K12 Deutsch Mitschrift - J.v.Eichendorff, Aus dem Leben eines Taugenichts, Teil 3

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Wie immer ohne einen anspuch auf Vollständigkeit oder Fehlerlosigkeit.

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Gattungsbestimmung des Taugenichts 1. Die Novelle Begriff: it. novella = Neuigkeit seit der Renaissance als lit. Begriff; Anfnge bei Boccaccios Decamerone seit 1800 auch in Deutschland Beschftigung mit der Novelle Definiton ist schwierig, da nicht alle Merkmale auf alle Novellen zutreffen 2. Versuch einer Gattungsbestimmung: Kurze (Vers- oder) Prosaerzhlung Geschlossenheit der Komposition und Strenge der Form (straff erzhlt, keine groen Exkurse, Handlung fhrt meist geradlinig auf den Schluss hin) => Verwandschaft mit Drama Konzentration (beschrnkte Handlung, die knapp und straff auf den Hhe- oder Wendepunkt zuluft) Darstellung eines Ergeignisses, das sich so ereignet haben knnte (real vorstellbar) oft Rahmenhandlung als Begrndung der Binnenhandlung (z.B. Schimmelreiter) typische Merkmale: Storm Darstellung einer sich ereigneten, unerhrten Begebenheit Vischer Wendepunkt; Einfhrung eines neuen, berraschenden Ereignisses Heyse Falkenmotiv: zentrales Leitmotiv, oft dingsymbol, das alle Erzhlzge verbindet => ein geschlossenes Ganzes entsteht

3. Nachweis der Novellenmerkmale im Taugenichts real vorstellbare Ereignisfolge um romantische Liebe Wendepunkt (entweder in Italien oder bei Auflsung) Leitmotiv (Geige, Wasser) Rahmen: Zuhause / Mhle, Ende/ Schloss als Zuhause Konzentration auf eine Hauptperson und eine Haupthandlung zeitlich gerafft Ausschnitt aus dem Leben der Hauptperson Innere Spannung aus Nhe und Ferne der Geliebten (Fern- und Heimweh) 4. Das Mrchen Happy End Zahlensymbolik Held vs. Schurke / einfache Weltordnung: gut vs. bse Sprechende Tiere / Fabelwesen Gegenstnde mit magischer Wirkung einfache Bauform formelhafte Elemente Held ist meist gewhnlicher Mensch, hufig arm, der sich in der Bewltigung von Schwierigkeiten und Prfungen bewhrt keine Orts- und Zeitangabe Individualisierung der Person fehlt kein Name ursprnglich: mndlich berlieferte, volkstmliche Erzhlung selbstverstndliche Mischung von Magischem und Realem Wiederholungen und Steigerungen fr die Romantiker war das Mrchen der Inbegriff der Poesie, da sie der Phantasie keine Grenzen setzen, einen Idealzustand herstellen, Natur und Geisteswelt vermischen

=>Poetisierung der Welt 5. Der Roman Groform der Erzhlkunst und Prosa umfangreich und vielschichtig vielfltiges Gestaltungsspektrum (Themen, Personal, behandelte Probleme, Zielsetzung, Erzhlverhalten...) alles mglich, nicht zu definieren 6. Romanhaftes im Taugenichts verwirrende Abenteuer in Italien parallellaufende Liebesgeschichte Vielzahl an Personen Taugenichts ist sog. Entwicklungsroman, weil im Mittelpunkt die geistige Entwicklung steht 7. Taugenichts hat auch Merkmale der Situations- und Typenkomdie: Verwicklunge + Verwechslungen, Verkleidungen, anonyme Personen) Der Stil des Taugenichts 1. Prosa sehr bildhafte Sprache: ausschmckende, stimmungsbetonte Adjektive, Vergleiche, Metaphern (dnner Kerl-Ladestock), immer wiederkehrende Symbole (Morgen, Frhlingsanbruch) Eichendorff'sche Formeln: Lerchen, Nacht, Mondschein, wundersam, einsam, frhlich Sprache wirkt schwebend, oft lyrisch, aber trotzdem noch schlicht und naiv immer wieder leise Ironie liebenswerter Humor, ab und zu skuril oder grotesk (Ausdruck dafr, dass die vom Taugenichts erlebte Glckswelt nicht mit der durch die franzsische Revolution vernderten Realitt vereinbar ist 2. Lieder typisch Romantische Elemente keine Anhngsel, sondern Substanz und Seele der Erzhlung wachsen wie von sich selbst aus der Situation heraus haben die Funktion von Leitmotiven schlagen bestimmte Hauptthemen an, verdichten und variieren sie Wanderschaft und Aufbruch in die Ferne Wem Gott will rechte Gunst erweisen Bekenntnis der Liebe zur gndigen Frau Wohin ich geh' und schaue Ausdruck von Stimmungen Wer in die Fremde will wandern Ausdruck der Verbundenheit mit der Natur schweigt der Menschen laute Lust Joseph Grres: Volkslied und Volkssage in der Romantik: Besinnung auf die eigene, nationale Vergangenheit und Hinwendung zur sog. Volkspoesie Ausweitung des Literaturbegriffs Volkslieder und Volkssagen: Ausdruck der ursprnglichen, schpferischen Genialitt des Volkes ungeknstelte, naive Naturwerke ber Generationen tradiert Lehre vom Volksgeist: Sprache und Kultur drcken Geist des jeweiligen Volkes aus Entdeckung der Sprach- und Kulturwissenschaften Sammlung von Volksdichtung Liedersammlung Des Knaben Wunderhorn von Clemens Brentano und Achim von

Arnim Kinder- und Hausmrchen der Brder Grimm Sammlung deutscher Sagen Erforschung der deutschen Sprache und Literatur Entstehung der Germanistik (Sprachwissenschaften) Deutsches Wrterbuch der Brder Grimm zur Dokumentation der Sprachentwicklung / Sprachgeschichte Poesie hat sich von selbst geuert in VOLKSLIED und VOLKSSAGE Naturweke (ungeknstelt, ohne Vorsatz, ohne Ausdruck eines epischen Naturgeistes berlegung) (Ausdruck der Anschauung der Welt) Ausdruck der dem Volk innewohnenden druch Tradition von Generstion zu Generation Genialitt weitergegeben charakterisiert durch Naivitt und Unschuld durch Gesangsform (Liedform) vor dem Untergang bewahrt Ausdruch des im Volk verborgenen lyrischen Geistes einer ursprnglichen Epoche des Volkes entsprungen (Nationenursprung) Offenbarung der inneren Begeisterung

Jakob und Wilhelm Grimm: Deutsches Wrterbuch (Vorrede) Sprache bewahren Bildung fr alle Adressaten: Wissenschaftler und das einfache Volk Verbindung aller gesellschaftlichen Schichten Quelle des Austausches und Geprchs der Menschen ber Sprache Sprache = Verbindendes Element fr Menschen Sprache = Verknpfung von Vergangenheit und Gegenwart => allumfassend, Vorstellung von Universalpoesie Betonung der Ursprnglichkeit in der Poesie (Anknpfen an das Wissen des einfachen Menschen) Sprache / Interesse an Sprache als verbindendes Phnomen ber gesellschaftliche Grenzen hinweg Sprachinteresse = Interesse an Poesie Bedeutungswandel des Wortes Volk zunchst fr die Gesamtheit der Untertanen gebraucht fr Volksstamm, Nation und soziale Unterschicht (Synonym fr Pbel) Aufwertung ab der 2. Hlfte des 18. Jahrhunderts; Grund: zeitgeschichtliche Einflsse (nationales Bewusstsein erwacht, Kampf gegen Napoleon, Einheitsbestrebungen)