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KAISERLICHE SOMMERFRISCHE BADEN BEI WIEN erbauten Siccardsburg und Van der Nüll, die Archi- tekten der Wiener Staatsoper, und als zusätzliche Attraktion die Sommerarena, wo auch heute noch unter einem Schiebedach aus Glas den Sommer über Operette gespielt wird. Der Bau der Südbahn 1841 und der Ausbau der Badener Bahn verband Baden noch enger mit der Metropole Wien. Das Ende des 19. Jahrhunderts brachte einen gewaltigen Bauschub: Historismus, Sezession und Jugendstil prägen die Architektur vieler Villen und Gebäude bis heute. Kaiser Franz Josef hatte eine sehr persönliche Bezie- hung zu Baden. Nach dem Tod seines Sohnes Rudolf in Mayerling - ein beliebtes Ausflugsziel nicht weit von Baden - und der Ermordung seiner Frau Elisabeth fühlte er sich nur mehr zu einem Menschen hingezo- gen: Katharina Schratt, die Hofschauspielerin, eine gebürtige Badenerin. Ihr Geburtshaus in der There- siengasse steht noch heute. Nicht weit davon erbauten 1909 die bekanntesten Theaterarchitekten der Monarchie, Helmer und Fellner, das Jubiläumsstadttheater an der Stelle des alten Kornhäuseltheaters der Biedermeierzeit. Es ist heute ein florierendes Haus für Operette und Schauspiel. Auch sonst ging es fröhlich zu in Baden. Johann Strauß Vater und Josef Lanner konzer- tierten im Kurpark und auf der Hauswiese im Helenental. Richard Genée, der Librettist der „Fledermaus“, wohnte hier, und Johann Strauß Sohn siedelte diese, seine berühmteste Operette, „in einem Kurort südlich von Wien“ an - das kann doch wohl nur Baden gewesen sein! Karl Millöcker und Carl Michael Ziehrer lebten in Baden, und Karl Komzak war hier Musikdirektor. Der geniale Thea- termann Max Reinhardt wurde in Baden geboren, und eines der bedeutendsten und tiefgründigsten Stücke Arthur Schnitzlers, „Das weite Land“, spielt ebenfalls in diesem besonderen Milieu. Noch einmal, während des 1. Weltkrieges, lag ein letzter Glanz der untergehenden Habsburgermo- narchie über der Stadt. Von 1916 bis 1918 war hier das Armeeoberkommando Österreich-Un- garns stationiert. Kaiser Karl I., der letzte öster- reichische Kaiser, logierte im Kaiserhaus auf dem Hauptplatz, hielt seine Audienzen im Haus der Kunst und besuchte die Messe in der Frauenkir- che. Am 3. November 1918 wurde von Baden aus die Kapitulationsdepesche der Monarchie mit der Annahme des Waffenstillstandes an die Alliierten abgeschickt. Aber weiterhin besuchten zahlreiche gekrönte Häupter (und auch ihre demokratisch gewählten Kollegen) die Kur- und Kongressstadt Baden. Legendär wurden in den 1960er- und 70er-Jahren die Winteraufenthalte des Schah von Persien in der Krainerhütte und die Besuche des arabischen Königs Ibn Saud, der im Hotelgarten seine eigene Hammelherde zu halten pflegte, um sich stan- desgemäß ernähren zu können. Bei den weltge- schichtlich bedeutsamen SALT-Gesprächen zwi- schen den USA und der Sowjetunion beherbergte Baden die sowjetische Delegation – sollte sich das milde und friedliche Klima unserer Stadt po- sitiv auf die internationale Abrüstung ausgewirkt haben? Und erst vor wenigen Jahren durfte das Grand Hotel Sauerhof den UN-Generalsekretär Kofi Atta Annan, 7. Generalsekretär der Vereinten Nationen (1997–2006), seinen Gast nennen … GESCHICHTLICHES BADEN ca. 50 n.Chr. Gründung des Römerbades Aquae 869 Padun - Pfalz des Königssohnes Karlmann 1341 Baden erhält ein Marktrecht 1459 Baden erhält das Heurigenprivileg 1480 Baden erhält das Stadtrecht 1529 & 1683 Zerstörung in den Osmanenkriegen 1718 Errichtung der Pestsäule 1750 Erstes Theatergebäude 1792 Eröffnung des Theresiengartens (heutiger Kurpark) 1796 – 1834 Sommerresidenz des Kaisers 1812 Stadtbrand – Wiederaufbau im Stil des Biedermeier 1916 – 1918 Armeeoberkommando von Österreich-Ungarn in Baden 1945 – 1955 Kommandantur der sowjetischen Besatzungszone Österreichs. ARNULF RAINER MUSEUM Josefsplatz 5, Tel. +43 (0)2252 / 209 196 BEETHOVENHAUS BADEN Rathausg. 10, Tel. +43 (0)2252 / 25 44 88 KAISERHAUS BADEN Hauptplatz 17, Tel. +43 (0)664 / 148 15 92 ROLLETTMUSEUM / STÄDTISCHE SAMMLUNGEN Weikersdorfer Platz 1, Tel. +43 (0)2252 / 482 55 PUPPEN- UND SPIELZEUGMUSEUM Erzherzog Rainer Ring 23, Gartentrakt der Attemsvilla Tel. +43 (0)2252 / 410 20 KAISER FRANZ JOSEF MUSEUM FÜR HANDWERK UND VOLKSKULTUR Hochstraße 51, Tel. +43 (0)2252 / 411 00 Sommerarena im Kurpark Beethovenhaus, Rathausgasse 10 Lanner & Strauß Denkmal im Kurpark Die „Badener Bahn“, Josefsplatz Stadttheater Baden, Bühne Baden Mineralschwimmschule, Römertherme Baden Congress Casino Baden, Kaiser-Franz-Ring Thermalstrandbad Baden IMPRESSUM: Herausgeber & Gestaltungskonzept: Geschäftsgruppe Tourismus der Stadtgemeinde Baden bei Wien Druck: Grasl Druck und Neue Medien GmbH, Bad Vöslau Fotos: Lois Lammerhuber, Rainer Mirau, Klinger & Husar, Archiv Rollettmuseum, Archiv GG Tourismus der Stadtgemeinde Baden Alle Angaben ohne Gewähr, Änderungen vorbehalten. September 2015. EIN HISTORISCHER RUNDGANG DEUTSCH Tourist Information Baden, Leopoldsbad, Brusattiplatz 3, 2500 Baden bei Wien Tel. +43 (0)2252 / 22 600 - 600 Fax +43 (0)2252 / 807 33 [email protected], www.tourismus.baden.at

Kaiserliche sommerfrische Bei Atta Annan, 7. Generalsekretär der Vereinten Nationen (1997–2006), seinen Gast nennen … Geschichtliches Baden ca. 50 n.chr. Gründung des Römerbades

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Page 1: Kaiserliche sommerfrische Bei Atta Annan, 7. Generalsekretär der Vereinten Nationen (1997–2006), seinen Gast nennen … Geschichtliches Baden ca. 50 n.chr. Gründung des Römerbades

Kaiserlichesommerfrische

BadenBeiWien

erbauten Siccardsburg und Van der Nüll, die Archi-

tekten der Wiener Staatsoper, und als zusätzliche

Attraktion die Sommerarena, wo auch heute noch

unter einem Schiebedach aus Glas den Sommer

über Operette gespielt wird.

Der Bau der Südbahn 1841 und der Ausbau der

Badener Bahn verband Baden noch enger mit der

Metropole Wien. Das Ende des 19. Jahrhunderts

brachte einen gewaltigen Bauschub: Historismus,

Sezession und Jugendstil prägen die Architektur

vieler Villen und Gebäude bis heute.

Kaiser Franz Josef hatte eine sehr persönliche Bezie-

hung zu Baden. Nach dem Tod seines Sohnes Rudolf

in Mayerling - ein beliebtes Ausflugsziel nicht weit

von Baden - und der Ermordung seiner Frau Elisabeth

fühlte er sich nur mehr zu einem Menschen hingezo-

gen: Katharina Schratt, die Hofschauspielerin, eine

gebürtige Badenerin. Ihr Geburtshaus in der There-

siengasse steht noch heute.

Nicht weit davon erbauten 1909 die bekanntesten

Theaterarchitekten der Monarchie, Helmer und

Fellner, das Jubiläumsstadttheater an der Stelle

des alten Kornhäuseltheaters der Biedermeierzeit.

Es ist heute ein florierendes Haus für Operette

und Schauspiel.

Auch sonst ging es fröhlich zu in Baden.

Johann Strauß Vater und Josef Lanner konzer-

tierten im Kurpark und auf der Hauswiese im

Helenental. Richard Genée, der Librettist der

„Fledermaus“, wohnte hier, und Johann Strauß

Sohn siedelte diese, seine berühmteste Operette,

„in einem Kurort südlich von Wien“ an - das kann

doch wohl nur Baden gewesen sein! Karl Millöcker

und Carl Michael Ziehrer lebten in Baden, und Karl

Komzak war hier Musikdirektor. Der geniale Thea-

termann Max Reinhardt wurde in Baden geboren,

und eines der bedeutendsten und tiefgründigsten

Stücke Arthur Schnitzlers, „Das weite Land“, spielt

ebenfalls in diesem besonderen Milieu.

Noch einmal, während des 1. Weltkrieges, lag ein

letzter Glanz der untergehenden Habsburgermo-

narchie über der Stadt. Von 1916 bis 1918 war

hier das Armeeoberkommando Österreich-Un-

garns stationiert. Kaiser Karl I., der letzte öster-

reichische Kaiser, logierte im Kaiserhaus auf dem

Hauptplatz, hielt seine Audienzen im Haus der

Kunst und besuchte die Messe in der Frauenkir-

che. Am 3. November 1918 wurde von Baden aus

die Kapitulationsdepesche der Monarchie mit der

Annahme des Waffenstillstandes an die Alliierten

abgeschickt.

Aber weiterhin besuchten zahlreiche gekrönte

Häupter (und auch ihre demokratisch gewählten

Kollegen) die Kur- und Kongressstadt Baden.

Legendär wurden in den 1960er- und 70er-Jahren

die Winteraufenthalte des Schah von Persien in

der Krainerhütte und die Besuche des arabischen

Königs Ibn Saud, der im Hotelgarten seine eigene

Hammelherde zu halten pflegte, um sich stan-

desgemäß ernähren zu können. Bei den weltge-

schichtlich bedeutsamen SALT-Gesprächen zwi-

schen den USA und der Sowjetunion beherbergte

Baden die sowjetische Delegation – sollte sich

das milde und friedliche Klima unserer Stadt po-

sitiv auf die internationale Abrüstung ausgewirkt

haben? Und erst vor wenigen Jahren durfte das

Grand Hotel Sauerhof den UN-Generalsekretär

Kofi Atta Annan, 7. Generalsekretär der Vereinten

Nationen (1997–2006), seinen Gast nennen …

Geschichtliches Badenca. 50 n.chr. Gründung des Römerbades Aquae

869 Padun - Pfalz des Königssohnes Karlmann

1341 Baden erhält ein Marktrecht

1459 Baden erhält das Heurigenprivileg

1480 Baden erhält das Stadtrecht

1529 & 1683 Zerstörung in den Osmanenkriegen

1718 Errichtung der Pestsäule

1750 Erstes Theatergebäude

1792 Eröffnung des Theresiengartens (heutiger Kurpark)

1796 – 1834 Sommerresidenz des Kaisers

1812 Stadtbrand – Wiederaufbau im Stil des Biedermeier

1916 – 1918 Armeeoberkommando von Österreich-Ungarn in Baden

1945 – 1955 Kommandantur der sowjetischen Besatzungszone Österreichs.

arnulf rainer museum

Josefsplatz 5, Tel. +43 (0)2252 / 209 196

Beethovenhaus Baden

Rathausg. 10, Tel. +43 (0)2252 / 25 44 88

Kaiserhaus Baden

Hauptplatz 17, Tel. +43 (0)664 / 148 15 92

rollettmuseum /

städtische sammlunGen

Weikersdorfer Platz 1, Tel. +43 (0)2252 / 482 55

PuPPen- und sPielzeuGmuseum

Erzherzog Rainer Ring 23, Gartentrakt der Attemsvilla

Tel. +43 (0)2252 / 410 20

Kaiser franz Josef museum

für handWerK und volKsKultur

Hochstraße 51, Tel. +43 (0)2252 / 411 00

Sommerarena im Kurpark

Beethovenhaus, Rathausgasse 10

Lanner & Strauß Denkmal im Kurpark

Die „Bad ener Bahn“, Jose fsplatz Stadttheater Bad en, Bühne Bad enMineralschwimmschule, Römertherme Bad en

Congress Casin o Bad en, Kaiser-Franz-Ring

Thermals trandbad Bad en

Impressum:herausgeber & Gestaltungskonzept: Geschäftsgruppe Tourismus der Stadtgemeinde Baden bei Wiendruck: Grasl Druck und Neue Medien GmbH, Bad Vöslaufotos: Lois Lammerhuber, Rainer Mirau, Klinger & Husar, Archiv Rollettmuseum, Archiv GG Tourismus der Stadtgemeinde BadenAlle Angaben ohne Gewähr, Änderungen vorbehalten. september 2015.

EiN H iS ToRiScHER

RuNDGANG

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ut

sc

h

Tourist Information Baden, Leopoldsbad,

Brusattiplatz 3, 2500 Baden bei Wien

Tel. +43 (0)2252 / 22 600 - 600

Fax +43 (0)2252 / 807 33

[email protected], www.tourismus.baden.at

Page 2: Kaiserliche sommerfrische Bei Atta Annan, 7. Generalsekretär der Vereinten Nationen (1997–2006), seinen Gast nennen … Geschichtliches Baden ca. 50 n.chr. Gründung des Römerbades

Kaiserliches flair in Baden Bei WienBaden ist eine Stadt mit Flair, mit unverwechsel-

barer, gewachsener Atmosphäre, eingebettet in

das hügelige Grün des Wienerwaldes, umgeben

von Wiesen und Weingärten, eine Parklandschaft

seit altersher.

Wer durch Baden spaziert, trifft auf Schritt und

Tritt Spuren einer glanzvollen Vergangenheit, galt

doch das Städtchen an der Thermenlinie mit sei-

nen warmen heilsamen Schwefelquellen lange als

Nobelbad für gekrönte Häupter: Hier wurde Kraft

getankt für politische und wirtschaftliche Ent-

scheidungen von oft europäischer Tragweite.

Kaiser Friedrich III., „des Heiligen Römischen

Reiches Schlafmütze“, wie er spöttisch genannt

wurde, weilte oft in Baden, und auch seine portu-

giesische Gattin, Kaiserin Eleonore, fühlte sich in

Baden wohler als in den kalten Mauern der Wiener

Hofburg oder in der Wiener Neustädter Residenz.

Schon 1459 erhielt Baden das Weinbauprivileg,

das zur Entstehung des allseits beliebten „Heuri-

gen“ führte – im übrigen Österreich wurde diese

heilsame Institution erst unter Josef II. eingeführt!

Seit damals heißt es in Baden:

„Außen Wasser, innen Wein –

lasst uns alle fröhlich sein!“

Auch Matthias Corvinus, der große politische und

militärische Gegner des Kaisers, kurte in Baden,

was die Beiden aber nicht hinderte, einander gera-

de in dieser Gegend kriegerisch gegenüberzutreten.

Die Badener verteidigten damals ihre Kaisertreue

buchstäblich bis zum letzten Blutstropfen, was

ihnen dann wohl auch das Stadtrecht eintrug.

Steinrelie f d es Stadtwappens Mozarttempel im Kurpark

„Ein Meis terwerk Jose f Kornhäusels: Der Sauerhof“

„Jose f Klieber, Flora und Zephyr“ (heute im Frauenbad, Arnulf Rainer Museum)

„Lithograph ie von Eduard Gurk: Der Hauptplatz“ „Weinlese beim Melkerkeller“

„Aquarell von Thomas End er: Weilburg“

„Stich von Matthäus Merian, 1649: Das Herzogbad“„Aquarell von Johann Höchle: Helenental mit Ruine Rauhens tein“

Das Stadtwappen, das Kaiser Friedrich III. den Ba-

denern verlieh, hat immer wieder Anlass zur Dis-

kussion gegeben, zeigt es doch einen Mann und

eine Frau, beide nackt, gemeinsam in einem Ba-

debottich. Es sollte auf die Attraktion des Gesell-

schaftsbades hinweisen. Doch das Wappen war ja

durch die Kanzlei des Kaisers genehmigt worden.

Kaiser Maximilian I., der „letzte Ritter“, fertigte

1517 in Baden die neuen Privilegien der medizini-

schen Fakultät in Wien, schon 1511 verfasste der

Kremser Stadtarzt Wolfgang Wintperger seinen

„Traktat der Badenfahrt“, ein richtiges Kurhand-

büchlein – das erste in Europa!

Kaiser Ferdinand I. schenkte der Stadt 1531 die

Quellen des heutigen Frauenbades und gestatte-

te den Badenern, Eintrittsgeld in der Höhe von 2

Pfennig pro Badegast zu kassieren. Das sollte die

Stadt, die von den Türkenkriegen schwer mitge-

nommen war, wirtschaftlich sanieren.

Aus dieser Zeit stammt der sorgfältig restaurierte

Renaissancehof des damaligen Wasserschlosses

Weikersdorf. Im so genannten Doblhoffpark erin-

nert noch heute ein Teich an die umfangreichen

Wasser- und Grabenanlagen, die das Schloss einst

schützten.

Die Badesitten in den Schwefelthermen wa-

ren recht locker. Da die Badezeit unbe-

schränkt war, betreuten Diener an schwim-

menden Tischen die Gäste mit Speis und

Trank, und auch das Glücksspiel war möglich.

Vom Umgang des Beckens aus sahen Besucher

den Badenden zu, und auch die Texte der „Badelie-

der“, mit denen man sich die Zeit vertrieb, dürften

es in sich gehabt haben. 1626 wurden durch eine

kaiserliche Resolution, aus moralischen Gründen,

die Badegäste nach Geschlechtern getrennt. Doch

die Stadt protestierte erfolgreich und es blieb alles

beim Alten.

Kaiser Leopold I. hielt sich oft in Baden auf.

Er wohnte im alten Augustinerkloster - Kreuzgang

und Chor der Klosterkirche sind noch zu sehen -

und empfing hier viele bedeutende Persönlichkei-

ten seiner Zeit. Zar Peter der Große besuchte ihn

und Herzog Friedrich August der Starke, Kurfürst

von Sachsen. Für ihn war Baden ein Wendepunkt

seines Lebens, denn hier, in den Gartenanlagen

hinter dem Bürgerspital, trat der Herzog 1697 zum

katholischen Glauben über und damit war für ihn

nach dem Tode von König Jan Sobieski der Weg

zur Königskrone Polens frei.

Kaiser Joseph I. war ab 1707 mehrmals zur Kur im

Frauenbad, denn das Badener Schwefelwasser

diente nicht nur zur Behandlung von Frauenleiden

und Rheuma, sondern half auch gegen „galante

Krankheiten“, an denen damals auch gekrönte

Häupter litten.

Nach Kriegsnot und Pest, vernichtete 1714 ein

Großbrand die halbe Stadt. Die Dreifaltigkeits-

säule am Hauptplatz, nach Entwürfen von Marti-

no Altomonte erbaut, erinnert an diese schwieri-

ge Zeit. Doch dann fanden Badens Schwefelbäder

das Interesse der Kaiserin Maria Theresia.

Auch die Billiardstube in einem der Stadtmauer-

türme suchte sie mit ihren Hofdamen gern auf. Ihr

ist es zu verdanken, dass damals die Fahrt ins Bad

beim Hochadel geradezu Mode wurde.

Das Theresienbad (heute steht hier das Casino) ist

nach ihr benannt. Und 1792 ließen die Stadtväter

zu Ehren der großen Kaiserin den Theresiengarten

anlegen - heute der Kurpark - mit seinen zahlrei-

chen exotischen Pflanzen.

Wo die Habsburger waren, dort wurde Theater ge-

spielt. Zuerst auf einer Wanderbühne, dann wurde

ein Gemeindesaal adaptiert, noch ehe es in Wien

ein festes Theater gab. 1789 spielte man Mozarts

„Hochzeit des Figaro“ und im gleichen Jahr be-

gleitete Wolfgang Amadeus Mozart seine Frau

Konstanze nach Baden. Sie fühlte sich hier wohl

und kam öfter. Mit ihr Mozart, der im Hause „Zum

Blumenstock“ in der Renngasse das „Ave Verum

Corpus“ komponierte, das in der Stadtpfarrkirche

uraufgeführt wurde. Auch seinem zweifelhaf-

ten Humor ließ er hier freien Lauf: Als er einmal

durch das Fenster in die Wohnung seiner Frau

einstiegen wollte, um sie ein wenig zu erschre-

cken, wurde er fast als Einbrecher festgenommen!

Musik wohin man blickt und große Namen:

Joseph Haydn war hier, der Hofkomponist Anto-

nio Salieri und natürlich Ludwig van Beethoven,

dessen Briefwechsel mit seinem erzherzoglichen

Gönner Kardinal Rudolf (er wohnte in der Badener

Weilburg) erhalten ist. Zwischen 1803 und 1834

zog Kaiser Franz jeden Sommer nach Baden „aufs

Land“, im Schlepptau Adel und reiches Bürgertum,

Künstler und Leute von Welt. Nach dem verhee-

renden Stadtbrand von 1812 wurde Baden im Bie-

dermeierstil neu aufgebaut. Die adeligen Kurgäste

brachten das Geld, die Modearchitekten Moreau,

Montoyer, Nobile und vor allem Josef Kornhäusel

gestalteten die neue Stadtarchitektur: das Rat-

haus auf dem Hauptplatz, das Palais Erzherzog

Anton, die Sommervilla des Grafen Esterhazy auf

dem Theaterplatz, die Villa Metternich, den Sau-

erhof; und Graf Ossolinski, der Gründer der pol-

nischen Nationalbibliothek, erbaute das Schloss

Braiten. Der Kaiser selbst kaufte - seinem Wesen

gemäß - das bescheidene Haus Hauptplatz 17, das

Kaiserhaus. Hier in Baden war er wirklich „der gute

Kaiser Franz“, er spielte bei den Streichquartetten

der Badener Bürger mit (obwohl er der Kaiser war,

überließ man ihm nur die zweite Geige, weil seine

musikalischen Qualitäten für die erste nicht aus-

reichten …) und trug notorisch den schäbigsten

Zylinder der Monarchie, weil die Krempe vom vie-

len Zurückgrüßen immer ganz abgegriffen war!

Natürlich besuchte Napoleon I., Kaiser der Franzo-

sen, seinen Schwiegervater in der Sommerfrische.

Im „Tal von St. Helena“ soll er seinen Adjutanten

vorgeschwärmt haben, dass es herrlich sein müss-

te, an diesem Ort sein Leben zu beschließen.

Im Jahr 1815 ging der Kaiser der Franzosen nach

St. Helena ins Exil - das lag allerdings am anderen

Ende der Welt.

Marie Louise, Gattin Napoleons, wohnte in einem

hübschen Empireschlösschen, dem „Florastöckl“,

gleich neben dem Augustinerkloster, bekrönt mit

einer eleganten Skulptur von Josef Klieber. Dort be-

suchte sie auch ihr Sohn, der Herzog von Reichstatt;

der Sohn Napoleons, welcher - in der daneben liegen-

den Hofkirche (heute Frauenkirche) gefirmt wurde.

Erzherzog Karl, der Bruder des Kaisers, Sieger in

der Schlacht von Aspern, errichtete das Schloss

Weilburg am Eingang des Helenentales, benannt

nach seiner Gattin, der Prinzessin Henriette von

Nassau-Weilburg. Diese feinsinnige Frau machte

den Christbaum in Österreich populär. 12 Kerzen

zierten das Bäumchen, eine für jeden Monat des

Jahres. Der große Mozartforscher Dr. Ludwig Rit-

ter von Köchel verbrachte 14 Sommer als Haus-

lehrer und Erzieher auf der Weilburg und Nikolaus

Lenau schmachtete hier – ohne Erhörung zu fin-

den – die Dame seines Herzens an. Das Gebäude

wurde in den letzten Kriegstagen 1945 devastiert

und 1964 abgerissen. Nur mehr das riesige stei-

nerne Wappen der Weilburg-Nassauer erinnert an

den verschwundenen Glanz.

Der Wiener Kongress 1814/1815 ordnete die Land-

karte Europas neu. Da das Kaiserhaus in Baden zur

Kur war, spielte er sich zum Teil in der Schwefel-

stadt ab. Fürst Metternich, der Staatskanzler,

kaufte ein Palais in der Theresiengasse. Die ganze

Welt lustwandelte im Kurpark, bei den Festen und

Redouten fehlte keine Dame der Gesellschaft. Der

wohl extravaganteste Künstler dieser Jahre war

Ludwig van Beethoven. Er verlebte hier viele Som-

mer, manchmal nur „auf einen Sprung“ aus Wien

herauskommend, oft kränkelnd, immer missmutig

wegen seines Ohrenleidens. Und doch entstanden

in Baden viele seiner berühmten Werke, wie die

„Missa solemnis“ und große Teile der „IX. Sym-

phonie“. 7 Wohnadressen sind in Baden bekannt.

Das Beethovenhaus in der Rathausgasse beher-

bergt Erinnerungsräume an den großen Kompo-

nisten. Ebenso wie Franz Grillparzer wohnte er im

Magdalenenhof in der Frauengasse und Karl Maria

von Weber dinierte mit ihm offenbar recht ver-

gnügt im Sauerhof.

Auch viele Dichternamen finden sich in den Gäs-

tebüchern Badens: Raimund, Bauernfeld und Nes-

troy, ebenso Rosegger und Anzengruber, Hebbel

und Eichendorff. Die Meister der bildenden Kunst

gesellten sich dazu: Anton Grassi, die Brüder

Alt und die Brüder Ender, Kriehuber, Daffinger,

Schwind, Waldmüller. Die Entdeckung der Land-

schaft fand damals auch in Baden statt. Was wä-

ren diese Künstler ohne die Möglichkeit gewesen,

ihre Motive auf Spaziergängen in und um Baden

zu finden.

Ein Kuriosum am Rand: Der angesehene Badener

Arzt Anton Franz Rollett, Kurarzt der Habsburger,

erhielt als Schenkung große Teile der berühmten

Schädelsammlung des Naturwissenschaftlers und

Phrenologen Franz Josef Gall, der wegen seiner

„materialistischen“ Lehren nach Frankreich ins

Exil gehen musste. Seine Sammlung befindet sich

heute noch im Städtischen Rollettmuseum (das

übrigens mit Gründungsdatum 1810 das älteste

bestehende Museum Niederösterreichs ist).

Auch nach dem Tod des Kaisers Franz 1835

blieben viele Mitglieder des Hofes und des

Adels dem Kurort und Heilbad Baden treu.

Das erste Sportbad, die „Mineralschwimmschule“

die heute noch einen Teil der Römertherme bildet, Schloss Weiker sdorf im Doblhoffpark

Theaterplatz