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Johann Peter Frank und der Öffentliche Gesundheitsdienst
Zwischen 1900 und 2000 hat
die Lebenserwartung der Men-
schen um 30 bis 35 Jahre zuge-
nommen. Nur ein kleiner Teil
dieses Erfolges wird der klini-
schen Medizin zugeschrieben,
der größere Teil dieser gewon-
nenen Lebensjahre wird auf Ver-
besserungen der Lebensverhält-
nisse durch einen funktionieren-
den Öffentlichen Gesundheits-
dienst zurückgeführt.Dr. med. Klaus Walter
Vorsitzender des
Bundesverbandes der
Ärzte des Öffentlichen
Gesundheitsdienstes
Eine Versorgung mit sauberem
Trinkwasser, die Förderung ei-
ner gesunden Lebensführung,
die Etablierung und Einhaltung
eines hohen Hygienestandards
Johann Peter Frank gilt zu Recht als Begründer des öffentlichen
Gesundheitswesens. Er war - wie in diesem Buch ausführlich
beschrieben - Arzt, Krankenhausdirektor und vor allem Lehrer
und Autor des sechsbändigen Werkes „Die medicinische Poli-
zey“, in dem er - bahnbrechend für die damalige Zeit - hygieni-
sche und medizinische Vorgehensweisen und Empfehlungen für
fast alle Lebensbereiche von der Geburt bis zum Tod beschrie-
ben hat.
Infektionskrankheiten hatten
unter den damaligen Bedin-
gungen leichtes Spiel. In sei-
ner berühmten Rede von Pa-
via (1790) führte er aus, dass
es die vornehmste Aufgabe
eines öffentlichen Arztes sein
müsse, den wahren Ursprung
der verschiedenen Krankhei-
ten zu erforschen.
Johann Peter Frank
(1745 - 1821)
und die Verfügbarkeit wirksamer Impfstoffe sind essentielle Be-
dingungen für längeres und gesundes Leben und auch heute
noch Eckpunkte der Tätigkeit der Gesundheitsämter in Deutsch-
land.
Längeres Leben durchgute öffentliche Gesundheit.
Johann Peter Frank (1745 - 1821) hat gegen Ende des 18.
Jahrhunderts die Hygiene als eigene Wissenschaft begründet.
Zwar wurde bereits im Altertum Hygiene in Form von Körper-
pflege und Körperertüchtigung durch Bäder und sportliche
Aktivitäten geübt, und man kannte damals bereits Lebensmit-
telkontrolle, Kanalisation und Wasserleitungen. Später im Mit-
telalter wurde Hygiene stark vernachlässigt, eine dicke Schmutz-
schicht des Körpers wurde sogar als Schutz gegen Krankheiten
betrachtet.
Er benannte auch gleich die Hauptursache: die elenden Le-
bensbedingungen des allgemeinen Volkes sei die Mutter aller
Krankheiten. Er machte die damals herrschenden Wohn- und
Arbeitsbedingungen und die daraus resultierende mangelnde
Hygiene als allererste Ursache für die Krankheiten der Bevöl-
kerung verantwortlich. In diesem Sinne kann er aus heutiger
Sicht als ein Vorkämpfer der Verhältnisprävention gelten. Mit
Johann Peter Frank hat für das öffentliche Gesundheitswesen
und insbesondere für den öffentlichen Gesundheitsdienst eine
Entwicklung begonnen, die bis heute nachwirkt.
Johann Peter Frank verdient zu Recht einen Ehrenplatz im
Olymp der Medizingeschichte, für das öffentliche Gesundheits-
wesen und den öffentlichen Gesundheitsdienst ist er sozusagen
Göttervater Zeus persönlich.
Für Verdienste um das Gesundheitswesen
in Deutschland
die Johann Peter Frank - Medaille
Der Bundesverband der Ärzte des Öffentlichen Gesundheits-
dienstes verleiht seit 1972 an Personen, die sich um das öffent-
liche Gesundheitswesen in Deutschland besonders verdient ge-
macht haben, als höchste Auszeichnung eine nach Johann Peter
Frank benannte Medaille.
Die Johann Peter Frank - Medaille
ist in den letzten 20 Jahren
an folgende Personen verliehen worden:
2007 Helma Orosz
Staatsministerin für Soziales im Freistaat Sachsen
2006 Alois Dauenhauer,
Johann Peter Frank-Gesellschaft, Rodalben
2005 Prof. Dr. Bärbel-Maria Kurth,
Direktorin am Robert Koch-Institut, Berlin
2004 Prof. Dr. Martin Exner, Institut für Hygiene
und Öffentliche Gesundheit, Bonn
2003 Prof. Dr. Volker Hingst, Erlangen
Dr. Wolfgang Kiehl, Berlin
2002 Dr. Burkhardt Jaeschke, Ltd. Medizinaldirektor
Hamburg
2001 Dr. med. Ursula Niemer
Bundesministerium für Gesundheit, Berlin
Dr. med. Peter Moritzen
Ltd. Medizinaldirektor, Itzehoe
2000 Prof. Dr. Heyo Eckel
Präsident der Ärtzekammer Niedersachsen
Prof. Dr. Norbert Schmacke
Universität Bremen
1999 Prof. Dr. Dr. Alfons Labisch
Direktor des Instituts für Geschichte der Medizin,
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
1998 Dr. med. Alfred Nassauer
Direktor und Professor am Robert-Koch-Institut
Berlin
1995 Dr. Hans Geisler
Staatsminister für Soziales, Gesundheit
und Familie, Freistaat Sachsen, Dresden
Dr. med. Peter Grieve
Ltd. Medizinaldirektor a. D., Hamburg
1993 Prof. Dr. med. Manfred Steinbach
Ministerialdirektor i. R., Bonn
1992 Dr. Hans-Jürgen Maas
Dezernent der Bundesärztekammer, Köln
1991 Günther Jansen
Minister für Soziales, Gesundheit und Energie
Schleswig-Holstein a. D., Kiel
1989 Prof. Dr. Rita Süßmuth
Präsidentin des Deutschen Bundestages a. D., Bonn
1988 Dr. med. Wolfgang Nusche
Ministerialrat a. D., Bonn
1987 Prof. Dr. med. Walter Steuer
Präsident des Landesgesundheitsamtes
Baden-Württemberg a. D., Stuttgart
1986 Dr. med. Eberhard Pfau
Ltd. Kreismedizinaldirektor a. D., Kürnach
Dr. med. Wolfgang Schmidt
Medizinaldirektor a. D., Berlin
Dr. med. dent. Peter Hippchen
Medizinaldirektor a. D., Düsseldorf
1985 Dr. med. Ernst-Johannes Hopf
Senatsdirektor a. D., Hamburg
1996 Dr. med. Sigrid Leidel
Medizinaldirektorin und Ltd. Jugendärztin,
Gesundheitsamt Köln
Dr. med. Jan Leidel
Ltd. Medizinaldirektor, Gesundheitsamt Köln
Podiums-Diskussion am 30. September 2000 mit Prof. Dr.
Manfred Steinbach, Dr. Wolfgang Wodarg, MdB/SPD, Dr.
Burkhardt Jaeschke, Bundesvorsitzender, Frau Ministerin
Andrea Fischer, Moderator Peter Tomasch, SWR,
Prof. Dr. Fritz Beske, Dr. Hans-Georg Faust, MdB/CDU,
Dr. Bernd Thriene (von links nach rechts).
Als rund 20 Jahre später die Johann Peter Frank-Gesellschaft
gegründet wurde, entwickelte sich von Anfang an eine enge
Kooperation zwischen der Gesellschaft und unserem Berufs-
verband.
Ein besonderer Höhepunkt dieser Zusammenarbeit war die
Ausrichtung der Jubiläumsveranstaltung zum 50-jährigen Be-
stehen des Bundesverbandes in der Geburtsstadt von Johann
Peter Frank, Rodalben in der Pfalz.
Der Bundesverband konnte aber nicht nur 50 Jahre Bestehen
feiern, sondern konnte zugleich auf 10 Jahre gemeinsame, ge-
samtdeutsche Verbandsarbeit mit den Neuen Bundesländern
zurückblicken. Es war gelungen, einen neuen - nun im wahrsten
Sinne „Bundesverband“ für die gesamte Republik zu bilden
und eine gemeinsame Interessenvertretung ohne die oft beschwo-
renen Mauern in den Köpfen zu formen.