32
Zwischen Repression und Anpassung Juden im Machtspiel des SED-Apparats Von Dorit Seichter Gemäß der Volkszählung von 1946 lebten in der Sowjetischen Besatzungszone etwa 4.500 Juden. 1) Im Jahr 1933 gab es in Deutschland etwas mehr als 560.000 Personen, die sich zum jüdischen Glauben bekannten, 2) was 0,76 Prozent der Gesamtbevölkerung entsprach. Diese Menschen hatten den Nationalsozialismus entweder im Untergrund überlebt oder waren aus den Konzentrationslagern zurückgekehrt. Dazu kamen die Remigranten. Sie wählten die von der Sowjetunion besetzte Zone bewusst als Wohnsitz. Dabei führte sie neben familiären Gründen vor allem die Überlegung in die ostdeutsche Zone, unter sozialistischen Verhältnissen würden die Lehren aus der jüngsten Geschichte konsequenter gezogen. Als „rassisch“ und politisch Verfolgte des NS-Systems hofften sie auf einen antifaschistisch- demokratischen Neuanfang, zumal nicht wenige von ihnen Kommunisten oder Sozialdemokraten waren. Im Jahr der DDR-Staatsgründung (1949) bestanden acht jüdische Gemeinden mit insgesamt 1.250 Mitgliedern. Bis in die siebziger Jahre verringerten sich die Mitgliederzahlen drastisch; 1990 gehörten im gesamten Staatsgebiet nur 372 Bürger einer Israelitischen Religionsgemeinschaft an. 3) Berlin, 14. 9. 1947: Gedenkfeier für die Opfer des Faschismus im Lustgarten; die stellvertretende Oberbürgermeisterin Louise Schroeder hält die Gedenkrede. Foto: ullstein bild Demontage von Industrieanlagen durch die sowjetische Besatzungsmacht: Arbeiter verladen Maschinen aus der unterirdischen Flugzeugmotorenfabrik der Daimler- Benz AG, Foto um 1950.

Juden Im Machtspiel Der SED

Embed Size (px)

DESCRIPTION

jewry

Citation preview

  • Zwischen Repression und Anpassung

    Juden im Machtspiel des SED-Apparats Von Dorit Seichter

    Gem der Volkszhlung von 1946 lebten in der Sowjetischen Besatzungszone etwa 4.500 Juden.1) Im Jahr 1933 gab es in Deutschland etwas mehr als 560.000 Personen, die sich zum jdischen Glauben bekannten,2) was 0,76 Prozent der Gesamtbevlkerung entsprach. Diese Menschen hatten den Nationalsozialismus entweder im Untergrund berlebt oder waren aus den Konzentrationslagern zurckgekehrt. Dazu kamen die Remigranten. Sie whlten die von der Sowjetunion besetzte Zone bewusst als Wohnsitz. Dabei fhrte sie neben familiren Grnden vor allem die berlegung in die ostdeutsche Zone, unter sozialistischen Verhltnissen wrden die Lehren aus der jngsten Geschichte konsequenter gezogen. Als rassisch und politisch Verfolgte des NS-Systems hofften sie auf einen antifaschistisch-demokratischen Neuanfang, zumal nicht wenige von ihnen Kommunisten oder Sozialdemokraten waren.

    Im Jahr der DDR-Staatsgrndung (1949) bestanden acht jdische Gemeinden mit insgesamt 1.250 Mitgliedern. Bis in die siebziger Jahre verringerten sich die Mitgliederzahlen drastisch; 1990 gehrten im gesamten Staatsgebiet nur 372 Brger einer Israelitischen Religionsgemeinschaft an.3)

    Berlin, 14. 9. 1947: Gedenkfeier fr die Opfer des Faschismus im

    Lustgarten; die stellvertretende Oberbrgermeisterin Louise Schroeder

    hlt die Gedenkrede. Foto: ullstein bild

    Demontage von Industrieanlagen durch die sowjetische

    Besatzungsmacht: Arbeiter verladen Maschinen aus der unterirdischen

    Flugzeugmotorenfabrik der Daimler-Benz AG, Foto um 1950.

  • Die Besatzungspolitik der UdSSR beeinflusste das Nachkriegsgeschehen mageblich. Zum einen setzte ab Mai 1945 eine beispiellose Welle der Plnderung durch die von der Sowjetunion forcierte Demontage ein, zum anderen gab Moskau den politischen Kurs in der Besatzungszone vor. Whrend gigantische Eisenbahntransporte in Richtung Osten fuhren, wurde die SMAD (Sowjetische Militradministration in Deutschland) in Sachen Rckerstattung von geraubtem Eigentum an die NS-Opfer ttig. Diese Entscheidung rhrte von der Erkenntnis der SMAD her, ein Aufbau der deutschen Volkswirtschaft sei ohne private Unternehmensinitiativen schwer

    mglich.

    Dieser Linie folgte die KPD bis zum Herbst 1945. Sie propagierte keine sozialistischen Forderungen, offerierte vielmehr eine freie Entfaltung der Wirtschaft. Doch rasch wurde deutlich: Unter demokratischen Verhltnissen konnte die KPD keine politische Vormachtstellung aufbauen. Zeitgleich mit dem Kurswechsel der Besatzungsmacht, der nun deutlich kommunistische Zge trug, schwenkte das ZK der KPD um. Es startete am 8. September 1945 den Aufruf Junkerland in Bauernhand. Entschdigungslose Enteignungen waren die Folge und zugleich der Auftakt fr eine ganze Reihe Manahmen, die zu einer grundlegenden Neuordnung der Besitzverhltnisse in der SBZ fhrte.

    Die Enteignungswelle betraf nach den Grogrundbesitzern auch Unternehmen der Schwerindustrie. Die Kommissionen entschieden in der Praxis anders als ffentlich propagiert, nmlich als Strafe gegen Tter des NS-Regimes nicht zwischen Opfern und Ttern.

    Damit entstand ein gravierender Widerspruch zwischen dem in Thringen verabschiedeten Wiedergutmachungsgesetz und den praktizierten Enteignungen. Von ihnen waren auch Juden betroffen: folglich die Opfer. Die deutschen Verwaltungen erkannten, dass die Forderungen der Besatzungsmacht und auch die bereits eingegangenen Antrge der Opfer auf Rckerstattung ihres Besitzes die gleiche leere Kasse belasten wrden. Daran hegte die SMAD kein Interesse, wrden doch umfassende Besitzrckfh-rungen an die NS-Opfer die Reparationsleistungen erheblich schmlern.

    Foto: picture alliance

    Per Zug werden demontierte Industriegter in die Sowjetunion

    verfrachtet (1950). Foto: picture alliance

    Bodenreform in der sowjetischen Besatzungszone 1945: Aufteilung des ehemaligen ,Kniglichen Rittergutes

    Helfenberg am 11. September 1945 Foto: ullstein bild

    Aufteilung des ehemaligen ,Kniglichen Rittergutes Helfenberg

    bei Dresden. Kurt Fischer, 1. Vizeprsident der Landesverwaltung Sachsen, bergibt dem Kleinbauern

    Otto Huhle die Besitzurkunde ber 2,5 ha Land.

    Foto: ullstein bild

  • Juden als zufllige Opfer? Frh manifestierte die neue politische Elite die ideologische Leitlinie der zuknftigen DDR-Judenpolitik. Bereits innerhalb der KPD-Spitze traten zwei inhaltlich eng miteinander verbundene Schwerpunkte in den Vordergrund: die Anerkennung der Juden als gleichberechtigte Opfer des Nationalsozialismus und die Wiedergutmachungsfrage. In den Lnderparlamenten der SBZ wurde das Thema ungleich diskutiert. Auch Ressentiments gegen den jdischen Bevlkerungsteil, der sich nicht in die Schicht der Arbeiterklasse einordnen lie, vielmehr zum Kleinbrgertum zhlte, spielten eine Rolle, zumal einige kommunistische Widerstandskmpfer bei der Rentenbemessung die angebliche Privilegierung der rassisch Verfolgten frchteten, da diese bereits vor dem Krieg zu den materiell Privilegierten gehrt htten. Whrend die Lnderparlamente lngst in Sachen Wiedergutmachung agierten, vollzogen sich innerhalb der KPD noch immer lebhafte Debatten. Die berlebenden des Holocaust mussten ihre Einordnung als Verfolgte zweiter Klasse erleben. Die 1947 in der SBZ gegrndete Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) strebte eine materielle und soziale Gleichbehandlung aller politisch und rassisch Verfolgten des NS-Regimes an.

    Doch das Ringen um die Anerkennung als Opfer des Faschismus gestaltete sich schwierig, weil in den Reihen der KPD/SED unterschiedliche Positionen zur Shoa und zur jdischen Frage existierten. Walter Ulbricht und Hermann Matern folgten der Auffassung, beide Themen seien ausschlielich der Klassenfrage unterzuordnen; der Antisemitismus des NS-Systems entsprche dem nationalsozialistischen Antikommunismus.

    Damit schlossen sie sich treu Georgi Dimitroffs Linie an, der auf dem XIII. Plenum des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale 1935 die These formuliert hatte, der Faschismus sei fr die kommunistische Bewegung die offene terroristische Diktatur der am meisten reaktionren, chauvinistischen und imperialistischen Elemente des Finanzkapitals.4) Fortan verwendete die marxistische Geschichtsschreibung den undifferenzierten Begriff Faschismus und leugnete so indirekt die Singularitt des Nationalsozialismus. Die marxistische Grundauffassung ging davon aus, ber eine revolutionre Umgestaltung aller sozialen und konomischen Grundlagen gelnge die Schaffung einer klassenlosen Gesellschaft, in der die jdische Problematik wie von selbst Klrung fnde. Die KPD hie jeden jdischen Genossen willkommen, der Bereitschaft zeigte, seine jdische vor allem religise Identitt preiszugeben und eine Assimilation politischer Art einzugehen. Diese Position drngte die vom Holocaust Betroffenen in die Rubrik der zuflligen Opfer ohne politischen Standpunkt und als Nicht-Opponenten dem Terror anheim gefallen.

    Grokundgebung der VVN (Vereinigung der Verfolgten des

    Naziregimes) gegen Faschismus und Krieg im Lustgarten. Blick vom Dach

    des Doms; in der Mitte das Alte Museum. Berlin, 15. September 1948.

    Foto: ullstein bild

  • Die zwischen 1945 und 1948 in den Lndern der SBZ neu entstandenen jdischen Gemeinden hatten es schwer, ihre Interessen gegenber der sowjetischen Besatzungsmacht zu behaupten. Der Befehl Nr. 124 der SMAD vom 30. Oktober 1945, der Befehl Nr. 154/181 und die Direktive des Alliierten Kontrollrates vom 29. April 1947 unterstellten jdisches Eigentum vorbergehend der Verwaltung durch die SMAD oder die Landesverwaltungen. Die Gemeinden beantragten ihre Anerkennung als Krperschaft ffentlichen Rechts bei den zustndigen Landesregierungen.5) Hingegen stie ihre Bitte auf Rckerstattung enteigneter Grundstcke und anderer Besitzgter bei den Behrden auf taube Ohren. Die Dresdner Gemeinde reichte am 26. November 1945 eine Aufstellung der beschlagnahmten Vermgenswerte ein Schtzwert: 13.533.000 RM und wartete noch im Juni 1946 vergeblich auf eine Reaktion. Der Gemeindevorsitzende Leo Lwenkopf mahnte daraufhin eine baldige Klrung der Vermgensfragen an und erbat die Gewhrung einer Vorschusszahlung, um den heimgekehrten berlebenden, die hufig mittellos waren, die ntigste Untersttzung gewhren zu knnen.6) Damit geriet die Landesverwaltung in Zugzwang: der Prsident der schsischen Landesverwaltung, Prof. Dr. Rudolf Friedrichs, empfing zunchst den Vorsitzenden Lwenkopf, und gab infolge des Gesprchs an die Abteilung Finanzen und Steuern die Mitteilung, eine Rckgabe der Grundstcke an die frheren Besitzer oder deren Erben knne erfolgen. Dazu kam es nicht. Der Dresdner Versuch, jdische Besitzverhltnisse zu klren, endete erfolglos.

    Ernchterung: sozialistische Opferhierarchie Vor den wieder entstehenden Gemeinden und berlebenden Juden trmte sich eine Reihe von Problemen auf: Zum einen fehlten finanzielle Mittel fr die notdrftigste Versorgung der heimkehrenden oder zugezogenen berlebenden, zum anderen sahen sie sich vor der Herausforderung, ohne angemessene Rumlichkeiten und religise Utensilien ein Gemeindeleben zu improvisieren. Whrend die einen beherzt die Rckgabe ihres vom NS-Staat geraubten Eigentums forderten, alle Kraft auf die Neuentstehung der Religionsgemeinschaften verwendeten, waren die anderen vom Erlittenen traumatisiert damit beschftigt, nach berlebenden Familienangehrigen zu suchen, Arbeit und ein tgliches Auskommen zu finden. Viele von ihnen kehrten heim und fanden die ehemaligen Nachbarn vor; Menschen, die in ihren Augen Schuld trugen, entweder deshalb, weil sie den aggressiven Antisemitismus des Dritten Reichs aktiv mitgetragen oder deshalb, weil sie weggeschaut hatten. Nicht selten verblfften reuige Deutsche Holocaust-berlebende mit der Bitte um den Persilschein, der angesichts drastischer Entnazifizierungsmanahmen durch die Besatzungsmchte ihre moralische Reinheit bekunden sollte.

    Viele der jdischen Brger kehrten Deutschland keineswegs den Rcken; fr sie kam eine Auswanderung, etwa nach Palstina oder in die USA, nicht in Frage. Ihre Motive waren unterschiedlicher Natur. Eben zurckgekehrt, wollten einige die so lang vermisste gewohnte Umgebung sowie wieder gefundene Verwandte und Freunde nicht schon wieder verlassen;

    Dresden: Sitzung des stellvertretenden Stadtkommandanten Oberst I.

    Gorochow mit den Vertretern des Magistrats der Stadt,

    Oberbrgermeister Rudolf Friedrichs (SPD, Mitte) und seinem Stellvertreter

    Kurt Fischer (KPD, l.),Mai 1945Foto: ullstein bild

  • andere hofften auf einen demokratischen Neubeginn, auf Entschdigung. Manche suchten einfach Ruhe, wollten nichts anderes als ein normales, vor allem freies Leben fhren.

    Die anhaltende Diskussion um die Wiedergutmachung erlittener Verluste und Schden zeigte die Brisanz, die dem Umgang mit der jdischen Thematik innewohnte. Zugleich blieb sie nicht unbeeinflusst vom Prozess der gesellschaftlich-politischen Umgestaltung in der SBZ. Folglich war die Anerkennung als Opfer des Faschismus (ODF) hufig eine berlebensfrage fr die Betroffenen Grundlage jeder sozialen Frsorge.

    Der Hauptausschuss der Opfer des Faschismus7) lehnte auf seiner ersten Vollsitzung am 23. Juni 1945 die Gleichstellung der Juden mit den Opfern des Faschismus ab.8) Die Begrndung erscheint ebenso frappierend wie drftig: Juden htten nicht zu den Widerstandskmpfern gehrt. Erst im Herbst 1945 zeichnete sich der zaghafte Wille ab, politisch und rassisch Verfolgte gleichzusetzen bzw. identische Mastbe anzuwenden.

    Der OdF der Alliierten Kommandantur verantwortlich unterhielt seinen Sitz in Berlin-Mitte und vertrat zwanzig Bezirksausschsse. Neben Sozialdemokraten, Liberalen, Kommunisten und Vertretern der Evangelischen Kirche gehrten Juden der Vereinigung an. Die Entscheidung der britischen Besatzungsmacht, in ihrer Zone einen ersten jdischen Interessenverband (Opfer der Nrnberger Gesetzgebung) zuzulassen, brachte Bewegung in die Angelegenheit. Auch im OdF-Hauptausschuss entstand eine gleichnamige Hauptabteilung, die der jdische Kommunist Julius Meyer leitete.

    Die SMAD frderte bevorzugt die soziale Untersttzung der Menschen, die nachweislich gegen das NS-System gekmpft hatten. Dabei darf die regional sehr unterschiedliche Handhabung der Gesetze und Anordnungen nicht bersehen werden. Spontanes Mitgefhl oder auch schlichte Menschlichkeit, die deutsche Beamte oder sowjetische Militrs den Bittstellern entgegenbrachten, vermochten brokratische Hrden in Nichts zu verwandeln. Das zentrale Gremium fr soziale Soforthilfe, um die hufig mittellosen Opfer zu untersttzen, stellte die Deutsche Verwaltung fr Arbeit und Sozialfrsorge dar. Sie legte den Opferstatus fest und koordinierte die Zuteilung von Hilfsgtern. Ihre enge Zusammenarbeit mit den kommunalen Behrden wie mit der sowjetischen Besatzungsmacht war dafr unabdingbar.

  • Ab 1946 nahm sich im SED-Zentralkomitee die neu geschaffene Abteilung Arbeit und Sozialfrsorge der Problematik an. Die SED und die SMAD unterschieden zwischen den Wiedergutmachungsantrgen innerhalb der Besatzungszone und den Ansprchen der im Ausland lebenden Juden. Erst am Grndungstag der VVN (19. November 1946) konnten auf Anregung Paul Merkers Vorbereitungen dafr beschlossen werden, grundstzlich die Frage der inneren Wiedergutmachung zu klren.9) Ziel war ein einheitliches Gesetz fr ganz Deutschland. Selbst Mnner wie Paul Merker, Julius Meyer oder Paul Lwenkopf konnten mit ihren konkreten Entwrfen und Vorschlgen angesichts der heftigen Widerstnde in der Parteispitze wenig erreichen, zumal die SMAD keine klare Richtlinie vorgab. Whrend das Land Thringen vergeblich auf eine zentrale Regelung hoffte, wartete die Parteispitze mit einer Hinhaltetaktik auf.

    Unter Druck geriet die Angelegenheit von zwei Seiten: Die amerikanische Militrregierung trieb die Restitution voran und die Liberaldemokraten Sachsens und Sachsen-Anhalts legten Antrge vor, die das umstrittene Problem grozgig lsen sollten. Doch die SED war nicht gewillt, durch Rckerstattungen auf wirtschaftliche Werte in Millionenhhe zu verzichten. Die SMAD wurde erst mit dem Befehl Nr. 64 (17. April 1948) aktiv und ordnete die berfhrung aller sequestrierten Betriebe in Volkseigentum an. Der Befehl Nr. 82 (29. April 1948) wies die Grndung von Wiedergutmachungskommissionen durch die ostdeutschen Ministerprsidenten an, in denen die Interessenvertreter der jdischen Gemeinden ebenso fehlten wie die aus der VVN. Im Sommer 1949 war klar: Die Wiedergutmachung lie sich nicht mehr durchzusetzen. Die jdischen Gemeinden gerieten in eine prekre finanzielle Lage.

    Stalinistische Verfolgung mit antisemitischen Zgen Der elementaren Aufgabe des Klassenkampfes waren Fragen der jdischen Problematik untergeordnet, vielmehr dominierte die Auseinandersetzung mit dem Kapitalismus. Die SED-Parteifunktionre maen den jdischen Brger einzig an seinem politischen Standpunkt. Da zwischen Kapitalismus und Faschismus ein Zusammenhang bestnde, propagierte die Staatspartei den ideologischen Leitsatz: Nur dort, wo kein Finanzkapital existiere, fehle dem Faschismus jede Basis. Whrend in der Bundesrepublik die alten Eliten im Sprachgebrauch der DDR: der Klassenfeind nach wie vor konomisch Regie fhrten, fnde Antisemitismus im Arbeiter- und Bauernstaat keine Grundlage. Die Umstrukturierung der Besitzverhltnisse habe dem Faschismus die Basis entzogen, und damit sei es ausschlielich der DDR gelungen, die Vergangenheit des NS-Terrors vollends zu bewltigen.10) Die DDR erhob den Anspruch, ein antifaschistischer Staat, der moralisch bessere Teil Deutschlands zu sein. Dabei spielten die Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges kaum eine Rolle, vielmehr prgten die theoretischen Grundlagen des Marxismus-Leninismus das antifaschistische Verstndnis des ostdeutschen Regimes.

    Kundgebung fr die Opfer des Faschismus in Dresden: Gerhard Ziller, Sekretr des ZK der SED,

    spricht auf dem Dresdner Altmarkt vor Kampftruppen, 8 September 1957.

    Foto: ullstein bild

  • Die 1950er Jahre waren durch stalinistischen Terror gezeichnet. Zum Auslser fr die Verfolgungswelle in der DDR geriet der Rajk-Prozess 1949 in Budapest, den Stephan Meining in seiner Dissertationsschrift ausfhrlich beschreibt. Im Vorfeld (am 11. Mai 1949) wurde Noel Field in Prag verhaftet. Die Kommunisten unterstellten ihm Agententtigkeit im Dienste amerikanischer Imperialisten. Mit anderen ungarischen Funktionren wurde Laszlo Rajk, von 194648 Innenminister und von 1948 bis zu seiner Verhaftung Ende Mai 1949 Auenminister Ungarns, vor Gericht gestellt. Dem Gericht gelang es zwar nicht, aus Rajk einen Juden zu machen, da der Angeklagte auf der arischen Herkunft seines Grovaters aus Sachsen beharrte, aber um den Stellvertreterkrieg gegen Tito zu fhren und den Kalten Krieg gegen die USA im Gerichtssaal zu verschrfen,11) solle er der Partei ein Opfer bringen und seine Agententtigkeit eingestehen. Ein umfassendes Gestndnis rettete sein Leben nicht: Am 15. Oktober 1949 wurde er hingerichtet.

    Unterdessen veranlassten zwei Direktiven der SMAD Walter Ulbricht zum Handeln. Zunchst richtete das ZPKK (Zentrale Parteikontrollkommission beim ZK der SED) einen Untersuchungsausschuss ein, der die Kontakte deutscher Kommunisten zu Noel Field berprften sollte. Die zweite Direktive forderte, bestimmte Personengruppen aus wichtigen Partei- und Staatsfunktionen12) zu entfernen. Dabei galt das Interesse hauptschlich verdchtigen Westemigranten. Gemeint waren Kommunisten in fhrenden Funktionen, die vor der NS-Diktatur nach Mexiko, Frankreich und in die Schweiz emigriert, nach Kriegsende jedoch in die SBZ zurckgekehrt waren. Eine erste berprfungswelle betraf bereits im Oktober 1949 Parteifunktionre unmittelbar nach der Hinrichtung Rajks. Das Kleine Sekretariat berprfte Personen, die sich lnger als drei Monate in jugoslawischer, englischer und amerikanischer Kriegsgefangenschaft befunden hatten. Infolge gestreuter Denunziationen und inoffizieller berprfungen, die ab Herbst 1949 besonders ehemalige Westemigranten trafen, geriet hauptschlich die Schweizer Exilgruppe in das Kreuzfeuer des Kleinen Sekretariats, das unter Hermann Materns Fhrung nun eifrige Bemhungen zeigte, die richtigen Lehren aus dem Rajk-Prozess zu ziehen.

    Oben: Rajk Laszlo 1909 1949 Politiker, Ungarn o.J.

    Unten: Rehabilitierung der 1949 als ,Titoisten hingerichteten KP-

    Funktionre Laszlo Rajk, Gyrgy Palffy, Tibor Szoeny und Andreas Szalai. Mitglieder der ungarischen

    Regierung halten an den Srgen die Ehrenwache: v.r. n.l.: Andras

    Hegeds, Karoly Kiss, Istvan Kavacs, Gyorgy Marozan, Lajos Acs und

    Istvan BataFotos: ullstein bild

  • Von oben nach unten: Leo

    Bauer, Portrt 1970. Lex Ende, Journalist, DDR

    Chefredakteur von ,Neues

    Deutschland. Alexander

    Abusch (14.02.190227.01.1982),

    Schriftsteller, Politiker

    Fotos: ullstein bild

    Die zunchst arglosen Opfer gerieten unter Verdacht, Kontakte zu zionistischen Kreisen und zum amerikanischen Geheimdienst zu unterhalten. In diese erste Welle der Suberung gerieten hauptschlich Juden, die in der Nachkriegszeit in verantwortlichen Positionen standen. Diese in der ffentlichkeit stehenden Mnner wurden 1950 aus der SED ausgeschlossen. Betroffen waren unter anderen: Leo Bauer (Chefredakteur beim Deutschlandsender), Bruno Goldhammer (Intendant des Berliner Rundfunks, Abteilungsleiter im Amt fr Information), Lex Ende (bis 1949 Chefredakteur Neues Deutschland, dann der Friedenspost). Alexander Abusch verlor seine Funktion im SED-Parteivorstand und als Bundessekretr des Kulturbundes, Leo Zuckermann als Leiter der Prsidialkanzlei Wilhelm Piecks. Besonders schwer wog der Vorwurf, einer jdisch-trotzkistischen Bewegung anzugehren.

  • Die SED schloss Paul Merker im August 1950 aus. Der Kommunist Paul Merker wurde zum prominenten Opfer in der DDR. Aus dem mexikanischen Exil zurckgekehrt, war er zunchst ins Politbro der SED aufgestiegen. Seine vehement vertretenen Forderungen im Wiedergutmachungsstreit brachten ihm jedoch keine Sympathien in der Parteispitze. Allein in Sachsen wurden bis zum Frhjahr 1950 insgesamt 4.653 Personalunterlagen geprft. Im Ergebnis wurden 140 Namen von verdchtigen Elementen ,Agenten und Trotzkisten auf einer Liste zusammengefasst.13)

    Indessen liefen bereits die Vorbereitungen fr einen zweiten Schauprozess gegen den Generalsekretr der tschechoslowakischen Kommunistischen Partei, Rudolf Slnsky. Wie Rajk trafen ihn die Anschuldigungen wegen Titoismus und trotzkistisch-zionistischer Ttigkeit unvermittelt und mit fatalen Folgen. 1952 stand Slnsky in Prag vor Gericht. Der Name Noel Fields tauchte dabei ebenso hufig auf wie in den zahlreichen Nebenprozessen. Von den 14 Angeklagten waren elf Juden. Elfmal wurde die Todesstrafe verhngt, dreimal eine hohe Zuchthausstrafe.14) Das Zentralorgan Neues Deutschland der SED entsandte einen Sonderkorrespondenten nach Prag. Slnskys Gestndnisse und die anderer Angeklagter offenbarten auch die Namen deutscher Kommunisten. Das Neue Deutschland berichtete, Bedrich Geminder habe gestanden, dem deutschen Trotzkisten Paul Merker Spionagematerial geliefert zu haben.15)

    Ostdeutsche Suberungsaktionen Im November 1952 erhob das Neue Deutschland erste Vorwrfe gegen Merker, die sich hauptschlich auf die ausstehende Wiedergutmachungsregelung der jdischen Brger und Gemeinden bezogen. Am 2. Dezember 1952, whrend des Slnsky-Prozesses, wurde Paul Merker verhaftet und in der Untersuchungsanstalt Berlin-Hohenschnhausen isoliert. Im Zuge der Schauprozesse in Moskau, Budapest und Prag zog die ZPKK die Konsequenzen. Sie suberte die Parteispitze von vermeintlich trotzkistischen und zionistischen Krften. Merkers rigide Forderungen whrend der Wiedergutmachungsdebatte erleichterten seinen Anklgern, ein Verbrechen zu konstruieren. Die Enteignung jdischen Besitzes durch die

    Wladimir Clementis (l.), ehem. Auenminister; Rudolf Slnsky (1901-52), ehem. Generalsekretr der KPC

    beide in einem Schauprozess vom Staatsgerichtshof in Prag wegen

    Hochverrates zum Tode verurteil und hingerichtet (1952)Fotos ullstein bild

  • Arisierung bedauerte die Partei keinesfalls, handelte es sich doch ebenfalls um monopolkapitalistisches Eigentum ob jdisch oder nicht. Hatte Merker demnach Entschdigung, Rckgabe oder Wiedergutmachung gefordert, knne dahinter nur seine Agententtigkeit fr das amerikanisch-jdische Grokapital stecken. Gegen ihn wurde der Vorwurf erhoben, er wolle deutsches Volksvermgen zugunsten der Monopolkapitalisten verschieben.16) Paul Merker, dem prominentesten Angeklagten, unterstellte das Gericht die Fhrungsposition im zionistischen Spionagekomplott gegen die DDR. Mit ihm gerieten Alexander Abusch, Erika Glaser-Wallach, Erich Jungmann, Kurt Mller, Fritz Sperling, Leo Zuckermann und andere ehemalige KPD-Funktionre unter Verdacht.

    Von 1952 an existierte eine Kartei im MfS, die verdchtige Personen nach nicht-jdischer und jdischer Herkunft unterschied. War das staatlich gesteuerter Antisemitismus? Gerechtfertigt schien daher die Vermutung der Gemeinden, sie wrden systematisch vom NKWD und MfS beobachtet.

    Die Folgen der Verhr- und berprfungsmanahmen waren verheerend. Der Vorsitzende der Jdischen Gemeinden der DDR, Julius Meyer, wurde im Januar 1953 einem strengen Verhr durch das ZPKK unterzogen, die im jdischen Gemeindeleben offenbar geheimbundhnliche Verbindungen argwhnte. Kraft seines Amtes sollte Meyer im Namen des Landesverbandes der Jdischen Gemeinden eine die JOINT diffamierende Erklrung aufsetzen, um die Hilfsorganisation als Hort amerikanischer Agententtigkeit zu entlarven. Ein solches Schreiben kam nie zustande. Bei den Machthabern stieg offenbar die vage Hoffnung auf, mit einer solchen Lohnliste mutmaliche Agenten zu berfhren. Meyer entschied sich anders, setzte kein Schreiben auf, erstellte keine Liste, warnte stattdessen die Gemeindevorsitzenden angesichts der Vorgnge und begab sich mit den Gemeindevorsitzenden Salo Looser (Erfurt), Leo Lwenkopf (Leipzig) und Gnter Singer (Dresden) in die Westsektoren Berlins. Weitere Gemeindefunktionre folgten.

    Die im Dezember 1952 einsetzende Fluchtwelle jdischer Brger aus der DDR erlebte im Januar 1953 die Staatssicherheit und Volkspolizei durchsuchte mehrere Gemeindebros ihren Hhepunkt. Ende April waren 830 Juden nach Westberlin und in die Bundesrepublik geflohen. Die Gemeinden verloren ein Viertel ihrer Mitglieder. Der Verlust von Vorstandsmitgliedern und Vorsitzenden schwchte das Gemeindeleben enorm.

    Der Prsident der jdischen Gemeinden in der DDR,

    Volkskammerabgeordneter Julius Meyer, bei einer Ansprache

    (04.05.1949) Foto: ullstein bild

  • Die Flucht prominenter Mnner wie Heinz Galinski und Dr. Leo Zuckermann erregte Aufsehen. Deren Absage an die DDR war die unmittelbare Folge der Verhaftung Merkers und einiger Juden in verantwortungsvollen Positionen. Die VVN passte sich den politischen Erwartungen an, bernahm antisemitische Vorwrfe, informierte anders als die Presse ber die Fluchtwelle und verkndete zugleich den Ausschluss der geflohenen Gemeindevorsitzenden als zionistische Verrter und Agenten aus den Reihen der antifaschistischen Widerstandskmpfer.17) Seiner erzwungenen Selbstauflsung am 15. Mrz 1953 konnte er damit nicht entgehen.

    Merker blieb bis zu seinem Prozess im Mrz 1955 in Haft. Ungeachtet der Tatsache, dass nach Stalins Tod die Kommission fr Parteikontrolle beim ZK der KPdSU das prominente Opfer Solomon Losowski rehabilitierte, ihn wieder in die Partei aufnahm und auch Joel Field inzwischen auf freiem Fu war, verurteilte das Gericht den Kommunisten Paul Merker wegen Verbrechen gegen die Verfassung der DDR und das Kontrollratsgesetz Nr. 10 zu acht Jahren Zuchthaus (vorzeitige Entlassung 1956).18)

    Versuch der Konsolidierung Die politische Richtung war innen- wie auch auenpolitisch vorgegeben. Die ostdeutschen Gemeinden, durch die Fluchtwelle stark reduziert, suchten den Neuanfang. In den 1950er Jahren galt es vor allem, die Friedhfe und Synagogen bzw. Gebetsrume instand zu setzen. Hufig erzwangen die fehlenden finanziellen Mittel provisorische Lsungen: 1953 war in Karl-Marx-Stadt der vier Jahre zuvor gemietete Gebetssaal auf der Strae der Nationen 33 gekndigt worden. Der Gemeindevorsitzende Hans Kleinberg beklagte nachdrcklich die damit verbundene Notsituation. Denn ein religises Leben ohne Rumlichkeiten das Bro hatte er bereits in seine Wohnung verlegt schien unmglich. Die kleine Gemeinde berlebte nur durch den Anschluss an die Leipziger Religionsgemeinschaft, wo man fortan zu Feiertagen und besonderen Anlssen zu Gast weilte. Bis 1961 mussten die Karl-Marx-Stdter Juden auf ihr neues Gemeindehaus warten. Es entstand auf einem Tauschgrundstck (Stollberger Strae 28). Allen Eingaben und Initiativen Kleinbergs zum Trotz erhielt die Gemeinde das ursprngliche Synagogengrundstck Stephansplatz 3/ Hohestrae 9 nicht zurck.

    Die anderen DDR-Gemeinden standen vor hnlichen Problemen. Der Holocaust hatte die Mitgliederzahlen stark reduziert. Die Fluchtwelle Anfang der 1950er Jahre fhrte zu weiteren Verlusten. Hufig waren die Gemeinden zu klein, um fr die ohnehin wenigen Gottesdienste die vorgeschriebenen zehn Mnner zum Sprechen der Gebete versammeln zu knnen.

    Auerdem verfgten nur wenige Mnner ber ausreichende Kenntnisse der hebrischen Sprache und jdischen Liturgie. Auch fehlte es an Kultuspersonal. An hohen Feiertagen untersttzten Kantoren und Rabbiner aus Ungarn die DDR-Gemeinden, deren Mitglieder sehr

    Heinz Galinski (Portrait aus den 1950er Jahren)

    Foto: ullstein bild

  • assimiliert lebten, religise Vorschriften kaum beachteten und ber Kultur, Geschichte und jdische Religion wenig wussten. Die Ausbildung eigener Rabbiner war in der DDR unmglich.

    Die Gemeinden lebten isoliert und unterhielten kaum kulturelle Kontakte zur nichtjdischen Auenwelt, die der Existenz und dem Wirken der Gemeinden zudem wenig Interesse entgegenbrachte. Der Staat verstand die jdischen Gemeinden als reine Religionsgemeinschaften, die sich ausschlielich um die eigenen Angelegenheiten kmmern sollten. Die verstrkte Assimilation der Mitglieder entsprach also den staatlichen Absichten. Infolge der beralterung gehrten Bar-Mizwa-Feiern und Hochzeiten zu den seltenen Feierlichkeiten. Schabbat-Gottesdienste hielten die Gemeinden im unterschiedlichen Rhythmus ab gem der Verfgbarkeit von Kantoren, Rabbinern oder Vorbetern, vor allem freilich abhngig von der Zahl der aktiven Gemeindemitglieder. An wichtigen Feiertagen, wie zum Pessach-Fest, zu Rosch Haschana oder zum Purim- und Chanukka-Fest, gab es Gottesdienste.

    Die Israelitische Religionsgemeinschaft zu Leipzig profitierte vom Gro- und Messestadtstatus. Mit dem Zuzug polnischer Juden verfgte diese Gemeinschaft zudem ber einen Personenkreis, dem die jdische Tradition und Religion vertrauter war als den bereits assimilierten deutschen Juden. Der Leipziger Kantor Werner Sander gehrte zu den wenigen, die religise Zeremonien und Gottesdienste durchfhren konnten. Ab 1962 amtierte er als Oberkantor des Verbandes der Jdischen Gemeinden in der DDR. Neben seinen Aufgaben in der Leipziger Synagoge untersttzte er andere Gemeinden. Sander baute den Leipziger Synagogalchor auf, der traditionelle Synagogalmusik bewahrte und pflegte.

    Die jeweilige Mitgliedersituation beeinflusste Form und Intensitt religisen Lebens. Die Gemeinden nahmen auch Kinder jdischer Vter auf obwohl nach religisem Gesetz die Herkunft von der jdischen Mutter ber die Zugehrigkeit zum Judentum entscheidet. In den Gottesdiensten ertnte zuweilen Orgelmusik. Je nach Verfgbarkeit leiteten Vorbeter, Kantoren oder in den seltensten Fllen Rabbiner die Gebete. Whrend Mnner und Frauen getrennt saen, stand dem Einsatz eines gemischten Chores nichts entgegen. Einerseits hielten die Gemeinden an traditionellen Formen und Riten fest, lieen andererseits jedoch zu, dass nur drei erwachsene Juden Gottesdienste abhielten abweichend vom Gesetz, das ein Quorum von zehn jdischen Mnnern vorsah. Diese Regelung galt ebenso fr das Kaddisch-Gebet. Ab 1963 waren Feuerbestattungen und auch die Beisetzung nichtjdischer Ehegatten auf den jdischen Friedhfen erlaubt.19)

    Die kulturellen Veranstaltungen berschritten kaum den Rahmen der religisen Feste, waren ausschlielich an Gemeindemitglieder gerichtet und wurden von der nichtjdischen ffentlichkeit kaum wahrgenommen. Das Vorstandsprsidium unter Helmut Aris gab ab 1961 vierteljhrlich das Nachrichtenblatt des Verbandes der Jdischen Gemeinden in der DDR und der Jdischen Gemeinde von Gro-Berlin in einer Auflage von 1.800 Exemplaren heraus. Gratulationen zu Jahrestagen, Dienstjubilen von Funktionren, zum Republikgeburtstag und zum Jahreswechsel fllten die Seiten, politische Stellungnahmen wurden vermieden. Berichte ber das Gemeindeleben nahmen weniger Raum ein, suggerierten aber trotz abnehmender Mitgliederzahlen ein reges religises Leben bei Festen und Feiertagsgottesdiensten. Selbst dem Staatssekretariat fr Kirchenfragen schien es zu zahm, zeigte zu wenig politische Substanz. Die SED-Fhrung wnschte ein Agitations-Blatt, in dem jdische Gemeindemitglieder als sozialistische Staatsbrger auftraten und zu aktuellen politischen Fragen Stellung bezogen.20) Fr die Instrumentalisierung der jdischen

  • Religionsgemeinschaften im Propagandafeldzug gegen die Bundesrepublik war das Nachrichtenblatt kaum verwendbar.

    Die Faschismus-Keule der SED-Fhrung Die DDR-Staatsfhrung lie keine Gelegenheit aus, um dem westdeutschen Staat Neonationalsozialismus und Rechtsextremismus zu unterstellen. Gnstige Gelegenheiten boten der Eichmann-Prozess (1961) und der Auschwitz-Prozess (1963-1965). Albert Norden erkannte nach der Verlautbarung Ben Gurions, Adolf Eichmann befnde sich in israelischem Gewahrsam (1960), die Chance, den anstehenden Prozess fr eine Kampagne gegen die Bonner Regierung zu nutzen. Das Vorhaben der DDR scheiterte, in der Person Dr. Friedrich Karl Kauls als Nebenklger aufzutreten. Der Ost-Berliner Anwalt durfte lediglich als Prozessbeobachter teilnehmen.

    Eine massive Medienkampagne ber den Jerusalemer Eichmann-Prozess bis hin zu den in der Bonner Regierung sitzenden Schreibtischmrdern sollte den Nachweis erbringen, die Bundesrepublik sei keineswegs frei von brauner Altlast. Die Mauer, die 1961 Berlin teilte, rechtfertigten die DDR-Medien als antifaschistischen Schutzwall. Nach eingehender Analyse des Eichmann-Prozesses stand fest: Das Strafverfahren eigne sich bestens, um zu verdeutlichen, dass heutige Reprsentanten des Adenauer-Staates in der Nazi-Zeit weit ber Eichmann hinaus bzw. in bewusstem Zusammenwirken mit ihm an der Massenausrottung und -plnderung der jdischen Bevlkerung Europas beteiligt waren.21)

    Infolgedessen nahmen im Politbro die Vorbereitungen auf das Strafverfahren gegen Hans-Maria Globke Gestalt an. Das Politbro schreckte nicht davor zurck, im Zuge der Eichmann-Kampagne die jdischen Gemeinden anzuhalten, den amerikanischen Prsidenten J. F. Kennedy in einem Schreiben auf die zunehmende revanchistische Stimmung in Westdeutschland hinzuweisen.22) Der Zentralverband der Jdischen Gemeinden der DDR sandte ein Telegramm an das israelische Bezirksgericht Jerusalem. Darin formulierte er seine Erwartung: Dem gerechten Prozess gegen Eichmann msse unbedingt der Vollzug der Todesstrafe folgen.23)

    Adolf Eichmann, SS-Sturmbannfhrer, seit 1939 Leiter des

    Referats IV B 4 (Judenangelegenheiten,

    Rumungsangelegenheiten) im Reichssicherheitshauptamt (RSHA)

    als Angeklagter whrend seines Verfahrens vor dem Gericht in

    Jerusalem 1961Foto: ullstein bild

  • Whrend am 23. April 1961 Walter Ulbricht bei der Einweihung der Mahn- und Gedenksttte Sachsenhausen die jdischen Opfer nur am Rande erwhnte, griff er die Bundesrepublik deutlich an, unterstellte ihr wiedererstarkenden Militarismus und betonte, Westdeutschland knne selbst durch Wiedergutmachungsvertrge mit Israel die Schuld am jdischen Volk nicht abtragen oder gar lschen. Im Vorfeld der Gedenkstttenerffnung gab es Diskussionen darber, in welchem Mae und ob berhaupt der jdischen Opfer gedacht werden sollte. Das Komitee der Antifaschistischen Widerstandskmpfer kam gegen den heftigen Widerspruch Albert Nordens nicht an eine Ausstellung Israels fand er unmglich , der Holocaust fand einen allgemeinen Platz in der Gesamtausstellung.24) Anlsslich der Erffnung der Nationalen Mahn- und Gedenksttten Buchenwald (1958), Ravensbrck (1959) und Sachsenhausen (1961), wie spter zu den jhrlichen Gedenktagen, waren auslndische Delegationen zu Gast. Mit der Demonstration der antifaschistischen Widerstandskmpfer fr Frieden und gegen Militarismus sowie dem Vorzeigeobjekt Gedenksttte prsentierte das SED-Politbro die DDR als die bessere deutsche Hlfte: frei von Faschismus und Rassenhass.

    Zur Kampagne um den Eichmann-Prozess gehrten auerdem die Aktionen Vergissmeinnicht und J. Michael Wolffsohn fand in der Gauck-Behrde Dokumente, die belegen, dass die Staatssicherheit westdeutsche Rechtsextremisten fr eigene Zwecke zu gebrauchen wusste. Sie verfasste antisemitische Hetz- und Drohbriefe, die jdische Brger in Angst und Schrecken versetzten. Der Eindruck, die rechtsextremistische Szene in der Bundesrepublik sei im Aufwind begriffen, sollte auf diese Weise geschrt werden. Nationalsozialistische Symbole vor Synagogen in Hamburg, Augsburg und anderen Grostdten oder die Verteilung von Flugblttern mit judenfeindlichen Texten in Mnchen boten ausreichend Stoff fr die Entlarvung rechtsextremer Umtriebe in Westdeutschland durch ostdeutsche Pressemitteilungen.

    Das Nicht-Verhltnis zwischen der DDR und Israel Auch ber die deutsch-deutschen Querelen hinaus, beeinflusst durch die Zwnge des Kalten Krieges, suchte der ostdeutsche Staat seine Auenpolitik nach dem eigenen ideologischen Profil zu formen. Ein diplomatisches Verhltnis der DDR zum 1948 gegrndeten Staat Israel existierte nicht. Zustande gekommene Gesprche erfolgten niemals auf Regierungsebene. Von der ersten Begegnung zwischen ostdeutschen und israelischen Diplomaten am 5. Mai 1950 an galt die Wiedergutmachungsfrage als Dreh- und Angelpunkt fr zuknftige Beziehungen. Israel prferierte eine pragmatische Lsung des Problems, war hauptschlich an Warenlieferungen fr den Aufbau des Landes interessiert. Die DDR htte Handelsbeziehungen zwar begrt, nur setzten diese eine Wiedergutmachungsregelung voraus und dazu fhlte sich die DDR als antifaschistischer Staat keineswegs verpflichtet.

    Albert Norden, Mitglied des Politbros, auf einer Pressekonferenz in Ostberlin mit der aus der NS-Zeit

    stammenden Personalakte des frheren Bundesvertriebenenministers

    Hans Krger Dezember 1963 Foto: ullstein bild

  • Am 21. Mrz 1951 erhob Israel offiziell Reparationsansprche an beide deutsche Staaten. Die Westmchte reagierten positiv; bereits 1952 vereinbarten Ben Gurion und Konrad Adenauer in Luxemburg das Wiedergutmachungsabkommen zwischen Israel und der Bundesrepublik. Die UdSSR reagierte zgerlich: Zwei Wochen nach der Stalin-Note (10. Mrz 1952) verkndete sie, nach Abschluss einer Friedensvertrages mit Deutschland knnten die israelischen Ansprche geprft werden. Israel gab sich damit nicht zufrieden, erfuhr jedoch erst nach dem Luxemburger Abkommen aus dem Kreml, die israelische Regierung solle sich direkt an die DDR wenden. Fr die Ostberliner Fhrung stand indessen fest, Israel gehre zum westlichen Reparationskreis, war durch das Luxemburger Abkommen zum Finanzbttel der Bundesrepublik geworden.

    Die antisemitische Politik der Parteifhrung brachte die DDR dem arabischen Lager in Nahost nher. Als im Februar 1953 in der sowjetischen Botschaft in Tel Aviv eine Bombe detonierte, nutzte die DDR die Gelegenheit und brach alle diplomatischen Beziehungen zu Israel ab. gypten, der gewichtigste arabische Staat, unterzeichnete mit der DDR 1953 ein Handels- und Zahlungsabkommen. Bereits im Jahr darauf unterhielt die DDR eine Vertretung des Ministeriums fr Auen- und Innerdeutschen Handel in Kairo. Auf der Genfer Viermchtekonferenz 1955 blieben die Moskauer Vermittlungsversuche in Fragen der israelischen Wiedergutmachungsansprche ergebnislos. Die DDR war an Verhandlungen nicht interessiert.

    In den 1960er Jahren war die DDR-Nahostpolitik in den Zwngen der Hallstein-Doktrin gefangen. Im Werben um die arabischen Staaten gelangen der DDR nur Teilerfolge, so die Einrichtung eines Generalkonsulats im Irak 1962.25) Eine Annherung der Bundesrepublik an Israel wie etwa im Wiedergutmachungsabkommen von 1952 war der SED-Fhrungsspitze ein Albtraum, engte es doch die eigene Handlungsfreiheit weitestgehend ein. Gleichwohl, und damit folgte Ost-Berlin der wachsenden Distanz zwischen Moskau und Tel Aviv, sah Ulbricht nun mit der antiisraelischen Politik Syriens und gyptens die Aussicht wachsen, dass arabische Vorste gegen Israel die Wirkungskreise des amerikanischen Imperialismus im Nahen Osten treffen wrden.

    Walter Ulbricht im Gesprch mit dem Prsidenten der Vereinigten

    Arabischen Republik Nasser in Kairo 24.02.1965

    Foto: ullstein bild

    Um den 07.06.1967: israelische Truppen in Schtzenpanzern auf der

    Vormarschstrasse nach El Arish (Sinai)

    Foto: ullstein bild

  • Mit dem Sechs-Tage-Krieg wurde die Lage brenzlig. 1964 erfuhr die ffentlichkeit von den bundesdeutschen Waffenlieferungen an Israel. Die DDR-Medien agitierten scharf, verurteilten die Wiedergutmachung als enttarnte Militrhilfe.26) Am 10. Juni 1967 endete der Krieg mit der Niederlage der Vereinigten Arabischen Emirate, Syriens und Iraks. Wenige Tage zuvor hatte es so ausgesehen, als

    wrden sich die Gromchte UdSSR und USA in den Nahost-Konflikt einschalten. Prsident Johnson jedoch wollte keinen Krieg. Auch Breschnew erkannte die Kriegsgefahr und gewhrte dem Staat Israel Bestandsgarantie nicht aber den zionistisch

    herrschenden Kreisen Israels [].27) Die DDR geriet

    in Zugzwang, zumal den arabischen Staaten die

    verbalen ostdeutschen

    Solidarittsbekundungen nicht gengten. Sie forderten konkretere Hilfe, z.B. in Form von Waffenlieferungen. Zur diplomatischen Anerkennung des ostdeutschen Staates rangen sich die arabischen Staaten dennoch nicht durch. Eine Eskalation des Konflikts mit den USA konnten und wollten sie sich nicht leisten. Das Ausbilden von PLO-Kmpfern lehnte die DDR vorerst ab. Erst im Nachgang der Suez-Krise 1969 zog sie diese Form des Beistands in Erwgung.

    Zwischen den Sthlen Im Verlauf der Globke- und Eichmann-Manahmen 1963 entschloss sich der Zentralverband der Jdischen Gemeinden in der DDR zu einem Aufruf an die Juden in der Welt und alle Menschen guten Willens, in dem er den Gegensatz zwischen der friedliebenden DDR und der Bundesrepublik hervorhob, in der Judenmrder wieder in einflussreichen Positionen sen.

    Doch befand er sich angesichts der israelfeindlichen SED-Propaganda ab Mitte der 1960er Jahre in Bedrngnis. Die Entwicklung des jungen israelischen Staates betrachteten die ostdeutschen Juden mit Wohlwollen. Die Kursnderung der Nahost-Politik der DDR erschwerte die offene Israel-Sympathie. Ulrike Offenberg benennt die Widersprchlichkeit in den Gefhlen der Gemeindereprsentanten, die zwei Seelen in ihrer Brust28) sprten. Einerseits verhielten sie sich loyal gegenber dem DDR-Staat, andererseits vermieden sie klare politische, die Kriegspolitik Israels verurteilende Stellungnahmen. ber die Bezirksausschsse der Nationalen Front und die SED bten Parteifunktionre zunehmend Druck auf die Gemeinden aus. Das Vorstandsprsidium vereinbarte 1967, ffentlich keine Ansichten zum Nahost-Konflikt zu uern. Neutralitt wahren, hie das Gebot der Stunde. Am Ende stand ein Kompromiss: Das Staatssekretariat fr Kirchenfragen stellte sein Drngen nach Verlautbarungen der jdischen Gemeinden ein. Dafr enthielten sich diese jeder Kritik an der Nahost-Politik der DDR.

    Sechs-Tage-Krieg: gefangene gypter von Stacheldraht umgeben; ein israelischer Soldat dahinter wirft Zigaretten hinein (Sinai Juni 1967)

    Foto: ullstein bild

  • In den beiden Jahrzehnten nach der ostdeutschen Staatsgrndung kamen die jdischen Gemeinden kaum umhin, dem politischen Kurs zu folgen oder zumindest Loyalitt zu zeigen, wollten sie die Ereignisse der Verfolgungswelle 1952/1953 hallten nach ihre Existenz, die wirtschaftliche wie auch die als Religionsgemeinschaft, nicht gefhrden.

    Auerdem wirkten sich Assimilation und zunehmende beralterung der Gemeindemitglieder negativ auf die religise und kulturelle Lebendigkeit des Judentums der DDR aus. Da man in bestimmten Bereichen, etwa bei der Instandsetzung der Friedhfe und Synagogen oder der Zuzugsgenehmigung fr auslndische Rabbiner von der Untersttzung der staatlichen Behrden abhngig war, waren die Gemeindevorstnde und das Prsidium des Zentralverbandes oftmals gezwungen, in bestimmtem Mae mit den Regierungsstellen zu kooperieren. Immerhin rang sich die DDR-Regierung nach mehrjhrigem Diskussionsprozess am 8. April 1965 zur Verordnung ber Ehrenpensionen fr Kmpfer gegen den Faschismus und fr Verfolgte des Faschismus sowie deren Hinterbliebene durch und schrieb damit erneut die Trennung zwischen Opfern und Kmpfern fest. Whrend die politisch Verfolgten eine Ehrenpension in Hhe von 800 Mark monatlich bezogen, erhielten die rassisch Verfolgten 600 Mark.29)

    In Zwangslagen gerieten die Gemeinden vornehmlich dann, wenn die Staatsfhrung versuchte, sie medienwirksam zu instrumentalisieren, etwa im Nahost-Konflikt. ber Friedensbekundungen wagten sich die jdischen Reprsentanten kaum hinaus, bestanden doch enge Kontakte mit auslndischen Juden, besonders mit Israelis, die in den ostdeutschen Stdten und jdischen Gemeinden Orte der Kindheit und Heimat besuchten.

    Assimilation im Sozialismus? Die Literatur verrt wenig ber das religise und kulturelle Leben der DDR-Gemeinden in diesen beiden Jahrzehnten. Das Hauptinteresse der Forschung gilt dem Bemhen der SED, die Religionsgemeinschaften und ihren Verbandsvorstand fr die eigenen politischen Zwecke zu missbrauchen gemeint sind das Ringen des SED-Staates um auenpolitische Anerkennung in der westlichen Welt wie in Nahost und der betont antiisraelische Kurs.

    Von Ende der 1960er Jahre an existierten die jdischen Gemeinden ohne religise Fhrung. Bei religionsgesetzlichen Fragen mussten sie sich allein behelfen. Das Phnomen der beralterung in den Gemeinden wurde bereits erwhnt: Wie die Mitgliederstatistik aus dem Jahre 1976 zeigt, lebten in der jdischen Gemeinde Berlin, der grten Gemeinde, nur acht Kinder unter 14 Jahren, in Dresden und Leipzig vier. In den Gemeinden in Mecklenburg, Thringen und Karl-Marx-Stadt hingegen gab es gar keine Kinder dieses Alters. Damit entfielen der Religionsunterricht, Bar Mizwas und die Aussicht auf sptere Hochzeiten. Jhrlich veranstaltete der Verband ein Ferienlager und ermglichte Begegnungen zwischen den wenigen Kindern der Gemeinden.30) Fr die junge Generation blieb die Anbindung an die religise Welt des Judentums schwierig, nicht zuletzt deshalb, weil sie sich in die sozialistische Gesellschaft integriert fhlten.

    ber die Jahre schwanden die Kenntnisse von Torah, Tradition, jdischer Geschichte und auch der hebrischen Sprache. Traditionelle Feiertage beging man trotzdem, wenn auch im kleiner werdenden Kreis. Chanukka- und Purimfeste blieben gepflegte Feierlichkeiten, wenngleich allein das Beschaffen von koscheren Speisen und Zutaten schwierig und nur im Ausland, z.B. Ungarn, mglich war. Je weniger Mitglieder dazu gehrten, desto seltener wurden regelmige Gottesdienste abgehalten. Den Schabatt begingen die Familien mehr oder weniger traditionell im Familien- und Freundeskreis. Das Nachrichtenblatt des

  • Verbandes Jdischer Gemeinden in der DDR und der Jdischen Gemeinde von Groberlin teilte Zeitpunkte von Konzerten, Lesungen und Vortrgen mit, von Jubilen und Empfngen auslndischer Gste.

    Ab den 1950er Jahren bemhte sich das Staatsekretariat fr Kirchenfragen, SED-Genossen in den jdischen Vorstnden unterzubringen. Das vereinfachte die Kontrolle und Lenkung der Gemeindeaktivitten in der ffentlichkeit. Die Bezirksleitungen der SED unterhielten stndige Kontakte zu den einzelnen Vorstnden. Finanzielle Zuwendungen gingen, anders als fr die Kirchen, direkt ber die Parteileitungen in den Bezirken, Kreisen, Stdten und Gemeinden. Helmut Aris, von 1962 bis 1987 der Vorsitzende des Verbandes der DDR-Gemeinden, war Mitglied der SED. Er zeigte geringe Berhrungsngste im Umgang mit den Behrden.

    Mit besonderem Argwohn beobachteten die staatlichen Stellen smtliche Auslandskontakte. Besuche aus westlichen Staaten bedurften der Genehmigung von hchster Stelle. Nicht jeder Einreisewillige erhielt ein Besuchervisum. Weilten die Gste erst im Lande, bewies das MfS groes Interesse an den gefhrten Gesprchen. Es galt, den Nimbus des wahrhaft antifaschistischen Staates zu wahren; Misstne, wie etwa uerungen ber antisemitische Tendenzen im Arbeiter- und Bauernstaat, waren unerwnscht und sollten nicht nach auen dringen.

    Das Ausma erlaubter Reiseaktivitten von Gemeindefunktionren hing von deren politischer Zuverlssigkeit ab. Und der Jdische Gemeindeverband sparte nicht an staatspolitischen Treuebekenntnissen, offenbarte sich mit seinen Ergebenheitsadressen sogar als Idealtyp einer Religionsgemeinschaft.31) Im sozialistischen Teil Deutschlands htten Juden endlich Freiheit, Frieden, Geborgenheit und Heimat gefunden, so der Tenor.32)

    Die ostdeutschen Juden nahmen eine Sonderrolle ein. Ihr Verband stellte die einzige Religionsgemeinschaft im Nationalrat der Nationalen Front. Die Einbindung in den Deutschen Friedensrat und die Liga fr Vlkerfreundschaft entsprang keinem Zufall. Die Ttigkeit der Organisationen unterlag den Weisungen des Zentralkomitees der SED, denn die Partei bestand auf ihrem Fhrungsanspruch. Jede Religionsgemeinschaft, die sich auf diese Vereinnahmung einlie, war dem politisch-ideologischen Diktat unterworfen. Der Verbandsvorsitzende Helmut Aris war bereits 1965 in das Prsidium des Friedensrates aufgestiegen und ebenso in der Zentralleitung des Komitees der Antifaschistischen Widerstandskmpfer ttig.33) Die Parteifhrung erwartete von den Mitgliedern der Gremien und Organisationen Bekenntnisse zum Sozialismus. So entstand der Eindruck, zwischen den Interessengruppen der Bevlkerung und dem Staat bestnde vollkommene bereinstimmung. Gelegenheiten fr solche Loyalittsbekundungen gab es gengend.

    Trotz des antizionistischen und antiisraelischen Kurses lie die Staatsfhrung keine Gelegenheit aus, um die DDR als antifaschistischen Teil Deutschlands zu prsentieren. Dafr dienten die zahlreichen Jahrestage, allen voran der 9. November, die

    Helmut Aris, 1983.Foto: ullstein bild

  • Reichskristallnacht. Bei Gedenkfeiern, Kranzniederlegungen und dem Einweihen von Mahnsttten und -tafeln erklrten Gemeindereprsentanten dem sozialistischen und antifaschistischen Vaterland ihre Verbundenheit, betonten, als Brger jdischen Glaubens gleichberechtigt und frei in einem Land zu leben, in dem der Faschismus endgltig besiegt sei.

    Die Republikgeburtstage, die Jahrestage der Oktoberrevolution wie die Geburtstage Lenins neben denen anderer ideologischer Vorbilder ergnzten den Kanon der Redegelegenheiten. Die staatlichen Medien und das Nachrichtenblatt verbreiteten entsprechende Treuebekenntnisse.

    Schon Ende der 1960er Jahre bemhte sich die DDR um Entspannung im Verhltnis zu den jdischen Gemeinden, insbesondere deshalb, um sich selbst als Kmpfer gegen Antisemitismus und Faschismus zu prsentieren. Das erklrt, weshalb die SED-Bezirksleitungen und das Referat fr Kirchenfragen mitunter im Vergleich zu den Zuwendungen fr die christlichen Kirchen grozgig finanzielle Mittel fr die Instandsetzung und haltung von Friedhfen, Gemeinderumen und Synagogen bereitstellten. Doch erst anlsslich des 28. Jahrestages der DDR 1977 kam ein offizielles Treffen zwischen Erich Honecker, Helmut Aris und Peter Kirchner zustande, dem dann weitere Zusammenknfte folgten. Auszeichnungen, wie der Vaterlndische Verdienstorden, die Ehrenmedaille der Nationalen Front, die DDR-Friedensmedaille und die Verdienstmedaille der DDR ehrten politisch loyale Gemeindefunktionre.

    Neue Akzente? Im Werben um diplomatische wie wirtschaftliche Kontakte mit den USA kam die DDR nicht umhin, sich mit ihrem gestrten Verhltnis zu Israel und ihrer eigenen Geschichte auseinanderzusetzen. Noch whrend der beiden letzten Jahrzehnte vermieden die Schulbcher das Thema Holocaust. Obwohl das Geschichtsbild die Komintern-Definition des Faschismus keineswegs in Frage stellte, sondern diesen weiterhin ausschlielich im Zusammenhang mit monopolkapitalistischen Kreisen im Nationalsozialismus erklrte, wandelte sich der Umgang mit dem Holocaust. Der SED-Staat griff ab 1985/86 das Thema Shoa verstrkt auf und forcierte gemeinsame Aktionen mit den schrumpfenden Gemeinden. Diese fanden kurioserweise erst das Interesse der staatlichen Fhrung, als sie aufgrund schwindender Mitgliederzahlen und verstrkter Assimilation in ihrer Existenz bereits gefhrdet waren.

    Golda Meir, 1958 Foto: ullstein-bild

  • In drei Positionen blieben die Gemeindevorstnde standhaft: Erstens trotzten sie allen staatlichen Ntigungen und formulierten zu keiner Zeit eine Verurteilung Israels, obwohl das der pro-arabischen DDR-Auenpolitik hervorragend ins Konzept gepasst htte. Zweitens artikulierten jdische Gemeindereprsentanten beharrlich ihre Proteste angesichts antisemitischer Ausschreitungen und Vorflle. Die staatlichen Medien berichteten ber diese Ereignisse nicht. Kritik war unerwnscht, weil die Straftaten dem widersprachen, was die sozialistische Propaganda immerfort verkndete: Die DDR sei frei von Antisemitismus und faschistischen Tendenzen. Drittens beklagten die Vorstnde ab Mitte der 1970er Jahre den unzureichenden Kenntnisstand zum Ausma und den Folgen des Holocaust in den Schulen und bei der Bevlkerung.

    Mit dem Ende der Hallstein-Doktrin und der zunehmenden Anerkennung der DDR konnten neue Kontakte geknpft werden. 1977 erhielt der Verband der Jdischen Gemeinden der DDR den Beobachterstatus beim Jdischen Weltkongress, und erst 1989 stellte der Verband Antrag auf Vollmitgliedschaft. Diesem Antrag war ein Beschluss des SED-Zentralkomitees vorangegangen. Die Behrden erlaubten nur wenigen Gemeindefunktionren, den zahlreichen Tagungseinladungen ins westliche Ausland zu folgen. Ab Mitte der 1980er Jahre durfte ein erweiterter Personenkreis reisen, z.B. zur Teilnahme an Konferenzen der World Union of Jewish Students (WUJS) oder zur Sommeruniversitt der Heidelberger Hochschule fr Jdische Studien. Ansonsten blieben Juden Reisekontakte ins westliche Ausland ebenso verwehrt wie jedem anderen DDR-Brger.

    Innerhalb der ostdeutschen Gesellschaft entstanden neue Verbindungen, wenn auch im begrenzten Umfang. Nur wenige evangelische Pfarrer suchten das Gesprch mit den jdischen Gemeinden und fhrten Konfirmandengruppen in die Synagogen. In einzelnen groen Stdten entstanden Arbeitsgruppen fr den christlich-jdischen Dialog, die verstrkte kulturelle Aktivitten anboten, zu welchen die jdischen Gemeinden aus eigener Kraft nicht imstande gewesen wren. Die Aktion Shnezeichen wie der kumenische Jugenddienst halfen bei Arbeitseinstzen auf den jdischen Friedhfen.

    Ab 1971 trug Erich Honecker in letzter Instanz die Verantwortung fr die ostdeutsche Auenpolitik. Die Aufnahme in die UNO galt als wichtiges Etappenziel im Ringen um internationale Anerkennung. Hierbei erwies sich das Missverhltnis zu Israel als Hindernis. Premierministerin Golda Meir begrndete die Ablehnung durch das UNO-Vollmitglied Israel damit, der ostdeutsche Staat habe sich im Gegensatz zur Bundesrepublik niemals seinen Verpflichtungen gegenber dem jdischen Volk gestellt. Allerdings nderte dies nichts an der Aufnahme der DDR als Vollmitglied der UNO am 18. September 1973. Vertreter der DDR forderten weiter den vollstndigen Rckzug Israels aus den 1967 besetzten Gebieten. Auer Rumnien unterzeichneten alle sozialistischen Staaten die Antizionismus-Resolution in der UNO 1975.34)

    Otto Winzer, Minister fr auswrtige Angelegenheiten der DDR bei einer

    Rede vor den Vereinten Nationen 1973

    Foto: ullstein bild

  • Antiisraelische Stimmung Die pro-palstinensische Auenpolitik der DDR beeinflusste das Verhltnis des Staates zu den jdischen Gemeinden wesentlich und umgekehrt. Eine weitere Belastungsprobe brachte der Ausbruch des Yom-Kippur-Krieges am 6. Oktober 1973. Die DDR war ber den bevorstehenden Angriff gyptens und Syriens auf Israel informiert, hatte Syrien zudem mit Waffen beliefert. Dennoch belog sie ihre Bevlkerung. In seiner Presserklrung behauptete das Politbro, der Aggressor und Verantwortliche fr den Ausbruch des vierten Nahost-Krieges sei Israel.35) Unverdrossen verbreitete das Neue Deutschland israelfeindliche Parolen; es unterschlug Informationen ber den tatschlichen Frontverlauf und schrte die Stimmung gegen Israel.

    Im Verband der Jdischen Gemeinden sorgte die Situation fr Zwistigkeiten. Als Helmut Aris auf einer Tagung der Arbeitsgruppe Christliche Kreise des Nationalrats der Nationalen Front erklrt hatte, dass jdische Menschen in der ganzen Welt [] nie die Handlungen der Machthaber Israels, die gegen ihren Gru Schalaum Schalom handeln rechtfertigen knnten [],36) brachte das den Leipziger Gemeindevorsitzenden Eugen Gollomb auf. Nicht bereit, den Alleingang von Aris hinzunehmen, beanstandete er die einseitige Verurteilung Israels ebenso wie die Weigerung der arabischen Staaten, die Existenzberechtigung Israels anzuerkennen. Einen hnlich lautenden Passus in Gollombs Beitrag fr die Juniausgabe des Nachrichtenblattes strich das Redaktionskollegium. Unterschiedliche Meinungen rief im gleichen Jahr die erneute Forderung Israels und jdischer Organisationen nach Wiedergutmachung hervor. Staatstreu warf der Bund der Antifaschisten VVN die rhetorische Frage auf, ob die DDR den Krieg Israels im Nahen Osten finanzieren solle. Natrlich nicht! Dabei lieferte die DDR unverdrossen Waffen an die Gegner Israels, wie an Syrien 1973. Das Camp-David-Abkommen (1978) mit dem israelisch-gyptischen Separatfrieden ein bedeutender Meilenstein im Nah-Ost-Friedensprozess lehnte die DDR ab.

    Die UNO-Resolution ber Gleichsetzung von Zionismus und Rassismus (November 1975) fand in den DDR-Medien lebhafte Zustimmung. Der Verband der Jdischen Gemeinden hingegen bte Kritik an dieser Gleichsetzung von Judentum, Zionismus und Israel. Peter Kirchner rhrte an ideologischen Grundfesten, weil er wagte, die Verunglimpfung der jdischen Bourgeoisie in der Hervorhebung des jdischen mit dem von den Nationalsozialisten missbrauchten Begriff des Finanzjudentums zu vergleichen.37)

    Israelische Truppen im Yom-Kippur-Krieg 1973

    Foto: ullstein bild

    Der israelische Ministerprsident Menachem Begin (re.) und der

    gyptische Prsident Anwar el Sadat (li.) mit US-Prsident Carter bei der Unterzeichnung des Camp- David-

    Abkommens 1978Foto: ullstein bild

  • Staatssekretr Hans Seigewasser zitierte 1976 die Gemeindevorsitzenden zum Gesprch, um ihnen ffentliche Stellungnahmen im Sinne der SED abzuringen. Besonders Eugen Gollomb bestand auf der Schndlichkeit der Antizionismus-Resolution. In der Presseerklrung war unter anderem zu lesen: Wir befrworten die Verurteilung jeder Form des Rassismus und bekunden unsere uneingeschrnkte antiimperialistische Solidaritt.38) Diese Art Burgfriede hielt bis zum Libanon-Krieg 1982.

    Noch 1976 beschloss die DDR voller Siegeszuversicht, auf Handelskontakte zum begrenzten Absatzmarkt Israel nicht angewiesen zu sein. Sie verfgte ein striktes Handelsverbot. Anfang der 1980er Jahre krankte die DDR-Wirtschaft sichtlich; die Handelsdefizite erzwangen ein Umdenken. Jegliche Bemhung, die USA zu verstrkten Handelskontakten mit der Meistbegnstigungsklausel zu bewegen, scheiterte an der ostdeutschen Wiedergutmachungsverweigerung gegenber Israel. Die USA erwarteten von der Ostberliner Regierung einen fr Israel akzeptablen Lsungsvorschlag. Ohne den wrde es keine Meistbegnstigungsklausel im Handelsgeschft geben.

    Staat wirbt mit Frsorge Nachdem mit dem Libanon-Krieg 1982 abermals eine antiisraelische Propagandawelle die DDR-Medien durchzog, die das Verhltnis zwischen dem Staat und den jdischen Gemeinden belastete, kam die SED nicht umhin, dem jdischen Leben und der jdischen Geschichte grere Aufmerksamkeit zu schenken. War der DDR in den letzten Jahren nicht zuletzt durch die Vollmitgliedschaft in der UNO eine erhhte Akzeptanz im Ausland gelungen, wollte sie gerade durch eine ffentlichkeitswirksame Frsorge ihrer jdischen Gemeinden dem antifaschistischen Image Nachdruck verleihen. Die Pflege jdischer Kultur war bislang allein als Angelegenheit der Gemeinden betrachtet worden. Erst 1982 erinnerte sich das Staatssekretariat fr Kirchenfragen an das Judentum als eine aussterbende, museale Gre.39) Mitte der 1980er Jahre schien eine Annherung an Israel in greifbare Nhe zu rcken, zumal sich die UdSSR spter getragen von Gorbatschows Reformprogramm Glasnost und andere sozialistische Staaten um Gesprche mit Israel bemhten. Angesichts der deutschen Geschichte, der ostdeutschen Verweigerung, Israel Wiedergutmachung zu leisten und der proarabischen Auenpolitik waren die Ausgangspositionen allerdings alles andere als gnstig.

    US-Soldaten whrend des LibanonKrieges 1982 in Beirut

    Foto: ullstein bild

    Bundeskanzler Kohl und US-

    Prsident Reagan beim Besuch des

    Soldatenfriedhofes in Bitburg am 5. 5. 1985

    Foto: ullstein bild

  • Zunchst errterten Partei- und Verwaltungsebenen den Wiederaufbau der Neuen Synagoge in der Oranienburger Strae, in dessen Eingangsbereich eine Gedenksttte Platz finden sollte.

    Dem Staatssekretariat fr Kirchenfragen ging es um die Erhaltung des Vorhandenen, z.B. der Friedhfe, die sich jedoch besonders in Berlin in einem besorgniserregenden Zustand befanden. An einer Belebung des Gemeindelebens hingegen schien der Staat kaum interessiert. Das Jahr 1985 wartete mit berraschungen auf: Der Besuch des Bundeskanzlers Helmut Kohl auf dem Soldatenfriedhof Bitburg wuchs zum politischen Skandal, weil sich dort auch Grber von jungen SS-Mnnern befanden. Die DDR-Fhrung schloss sich den weltweiten Protesten an und erkannte die Chance, sich abermals als das bessere Deutschland zu prsentieren.

    Der 40. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus bot hierfr Gelegenheit. Im Mai fanden allerorts Gedenkveranstaltungen und Feierlichkeiten statt, in denen erstmals neben den kommunistischen Widerstandskmpfern eine andere Gruppe Verfolgter Wrdigung fand, die Juden. Im April 1985 ffnete die berarbeitete Ausstellung der Gedenksttte Buchenwald ihre Pforten. Hier erfuhren die jdischen Opfer eine grere Aufmerksamkeit. Die Reichskristallnacht jhrte sich zum 47. Mal.40) Die Staatsfhrung berlie nichts dem Zufall. Ein Kanon an Gedenkfeiern und Ansprachen sollte dem westlichen Ausland wirkungsvoll ein neues Deutschland offerieren, das seinen Juden vollkommene Anerkennung entgegenbrachte und historische Verantwortung bernahm.

    In Vorbereitung auf die 750-Jahr-Feier Berlins wurde Peter Kirchner (Berliner Gemeindevorsitzender) in das Festkomitee berufen. Er war am Entwurf des umfangreichen Veranstaltungsprogramms fr das Festjahr 1987 beteiligt. Die Grundsteinlegung fr den Wiederaufbau der Neuen Synagoge bildete den Hhepunkt der Veranstaltungen, zumal im Gebude die Stiftung Centrum Judaicum zur Erforschung und Pflege jdischer Tradition, Geschichte und Religion Platz finden sollte. Die Finanzierung galt als das Hauptproblem. Der Verband der Jdischen Gemeinden der DDR wurde zur Sponsorensuche ermchtigt, besonders Geldgeber des westlichen Auslands waren willkommen. Aus eigener Kraft konnte die DDR ein solches Projekt nicht finanzieren, grozgige Spendengelder aus der Bevlkerung waren kaum zu erwarten. Als Erich Honecker 1985 die Rekonstruktion des Friedhofes Adass-Jisroel anwies und 1986 endlich nach vehementen Protesten aus jdischen und nichtjdischen Kreisen der Baustopp der geplanten Strae ber den jdischen Friedhof Weiensee verfgt wurde, verstrkte das den Eindruck vom sich wandelnden Umgang der DDR mit den jdischen Gemeinden.

    Die Synagoge in der Oranienburger Strae in Berlin

    Foto: ullstein bild

  • Annherungsversuche In den 1980er Jahren mehrten sich die Besuche offizieller jdischer Gste in der DDR. Der weltbekannte Religionsphilosoph Schalom Ben Chorin hielt 1986 zahlreiche Vortrge, Gershom Schocken (Herausgeber der Zeitung Haaretz) traf 1987 Klaus Gysi. Vertreter der israelischen Friedenskrfte folgten der Einladung des DDR-Friedensrates. Zusammenknfte zwischen Knstlern und Schauspielern zeigten, dass die SED-Fhrung auf geistig-kulturellem Gebiet die Zgel lockerte. Als das Neue Deutschland am 24. Juni 1987 ber die Begegnung des Vorsitzenden der Jewish Claims Conference, Israel Miller, mit Erich Honecker berichtete, konnte kaum ein DDR-Brger mit der ihm unbekannten Organisation etwas anfangen. Das Angebot Honeckers, der Organisation als Entschdigung fnf Millionen Dollar zu berweisen, musste Miller trotz aller Annherung im Gesprch abweisen. Die Summe mutete geringschtzig klein an. Von all dem war in der Presse nichts zu lesen.

    Zum neuen Klima gehrte auch, dass die DDR zur Untersttzung des Gemeindelebens von September 1987 bis Mai 1988 einen amerikanischen Rabbiner beschftigte. Ausgestattet mit Dienstwagen und wohnung sowie einer Hausangestellten, die fr das MfS arbeitete,41) nahm Isaac Neumann seine Arbeit auf. Als unproblematisch erwies sich der USA-Import allerdings nicht. Nach kurzer Zeit entstanden heftige Querelen zwischen den Gemeindevorsitzenden und dem neuen geistigen Oberhaupt, der manchen zu liberal und eigenmchtig erschien. ber strmische Auseinandersetzungen zwischen Peter Kirchner und dem Rabbiner war die Staatssicherheit bestens informiert.

    Isaac Neumann widmete dem Religions- und Hebrischunterricht groe Aufmerksamkeit, untersttzte die Gemeinden in religisen Fragen und bemhte sich, die auerhalb der Gemeinden stehenden Juden einzubeziehen. Der neu entstehenden Gruppe Wir fr uns gehrten Personen mit jdischem Familienhintergrund an, die bislang aus unterschiedlichsten Grnden die Auseinandersetzung mit dem Judentum vermieden hatten. Der Gesprchskreis zur jdischen Kultur, Tradition und Geschichte verband 60 bis 100 interessierte Brger im Alter zwischen 25 und 45 Jahren.42)

    Allen guten Absichten Isaac Neumanns zum Trotz, die DDR-Gemeinden zu beleben, verschlechterten sich die Beziehungen zwischen ihm und dem Vorstand derart, dass Neumann schlielich kapitulierte. Um seinem Arbeitsgeber einen auenpolitisch peinlichen Affront zu ersparten, kndigte er erst zum Jahresende 1988. Gegenber der westlichen Presse erhob er den Vorwurf des Antisemitismus in der DDR. Postum erschien im Neuen Deutschland eine Presserklrung des neuen Verbandsvorsitzenden Siegmund Rotstein, Peter Kirchners und dessen Stellvertreters Hermann Simon. Energisch wiesen sie den Vorwurf des Antisemitismus zurck, bezeichneten die uerungen des Rabbiners als haltlose Diffamierung.43) Der Eklat geriet im Verhandlungsprozess der DDR mit den USA zum herben Rckschlag. Immerhin amtierte fortan der New Yorker Rabbiner Dr. Hermann Dicker zu den Hohen

    Schalom Ben Chorin 1987 Foto: ullstein bild

  • Feiertagen in Berlin. Von einem dauerhaften Wohnsitz in Ostdeutschland war aber keine Rede mehr.

    Erinnern, mahnen und instrumentalisieren? Mit dem Jahr 1988 stand der 50. Jahrestag der Kristallnacht bevor. Eine gro angelegte Kampagne gedachte der sechs Millionen jdischen Opfer des Nationalsozialismus mit zahllosen Veranstaltungen. Im gleichen Atemzug erfuhr die KPD als entschlossenste Kmpferin gegen Faschismus und Antisemitismus hchste Ehrung. Der Vorsitzende des Verbandes der Jdischen Gemeinden der DDR, Siegmund Rotstein, sprach nicht allein als berlebender des Holocaust, sondern erklrte, weshalb er in der DDR lebte. In der DDR htten die Juden Geborgenheit und Sicherheit und eine wahre Heimstatt gefunden. Erich Honecker unterstrich diesen Gedanken und wrdigte die Mrtyrer und Opfer der faschistischen Pogromnacht gleichberechtigt mit den antifaschistischen Kmpfern.44) Fast tglich vermeldeten die Medien Aktionen und Initiativen, die sich um das Andenken und die Pflege jdischer Kultur und Geschichte rankten. In den Tagen vom 8. zum 10. November herrschte Hochbetrieb: Zahlreiche auslndische Gste weilten an denkwrdigen Pltzen, bei Gedenkveranstaltungen, in Konzerten und bei Empfngen. Erstmals erschienen angesichts der zahlreichen westlichen Besucher die Vertreter jdischer Organisationen aus den sozialistischen Bruderlndern fast unbedeutend. Ein regelrechtes Feuerwerk an jdischen Themen berzog in Form von Filmen, Vortrgen, Ausstellungen und Fernsehsendungen die Kulturlandschaft.

    Die DDR-Justiz verhngte in den 1980er Jahren drakonische Strafen gegen jugendliche Tter, die bei Friedhofsschndungen oder gewaltttigen bergriffen mit neonationalsozialistischem Hintergrund straffllig geworden waren. 1988 wurden im Prozess gegen Jugendliche, die auf dem Jdischen Friedhof Schnhauser Allee in Berlin mehr als 200 Grabsteine beschdigten, bis zu sechseinhalb Jahren Freiheitsentzug verkndet. Mit Rcksicht auf die selbst inszenierte ffentlichkeit in diesem Jahr des 50. Jahrestags der Reichskristallnacht spielten die Medien die Tat als Ausnahmeerscheinung krimineller Jugendlicher45) herunter.

    1989: Eine Diktatur bricht zusammen Im Ringen um eine Lsung der Wiedergutmachungsfrage glaubte die DDR auf den Verhandlungspartner USA zuzugehen, als sie im April 1988 eine Summe von elf Millionen Dollar bot. Doch die Jewish Claims Conference forderte 100 Millionen Dollar. Handelserleichterungen durch die USA standen der DDR also demnchst nicht ins Haus. Die Verhandlungen waren gescheitert. Auf Vermittlung von Israel Singer, dem Generalsekretr des World Jewish Congress, erreichte den DDR-Staatssekretr Kurt Lffler eine Einladung nach Israel, der er im Januar 1989 folgte. Neben einem Abkommen ber die Zusammenarbeit zwischen der grten Gedenksttte fr die Opfer der Shoa in Israel, Yad Vashem, und den DDR-Archiven ber Studienreisen fr im Bildungsbereich ttige Israelis und ber kulturelle Kontakte, fand zudem

    Die Hall of the Names in der Gedenksttte Yad Vashem.

    Foto: ullstein bild

  • eine Begegnung auf Regierungsebene statt. Den Religionsminister Zevulun Hammer interessierte speziell die Entwicklung jdischen Lebens in der DDR; zu Fragen der bilateralen Beziehungen zeigte er sich verhalten. Dennoch wuchs die ostdeutsche Hoffnung auf Annherung. In einer Nachbereitung des Israelbesuchs verhandelte die DDR eifrig mit den arabischen Staaten. Die Kontakte zur PLO pflegte die Regierung ebenso wie die Verbindungen mit israelischen Politikern und dem Jdischen Weltkongress.

    Im Jahr 1989 erschtterte die DDR eine tiefe politische Krise. Die Ereignisse berstrzten sich. In einer auerordentlichen Verbandssitzung begrten die Prsidiums- und Beiratsmitglieder am 4. November in Dresden die politische Wandlung und kamen berein, an der antifaschistischen Grundhaltung der DDR festzuhalten. Gleichwohl kritisierten sie die mangelnden Kenntnisse der Bevlkerung ber den Holocaust. Sie verurteilten neonationalsozialistische Exzesse nebst Gewalttaten und forderten den beschleunigten Wiederaufbau der Neuen Synagoge Berlins.

    Dennoch hinkte der Verband den Ereignissen hinterher: Er hielt am Fortbestand der DDR fest und warnte vor auferstehenden faschistischen Krften46) nach dem jahrzehntelangen Anpassungsprozess an den SED-Staat offenbar unfhig, die politische Realitt nmlich das konomische wie politische Scheitern der DDR anzuerkennen. Noch am 9. Oktober 1989 versicherte der Verband seine Verbundenheit mit dem Staat. Er formulierte in einem Glckwunschschreiben an die Regierung: Am Aufbau des antifaschistischen Staates haben wir allseits mitgewirkt.47) Vier Wochen spter begrte der Verbandsvorsitzende Siegmund Rotstein in einer ADN-Meldung die eingeleiteten Wandlungen in der DDR.48) Nach antisemitischen Schmierereien vollzog das Neue Deutschland einen Kurswechsel und zitierte Rotstein am 9. November: Niemand soll heute darber erschrocken sein.49) Die DDR-Medien hatten Friedhofsschndungen und antisemitische Vorflle sorgsam verschwiegen. ber den Aggressor Israel berichteten die Pressestellen zwar einseitig und wissentlich falsch , aber mit propagandistischer Absicht und mit Erfolg; die antisemitischen Vorflle huften sich. Siegmund Rotstein verlangte konsequente Reaktionen auf derartige bergriffe und trat zugleich fr eine Normalisierung der diplomatischen Beziehungen zu Israel ein. Im November 1989 empfing der neue (und alte) Auenminister Oskar Fischer den Bevollmchtigten des Prsidenten vom Jdischen Weltkongress. Beide Seiten versicherten einander, eine Wiedervereinigung der deutschen Staaten sei undenkbar und msse mit Rcksicht auf die historischen Erfahrungen mit der NS-Diktatur verhindert werden.50)

  • Hans Modrow war vom 13. November bis zum 18. Mrz 1990 der vorletzte Regierungschef der DDR und bildete mit Vertretern des Runden Tisches am 5. Februar 1990 die Regierung der nationalen Verantwortung. Unter seiner Regie fasste der Ministerrat am 14. Dezember 1989 den Beschluss der Wiedereinsetzung der Israelitischen Gemeinde Adass Jisroel, die in frheren DDR-Jahren Entrechtung und Verbot erfahren hatte. 1990 zhlte die orthodoxe Gemeinde bereits 200 Mitglieder. Zwischen dem Verband der Jdischen Gemeinden in der DDR und der Religionsgemeinschaft Adass Jisroel herrschte ein schwieriges Verhltnis; der Bitte um Aufnahme kam der Verband nicht nach.51)

    Doch auch die Modrow-Regierung signalisierte beim Thema Wiedergutmachung wenig Entgegenkommen gegenber Israel, sie bot vielmehr Sachleistungen an. Fr einen finanziellen Ausgleich fehlte jetzt das Geld. Schlielich befand sich die DDR-Wirtschaft in einem desolaten Zustand.

    Das Verhltnis zu Israel blieb heikel. Nachdem Jitzhak Schamir im US-Fernsehen vor einer deutschen Wiedervereinigung gewarnt hatte, sandte die Modrow-Regierung deutliche wie beruhigende Signale nach Jerusalem: Die DDR bemhe sich auf der Grundlage des Selbstbestimmungsrechts der Vlker um eine friedliche Lsung im Nahen Osten. Israels renommierteste Tageszeitung Haaretz berichtete ber die von Auenminister Oskar Fischer angekndigte Bereitschaft der ostdeutschen Regierung, mit Tel Aviv Gesprche ber eine Wiedergutmachung fr die jdischen Opfer der NS-Diktatur zu fhren.

    Vorerst zeigte die DDR-Regierung keine Eile, diplomatische Beziehungen einzuleiten. Immerhin erfolgte aufgrund des geplanten Yad-Vashem-Abkommens im Dezember 1989 die bergabe von 50 000 Dokumentenkopien ber Jdische Gemeinden an die Jerusalemer Holocaust-Gedenksttte.52) Im Prozess der politischen Neuorientierung stand fr die Jdischen Gemeinden vor allem das Thema Antifaschismus im Vordergrund. Auf Regierungsinitiativen zur Normalisierung des Verhltnisses zu Israel vermochten sie hingegen kaum Einfluss zu nehmen.

    Die politische Wende erffnete die Gelegenheit, eine skulare jdische Organisation zu schaffen. Sie entwuchs der Gruppe Wir fr uns, die sich unter dem Dach der Jdischen Gemeinde Gro-Berlin zusammengefunden hatte. Im Wesentlichen nicht religis, bekundete sie dennoch groes Interesse am Judentum. Dieser Personenkreis grndete am 23. Januar 1990 den Jdischen Kulturverein. Bei den Jdischen Gemeindevorstnden fand er wenig Sympathie, zumal die SED- und PDS-Parteinhe seiner Akteure Misstrauen erzeugte und auerdem die Abwanderung der eigenen Mitglieder gefrchtet war. Der Jdische Kulturverein agierte stark politisch, wandte sich im Februar 1990 mit der Bitte an den Runden Tisch, eine bersiedlung von jdischen Brgern aus der Sowjetunion zu ermglichen.53)

    Hans Modrow 1998.Foto: ullstein bild

  • Der stellvertretende Ministerprsident Lothar de Maizire empfing das Verbandsprsidium der Jdischen Gemeinden der DDR am 15. Januar 1990 und sicherte umfassende Untersttzung zu: materielle Hilfe fr die Gemeindearbeit und die Stiftung Centrum Judaicum, bei der Einstellung eines Rabbiners und der Klrung der Rechtslage bei Grundstcken.

    Im Februar versprach die Regierung die Aufstockung des jhrlichen Verbandsetats von 830.000 Mark auf 1,3 Millionen Mark. Weiterhin sollten Brorume, Telefonanlagen und Dienstwagen zur Verfgung gestellt werden. Die Stiftung Neue Synagoge Centrum Judaicum wrde mit 50 Millionen Mark aus den PDS-Geldern Untersttzung finden. Ulrike Offenberg vermerkt, im Juni sei die Summe auf 70 Millionen Mark gestiegen. Anlsslich des jdischen Holocaust-Gedenktags Jom Haschoa am 23. April, der 1990 erstmals in einer ostdeutschen Gemeinde begangen wurde, fand die Grndung der Stiftung AMCHA54) statt. Das Stiftungskapital betrug 100.000 Mark.55)

    Stefan Meining, Angelika Timm und Ulrike Offenberg schildern ausfhrlich die auenpolitischen Aktivitten der vergehenden DDR.56) Israel forderte die Begleichung der Eindrittelschuld in Hhe von 500 Millionen Dollar. Die Bundesrepublik habe Wiedergutmachungsleistungen mit dem Luxemburger Abkommen bereits entrichtet. Drei Verhandlungsrunden in Kopenhagen blieben ergebnislos. Israel beharrte auf seinen Forderungen, und die DDR, auerstande, diese Summe aufzubringen, scheiterte mit ihrem Angebot, eine symbolische Zahlung zu leisten. Die Modrow-Regierung bot am 8. Mrz die diplomatische Anerkennung Israels an. Tel Aviv blieb unnachgiebig und entschlossen, zunchst den Ausgang der Volkskammer-Wahlen abzuwarten.57)

    Nach den ersten und letzten freien Wahlen der DDR am 18. Mrz 1990 verabschiedeten die Fraktionen der Volkskammer am 12. April eine gemeinsame Erklrung, die nicht nur fr die ostdeutschen Juden Signalwirkung trug. Sie baten das Volk in Israel um Verzeihung fr Heuchelei und Feindseligkeiten der offiziellen DDR-Politik gegenber dem Staat Israel und fr die Verfolgung und Entwrdigung jdischer Mitbrger auch nach 1945 in unserem Land.58)

    Die erste demokratisch gewhlte Regierung der DDR unter dem neuen Ministerprsidenten Lothar de Maizire signalisierte ihren Willen zur Aufnahme diplomatischer Beziehungen und zur Wiedergutmachung gegenber Israel. Mehrere Gesprche unter Vermittlung des Jdischen Weltkongresses fanden statt. Doch worber sollte Israel verhandeln? Die DDR verfgte ber keinerlei finanzielle Mittel. Sie war bankrott. Im gegenseitigen Einvernehmen wurden die Verhandlungen am 22. Juli 1990 eingestellt.59) Mit dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland war es soweit: Der sozialistische Teil Deutschlands kam seiner historischen Verpflichtung gegenber Israel nie nach.

    Heinz Galinski und Ignatz Bubis60) nahmen bereits an der Jahrestagung des Verbandes der Jdischen Gemeinden in der DDR am 1. April 1990 in Dresden teil. Die Vereinigung beider

    Lothar de Maizire 1990.Foto: ullstein bild

  • Dachorganisationen wurde im Juni vereinbart. Die Satzung des Zentralrats sah den Zusammenschluss der Ost-Gemeinden zu zwei Landesverbnden vor (Sachsen, Thringen und Mecklenburg/Vorpommern, Brandenburg, Sachsen/Anhalt), damit die Mitgliederzahl fr das notwendige Stimmrecht ausreichte. Proteste gegen die unpraktikable Lsung die geografischen Entfernungen knnten die Gemeindebetreuung erschweren verhallten. Am 15. September 1990 beschloss der Verband der Jdischen Gemeinden in der DDR seine Auflsung und die Neugliederung in zwei Landesverbnde. Der Zentralrat der Juden in Deutschland stimmte dem Aufnahmeantrag des Verbandes ohne Umstnde zu. Die 400 Mitglieder der Jdischen Gemeinden in der DDR verschwanden lautlos unter den 30 000 Gemeindemitgliedern61) des Zentralrats.

    Dorit Seichter unterrichtet am Kthe-Kollwitz-Gymnasium in Zwickau Geschichte und Gemeinschaftskunde und ist Fachleiterin fr Gesellschaftswissenschaften. Sie ist zudem als Autorin ttig.

    Funoten 1 Vgl. Angelika Timm, Ein ambivalentes Verhltnis. Juden in der DDR und der Staat Israel, in: Moshe Zuckermann (Hg.), Zwischen Politik und Kultur. Juden in der DDR, Gttingen 2002, S. 18.

    2 Vgl. Stiftung Jdisches Museum Berlin (Hg.), Geschichten einer Ausstellung. Zwei Jahrtausende deutsch-jdische Geschichte, Berlin 2001, S. 150.

    3 Vgl. ebd.

    4 Faschismus-Definition von Georgi Dimitroff, zitiert nach: Wrterbuch der Geschichte, Berlin 1984, S. 290.

    5 Vgl. Angelika Timm, Hammer, Zirkel und Davidstern. Das gestrte Verhltnis der DDR zu Zionismus und Staat Israel, Bonn 1997, S. 70.

    6 Vgl. ebd., S. 72.

    7 Am 14. Juni 1945 nahm der Hauptausschuss Opfer des Faschismus, dessen Vorsitz Ottomar Geschke (KPD) trug, seine Arbeit auf. Die Hauptttigkeit lag bei der sozialen Betreuung der anerkannten Opfer des Faschismus, d.h. in der Soforthilfe fr heimkehrende oder durchziehende ehemalige politische Hftlinge.

  • 8 Vgl. Olaf Groehler, Antifaschismus und jdische Problematik. Verhngnisvolle Vorurteile gegen alles Jdische, in: Olaf Groehler/Mario Keler, Die SED-Politik, der Antifaschismus und die Juden in der SBZ und der frhen DDR, Berlin 1995, S. 8.

    9 Ebd., Stefan Meining, Kommunistische Judenpolitik. Die DDR und Israel, Hamburg 2002, S. 96.

    10 Vgl. ebd.

    11 Ebd., S. 138.

    12 Ebd., S. 139.

    13 Mario Keler, Die SED und die Juden. Zwischen Repression und Toleranz. Politische Entwicklungen bis 1967, Berlin 1995, S. 144.

    14 Vgl. Ulrike Offenberg, Seid vorsichtig gegen die Machthaber. Die jdischen Gemeinden in der SBZ und der DDR 1945-1990, Berlin 1998, S. 81.

    15 Ebd.

    16 Vgl. Kepler (wie Anm. 13), S. 91.

    17 Lothar Mertens, Davidstern unter Hammer und Zirkel. Die Jdischen Gemeinden in der SBZ/DDR und ihre Behandlung durch Partei und Staat 1945-1990, Hildesheim 1997, S. 58 f.

    18 Vgl. Meining (wie Anm. 9), S. 170.

    19 Vgl. Offenberg (wie Anm. 14), S. 116-121.

    20 Vgl. ebd., S. 125 f.

    21 Timm (wie Anm. 5), S. 271.

    22 Vgl. Meining (wie Anm. 9), S. 271.

    23 Vgl. Timm (wie Anm. 5), S. 157.

    24 Vgl. Meining (wie Anm. 9), S. 271 f.

    25 Vgl. ebd., S. 283.

    26 Vgl. Mertens (wie Anm. 17), S. 327.

    27 Meining (wie Anm. 9), S. 295.

    28 Offenberg (wie Anm. 14), S. 201.

    29 Vgl. Olaf Groehler, Holocaust und nationalsozialistische Judenverfolgung im Geschichtsbild der DDR, in: Groehler/Keler (wie Anm. 8), S. 24.

  • 30 Vgl. Offenberg (wie Anm. 14), S. 119.

    31 Ebd., S. 164.

    32 Vgl. Mertens (wie Anm. 17), S. 334.

    33 Vgl. ebd., S. 166.

    34 Vgl. Stefan Meining: Die DDR und Israel. Bilanz eines Nichtverhltnisses (1950-1990), in: Lothar Mertens (Hg.): Deutschland und Israel. Ausgewhlte Aspekte eines schwierigen Verhltnisses, Berlin 2006, S. 113 f.

    35 Vgl. Meining (wie Anm. 9), S. 325 f.

    36 Vgl. Offenberg (wie Anm. 14), S. 204.

    37 Vgl.Timm (wie Anm. 5), S. 261.

    38 Zitiert nach: Timm (wie Anm. 5), S. 261.

    39 Vgl. Offenberg (wie Anm. 14), S. 208.

    40 Der Bruch der runden Jahrestage war der folgenden Tatsache geschuldet: Die DDR rumte 1983 den Luther-Feierlichkeiten oberste Prioritt ein.

    41 Vgl. Offenberg (wie Anm. 14), S. 216.

    42 Vgl. ebd., S. 217.

    43 Ebd., S. 221.

    44 Zitiert nach: Karin Hartewig: Zurckgekehrt. Die Geschichte der jdischen Kommunisten in der DDR, Kln 2000, S. 554 f.

    45 Vgl. Offenberg (wie Anm. 14), S. 195.

    46 Vgl. ebd., S. 258 f.

    47 Verband zitiert nach: Meining (wie Anm. 9), S. 503.

    48 Rotstein zitiert nach: ebd.

    49 Rotstein zitiert nach: ebd.

    50 Vgl. ebd.

    51 Vgl. ebd., S. 263.

    52 Vgl. ebd., S. 505.

    53 Vgl. Offenberg (wie Anm. 14), S. 265-266.

  • 54 AMCHA bedeutet Dein Volk und ist eine 1978 in Jerusalem gegrndete Organisation zur Untersttzung von Holocaust-berlebenden und ihrer Kinder. AMCHA unterhlt Zentren in Jerusalem, Ramat Gan, Haifa, Beersheba und im Ausland in Belgien, Holland, Kanada, England, sterreich und seit 1988 auch in West-Deutschland.

    55 Vgl. Offenberg (wie Anm. 14), S. 261.

    56 Vgl. Meining (wie Anm. 9), u. a. S. 283312, S. 351364; Timm (wie Anm. 5), S. 333339; Offenberg (wie Anm. 14), u. a. S. 226-233.

    57 Vgl. Meining (wie Anm. 9), S. 514.

    58 Volkskammer zitiert nach: Offenberg (wie Anm. 14), S. 261.

    59 Vgl. Michael Wolffsohn: Die Deutschland-Akte. Tatsachen und Legenden, Mnchen 1995, S. 220.

    60 Heinz Galinski war von 1988 bis 1992 Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland. Ignaz Bubis amtierte in dieser Funktion von 1992 bis 1999. Er amtierte 1990 als zweiter Vorsitzender.

    61 Vgl. Offenberg (wie Anm. 14), S. 271 f.