicherheiten zur gesetzlichen Grundlage, führen

noch immer zur nichteinhaltung des Jugendschutzgesetztes. im rahmen des Projektes „haLt“ haben wir eine schulung für mit-arbeiter des einzelhandels konzi-piert. Ziel ist es, einen sicheren, selbstbewussteren und konse-quenteren umgang mit dem Ju-gendschutzgesetz zu erzielen. Zudem soll das fachpersonal handlungs- und deeskalations-strategien kennenlernen, aus-probieren und sich aneignen. Gemeinsam mit dem unterneh-merverband osnabrück-ems-land werden wir in 2011 zwei schulungen zu diesem thema anbieten.

was hat es mit den „haLt infor-mationsmappen“ für veranstal-tungen auf sich?feldmann: auf initiative unse-res haLt Projektes werden wir

in 2011 mit wichti-gen kooperations-partnern der städ-te meppen, Lingen und Papenburg, des Landkreises ems-land, dem diako-nischen werk und der Polizeiinspektion Landkreis Grafschaft bentheim mappen für die ordnungsäm-ter herausgeben, die organisatoren von veranstaltungen bei beantragung der Ge-nehmigung erhalten. bereits vor dem event erhalten hier die or-ganisatoren wichtige

hinweise zum Jugendschutz-gesetz als auch weiterführender unterstützungsmöglichkeiten.

suchtPrävention & rehabiLitation

informierten sich u.a. über medienkonsum: die schüler und schüle-rinnen der bbs Papenburg. foto: caritas

altersgruppen der hilfesuchenden. Grafik: m.Löning

Page 36: Jahresbericht der Caritas Emsland 2010

organisation36

foto: sprisi / Pixelio

Wie ein Uhrwerk...

...funktioniert das Hilfenetz für Menschen in der Verwaltung des Caritasverbandes für den Landkreis Emsland

Page 37: Jahresbericht der Caritas Emsland 2010

organisation 37

das gute miteinander von ver-schiedenen mitarbeitern und fachbereichen des caritasver-bandes ist vergleichbar mit einem funktionierenden uhrwerk: nur wenn ein räd-chen ins nächste greift, kann eine optimale hilfe und unterstützung für menschen in not gewährleistet wer-den.

emsland. das ver-schiedene mitar-beiter und fach-bereiche des caritasverbandes emsland untereinan-der gut funktionieren, konnten sie im Jahr 2010 unter beweis stellen: umstruktu-rierungsmaßnahmen beeinflussten die ab-läufe in der verwaltung. Gerade hier laufen viele rädchen zusam-men, so erfolgt zum beispiel im servicecenter sozialstationen die abrechnung der durchgeführten Pflegeleistungen von sechs ems-ländischen und einer ostfriesi-schen sozialstation.

servicecenter sozialstationen

und mehr noch: von der rech-nungserstellung über die finanz-buchhaltung bis hin zum cont-rolling wickelt das servicecenter sozialstationen alle Leistungen für die sieben sozialstationen ab. nach der durchführung einer dreimonatigen testphase eines neuen abrechnungssystems in der sozialstation Papenburg/rhede, wurde dieses für alle an-

deren stationen ab ersten Ja-nuar 2010 eingeführt. durch die nutzung mobiler datenerfas-

s u n g s -geräte ist es möglich geworden, auf alle relevanten daten und informationen, die den Patien-ten betreffen zuzugreifen und somit eine optimale versorgung zu gewährleisten. aber auch die rechnungsstellung an die kranken- und Pflegekassen so-wie den Patienten kann jeder-zeit durch die software erfolgen. aufgrund schnell zu ermittelnder statistischer daten ist eine zeit-nahe auswertung aller relevan-ten daten möglich.

fortbildung selbstmanagement

„da es am anfang noch einige startschwierigkeiten gab, war ein intensives miteinander not-wendig, um diese herausforde-rungen zu meistern“, weiß kers-

tin wind aus der verwaltung. ein weiterer meilenstein für die

nächsten Jahre liegt in der fort- und weiterbil-dung. bereits 2010 standen veranstal tun-gen zum the-ma selbst- und Zei tmanage-ment im vor-d e r g r u n d . durch die immer höher w e r d e n d e a r b e i t s b e -lastung, die e i n e r s e i t s durch die zu-nehmende arbeitsmen-ge bedingt ist, anderer-seits aber auch in der

vielfältigkeit der aufgabenberei-che liegt, geraten die mitarbeiter zunehmend unter Zeitdruck bei ihrer arbeit. da sich Zeit nicht managen lässt, sondern man sich nur selbst managen kann, beschäftigten sich die mitarbei-ter vorwiegend mit dem thema selbstmanagement.

steigerung der Zufriedenheit

so soll der Zeitdruck durch effek-tive arbeitsmethoden gemindert und die Zufriedenheit der mit-arbeiter gesteigert werden. am Zeitmanagement haben nicht nur mitarbeiter aus der verwal-tung, sondern auch aus anderen fachbereichen teilgenommen, da es immer wieder schnittstel-len untereinander im hause gibt – wie bei einem uhrwerk.

verwaLtunG

um die zunehmende arbeitsmenge bewältigen zu können, ist es wichtig, auch in stressi-

gen situationen den überblick zu behalten und sich selbst gut zu managen. foto: caritas

Page 38: Jahresbericht der Caritas Emsland 2010

adressen38

adressen

mePPen

LinGen

domhof 1849716 meppentelefon: 05931 98420fax: 05931 89305mail: [email protected]

markt 31-3349716 meppentelefon: 05931 886380fax: 05931 8863828mail: [email protected]

bögenstraße 1249808 Lingentelefon: 0591 800620fax: 0591 8006272mail: [email protected]

• allgemeine soziale beratung• kur- und erholungsberatung• schuldnerberatung • ambulante wohnungslosenhilfe• Gemeindecaritas und freiwilligenarbeit• servicecenter sozialstationen

• fachambulanz für suchtprävention und rehabilitation

• allgemeine soziale beratung• kur- und erholungsberatung• aufsuchende sozialarbeit für ausländische inhaftierte• fachambulanz für suchtprävention und rehabilitation

Page 39: Jahresbericht der Caritas Emsland 2010

adressen 39

adressen

sÖGeL

PaPenburG

wahner straße 2449751 sögeltelefon: 05952 993700fax: 05952 937030mail: [email protected]

hauptkanal rechts 7726871 Papenburgtelefon: 04961 94410fax: 04961 944119mail: [email protected]

• allgemeine soziale beratung• kur- und erholungsberatung• schwangerschaftsberatung• schulsozialarbeit

• allgemeine soziale beratung• beratung und unterstützung bei häuslicher Gewalt• beratung für familien in kindertagesstätten • kur- und erholungsberatung• schwangerschaftsberatung • sozialpädagogische familienhilfe• fachambulanz für suchtprävention und rehabilitation

schulsozialarbeit haupt- und realschule sögelschlaunallee 1249751 sögeltel.: 05952/9693613fax: 05952/9693618mail: [email protected]

Page 40: Jahresbericht der Caritas Emsland 2010

sollten sie fragen zum caritasverband für den Landkreis emsland oder zu speziellen fachverbänden haben, rufen sie uns an oder schreiben sie uns. Gerne nehmen wir anre-gungen, kritik oder andere rückmeldungen von ihnen entgegen!

vielen dank!

hinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwenden wir im Jahresbericht 2009 in einigen Passagen die männliche, in anderen die weibliche Schreibweise. Wir weisen darauf hin, dass in den Texten sowohl die männliche als auch die weibliche Form gemeint ist.

www.caritas-el.de

Herausgeber: Caritasverband für den Landkreis Emsland

redaktion (verantwortlich):

Marcus Drees, Geschäftsführer

text und Gestaltung:

Michael Löning, www.loening-online.de

inhaltliche Mitarbeit:

Mitarbeiter der Fachbereiche

druck: Gutverlag, Hörstel

Auflage: 1.000 Exemplare

Meppen, im April 2011

PAPEnburG LinGEn SöGEL MEPPEn