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3.18 Schlotterbeck-Areal: Autowerkstatt wird Wohnanlage Schlotterbeck Area: Car Garage Becomes Residential Complex Schalung für die ESO: Jedes Element ein Unikat ESO Special Formwork: Every Element is Unique

Jedes Element ein Unikat Schalung für die ESO ... · Elevator System in Test Tower, Rottweil Andreas Gabriel produkte products 60 Mauerwerksbau Masonry Construction 64 Bauphysik

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3.18Schlotterbeck-Areal: Autowerkstatt wird Wohnanlage Schlotterbeck Area: Car Garage Becomes Residential Complex

Schalung für die ESO: Jedes Element ein Unikat ESO Special Formwork: Every Element is Unique

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editorial 1 03/18

editorial

03/18 structure

Das Umbauen im Bestand stellt schon jetzt

einen großen Teil der Bauaufgaben dar. Aus

ökonomischen wie ökologischen Gründen

wird die Transformation vorhandener Struk­

turen in Zukunft eine immer größere Rolle

für das Baugeschehen spielen. Dabei ist die

Anpassung von Bauwerken an neue Anfor­

derungen oder städtebauliche Bedingun­

gen nicht bloß notwendige, sondern zugleich

eine äußerst spannende und anspruchsvolle

Bauaufgabe.

Wie die enge Verzahnung von Bestand und

Neubau zum Leitthema des räumlichen Ent­

wurfs werden kann, zeigt die Verwandlung der

ehemaligen Schlotterbeck­Garage in Zürich

in ein städtebaulich markantes Wohn­ und

Geschäftshaus. Unkonventionelle Ideen und

Ansätze der Tragwerksplaner trugen maßgeb­

lich zum gelungenen Egebnis bei.

Unkonventionell war auch die Planung der

ESO Supernova, des neuen Planetariums der

Europäischen Südsternwarte am Campus

Garching der TU München. Tragwerk und Fas­

sade des Gebäudes mit seinen frei geformten

Wandschalen wurden mit speziell für das Pro­

jekt adaptierter Software geplant, die eine

hohe Präzision in der Ausführung ermöglichte.

Die neue Kienlesbergbrücke in Ulm entstand

im außerordentlich komplexen städtebauli­

chen Umfeld. Trotzdem gelang den Planern

ein schlüssiges Zusammenspiel von Kons­

truktion und Gestalt. Pünktlich zur Eröffnung

der Brücke im September 2018 stellt structure

die besonderen Herausforderungen des

Planungsprozesses vor.

Viel Freude bei der Lektüre!

Andreas Gabriel redaktion@structure­magazin.de

A large proportion of building projects today

involve the conversion of existing stock. On

economic and ecological grounds, the trans­

formation of existing structures will play an

even greater role in construction in the future.

The modification of structures to meet new

requirements or urban planning conditions

is not only necessary, it is also an extremely

interesting and challenging task.

How the precise integration of the existing

and new can become the key issue in a build­

ing redesign is demonstrated in the conver­

sion of the former Schlotterbeck car garage in

Zurich into a striking commercial and residen­

tial complex. Unconventional ideas and ap­

proaches from structural engineers contribut­

ed considerably to the success of this project.

The unconventional was also evident in the

design of the ESO Supernova, the new plane­

tarium at the European Southern Observatory

on TU Munich’s Garching campus. The free­

form wall shells comprising the structure and

facade were designed using software specially

adapted for this project to achieve the highest

precision in design and construction.

Despite the extraordinarily complicated urban

context in which the new Kienlesberg Bridge

in Ulm was built, the designers still achieved

a coherent blend of structural engineering

and architecture. Just in time for the opening

in September 2018, structure highlights the

special challenges of the design process.

Rei

ach

and

Hal

l

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2 inhalt 03/18

inhaltcontent

essayessay

14Multihalle Mannheim – die Macht des TemporärenMannheim Multihalle – the Power of the TemporaryGeorg Vrachliotis

projekteprojects

20Kienlesbergbrücke in UlmKienlesberg Bridge in UlmKrebs+Kiefer Ingeni­eure, KarlsruheKnight Architects, High Wycombe

magazinreports

4Tanderrum Bridge in MelbourneTanderrum Bridge in MelbourneRoland Pawlitschko

6Glashaus in der WüsteGlass House in the DesertHeike Kappelt

8Buchtipp: Weiter­bauen in StahlBook Tip: Continuing in Steel

10DETAIL research: Modellbauwerkstatt Universität Liechten­steinDETAIL research: model workshop of the University of LiechtensteinBettina Sigmund

44Revitalisierung eines Stadions in Saint­ÉtienneStadium Revitalisa­tion in Saint­ÉtienneChaix & Morel et Asso­ciés, ParisAEL Architectes, ParisElioth, Montreuil

techniktechnology

50Tragwerk aus Glas – das Besucherzentrum Park VijversburgGlass Structure – Vijversburg Park Visitor CentreHan Krijgsman

54Aufzugssystem im Testturm in Rottweil Ele vator System in Test Tower, RottweilAndreas Gabriel

produkteproducts

60MauerwerksbauMasonry Construction

64BauphysikConstructional Physics

66GlasGlass

70Software / BIM – Building Information Modeling

26ESO Supernova in Garching ESO Supernova in GarchingBernhardt + Partner, DarmstadtBollinger und Grohmann, Frankfurt / München / Wien

32Wohn­ und Geschäfts­haus Schlotterbeck in ZürichSchlotterbeck Resi­dential and Commer­cial Building in ZurichGiuliani Hönger, ZürichDr. Lüchinger + Meyer, Zürich

38Oriam – Sport­leistungszentrum in EdinburghOriam Sports Per­formance Centre in EdinburghReiach and Hall Architects, EdinburghEngenuiti, London

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26 projects 03/18

ESO Supernova in Garching ESO Supernova in Garching

Architekten /Architect: Bernhardt + Partner, DarmstadtMitarbeiter / Team: Axel Müller (Projektleiter), Benjamin F. BockstetteTragwerksplanung / Structural engineers Bollinger und Grohmann, Frankfurt / München / WienMitarbeiter / Team: Mark Fahlbusch, Moritz Heimrath, Adam Orlinski, Rainer Pum, Matthew Tam

Schalung / Formwork: Doka, Maisach

Fassade und Kuppel / Facade and dome: Frener & Reifer, Brixen

Bauherr / Client: ESO European Southern Observatory, Garching

Die Europäische Südsternwarte ESO ist die führende zwischenstaatliche Organisation für Astronomie in Europa und, eigenen Aussagen zufolge, »das produktivste astronomische Ob-servatorium der Welt«. Auf ihrem Gelände vor den Toren Münchens, umgeben von Feldern und in direkter Nachbarschaft zum Campus Garching der TU München, ist im April 2018 die ESO Supernova, ein Planetarium mit Besu-cherzentrum, eröffnet worden. Sie ist eine Schenkung der Heidelberger Klaus Tschira Stiftung an die ESO und nach der Idee des Physikers und SAP-Mitbegründers Klaus Tschi-ra (1940 – 2015) geplant. Das hochmoderne Planetarium mit 109 Plät-zen und eine 2200 m2 große, interaktive Aus-stellung auf drei Ebenen sollen der Öffent-lichkeit Faszination und Bedeutung von Astro-nomie und Astrophysik vermitteln. Die beson-dere Form des Gebäudes steht für ein ver-schmelzendes Doppelsternsystem kurz vor der Explosion. Die aufbrechende Außenhülle symbolisiert den beginnenden Massenaus-tausch. Ihre Oberfläche besteht aus 1400 un-terschiedlichen, 4 mm starken Aluminium-paneelen, die zweisinnig, teils dreisinnig ge-krümmt sind. Die präzise vorgefertigten Ble-che wurden mit Abstandshaltern auf den

Stahlbetonrohbau montiert. Die beiden Glas-fassaden des Foyers unterzogen die Archi-tekten einem digitalen Formfindungsprozess, sodass die gewünschte Freiform aus ebenen Scheiben konstruiert werden konnte. Die vertikalen raumbildenden und tragenden Elemente bestehen aus gekrümmten Beton-streifen, die sich, dem gestalterischen Prinzip der Supernova folgend, zu freigeformten Schalen und Schalensplittern entwickeln. Ver-schieden große Öffnungen und Spalte, die durch Versetzung entstehen, ermöglichen Blickbeziehungen zwischen den Ausstellungs-räumen sowie Ein- und Ausblicke zur Umge-bung. Der Besucher erschließt sich das Ge-bäude vom Foyer im Erdgeschoß aus. Sein Weg führt ihn spiralförmig über Rampenwege und Galerien zwischen den beiden Kernen im Gebäudeinneren und der Außenschale entlang. So umwindet er die Rotationsschwer-punkte der beiden Kerne: das Planetarium und den 15 m hohen Luftraum unter einer Glas-Gitterkuppel mit 250 m2 und 264 ver-schieden großen Scheiben. In deren Unteran-sicht sind Leuchten in die Verbindungsknoten integriert. Kuppelstruktur und Lichtkonzept sind an Konstellationen des südlichen Ster-nenhimmels angelehnt. HK

GrundrisseMaßstab 1:1000 EG und 2. OG1 Eingang und Foyer2 Planetarium3 Luftraum4 Rampenwege

LängsschnittMaßstab 1:1000 5 Glaskuppel6 Dachterrasse7 Seminarräume

planscale 1:1000

GF and 2nd basement1 entrance and foyer2 planetarium3 under-roof void4 ramps

longitudinal sectionscale 1:1000 5 glass dome6 roof terrace7 seminar rooms E

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P. H

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projekte 27 03/18

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ESO

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2. Obergeschoss / Second floor

Erdgeschoss / Ground floor

The European Southern Observatory (ESO) is the leading intergovernmental organisation for astronomy in Europe and, according to its own literature, “the most productive astro-nomical observatory in the world”. The ESO Supernova, a planetarium and visitor centre, stands in fields at the gateway to Munich on the outskirts of TU Munich’s Garching Campus and was opened in April 2018. Supernova is an endowment from a Heidelberg charitable foundation, the Klaus Tschira Stiftung, and was based on an original idea of the physicist and SAP co-founder Klaus Tschira (1940 – 2015). The state-of-the-art planetarium with 109 seats and a 2,200 m2 interactive exhibition on three floors, is intended to communicate the fasci-nation and importance of astronomy and as-trophysics to the public. The special shape of the building represents a merging double star system shortly before it explodes. The break-ing open of the outer skin symbolises the start of the mass exchange. Its surface consists of 1,400 different 4 mm thick aluminium panels that have double, and in some cases triple curvature. The precisely prefabricated sheets were installed with spacers onto the rein-forced concrete building carcass. The archi-tects arrived at the design for the two glazed facades of the foyer through a digital form-finding process that would allow the desired free-form shape to be constructed using flat glass panels. The vertical room-defining and load-bearing elements consist of curved concrete strips that follow the architectural principle of the super-nova and join together to create free-form shells and part-shells. Various large openings and gaps arising from the offsetting of com-ponents allow views between the exhibition rooms and into and out of the building. Visi-tors access the building from the foyer on the ground floor. HK

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28 projects 03/18

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Effiziente TragwirkungSchalen, Decken und Rampen bilden zusam-men eine räumliche Struktur mit einer hohen Steifigkeit gegenüber Horizontal- und Vertikal-lasten. Um beide Kerne sind in zwei Reihen segmentierte Schalen angeordnet. Diese bil-den die vertikale Tragstruktur. Zwischen inne-rer und äußerer Schalenreihe spannen Erschlie-ßungsrampen und die Decken der Ausstel-lungsräume. In das Innere der Kerne ragen Balkone. In den oberen Geschossen wird der Bereich zwischen den beiden Kernen zum Fo-yer bzw. zur Ausstellungs- und Versammlungs-fläche. Teils sind Schalensegmente mit verti-kalen Lisenen ausgesteift, im Raum zwischen den Lisenen ist die gesamte technische Aus-rüstung des Gebäudes in die Schalengeomet-rie integriert. Hohlkörperdecken mit einem reduzierten Eigengewicht und einer Dicke von 0,5 m spannen zwischen den beiden Kernen bis zu 13 m weit. Alle tragenden Bauteile sind als Stahlbetonkonstruktion ausgeführt.

Dreidimensional und parametrischAufgrund der hohen geometrischen Komple-xität des Projekts wurde der komplette Roh-bau – von der ersten digitalen Skizze bis hin zur Schalungsplanung – anhand eines 3D Mo-dells entwickelt und kommuniziert. Mit dem NURBS-Modeller »Rhinoceros« zum Modellie-ren von Flächen und Volumina und dessen grafischer Programmierschnittstelle »Grass-hopper« wurde das architektonische Grund-konzept mit allen raumbildenden Elementen von Anfang an parametrisch aufgesetzt. Im Verlauf des Planungsprozesses fanden mehre-re Anpassungen des Raumprogramms sowie der erforderlichen Flächen und Volumen statt. Die Dimensionen tragender Bauteile, Versor-gungsschächte und Öffnungen wurden nach und nach präzisiert und koordiniert. Basierend auf den aktualisierten Parametern zu verän-dernder Rauminhalte und Dimensionen, ge-nerierte sich das 3D Modell entsprechend der zuvor programmierten Logik von selbst neu. Der Workflow mit einer visuellen Program-mierumgebung ermöglichte auch die Verlin-kung zwischen Gebäudegeometrie und Ge-bäudeinformation. Die interdisziplinäre Kom-munikation und der Austausch zwischen den einzelnen Gewerken erfolgten ausschließlich über 3D Objekte mit entsprechenden Para-metern, Attributen und Kommentaren. Schritt für Schritt wurde aus einer astronomischen

Text: Moritz Heimrath, Adam Orlinski

Die Architekten Moritz Heim-rath und Adam Orlinski sind bei Bollinger + Grohmann in Wien tätig. Moritz Heimrath ist Büropartner. Die Spezialis-ten für parametrische Trag-werkplanung gehören zum Entwicklerteam der Sta-tiksoftware »Karamba3d«.

Architects Moritz Heimrath and Adam Orlinski work for Bollinger + Grohmann in Vienna. Moritz Heimrath is the office partner. The spe-cialist in parametric structur-al design was part of the development team for the structural analysis software “Karamba3d”.

ESO

Digitales Modell

A Begrenzungslinien im FE-Modell

B Kraftfluss: Druckspannun-gen im FE-Modell

C Rohbau: Innere Schalen, Rampen, Geschoss decken

D Rohbau: Innen- und Außenschalen

E Gesamtmodell

digital model

A boundary curves in FE model

B flow of forces: compres-sive stresses in FE model

C structural modell without outer shells

D inner and outer shells E complete building model B

+ P

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. A–D

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projekte 29 03/18

F G

F automatisierte Planerstel-lung: Isometrie und Koor-dinatenpunkte

G Ausschnitt aus dem Roh-bauplan mit Koordinaten-nummern

F automated drawing pro-duction: isometric views and coordinate points

G part of building carcass drawing with coordinate points

ESO

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Efficient structural actionShells, decks and ramps together form a three-dimensional structure with high vertical and horizontal stiffnesses. Two series of seg-mented shells are arranged around the two cores to form the vertical structure. Circulation ramps and the decks of the exhibition spaces span between the inner and outer series of shells. Balconies project into the interior of the cores. Some of the shell segments are stiff-ened with vertical lesenes between which the building services installations are integrated. Hollow core slabs with reduced self-weight and a thickness of 0.5 m span up to 13 m between the two cores. All structural compo-nents are made from reinforced concrete.

Three-dimensional and parametricThe complex geometry of the project meant the design of the building carcass – from the first digital sketches to the formwork design – was completely based on and represented by a 3D model. Using the NURBS modelling package Rhinoceros to model areas and vol-

umes and the Grasshopper graphical pro-gramming interface, the basic architectural concept was expressed parametrically in all the room defining elements from the very beginning. Gradually, the dimensions of all the structural components, building services shafts and openings were precisely defined and coordinated. The 3D model was generat-ed again following the preprogrammed logic on the updated parameters each time the structure changed. The visual programming environment allowed the workflow to link building geometry with building informa-tion. Interdisciplinary communication and exchange of information between the various trades was exclusively by 3D objects with appropriate parameters, attributes and anno-tations. Building carcass, building services installations, fitting out and facade were inte-grated into the same model.

Tailored interfacesDuring the approval and detailed design phases, the visual programming environment

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30 projects 03/18

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Struktur ein digitales Datenmodell, das mit den Anforderungen aus Architektur, Tragwerk und Gebäudetechnik »befüllt« wurde. Rohbau, Gebäudetechnik, Ausbau und Fassa-de wurden in das gleiche Modell integriert.

Maßgeschneiderte SchnittstellenWährend der Genehmigungs- und Ausfüh-rungsplanung ermöglichte die visuelle Pro-grammierumgebung (Grasshopper) maßge-schneiderte Schnittstellen für die Übersetzung bzw. Übergabe der 3D Gebäudegeometrie zwischen Modellierungs- und Berechnungs-tools und den unterschiedlichen Programmen der beteiligten Planungsteams. Um beim Einlesen von und im Umgang mit Freiformen nicht an die Grenzen der FE-Be-rechnungssoftware zu stoßen, wurde das komplette Achsflächenmodell für Schalen, Rampen und Decken für die Berechnung aus dem digitalen Rohbaumodell abgeleitet. Kno-ten, Punkte, Linien, Kurven, Flächen, Durch-dringungen, Materialien und Bauteilstärken wurden in eine Exceltabelle geschrieben, die die komplexe Geometrie über reguläre Tabel-lenfunktionen exakt abbildete. Vordefinierte Regeln fixierten diese Informationen, um sie dann reibungslos in die Programmumgebung des Berechnungswerkzeugs übertragen und die Geometrie automatisch generieren zu können.

Sonderschalung: Jedes Element ein UnikatDie Herausforderungen an die Schalung für die geneigten und gleichzeitig gekrümmten

Wände waren hoch. Jeder Betoniertakt war verschieden, jedes Schalungselement ein Uni-kat. Eigens für die Schalpläne wurde ein digi-taler Workflow entwickelt, der alle Außen- und Innenschalen in 2D Plänen abbildete. Jedes der insgesamt 200 Segmente ließ sich in einer isometrischen Darstellung samt Beschriftung und mit Abwicklung der inneren und äußeren Mantelfläche, Schnitten und komplexen An-schlüssen automatisch generieren. Für einen optimalen Prozessablauf wurden alle horizon-tal anschließenden Bauteile von Anfang an in die Bewehrungsplanung integriert und die, für die Abwicklung relevanten Informationen direkt auf den Schalenflächen dargestellt: tat-sächliche Längen, Bewehrungsdurchmesser, Verankerungslänge, Geometrie der Muffen-stäbe etc. Der Schalungsbauer erhielt die gesamte Geometrie inklusive der räumlich komplexen Arbeitsfugen als 3D Modell. Um die gekrümmte Schalform zu erzeugen, ent-stand zuerst eine Holzrippenkonstruktion mit Stahlrahmen. Die Rippen bildeten die form-gebende Unterkonstruktion, auf die ein dün-nes, beschichtetes Sperrholz gebogen aufge-bracht wurde.

Bewehrung und BetontechnologieZuerst wurden die vertikalen Schalenelemente betoniert. Die horizontalen Bauteile – Rampen mit Unterzügen und Decken – wurden erst später über Muffenstöße und Rückbiege-anschlüsse kraftschlüssig angebunden. Die Schalelemente waren bereits im Werk mit Koordinatenpunkten, die auch in den Schal-plänen erfasst waren, markiert worden. Über diese Punkte ließ sich jedes Element auf der Baustelle mittels Tachymeter einmessen. Um die Erstellung des Rohbaus zu optimieren und zu beschleunigen, wurden darüber hin-aus Sensoren für die Echtzeitmessung der Temperaturentwicklung beim Abbinden und Aushärten des Betons in die Schalung einge-legt. So konnte die Zeit des Ausschalens ge-messen und auf durchschnittlich drei Tage verkürzt werden. Unmittelbar nach dem Ab-schluss der Rohbauarbeiten montierte der Fassadenbauer die vorgefertigten Aluminium-bleche mit Abstandshaltern auf den Stahl-betonrohbau – völlig problemlos und absolut passgenau.

H Trägerschalung mit auf-gesetzten Formkästen und 8 mm Plexplatte

I, N Schalung für geneigte und gekrümmte Außen-segmente

M Bewehrungsanschluss: Rampe an Wandschale

H load-bearing formwork

frame supporting the form and 8mm plex board

I, N formwork for inclined, curved outside seg-ments

M reinforcement connec-tion at the wall shell

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Do

ka

WMehr Informationenfurther informationstructure-magazin.de/ 3-2018-eso

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projekte 31 03/18

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J K L

J Jedes Schalenelement ist individuell geformt

K Einmessen der Elemente mittels Tachymeter

L Stahlbetonrohbau mit Abstandshaltern für die Fassadenbleche

J unique shell elementsK use of total stationL reinforced concrete

with spacers for facade panels

Do

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B+

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ESO

(Grasshopper) enabled tailored interfaces to be used for the transfer of the 3D building geometry between the modelling and calcu-lation tools and the various programs used by the participating design teams. So as not to exceed the size limits of the FE analysis software when importing and manipulating the free forms, the complete axial surface model for shells, ramps and decks was de-rived for the calculation from the digital building carcass model. Joints, points, lines, curves, penetrations, materials and compo-nent thicknesses are defined in an Excel table, which precisely depicts the complex geome-try using ordinary spreadsheet functions. This information was calculated using prede-fined rules so that it could transfer smoothly into the programming environment of the calculation tool and generate the geometry automatically.

Special formwork: every element is uniqueHigh requirements applied to the formwork for the inclined, curved walls. Every concrete pour was different, every formwork element unique. A digital workflow was developed specifically for the formwork design. Each one of the 200 segments was automatically generated as an isometric including lettering together with the development of their inner and outer surfaces, sections and complex connections. To achieve an optimum process flow, all horizontally connecting components were integrated into the reinforcement design and the relevant information required for their manufacture and fixing shown directly on the shell surfaces: actual lengths, reinforcement diameter, anchorage lengths, geometry of the sleeve connectors etc. Then the whole geom-etry including the complex, three dimensional working joints were transferred as a 3D model to the formwork manufacturer. Slatted timber and steel frame subconstructions were used to create the curved formwork panels. The slats defined the shape of the subconstruction to which a thin, coated plywood board was bent and attached.

Reinforcement and concreteThe vertical shell elements were completed first. The horizontal components – ramps with beam and slab decks – were connected later using sleeve connectors and continuity rein-forcement. The shell elements were marked in

the factory with coordinate points, which were also recorded on the formwork drawings. A total station correctly positioned every ele-ment on site using these coordinate points. Temperature sensors allowed the stripping time to be shortened to 3 days. Directly after the completion of the building carcass, the prefabricated aluminium panels and spacers were attached precisely and efficiently to the reinforced concrete.

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3.18Schlotterbeck-Areal: Auto-werkstatt wird Wohnanlage Autowerkstatt wird zur Wohnanlage

ESO Sonderschalung: jedes Element ein Unikat ESO Sonderschalung: jedes Element ein Unikat

structure Classic-Abonnement *: 4 Hefte im Jahr inkl. Versand: Inland EUR 79,– / Ausland EUR 89,– / CHF 120,–

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Impressum / Imprint

Zeitschrift für Tragwerksplanung und Ingenieurbau Review of Structural Design and Engineering www.structure-magazin.deISSN 2568-2253

Verlag / Publisher: DETAIL Business Information GmbH Messerschmittstr. 4 80992 München / Munich Tel. +49 (0)89 38 16 20-0, Fax +49 (0)89 38 16 20-866 www.detail.de Postanschrift / Postal address: Postfach / PO box: 50 02 05 80010 München / MunichGeschäftsführung / Managing Director: Karin LangRedaktion / Editorial: Tel. +49 (0)89 38 16 20-884, [email protected]. Sandra Hofmeister (SaH) (Chefredakteurin / Editor-in-Chief, V. i. S. d. P.)Andreas Gabriel (GA) Heike Kappelt (HK)Burkhard Franke (BF), Roland Pawlitschko (RP) (freie Mitarbeit / Contributing Editor)Grafik / Design: Sabine Drey, Studio Umlaut (Cover)Michaela Linder, Laura Oberhofer Maria Remter (Assistenz / Editorial Assistants)Herstellung, CAD, DTP / Production, CAD, DTP: Peter Gensmantel (Leitung / Manager), Michael Georgi, Cornelia Kohn, Andrea Linke, Roswitha Siegler, Simone SoestersRalph Donhauser (freie Mitarbeit /freelance contributor)Übersetzungen / Translation: Raymond Peat, Marc SelwayRedaktion Produktinformation Detail Research / Product Information / Detail Research Editors: Katja Reich (V. i. S. d. P.) Katja Pfeiffer (KP) Bettina Sigmund (BS) (freie Mitarbeit / Contributing Editor) Gabriele Oldenburg (Korrektorat / Proofreading) produkteredaktion@structure- magazin.de Medialeistungen und Beratung / Media Services and Consulting: Annett Köberlein (Leitung / Manager) Tel: +49 (0)89 38 16 20-849Anzeigendisposition / Advertisement Scheduling: Petra Ruckdäschel, Tel. +49 (0)89 38 16 20-879 Vertrieb und Marketing / Distribution and Marketing: Kristina Weiss (Leitung / Manager) Irene Schweiger (Vertrieb / Distribution) Tel. +49 (0)89 38 16 20-837Repro / Reprographics: ludwig:media, Schillerstr. 10 5700 Zell am SeeDruck / Printing: W. Kohlhammer Druckerei GmbH + Co. KG Augsburger Straße 722 70329 StuttgartCAD-Zeichnungen / CAD drawings: Alle CAD-Zeichnungen, die im Dokumentationsteil der Zeitschrift veröffentlicht werden, wurden mit dem Programm erstellt. All CAD drawings in the Documen-tation section were produced with VectorWorks®.

Abonnementverwaltung und Adressänderungen / Subscriptions and address changes: Vertriebsunion Meynen Große Hub 10, 65344 Eltville, Tel. +49 (0)61 23 92 38-211 Fax: +49 (0)61 23 92 38-212 [email protected] erscheint 2018 am 1. März, 1. Juni, 3. September und 3. Dezember / structure appears in 2018 on 01 March, 01 June, 03 September and 03 December.structure ist einzeln oder im Abonnement über den DETAIL Online Shop oder den Buchhandel erhältlich / structure can be bought individually or on subscription via the DETAIL Online Shop or bookstores. www.detail.de/structure Bezugspreise / Prices: structure Einzelheft / Single issues: € 18,90 zzgl. Versandkosten / plus shipping costsAbonnement / Subscription: (4 Ausgaben inkl. Versandkosten / 4 issues including shipping): Inland / Germany: € 79,– / Ausland / Other countries: € 89,– Studenten / Students: Inland / Germany: € 45,– / Ausland / Other countries: € 55,– Ausland zzgl. MWSt, falls zutreffend / Other countries plus VAT, if applicableAbonnements sind 6 Wochen vor Ablauf kündbar / Subscription cancellation 6 weeks before expiry.Konto für Abonnementzahlungen / Bank details for subscription payments: Deutsche Bank München BLZ 700 700 10 · Konto 193 180 700IBAN: DE24700700100193180700 SWIFT: DEUTDEMMAlle Rechte vorbehalten. Für unverlangte Manuskripte und Fotos wird nicht gehaftet. Nachdruck nur mit Genehmigung. Für Vollstän-digkeit und Richtigkeit aller Beiträge wird keine Gewähr übernommen. All rights reserved. No liability is accepted for unsolicited manuscripts or photos. Reproduction only with permission. No guarantee can be given for the completeness or correct-ness of the published contributions. Bei Nichtbelieferung ohne Ver-schulden des Verlages oder infolge von Störungen des Arbeitsfriedens bestehen keine Ansprüche gegen den Verlag. No claims can be accepted for non - delivery resulting from industrial disputes or where not caused by an omission on the part of the publishers.Zurzeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 1. © 2018 für alle Beiträge, soweit nicht anders angegeben bei DETAIL Business Information GmbH. Current valid advertising rates are listed on Rate Card No. 1. © 2018 DETAIL Business Information GmbH, for all contributions, unless otherwise stated.Dieses Heft ist auf chlorfrei-gebleichtem Papier gedruckt. This journal is printed on chlorine-free bleached paper.Die Beiträge in structure sind urhe-berrechtlich geschützt. Eine Verwer-tung dieser Beiträge oder von Teilen davon (z. B. Zeichnungen) sind auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des

Urheberrechtsgesetzes in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urhe-berrechts. Any use of contributions in whole or in part (including drawings) is permitted solely within the terms of  relevant copyright law and is subject to fee payment. Any contra-vention of these conditions will be subject to penalty as defined by copyright law.

Redaktionsbeirat / Editorial Board Prof. Christoph Ackermann Prof. Dr. Annette Bögle Prof. Dr. Oliver Englhardt Prof. Dr. Stephan Engelsmann Prof. Dr. Norbert Gebbeken Knut Göppert Prof. Dr. Steffen Marx Prof. Dr. Lamia Messari-Becker Stefan Schmidt Dr. Heiko Trumpf Joram Tutsch

Rubrikeinführende ganzseitige Schwarzweißfotos / Black-and-white photos introducing main sections:

Seite / p. 3: Tanderrum Bridge in Melbourne Tanderrum Bridge in Melbourne Architekten /Architects: John Wardle Architects, AUS–Collingwood Victoria NADAAA, USA–Boston Tragwerksplanung / Structural engineering: GHD, AUS-Melbourne Foto: Peter BennettsSeite / p. 13: Multihalle in Mannheim Architekten /Architects: Carlfried Mutschler, Joachim Langner, Mannheim Tragwerksplanung / Structural engineering: Frei Otto, Ove Arup Foto: Robert HaeusserSeite / p. 19: ESO Supernova in Garching ESO Supernova in Garching Architekten /Architects: Bernhardt + Partner, Darmstadt Tragwerksplanung / Structural engineering: Bollinger und Grohmann, Frankfurt / München / Wien Foto: Bollinger GrohmannSeite / p. 49: Besucherzentrum Park Vijversburg Vijversburg Park Visitor Centre Architekten / Architects: Junya Ishigami, Tokyo Studio Maks, Rotterdam Tragwerksplanung / Structural engineering: ABT, NL–Velp Foto: GEGalanelloSeite / p. 59: Exchanger im Testturm in Rottweil / Exchanger in the Test-Tower in Rottweil Architekten /Architects: Werner Sobek, Stuttgart, mit Jahn Architects, Chicago Tragwerksplanung / Structural engineering: Werner Sobek, Stuttgart Foto: Andreas Gabriel

Cover structure 3/18Kienlesbergbrücke in Ulm/ Kienlesberg Bridge in Ulm Tragwerksplanung / Structural design: Krebs+Kiefer Ingenieure, Karlsruhe Architekten /Architects: Knight Architects, GB–High Wycombe Foto: Bartlomiej Halaczek, Knight Architects