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Pädiatrie und Pädologie 2013 · 48:5–7 DOI 10.1007/s00608-013-0128-9 © Springer-Verlag Wien 2013 R. Kerbl Vorstand der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde am LKH Leoben-Eisenerz, Präsident der Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde und Herausgeber der „Pädiatrie & Pädologie“ Jahresrückblick 2013 und Jahresausblick 2014 Liebe Leserinnen und Leser! Wie in den letzten Jahren darf ich auch heuer das Publikationsjahr von „Pädiatrie & Pädologie“ mit einem Rückblick auf das abgelaufene Jahr und einem kurzen Aus- blick auf das kommende Jahr beschließen. Dabei muss ich mich aus Platzgründen auf einige wenige Aspekte beschränken. Das Jahr 2013 hat für die Pädiatrie und insbesondere die betroffenen Kinder und Jugendlichen einige positive Entwicklun- gen gebracht, teilweise aber auch weni- ger erfreuliche Entwicklungen oder sogar Rückschläge. Aber lassen Sie mich bei den positiven Aspekten beginnen. Dazu zählt die Gründung von OKIDS als Tochter GmbH der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheil- kunde (ÖGKJ). Darunter versteht sich ein Netzwerk für die Arzneimittelfor- schung im Kindes- und Jugendalter, das die Durchführung von Arzneimittelstu- dien in Österreich erleichtern soll. Da- mit sollen Österreichs Kindern und Ju- gendlichen die bestmöglichen Medika- mente zum frühestmöglichen Zeitpunkt zur Verfügung stehen, zugleich aber auch die Medikamentensicherheit erhöht und Österreich als Forschungsstandort ge- stärkt werden. Besonders erfreulich ist, dass sich alle österreichischen For- schungseinrichtungen für derartige Studien am Netzwerk beteiligen, um so die bestmöglichen Studienergebnisse zu gewährleisten. Ebenfalls erfreulich ist, dass zuletzt auch die Entscheidung gefallen ist, die HPV-Impfung in Österreich in das natio- nale Impfprogramm aufzunehmen und damit kostenlos verfügbar zu machen. Die Entscheidung, Mädchen und Buben zu impfen, darf im Sinne des Herden- schutzes als innovativ und wegweisend bezeichnet werden. Als Wermutstropfen bleibt, dass nach neuestem Stand die Imp- fung voraussichtlich erst im Herbst 2014 zur Verfügung stehen wird und damit ein weiterer Jahrgang ausgeschlossen wird. Zudem bleibt abzuwarten, ob der Impf- zeitpunkt im 10. Lebensjahr tatsächlich zu der erwünschten hohen Beteiligungs- rate führt, oder nicht doch eine Verschie- bung ins 11. oder 12. Lebensjahr sinnvoll wäre. » Das kommende Jahr bringt weitere große Herausforderungen, die zum besten Wohl der Kinder und Jugendlichen bewältigt werden müssen. Insgesamt wurden im Jahr 2013 weite- re Aktivitäten im Rahmen der „Kinder- gesundheitsstrategie“ gesetzt mit dem Ziel, die Kinder- und Jugendgesundheit in Österreich weiter zu verbessern. Die im Rahmen dieses Programmes durch- geführte Evaluierung des Mutter-Kind- Passes durch das Ludwig-Boltzmann- Institut (LBI/HTA) umfasst bisher etwa 2000 Seiten, liefert jedoch wenig konkre- te Ansätze für eventuelle Verbesserungen. Bedenklich ist insbesondere, dass diver- se bewährte Screening-Methoden (Hüft- Ultraschall, Toxoplasmosescreening, Stoffwechselscreening) in Frage gestellt werden und die Rolle der „Medizin“ wie- derholt kritisch hinterfragt wird. „Kin- dergesundheit hat nichts mit Kindermedi- zin zu tun“ ist ein Satz, den man immer öfter zu hören bekommt, und der uns Kinder- und Jugendärzte doch nachdenk- lich stimmen muss. Damit komme ich zu einigen Aspek- ten, die im Jahr 2013 leider weniger gut „gelaufen“ sind. So wurde die Kinder- und Jugendli- chenrehabilitation neuerlich auf die lan- ge Bank geschoben, weil zuletzt die Län- der eine Kostenbeteiligung abgelehnt ha- ben. Das unwürdige Hin- und Herschie- ben der Verantwortung für rehabilita- tionsbedürftige Kinder und Jugendliche ist in Wirklichkeit nicht länger tolera- bel, wenn man bedenkt, dass 52 Betten für Kinder und Jugendliche 9000 Betten für Erwachsene gegenüberstehen, welche demnächst um weitere 2000 Betten auf- gestockt werden! Ebenso unerfreulich waren die Be- strebungen, den „Kinderturnus“ von ursprünglich sechs und zuletzt vier auf nunmehr drei Monate zu verkürzen. Eine derartige Verkürzung der Pädiatrie- ausbildung für Allgemeinmediziner wür- de eine echte Qualitätsgefährdung in der Versorgung von Kindern und Jugend- 8 Univ.-Prof. Dr. Reinhold Kerbl © Pflügl 5 Pädiatrie & Pädologie 6 · 2013 | Editorial

Jahresrückblick 2013 und Jahresausblick 2014

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Page 1: Jahresrückblick 2013 und Jahresausblick 2014

Pädiatrie und Pädologie 2013 · 48:5–7DOI 10.1007/s00608-013-0128-9© Springer-Verlag Wien 2013

R. KerblVorstand der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde am LKH Leoben-Eisenerz, Präsident der

Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde und Herausgeber der „Pädiatrie & Pädologie“

Jahresrückblick 2013 und Jahresausblick 2014

Liebe Leserinnen und Leser!

Wie in den letzten Jahren darf ich auch heuer das Publikationsjahr von „Pädiatrie & Pädologie“ mit einem Rückblick auf das abgelaufene Jahr und einem kurzen Aus-blick auf das kommende Jahr beschließen. Dabei muss ich mich aus Platzgründen auf einige wenige Aspekte beschränken.

Das Jahr 2013 hat für die Pädiatrie und insbesondere die betroffenen Kinder und Jugendlichen einige positive Entwicklun-gen gebracht, teilweise aber auch weni-ger erfreuliche Entwicklungen oder sogar Rückschläge. Aber lassen Sie mich bei den positiven Aspekten beginnen.

Dazu zählt die Gründung von OKIDS als Tochter GmbH der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheil-kunde (ÖGKJ). Darunter versteht sich ein Netzwerk für die Arzneimittelfor-schung im Kindes- und Jugendalter, das die Durchführung von Arzneimittelstu-dien in Österreich erleichtern soll. Da-mit sollen Österreichs Kindern und Ju-gendlichen die bestmöglichen Medika-mente zum frühestmöglichen Zeitpunkt zur Verfügung stehen, zugleich aber auch die Medikamentensicherheit erhöht und Österreich als Forschungsstandort ge- stärkt werden. Besonders erfreulich ist, dass sich alle österreichischen For-schungseinrichtungen für derartige Studien am Netzwerk beteiligen, um so die bestmöglichen Studienergebnisse zu gewährleisten.

Ebenfalls erfreulich ist, dass zuletzt auch die Entscheidung gefallen ist, die HPV-Impfung in Österreich in das natio-nale Impfprogramm aufzunehmen und damit kostenlos verfügbar zu machen.

Die Entscheidung, Mädchen und Buben zu impfen, darf im Sinne des Herden-schutzes als innovativ und wegweisend bezeichnet werden. Als Wermutstropfen bleibt, dass nach neuestem Stand die Imp-fung voraussichtlich erst im Herbst 2014 zur Verfügung stehen wird und damit ein weiterer Jahrgang ausgeschlossen wird. Zudem bleibt abzuwarten, ob der Impf-zeitpunkt im 10. Lebensjahr tatsächlich zu der erwünschten hohen Beteiligungs-rate führt, oder nicht doch eine Verschie-bung ins 11. oder 12. Lebensjahr sinnvoll wäre.

» Das kommende Jahr bringt weitere große Herausforderungen, die zum besten Wohl der Kinder und Jugendlichen bewältigt werden müssen.

Insgesamt wurden im Jahr 2013 weite-re Aktivitäten im Rahmen der „Kinder-gesundheitsstrategie“ gesetzt mit dem Ziel, die Kinder- und Jugendgesundheit in Österreich weiter zu verbessern. Die im Rahmen dieses Programmes durch-geführte Evaluierung des Mutter-Kind-Passes durch das Ludwig-Boltzmann-Institut (LBI/HTA) umfasst bisher etwa 2000 Seiten, liefert jedoch wenig konkre-te Ansätze für eventuelle Verbesserungen. Bedenklich ist insbesondere, dass diver-se bewährte Screening-Methoden (Hüft- Ultraschall, Toxoplasmosescreening, Stoffwechselscreening) in Frage gestellt werden und die Rolle der „Medizin“ wie-derholt kritisch hinterfragt wird. „Kin-dergesundheit hat nichts mit Kindermedi-zin zu tun“ ist ein Satz, den man immer

öfter zu hören bekommt, und der uns Kinder- und Jugendärzte doch nachdenk-lich stimmen muss.

Damit komme ich zu einigen Aspek-ten, die im Jahr 2013 leider weniger gut

„gelaufen“ sind.So wurde die Kinder- und Jugendli-

chenrehabilitation neuerlich auf die lan-ge Bank geschoben, weil zuletzt die Län-der eine Kostenbeteiligung abgelehnt ha-ben. Das unwürdige Hin- und Herschie-ben der Verantwortung für rehabilita-tionsbedürftige Kinder und Jugendliche ist in Wirklichkeit nicht länger tolera-bel, wenn man bedenkt, dass 52 Betten für Kinder und Jugendliche 9000 Betten für Erwachsene gegenüberstehen, welche demnächst um weitere 2000 Betten auf- gestockt werden!

Ebenso unerfreulich waren die Be-strebungen, den „Kinderturnus“ von ursprünglich sechs und zuletzt vier auf nunmehr drei Monate zu verkürzen. Eine derartige Verkürzung der Pädiatrie- ausbildung für Allgemeinmediziner wür-de eine echte Qualitätsgefährdung in der Versorgung von Kindern und Jugend-

8 Univ.-Prof. Dr. Reinhold Kerbl

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5Pädiatrie & Pädologie 6 · 2013 |

Editorial

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lichen bedingen. Massive Einsprüche der ÖGKJ gegen diese Verkürzung wur-den bei der Österreichischen Ärztekam-mer (ÖÄK) und dem Gesundheitsminis-terium (BMG) eingebracht und werden hoffentlich dazu führen, dass diese qua-litätsgefährdende Maßnahme nicht um-gesetzt wird.

Leider keinerlei Fortschritte wurden auch bezüglich des Nichtraucherschut-zes für Kinder und Jugendliche erzielt, Österreich liegt hier unter den europäi-schen Ländern gemeinsam mit Griechen-land an 30. und somit letzter Stelle. Auch hier wird es weiteren kontinuierlichen Einsatzes bedürfen, um auch für Öster-reich ein zeitgemäßes Nichtrauchergesetz durchzusetzen.

Doch lassen Sie mich den Rückblick auf 2013 mit einigen „in den eigenen Rei-hen“ erarbeiteten Aspekten beschließen. Dazu zählen v.a. die pädiatrischen Fort-bildungsveranstaltungen.

Die Pädiatrietage in Obergurgl, die ÖGKJ-Frühjahrstagung in Klagenfurt („Weil wir nicht nur KINDERärztInnen sind“), der Pädiatrische Frühling in Seg-gau, die ÖGKJ-Jahrestagung in Innsbruck, das ÖGKJ-Prüfungsvorbereitungssemi-nar in Leoben, der Pädiatrische Samstag in Linz und die Tagung der Sektion Süd-ost in Venedig waren neben anderen am-bitionierten Veranstaltungen neuerlich echte Highlights und wieder ein Beweis dafür, wie wichtig Kinder- und Jugend-ärztInnen die Fortbildung in ihrem Son-derfach ist.

Als sehr gelungen darf auch das Projekt „Kinderärzte machen mobil“ bezeichnet werden. Im Rahmen dieser Aktion ver-schenken Kinderärzte Wertkarten an Kin-der bzw. deren Eltern, mit denen inhalt-lich und sprachlich geprüfte altersgerech-te Geschichten aus einer elektronischen

„Geschichtenbox“ bezogen werden kön-nen. Die mit dem Dichter und Geschich-tenerzähler Folke Tegetthoff initiierte Ak-tion versteht sich als Aufforderung an die Eltern, sich wieder mehr mit ihren Kin-dern zu beschäftigen, Sprachentwicklung und Kommunikation zu fördern, und dadurch der modernen „Sprachlosigkeit“ entgegen zu wirken.

Damit erlaube ich mir einen Ausblick auf das Jahr 2014. Das kommende Jahr bringt weitere große Herausforderungen, die zum besten Wohl der Kinder und Ju-gendlichen bewältigt werden müssen. Dazu zählt weiterhin der „Dauerbrenner Primärversorgung“, das Thema Schwer-punktsetzung/Zentrenbildung, die Weiterentwicklung des Mutter-Kind-Passes bzw. der „Eltern-Kind-Vorsor-ge neu“, die Neugestaltung des Raster-zeugnisses für die Facharztausbildung in Pädiatrie, die Regelung der Schnittstel-len zwischen Pädiatrie, Psychosomatik und Kinder- und Jugendpsychiatrie und vieles mehr.

Erstmals wird im Jahr 2014 voraus-sichtlich auch die Facharztprüfung elek-tronisch abgenommen werden, was für die Fragestellung neue Möglichkeiten

eröffnet (Fallvignetten, Bildinterpretation etc.).

„Pädiatrie & Pädologie“ wird auch im Jahr 2014 in gewohnter Weise über die-se Entwicklungen berichten. Ich hoffe, dass Sie auch im kommenden Jahr unse-re Nachrichten mit Interesse lesen werden.

Ich bedanke mich bei Frau Dr. Höhl und Herrn Dr. Sillaber vom Springer Verlag für ein weiteres Jahr exzellenter Zusammenarbeit, bei den geneigten Leserinnen und Lesern für ihr Interesse an dieser Zeitschrift, und insbesondere bei unseren Autorinnen und Autoren für deren wertvollen Beiträge.

Ich wünsche Ihnen friedvolle und er-holsame Feiertage im Kreise Ihrer Lieben und einen guten Rutsch nach 2014!

Ihr

Reinhold Kerbl

Frohe Festtage und einen guten Rutsch ins neue Jahr wünschen Ihnen Herausgeber und Produk-tionsteam der „Pädiatrie & Pädologie“.

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Editorial

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Fachkurzinformation siehe Seite 58