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verbreitet hatte, richteten auch zahlreiche Profiastronomen ihre Großteleskope auf den Planeten aus. Die detaillierteste Aufnahme lieferte das Weltraumteleskop Hubble (Abbil- dung 1). Auf ihr erkennt man einen unregelmäßig geformten, dunklen Fleck, der etwa die Ausmaße der Erde hat. Das Einschlagsgebiet erscheint im sichtbaren Licht der Hubble-Aufnah- me dunkel, weil aufgewirbelter Staub das Sonnenlicht absorbiert. Das Himmelsereignis erinnert an die Einstürze von mehr als 20 Frag- menten des Kometen Shoemaker- Levy 9 zwischen dem 16. und 22. Juli 1994. Sie erfolgten im selben Breiten- bereich wie der jetzige Einschlag. Damals schätzte man die Durchmes- ser der Kometenkerne auf einige hundert Meter bis wenige Kilometer. Astronomen werden das Ein- schlagsgebiet auch mit Spektrogra- phen studieren, um eventuell etwas über die chemische Zusammenset- zung des mutmaßlichen Kometen zu erfahren. TB ASTROPHYSIK | Jupiter mit blauem Auge Am 19. Juli entdeckte der australi- sche Amateurastronom Anthony Wesley in der Atmosphäre des Plane- ten Jupiter einen dunklen Fleck. Ursache war der Einschlag eines Kometen oder Asteroiden. Nachdem Wesley die Nachricht per Internet 226 | Phys. Unserer Zeit | 5/2009 (40) www.phiuz.de © 2009 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim TREFFPUNKT FORSCHUNG | Spannung. Das entspricht einer lateralen Verschiebung der Parabeln in Abbildung 2b. Aus der Richtung dieser Verschiebung lässt sich das Vorzeichen der Ladung bestimmen. In zukünftigen Experimenten könnte man Strukturen aus metalli- schen Atomen und Molekülen her- stellen, diese mit einzelnen Elektro- nen laden und anschließend die Ladungsverteilung mit dem RKM messen. Dies würde eine direkte Untersuchung der Ladungsverteilung in Ladungstransfer-Komplexen sowie der Transporteigenschaften von molekularen Schaltern und Bauele- menten erlauben. [1] L. Gross et al. Science 2009, 324, 1428. [2] J. Repp, G. Meyer, Physik in unserer Zeit 2004, 35 (5), 207. Leo Gross, Fabian Mohn, Gerhard Meyer, IBM Research – Zurich, Jascha Repp; Franz J.Giessibl, Uni Regensburg. Planck wird den gesamten Himmel mehrfach im Wellenlängenbereich von 300 μm bis 1 cm abscannen. Ziel ist es, die bislang genaueste Karte der kosmischen Hintergrundstrahlung zu erstellen. Diese entstand etwa 380 000 Jahre nach dem Urknall und ist die älteste Kunde aus dem frühen Universum. Herschel ist ein Infrarotobserva- torium, das gezielte Beobachtungen ausgewählter Himmelskörper im Wellenlängenbereich von 160 bis 625 μm vornehmen wird. Der 3,3 Tonnen schwere Satellit stellt alle seine Vorläufer weit in den Schatten. Das derzeit beste Infrarotteleskop namens Spitzer besitzt einen Sammel- spiegel mit 85 Zentimetern Durch- messer. Herschel ist mit seinem 3,5- Meter-Spiegel der größte Himmels- späher, der je ins All gelangte. Im Juni veröffentlichte die Europäische Weltraumorganisation, ESA, bereits erste Testaufnahmen und Spektren. Demnach scheinen die Instrumente einwandfrei zu arbeiten. TB ASTROPHYSIK | Herschel und Planck wohlauf Am 14. Mai starteten die beiden europäischen Weltraumteleskope Herschel und Planck mit einer Ariane 5 ins All. Sie flogen getrennt zum 150 Mio. km von der Erde entfernten Lagrange-Punkt 2, wo sie nach einer ausführlichen Kalibrierungsphase ihre Beobachtungen aufnehmen werden. Sie gelten als die derzeit ambitioniertesten astronomischen Weltraumprojekte und sollen viele Fragen über die Entstehung der Galaxien, Sterne und des Universums beantworten. Abb. 1 Die Galaxie M51, aufgenommen bei 160 μm Wellenlänge, links von Spitzer, rechts von Herschel (Fotos: NASA/JPL, ESA). Abb. 1 Die Hubble-Aufnahme vom 23. Juli zeigt die Einschlagswolke (Foto: NASA, ESA, H. Hammel).

Jupiter mit blauem Auge

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verbreitet hatte, richteten auchzahlreiche Profiastronomen ihreGroßteleskope auf den Planeten aus.Die detaillierteste Aufnahme liefertedas Weltraumteleskop Hubble (Abbil-dung 1). Auf ihr erkennt man einenunregelmäßig geformten, dunklenFleck, der etwa die Ausmaße derErde hat.

Das Einschlagsgebiet erscheint imsichtbaren Licht der Hubble-Aufnah-me dunkel, weil aufgewirbelter Staubdas Sonnenlicht absorbiert.

Das Himmelsereignis erinnert andie Einstürze von mehr als 20 Frag-menten des Kometen Shoemaker-Levy 9 zwischen dem 16. und 22. Juli1994. Sie erfolgten im selben Breiten-bereich wie der jetzige Einschlag.Damals schätzte man die Durchmes-ser der Kometenkerne auf einigehundert Meter bis wenige Kilometer.

Astronomen werden das Ein-schlagsgebiet auch mit Spektrogra-phen studieren, um eventuell etwasüber die chemische Zusammenset-zung des mutmaßlichen Kometen zuerfahren.

TB

A S T RO PH YS I K |Jupiter mit blauem Auge

Am 19. Juli entdeckte der australi-sche Amateurastronom AnthonyWesley in der Atmosphäre des Plane-ten Jupiter einen dunklen Fleck.Ursache war der Einschlag einesKometen oder Asteroiden. NachdemWesley die Nachricht per Internet

226 | Phys. Unserer Zeit | 5/2009 (40) www.phiuz.de © 2009 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim

T R E F F P U N K T FO R SC H U N G |

Spannung. Das entspricht einerlateralen Verschiebung der Parabelnin Abbildung 2b. Aus der Richtungdieser Verschiebung lässt sich dasVorzeichen der Ladung bestimmen.

In zukünftigen Experimentenkönnte man Strukturen aus metalli-schen Atomen und Molekülen her-stellen, diese mit einzelnen Elektro-nen laden und anschließend dieLadungsverteilung mit dem RKMmessen. Dies würde eine direkte

Untersuchung der Ladungsverteilungin Ladungstransfer-Komplexen sowieder Transporteigenschaften vonmolekularen Schaltern und Bauele-menten erlauben.

[1] L. Gross et al. Science 22000099, 324, 1428.[2] J. Repp, G. Meyer, Physik in unserer Zeit

22000044, 35 (5), 207.

Leo Gross, Fabian Mohn,Gerhard Meyer, IBM Research –

Zurich, Jascha Repp;Franz J. Giessibl, Uni Regensburg.

Planck wird den gesamten Himmelmehrfach im Wellenlängenbereichvon 300 µm bis 1 cm abscannen. Zielist es, die bislang genaueste Karte derkosmischen Hintergrundstrahlung zuerstellen. Diese entstand etwa380 000 Jahre nach dem Urknall undist die älteste Kunde aus dem frühenUniversum.

Herschel ist ein Infrarotobserva-torium, das gezielte Beobachtungenausgewählter Himmelskörper imWellenlängenbereich von 160 bis 625 µm vornehmen wird. Der

3,3 Tonnen schwere Satellit stellt alleseine Vorläufer weit in den Schatten.Das derzeit beste Infrarotteleskopnamens Spitzer besitzt einen Sammel-spiegel mit 85 Zentimetern Durch-messer. Herschel ist mit seinem 3,5-Meter-Spiegel der größte Himmels-späher, der je ins All gelangte.

Im Juni veröffentlichte die Europäische Weltraumorganisation,ESA, bereits erste Testaufnahmen und Spektren. Demnach scheinen die Instrumente einwandfrei zuarbeiten. TB

A S T RO PH YS I K |Herschel und Planck wohlauf

Am 14. Mai starteten die beiden europäischen WeltraumteleskopeHerschel und Planck mit einer Ariane 5 ins All. Sie flogen getrennt zum150 Mio. km von der Erde entfernten Lagrange-Punkt 2, wo sie nacheiner ausführlichen Kalibrierungsphase ihre Beobachtungen aufnehmenwerden. Sie gelten als die derzeit ambitioniertesten astronomischenWeltraumprojekte und sollen viele Fragen über die Entstehung derGalaxien, Sterne und des Universums beantworten.

Abb. 1 Die Galaxie M51, aufgenommen bei 160 μμm Wellenlänge, links von Spitzer,rechts von Herschel (Fotos: NASA/JPL, ESA).

Abb. 1 Die Hubble-Aufnahme vom 23. Juli zeigt die Einschlagswolke (Foto: NASA, ESA, H. Hammel).