17
Jörg Kirschstein KaiserKinder Die Familie Wilhelms II. in Fotografien MatrixMedia Verlag Göttingen

KaiserKinder - MatrixMedia · Kronprinz Wilhelm von Preußen Kronprinzessin Cecilie von Preußen Prinz Eitel Friedrich von Preußen Prinzessin Sophie Charlotte von Oldenburg (Gemahlin

  • Upload
    haphuc

  • View
    217

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: KaiserKinder - MatrixMedia · Kronprinz Wilhelm von Preußen Kronprinzessin Cecilie von Preußen Prinz Eitel Friedrich von Preußen Prinzessin Sophie Charlotte von Oldenburg (Gemahlin

Jörg Kirschstein

KaiserKinderDie Familie Wilhelms II. in Fotografien

MatrixMedia Verlag Göttingen

Page 2: KaiserKinder - MatrixMedia · Kronprinz Wilhelm von Preußen Kronprinzessin Cecilie von Preußen Prinz Eitel Friedrich von Preußen Prinzessin Sophie Charlotte von Oldenburg (Gemahlin

Umschlag:Ölgemälde von Ferdinand Keller: Die Silberhochzeit der kaiserlichen Familie,1906, Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie, Inv. Nr. 5309

Die kaiserliche Familie hat sich auf der Gartenterrasse ihrer Sommerresidenz,dem Neuen Palais, in Potsdam versammelt. Wilhelm II. trägt die Paradeuniformdes Leib-Garde-Husaren-Regiments, seine Gemahlin Auguste Victoria hat denBlick zu ihrer 13-jährigen Tochter Victoria Luise gerichtet, die im Begriff ist,ihrer Mutter einen Blumenstrauß zu überreichen. Umgeben ist das Kaiserpaarvon seinen sieben Kindern sowie den beiden ältesten Schwiegertöchtern.

v. r. n. l.:Oskar, Adalbert, Victoria Luise, Kaiser Wilhelm II., Kronprinz Wilhelm,Joachim, Kronprinzessin Cecilie, Kaiserin Auguste Victoria, August Wilhelm,Eitel Friedrich und Sophie Charlotte (Gemahlin Eitel Friedrichs)

Page 3: KaiserKinder - MatrixMedia · Kronprinz Wilhelm von Preußen Kronprinzessin Cecilie von Preußen Prinz Eitel Friedrich von Preußen Prinzessin Sophie Charlotte von Oldenburg (Gemahlin

Kronprinz Wilhelm von PreußenKronprinzessin Cecilie von PreußenPrinz Eitel Friedrich von PreußenPrinzessin Sophie Charlotte von Oldenburg (Gemahlin des Prinzen Eitel Friedrich)Prinz Adalbert von PreußenPrinz August Wilhelm von PreußenPrinzessin Alexandra Victoria von Preußen(Gemahlin des Prinzen August Wilhelm)Prinz Oskar von PreußenPrinz Joachim von PreußenHerzogin Victoria Luise zu Braunschweigund LüneburgHerzog Ernst August zu Braunschweigund Lüneburg

1234

567

89

10

11

Page 4: KaiserKinder - MatrixMedia · Kronprinz Wilhelm von Preußen Kronprinzessin Cecilie von Preußen Prinz Eitel Friedrich von Preußen Prinzessin Sophie Charlotte von Oldenburg (Gemahlin

Die Kinder und Schwiegerkinder Wilhelms II. vor dem Neuen Palais in Potsdam, Juni 1913

Die Kinder und Schwiegerkinder des Kaisers posieren auf den Stufen der kaiserlichenFamilienresidenz für ein Gruppenfoto. Sie geben sich bewusst locker, um im Jahr des silbernenRegierungsjubiläums des Kaisers eine gewisse Volksnähe zu bekunden. Da Kronprinz Wilhelmam Tag der Aufnahme nicht anwesend war, seine Person jedoch nicht fehlen durfte, wurde der

Kaisersohn nachträglich in das Foto hinein montiert.

Page 5: KaiserKinder - MatrixMedia · Kronprinz Wilhelm von Preußen Kronprinzessin Cecilie von Preußen Prinz Eitel Friedrich von Preußen Prinzessin Sophie Charlotte von Oldenburg (Gemahlin

Inhalt

Vorwort

Einführung

Kronprinz Wilhelm

Eitel Friedrich

Adalbert

August Wilhelm

Oskar

Joachim

Victoria Luise

Danksagung

Literatur- und Quellenverzeichnis

Bildnachweis und Verzeichnis der Fotografen

Stammtafel (Auszug)

11

14

23

63

88

108

134

161

185

214

215

220

222

Page 6: KaiserKinder - MatrixMedia · Kronprinz Wilhelm von Preußen Kronprinzessin Cecilie von Preußen Prinz Eitel Friedrich von Preußen Prinzessin Sophie Charlotte von Oldenburg (Gemahlin

11

Vorwort

Im Jahr 2004 hatten sich die Nachkommen Kaiser Wilhelms II. anläss-lich des 50. Todestages der Kronprinzessin Cecilie (* 1886; † 1954) in derehemaligen Residenzstadt Potsdam getroffen. Unter den 24 Familienmit-gliedern befanden sich u.a. die Kinder und Enkelkinder des KronprinzenWilhelm sowie der Prinzen Adalbert, Oskar und Joachim. Dieses selteneHohenzollern-Familientreffen vereinte die Mitglieder jener Dynastie, dieeinst zu den einflussreichsten und mächtigsten Europas gehörte.

Heute, fast 100 Jahre nach dem Ende der Monarchie in Deutschland,sind die Nachkommen des Kaisers moderne Bürger, die sich der Jahrhun-derte alten Tradition ihres Hauses verpflichtet fühlen. Familienoberhauptist seit 1994 S.K.H. Georg Friedrich Prinz von Preußen (* 1976), ein Ur-Urenkel Kaiser Wilhelms II.

Der größte Teil der in diesem Buch veröffentlichten Fotografien befin-det sich in Privateigentum und wird im Archiv auf der Burg Hohenzollern(Baden-Württemberg) aufbewahrt. S.K.H. Georg Friedrich Prinz vonPreußen genehmigte in großzügiger Weise die Veröffentlichung derFotografien aus dem Besitz seiner Familie. Ohne sein Einverständnis hättediese reich bebilderte Publikation nicht erscheinen können.

Mit mehr als 250 größtenteils unveröffentlichten Fotografien werdenin diesem Buch zum ersten Mal die Lebenswege der sieben Kinder KaiserWilhelms II. umfassend vorgestellt. Der Lebensbogen, der in den 80erund 90er Jahren des 19. Jahrhunderts geborenen Kaiserkinder, spannt sichdabei vom Kaiserreich, der Weimarer Republik und der Nazidiktatur bisin die Zeit der Bundesrepublik Deutschland.

Der vorliegende Fotoband bietet die einzigartige Möglichkeit, sich aufdie Spuren der letzten Hohenzollerngeneration zu begeben, die in derRegierungszeit Wilhelms II. geboren und aufgewachsen ist.

Page 7: KaiserKinder - MatrixMedia · Kronprinz Wilhelm von Preußen Kronprinzessin Cecilie von Preußen Prinz Eitel Friedrich von Preußen Prinzessin Sophie Charlotte von Oldenburg (Gemahlin

12

untere Reihe sitzend v. l. n. r.:Wilhelm Karl Prinz von Preußen (Sohn des Prinzen Oskar)

Magdalene Prinzessin von Preußen (Schwiegertochter des Kronprinzen Wilhelm)Armgard Prinzessin von Preußen (Ehefrau des Prinzen Wilhelm Karl)

mittlere Reihe v. l. n. r.:Alois Konstantin Fürst zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg (Ehemann der Fürstin Anastasia)

Bibiane Herzogin von Oldenburg (Ur-Enkeltochter des Kronprinzen Wilhelm)Ehrengard Prinzessin von Preußen (geschiedene Ehefrau des Prinzen Friedrich Wilhelm)

Sybille Prinzessin von Preußen (Ehefrau des Prinzen Friedrich Wilhelm)Anastasia Fürstin zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg (Enkeltochter des Kronprinzen Wilhelm)

Eva Maria Prinzessin von Preußen (Ehefrau des Prinzen Adalbert)Christian Sigismund Prinz von Preußen (Enkel des Kronprinzen Wilhelm)

Marie Cécile Herzogin von Oldenburg (Enkeltochter des Kronprinzen Wilhelm)Georg Friedrich Prinz von Preußen (Ur-Enkel des Kronprinzen Wilhelm)Felicitas von Nostitz-Wallwitz (Enkeltochter des Kronprinzen Wilhelm)Christa Prinzessin von Preußen (Enkeltochter des Kronprinzen Wilhelm)

Marie Louise Gräfin von Schönburg-Glauchau (Enkeltochter des Prinzen Adalbert)Luise Prinzessin von Preußen (Ur-Ur-Enkeltochter des Prinzen Carl von Preußen)

Nina Prinzessin von Preußen (Ehefrau des Prinzen Christian Sigismund)Susan Prinzessin von Preußen (Ehefrau des Prinzen Franz Friedrich)

Franz Friedrich Prinz von Preußen (Enkel des Prinzen Joachim)

obere Reihe v. l. n. r.:Friedrich Wilhelm Prinz von Preußen (Enkel des Kronprinzen Wilhelm)

Christian Ludwig Prinz von Preußen (Ur-Enkel des Kronprinzen)Oskar Prinz von Preußen (Enkel des Prinzen Oskar)

Adalbert Prinz von Preußen (Enkel des Prinzen Adalbert)Joachim Albrecht Prinz von Preußen (Ur-Enkel des Kronprinzen Wilhelm)

Bei den kursiv gesetzten Namen handelt es sich um direkte Nachkommen der Kinder Kaiser Wilhelms II.

Page 8: KaiserKinder - MatrixMedia · Kronprinz Wilhelm von Preußen Kronprinzessin Cecilie von Preußen Prinz Eitel Friedrich von Preußen Prinzessin Sophie Charlotte von Oldenburg (Gemahlin

13

Mitglieder des ehemaligen preußischen Königshauses am Tag der Ausstellungseröffnung

»Cecilie – Deutschlands letzte Kronprinzessin zwischen Monarchie und Republik« vor dem Marmorpalais in Potsdam am 8. Mai 2004.

Page 9: KaiserKinder - MatrixMedia · Kronprinz Wilhelm von Preußen Kronprinzessin Cecilie von Preußen Prinz Eitel Friedrich von Preußen Prinzessin Sophie Charlotte von Oldenburg (Gemahlin

Als dem deutschen Kronprinzen Wilhelm am1. Dezember 1918 im niederländischen Exil

die Thronverzichtserklärung zur Unterzeichnungvorgelegt wurde, war der Tiefpunkt seines Lebenserreicht. Der älteste Sohn Kaiser Wilhelms II.hatte am 12. November 1918 die niederländischeGrenze überschritten, um sich nach dem für dasDeutsche Reich katastrophalen Ausgang desErsten Weltkrieges in die Sicherheit der neutralenNiederlande zu begeben. Mit dem Entschluss insAusland zu gehen, entzog er sich seiner Verant-wortung. Er folgte damit seinem Vater, KaiserWilhelm II., der sich bereits einen Tag nach derRevolution und dem Zusammenbruch der Mo-narchie, am 10. November, in die Niederlandeabgesetzt hatte.

Knapp vier Jahrzehnte zuvor sah die Weltganz anders aus. Das deutsche Volk jubelte, alsdem späteren letzten deutschen Kaiserpaar imJahr 1882 der erste Sohn geboren wurde. Wil-helm (II.) hatte im Februar 1881 die schleswig-holsteinische Prinzessin Auguste Victoria geheira-tet. Die Hohenzollerndynastie schien mit derGeburt des Thronerben bis weit ins 20. Jahrhun-dert gesichert zu sein. Als zwischen 1883 und1892 weitere fünf Söhne und eine Tochter dasLicht der Welt erblickten, war scheinbar für einstabiles Hohenzollernfundament gesorgt. In denbenachbarten Monarchien Österreich und Russ-land blickte man, was den Fortbestand derDynastien betraf, mit Argwohn auf die Hohen-zollern, denn aus der im selben Jahr geschlosse-nen Ehe des österreichischen Kronprinzen Ru-dolf mit seiner ungeliebten belgischen GemahlinStephanie ging nur eine Tochter hervor. Der langersehnte Thronerbe des russischen Kaiserhauses

erblickte erst im Jahr 1904 das Licht der Welt, alsim Deutschen Reich bereits die Verlobung desKronprinzen Wilhelm bekannt gegeben wurde.

Seit der Gründung des Deutschen Kaiserrei-ches im Jahr 1871 stellten die Hohenzollern dieDeutschen Kaiser. An deren Spitze stand bis zuseinem Tode im so genannten Dreikaiserjahr1888 Wilhelm I., ihm folgte für 99 Tage sein SohnFriedrich III. und schließlich trat im Juni 1888 der29-jährige Wilhelm II. die Regierung an. ZumKaiserreich – bestehend aus 25 Bundesstaaten –gehörten vier Königreiche, sieben Großherzog-tümer, fünf Herzogtümer sowie acht Fürsten-tümer, drei Hansestädte und das ReichslandElsaß-Lothringen.

An erster Stelle stand das flächenmäßig größ-te und bevölkerungsreichste Land Preußen mitfast 350.000 Quadratkilometern, gefolgt vonBayern mit 75.000 Quadratkilometern, Württem-berg mit 19.000 Quadratkilometern und Sachsenmit 14.000 Quadratkilometern. Die Hohenzol-lerndynastie nahm im Staatengefüge des Deut-schen Reiches die führende Stellung ein. Die Öf-fentlichkeit schenkte der kaiserlichen Familie dieentsprechende Aufmerksamkeit und nahm regenAnteil am Leben des Kaisers und seiner Kinder,und so blieb der Hohenzollernhof bis zum Ers-ten Weltkrieg Mittelpunkt des politischen und ge-sellschaftlichen Lebens. Der umfangreiche Land-und Forstbesitz der Hohenzollern hatte eineGröße von etwa 120.000 Hektar, dazu gehörten55 Schlösser und Villen, die der kaiserlichen Fa-milie ein standesgemäßes Leben ermöglichten.Die großen Stadtschlösser in Berlin und Potsdamwaren aber nicht Eigentum des Kaisers, siegehörten dem Staat. Sie sind der Dynastie 1868

Einführung

14

Page 10: KaiserKinder - MatrixMedia · Kronprinz Wilhelm von Preußen Kronprinzessin Cecilie von Preußen Prinz Eitel Friedrich von Preußen Prinzessin Sophie Charlotte von Oldenburg (Gemahlin

15

Kaiser Wilhelm II. in der Uniform der Garde du Corps, 1898Die Aufnahme entstand aus Anlass

des 10. Regierungsjubiläums Wilhelms II.

Page 11: KaiserKinder - MatrixMedia · Kronprinz Wilhelm von Preußen Kronprinzessin Cecilie von Preußen Prinz Eitel Friedrich von Preußen Prinzessin Sophie Charlotte von Oldenburg (Gemahlin

zur »Erhaltung der Würde und des Glanzes derKrone gewidmet« worden. Dafür musste das Kö-nigshaus für den Unterhalt der Schlösser auf-kommen.

Preußisch genau kam im Jahr 1882, ein Jahrnach den Hochzeitsfeierlichkeiten, das erste Kinddes Kaiserpaares, der Thronerbe Wilhelm, auf dieWelt. Es folgten 1883 Prinz Eitel Friedrich, 1884

Prinz Adalbert, 1887 Prinz August Wilhelm, 1888Prinz Oskar, 1890 Prinz Joachim und 1892 Prin-zessin Victoria Luise. Die Ehe Wilhelms II. galtals vorbildlich. Die Prinzen erhielten eine strengepreußische Erziehung und traditionell eine militä-rische Ausbildung, die ganz dem Soldatentumverpflichtet war. Mit dem sechsten Lebensjahrendete der erste Lebensabschnitt der Prinzen, dieKinderpflegerin wurde gegen zwei männlicheErzieher ausgetauscht. Die Kinder sahen ihrenVater meist nur bei Paraden oder anderen öffent-lichen Anlässen. Der Kontakt des Monarchen zuseinen Söhnen erfolgte fast ausschließlich durchdie Vermittlung des jeweiligen Chefs des Militär-kabinetts. Keine, auch nicht die kleinste Unart sei-ner Söhne ließ der Kaiser durchgehen, die Kindermussten voller Respekt und Hochachtung zu ih-rem Vater aufsehen, so dass sich ein normalesVerhältnis zwischen dem Vater und seinen Söh-nen nicht einstellen konnte. Kein Wunder also,dass sich die Kinder zur Mutter hingezogen fühl-ten, und mit zunehmender Distanz zum Vaterwurde die Bindung zur Mutter noch enger undherzlicher.

Das Leben der Kaiserkinder bewegte sich zwi-schen den verschiedenen Schlössern des Vaters.Die meiste Zeit des Jahres diente das Neue Palaisin Potsdam als Hauptwohnsitz, nur während derWintersaison bewohnte die kaiserliche Familiedas Berliner Schloss, wenn in der alten Hohen-zollernresidenz von Januar bis April die Hoffest-lichkeiten stattfanden. Im Sommer aber waren dieSchlösser Homburg vor der Höhe und Wilhelms-höhe bei Kassel beliebte Feriendomizile.

Ab ihrem sechsten Lebensjahr wurden dieKinder von Privatlehrern unterrichtet. Das Kolle-

16

Kaiser Wilhelm II. mit seinen sechs Söhnen, 1896v. l.: August Wilhelm, dahinter Oskar, Joachim,Eitel Friedrich, Adalbert, hinter Wilhelm II.,

Kronprinz Wilhelm

Page 12: KaiserKinder - MatrixMedia · Kronprinz Wilhelm von Preußen Kronprinzessin Cecilie von Preußen Prinz Eitel Friedrich von Preußen Prinzessin Sophie Charlotte von Oldenburg (Gemahlin

17

Die kaiserliche Familie auf der Rampe des Neuen Palais in Potsdam, 22. Oktober 1909Am Geburtstag der Kaiserin hat sich die Hohenzollernfamilie für ein Gruppenfoto auf

der Gartenseite des Neuen Palais versammelt. Auguste Victoria, deren Schatten unten links zu erkennen ist, fungiert selbst als Fotografin. v. l.: Joachim, Kronprinz Wilhelm mit

Louis Ferdinand, Wilhelm II. mit Enkel Wilhelm, Eitel Friedrich, Victoria Luise, Adalbert,Sophie Charlotte, Alexandra Victoria, davor Oskar, August Wilhelm, Georg von Griechenland.

Page 13: KaiserKinder - MatrixMedia · Kronprinz Wilhelm von Preußen Kronprinzessin Cecilie von Preußen Prinz Eitel Friedrich von Preußen Prinzessin Sophie Charlotte von Oldenburg (Gemahlin

gium zur Fürstenerziehung bestand aus einemMilitär- und einem Zivilgouverneur, die Oberauf-sicht über die Erziehung oblag einem Militärgou-verneur. Im Alter von etwa 14 Jahren verließendie Kaisersöhne nacheinander Potsdam, um aufWunsch des Vaters die berühmte KadettenanstaltPlön zu besuchen. Hier, im Norden des Landes,wurden die sechs Prinzen zu Soldaten ausgebil-det. Sie kamen jedoch nicht in die Kadetten-anstalt, sondern besuchten die neue Prinzen-schule, die in einem kleinen Rokokopalais einge-richtet war. Vier Jahre lang diente ihnen das Palaisals Wohnung und Schule, hier wurden sie nachdem Lehrplan eines Realgymnasiums privatunterrichtet. Nach dem Wunsch des Kaiserpaaressollten seine Söhne jedoch nicht allein unterrich-tet werden. Sie erhielten ihre schulische Ausbil-dung fortan gemeinsam mit drei Kadetten. DieseMitschüler stammten aus drei unterschiedlichenSchichten: ein Kadett gehörte einer Familie desHochadels an, ein weiterer entstammte demUradel (Familien, deren Geschlecht spätestensum 1400 dem ritterbürtigen Adel angehörte), derDritte war bürgerlicher Herkunft. So bildeten siegewissermaßen das verkleinerte Abbild der da-mals in Deutschland vorherrschenden Ständever-sammlung. Die Fächer waren sorgsam von einemFachkollegium ausgewählt. Erster Erzieher warDr. Paul Esternaux, der die Kinder in Deutsch undLatein unterrichtete. Jüngere Offiziere aus derKadettenanstalt wurden für den Unterricht in dennaturwissenschaftlichen Fächern und neuerenSprachen abkommandiert, aber auch die musi-sche Ausbildung wurde nicht außer Acht gelas-sen. Nach dem Ende der Schulzeit begann dieAusbildung der Kaisersöhne zu Offizieren. Die

Zeit einer gründlichen allgemeinen Wissensver-mittlung war nun vorbei. Es folgte eine sprung-hafte, nur die Oberfläche berührende Einführungin die verschiedenen militärischen Fachgebiete.Jetzt waren die Kaisersöhne zudem von Schmeich-lern und Jasagern umgeben. An ernsthaftes, regel-mäßiges Arbeiten war nicht mehr zu denken. AlleExamina bestanden sie aufgrund ihrer Stellungund des niedrigen Niveaus spielend. Statt derüblichen neun Monate waren bei ihnen für dieAusbildung zum Offizier nur neun Wochen vor-gesehen. Einem alten Hausgesetz folgend war esdas Privileg der preußischen Prinzen, mit ihrem18. Lebensjahr volljährig zu werden, allen ande-ren Bürgern des Kaiserreiches wurde die Volljäh-rigkeit erst mit Vollendung des 21. Lebensjahreszugesprochen. An diesem Tag sollte ihnen auchdas Offizierspatent verliehen werden, und somussten die Prinzen das Pensum von neun Mo-naten in neun Wochen bewältigen.

Nach der Erlangung des Offizierspatentes tra-ten die Kaisersöhne als Leutnant ihren Dienstbeim 1. Garde-Regiment zu Fuß an, das in Pots-dam stationiert war. Der jeweilige preußische Kö-nig war Regimentschef, daher hatte dieses Regi-ment den höchsten Rang innerhalb der Armee.Die Prinzen wohnten jedoch nicht gemeinsammit ihren Kameraden in der Kaserne des Regi-ments, sondern im komfortablen Kabinetthausam Neuen Markt, unweit des Stadtschlosses.Nach einer Dienstzeit von etwa zwei Jahren be-gann für die Prinzen ihr Studium. Bis auf PrinzAdalbert, der die Marineschule in Kiel besuchte,absolvierten die Kaiserkinder ihre Studien in derrheinischen Universitätsstadt Bonn. Seit den Ta-gen ihres Urgroßvaters – des aus Coburg stam-

18

Page 14: KaiserKinder - MatrixMedia · Kronprinz Wilhelm von Preußen Kronprinzessin Cecilie von Preußen Prinz Eitel Friedrich von Preußen Prinzessin Sophie Charlotte von Oldenburg (Gemahlin

menden englischen Prinzgemahls Albert undGatten der Queen Victoria, der sich 1837 dorthatte immatrikulieren lassen, – galt Bonn als be-vorzugte Stätte, an der deutsche Fürstensöhneihre akademische Ausbildung erhielten. Die Söh-ne Kaiser Wilhelms II. studierten vier SemesterStaats- und Verwaltungsrecht sowie Jura. NachEnde des Studiums nahmen sie wieder ihrenDienst beim traditionellen 1. Garde-Regiment zuFuß auf.

Das Kaiserpaar machte sich frühzeitig Ge-danken über die künftigen Ehepartner seinerKinder. Während für den Kaiser in erster Liniedynastische Interessen wichtig waren, legte dieKaiserin besonderen Wert darauf, dass ihre Kin-der möglichst rein, also unberührt von Erlebnis-sen mit anderen Partnern, in die Ehe treten soll-ten. Die Ehefrauen wurden gezielt ausgesucht,dabei spielte ihre standesgemäße Herkunft dieHauptrolle. In den engeren Kreis der Gemah-linnen kamen damit nur Prinzessinnen aus regie-renden europäischen oder deutschen Fürsten-häusern sowie Mitglieder der standesherrlichenFamilien. Dabei spielte die eheliche Zuneigungeine nur untergeordnete Rolle. Das hatte zur Fol-ge, dass die künstlich arrangierten Ehen, wie dieder Kaisersöhne Eitel Friedrich, August Wilhelmund Joachim, von Beginn an unglücklich waren.Nur die Institution der Monarchie hielt die Ehennach außen hin künstlich zusammen, da Wil-helm II. – zum einen als Deutscher Kaiser, zumanderen als Familienoberhaupt – keine privatenSkandale oder sogar Scheidungen in seinem Hausgeduldet hätte. Anders sah dies nach dem Zusam-menbruch der Monarchie aus. Der Kaiser hattenicht nur seine politische Macht verloren und den

gesellschaftlichen Einfluss eingebüßt, er war auchauf privater Ebene seines Mitspracherechtesberaubt.

Die Tagebuchaufzeichnungen des kaiserlichenLeibarztes Dr. Alfred Haehner, der 1919 seinen

19

Mitglieder der kaiserlichen Familie auf der Terrassedes Schlosses Bellevue in Berlin, Ostern 1910Die Ballsaison, die im Januar mit zahlreichen

Festlichkeiten im Berliner Schloss begann, war Ende März beendet. Bevor das Kaiserpaar nun seine Mittelmeerreise antrat, verbrachte es das

Osterfest gemeinsam mit seinen Kindern im SchlossBellevue. v. l.: Wilhelm II., Kronprinz Wilhelm,

Kronprinzessin Cecilie, Prinzessin Victoria Luise,Kaiserin Auguste Victoria.

Page 15: KaiserKinder - MatrixMedia · Kronprinz Wilhelm von Preußen Kronprinzessin Cecilie von Preußen Prinz Eitel Friedrich von Preußen Prinzessin Sophie Charlotte von Oldenburg (Gemahlin

Dienst im niederländischen Amerongen antrat,geben einen Einblick in das ambivalente Verhält-nis Wilhelms II. zu seinem ältesten Sohn:

In den revolutionären Tagen im November1918 hatte der Kronprinz darauf spekuliert, sei-nen Vater zumindest als König von Preußen zubeerben. Als er sich im Februar 1920 anstelle sei-nes Vaters einem Tribunal der Siegermächte aus-liefern wollte, wurde dies als Anspruch auf dieThronfolge aufgefasst. Der empörte Vater teilteseinem Sohn mit, dass er dann als ehemaligerKaiser den Entente-Staaten recht gäbe, dassDeutschland schuld am Krieg habe.

Das angeblich so feste Fundament, auf demdas königliche Familienleben gebaut war, wardurch die Revolution in seinen Grundfesten er-schüttert worden. Es begann nun ein neuer Ab-schnitt der Dynastie – ohne die bisherigen Privi-legien und Vorrechte, die den Mitgliedern der kö-niglichen Familien vorbehalten waren. Das Er-folgsgeheimnis der öffentlichen Akzeptanz derMonarchie bestand auch darin, dass bislang unbe-kannt war, was sich tatsächlich im Innenleben derkaiserlichen Familie abspielte. Auf das nachaußen hin makellose Familienleben fielen plötz-lich Schatten; Klatsch und Tratsch wurden in dieÖffentlichkeit getragen. Drei der sechs Schwie-gertöchter trennten sich von ihren Ehemännern.Der Selbstmord des jüngsten Kaisersohnes kameiner dritten Scheidung nur zuvor. Von dem alsperfekt vorgezeichneten Hohenzollern-Prinzen-leben war zu Beginn der 1920er Jahre nur mehrein Torso übrig.

Die Zukunft der sieben prinzlichen Familienlag nach dem Sturz der Monarchie im Ungewis-sen. Sämtlicher Besitz war 1918 von der neuen

preußischen Regierung beschlagnahmt worden,das Finanzministerium hatte die Verwaltung über-nommen. Aufgrund der Größe des Land-, Im-mobilien- und Kunstbesitzes dauerte die Reg-lung der neuen Eigentumsverhältnisse fast achtJahre. Erst 1926 konnte die Vermögensauseinan-dersetzung zwischen der brandenburgisch-preu-ßischen Linie des Hauses Hohenzollern und dempreußischen Staat durch einen Vertrag geregeltwerden. Dieser Vertrag ermöglichte den Mitglie-dern des früheren Königshauses eine gesicherteExistenzgrundlage auf dem schwierigen Weg derEingliederung in die bürgerliche Gesellschaft. DieKaiserkinder waren für eine Welt erzogen undausgebildet worden, die es nun nicht mehr gab.Die Neuorientierung wurde ihnen erschwert, dasie im Kaiserreich Berufs- und Ausbildungswegeeingeschlagen hatten, von denen sie keinen Ge-brauch mehr machen konnten. Die militärischeAusbildung, auf die in ihrer Jugend so viel Wertgelegt hatte, war nun nutzlos geworden.

Zu Beginn der 1930er Jahre ließ sich der frü-here Kronprinz mit den Nationalsozialisten ein.Anfangs bekannte er öffentlich seine Sympathiezu den neuen Machthabern in der Hoffnung aufeine Restaurierung der Monarchie. Er ahnte nicht,dass schließlich der von Hitler angezettelte Kriegihn und seine weitverzweigte Familie zu heimatlo-sen Flüchtlingen machen würde, wie Millionenseiner Landsleute auch. Das ehemalige deutscheKaiserhaus hatte bei Kriegsende 1945 etwa 95Prozent seines Land- und Immobilienbesitzesverloren, da durch die sich abzeichnende und ein-tretende deutsche Teilung dieser Jahrhundertealte Besitz fast ausschließlich östlich der Elbe lag.Lediglich die Stammburg der Dynastie, die Burg

20

Page 16: KaiserKinder - MatrixMedia · Kronprinz Wilhelm von Preußen Kronprinzessin Cecilie von Preußen Prinz Eitel Friedrich von Preußen Prinzessin Sophie Charlotte von Oldenburg (Gemahlin

Hohenzollern bei Hechingen (Baden-Württem-berg), aus der der brandenburgisch-preußischeZweig einst hervorgegangen war, ist bis heute inFamilienbesitz. Das Jahr 1945 bedeutete für dieseDynastie eine Zäsur, die in ihrer 500-jährigenGeschichte ohne Beispiel war.

Bis auf die Familie der Herzogin VictoriaLuise, die noch Besitzungen in Österreich und inNiedersachsen hatte, mussten die vier noch le-benden Kaiserkinder und deren Familien ein ver-gleichsweise bescheidenes Leben führen, wohn-ten zur Miete und waren Bürger unter Bürgern.Die ihnen verbliebenen Schlösser wie Rheinsberg,

21

Kaiser Wilhelm II. begibt sich am Tag seines 25. Regierungsjubiläums mit seinem Schwiegersohn und seinen Söhnen zur Paroleausgabe ins Zeughaus, Berlin, 16. Juni 1913

v. l.: Wilhelm II., Herzog Ernst August zu Braunschweig u. Lüneburg (ab November 1913 regierender Herzog von Braunschweig), Kronprinz Wilhelm, Eitel Friedrich, Adalbert, August Wilhelm, Oskar, Joachim

Page 17: KaiserKinder - MatrixMedia · Kronprinz Wilhelm von Preußen Kronprinzessin Cecilie von Preußen Prinz Eitel Friedrich von Preußen Prinzessin Sophie Charlotte von Oldenburg (Gemahlin

Schwedt oder das Palais Kaiser Wilhelms I. Unterden Linden in Berlin waren entweder zerstörtoder lagen in der sowjetischen Besatzungszone.Ganz sicher traf sie dieser Bruch stärker als derSturz der Monarchie im November 1918. Durchden Verlust der bedeutenden Immobilien sowie

des gesamten Land- und Forstbesitzes war derGlanz des Kaiserreichs gänzlich erloschen. Einepolitische Bedeutung hatten die Kaisersöhnenicht erlangen können. Die Kinder KaiserWilhelms II. waren nichts weiter als eine Rand-notiz der deutschen Geschichte.

22

Vier Söhne des ehemaligen Kaisers, Potsdam, 2. Mai 1938Die Söhne Wilhelms II. sind auf Einladung des Kronprinzen nach Potsdam gekommen, um die Hochzeit des

Prinzen Louis Ferdinand zu feiern. Die Momentaufnahme entstand in der großen Halle des SchlossesCecilienhof im Anschluss an die russisch-orthodoxe Trauung des zukünftigen Hohenzollernchefs.

v. r.: Oskar, Eitel Friedrich, Wilhelm und Adalbert