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Jahresbericht 2015 toolbox Design & Kommunikation 4.2016 Schuldenberatung Kanton Zürich Schuldenberatung Kanton Zürich Schaffhauserstrasse 550, 8052 Zürich Telefon 043 333 36 86 • Telefax 043 333 36 89 E-Mail: [email protected] www.schulden-zh.ch

JB 2015 Fachstelle Schuldenfragen · 2016. 4. 13. · Jahresbericht 2015 t o o l b o x D e s i g n & K o m m u n i k a t i o n 4. 2 0 1 6 Schuldenberatung Kanton Zürich Schuldenberatung

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Schuldenberatung

Kanton Zürich

Schuldenberatung Kanton Zürich

Schaffhauserstrasse 550, 8052 Zürich

Telefon 043 333 36 86 • Telefax 043 333 36 89

E-Mail: [email protected]

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25 Jahre Schuldenberatung Kanton Zürich

Seit 25 Jahren berätdie Schuldenbera-

tung Kanton ZürichMenschen, die aus ver-schiedensten Gründenihre Schulden nichtmehr begleichen kön-nen. In dieser ganzenZeit hat sie eine wich-tige und gesellschaft-lich unverzichtbare Ar-

beit geleistet. Im Namen des Zürcher Regie-rungsrats bedanke ich mich herzlich für diesesüberaus wertvolle Engagement.

Das Bedürfnis nach Schuldenberatung ist inden 25 Jahren nicht kleiner geworden.

Zwar greifen bei unvorhergesehenen Lebens-einschnitten Versicherungs- oder andere sozialeLeistungen, um den Lebensunterhalt zu garan-tieren. Doch nach wie vor gelangen zu vieleMenschen in die Schuldenspirale, vor allemdurch ein problematisches Konsumverhalten.

Glaubt man der Werbung, bleibt heute keinnoch so grosser materieller Wunsch uner-

füllt. Sei es ein neues Auto, eine teure Handta-sche, Luxusferien oder ein neuer Flat-TV: Pres-tigereiche Konsumgüter sind scheinbar für alleerreichbar – und das sofort. Während man frü-her noch auf eine grössere Anschaffung hinsparte, glaubt man heute dank Barkrediten,Leasingverträgen und Kreditkarten bequemkonsumieren und erst später bezahlen zu kön-nen. Besonders junge Erwachsene haben in derSchweiz ein erhöhtes Risiko, sich zu verschul-den. Mit schwerwiegenden Folgen: Oft beginnt

mit der Verschuldung eine für den Einzelnenäusserst schwierige Abwärtsspirale.

Die Schuldenberatung Kanton Zürich unter-stützt Menschen mit Schulden darin, eine

nachhaltige Lösung zu finden. Sie hilft ihnendabei, sich Schritt für Schritt von ihrer Last zubefreien und so den Weg für einen Neuanfangzu ebnen. Schuldenberatung ist wichtig und be-deutsam. Für den Einzelnen, weil sie ihm helfenkann, eine neue Perspektive in einer mitunterzerfahrenen Lebenssituation zu finden; undauch für die Gesellschaft, denn mit Ihrem An-gebot leisten Sie Wesentliches für die Integra-tion der Betroffenen.

Der Kanton Zürich unterstützt die Schulden-beratung mit gutem Grund. Und dies soll

auch in Zukunft so bleiben. Ich bin sicher, dassIhre Stelle auch künftig einen wichtigen, kon-kreten Beitrag zur Lösung der Schuldenproble-matik im Kanton Zürich leisten wird. Dies isteine Daueraufgabe. Vielen Dank für Ihre Arbeit!

Regierungsrat Mario Fehr, Sicherheitsdirektor des Kantons Zürich

Ein Dankeschön für 25 Jahre im Dienste der Menschen

Regierungsrat Mario Fehr

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Das Thema Schulden istteilweise auch in derPolitik angekommen.Auf nationaler Ebenewurde beschlossen,dass der Höchstzinssatzfür Konsumkredite auf10 % und für Kredit-bzw. Kundenkarten auf12 % gesenkt werdensoll. Diese Neuerung

gilt für Neuabschlüsse ab dem 1. Juli 2016. Unsere Beratungspersonen sind immer wie-

der überrascht, wie stark die Zinsbelastung vonden Ratsuchenden unterschätzt wird. Durch-schnittlich zahlen die Klientinnen und Klienteneinige hundert Franken pro Monat allein für dieZinsen und dies während Jahren. Hart verdien-tes Geld, das auch für andere Dinge verwendetwerden könnte, z.B. für die Krankenversiche-rung, neue Möbel, gesundes Essen oder dieSteuern.

Apropos Steuern: Der Basler Grosse Rat hatdie Motion «automatisierter freiwilliger Direkt-abzug der direkten Steuern vom Lohn» an denRegierungsrat überwiesen. Anfang Januar 2016wurde eine parlamentarische Initiative mit demgleichen Anliegen im Kantonsrat Zürich einge-reicht. Durch den direkten Steuerabzug sollendie Steuerschulden reduziert werden. Steuerngehören zu den höchsten Verschuldungsbeträ-gen. Falls bereits Betreibungen laufen, könnendie laufenden Steuern nicht mehr bezahlt wer-den, da diese beim betreibungsrechtlichen Exis-tenzminimum nicht miteinberechnet werden.Mit grossem Interesse werden wir diese politi-schen Diskussionen verfolgen.

Das Berichtsjahr war geprägt von Verände-rungen. Die vier langjährigen Vorstandsmitglie-der Erika Gutbrod, Peter Gründler, Silvio Egger

und Walter Strucken (Gründungsmitglied undlangjähriger Präsident) traten zurück. An derMitgliederversammlung wurden die neuen Vor-standsmitglieder Miriam Eggenberger (Schul-densaniererin) und Peter Schneeberger (ehema-liger Leiter Schuldenberatung Rotes Kreuz Chur)gewählt und herzlich willkommen geheissen.Ich durfte das Amt als neuer Präsident von Wal-ter Strucken übernehmen und Rolf Steinerwurde an der ersten Vorstandssitzung zum stell-vertretenden Präsidenten gewählt.

In der Beratungsstelle übernahm erstmalseine Co-Leitung die Aufgaben. Die Aufteilungder Führung hat sich bewährt und wird sowohlvon den Mitarbeitenden als auch vom Vorstandgeschätzt. Seit dem 1. März 2015 ergänzt An-drin Mösch das Beratungsteam.

2016 feiert der Verein sein 25-jähriges Ju-biläum. Dies nehmen wir zum Anlass für Neue-rungen. So wurde an der Mitgliederversamm-lung beschlossen, dass der Auftritt nach aussenerneuert wird. Zusammen mit dem Namens-wechsel in «Schuldenberatung Kanton Zürich»wurde auch das Logo modernisiert. Unser neuerName wirkt niederschwellig und beschreibt un-sere Arbeit treffend.

Für die grosse Unterstützung, die unseregemeinnützige Beratungsstelle auch im vergan-genen Jahr erfahren durfte, danke ich allen Be-teiligten herzlich. Ganz besonders danke ich un-seren Vertragspartnern für das Vertrauen, mei-nen Kolleginnen und Kollegen im Vorstand fürihre wertvolle, ehrenamtliche Arbeit und natür-lich den Mitarbeitenden für ihren unermüdli-chen und professionellen Einsatz.

Walter Bestel, Präsident

Vorwort des Präsidenten

Walter Bestel, Präsident

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Schuldner am Existenzminimum leben, einiger-massen überschaubar ist. Durch dieses Vorge-hen werden die Chancen erhöht, dass die Sa-nierung erfolgreich zu Ende geführt werdenkann. Anfänglich mussten auch die Gemeindenüber die Arbeit der Schuldenberatung informiertwerden, so dass sie deren Dienstleistungen ge-nauer kennenlernen konnten. Viele Gemeindenhatten die Vorstellung, nach wenigen Terminenbei der Schuldenberatung seien die Schuldenweg, was leider oft nicht der Realität entspricht.Auch für den Privatkonkurs – als mögliche Lö-sung, um die Situation der Ratsuchenden zustabilisieren – musste am Anfang bei den Ge-meinden um Verständnis geworben werden.

Kurse für SozialtätigeWeiter beteiligte sich die Fachstelle an der Ent-wicklung und dem Aufbau des Kurswesens imBereich Schuldbetreibungs- und Konkursgesetz(SchKG) über die Kantonsgrenzen hinaus. Eswurden Kurse für Schulen, Fachhochschulenund Sozialtätige aufgebaut – was damals nochnicht weit verbreitet war. Bei den Kursen für So-zialtätige lag der Schwerpunkt auf der Metho-dik der Schuldenberatung. Die Durchführungvon Kursen und Schulungen ist auch heute nocheine wichtige Aufgabe der Fachstelle. Ein Zielist es, die Präventionsarbeit durch Wissensver-mittlung künftig weiterzuentwickeln.

Die Idee macht SchuleDie Fachstelle half in den 1990-er Jahren beimAufbau von Schuldenberatungsstellen in denNachbarkantonen sowie bei der Gründung desDachverbandes Schuldenberatung mit. Auf eu-ropäischer Ebene wurde 1994 das «ConsumerDebt Net» in Stockholm als europäisches Netz-werk der Schulden- und Budgetberatungsstel-

len ins Leben gerufen, wobei die Fachstelle dieAnliegen der Schweizer Schuldenberatungenvertrat. Zentrale Themen waren Haushaltsana-lysen, Schulden- und Budgetfragen sowie so-ziale Probleme als Folge der Überschuldung. Zu-sätzlich wurden Vergleichsstudien zur Inkasso-tätigkeit sowie der Gesetzgebung zum Privat-konkurs innerhalb Europas erarbeitet. Heute be-steht diese Vereinigung nicht mehr, weshalb dieZusammenarbeit mit anderen Ländern oder ge-meinsame Sitzungen kaum mehr stattfinden.

Ein gesetzlicher Rahmen für Konsumkredite Die Vernehmlassung zum Bundesgesetz überden Konsumkredit (KKG), welches 1995 auf-grund einer Parlamentarischen Initiative«Gegen die Überschuldung durch Konsumkre-dite» angestossen wurde, beschäftigte die Fach-stelle in ihrer Funktion als Mitglied des Dach-verbandes ebenfalls intensiv. An einer Medien-konferenz 1998 wurde nicht nur der damalsvorliegende Entwurf als ungenügend kritisiert,sondern es wurden aufgrund der Praxiserfah-rung Vorschläge für griffige soziale Schutzbe-stimmungen erarbeitet.

Gerda Haber war es ein grosses Anliegen, dieÖffentlichkeitsarbeit zu pflegen, was zum Auf-bau eines grossen Netzwerkes beigetragen hat.Die Fachstelle war stark präsent in den Medienund es wurden periodische Medienmitteilungenverfasst, wodurch die Schuldenberatung imKanton Zürich hohe Bekanntheit erlangenkonnte. Diese zu erhöhen, hat sich auch die ak-tuelle Geschäftsleitung zum Ziel gesetzt.

Wir haben das 25-jährige Jubiläum derFachstelle für Schuldenfragen (neu: Schul-denberatung Kanton Zürich) zum Anlass ge-nommen, einen Blick zurück auf die Entste-hungsgeschichte zu werfen. NachfolgenderText ist aus einem Gespräch mit GerdaHaber (erste Stellenleiterin), FranziskaFriess (Präsidentin aus der Anfangszeit) undWalter Strucken (Gründungsmitglied undehemaliger Präsident) entstanden.

Im Frühjahr 1988 wurde auf Initiative der Infor-mationsstelle des Zürcher Sozialwesens die Ar-beitsgruppe «Schulden – wie weiter?» gegrün-det. Sie hatte das Ziel, die Notwendigkeit einerBeratungsstelle im Bereich Schulden abzuklä-ren. Zehn Fachpersonen aus dem Sozialbereichengagierten sich in dieser Arbeitsgruppe undentwarfen ein Konzept für eine Schuldenbera-tungsstelle im Kanton Zürich, da dies einemgrossen Bedürfnis entsprach. Die Fachstellesollte dabei folgende Aufgaben übernehmen:Beratung und Unterstützung von sozialen Insti-tutionen und Behörden in Sanierungs- undSchuldenfragen, Beratung und Sanierungs-dienstleistungen für verschuldete Personen, Be-treiben eines «Fonds de Roulement» zur Ge-währung von zinsfreien Darlehen für Sanierun-gen, Öffentlichkeitsarbeit, Fortbildung undSchulung, um präventiv zu wirken und die Sa-nierungspraxis zu vereinheitlichen. Diese Ange-bote sind bis heute ein wichtiger Teil der Arbeitgeblieben.

Gründung des TrägervereinsIm April 1991 wurde der gemeinnützige Verein«Fachstelle für Schuldenfragen» gegründet undeine Fachkommission nahm die Arbeit auf. Be-reits sieben Monate später begann Gerda Haber

als Stellenleiterin mit ihrer Arbeit an derSchweighofstrasse in Zürich.

Im ursprünglichen Konzept war vorgesehen,dass die Fachstelle vor allem Sozialtätige bera-ten sollte, die mit überschuldeten Klientinnenund Klienten konfrontiert waren – deshalb dieBezeichnung «Fachstelle». Dieses Konzept ent-sprach jedoch nicht wie erwartet einem grossenBedürfnis, weshalb die Betroffenen zunehmenddirekt an die Fachstelle verwiesen wurden.

Leistungsverträge sichern FinanzierungDie Sicherstellung der Finanzierung der Fach-stelle war während der ersten Jahre eine grosseHerausforderung. Der Kanton Zürich hatte vonBeginn an zugesagt, einen Drittel der Kosten zuübernehmen. Die Stadt Zürich und die weiterenGemeinden des Kantons sollten sich die beidenanderen Drittel teilen. Doch erst als 1998 dieLeistungsaufträge und Beratungspakete mitStadt und Gemeinden ausgehandelt werdenkonnten, war die Finanzierung der Fachstelle ei-nigermassen gesichert. Die Fachstelle konntedie Beratungskapazität ausbauen und dem ste-tig steigenden Bedarf anpassen.

Die Fachstelle war die erste Beratungsstelle imKanton Zürich, die mit der Stadt Zürich einenLeistungsvertrag abschloss.

Gläubiger und auftraggebende Gemein-den werden überzeugtDie Verhandlungen mit den Gläubigern gestal-teten sich zum Teil schwierig. So mussten diesebeispielsweise erst von der «36-Monats-Regel»überzeugt werden. Danach soll eine Sanierungmaximal 36 Monate dauern, weil dieser Zeit-raum, während dem die Schuldnerinnen und

Ein Blick zurück auf die Gründungszeit

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«Ich bin fast 18 und habe keine Ahnung vonSteuern, Miete oder Versicherungen. Aberich kann ‘ne Gedichtsanalyse schreiben. In4 Sprachen.»

Mit diesem Tweet sorgte eine 17 jährige Schü-lerin aus Köln für Aufregung und bekam sehrviel Zustimmung, denn für das Leben und nichtfür die Schule soll man lernen. Solche und ähn-liche Aussagen finden sich auch immer wiederauf unseren Feedback-Bögen der Schuldenprä-ventionsstelle Zürich. Die Jugendlichen erachtendie Beschäftigung mit dem Thema Geld und denUmgang damit als sehr sinnvoll und wichtig. Siesind froh, dass es im Rahmen der Schule the-matisiert wird. Dies bestätigt auch die Jugend-befragung der EKKJ (Eidgenössische Kommis-sion für Kinder und Jugendfragen). «Die Ju-gendlichen finden es wichtig, den Umgang mitGeld zu lernen. 88 Prozent sind der Meinung,dieses Thema müsse an Schulen besprochenwerden». 1 Aber nicht nur die Schülerinnen undSchüler, sondern auch die Lehrpersonen schei-nen das Angebot sehr zu schätzen, weshalb dasAngebot der Schuldenpräventionsstelle derStadt Zürich in nahezu allen 3.-Sek-Klassen derStadt Zürich genutzt wird.

Eine schuldenfreie Gesellschaft?Das Ziel der Schuldenprävention ist es, Men-schen davor zu bewahren, Schulden zu machen.Gute Prävention sollte demnach dazu führen,dass Personen ihr Verhalten aufgrund von Sen-sibilisierung, Information und Intervention än-dern bzw. dass eine gewisse Verhaltensweiseniemals auftritt.

Ein einzelner Präventionsworkshop der Fach-stelle wird jedoch nicht zu einer komplett schul-

denfreien Gesellschaft führen. Dafür leistenauch speziell auf Jugendliche zugeschnitteneWerbung und verschiedenste Anbieter vonKleinkrediten zu gute Arbeit und verleiten man-chen Jugendlichen dazu, auch mal etwas mehrGeld auszugeben als vorhanden. Weiter kommthinzu, dass das Verschuldungsrisiko nicht nuran der Person festgemacht werden kann, son-dern von unterschiedlichen Faktoren abhängt,auf welche das Individuum nur beschränkt Ein-fluss nehmen kann. Hierzu gehören situativeFaktoren, wie z.B. tiefer Lohn, keine eigenen Er-sparnisse oder kein tragfähiges soziales Netz-werk, das finanzielle Hilfe leisten kann. Sowiepsychologische Faktoren wie Selbstvertrauen,die Fähigkeit, Belohnungen aufzuschieben,Selbstkontrolle und kritische Lebensereignissewie Arbeitslosigkeit, Krankheit, Unfall etc..

Prävention, der richtige WegTrotz diesen schwierigen Voraussetzungen füreine gelingende Prävention hat sich die StadtZürich für eine Schuldenpräventionsstelle ent-schieden. Seit Oktober 2013 gibt es die Stelleund die Stadt ist überzeugt damit einen ent-scheidenden Schritt in die richte Richtung ge-macht zu haben. «Frühzeitiges Lernen eines an-gemessenen Umgangs mit Geld hilft die Zahl

Mit Prävention in eine schuldenfreie Zukunft?

Gregor Mägerle und Joanna HerzigSchuldenprävention Stadt Zürich

Schulden als «Lebensmitte-Phänomen»Damals wie heute sind die meisten Klientinnenund Klienten zwischen 30 und 50 Jahre alt. DerHauptgrund dafür ist, dass Veränderungen, diefinanzielle Mehrbelastungen mit sich bringen,wie zum Beispiel Arbeitslosigkeit, Familiengrün-dung, Trennung oder Scheidung, häufig in derLebensmitte auftreten. Dies widerlegt das gän-gige Vorurteil, wonach sich vor allem Jugendli-che verschulden. Zudem werden junge Schuld-nerinnen und Schuldner meist von den Elternoder der Familie unterstützt und nehmen des-halb das Beratungsangebot der Schuldenbera-tung seltener in Anspruch als Klienten aus an-deren Altersgruppen.

Die Erfahrungen der vergangenen 25 Jahre ma-chen deutlich, dass sich die Fachstelle für Schul-denfragen – nicht zuletzt wegen der konstruk-tiven Zusammenarbeit mit Vorstand und Fach-kommission – flexibel und kompetent aktuellenEntwicklungen anpassen konnte und einenwichtigen Platz im Sozialwesen des KantonsZürich einnimmt.

Nina Pfirter, Schuldenberaterin

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weit grösseren Einfluss auf einen angemesse-nen Umgang mit Geld. Und da vor allem die El-tern Einfluss nehmen können, so die Studie, istes wichtig, dass Eltern mit ihren Kindern überGeld sprechen und ihnen die Wertvorstellungenzum Umgang mit Geld nicht nur vorleben son-dern auch erklären. Deshalb ist es uns auchwichtig, dass wir nicht nur mit den Schülerinnenund Schülern sprechen, sondern auch die Elternsensibilisieren. An Elternabenden gehen wir derFrage nach, wie Eltern ihre Kinder im Umgangmit Geld unterstützen können, sprechen überKonsum, Taschengeld und/oder Jugendlohn,geben Tipps und schaffen die Möglichkeit fürDiskussionen und den Austausch eigener Erfah-rungen.

Für eine erfolgreiche Prävention sind wir zudemauf die Zusammenarbeit mit anderen Fachper-sonen und -stellen angewiesen. Speziell wichtigist uns dabei auch der Austausch mit der Schul-denberatung, durch welche wir immer auf-schlussreiche Einblicke in aktuelle Problemla-gen bekommen.

Die ZukunftFür die Zukunft wünschen wir uns, dass dieSchuldenprävention schweizweit weiter ausge-baut wird und auch der strukturellen Präven-tion, im Sinne von gesetzlichen Massnahmen,grössere Aufmerksamkeit geschenkt wird. EineMöglichkeit wäre beispielsweise, die Steuern di-rekt monatlich vom Lohn abzuziehen. Ein Vor-stoss zum freiwilligen direkten Abzug der Steu-ern vom Lohn wurde im Januar 2016 im Kan-tonsrat lanciert.

Unser Kerngeschäft wird aber klar die Arbeit mitden Jugendlichen bleiben, vor allem mit Work-

shops an Schulen. Es ist uns ein grosses Anlie-gen, die Jugendlichen über die Folgen vonSchulden aufzuklären, ihnen zu zeigen, was mitdem Auszug von zu Hause auf sie zukommt, mitihnen gemeinsam ein realistisches Budget zumachen, ihnen Schutzfaktoren auf den Weg zugeben usw.. Wir möchten erreichen, dass vorallem selbstverschuldete Schulden zurückge-hen, etwa einen Leasingvertrag ohne die nöti-gen finanziellen Mittel abzuschliessen oder keinGeld für die Steuern auf die Seite zu legen. Wirddies verstanden, bestätigt uns dies in unsererArbeit und motiviert uns, viele neue Projekte inAngriff zu nehmen.

Gregor Mägerle und Joanna HerzigSchuldenprävention Stadt Zürich

1 Beyeler M./Bütikhofer S./Stadelmann-Steffen S. (2015):Ich und meine Schweiz. Befragung von 17-jährigen Ju-gendlichen in der Schweiz. Bern: BBL.2 Streuli E. (2007): Verschuldung junger Erwachsener –Zusammenfassung wichtiger Ergebnisse. Basel: FHNW.3 Meier Magistretti C./Arnold C. (2013): Wirkt Schulden-prävention? Empirische Grundlagen für die Praxis mit Ju-gendlichen und jungen Erwachsenen. Luzern: HSLU

derjenigen Menschen zu verringern, die erfah-rungsgemäss wegen ihrer nicht mehr rückzahl-baren Schulden demotiviert und desillusioniertsind. Dies führt leider oft zu Steuerausfällen undSozialkosten. So gesehen ist Schuldenpräven-tion – auf gut Neudeutsch – bester ‹return oninvestement›!» (Bruno Crestani, StadtammannKreis 4).

Auch die Statistiken der Betreibungsämter derStadt Zürich zeigen einen klaren Handlungsbe-darf auf. Im Jahr 2014 hatten in Zürich 2971Personen im Alter zwischen 19 und 24 JahrenBetreibungen. Die durchschnittliche Betrei-bungssumme in dieser Altersklasse lag zwi-schen 657 und 1324 Franken. Zu beachten gilt,dass diese Zahlen nur Auskunft zu Schulden inZusammenhang mit Betreibungen geben, nichtjedoch zu Schulden bei Eltern, Kollegen usw.Solch informelle Schulden haben knapp 30 Pro-zent der 18- bis 24-jährigen. 2

SchuldenfallenBetreibungen haben Jugendliche vor allemwegen nicht bezahlter Rechnungen, allen voranoffene Krankenkassen- und Steuerrechnungen.Schulden machen sie natürlich aber auch durchLeasing und Kleinkredite. Jedoch ist die Moti-vation, die Leasingraten zu bezahlen um das«geliebte Auto» nicht zu verlieren, oft höher, alsdiejenige, die Krankenkassenprämien oder dieSteuern zu bezahlen.

Und obwohl solche Zahlen einen klaren Hand-lungsbedarf aufzeigen und die Legitimierungfür eine solche Stelle schaffen, so bleibt dieFrage nach der Wirksamkeit der Schuldenprä-vention offen.

Wirkt Schuldenprävention?Da Schulden nicht nur in Zürich Thema sind undin verschiedenen Kantonen immer mehr in dieSchuldenprävention investiert wird, ist dieHochschule Luzern der Frage nach der Wirksam-keit der Schuldenprävention in der Studie«Wirkt Schuldenprävention?» nachgegangen.3

Aus der Studie geht hervor, dass die meisten Ju-gendlichen verantwortungsvoll mit ihrem Geldumgehen und den Schritt in die finanzielle Selb-ständigkeit ohne grössere Probleme meistern.Trotzdem stellt dieser Lebensabschnitt, speziellmit dem Auszug von zu Hause, ein grosses Ver-schuldungsrisiko dar. Deshalb ist es wichtig,nicht nur universelle Prävention (Prävention, diesich an die Gesamtbevölkerung mit einem nied-rigen oder durchschnittlichen Risiko richtet) zuleisten, sondern auch Risikogruppen spezielleAufmerksamkeit zu schenken, also indiziert prä-ventiv zu arbeiten. Dem versuchen wir von derSchuldenpräventionsstelle dadurch Rechnungzu tragen, dass wir die Workshops nicht nur anöffentlichen Schulen, sondern auch in Motiva-tionssemestern, im zehnten Schuljahr und an-deren schulisch-integrativen Projekten durch-führen. Allgemein möchten wir in Zukunft ver-suchen, Randgruppen mit neuen Projekten ge-zielter zu erreichen.

Weiter zeigt die Studie, dass Financial Literacy,d.h. das Allgemeinwissen in Bezug auf den Um-gang mit Geld, eine wichtige Rolle spielt abernicht ausreicht. Finanzwissen wirkt also nichtdirekt schuldenpräventiv, hat aber, sofern es ge-lingt, eine verantwortungsvolle und reflektierteEinstellung zu fördern, Einfluss auf die Einstel-lung zu Geld und Konsum. Psychologische Fak-toren sowie Normen und Werte haben einen

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kasse vorgezogen werden. Hier besteht unsereAufgabe darin, dass wir den Klienten rechtzeitigaufzeigen, welche Folgen ihre Priorisierung derZahlungen haben. Die Kreditverträge prüfen wirzudem auf einen eventuellen Verstoss gegendas Konsumkreditgesetz (KKG).

Die Beratungszeit pro Klient erhöhte sich inden vergangenen Jahren. Im Berichtsjahr wen-deten wir für neue Klienten durchschnittlich 9.9Stunden (vergangenes Jahr 9 Stunden) auf. DieBeratungsthemen werden komplexer und bein-halten u.a. auch rechtliche Abklärungen und In-terventionen oder Kriseninterventionen usw.Dank rechtlicher Interventionen konnten ge-samthaft Schuldenreduktionen von rund245 300 Franken erzielt werden.

SanierungsmandateIn 14 Fällen haben wir eine Teilsanierung ge-macht, d.h. wir haben nach einem Privatkon-kurs einzelne Verlustscheine zurück gekauft. Beidiesen Teilsanierungen verzichteten die Gläubi-ger gesamthaft auf knapp 580 000 Franken derursprünglichen Forderung.

Mittelfristige Mandate sind diejenigen Be-treuungsverhältnisse, welche die Grundbera-tung überschreiten, jedoch nicht länger als einJahr dauern. Zu diesen Mandaten gehören Fälle,

in denen wir zwecks einer Sanierung die Gläu-bigerverhandlungen führen oder begleiten, dieSchuldensanierungsabwicklung jedoch beimKlienten bleibt. Weiter zählen wir zu den mit-telfristigen Mandaten solche Beratungspro-zesse, bei denen wir die Durchführung eines Pri-vatkonkurses begleiten. Langfristige Mandatesind jene Fälle, die länger als ein Jahr durch un-sere Beratungsstelle begleitet werden. In derRegel handelt es sich dabei um Entschuldun-gen, bei denen wir sowohl die Schuldensanie-rung mit den Gläubigern aushandeln als auchmittels Teillohnverwaltung diese bis zumSchluss abwickeln.

Von den neuen und bestehenden Klientenhaben wir insgesamt 179 Klienten gecoacht,wie sie ihre Schulden begleichen können. D.h.wir haben Ihnen mögliche Ratenzahlungen auf-gezeigt und falls nötig, Briefe für die Verhand-lungen sowie das Sanierungsbudget zur Verfü-gung gestellt. In 170 Fällen haben wir Verhand-lungen mit den Gläubigern geführt. Davon wur-den 50 Sanierungen eingeleitet. In 14 Fällenhaben wir eine Teilsanierung gemacht. D.h. wirhaben einzelne Verlustscheine zurückgekauft.15 Klienten begleiteten wir während des Privat-konkursverfahrens.

Der Dachverband der SchuldenberatungenSchweiz hat 2014 beschlossen, die Beratungs-statistik der effektiven Tätigkeit der einzelnenSchuldenberatungen anzupassen. So wird neuerhoben, wie viele bereits bestehende Klientenzu welchen Themen beraten worden sind.

Telefonische und online-Beratung verschuldeter PersonenNachdem im vergangenen Berichtsjahr die An-zahl der telefonischen Kurzberatungen zurück-gegangen war, nahm diese nun wieder zu. DieMitarbeitenden führten 1247 (Vorjahr 1095) te-lefonische Kurzberatungen durch und beant-worteten 167 (Vorjahr 143) E-Mails von ratsu-chenden Personen.

Die Themen der telefonischen Kurzberatun-gen sind vielfältig. Einerseits werden konkreteFragen zu Betreibungsverfahren, Inkassobürosetc. gestellt, andererseits zeigen sich bei unsererNachfrage komplexere Situationen in Bezug aufdie Einkommenssituation (beispielsweise: IV-Antrag abgelehnt – kein Krankentaggeld mehr/ arbeitslos, nicht beim RAV angemeldet usw.)Auch bei E-Mail-Anfragen werden teilweisekonkrete Fragen gestellt, die direkt beantwortetwerden können. In anderen Fällen verweisenwir auf unsere Telefonberatung, damit Fragenim Gespräch geklärt werden können.

Telefonische Beratung von Sozial tätigen Es wurden 124 Sozialtätige (Vorjahr 98) telefo-nisch beraten. Nach wie vor klären Sozialtätigemit uns telefonisch ab, ob eine persönliche Be-ratung ihrer Klienten Sinn macht oder welcheanderen Massnahmen in der jeweiligen Situa-tion getroffen werden müssen.

Persönliche Beratung verschuldeter PersonenBedingt durch einen personellen Wechsel konn-ten die Beratungspersonen etwas weniger per-sönliche Beratungsgespräche durchführen alsim Vorjahr. Insgesamt 387 (Vorjahr 399) Ratsu-chende nahmen unser Angebot wahr, d.h.knapp ein Drittel aller Telefonkontakte führte zueiner persönlichen Beratung. Zusätzlich zu denneu aufgenommenen Klienten betreute das Be-ratungsteam 114 bestehende Klienten weiter.

Davon waren bei 48 Ehe-/Konkubinatspaa-ren beide Partner verschuldet. Von den finan-ziellen Schwierigkeiten der Eltern(-teile) sind182 im gleichen Haushalt lebende und 80 un-terhaltspflichtige Kinder betroffen. Die durch-schnittliche Verschuldung pro Person beträgt56 564 Franken.

Wie bereits in den vergangenen Jahren hältsich der häufigste Grund für die finanziellenSchwierigkeiten‚ «Einkommenseinbusse» durchArbeitslosigkeit oder Pensionierung an derSpitze. Ihr folgen die Gründe «administrativeund kognitive Überforderung» sowie «Krank-heit / Unfall / gesundheitliche Beeinträchti-gung».

In den Beratungen hören wir immer wiedervon den Klienten, dass sie nie gelernt hätten,ein Budget zu machen, das Geld einzuteilen, zusparen, um sich etwas zu leisten, oder Rückstel-lungen bzw. Reserven zu bilden. In der Klien-tenstatistik der Erstberatungen wurden 240Kredite erfasst, welche noch nicht abbezahltsind. Vereinzelte Klienten nahmen mehrere Kre-dite bei verschiedenen Kreditinstituten auf. Dieoben aufgeführten Verschuldungsgründe führendazu, dass die Raten nicht mehr bezahlt werdenkönnen. Immer wieder erleben wir, dass die Kre-ditraten den Zahlungen für Miete und Kranken-

Beratungstätigkeit

Das Team der Schuldenberatung Kanton Zürich (v.l.n.r.): Vanessa Zehnder, Nina Pfirter, Max Klemenz, BenjaminMuff, Andrin Mösch und Katharina Blessing.

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Informationstätigkeit

Fonds de roulementNachdem der Fonds de roulement im vergan-genen Jahr vermehrt genutzt worden war, redu-zierten sich die Anträge im Berichtsjahr wieder.Mit ein Grund ist, dass erst ein Gesuch gestelltwird, wenn genau geprüft ist, dass die Klientendas Darlehen wieder zurückerstatten. Gegen-wärtig sind Darlehen in der Höhe von 80 000Franken offen. Es wurden sowohl Darlehen fürden Privatkonkurs gewährt als auch für denRückkauf von Verlustscheinen.

Dass das Gewähren eines Darlehens Risikenbirgt, mussten wir im vergangenen Jahr fest-stellen. Ein Klient, welchem wir ein Darlehengewährt haben um Konkursverlustscheine mitNachlass zurückzukaufen, verstarb im Berichts-jahr nach kurzer Krankheit. Wir werden diesesDarlehen abschreiben müssen.

Gesuche an Fonds und Stiftungen Mit dem Stellen von Gesuchen an Fonds undStiftungen für die Übernahme von dringendenSchulden hat sich das Beratungsteam im Be-richtsjahr im Vergleich zum Vorjahr eher zurück-gehalten. Ein Grund ist, dass nicht mehr sohohe Beträge zugesprochen werden. Fonds undStiftungen reagieren damit auf die tiefen Zin-sen. Priorität haben bei solchen finanziellen Un-terstützungen diejenigen Klienten, die durch dieNichtbezahlung der Forderungen grosse Ein-schränkungen bei der Deckung ihrer Grund -bedürfnisse hätten.

Insgesamt schrieben wir für unsere Klienten25 (Vorjahr: 41) Gesuche zwecks Übernahmevon dringenden Schulden und erhielten gesamt-haft 53 923 Franken (Vorjahr: 121 747 Franken)zugesprochen. Dadurch konnten Mietzinsaus-stände, Krippen- und Hortkosten, Krankenkas-senforderungen, Arzt- und Zahnarztrechnungen

beglichen und Privatkonkurse teilfinanziert wer-den.

Für die Unterstützung in Not geratenerHaushalte bedanken wir uns bei folgenden In-stitutionen: Moriz und Elsa von Kuffner-Stiftung,Sozialfonds der Stadt Zürich, Stiftung SOS Be-obachter, Winterhilfe, Hatt-Bucher-Stiftung, Stif-tung Schwiizer hälfed Schwiizer und Cassinelli-Vogel-Stiftung.

Geltendmachung finanzieller AnsprücheIn 9 Fällen konnten für 10 550 Franken indivi-duelle Prämienverbilligungen geltend gemachtwerden. Dies reduzierte die monatliche Kran-kenkassenprämie und teilweise die Schulden füroffene Prämienrechnungen.

Fonds und Stiftungen

Kurse und VeranstaltungenWie wichtig das Basiswissen zum Thema Schul-denberatung für die Soziale Arbeit ist, zeigt dieNachfrage nach unserem zweitägigen Einfüh-rungskurs. Im Berichtsjahr nahmen 20 Teilneh-mende daran teil. Durch die im Vergleich zu denVorjahren tiefere Teilnehmerzahl konnte dieKursleitung intensiver auf individuelle Fragenund Beispiele der Teilnehmenden eingehen, wassehr geschätzt wurde. In der Auswertung hatder Kurs von den Teilnehmenden sehr gute Be-wertungen erhalten.

Auch die Fachhochschule für Soziale Arbeitzeigte erneut Interesse im Rahmen des Bache-lorstudienganges das Modul „Schuldenbera-tung“ durchzuführen. Die Nachfrage von sozia-len Institutionen, ihren Mitarbeitenden eine aufihre Klienten angepasste Schulung zu ermögli-chen, ist nach wie vor gross. Im Sinne der Prä-vention durften wir wieder an drei kantonalenSekundarschulen und einer BerufswahlschuleReferate zum Thema ‚Schulden und Umgangmit Geld‘ halten. Eine Schule nahm das Themaauch an einer Informationsveranstaltung für El-tern auf.

ÖffentlichkeitsarbeitWir standen 14 Journalistinnen / Journalistenmit Auskünften und Interviews zur Verfügung.Die Beiträge wurden sowohl von Radiostatio-nen gesendet als auch in Zeitungen publiziert.Das Thema Schulden gewinnt zunehmend Inte-resse bei jungen Erwachsenen. Wir wurden vontotal drei Studierenden zum vielfältigen Thema(Jugendverschuldung, Sanierung von Privat-haushalten im Nachlassverfahren und anderenVerfahren, etc.) interviewt.

AusblickZum 25-jährigen Jubiläum leistet sich der Vereineinen neuen Namen, ein neues Logo und einenneuen Auftritt. An unserer Arbeit und unseremVerständnis für die Schuldenberatung ändertsich nichts.

Nachdem sich die neue Co-Geschäftslei-tung im Berichtsjahr in die neuen Aufgaben ein-gearbeitet hat, wird im laufenden Jahr geprüft,welche neuen Projekte angegangen werdenkönnen.

Neu sollen jährlich zwei Kurse für Sozialtä-tige zum Thema «Beratung & Stabilisierungüberschuldeter Haushalte» durchgeführt wer-den. Die Daten sind jeweils im Frühjahr undSpätherbst angesetzt.

Zudem möchten wir die Präventionsarbeitund die Medienarbeit verstärken.

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1514

0

1

2

3

4

5

6

7

8

Gesamtschulden nach Schuldenkategorien (Gesamtbetrag: CHF 24.6 Mio.)

Steuern

Kranken-kasse Leasing

AlimenteMietzinsHypozins

BussenGerichts-kosten

Barkredite

Kreditkarten Kundenkarten Kontoüberzüge

Geschäfts-schulden

Privat-schulden

Diverse Schulden *

0

10

20

30

40

50

60

Pro-Kopf-Verschuldung unserer Klientinnen und Klienten 2011 bis 2015

Tausend CHF

2011 2012 2013 2014 2015

* inkl. Telekommunikation, Arztkosten, weitere nicht aufgelistete Forderungen

Mio CHF

Statistik

Vorstand An der Mitgliederversammlung 2015 traten derPräsident, Walter Strucken, sowie die Vorstands-mitglieder Erika Gutbrod, Peter Gründler undSilvio Egger zurück. Als neuer Präsident wurdeWalter Bestel und als neue Mitglieder wurdenMiriam Eggenberger und Peter Schneebergergewählt.

In der Vorstandsitzung vom Septemberwurde Rolf Steiner zum Stellvertreter des Prä-sidenten ernannt. Insgesamt fanden fünf Vor-standssitzungen statt. Nebst den üblichen Ge-schäften (Budget, Jahresbericht etc.) beschäf-tigte sich der Vorstand mit dem Thema Sicher-heit, insbesondere bei der IT und beim Zugangzu den Büros.

FachkommissionDie Fachkommission wurde im Berichtsjahr sel-ten mit der kritischen Prüfung von Gesuchen anden Fonds de Roulement in Anspruch genom-men. Umso häufiger beantworteten die Mitglie-der ausführlich fachspezifische Fragen; dieseAntworten und Ratschläge kann das Beratungs-team im Berufsalltag einsetzen, wodurch einebessere fachliche Kompetenz erreicht wird.

Finanzielle Situation des VereinsOhne unsere Subventionsgeber und Vertrags-partner könnten wir unsere Arbeit nicht in demgewohnten Ausmass wahrnehmen. Wir erhiel-ten namhafte Beiträge von folgenden Stellenund bedanken uns für das Vertrauen: KantonZürich, das Sozialdepartement der Stadt Zürichund die Stadt Winterthur. Mit weiteren 145 Ge-meinden hat die Fachstelle einen Leistungsver-trag. Zudem erhielten wir wiederum Beiträgevon Caritas Schweiz (für das Betreiben derSchulden-Hotline), von Swiss Casinos sowie vonder Stiftung SOS Beobachter.

Spenden erhielten wir von der GemeindeKilchberg und vom Auto-Pfandhaus Büsingen.

Die Erfolgsrechnung 2015 schliesst miteinem Ertragsüberschuss von 26 056 Frankenab. Auch in diesem Jahr wird dieser Betrag un-seren Eigenmitteln zukommen. Dadurch ent-sprechen diese 79.4 % des totalen Personalauf-wandes.

Vorstand und Fachkommission

Der Vorstand des Vereins Schuldenberatung Kanton Zürich: (v.l.n.r.): Peter Schneeberger, Ursula Franz, Wal-ter Bestel, Miriam Eggenberger, Rolf Steiner. Es fehlt Gabriela Rothenfluh.

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1716

Ausbildung der Klientinnen und Klienten

Art des Einkommens

Berufslehre / Maturität / Fachmaturität |

71%

21% | Obligatorische Schule (Primar-/Sekundarstufe I ) / ohne Schulbildung

Universität / Fachhochschule / PH | 6%

Lohn | 75%

Rente (AHV/IV/EL/PK) | 8%

Taggeldversicherungsrente | 4%

Unterhaltsbeiträge (Alimente) | 3%

Arbeitslosenversicherung | 6%

Sozialhilfe | 2%

2 % | anderes Einkommen

Statistik

Haushaltsform

0

20

40

60

80

100

120

Altersstruktur der Klientinnen und Klienten

<25 26–30 41–5031–40 51–60 >60 Alter

Alleine lebend | 64%(einschliesslich Wohn- oder andere Artvon Gemeinschaft)

In Paarbeziehung lebend | 32%

Alleine bei den Eltern lebend | 4%

Anzahl

6% 16% 30% 28% 13% 6%

Statistik

2% | unbekannt

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Bilanz am 31.12.2015

31.12.15 31.12.14

Aktiven

Flüssige Mittel 736 698 709 040

Forderungen aus Lieferungen

und Leistungen 76 480 81 595

Aktive Rechnungsabgrenzungen 5 901 3 927

Umlaufvermögen 819 079 794 561

Finanzanlagen 87 224 110 206

Sachanlagen 3 497 1

Anlagevermögen 90 721 110 207

Total Aktiven 909 799 904 768

Passiven

Verbindlichkeiten aus Lieferungen

und Leistungen 15 428 714

Übrige kurzfristige Verbindlichkeiten 65 068 108 897

Passive Rechnungsabgrenzungen 23 470 17 363

Kurzfristiges Fremdkapital 103 965 126 973

Zweckgebundene Fonds 387 387 388 319

Langfristige Rückstellungen 12 581 9 666

Langfristiges Fremdkapital 399 968 397 986

(inkl. zweckgebundene Fonds)

Eigenkapital per 1.1. 379 810 328 344

Jahresergebnis 26 056 51 466

Eigenkapital per 31.12. 405 866 379 810

Total Passiven 909 799 904 768

Erfolgsrechnung 2015

2015 2014

Nettoerlös aus Lieferungen

und Leistungen 645 935 661 042

Material- und Dienstleistungs-

aufwand –4 835 –7 402

Bruttogewinn I 641 101 653 640

Personalaufwand –510 903 –508 818

Bruttogewinn II 130 197 144 822

Raumaufwand –48 131 –47 868

Unterhalt / Reparaturen / Ersatz –5 684 –6 329

Verwaltungs- und IT-Aufwand –39 318 –33 203

Übriger betrieblicher Aufwand –93 133 –87 400

Betriebsergebnis vor Zinsen

und Abschreibungen (EBITDA) 37 064 57 422

Abschreibungen –6 256 –5 660

Betriebsergebnis vor Zinsen (EBIT) 30 809 51 762

Finanzertrag 2 9

Finanzaufwand – 412 – 305

Ausserordentlicher, einmaliger

oder periodenfremder Aufwand –4 342 0

Jahresergebnis 26 056 51 466

1918

Jahresrechnung 2015

Presse / Medien 2%

Internet 33%

Sozialzentrum 8%

Arbeitgeber 10%

Bekanntenkreis / Familie 13%

andere Sozialberatungsstelle 10%

Betreibungsamt / Konkursamt 6%

RAV 1%

Casino Zürich 1%

Andere 16%

Zuweisende Stellen

Seit wann hat der Klient / die Klientin Schulden?

0

50

100

150

200

< 2 3–5 6–10 > 10 Jahre

21% 41% 24% 14%

Anzahl

Statistik

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20 21

Die vorliegende Jahresrechnung wurde gemäss den Bestim-mungen des Schweizer Rechnungslegungsrechtes (32. Titeldes Obligationenrechts, Art. 957 bis 963b) erstellt. Diesessieht im Grundsatz die Bewertung zum Niederstwertprinzipvor. Zusätzlich besteht jedoch die Möglichkeit, zu Wieder-beschaffungszwecken oder zur Sicherung des dauerndenGedeihens des Unternehmens zusätzliche Abschreibungen,Rückstellungen und Wertberichtigungen vorzunehmen odernicht mehr begründete Abschreibungen, Rückstellungenund Wertberichtigungen nicht aufzulösen. Solche Abschrei-bungen, Rückstellungen und Wertberichtigungen werden

für die Bildung von stillen Reserven verwendet. Wird jedochdas erwirtschaftete Ergebnis durch eine Nettoauflösung sol-cher Abschreibungen, Rückstellungen und Wertberichtigun-gen wesentlich günstiger dargestellt, so muss der Betragdieser Nettoauflösung im Anhang offengelegt werden.Die Jahresrechnung 2015 wurde erstmals nach den Bestim-mungen des Schweizerischen Rechnungslegungsrechts er-stellt. Um die Vergleichbarkeit zu gewährleisten, wurdendie Vorjahresangaben der Bilanz und Erfolgsrechnung andie neuen Gliederungsvorschriften angepasst.

Anhang zur Jahresrechnung

VorstandPräsident Walter Bestel, Mitglied RPK HorgenVizepräsident Rolf Steiner, Dr. sc. nat., KantonsratMitglieder Miriam Eggenberger, Amt für Justizvollzug des Kantons Zürich

Bewährungs- und Vollzugsdienste Ursula Franz, Behördenmitglied / Soziale Arbeit KESB Bülach Nord Gabriela Rothenfluh, Soziologin und Gemeinderätin ZürichPeter Schneeberger, dipl. Sozialarbeiter FH

FachkommissionWalter Bestel, Mitglied RPK HorgenBruno Crestani, Stadtammann, Zürich 4Silvio Egger, Amt für Justizvollzug des Kantons ZürichBewährungs- und VollzugsdiensteBarbara Mantz, lic. iur., Rechtsanwältin, Sozialarbeiterin FH, Caritas ZürichThomas Zeller, Stadtammann, Zürich 5

RevisionConsultive Revisions AG, Gertrudstrasse 1, 8400 Winterthur

GeschäftsstelleGeschäftsleitung Katharina Blessing, B.A. in Sozialer Arbeit

Max Klemenz, Sozialarbeiter FH Mitarbeitende Andrin Mösch, BSc in Sozialer Arbeit

Benjamin Muff, BSc in Sozialer Arbeit in AusbildungNina Pfirter, MSc PsychologyBarbara Ruckli, Buchhaltung Vanessa Zehnder, Administration

Stand: 1.3.2016

Organe des Vereins

31.12.15 31.12.14

Flüssige Mittel

Verein 358 808 310 182

Fonds de roulement 287 747 264 816

Klienten / Notfallfonds /

Überbrückungsfonds 90 143 134 041

736 698 709 040

Finanzanlagen

Klientendarlehen aus Fonds

de roulement 75 187 98 171

Mietkaution 12 036 12 035

87 224 110 206

Übrige kurzfristige Verbindlichkeiten

gegenüber Klienten 65 068 108 897

65 068 108 897

Zweckgebundene Fonds

Fonds de roulement 362 934 362 987

Notfallfonds 2 365 3 439

Überbrückungsfonds 22 088 21 893

387 387 388 319

2015 2014

Anzahl Vollzeitstellen

im Jahresdurchschnitt < 10 < 10

2015 2014

Nettoerlös aus Lieferungen und Leistungen

Beiträge Kanton und Gemeinden

Kanton Zürich 205 000 205 000

Stadt Zürich 30 300 30 300

Stadt Winterthur 6 665 6 665

Vertragsgemeinden 67 750 68 370

309 535 310 335

Übrige Beiträge

Caritas Schweiz 46 731 49 873

Stiftung SOS Beobachter 15 000 6 250

Swiss Casinos Zürich 20 000 20 000

Verschiedene 4 450 4 450

86 181 80 573

Erträge aus Dienstleistungen

Paket 2 Stadt Zürich 102 700 102 700

Paket 2 Stadt Winterthur 21 000 15 600

Paket 2 Vertragsgemeinden 86 400 105 000

weitere Dienstleistungen 40 120 46833

250 220 270 133

Total 645 935 661 042

Ausserordentlicher Aufwand

Einbruchschaden Diebstahl –1 534 0

Abschreibung Darlehen –2 808 0

–4 342 0

Verbindlichkeiten

aus langfristigen Mietverträgen 54 417 92 829

gegenüber Vorsorgeeinrichtungen 4 784 0

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22 23

Unsere Dienstleistungspakete

Paket 1 – Basisleistung

Paket 2 – Grundberatung

Weitere Dienstleistungen

Schuldensanierungen

- Aufbereitung des Know-hows im Bereich der Über-schuldung

- Öffentlichkeitsarbeit- Telefonische Beratung Sozialtätiger- Intakegespräche, tel. Beratung von überschuldeten Per-sonen und ihren Angehörigen, Arbeitgebern usw.

- Abrufen von Info-Material der Fachstelle

- Inhalt: Analyse Ist-Zustand- Ergebnis: Budget, Schuldeninventar, Prognose, Verbesserungs- und Lösungsvorschläge, Musterbriefe,evtl. Gesuche

- Längerfristige Begleitung der Klientin bzw. des Klien-ten zur Stabilisierung der persönlichen und finanziellen Situation

- Mandate, Konkursbegleitung, Kreditverhandlungen,keine Lohnverwaltung

- Klient/in ist sanierungsfähig und -willig, will Begleitung und will Verhandlungen und Teillohn -verwaltung durch die Fachstelle (3 bis 4 Jahre) abwickeln lassen

- Inhalt: Sanierungsverhandlungen, Begleitung, Abwicklung, Steuererklärung

- Ergebnis: Schuldensanierung

FinanzierungGemeinde-Betriebsbeitrag

Finanzierung- CHF 600 durch Gemeinde, sofern Leistungsauftrag

- evtl. Kostengutsprache nötig

Finanzierung- durch Klient/in (CHF 100 proStunde Aufwand)

Finanzierung- 1. Teil durch Gemeinde im Rahmen von Paket 2

- 2. Teil durch Klient/in (CHF 1000 bis 5000 pro Sanierung)

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