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jährlich erkranken in Deutschland mehr als 60 000 Menschen an Darmkrebs, Männer sind häufiger be- troffen als Frauen. Darmkrebs ist eine schleichende Erkrankung, aber bei frühzeitiger Entdeckung meist heilbar. Deshalb ist am 1. Juli 2019 der Startschuss für ein neues Früherkennungsprogramm gefallen: Alle gesetzlich krankenversicherten Männer und Frauen ab 50 Jahren werden von ihren Krankenkassen schriftlich zur Darmkrebsfrüherkennung eingeladen. Bestandteile der Früherkennung sind ein Beratungs- gespräch, regelmäßige Kontrollen des Stuhls auf ver- borgenes Blut sowie die Vorsorge-Darmspiegelung, auf die Männer jetzt schon ab 50 Jahren ein Anrecht haben. Weitere Einzelheiten dazu finden Sie auf der letzten Seite dieser Ausgabe. Nutzen Sie die Chance zur Früherkennung und er- zählen Sie Ihren Bekannten und Freunden davon. Denn auch die größten Fortschritte in der Medizin können sich nur dann auswirken, wenn sie tatsäch- lich genutzt werden. Ihr Team vom Praxisnetzwerk Hämatologie / internistische Onkologie Praxisnetzwerk Hämatologie/intern. Onkologie Dr. Helmut Forstbauer · Priv. Doz. Dr. Carsten Ziske Dr. Ruth Reihs · Dr. Ernst Rodermann · Andreas Diel Dr. Anke Herfort · Dr. Maryam Aleahmad Dr. Gabriele Röpke · Laura Edler Schloßstr. 18 (am St. Josef-Hospital) · 53840 Troisdorf Tel. 02241 / 397 566 0 · Fax 02241 / 80 18 72 Sprechstunden: Mo - Fr 8 - 12 und Mo - Do 15 - 17 Uhr Steinerstr. 39 (am St. Josef-Hospital) 53225 Bonn-Beuel Tel. 0228 / 40 78 71 · Fax 02241 / 80 18 72 Sprechstunden: Mo - Fr 8 - 12 und Mo - Do 15 - 17 Uhr Schülgenstr. 15a · 53604 Bad Honnef (PraxisCUBUS am CURA-Krankenhaus) Tel. 02224 / 772 11 75 · Fax 02241 / 80 18 72 Sprechstunden: Mo, Di, Do, Fr 8 - 12 und Di, Do 15 - 17 Uhr E-Mail: [email protected] www.onkologie-rheinsieg.de Liebe Patientin, lieber Patient, Juli 2019 Nur für unsere Patienten, nicht zur Weitergabe bestimmt. Praxis Journal Stichwort SAPV – Spezialisierte ambu- lante Palliativversorgung Nachgefragt Was bedeutet eigentlich Supportivtherapie? Überblick Blutkrebs – Wie er entsteht und behandelt wird Ernährung Genießen so oft es geht Ratgeber Worauf Sie achten sollten, wenn Sie verreisen möchten Kurz berichtet Vorsorge-Darmspiegelung für Männer bereits ab 50 Jahren Wellness mit Vorsicht genießen Zwei Stunden pro Woche in freier Natur verbessern Ge- sundheit und Wohlbefinden 2 Impressum © 30 | 7 | 2019, LUKON GmbH ISSN 1436-0942 Lukon Verlagsgesellschaft mbH Postfach 600516, 81205 München Redaktion: Tina Schreck, Ludger Wahlers (verantwortlich) Anzeigen: Lisa Westermann, Anschrift wie Verlag Grafik-Design, Illustration: Charlotte Schmitz Druck: flyeralarm Würzburg 4 3 7 6 8 In ihrem neuen Buch „Tage wie Hunde“ setzt sich die Schweizer Schriftstellerin Ruth Schweikert auf ungewöhnliche Weise mit ihrer Krebserkrankung auseinander. Der Text ist kein Protokoll einer/ihrer Krankheit; neben der Lebensgeschichte ihres Vaters erzählt die Autorin auch von den Krankheitserfah- rungen anderer Kolleg*innen. In diesem Text-Gewe- be findet alles seinen Platz: Die wechselnden Gefüh- le, die mit der Erkrankung einhergehen, die Arbeit als Dozentin im Jungen Literaturlabor Zürich ebenso wie die Reisen in unterschiedlichste Winkel Europas. Auf beeindruckende Weise vermittelt Schweikert, dass Krebs (in ihrem Fall ein tripelnegatives Mam- makarzinom) zwar eine furchteinflößende Krank- heit, aber kein Todesurteil ist. So unterschiedlich wie die Diagnosen, so verschieden sind die Bewälti- gungsstrategien der Betroffenen. „Ich kämpfe nicht, ich lebe, hat damals Lilo gesagt, meine krebs- kranke Nachbarin“, und so macht es wohl auch eine neue Bekannte: „Margrit ist statio- när in der Frauenklinik, verstehe ich, und ausgerech- net heute, wo es Wiener Schnitzel und Pommes gibt, muss sie diese Chemo machen; so schnell wie mög- lich will sie deshalb auf die Station zurück.“ Die Auseinandersetzung mit Tod und Krankheit bedeutet für die Autorin nicht, ihr Leben nur noch darauf zu reduzieren; vielmehr erleichtert ihr der offene Umgang, den Alltag in all seiner Buntheit wahrzunehmen. Tage wie Hunde Ruth Schweikert Ruth Schweikert, Tage wie Hunde S. Fischer Verlag, 2019, 200 Seiten Print-Ausgabe 20,00 , E-Book 16,99

Juli 2019 Praxis Journal - Onkologie Rhein-Sieg · therapie zu mildern. Aber die Supportivtherapie ist nicht gleichzusetzen mit der Komplementär-therapie? Nein, überhaupt nicht

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Page 1: Juli 2019 Praxis Journal - Onkologie Rhein-Sieg · therapie zu mildern. Aber die Supportivtherapie ist nicht gleichzusetzen mit der Komplementär-therapie? Nein, überhaupt nicht

jährlich erkranken in Deutschland mehr als 60000Menschen an Darmkrebs, Männer sind häufiger be-troffen als Frauen. Darmkrebs ist eine schleichendeErkrankung, aber bei frühzeitiger Entdeckung meistheilbar. Deshalb ist am 1. Juli 2019 der Startschuss fürein neues Früherkennungsprogramm gefallen: Allegesetzlich krankenversicherten Männer und Frauenab 50 Jahren werden von ihren Krankenkassenschriftlich zur Darmkrebsfrüherkennung eingeladen.Bestandteile der Früherkennung sind ein Beratungs-gespräch, regelmäßige Kontrollen des Stuhls auf ver-borgenes Blut sowie die Vorsorge-Darmspiegelung,

auf die Männer jetzt schon ab 50 Jahren ein Anrechthaben. Weitere Einzelheiten dazu finden Sie auf derletzten Seite dieser Ausgabe.

Nutzen Sie die Chance zur Früherkennung und er-zählen Sie Ihren Bekannten und Freunden davon.Denn auch die größten Fortschritte in der Medizinkönnen sich nur dann auswirken, wenn sie tatsäch-lich genutzt werden.

Ihr Team vom PraxisnetzwerkHämatologie / internistische Onkologie

Praxisnetzwerk Hämatologie/intern. OnkologieDr. Helmut Forstbauer · Priv. Doz. Dr. Carsten Ziske Dr. Ruth Reihs · Dr. Ernst Rodermann · Andreas DielDr. Anke Herfort · Dr. Maryam Aleahmad Dr. Gabriele Röpke · Laura Edler Schloßstr. 18 (am St. Josef-Hospital) · 53840 TroisdorfTel. 02241 / 397 566 0 · Fax 02241 / 80 18 72Sprechstunden: Mo - Fr 8 - 12 und Mo - Do 15 - 17 Uhr Steinerstr. 39 (am St. Josef-Hospital)53225 Bonn-BeuelTel. 0228 / 40 78 71 · Fax 02241 / 80 18 72Sprechstunden: Mo - Fr 8 - 12 und Mo - Do 15 - 17 UhrSchülgenstr. 15a · 53604 Bad Honnef(PraxisCUBUS am CURA-Krankenhaus) Tel. 02224 / 772 11 75 · Fax 02241 / 80 18 72Sprechstunden: Mo, Di, Do, Fr 8 - 12 und Di, Do 15 - 17 UhrE-Mail: [email protected] Patientin,

lieber Patient,

J u l i 2 0 1 9

Nur für unsere Patienten, nicht zur Weitergabe bestimmt.

PraxisJournal

StichwortSAPV – Spezialisierte ambu-lante Palliativversorgung

NachgefragtWas bedeutet eigentlich Supportivtherapie?

ÜberblickBlutkrebs – Wie er entsteht und behandelt wird

ErnährungGenießen so oft es geht

RatgeberWorauf Sie achten sollten,wenn Sie verreisen möchten

Kurz berichtet Vorsorge-Darmspiegelung fürMänner bereits ab 50 Jahren

Wellness mit Vorsicht genießen

Zwei Stunden pro Woche infreier Natur verbessern Ge-sundheit und Wohlbefinden

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Impressum© 30 | 7 | 2019, LUKON GmbHISSN 1436-0942Lukon Verlagsgesellschaft mbH Postfach 600516, 81205 MünchenRedaktion: Tina Schreck, Ludger Wahlers (verantwortlich)Anzeigen: Lisa Westermann, Anschrift wie VerlagGrafik-Design, Illustration: Charlotte SchmitzDruck: flyeralarm Würzburg

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In ihrem neuen Buch „Tage wie Hunde“ setzt sichdie Schweizer Schriftstellerin Ruth Schweikert aufungewöhnliche Weise mit ihrer Krebserkrankungauseinander. Der Text ist kein Protokoll einer/ihrerKrankheit; neben der Lebensgeschichte ihres Vaterserzählt die Autorin auch von den Krankheitserfah-rungen anderer Kolleg*innen. In diesem Text-Gewe-be findet alles seinen Platz: Die wechselnden Gefüh-le, die mit der Erkrankung einhergehen, die Arbeitals Dozentin im Jungen Literaturlabor Zürich ebensowie die Reisen in unterschiedlichste Winkel Europas. Auf beeindruckende Weise vermittelt Schweikert,dass Krebs (in ihrem Fall ein tripelnegatives Mam-makarzinom) zwar eine furchteinflößende Krank-heit, aber kein Todesurteil ist. So unterschiedlich wiedie Diagnosen, so verschieden sind die Bewälti-gungsstrategien der Betroffenen.

„Ich kämpfe nicht, ich lebe, hatdamals Lilo gesagt, meine krebs-kranke Nachbarin“, und somacht es wohl auch eine neueBekannte: „Margrit ist statio-när in der Frauenklinik, verstehe ich, und ausgerech-net heute, wo es Wiener Schnitzel und Pommes gibt,muss sie diese Chemo machen; so schnell wie mög-lich will sie deshalb auf die Station zurück.“

Die Auseinandersetzung mit Tod und Krankheit bedeutet für die Autorin nicht, ihr Leben nur nochdarauf zu reduzieren; vielmehr erleichtert ihr der offene Umgang, den Alltag in all seiner Buntheitwahrzunehmen.

Tage wie HundeR u t h S c h w e i k e r t

Ruth Schweikert, Tage wie HundeS. Fischer Verlag, 2019, 200 Seiten Print-Ausgabe 20,00 €, E-Book 16,99 €

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Palliativmedizin: In dem Wort steckt das la-teinische pallium für Mantel. Eine schützendeHülle für den schwerkranken Patienten wol-len entsprechend ausgebildete Mediziner undsogenannte Palliative-Care-Schwestern ihrenPatienten bieten. Dabei geht es immer umden ganzen Menschen und auch um seine di-rekte Umgebung. Ein erklärtes Ziel der Pal-liativmedizin ist es, Patientenleid zu lindernund die Belastung von oftmals verängstigten,verzweifelten oder überforderten Angehöri-gen zu verringern.

SAPV-Strukturen bundesweit verfügbarDer Gesetzgeber hat aus diesem Grund be-reits im Jahr 2008 die Voraussetzungen fürdie Verordnung von Leistungen nach der sogenannten Spezialisierten AmbulantenPalliativversorgung (SAPV) geschaffen. Nacheiner eher schleppenden Anlaufphase sinddie SAPV-Strukturen mittlerweile bundes-weit flächendeckend aufgebaut (siehe Kas-ten). Die Krankenversicherungen überneh-men die Finanzierung der SAPV-Dienste.

Die SAPV ist kein „besserer Pflegedienst“,sondern übernimmt gegebenenfalls die Ko-

ordination ärztlicher und pflegerischer Maß-nahmen zuhause. Die Pflege als solche bleibtauch weiterhin die Aufgabe des Pflegediens-tes und der Hausarzt macht nach wie vorseine Routine-Hausbesuche. Aber: das Teamder SAPV ist für die Angehörigen rund umdie Uhr erreichbar und kümmert sich auchin Krisensituationen um schnelle Hilfe.

Verordnung durch den HausarztMitglied im SAPV-Team sind unter anderemspeziell ausgebildete Palliativmediziner, dieauch am Wochenende und an FeiertagenHausbesuche machen oder Medikamenteverordnen können. Auf diese Weise lassensich Krankenhauseinweisungen oft vermei-den. Ebenfalls im Team sind meist auch Seel-sorger der großen Weltreligionen, denn diespirituelle Begleitung ist ebenfalls ein wich-tiger Bestandteil der Palliativmedizin. Dabeigeht es keinesfalls um irgendeine Form derMissionierung, sondern um das Angebot,sich auszutauschen über Gedanken, die fürdie letzte Lebensphase typisch sind.

Die SAPV bildet einen wichtigen Baustein in der gesamten Palliativversorgung einer Region. Über ihren Einsatz entscheidet letzt-lich der Hausarzt, der den Patienten begleitet.Er verordnet den Einsatz und sorgt so für die Finanzierung durch die Krankenversicherungdes Patienten.

Empathie für Patienten entscheidendPalliativversorgung bedeutet Leiden zu lin-dern. Der Satz „Wir können nichts mehr fürSie tun“ sollte eigentlich keinem Arzt überdie Lippen kommen, schon gar nicht einemPalliativmediziner, ganz einfach, weil er nichtzutrifft. Psychosoziale, spirituelle und medi-zinische Versorgung ermöglichen tatsächlichein menschenwürdiges Leben bis zumSchluss. Dazu braucht man Kompetenz undEmpathie für die betroffenen Patienten. ‹‹

Spezialisierte ambulante Palliativversorgung

Seit mehr als zehn Jahren existiert in Deutschland die spezialisierte ambu-lante Palliativversorgung, die unheilbar erkrankte Patienten mit hohem

Betreuungsbedarf zuhause in Anspruch nehmen können. Das Hauptziel bestehtdarin, Patienten ein menschenwürdiges Leben bis zum Tod in der vertrautenUmgebung zu ermöglichen.

Wo finde ich das nächsteSAPV-Team?Bereits 2008 hat der Gesetzgeber den An-spruch jedes Krankenversicherten auf dieSAPV in § 37b des Sozialgesetzbuches V (SGBV) formuliert. Über die Versorgungsmöglich-keiten in unserer Region können Sie sich auchim Internet informieren: www.palliativ-por-tal.de unter Adressen/Adress-Suche. Das Por-tal bietet darüber hinaus ständig aktualisier-te Informationen auch zu grundsätzlichenFragen der Palliativmedizin.

Stichwort2 | 3

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Das heißt, die Menge der für den Sauerstoff-transport wichtigen roten Blutkörperchen imBlut ist unter eine Mindestgrenze abgesun-ken. Bestimmte Substanzen verstärken dieAnämie, und weil der Organismus nichtmehr ausreichend mit Sauerstoff versorgtwird, kommt es zu Abgeschlagenheit undMüdigkeit. Unbehandelt kann eine Anämielebensbedrohlich werden. Als unterstützendeMaßnahmen kommen sowohl bestimmteMedikamente zur Förderung der Blutbildungwie auch Bluttransfusionen in Frage. Verhin-dert hingegen ein Eisenmangel die Bindungvon Sauerstoff in den roten Blutkörperchen,sind manchmal Eiseninfusionen notwendig,wenn das Eisen aus Tabletten nicht ausrei-chend aufgenommen wird.

Kann eine Krebstherapie auch die Bil-dung von weißen Blutkörperchen beein-trächtigen?Dies ist eine bekannte Nebenwirkung, beson-ders wenn bestimmte Therapeutika in kur-zem zeitlichem Abstand gegeben werden. Inder Folge wird die Immunabwehr des Patien-ten geschwächt und es kann zu Infektionenkommen. Das ist der Grund, warum manwährend der Chemotherapie Infektionsrisi-ken – Besuch öffentlicher Veranstaltungen,öffentlicher Nahverkehr etc. – meiden sollte.In manchen Fällen ist die medikamentöseAnkurbelung der Blutkörperchen-Produk -tion notwendig.

Was tun Sie, wenn für ein bestimmtesSymptom kein Medikament zur Verfü-gung steht?

Nicht nur die Krebserkrankung selbst, son-dern auch ihre Behandlung mit aggressivenTherapien kann schwerwiegende Folgenhaben. Vom Durchfall über Hautrötungenbis hin zu bleibenden Herzschäden reichtdas Spektrum. Neben der eigentlichen Be-handlung der Krankheit kümmern wir unsim Rahmen der Supportivtherapie deshalbzusätzlich um unterstützende Maßnah-men, mit denen sich belastende Symptomeder Therapie verhindern oder mildern las-sen. Die wichtigsten Fragen und Antwortenzu diesem Thema haben wir hier zusam-mengestellt.

Wie können Sie mich als Patienten mitder Supportivtherapie unterstützen?Das hängt von Ihren konkreten Beschwerdenab. Alle Therapiemaßnahmen haben das Ziel,die Erkrankung möglichst wirksam – deshalbmanchmal auch sehr aggressiv – zu bekämp-fen. Ein Beispiel: Wenn eine Tumortherapiebekanntermaßen sehr schnell zu Übelkeitund Erbrechen führt, behandeln wir Sie pa-rallel oder oft auch vorbeugend mit einem ge-eigneten Arzneimittel. Dafür stehen unsheute verschiedene Medikamente zur Verfü-gung, mit denen wir solche Beschwerden inden Griff bekommen.

Wie sieht es bei anderen unerwünschtenNebenwirkungen aus? Lassen die sichauch so effektiv behandeln?Ja. Krebspatienten leiden manchmal untereiner sogenannten Anämie, einer Blutarmut.

bedeutet eigentlich

Supportiv-therapieW

as ?Wir versuchen immer, es erst gar nicht zurAusbildung von Symptomen kommen zu las-sen. Vorbeugend können wir schon eineMenge tun, auch bei solchen Beschwerden,die, wenn einmal aufgetreten, nur schwer be-handelbar sind. Ein Beispiel dafür ist diechronische Entzündung der Schleimhäute.Bereits vor der Behandlung mit einschlägigenMedikamenten empfehlen wir deshalb einesorgfältige Mundhygiene mit mehrmals täg-lichen Mundspülungen. Scharfe Gewürzeund schleimhautreizende Speisen sind in die-ser Zeit tabu. Wenn die Mundschleimhäutetrotzdem entzündet sind, kann man mit Kamillentee spülen. Bei Entzündung vonSchleimhäuten im Genitalbereich hat sichauch die mehrmals tägliche Pflege mit kaltgepresstem Olivenöl bewährt.

Das hört sich ja stark nach alternativerMedizin an.Ich würde eher von komplementären, also er-gänzenden Verfahren reden, die in der Tatauch unterstützend wirken können. Yoga,Meditation und eine Anpassung des Lebens-stils können in hohem Maße supportiv, alsounterstützend wirken und so dazu beitragen,die unerwünschten Wirkungen einer Tumor-therapie zu mildern.

Aber die Supportivtherapie ist nichtgleichzusetzen mit der Komplementär-therapie?Nein, überhaupt nicht. Die Supportivtherapiebedient sich auch komplementärmedizini-scher Verfahren, allerdings nur, wenn ihreWirkung nachgewiesen ist. ‹‹

PraxisJournalNachgefragt

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Unter Blutkrebs verstehen Medizi-ner alle bösartigen Erkrankungendes sogenannten blutbildenden

Systems im Knochenmark. Dort entwickelnsich aus pluripotenten, also alles könnendenStammzellen über viele Zwischenstadien (so-genannte Vorläuferzellen) die Zellen unseresBlutes, sprich rote Blutkörperchen, weißeBlutkörperchen und Blutplättchen (Abb. 1).Von Leukämien spricht man, wenn sich un-reife und geschädigte Vorläuferzellen derweißen Blutkörperchen unkontrolliert ver-mehren und gesunde Blutzellen beziehungs-weise Blutplättchen verdrängen. Auch be-stimmte Arten von Lymphknotenkrebs(Lymphome) und das Multiple Myelom wer-den unter dem Begriff Blutkrebs zusammen-gefasst.

Sogenannte akute Leukämien machen sichdurch heftige Symptome bemerkbar undführen unbehandelt schnell zum Tod. Chro-nische Leukämien dagegen sind durch einenlangsamen Verlauf gekennzeichnet. Betroffe-ne Patienten spüren anfangs kaum eine Be-einträchtigung und klagen erst in späterenStadien über Beschwerden. Akute und chro-nische Leukämien werden zusätzlich nochnach der Art der entarteten Vorläuferzellenunterschieden: sie können myeloischen oderlymphatischen Ursprungs sein (Abb. 1). Manunterscheidet also akute myeloische, akutelymphatische sowie chronisch myeloischeund chronisch lymphatische Leukämien, ab-

gekürzt: AML, ALL, CML und CLL. Für allediese Leukämien sind weitere Unterformenbeschrieben.

Krebs ist das Ergebnis krankhafterErbgutveränderung

Im Vergleich zu den bekannten Organtumo-ren wie Brustkrebs, Darmkrebs oder Lun-genkrebs kommt Blutkrebs eher selten vor

(Abb. 2). Blutkrebserkrankungen treten mitzunehmendem Alter häufiger auf. Das habensie mit soliden Tumorerkrankungen gemein-sam. Eine wichtige Ausnahme ist die akutelymphatische Leukämie (ALL), an der auchviele Kinder erkranken.

Hinter jedem Krebs steckt eine krankma-chende Veränderung im Erbgut, das ist beiBlutkrebs nicht anders als bei soliden Tumo-

Blutkrebs

Abbildung 1: Unsere Blutzellen entwickeln sich über eine Reihe von Zwischenstufen aus alles könnenden(pluripotenten) Stammzellen im Knochenmark. Zellen aller Zwischenstufen der Blutzellbildung können zuKrebszellen werden. Lymphatische Leukämien entstehen aus Zellen der lymphatischen Reihe, myeloischeLeukämien aus Zellen der myeloischen Reihe.

Bösartige Erkrankungen des Blutes sind sehr viel seltener alsdie sogenannten soliden Tumore wie Brustkrebs, Darmkrebsoder Lungenkrebs. Sie kommen in sehr unterschiedlichenFormen vor und sind Dank der Erfolge der modernen Arznei-mittelentwicklung in den meisten Fällen gut behandelbar.

StammzelleLymphatischeVorläuferzelle

B-Zellen T-Zellen NatürlicheKillerzellen

MyeloischeVorläuferzelle

Thrombozyten Erythrozyten Monozyten

Knoc

henm

ark

Leukozyten

Eosinophile Granulozyten

Basophile Granulozyten

Neutrophile Granulozyten

Überbl ick4|5

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ren. Mediziner sprechen in diesem Zusam-menhang manchmal von entarteten Zellen.Diese Erbgutveränderung kann das Resultatäußerer Einflüsse sein. Strahlung, Chemika-lien wie Benzol, das früher beispielsweise alsLösungsmittel zum Einsatz kam, und Ziga-rettenrauch schädigen das Erbgut so stark,dass die körpereigenen Reparaturmechanis-men überfordert sind. Die Folge: Kranke Zel-len vermehren sich unkontrolliert und drän-gen gesunde Zellen zurück, Krebs entsteht.

Wirkungen und Nebenwirkungender Chemotherapie

Zum Auftreten einer Blutkrebserkrankungkönnen auch bei früheren Krebserkrankun-gen eingesetzte Chemotherapien beitragen.Denn diese Medikamente können auch dieVorläuferzellen des blutbildenden Systemsschädigen. Nach einer Reihe von Jahren sinddie Schäden so groß, dass eine Leukämie ent-steht. Früher sind Krebspatienten in allerRegel an ihrer Ersterkrankung gestorben,bevor es zu solchen Chemotherapie-beding-ten Zweiterkrankungen gekommen ist. Dankder Erfolge der Krebstherapie haben sich dieÜberlebenszeiten aber so stark verlängert, dassLeukämien als späte Nebenwirkung einerChemotherapie immer häufiger vorkommen.Vor dem Einsatz einer Chemotherapie stehtdeshalb in jedem Einzelfall die sorgfältige Ab-wägung von Nutzen und Risiko.

Chemotherapeutika sind trotzdem auch inder Bekämpfung von Blutkrebs nach wie vorunverzichtbar. In aller Regel werden Medika-mente mit unterschiedlichen Angriffspunk-ten miteinander kombiniert. Ein Teil der Pa-tienten kann damit geheilt werden, bei vielenanderen wird aus dem ursprünglich lebens-bedrohlichen Blutkrebs eine chronische Er-krankung, die sich über Jahre in Schach hal-ten lässt.

Zielgerichtete Therapien

Ein historischer Durchbruch in der Therapieder chronisch myeloischen Leukämie war vorfast zwanzig Jahren die Entwicklung von Ima-tinib. Dieses Medikament ist viel mehr als eineinfaches Chemotherapeutikum, denn eswirkt nicht auf kranke und gesunde Zellengleichermaßen, sondern zielgerichtet gegenCML-betroffene Zellen. Es blockiert die Ak-tivität eines Enzyms, das vorzugsweise in die-

sen Zellen vorkommt. Imatinib ist damit dererste Vertreter einer neuen Klasse von soge-nannten zielgerichteten Medikamenten. Eslässt sich als Tablette einnehmen und ist gutverträglich. CML-Patienten werden durchImatinib und seine Nachfolgepräparate zwarnicht geheilt, die Krankheit lässt sich aberüber viele Jahre oder sogar Jahrzehnte wirk-sam kontrollieren.

Bei einem Teil der CML-Patienten kann dasMedikament nach einer gewissen Zeit sogarabgesetzt werden, ohne dass es zu einem Wir-kungsverlust kommt. Seit mehreren Jahrenbemühen sich Forscher darum, bestimmteLeukämieformen mit weniger oder ganz ohneChemotherapeutika zu behandeln. Gelungenist das beispielsweise bei einer vergleichsweiseseltenen Unterform der akuten myeloischenLeukämie. Betroffene Patienten werden mitzwei zielgerichteten Medikamenten in Kom-bination behandelt.

Stammzelltransplantation und CAR-T-Zell-Therapie

Es gibt eine Therapieform, mit der bestimmteBlutkrebsarten geheilt werden können: dieStammzelltransplantation. Das dahinter ste-hende Konzept ist einfach, aber auch belas-tend und riskant: Mit einer hochdosiertenChemotherapie werden zunächst alle blutbil-denden Zellen des Knochenmarks – krankewie gesunde – zerstört. Die Immunabwehrdes Patienten ist damit nicht mehr vorhan-den, die Unterbringung in keimfreier Umge-bung deshalb lebensnotwendig.

Danach erhält der Patient gesunde blutbil-dende Stammzellen; das Knochenmark wirdalso gewissermaßen mit gesunden Zellen, diesich schnell vermehren, neu besiedelt. Die ge-sunden blutbildenden Stammzellen könnendem Patienten selbst vor der Hochdosische-motherapie entnommen worden sein odervon einem geeigneten Spender stammen. DieStammzelltransplantation ist sehr effektiv,aber auch sehr belastend und riskant. Ist sieerfolgreich angewendet, ist der Patient geheilt.Mit einer ganz neuen Strategie, der soge-nannten CAR-T-Zell-Therapie kann es eben-falls gelingen, Patienten mit Blutkrebs zu hei-len. Besonders spektakuläre Erfolge gibt es beiKindern mit akuter lymphatischer Leukämie.Zwei CAR-T-Zell-Verfahren sind derzeit inDeutschland zugelassen. ‹‹ Abbildung 2: Jährliche Neuerkrankungen in Deutsch-

land bei Blutkrebs (oben) und den häufigsten solidenTumoren (unten). Die Zahlen stammen aus dem Jahr2014 (Quelle: Zentrum für Krebsregisterdaten).

Brustkrebs69 870

Darmkrebs61 010

Leukämien

Hodgkin-Lymphome

Non-Hodgkin-

Lymphome

MultiplesMyelom

6510

14

,1%

85

,9%

17 040

13 700

2370

Lungenkrebs53 840

Solid

e Tu

mor

e 2

45

09

0Bl

utkr

ebs 3

9 6

20

Prostatakrebs(nur Männer)

57 370

PraxisJournal

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Ingwer gegen ÜbelkeitWenn Essen und Essensgerüche Ihnen Übel-keit verursachen, dann probieren Sie, schonvor dem Aufstehen eine Scheibe Knäckebrotzu essen. Lassen Sie sich ruhig Zeit, kauen Siegründlich und speicheln Sie den Nahrungs-brei im Mund gut ein. Hören Sie dabei Radiooder lesen Sie Zeitung, dann geschieht dasEssen sozusagen nebenbei. Und das ist immererlaubt, wenn Ihnen etwas übel aufstößt.

Übelkeit wird verstärkt durch Essensgerüche.Kochen Sie daher nicht selbst und lüften Sieviel. Gegen unangenehme Gerüche hilft aucheine Duftlampe mit Lavendel- oder Zitronen-grasöl. Kalte Speisen riechen weniger alswarme, deshalb ist es besser abgekühlte Spei-sen zu essen. Zusätzlich zu den verordnetenMedikamenten hilft gegen die Übelkeit häu-fig eine Mischung aus Pfefferminz- und Ka-millentee. Auch ein Ingwer-Aufguss hat sichbewährt: Übergießen Sie etwas zerdrücktenIngwer (etwa 1 Zentimeter) mit 0,2 Liter ko-chendem Wasser und lassen Sie diesen Auf-guss etwa 10 Minuten ziehen.

Ausreichend zu trinken ist sehr wichtig – erstrecht während der Chemotherapie. Empfeh-lenswert ist kohlesäurearmes oder stilles Mi-neralwasser. Da Flüssigkeit aber Appetit-dämpfend wirken kann, ist es besser, nicht zuden Mahlzeiten, sondern zwischendurch zutrinken.

Diese Einstellung ist verständlichund begrüßenswert. Wer selbstaktiv wird, wer etwas für seine Ge-

sundheit tut, der fühlt sich nicht hilflos, unddieses Bewusstsein kann eine wichtige Kom-ponente bei der Bekämpfung des bösartigenTumors sein. Was aber tun bei Appetitlosig-keit, Übelkeit oder entzündetem Gaumen?

Echte Vollwerternährung ist für Krebspatien-ten während der Therapie kaum durchzuhal-ten: Vollkornprodukte, blähende Hülsen-früchte und rohes Obst lassen den Appetitgegen Null sinken oder verursachen Übelkeit.Es gibt aber eine sogenannte Magen-Darm-Variante der Vollwerternährung. Zartes Ge-müse wie Möhren, Kohlrabi, Zucchini undSpargel lassen sich gedünstet oder auch als Ge-müsesaft genießen. Wirklich reife Himbeeren,Erdbeeren und Heidelbeeren oder geschälteund zerkleinerte Äpfel, Birnen, Bananen, Melonen oder Mangos können in kleinenPortionen gereicht werden.

Apropos Portionen: Essen Sie immer, wennSie Hunger haben, aber möglichst in kleinenPortionen. Ideal wäre es, wenn Sie alle andert-halb bis zwei Stunden eine Kleinigkeit essenkönnten. Wenn Sie Vollkornprodukte probie-ren möchten, dann essen Sie gekochten Na-turreis oder Hirse; beides lässt sich ganz nachGeschmack mit frischen Kräutern, Kräuter-salz, Knoblauch- und Zwiebelpulver würzen.

Gelegenheit macht AppetitLiebevoll zubereitete Speisen und ein schöngedeckter Tisch wirken appetitanregend. Klei-ne Häppchen in Konfektschalen drapiert, dieimmer erreichbar sind, verführen ganz neben-bei zum Essen – so „überlisten“ Sie Ihre Ap-petitlosigkeit. Bevorzugen Sie kleine Gerichte,die sich schnell zubereiten lassen. Auch gegeneinen Aperitif vor dem Essen ist nichts einzu-wenden. Im Zweifelsfall fragen Sie uns.

Sanftes gegen wunde SchleimhäuteWunde Stellen im Mund beziehungsweiseSchleimhautentzündungen in Mund, Magenund Darm sind schmerzhaft und verleiden dieFreude am Essen. Meiden Sie in diesen Fällenalles, was sehr sauer, sehr süß oder sehr bitterist. Essigsaure Gurken oder Soßen, Tomaten,Zitrusfrüchte, Orangensaft, Endiviensalat,aber auch Kaffee, Bier und Weißwein sindtabu. Trinken Sie stattdessen mit Wasser ver-dünnten roten Trauben- oder Johannisbee-ren-Saft. Im Zweifelsfall verzichten Sie auchauf Speisen, die viel Magensäure „locken“.Dazu gehören im wesentlichen Fisch undFleisch sowie die bereits genannten Getränke.Auch Hitze reizt empfindliche Schleimhäute.Lassen Sie Ihre Speisen deshalb ausreichendabkühlen.

Professionelle ErnährungsberatungAls Krebspatient darf man natürlich allesessen, was man möchte. Eigenes Ausprobierenbedeutet aber auch, unangenehme (und damitden Appetit dämpfende) Erfahrungen zu ma-chen. Aus diesem Grund ist eine qualifizierteErnährungsberatung hilfreich. Angehörige,die sich um die Zubereitung der Mahlzeitenkümmern, sollten diese Beratung ebenfalls inAnspruch nehmen. ‹‹

Genießen so oft es geht

Eine der typischen ersten Reaktionen von Tumorpatienten nach Mit-teilung ihrer Diagnose ist die Umstellung ihrer Ernährung. Nur nochGesundes soll auf den Tisch, möglichst viele Vitamine und Mineral-stoffe sollen den Körper fit machen für den Kampf gegen den Krebs.

Weitere Informationen bietet Band 46 der „Blauen Ratgeber", herausgegeben von der Deutschen Krebshilfe. Die Broschüre ist kostenlos erhältlich oder im Internet als pdf herunterladbar.

Deutsche Krebshilfe e.V. ,Buschstraße 32, 53113 Bonn, Fon: 0228-729900, [email protected]

www.krebshilfe.de/infomaterial/Blaue_Ratgeber/Ernaehrung-bei-Krebs_BlaueRat-geber_DeutscheKrebshilfe.pdf

Ernährung6|7

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Wichtig ist die Einschätzung Ihrer behan-delnden Ärzte. Sprechen Sie mit uns über Ihrekonkreten Wünsche. Ferien in Deutschlandsind sicher eher möglich als eine Flugreise zuferneren Zielen. Wenn medizinisch nichtsgegen Ihre Reisepläne spricht, sollten Sie si-cherheitshalber Ihre Krankenversicherungüber Ihre Pläne unterrichten. Sollten Sie imBerufsleben stehen, aber (noch) nicht arbeits-fähig sein, raten wir auch dazu, den Arbeit-geber über die geplante Erholungsreise zu in-formieren.

Auto, Bus und Bahn oder Flugzeug?

Wenn Sie selbst ein Auto steuern wollen, isteine ärztliche Bescheinigung über die Fahr-tüchtigkeit sinnvoll. Im beschränkten Um-fang können wir eine solche Untersuchungselbst vornehmen, unter Umständen kannIhre Autoversicherung aber eine umfangrei-chere Untersuchung bei speziell ausgebilde-ten Prüfärzten verlangen. Sprechen Sie IhreKfz-Versicherung dazu bitte direkt an.

Bahn- und Busreisen sind in der Regel wenigproblematisch, wenn Sie spätestens alle zweiStunden Gelegenheit haben, sich die Beine zuvertreten. Damit beugen Sie aktiv einerThrombose vor. Unter Umständen ist es not-wendig, Kompressionsstrümpfe zu tragenoder auch zusätzliche Medikamente einzu-nehmen. Schließlich sollte Ihr Immunsystemnach der unter Umständen belastenden The-rapie wieder so gut erholt sein, dass ein Auf-enthalt zwischen vielen anderen Fahrgästenkein Problem darstellt.

Bei Flugreisen raten wir zu besonderer Vor-sicht. Nach einer Bauch oder Brustoperationsollten Sie je nach Umfang des Eingriffs min-destens zwei, besser sechs Wochen warten.Nach Kopfoperationen ist das Fliegen fürmindestens sechs Monate tabu. Der niedrige-re Luftdruck in den Kabinen führt zur Aus-dehnung von Darmgasen und Körperflüssig-keiten. Dadurch können Narben belastet wer-den. Im Gehirn kann es durch die Druck-schwankungen sogar zu Krampfanfällenkommen.

Beipackzettel nicht vergessen

Selbstverständlich müssen Sie im Urlaub auchIhre verordneten Medikamente weiter einneh-men. Schützen Sie sie vor übermäßiger Hitze,Kälte und/oder Feuchtigkeit und stecken Sieauch die jeweiligen Beipackzettel ein. StarkeSchmerzmittel, die unter das Betäubungsmit-telgesetz fallen, dürfen in die Mitgliedsstaatendes Schengener Abkommens* 30 Tage langmitgenommen werden, sofern dazu eine be-glaubigte ärztliche Bescheinigung vorliegt. Die

Bescheinigung stellen wir aus, die Beglaubi-gung kann etwas Zeit in Anspruch nehmen.Sprechen Sie uns deshalb frühzeitig an.

Wie lange Ihre Reise dauern darf, ist in ersterLinie davon abhängig, wann bei Ihnen dienächste Kontrolluntersuchung notwendig ist.Liegt Ihr Urlaubsziel in Deutschland, kanndie Untersuchung eventuell auch von Ärztenam Ferienort durchgeführt werden. DerKrankenversicherungsschutz ist innerhalbvon Deutschland kein Problem: GesetzlichVersicherte können ihre Chipkarte benutzen,für privat Versicherte gilt der jeweilige kon-krete Vertrag. Fragen Sie bei Ihrer Versiche-rung vor Antritt Ihrer Reise nach.

Und dann gilt: Gute Reise! ‹‹

Was Sie bei Reisen beachten sollten

Für Menschen mit Krebs hat sich in den vergan genen Jahren viel zum Positiven verändert: Die meis-ten Therapien können ambulant absolviert werden, zahlreiche Medikamente sind mittlerweile alsTabletten verfügbar. Und dennoch: Wenn die Akutbehandlung vorbei ist, wünschen sich viele einen

echten Tapetenwechsel. Ist vielleicht sogar ein Urlaub mit der Familie möglich? Oder ein Kurztrip mitFreunden? – Durchaus, wenn Sie unsere Tipps dazu beherzigen.

Besprechen Sie Ihren Reisewunsch, dasgeplante Ziel und die geplante Dauermit Ihren behandelnden Ärzten.

Informieren Sie Ihre Krankenversiche-rung und fragen Sie nach dem Versiche-rungsschutz am Urlaubsziel.

Informieren Sie gegebenenfalls Ihren Arbeitgeber, dass Sie eine Erholungsreiseantreten.

Falls Sie selbst Auto fahren wollen, benötigen Sie eine Bescheinigung überIhre Fahrtüchtigkeit.

Fragen Sie uns, ob die Nutzung öffent -licher Verkehrsmittel mit vielen anderenFahrgästen unbedenklich ist.

Achten Sie darauf, alle zwei Stunden eine Pause zu machen und sich die Beinezu vertreten.

Checkliste für Ihren (Kurz-)Urlaub

* Zurzeit Belgien, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Island, Italien, Lettland, Liechtenstein,Litauen, Luxemburg, Malta, Niederlande, Norwegen, Österreich,

Polen, Portugal, Schweden, Schweiz, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechien und Ungarn.

Ratgeber PraxisJournal

Page 8: Juli 2019 Praxis Journal - Onkologie Rhein-Sieg · therapie zu mildern. Aber die Supportivtherapie ist nicht gleichzusetzen mit der Komplementär-therapie? Nein, überhaupt nicht

Zwei Stunden pro Woche in freierNatur verbessern Gesundheit undWohlbefindenJetzt ist wissenschaftlich erwiesen, was wir ei-gentlich schon immer gewusst haben: Wer sichregelmäßig in freier Natur aufhält, ist gesünderund fühlt sich besser als der stubenhockendeTeil der Menschheit. Dabei geht es nicht inerster Linie um körperliche Aktivität, sondernum den entspannenden Aufenthalt in Parks,Wäldern oder auch am Strand. Während überdie gesundheitsfördernden Effekte von Bewe-gung schon lange geforscht wird, ist die Un-tersuchung möglicher Effekte von Aufent -halten in der Natur ein noch relativ jungesFachgebiet. Wissenschaftler von der Universitätim südenglischen Exeter haben nun heraus-gefunden, dass Menschen, die sich 120 bis 300Minuten pro Woche in der freien Natur auf-halten, sich körperlich und seelisch am bestenfühlen. ❮❮

Vorsorge-Darmspiegelung fürMänner bereits ab 50 JahrenSeit Ende April 2019 können Männer im Rah-men der Darmkrebsvorsorge eine Darmspie-

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Blutendes Zahnfleisch muss nicht sein!

Blutendes Zahnfleisch ist eine häufige Neben-wirkung einer Chemo- oder Strahlentherapie.Die Kariessanierung der Zähne und die sog.

„Professionelle Zahnreinigung“ sind wichtige, aber oft nicht ausreichende Maßnahmen, um

den Mundraum vor starkem Zahnfleisch- bluten zu bewahren.

Die Gingivitis, die leichte und reversible Zahnfleischentzündung, kann sehr gut und innerhalb kürzester Zeit mit Zahnzwischen-

raumbürsten therapiert werden. Voraussetzung dafür sind Bürstchen, die per-

fekt an die unterschiedlich großen Zahn- zwischenräume angepasst sind und die die

Zwischenräume sanft reinigen können.

Die Reduzierung der Entzündungorte im Mundraum hat positive Auswirkungen für

die Mundschleimhaut – weniger Belastung, weniger Zahnfleischbluten.

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gelung in Anspruch nehmen, die von den ge-setzlichen Krankenversicherungen gezahltwird. Bislang stand diese Untersuchung erstallen Versicherten ab 55 Jahren offen. Ab derzweiten Jahreshälfte 2019 werden Männer undFrauen ab 50 Jahren zur Darmkrebsvorsorgeauch schriftlich eingeladen. Denn die Vorsorgebeginnt mit 50 mit einem einmal jährlichmöglichen Test auf verstecktes Blut im Stuhl,und zwar bis zum 54. Lebensjahr. Männersind – weil bei ihnen Darmkrebs häufiger auf-tritt als bei Frauen – schon ab 50 zur Vorsor-ge-Darmspiegelung berechtigt, Frauen ab 55.Die Darmspiegelung wird zweimal alle 10Jahre finanziert. Wenn keine Darmspiegelunggewünscht wird, ist eine Stuhluntersuchungeinmal alle zwei Jahre möglich.❮❮

Wellness mit Vorsicht genießenSich selbst etwas Gutes tun, entspannen unddie Seele baumeln lassen – gerade Menschenmit Krebs profitieren von regelmäßiger Ent-spannung. Gleichzeitig fürchten viele, dassdurch Wärmeanwendungen oder mecha -nische Belastungen bei Massagen die Tumor-erkrankung erneut ausbrechen oder sich be-schleunigen könnte. Wissenschaftler des deut-schen Krebsforschungszentrums in Heidelbergbetonen, dass es für diese Annahmen keinebelastbaren Daten gibt. Allerdings fallen dieindividuellen Reaktionen auf Wellness-An-wendungen sehr unterschiedlich aus. Manchereagieren mit Hautreaktionen und das erhöhteInfektionsrisiko in Schwimmbädern und Well-ness-Einrichtungen kann für Krebspatientenproblematisch sein. Also: Bevor Sie ein Risikoeingehen, sprechen Sie mit uns. ❮❮

Kurz berichtet

Essen ist ein Bedürfnis, genießen ist eine Kunst.

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