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Jahresbericht der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau Zahlen und Bilder aus den Jahren 2005/2006

Jahresbericht - ekhn.de · Verantwortung übernehmen 35 Nie so oft geküsst, so oft umarmt! 36 Tagesstätte für ältere Menschen mit Behinderung in Gießen Kirche am Ball 39

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Jahresberichtder Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau

Zahlen und Bilder aus den Jahren 2005/2006

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Wir antworten auf die Liebe Gottes 4

Vorwort von Kirchenpräsident

Prof. Dr. Peter Steinacker

Die EKHN muss auf Dauer sparen 6

Heinz Thomas Striegler,

Finanzdezernent der EKHN,

zur f inanziellen Lage

Eine Kirche mit vielen Fassetten 8

Die Evangelische Kirche in Hessen

und Nassau (EKHN) im Profil

Politische Verantwortung und 10

Frömmigkeit sind kein Widerspruch

Gabriele Scherle – die neue Pröpstin

für die Propstei Rhein-Main

Die Menschen erreichen 12

Projekte zur Mitgliederorientierung

in den Kirchengemeinden Wiesbaden,

Bleidenstadt und Dausenau

EKHN-Jahresbericht 2005/2006

Inhalt

Glauben feiern 15

Zusammen beten ist eben schöner 16

Religiöse Erziehung

in der Kindertagesstätte Osthofen

bei Worms

Jedes Kind hat ein Recht 18

auf seine Religion

Pfarrer Joachim Dietermann,

Referent für die frühkindliche

Erziehung im Zentrum Bildung,

über religiöse Sozialisation

in Kindertagesstätten

Kirche für die Sinne 19

Aktives Gemeindekonzept der

Andreasgemeinde Niederhöchstadt

Im Labyrinth von Chartres 22

Meditationskurs für

Frankfurter Berufsschüler/-innen

Wie ein Baum, dem ein dicker Ast 24

abgebrochen wurde

Gottesdienste für Angehörige

verstorbener Kinder in Gießen

Gemeinschaft leben 25

Heimat für internationale Gemeinden 26

Globalisierung in der EKHN

Mittwochs in der Ansprech-Bar 29

Gesprächsangebot in der

Darmstädter Petrusgemeinde

Partnerschaft vor und nach der Wende 30

Evangelische Beziehungen

zwischen Ost- und Westdeutschland

Bei mir bist du schön! 32

Jahresprojekt »Frauen Körper Glaube«

Aufbruchstimmung bei den Frauen 33

Verband Evangelische Frauen

in Hessen und Nassau e.V.

und Stabsbereich Gleichstellung

Persönlich geschrieben – 34

professionell gemacht

Verleihung des Förderpreises

Gemeindebrief

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Verantwortung übernehmen 35

Nie so oft geküsst, so oft umarmt! 36

Tagesstätte für ältere Menschen

mit Behinderung in Gießen

Kirche am Ball 39

Fußballweltmeisterschaft 2006

Aktiv für das ganze Tal 40

Die Kirchengemeinde Gorxheimertal

im Odenwald

Ballack wechselt nach Ghana 42

Aktion »weltweit wichteln«

in Frankfurt und Neu-Anspach

Das Tabu brechen 44

Reichtums- und Armutsbericht

im Evangelischen Dekanat Hochtaunus

Geschäftsführerin seit April im Amt 46

EKHN-Stiftung

Für eine neue Chance im Beruf 46

Arbeitslosenfonds der EKHN

Kultur fördern 47

Schule, die auf Werte setzt 48

Evangelisches Gymnasium

Bad Marienberg

Mystiker der Moderne 51

Barlach-Ausstellung in Mainz

Aufführung aller 199 Bach-Kantaten 52

BachVespern in Wiesbaden

und Frankfurt

Mut zur Veränderung 54

Immobilien-Konzept in der

Kirchengemeinde

Bad Schwalbach im Taunus

Für Nachtschwärmer geöffnet 56

»Nacht der Kirchen« in Wiesbaden

Zahlen und Fakten

Haushalten 57

Jahresergebnis 2005 58

Einnahmen und Ausgaben der EKHN

im Jahr 2005

Verwendung des Haushalts 2005 60

Ausgaben für kirchliche Arbeit

Adressen 64

Impressum 64

Aufgaben der Kirche 5

Kirchensteueraufkommen 7

Haushaltsplanung 7

EKHN-Mitarbeiter/-innen 8

Pfarrstellen 8

Die EKHN in Zahlen 9

Pröpstin, Propstei und Leitendes Geistliches Amt 11

Verantwortung in der EKHN 11

Mitgliederorientierte Gemeindearbeit 12

Erwartungen an die Kirche 13

Kirchenaustritte seit 1900 14

Finanzierung der Kirchengemeinden 14

Kindertagesstätten 17

Angebote für Kinder in Kirchengemeinden 18

»Just go« – der erste Kirchentag

rund um Gottesdienste 20

Gottesdienst-Teilnahme 21

Ehrenamtliches Engagement in der EKHN 21

Zeit für Gebet, Meditation und innere Einkehr 22

Gemeindepädagogik 23

Gedenken an verstorbene Kinder 24

Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) 28

Ökumenischer Rat der Kirchen (ÖRK) 28

Ökumene in der EKHN 28

Gemeindepartnerschaften 31

Die Preisträger des Förderpreises Gemeindebrief 34

Tagesstätte für ältere Menschen mit Behinderung 36

Seelsorge-Dienste 38

Diakonisches Werk in Hessen und Nassau (DWHN) 38

Arbeitskreis Kirche und Sport 39

Gemeindearbeit 41

Kinder und Jugendliche in der EKHN 41

Reichtum und Armut im Dekanat Hochtaunus 45

Mitglieder des Kuratoriums der EKHN-Stiftung 46

Evangelisches Gymnasium Bad Marienberg 49

Kirchenmusik in der EKHN 53

Gebäude-Statistik 54

EKHN am Tag des Denkmals in Hessen 55

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Vorwort von Kirchenpräsident Prof. Dr. Peter Steinacker

Wir antworten auf die Liebe GottesMit diesem Jahresbericht legt die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau

(EKHN) Rechenschaft darüber ab, was sie mit den Gaben tut, die ihr anvertraut

sind. Es sind einerseits der Schatz des Evangeliums und andererseits finanzielle

Mittel. Nüchterne Zahlen im Bilanzteil beleuchten die finanzielle Seite. Fotos

und Texte erzählen vom Leben in der Kirche. Das Leben in der Kirche versteht sich

selbst als menschliche Antwort auf Gottes Liebe.

Als Kirche ist es unsere Aufgabe daran mit-

zuwirken, dass Gottes Liebe die Menschen

erreicht, dass sie aus dem Evangelium und

den Sakramenten die Kraft zum Leben und

zur Gestaltung der Welt schöpfen. Damit die

Kirche diese Aufgabe erfüllen kann, muss sie sich über

die geistlichen Fragen ihrer Mitglieder im Klaren sein.

Aus diesem Grund fragen wir immer wieder nach ihren

Vorstellungen und Wünschen und versuchen, diese mit

unserem Auftrag so gut es geht in Einklang zu bringen.

Im Frühjahr 2006 hat die EKHN, zusammen mit der

Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), die vierte

Mitgliedschaftsstudie herausgebracht. Die erste war 1972

auf Initiative der EKHN entstanden, sie wurde dann

ungefähr alle zehn Jahre wiederholt. Die Ergebnisse der

aktuellen Studie sind in einem 500 Seiten starken Buch

unter dem Titel »Kirche in der Vielfalt der Lebensbezüge«

im Buchhandel erhältlich. Die Studie zeichnet einerseits

ein relativ stabiles Bild von der Kirche. So sind die

Kirchenaustrittszahlen so niedrig und die Wiedereintritts-

zahlen so hoch wie seit langem nicht mehr. Die Kirche ist

besonders als Lebensbegleiterin mit Taufe, Konfirmation,

Trauung und Bestattung gefragt. Andererseits zeigt die

Studie auch: Nicht wenige Milieus in der Gesellschaft

haben den Kontakt zur Kirche weitgehend verloren. Viele

Menschen entwickeln ganz individuelle religiöse Vor-

stellungen, die sie losgelöst von einer Gemeinde oder

Organisation pf legen.

Vorbilder gefragt

Die Studie weist aus: Auf Platz eins der wichtigsten

Vermittler von Glauben, Werten und Wissen rangieren

mit weitem Abstand die Familien, vor allem die Eltern

und Großeltern. Die sehen das aber weithin kaum noch

als ihre Aufgabe an. Hier reißt eine jahrhundertealte

Generationenkette ab. Ich kann nur alle Eltern, Groß-

eltern, Paten, Tanten und Onkel bitten, diese große und

großartige Aufgabe für sich anzunehmen. Leben und

beten Sie Ihren Glauben vor! Lesen Sie aus der Bibel vor!

Das beeindruckt Kinder, Angehörige und Nachbarn mehr,

als es die Profis von der Kirche können.

Glauben, Gemeinschaft, Helfen und Kultur

Natürlich tragen Menschen vielfältige Vorstellungen und

Anforderungen an die Kirche heran. Jeder hat sein

eigenes Bild von der Kirche und ihren Aufgaben. Bei

genauerem Hinsehen lassen sich vier grundsätzliche

Aspekte herausdestillieren. Sie alle entfaltet der aktuelle

Jahresbericht 2005/2006, den Sie hier in Händen halten.

Erstens wünschen sich Mitglieder Hilfe bei der

Gestaltung ihrer persönlichen Frömmigkeit. Dazu zählen

verschiedene Angebote zu einer persönlichen Glaubens-

praxis.

Zweitens soll die Kirche, so der Wunsch ihrer

Mitglieder, Gemeinschaft fördern. Das geschieht in den

Gruppen der Gemeinden am Ort und in der Region sowie

in länderübergreifenden Partnerschaften.

Drittens soll die Kirche Mitverantwortung für die

Gesellschaft übernehmen. Dazu zählt ihr Engagement für

Schwache und Hilfsbedürftige sowie für den Zusammen-

halt der ganzen Gesellschaft. Nicht dazu zählt Partei-

politik.

Viertens erwarten die Mitglieder, dass ihre Kirche

Tradition pflegt und Kultur mitgestaltet. Das tut sie, indem

sie eine Vielzahl von wertvollen Bauwerken erhält und mit

Leben erfüllt, indem sie Konzerte und Kunstausstellungen

anbietet und sich im Bildungssystem engagiert.

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Mit diesen Erwartungen setzen sich die folgenden Texte

auseinander. Nach den oben beschriebenen Aspekten

sind sie in vier Kapitel eingeteilt: Glauben feiern, Gemein-

schaft leben, Verantwortung übernehmen und Kultur

fördern. Natürlich sind die Bereiche in der Realität vor

Ort nicht ganz trennscharf: Eine Gruppe, die sich auf den

Meditationsweg im Labyrinth von Chartres macht, wird

ein intensives Gemeinschaftserlebnis haben und zugleich

wird jeder und jede Einzelne sehr persönlich Spiritualität

erfahren. Unser neues evangelisches Gymnasium in

Bad Marienberg ist zugleich ein Beitrag zur Kultur und

sozialer Kristallisationspunkt für die ganze Region, sie

stiftet Lerngruppen und gestaltet die persönliche Glaubens-

praxis der Schülerinnen und Schüler.

Dank!

Der Jahresbericht bietet Ihnen nur einige Beispiele aus

dem reichhaltigen Wirken unserer Kirche. Dank der Liebe

Gottes sind sie möglich geworden durch das große

Engagement der Beschäftigten, der Ehrenamtlichen und

der finanziellen Förderer. Ihnen allen gilt mein herz-

licher Dank.

Jeder Beitrag – sei es Zeit, sei es Wissen, sei es

die persönliche Kirchensteuer, die Kollekte, die Stiftungs-

einlage oder die konstruktive Kritik – ist ein bedeut-

samer Beitrag für unsere Kirche. Er trägt dazu bei, dass

wir unseren Auftrag erfüllen können, die frohe Botschaft

des Evangeliums zu den Menschen zu tragen und mit den

Sakramenten die Zeichen Gottes zu setzen, dass er sich

unser erbarmt.

Prof. Dr. Dr. h.c. Peter Steinacker

Kirchenpräsident

Prof. Dr. Peter Steinacker

Paulusplatz 1

64285 Darmstadt

Telefon (06151) 405-291

E-Mail kirchenpraesident

@ekhn.de

Aufgaben der Kirche

Das »Augsburger Bekenntnis« nennt im Artikel 7 zwei Kennzeichen

der Kirche. Erstens soll »das Evangelium im reinen Verständnis

gepredigt werden« und zweitens sollen »die Sakramente dem gött-

lichen Wort gemäß gereicht werden«. Das »Augsburger Bekenntnis«,

lateinisch »Confessio Augustana«, ist die wichtigste Bekenntnisschrif t

der lutherischen Tradition und im Evangelischen Gesangbuch (EG)

unter der Nummer 808 zu f inden. Der »Heidelberger Katechismus«,

die wichtigste Bekenntnisschrif t der reformierten Tradition (EG 807),

bezeichnet in der Antwort 54 als Grundlage der Kirche, dass »der Sohn

Gottes durch seinen Geist und sein Wort eine auserwählte Gemeinde

versammelt, schützt und erhält«.

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Heinz Thomas Striegler, Finanzdezernent der EKHN, zur finanziellen Lage

Die EKHN muss auf Dauer sparenAnders als in den Vorjahren, in denen immer wieder über einen weiteren Rückgang

bei den Kirchensteuereinnahmen zu berichten war, lagen sie im Jahr 2005 in

Hessen und Nassau um 3,7 Prozent über dem Ergebnis des Vorjahres. Sie über-

stiegen damit den Planansatz um 22 Mio. Euro. Die gesamte Evangelische Kirche in

Deutschland (EKD) verzeichnete demgegenüber für das Jahr 2005 ein durchschnitt-

liches Minus von 1,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Die positive Entwicklung in Hessen und Nassau

beruht auf einer temporären Sonderent-

wicklung bei der Kircheneinkommensteuer,

die nach den vorliegenden Informationen

spätestens im Jahr 2007 auslaufen wird. Diese

Sonderentwicklung hat den weiterhin negativen Trend

bei der Kirchenlohnsteuer (– 4,7 Prozent gegenüber dem

Vorjahr) – die ein Spiegelbild des Arbeitsmarktes ist –

mehr als kompensiert. Die Steuermehreinnahmen in

Kombination mit Personalminderausgaben haben im

Jahr 2005 im Wesentlichen dazu beigetragen, dass statt

des erwarteten strukturellen Defizits in Höhe von

20,4 Mio. Euro im laufenden Haushalt 2005 nach

notwendigen Bereinigungen ein Überschuss von

1,9 Mio. Euro eingetreten ist.

Damit ist die Zielsetzung des synodalen Spar-

konzepts der Jahre 2003/04, ab 2006 wieder einen

strukturell ausgeglichenen Haushalt zu haben, bereits im

Jahr 2005 erreicht. So konnte auch der Verbrauch von

Rücklagemitteln gestoppt werden. Im Rahmen des

Haushaltsabschlusses 2005 wurde im Saldo eine Netto-

Zuführung an die Rücklagen in Höhe von 3,05 Mio. Euro

festgestellt.

Laufenden Haushalt von Versorgungslasten befreien

Beim Finanzausgleich zur Kirchenlohnsteuer zwischen

den Landeskirchen, dem Clearing, zeichnet sich ebenfalls

eine für die EKHN positive Entwicklung ab. Nachdem in

den letzten Jahren kleinere Zahlungen und Rückf lüsse

für die Endabrechnungen der Jahre 1997 bis 2000 zu

verzeichnen waren, ergab die Endabrechnung für das

Jahr 2001 eine Rückzahlung an die EKHN in Höhe von

27,8 Mio. Euro. Entsprechend der Beschlusslage in

Kirchenleitung und Finanzausschuss sollen diese rück-

f ließenden Mittel nicht zu weiteren Ausgaben und

Investitionen führen, sondern zur Aufstockung der

Versorgungsstiftung für Ruhestandsbezüge dienen. Da-

hinter steckt die strategische Zielsetzung, die Versorgungs-

stiftung so weit zu stärken, dass sie ab etwa dem Jahr

2025 in der Lage ist, den Haushalt der EKHN vollständig

von allen Versorgungsverpf lichtungen und laufenden

Beitragszahlungen an die Evangelische Ruhegehaltskasse

zu entlasten.

Auf langfristigen Rückgang einstellen

Anfang des Jahres 2006 hält der positive Trend bei den

Kirchensteuereinnahmen an. In den ersten vier Monaten

wurden zwölf Prozent mehr eingenommen als im Vorjahr.

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Die Analyse zeigt ein ähnliches Bild wie 2005: Deutliche

Mehreinnahmen bei der Kircheneinkommensteuer, die

von Unternehmen in der Rechtsform einer Personen-

gesellschaft gezahlt wird, überkompensieren die auch

weiterhin rückläufigen Kirchenlohnsteuerzahlungen, die

auch die demografische Entwicklung bei den Mitgliedern

widerspiegeln.

Das wird sich aller Voraussicht nach in Zukunft

ändern. Die vorhandenen Prognosen sahen bei einem

mittleren Szenario hinsichtlich Wirtschaftswachstum,

Arbeitsmarktkenndaten und Inf lationsrate voraus,

dass die wirtschaftliche Entwicklung der nächsten Jahr-

zehnte nicht mehr geeignet sein wird, die strukturellen

Probleme bei der Mitgliederentwicklung zu kompensieren.

Geht man für das Gebiet der EKHN von einem Mitglieder-

rückgang bis 2025 von insgesamt 16 Prozent oder

0,9 Prozent pro Jahr aus, wird dies vor dem Hintergrund

eines mittleren wirtschaftlichen Szenarios zu einem

durchschnittlichen Rückgang der Kirchensteuer-

einnahmen um zirka 3,5 Mio. Euro pro Jahr führen.

Unabhängig von allen notwendigen Bemühungen

zur Verstärkung der Einnahmenseite – speziell durch Fund-

raising und Sponsoring sowie Stärkung der Versorgungs-

stiftung – führt dies zu der langfristigen Annahme: Auch

das Ausgabevolumen des landeskirchlichen Haushalts ist

durchschnittlich um 3,5 Mio. Euro zu reduzieren.

Dieses langfristige Szenario, das deutlich

moderater ausfällt als die Prognosen auf EKD-Ebene, ist

nach übereinstimmender Auffassung der zuständigen

Gremien nunmehr auch Ausgangspunkt für eine breit

angelegte Diskussion über die Prioritäten und Nach-

rangiges in der EKHN mit einem Zukunftshorizont bis

zum Jahr 2025.

Angesichts des bereits weitgehend umgesetzten Spar-

prozesses aus den Jahren 2003/2004 mit einer jährlichen

Reduzierung des Ausgabevolumens um etwa 44 Mio. Euro

erscheint die Grenze erreicht zu sein, an der weitere

Einsparauf lagen nicht mehr ohne Aufgabenkritik, auch

im Sinne eines teilweisen oder vollständigen Wegfalls von

Aufgabenbereichen, umgesetzt werden können. Vor

diesem Hintergrund ist der vor uns liegende Diskussions-

und Meinungsbildungsprozess mit dem Titel »Perspektive

2025« notwendig. Die Ergebnisse sollen der Frühjahrs-

synode 2007 präsentiert werden, die dann darüber

diskutieren und, wenn möglich, Entscheidungen herbei-

führen wird.

Die EKHN bereitet sich also rechtzeitig und aktiv

auf eine Zukunft vor, in der die Kirche immer noch

gebraucht wird und die Gesellschaft aktiv mitgestaltet,

in der sie ihre Aufgaben aber mit geringeren finanziellen

Mitteln erfüllen muss.

Dank!

An dieser Stelle danke ich herzlich allen, die Kirchen-

steuern zahlen und damit die Erfüllung der vielfältigen

Aufgaben der EKHN in Verkündigung, Seelsorge und

Beratung, Diakonie und Ökumene sowie in Bildung und

gesellschaftlicher Verantwortung erst möglich machen.

Heinz Thomas Striegler

Leiter des Dezernats Finanzen, Bau und Liegenschaften

Telefon (06151) 405-344

E-Mail [email protected]

Kirchensteueraufkommen

Die obere Linie zeigt die seit vielen Jahren zurückgehenden Einnahmen

aus der Kirchenlohnsteuer, die Beschäf tigte zahlen. Sie spiegelt

die allgemeine wirtschaf tliche Lage der Beschäf tigten und die negative

Entwicklung der Mitgliederzahlen wider. Die untere Linie zeigt den

uneinheitlichen Verlauf der Einnahmen aus der Kircheneinkommen-

steuer, die Unternehmen in der Rechtsform von Personengesellschaf ten

zahlen. Sie ist seit 2004 vorübergehend gestiegen und hat zur kurz-

fr istigen f inanziellen Entlastung der EKHN maßgeblich beigetragen.

Haushaltsplanung

Die EKHN r ichtet ihr langfr istiges Ausgabeverhalten an der lang-

fr istigen Steuerprognose aus. Dabei legt sie einen Ausgabe-

korr idor und konkrete Zielvereinbarungen für Zeiträume von jeweils

6 Jahren fest.

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Gemeindepfarrstellen 1.095,25

Regionale Pfarrstellen

Schulpfarrstellen 137,25

Dekanstellen 34,75

Fach- und Profilstellen 63,25

Spezialseelsorge (Seite 38) 133,66

Stadtkirchenarbeit 12,00

Stadtjugendarbeit 5,00

Studierendengemeinden 11,75

397,66

Gesamtkirchliche Pfarrstellen

Synode, Leitendes Geistliches Amt und Kirchenleitung 14,00

Kirchenverwaltung 16,83

Bildungseinrichtungen 27,25

Zentren 36,50

Diakonie 8,20

Sonstige 20,75

123,53

Summe Pfarrstellen 1.616,44

Beschäftigte insgesamt 21.465

Beschäftigte ohne Pfarrdienstmit mehr als einer halben Stelle 9.929

davon

Erzieher/-innen 4.371

Sekretariat/Sachbearbeitung 1.389

Krankenpflegeberufe 755

Gemeinde-/Sozialpädagogik, Sozialarbeit 762

Hauswirtschaft 444

Reinigungskräfte 417

Küster/-innen und Hausmeister/-innen 288

Kirchenmusiker/-innen 150

Andere Berufe 1.353

völkerung weitgehend gemischt. In der EKHN sind

verschiedene reformatorische Traditionen beheimatet.

Dazu gehören Gemeinden, die sich an der Wittenberger

Reformation von Martin Luther und Philipp Melanchthon

orientiert haben, sowie Gemeinden, die eher der

schweizerischen und niederländischen Reformation nach

Ulrich Zwingli und Johannes Calvin gefolgt sind. Die

unterschiedlichen Traditionen blieben bei den Kirchen-

unionen im 19. Jahrhundert erhalten. Bis heute hat

in der EKHN jede einzelne Gemeinde ihr Bekenntnis

behalten. Daraus ist die große Vielfalt von Glaubens-

traditionen und die geistige Liberalität erwachsen, die

die EKHN heute auszeichnen. Allen gemeinsam ist die

Verpf lichtung auf die wichtigsten Bekenntnisschriften

der Reformation, die im Grundartikel der Kirchenordnung

von 1947 festgelegt ist.

Unterschiedliche Lebensstile nebeneinander in Dorf,

Stadt und Ballungsgebiet

In der EKHN findet sich die ganze Bandbreite von Lebens-

situationen und -stilen wieder. Weite Teile in Rheinhessen

sowie in Taunus, Westerwald, Vogelsberg und Odenwald

sind ländlich geprägt. Es gibt eine große Zahl von

kleineren, traditionsreichen Städten. Mit Mainz, Wies-

baden, Darmstadt, Frankfurt und Offenbach gehören fünf

Großstädte dazu. Sie umrahmen den Ballungsraum Rhein-

Main, in dem knapp 2,2 Millionen Menschen leben.

Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) im Profil

Eine Kirche mit vielen Fassetten

Alte Grenzen

Geografisch umfasst die EKHN einen großen Teil Mittel-

und Südhessens. Etwas mehr als ein Drittel des

Kirchengebiets liegt in Rheinland-Pfalz, nämlich Rhein-

hessen, der Westerwaldkreis und der Rhein-Lahn-Kreis.

Die Städte Wetzlar und Braunfels mit ihrem Umland

bilden darin eine Enklave und gehören zur Evangelischen

Kirche im Rheinland. Die Grenzen stammen aus der

Feudalzeit und verlaufen noch heute im Wesentlichen

entlang den Territorien alter Fürstentümer.

Unterschiedliche religiöse Traditionen nebeneinander

Die meisten Gebiete haben seit der Reformation, also

seit über 450 Jahren, eine evangelische Tradition.

Ausnahmen sind der Rodgau und die Bergstraße, die

traditionell katholisch geprägt sind. Heute ist die Be-

Pfarrstellen

EKHN-Mitarbeiter/-innen

Die Zahl der Bestattungen ist

zwar seit über 20 Jahren rück-

läuf ig, da die betrof fenen

Jahrgänge wegen des Ersten

Weltkr ieges und der folgenden

Wirtschaf tskr ise deutlich

kleiner waren. Sie übersteigt

die Zahl der Taufen dennoch

erheblich. Deshalb wird die Zahl

der Mitglieder trotz gegen-

läuf iger Tendenzen bei den

Austr itten und Wiedereintr itten

dauerhaf t sinken, zumal in

den kommenden Jahren auch

die Zahl der Bestattungen

wieder steigen wird, da die

Geburtenraten ab 1930 wieder

höher waren.

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Baden-Württemberg

Hessen

Rheinland-Pfalz

Bayern

Nordrhein-Westfalen

OffenbachWiesbaden

Mainz

Darmstadt

Siegen

Koblenz

Ludwigshafen

Kassel

Frankfurt

Heidelberg

Korbach

Bad Hersfeld

Fulda

Marbur

Frankenberg

Bad Arolsen

g

Schw

Freiensteinau

almtal

Alsfeld

Homberg

Gießen

DillenburgHaiger

Limbur

Weilburg

Bad Marienberg

g

Lahns

St.Goars-hausen

Dausenau

Montabaur

tein

Hanau

Aschaffenburg

Nidda

Butzbac

Freienseen

h

Bad Nauheim

Friedberg

Idstein

BingenIngelheim

Alz

Neu-Bamberg

ey

Worms

Eltville

BleidenstadtTaunusstein

Bad Kreuznach

Heppenheim

Gorxheimertal

Neckar-steinach

Bensheim

OsthofenMichelstadt

Seeheim-Jugenheim

Riedstadt

Dieburg

Groß-GerauRödermark

Rodgau RüsselsheimMör Egelsbachfelden

Pfungstadt

Neu-Anspach

Friedrichsdorf

Hochheim

Bodenheim

Uelversheim

HofheimBadSchwalbach Hattersheim

Bad Homburg

Oberursel

KönigsteinNiederhöchstadt

Kronberg

Wetzlar

Groß-Umstadt

Seligenstadt

Karben

Büdingen

Herborn

Bieden-kopf

Viern-heim

Mannheim

Die EKHN in Zahlen

Kirchengebiet der EKHN 13.358,77 km2

Bevölkerung im Kirchengebiet 4,9 Mio.

davon EKHN-Mitgliedermit erstem Wohnsitz innerhalb der EKHN 1.810.157

Dekanate 49

Gemeinden 1.175

Austritte 8.161

Eintritte 3.375

Kindertaufen 14.313

Erwachsenentaufen 1.268

Konfirmationen 20.162

Trauungen 4.406

Bestattungen von EKHN-Mitgliedern 21.736

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Gabriele Scherle – die neue Pröpstin für die Propstei Rhein-Main

Politische Verantwortung und Frömmigkeit sind kein WiderspruchAm 04. Mai 2006 wählte die Kirchensynode der EKHN Gabriele Scherle mit großer

Mehrheit zur Pröpstin für die Propstei Rhein-Main. Sie wird damit ab Oktober

2006 Nachfolgerin von Helga Trösken. In ihrer Bewerbungsrede verband sie

Informationen zu ihrer Person und ihren Arbeitsschwerpunkten, die hier leicht

gekürzt wiedergegeben werden.

»Ich bin auf einem Bauernhof mit zwei

Brüdern aufgewachsen, habe die Handels-

schule besucht und eine Ausbildung auf

dem Finanzamt gemacht. Nach Ansicht

meiner Eltern war das schon ein großer

Sprung. Nur schwer konnten sie akzeptieren, dass ich

meine sichere Beamtenlaufbahn aufgab, um Sozial-

arbeiterin zu werden. Ich konnte das Fachabitur nach-

machen und Sozialarbeit studieren, dank der damaligen

Bildungspolitik. Ich habe nicht vergessen, dass mir nicht

allein meine Intelligenz und mein Gestaltungswille dies

ermöglichten, sondern wesentlich die politischen

Rahmenbedingungen, um die mich heute Jugendliche

aus ähnlichen Verhältnissen beneiden müssen. Nach dem

Examen habe ich zwei Jahre im Psychiatrischen Landes-

krankenhaus in Marburg und zwei Jahre bei der Aktions-

gemeinschaft Dienst für den Frieden in Bonn gearbeitet.

Dort habe ich unter Juristen, Ärzten und Pfarrern

gearbeitet. Ich weiß, was es heißt, in untergeordneter

Position zu arbeiten und, je nach dem, wertgeschätzt

oder ausgenutzt zu werden.

Ich komme aus einer Waldenserfamilie aus dem

süddeutschen Pietismus. Ich bin sehr dankbar für das

existenzielle Gottvertrauen, das mir aus meiner dörf-

lichen Umgebung mitgegeben wurde und das bis heute

von meiner Familie genährt wird. Beten, singen, zur

Kirche zu gehen, das war selbstverständlich, auch das

Engagement in der evangelischen Jugend.

Der Evangelischen Kirche habe ich viel zu ver-

danken. Menschen aus der Kirche haben mich gefördert

und mir oft mehr zugetraut als ich mir selber. Darunter

auch das Evangelische Studienwerk Villigst, das mir das

Theologiestudium ermöglichte. Vieles von dem, was wir

in der Kirche heute unterstützen und fördern, habe ich

in meinem eigenen Leben positiv erfahren. Auch deshalb

liegt mir so am Herzen, dass wir wissen, was wir alles als

Kirche für die Menschen tun und leisten. Wir haben allen

Grund, stolz und selbstbewusst zu sein – bei allen

Problemen und Grenzen, die ich natürlich auch sehe. Mir

sind aber die Brillen, durch die wir unsere Arbeit

betrachten, oft einfach zu grau getönt.

Mit großer Begeisterung habe ich Theologie

studiert, in Bonn, Berlin, Bochum und Jerusalem. Dabei

habe ich gelernt, dass Theologie nicht Selbstzweck sein

darf, sondern die Aufgabe hat, von Gott her die Wirklich-

keit in einem anderen Licht zu sehen. Auch dass Jesus-

frömmigkeit und politische Verantwortung kein Gegen-

satz sein müssen. Ausdruck davon ist mein Engagement

bei der Aktion Sühnezeichen und bei der Martin-Niemöller-

Stiftung. Ich schätze solche Initiativen, weil sie den

»In Rhein-Main sind viele Spannungen vorhanden, die die EKHN

insgesamt beschäf tigen: Stadt und Land, Zuzug und Bevölkerungs-

verlust, wirtschaf tlicher Niedergang und wachsende Prosperität.

Ohne Verständnis füreinander, ohne gegenseitige Stärkung und

Wertschätzung wird es schwer sein, missionarisch und diakonisch

wirksam zu sein.«

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Page 11: Jahresbericht - ekhn.de · Verantwortung übernehmen 35 Nie so oft geküsst, so oft umarmt! 36 Tagesstätte für ältere Menschen mit Behinderung in Gießen Kirche am Ball 39

Spielraum der verfassten Kirche erweitern und zeigen,

dass der Protestantismus größer ist als die verfasste

Kirche. Ich bin froh, dass wir solche Gruppen fördern.

Als Gemeindepfarrerin in Neu-Isenburg habe ich

Menschen aus allen Milieus der Gesellschaft erreicht. Gut

zu sein in den klassischen Arbeitsfeldern, daran lag mir.

Wichtig war mir aber auch immer, die Stadt und den

Lebensraum der Menschen im Blick zu haben und die

Schwerpunkte der Gemeindearbeit darauf abzustimmen.

Bei meiner Arbeit als Pfarrerin für Friedensarbeit habe

ich mit Friedensforschern, Friedensdiensten und Militärs,

aber auch mit Schulen, der Polizei und mit vielen Kirchen-

gemeinden zusammengearbeitet. Dabei habe ich als

Christin in die politischen Diskussionen die Perspektive

des Evangeliums eingebracht, und zwar, weil sie hilft,

die jeweils bessere Lösung für die Menschen zu finden.

Was ich an Kompetenzen im Bereich der Mediation

und Konf liktbearbeitung und an praktischer Erfahrung,

öffentliche Theologie zu treiben, gewonnen habe, ist

auch für das Propstamt von Rhein-Main von Bedeutung.

Zum Beispiel, wenn es um den Flughafen und seinen

möglichen Ausbau geht. Ich habe in Neu-Isenburg erlebt,

wie die Auseinandersetzungen um die Startbahn-West

tiefe Gräben in Gemeinden gerissen haben, die teilweise

bis heute bestehen. In solchen Situationen sind zentrale

christliche Ressourcen wie das Benennen von Schuld und

die Bitte um Vergebung von unschätzbarem Wert.

Pröpstin, Propstei und Leitendes Geistliches Amt

Die EKHN ist in sechs Propsteien untergliedert. Die Propstei Rhein-Main

mit Sitz in Frankfurt reicht von Ginsheim-Gustavsburg im Westen bis

nach Seligenstadt im Osten und vom nördlichen Stadtrand Frankfurts bis

nach Egelsbach im Süden. Zur Propstei gehören 338.000 evangelische

Christen in 144 Gemeinden und neun Dekanaten.

Die Pröpstin ist als geistliche Repräsentantin zuständig für die

Begleitung und Visitation der Gemeinden sowie der Pfarrer innen und

Pfarrer, für die Besetzung der Stellen und Ordinationen. Zusammen mit

ihren fünf Kolleginnen und Kollegen sowie dem Kirchenpräsidenten und

dessen Stellvertreter in bildet die Pröpstin das Leitende Geistliche Amt,

das als Gremium die Bischofsfunktion, also die geistliche Leitung, in der

EKHN ausübt.

Verantwortung in der EKHN

Die EKHN gliedert sich in Kirchengemeinden, Dekanate, Propsteien

sowie die gesamtkirchlichen Organe und Einr ichtungen. Sie werden von

demokratisch gewählten Gremien verantwortet. Alle Leitungsämter

werden durch Wahlen besetzt. Das verteilt die Verantwortung auf viele

Schultern und bindet viele Menschen mit ihren persönlichen Kompetenzen

in die Entscheidungsprozesse ein.

»Mir ist wichtig, gegenwärtige Herausforderungen und christliche

Glaubensüberzeugungen in ein fruchtbares Gespräch zu br ingen. Die

Kluf t zwischen Arm und Reich gehört dazu, wie auch die Bedeutung der

Ewigkeitshof fnung für unseren Umgang mit Zeit. Entscheidend ist für

mich, wie Orientierung gewonnen werden kann: durch Aufmerksamkeit

für die Themen, durch Achtsamkeit im Umgang mit anderen Meinungen,

durch theologische Nachdenklichkeit und dann auch durch Mut zur

Einmischung. Und Sie können davon ausgehen, dass ich das dialogisch

und werbend tun werde.«

Pfarrerin Gabriele Scherle

Propstei Rhein-Main

Telefon (069) 287388

E-Mail ev.propstei.rhein-main

@ekhn-net.de

Der Schatz unserer Vergebungskultur kann aber auch

noch in einer anderen Hinsicht bedeutsam sein: nämlich

für den Umgang mit Strukturveränderungen in der

Kirche. In meiner jetzigen Tätigkeit als Gemeinde-

beraterin und Leiterin des Weiterbildungszentrums

Führung und Leitung im Burckhardthaus habe ich mich

mit Kooperations- und Fusionsprozessen beschäftigt.

Wichtig ist mir vor allem ein Lernertrag: Erfolg oder Miss-

erfolg hängen entscheidend vom Umgang mit den so

genannten weichen Faktoren ab.

Nur wo es gelingt, die Menschen mitzunehmen,

wo verlässliche Vorgaben bestehen und wo Gewinne und

Verluste von Veränderungen deutlich benannt werden,

nur da stärken solche Prozesse das Vertrauen in den

gemeinsamen Weg – und das Zutrauen, dass es letztlich

Gott ist, der die Kirche trägt und erhält.«

11

Page 12: Jahresbericht - ekhn.de · Verantwortung übernehmen 35 Nie so oft geküsst, so oft umarmt! 36 Tagesstätte für ältere Menschen mit Behinderung in Gießen Kirche am Ball 39

Projekte zur Mitgliederorientierung in den Kirchengemeinden Wiesbaden, Bleidenstadt und Dausenau

Die Menschen erreichenDie großen Volkskirchen unterliegen einem tief greifenden Wandel. Viele

Menschen sind heute nicht mehr aus Tradition Mitglied, sondern aus vielen

verschiedenen und persönlichen Gründen. Entsprechend unterschiedlich

sind auch die Vorstellungen von der Kirche.

Religion und Glaube sind im Pluralismus und im

Individualismus der Postmoderne ange-

kommen. Damit wird die kirchliche Arbeit

anspruchsvoller – bei schrumpfenden

Ressourcen. Der Umbau von der Amtskirche zu

einer mitgliederorientierten Kirche ist im Gange und er

dauert mindestens Jahrzehnte. Eine Stadtgemeinde,

eine Umlandgemeinde und eine Landgemeinde haben

sich dem in einem Projekt für Mitgliederorientierung

gemeinsam gestellt.

Bis 1918 war die evangelische Kirche noch Teil

des Staats, die Mitgliedschaft darin stand im Prinzip

nicht in Frage. Nach der Trennung von Kirche und Staat

hat sich das allmählich geändert. Zwar ist bei vielen

noch immer die alte, kulturelle und familiäre Tradition

lebendig. Doch daneben sind heute viele aus persön-

licher Überzeugung und aufgrund ihrer individuellen

Entscheidung Mitglied einer Kirche, die sich manche

durchaus jenseits ihrer familiären Wurzeln aussuchen.

Manche ändern ihr Verhältnis zu Glauben und Kirche im

Verlauf ihres Lebens. Das belegen die dynamischen

Zahlen der Austritte, Wiedereintritte und Übertritte.

Viele Menschen wollen heute überzeugt werden und

Kirchen müssen überzeugend sein. Die Kirche steckt

dabei in einer Zwickmühle: Einerseits schrumpfen die

finanziellen Ressourcen. Andererseits soll der Standard

der Angebote steigen, weil er sich an vergleichbaren

Dienstleistungen messen lassen muss.

In der Erklärung »Das Evangelium unter die Leute

bringen« der Synode der Evangelischen Kirche in

Deutschland (EKD) zu Mission und Evangelisation aus

dem Jahr 1999 heißt es: »Die Gefahr unserer Kirche liegt

nicht in zu viel Nähe, die aufdringlich würde und dem

Menschen die Freiheit raubte. Sie liegt in zu viel Distanz

zu den Menschen.« (Kapitel IV.1)

Diese Einsicht ist Grundlage des Projekts Mit-

gliederorientierung, für das die EKHN im Mai 2006 eine

feste Pfarrstelle eingerichtet hat. Sie ist mit Ksenija

Auksutat besetzt. Ihr Auftrag ist es, Methoden für eine

zukunftsfähige Mitgliederkommunikation zu entwickeln.

Mitgliederorientierte Gemeindearbeit

Bergkirche Wiesbaden

Die Bergkirchengemeinde in Wiesbaden-Mitte ist eine traditionsreiche

Gemeinde. In der Kirche aus der Gründerzeit f inden neben Gottesdiensten

regelmäßig herausragende Konzerte statt. Das große Gemeindehaus

beherbergt eine große Kindertagesstätte mit Hort und bietet Raum für

viele Gruppen. Der umliegende Stadtteil hat sich dabei stark gewandelt:

Während der eine Gemeindebezirk eine überwiegend bürgerliche Wohn-

bevölkerung aufweist, ist die andere Hälf te inzwischen von einem

alternativ und kulturell gemischten Milieu geprägt. Die Herausforderung

für die Mitarbeitenden in der Gemeinde besteht darin, allen Mitgliedern

und vielen zugezogenen (Noch-)Nichtmitgliedern gerecht zu werden.

Kirchengemeinde Bleidenstadt

Bleidenstadt war ehemals ein Dorf und wurde Stadtteil der wachsenden

Vorort-Kommune Taunusstein. Viele Familien, Berufstätige, die täglich

nach Wiesbaden zur Arbeit pendeln, und eine große Zahl aktiver Ruhe-

ständler bilden hier die Bevölkerung. Der Kirchengemeinde ist heute

neben dem guten Kontakt zu Familien über Anlässe wie Taufe oder

Konf irmation ein schnellerer Kontakt zu Neuzugezogenen wichtig.

Kirchengemeinde Dausenau

Dausenau liegt, umgeben von einer sehenswerten Stadtmauer, zwischen

Bad Ems und Nassau maler isch am Lahnufer. Die St. Kastorkirche ist

kunstgeschichtlich bedeutend und wird von vielen Touristen aufgesucht.

Die aktive Kirchengemeinde setzt bereits hochmoderne Audio-Guides

ein, die Besucher mit den Informationen versorgen. Der Spagat zwischen

den Erwartungen von Touristen und der verwurzelten Traditionsliebe der

einheimischen Bevölkerung fordert den Kirchenvorstand heraus.

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In einem Pilotprojekt haben die Bergkirchengemeinde in

Wiesbaden, die Kirchengemeinde Taunusstein-Bleiden-

stadt und die Kirchengemeinde in Dausenau an der Lahn

im Jahr 2005 einen gut einjährigen Prozess zur Mitglieder-

orientierung begonnen. Mit Kirchenvorstand, Pfarrer

und Pfarrerinnen, Gemeindesekretärin und Küster haben

sich fast alle Mitarbeitenden daran beteiligt. Mit Büro-

organisation, Beschilderung der kirchlichen Gebäude

und der Entwicklung neuer Angebotsformen wurden alle

Kontaktf lächen zu den Mitgliedern einbezogen. Im Blick

war dabei immer ihr theologischer Auftrag: die Liebe

Gottes zu den Menschen, zu jeder und jedem Einzelnen,

weiterzugeben. Jesus hat sich den Menschen unter-

schiedslos und ohne Einschränkung zugewandt. Er war

für sie da und ist zu ihnen gegangen. Unter diesem Blick-

winkel kommen die Kriterien der Mitgliederorientierung

schnell in den Blick. Wer Menschen erreichen will, muss

erreichbar sein. Wer ihnen etwas vom Glauben weitergeben

will, muss sie ansprechen.

Die Pilotgemeinden haben ihre Arbeit sehr gründ-

lich unter die Lupe genommen. Veränderte Öffnungs-

zeiten wurden ausprobiert, die Zusammenarbeit der

Mitarbeitenden und der interne Kommunikationsf luss

wurden verbessert. In Fortbildungen trainierten sie

Teamwork und Telefonverhalten. Schilder an Straßen und

Gebäuden machen es interessierten Menschen zukünftig

leichter, die Kirchengemeinde oder die gesuchten

Büros zu finden. Zur Kontaktpf lege mit den Mitgliedern

nutzen die Gemeinden zeitgemäße Informations-

und Kommunikationstechnologien und verwenden an-

sprechend gestaltete Informationsmedien.

Auch bei den Gottesdiensten gab es Veränderun-

gen. So werden in Bleidenstadt Verstorbene jetzt zu

Beginn erwähnt und Kerzen angezündet, was in der

Gemeinde positiv aufgefallen ist. Die Begrüßung am

Kircheneingang wirkt einladend und persönlich, da die

Kirchenvorsteherinnen und -vorsteher nun Namens-

schilder tragen. Den erstmals veranstalteten Brunch für

Neuzugezogene besuchten viele Angeschriebene und

auch die Zeitung berichtete darüber. Aus dem Tanzprojekt,

Die Mitgliedschaf tsstudie der EKD hat nach den allgemeinen Aufgaben

der Kirche und nach den persönlichen Motiven der Mitgliedschaft gefragt.

Demnach beziehen sich die allgemeinen Erwartungen der Mitglieder an

ihre Kirche besonders auf gottesdienstliches und diakonisches Handeln.

Gesellschaf tliche Einmischung und Wertevermittlung stehen dahinter

deutlich zurück. Die persönlichen Motivationen der Mitglieder entsprechen

dem. Sie machen aber den großen Wunsch nach einem kirchlichen Handeln

deutlich, das möglichst direkt auf die einzelne Person zu beziehen ist.

Besonders wichtig sind Taufe, Trauung, Bestattung, Hilfe in der Not und der

Wunsch nach einer persönlichen geistlichen Orientierung. Die Befragung

zeigt aber insgesamt bei den Mitgliedern eine breite Palette von Gründen.

Erwartungen an die Kirche

Auf die Frage »Welcher Aspekt der Religion ist Ihnen besonders

wichtig?« antworten Mitglieder sehr unterschiedlich. Während

Menschen mit einer engen Kirchenbindung den Gemeinschaf tsaspekt

sehr viel mehr hervorheben als das sozial-diakonische Engagement

und die individuelle Glaubenssuche, sehen das Menschen, die sich der

Kirche gegenüber distanziert verhalten, genau andersherum.

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Evangelische Bergkirche

Wiesbaden

Telefon (0611) 524300

E-Mail [email protected]

Evangelische Kirchen-

gemeinde Bleidenstadt

Telefon (06128) 42950

E-Mail [email protected]

Evangelische Kirchen-

gemeinde Dausenau

Telefon (02603) 6256

E-Mail sommer.monika

@web.de

Projektleiterin

Mitgliederorientierung:

Ksenija Auksutat

Telefon (06151) 405-501

E-Mail mitgliederservice

@ekhn .de

einer Zielgruppenveranstaltung im Rahmen des Projekts,

sind ehrenamtliche Mitarbeiterinnen fürs Gemeindefest

gewonnen worden.

In Dausenau, einer sehr ländlich geprägten

Kirchengemeinde, überwiegt abschließend eher die

Skepsis. Die Methoden passten nicht so einfach in die

ländliche Situation, wo die Bedeutung der Pfarrerin

besonders groß ist.

Die Projektgruppe der Wiesbadener Bergkirchen-

gemeinde bilanzierte am Ende der Projektzeit: Mitglieder-

orientierung ist kein Allheilmittel. Sie bietet wichtige

Anregungen, Denkanstöße und Ideen, aber die

langfristige Umsetzung obliegt einzig den Gemeinden

selbst – sie müssen Mitgliederorientierung leben!

Die Methoden und Materialien der drei Pilot-

gemeinden werden im nächsten Schritt ab Herbst in

einem ganzen Dekanat erprobt. Anschließend stehen sie

Finanzierung der Kirchengemeinden

Kirchenaustritte seit 1900

Direkt nach der Trennung von Kirche und Staat im Jahr 1918 sind viele

Mitglieder aus der Kirche ausgetreten. Sie gehörten zumeist dem

Arbeitermilieu an, zu dem die Kirchen bereits im 19. Jahrhundert den

Zugang weithin verloren hatten. In den bürgerlichen Milieus blieb die

Tradition der Kirchenmitgliedschaf t jahrzehntelang überwiegend

bestehen. Lediglich zu Beginn des Dritten Reiches gab es vermehrt

Austr itte.

Die stabilste Phase erlebten die Kirchen nach dem Zweiten Weltkr ieg,

als ihnen eine wichtige Orientierungsfunktion beigemessen wurde.

Umso hef tiger waren die Austr ittswellen nach 1968, als sich in der

Folge der Studentenrevolte auch viele bürgerliche Mitglieder aus der

Tradition der Kirchenmitgliedschaf t lösten und sie zunehmend als frei-

willig betrachteten.

Die f inanzielle Ausstattung der Gemeinden hängt ab von der Zahl ihrer

Mitglieder und ihrer Gebäude sowie von ihren Arbeitsschwerpunkten.

Neben den Zuweisungen der EKHN können Gemeinden Zuschüsse

von staatlichen Institutionen erhalten. Die Pfarrer innen und Pfarrer

erhalten ihr Gehalt direkt von der Gesamtkirche. Weitere Mitarbeitende

werden im Rahmen des Gemeindehaushalts bezahlt. Unabhängig vom

örtlichen Kirchensteueraufkommen erhalten die Kirchengemeinden

Zuweisungen aus Kirchensteuermitteln:

für Personalkosten [Euro]

einen Sockelbetrag 4.589,80

pro Mitglied 14,20

mindestens jedoch 7.154,00

für Gottesdienst und Gemeindearbeit [Euro]

bis 999 Mitglieder pro Mitglied 4,75

mindestens jedoch 1.969,50

ab 1.000 Mitglieder pro Mitglied 2,81

mindestens jedoch 4.754,00

für Verwaltung [Euro]

pro Mitglied 1,07

pro Pfarr-/Vikarstelle 1.445,60

für die Gebäudeunterhaltung [Euro]

Pauschale pro Gebäude für kleinere Baumaßnahmen 410,00

sowie zusätzlich für kleinere Baumaßnahmeneine Zuweisung, berechnet auf der Basisdes Brandversicherungswertes

für die Gebäudebewirtschaftungpro 1.000 Einheiten des Brandversicherungswertes [Euro]

für das Gemeindehaus 87,55

für die Kirche 42,40

für das Pfarrhaus 21,20

für sonstige Gebäude 42,40

Gemeinden können weitere Zuweisungen bekommen

für zusätzliche Predigtstellen entsprechend der Nutzungsdichte

1.023,55 bis 3.424,80 Euro

auf Antrag Sonderzuweisungen für Personal zur Verstärkung

bestimmter Aufgaben

auf Antrag Mittel für große bauliche Maßnahmen

Ergänzungszuweisungen für Kindertagesstätten, Diakoniestationen

und ähnliche Einr ichtungen

Aufwandsersatz für Grundbesitzverwaltung

mit einem Unterstützungsteam der Gemeindeberatung

und einem Handbuch für Mitgliederorientierung allen

übrigen Kirchengemeinden und Dekanaten zur Ver-

fügung.

Unterstützt wurde der Prozess vom Zentrum

Organisationsentwicklung und Supervision in Friedberg

und der Agentur 2SBM, Netzwerk für integrierte

Kommunikation und Value Marketing, aus Darmstadt.

Ksenija Auksutat hat weitere Hilfsmittel und

-methoden entwickelt, mit denen Gemeinden und Ein-

richtungen die Kontaktf lächen zu den Mitgliedern ver-

bessern können. Hierzu zählen Informationsbroschüren,

Materialpakete, Fortbildungen, Beratungen und ein

Konzept zur Qualitätssicherung im Mitgliederkontakt.

Auch die Arbeit im Bereich Fundraising steht in enger

Beziehung zur Mitgliederorientierung, denn Fundraising

ist in erster Linie Beziehungspf lege.

Häuf ig lösen Änderungen im Steuerrecht Austr ittswellen aus. Wenn

Belastungen steigen, wie etwa 1991 nach der Einführung des Solidaritäts-

zuschlags, steigt die Zahl der Kirchenaustr itte. In den beiden letzten

Jahren war ihre Zahl allerdings deutlich rückläuf ig und religiöse Fragen

f inden wieder ein größeres Interesse.

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»Die Kirche sollte meditative Formen von Spiritualitätstärker in den Blick nehmen. Das kann Menschen zu ihrer Mitte führen und mit Gottin Berührung bringen.«Magda Lucas [51], Gemeinde-pädagogin, Frankfurt-Sossenheim

Glauben feiern

»Mir gefällt es gut, wenn wir zusammen beten – das istinnen drin ein schönes Gefühl.Alleine zu Hause beten istauch schön, aber zusammenist es besser.«Leonhardt Kuntz [6], Osthofen

»Als Protestanten haben wir verlernt, alle Sinne mit ein-zubeziehen. Es muss wieder mehr Sinnlichkeit in unsere evangelische Kirche.«Klaus Douglass [47], Gemeinde-pfarrer Niederhöchstadt

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Religiöse Erziehung in der Kindertagesstätte Osthofen bei Worms

Zusammen beten ist eben schönerSie sind christlich, ungetauft oder haben eine andere Religion. Kinder, die

evangelische Kindertagesstätten besuchen, sollen neben dem sozialen Lernen auch

Erfahrungen mit dem christlichen Glauben machen können. Die anderen Religionen

sollen dabei nicht missachtet werden, ein Spagat, der auch eine Chance ist.

Die Kinder sind klein, die Hoffnungen der

Eltern groß, auch im Religiösen. »Viele haben

den Wunsch nach religiöser Erziehung ihrer

Kinder«, sagt Pfarrer Joachim Dietermann, im

Zentrum Bildung der EKHN zuständig für die

frühkindliche Erziehung. Nur würden viele sagen: »Wir

können das nicht, macht ihr das mal.« Die Erzieherinnen,

die Kinder stellvertretend christlich erziehen sollen,

fühlen sich gelegentlich überfordert. Schließlich sind

auch sie von Glaubenszweifeln nicht frei.

So sei etwa auf Fortbildungen zu hören: »Das mit

Ostern verstehe ich nicht.« Joachim Dietermann, der

Pfarrer, antwortet dann: »Ostern ist ja auch schwer ver-

ständlich.« Es wird aufgeatmet. Und gemeinsam tauche

man immer wieder neu ein »in die biblischen Geschichten

gegen den eigenen Unglauben«. Das Problem mit der

religiösen Erziehung liege eher bei den Erwachsenen,

nicht bei den Kindern. »Sie bringen alles mit. Fragend

stoßen Kinder Fenster auf. Wir können das Fenster

schließen oder hinausschauen und uns mit den Kindern

gemeinsam auf einen Weg begeben.«

Waltraud Becker: »Merkt ihr, dass unser Kindergarten zur

Kirche gehört?«

Rebecca: »Ja, na klar! Wir gehen doch of t zur Kirche und in

den Gottesdienst und wir glauben an Jesus.«

Waltraud Becker: »Wie merkt ihr im Kindergarten, ohne dass

wir einen Gottesdienst feiern, dass wir zur Kirche gehören?«

Rebecca: »Wir erzählen doch ganz viele Geschichten von Gott

und Jesus, weißt du, die, die in dem Buch – ähm – in der Bibel

stehen.«

Leonhardt: »Mir gefällt es gut, wenn wir zusammen beten –

das ist innen dr in ein schönes Gefühl. Alleine zu Hause beten

ist auch schön, aber zusammen ist es besser.«

Annalena: »Ja, ich merke, dass wir zur Kirche gehören, wir

glauben doch an Jesus! Und in der Gruppe gibt es auch ein

Buch mit Geschichten von Gott – die gibt es auch als Pixi-

bücher! Mir gefällt besonders, wenn wir mit dem Kindergarten

zur Kirche gehen. Dann läuten extra für uns die Glocken – die

rufen uns.«

Waltraud Becker: »Wie wäre es, wenn wir ein Kindergarten

wären, der nicht zur Kirche gehört?«

Annalena: »Das wäre traurig, weil du uns dann nicht die

Geschichten erzählen würdest, und wir würden ja nicht vorm

Essen beten.«

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Biblischer Lärm

In der Kita Osthofen geht die Tür auf, Jungen und Mäd-

chen gehen auf Strümpfen ins Zimmer. Heute ist Erzähl-

tag. Dafür wird die Jesuskerze angezündet. Waltraud

Becker, die Kindertagesstättenleiterin, lässt den Gong

dreimal tönen. Rasch wirkt das Ritual: Stille – und

Erwartung, Erwartung auf das erste Wort. Der Fußboden

gleicht einem Meer, ein blaues Tuch breitet sich in

Wellen aus, umgeben ist es von Muscheln. Über das

Wasser gleitet ein Schiff, darin Jesus mit den Jüngern.

Die Kinder lauschen der Geschichte, hören den auf-

kommenden Sturm, die Kinder stürmen jetzt selbst: Sie

lassen Tücher f lattern, es pfeift und jault, Instrumente

dröhnen, Donner grollen. »Biblische Geschichten

können mit Lärm verbunden sein«, sagt Waltraud Becker.

Im Geräuschgetümmel ein traumverlorener Klang, den

Annalena aus dem Xylofon herausstreichelt. Jesus schläft

im wogenden Schiff, der zarte Klang erinnert an einen

Träumer, so lebendig fein, dass Jesus dem Traum kraft-

voll entsteigen kann und – jetzt! – hellwach die Gefahr

mit Ruhe überlistet. Still. Alles ruhig.

»Ich war so wütend, wäre fast geplatzt«

In Innern aber klingt der Sturm nach, die Mädchen und

Jungen übertragen ihn auf andere Situationen in ihrem

Leben und erzählen von einem Wüten, das sie zuweilen in

sich selber spüren: »Der Fuß meiner Schwester hat mich

am Mund getroffen, das hat so weh getan«, erinnert sich

ein Mädchen. »Es war im Wohnzimmer«, sagt Leo und

ballt die Fäuste. »Ich war voll wütend. Fast wäre ich

geplatzt!« Die so ein inneres Rumoren kennen, erzählen

auch von einer Kraft, die Ruhe bringt. Manche erfahren

sie bei Mama oder Papa. Ein Mädchen erzählt: »Ich gehe

in mein Zimmer und mache hinter mir die Tür zu.« Ein

Junge weiß, was draußen gegen den pochenden Schmerz

einer Wunde hilft: »Ich lege ein Blatt darauf, das kühlt.«

Kindertagesstätten

1996 2006

Zahl der Kitas 620 621

Zahl der Plätze 40.179 41.074

Belegte Plätze 38.517 36.495

Plätze mit Mittagessen 6.657 15.737

Nachmittagsbetreuung 11.130 16.638

Religionszugehörigkeit der Kinder 1996 2006

evangelisch 20.416 16.714

römisch-katholisch 7.763 6.820

muslimisch 3.385 4.366

ohne Religionszugehörigkeit 3.848 6.825

ohne Angaben 3.105 1.770

Entsprechend dem Bedarf hat die EKHN ihr Angebot an

Ganztagsbetreuung mit Mittagessen ausgeweitet.

Erzieherinnen und Erzieher sind die größte Berufsgruppe in

der EKHN. Derzeit arbeiten 5.213 Personen auf 2.705 Stellen.

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»Nichts überstreifen, nicht beliebig werden«

Auch türkische Kinder schauen ins Licht der Jesuskerze,

singen mit beim Segenslied. Nicht alle Kinder in

evangelischen Kindertagesstätten gehören einer Kirche

an. »Manchmal sind mehr als die Hälfte der Jungen und

Mädchen nichtchristlich«, sagt Pfarrer Joachim Dieter-

mann. Für das gemeinsame Leben müssen immer neu

Lösungen ausgehandelt werden. Umgekehrt liegt darin

auch »ein Schatz an Begegnungen, die man unter

Erwachsenen bestenfalls unter großen Mühen organi-

sieren kann«. Waltraud Becker hat für sich den Leitsatz

gefunden: »Nichts überstreifen, nicht beliebig werden.«

Angebote für Kinder in Kirchengemeinden

Pfarrer Joachim Dietermann, Referent für die frühkindliche Erziehung im Zentrum Bildung, über religiöse Sozialisation in Kindertagesstätten

Jedes Kind hat ein Recht auf seine Religion

Alle Kinder bringen Religion mit, auch Kinder aus

atheistisch geprägten Familien. Sie sind auf Menschen

angewiesen, die sie in ihrer Suche nach Orientierung und

ihren Fragen nach Gott und der Welt begleiten.

Evangelische Kinder dürfen sich in der religiösen Prägung

der Kindertagesstätte (Kita) zu Hause fühlen und sagen:

»Das ist unsere Kirche, da bin ich getauft worden, das ist

unser Pfarrer.« Während sie ihre eigenen religiösen

Wurzeln entwickeln und pf legen, begegnen sie gleich-

zeitig anders geprägten Kindern, nehmen dabei Unter-

schiede wahr und können sie bejahen. Die religiös anders

verwurzelten Kinder sind dabei als Gäste willkommen.

Sie sind eingeladen, christliche Feste mitzufeiern, im

klaren Bewusstsein darum, dass sie es als religiöse Gäste

tun, die in solchem Feiern nicht zu Hause sind. Es gilt,

dabei einen Stil zu entwickeln, der den Anschein der Ver-

einnahmung von vornherein ausschließt.

Das evangelische Profil der Kita zeigt sich in der offenen

Haltung der Erzieherinnen und Erzieher vor Ort. Sie

müssen keine fest gefügten Glaubensüberzeugungen mit-

bringen, sondern an der gemeinsamen Suchbewegung

nach Jesus teilhaben wollen. Dafür müssen sie bereit sein,

die Kinder anzuregen und ihre Fragen herauszukitzeln.

Nur wer in Fragen des Glaubens selbst sprachfähig ist,

kann mit Kindern darüber ins Gespräch kommen.

Die EKHN unterstützt das, indem sie die Fach-

beratung ausgebaut und trotz des Finanzdrucks gerade

hier nicht gekürzt hat. Evangelische Kitas haben eine

bessere Personalausstattung als die des Landes, sie

haben unterstützende Verwaltungen und neue Qualitäts-

standards. Regionale Fortbildungen helfen die religions-

pädagogische Kompetenz zu erweitern.

[Zahl]

Kindergottesdienste 28.129

Schulgottesdienste 1.687

Kinderbibelwochen 558

Teilnehmer/-innen 19.879

Eltern-Kind-Kreise 1.420

Teilnehmer/-innen 10.914

Kinderkreise 1.652

Teilnehmer/-innen 14.125

Kinderchöre 170

Viele Geschichten verbinde das Christentum mit dem

Islam, in dem Jesus als Prophet gelte. Bei Jesu Auf-

erstehung markiere sie allerdings deutlich den Unter-

schied. Gemeinsamkeiten treten dennoch immer wieder

zu Tage. Als das moslemische Zuckerfest in den Advent

fiel, erzählte eine moslemische Mutter von Ablauf und

Bedeutung des Festes. »Auch die türkischen Kinder

kennen eine Art Adventskalender«, war zu erfahren,

was selbst für die äußerst religionskundige Kindertages-

stättenleiterin Waltraud Becker überraschend war.

»Den Fastenmonat über wird an jedem der 30 Tage ein

Päckchen geöffnet, das letzte am Zuckerfest.«

Pfarrer Joachim Dietermann

Zentrum Bildung

Telefon (06151) 6690-215

E-Mail joachim.dietermann.zb

@ekhn-net.de

Angebote für Kinder sind ein zentrales kirchliches Anliegen.

Die Zahl der Angebote ist seit 1980 leicht gesunken.

Die Zahl der Teilnehmenden hat sich auf etwas mehr als die Hälf te

reduziert – den sinkenden Geburtenraten entsprechend.

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Aktives Gemeindekonzept der Andreasgemeinde Niederhöchstadt

Kirche für die SinneDie Andreasgemeinde in Eschborn-Niederhöchstadt ist Medienrummel gewohnt.

Denn ihre Gottesdienste »GoSpecial« sorgen seit zehn Jahren weit über die Region

hinaus für Furore und ziehen nicht selten bis zu 1.000 Menschen an. Sie sind

Baustein in einem breit gefächerten Gemeindekonzept, das auf Beteiligung und

frische Ideen setzt.

»Was würde Jesus zu Angela Merkel sagen?«

– »Knocking on Heaven’s Door« – »Im

Himmel ist die Hölle los«. Schon die

Themen lassen traditionelle Kirchgänge-

rinnen und -gänger stutzen. Zehn Jahre

gibt es ihn nun, den besonderen Gottesdienst in Nieder-

höchstadt und mehr als 100 Mal erlebte eine begeisterte

Gemeinschaft diesen spektakulären Mix aus Musik,

Theater, Kabarett, Sketschen und schrillen Effekten.

Ungewöhnlich für einen Gottesdienst sind auch die

Besucherinnen und Besucher: Denn zu einem großen Teil

handelt es sich um Menschen, die vorher nur wenig oder

überhaupt nichts mit der Kirche zu tun hatten. Auch

Heike Becht gehörte zu ihnen, bis ein Freund sie zu

einem GoSpecial-Gottesdienst mitbrachte. »Das ist

typisch für unsere Gemeinde«, erklärt die Frau, die heute

Vorsitzende des Kirchenvorstandes ist, »wir vermehren

uns stark über private und familiäre Netzwerke.«

Lebensthemen und Sinnlichkeit

Vater der rasanten Entwicklung ist Dr. Klaus Douglass:

»Früher war das eine normale Landgemeinde mit

ungefähr 30 Leuten im Gottesdienst«, erinnert sich der

Pfarrer, der 1989 nach Niederhöchstadt kam. Durch

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persönliche Ansprache von Menschen und Predigten, bei

denen er stets aktuelle Themen als Aufhänger nahm,

stieg die Besucherzahl schnell auf mehr als das Dreifache

an. Doch der Pfarrer wollte mehr: Auf einer Reise in die

USA lernte er unter anderem die Erlebnis-Gottesdienste

der Willow-Creek-Gemeinde bei Chicago kennen, bei

denen Zweif ler und nicht zuletzt ungewöhnliche Formen

im Mittelpunkt stehen. Die Idee für GoSpecial war

geboren und bewährte sich. 800 bis 1.000 Menschen

nehmen heute an den Gottesdiensten teil, die mittler-

weile in einem Saal des »Kinopolis« neben dem Main-

Taunus-Zentrum in Sulzbach stattfinden, wo sich manche

Leute wie bei einer Filmvorführung mit Getränken und

Popkorn eindecken.

»Als Kirche des Wortes vergessen wir Protestanten

oft die Sinnlichkeit«, sagt Douglass, »aber Gott ist nun

mal nicht nur über den Verstand erfahrbar.« Die Nieder-

höchstädter wollen daher auch »Kirche für die Augen

sein«, wie Geschäftsführerin Anke Wiedekind betont.

Und damit meint sie längst nicht nur GoSpecial. Ins-

gesamt sieben unterschiedliche Gottesdienstformen gibt

es in Niederhöchstadt, darunter der Jugendgottesdienst

eXperience oder der Gottesdienst Kompakt, der weniger

Evangelische Andreasgemeinde

Langer Weg 2

65760 Eschborn

Telefon (06173) 63534

E-Mail buero

@andreasgemeinde.de

www.andreasgemeinde.de

als eine Stunde dauert. Gemeinsam ist ihnen, »dass sie

jeweils von einem Lebensthema ausgehen und das dann

mit der Bibel in Verbindung bringen«. Um was es

demnächst gehen soll, darüber kann die Gottesdienst-

gemeinde abstimmen.

Kirche neu erfinden

Eine tragende Rolle kommt in Niederhöchstadt den

Glaubenskursen zu. »Für das Hineinwachsen in die

Gemeinde hat sich eine Art ›idealtypischer Weg‹ mit acht

Schritten herausgebildet. Und dabei begleiten wir die

Menschen gezielt«, erklärt Wiedekind. Außerdem gibt es

verschiedene Hauskreise, an denen bis zu zwölf Personen

teilnehmen und in ungezwungener Atmosphäre über

Glaubensthemen ins Gespräch kommen.

»Wir haben«, so Klaus Douglass, »ein besonderes

Klima der Ermutigung und Erbauung. Von den ersten

Christen sagte man: ›Seht, wie sie einander lieben.‹ Das

war ihr Erkennungszeichen.« Orientiert am »besucher-

freundlichen Konzept« der amerikanischen Gemeinde-

wachstumsbewegung von Saddleback entwickelte die

Gemeinde eine Philosophie, die klare Ziele für die Arbeit

enthält: Gott kennen lernen, miteinander leben, im

Glauben wachsen, für andere da sein, Gott von ganzem

Herzen lieben. Jedes dieser Ziele bildet einen eigenen

Arbeitsschwerpunkt. Der Sozialwissenschaftler und

Theologe Kai Scheunemann zum Beispiel ist für die Go-

Special-Gottesdienste zuständig und setzt auf Dialog:

»Das Geheimnis ist, sich jedes Mal dem Feedback zu

stellen und kritikfähig zu bleiben«, sagt er und Pfarrer

Douglass ergänzt: »Wir müssen Kirche immer wieder neu

erfinden und die Traditionen für die heutige Zeit lebendig

deuten – schließlich gibt es viele Türen zu Gott.«

»Just go« – der erste Kirchentag rund um Gottesdienste

Über 2.000 Menschen aus dem ganzen Bundesgebiet nahmen am ersten

Kongress für neue Gemeinde- und Gottesdienstformen in Höchst teil.

Ihn veranstaltet hatte die Andreasgemeinde in der Jahrhunderthalle im

Mai 2006. Sie bot damit den Gruppen, die an neuen Gottesdienstformen

arbeiten, ein Forum für Anregungen und Erfahrungsaustausch.

Die Vision hinter diesem Großprojekt zielt auf liturgische Feiern, die

auch jene Menschen als of fen, einladend und verständlich empf inden,

denen kirchliche Traditionen fremd geworden sind. In der EKHN sind

150 Gemeinden bekannt, in denen neue Gottesdienstformen praktiziert

werden. Sie fanden in der Jahrhunderthalle, die sich vorübergehend zur

Kirche verwandelt hatte, ein breites Spektrum an Ideen und kreativen

Köpfen.

Informationen über alternative Gottesdienste

in der EKHN f inden Sie unter

www.evangelische-sonntagszeitung.de/alternative-godis/

20

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Ehrenamtliches Engagement in der EKHN

Nicht nur der Pfarrer zählt

Dafür stehen mehr als 50 Gruppen und Angebote, zu

denen unter anderem 20 Haus-, Gesprächs- oder Gebets-

kreise und Seminare gehören. »Als Gemeinde ist es unser

biblischer Auftrag, Ausstrahlung auf Menschen mit ganz

unterschiedlichen Lebensentwürfen zu haben«,

bekräftigt Heike Becht. Ermöglicht wird das auch durch

den »Verein zur Unterstützung des geistlichen Gemeinde-

aufbaus in der evangelischen Andreasgemeinde Nieder-

höchstadt e.V.«, der sich vor zwölf Jahren gründete. Mit

Hilfe einer Erbschaft von 100.000 Euro, regelmäßigen

Spenden und Gemeindegliedern, die den zehnten Teil

ihres Einkommens beisteuern, beschäftigt er mittlerweile

sechs bezahlte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für ver-

schiedene Arbeitsbereiche.

Und das Erfolgsrezept? »Wir sind eine Mitarbeiter-

gemeinde«, sagt Douglass, »Verantwortung verteilt sich

auf viele Schultern.« Als Pfarrer spiele er zwar eine

wichtige Rolle in der Gemeinde, doch die Zentrierung

auf eine Person gebe es in Niederhöchstadt nicht mehr.

»Vieles hier läuft ganz selbstverständlich ohne mich,

weil andere ihre Kompetenz zur Verfügung stellen.«

Edgar Tilly ergänzt: »Es geht darum, Ehrenamtliche nicht

in Aufgaben hineinzupressen, weil an einer bestimmten

Stelle gerade Mangel herrscht, sondern Menschen eine

Plattform zu bieten, ihre Ideen und Talente zu verwirk-

lichen«, erklärt der Mann, der im Finanzbereich mit-

arbeitet und sich als »typischen Späteinsteiger über

GoSpecial« bezeichnet. Mit ihm engagieren sich in

Niederhöchstadt 360 Ehrenamtliche in Teams, die sich

um Theater, Kinderbetreuung, Seniorennachmittage

oder Seelsorge kümmern. Acht Bands, so genannte

»LobpreisTeams«, sorgen für die Musik. »Bei Gottesdienst-

vorbereitungen leisten oft über 100 Menschen insgesamt

tausend Arbeitsstunden«, betont Douglass.

An zentraler Stelle präsent

Ein weiterer neuer Mosaikstein im Niederhöchstädter

Konzept der »offenen Gemeinde« ist der Buchladen

»7. Himmel«. Im Frühjahr 2006 eröffnete er seine Pforten

am Niederhöchstädter Marktplatz, direkt gegenüber dem

örtlichen Supermarkt. »Man kann jedes Buch kaufen

oder bestellen, doch es gibt vor Ort ein großes Sortiment

an christlicher Literatur.« Und nicht nur das: Mitarbeiter

stehen auf Wunsch für Informationen, Gespräche und

auch Seelsorge zur Verfügung. »Damit sind wir an einer

zentralen Stelle präsent, wo viele Menschen täglich auf

dem Weg zum Einkauf oder zur S-Bahn vorbeikommen«,

freut sich Heike Becht.

2000 2005

Ehrenamtlich Engagierte insgesamt 63.390 63.402

davon weiblich 68,9 % 69,0 %

davon männlich 31,1 % 31,0 %

Schwerpunkte ehrenamtlicher Tätigkeit in den Gemeinden der EKHN

Arbeitsbereich 2000 2004

Kirchenvorstand, Gemeindeausschüsse 13.366 13.209

Gottesdienst und Kirchenmusik 37.513 37.176

darunter: Kirchenchor, Posaunenchor, Instrumentalgruppen 25.228 24.729

Angebote für Kinder und Jugendliche 6.186 5.912

Angebote Erwachsenenbildung 4.838 4.529

gemeindliche Diakonie 9.593 9.379

gemeindlicher Besuchsdienst 5.243 5.376

Öffentlichkeitsarbeit und Gemeindebrief (einschließlich Verteilung) 17.381 17.434

Dritte-Welt-Arbeit in Gemeinden 2.561 2.166

Gemeindefeste/Basare 17.957 17.752

andere Felder 3.990 3.384

Summe der Funktionen 118.628 115.976

Viele Ehrenamtliche haben mehrere Aufgaben in den Gemeinden über-

nommen. Deshalb erscheinen fast doppelt so viele Funktionen wie

Personen. Wie fast überall wird ehrenamtliche Arbeit in der Kirche

überwiegend von Frauen übernommen. Mit über 80 Prozent ist ihr

Anteil dort besonders hoch, wo das Ehrenamt Elemente traditioneller

Frauenrollen aufgreif t, also einen Bezug zu Kindern und Jugend-

lichen oder zum diakonischen Handeln hat. Zwei klassische Beispiele

sind die Hilfe bei Kindergottesdiensten (85,7 Prozent) und Kranken-

hausbesuche. In den Leitungsgremien sind Männer und Frauen an-

nähernd gleich stark vertreten.

Gottesdienst-Teilnahme

Gegen die of f izielle Gottesdienstpflicht in der katholischen Kirche hat

die Reformation die Teilnahme am Gottesdienst freigestellt. Schon früh

haben viele Protestanten davon ausgiebig Gebrauch gemacht.

Während einer kurzen Zeit nach dem Zweiten Weltkr ieg gingen deutlich

mehr Menschen in die Kirche. Danach sanken die Zahlen wieder und

halten sich seitdem auf einem weitgehend stabilen Niveau von zirka

4 Prozent der Mitglieder.

Auf dem Land und in den kleinen Städten sind Gottesdienste traditionell

besser besucht, fast doppelt so hoch. Jedoch gleichen sich auch hier die

Lebensgewohnheiten allmählich an.

Vier Mal im Jahr werden die Gottesdienstbesucher/-innen gezählt:

Invokavit (Beginn der Passionszeit im Februar) 57.307

Karfreitag 82.696

Erster Advent 90.048

Heiligabend 558.873

Kindergottesdienste pro Sonntag 14.606

Insgesamt wurden im Jahr 2005 76.054 Gottesdienste gefeiert.

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Meditationskurs für Frankfurter Berufsschüler/-innen

Im Labyrinth von ChartresErstmalig wurde an der Frankfurter Stauffenbergschule der Kurs »Entspannung –

Körperarbeit – Meditation« angeboten. Weil mehr Schülerinnen und Schüler teil-

nehmen wollten, als Plätze da waren, konnte nur ein Teil von ihnen aufgenommen

werden. Ein Höhepunkt war der Gang in das uralte Symbol des Labyrinths unter

Anleitung der Gemeindepädagogin Magdalene Lucas.

»Geil, wir meditieren«, freut sich der

angehende Lagerlogistiker Ertugrul. Noch

lieber als Meditieren hätte er zwar Fuß-

ball gewählt. »Das gab’s aber nicht.« So

widmet er sich mit 19 anderen Schülern

und Schülerinnen der Frankfurter Stauffenbergschule

einmal in der Woche Stille-Erfahrungen sowie Körper-

und Atemübungen. Geleitet wird der Kurs von Berufs-

schullehrer und Qigong-Lehrer Jörg Wessel und Pfarrerin

Meike Obermann, die auch Exerzitienbegleiterin ist.

Ungewöhnlich sei das Angebot schon, sagt Benjamin

Ebert, Groß- und Außenhandelskaufmann im zweiten

Ausbildungsjahr. »Mein Chef hat ganz schön verdutzt

Zeit für Gebet, Meditation und innere Einkehr

In Westeuropa schwankt der Anteil der Christen, die sich Zeit

für Meditation und Gebet nehmen, zwischen 45 und 87 Prozent.

Deutsche Christen liegen mit 68 Prozent im Mittelfeld.

[Quelle: Wertestudie]

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geschaut, als ich erzählte, dass wir jetzt lernen in uns

reinzuschlafen.« Auch für den Mitschüler Dennis Beetz

ist der Kurs etwas »ganz Neues und Ungewisses«. Aber:

»Ich probiere lieber etwas aus, als immer nur das Gleiche

zu machen.«

»Das ist kein Event«, sagen die Eventkauffrauen

Den angehenden Veranstaltungskauffrauen ist die bisher

erlebte Ereignisarmut nicht unsympathisch. »Das ist kein

Event«, sagt Julie Behr, es sei eher eine willkommene

Unterbrechung. »Die Arbeit in der Firma kann einen

schon manchmal total auslaugen.« Das Meditieren sei

»ein Ausgleich zu der extrem stressigen Arbeit«,

bestätigen Anne Schmidt und Simone Rotzal. An diesem

Tag werden sie ins Labyrinth gehen. Ein Ritual, das von

außen betrachtet »eher langweilig aussehen kann«,

erläutert die eingeladene Gemeindepädagogin und

Labyrinthexpertin Magdalene Lucas aus Frankfurt-

Sossenheim. Das Abenteuer spiele sich eher im Innern ab,

der Weg durchs Labyrinth bilde nicht weniger als das

Leben selber ab. 28 Umdrehungen hat der Pfad, bis er ins

Zentrum trifft.

Wie in der U-Bahn und im richtigen Leben

Über Jahrhunderte gab es in Kirchen und Kathedralen

Labyrinthe, wenige sind geblieben. Jetzt liegt ein Tuch

mit dem Labyrinth aus der gotischen Kathedrale von

Chartres in der Turnhalle der Stauffenbergschule

ausgebreitet: zehn Meter lang, zehn Meter breit,

königsblau mit goldenen Linien. Meike Obermann und

Magdalene Lucas bereiten den Gang vor: »Wir bewegen

uns auf die Mitte zu – erleben dort Wandlung, nehmen

dort dieses Geschenk der Wandlung mit hinaus in den

Alltag.« Beruhigend: »Das ist kein Irrgarten!« Jeder wird

ins Zentrum finden. Dort wartet eine brennende Kerze.

Ein Spruch lässt sich ziehen, der die gemachte Erfahrung

deutet, bündelt, erweitern soll.

Die Klangschale ertönt, das Ritual beginnt. Die

Meditationsneulinge starten, gehen still, jeder im

eigenen Tempo in die Mitte, um dann den Weg wieder

Gemeindepädagogik

hinauszuschreiten. Es kommt zu Begegnungen, immer

wieder bleibt einer der Hineinwandernden stehen, um

einen Zurückkehrenden vorbeizulassen. Oder umgekehrt.

»Man muss auch mal parken oder ausweichen, das ist wie

in der U-Bahn und im richtigen Leben«, sagt Magdalene

Lucas.

Viele Wendungen liegen hinter ihnen

»Erst habe ich gedacht: Och, da gehe ich mal schnell über

diesen Teppich spazieren«, resümiert Benjamin Ebert,

»dann aber war ich erstaunt, wie lange das dauert!« Für

ihn war das Labyrinth »befreiend«. Andere schildern,

wie angenehm die wunderbar langen Wege fern des

Mittelpunktes gewesen seien, andere hatten das Gefühl

eines mühsamen Schleichens, dann wieder spürte sich

das Gehen wie tänzelndes Schreiten an. Manche erzählen

von einem längeren Zögern an Wegkehren. Für Pfarrerin

Meike Obermann nicht verwunderlich: »Viele der Schüler

und Schülerinnen haben so manche Wendungen und Neu-

anfänge in ihrem Leben hinter sich.«

Ein Wort wie eine Faust

Die meisten Kursteilnehmer haben kaum Erfahrungen

mit Kirche, auch sind bei weitem nicht alle in dem Kurs

evangelisch. Für Meike Obermann ist das nicht ent-

scheidend. »Sie wissen, dass ich Pfarrerin bin.« Statt

ihnen »die reine evangelische Lehre« vorzusetzen, hält

sie es für sinnvoller, »die Möglichkeit einer religiösen

Erfahrung anzubieten«. Das Ref lektieren im Anschluss

sei so viel intensiver. Die Erlebnisse beim Gehen ins

Labyrinth an diesem Tag scheinen vielen nahe gegangen

zu sein. Der in der Mitte gezogene Spruch habe »wie die

Faust aufs Auge gepasst«, sagen gleich mehrere. »Wir

hatten unsern Spaß«, sagen andere. Für Tanja Simon war

der Weg eine »tiefe Erfahrung«. Das Labyrinth könne auch

»negative Schattierungen« verstärken, vermutet sie.

»Ich bin zwischendurch in ein Loch gefallen.« Dann hält

sie inne, zögert – so, als schwinge da noch etwas anderes

mit in der Erfahrung, die sie auf dem Weg gemach hat.

»Ob das auch entlasten kann, das Negative einmal

zuzulassen?«, befragt sie sich selbst. »Mein Kopfweh

wenigstens ist weg.«

[Stellen]

Gesamtzahl 285

davon über den gesamten kirchlichen Stellenplan finanziert 232

davon von Gemeinden oder Dekanaten finanziert 11

davon kommunal refinanziert 25

davon über Religionsunterricht, Schulprojekteund Fördervereine refinanziert 17

Arbeitsschwerpunkte [%]

Arbeit für Kinder und Jugendliche 78

Spezialseelsorge (Seite 38) 12

Senioren, Familien und Erwachsenenbildung 10

Gemeindepädagogin

Magda Lucas

Regenbogengemeinde Frankfurt

Telefon (069) 342075

E-Mail [email protected]

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Gottesdienste für Angehörige verstorbener Kinder in Gießen

Wie ein Baum, dem ein dicker Ast abgebrochen wurdeIm Klinikum Gießen sterben im Jahr bis zu 50 Kinder. Ihr Tod ist für Eltern, Geschwister, Ver-wandte und Freunde ein schrecklicher Verlust. Um sie zu trösten, bietet Klinikpfarrer Thomas Born, zusammen mit einem Pastoralreferenten und zwei Selbsthilfegruppen für verwaiste Eltern, seit fünf Jahren einen Gottesdienst speziell für die Angehörigen verstorbener Kinder an. Beim anschließenden Kirchencafé begegnen sich Eltern, die eines verbindet: der Tod ihrer Kinder. Längst kommen Betroffene jeweils am zweiten Sonntag im Dezember aus der ganzen Region nach Gießen. Und auch an anderen Orten in der EKHN gibt es mittlerweile dieses Angebot.

»Ich steh vor dir mit leeren Händen« – dieses Lied aus

dem Evangelischen Gesangbuch darf nicht fehlen. Darauf

bestehen die Eltern, weil es so treffend ihr Gefühl

beschreibt. Das Gefühl des Verlusts, sei es beim

vorzeitigen Ende einer Schwangerschaft, wenn ein Früh-

geborenes nicht überlebt, wenn ein Kind nach ein paar

Lebensjahren an Krebs stirbt oder wenn ein erwachsenes

Kind bei einem Unfall umkommt. Gemeinsam ist ihnen

das Gefühl. Einer sagt: »Es fühlt sich an wie ein Baum,

dem ein dicker Ast abgebrochen wurde. Der Baum lebt, er

treibt aus, aber der Verlust wird immer da sein.« Viele

merken erst im Nachhinein, dass »da ein riesiges Loch

klafft«, beschreibt Born dieses Gefühl. Viele Betroffene

scheuen sich darüber zu sprechen. Für das, was im Alltag

oft keine Worte und keine Orte findet, bietet der

Gottesdienst in der Petruskirche, die in der Nähe des

Gießener Klinikums liegt, beides. Im Jahr 2005 kamen

etwa 150 Angehörige, die 78 Kinder betrauert haben.

Manche hatten schon vor vielen Jahren ihr Kind verloren.

Damals mussten ein paar aufmunternde Worte des Arztes

reichen: »Sie können ja noch viele Kinder bekommen.«

Jetzt merken sie, ihnen fehlt zum inneren Frieden noch

etwas, was der Gottesdienst ihnen bringen kann. Manche

kommen mehrmals. Nicht immer sind sie Mitglieder einer

Kirche. Auch eine muslimische Familie kommt seit

einigen Jahren. Alle sind willkommen. Die Liturgie ist

behutsam genug für sie.

Die Mitglieder der Selbsthilfegruppen hatten am

Anfang einige Wünsche an Pfarrer Born und Pastoral-

referent Rüdiger Keimer. Sie sollten sich zurückhalten

und behutsam durch diese Stunde hindurchführen. Dafür

sind eigene Formen entstanden: Am Eingang liegen zwei

Bücher aus. Dort schreiben die Angehörigen die Namen

der Kinder auf, um die sie trauern. Später werden die

Bücher zum Altar getragen, die Namen vorgelesen und

für jedes Kind wird eine Kerze entzündet. Dann ist es

ganz still in der Kirche. Manche Träne rollt über die

Wange. Für Pfarrer Born ist das der dichteste Moment.

Anschließend – auch das ist den Eltern sehr wichtig –

wird noch eine große weiße Kerze für die Kinder ange-

zündet, deren Angehörige nicht da sind. In jedem Jahr

kommen neue Gestaltungsideen dazu. Beim letzten Mal

war es das Bild vom Weg durch die Wüste, das die Gefühls-

lage der Angehörigen ebenfalls gut beschreibt. Eltern

formulierten dazu: »Unsere Kinder sind den Weg ins Licht

gegangen. Sie sind uns auf diesem Weg ein Stück voraus.

Wir haben noch ein gutes Stück des Weges vor uns. Aber

wir wissen unsere Kinder aufgehoben bei Gott.« Damit

drückten sie etwas von der tiefen Hoffnung aus, die viele

Angehörigen in sich tragen: Unser Kind ist ein von Gott

gewolltes Geschöpf. Und deutlicher, als das ein Seelsorge-

gespräch oder eine Therapie machen könnte, erfahren

Eltern in der Kirche, dass sie ihr Schicksal mit vielen

anderen teilen.

Nach dem Gottesdienst trifft man sich im

Gemeindesaal bei Kaffee und Kuchen. Schnell und leicht

entstehen dort gute Gespräche. Die gemeinsamen Ein-

drücke und das gemeinsame Schicksal bauen Brücken

zwischen Eltern, Paten, Großeltern und Geschwistern.

Gedenken an verstorbene Kinder

Die UNESCO hat den zweiten Sonntag im Advent zum Gedenktag für

verstorbene Kinder erklärt. Das entspricht dem Gefühl der Gießener

Eltern, die ihren Gottesdienst nicht am allgemeinen Totensonntag,

sondern im Advent feiern wollen, wenn in der Dunkelheit das Licht der

Hof fnung besonders hell leuchtet.

Gedenkgottesdienste

in Darmstadt am 2. Samstag nach Ostern

in Erbach am 2. Sonntag im Dezember

in Frankfurt am 2. Sonntag im November in der Heiliggeistkirche

sowie viermal im Jahr auf dem Fr iedhof

in Gießen am 2. Sonntag im Dezember

in Limburg in jedem Quartal am Grabfeld für fehlgeborene und

totgeborene Kinder auf dem Limburger Fr iedhof

in Mainz am 2. Sonntag im Dezember

in Ranstadt/Wetterau am 3. Advent (2007: 4. Advent)

in Rödermark unregelmäßig auf beiden Fr iedhöfen an den Gedenk-

stätten für verstorbene Kinder

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Gemeinschaft leben

»In Brasilien wird in Gottes-diensten getanzt und gefeiert. Davon könnten wir mehr gebrauchen – und von dieser Freundlichkeit. Ich wünschemir auch, dass die Kirche mehrfür Arme im eigenen Land tut.«Margret Weigel [39], Bürokauffrau, Mörl

»Als Christen sind wir Teil diesergroßen Familie. Gemeindebedeutet für mich Hilfsbereit-schaft und voneinander zu lernen,wie man ein besserer Christ wird. Das macht auch Spaß.«Fitnat Aboagye-Fahrner [38],Journalistin, Frankfurt

»Die Kirche wird nur dannden Mut zu wirklichen Veränderungen aufbringen, wenn sie sich ihres unverrück-baren Grundes, des Glaubensan Jesus Christus, ganz sicher ist.«Axel Noack [56], Bischof, Magdeburg

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Globalisierung in der EKHN

Heimat für internationale GemeindenIm Gebiet der EKHN leben viele Menschen aus anderen Ländern und Kulturen.

Viele von ihnen sind Christinnen und Christen mit verschiedenen Konfessionen

und Traditionen. Sie haben die ökumenische Landschaft nachhaltig verändert.

Die EKHN reagiert darauf mit flexiblen Lösungen. Sie ist die erste Landeskirche,

die zwei Gemeinden mit einer anderen Sprache offiziell integriert hat.

Sie kommen aus fernen Ländern. Und wie alle

Menschen schauen sie sich in Deutschland

nach dem um, was sie aus ihrem Herkunfts-

land gewohnt sind. Viele Christinnen und

Christen suchen ihr Zuhause in einer

Gemeinde, die zugleich wie eine Familie ist, in der jeder

jeden kennt, und die Gottesdienste voller Bewegung und

Gefühl feiert. In Deutschland treffen sie dabei auf große

Kirchen, soziale Projekte und finden darin eher selten

die Gemeinde, wie sie ihnen vertraut ist.

Unterschiedliche Kulturen, Mentalitäten und

Kirchenmodelle stoßen dabei aufeinander. Doch beide

Seiten haben einander etwas zu bieten. Mitglieder

deutscher Gemeinden können etwas von der Vitalität

ihrer Geschwister aus anderen Ländern lernen. Die

wiederum finden in der EKHN Menschen, die ihnen bei

der Integration und beim Aufbau ihrer eigenen Gemeinde

im Gebiet der EKHN helfen können. So bietet der Frank-

furter Ökumenebeauftragte Dietmar Will zusammen mit

Jean-Félix Belinga Belinga vom Zentrum Ökumene seit

Jahren Begegnungs- und Fortbildungsseminare für Leiter

ausländischer Gemeinden an, in denen er Netzwerke für

Migranten-Gemeinden knüpft und ihnen die Mechanis

men der deutschen Gesellschaft und der deutschen

Traditionen erläutert. Sie erfahren dabei Qualifizierung

und Stärkung für ihre eigene Arbeit und werden auf den

Austausch mit Inländern vorbereitet. Beide Seiten

werden dadurch kulturell und theologisch bereichert.

Will sieht darin nicht nur ein Modell von Integration für

die ganze Gesellschaft, sondern löst damit auch etwas

vom biblischen Anspruch ein, demzufolge alle

Christinnen und Christen weltweit zu einem Volk Gottes

gehören. Das kann sich auch leichtfüßig ausdrücken, wie

etwa in der Mini-Weltmeisterschaft, die Will im Mai 2006

in Frankfurt für Mannschaften internationaler

Gemeinden organisiert hat.

Aber auch unbequeme Fragen gehören zum Dialog

dazu. Die Deutschen werden gefragt, wo ihre Jugend-

lichen und ihre klaren ethischen Regeln seien, die sie

von der Gesellschaft sichtbar unterschieden. Anders-

herum ist die fundierte Theologie im Land der Reformation

eine gute Korrektur für alle, die ansonsten sehr der geist-

lichen Spontaneität folgen. Für Orthodoxe ist die

diakonische Kompetenz der evangelischen Kirche als

Ausdruck tätiger Nächstenliebe ein neuer Glaubensaspekt.

Heimische Wurzeln der Ökumene

Vor wenigen Jahrzehnten konzentrierte sich der öku-

menische Dialog noch auf die evangelisch-katholischen

Kontakte und fand damit im Wesentlichen innerhalb des

westlichen Kulturkreises statt. Dann kamen griechische

»Gastarbeiter« und ihre orthodoxen Gemeinden sorgten

nicht nur für eine konfessionelle, sondern auch eine

interkulturelle Differenzierung.

Seitdem hat sich der Prozess der Globalisierung

beschleunigt und Menschen aus vielen Ländern in das

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Gebiet der EKHN gebracht: gut situierte Angestellte inter-

nationaler Firmen, Studierende, angeworbene Kranken-

und Pf legekräfte, Flüchtlinge aus den Krisengebieten der

Welt mitsamt ihren Ehefrauen und -männern. Manche

bleiben nur kurz, manche sind als Migrantinnen und

Migranten schon in der zweiten oder dritten Generation

hier.

Auslands-, Migranten- und Missionsgemeinden

Vergleichsweise gering sind die kulturellen Unterschiede

zu den »Auslandsgemeinden«, in denen sich Europäer

und deutsche Familienangehörige sammeln. Beispiele

hierfür sind die finnische und die niederländische

Gemeinde.

Viel ausgeprägter ist der kulturelle und

geistliche Unterschied bei »Migranten-Gemeinden«. Ihre

Mitglieder sind oft nicht freiwillig nach Deutschland

gekommen, viele bleiben aber auf Dauer. Etliche,

darunter auch manche Pfarrer, leiden unter ausländer-

rechtlichen Restriktionen. Viele stammen aus den

altorientalischen Kirchen, sie sind Kopten, Armenier,

Syrer, Äthiopier oder Eritreer. Andere gehören zu

russlanddeutschen, koreanischen und indonesischen

Gemeinden bis hin zu afrikanischen Gemeinschaften mit

oft charismatischer Spiritualität. Hunderte von ihnen

finden in den Gemeindehäusern der EKHN eine Bleibe.

Mehr als 20 solcher Gemeinden sind Mitglieder im

»Internationalen Konvent Christlicher Gemeinden Rhein-

Main e.V.«.

Kirchengemeinschaft durch Integration

Die EKHN hat als erste Landeskirche in Deutschland

das Modell der Integration realisiert. 2001 wurde die

»Koreanische Evangelische Gemeinde im Rhein-Main-

Gebiet« Teil der EKHN. 2005 folgte die »Evangelische

Indonesische Gemeinde im Rhein-Main-Gebiet«.

Die in der EKHN und den anderen Landeskirchen

übliche territoriale Abgrenzung der Gemeinden passt auf

Migranten-Gemeinden allerdings nicht, denn ihre Mit-

glieder leben über größere Räume verteilt, die sogar die

Grenzen zu anderen Landeskirchen überschreiten

können. Die evangelische Kirche muss also neue, inter-

kulturell taugliche Gemeindemodelle entwickeln.

Die französisch-reformierte Gemeinde Frankfurt

war ursprünglich von französischen Hugenotten ge-

gründet worden und wurde in den vergangenen Jahren

zu einem Anlaufpunkt frankofoner Christinnen und

Christen aus Afrika. Für sie finanziert die Gemeinde

nun eine zusätzliche Pfarrstelle, auf der ein französisch-

sprachiger Pfarrer aus dem Kongo arbeitet. Gesucht

werden derzeit Förderer, die diese Stelle langfristig

finanziell sichern helfen.

Gelebte Gemeinschaft unter einem Dach

Die Frankfurter Gemeinde der Presbyterian Church of

Ghana (PCG) – einer Partnerkirche der EKHN –, ist in den

Räumen der evangelischen Gemeinde Cantate Domino

in der Nordweststadt zu Hause. Auch diese Form der

Hausgemeinschaft ist aus evangelischer Sicht wert, unter-

stützt zu werden.

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In ökumenischen Zentren wie der Christuskirche im

Frankfurter Westend und der Luthergemeinde Worms

treten die EKHN-Gemeinden als Gastgeberinnen für eine

Reihe von Migranten-Gemeinden auf. Sie sind Orte, an

denen das Zusammenleben von deutschen und aus-

ländischen Gemeinden in ökumenischem Geist konkrete

Gestalt gewinnt.

Im ökumenischen Gemeindezentrum Darmstadt-

Kranichstein existieren seit mehr als 30 Jahren eine

evangelische und eine katholische Gemeinde zusammen

in einem Gemeindezentrum – Ökumene der ersten Stunde.

Gemeinschaft kann sich auch in finanzieller Hilfe

ausdrücken, welche die EKHN Gemeinden gewährt, die

sich aktiv an der Ökumene beteiligen.

Nicht alle Gemeinden arbeiten am ökumenischen

Dialog in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen

(ACK) mit. Viele sind einfach zu klein dazu. Andere

Gemeinden wie die von Missionskirchen aus Amerika

oder Korea halten wenig davon. Sie kommen nach

Deutschland, um gezielt zu missionieren und Mitglieder

anderer Kirchen abzuwerben.

Neue Herausforderungen

Die vielfältigen Formen ökumenischer Gemeinschaft

fordern die EKHN heraus. Ihre Strukturen stammen aus

einer Zeit, in der diese Entwicklung nicht absehbar war.

Sie müssen aktualisiert werden. Das Ziel ist, Modelle zu

entwickeln für ökumenische Kooperation, Konvivenz

(Zusammenleben) und bundesweite Gemeinschaft, also

im Kontext der Evangelischen Kirche in Deutschland

(EKD) und darüber hinaus. Daran arbeiten derzeit die

»Konferenz der Beauftragten für die Gemeinden anderer

Sprache und Herkunft«, die ACK und Migranten-

Organisationen. Erste Ergebnisse sind die Kooperationen,

welche die EKD mit der Finnisch-Lutherischen Kirche

und der Niederländischen Kirche vertraglich vereinbart

hat. Den Weg bereiten konkrete Erfahrungen vor Ort, für

die in der EKHN das Zentrum Ökumene zuständig ist. Es

kooperiert dabei eng mit den Profil- und Fachstellen für

Ökumene in den Dekanaten.

Grundlegende Bezugspunkte sind derzeit die

Basisformel des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK)

und die Bestimmungen der ACK. In der ÖRK-Formel

erkennen sich zwar nicht alle Kirchen gegenseitig an,

sie legen ihrem Handeln jedoch gegenseitigen Respekt

als Geschwister in Christo, gelebte ökumenische Spiri-

tualität und praktizierte Zusammenarbeit zugrunde.

Die so genannte »ACK-Klausel« besagt: Mitglieder der

ACK-Kirchen können bei anderen ACK-Kirchen beschäftigt

werden. Diese gegenseitige Zusammenarbeit gilt auch

bei der Raumvergabe und dem Verkauf kirchlicher

Gebäude.

Ökumene in der EKHN

Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK)

Ökumenischer Rat der Kirchen (ÖRK)

Die ACK ist das gemeinsame Forum und Arbeitsorgan der christlichen

Kirchen in Deutschland. Ihr gehören derzeit 16 Kirchen als Mitglieder

und 4 als Gastmitglieder an, die fast alle kirchlichen Traditionen ver-

treten.

Arbeitsgemeinschaf t Christlicher Kirchen in Deutschland e.V.

Ökumenische Centrale, Frankfurt

Telefon (069) 247027-0

E-Mail [email protected]

www.oekumene-ack.de

Dem ÖRK gehören mehr als 340 Kirchen und kirchliche Gemein-

schaf ten mit zusammen 400 Millionen Christen in über 100 Ländern

an. Zu ihnen zählt die Mehrzahl der orthodoxen Kirchen, der

protestantischen Reformation, wie Anglikaner, Baptisten,

Lutheraner, Methodisten und Reformierte sowie viele vereinigte

und unabhängige Kirchen. Die Katholische Kirche genießt einen

Gaststatus und arbeitet regelmäßig mit. Ziel des ÖRK ist die

Einheit der Christen.

Ökumenischer Rat der Kirchen

Genf, Schweiz

Telefon (+41 22) 7916111

www.wcc-coe.org

Die EKHN fördert auf gesamtkirchlicher Ebene die Ökumene mit über

10,5 Mio. Euro, das sind knapp 2,2 Prozent des Gesamthaushalts.

Finanziert oder unterstützt werden damit:

das Zentrum Ökumene in Frankfurt mit zwölf Referenten und

Referentinnen

die Pflege der Partnerschaf ten mit Kirchen in Ghana, Indien,

Indonesien, Italien, Korea, Polen, Südafr ika, Tansania und

Tschechien

Ökumenische Organisationen und ihre Projekte

die Aktion »Brot für die Welt« sowie die Hunger- und

Katastrophenhilfe des Diakonischen Werkes der EKD

die Aktion »Hof fnung für Osteuropa«

der Evangelische Entwicklungsdienst (EED)

die Aktion »Kirchen helfen Kirchen«

die Aktionsgemeinschaf t »Dienst für den Fr ieden« (AGDF)

das Evangelische Missionswerk in Deutschland (EMW)

Die EKHN ist Mitglied

im Ökumenischen Rat der Kirchen

in der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK)

in der Gemeinschaf t Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) –

Leuenberger Kirchengemeinschaf t

in der Union Evangelischer Kirchen (UEK)

in der Arbeitsgemeinschaf t Christlicher Kirchen (ACK)

im Evangelischen Missionswerk in Südwestdeutschland (EMS)

in der Vereinten Evangelischen Mission (VEM)

Viele Gemeinden der EKHN verstehen sich als Teil der weltweiten

Ökumene und engagieren sich zum Beispiel entwicklungspolitisch

und diakonisch, in Partnerschaf tsbeziehungen und im Dialog mit

anderen Konfessionen und Religionen.

Die Ökumene vor Ort – die Zusammenarbeit mit den katholischen,

freikirchlichen und Migranten-Gemeinden – ist heute vielerorts eine

Selbstverständlichkeit.

Im Rahmen der Strukturreform err ichten viele Dekanate

(Teil-)Stellen für Ökumene.

Pfarrer Jörg Bickelhaupt

Zentrum Ökumene

Telefon (069) 976518-23

E-Mail joerg.bickelhaupt

@zoe-ekhn.de

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Gesprächsangebot in der Darmstädter Petrusgemeinde

Mittwochs in der Ansprech-BarWer den Pfarrer der Bessunger-Kirche in Darmstadt sprechen will, kann das immer mittwochs im Vorbeigehen auf der Straße tun. Wenn an der Ansprech-Bar die rote Fahne weht, dann ist Pfarrer Manfred Raddatz dort ansprechbar. Das Angebot wird gerne genutzt, besonders für Kontakte, die sonst vielleicht in der Flüchtigkeit des Alltags verloren gegangen wären.

Ursprünglich war die kleine weiße Bude für die Konfir-

mandinnen und Konfirmanden gezimmert worden.

Damals hieß sie noch Bibel-Kiosk und war der Ausgangs-

punkt für die Konfis, die Passanten die Bibel in ver-

schiedener Form nahe bringen wollten: Da gab es einen

Büchertisch mit Bibelausgaben, Bibelkuchen, Wunder-

tüten mit Bibelversen und manches mehr. Mit dieser Idee

hatten die Konfis der Petrusgemeinde an einem Wett-

bewerb der Frankfurter Bibelgesellschaft teilgenommen

und den ersten Platz belegt.

Dann war die Bude einfach da und Pfarrer

Raddatz hatte die Idee, diesen Kontaktpunkt weiter zu

besetzen. Aus dem Bibel-Kiosk wurde die Ansprech-Bar.

Inzwischen ist sie fast schon eine Art Markenzeichen

geworden, das die Leute im Stadtteil Bessungen nicht

mehr missen wollen. Mindestens mittwochs von 16.30 bis

17.30 Uhr, und manchmal auch darüber hinaus, ist

Raddatz dort, neben der Kirche, anzutreffen, sofern das

Wetter es zulässt. Wenn die rote Fahne gehisst ist, dann

ist der Pfarrer da, das wissen die Leute. Selten ist

Raddatz dort alleine. Meist nutzt jemand die Gelegenheit,

etwas mit dem Pfarrer zu besprechen. Weniger als fünf

pro Stunde sind es nie. Manchmal werden Tauf- oder

Traugespräche dort angebahnt. Meist aber wollen die

Leute ihrem Pfarrer etwas erzählen oder fragen. Auch so

manches Lob hat Raddatz dort gehört, was ihm sonst

entgangen wäre. Das ist die Chance der Ansprech-Bar.

An ihrem Tresen ist der Kontakt zufällig und ohne Hemm-

schwelle. Hier fehlt die inhaltsschwere Bedeutung eines

Briefes oder der Druck einer Verabredung. Im Vorbei-

gehen lässt sich dem Pfarrer sagen, dass der Gottesdienst

am Sonntag sehr schön war oder dass der Hausbesuch

bei der Mutter gut getan hat. Oder man nutzt die Chance,

um etwas über Gott und die Welt zu fragen, was man

schon immer mal wissen wollte. Raddatz erfährt die

Ansprech-Bar aber auch als Chance, ernsthafte Kontakte

zu verabreden. Die Bude sei sogar eine »anerkannte

Wiedereintrittstelle«. »Es gibt keine andere Möglichkeit,

so verlässlich und völlig unaufdringlich Kontakt zu

ermöglichen«, betont Raddatz. Die Passanten sehen,

dass er zu sprechen ist. Aber es bleibt ihre Entscheidung,

ob sie darauf eingehen wollen oder nicht. Oft entsteht

nur ein freundlicher Blickkontakt. Auch das ist Kontakt.

Auf diese Weise hatte sich auch Jesus häufig im öffent-

lichen Raum bewegt. Dort war er ansprechbar und hat

angesprochen.

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Evangelische Beziehungen zwischen Ost- und Westdeutschland

Partnerschaft vor und nach der WendeWas 1949 als Hilfsaktion evangelischer Kirchen in Westdeutschland für ostdeutsche Kirchen begann,

entwickelte sich während der DDR-Zeit zu einem Geflecht von Partnerschaften, bei der sich die EKHN

und die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) mit der Evangelischen Kirche in der

Kirchenprovinz Sachsen (EKKPS) verschwisterten. Die Kontakte reichten von den Gemeinden bis zu

den Kirchenleitungen. Manche, wie die Partnerschaft der Gemeinden in Neu-Bamberg und Oppin,

dauern heute noch an. Auf einem Symposium wurde dieses Kapitel der geteilten deutschen Geschichte

erstmals gemeinsam reflektiert.

Vor 1989 waren kirchliche Ost-West-Beziehungen

für die ostdeutschen Gemeinden eine

praktische Hilfe im Überlebenskampf: Den

Glaubensgeschwistern im Westen gaben sie

Glaubensanstöße aus einer anderen Welt und

das Gefühl, gebraucht zu werden. Aus Angst vor Über-

wachung existieren allerdings kaum Aufzeichnungen

von den zahlreichen Treffen. Auf Anregung von Gotthard

Scholz-Curtius, dem langjährigen Leiter der EKHN-

Kirchenverwaltung, wurde das Thema im Rahmen des

Projekts »Erzählte Geschichte der EKHN« aufgegriffen.

Die Historikerin Anette Neff vom EKHN-Zentralarchiv

befragte Zeitzeugen. Über 70 von ihnen kamen Ende

Mai 2006 zu einem Symposium in Darmstadt zusammen.

Dabei übergaben Holger Bogs, Leiter des EKHN-Zentral-

archivs, und Gotthard Scholz-Curtius dem Bischof

der Kirchenprovinz Sachsen, Axel Noak, ein gestohlenes

Kirchenbuch aus Zaunrod aus dem Jahr 1667. Ein »reuiger

Sünder« hatte es in der EKHN abgegeben mit der Bitte, es

an die richtige Gemeinde zurückzugeben.

Die Osthilfe hat nie jemand angezweifelt

Materielle Hilfe war eine Hauptsäule: 1952 wurden

92.000 Pakete von Hessen in die Kirchenprovinz geschickt.

Scholz-Curtius erinnert sich an 48 Tonnen Farbe, eine

Tonne Nägel oder zwei Schornsteine für marode Kirchen

und Gemeindehäuser. Auch die Versorgung der Pfarrer

mit Fahrzeugen gehört dazu. EKHN-Gelder f lossen zum

einen über die Evangelische Kirche in Deutschland

(EKD) zum Bund Evangelischer Kirchen in der DDR (BEK)

und zum anderen direkt zur Partnerkirche. »Es gab

nie ein kritisches Wort in der Synode über die doch

beträchtlichen Summen«, erinnert sich Scholz-Curtius.

1988 zahlte die EKHN 5 Mio. DM in den Topf der EKD,

900.000 DM an die EKKPS direkt. Martin Kramer, 1980

bis 1990 Konsistorialpräsident der EKKPS in Magdeburg,

erinnert sich: »Wir machten uns Gedanken, wie wir auf

eigenen Füßen stehen könnten.« Aus der Patenschaft

sollte eine Partnerschaft werden.

Das gelang vor allem über theologische Inhalte,

in denen die Ostkirchen ein starkes Profil zeigten. »In

wichtigen Fragen, etwa der Friedenspolitik, argumen-

tierten sie viel klarer«, findet Prälat a.D. Erhard Giesler,

der 1990 die kurhessische Kirche als Bischofsvertreter

mit führte. Kirchenpräsident a.D. Helmut Spengler be-

stätigt: »Die theologische Sorgfalt der Texte hat uns

beschämt.« Sie erklärt Christian Demke, von 1983 bis

1997 Bischof der EKKPS: »Wir wussten, das wird gelesen.

Deshalb mussten wir ganz genau formulieren.« Demkes

Nachfolger Axel Noack ergänzt: »Unsere Theologie

musste eben auch nicht gesellschaftsfähig sein. Wenn

ich keinen einzigen Offizier in der Kirche habe, kann ich

gut Frieden predigen.«

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Nicht ans Eingemachte gekommen

Während die Hessen-Nassauer meist zum Treffen nach

Ostberlin reisten, nutzten die Kurhessen die Grenzlage

ihrer Kirche und fuhren direkt in die Kirchenprovinz.

Die Atmosphäre war freundschaftlich. Bei den West-

deutschen gab es aber auch Beklemmung, mitausgelöst

durch die Kontrollen an der Grenze. »Wir sind nicht

immer ans Eingemachte gekommen«, findet Helga

Trösken, bis März 2006 Pröpstin in Frankfurt. Demke

ergänzt, bei manchen Themen sein man »zu schonend

miteinander« umgegangen – etwa bei der Regelung, dass

kirchliche Mitarbeiter aus dem Osten ohne Freigabe ihrer

Heimatkirche bei den Kirchen im Westen nicht angestellt

werden können, um sie am Verlassen der DDR zu hindern,

oder beim Thema »Kirche im Sozialismus«. Das hätten

viele im Westen als Anpassungsformel missverstanden.

Für Demke meinte es aber: »Wir mischen uns in die Gesell-

schaft ein.«

Auch eisige Kälte hält die Menschen aus Neu-Bamberg

im rheinhessischen Dekanat Wöllstein nicht davon ab,

ihren regelmäßigen Besuch bei ihrer Partnergemeinde

in Oppin bei Halle rund um den 01. Mai abzustatten.

Wolfgang Rauh setzt einen Rosenstock am dortigen

Gemeindehaus in die Erde. Eine solche Pf lanzaktion

hatte es im vorigen Jahr bereits beim Gegenbesuch in

Neu-Bamberg gegeben, Zeichen einer Partnerschaft,

die über die »Wende« hinweg seit 20 Jahren besteht.

Freundschaften sind entstanden, die Kirchenvorstände

fahren gemeinsam auf Fortbildung und lernen von der

Perspektive des jeweils anderen. Etliche Partnerschaften

haben sich seit der »Wende« allerdings aufgelöst.

1992 zählte eine Fragebogenaktion in der EKHN

noch 66 Gemeindepartnerschaften. Die in Neu-Bamberg

und Oppin hat sich nicht nur erhalten, sondern sogar

erweitert: Beide Gemeinden sind sehr klein und teilen

sich ihren Pfarrer mit den Nachbargemeinden. Pfarrer

Wolfgang Theile ist für die Orte Fürfeld und Tiefenthal

zuständig. Sie haben Partnergemeinden in Brachstedt

und Maschwitz. Diese Orte liegen bei Oppin und werden

auch vom Oppiner Pfarrer Stefan Domke betreut.

Gemeindepartnerschaften

Obwohl sich alle bewusst waren, abgehört zu werden,

hat sich niemand das Denken und Reden verbieten

lassen. Dass die Staatssicherheit aber in Person von

Detlev Hammer, Kirchenjurist und Konsistorialpräsident

der EKKPS (1990/1991), selbst mit am Tisch saß, hat

viele nachträglich doch bestürzt.

Die »Wende« hat die Partnerschaft der Kirchen-

leitungen verändert, aber nicht beendet. Bei den Plänen

für eine stärkere Zusammenarbeit der EKHN und der

EKKW dient die gemeinsame Partnerkirche als Vorbild.

Sie bildet seit 2004 eine Föderation mit der Evangelisch-

Lutherischen Kirche in Thüringen. Bischof Axel Noack

hat den Westdeutschen deshalb eine Erfahrung voraus:

»Auch nach Strukturveränderungen kann man weiter-

leben.«

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Jahresprojekt »Frauen Körper Glaube«

Bei mir bist du schön!Mit dem ersten gemeinsamen Projekt »Frauen Körper Glaube« greift der neue

Verband Evangelische Frauen ein drängendes Thema auf und treibt die Vernetzung

von Frauengruppen voran. Ihr nähern sich bei regionalen Veranstaltungen, wie

zum Beispiel im rheinhessischen Bodenheim, ehrenamtliche Gruppenleiterinnen

mit gemeinsamem Singen, Tanzen und Diskutieren.

»Doppelkinn, Besenreiser, Krampfadern!«,

jammert die eine. – Ach was: »Bei mir

bist du schön!«, beruhigt die andere.

Immer abwechselnd schlüpfen Kristin

Flach-Köhler und Irène Baur in die Rollen

der einen, an sich selbst herummäkelnden oder der

anderen, ermunternden Freundin. Die rund 20

anwesenden Gruppenleiterinnen schmunzeln und werden

dann gleich aufgefordert: Sagt es euch doch mal

gegenseitig, gebt eurer Nachbarin das Gefühl, »ich nehm

dich an, wie du bist«. Ein kurzes Stocken, doch plötzlich

summt es im Gemeindesaal, dazu fällt nun wirklich jeder

Frau etwas ein. Die Referentin für Frauen, Bildung und

Spiritualität in Rheinhessen, Kristin Flach-Köhler,

lauscht zufrieden den Gesprächen. Gleich wird sie mehr

über das Jahresmotto »Frauen Körper Glaube« erzählen

und Vorschläge für die Gestaltung von Themenabenden

machen. Das Leitmotiv »Bei mir bist du schön« ist einem

amerikanisch-jiddischen Song aus den 30er Jahren

entliehen. Geschrieben wurde er aus Protest gegen das

damals schon übermächtige Ideal glatthaariger, blonder

Frauen. Viele jüdische Frauen schämten sich damals

wegen ihres Aussehens, ließen ihre Nasen begradigen

oder ihr Haar entkrausen. Jenen Frauen wollten die

Autoren Mut machen, die eigene Identität nicht zu

verleugnen.

Wunderbar gemacht

Auch in der christlichen Geschichte war eine positive

Wertschätzung des (Frauen-)Körpers lange verschüttet.

Die neuere Bibelauslegung zeige überdies, das alte

Testament kennt eine Trennung von Körper und Geist gar

nicht, unterstreicht die Referentin. »Du bist schön,

meine Freundin, schön bist du!«, zitiert sie das Hohelied

und spürt in der beschwingten Melodie des jiddischen

Songs »etwas von dem Lebensgefühl aus Psalm 139: Ich

danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin!« Tat-

sächlich aber haben bis heute sehr viele Frauen Probleme

mit ihrem Körper. Irène Baur zitiert eine offizielle

Statistik, nach der es im vorletzten Jahr allein in Deutsch-

land 70.000 Schönheitsoperationen gab – sechsmal so

viele wie 1992. Nicht zuletzt wegen des aus der Balance

geratenen Körperbilds haben die evangelischen Frauen

das Jahresthema ausgewählt. Es gehe darum, »die zu

sein, die ich bin, und die zu werden, die ich sein kann«,

betont Kristin Flach-Köhler.

Unterschiedliche Reaktionen

»Zugegeben, als ich zum ersten Mal unser neues Jahres-

thema gelesen hab, dachte ich: ›Au weia!‹«, gesteht die

Udenheimer Ansprechpartnerin für Frauenarbeit Irène

Baur. »Unsere Frauen sind alle um die achtzig ...«, über-

legt die 54-jährige Hildegard Geske, die in Uelversheim

eine Frauengruppe leitet, skeptisch. Ursula Köhler (40)

und Claudia Hippchen (41) sehen für ihre ökumenische

Frauengruppe »kreuz & quer« kein Problem und haben

für September die Veranstaltung »Frauen und Erotik« ge-

plant. Die älteren Frauen in der Runde nähern sich indes

eher zögerlich dem Thema und wehren zugleich das Vor-

urteil der Jüngeren ab, sie interessierten sich sowieso

nicht mehr für ihren Körper. »Das stimmt nicht!«, kontert

die 62-jährige Almut Jakob. Früher habe sie Reisegruppen

für Senioren geleitet, »die achten sehr darauf, dass sie

ästhetisch aussehen«.

Kein Wunder, dass die Reaktionen so verschieden

ausfallen: Jede, die hier sitzt, hat einen anderen Beruf.

Neben der Bankerin sitzt die Sozialarbeiterin, neben

der Grundschullehrerin die Briefträgerin, neben der

Stewardess die Diakonisse. Sie sind zwischen 38 und

75 Jahre alt. Gemeinsam ist diesen Müttern, Tanten und

Großmüttern der Wunsch nach einem im Heute ver-

ankerten, lebendigen Glauben.

Verband Evangelische Frauen

in Hessen und Nassau e.V.

Telefon (06151) 6690-166

E-Mail info@

evangelischefrauen.de

www.evangelischefrauen.de

Zentrum Bildung

Fachberatung für Frauen- und

Familienbildung

Telefon (06151) 6690-187/195

Stabstelle Gleichstellung

Telefon (06151) 405-423/434

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Wie vieles in der Evangelischen Kirche sind auch die

Organisationen für Frauen historisch gewachsen. So

schlossen sich 1907 über 300 Gruppen in der EKHN zum

Landesverband der Evangelischen Frauenhilfe e.V.

zusammen. Ihre Interessen waren überwiegend auf die

Ortsgemeinde gerichtet. Sie engagierten sich sozial,

beschäftigten eine Gemeindeschwester oder gründeten

einen Kindergarten und wurden vielerorts zum Rückgrat

ihrer Gemeinden. Später beschäftigte der Verband auf

Propsteiebene hauptamtliche Mitarbeiterinnen, betrieb

vier Familien-Bildungsstätten und eine zentrale

Geschäftsstelle mit jeweils eigenen Bildungsangeboten.

Mit zirka 40 hauptamtlich Beschäftigten im Jahr 2005

war die Frauenhilfe der größte Verband.

1947 wurde der Verband der Evangelischen

Frauenarbeit gegründet, dem im Jahr 2005 19 Vereine

und Gruppen mit überregionalen Interessen angehörten.

Beide Verbände zusammen vertraten über 700 Gruppen

und Initiativen mit mehr als 30.000 Mitgliedern.

Daneben richtete die Synode 1992 eine »Arbeits-

stelle für Frauen in der Kirche« und 1998 die Stelle der

zentralen Frauenbeauftragten ein, welche die Gleich-

stellung von Frauen in die verfasste Kirche integrieren

sollten.

Überschaubarere Strukturen, Vermeidung von Doppel-

arbeit und effizienterer Umgang mit den Mitteln waren

die Ziele der Neuorganisation, die 2000 begonnen und

2005 erfolgreich beendet wurde. Entstanden war der

neue Verband »Verband Evangelische Frauen in Hessen

und Nassau e.V.« mit einer Geschäftsstelle in den

Räumen der bisherigen Frauenhilfe in Darmstadt. Ein

Kooperationsvertrag mit dem Zentrum Bildung, das im

selben Haus untergebracht ist, soll die Zusammenarbeit

regeln. Das Zentrum bietet für den Bereich Frauen und

Familie die Fachberatung an.

Pilotprojekt und Wegweiser

»Die neue Struktur hat zu einer Aufbruchstimmung bei

den Frauen geführt«, berichtet Pfarrerin Helga Engler-

Heidle, die Projektbeauftragte der Neuorganisation.

Das zeigen das gemeinsame Pilotprojekt »Bei mir bist

du schön. Frauen Körper Glaube«, das sich durch das

gesamte Jahr 2006 zieht, und der »Wegweiser Frauen,

Bildung, Familie, Gender«, der einen Überblick über

den neuen Verband, seine Angebote und Ansprech-

partnerinnen bietet. Die Themen-Palette reicht von ört-

licher Geselligkeit über weibliche Spiritualität, Gender-

Aspekte, Beratung für Migrantinnen, Weltgebetstags-

gruppen, Bildungskurse und Trauerkreise bis zur Inter-

essenvertretung für lesbische Frauen.

Mann und Frau wachen über die Gleichstellung

Im November 2005 hat die Kirchensynode ein neues

Gleichstellungsgesetz beschlossen, das die bisherigen

Aufgaben der Zentralen Gleichstellungsbeauftragten und

der Arbeitsstelle Frauen in der Kirche im »Stabsbereich

Gleichstellung« zusammenführt. Hier arbeiten seit

Anfang Februar 2006 die Juristin Maren Cirkel und der

Pfarrer Andreas Schwöbel. Ziel ist, die Gleichstellung als

durchgängiges Leitprinzip in allen Entscheidungen und

Aufgabenbereichen zu verankern und in der EKHN eine

Kultur zu schaffen, die die Verschiedenheit der Lebens-

verhältnisse von Männern und Frauen anerkennt und in

der Frauen und Männer gleichberechtigt Einf luss und

Gewicht haben.

Verband Evangelische Frauen in Hessen und Nassau e.V. und Stabsbereich Gleichstellung

Aufbruchstimmung bei den FrauenDie EKHN hat die Organisationen und Strukturen für Frauen neu geordnet. Die Arbeit von zwei bislang unabhängig arbeitenden Institutionen wurde im neuen »Verband Evangelische Frauenin Hessen und Nassau e.V.« gebündelt. Neu konzipiert wurde auch der Aufgabenbereich Gleich-stellung.

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initiiert und wurde vom Gemeinschaftswerk der

Evangelischen Publizistik (gep) in Frankfurt, der Zeit-

schrift Evangelisches Frankfurt, dem Medienhaus der

EKHN in Frankfurt und der Evangelischen Kreditgenossen-

schaft (EKK) mit Sitz in Kassel und Frankfurt gesponsert.

Den mit 1.500 Euro dotierten ersten Preis erhielt

die Kirchengemeinde Frankfurt-Bockenheim. Die

weiteren Preise, jeweils 500 Euro, gingen an die Christus-

kirchengemeinde Darmstadt-Eberstadt und an die

Kirchengemeinden in Rossdorf, Siegbach bei Herborn,

Alten-Buseck/Trohe bei Gießen, Hattersheim und

Georgenhausen-Zeilhardt bei Darmstadt. Den Sonder-

preis für besonderes Layout bekam die Kirchengemeinde

Ober-Ramstadt. Den Preis für Gemeindebriefe außerhalb

der EKHN sicherte sich die Kirchengemeinde Korbach aus

der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck.

124 Gemeinden hatten sich um die Preise

beworben. Kriterien der Preisvergabe sind Originalität,

Themenvielfalt, Aktualität, journalistische Darstellungs-

formen, überschaubares Layout, Druckqualität und die

Verwendung des Fassettenkreuzes.

Die Preisträger des Förder-

preises Gemeindebrief:

1999:

Kirchengemeinde Gräfen-

hausen-Schneppenhausen

2000:

Kirchengemeinde

Am Hauptbahnhof, Frankfurt

2001:

Lutherkirche Wiesbaden

2003:

Kirchengemeinde Erbach

2005:

Kirchengemeinde Frankfurt-

Bockenheim

Verleihung des Förderpreises Gemeindebrief

Persönlich geschrieben –professionell gemachtDie kirchliche Publikation mit der größten Reichweite sind die Gemeindebriefe, die neun von zehn Kirchengemeinden herausbringen und die in der EKHN eine Gesamtauflage von etwa 1,3 Mio. erreichen. Um ihre Qualität weiter zu fördern, vergibt die EKHN seit 1999 einen Förderpreis. Bei der fünften Verleihung im September 2005 hielt Nikolaus Brender, Chefredakteur des ZDF, die Laudatio.

»Die Gemeindebriefe sind keine ausgeklügelten, gezielt

formatierten Datenträger interner oder öffentlicher

Kommunikation eines Großunternehmens. Sie sind

persönlich geschrieben. Man spürt in ihnen den freien

Willen der Briefschreiber und man hat das Gefühl, dass es

den Mitarbeitern eine Ehre ist zu schreiben. Ein Anliegen,

kein bloßer Job!« Dieses Fazit zog Nikolaus Brender in

seiner Laudatio. Die Redaktionen seien offenbar

»mittendrin im Gemeindeleben und nahe an denen, über

die sie schreiben. Im besten Sinn Gemeinde und damit

ein Stück Heimat. Der Ort also, an dem man nicht nach

dem Wege fragen muss – zumindest nicht nach dem Weg

zum Nachbarn, im räumlichen und ideellen Sinne.«

Kirchenpräsident Steinacker lobte bei der Über-

gabe der Preise im Frankfurter Medienhaus den »deut-

lichen Qualitätssprung«, den viele Gemeindebriefe in

den vergangenen Jahren gemacht hätten. Die meisten

würden heute nicht mehr von Hand zusammen-

geschnippelt, sondern halbprofessionell auf dem

Bildschirm gestaltet und seien »optisch viel attraktiver«

geworden. Viele Gemeinden hätten verstanden, dass ihr

Erscheinungsbild die Beziehungen sowohl zu ihren Mit-

gliedern als auch zur lokalen Öffentlichkeit mitpräge.

Der Förderpreis Gemeindebrief der EKHN ist der

höchstdotierte Preis seiner Art und wurde von Wolfgang

Weinrich, Fachreferent für Kommunikationsprojekte,

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Verantwortung übernehmen

»Die Kirche ist für mich eineheilsame Störung in der Gesell-schaft. Hier finden wir denMut, uns für Barmherzigkeitund Gerechtigkeit stark zumachen. Gott hat sich in Jesus Christus für uns stark gemacht.«Dr. Wolfgang Gern [55], DWHN-Vorsitzender, Frankfurt

»Ich wünsche mir eine Kirche, die sich um die Probleme und Sorgen der Menschen bemüht und Konflikte nicht scheut.«Dirk Weigand [36],Lehrer, Bad Marienberg

»Menschen fragen wieder nachGott und der Kirche. Die Kirchemuss ihnen glaubwürdiger vonder Freiheit und Verantwortungunseres Glaubens erzählen undsie mit dem Geist, der Kraft,der Liebe und der Besonnenheit ermutigen.«Marlehn Thieme [49], Ratsmitgliedder EKD, Frankfurt

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Ein Luftballon wird in die Luft geschickt. Die

Besucher werden zu Piloten und Routen-

erfindern für das leichte Luftgefährt. Immer

wenn der Ballon auf dem Tisch landen will,

schlägt ihn einer in die Luft zurück, blitz-

schnell nimmt er Fahrt auf. Der Ruhestand wirkt sehr

lebendig in der Tagesstätte für ältere Menschen mit

Behinderung. Irma besucht sie häufig. »Sonst käme ich

kaum vor die Tür.« Als sie vor einigen Jahren ihre Arbeit

in einer Behindertenwerkstätte beendet hatte, blieb sie

tagsüber in der Wohnanlage. »Das war zu ruhig. Meine

einzige Gesellschaft war die Frau vom Büro und die, die

putzten.«

Wohlfahrtsverbände kooperierten

Seit Oktober 2003 existiert das in Hessen einmalige

Angebot. Die Frage nach Betreuung älterer Menschen –

besonders mit geistiger Behinderung – habe sich in den

Jahren zuvor kaum gestellt, sagt Pfarrer Armin Gissel,

der zusammen mit der Gemeindepädagogin Kornelia

Marschner die evangelische Behindertenseelsorge leitet.

Das Euthanasieprogramm des Nationalsozialismus habe

furchtbar nachgewirkt. »In der NS-Zeit hat nur überlebt,

wer versteckt wurde oder vielleicht nicht so behindert

geguckt hat.« Die Tagesstätte konnte entstehen, weil

sonst zuweilen in Konkurrenz stehende Wohlfahrts-

verbände miteinander kooperierten. Caritas, Arbeiter-

wohlfahrt, Diakonisches Werk, vor allem aber die

Lebenshilfe haben sich in das Projekt der evangelischen

Behindertenseelsorge eingehakt.

»So oft geküsst, so oft umarmt«

Neben der Seniorentagesstätte bietet die evangelische

Behindertenseelsorge in Gießen Familienfreizeiten an

sowie eine integrative Jugendarbeit. Es gibt Eltern-

gesprächskreise, Religions- und Konfirmandenunterricht

und außerdem werden Kunstwettbewerbe ausgeschrieben

und betreut. »Die Arbeit fordert sehr, aber ich bin noch

nie so oft umarmt, geküsst und gedrückt worden«, sagt

Kornelia Marschner. Besonders sei für sie auch das

religiöse Gespür von Menschen mit Behinderungen.

Tagesstätte für ältere Menschen mit Behinderung in Gießen

Nie so oft geküsst, so oft umarmtDie erste hessische Tagesstätte für Senioren mit Behinderung in Gießen ist ein

Modellprojekt. Federführend ist die evangelische Behindertenseelsorge, die

nicht nur mit diesem Angebot belegt: Menschen mit Behinderungen sind für die

Gesellschaft ein Gewinn.

Tagesstätte für ältere Menschen mit Behinderung

Anzahl der Tagesplätze (zurzeit auf 29 Personen verteilt) 15

davon Männer 11

davon Frauen 18

Personal

Heilerziehungspfleger/-innen (80-%-Stelle) 2

Ehrenamtliche und Praktikant(inn)en ca. 15

Ausgaben [Euro]

Personal 65.616,73

Laufende Sachausgaben für Gebäudeund bewegliches Vermögen 38.459,13

Sächliche Verwaltungs- und Betriebsausgaben 36.433,25

Vermögenswirksame Ausgaben 6.304,47

146.813,58

Einnahmen [Euro]

Zuweisung der Landeskirche 25.941,00

Landkreis Gießen 2.425,97

Landeswohlfahrtsverband 79.120,42

Lebenshilfe e.V. 39.108,49

Sonstige Einnahmen 217,70

146.813,58

Ansprechpartner: Pfarrer Armin Gissel

Telefon (0641) 97269570

E-Mail [email protected]

www.behindertenseelsorge-giessen.de

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»Wenn sie in eine Kirche kommen, werden sie sofort

ruhig.« Aber sie empfänden nicht nur eine besondere

Atmosphäre, ergänzt Armin Gissel. »Sie strahlen diese

Atmosphäre auch aus.« Wenn Behinderte ihre

Konfirmation feiern, würden viele Besucher nach dem

Gottesdienst sagen: »Das war großartig!«

Eingetragen in Willis Buch des festlichen Lebens

Ohne die Unterstützung Ehrenamtlicher wäre die viel-

fältige Arbeit kaum möglich. 70 Freiwillige engagieren

sich in der Gießener Behindertenseelsorge, Christel

Brusius bereits seit vielen Jahren. »Das sind tolle

Menschen, die ihre Meinung sagen«, schildert sie ihre

Motivation. Elke Eimer hilft seit einigen Wochen in der

Tagesstätte mit, die herrschende Atmosphäre der Ehrlich-

keit empfindet sie als frappierend. »Du wirst betrachtet,

sie warten ab«, erzählt sie während des Mittagessens.

Umgekehrt bedeute das: »Sie sind freundlich, wenn sie

es auch wirklich freundlich meinen.« Das Essen ist

beendet. Jetzt wischt sie die Tische ab. »Elke, wann hast

du eigentlich Geburtstag?«, fragt Willi. Ihre Antwort

schreibt er in sein Notizbuch, in dem alle wichtigen

Geburtstage eingetragen sind. Nun steht auch Elke Eimer

in Willis Buch des festlichen Lebens.

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Mitglieder

187 Rechtsträger

mit 338 Einr ichtungen

und 21.952 Betten/Plätzen

14 Vereine für Jugend- und Erwachsenenhilfe/Betreuungsvereine

49 Dekanate der EKHN

250 Mitglieder des DWHN

mit insgesamt rund 15.500 hauptamtlichen Mitarbeiter innen und Mitarbeitern

Einrichtungen der Mitglieder

des Diakonischen Werks

in Hessen und Nassau

[Arbeitsbereiche] [Einrichtungen] [Betten/Plätze]

Krankenhilfe 16 Krankenhäuser 3.041

Jugendhilfe 32 stationäre Einrichtungen 1.11023 teilstationäre Einrichtungen 1.08715 Beratungsstellen

sowie ambulante Dienste 70

Familienhilfe 11 stationäre Einrichtungen 7231 Tageseinrichtung

20 Beratungsstellensowie ambulante Dienste 91

Altenhilfe 86 vollstationäre Einrichtungeninkl. Kurzzeitpflege 7.857

32 betreutes Wohnen für Seniorenund Altenwohnungen 1.292

10 Tages- und Nachtpflege-einrichtungen 157

Behindertenhilfe 21 stationäre Einrichtungen 2.01815 Tageseinrichtungen 1.959

6 Beratungsstellensowie ambulante Dienste 238

Hilfen für Personen 16 stationäre Einrichtungen 431in besonderen sozialen 5 Tageseinrichtungen 20Situationen 2 Beratungsstellen

Ausbildung 12 Ausbildungsstätten 1.309

Sonstige Einrichtungen 6 stationäre Einrichtungen 3811 Tageseinrichtung 758 weitere Einrichtungen 93

Gesamt 338 21.952

Finanziert werden die Angebote des DWHN durch Zuweisungen der EKHN, Zuschüsse

und Leistungsentgelte aus öf fentlichen Kassen sowie durch Erträge aus Sammlungen,

Spenden und Kollekten. Für das Jahr 2005 betrug der Etat 49 Mio. Euro. [Stand: 2006]

Das DWHN gibt einen eigenen Jahresbericht heraus,

den Sie direkt anfordern können:

Diakonisches Werk in Hessen und Nassau e.V.

Ederstraße 12

60486 Frankfurt

Telefon (069) 7947-0

E-Mail [email protected]

www.dwhn.de

Diakonisches Werk in Hessen und Nassau (DWHN)

Trost, der nicht von oben kommt

Die ehemalige Lehrerin versteht ihre Arbeit als Gewinn,

was in ihrer Umgebung aber nicht immer auf Verständnis

trifft. »Ich könnte das nicht!«, höre sie häufig, wenn sie

von ihrer neuen Aufgabe erzählt. »Bei anderen sehe ich,

wie sie diesen Satz denken, aber nicht aussprechen.«

Eine Art mittägliche Feierabendstimmung hat die

Seniorentagesstätte inzwischen erfasst, leise parliert

Musik im Hintergrund. Angelika malt. Irma plaudert.

Erwin sucht nach dem entscheidenden Puzzleteil. »Was

ist denn das?«, schreckt Irma auf. »Das gab’s doch noch

nie: Willi weint! Hat er sich verletzt?« »Das Knie, das

Knie«, bricht es aus ihm heraus. Christel Brusius hilft

ihm, sein schmerzendes Bein auf einen Stuhl zu legen.

»Ich kenne das von mir«, sagt sie. Ihr Trost beruhigt. Er

kommt aus seiner Welt.

Seelsorge-Dienste

Spezialseelsorge-Dienste für ... [Pfarr- [Gemeinde- stellen] pädagogen- stellen]

Altenheime 15,0 7,5

Asylbewerber/-innen 1,0 1,75

Flughafenpersonal und -gäste 1,0 –

Gehörlose, Blinde und Behinderte 12,6 3

Krankenhäuser, Kur, Hospiz 65,5 19,75

Notfallseelsorge 9,4 –

Polizei 2,5 –

Schausteller/-innen und Marktleute 1,0 –

Strafgefangene und Gefängnisbedienstete 12,5 –

Schulseelsorge 13,6 –

Telefonseelsorge 5,0 –

38

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Fußballweltmeisterschaft 2006

Kirche am Ball

Etwa 200 der 1.100 EKHN-Gemeinden haben sich dem

von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)

geschlossenen Rahmenvertrag für das Public Viewing,

also der kostenlosen Übertragung der Spiele über Groß-

leinwand, angeschlossen. Für deren Rahmenprogramm

stellte nicht nur die EKD Plakatmotive und Materialien

her, sondern auch die EKHN. Deren Motive Glaube,

Hoffnung und Liebe verbanden Sport und Evangelium

miteinander. Die EKHN-Notfallseelsorge war mit

80 Personen am Bereitschaftsdienst zur psychosozialen

Notfallversorgung beteiligt, der von der Fifa vorge-

schrieben war.

Auch die Schattenseiten des Großereignisses

waren im Blickfeld: Flughafenseelsorge, Bahnhofsmission

und soziale Dienste stellten sich auf mehr Einsätze für

desorientierte Menschen ein. EKHN und EKD unter-

stützten die Kampagne gegen Zwangsprostitution und

wiesen kritisch darauf hin, dass viele Sportartikel in

Entwicklungsländern unter unwürdigen Bedingungen

produziert werden.

Kirchenpräsident Steinacker begründete das

Engagement zur WM: »Unser Auftrag ist es, die Menschen

zu erreichen, wo sie sind, um ihnen durch das Zeugnis

des Wortes, der Tat und des Sakraments das Evangelium

nahe zu bringen. Bei der WM sind sie großen Themen

begegnet, die Sport und Glaube gemeinsam haben. Beide

sorgen sich um den Sonntag. Beide formen und brauchen

Gemeinschaft. Beide haben es mit existenziellen Themen

zu tun, wie Fairplay und Foul, Schuld und Gerechtigkeit,

die Verbindung von Leib und Seele, die Bewältigung von

Niederlagen und Erfolgen samt der Frage nach dem

eigenen Wert und den eigenen Werten. Als Christen

haben wir für Fans und Spieler die schönste Botschaft

der Welt: Gottes Liebe, die den Menschen verändert,

erfahrbar in Jesus Christus und dem Heiligen Geist.«

Als Auftakt fand auf dem Frankfurter Römerberg

am Pfingstmontag ein ökumenischer Festgottesdienst

statt. Er wurde von Kirchenpräsident Dr. Peter Steinacker,

Bischof Dr. Martin Hein aus der Evangelischen Kirche von

Kurhessen-Waldeck und dem katholischen Stadtdekan

Raban Tilmann geistlich geleitet. Ein vom Evangelischen

Regionalverband in Frankfurt organisiertes Inter-

nationales Fest der Nationen mit Beiträgen aus Afrika,

Amerika, Asien und Europa schloss sich an. Das deutsche

Motto der WM »Die Welt zu Gast bei Freunden« wurde so

in der EKHN umgesetzt.

Arbeitskreis Kirche und Sport

Seit über 30 Jahren gibt es in der EKHN den Arbeitskreis Kirche und

Sport, der den Kontakt zwischen diesen beiden wichtigen gesellschaf t-

lichen Bereichen hält. Beide sind auf lokaler und landesweiter Ebene

flächendeckend präsent und bieten Aktivitäten im Freizeitbereich an.

Bei den regelmäßigen Tref fen von Repräsentanten beider Seiten werden

einerseits wichtige gesellschaf tspolitische Themen wie die Gestaltung

des Sonntags und andererseits geistige Themen wie der Umgang mit

Foul und Schuld, mit Versagen und Gewinnen besprochen.

Der Arbeitskreis verantwortet jährlich eine Tagung zum Dialog

zwischen Kirche und Sport. Er organisiert den jährlich stattf indenden

Kirchenlauf, der im Jahr 2006 am 17. September in Butzbach statt-

f indet. Der Arbeitskreis stellt die Pfarrer-Fußballmannschaf t der EKHN,

die regelmäßig durch Kirchenpräsident Steinacker verstärkt wird.

Vorsitzender des Arbeitskreises:

Pfarrer Rolf Noormann, Frankfurt

Telefon (069) 95153967

E-Mail [email protected]

Die Fußballweltmeisterschaft hat viel und viele bewegt, nicht nur an den Spielorten wie Frankfurt. Als Volkskirche hat die EKHN dieses Großereignis an vielen Orten mit gestaltet und dabei die eigene Perspektive eingebracht. Sie war die einzige Landeskirche, die für ein Jahr die Projekt-stelle eines WM-Pfarrers eingerichtet hat, der die verschiedenen Aktivitäten koordinierte.

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Die Kirchengemeinde Gorxheimertal im Odenwald

Aktiv für das ganze TalDie Arbeit der Kirchengemeinde Gorxheimertal trägt viele Früchte. Da ist ein

Besuchsdienstkreis, das Projekt »Senioren ans Netz« oder die florierende

Jugendarbeit. Stets sind die kirchlichen Angebote in die örtlichen Strukturen

der Kirchengemeinde in der Nähe Weinheims eingebunden.

»Wir haben uns früher in der Leichenhalle

getroffen«, erinnert sich Charlotte

Schmitt an die evangelischen Gottes-

dienste, nachdem sie vor 44 Jahren nach

Gorxheim gezogen war. »Es gab damals

weniger als 15 Evangelische.« Bald kamen immer mehr

Protestanten in das lang gestreckte Tal: Sie hatten Arbeit

in Heidelberg, Mannheim oder Darmstadt gefunden. Weil

im Tal kein Platz mehr war, bauten sie Häuser am Hang,

womit sie auf die alteingesessenen Katholiken hinunter-

sehen konnten. Die wiederum sprachen unter Anspielung

auf manch teures Schmuckstück am Berg schon mal vom

»Bonzebuckel«.

Pommern, Magdeburg und China

Heute lächelt man im Gorxheimertal über die zurück-

liegenden Spötteleien, zumal sich die Protestanten ganz

und gar nicht als eine selbstgenügsame, über dem Tal

schwebende Gemeinde verstehen. Ihr offener Charakter

ist am Kirchengebäude erkennbar. »Die Fenster sind

kalligrafisch gestaltet, von einem Muslim«, sagt Helmut

Steigler, seit mehr als 30 Jahren Pfarrer der Gemeinde,

viele Jahre davon auch Dekan. Neben den Fenstern sind

auf einer dezent angebrachten Spendentafel Namen

von Geschäftsleuten aus der Region zu lesen. Ein Bilder-

zyklus vom Bibelzentrum der pommerschen Landeskirche

stellt die Stationen des Kirchenjahres dar. Außerdem

gibt es einen verzierten Stein vom Westportal des

Magdeburger Domes. »Und dieses Bild ist aus China:

Jesus und die Frau am Brunnen.« Bei aller Unterschied-

lichkeit wirken alle Elemente sorgfältig aufeinander

abgestimmt. Alle können etwas über die Geschichte der

Gemeinde erzählen. »Traditionen waren kaum vorhanden,

also haben sich neue gebildet«, sagt Helmut Steigler.

»Sie entwickelten sich, indem man miteinander lebte.«

Aufgestoßene Türen

Das gemeinsame Leben spielt sich nicht nur auf dem

Kirchengrundstück ab. Die sieben Frauen vom Besuchs-

dienstkreis besuchen ältere Menschen zu Hause. »Mensch

besucht Mensch, Christ besucht Christ, um Freude zu

machen«, sagt Helge Kleinwächter, was wie ein einfacher,

rhythmisch gesprochener Vers anmutet. Als einfach

empfand sie ihre ehrenamtliche Arbeit anfangs aber

nicht: »Ich komme aus Hamburg und habe mich gefragt:

Werde ich die hiesige Sprache der Menschen verstehen?«

Ein Gefühl »wie eine Mauer« sei das gewesen. Bald habe

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sie aber erlebt, wie die Begegnungen immer wieder eine

»Tür aufstießen«. Manche dieser seelsorgerlich-pastoralen

Besuche wirken lange nach. Gisela Kahl erinnert sich:

»Ich erzählte bei einem Krankenbesuch von Afrika. Dort

habe ich früher nämlich gelebt. Wie schön und entlastend

das gewesen ist, etwas davon zu hören, erzählt mir die

Familie heute noch.«

»Voll lockere und goldige Senioren«

Gisela Kahl sucht nicht nur Menschen auf, sondern auch

das Internet. Zumindest war sie Teilnehmerin beim

Projekt »Senioren ans Netz«, einem Gemeinschafts-

projekt der örtlichen Feuerwehr und des evangelischen

Jugendcafés (JuCa). »Wir sind bis zur Suchmaschine

Google gekommen«, erinnert sich Gisela Kahl, »und weit

darüber hinaus. Tief ins Internet sind wir eingedrungen.«

Die Senioren seien »voll locker und sehr goldig« gewesen,

kommentiert Kerstin Knapp, eine der jugendlichen

Lehrerinnen vom JuCa. »Wir haben selbstverständlich

niemals gelacht, wenn die Senioren etwas nicht wussten,

höchstens mal mit ihnen zusammen.« Enttäuschend sei

aber gewesen, dass manche der betagteren Schüler ihre

Stunden bald geschwänzt hätten.

Verlässlichkeit ist ihr und Bianca Schmitt wichtig,

sie sind die Sprecherinnen des JuCas. »Wir sind katholisch

und trotzdem hier«, sagen sie lächelnd. »Früher saßen

wir vor dem Bürgerhaus und viele beschwerten sich.«

Jetzt haben sie einmal monatlich sogar die Schlüssel-

gewalt über das JuCa. Dann ist der offene Jugendtreff

etwas weniger offen als sonst – zumindest für die Be-

treuer, denn die haben dann keinen Zutritt, sagen die

jungen Frauen schmunzelnd. Die Betreuer selbst haben

diese Sitte angeregt. Dank der so entstehenden höheren

Verantwortung werde die Gemeinschaft gestärkt, meint

Armin Steigler, einer der Betreuer. »Entscheidend an der

Jugendarbeit sind Beziehung, Freundschaft, Clique.« Als

Jugendlicher besuchte er selbst das JuCa, aus Freund-

schaften bildete sich die Irish-Folk-Band »Waiting for

Frank«, deren Musik und Ruhm inzwischen weit über das

Tal hinausklingen.

Kommunal vernetzt

Bei der Jugendarbeit in den evangelischen Räumlich-

keiten arbeiten Kirche und Kommune Hand in Hand, was

auch im Kleinen sichtbare Folgen hat. »Ein Freund von

mir hat eine Spielhalle, von ihm habe ich den Kicker hier-

her geholt«, sagt Bürgermeister Uwe Spitzer. Die Arbeit

der Kirchengemeinde ist im Gorxheimertal kommunal

vernetzt und stärkt damit das Zusammenleben über kirch-

lich-konfessionelle Grenzen hinweg. »Die Menschen

messen uns nicht an der Theologie, daran, ob sie richtig

oder falsch ist«, sagt Pfarrer Helmut Steigler. »Für sie ist

entscheidend, was wir tun: das diakonische Handeln, die

Zuwendung zu den Menschen.«

Gemeindearbeit

Kirchenmusikalische Veranstaltungen 3.893

Teilnehmer/-innen 323.101

Seminare zu Glaubensfragen 1.844

Teilnehmer/-innen 42.974

Seminare zu gesellschaftlichen Fragen 1.329

Teilnehmer/-innen 22.719

Jugendkreise 1.201

Teilnehmer/-innen 9.597

Veranstaltungen und Feste 2.226

Teilnehmer/-innen 277.972

Eintägige Bildungsfahrten und Freizeiten 1.522

Teilnehmer/-innen 43.448

Mehrtägige Bildungsfahrten und Freizeiten 2.435

Teilnehmer/-innen 46.342

Kinder und Jugendliche in der EKHN

Der Fachbereich Kinder- und Jugendarbeit im Zentrum Bildung

verantwortet auf landeskirchlicher Ebene die inhaltlichen Programme

für Kinder und Jugendliche. Daneben hat sich der Arbeitsbereich auch

als Jugendverband »Ev. Jugend in Hessen und Nassau e.V.« (EJHN)

organisiert.

Fachbereich und Verband arbeiten mit freien Werken und Verbänden

zusammen, die ebenso Angebote für Kinder und Jugendliche in der EKHN

machen. Es sind

der Christliche Verein junger Menschen (CVJM)

das Entschiedene Christentum (EC)

das Evangelische Jugendwerk (EJW)

der Verein christlicher Pfadf inder/-innen (VCP)

In den Gemeinden und Dekanaten der EKHN bieten Dekanatsjugend-

referent(inn)en, Gemeindepädagog(inn)en und ehrenamtlich Mit-

arbeitende ein breites Spektrum an Leistungen an. Dazu gehören

Krabbelgruppen, Jungscharen, Mädchentreffs für Teenies, Dritte-Welt-

Projekte für Kinder, Jugendkulturtage, Dekanatsjugendtage,

Osterfreizeiten, Fahrradtouren, internationale Jugendbegegnungen,

Kr ippenspiele, PC-Kurse und Gottesdienste.

Hinzu kommt die schulbezogene Arbeit mit Schülercafés, Hausaufgaben-

hilfe, Schulseelsorge, Schulsozialarbeit und Reflexionstagen. Über die

regionalen Angebote informieren Sie die Dekanatsjugendstellen.

Die EKHN unterhält mit der Burg Hohensolms bei Gießen und der Jugend-

bildungsstätte Kloster Höchst zwei Tagungshäuser für diese Zielgruppe.

Fachbereich Kinder- und Jugendarbeit im Zentrum Bildung

Landesjugendpfarrer Eberhardt Klein, Darmstadt

Telefon (06151) 6690-111

E-Mail [email protected]

www.ev-jugendarbeit-ekhn.de

Evangelische Jugend in Hessen und Nassau e.V., Darmstadt

Telefon (06151) 15988-50

E-Mail [email protected]

www.ejhn.de

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Aktion »weltweit wichteln« in Frankfurt und Neu-Anspach

Ballack wechselt nach GhanaBislang waren die internationalen ökumenischen Kontakte der EKHN eher etwas

für Erwachsene, allenfalls frei ab 16. Die neue ökumenische Aktion »weltweit

wichteln« bietet erstmals Kindern eine angemessene Chance, eigene ökumenische

Kontakte zu knüpfen und Partnerschaften mit Kindern in anderen Regionen der

Welt einzugehen. Die EKHN startete »weltweit wichteln« im Dezember 2005 in

Kooperation mit dem Evangelischen Missionswerk Süddeutschland (EMS) sowie der

gepa und gehört damit zu den Pilotkirchen dieser bundesweit angelegten Aktion.

Das Leben von Christen in Afrika und Asien ist

vielfach von Armut, Ungerechtigkeit und

Krieg geprägt. Diese Themen sind nur bedingt

für Kinder geeignet. Deshalb werden die

Partnerschaften in der EKHN bislang fast

ausschließlich von interessierten Erwachsenen und

Jugendlichen gepf legt. Die Aktion »weltweit wichteln«

ändert das. Der Name greift den vorweihnachtlichen

Brauch des Wichtelns auf und gibt ihm einen tieferen

entwicklungspolitischen Sinn. Bei dem Brauch, der in

Norddeutschland als Julklapp bekannt ist, beschenken

sich Menschen gegenseitig mit kleinen Aufmerksam-

keiten, ohne sich zu kennen.

Kernstück der Aktion »weltweit wichteln« sind

Handpuppen. Etwa 25 Zentimeter große Puppenhüllen

aus Baumwolle werden von der Frauenkooperative Co-

Optex in Indien, einem langjährigen Partner des fairen

Handelshauses gepa, genäht. Das schafft dort weitere

Arbeitsplätze mit fairen Löhnen für körperbehinderte

Frauen, die auf dem regulären Arbeitsmarkt in ihrer

Heimat keine Chance haben. Im ersten Jahr verkaufte

die gepa 23.500 Puppenhüllen.

Zu kaufen sind die Puppenhüllen, zu denen noch

ein Säckchen für kleine Geschenke gehört, für 2,50 Euro

bei der gepa, beim EMS, in Eine-Welt-Läden oder im

Zentrum Ökumene der EKHN. Mitmachen können

interessierte Kindergruppen aller Art, indem sie aus

einer Puppenhülle nach Lust und Laune eine individuelle

Puppe gestalten. Anschließend werden die Puppen,

zusammen mit einem Brief, einer besungenen Kassette,

Fotos oder anderen Botschaften zu einer Kindergruppe

in einem anderen Land geschickt. Dafür werden bereits

vorhandene Partnerschaften der Erwachsenen genutzt.

Wenn es noch keine gibt, dann hilft »weltweit wichteln«

beim Aufbau einer neuen, die dann mit den Kindern

wachsen kann, bis sie groß ist. Die Kinder, die solche

Aufmerksamkeiten erhalten, können antworten, indem

sie entweder auch Puppen gestalten oder sich etwas

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anderes ausdenken. Die Aktion regt an zu individuellen

Kontaktideen. Kinder sollen Spaß am interkulturellen

Lernen und an entwicklungspolitischem Engagement

haben. Wichtig ist den Initiatoren aber auch, einseitige

Klischees zu vermeiden: hier die deutschen Kinder

als reiche Geber, dort die Kinder in Afrika als arme

Beschenkte. Die Ziele sind: Tuchfühlung der Kinder auf

Augenhöhe, Beginn nachhaltiger Kontakte, die gegen-

seitiges Interesse und Wissen hervorrufen, und die Ver-

breitung der Idee des fairen Handels.

Feierlicher Abschied

Kirchenpräsident Steinacker, der die Schirmherrschaft

übernommen hat, eröffnete die Aktion kurz vor dem

Ersten Advent in der Kindertagesstätte der Auferstehungs-

gemeinde in Frankfurt-Praunheim. Die Leiterin der Kita

Nicole Frede hatte zuvor mit den Kindern die Puppen

gestaltet. Eifrig hatten die Kleinen Gesichter gemalt, Woll-

haare geklebt, Sommersprossen aufgepunktet, Kleider

geschneidert und Pailletten angeheftet. Auf einem

Globus hatten sich die Kinder angeschaut, wo genau die

Stadt Tamale, die Heimat ihrer künftigen Partnergruppe

in Ghana, liegt. Große farbige Bilder hatten den Kindern

etwas von den dortigen Lebensbedingungen anschaulich

gemacht: die rote Erde, das spezielle Grün der Bäume,

der lange Weg zum Brunnen und die einfache Hütte der

Kita. Mit einem afrikanischen Lied verabschiedeten die

Kinder die Puppen und übergaben sie dem Kirchen-

präsidenten. Nicht allen Kindern ist das leicht gefallen,

denn sie hatten ihren Puppen Namen gegeben und mit

ihnen gespielt. Der fünf-jährige Rafael zum Beispiel

hatte seine Puppe »Ballack« genannt. Ein Kurier hat die

Puppen mitgenommen und von Ghana aus digitale Fotos

von der Übergabe geschickt. Sie zeigen, dass Ballack und

die anderen mittlerweile in Ghana spielen. Ganz offen-

weltweit wichteln

Annette Schumm, Stuttgart

Telefon (0711) 63678-44

E-Mail schumm

@ems-online.org

www.weltweit-wichteln.org

gepa Fair Handelshaus,

Wuppertal

Telefon (0202) 266830

E-Mail [email protected]

www.gepa.de

sichtlich haben die Kinder Spaß mit den fremden Puppen

aus Deutschland. Und die Kinder in Frankfurt können

sich auf ihre Antwort freuen.

Mädchenpuppen sind anders

Auch die Kita »Regenbogenland« in Neu-Anspach ge-

hört zu den ersten, die die Aktion durchgeführt haben.

Ihre Puppen sind nach Moshi in Tansania am Fuße des

Kilimandscharo gereist. Mit der dortigen evangelischen

Gemeinde pf legt die Kirchengemeinde in Idstein eine

Partnerschaft. Dorthin haben die Kinder aus Neu-

Anspach nun einen direkten Kontakt angebahnt. Die

Leiterin Bettina Nussbaum berichtet, dass Mädchen die

Puppen mit sehr vielen Details verzieren. Die meisten

Jungen geben den Puppenhüllen nur das Nötigste: ein

Gesicht, Haare und einfache Kleidung. Sie sind schneller

fertig und spielen dann mit den Puppen. Auch hier

bietet »weltweit wichteln« f lexible Möglichkeiten für ver-

schiedene Interessen.

Erzieherinnen berichten, dass die Kinder die

Aktion in vielen Bildern aufgreifen und weit mehr Fragen

zu fremden Kulturen stellen als vorher. Eine besondere

Chance haben Kinder mit Migrationshintergrund. Sie

können bei der Aktion ihr Wissen und ihre Kultur ein-

bringen sowie als Dolmetscher und Wichtelüberbringer

eine neue Rolle bekommen.

Die Aktion wird fortgesetzt. Im Jahr 2006 legt

die EKHN den Schwerpunkt auf Kindergottesdienst-

gruppen.

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Reichtums- und Armutsbericht im Evangelischen Dekanat Hochtaunus

Das Tabu brechenDer Hochtaunuskreis zeichnet sich durch eine besonders niedrige Arbeitslosenquote

aus. Allerdings gibt es auch dort Arme, die wie überall in doppelter Weise leiden:

Sie stehen kaum im Blickfeld und haben darüber hinaus mit überdurchschnittlichen

Lebenshaltungskosten zu kämpfen. Das Evangelische Dekanat Hochtaunus hat sich

des Problems angenommen. Im November 2005 veröffentlichte es einen »Reichtums-

und Armutsbericht« und versucht nun konkret soziale Not zu lindern.

Treibende Kraft des Projekts ist Dr. Alexander

Dietz, seit Januar 2005 Inhaber der Profil-

stelle für gesellschaftliche Verantwortung im

Dekanat, das aus der Vereinigung der Dekanate

Bad Homburg und Usingen hervorgegangen

ist. Ein Gespräch mit dem Initiator und Eva Reiß, bis Mai

2006 kommissarische Dekanin:

Herr Dr. Dietz, Frau Reiß, was war der Anlass, einen

»Reichtums- und Armutsbericht« zu erstellen?

D I E T Z : »Der Hochtaunuskreis ist zwar der reichste Kreis

Deutschlands, aber auch hier leben immer mehr

Menschen, die das Nötigste nicht mehr finanzieren

können. In den Kirchengemeinden wird das schon seit

einiger Zeit deutlich: Immer mehr Menschen, zum

Beispiel Alleinerziehende, bitten um finanzielle

Unterstützung, wenn etwa die Waschmaschine oder der

Kühlschrank kaputt gegangen ist.«

R E I S S : »Bisher ist das Thema hier tabuisiert worden. In

allen Nachbarkreisen gibt es schon seit einiger Zeit

offizielle Armutsberichte. Die große Leistung unseres

Berichts liegt darin, dass er Menschen Gehör verschafft,

die vorher nicht wahrgenommen wurden.«

Wie sind Sie vorgegangen?

D I E T Z : »Wir haben uns an Verbände, Politiker und

Organisationen gewandt und um Kurzbeiträge gebeten.

Es kamen dann über 40 Texte zusammen. Da es schwierig

war, beim Landratsamt an Zahlen zu gelangen, liegt der

Schwerpunkt auf persönlichen Statements, die beispiel-

haft stehen.«

Welche Probleme bringt der Bericht ans Licht?

D I E T Z : »Arme sind in einem reichen Kreis zusätz-

lich noch von besonders hohen Lebenshaltungskosten

betroffen, vor allem für Kinderbetreuung und Wohnung.

Hunderte Empfänger von Arbeitslosengeld II (ALG II)

haben vom Kreis Briefe mit der Aufforderung erhalten,

sich eine angemessene Wohnung zu suchen, da die

Kosten ihrer Wohnung über der festgelegten Mietober-

grenze liegen. Da preiswerter Wohnraum hier jedoch

kaum zu finden ist, bliebe für diese Menschen nur die

»Flucht« in eine andere Region.«

R E I S S : »Dazu kommt, dass Ausländer und Migranten

besonders häufig von Arbeitslosigkeit und Armut

betroffen sind. Auch bei denjenigen, die schon lange in

Deutschland leben, ist die soziale Integration oftmals

nicht gelungen.«

Und die Resonanz ...?

D I E T Z : »... war sehr groß. Es gab eine viel beachtete

Pressekonferenz, wir haben zahllose Gespräche geführt

und Veranstaltungen organisiert. Zum Beispiel haben wir

in Kirchengemeinden informiert, Politiker, Gewerkschafts-

Buchtipp:

Der »Reichtums- und Armuts-

bericht« ist für 9,90 Euro

erhältlich bei

Alexander Dietz,

Referent für Gesellschaftliche

Verantwortung im Dekanat

Hochtaunus, Bad Homburg

Telefon (06172) 3088-69

E-Mail: alexander.dietz

@evangelisch-hochtaunus.de

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bund, Organisationen und Arbeitsloseninitiativen an

einen Tisch gebracht und vernetzt. Ein »Gesellschafts-

politisches Forum«, das die Folgen von Hartz IV

thematisiert, startet in diesem Jahr. Insgesamt haben

wir sehr viel Zustimmung erfahren.«

Gab es auch kritische Stimmen?

D I E T Z : »Ja sicher. Dass wir einseitig Partei

ergreifen. Aber das läuft ins Leere, denn gerade die Viel-

falt ist eine der großen Stärken des Berichtes. Zum

Beispiel erörtert dort auch die Ehefrau des ehemaligen

Bundesbankpräsidenten, Gabriele Lademacher, welche

Vorurteile ihr als einer »Wohlhabenden« Tag für Tag

entgegengebracht werden.«

Hatte der Bericht bisher greifbare Konsequenzen?

D I E T Z : »Der Kreis zeigt sich, das haben wir fest-

gestellt, gegenüber ALG-II-Empfängern mittlerweile viel

kulanter, zum Beispiel was die Quadratmeterbemessung

von Wohnraum angeht. Es werden mehr Ausnahmen ge-

macht, während die Gesetze vorher sehr hart angewendet

wurden.«

R E I S S : » Allgemein ist eine Sensibilisierung zu spüren.

Bürgermeister haben mich von sich aus auf das Thema

Armut angesprochen und mir versichert, dass sie von

nun an größeres Augenmerk auf die Wohnungspolitik

legen werden.«

Haben Sie selbst auch Wohnraum vermittelt?

R E I S S : » Gemeinsam mit der Ökumenischen Wohn-

raumhilfe in Hofheim haben wir begonnen, gezielt An-

bieter von preiswertem Wohnraum zu finden und sie mit

Menschen zusammenzuführen, die ihn benötigen. Doch

das muss noch ausgebaut werden, denn konkret helfen

konnten wir bisher nur vereinzelt.«

Sind weitere Projekte geplant?

D I E T Z : »Wir bereiten gerade im Moment eine Tafel

für Bedürftige vor, eine Art Laden, in der sie sich Lebens-

mittel abholen können, die anderswo übrig geblieben

sind. Das Diakonische Werk hat die Federführung,

Caritas und »Grüne Damen« – die ja in Krankenhäusern

ehrenamtlich arbeiten – sind ebenfalls mit im Boot ...«

R E I S S : »... und dass uns der Bürgermeister von Oberursel

konkrete Hilfe zugesagt hat, was geeignete Räumlich-

keiten betrifft, ist ein weiterer Beleg für den Erfolg des

Berichts.«

Zeigt das auch die Chancen einer Kirche, die sich

einmischt?

D I E T Z : »Ganz sicher. Es beweist vor allem, was starke

Dekanate bewirken können. Die Strukturreform und die

damit verbundene Einrichtung von Profilstellen für

spezielle übergemeindliche Aufgaben sind ja von vielen

Gemeinden sehr skeptisch beäugt worden, weil sie

befürchteten, dass die Basis geschwächt würde. In

unserem Fall hat sich gezeigt, dass die Kirche so viel

stärker sozialpolitisch Einf luss nehmen kann. Es gibt

klare Ansprech- und Diskussionspartner für Politik,

Wirtschaft und Verbände. Und das Dekanat wird als

regionale Größe wahrgenommen. Schließlich kommt

unsere Arbeit ja auch den Gemeinden zugute, die ebenso

Mitglieder haben, die von Armut betroffen sind.«

R E I S S : »Wir haben ein deutliches Signal gesetzt, dass

Kirche ein kompetenter Ansprechpartner für soziale

Themen ist. Es geht nicht darum, jemanden zu verur-

teilen, sondern Menschen zu aktivieren. Hier im Kreis

gibt es viele, die wissen, dass es ihnen gut geht, und die

daher bereit sind, sich für andere zu engagieren.«

Reichtum und Armut im Dekanat Hochtaunus

Einwohner 227.034

Durchschnittliches Nettoeinkommen 23.852 Euro(Rang 1 in Deutschland,Durchschnitt Deutschland zum Vergleich: 16.926 Euro)

Einkommensmillionäre 272(höchste Millionärsdichte in Hessen)

Vermögensmillionäre 1. 429(Stand 1995, Rang 3 in Deutschland)

Durchschnittliches Steueraufkommen pro Einwohner im Hochtaunus 10.616 Euro(im Vergleich: durchschnittliches Steueraufkommen pro Einwohner in Hessen: 7.496 Euro)

Arbeitslose offiziell und ohne noch nicht bewilligteoder abgelehnte Arbeitslosengeld-II-Empfänger 7.035(Arbeitslosenquote: 6,3 %)

Arbeitslosengeld-II-Bedarfsgemeinschaften 4.006(Stand: Januar 2006)

Zahl der Personen darin 7.622

davon unter 18 Jahren mehr als 2.200

Registrierte Obdachlose 808

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EKHN-Stiftung

Geschäftsführerin seit April im AmtErste Geschäftsführerin der im Jahr 2005 neu gegründeten EKHN-Stiftung ist die Diplom-Kauf-frau Friederike von Bünau. Sie wurde vom Vorstand des Stiftungskuratoriums berufen.

Mitglieder des Kuratoriums der EKHN-Stiftung

Prof. Dr. Peter Steinacker, Kirchenpräsident (Vorsitzender)

Andreas de Maizière (stellvertretender Vorsitzender)

Silvia von Metzler, Bankhaus Metzler, Frankfurt (stellvertretende

Vorsitzende)

Prof. Dr. Albrecht Beutelsbacher, Professor für Mathematik,

Universität Gießen

Dieter Buroch, Intendant und Geschäf tsführer, Künstlerhaus

Mousonturm Frankfurt GmbH

Prof. Hans Drewanz, Generalmusikdirektor a.D., Darmstadt

Gundula Gause, Journalistin und Moderatorin, ZDF-Heute-Journal,

Mainz

Prof. Dr. Heinz-Jürgen Kluge, Gesellschaf t für Schwer ionen-

forschung (GSI), Darmstadt

Dr. Thomas Kreuzer, Akademieleiter, Fundraising Akademie,

Frankfurt

Frank Lehmann, Leiter der ARD-Börse (TV), Frankfurt

Cornelia Richter, Bereichsleiter in Planung und Entwicklung,

Deutsche Gesellschaf t für technische Zusammenarbeit GmbH (GTZ),

Eschborn

Dore Struckmeier-Schubert, Journalistin, Frankfurt, Mitglied der

Kirchenleitung

Die 34-jährige Friederike von Bünau stammt aus

Schleswig-Holstein und hat unter anderem in Frankfurt

studiert. Sie arbeitete mehrere Jahre in der Protokoll-

abteilung der Lufthansa und wechselte 1999 zur

Deutschen Bank. Frau von Bünau ist verheiratet und hat

zwei Kinder.

Die Stiftung, die von der EKHN mit einem

Anfangskapital von 5 Mio. Euro ausgestattet wurde und

auf weitere Zustiftungen angelegt ist, hat laut ihrer

Satzung den Zweck, »in evangelischer Verantwortung

den ständigen Dialog von Kirche und Theologie mit

Wissenschaft, Bildung, Technik, Wirtschaft, Kunst und

Politik zu fördern«. Ihre Geschäftsstelle ist in der Kirchen-

verwaltung untergebracht.

Arbeitslosenfonds der EKHN

Für eine neue Chance im BerufJeden an den Arbeitslosenfonds gespendeten Euro verdoppelt die EKHN. Wer also 50 Euro jeden Monat von seinem Konto an den Fonds abbuchen lässt, spendet im Ergebnis 1.200 Euro im Jahr. In den 20 Jahren seines Bestehens hat der Fonds auf diese Weise 12 Mio. Euro ausgegeben und damit mehr als 2.000 Beschäftigungsverhältnisse gefördert.

Ziel des Fonds ist es, arbeitssuchende Menschen in ein

langfristiges Arbeitsverhältnis zu bringen. Dafür schafft

der Fonds die Voraussetzung, indem er sich zunächst an

der Finanzierung einer befristeten Stelle beteiligt. Von

dort aus können die Geförderten dann leichter auf eine

unbefristete Stelle wechseln. Wegen der angespannten

Lage auf dem Ausbildungsmarkt wendet sich der Fonds

neuerdings verstärkt einer anderen Zielgruppe zu:

Er bietet arbeitslosen Jugendlichen die Möglichkeit, eine

Ausbildung zu machen oder sich dafür zu qualifizieren.

Der Fonds sucht weitere Spenderinnen und Spender.

Am liebsten solche, die einen Dauerauftrag einrichten.

Fast sechs Jahre lang hatte niemand Otto Bierwagen eingestellt, weil

die Firmen of fenbar befürchteten, ihn wegen seiner 70-prozentigen

Schwerbehinderung »nie wieder loszuwerden«. Dann vermittelte der

Arbeitslosenfonds der EKHN den aus Kasachstan stammenden Mann

an das Kinder- und Beratungszentrum Sauerland in Wiesbaden. Deren

Berater innen und Berater haben zusammen mit den Spenderinnen

und Spendern des Arbeitslosenfonds zum Erfolg beigetragen. Eine

unbefr istete Arbeitsstelle fand Otto Bierwagen gleich vor Ort, heute

sind sein Wissen als studierter Zootechniker und sein Know-how in der

Garten- und Landschaf tspflege gefragt.

Arbeitslosenfonds der EKHN

Oberkirchenrätin

Dr. Petra Knötzele

Telefon (06151) 405-422

E-Mail petra.knoetzele

@ekhn-kv.de

www.ekhn.de/

arbeitslosenfonds

Bankverbindung:

Gesamtkirchenkasse der EKHN

Evangelische Kredit-

genossenschaft Kassel (EKK)

Konto 4 100 000

BLZ 500 605 00

Kennwort »Arbeitslosenfonds«

EKHN-Stiftung

Paulusplatz 1

64285 Darmstadt

Telefon (06151) 405-361

E-Mail friederike.buenau

@ekhn-kv.de

Bankverbindung:

Gesamtkirchenkasse der EKHN

Evangelische Kredit-

genossenschaft Kassel (EKK)

Konto 4 100 000

BLZ 500 605 00

Kennwort »EKHN-Stiftung«

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Kultur fördern

»Die Kirche sollte mehr Mut haben, neue Dinge anzupacken. Dabei darf sie ihre Wurzelnund reichhaltigen Schätzenicht aus den Augen verlieren.Und das geht nur mit einer positiven Grundstimmung,nicht mit Resignation.«Günter Beucherth [70], Rentner, Bad Schwalbach

»Chorsingen ist für mich ein spirituelles Erlebnis. Kirchen-musik öffnet Menschenemotional für Bibelworte.Sie wirken in ganz andererWeise, als wenn man sichnur intellektuell mit ihnenauseinander setzt.«Simone Grün-Sonnabend [44],Studienrätin, Wiesbaden

»Die christlichen Wert-vorstellungen haben sich in 2.000 Jahren tief in dasabendländische Bewusstseineingegraben. Sie lebendig zu halten und sichtbar zu machen, ist Aufgabe der Kirche. Siemuss Orientierung bieten.«Gundula Gause [41], ZDF-Moderatorin und Journalistin, Mainz

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Evangelisches Gymnasium Bad Marienberg

Schulpraxis, die auf Werte setztAm 02. September 2005 öffnete das Evangelische Gymnasium in Bad Marienberg

für die ersten 56 Schülerinnen und Schüler seine Pforten. Als Ganztagsschule

mit modernen Unterrichtskonzepten ist es ein Modellprojekt für die evangelische

Bildungsarbeit. Für die Schülerinnen und Schüler vor Ort bietet die EKHN mit

Förderung des Landes Rheinland-Pfalz das einzige Gymnasium weit und breit.

»Kirche steht für mich für Menschlichkeit

und Fairness«, erklärt Margret Weigel.

Und darum sei es für sie auch keine Frage,

ihren Sohn am Evangelischen Gymnasium

anzumelden. Eine Entscheidung, die sie

mit zahlreichen Eltern der Region teilt. »Viele trauen

uns eine besondere Kompetenz bei der Vermittlung

von Werten zu«, weiß Oberstudienrat im Kirchendienst

Dirk Weigand. Und so gab es aus dem Stand weit mehr

Anmeldungen als Plätze.

Ein solch starkes Interesse hat noch einen

weiteren Grund. Denn das Evangelische Gymnasium

schließt eine Lücke in der regionalen Bildungsland-

schaft. Wie wichtig die Schule für die Region ist, belegen

Zahlen: Bislang besuchten mit 15 Prozent eines Jahr-

gangs auffällig wenige Schülerinnen und Schüler aus der

Verbandsgemeinde Bad Marienberg ein Gymnasium.

Bereits jetzt ist durch das evangelische Gymnasium die

für das Land Rheinland-Pfalz durchschnittliche Zahl von

28,6 Prozent eines Jahrgangs erreicht.

Schule für die Region

»Wir sehen uns nicht als Konkurrenz zu den anderen

Gymnasien, sondern als zusätzliches Angebot mit

evangelischem Profil, als Schule in der Region und für

die Region«, erklärt Dietmar Köhler, Präses des Dekanats

Bad Marienberg und Vorsitzender des Fördervereins.

Momentan ist das Gymnasium mit seinen zwei

fünften Klassen in Räumen der Verbandsgemeinde Bad

Marienberg untergebracht. Zum Schuljahr 2007/2008

sollen die Kinder dann in ihr eigenes neues Gebäude

einziehen. Das Grundstück dafür hat die Verbands-

gemeinde unentgeltlich übertragen. Am 24. April 2006

erfolgte dort der erste Spatenstich für das neue Gebäude

des Schulzentrums. Dabei betonte Kirchenpräsident

Steinacker: »Wir wollen als Kirche modellhaft und

nachvollziehbar belegen, wie wir unsere Vorstellungen

von evangelischer Bildungsarbeit in schulische Praxis

umsetzen.« Insgesamt sucht die Schule vielfältige

Formen der Vernetzung. Bereits jetzt arbeitet sie mit der

Kirchengemeinde, dem Dekanat und den umliegenden

Schulen zusammen und strebt eine intensive Kooperation

mit Wirtschaft und Ausbildungsbetrieben an.

Lebensfragen im Blick

Schulleiter Scheidt kann sich gut vorstellen, dass

Schülerinnen und Schüler eine Patenschaft für ein Alten-

heim übernehmen. »Zum evangelischen Profil gehören

außer Fachwissen auch diakonische Aktivitäten, die in

die Gesellschaft hineinwirken und Verantwortung be-

weisen«, betont er. Wie im letzten Winter. Da sammelten

die Kinder 600 Euro für Aids-Waisen in Südafrika.

Ähnlich sieht das auch der Kirchenpräsident:

»Höf lichkeit, den Mitmenschen wertzuschätzen, Pünkt-

lichkeit, soziales Engagement, Leistungs- und Lernbereit-

schaft zu entwickeln, die eigene Religiosität altersgemäß

zu entfalten, sind uns wichtige Werte«, erklärt er. Und so

haben grundlegende Lebensfragen im Bad Marienberg

auch außerhalb des Religionsunterrichts ihren Platz.

Andrea Minor, Studienrätin im Kirchendienst und Klassen-

lehrerin der 5a, findet es wichtig, dass die Kirche ihren

Beitrag zum gesellschaftlichen Bildungsauftrag leistet:

»Sie kann Augen für Dinge öffnen, die im Schulalltag auf

den ersten Blick oft zweitrangig sind: sich Zeit nehmen,

da sein, Engagement vermitteln.« Genau das gefällt

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Evangelisches Gymnasium Bad Marienberg

Das Evangelische Gymnasium Bad Marienberg wird getragen von

einer gGmbH, an der das Dekanat Bad Marienberg und die

Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) je zur Hälf te

beteiligt sind. In Sachfragen wird sie von einem Kuratorium

beraten.

Das Gymnasium hat mit 56 Schüler innen und Schülern in 2 Klassen

sowie 4 Lehrkräf ten begonnen. Es ist zweizügig geplant und soll

2012/2013, wenn der erste Jahrgang Abitur macht, mit 10 Lehr-

kräf ten 450 Schüler innen und Schüler in 16 Klassen unterr ichten.

Finanzierung Neubau

Ausgaben: 10,6 Mio. Euro (davon 6,2 Mio. Euro im Jahr 2005)

Die Baukosten und die bis zum Beginn der staatlichen

Ref inanzierung entstandenen Aufwendungen werden von der

Kirche langfr istig als Darlehen f inanziert.

Die Ausgaben werden zu 70 Prozent aus staatlichen Ganztags-

schulmitteln und zu 30 Prozent aus Mitteln des Kreises für

Förderschule sowie von der Renate-Knautz-und-Eberhard-Heer-

Stif tung und dem Förderverein gedeckt.

Laufende Kosten

Das Land Rheinland-Pfalz erstattet alle Personalkosten nach der

staatlichen Anerkennung, in der Regel nach 3 Jahren, in Höhe des

durchschnittlichen Gehalts einer Lehrkraf t sowie die Sachkosten

in Höhe von 10 Prozent der Personalkosten.

Weitere Kosten tragen die Renate-Knautz-und-Eberhard-Heer-

Stif tung und der Förderverein. Darüber hinaus arbeiten die Eltern

mit und ersparen dadurch Kosten.

Ausgaben 2005 [Euro]

Personal 142.824

Sach- und Einrichtungskosten, inkl. Renovierung 101.000

Einnahmen 2005 [Euro]

Stiftungskapital der Renate-Knautz-und-Eberhard-Heer-Stiftung 300.000

Mitgliedsbeiträge des Fördervereins 32.400

Margret Weigel, die demnächst auch ihre neunjährige

Tochter Eva an der Schule anmelden möchte: »Anderswo

werden diese Werte oft vernachlässigt – das ist der Grund,

warum unsere Gesellschaft so egoistisch geworden ist«,

sagt sie.

Demnächst soll einheitliche Schulkleidung für

noch mehr Gemeinschaftsgefühl und Identifikation sorgen.

»Es wirkt nicht zuletzt dem Markenterror entgegen«,

findet Weigand.

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Intensive Begleitung

»Nur eine gute Schule zu sein, reicht uns nicht. Wir

möchten uns bewusst am Standard der allgemein

bildenden Schulen messen lassen und richten darüber

hinaus einen besonderen Schwerpunkt auf die indivi-

duelle Förderung unserer Schülerinnen und Schüler«,

erklärt Gründungsdirektor Scheidt. Das bezieht sich

sowohl auf den Ausgleich von Defiziten als auch auf die

Entfaltung besonderer Begabungen. Dabei spielen die

Angebote der Ganztagsschule eine besondere Rolle:

»Ankommen, Essen und Freizeit sind wichtige Elemente,

die soziales Miteinander und Klassengemeinschaft

prägen«, bekräftigt Studienrat im Kirchendienst Timo

Meier.

Und so berichten sich die Schülerinnen und

Schüler am Montagmorgen zunächst einmal ausgiebig

von ihren Erlebnissen am Wochenende und jeden Mitt-

woch feiern sie gemeinsam Gottesdienst. Dem

evangelischen Profil gemäß spielt Spiritualität eine

wichtige Rolle. »Wir ermutigen unsere Schülerinnen und

Schüler, ihre eigenen Ausdrucksformen von Glauben zu

entwickeln«, sagt Direktor Scheidt. Kirche und Kunst, Raum und Skulptur gingen

im Sommer 2005 eine besondere Symbiose in

Mainz ein. 46 Plastiken des norddeutschen

Bildhauers, Grafikers und Schriftstellers Ernst

Barlach (1870–1938) wurden knapp acht

Wochen gezeigt. Darunter der berühmte »Schwebende

Engel«, der inmitten der hohen Kuppel über dem Altar

hing, so als wäre er genau für diesen Ort geschaffen.

Über 100 weitere Exponate wie die Zyklen »Wandlungen

Gottes« und »An die Freude« zeigten das grafische Werk.

Hinzu kamen viele persönliche Dokumente, darunter

Original-Briefe. Über 40 Begleitveranstaltungen ver-

tieften verschiedene Aspekte seines künstlerischen

Schaffens.

Barlach entwickelte einen ganz eigenen Stil,

indem er das Äußere seiner Figuren auf das Wesentliche

reduzierte, um in ihren Gesichtern und Händen ihre

innere Verfassung darzustellen. Erfahrungen in Russ-

land und im Ersten Weltkrieg haben Barlach entscheidend

geprägt. Öffentliche Aufträge zu Denkmälern (unter

anderem 1928/1929 Ehrendenkmal im Magdeburger Dom,

1928 »Geistkämpfer« in Kiel) fanden Lob und Kritik.

1937, ein Jahr vor seinem Tod, beschlagnahmte das Nazi-

Regime 371 seiner Arbeiten und erteilte ihm als »ent-

artetem Künstler« Ausstellungsverbot.

Evangelisches Gymnasium Bad Marienberg

Telefon (02661) 983831

E-Mail [email protected]

Weitere EHKN-Schulen:

Grundschule in Freienseen/Vogelsberg

Grundschule in Weiten-Gesäß im Odenwald

Oberstufengymnasium mit Wohnheim,

Laubach-Kolleg, bei Gießen

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Barlach-Ausstellung in Mainz

Mystiker der ModerneMit der Ausstellung »Ernst Barlach – Mystiker der Moderne« wurde die Mainzer Christuskirche kurz

nach ihrer Renovierung einem großen Publikum geöffnet. Über 20.000 Besucherinnen und Besucher

vor allem aus dem süddeutschen Raum bis hin zur Schweiz folgten der Einladung, sich mit dem

Anliegen von »Mystik« auseinander zu setzen. Eine Ausstellung mit über 150 Original-Exponaten des

expressionistischen Künstlers und »Gottsuchers« Ernst Barlach sowie ein vielfältiges Begleitprogramm

mit über 40 Veranstaltungen boten dazu eine außergewöhnliche Gelegenheit.

Referenten aus Berlin, Hamburg, Kiel, Heidelberg und

anderswo entfalteten Barlachs Leben und Werk zu den

Themen »Mystik« und »Expressionismus« in Mainz.

Geführt wurde ein Trialog der abrahamitischen

Religionen zum Thema »Gott suchen«. Barlach, seine

Kunst und seine Sujets waren schließlich Thema eines

Lehrertags. Eigene Zugänge boten die »Barlach-Mystik-

Nacht«, die Verfilmung von Alfred Anderschs Roman

»Sansibar« von Bernhard Wicki und eine szenische

Lesung des Barlach-Dramas »Sündf lut« mit Schau-

spielern des Staatstheaters Mainz. Prominente Persön-

lichkeiten aus Mainz, darunter der Rektor der Johannes

Gutenberg-Universität, Dr. Jörg Michaelis, und Karl

Kardinal Lehmann, Bischof von Mainz, setzten sich in der

Reihe »Ernst Barlach – persönlich betrachtet« jeweils mit

einem ausgewählten Exponat auseinander.

Unter der Schirmherrschaft von Kirchenpräsident

Prof. Dr. Peter Steinacker wurde bei der Eröffnung ein

speziell dafür komponiertes mehrteiliges Werk von Tilo

Medek uraufgeführt. Der Mainzer Bachchor unter der

Leitung von Prof. Ralf Otto führte das Werk mit Texten

von Ernst Barlach und Bearbeitungen des Chorals

»Gott ist gegenwärtig« von Gerhard Tersteegen vor über

800 Besuchern auf.

Initiator und Gesamtverantwortlicher des

Projekts war Rainer Beier, Evangelischer Stadtkirchen-

pfarrer von Mainz, der die Ausstellung in Kooperation

mit der Ernst Barlach Gesellschaft Hamburg ermöglichte.

»Vor allem hat mich die Intensität der Auseinander-

setzung mit dem Leben und Schaffen Barlachs gefreut,

sowohl im Ausstellungsbesuch als auch in den vielen

hervorragend besuchten Begleitveranstaltungen. Die

vielen tiefen und bewegenden Gespräche im Rahmen der

Ausstellung haben mich sehr berührt«, resümierte Beier.

Auch der Mainzer Dekan Jens Böhm freute sich über den

positiven Zuspruch zu Barlach: »Es hat mich sehr beein-

druckt, wie stark dieses Projekt viele Menschen angeregt

hat, über die eigene Gotteserfahrung neu nachzudenken.«

Über 60 Ehrenamtliche wirkten bei über 250 Führungen

und der täglichen Aufsicht mit. Die Kasse und der Bücher-

tisch wurden von zehn Personen mit Ein-Euro-Jobs

geführt. Neben 30 unterstützenden Einrichtungen aus

Stadt und Region konnte der »Kultursommer Rheinland-

Pfalz« als Hauptförderer gewonnen werden.

Weitere Informationen:

www.barlach-mainz.de

Buchtipp:

Texte zur Ausstellung,

Vorträge und Predigten

aus der Reihe »Mainzer Texte«,

zu bestellen bei

Rainer Beier, Stadtkirchen-

pfarrer von Mainz,

Telefon (06131) 2120847,

E-Mail [email protected]

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BachVespern in Wiesbaden und Frankfurt

Aufführung aller 199 Bach-KantatenIn einer ambitionierten Kooperation führen zwei EKHN-

Kantoreien und die Frankfurter Musikhochschule alle

199 Bach-Kantaten auf und bereichern damit das Kultur-

angebot in der Rhein-Main-Region.

Die Kantorei St. Katharinen in Frankfurt und

die Schiersteiner Kantorei führen, zusammen

mit der Frankfurter Musikhochschule, alle

199 Kantaten von Johann Sebastian Bach auf.

Der Zyklus ist auf 20 Jahre angelegt. Im Ab-

stand von etwa einem Monat, die Ferienmonate März und

August ausgenommen, erklingt jeweils eine Kantate im

Rahmen eines Abendgottesdienstes, einer so genannten

BachVesper. Sie finden jeweils in der Katharinenkirche,

der Marktkirche in Wiesbaden und der Christophorus-

kirche in Wiesbaden-Schierstein statt. Vorab werden die

Kantaten eine halbe Stunde lang in einem »Gesprächs-

konzert« erläutert. Der Zyklus hat im Mai 2004 begonnen.

Er wird voraussichtlich bis 2024 dauern und soll nach

dem Wunsch der Verantwortlichen eigentlich gar nicht

aufhören.

Für Landeskirchenmusikdirektor Michael Graf

Münster, der das Projekt angestoßen hatte, sind Bachs

Kantaten »großartige, für die Öffentlichkeit bestimmte

Musik. Sie in den großen City-Kirchen Frankfurts und

Wiesbadens kontinuierlich zu pf legen ist ein Beitrag zur

Musikkultur der Rhein-Main-Region.«

Die Bedeutung der Bach-Kantaten ...

... für die evangelische Kirchenmusik

Bach konnte als Leipziger Generalmusikdirektor sein

Lebensziel – regelmäßige Kantaten im Gottesdienst –

verwirklichen. Ihre ästhetische und theologische

Qualität ist ohne Vergleich. Weil ihre Aufführung mit

hohem Aufwand verbunden ist, erklingen Bachs

Kantaten jedoch nicht häufig. Ihre Pf lege in den

BachVespern ist ein Signal für die evangelische

Kirchenmusik. Es zeigt ihre Bedeutung für die Kirche

wie für die Pf lege öffentlicher Kultur gleichermaßen.

... für die Staatliche Hochschule für Musik und

Darstellende Kunst Frankfurt

Studierende erwerben durch die BachVespern speziali-

sierte Fertigkeiten in der Interpretation barocker Musik

im Allgemeinen und Bach’scher Werke im Besonderen.

Die Hochschule wird die BachVespern in Curricula und

Prüfungsordnungen integrieren. Zugleich präsentiert

sie mit dieser Kooperation ihre Arbeit der Öffentlichkeit.

... für das Musikleben des Rhein-Main-Gebietes

Bachs Kantaten gehören zum Kernbestand des

musikalischen Weltkulturerbes. Sie sind ein Meilen-

stein in der Entwicklung vokaler wie instrumentaler

Musik. In den BachVespern sind sie in den beiden

großen City-Kirchen des Rhein-Main-Gebietes regel-

mäßig zu erleben.

Weitere BachVespern:

09./10. September 2006

07./08. Oktober 2006

04./05. November 2006

02./03. Dezember 2006

Weitere Informationen über Zeiten,

Orte und Kantaten finden Sie im Internet unter

www.bach-wiesbaden.de

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Kirchenmusik in der EKHNFür den Wiesbadener Propsteikantor Martin Lutz ent-

stammen Bachs Kantaten dem Gottesdienst und gehören

in den Gottesdienst. Sie verbinden Glaube und Öffentlich-

keit. Sie zeigen die Kirchenmusik als Grundbestandteil

des evangelischen Gottesdienstes und sind christlicher

Glaube in Tönen.

Beteiligt sind neben der Kantorei St. Katharinen

in Frankfurt und der Schiersteiner Kantorei in Wiesbaden

erstrangige Instrumentalisten der Frankfurter und Wies-

badener Opernhäuser, das Barockensemble »Febiarmonici«

der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende

Kunst Frankfurt sowie das Freiburger Barockensemble

»Parnassi musici«. Als Solisten singen Professoren und

Studierende der Frankfurter Musikhochschule. Martin

Lutz und Michael Graf Münster dirigieren.

Da es sich um Gottesdienste handelt, ist der

Eintritt grundsätzlich frei. Zur Deckung der Unkosten

bitten die Kantoreien um eine Kollekte. In Frankfurt

wird das Projekt von der Cronstett’ und Hynspergischen

evangelischen Stiftung, der Ernst-Max-von-Grunelius-

Stiftung und der Deutsche Bank Stiftung gefördert. In

Wiesbaden engagierten sich die Wiesbaden-Stiftung und

ein dafür gegründeter Förderverein.

Kirchenmusik gehört zur evangelischen Kirche seit der Reformation.

Organisten, Chöre und Posaunenchöre singen und spielen im

Gottesdienst und bei Gemeindeveranstaltungen, bieten Abend-

musiken und Konzerte an und besuchen Krankenhäuser und Alten-

heime.

Die Zahl der Besucher bei kirchenmusikalischen Veranstaltungen

lag im Jahr 2005 bei 323.000 (siehe S. 41).

Neben der gemeindebezogenen Kirchenmusik, die sich überall in

der EKHN f indet, gibt es an Schwerpunktorten, meist in den

Städten, auch konzertante Kirchenmusik in herausragender Qualität

und professioneller Darbietung.

Mitgliederzahlen der Chöre im Chorverband der EKHN: Zahl Mitglieder

Kinderchöre 170 4.850

Jugendchöre 35 686

Instrumentalgruppen 82 1.026

Frauenchöre 73 1.764

Gemischte Chöre 487 14.001

Gospelchöre 22 460

Seniorenchöre 6 80

Zahl der Sängerinnen und Sänger insgesamt 22.867

Mitgliederzahlen der Posaunenchöre im Posaunenwerk der EKHN

Posaunenchöre 310 ca. 4.700

Andere Gemeinde-Chöre sind dem Christlichen Sängerbund oder dem

CVJM-Westbund angeschlossen.

Landeskirchenmusik-

direktor Michael Graf Münster

Zentrum Verkündigung

Telefon (o69) 71379-129

E-Mail lkmd@zentrum-

verkuendigung.de

53

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Immobilien-Konzept in der Kirchengemeinde Bad Schwalbach im Taunus

Mut zur VeränderungIn der beschaulichen Kurstadt Bad Schwalbach hat die evangelische Kirchen-

gemeinde Weichen für die Zukunft gestellt: Sie trennte sich von drei Gebäuden

und errichtete ein Gemeindehaus, das als Begegnungsstätte für eine moderne

Gemeinde dient. Ein Beispiel dafür, wie sich eine Kirchengemeinde in schwierigen

Zeit neu orientieren kann.

Gebäude-Statistik

Von der Terrasse des neuen Gemeindehauses

bietet sich ein faszinierender Blick auf Bad

Schwalbach. Und auch die großzügige

Architektur mit ihren lichtdurchf luteten

Räumen lässt keinesfalls vermuten, dass die

Idee für das Haus aus der Not geboren ist. Doch zur

Kirchengemeinde gehörten ursprünglich einmal sechs

Gebäude. »Deren Unterhaltskosten hätten auf Dauer

den Haushalt einer Gemeinde mit immer weniger Mitteln

massiv überstiegen«, erklärt Günther Beuchert, seit

fast 30 Jahren Mitglied im Kirchenvorstand, »wir mussten

handeln und haben es frühzeitig getan.«

Gebäude im Eigentum der Kirchengemeinden,Dekanate und Gemeindeverbände

Kirchen 1.278

Gemeindehäuser 965

Pfarrhäuser 967

Kindergärten 309

Sonstige Gebäude (etwa Jugendheime,Wohnhäuser, Büros, Nebengebäude) 592

4.111

Gebäude im Eigentum der Gesamtkirche 61

Gesamter Gebäudebestand 4.172

Rund 40 Prozent der Gebäude stehen unter Denkmalschutz.

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Raus aus dem Druck

Die Gemeinde verkaufte ihr altes Gemeindehaus, ein

Pfarrhaus und das Diakonissenhaus und setzte den Erlös

ein, um einen Teil des neuen Gemeindehauses zu

finanzieren, das auf den Bedarf der zukünftigen Arbeit

zugeschnitten ist. Bis es im Herbst 2005 eingeweiht

werden konnte, durchlief die Gemeinde einen intensiven

Erneuerungsprozess. Die beiden Pfarrer Hanns-Ulrich

Becker und Rüdiger Müller-Gerbes waren sich einig: »In

vielen Reformprozessen verliert man die Inhalte aus den

Augen und redet nur noch über Strukturen – das wollten

wir auf keinen Fall.«

Begleitet von der Gemeindeberatung der EKHN

begann der Kirchenvorstand an einem Leitbild zu

arbeiten, das die Bad Schwalbacher im Jahre 2000 nach

18 Monaten intensivster Beratungen als eine der ersten

Gemeinden der EKHN vorstellten. Alle weiteren Planungen

orientierten sich dann eng am Entwurf einer Gemeinde,

die »einladend ist für alle Menschen, die den Glauben

und die christliche Gemeinschaft suchen«. Einig war

man sich, dass sowohl die 1740 erbaute Reformations-

kirche als auch die 1471 erbaute Martin-Luther-Kirche

erhalten werden soll. »Nicht nur weil beide Gebäude den

höchsten emotionalen Wert haben, sondern auch weil

geistliches Leben und Kirchenmusik Schwerpunkte

unserer Arbeit sind«, betont Beuchert. Deshalb entstand

im Gemeindehaus auch noch ein eigener Meditations-

raum.

Tradition und Moderne im Dialog

Das Leitmotiv für das neue Gemeindehaus »Kirche unter

einem Dach« ist ganz wörtlich zu verstehen. Das Haus

wurde an die Reformationskirche gebaut. Es bietet nicht

nur Räume für die verschiedenen Gruppen, sondern auch

mehrere Zugangsmöglichkeiten zur Kirche. Architekto-

nisch spiegelt es das Gemeindebild wider: eine Symbiose

aus Tradition und Moderne. Und für Bad Schwalbachs

Bürgermeister Michael Kalhoff ist es damit ein Sinnbild

Bauprojekt Bad Schwalbach

Bauherr: Kirchengemeinde

Bad Schwalbach

Planung und Bauleitung:

Architekten Zaeske + Maul,

Wiesbaden

Denkmalpflegerische

Beratung: Dr. Gisela Knif fler,

Landesamt für Denkmalpflege,

Wiesbaden

Kirchliche Bauberatung:

Dipl.-Ing. Barbara Schmidt

und Kirchenbaudirektor

Georg Weber, Baureferat

der Kirchenverwaltung,

Darmstadt

Projektsteuerung:

Dipl.-Ing. Karl-Heinz Walter,

Bad Schwalbach

für »die Förderung des Dialogs zwischen der älteren und

der jüngeren Generation«.

Auch die Reformationskirche wurde renoviert,

die Kanzel versetzt. Ein Künstler wird einen neuen Altar

gestalten. »Der neue Altarraum soll gottesdienstliches

Geschehen mit seiner Wechselwirkung von Liturgie und

Abendmahl, Verkündigung und Musik symbolhaft und

lebendig zum Ausdruck bringen«, erklärt Pfarrer Müller-

Gerbes, »er wird das Herz unserer Kirche sein.«

Loslassen kann befreien

Wenn an den Gebäuden der Kirche etwas verändert werden

soll, sind fast immer kritische Stimmen zu hören. Zu hoch

ist deren emotionale Bedeutung. In Bad Schwalbach

verstummte die Kritik im Laufe des Planungsprozesses

nach und nach: »Wenn man Menschen mit ihren Ideen

bewusst einbindet und ihre speziellen Fähigkeiten nutzt,

kann man sie für sich gewinnen«, hat Beuchert festge-

stellt. Und so bekam die Gemeinde große Unterstützung

von Seiten der Bad Schwalbacher Bevölkerung, zum

Beispiel auch durch das Projekt »Entdecke dein Talent«,

bei dem die Gemeinde den Teilnehmern jeweils 10 Euro

aushändigte und ihnen die Aufgabe mit auf den Weg gab,

diese zu vermehren. 900 Euro investierte die Gemeinde,

über 4.000 erhielt sie zurück. Zudem wurden

350.000 Euro durch eine Spendenaktion zusammen-

getragen.

Wie der Propst für Süd-Nassau, Sigurd Rink,

bekräftigt, bedeute Mut heutzutage auch die Fähigkeit,

etwas Vorhandenes aufzugeben. Da dieser Mut in Bad

Schwalbach groß sei, sei das Projekt ein Vorbild für

andere Gemeinden. »Loslassen ist immer ein Prozess,

der Seelsorge erfordert, und damit eine Kernaufgabe

für die Pfarrer«, resümiert Hanns-Ulrich Becker. »Man

muss im gemeindlichen Alltag Kopf und Herz für das frei

bekommen, was gerade dran ist. Dann kann sich auch

ein Abschiedsschmerz von den alten Gebäuden in eine

positive Stimmung von Aufbruch wandeln.«

EKHN am Tag des Denkmals in Hessen

Das Programm des Landesamts für Denkmalpflege listete 581 Veran-

staltungen und denkmalgeschützte Bauten auf, die am »Tag des

of fenen Denkmals« am 11. September 2005 in Hessen öf fentlich

präsentiert wurden. – Fast die Hälf te der Angebote trugen die

Evangelischen Kirchen.

Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) präsentierte

140 Kirchen und kirchliche Gebäude. Zum Programm gehörten auch

zwei Gebäude der Gesamtkirche, die in den Jahren 2002 und 2003

gründlich saniert worden waren: das gründerzeitliche Gebäude der

Kirchenverwaltung in Darmstadt und die Jugendburg Hohensolms bei

Gießen.

Die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck öf fnete 121 Kirchen.

Die evangelischen Kirchengemeinden und Einrichtungen dokumentierten

damit eindrücklich ihr Engagement und ihre Verantwortung für die

Pflege des kulturellen Erbes in der Gesellschaf t.

55

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»Nacht der Kirchen« in Wiesbaden

Für Nachtschwärmer geöffnetIn zahlreichen Städten hat die Kirche die Nacht entdeckt. Nach dem Vorbild von Theatern und Museen öffnen Gemeinden zu einer ungewohnten Zeit ihre Türen und laden ein, Kirche einmal anders zu erleben. Mit großem Erfolg: In Wiesbaden zum Beispiel hat sich die Besucherzahl der »Nacht der Kirchen« innerhalb von drei Jahren verdoppelt.

Klassik, Rock, Pop, Jazz, Gospel, Improvisationstheater,

Kulinarisches und Kino: Der Flyer der Wiesbadener Nacht

der Kirchen liest sich wie der Kulturkalender einer

pulsierenden Großstadt. In den Abendstunden des

01. September wird die City zum fünften Mal zu einer ganz

besonderen Meile, wenn 13 Kirchen öffnen und Gäste mit

einem bunten Programm einladen.

Kirche zeigt Profil(e)

»Es gibt eine Menge Events, aber unser Schwerpunkt liegt

eindeutig bei Spiritualität und Andacht«, erklärt

Organisator und City-Pfarrer Dr. Holger Saal und verweist

sogleich auf die besonderen Chancen: »In der Nacht

werden Fragen und Gefühle wie Einsamkeit, Trauer oder

Sehnsucht besonders deutlich spürbar. Körper und Seele

schöpfen Kraft – all das bietet die Grundlage für

besondere Begegnungen mit Gott.« Der Freitagabend sei

zudem eine Zeit, in der vor allem jüngere Leute sowieso

gerne etwas unternehmen, und Dunkelheit biete die

Chance für besonders geheimnisvolle Stimmungen. »In

eine Kirche zu kommen, die nur durch Kerzen erleuchtet

ist, bewegt auch Menschen, die sonst wenig oder nie da

sind«, verweist Saal auf eine seiner Hauptzielgruppen.

Wichtig ist ihm, »nicht wahllos Aktionen aus dem Hut zu

zaubern«, sondern ein »Schaufenster mit Schätzen zu

bieten, die es auch im normalen Gemeindealltag reich-

lich gibt«. Die besonderen Profile der Gemeinden möchte

er dabei gezielt herausstellen.

Fünf Konfessionen

2002 fand in Wiesbaden die erste »Nacht der Kirchen«

statt. Saal war gerade in sein Amt als City-Kirchenpfarrer

eingeführt, als er das Konzept in Frankfurt kennen

lernte. »In Wiesbaden bin ich damit gleich auf offene

Ohren gestoßen – nicht nur bei den evangelischen

Gemeinden.« Dass er neben katholischen Gemeinden

noch die Anglikanische, die Russisch-Orthodoxe sowie

die Altkatholische Gemeinde gewinnen konnte, freut den

Pfarrer besonders. Zahlen belegen den Erfolg: Startete die

erste »Nacht der Kirchen« mit insgesamt 3.000 Besuche-

rinnen und Besuchern, so waren es 2005 bereits über

7.000. Um Mitternacht feierten 300 Menschen einen

zentralen Gottesdienst auf dem Mauritiusplatz, wo bis

1850 die älteste Kirche Wiesbadens stand. Neben den

Innenstadtkirchen gibt es in jedem Jahr eine »Außen-

stelle«, die mit einem besonderen Event wie etwa einer

Skate- oder Schiffstour angesteuert wird. Im Jahr 2006

wird das die Autobahnkirche im Vorort Medenbach sein.

Eine beliebte »Marke«

Insgesamt ist die »Nacht der Kirchen« ein Paradebeispiel

für die erfolgreiche Vernetzung der Kirche mit anderen

gesellschaftlichen Gruppen wie Wirtschaft, Handel sowie

städtischen Einrichtungen und Ämtern: Saal hat das

Projekt Banken, den Stadtwerken und renommierten

Geschäften vorgestellt und ist dort auf großes Interesse

gestoßen. »Das hat mir gezeigt, welch große Wert-

schätzung die Kirche auch heute erfährt, wenn sie auf

andere zugeht«, resümiert er. Insgesamt 7.000 Euro

kamen im letzten Jahr an Sponsorengeldern zusammen.

Die Deutsche Städte Marketing stellte zudem Werbe-

f lächen auf insgesamt 150 Litfaßsäulen im Stadtgebiet

zur Verfügung und die ESWE-Verkehrsbetriebe richteten

einen kostenlosen Bus-Pendelverkehr zwischen den

Veranstaltungsorten ein. »Auf unseren Plakaten und

Programmen als Sponsor genannt zu werden ist attraktiv«,

freut sich Saal und betont, die »Nacht der Kirchen« sei

innerhalb kürzester Zeit zu einer beliebten Marke ge-

worden: »In Werbematerialien der Touristen-Information

werden wir in einem Atemzug mit den großen Veran-

staltungen wie Theatrium oder Weinwoche genannt«,

so der Pfarrer, »und auf der Internationalen Tourismus-

Börse in Berlin hat Wiesbaden in diesem Jahr mit der

»Nacht der Kirchen« geworben.«

»Nacht der Kirchen«

am 09. September 2006

in den Dekanaten Dillenburg,

Herborn, Gladenbach und

Biedenkopf

am ersten Freitag

nach den Sommerfer ien

in Erbach, Michelstadt und

Frankfurt

am 01. September 2006

in Mainz, Mühlheim,

Heusenstamm, Dietzenbach

und Wiesbaden

56

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Haushalten

»Haushalten, sparen, reformieren – diese Pflicht-aufgaben sind unausweichlich und wecken Ängste. Ich wünsche, dass es unserer Kirche gelingt, die Menschen mit-zunehmen und in ihren Nöten nicht allein zu lassen.«Hans Hermann Reschke [73], Aufsichtsrat Bankhaus Metzler, Frankfurt

»Ich wünsche, dass meine Kirche den schwierigen Anpassungs-prozess an die Aufgaben der Zukunft in gutem christlichen Einvernehmen gestalten kann.Die Globalisierung erfordertauch von ihr diesen Mut.«Wolfgang Leue [67], Vorsitzenderdes Finanzausschusses der Synode, Wiesbaden

»Ich danke der Kirche für ihre Erziehungsarbeit, die den Wert jedes Menschen bekennt. Menschen sind keine Kosten-faktoren mit zwei Ohren. Politik und Kirche müssen gemeinsam Sorge tragen, dass die Kirchefür ihre Arbeit angemessen aus-gestattet ist.«Kurt Beck [58], Ministerpräsident, Mainz

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2004 2005 2005 2005 2006 Anteil an den Veränderung Planzahlen

Gesamt gegenübereinnahmen 2004

[T Euro] [T Euro] [%] [%] [T Euro]

Laufende Einnahmen  

Kirchensteuer netto [1, 2] 347.425,29 360.182,59 78,9 + 3,7 348.000,00

Erlöse, Kostenerstattungen 22.943,91 24.887,76 5,5 + 8,5 27.689,03

Staatsleistungen und -erstattungen 14.680,31 14.817,14 3,2 + 0,9 15.280,36

Zins- und Vermögenserträge 15.190,11 14.250,01 3,1 – 6,2 13.410,57

Sonstige 21.240,12 23.534,56 5,2 + 10,8 22.200,31

421.479,75 437.672,06 95,9 + 3,8 426.580,26

Vermögenswirksame Einnahmen  

Veräußerungen [3] 982,47 43,23 0,0 – 95,6 1,60

Kreditaufnahmen [4] 97.119,88 0,00 0,0 – 100,0 0,00

Rücklagenentnahmen [5] 34.282,14 18.505,50 4,1 – 46,0 8.254,41

Sonstige vermögenswirksame Einnahmen 60,66 71,25 0,0 + 17,5 1,20

132.445,15 18.619,98 4,1 – 85,9 8.257,21

Summe aller Einnahmen  553.924,89 456.292,04 100 – 17,6 434.837,46

Einnahmen und Ausgaben der EKHN im Jahr 2005

Jahresergebnis 2005Einnahmen

HaushaltsüberschussNachdem in den vergangenen 3 Jahren der Haushalt nur mit Hilfe von Rücklagen-

entnahmen gedeckt werden konnte, weist die Jahresrechnung 2005 erstmals wieder

einen strukturellen Überschuss in Höhe von 1,9 Mio. Euro aus. Bedingt durch

temporäre Sonderef fekte bei der Kircheneinkommensteuer hatte die EKHN höhere

Einnahmen als geplant. Die kamerale Darstellung des Haushalts weist diese Größe

nicht separat aus. Sie ergibt sich unter Berücksichtung sämtlicher Rücklagen-

zuführungen und -entnahmen, speziell für Investitionen und einmalige Vorhaben.

RücklagenDie EKHN hat ihre Rücklagen, mit denen sie die kontinuierliche Arbeit auch bei

schwankenden Einnahmen sicherstellt, langfr istig angelegt. Dabei hat sie die

Kr iter ien ethische Vertretbarkeit und sichere Erträgnisse zugrunde gelegt. Deren

Kurswerte sind trotz der teilweise massiven Kurseinbrüche an den Kapitalmärkten in

den vergangenen Jahren insgesamt gestiegen. Um zu verhindern, dass die Kurswerte

der Rücklagen und deren Buchwerte immer weiter auseinander fallen, hat die EKHN

zum 01. Januar 2006 eine Anpassung der Buchwerte vorgenommen. Durch diese

Entscheidung hat sich die Höhe der gesetzlichen Rücklagen von 174,8 auf

251,4 Mio. Euro erhöht. Nach dem erheblichen Rücklagenverzehr der vergangenen

Jahre strebt die EKHN nun an, jeweils ein Haushaltsvolumen als gesetzliche Rücklage

vorzuhalten.

Weitere Rücklagen hat die EKHN in der Versorgungsstif tung zur Absicherung der

Versorgungsbezüge der Beschäf tigten sowie in der Clear ing-Rückstellung für den

Betr iebsstättenausgleich unter den Finanzämtern.

[1] Im Jahr 2005 übersteigt das Ergebnis der Kirchensteuereinnahmen die Planzahl

um 22,2 Mio. Euro. Statt der erwarteten 338,0 Mio. Euro wurden tatsächlich

360,2 Mio. Euro eingenommen.

[2] Für die Planung 2005 war aufgrund der konjunkturellen Rahmenbedingungen

von deutlich niedrigeren Einnahmen ausgegangen worden; ein temporärer

Sonderef fekt bei der Kircheneinkommensteuer wird jedoch auch 2006 Mehr-

einnahmen bringen. Erwartet werden Kirchensteuereinnahmen von insgesamt

348,0 Mio. Euro.

[3] Das hohe Ergebnis im Jahr 2004 war geprägt durch den Verkauf von mehreren

Liegenschaf ten.

[4] Für die Verlagerung der Altersversorgung von der Bundesversicherungsanstalt

für Angestellte auf die Evangelische Ruhegehaltskasse wurde im Jahr 2004 eine

einmalige Kreditaufnahme erforderlich. Diese Maßnahme erscheint auf der

Einnahmen- und auf der Ausgabenseite.

[5] Gemeinsam für Gesamtkirche und Kirchengemeinden.

-

58

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2004 2005 2005 2005 2006Anteil an den Veränderung Planzahlen

Gesamt gegenüberausgaben 2004

[T Euro] [T Euro] [%] [%] [T Euro]

Zuweisungen an Kirchengemeinden und Dekanate  

Kirchengemeinden 132.153,81 129.967,52 – 1,7 125.118,67

Gebäudeinvestitionen und -unterhaltung 46.288,59 37.690,56 – 18,6 35.308,30

Dekanate, regionale Verwaltung 21.805,73 29.629,41 + 35,9 24.150,15

Zuführungen an kirchengemeindliche Rückstellungen und -lagen 2.755,48 2.795,08 + 1,4 2.400,00

[6] 203.003,62 200.082,57 43,8 – 1,4 186.977,12

Zuweisungen an kirchliche Einrichtungen  

Z.B. Diakonisches Werk 15.822,27 15.709,80 – 0,7 13.823,57

Z.B. kirchlicher Entwicklungsdienst/»Bekämpfung der Not in der Welt« 4.630,90 4.584,13 – 1,0 4.429,85

Zuweisungen an andere kirchliche Einrichtungen 12.381,83 15.035,28 + 21,4 17.158,28

32.835,00 35.329,22 7,7 + 7,6 35.411,70

EKD-Umlagen  

Allgemeine Umlage 7.614,76 7.627,79 + 0,2 7.447,30

Finanzausgleich an östliche Landeskirchen 18.145,85 18.048,24 – 0,5 18.052,10

Ostpfarrerversorgung 1.900,93 1.701,92 – 10,5 1.662,00

Andere Umlagen 812,53 662,09 – 18,5 649,50

28.474,07 28.040,05 6,1 – 1,5 27.810,90

Personalausgaben  

Pfarrdienst (inkl. Altersvorsorge und -versorgung) 106.395,60 105.991,94 – 0,4 109.778,76

Einmaliger Aufwand durch BfA-Ausstieg [4] 97.119,88 0,00 – 100,0 0,00

Beamte 5.587,45 5.546,48 – 0,7 5.112,26

Angestellte und Arbeiter 21.485,59 21.236,54 – 1,2 19.971,15

Nebenamtlich Beschäftigte 833,71 695,76 – 16,5 822,16

Personalnebenkosten (inkl. Beihilfe) 13.013,66 13.507,35 + 3,8 15.064,05

[7] 244.435,90 146.978,07 32,2 – 39,9 150.748,39

Laufende Sachausgaben  

26.431,16 26.018,26 5,7 – 1,6 22.421,56

Vermögenswirksame Ausgaben  

Investitionen und Instandhaltung [8] 9.595,90 7.710,44 – 19,6 7.769,70

Zuführungen an Rückstellungen und -lagen der Gesamtkirche [9, 10] 9.149,24 12.133,43 + 32,6 3.698,10

18.745,15 19.843,87 4,3 + 5,9 11.467,80

Summe aller Ausgaben 553.924,89 456.292,04 100,0 – 17,6 434.837,46

[6] Umsetzung der synodalen Sparbeschlüsse.

[7] Absenkung der Personalkosten auf normales Ausgabenniveau.

[8] Deutliche Verr ingerung der Zuweisungen 2005 durch Abschluss der Bauprojekte

und Umsetzung der synodalen Sparbeschlüsse.

[9] Im Jahr 2004 Einr ichtung des Überbrückungsfonds zur Vermeidung

unvertretbarer Härten aufgrund des Synodenbeschlusses zum Stellenabbau.

Im Jahr 2005 Einstellung des 2. Teilbetrages.

[10] 2005 konnte aufgrund des Jahresergebnisses erstmals wieder eine Aufstockung

der Rücklagen vorgenommen werden.

Ausgaben

-

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Ausgaben Anteil an Veränderung den Gesamt gegenüber ausgaben 2004 [T Euro] [%] [%]

Budgetbereich Kirchliche Arbeit auf Gemeinde-  

und Dekanatsebene  

Kirchengemeinden und Dekanate

Kirchengemeinden 129.967,52 – 1,7

davon Kindertagesstätten 28.845,72 – 2,9

davon Diakoniestationen 3.737,32 + 4,8

Gebäudeinvestitionen und -unterhaltung 37.690,56 – 18,6

Dekanate, regionale Verwaltung 29.629,41 + 35,9

Zuführungen an kirchengemeindliche Rückstellungen/Rücklagen 2.795,08 + 1,4

Summe Kirchengemeinden und Dekanate 200.082,57 43,8 – 1,4

Gemeindepfarrdienst (ohne Beihilfe und Versorgung)

Gemeindepfarrdienst einschließlich Dekanpfarrstellen [11] 54.917,03 – 15,9

Poolstellen, übergemeindlich 239,24 – 54,8

Profilstellen, Pfarrstellen Evangelischer RegionalverbandFrankfurt 1.285,38 + 33,4

Pfarrerausschuss und sonstige Vertretungen 59,80 – 4,8

Summe Gemeindepfarrdienst (ohne Beihilfe und Versorgung) 56.501,44 12,4 – 15,5

[12] 256.584,01 56,2 – 4,9

Budgetbereich Verkündigung  

Gottesdienst 255,31 + 12,6

Bibelgesellschaften 117,00 – 4,1

Sonstige Kirchenmusik 167,88 + 25,1

Evangelische Kirchentage 23,32 + 20,2

Evangelische Studierendengemeinden 1.208,16 – 2,7

Sonstige Verkündigungeinschließlich Stadtkirchenarbeit [13] 771,40 + 65,3

Zentrum Verkündigung [14] 501,51 + 244,2

Gottesdienstgestaltung und Kunst 376,62 – 2,2

Kirchenmusik [14] 1.092,32 – 11,6

Missionarisches Handeln und geistliches Leben [14] 703,76 – 20,7

Summe Zentrum Verkündigung 2.674,20 + 0,8

5.217,27 1,1 + 7,2

Vom Jahr 2004 auf das Jahr 2005

wurde die Darstellung des

Haushalts auf Budgetierung

umgestellt und teilweise neu

strukturiert. Deshalb ist ein

direkter Vergleich mit den Vor-

jahren nur begrenzt möglich.

Um die Daten aus dem Jahr 2004

besser vergleichen zu können,

wurden sie für diese Übersicht in

der neuen Darstellungsweise auf-

bereitet.

[11] Die Neuberechnung der Eck-

personen (Modellrechnungen)

führte zur Absenkung der Personal-

kosten für Pfarrstellen.

[12] Umsetzung der synodalen

Sparbeschlüsse und Beendigung

der Bauprojekte.

[13] Neue Zuordnung von über-

gemeindlichen Pfarrdienststellen,

Verschiebungen zwischen den

Budgetbereichen Verkündigung

und Seelsorge.

[14] Umzugskosten sowie

Veränderungen in der Zuordnung

innerhalb des Budgets Ver-

kündigung.

Ausgaben für kirchliche Arbeit

Verwendung des Haushalts 2005-

60

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Ausgaben Anteil an Veränderung den Gesamt gegenüber ausgaben 2004 [T Euro] [%] [%]

Budgetbereich Seelsorge  

Krankenhausseelsorge 3.238,41 – 1,5

Altenheimseelsorge 856,99 + 2,6

Hospizarbeit [15] 230,77 + 2.201,5

Gehörgeschädigten-, Gehörlosenseelsorge 343,57 – 5,9

Behindertenseelsorge [16] 292,65 + 21,9

Blindenseelsorge [16] 100,60 – 24,2

Polizei- und Zollgrenzdienstseelsorge 233,97 + 9,5

Flughafenseelsorge 153,54 + 4,7

Schaustellerseelsorge 79,58 – 1,3

Gefangenenseelsorge 761,35 + 8,9

Notfall- und sonstige Seelsorge [16] 800,30 – 21,2

Zentrum Seelsorge und Beratung 817,78 + 1,4

7.909,51 1,7 + 1,0

Budgetbereich Bildung  

Stadtjugendpfarrstellen 245,04 + 0,3

Jugendkulturkirche Frankfurt [17] 517,34 + 32,3

Religionspädagogisches Zentrum 1.417,33 – 1,3

Religionspädagogische Ämter 1.286,93 – 3,1

Religionsunterricht, Schulseelsorge [11] 8.528,89 – 4,2

Konfirmandenunterricht 6,66 – 89,4

Kirchliche Grundschulen – 360,08 – 122,6

Laubach-Kolleg (gymnasiale Oberstufe und Internat) 1.960,36 – 16,9

Evangelisches Gymnasium Bad Marienberg [18] 160,72 + 2.881,2

Evangelische Akademie Arnoldshain [19] 745,20 ± 0,0

Tagungsstätte Martin-Niemöller-Haus [19] – 95,00 – 116,6

Freizeitheim (Ebernburg) [12] 13,30 – 60,1

Evangelische Jugendbildungsstätte Kloster Höchst [19] 138,28 – 89,4

Evangelische Jugendburg Hohensolms [19] 113,10 – 40,4

Geschäftsführung Tagungsstätten [20] 11,65 + 100,0

Sonstige Bildung 1.414,57 – 4,4

Zentrum Bildung und Erziehung [21] 5.020,08 – 2,9

davon Leitung/interne Verwaltung 1.254,39 – 21,8

davon Kinder- und Jugendarbeit 1.776,35 + 3,7

davon Erwachsenenbildung 851,99 + 84,6

davon Fachbereich Kindertagesstätten 868,60 + 23,9

davon Fachbereich Frauen 147,41 – 28,4

davon Kinder- und Jugendkirchentag [22] 121,34 – 74,9

21.124,35 4,6 – 15,8

Budgetbereich  

Gesellschaftliche Verantwortung und Diakonie  

Diakonisches Werk in Hessen und Nassau 16.343,64 – 0,7

Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung [23] 1.667,52 – 40,4

18.011,16 3,9 – 6,5

[15] Zweckgebundene Mittel aus

Kollekten.

[16] Verlagerung von Stellen-

umfängen innerhalb des Budgets

Seelsorge.

[17] Restliche Mittel aus dem

Jahr 2004, die 2005 ausgegeben

wurden.

[18] Ausgaben zu 100 Prozent

gedeckt durch Ref inanzierung der

Personalkosten.

[19] Neustrukturierung der

Zuschüsse und Abschluss der Bau-

maßnahmen.

[20] Einr ichtung einer Projekt-

stelle für die zentrale Verwaltung

der Tagungsstätten bis 2009.

[21] Interne Veränderungen in der

Zuordnung.

[22] Der Jugendkirchentag f indet

nur jedes 2. Jahr statt. Der über-

wiegende Teil der Ausgaben erfolgt

im Jahr 2006.

[23] Ende der Bautätigkeit.

-

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Ausgaben Anteil an Veränderung den Gesamt gegenüber ausgaben 2004 [T Euro] [%] [%]

Budgetbereich Ökumene  

Missionswerke und Partnerkirchen 3.540,54 – 6,5

Friedensarbeit 41,51 – 1,3

Bekämpfung der Not in der Welt (Kirchlicher Entwicklungsdienst) 4.591,43 – 2,1

Ökumenische Bildungsarbeit, interkonfessionellerund interreligiöser Dialog [24] 307,94 + 61,9

Zentrum Mission und Ökumene 2.312,72 + 8,2

10.794,13 2,4 – 0,5

Budgetbereich Theologische Ausbildung  

Vorbereitungsdienst der Vikarinnen und Vikare 2.090,97 – 12,9

Theologisches Seminar Herborn [23] 1.034,40 – 69,1

Theologisches Konvikt 181,79 + 2,2

Universitäten, Theologiestudium 140,97 + 6,6

Evangelische Fachhochschule Darmstadt [17] 3.804,41 + 20,5

Theologischer Nachwuchs 1,84 – 68,7

Berufspraktikum Gemeindepädagogen/Sozial-pädagogische Fachschulen sowie Aus- und Fortbildung [25] 363,01 + 234,3

Kirchliche Personalberatung 162,00 ± 0,0

Sonstige Aus- und Fortbildung 124,96 + 14,1

Zentrum für Organisationsentwicklung und Supervision 1.069,20 + 14,8

8.973,54 2,0 – 14,8

Budgetbereich Gesamtkirchliche Dienstleistungen  

Leitung interne Verwaltung 488,39 – 24,6

Organisationsentwicklung und Steuerungsunterstützung [26] 222,18 + 252,1

Koordinationsstelle Öffentlichkeitsarbeit 462,46 + 3,9

Gleichstellungsbeauftragte [27] 76,38 + 44,7

Zentralbibliothek, Leitungsbereich [21] 311,04 + 22,2

Zentralbibliothek 164,72 + 23,5

Zentralarchiv 310,58 – 19,5

Erzählte Geschichte der EKHN 42,09 – 27,9

Karl-Herbert-Stipendium [28] 2,56 – 83,5

Kirchliches Philippsjahr [29] 15,24 – 91,1

Dezernat 1 – Kirchliche Dienste 1.677,91 – 9,4

Dezernat 2 – Personal und Organisation 6.779,42 – 10,7

Dezernat 3 – Finanzen, Bau und Liegenschaften 4.163,86 – 11,1

Kantine Kirchenverwaltung [21] 197,84 + 100,0

Fortbildung, Weiterbildung externer Mitarbeiter 113,92 + 27,2

Sonstige Verwaltung [30] 1.089,86 + 27,3

Übergangsstellenplan [31] 19,48 + 100,0

16.137,91 3,5 – 6,7

[24] Anstieg durch »Fonds zur

Überwindung von Gewalt« (rück-

lagenf inanzierte Projektarbeit).

[25] Übernahme der sozial-

pädagogischen Fachschulen (vor-

mals Diakonissenhaus Frankfurt).

[26] Mitteleinstellung für Projekt-

arbeit zur Pr ior itätendebatte.

[27] Umsetzung neues Gleich-

stellungsgesetz.

[28] Weniger Anfragen für

Stipendien.

[29] Abschluss des Projektes.

[30] Arbeitsbeginn der Ehrenamts-

akademie, Besetzung der Stellen

des zentralen Konfliktbeauf tragten

und der Arbeitssicherheit.

[31] Überbrückungsfonds und Über-

gangsstellenplan zur Umsetzung

der synodalen Sparbeschlüsse.

Ausgaben für kirchliche ArbeitVerwendung des Haushalts 2005[Fortsetzung]

-

62

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Ausgaben Anteil an Veränderung den Gesamt gegenüber ausgaben 2004 [T Euro] [%] [%]

Budgetbereich Öffentlichkeitsarbeit  

Regionale Öffentlichkeitsarbeit [32] 71,75 – 79,3

Medienhaus 2.069,33 + 8,5

Sonstige Medienarbeit 2.134,66 – 0,1

Interne und externe Kommunikation 509,28 – 6,4

Projekte »Evangelisch aus gutem Grund« [33] 108,66 + 64,5

4.893,69 1,1 – 2,2

Budgetbereich Zentrales Gebäudemanagement  

[34] 7.039,07 1,5 – 11,5

Budgetbereich Synode  

[35] 604,80 0,1 – 13,0

Budgetbereich Kirchenleitung  

[36] 658,24 0,1 + 12,6

Budgetbereich Leitendes Geistliches Amt  

[11, 37] 983,47 0,2 – 11,1

Budgetbereich Vermögensverwaltung, Altersversorgung  

Umlagen [38] 166,45 + 6,7

Versorgungsleistungen Pfarrer/-innen [39] 35.825,10 – 72,8

Versorgungsstiftung 200,00 ± 0,0

Sonstige Altersversorgung 49,32 – 72,1

Beihilfen, Unterstützungen [37] 12.708,19 + 100,0

Überbrückungsfonds/Übergangsstellenplan [31] 3.000,00 + 100,0

Kirchensteuerverwaltung/Clearing 0,21 – 1,9

Sammelversicherungen 1.977,51 + 2,6

Ausgleichsrücklage [40] 4.273,16 + 100,0

Betriebsmittelrücklage [40] 2.692,62 – 14,1

Sonstige Vermögensverwaltung [41] 7.236,76 + 22,2

68.129,32 14,9 – 52,5

Budgetbereich Rechnungsprüfung  

1.191,53 0,3 – 1,2

EKD  

EKHN-Anteil am EKD-Haushalt und Finanzausgleichmit östlichen Landeskirchen [38] 28.040,05 6,1 – 1,5

Summe 456.292,03 100,0 – 17,6

[32] Verlagerung der regionalen

Öf fentlichkeitsarbeit aus den

Propsteien in die Dekanate.

[33] Projektmittel für Hessentag

und Rheinland-Pfalz-Tag.

[34] Keine Zuführung zu den

Rücklagen aus Veräußerungs-

erlösen.

[35] Verkleinerung der Synode.

[36] Besetzung einer Planstelle

und Erhöhung der Fahrtkosten.

[37] Beihilfen 2005 erstmals

zentral veranschlagt.

[38] Ab 2005 geänderte

Darstellung der EKHN-Umlagen.

[39] Im Jahr 2004 Kreditaufnahme

für BfA-Ausstieg; im Jahr 2005

Absenkung der Kosten auf

normales Niveau.

[40] 2005 geänderte Auf teilung

bei den Rücklagenzuführungen.

[41] Beteiligung am

evangelischen Krankenhaus-

verbund Agaplesion gAG.

-

63

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Wir freuen uns über Ihre Fragen, Anregungen, Kritiken oder Kommentare:

KirchenpräsidentProf. Dr. Dr. h.c. Peter SteinackerPaulusplatz 164285 DarmstadtTelefon (06151) 405-291E-Mail [email protected]

Stellvertreterin des Kirchen-präsidentenOberkirchenrätin Cordelia KopschPaulusplatz 164285 DarmstadtTelefon (06151) 405-297E-Mail [email protected]

Leiterin der KirchenverwaltungOberkirchenrätinSigrid Bernhardt-MüllerPaulusplatz 164285 DarmstadtTelefon (06151) 405-296E-Mail [email protected]

Weitere Mitglieder derKirchenleitung:

Elke Schulze, Seeheim-JugenheimDr. Gerhard Th. Walter, FrankfurtPropst Michael Karg, HerbornPfarrerin Erdmuthe Druschke-Borschel, FrankfurtDr. Ulrich Oelschläger, Worms

Präses der KirchensynodeDirektor beim Rechnungshof Prof. Dr. Karl-Heinrich SchäferPaulusplatz 164285 DarmstadtTelefon (06151) 405-308E-Mail [email protected]

Weitere Mitglieder des Kirchen-synodalvorstands

Pfarrerin Erdmuthe Druschke-Borschel, FrankfurtPfarrer Martin Freise, KönigsteinDr. Ulrich Oelschläger, WormsDore Struckmeier-Schubert,Frankfurt

Propstei Nord-NassauPropst: Pfarrer Michael KargFriedrich-Birkendahl-Straße 3135745 HerbornTelefon (02772) 3304E-Mail [email protected]

Propstei OberhessenPropst: Pfarrer Klaus EibachLonystraße 1335390 GießenTelefon (0641) 7949610E-Mail [email protected]

Propstei RheinhessenPropst: Pfarrer Dr. Klaus-Volker SchützAm Gonsenheimer Spieß 155122 MainzTelefon (06131) 31027E-Mail [email protected]

Propstei Süd-NassauPropst: Pfarrer Dr. Sigurd RinkHumperdinckstraße 7A65193 WiesbadenTelefon (0611) 522475E-Mail [email protected]

Propstei Rhein-MainPröpstin: Pfarrerin Gabriele ScherleSaalgasse 1760311 FrankfurtTelefon (069) 287388E-Mail [email protected]

Propstei StarkenburgPröpstin: Pfarrerin Karin HeldOhlystraße 7164285 DarmstadtTelefon (06151) 41151E-Mail [email protected]

Leiter des Dezernats Finanzen,Bau und LiegenschaftenOberkirchenrat Heinz Thomas StrieglerPaulusplatz 164285 DarmstadtTelefon (06151) 405-344E-Mail [email protected]

Leiter der ÖffentlichkeitsarbeitOberkirchenrat Dr. Joachim SchmidtPaulusplatz 164285 DarmstadtTelefon (06151) 405-289E-Mail [email protected]

Zentrum Seelsorge und BeratungLeitung: Pfarrer Gerhard HelbichKaiserstraße 261169 FriedbergTelefon (06031) 162950Telefax (06031) 162951E-Mail [email protected] für Organisations-entwicklung und SupervisionLeitung: Kersti WeißKaiserstraße 261169 FriedbergTelefon (06031) 162970Telefax (06031) 162971E-Mail [email protected] für kirchliche PersonalberatungLeitung: Sylta Stautner undHans-Georg BergKaiserstraße 261169 FriedbergTelefon (06031) 162990Telefax (06031) 162991E-Mail [email protected]

Zentrum BildungFachbereiche:

KindertagesstättenKinder- und JugendarbeitErwachsenen- und Familienbildung

Erbacher Straße 1764287 DarmstadtTelefon (06151) 6690-100Telefax (06151) 6690-140E-Mail [email protected]

Zentrum Gesellschaftliche VerantwortungArbeitsbereiche:

BildungÖkumenische SozialethikÖkonomie und SozialpolitikWirtschaftsräumeJugend und GesellschaftArbeitslosenfragenLändlicher RaumUmweltHandwerk

Leitung: Pfarrerin Gundel NevelingAlbert-Schweitzer-Straße 113 – 11555128 MainzTelefon (06131) 28744-0Telefax (06131) 28744-11E-Mail [email protected]

Zentrum ÖkumeneFachbereiche

Entwicklung und PartnerschaftFrieden und KonfliktZeugnis und DialogBildung und BegegnungÖkumenische Diakonie

Leitung: Pfarrer Dr. Jochen KrammPraunheimer Landstraße 20660488 FrankfurtTelefon (069) 97651811Telefax (069) 97651819E-Mail [email protected]

Zentrum VerkündigungArbeitsbereiche:

Missionarisches Handeln und Geistliches LebenGottesdienst, Kunst und Kultur, Kirchenmusik

Leitung: Pfarrerin Christine NoschkaMarkgrafenstraße 460487 FrankfurtTelefon (069) 71379-0E-Mail [email protected]

Der Jahresbericht 2005/2006 ist der sechste, den die Evangelische Kirchein Hessen und Nassau (EKHN) heraus-gibt. Die Reihe der ersten fünf Berichte aus den Jahren 2000 bis 2005 hatder Deutsche Designer Club (DDC)im Rahmen seines Wettbewerbs»Gute Gestaltung 06« mit einerBronze-Medaille ausgezeichnet.Die Reihe ist zudem nominiert für den Designpreis der Bundesrepublik Deutschland 2007. Er wird erst nach Druck dieses Jahresberichts verliehen.

Impressum

EKHN © Juli 2006Herausgegeben von der Kirchenleitungder Evangelischen Kirche in Hessen und NassauPaulusplatz 164285 DarmstadtTelefon (06151) 405-504E-Mail [email protected]

Verantwortlich:Oberkirchenrat Dr. Joachim Schmidt

Redaktion/Koordination:Kirchenrat Stephan Krebs

Darstellung des Haushalts:Dipl.-Betriebswirtin Ulrike Gaube-Franke

Statistische Daten/soziologische Befunde:Oberkirchenrat Dr. Peter Höhmann

Gestaltung:Prof. Gregor Krisztian,Prof. Marian Nestmann

Produktion:Eva Giovannini,Melanie Kühnlein,Prof. Marian Nestmann

Korrektorat:Peter Schughart,Iljitsch Rumpf

Texte:Ksenija Auksutat: Seite 12Jörg Bickelhaupt: Seite 26Joachim Dietermann: Seite 18Jörn Dietze: Seiten 19, 44, 48, 54, 56Jörg Echtler: Seite 30Stephan Krebs: Seiten 8, 10, 12, 24, 26, 29,34, 39, 42, 46, 52Georg Magirius: Seiten 16, 22, 36, 40Sylvia Meise: Seiten 32, 33Gabriele Scherle: Seite 10Peter Steinacker: Seite 4Heinz Thomas Striegler: Seite 6Gregor Ziorkewicz: Seite 50

Fotos:Eva Giovannini: Seiten 5 oben, 5 Mitte, 6, 7,10, 11, 12, 13, 15, 16, 17, 18, 21, 22, 23,25 links, 25 rechts, 28, 29, 32, 33, 35 links,36, 37, 38, 40, 44, 45, 46 oben, 47 links,47 Mitte, 48, 49, 50 links, 52, 53, 54, 55, 56Friedericke Schaab: Seiten 26, 27, 42, 43...Fabian Berg/Gregor Ziorkewicz:Seiten 50 rechts, 51 (© Ernst Barlach Lizenz-verwaltung Ratzeburg)Dietmar Burkhardt: Seite 39 untenDWHN: Seite 35 rechtsJörg Echtler: Seite 31 untenEKD: Seite 35 MitteEKKPS: Seite 25 MitteKlaus-Dieter Jung: Seite 24Kinder- und Beratungszentrum Sauerland: Seite 46 untenJohannes G. Krzeslack: Seite 41Alexandra Loos: Seiten 19, 20Bernd-Christoph Matern: Seite 34Hans Hermann Reschke: Seite 57 MitteThomas Rohnke: Seite 5 untenJoachim Schmidt: Seiten 30, 31 oben, 39 obenStaatskanzlei Mainz: Seite 57 rechtsMarita Steuernagel: Seite 57 linksZDF: Seite 47 rechts

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