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GFS Ausarbeitung zum Thema Kafka damals & Kafka heute vorgelegt von Cindy Adamczyk am Kepler- Gymnasium Freudenstadt Fach: Deutsch Lehrer: Herr Lörcher - 1 -

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GFS Ausarbeitung

zum Thema

Kafka damals &

Kafka heute vorgelegt von

Cindy Adamczyk am Kepler- Gymnasium Freudenstadt

Fach: Deutsch Lehrer: Herr Lörcher

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Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung ........................................................................................................... 3

2 Kafka damals ..................................................................................................... 3 2.1 Kafkas Person ........................................................................................................................... 3

3 Kafka heute ........................................................................................................ 5 3.1 Kafka und Max Brod .................................................................................................................. 5 3.2 Der Anspruch Israels .................................................................................................................. 6 3.3 Marbach oder Israel ................................................................................................................... 7 3.3.1 Gründe für Marbach und für Israel .......................................................................................... 7

4 Die Briefe an Ottla .............................................................................................. 8

5 Quellen ............................................................................................................. 10

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1 Einleitung

„Jemand musste Eva Hoffe verleumdet haben, denn obwohl sie in ihrer Wohnung keine Reichtümer aufbewahrte, wurde eines Nachts bei ihr eingebrochen.“

Eingeleitet durch diesen abgeänderten ersten Satzes des Romans „Der Proceß“, beschäftigt sich diese Ausarbeitung mit einem etwas anderen Prozess als dem, der in Franz Kafkas Roman stattfindet. Es geht um den Prozess um die Hinterlassenschaften Franz Kafkas.

2 Kafka damals

2.1 Kafkas Person

Franz Kafka wurde 1883 in Prag als Sohn einer jüdi-schen Familie geboren. Er erkrankte mit 34 Jahren an einer damals unheilbaren Lungentuberkulose und verstarb im Alter von 40 Jahren nach langer Krankheit in einer Lungenheilanstalt in der Nähe von Wien.

Franz Kafka hatte drei jüngere Schwestern, Gabriele, Valerie und Ottilie(kurz Ottla), von denen Ottla als seine Lieblingsschwester gilt. Sie spielt im Laufe seines Lebens eine große Rolle, denn mit ihr pflegte er einen regen Briefkontakt. Sowohl seine Schwestern als auch drei seiner Geliebten wurden zur Zeit des Nationalsozialismus ins Konzentrationslager deportiert und kamen dort ums Leben.

Kafka absolvierte ein Studium der Rechte und arbeitete danach in einer Versiche-rungsanstalt. Trotz seiner Kar-riere sah er die-se Arbeit lediglich als zweckmäßig an, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Seine ei-gentliche Lebensaufgabe sah Franz Kafka im Schreiben.

Kafkas Werke erzählen von Personen, die der Willkür unbekannter Mächte ausgesetzt sind, und er schafft dadurch eine undurchsichtige, absurde und bedrohliche Atmosphäre. Mit diesen Werken schreibt Kafka sich seine Leiden und Ängste von der Seele. Franz Kafka übt mit seinen Werken einen bleibenden Einfluss auf die Weltliteratur aus, deren „kafkaesker“ Stil auch

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Franz Kafka im Alter von 5 Jahren (ca. 1988)

Franz Kafka (1923)

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viele andere Autoren beeinflusst. Kafka lehrt so auf eine andere Art und Weise zu schreiben, indem er versucht die Grenzen der Wahrscheinlichkeit zu überschreiten.

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„Kafka hat mir beigebracht, dass man anders schreiben kann.“

García Márquez

10 Euro-Münze der Bundesrepublik Deutschland, herausgegeben 2008 anlässlich des 125. Geburts-tags.

Im rechten Abschnitt ist der Veits-Dom in Prag zu sehen. Links taucht das Gesicht Franz Kafkas aus einer Manuskriptseite auf, die die Anfangs-sätze der Erzählung „Das Urteil“ wiedergibt.

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3 Kafka heute

3.1 Kafka und Max Brod

Max Brod war ebenfalls wie Franz Kafka ein deutschsprachiger Schriftsteller und außerdem Übersetzer und Komponist. Er gilt als bester Freund Kafkas, dessen Verdienst es ist, dass heute noch die Werke Kafkas erhalten sind. Max Brod widersetzte sich nämlich Kafkas letztem Wunsch, in dem er äußerte, dass alle seine unveröffentlichten Werke nach seinem Tod ausnahmslos vernichtet werden sollten.

Max Brod bewahrte alle Werke Kafkas auf und veröffentlichte im Jahre 1925 den Roman „Der Proceß“, dessen Manuskript ihm Franz Kafka geschenkt hatte. Damit begann Kafkas Auf-stieg zu einem der überragenden Erzählergestalten des Jahrhunderts. Vor seinem Tod erlangte Franz Kafka nämlich kaum Ruhm.

1939 rettet Max Brod die Werke Franz Kafkas erneut. In der Nacht vor dem Ein-marsch der deutschen Truppen nach Prag packte Brod die Manuskripte, die mitzunehmen ihm möglich waren,ein und fuhr mit der Bahn nach Rumänien. Von dort aus reiste er weiter per Schiff nach Tel Aviv. Was er nicht hatte mitnehmen können, wurde in Prag versteckt und erst nach 1945 verschifft.

Max Brod ist selbst auch Jude und wie alle jüdischen Schriftsteller war er wäh-rend der Zeit von 1933 bis 1945 verboten. Er galt als Erzeuger von „schädlichem und unerwünschtem Schriftgut“.

In Tel Aviv bleiben die Dokumente bis 1956.

Dann bricht ein Konflikt aus, aufgrund dessen die meisten Hinterlassenschaf-ten in die Schweiz gebracht werden. Von dort werden sie teilweise an die Bodleian Library in Oxford gegeben. Der Rest lagert in Banktreso-ren auch heute noch in der Schweiz.

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Max Brod

Erste Seite des Manuskripts „Der Proceß“. Seit 1988 befindet sich die Handschrift im Literaturarchiv in Marbach.

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Max Brod behielt einen geringen Teil der Hinterlassenschaften Kafkas für sich selbst, darunter das Manuskript des Romans „Der Proceß“.

In Tel Aviv lernt Max Brod Ester Hoffe kennen, die für ihn als Sekretärin arbeitet und seine langjährige Vertraute wird. Ihr vererbt Max Brod alle seine eigenen Manuskripte und die Kafkas. Damit beginnt ein erster vorläufiger Prozess um die Hinterlassenschaften von Franz Kafka.

3.2 Der Anspruch Israels

Israel erhob Anspruch auf die Werke Kafkas und wollte Ester Hoffe das Erbe streitig machen. Es geht bei diesem Prozess bzw. Streit sowohl um die Hinterlassenschaften Max Brods, als auch um eine Reihe von Briefen und Manuskripten und Zeichnungen Kafkas. Der Anspruch Israels wird mit dem kulturellen Wert der Werke für den Staat Israel begründet und stützt sich auf unscharfe Formulierungen im Testament Brods.

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Max Brod mit Ester Hoffe 1949 in Tel Aviv.

Aus dem Testament Max Brods:"Auch dieser Teil meines Nachlasses soll an Frau Ilse Ester Hoffe übergehen. Sie soll aber verpflichtet sein, Vorsorge zu treffen, dass nach ihrem Tode ihren Erben ... zwar die materiellen Rechte ... weiterhin zustehen sollen, dass aber die ... Manuskrip-te, Briefe und sonstigen Papiere und Urkunden der Bibliothek der Hebräischen Universität Jerusalem oder der Staatlichen Bibliothek Tel Aviv oder einem anderen öffentlichen Archiv im Inland oder Ausland zur Aufbewahrung übergeben werden sollen ..., falls Frau Ilse Ester Hoffe zu ihren Lebzeiten nicht anderweitig über sie verfügt hat."

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Der Staat Israel ist der Auffassung, dass Kafkas Hinterlassenschaften ebenfalls zu Brods Nachlass gehören. 1974 stellt das Gericht in Tel Aviv jedoch fest, dass genau dies nicht zutrifft, denn es ist zweifelsfrei dokumentiert, dass Max Brod gleich nach Kriegsende die in seinem Besitz befindlichen Manuskripte Ester Hoffe geschenkt hat. Dies ist auch durch die Unterschrift von Ester Hoffe zur Anerkennung der Schenkung dokumentiert. Der israelischen Regierung war es somit bis jetzt noch nicht möglich die Werke für sich zu gewinnen.

Daher konnte Eva Hoffe frei über Kafkas Werke entscheiden. Sie ließ 1988 das Manuskript zum „Proceß“ versteigern. Das Literaturarchiv Marbach bezahlte damals die beträchtliche Summe von 3,15 Millionen Mark für diese Handschrift Kafkas.

Die Regierung Israels versuchte es daraufhin immer wieder mit anderen Mitteln. So wurde Eva Hoffe eines Tages auf dem Flughafen angehalten, weil sie im Verdacht steht, originale Hand-schriften unerlaubt ins Ausland zu schmuggeln. Man fand allerdings nur Ablichtungen und keinerlei Originale. Das Archivgesetz besagt nämlich, dass originale Werke nur ausgeführt werden dürfen, sofern Kopien im Staatsarchiv hinterlegt werden.

Doch damit sollte diese Angelegenheit noch lange nicht geklärt sein. Der Streit ging weiter, als Eva Hoffe 2007 im Alter von 101 Jahren verstarb. Auch sie vererbte alles an ihre zwei Töchter Eva und Ruth, doch die israelische Nationalbibliothek erhob Einspruch gegen die Vollstreckung des Testa-ments.

Auch in diesem Fall ist jedoch dokumentiert, dass es sich um eine Schenkung handelt, aber bis jetzt gibt es kein Ergebnis, sodass die Ausstellung eines Erbscheins verhindert wird. Wie bereits bei Ester Hoffe versuchen die Behörden die Töchter als unrechtmäßige Erben hinzustellen.

Die Hinterlassenschaften lagern bis jetzt in zwei Banktresoren in der Schweiz. Der Rest wird in Eva Hoffes Wohnung vermutet, deshalb wurde eines Nachts bei ihr eingebrochen, obwohl sie behauptet, keinerlei Dokumente bei sich in ihrer Wohnung aufzubewahren. Zudem haben Wissenschaftler wie der Kafka-Biograf Rainer Stach Bedenken, dass sich die Unterlagen in keinem konservatorisch guten Zustand befinden.

3.3 Marbach oder Israel

Im Falle einer Einigung zugunsten von Eva und Ruth Hoffe sollen die Werke Kafkas dem Literatur-archiv Marbach übergeben werde. Dieses zeichnet sich wohl durch beste Erhaltungsmaßnahmen und Kafka-Spezialisten aus.

Die israelische Regierung möchte die Werke aber in Israel behalten, womöglich sind sie Teil des jüdischen Kulturguts und somit Teil der israelischen Kultur.

3.3.1 Gründe für Marbach und für Israel

Gründe für Marbach Gründe für Israel

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Nach Oxford die weltweit größte Sammlung von Kafka Werken

Modernste Möglichkeiten der fachgerechten Lagerung

Wissenschaftler und Erfahrung im Umgang mit Kafka, Brod und der deutsch-jüdischen Literaturgeschichte vorhanden

Kafkas drei Schwestern und auch drei seiner Geliebten wurden deportiert, Deutschland ist das Land der Feinde

Unscharfe Formulierungen in Brods Testa-ment

Kafkas Werke gehören dem jüdischen Kul-turgut an, da er selbst jüdischer Abstammung war;somit auch dem israelischen Kulturgut

4 Die Briefe an Ottla

Ottla war die Lieblingsschwester von Franz Kafka. Er schrieb dutzende sehr persönliche Briefe an seine Lieblingsschwester, deren Enkel die Briefe nun verkaufen wollen. Die Briefe sind von besonderer Bedeutung, da er seiner Schwester gegenüber oft ein ganz anderer Mensch war.

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Franz Kafka mit seiner Schwester Ottla vor dem Oppelt-Haus am Altstädter Ring (ca. 1914).

Auktionskatalog für den 19. April 2011

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Man lernt in den Briefen die unbefangene, intime und unverstellte Seite Kafkas kennen, die sich nirgends so sehr zeigt, wie in diesen Briefen. Obwohl die Briefe bereits alle veröffentlicht sind, sind sie von sehr großer Bedeutung, da nur die Original Auskunft über Tinte und Schreibart Franz Kafkas geben. In Kopien ist es nicht mehr möglich, dies zu erforschen.

Ottlas Enkel wollen diese Briefsammlung schon lange verkaufen. Dazu gehören 34 Bildpostkarten, 32 Postkarten und 45 Briefe.

Wie bereits erwähnt, besitzen Oxford und Marbach die weltweit wichtigsten Kafka-Bestände. An keinem anderen Ort wären sie so gut aufgehoben wie dort.

Bevor die Versteigerung angekündigt wurde, wurden bereits Verhandlungen mit dem Deutschen Literaturarchiv in Marbach geführt. Marbach hatte jedoch offensichtlich kein Geld und musste zunächst auf den Ankauf verzichten.

Als Schätzpreis waren 500.000 Euro genannt und die Karten und Briefe sollten am 19./20. April in einem Berliner Auktionshaus versteigert werden. Die Forscher befürchteten das Schlimmste: Das Konvolut konnte zerrissen und in einzelnen Teilen verkauft werden.

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„Liebe Ottla, natürlich schreibe ich dir auch und wie gerne. Und schicke dir das schöne Haus der Frau von Stein, vor dem wir gestern abend lange am Brunnenrand gesessen sind. Dein Franz.

Die besten Grüße MBrod

Herzliche Grüße an das Fräulein Werner

Ansichtsseite der Karte aus Weimar (vom 3. VII. 1912)

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Die Erben versicherten jedoch, dass die Briefsammlung nur geschlossen verkauft werde, doch auch so wäre es nicht zu vermeiden gewesen, dass die Sammlung in privaten Besitz gelangte und dann für immer für die Öffentlichkeit verschlossen bliebe.

Völlig unerwartet kauften das Literaturarchiv Marbach und die Bodleain Library in Oxford gemeinsam diese Briefe und Postkarten, die damit alle professionell verwaltet und erhalten werden. Beide Bibliotheken einigten sich auf einen Leihverkehr.

5 Quellen

Zeitungen/Zeitschriften Der Spiegel Die Zeit

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Karte vom 25. II. 1911: Es wird dich doch liebe Ottla interessieren, dass ich in dem Hotel zum Ross auf der andern Seite einen Kalbbraten mit Kartoffeln und Preiselbeeren, hierauf eine Omelette gegessen und dazu und hierauf eine kleine Flasche Apfelwein getrunken habe. Unterdessen habe ich mit dem vielen Fleisch, das ich bekanntlich nicht zerkauen kann, teilweise eine Katze gefüttert, teilweise nur den Boden verschweinert. Dann setzte sich die Kellnerin zu mir und wir sprachen von „Des Meeres und der Liebe Wellen“ zu denen abends zu gehn wir unabhängig von einander uns entschlossen hatten. Es ist ein trauriges Stück.

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Frankfurter Allgemeine Zeitung Die Welt Süddeutsche Zeitung Schwarzwälder Bote

Internet http://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Kafka http://de.wikipedia.org/wiki/Max_Brod http://de.wikipedia.org/wiki/Ilse_Ester_Hoffe

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