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Kampfkunst-International Oktober 2014

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Kampfkünste, Kampfsport, Kontaktsportarten, Selbstverteidigung Online Magazin. Die aktuelle deutsche Version Kostenlos lesen, kostenloser Download. Juli-August 2014. Seit XXIII Jahren

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in Meister, der mich viele Dinge lehrte (meineMeister haben das immer getan … danke),stellte immer die Idee des Technikers alsunterste Stufe in der evolutionären Einheit desBewusstseins dar. Seiner Sichtweise nachregierte der Stratege vom höchsten Punkt aus,

gefolgt vom Taktiker und als letztes, dort am Grund, gab esden Techniker. Sosehr diese Haltung auf irgendeine Weiseabwertend sein mag, ist es richtig zu sagen, soviel ist klar,dass unsere Welt ohne Techniker nicht funktionieren würde.Sie sind das Bindeglied, das am meisten mit derunmittelbaren Realität verhaftet ist, das mit den fasslichstenDingen arbeitet. Sie sorgen dafür, dass die Flugzeuge nichtabstürzen und die Züge rollen, sie führen eineTransplantation durch oder stellen einen Computer her … Beider ganzen Klassifizierung neigt man immer dazu, seinenFokus auf das zu legen, was einem am meisten zusagt, aber jeder Einzelne an seinem Ort erfüllt seine Rolle, nimmt

seinen Platz ein und verwirklicht sich in seiner Natur. Diesscheint genau einer der versteckten Schlüssel zum Glück zusein: dass die eigene Wesensart den Funktionen, die manrealisiert, entspricht. Außerhalb des Kontextes sind wir allemehr oder weniger unbeholfen und fühlen uns wenigerzufrieden und weniger von Anderen wertgeschätzt. DieReduktionismen sind immer Früchte der Zuneigung jedesEinzelnen. Die Technik ist es nicht komplett, noch ist sie vielweniger. Ohne Herz, ohne Geist, ist die Technik eine leereSchale, eine Maschine, ein Roboter. Der Wert der großenDinge liegt im Unberührbaren. Es ist nicht dasselbe, Fintenzu legen … als zu kämpfen, handeln … als die Bedingungenzu schaffen, damit die Dinge passieren …, die Natur derDinge begleiten, als sie zu bekämpfen. Das Raffinierte erhebtsich immer, das Verfeinerte setzt sich mit der Zeit immerdurch, weil das Unmittelbare das Konkrete bewundert, sowie das Permanente das Abstrakte, die Idee. Die Kunst, dasMysterium und der Geist der Dinge existieren nicht durchTechnik, sie ist eine Konsequenz des Vorangegangenen. Noten zu spielen heißt nicht, Musik zu machen und auch

wenn die Noten, die du spielst, nicht das Parameter derHarmonie verlassen, ist es das Zusammenfügen, vom Herzerschafft, und das Gefühl des kreierenden Individuums, wasihnen Kraft, Kohärenz und Sinn schenkt. Es gibt keine Tricks,keine Technik und keinen Kniff, die dieses Mysteriumersetzen können. Ein „Handwerk“ zu beherrschen heißtnicht, kreativ zu sein. Man sagt, Musik sei Mathematik, aberkein Mathematiker hat je einen Verkaufsschlager erzielt,indem er Zahlen vermischt oder im kollektiven Gedächtnisewige Melodien wie Yesterday oder so viele anderehinterlassen hat. Das Genie nährt sich von Extremen, Qualund Unbehagen. Die Mehrheit der Sterblichen bewundertund vergöttert Genialität, aber in Wirklichkeit halten sie dasGenie nicht aus. Mit großen Tugenden bewaffnet schreitensie mit ihren großen Defekten entlang und verprassen vielGutes bei ihren Anstrengungen, nicht niederzufallen, oder tunviel Schlechtes in ihren Bemühungen, sich durchzusetzen. Aber aus Schwächen können unerwartete Fähigkeiten

entstehen: Belmonte erschuf den modernen Stierkampf, weil

er nicht ausreichend körperliche Fähigkeiten besaß, um voreinem Stier davonzurennen. Zu seiner Zeit bestand derStierkampf darin, den Angriffen der Stiere mit größtmöglicherGrazie auszuweichen, aber da er stillstand, musste er denStier mit dem Umhang und der Muleta täuschen und so warder moderne Stierkampf geboren. Davor sagte man:„Entweder du entfernst dich, oder der Stier entfernt dich“, erjedoch beschloss: „Wenn man mit Stieren zu kämpfen weiß,muss weder ich mich entfernen, noch der Stier“. EinStierkämpfer der damaligen Zeit, Rafael Guerra, sagte:„Wenn du Belmonte sehen willst, beeil dich, jeden Tag kannihn ein Stier töten“. Aber es war Joselito, sein Counterpart,der letztlich von einem Stier umgebracht wurde. Belmontestarb mit 70 Jahren, er erschoss sich, so sagt man, an demTag, als er nicht mehr auf seinem Pferd reiten konnte, wasseine andere Leidenschaft gewesen war.Und es ist so, dass die bemerkenswertesten Personen im

Wesentlichen große Wahnsinnige sind. Man kann nicht inallem gut sein. Für große Fähigkeiten … große Fehler. Dort,bei der Kompensation dieses übermäßigen Gefälles entstehtwahrscheinlich das Genie, ein Effekt, der der Idee von Glückentgegenzustehen scheint. Die Mehrheit dieser Individuensind sich interessanterweise ihrem eigenen Prozess nichtbewusst, sondern hartnäckig darauf versessen, genial zusein in dem, was sie nicht sind, und Recht zu haben, auchwenn sie nicht Recht haben. Häufig sind sie obsessiv undselbstzerstörerisch. Und genau dann, wenn die Unterschiedesehr groß sind, werden Gleichgewicht und Gelassenheitäußerst schwierig und machen Weisheit und dieGemütsverfassung zu zwei ziemlich kompliziertenErrungenschaften, die gewöhnlich von Zurückhaltung,Ernsthaftigkeit bis hin zu Autoritarismus verdräng werden.Ein bekannter japanischer Aikido-Meister riss sich am Endein einem rasenden Wutanfall einen Backenzahn aus …Picasso war ein fürchterlicher arroganter Tyrann … PaulGauguin grenzte sich selbst in seinen „Schriften einesWilden“ ab … Nur die Zeit liefert eine gerechte Sichtweise auf diese

Persönlichkeiten. Diejenigen, die einen gewissen Friedenerlangen, schaffen dies normalerweise erst im Alter und inEinsamkeit, nach einem gequälten Leben im Kampf gegensich selbst. Aber das Resultat jener brutalen Konfrontationkann zu etwas Besonderem werden, das viele Leben berührt. Nein, das Schicksal des Genies ist nicht einfach (weder für

ihn noch für seine Nächsten). Glücklicherweise bin ich esnicht, ich bleibe auf einer einfachen „Borderline“ … MeineVorstellung nähert sich mehr der Idee des Ein-Mann-Orchesters an (ich würde Renaissance sagen, aber das hörtsich für mich jeden Tag prätentiöser an). Bezüglich derEigenschaften eines Menschen weiß ich nicht, ob durchNatur, Wahl oder eine Mischung von beidem sich das, wasdu von Natur aus hast und das, was du tust, im Laufe derJahre miteinander verflechten. Gato Pérez sagte „Wenn du kein Glück hast, hast du

nichts von einem Weisen“. Wenn auch nur in therapeutischenDosen und inklusive Fehltritten muss man etwas davonhaben, um durchzukommen. Freude und positive Energie

„Man provoziert und begeistert das Publikum aufdieselbe Art, wie man liebt und sich verliebt, durch die Kraft

einer geheimen Quelle spiritueller Energie, die meiner Meinungnach dort, im tiefsten Inneren des Sein, ihren Ursprung hat.

Wenn diese Quelle trocken ist, ist es sinnlos,sich anzustrengen. Der Wille vermag nichts. Man verliebt sich

nicht willentlich, noch provoziert man so“ Manuel Chaves Nogales

„Es gibt kein großes Genie ohne einen Schuss Wahnsinn“ Seneca

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vermögen manchmal mehr als ständiges Kopfzerbrechen. Das sagt auch der Spruch: „Woes Honig gibt, da sammeln sich die Fliegen“.

Aber es war ein anderer Meister, der mich mit größerer Intensität vor das ParadigmaTechnik versus Kunst stellte, mein Meister für Malerei, Manolo Tarazona. Ich war dereinzige Schüler, den er hatte, wahrscheinlich weil ich der Einzige war, der ihnaushielt. Er definierte sich als anormal, weil sie ihn in einer Bombardierung dazugemacht hatten.

Disney wählte ihn zusammen mit 10 weiteren Kindern aus Europa für einStipendium in den USA aus und mit 13 Jahren verdiente er sich seinenLebensunterhalt damit, erfolgreiche Comics zu zeichnen. Aber ersagte, er wollte Maler in Paris Maler werden … und er wurde es.

Er arbeitete einmal für Dalí und realisierte eine Maltechnikauf Gold. Als seine gut bezahlte Arbeit dann fertig war,sagte ihm der Zwischenhändler, dass der Meister ihnkennenlernen wollte. Manolo antwortete sofort: „Nun, ichihn nicht“. Perplex fragte der Mann ihn warum, undManolo antwortete: „Weil er mich enttäuschen würde“.Er nahm seine Million Peseten der damaligen Zeit undbegann auf Kosten von Dalí, mit seinem Liebhaber (zudiesem Zeitpunkt ein Engländer) Amerika zudurchreisen.

Er, der ein Genie war, erklärte mir, dass er mir dieTechnik lehren würde, aber er würde dabeiversuchen, mir das wichtigste zu erklären: Künstlerzu sein. Für ihn war das Malen der finale Prozess,die Therapie und das Ergebnis seiner Annäherungdaran, das Leben zu spüren. Diese Sensibilität wareine seltsame Vereinigung von Phantasie, Gefühl,Verrücktheit und Täuschung. Um sich zu finden,musste man sich verlieren und er, oh ja wie er sichverlor! Aber in diesem Wahn, in seinem persönlichenTaumel, wusste er einige unsterbliche Werke zuhinterlassen und mit seinen Bilder pflanzte erunverkennbare Emotionen auf unglaublich vielenWänden des Planeten. Fenster, wie er sie nannte, durchwelche die Phantasie derjenigen, die seine Werkebetrachteten, reisen konnte. Unfähig dazu, wie er zu fühlen,wie er zu sehen, lieh er den Betrachtern seine Augen und seinePhantasie, um etwas davon zu geben, was ihm in seinen Lebenübrig blieb … und er schaffte es … Der Preis war sehr hoch,aber er lebte und starb nach seinen Regeln und heute spüre ichin meinen Erinnerungen nur Zuneigung und Respekt für ihn.Möge seine Seele nun Frieden und Gelassenheit finden.

Technik ohne Geist ist Geschick. Wenn dies aus der Seelegeschieht, ist es Weisheit, ist es Kunst ohne Tricks und kommtso zu seiner ganzen Größe. Die versteckte Wahrheit desStierkampfs und der Kunst sind das Phlogiston der Weisheitund wenn sich dies kurz wirklich blicken lässt, fließt alles ohneersichtliche Mühe, aber mit Innerlichkeit und tiefgründigerWahrheit.

Eine Kunst oder eine Technik zu beherrschen macht uns nichtzu Eigentümer derselben, nicht einmal unserer selbst. Wirbegleiten das Leben, so wie es uns begleitet, und bei diesemWerden lassen wir Fetzen unseres Seins zurück, gestaltenunser Wesen. Letzten Endes ist die Ulme, ob sie gefälltwurde oder nicht, eine Ulme und die Eiche … eine Eiche.Die Essenz dieser Baumgruppe dahinter zu vereinen ist einhöherer Schritt, bei dem Technik unangebracht ist, nur derGeist kann solche Großtaten vollbringen. Auf diese Weiseüber die Grenzen des Individuums hinauszugehen, bedarfnicht Genie, sondern Klarheit, Losgelöstheit und Mitgefühl.

Alfredo Tucci ist geschäftsführender Direktor von BUDO INTERNATIONAL PUBLISHING CO.E-mail: [email protected]

https://www.facebook.com/alfredo.tucci.5

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Wann ist die Zeit reif für eine neueKampfsportart, Selbstverteidigung, Kampfkunst oder für einen neuen Stil?

mmer wieder kommen „neue“ Trends im Kampfsportbereich undversuchen sich zu etablieren. Sei es Krav Maga, Capoeira, BrazilianJiu Jitsu oder Mixed Martial Arts. Wenn ihr jetzt denkt, das sinddoch keine neuen Trends, dann habt ihr absolut Recht. Aber auchdiese Sportarten waren irgendwann neu auf dem Markt derMöglichkeiten. Und nicht immer war die Zeit reif dafür. Ich kann

mich erinnern, dass vor etwa 10 Jahren in Berlin Krav Maga Kurseangeboten wurden. Nach ca. 2 Jahren waren diese jedoch wiederverschwunden und die Leute, die mit dem Training begeistert angefangenhatten, konnten ihren Weg nicht fortsetzen. Waren die Schülerzahlen zugering und mussten die Trainer aus Mangel an Zulauf ihre Aktivitäten wieder einstellen? Waren die Trainer zu schlechtausgebildet und die Schüler blieben aus Enttäuschung den Kursen fern? Kannten zu wenig Leute Krav Maga, konntennichts damit anfangen und blieben deshalb nicht dabei?

Die Gründe, warum Sportarten auftauchen und auch (zeitweilig erst einmal) wieder verschwinden, sind sichermannigfaltig und sehr schwer zu ergründen. Es ist jedoch schön, dass es immer wieder durch solche Trends frischenWind in der Kampfkunstszene gibt, wodurch auch andere Kampfsportarten beeinflusst werden. Ich denke dabei auch anMMA, das viele andere traditionelle Künste dazu brachte, über den Tellerrand zu schauen und die eigene Position aufdem Markt zu überprüfen. Karate Trainer statteten sich mit Boxhandschuhen aus, im Kung Fu ging es auch in denBodenkampf und beim Taekwondo wurde mehr Wert auf realistische Anwendung der Techniken und Selbstverteidigunggelegt.

Wie heißt es so schön? Nichts ist so beständig,wie der Wandel.

Lasst euch überraschen, was eure Kampfkunst-International in der neuen Ausgabe für euchbereithält.

In diesem Sinne wünsche ich euch viel Spaßbeim Lesen. Die nächste Kampfkunst-International erscheint im November.

EuerOlaf Schö[email protected]

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2008 haben wir das Buch über Kyusho fürSicherheitskräfte veröffentl icht. DasProgramm nennt sich „Kyusho-Programm dertaktischen Kontrolle” (KTCP) und wird invielen Ländern und Organisationen der Weltangewendet. Das war nur das erste der vierModule, bei dem das Maß an Stress undGefahr gesteigert wurde, und dennoch erwieses sich als sehr wirksam und erprobt.

Es gibt die staatliche und lokale Polizei,Sheriffs, bundesstaatliche Beamte,

Spezialeinheiten, Rauschgiftdezernate,Gefängniswärter der Hochsicherheit,Leibwächter, Pförtner, Ärzte und den medizinischen Rettungsdienst,Krankenschwestern und viele mehr, die allevon diesem System der einfachen undwirksamen Kontrolle profitieren.

Beamte wurden im System der„Nervendruckpunkte” viele Jahre lang

geschult, nun fragen wir uns: was hatKTCP, was diese herkömmlichenMethoden übertroffen?

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s gibt viele Antworten, aber vor allem, dass sienicht als „Nervendruckpunkte” gesehen werdenkönnen und wir uns nicht auf die tieferliegenden, anatomischen Strukturen und dieeinfachste und wirksamste Art, Druck auf sieauszuüben, um Schmerz zu verursachen (die

meisten Punkte erzeugen keinen Schmerz, sondern habenandere Auswirkungen) konzentrieren werden. Stattdessenversuchen wir, Druck auf einen Nerv auszuüben, derneurologische Reflexe, Reaktionen und die Schwächungdes Gegners hervorruft. Diese Schwächung erlaubt demBeamten, die seinem Urteil nach einfachste, bestätigteTechnik anzuwenden.

Abgesehen von der Wirksamkeit ermöglicht dies demBeamten auch, sich frei von Angriffspunkt zu Angriffspunktzu bewegen, um den Körper komplett unter Kontrolle zubringen, ohne ihm Schaden zuzufügen. Dadurch kann er diePerson nicht nur kontrollieren, sondern dies ist auch auf alleSituationen anwendbar, bis hin zum Einsatz von körperlicherKraft und aggressivem Verhalten.

Aber es reicht auch aus, anstatt selbst von den Vorteilenzu sprechen (da wir es ganz offensichtlich begeistertpraktizieren), die Kommentare einiger praktizierenderBeamter auf der ganzen Welt aufzuzählen. Einevol lständige Liste f indet man unter dem Linkhttp://kyusho.com/ktcp/

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Lieutenant Gary Gione (in Rente)New York, USA

Zwanzig Jahre und zwanzig Tagehabe ich dem größten Polizeidepartmentder Welt gedient, der Polizei von NewYork. Ich habe in meiner Laufbahn mehrals 5000 Festnahmen ausgeführt oderüberwacht…ich kann mich an vieleMomente erinnern, in denen ich Kyushoanwenden musste, weil dieVerdächtigen unsere Anweisungen nichtbefolgten. Das habe ich getan, um michselbst zu schützen und ohneVerletzungen der Situation zuentkommen. Ohne dieses Spezialwissenwären diese Auseinandersetzungenanders ausgegangen. Die Sicherheit undHandlichkeit sind sehr wichtig für dieFunktionäre dieses Landes und Kyushoermöglicht den Angestellten, sich besserzu verteidigen.

Ich bitte alle Ordnungskräfte,Soldaten, Gefängniswärter und jedesSicherheitspersonal inständig darum,diese Techniken zu erlernen und sieanzuwenden, sie können denUnterschied zwischen Leben und Todausmachen.

Detective InspectorHenrik EngelkesRauschgiftdezernat, CID Regional Stockholm,Schweden

Das erste Mal, als ich Kyushoanwendete, um einen Verdächtigenunter Kontrolle zu bringen, überraschte

es mich, dass es so gut funktionierte.Einige Leute haben mir gesagt, dassdie Punkte nicht funktionieren, wennder Verdächtige unter dem Einfluss vonDrogen steht, sodass ich der Wirkungnicht sicher sein konnte. Aber dieNervendruckpunkte haben nie versagt.Manche Menschen argumentieren,dass man unter Drogeneinfluss keinen

Schmerz verspürt und dieNervendruckpunkte somit nutzlos sind.Das ist, meiner Erfahrung nach, nichtwahr. In Wahrheit spielt es keine Rolle,ob sie den Schmerz fühlen oder nicht.Das Nervensystem reagiert wievorhergesehen, meistens jedenfalls.Der Schlüssel ist nicht der Schmerz,sondern die körperliche Reaktion aufdie Stimulation. Der Polizist musskeine neuen Techniken erlernen, ermuss die Mechanismen des Körpersund die Techniken nur ein bisschenbesser verstehen. Die Nerven liegenunter der Haut und die Reaktionen,wenn man Druck ausübt, sindmeistens vorhersehbar, da viele Punktereflexive Reaktionen hervorrufen, dieman sich auswendig merken kann.

Die Nervendruckpunkte sind nichtmerkwürdig, wenn man über normalesWissen zu den Körperfunktionen undspezialisierte Kenntnisse über dasNervensystems verfügt.

Ich kann die Anwendung (vonKyusho) al len Ordungsbeamtenempfehlen. Außerdem sollte manimmer einen professionellen Ausbilderzur Rate ziehen, bevor man seinWissen im offiziel len Systemanwendet.

Markus Maislinger –VollzugsbeamterSalzburg, Österreich

Als Vollzugsbeamter in Österreichhabe ich lange Zeit unterschiedlicheKampfkünste untersucht, um ein gutesSystem zu finden, was im Alltag eines

„Ich bitte alleOrdnungskräfte,

Soldaten,Gefängniswärter

und jedesSicherheitsperson

al inständigdarum, dieseTechniken zu

erlernen und sieanzuwenden, sie

können denUnterschied

zwischen Lebenund Tod

ausmachen.”

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Wachmannes verwendet werden kann.Ich habe verschiedene Stile trainiertund versucht, sie mit den Techniken,die ich in meiner Grundausbildungerlernt habe und die jeder Polizistanwendet, zu kombinieren. Es dauerteeinige Zeit, bis ich im Internet auf einBuch von Evan Pantazi stieß: „Kyushofür Sicherheitspersonal”. Ich habe dasganze Buch an einem Tag gelesen undbegann, die genannten Punkte undTechniken in die Tat umzusetzen…

Kyusho öffnet allen Beamten Türen,um ihre Techniken effizienter undweniger gefährlich zu machen.

In meinem Fall gibt es verschiedeneProbleme, wie wenig Platz und Gegnermit jahrelanger Erfahrung darin, ihreKontrahenten zu verletzen. Kyushoermöglicht es mir, meine Arbeitsicherer zu machen. Ein weiterer Effektist, dass Insassen respektieren, wie ichmeine Techniken nutze. Sie wissen,dass ich die Kraft verwende, die ichbrauche und dass Kyusho eine sichereund bessere Arbeitsweise ist, das istes, was die Insassen wissen undrespektieren.

Marcello GiannolaStaatliche Polizei inPalermo, Italien

Wissen und die Nutzung von Kyushosind sehr wichtig für Polizeibeamte, diein ihrer Arbeit ständig oft gefährlichenKonfliktsituationen ausgesetzt sind, umsich angemessen den möglichenAggressionen entgegenzustellen. In

diesen Situationen ist der Beamte dazuverpfl ichtet, Waffen, besondersFeuerwaffen, so wenig wie möglich zubenutzen und eher auf körperlicheZwänge zu setzen. Das zwingt dieBeamten dazu, Wissen über einSystem zu erlangen, das folgendenPunkten folgt:

1. Ungefährliche Natur des Systemsoder die angemessene Reaktion aufGefahr oder Ausnahmesituationen. DerKriminelle sollte wenn möglichfestgenommen werden, ohne dasGesetz zu verletzen, umgesellschaftliche Wertvorstellungen zuunterstützen und dazu beizutragen,dass der Festgenommene zu seinergerechten Strafe kommt.

2. Die Möglichkeit, einige einfacheTechniken zu lernen und zutra in ieren, indem man s ich aufeinfache Bewegungsabläufe beruft,d ie mit Leicht igkei t sowohl vonMännern a ls auch an Frauenangewandt werden können, ohnedass tiefschürfendes Wissen überBewegungsabläufe nötig ist.

3. Andere rechtliche Konsequenzenvermeiden, die auf übermäßigenKrafte insatz fo lgen, zum Beispie l Strafanzeigen wegenMachtmissbrauch oder Fahrlässigkeitin Verbindung mit körper l ichenVerletzungen, die der Beamte zuverantworten hat, auch wenn sienicht schwerwiegend, sondern nursichtbar sind.

In meiner 13-jährigen Erfahrung alsPolizist habe ich Kyusho trainiert, die

richtige Art, mit möglicherweise fürsich selbst oder andere gefährlichenMenschen umzugehen.

Name und Foto ausSicherheitsgründen nichtveröffentlicht

Als Federal Air Marshall der US-amerikanischen Polizei wurde ich aufeine Vielzahl verschiedenerSelbstverteidigungsstile trainiert, dieein gutes Mittel darstellen, um michund mein Land zu verteidigen. Wenndiese Selbstverteidigungsstile in derAusführung und der Methode auchvariieren können, so benutzen sie dochalle eine ähnliche Technik. Kyusho isteine der fundamentalen Fähigkeiten,die die staatliche Luftpolizei nutzt, umihre Beamten besser auszustatten unddarauf vorzubereiten, sich in jederSituation zu verteidigen.

Im Kyusho werden einfache, aberwirksame Techniken angewandt:Entwaffnung, Einschränkung,Festnahme, Behinderung oderAblenkung einer Person, die geradedabei ist, einen Angriff zu starten. Mitgrundlegendem Wissen und Kyusho bin ich dazu in der Lage, dieMethoden nicht nur in potenzielllebensgefährl ichen Situationenanzuwenden, sondern auchgrundsätzliche Bewegungen bei jederanderen Verteidigungstechnik, die ichverwenden könnte, einzusetzen.

Ich habe viele professionelle underfahrene Ausbilder gehabt, die mir

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viele Kampfkünste undSelbstverteidigungsstile beibrachten,aber dennoch war niemand in derLage, sich so gut auszudrücken undsein Wissen so gut zu übermitteln wieEvan Pantazi. Ich hatte das Glück, mitihm auf persönlicher und individuellerEbene zu arbeiten. Sein Verständnisund seine Anwendung von Kyushosind so wirksam und einfachanwendbar wie jede andere Anleitung,die ich erhalten habe. Seine Fähigkeit,die Kyusho-Methoden an denbeschränkten Raum eines Flugzeugesanzupassen, ist nur ein Beispiel dafür,wie effektiv und passend EvansMethode für meine Art von Arbeit ist.Evan hat mir neuen Schwung undDynamik vermittelt, um in jederSituation kämpfen und michverteidigen zu können.

Christopher M. Smaby,PolizeiausbilderIowa, USA

Als Ausbilder für waffenlose Taktikenin den Exekutiv-Kräften habe ich in denletzten 24 Jahren entdeckt, dass dieFähigkeiten, die von Herrn Pantazi undder Internationalen Kyusho-Vereinigungunterrichtet werden, sehr nützlich undwirksam in Situationen des echtenLebens sind. Der Fokus, den HerrPantazi legt, ist praktisch und realistisch

und jedem anderen System, das ichunterrichtet habe, überlegen. Kyusho istseit Jahren ein Teil meines Lehrplansund wird es auch weiterhin sein.

João RamalhoFunktionär (Spezialeinheitfür Straßenkampf)Portugal

Obwohl ich bereits Erfahrungen mitKampfkünsten hatte, habe ich dochviele Jahre lang nachSelbstverteidigungssystemen gesucht,die man in Situationen meiner Arbeitals Vertreter des Gesetzes anwendenkann. Alle Techniken, Theorien undStrategien, die zu den traditionellenKampfkünsten gehörten und die ich

während meiner Suche fand undausprobiert habe, waren nicht leichtmit den festgesetzten rechtlichenGrenzen zu vereinen. Überzeugtdavon, endlich etwas entdeckt zuhaben, was ich innerhalb der strengenEinschränkungen meiner Arbeitverwenden kann, lernte ich EvanPantazi in Barcelona in einem Seminarfür Sicherheitskräfte kennen. Nachjahrelanger Suche habe ichverstanden, dass er alle Fragen, die ichhatte und die mir nie beantwortetwurden, auf intuitive und einfache Artmittels dem vorgestellten Programmbehandelte.

Dieses Programm verfügte über einNiveau, das es mir erlaubte, dieKontrolle komplett zu erhalten, ohnedabei viel Kraft anzuwenden und ohnedie körperliche Unversehrtheit desVerdächtigen in Gefahr zu bringen.

Ich glaube fest daran, dass dasKTCP von Kyusho International inwenigen Jahren für al le Beamtenverpflichtend zu lernen ist und somithilft, das Gesetz einzuhalten.

Lieutenant WayneMoody, Kommandant derSpezialeinheitTexas, USA

Ich wende Kyusho nun schon seitzehn Jahren auf der Straße an. Das

„Der Fokus, den Herr Pantazilegt, ist praktisch

und realistischund jedem anderen

System, das ichunterrichtet habe,

überlegen.“

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Ziel eines jeden Funktionärs, der sich in einergewalttätigen Auseinandersetzung befindet, ist es,den Verdächtigen zu kontrollieren. Diese Technikenstellen einen Vorteil für den Polizisten dar, wenn esdarum geht, dieses Ziel zu erreichen. Die Technikenund Taktiken, die man nutzt, sind einfach, auf derStraße erprobt und man kann sie in jegliche Taktikund Fähigkeit einbinden, die man bereits beherrscht.

Ich erinnere mich daran, an einem Kurs fürSicherheitskräfte vor ungefähr 15 Jahrenteilgenommen zu haben, in dem es um diekontrollierenden Nervendruckpunkte ging. Ich hattebereits Erfahrungen mit Kampfsport und als ich denKurs verließ, war ich nicht sonderlich beeindruckt.Ich war der verbitterten Ansicht, dass dieseNervendruckpunkte für Sicherheitskräfte nichtsonderlich nützlich sind. Wie falsch ich lag. Dasentdeckte ich einige Jahre später, als ich mich mitden Experten Pantazi und Corn während einesKyusho-Seminars traf. Ich ging überrascht ausdiesem Kurs, von den Nervendruckpunkten imKampf begeistert. Ich war auf einer Mission undbegann zu arbeiten. Dabei probierte ich dieseTaktiken auf der Straße aus. Und hier sind wir nun,viele Jahre später, und haben diese Technikengetestet. Wie ich bereits sagte, ich erhielt guteResultate. Ich konnte meine Arbeit erledigen und amEnde des Tages nach Hause zu meinen Liebenzurückkehren.

Dan King, VollzugsbeamterTennessee, USA

Wenn die Polizei jemanden verhaftet, wird erzunächst in die Aufnahmezone des Gefängnissesgebracht. Die Personen, die in Gewahrsamgenommen wurden, werden in diesem Moment oftnoch einmal gewalttätig, denn sie wurden

festgenommen und können eventuell unter Drogenstehen oder betrunken sein. Diese Zone ist kein Ortdes Glücks für die Insassen. Sie haben ihreFreiheit verloren, die „Polizisten” bewachen sie,haben ihre persönlichen Gegenstände und ihreKleidung und sie beginnen, die Wirklichkeitder Situation zu begreifen. Das ist der Punkt,an dem ich die meisten Schlägereienmeiner Laufbahn als Vollzugsbeamterhatte. Im Laufe der Jahre habe ich vieleKampfkünste gelernt. Die traurigeWahrheit ist, dass bei vielen modernenKünsten eher die künstlerische als diekämpferische Seite gelehrt wird. Auchdie PPCT hat Grenzen. Kyusho fürSicherheitskräfte geht weiter, alsPersonen, die nichts fühlen, nur Schmerzzuzufügen. Man manipuliert dasNervensystem des Gegners, um dieSituation zu kontrollieren.

Die Tatsache, dass sie an einem Punktkeinen Schmerz empfinden, heißt nicht,dass der Rest der Nervensystems außerBetriebt liegt. Ich habe gegen Personen, dieunter dem Einfluss von Crack oderAmphetaminen standen und gegen Betrunkenegekämpft, indem ich Kyusho anwandte, um derAuseinandersetzung ein Ende zu setzen. Es isteinfach zu lernen, aber am wichtigsten ist: ESFUNKTIONIERT!

Joseph Lamb, Hilfssheriff (inRente)Massachusetts, USA

Wenn deine Arbeit daraus besteht, tägl ichMenschen festzunehmen, lernst du schnell, dassKontrol l techniken und gebräuchl iche

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Verteidigungstakt iken nichtausreichen. Ich habe vor Jahrenentdeckt, dass das Erlernen derKyusho-Techniken die perfekteErgänzung für die Fähigkeiten war, dieich bereits besaß. An Kyusho gibt esnichts magisches, man macht einfachnur vom Wissen der menschlichenPhysiologie und einigen simplenKonzepten Gebrauch.

Ich bin in keiner Weise einprofessioneller Kyusho-Praktizierender.Ich habe nebenbei einigeNervendruckpunkte und Kyusho-Konzepte erlernt und sie ständig inmeiner Arbeit eingesetzt. Das Schönean Kyusho ist, dass man nichtunbedingt das ändern muss, was mansowieso macht, man muss einfach nurein wenig Wissen darüber erlangen,wie man es macht, damit es besserfunktioniert.

Kyusho hat eine ganze Reihe vonVortei len, die man in vielenunterschiedlichen Situationen nutzenkann, wie zum Beispiel nützl ichePunkte für Menschen, diewiderständig und passiv sind. DasBeste von allem ist, dass mit großerWahrscheinlichkeit keine sichtbarenVerletzungen auftreten, sodass Klagenwegen übermäßigerGewaltanwendung kaum vorkommensollten.

Wenn man Kyusho lernt, macht mansich selbst zu einem besserenBeamten, sicherer, menschlicher undman geht Klagen aus dem Weg.

Jaap Jan de Lange –Beamter Erster KlasseBant, Niederlande

Ich bin seit mehr als elf JahrenPolizeibeamter. Momentan arbeite ichals Ermittler, aber ich habe auch schonsechs Jahre lang als Straßenpolizistgearbeitet und war für ein Jahr Mitgliedeiner Verhaftungs-Spezialeinheit,spezialisiert auf Personen inDemonstrationen und anderenschwierigen Situationen.

Seitdem ich begonnen habe,Kyusho zu lernen, habe ich es inmeiner Polizeiarbeit angewandt und eshat wirklich einen großen Unterschiedausgemacht. Der große Vorteil bei derAnwendung von Nervendruckpunkteist, dass man sie mit allem, was mansowieso macht, verbinden kann, aberman erhält eine deutl ich bessereReaktion. Ein weiterer großer Vorteilist, dass, wenn man einmalverstanden hat, was ein Punkt bewirkt,man ihn verwenden kann, um guteResultate zu erlangen, ohne Gewaltanwenden zu müssen. Zum Beispielwenn sich eine Person an einemHindernis oder an das Lenkrad einesAutos festklammert, ist es sehr einfachzu erreichen, dass er die Hände öffnet,indem man einen bestimmten Punktam Handgelenk drückt. Wenn man dasnicht weiß, muss man kämpfen, bis erdie Hände öffnet, was zu mehr Gewaltund mehr Beschwerden desVerhafteten führt.

Ich empfehle KTCP wärmstens, nichtnur allen Sicherheitsbeamten, sondernauch all denen, die eine gewalttätigePerson kontrollieren können müssen.Die Punkte, die gelehrt werden,wurden im echten Leben anhartnäckigen Angreifern erprobt.Außerdem ist die Art, mit der dasProgramm die Inhalte übermittelt,wichtig, sodass man auch wirklich inder Lage ist, die Punkte zu finden undsie auch direkt anzuwenden.

Patrick HummerWels, Österreich

Seitdem ich KTCP bei meiner Arbeitanwende, fällt es mir viel leichter,Personen zu kontroll ieren undfestzunehmen.

Ich bin sicher, dass KTCP bald beider Grundausbildung derösterreichischen Polizeibeamteneingesetzt werden wird.

Dies sind nur einige Beispielehunderter Bewertungen, die wir in denletzten Jahren erhalten haben. Aberalle teilen die gleiche Grundmeinung.Kyusho ist eine sehr wertvolleMöglichkeit für Sicherheitskorps, wieauch für jeden anderen, die diejenigenkontrollieren sollen, die die Kontrollebereits verloren haben.

Wie bereits erwähnt, finden Sie dieKommentare auf unserer offiziellenWebsite:

http://www.kyusho.com/ktcp/

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„Ich habe gegen Personen, die unter dem Einfluss vonCrack oder Amphetaminen

standen und gegen Betrunkenegekämpft, indem ich Kyusho

anwandte, um der Auseinandersetzung einEnde zu setzen. Es ist einfachzu lernen, aber am wichtigsten

ist: ES FUNKTIONIERT!“

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Prinzipien, Techniken und Philosophie

In den letzten Jahren sind in der Welt der Kampfkünste unzähligeSelbstverteidigungssysteme entstanden, dieihre Praxis auf eine „mutmaßlicheWirksamkeit, bestätigt in feindlichenUmgebungen“ gründen. Dieserbeeindruckende und so modische Lehrsatz,

der sich in der Gegenwart durchgesetzt hat,ist meiner Meinung nach das beste Argument,das die Selbstverteidigungssystemeverwenden sollten. Für mich begeht dieWelt der Kampfkünste grundsätzlicheFehler bei ihren Kommunikationsweisen,Fehler, die oft dem NICHT-Praktizierenden ein völlig verdrehtesBild davon geben, was wir inWirklichkeit machen.

Bruce Lee behauptete (wie fastimmer mit exquisiter Eleganz):

„Wirksam ist nicht der Stil,sondern die Person …“

Hier bleibt das!

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In der immensenMehrheit der Fälle

sind diese Systeme dieSynthesis von Erfahrungen

der Ausbilder oder Meisters,die diese Kampfsysteme

gegründet haben. Ich persönlichsehe darin nichts schlechtes. Es scheint

mir mutig und ehrl ich, derKampfkunstgemeinde Dinge zu liefern, vor allem,

wenn der Lehrer oder Meister, der versucht, seineSchüler oder Anhänger von den Vorteilen ihres Systemszu überzeugen, offen sagen kann: „Das ist meine Vision“.Leider ist dies nicht so verbreitet, wie es sein sollte, unddieses „kleine Detail“ vergisst man oft leicht.

Meiner Meinung nach ist es egal, wie viele Verdienstedein Kampfkunstlehrer oder irgendein Guru derSelbstverteidigungssysteme angehäuft hat. Ein System,das auf der persönlichen Erfahrung einesPraktizierenden beruht, wird ihm direkt oder Personenmit gleichen Merkmalen dienen: Physiognomie,geistige Veranlagung, etc. …, aber für anderePersonen gibt es hier nicht al lzu großeErfolgschancen. Deshalb schenke ichKampfsystemen, die sich nicht auf PRINZIPIENdesselben, nämlich auf Prinzipien der Kunst desKampfes, gründen, wenig Beachtung.

Die Techniken verändern sich, aber es gibtPrinzipien, die der Kunst des Kämpfensinnewohnen. Die Zeiten mögen sich ändern oderdie Techniken sich entwickeln, aber die Prinzipiensind ewig. Meine letzten Forschungen stützendiese Theorie und ermöglichen es vor allem,dass jede Person mit geeignetem Training undder notwendigen Übung ihre eigenenFähigkeiten entwickeln kann, ihren eigenen Stil!

In der Welt der Chinesischen Kampfkünste unddes Wing Chun im Besonderen ist dies einwirklich wichtiges Thema. Aus unterschiedlichenGründen, von denen ich bereits bis zumErbrechen in verschiedenen Artikelngesprochen habe, hat die Welt desKungFu/WuShu seit der Kulturrevolution eineschwere Zerstückelung erlitten, welche dieenormen Mängel auf technischer undtaktischer Ebene und das Fehlen wichtigerKenntnisse erklärt, was die Stile bis heutesehr mitgenommen hat. Das typischeSektierertum unter den Systemen derKampfkunst durch verschiedene„Ursprungsbekundungen“ (TraditionellesBudo, Arnis/Eskrima/Kali, KoreanischeKampfkünste, WuShu, etc …) hat dieseENTSCHIEDENEN EINBUSSEN vergrößert.Das ist interessant, weil viele Leute ihreÄngste sensibel BESTÄTIGT sehen, wennes sich um Unterstile innerhalb eines Stilshandelt. Wie wenn der größte Feind deineseigenen Stils einer deiner „Brüder“ wäre. Man kann also sehr häufig Diskussionen

unter Wing Chun-Meistern verfolgen, die in

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ihrem Kern BESCHÄMEND sind, undnoch viel schlimmer wegen der Formen. Meiner Meinung nach sollte ein Lehrer

der Kampfkünste tiefgehend respektvollsein. Wenn er nicht so ist, mangelt esder Kampfkunstpraxis an Sinn. Wir können über einige dieser

Diskussionen nachdenken und erreichendamit vielleicht (wenn irgendwer davondiese Kolumne l iest), dass sichirgendjemand darin wiedererkennt unddarüber nachdenkt, seine Haltung zuändern:Es gibt Meister (selbsternannt), die

behaupten, den AUTHENTISCHEN UNDEINZIGARTIGEN Stil zu besitzen. Sowird die Möglichkeit eliminiert, dassIRGENDJEMAND, der Schüler diesesMeisters ist oder seiner Vereinigungoder „Linie“ angehört, die authentischeWahrheit des Stils kennenlernen kann. Der Leser wird mit mir

übereinstimmen, dass jene, die sich derWorte authentisch und einzigartigbemächtigen, definitiv den ganzen Restder Praktizierenden weltweitausschließen. Im Grunde genommensollte jeder, der nicht dabei ist, denNamen des Stils nicht verwenden … Es gibt Meister, die sich erlauben,

Prakt iz ierende zu bereden, zukommentieren und zu korrigieren odersogar die Fähigkeiten anderer Lehrerzu beurteilen, selbst wenn sie niemalsihr „Kwoon“ ver lassen haben.Schließlich ist das Wing Chun eineKampfkunst, in der es sehr einfach ist,die Wirksamkeit eines Praktizierendenzu ÜBERPRÜFEN: DIE HÄNDE beimONE TO ONE KREUZEN … Wenn manwirklich totale und absolute Sicherheitbei der e igenen Eff iz ienz und derUnfähigkeit des anderen besitzt, istdies so einfach zu zeigen. Vie leverwenden dann das Wort „RESPEKT“,eben das, was sie selbst zu vergessenscheinen, wenn sie beurteilen, wasanständige Leute machen und alles,was sie haben, für ihre Schüler undSchulen geben.

Meiner Meinung nach ist das Beste,was man tun kann, wenn man zu etwasnicht fähig ist, zu schweigen, respektvollmit den Anderen umgehen und fleißigdaran arbeiten, sich selbst zuübertreffen, OHNE SICH mitirgendjemandem ZU VERGLEICHEN. Es gibt Meister, die es trotz ihrer

Mittelmäßigkeit in allen Aspekten durch„strategische Allianzen“, Marketing undanderen Werkzeugen geschafft haben,alle davon zu ÜBERZEUGEN, dass ihrDing das authentische ist. Ich verwendenormalerweise den Vergleich mit derFALSCHEN ROLEX. Vor einigenMonaten habe ich einer Diskussiondiesbezüglich gelauscht, in der derBesitzer einer der berühmtestenSchweizer Uhren von einem geschicktenGauner betrogen worden war, der esgeschafft hatte, ihn von einemTauschhandel für eine Uhr der höherenKategorie zu überzeugen, derselbenMarke, aber sie war absolut falsch. AmEnde schaffen es diejenigen, die begabtsind in der Kunst der Täuschung, denNamen Yip Man, authentischer Yip Manoder irgendeinen anderen zuverwenden, sie benutzen den Nameneines verstorbenen Meisters, um etwasauthentisch erscheinen zu lassen, wasunter normalen Bedingungen niemandernst nehmen würde …. Danach wirddas von einigen unerfahrenenPraktizierenden „gekauft“, auch wenndie ROLEX später NICHT DIE UHRZEITANZEIGT, weil sie bei der erstenGelegenheit stehen bleibt. Auch wenn das wie Fiktion wirken

mag, kann ich euch versichern, dass esabsolut real und gegenwärtig ist. DieseÜberlegungen mit lauter Stimme helfenuns bei unserem Versuch, diesenPersonen in solchen Fällen den Spiegelvorzuhalten, und führen den Leser inmeine Theorie zum Sinn der Praxis eineraußergewöhnlichen Kampfkunst ein,welche unaufhörlich von denjenigen, diesie ZU LIEBEN behaupten, enormschlecht behandelt wird. Wenn ich eine Krit ik abgebe,

versuchte ich daraufhin, mit dem, wasich sage, kohärent zu sein und eineLösung zu liefern (immer von meinembescheidenen Standpunkt aus), wennsie jemandem helfen könnte. Vor langerZeit verlor ich die Hoffnung mit einigendieser Ersatzmittel von Kampfkunst-

Praktizierenden, aber ich treffe auch aufgroßzügige, respektvolle Leute, die Lusthaben, gute Dinge für diesen Stil zu tunund für sie versuche ich, einekonstruktive Sichtweise zu entwerfen. Meine Überlegung diesen Monats ist

darauf fokussiert, Praktizierende mitdiesen absolut kindischenVerhaltensweisen zum Nachdenkenanzuregen, und wenn wir sie ausdem Kontext nehmen, in dem siedurchgeführt werden (die Welt derKampfkünste), können sieBESCHÄMEND für die Leute sein,die nicht dieser Welt der AAMMzugehören. Glücklicherweise wächst die

Strömung von Praktizierenden mitoffenem Geist täglich, die RESPEKTvorziehen, ihre SichtweisenMITEINANDER TEILEN oder sicheinfach wie Kampfkünstlerverhalten, die die Ideen undMöglichkeiten von Anderenrespektieren, sogar auchwenn sie manchmalgegensätzlich sind. DieserPunkt hilft mir, den Titelder Kolumne diesesMonats einzuleiten: Prinzipien, Techniken und

Philosophie Ich verwende einige

Sprichworte, die dem GroßenMeister Yip Man zugeschriebenwerden (das größte Beispiel fürTradition und Authentizitätderzeit, der von denTraditionalisten seiner Zeitkrit isiert und angegriffenwurde), wir werden diese hiernehmen: „Alles, was aus meinen

Fäusten kommt, ist WingTsun“.Auch wenn dieserkinematographische Satz sehrbekannt ist, passt er inWirklichkeit nicht genau zu dem,was der Große Meister Yip Manwirklich zu sagen pflegte, was eherso etwas ähnliches wie das hierwar: „Wenn man die Prinzipieneinhält … ist es WING CHUN KUEN“. Einmal mehr erteilt uns der große

Meister Yip Man hier eine Lektion inNatürlichkeit, in entwickeltem Geistund Wissen um die ChinesischenKampfkünste.

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Wenn ein Praktizierender auf denGrund der Fragen in diesem System (undin anderen) gelangen will, sieht er sichdazu gezwungen, in ein Auffangbeckenzu tauchen, was Geschichten gestaltet,ohne zu vergleichen, mit Meinungen,Vorurteilen und konfusen Ideen. Aber esgibt Dinge, die von einem bescheidenenAnsatz aus, mit Gemeinschaftssinn undder Fähigkeit, Meinungen von Personenmit einem realistischeren Standpunktzuhören zu können, uns viele Dingeverdeutlichen können.

Betrachten wir viele Schulen, findenwir uns in einem separierten Stil wieder,wie ein Körper, der zerlegt und aufsLand hinausgestoßen wurde … Dasheißt, es gibt Stile oder Zweige, dieeinen Tei l des Wissens (dentechnischen Tei l ) bewahrt haben.Andere halten perfekt die „Kuen Kuit“des Sti ls (Gedichte des Wissens)aufrecht. Weitere hüten in ihrer Praxisdie Schlüssel zur Strategie desWingTsun. Aber keine, oder fast keine,arbeiten mit al len drei Tei len des

Systems. Offensichtlich versuchen alle,den Rest davon zu überzeugen, dass ihrTeil der Beste sei. Aber was würdepassieren, wenn es in Wirkl ichkeitunmöglich wäre, ein wirksames undvollständiges System zu erhalten, ohnedie drei zu vereinen? Und mehr, ich behaupte, dass es

unmöglich ist, den Stil wirksam und imKampf effizient zu machen, wenn wirdiese DREI Säulen nicht miteinandervereinen und auf ihnen trainieren, sieerforschen und praktizieren können.

WingTsun

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Wenn es einen Unterschiedziwischen Wing Chun und dem Restder Selbstverteidigungssysteme gibt,die in den letzten Jahren aufgetauchtsind, liegt er darin, dass das SystemWing Tsun Kuen in der THEORIE seinePraxis auf einige PRINZIPIEN gründet.Diese bis zum Erbrechen als „Credo“aufgezählten Prinzipien sollten dieHauptsäulen der Praxis sein. Eserscheint logisch, dass es innerhalbeiniger Behauptungen oder Regeln, diedie Prinzipien beschreiben, einen

Rahmen und sogar einige kleineNuancen gibt, die schl ießl ich zuleichten Unterschieden in denMeinungen führen können, aber das istes nicht, was wir jetzt wahrnehmenkönnen. Es scheint mir zutiefst lächerlich,

wenn ich die Prakt iz ierenden imNorden Europas oder der USAbeobachte, die 190cm Statur und100kg Gewicht übersteigen und Wing Tsun machen, als würden sie dieArbeit i rgendeines chinesischen

Praktizierenden imitieren, der 160cmmisst und weniger als 50kg wiegt. DieTechniken beruhen auf den Prinzipiender Physik (Hebel , Drehpunkte,Kraftlinien, etc.), sie sollen niemalsetwas sein, was einfach nur kopiertwird. Noch mehr, versteht man diePrinzipien und ihre Funktion nicht,verliert die Technik ihren Sinn. Dieser Aspekt ist wirklich häufig unter

den Praktizierenden verschiedener Ortein Europa zu beobachten, weshalb ichpersönlich immer versuche, mich sofort

davon zu distanzieren. Detail l iert die Prinzipien, das

Warum und Wofür sowie Vor-undNachteile beim Einsatz von einigenMethoden zu erklären ist vielwichtiger als die Technik an sich.Natürlich ist die korrekte Technik der Leitfaden dafür, um einegewinnbringende Technikdurchzuführen … aber die Prinzipiensollten immer über den Technikenstehen. Eine weitere Sache, die ich in

meiner Arbeit bei der Forschungund beim Wiederaufbau des Stilsbeobachten konnte, ist dieBedeutung der traditionellenchinesischen Philosophie in derPraxis des Wing Tsun Kuen. Viele Jahre lang gab es eine

bedenkliche Tendenz dazu, dieseThemen zu missachten, weil sienicht die Möglichkeit bieten, „sichzu verkaufen“. Jetzt behaupte ichohne zweifel, dass es KEIN WINGTSUN fernab der chinesischenPhilosophie GEBEN KANN. DerTAOISMUS, und auch derKonfuzianismus und derBuddhismus, durchtränken diePraxis dieses Systeme und sind oftder zündende Auslöser vonAUSGANGSPUNKTEN oderPrinzipien.Mit anderen Worten …, ohne die

Philosophie würde dieser Stil nichtexistieren oder wäre zumindestnicht so, wie wir ihn kennen.

Wenn man den Stil übt und dabeiseine Philosophie, Prinzipien undTaktiken kennenlernt und dadurchwächst, dass man die Technik fürdiese Strategien angleicht und anjedes Individuum angepassteMethoden ausfeilt, erreicht manmeiner Meinung nach ZWEI wirklichwichtige Dinge:

1. - Wirksamkeit 2. - Man macht die Praxis eines ein-

fachen Selbstverteidigungssystemszur Praxis einer HINREISSENDENKUNST Wählt selbst. Ich bin mir meiner

Wahl sicher, jeden Tag mehr! Lasst euch von der Praxis einer

uralten Kunst begeistern. Entdecktihre Größe!!!

Sifu Salvador SánchezChefausbilder der TAOWS

Academy

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Einige Themen habegewisse Kontroversen undM i s s v e r s t ä n d n i s s ehervorgerufen, zum Beispiel dieRolle, die die Kampfkünste beimPolizeitraining spielen. Ich habemich dazu entschieden, in diesemArtikel das Thema mit meinemüblichen dir ekten Sti l und einer bescheidenen Perspektiveanzuschneiden. Der Grund dafür, dassmeine Sichtweise von den Ausbildernder Kampfkünste so stark angefochtenwir d, ist, dass jeder von ihnen(fälschlicherweise) glaubt, dass er vollund ganz dafür qualifiziert ist, derPol izei Ver teidigungstaktikenbeizubringen. Jeder, der sichtraut, das zu hinterfragen,wird sofort attackiertund verachtet.Ander erseits nehmenviele Polizeibeamten, vorallem in Führungspositionen,(fälschlicherweise) an, dassdie Mehr heit derKampfkünste (auf die siesich einfach nur mit demWort „Karate” beziehen)nicht nur unbrauchbar,sondern sogar gefährlichfür die Pol izeiarbeit sind, da sie für dieEinheit jede negativeV e r a n t w o r t u n gund Meinungdarstellen. Mankann von jedemdieser extr emenStandpunkte aussehen, dass sichkeine sinnvol leLösung für dieseD i s k u s s i o nbietet. DieW a h r h e i tliegt, wie esmeistensso ist,in derMitte.

Selbstverteidigung

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Also werden wir als erstes einigegrundlegende Informationen in unsereAufzeichnungen aufnehmen, um denKontext unserer These besser zuverstehen. Die Polizei und die Sicherheitskräfte

existieren in den meisten Ländern inverschiedenen Formen bereits seitmehreren Jahrhunderten. (Der Einfachheithalber werde ich das Wort „Polizei” fürjederlei Ordnungskräfte verwenden:staatliche oder private, bewaffnete oderunbewaffnete, uniformierte oder in Zivil)Im allgemeinen wurden die

polizeil ichen Kräfte in freien unddemokratischen, vom Gesetz regiertenGesellschaften erschaffen, um das Volkzu schützen und Kriminellefestzunehmen. Leider gibt es aucheinige Länder in der Welt, die vonerbarmungslosen Diktatoren, Tyrannen,Unmenschen, religiösen Fanatikern undschwachsinnigen Verrückten regiert

werden. An diesen schrecklichenOrten ist die Polizei nicht mehrals eine Sammlungsadistischer und grausamerRaufbolde, die einfach nur einschreckliches Instrument derRegierung darstellen, um dieBevölkerung zu kontrollierenund sie zu unterdrücken.Natürlich ist es nicht nötig,

solche „polizeilichen” Kräfte in diesenArtikel einzuschließen. Die Polizei, die wir kennen, ist ehrlich,

tatkräftig, fleißig und immer wiederschlecht bezahlt. Ihre Funktionen bringendie Beamten automatisch hin und wiederin gefährliche Situationen und zuBegegnungen mit physischer Gewalt.Genauen Aspekte ihrer Arbeit treffen auf

Fragen in der Ausbildung derKampfkünste. Ist

das Training vonK a m p f k ü n s t e nwichtig fürPolizeiarbeit? Ist esindividuell nützlichfür den Beamten?Und nicht zuletzt: Ist es derG e s e l l s c h a f ta l l g e m e i nzuträglich, dassd i e s e

Polizei und Selbstverteidigung

„Die Polizei, die wir kennen,

ist ehrlich,tatkräftig, fleißig

und immer wieder:schlecht bezahlt.”

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Funktionäre ausgebildet werden? Bevorwir auf diese und andere Fragenvernünftige Antworten finden können,müssen wir ehrlich einige Punkteuntersuchen. Zuerst werfen wir einen Blick auf die

häufigsten Einwände der Polizistengegen die Notwendigkeit der Ausbildungvon „Kampfkünsten”:

1. „Die Ausübung von Kampfkünstenist nicht realistisch. Sie spiegelt in keinerWeise die Gewalt des echten Lebens aufder Straße oder an irgendeinem anderenOrt wider. Kampfkünste passen sichnicht dem Bedarf der Polizisten an. “

2. „Wenn sie es lernen, werden sie esnutzen. Sie werden Menschen verletzen,was in vielen Fällen alsMachtmissbrauch und Polizeigewaltinterpretieren wird. “

3. „Die Ausbildung ist teuer. DieAbteilung hat nicht genug Budget, umdafür zu zahlen. Außerdem benötigt esZeit und wir können uns den Luxus nichtleisten, Polizisten für das Training zubezahlen oder ihnen freizugeben. “

4. „Wir haben bereits unser eigenes,,lokales’ Ausbildungsprogramm. Es istaufs Äußerste angepasst und deckt denBedarf vollkommen, ohne diekomplizierten, veralteten und gefährlichenTechniken der Kampfkünste. “

5. „Uns steht eine Vielzahl an Waffen(tödlich und nicht tödlich) zur Verfügung,sodass wir keine Zeit daraufverschwenden sollten, unnötigeTechniken mit leeren Händen zu lernen.”

6. „Nur ein Polizeioffizier kannanderen Polizisten etwas beibringen.Zivi l isten verstehen nicht unserePflichten und die Situation, in denen wiruns wiederfinden. “

Während der zehn Jahre, in denen ichmich nun schon berufl ich denangewandten Kampfkünsten fürSicherheitskräfte widme, habe ich alldiese Argumente (und noch einige mehr)

wieder und wieder zu denunterschiedlichsten Gelegenheitengehört. Jedes von ihnen enthält etwaswahres, aber jedes von ihnen kann auchauf intelligente und überzeugende Weisezurückgewiesen werden. Dennochwerfen wir, bevor wir genau das tun,einen Blick auf die Argumente, die vonden Ausbildern der Kampfkunstzugunsten der Ausbildung derKampfkünste für Polizeibeamteaufgeführt werden:

1. „Die Kampfkünste wurdenerschaffen, um physische Kräftemiteinander zu messen: auf demSchlachtfeld, zu Hause, auf der Straße,auf einem Berg oder am Strand…was istschon dabei?”

2. „Ich habe den schwarzen Gürtelund bin ein spezialisierter Ausbilder. Ichbin voll und ganz dafür qualifiziert,

Polizisten beizubringen, wie sie sichselbst verteidigen und die Bösenfestnehmen.”

3. „Ich bin (oder war) ein Champion,der viele Kämpfe gewonnen hat und ichkann Polizisten zweifellos zeigen, wieman auf der Straße gewinnt.”

4. „Die Ausübung der Kampfkunstverlangt Disziplin, Selbstvertrauen, gutekörperliche Konditionen, Selbstkontrolleund andere, wichtige Vorteile, dierelevant und wünschenswert fürPolizeiarbeit sind.”

5. „Das Fehlen der Fähigkeiten mitleeren Händen undVerteidigungstaktiken der Polizistenführt unweigerlich zu einem unnötigenund unbegründeten Gebrauch von derPistole und anderen Waffen.”

Auch bei dieser Aufzählung habe ich imLaufe der Jahre die Mehrheit dieserArgumente gehört (und auch selbstgebraucht, mit Nr. 3 als Ausnahme, dennich war nie ein Champion.) Die meisten vonihnen entsprechen größtenteils derWahrheit, aber auch hier gibt es einigeUngenauigkeiten und Verallgemeinerungen,die viele Ausbilder vehement ignorieren. Ichglaube, die Offensichtlichkeit liegt inerschlagendem Maße auf Seiten derAusbildung von Polizisten, aber nichtunbedingt bei dem, was wir als„traditionelle” Kampfkünste bezeichnenund ich glaube, wir müssen offen auf dieSorgen und Einwände der gegengesetztenMeinung hören, ohne unseren Ego an derDebatte teilnehmen zu lassen, mit dem Ziel,eine positive Lösung zu finden.Demnach ist es nun unsere Aufgabe,

krit isch jeden einzelnen der obenaufgelisteten Punkte beider Seiten zuuntersuchen, sodass wir uns in diesesProblem wirklich vertiefen können undwährend des Prozesses die Ausbilderder Kampfkünste und Mitglieder derOrdnungskräfte erwarten, bilden undzusammenführen können.

Polizei und Selbstverteidigung

„Ich glaube, dieOffensichtlichkeit

liegt inerschlagendem

Maße auf Seitender Ausbildungvon Polizisten,

aber nichtunbedingt bei

dem, was wir als„traditionelle”Kampfkünstebezeichnen.”

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Polizei und Selbstverteidigung

In unserer unendlichen Suche nachder Wahrheit werden wir nun beideSeiten der Diskussion, also die Pros undContras der Kampfkunstausbildung fürPolizisten, noch einmal durchsehen. Daswerden wir auf eine möglichst objektiveund ehrliche Weise tun, während es füreinen Menschen doch unmöglich ist,nicht in einem gewissen Grad vonVorurteilen beeinflusst zu werden. Siesollten vorbereitet sein, denn ich werdeauf brutale Weise ehrl ich sein undzweifellos wird es einige Leser geben,die sich beleidigt fühlen. Nun denn…Zunächst einmal untersuchen wir die

Einwände, die die polizeil ichenFunktionäre (und auch einige Beamte)gegen die Kampfkunstausbildunghervorzubringen haben.

1. „Die Ausübung von Kampfkünstenist nicht realistisch. Es spiegelt in keinerWeise die Gewalt des echten Lebens aufder Straße oder an irgendeinem anderenOrt wider. Kampfkunst passt sich nichtdem Bedarf der Polizisten an.”

MEINE ANTWORT: Leider stimmt dergrößte Teil davon. Viele Kampfkünste,die so viel Wert auf Kata, kontrolliertesSparring, alte Waffen, traditionelleKleidung und die formellen Ritualelegen, sind nicht sonderlich nützlichoder relevant für die Arbeit dermodernen Polizei. Sie wurden auchnicht dafür erschaffen! Die traditionellenKampfküste verschaffen den Schülern(Polizisten eingeschlossen) einenkörperlichen, mentalen und spirituellenVorteil, aber die Mehrheit der Technikensind für die Polizeiarbeit nicht nützlichoder geeignet. Andere Künstekonzentrieren sich vor allem auf „denSport” und sind keine wirkl icheVerteidigung. Auch wenn wir dieKämpfer der MMA bewundern können,sind ihre Techniken nicht fürPolizeibeamte geeignet. Das Gleichepassiert bei den „Grappling”-Künsten,

die sich fast nur auf den Bodenkonzentrieren und mögen sie aucheffektiv sein, sie sind für Polizeiarbeitnicht relevant.

2. „Wenn sie es lernen, werden sie esnutzen. Sie werden Menschen verletzen,was man in vielen Fällen alsMachtmissbrauch und Polizeigewaltinterpretieren wird.”

MEINE ANTWORT: Richtig und falsch!Es wurde schon vorher angedeutet, dass,wenn der Polizist die „falsche” Kunstlernt und sie später anwendet (weil dasalles ist, was er kann), dann ist eswahrscheinlich, dass er andere Personenunnötig verletzt und somit rechtlicheProbleme verursacht. Dennoch würdedas Erlernen des „richtigen” Systems vonVerteidigungstaktiken in Wahrheit dieAnzahl der Fälle der verletzten Polizistenoder Bürger stark verringern, wenn diesesie anwenden. Die Verwendung desrichtigen Maßes an Kraft würde dieAnzahl von Anzeigen deutlich verringern.Wenn man die Kraft richtig dosierteinsetzt, würde das die Zahl derangezeigten Fälle drastisch verkleinern.

3. „Die Ausbildung ist teuer. DieAbteilung hat nicht genug Budget, umdafür zu zahlen. Außerdem benötigt esZeit und wir können uns den Luxus nichtleisten, Polizisten für das Training zubezahlen oder ihnen freizugeben.”

MEINE ANTWORT: Unsinn! Entwederman zahlt jetzt für die Ausbildung, oder wirzahlen später mehr für Arztkosten, denZeitverlust der verletzen Polizisten undden Kostenanstieg der Versicherungen,die rechtlichen Kosten, um sich vorAnzeigen zu verteidigen und dieSchmerzensgelder der verletzten Bürger.Eine verantwortungsbewusste Institutionhat immer Geld für die Ausbildung oderkönnte sie aus anderen Budgetsabzweigen. Ich würde nicht gerne für eineAbteilung arbeiten, die sich weigert, in dieSicherheit der Funktionäre und derMenschen der Gesellschaft zu investieren.

4. „Wir haben bereits unser eigenes,,lokales’ Ausbildungsprogramm. Es istaufs Äußerste angepasst und deckt denBedarf vollkommen, ohne diekomplizierten, veralteten undgefährl ichen Techniken derKampfkunst.”

MEINE ANTWORT: Vielleicht. Vielegroße, professionelle Institutionen (vorallem in Hauptstädten), die gut finanziertwerden, haben Ausbildungsprogrammezur taktischen Verteidigung, mit fähigen,vollzeitbeschäftigten Ausbildern. Aber invielen Fällen wird das Training wederhäufig genug, noch mit der nötigen Dauerdurchgeführt. Außerdem habe ich in denletzten Jahren im Gespräch mithunderten Polizisten gelernt, dass invielen Fällen der Ausbilder nicht anhandseiner Kenntnisse oder Erfahrungausgewählt wird, sondern diese begehrteStelle aus anderen Gründen erhält, wiedie Länge der Betriebszugehörigkeit,einen Bekannten mit einem hohenPosten als besonderen Gefallen und,auch wenn es unglaublich erscheint,sogar durch seine Inkompetenz inanderen Arbeitsbereichen der Polizei. Ichhabe auch entdeckt, dass in vielen Fällendie einzige Anforderung an den Ausbilderironischerweise ein schwarzer Gürtel ineiner traditionellen Kampfkunst odereinem Kampfsport ist, den man bereitsviele Jahre zuvor erhalten hat. Jetztverbringt der kürzlich ernannte „Experte”den Rest seiner Laufbahn damit, sein„Territorium” zu verteidigen und allesdran zu setzen, den Polizisten jeglichesanderes Wissen unzugänglich zu machenund sogar manchmal das Training vonKampfkünsten abzuwerten.

5. „Uns steht eine Vielzahl an Waffen(tödlich und nicht tödlich) zur Verfügung,sodass wir keine Zeit daraufverschwenden sollten, unnötigeTechniken mit leeren Händen zu lernen.”

MEINE ANTWORT: Von alle dummenGründen dafür, die Polizisten nicht mit

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Verteidigungstaktiken zu konfrontieren ist das dieabsurdeste…und gefährlichste! Untersuchungenzeigen, dass statistisch gesehen mehr als 95% allerKonfrontationen, die die Polizeibeamten erfahren,nicht tödlich sind, die Mehrheit verlangt also keineWaffen. Die Beamten, die sich um ihre rechtlicheHaftung, die geschätzten Abkommen und dieKatastrophen in den öffentlichen Beziehungensorgen, sollten ernsthaft über die Folgen diesergefährlichen Geisteshaltung nachdenken. Die gutausgebildeten Polizisten, die sich ihrer Fähigkeitenmit leeren Händen sicher sind, sind viel weniger dazugeneigt, unüberlegt zur Waffe zu greifen.

6. „Nur ein Polizeioffizier kann anderen Polizistenetwas beibringen. Zivilisten verstehen nicht unserePfl ichten und die Situation, in denen wir unswiederfinden.”

MEINE ANTWORT: Auch wenn diese beidenBehauptungen sich gegenseitig zu unterstützenscheinen, so ist die erste doch falsch, obwohl die zweiterichtig ist. Werfen wir einen Blick auf die Erste:Ein Polizist zu sein qualifiziert dich nicht automatisch

dazu, ein professioneller Ausbilder, kompetenter Meister undExperte für Verteidigungstaktiken zu sein. In Wahrheit ist dieMehrheit der innerhalb dieser Materie berühmten und weltweitanerkannten Persönlichkeiten Ausbilder der Kampfkünste, dieauch in den Sicherheitsorganen gearbeitet oder profunde Studienund Untersuchungen zum Thema der körperlichen Konfrontationmit Polizisten durchgeführt haben. Diese seltenen,

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aber wahren Experten haben sich darauf konzentriert, ihr Wissenüber Kampfkünste im Bereich der Verteidigungstaktiken zuvertiefen. Sie sind Spezialisten dieser Materie geworden undhervorragend dafür geeignet, Polizisten überall auf der Welt zuunterrichten. Diese Ausnahmen machen dennochkeinen Unterschied, wenn es darum geht, dass dieMehrheit der Ausbilder der Kampfkünste keineErfahrungen mit Polizeiarbeit haben und nichtmit den verzwickten rechtlichen Aspektenvertraut sind. Zudem wurden sie auch nochnie mit den reellen Situationen „auf derStraße” konfrontiert, mit denen dieFunktionäre täglich zutun haben.

Wir haben nun die häufigsten Einwürfe der polizeilichenOrgane (im Allgemeinen aus dem administrativen Bereich)gegenüber Ausbildern der Kampfkünste genannt, diePolizisten Techniken mit leeren Händen beibringen. Ich glaubeauch, wir haben dies auf gerechte und respektvolle Weisegetan und Logik und Tatsachen anstatt Emotionen undMeinungen dazu genutzt.

Ich hoffe, dass Sie auch in der nächsten Nummer wiederdabei sind, dem dritten und letzten Teil über dieses Thema,in dem wir die Sichtweise der Kampfkünste in dieserDebatte untersuchen und in der ich auch meineSchlussfolgerung und einige Lösungsvorschläge anbietenwerde.

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Jedes System hat Grenzen und wenn du von einem System zum anderen wechseln möchtest, musst du eineandere Kunst lernen und das will Kapap zu vermeiden versuchen. Das ist das Kapap, Kampf von Angesicht zuAngesicht, eine Brücke zwischen Systemen. Sein Begründer prägte eine Phrase, deren Konzept andere Stileder traditionellen Kampfkünste verwenden: „Trag keine Waffe bei dir, sei du selbst dir die Waffe“. Wenn deinVerstand, dein Geist und dein Körper die Waffe sind, wirst du eine Waffe sein, die genauso effektiv ist wie jedeandere. Die DVD der „Avi Nardia Academy“ behandelt die Verbindung zwischen der „alten Schule“ derKampfkünste und dem modernen CQB (Close Quarters Battle9. Die Erfahrung als Kommandant bei den IDF (Verteidigungskräfte Israels) und offizieller Trainer der wichtigstenisraelischen Anti-Terror-Einheit lehrten Nardia, dass die Kultivierung des Verstands und des kriegerischenGeistes höher geschätzt werden sollten als das einfache Training des Körpers. Unter anderem werdet ihr die Sicherheit mit Waffen erlernen, die überzeugenden Parallelismen zwischen demIado und der geeigneten Handhabung einer Feuerwaffe. Die Feuerwaffen sind das letzte in der persönlichenBewaffnung, aber sie können sich nicht der ewigen Weisheit und Logik der alten Schule entziehen. Angepasste Übungen des BJJ, Entwaffnungstrainings und die intelligenten Vorbereitung des Körpers durchbestimmte Übungen, mit Erklärungen zu den Vorteilen und Vorsichtsmaßnahmen. Eine lehrreiche,inspirierende und erleuchtende DVD, empfohlen für Praktizierende aller Stile, alte wie moderne. HYPERLINK "mailto: [email protected]"[email protected]

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Holz:

Die ausgedehnten Doppelschläge des Holzessind gut für die Leber und die Gallenblase.Für den fleissigen Schüler gibt es bestimmt zahlreiche

Motive die er sich vor dem inneren Auge das ElementHolz vorstellen kann. Eigentlich nicht erstaunlich, da eseiner der Elemente ist mit denen man bereits in jungenJahren in Kontakt kommt. Fragt man nach jedoch kon-kreten Prinzipien oder Techniken innerhalb des KungFu, so stösst man selbst mit dem Wissen mancherlangjähriger Hung Gar Praktizierenden an seineGrenzen. Im Internet findet man zu den verschiede-nen Element-Zyklen oder zum Element Holz selbstdiverse blumige Anhaltspunkte. Wie zum Beispiel,dass das Element Holz der Jahreszeit des Frühlingszugeordnet wird. Oder auf den Kampf bezogen,dass "Holz von der Axt gespalten wird" (Bezugzu Metall = Axt) oder "Holz die ErdeDurchdringt” etc. Auch die traditionelle chine-sische Medizin kennt beim Element Holz natür-lich die ensprechenden Zugehörigkeiten: Diezugehörigen Sinnesorgane zum Beispiel sinddie Augen, die äusserliche Ausdrucksformsind die Fingernägel. Bei den Organenspricht man bei Leber und Gallenblasevon den “Holz-Organen”, mit der Leberals Yin- und der Gallenblase als Yang-Organ. Die dem Element Holz zuges-chriebene Geschmacksrichtung istsauer und die zugehörige Emotionder Zorn. So schön und mysteriösdiese Umschreibungen klingenmögen, oder gar einen echtenHintergrund in manchenFachgebieten haben, so weissder fleissige Schüler mittlerwei-le, dass die früheren Hung GarMeister welche zur Entstehungdes Kampfstils beigetragenhaben, alles andere als schö-ne Umschreibungen als Zielhatten. Wir rufen uns inErinnerung: Zur damaligenZeit war das Beherrscheneiner effizientenKampftechnik nicht nur

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nützlich, sondern unabdingbar um ein gutesLeben zu führen. Es zählte also vor allem eines:Der effektive Kampf um Leib und Leben. Wiewir aus vorangegangenen Artikeln über diefünf Elemente im Hung Gar Kung Fu wissensind die konkreten Techniken oderPrinzipien mit der das Element Holz den“Kern-Pool” an Prinzipien im Hung Garergänzt, nicht unbedingt einfach zu erklä-ren. Viele wissen auch gar nicht wirklich,was es damit auf sich hat, schlicht, weil sieden Level dazu bei ihrem Sifu (Meister) nochnicht erreicht haben. Selbstverständlich werdeich versuchen auch hier mit meiner

Beschreibung wieder mein bestes zu tun und vie-lleicht den einen oder anderen Hung Gar Schüler da draus-sen dazu zu motivieren, bis zum entsprechenden Level unddarüber hinaus auf dem “Hung-Weg” zu bleiben: Wie üblichhandelt es sich auch bei Holz nicht um Bewegung XY mit denHänden oder den Füssen, sondern um eine bestimmte Kraftartwelche mit den entsprechenden Körperbewegungen erzeugtwird. Die favorisierte Tiertechnik mit der die Kraftart “Holz”gerne kombiniert wird ist die des Kranichs. Mit denTechniken des Kranichs (oder auch anderen Techniken)kombiniert entstehen zerstörerische, locker aus denSehnen “explodierende” Kampftechniken die blitzschnellzuschlagen, und den ausführenden so gut wie keineAnstrengung kostet. Ein perfektes Mini-System inner-halb des Hung Gar Kung Fu könnte man meinen.Maximaler Schaden am Angreifer mit minimalstemKraftaufwand. Doch natürlich gibt es keine perfekte,unbesiegbare Technik (Andernfalls würde der effi-ziente Kampfkünstler nur noch diese eine Techniklernen und üben). Die Prinzipien und damit verbun-denen Techniken des Element Holz stellt im HungGar Kung Fu wie die anderen Elemente auch einTeil eines nahezu perfekten Systems dar. Geht esnun um den Kampf, die Philosophie oder dieGesundheitserhaltung. Doch bevor wir denRahmen dieses Artikels sprengen möchte ich denfleissigen Schüler nicht länger auf die Folterspannen und nahtlos zum letzten der fünfElemente kommen, dem Element Wasser.

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Wasser:

Das lange Auf- und Abschwingen der Arme stellt das kräftigeSchlagen der Wellen im Ozean dar. In Bezug auf den Körpersteht das Element Wasser in Verbindung mit der Blase und

den Nieren. Wasser ist in unser aller Lebeneines der wichtigsten Elemente.Nicht nur das unser Planet aufdem wir leben zu mehr als ?mit Wasser bedeckt ist,ohne es wären wir nur

wenige Tage überlebensfähig(Trinkwasser). Das Element Wasserbietet uns vieleErscheinungsformen die wir unsvor dem inneren Auge inErinnerung rufen können.Seien es tosende Wellen, einplätschernder Bach oderein einzelner Tropfen.Diese Analogie zeigt eineTatsache welche ich auchschon in vorangegange-nen Artikeln (“ElementeAllgemein”) aufgezeigthabe und selbstverstän-dlich auch auf alleanderen Elemente imHung Gar Kung Fuzutrifft: Neben derKraftart und der damitk o m b i n i e r t e nTechniken stellt sichdie allgemeine“Taktik” oder“Dosierung” mitder man denGegner undd e s s e nTe c h n i k e nbesiegt. Istmein Gegnerim Verhlätnissweich und

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entspannt, kann ich mit purer Härtegewinnen. Ist er hart und angespannt,so kann ich mit Weichheit und

Entspanntheit gewinnen. Wie gesagt trifftdies natürlich auf jedes der fünf Elemente zu,

jedoch ist es beim Bild des Wasserswohl am deutlichsten, vergleichtman die tosende See mit einem

einzelnen Tropfen. Denn es handeltsich dabei ja immer um das selbe Element.

Bevor wir noch weiter auf die Kraftart eingehen,wollen wir die allgemeineren und medizinischenBedeutungen des Element Wasser aufzeigen: Das

zugehörige Sinnesorgan des Element Wasser sinddie Ohren, die äusserliche Ausdrucksform dasKopfhaar und die entsprechende Körperflüssigkeit

die Spucke. Zugehörige Geschmacksrichtung ist salzig,die zugehörige Farbe schwarz oder auch blau und die zuge-hörige Emotion die Angst. Auf der Organ-Ebene sprichtman bei Wasser immer über die Niere (Yin-Organ) und dieBlase (Yang-Organ). Gerade die Nieren spielen im medizi-nischen Bereich immer wieder eine wichtige Rolle, unteranderem auch weil sie die Essenz des Lebens beherber-gen. Doch gehen wir weiter zum eigentlichen Hintergrundim Hung Gar Kung Fu. Wir wissen ja, der Kampf umsÜberleben ist der eigentliche Kern der Sache. Der Kraftartdes Element Wasser geht natürlich wieder eine bestimm-te, abstrakte Körperbewegung voraus. Diese wird unteranderem gerne mit den Tiertechniken der Schlange

kombiniert und den damit typischen Handhaltungen,welche den Schlangenkopf symbolisieren. Wie beijedem der fünf Elemente im Hung Gar Kung Fu sinddiese Zugehörigkeiten nicht als fix zu verstehen. Sie

sind eine von vielen Möglichkeiten welche sich ausJahrhunderte langer Erfahrung gebildet haben.So resultieren Verbindungen zwischenElementen und Tiertechniken welche sichbewährt haben und Sinn machen immer auseiner einzigen “Schule”, nämlich dem echtenKampf ums Überleben. Vielleicht lässteinem die Vorstellung von Jahrhundertealte und bewährte Techniken verstehen,dass wir heute nicht in der Lage sein kön-nen diese Techniken und diese Kunstinnerhalb weniger Monate oder Jahrekomplett zu lernen. Hung Gar Kung Fuist darauf aus dem fleissigen SchülerGesundheit, philosophischesVerständnis und schnell brauchbareKampftechniken zum Selbstschutzzu geben. Und diese Idee funktio-niert perfekt! Doch das Meer anWissen und Erlernbarem ist sehr,sehr tief und bietet dem Schüleran, ein Leben lang zu lernen,neu zu verstehen und besserzu werden. Ganz wie man esim bekannten Sprichwortsagt: Der Weg ist das Ziel.

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YAMAZAKI, DIE SEELE DES RYOBU KAIGLEICHGEWICHT ZWISCHEN BUDOUND SPORT

Von Salvador Herraiz, 7. Dan KarateAnaheim, Kalifornien (USA)

Es ist Samstag. Ein heißer Tag, an dem ich frühaufgestanden bin, um etwas in Yorba Linda im Norden von

Vor 15 Jahren, im Jahr 1999, brachteuns unser Mitarbeiter Salvador Herraiz denMeister Kiyoshi Yamazaki aus Kalifornien,international führender Vertreter des RyobuKai (Shindo Jinen Ryu), damit die Leser vonCinturón Negro diesen großen Meisterkennenlernen können, der in den USAwohnhaft und in der bundesstaatlichenBewegung sehr aktiv ist. Jetzt, im Jahr 2014, bringt uns der

Meister Herraiz nach einer weiteren Reiseauf die andere Seite des großen Teichesdiesen Großmeister noch einmal näher, 9.Dan, diesmal von seiner Tochter Mina, 5.Dan, begleitet, da sich viele Dinge in seinemKarate-Leben geändert haben und esinteressant ist, diese Entwicklung zubeobachten.

Der Meister Yamazaki mit Salvador Herraiz im Jahr 2014,dieser zurück zum Ryobukan Dojo in Kalifornien, Jahrespäter nach seinem ersten Besuch.

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“In Japan wird dieTechnik der Katanicht hinterfragt,man lernt undtrainiert sie. Nicht mehr.

Menschen aus derwestlichen Welthingegen wollenalles nach ihrerArt machen.”

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Anaheim zu erledigen. Danach bin ich mit Kiyoshi Yamazaki inseinem Dojo verabredet. Es ist lange her, dass ich ihn zuletztgesehen habe, fast sechs Jahre. Es war in Tokio. Das erste Mal, alsich mich tiefgründig mit ihm beschäftigt habe, war auch hier inKalifornien, in seinem japanischen Zentrum vor 15 Jahren, im Jahr1999, obwohl ich ihn während der Weltmeisterschaften in Spanienkennengelernt habe, 1980 in Madrid und 1992 in Granada, andenen Yamazaki als Schiedsrichter teilgenommen hat.Die Euclid Streed, in der er sein Dojo hat, ist eine lange

Verkehrsader, die von Norden nach Süden führt, nicht nur durchAnaheim, sondern auch durch einige umliegende Orte. Die Tatamides Dojo ist die gleiche wie bei meinen letzten Besuchen, obwohldie Rezeption leicht verändert wurde.Bei dieser Gelegenheit ist auch seine Tochter Mina dabei, 5. Dan

und eine nordamerikanische Größe im Wettkampf. 15 Jahre langbefand sie sich an der Grenze zur Elite und nun hat sie es endlichgeschafft. Kuyoshi Yamazaki wurde am 16. August 1940 geboren und fiel

bereits als Kind bei körperlichen Aktivitäten auf. In der Athletik warer ein guter Läufer. Die ersten Kampfkunsttechniken lernte er vonseinem eigenen Vater, einem Kendo-Ausbilder, der sehr streng mitihm und seinem Bruder umging. Yamazaki-Sensei erinnert sich:

„Wir haben vor der Schule trainiert, aber auch mittags,während der Essenspause und abends. Es waren Zeiten, indenen Fehler im Training dazu führten, dass der TrainerSchläge mit dem Shinai austeilte. Meine Stile des Iai Do warenOmori Tyu und Kashima Shinto Ryu.”1956 begab sich Kiyoshi zum Karate-

Training in die Hände von Yasuhiro Konishi(1893-1983), einem der Meister, die dieEntwicklung des Karate am meistenbeeinflussten. Von seiner hohen Positionaus, die er seinem hohen Rang in Künstenwie Ju Jitsu und Kendo verschuldete,konnte er dazu beitragen, dass sich dieneue Kunst aus Okinawa auch auf derHauptinsel durchsetzte. Yamazaki-Senseierkannte die Wichtigkeit seines Meistersin der Entwicklung des Karate.

„Yasuhiro Konishi legte dieGrundsätze für ein Bildungsprogrammdes Karate in Japan fest. Konishi warein großer Karate- und auch Schwert-Meister. In Okinawa war Karate keinSport, es war eine Kampfkunst zurpersönlichen Verteidigung. Auf derjapanischen Hauptinsel begann sichKarate sich zu etablieren und zustrukturieren. Die Meister aus Okinawakamen mit Konishi-Sensei wegenseiner Entwicklung in Japanzusammen, da es, wenn sie auch nichtdagegen waren, doch eine gewisseBesorgnis um den weiteren Verlauf desKarate gab, der sehr anders aussah, alser ursprünglich sein sollte.”1924 öffnete Konishi nicht nur die Türen seines Dojo,

sondern auch die der Keio-Universität in Tokio für GichinFunakoshi, der ihn zusammen mit Hironori Ohatsuka aufder Suche nach Unterstütztung besucht hat. Keio, wie wirbereits im „Cinturón Negro” erklärt haben, wurde zumersten universitären Karate-Club, bei dem auch heutenoch einige sehr alte Karateka trainieren, die in den 50ernGichins Anhänger wurden. Yasuhiro Konishi, der seitKindheitstagen Muso Ryu Ju Jitsu, Kendo, Takeuchi Ryu(eine dem Karate ähnliche Kunst) und Aikido trainierte,hatte ein Jahr zuvor seine Ryobu Kai-Schule für dieExzellenz der Kampfkünste gegründet und nannte seinenStil Shindo Knien Ryu („natürliche und milde Technik mitleeren Händen”), angeregt von einem anderen seinerbekannten Freunde, Moriei Ueshiba. Es ist merkwürdig, dass ein Karateka wie Kiyoshi

Yamazaki dreimal durch die Prüfung für den 1. Dan fiel.Es war so:

„Es waren Zeiten, in denen man weder sich nochden Trainer nach dem Warum fragte. Das, was er

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sagte, wurdegemacht unddamit basta. Einesehr lange Zeitwusste ich nicht,warum ichdurchgefallen bin,bis mir 30 Jahrespäter aufging,dass ich ein zug r o ß e sSelbstvertrauenhatte.”Das ist

interessant, höchstinteressant sogar, wenn man bedenkt,dass zum Beispiel der Meister HironoriOhutsuka immer von einem ÜbermaßSelbstvertrauen als eines der Übel imBudo sprach. Einige andere sindGeringschätzung, Jähzorn, Angst usw.Yamazaki erkennt in der alten Weise derPrüfung einen größeren Realismus:

„In diesen Zeiten konnte man sichnicht Monate zuvor auf die Prüfungenvorbereiten, da man das Datum ersteinige Tage zuvor erfuhr. DieserUmstand verpflichtete dich dazu,immer bereit zu sein, was vielwirklichkeitsnäher ist.” Ich bin mit ihm einer Meinung.1962 erhielt Kiyoshi Yamazaki seine

Lehrerlaubnis und auf den Rat seinesMeisters hin reist er nach Okinawa, umseine Kobudo-Techniken zuperfektionieren. Die große Freundschaftzwischen dem Kobudo-Trainer und demMeister Shuguro Nakazato bewirkt, dassdies sein Hauptziel auf der kleinen Inselwird:

„Es war sehr interessant für mich.Ich war damals sehr jung und stark.

Ich konnte Meister wie ShuguroNakazato treffen, mit dem ich mehrereMale die Gelegenheit hatte, Waffen wieSei, Bo Tonga, Nunchaku und vieleandere zu trainieren. Dort habe ichauch seinen Schüler TadashiYamashita kennengelernt, den ich vieleJahre danach nicht gesehen habe, biswir uns bei einem Event in Kalifornienwiedertrafen.”Danach l ieß sich auch Tadashi

Yamashita im Land der unbegrenztenMöglichkeiten nieder, wo er mit einigemErfolg an Filmen mitarbeitete, zumBeispiel beim Film „American Fighter”, indem er den gefährlichen Black Star Ninjaneben Michael Dudikoff in der Hauptrollespielte. In einigen Filmen spielten sogarnoch weitere Karate-Meister mit, wieFumio Dumora und Tak Kubota in „DieWiege der Sonne”, mit Sean Conneryund Wesley Snipes in den Hauptrollen. „Als wir uns kennengelernt haben,

trainierte Yamashita den Nakazato-Stil,später aber wechselte er zu einerfreieren, eklektischeren Form.Es gibt viele Dojos in der Nähe und

während meiner Reise war ich auch beiShoshin Nagamine, Kenei Uechi,…Letzterer praktizierte eine Form desKumite auf wenig Entfernung und mit vielKraft. Ich erinnere mich gut an dieFeuchtigkeit, die es auf dieser Insel gab,denn wir haben oberkörperfrei trainiert.”Sein Aufenthalt in Okinawa ermöglichte

Yamazaki, auch verstecktere Aspekte desKarate kennenzulernen.

„Wir haben auch nachts trainiert,wenn es kaum Licht gab und ichverstand mit diesen nächtlichenKämpfen, was einige Katabeinhalteten und auch einiges überTraining in unterschiedlichen Räumenund Gebieten. Sehr interessant!”Angesichts dessen empfiehlt es sich,

den Artikel über Karate im Shuri-Schloss,den ich vor Jahren geschrieben habe,noch einmal zu lesen, denn er handeltvon dieser Technik mit nächtl ichenKämpfen über den Inhalt von Kata, wieden Einfluss von Räumen, bis hin zumBoden bei einigen Techniken. Karate istnicht dafür gemacht, nur auf glatter undsauberer Oberfläche praktiziert zu

werden, sondern auf der blanken Erdemit Hindernissen, wie man auch anhandeiniger traditioneller Techniken erkennenkann. Es ist etwas, worüber man kaumspricht, darum freut es mich besonders,dass Yamazaki es jetzt erwähnt.Während seines Studiums der

Wirtschaftswissenschaften an derSenshu-Universität musste YamazakiKarate in der Shotokai-Gruppe trainieren,die vom Meister Shigeru Egami angeführtwurde. Yamazaki begibt sich in dieLehren von Motonobu Hironishi undtrainiert gemeinsam mit dem großen TaijiKase. Es muss für ihn auch eine großeVeränderung gewesen sein, wenn mandie Unterschiede zwischen Shotokai unddem Karate, das Yamazaki gewohnt warund mit dem er zu einem großenChampion in Tokio geworden ist,bedenkt.

„Es gab große Unterschiedezwischen Shotokai und Shotokan. Dortgab es keinen Wettstreit, nicht einmalfreie Kämpfe. Die größte Ähnlichkeitwar die Ausübung von freiem IpponKumite (Angriffsverteidigung) aufhohen Niveau.”1964, nachdem er die Universität

abgeschlossen hatte, kehrte Yamazaki zuseinem wahren Meister, YasuhiroKonoshi, zurück. Man könnte dietechnische Form von Konishi und seinemRyobu Kai als ein Zusammenschluss derLehren von Gichin Funakoshi, ChokiMotobu und Kenwa Mabuni beschreiben.1968 reist Yamazaki auf eine Einladung

von Dan Ivan in die Vereinigten Staaten,um Karate zu unterrichten und lässt sichin Kalifornien nieder, wo er am CitrusCollege Stunden gibt.

„Es waren große Momente. Esspornte mich an, nach Amerikageschickt zu werden. Meine Kollegenwahren sehr freundlich. Innerhalb desDojo sollte man sich wie ein Senseiverhalten, aber draußen konnte manFreunde sein.”Yamazaki empfindet diese Momente

als etwas gutes und erteilt in seinemneuen Land Stunden an der University ofCalifornia in Irvine, im Sheriff-Department…und natürlich in seinemDojo in Anaheim, was er sehr balderöffnen wird.

„Es waren Zeiten, in denen dieLeute Karate als etwas sahen, mitdem man Tische und Ziegelsteinezerschlägt. Als ich in Amerika ankam,musste ich das auch machen. Es wareine Möglichkeit, Aufmerksamkeit zuerregen und Interessierte anzulocken,denen ich später richtiges Karatebeibrachte. Tische und Ziegelsteinegreifen keine Menschen an…”1970 fand die erste Karate-

Weltmeisterschaft in Tokio statt undYamazaki-Sensei gehörte zum Komitee,das die Teilnehmer auswählt, die dieUSA vertreten sollten. Yamazaki hatschon immer das schwierigeGleichgewicht zwischen traditionellemKarate und Sport gesucht.

„Ich bin immer dann auf Seiten dessportlichen Karate, wenn es denwahren Geist der Kampfkunst

Oben links: Kiyoshi Yamazaki beiseiner Arbeit als kinematographischerBerater.

Oben rechts: Yamazaki Sensei, alsSchüler von Yasuhiro Konishi.

Unten: Yasuhiro Konishi mit ChokiMotobu (linkes Foto) und mit KenwaMabuni (rechtes Foto).

Yasuhiro Konishi und Kiyoshi Yamazaki inden 60ern.

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enthält.” Richtig, auch wenn ichpersönlich denke, dass es sehr schwerist, das zu erreichen. Es wäre fast, alssagte man, dass einem nichtsgeschehe, wenn man sich aus dem 5.Stock stürzte, solange man nur dieKontrolle über den Fall und denAufprall hat! Aber ich respektiereYamazakis Arbeit in dieser Hinsichtsehr und wahrscheinlich fällt es einemJapaner, der viele Jahre für dieses Zielgekämpft hat, leichter, das zuerreichen.

„Es ist anders, ein Japaner zusein…”, bekannte Yamazaki einst. „InJapan wird die Technik der Kata nichthinterfragt, man lernt und trainiert sie.Nicht mehr. Menschen aus der

westlichen Welt hingegen wollen allesnach ihrer Art machen. Das Iai Do zumBeispiel muss man als eine Meditationin der Bewegung verstehen. Eshandelt sich nicht um einenSchwertkampf. Die westlichenMenschen müssen die Bedeutung derBewegungen kennen, also mussteman Anwendungstechnikenentwickeln.”Beispielsweise im Kyudo haben die

großen Meister immer beibehalten,dass es nicht darum geht, ins Ziel zutreffen oder nicht, sondern um denProzess, die Geste, die Atmung unddie Konzentrat ion…und d ieAuswirkungen, wenn jemand um sichtritt, ohne darauf zu achten, wo die

Tritte landen. Wir alle haben schon vondem berühmten Satz von KeniaMabuni gehört: „Karatedo ist Zen in Bewegung”

Etwas anderes ist, dass es für dieMehrheit vielleicht nur das ist, nur einSatz, weit entfernt von jeglicher Realitätoder der Ausübung von Karate. Undwieder einmal gelangen wir zu dem Fall,in dem wir viele Zitate kennen, die unsgefallen, aber später vergessen wir,danach zu handeln. Aber…fahren wirfort mit unserer Hauptperson, KiyoshiYamazaki. Vor 3 Jahren, im Jahr 2011

durchquerte ein Fahrer, gemeinsam miteinigen Freunden, mit dem Auto dasDeath Valley zwischen Kalifornien und

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Nevada. Das erinnerte mich daran, dass Kiyoshi Yamazakizusammen mit meinem bewunderten Freund, dem MeisterFumio Demura, genau das gleiche Tal vierzig Jahre zuvordurchquert hat, in seinem Fall aber zu Fuß. Diese sportlicheHöchstleistung kam mir schon immer bemerkenswert vor,darum bat ich Yamazaki darum, mir davon zu erzählen:

„Wie du weißt wurden Fumio Demura und ich von DanIvan unterstützt. Wir haben gemeinsame Sachenunternommen und nahmen an Events teil, die Ivanorganisierte Es war sehr unterhaltsam. Wir sind zwei Tagelang durch das Death Valley gelaufen. Der Judo-MeisterHiraoka war auch dabei. Ich erinnere mich daran, dass wireinmal auf einen Lieferwagen aufgestiegen sind, der da war,um uns abzuholen, wir waren mutlos und am Ende…undDemura-Sensei war auf der Toilette. Wir sind alle auf dasAuto aufgestiegen und Demura kam hinter uns her gerannt,denn wir fuhren schon los. Wir haben alle sehr gelacht. Aberes war hart. Manchmal waren wir kurz davor, ohnmächtigzu werden.”

In diesen Jahren arbeiteten Yamazaki und Demura vielgemeinsam, sie machten sogar einige der berühmtenVorführungen im Japanese Village und Teer Park zusammen,einem japanischen Kulturzentrum in Orange County, Kalifornien.Genau am Tag nach dem Gespräch mit Yamazaki-Sensei würdeich Demura-Sensei in seinem Dojo in der Nähe, in Santa Ana,besuchen, mit dem ich mich auch an die Durchquerung desDeath Valley mit Yamazaki erinnerte.Die 80er brachten Kiyoshi Yamazaki schwierige Momente, die

er als die schlimmsten seines Lebens ansieht:„Es gab drei entscheidende Momente, die ich als die

schlimmsten meines Lebens sehe. Zu Beginn der 80er warich in Seattle (Washington) Opfer eines sehr schwerenUnfalls. Danach war ich zwei Monate im Krankenhaus. Ichwar fast gelähmt und musste noch einmal laufen lernen. Ichhabe sogar für einige Wochen das Gedächtnis verloren. Eswar schrecklich. Ein sehr schlechter Moment in meinemLeben. Es gab einen anderen in England, während ich mitLeuten aus vielen Ländern sehr hart trainiert habe, als ich

einen Asthmaanfall bekam, der verursachte, dass esmir sehr schlecht ging. Ein dritter schrecklicherMoment war, als ich in Palm Spring an Meningitiserkrankte und mein Hirn geschädigt wurde. Das warenzweifellos die drei schlimmsten Momente meinesLebens.”Aber die 80er brachten auch viele Möglichkeiten für

Yamazaki-Sensei. Er war durch seine Karate-Arbeit bereitssehr bekannt in Nordamerika geworden und tief in der Weltdes Kinos verankert, genau wie sein Freund Demura, der inim nahe gelegenen Santa Ana lebte, ebenfalls inKalifornien. Yamazaki gab niemand geringerem als ArnoldSchwarzenegger Kampf- und Schwertstunden, der 1982 inden USA, Mexiko und Spanien den Film „Conan derBarbar” drehte, in dem er auftaucht. Der Karate-Meister wird auch in den kommenden Jahren

in anderen Filmen made in Hollywood mitspielen, wie derFortsetzung „Conan der Zerstörer”, ebenfalls mit Arnold inder Hauptrolle. Weitere Filme waren Red Sonja, DerWüstenplanet, Ein Colt für alle Fälle, Beastmaster – DerBefreier, oder Jahre später, 1996, der berühmte FilmDragonheart mit Dennis Quaid in der Hauptrolle. Yamazaki wirkte auch bei Fernsehserien mit, wie

Conan – The Adventurer, in der nun Ralf Möller dieHauptrolle übernahm (ein Kollege von Dolph Lundgrenund Jean Claude van Damme in „Universal Soldier”), wasihm erneut die Möglichkeit gab, unter anderem für denoriginalen Conan, Arnold Schwarzenegger, als Berater zuarbeiten. Sein Vordringen in die Welt des Kino ermöglichte

Yamazaki, berühmten Persönlichkeiten wie WittChamberlain, Brad Dourif, Sandal Bergman, RichardHatch, Sean Connery, der explosiven Blondine BrigitteNielsen, der beunruhigenden Brünette Grace Jones undSting höchstpersönlich Karate zu unterrichten. Das hatYamazaki mir anvertraut…

„Inzwischen habe ich mit dem Thema Kinoabgeschlossen. Ich arbeite nicht mehr an Filmen mit.Ich konzentriere ich auf die Entwicklung von Karate,von meinem persönlichen Karate, nur für mich selbst.Ich unterrichte auch Jai Do, eine Kunst in der es sehrviele Menschen gibt, die mir folgen.”Yamazi-Sensei hat sogar eine Organisation zu diesem

Thema gegründet, die Iai Do Tate Do Federation.Yamazaki ist jetzt 74 Jahre alt…er hat sich sehr gut

gehalten. Yamazaki-Sensei ist und war schon immer einePerson mit freundlichen und eleganten Umgangsformen,ebenso die Art zu Reden und zu handeln und sogar sich zukleiden, stets jugendlich und modern.Vor etwa 30 Jahren, im Jahr 1983, nach dem Tod von

Yasuhiro Konishi leitete sein Sohn Takehiro, Jahrgang1931, die zweite Generation des Ryobu Kai ein, auf ihn übtYamazaki einen großen Einfluss aus, als führendes Haupt,sowohl im Ausland als auch in Japan. „In der erstenGeneration übte man eher Karate aus, in der zweitenGeneration wurden Elemente des Kobudo (Bo, Kama,Tonfa,…) hinzugefügt.”

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Um mehr über Takehiro Konishi (auchals Yasuhiro II bekannt), über Ryobu Kaiallgemein und über seinen Gründer inErfahrung zu bringen, empfehle ich denLesern einen Rückblick auf die ZeitschriftCinturón Negro, in der 2010 einausführlicher Artikel erschien, nachdemich ihre Dojos in Tokio besucht habe. Kiyoshi Yamazaki war viele Jahre lang

technischer Leiter des BundesstaatlichenVerbandes der USA und Mitglied desKomitees des Weltverbandes (WKF). Dasletze Mal, als ich ihn in dieser Funktiongesehen habe, war 2008 bei derWeltmeisterschaft in Tokio, wo wir beideangeregt über Ryobukai redeten, nachmeinem Besuch bei dem Meister TakehiroKonishi in seinem Dojo in der japanischenHauptstadt, über den er bereits auf demLaufenden war. Danach hat sich dasLeben von Yamazaki-Sensei verändert.

Wie ist das Leben ohne dasTechnische Komitee WKF?

„Ich war so viel Politik in der WKFleid und wollte mich nur um dieZukunft des Karate kümmern. Ich willkeine Politik mehr, ich will nur nochunterrichten. Es gibt zu viel Politik, undzwar in jedem Land und natürlich auchin der WKF…Ich brauche keine Politik.Ich unterrichte Karate in seinenunterschiedlichen Formen als einenWeg der Bildung, mit einerPhilosophie, einer Geschichte. Ichkümmere mich um die Technik, nichtdie Politik.”Yamazaki war immer für Karate als

olympische Disziplin, wie er auch fürKarate als Sport war, vorausgesetzt, manrespektiert die traditionellen, wichtigenWerte. Yamazaki hat folgendes immerbeibehalten:

„Wenn man es gut angeht, dann istdie Möglichkeit von Olympia eine guteund würde eine bessere Finanzierungjedes Landes mit sich bringen, aberman muss aufpassen, dass es nichtzum einzigen Ziel wird, eine Medaillezu gewinnen und man die richtigeHerangehensweise verliert.”Yamazaki-Sensei denkt noch immer so,

auch wenn er spürt, dass Karate nicht dienötige Unterstützung der Länder erhält.Außerdem ist er, wie er uns bereits gesagthat, nicht übermäßig in die Politik desKarate verwickelt und beschränkt sichdarauf, sein Gleichgewicht zwischen dieserSeite des Karate und der traditionellenKampfkunst mit allen seinen Bestandteilenzu bewahren. Die Situation seiner Tochterbeeinflusst ihn zweifellos auch. Tatsächlich erzählte mir Yamazaki-

Sensei genau hier, wo wir uns heute

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treffen, vor 15 Jahren, von seinenKarateka-Töchtern. Eine von ihnen, Mina,nannte er namentlich, denn mit ihrendamals 14 Jahren ragte sie inJugendkategorien des Kampfesbesonders hervor. Die Jahre vergingenund dieses Mädchen ist zu einer innationalen Wettbewerben herausragendeFrau geworden, in Kumite wie bei denKata. Mina Yamazaki wurde außerdem zuder Person, die aktuell Tag für Tag denDojo voranbringt, da ihr Vater sichinzwischen mehr oder weniger zur Ruhegesetzt hat und die meiste Zeit in PalmSpring, seinem Wohnort, verbringt. Minahört während unseres Gesprächs ihremVater aufmerksam zu und als ich Kiyoshi-Sensei konkret nach ihr fragte,interessiert sie sich sehr für die Antwort,die ihr Vater geben könnte und beideverschärfen wir unsere Aufmerksamkeit.

„Meine Tochter ist an Wettbewerbenbeteiligt, aber trotzdem trainiert sieBudo und verbindet beideStrömungen. Ich glaube an einerzieherisches Karate mit einemProgramm. Die WKF kümmert sich umKarate als Sport und ich kümmeremich mehr um die richtige Anleitungder Lehrer. Es ist sehr wichtig, dass sieKarate richtig unterrichten, sei es aufdem einen oder dem anderen seiner

Wege, als Sport, alsSelbstverteidigung…und das ist es,worin ich meine Kräfte hin investiere.”Ich sehe den richtigen Moment

gekommen, um ein heikles Themaanzuschneiden. Wenn die beiden dieRyobu Kai-Techink bewahren wollen,frage ich mich, wie sie das Gleichgewichtzwischen dieser Technik und den Katades Wettbewerbs bewahren, die Mina-Sensei gebraucht und in denen häufig diePositionen und andere technischeBewegungen viel leicht übertriebenwerden, um dem Kata einen größerenoder wenigstens andere Effekte zugeben, um später bessere Wertungen zuerhalten. Kiyoshi-Sensei erklärt mir: „Ineiner Meisterschaft will man nichtverlieren, sodass die Kata definitivanders sind. Die Kata derWettbewerbe sind schöner, aber inWahrheit sind sie nicht so. In Okinawasind die Kata sehr traditionell. Es gibtdie beiden Varianten, es zu tun, aberich wünsche mir wirklich, den Sinn derKata beizubehalten.”Ich würde gerne weiter bei dem

Thema und der Meinung des Meistershinsichtlich dieser Veränderungen hinzuEffekthascherei ble iben, die erzweife l los in den Wetbewerbskataseiner Tochter sieht, aber es scheint, als

„Wenn man es gutangeht, dann ist dieMöglichkeit vonOlympia eine guteund würde eine

bessereFinanzierung jedesLandes mit sichbringen, aber manmuss aufpassen,dass es nicht zumeinzigen Ziel wird,eine Medaille zugewinnen und man

die richtigeHerangehensweise

verliert.”

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hätten sie die sport l iche Formakzeptiert . Für Kiyoshi haben „dieunterschiedl ichen Kata […]unterschiedliche Varianten. In derWKF macht man sie nach der einenVariante und im Ryobu Kai machtman sie nach einer anderen, und inWahrheit ist hier ein Wettbewerbnicht nötig.”Da Yamazaki-Sensei offensichtlich

vermeiden möchte, direkt über seineTochter und ihre „Variationen des Kata” inden Wettbewerben zu sprechen, möchteich nun die Meinung seiner Tochter überihn hören. Wie war und ist es, Tochter des

Meisters zu sein?„Es war sehr schwer wegen der

großen Erwartungen, wegen desDrucks, der auf mir lastete und nochimmer lastet. Ich trage meinen Teilzum Ryobu Kai, dem Verband, bei.

Mein Beitrag ist nicht groß, aber er istda. Und dann bin ich bei der WKF undtrainiere hart für die Wettkämpfe. Fürmich ist er mehr Vater als Sensei, auchwenn er es durchaus sein kann. Ichschätze mich sehr glücklich. Natürlichkennt er mich gut, er ist schließlichmein Vater und er weiß innerhalb vonSekunden, in welcher speziellenSituation ich mich im jeweiligenMoment befinde. Zu Hause war und ister mein Vater, im Dojo ist er meinSensei. Bei den Wettkämpfen war ersehr häufig, früher noch in seinertechnisch-bundesstaatlichen Funktion.Ich habe ihn dort am Tisch sitzensehen und es war sehr merkwürdig. Erhat mir immer zugesehen und ist niewütend geworden, auch wenn er mirspäter gesagt hat, was ich bessermachen muss.”Jetzt unterbricht uns der Meister, ihr

Vater, um klarzustellen, dass seine Frau,Minas Mutter „die Wettbewerbenormalerweise nicht sieht, denn sieregt sich zu sehr auf.” Wie zu erwarten war, hat Mina

Yamazaki seit ihrer Geburt im Karategelebt. Sie bekennt:

„Ich erinnere mich nicht an einenBeginn des Karate. Ich sehe Fotos,Erinnerungen, die Menschen erzählenDinge, aber für mich gibt es keinengenauen Beginn. Karate ist meinLeben.”Mina Yamazaki ist noch sehr jung, aber

wenn ich sie nach dem besten Momentihres Lebens frage, antwortet sienüchtern:

„Mein bester Moment ist noch nichtgekommen” Ich kann ihr nurwünschen, dass ihr schlimmsterMoment schon vorbei ist, nachdem siemir bekennt:

„Mein schlimmster Moment war voreinigen Jahren, nach einigen RyobuKai-Seminaren mit meinem Vater inVenezuela. Ich habe ihn der Formhalber begleitet, auch wenn ich baldmeine große Chance auf dieWeltmeisterschaft in Paris 2012 habenwürde. Ich wurde sehr krank, Malaria

mit sehr hohem Fieber und dasmachte es mir unmöglich, nach Pariszu gehen. Ich habe mich sehr schlechtgefühlt, weil ich wusste, dass ichmeine große Chance verloren habeund auch wenn ich anderen dabei half,ihren Traum zu erfüllen, so bin ichdoch sehr deprimiert, weil ich meineneigenen nicht erfüllen konnte.”Die Wahrheit ist, dass ich Mina bei der

Meisterschaft in Paris vermisst habe,aber damals konnte ich den Grund fürihre Abwesenheit nicht in Erfahrungbringen. Sie für ihren Teil, ganz imGegensatz zum Vater und Meister, warnie von der Welt des Kinos und desFernsehens angezogen.

„Ich mache keine Filme. Ich mag dasRadio, wenn man nicht das Gesichtzeigt und normale Kleidung tragenkann, ohne dass man besondersgepflegt erscheinen muss.”Mina, du hast viel beim Radio

gearbeitet und machst es noch immer.Was für Programme hast du gemacht?

„Lustige Programme am Morgen, indenen dem Zuhörer Witze erzähltwerden…”Ich erkenne das Muster, in Spanien

gibt es ähnliche. Vater und Tochter arbeiten Seite an

Seite an der Entwicklung des Ryobu Kaiin einer Organisation, die Mitglieder invielen Ländern hat, zum BeispielVenezuela, Bahamas, Australien, Indien,dem Vereinigten Königreich, Deutschland,Schweden, Frankreich, Israel, Mexiko,Kanada usw. und der wir nur das Bestewünschen, wie auch allem anderen, wasdie Yamazaki sich im Zusammenhang mitKarate vorgenommen haben, ohne dietraditionellen Wette der Kampfkunst zuverlieren und das schwereGleichgewichtig mit Karate als Sport,dessen Geist immer dazu drängt, besserals die anderen zu sein anstatt sich nurdarum zu kümmern, sich selbst zuverbessern, beizubehalten. Glück aufallen Wegen und meinen Dank für dieGüte, mit der ich in ihrem Haus, ihremDojo und in im Ryobu Kai empfangenwerde.

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Text: Selim BugurFotos: Archiv Selim Bugur

Bruce Lee hat nach seiner wissenschaftlichen Analysefestgestellt, dass sich alle Angriffe in fünf Angriffsarteneinordnen lassen.

Es folgt eine kurze Erläuterung der fünf Angriffswege:1. Single Direct Attack (S.D.A.)/ Simple Angular

Attack (S.A.A.)Ein S.D.A. ist ein direkter Angriff, der mit einem

Körperteil wie z.B. mit einem Schlag oder Fußtrittdurchgeführt werden kann. Die benutzte Technik sollteleicht und direkt ausgeführt werden.Ein S.A.A. ist ein Angriff aus einem bestimmten Winkel.Diese Art von Angriffsmöglichkeit ist dann gegeben,

wenn der Körper in eine Position gebracht wird, dass beimGegner eine Lücke in der Deckung entsteht.2. Attack by Combination (A.B.C.)Der Angriff mit Kombinationen besteht aus einer Reihe

von Techniken, die ganz natürlich, schnell und lebendigaufeinander folgen und die in der Regel in mehr als nureiner Linie geführt werden. Ziel dieser Angriffsart ist es,dass sich der Gegner öffnet.Des Weiteren sollte dieser Angriff aggressiv ausgeführt

werden, damit der Gegner in die Defensive gezwungenwird.

Jeet Kune Do ist ein von Bruce Leeentwickeltes Kampfkunstsystem bzw.Selbstverteidigungskonzept. Das primäreZiel im Jeet Kune Do ist es, dengegnerischen Angriff so früh und so starkwie möglich abzufangen; nicht nur denphysischen Angriff, sondern die kompletteAngriffsmotivation des Gegners.

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3. Hand Immobilizing Attack (H.I.A.)Ein Immobilisierungsangriff, bei dem ein Körperteil wie

z.B. der Arm, das Bein oder der Kopf des Gegnersfestgelegt oder gehalten wird.Bei dieser Angriffsart wird ein Körperteil festgelegt, um

die Angriffslinie zu besetzen und den Gegner mit einemAngriff zu treffen.4. Progressive Indirect Attack (P.I.A.)Beim P.I.A. wird absichtlich fehl oder nur scheinbar

zugeschlagen, um die Bewegung und Aufmerksamkeit desGegners dorthin zu leiten, dass er sich an einer anderenStelle öffnet. Der eigentliche Angriff folgt daraufhin sofortohne Zurückziehen des fehlgeschlagenen/ scheinbarenAngriffes.5. Attack by Drawing (A.B.D.)Beim A.B.D. wird der Gegner gelockt, um eine bestimmte

Bewegung bzw. einen bestimmten Angriff durchzuführen,indem man ihn durch eine eigene Bewegung dazuveranlasst. Hier muss das Kontern, welches die eigenewahre Absicht ist, schon geplant sein.

Über den Autor:Selim Bugur ist Instruktor für Jeet Kune Do & JKD

Grappling unter Sifu Larry Hartsell. Zur Zeit leitet er dieBerlin Jeet Kune Do Group in Berlin und gibt Seminare fürJeet Kune Do, Mixed Martial Arts, Grappling undphilippinische Kampfkünste im In- und Ausland.Für mehr Informationen und Anfragen über aktuelle

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Jeet Kune Do

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Die Bedeutung vonShingitai

Nach dem Tod von Yoritomoverlor Shogun einen Großteilseiner Macht, da eine zentraleFigur fehlte, die mit der gleichenIntegrität arbeiten konnte wie er.Der Geist der Samurai war derGeist der Selbstopferung, dieTugenden waren die einesleistungsfähigen Kriegers. DemSchutz und der Erhaltung alldieser Werte werden aktuell nichtmehr viel Beachtung geschenkt.

In Zeiten des Krieges richtensich die Gedankengänge immernach dem Tod. Dennoch wurde inder Kultur, die sich während alldieser Jahre in Japan entwickelte,am meisten Nachdruck daraufgelegt, wie man sich dem Todentgegenstellt. Die Möglichkeitdes rituellen Selbstmords – demSepukku, eine qualvolle Form desSuizids und für die westlichenWelt ein bizarres Ritual – hat tiefeWurzeln in der japanischen Kultur.Der Unterleib („Hara”) ist nicht nurder Ort, an dem sich der Mutkonzentriert, sondern wird auchals Sitz der irdischenWahrnehmung gesehen, sei diesenun aus der Vernunft oder demGeist geboren. Es ist der Punkt imMenschen, wo die spirituellen und

materiellen Energien geborenwerden und sich vereinigen. Inder westlichen Welt hört manenglischsprachige Menschen „toread somebody’s mind” sagen,also „die Gedanken vonjemandem lesen”, aber dieJapaner benutzen denn Ausdruck„Hito en el hara wo yomu”, wasso viel heißt wie: den Hara oderden Bauch von jemandem lesen.Der Samurai stirbt auf demSchlachtfeld somit nicht nurbereitwillig, sondern auch durchdas Wissen und die Ehre seinereigenen Hand und seinemeigenen Schwer, er stirbt, wenn erin einer wichtigen Mission versagtoder wenn er einen Fehlerbegangen hat, der groß genug ist,um seinen Clan oder seinenNamen ins Unglück zu stürzen.Dieses Handeln nach demSelbstmord ist wohl eines dergroßen Beispiele, die denUnterschied zwischen derjapanischen und der westlichenDenkweise illustrieren.

Der Samurai wusste immer,sowohl mit seinem spirituellenGlauben als auch mit seinenkriegerischen Fähigkeiten, dassder Tod nicht das Ende desGeistes ist, nicht einmal von derweltlichen Existenz. Der Krieger

lebt jeden Tag, als sei er derletzte, bis in das kleinste dertäglichen Details. Meist war es so,dass der Samurai wusste, wannder Untergang unvermeidbar warund sich aus dem Kampfgetösezurückzog, um an einem stillenOrt auf einiger Entfernung in denSchrecken des Krieges seinemLeben selbst ein Ende zu setzen.Der Feind folgte ihm nicht,sondern ließ ihn mit aufrichtigerEhrfurcht ziehen, um ihn denletzten Akt der Treue vollziehen zulassen.

Der Prozess der Entwicklungder Technologie bildet eineaufsteigende Spirale neuerEntdeckungen, Fortschritte unddramatischen Änderungen.Früher, als der Wind, Hitze undKälte noch die Gesundheit desMenschen zerstörten, bedecktensie ihre Nacktheit und erschufenschützende Mäntel. Heutzutagehat der Mensch neue Dingeentdeckt und vergaß, dass dieseneuen Entdeckungen sein„inneres Ich” begleiten sollten.Treue, Anstand und Werte stellendie erhabenen und edlen Idealedar, aber sie konzentrierten sichauf den Kampfplatz und derSamurai war für seinekämpferischen Fähigkeiten

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bekannt. Intensive Studien vonBujutsu perfektionierten diesenGeist, aber auch nur, damit demTod ohne Angst entgegengeblicktund der Feind zerstört werdenkann. In dieser Zeit wurde daschinesische Wort „bu” nur mitKrieg in Verbindung gebracht,aber laut älteren Lehrmeistern istdie wörtliche Übersetzung „dasVolk beherrschen undbeschützen”, um so eine solidereGesellschaft zu errichten.

Das Schwert war das Symbolder Samurai-Klasse – ein Werkwundersamer und eleganterKunst. Ein exzellentes Schwert,das vom berühmtesten Schmiedder Zeit gefertigt wurde, stelltedas höchste Gut dar, sogar höherals das eigene Leben. Vor derFertigung jedes Blattes reinigteder Schwertmacher seinenKörper, seinen Geist und denRaum um sich herum. Dasgeschah in einer alten,schintoistischen Zeremonie, der„Misogi” oder Reinigung. DasEisen wurde von Feuer undWasser gereinigt. Währenddessenwurde es beschlagen, bis die Glutvollkommen erlosch. Um dasSchwert richtig und effizient zunutzen, sollte man seinen Köperauf natürliche Weise bewegen,

der Kunst der Linien undBewegungen folgend, um denRaum ausgeglichen zu nutzen.

In der heutigen Zeit desKapitalismus bewaffnen sich dieMenschen mit Worten undStrategien, die diejenigenauslöschen, die noch überwertvolle Gedanken verfügen.Und dennoch ist der natürlicheKreis von Aufstieg und Absturzmit diesem Verhalten zu etwasgewöhnlichem geworden. Für die,die mit sich selbst im Reinenleben, kommen und gehen diesePhänomene in Ruhe, aber anderemüssen sich außerdem nochihrem inneren Sturm stellen.Fortschritt ist notwendig, aber dasAlte wird sich immer zeigen, seies in Konzepten, Worten,Sprache, Gedanken oderUrteilsvermögen: was auch immeres sei, Fortschritt ist selten eineFolge von guten Lehren.

Eine der edelsten Bestrebender Menschhei t war es, imjapanischen Mit te la l ter d ieeigene Neigung zurAggressivität zu kontroll ierenund sie in eine Bereicherung desGeistes umzuwandeln. Auchwenn v ie le Kr ieger undStrategen die Macht vonFeuerwaffen kannten, so

überließen sie deren Nutzungdoch den Landwirten und denJi-Samurai , Soldaten e inerniederen Kategorie, nicht zurKlasse der Samurai gehörig. Vollunversehrtem Stolz und Eleganzbrachen sie zur Front auf, injeder Hand ein Schwert . Wirkönnen in dieser Epoche dreigroße Herrscher nennen, d ie d ie Geschichte Japansmitgestalteten: Oda Nobunaga,Toyotomi Hideyoshi undTokugawa Ieyasu.

Die Idee war es, Japan mit einerzentralen Kraft zu vereinheitlichenund die vorherrschende Anarchiezu beenden. Angefangen von OdaNobunaga und weitergeführt vonToyotomi Hideyoshi wurde diesesZiel endlich Wirklichkeit, durch diestrenge Führung von TokugawaIeyasu. Das Wort „Shingitai” heißt:„Shin” – Herz, Gefühl, „Gi” –Technik und „Tai” – Körper.

Für die Klasse inAufbruchsstimmung, die an eineneue Zeit glaube, die Ordnungschaffen und Frieden undGesundheit bringen könnte, wardas der Ausgangspunkt, da dieseKonzepte nur während des Bakufuin Kamakura vorherrschten. Alsgroßer Menschenkenner undKundiger politischer Strategien

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führte der Shogun Tokugawazahllose Reformen ein. AberJapan war nach so vielen Kriegengeschwächt und krank.

Während dieser Epoche erlittendie Bujutsu subtile, abertiefschürfende Veränderungen.Viele der großen Meister der alten,weniger bedeutenden „Ryu”haben der Entwicklung vonFeuerwaffen beigewohnt und soauch dem neuen Kriegsstil undder Strategien, die daraushervorgingen. Darum verstandman, dass Feuerwaffen noch nichtdas Ende waren, sondern derBeginn einer neuen Ära und einerneuen, noch zerstörerischeren Artvon Krieg.

Was können wir als Bujutsu-und Schwertkämpfer also vondieser neuen Ära erwarten? DasKonzept der Harmonie könnteeine gute Metapher für dieSehnsüchte sein, die unser Herzerfüllen. In dieser Epoche,nachdem man das verstandenhatte, sollten die klassischenStudien zu Erforschungen vonRitterlichkeit und Schutz werden.Den gleichen Wagemut, Friedeund die gleiche Ehre findet mannun in einer neuen Art Kriegerwieder, die Japan Ruhe undgesellschaftl iche Harmoniebringen sollten.

Wie wäre es für uns heute,diese Art Krieger zu erschaffen?Für uns waren die Koryu- und dieSchwertkunst immer mit demHerzen, der Technik und demKörper verbunden.

So wird es immer den„Shingitai” geben, selbst wenndie Welt mit Frieden erfüllt ist.Liebe und Hass beginnen an dergleichen Stelle und beide zeigensich auf unterschiedliche Weiseim Körper. Für die, die nochimmer feindselige Gefühle hegen,kann sich „Shingitai” inunterschiedlichen Formen zeigen,wird aber nie aufhören, zuexistieren. Wenn man dasSchwert als eine Verlängerungdes eigenen Charakters sieht,dann wegen seinem „hamon”(dem Tempelaspekt desSchwertes), das die eigeneIntensität misst, wodurch sichalso die Kraft und das Bedürfnisdanach, sich selbst nicht zuvergessen, im Inneren festigt.

Die Nomenklatur der erlernten,j a p a n i s c h e nKampfkunsttechniken ist einzurzeit interessantes undumstrittenes Thema. Die Polemikbezieht sich darauf, dassbestimmte nebensächlicheBewegungen scheinbar willkürlichin vielen Schulen auftauchen, was

in vielen Fällen Verwirrung undZweifel hervorruft.

Worauf die eisernen Beschützerder alten Formen bestehen, ist,dass viele der Traditionendadurch verloren gehen, dass dieoriginale Nomenklatur geändertwird. Dabei handelt es sichzweifellos um einen dynamischenProzess, ähnlich dem was mit derSprache eines Volkes geschieht.Allgemein bringen die älterenGenerationen Neologismen mitsich, die im Laufe der Zeitentstanden sind. In jüngeren,unwissenderen Kreisen jedochgeraten diese Begriffe inVergessenheit. Diesen Konfliktwird es immer geben. DasProblem tritt auf, wenn man nichtnur die Form, sondern auch denInhalt verändert. Inzwischenermüdet es uns, dass sich dietraditionellen Künste durchMissmut und die Auslassungeiniger Schulen zerstreuen, diesich selbst Modernitätzuschreiben und dieNamensgebung undBewegungsrichtung ändern, nurdurch das Bedürfnis, ihreMethoden weiterzuentwickeln.

Wir sehen es so, dass diegleichen Formen von Angriff undVerteidigung, bewaffnet odernicht, sich durch die Art der

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Nutzung und durch ihreUnveränderlichkeit auszeichnen.Es ist eine Tatsache, dass dieMethodik und Art derÜbermittlung bei jederGelegenheit gepflegt undumgestaltet werden sollte, aberdie Änderung und Erneuerungeiniger Bewegungen läuft auf eineEntstellung des einen oderanderen Stils, der es bis hierhergeschafft hat, hinaus. Jede Art derStudien, die im Mittelalter von denwichtigen Ryu praktiziert wurden,fällt mit der genauen Ausführungzusammen, ohne dass eineVorbereitung stattzufinden hat.Die unweigerlichen Erfahrungenund das Bedürfnis, Methoden zuschaffen, die das Begreifen derBewegungen wirksamer machenwürden, wurden in derEntwicklung der Sichtweise desBujutsu aufgegriffen.

In der heutigen Ära können wiralso aus einer modernenNamensgebung schlussfolgern,dass es „Koryu Seiteigata” gibt.(Der Name „Koryu” wurde nachder Meiji-Ära als Definition undDarstellung von alten undkonservativen Formen gebraucht).Sie sind nichts weiter als die altenFormen der Kampfkünste,festgehalten in unverändertenAbläufen, die in ihrer

ursprünglichen Form ausgeübtwerden sollen, während manversucht, die Gedankengänge derEpoche in ihrer Wildheit undWirksamkeit nachzuerleben. Aufder anderen Seite gibt es auchden „Undo Seiteigata”, oder diedavor festgelegte Form derÜbungen, die eine andere Praxisumfasst, unter anderem „suburi”und „sotaidosa”.

Um die Bedeutung derErhaltung der alten Technikennicht zu unterschätzen, wird ineinigen Schulen die eine oderandere Technik „kuzure”(Variation) genannt. Wenn manalso den Namen einer bestimmtenTechnik nicht weiß, bezieht mansich auf „Variationen”. Den Begriff„kuzure” nutzt man für eineTechnik, die die Ausführungermöglicht, aber den gewohntenKern verändert.

Einige Meister erklären, dassdies mit Variationen undunterschiedlichen Denkweisengegenüber der gleichen Situationbegann. Die Lösungen gleichensich, aber die Ansätze sindunterschiedlich. Einige Tendenzenin Japan nutzen als MetapherElemente der Natur (shizen), umTechniken zu beschreiben,während andere Begriffe aus derReligion verwendeten, wie zum

Beispiel Katori Shinto Ryu ausdem Schintoismus. Manchmalwerden diese Nomenklaturenauch den alten Meistern des„Santori” zugeschrieben, die aufihre Weise die Arten derVerbindungen am bestenbeherrschten. Die Wahrheitenwerden als historischen Faktorenzusammengetragen und äußernsich als Meinungsbilder, obwohlniemand garantieren kann, dasses wirklich passiert ist.

Innerhalb der alten Schule gibtes häufiger Material ien undDokumente, die den Namen jederTechnik oder Bewegungsablaufsfestlegen. Ganz offensichtlich„verweisen” viele Nachkommender Stammbäume, die dieGeschichte der Ryu beinhalten,auf die Ankunft der japanischenImmigranten, die sicheren Quellenzufolge nicht alle Aufzeichnungenmitnahmen. Was wir besondershervorheben wollen, sind dieVorsicht und der Schutz, die injedem Segment versteckt sind.Vielleicht kann uns das Zen-Konzept der Wirklichkeit helfen,die Bedeutung dieserursprünglichen Formen zuerhalten.

Jede Handlung des Menschenhat ihren Ursprung in derSelbstwahrnehmung. Wir

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tendieren dazu, anzunehmen,dass unsere subjektive Realitätnur ein Bruchteil einer vielgrößeren Realität ist.

Umgekehrt meint derchinesische Mönch aus der Zen-Sekte Rinzai, dass die äußereRealität nur ein Aspekt dersubjektiven Realität ist und wiruns von der objektiven Welt nichtunterdrücken oder aus demGleichgewicht bringen lassen,sondern uns befreien sollten. Wirsollten uns nicht auf die objektiveWelt stützen, um uns zuorientieren und Wissens zuerlangen.

Wir wurden dazu verführt, Vor-und Nachteile jeder Handlung zuvergleichen und demnach einenWeg zu wählen, danach einenanderen, und daraus folgt dasVergessen des eigenen undwahren Ichs. Während wir reden,sagen wir absurde Dinge undverstehen uns selbst nicht. Wennwir mit vielen Problemengleichzeitig bedrängt werden,tendieren wir dazu, oberflächlichzu handeln und erfassen nichtden wahren Sinn.

Zwischen handeln und nichthandeln hin und her gerissen, bisdas nächste Problem auftaucht,folgen wir dem Strom der Zeit

und sagen mit der Masse: „Waskönnen wir letztendlich schontun?”

Wir verwechseln dasOffensichtliche mit der Realitätund sorgen uns darum, was wirauf unserem Weg antreffenwerden und vergessen dabei,uns auf unser eigenes,persönliches Ziel vorzubereitenund in diesem Prozess verlierenwir unsere Orientierung, unsereMenschlichkeit und unser Herz.

Im alltäglichen Leben werdenwir von Kräften gepeinigt, dieunserer Kontrolle entgleiten. Wirwerden von Dingen kontrolliert.Der Nutzer wird zum Benutzten.

Die Zen-Sekte Rinzai meint,dass wir uns daraufkonzentrieren sollten, niemals dieursprüngliche und unschuldigeDenkweise, mit der wir geborenwerden, zu verlieren, egal wo wirsind oder was uns geschieht.

Diese ursprüngl icheDenkweise ist die gleiche wiedie „Nicht-Denkweise” oder die„Gedankenleere”, die dem Zenzugehörig ist. Wenn wir uns mitihr identifizieren, können wirunsere Selbstwahrnehmungund deren Verbindungensteigern. Um diesen Status zuerre ichen, brauchen wir

Disziplin oder einen Weg, aufdem wir auf der Suche nachdem ursprüngl ichen Denkengehen können. Dieser Weg, wieer von einem Koan angeleitetwird, sollte direkt in unseremLeben anwendbar sein.

Ein Vers, von einemchinesischen Priester der Tang-Dynastie erdichtet, beschreibtdiesen Geist. Die Version inProsa lautet in etwa:

„Es gibt einen Mann, so arm,dass er Holz isst und sich mitGewändern aus Papier kleidet.Aber sein Herz ist so klar wie derMond, sein Verstand ist ruhig undniemand rüttelt ihn auf. Fragt ihnjemand, wo er lebe, so antworteter: , In grünen Bergen nebenklarem Wasser.’”

Die Antwort ist ein poetischerKniff, der auch „in der ganzenNatur” oder sogar „auf derganzen Welt” heißen könnte.Auch wenn dieses Gedicht aufden ersten Blick unbedeutenderscheint, so ist es doch einAusdruck eines konzentriertenGeistes und der unermesslichenNatur, die miteinander inHarmonie leben. Wie wunderbarwäre es, auf die Frage: „Wo lebstdu?” mit „Auf der ganzen Welt.”antworten zu können!

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Frans Stroeven

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Das Eskrima ist ein vol lständigesVerteidigungssystem, bei dem die Waffen einesehr wichtige Rolle spielen. Der Teil desKampfs ohne Waffen ist als Pangamotbekannt. Für den Kampf am Boden verwendenwir Dumog, einen weitgehend unbekanntenGrappling-Stil der Philippinen. Wie ihr wisst,habe ich das Eskrima mit und ohne Waffenmodernisiert, damit es den Bedürfnissen derlegitimen modernen Verteidigung des 21.Jahrhunderts gerecht wird.

Das Pangamot ist ein Stil des realistischenKampfs, hart und komplett, ursprünglich aufden Philippinen entwickelt und von mir neugestaltet, damit er wirksam ist und denAnsprüchen des 21. Jahrhundertsentgegenkommt. Er ist für die Straße gedacht,zur Selbstverteidigung, für euch. Mit diesemSpruch fördere ich weltweit erfolgreich dieseeinzigartige Form der Selbstverteidigung. Ichertei le Seminare und trainiere diesefaszinierende Kampfform, ich teile meineLeidenschaft mit jeder Person, die für meineDenkweise offen ist und hart trainieren will.

Integrated combat styles:

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Das Eskrima ist keineGymnastik

Bedauerlicherweise machen einigePersonen Eskrima zu Gymnastik.Tatsächlich sehe ich eine Menge wenigrealistische Übungen, wie Stöcke indie Luft zu werfen und sie erneut zufangen und eine Menge seltsamer undineffizienter Übungen. Diese Technikenfunktionieren absolut nicht in einemechten Kampf. Natürlich ist Eskrimawunderschön anzusehen und dieKunst kann bei Vorführungen großartigwirken. Ich weiß auch, dass nicht jederein Kämpfer ist und einige PersonenEskrima praktizieren, weil ihnen dieKunst des Eskrima gefällt, abererinnert euch daran, dass Eskrima imKrieg entwickelt wurde und viele Leuteihr Blut vergossen haben, um diewirksamste Form dafür zu entwickeln,ihre Feinde zu zerschlagen.

Pangamot für die Straße

Das Pangamot zur Verteidigung aufder Straße entstand im Krieg, als einbewaffneter Kämpfer seine Waffenwährend eines Kampfes verlor undseine bloßen Hände verwendenmusste, um den Kampf fortzusetzen.Er benutzte seinen ganzen Körper alsWaffe: er verwendete seine Fäustevielfältig, die Handflächen, Finger,Knöchel, Unterarme, Ellbogen, Bizeps,die Schultern, den Kopf, umKopfnüsse abzugeben, die Beine, dieKnie, das Kinn, die Fersen, sogar dieZähne, um zu beißen. Grundsätzlichalles, wirklich alles, setzte er als Waffeein und all das auf realistische,aggressive Weise. Alles, was mannormalerweise bei anderenKampfsystemen nicht findet.

Das Dumog Was viele Leute nicht wissen, ist,

dass Pangamot über ein Grappling-System verfügt, genannt Dumog. DasDumog ist weder Jujutsu noch Judo. Eshat seine eigenen Taktiken undTechniken. Der alte Dumog-Stil warbegrenzt und gewiss nicht dafürgedacht, um gegen mit Messern undanderen Waffen ausgerüstetenPersonen zu kämpfen. Ihr könnt euchselbst vorstellen, wie ihr einen gutenSchulterwurf (wie man sie in den Judo-Turnieren sieht) macht! Ihr könnt sogareinen Ippon (ganzer Punkt) machen.

Bei einem echten Straßenkampf,wenn der Kampf am Boden beginnt,könnt ihr einen Dolchstich erhalten,wenn ihr zu Boden fallt. In der Kulturder Philippinen setzte sich das Messerdurch, da es sehr gefährlich für denBodenkampf war. Leider ist dieseWaffenkultur heutzutage in Europaweit verbreitet. Auch wenn einigeLeute glauben, ein Messer bei sich zuführen würde sie stark machen,denken noch mehr Leute, dass einMesser bei sich zu haben inWirklichkeit etwas normales ist.

Das Moderne DumogDas moderne Dumog ist anders,

aber verwendet dieselben Prinzipienwie das Pangamot. Nur wenn allesandere fehlschlägt, werden wir amBoden kämpfen, aber mit eineranderen Denkweise als beim Judo,Jiu-Jitsu oder beim Grappling. Alles,was wir stehend tun, benutzen wirauch am Boden. Schläge, Tritte,Ellbogenchecks, Griffe, Fixierungender Hände, Kopfnüsse, an den Haarenziehen, Bisse, Spucken. Grundsätzlichalles, was bei den Kampfkünstenverboten ist. Wenn man am Bodenkämpft, kann man andere taktischeWaffen verwenden, Waffen wie einenStift, die Schlüssel, ein Mobiltelefon,Sand oder zum Beispiel einen kurzenStock. Die Philosophie des SCS ist,sich an das Wort Anti zu erinnern, Anti-Boxen, Anti-Grappling, Anti-Tritte. ZumBeispiel: Während euer GegnerFaustschläge abgeben will, versuchtihr, ihn durch Tritte, Ellbogenchecksund andere Waffen bewegungsunfähigzu machen. Wenn euer Gegner amBoden kämpfen möchte, ergreift eineWaffe oder zieht an seinem Haar, oderbeginnt ihn zu schlagen, oder ihmEllbogenchecks und Kopfnüsse undwenn nötig Bisse zu verpassen!Verwendet alles, was sich in eurerReichweite befindet, um zu gewinnen.Tatsächlich ist dies eine realistischeMethode, um zu gewinnen. Ich weiß,dass es schmutzig ist, aber sicherlichzieht ihr es vor, schmutzig zu spielen,wenn es sich um eine möglicherweiselebensbedrohliche Situation handelt.Ihr könnt nicht aufhören, schmutzig zukämpfen, wenn es notwendig ist! DasDumog wurde kreiert, um bei einemechten Straßenkampf zu gewinnen.Wenn man an das denkt, währendman diese Philosophie anwendet, wirddas Ergebnis jedes Kampfes anderssein. Frauen können den Kampf gegenihren Angreifer gewinnen, auch wenner viel stärker oder größer als sie ist.

Ein „Geländekämpfer“ Jeder Mensch, der dieser

Philosophie folgt, kann bei jedemKampf tei lnehmen und auf jedeEntfernung kämpfen. Sei es Mannoder Frau, als vielseitiger Kämpfer, mitoder ohne Waffen, wird er unter realenBedingungen kampfbereit sein.

Eskrima verwendet Waffen auf eineWeise, die man nicht bei anderenKampfkünsten findet. Eskrimaermöglicht es, fließend von einer Waffezu einer anderen überzugehen und,wenn nötig, die Waffen mit demwaffenlosen Kampf zu kombinieren.Denkt daran, in einer Hand könnt ihreinen kurzen Stock führen und mit deranderen Hand alle Teile des Körperspacken. Wie vorher gesagt, kann mandies tun. Denkt an alle anderenWaffen: Schlüssel, Mütze, Stift,Schirm, etc. Kombiniert sie stehendmit Fäusten, oder mit demBodenkampf.

Mit dem richtigen Training werdet ihrzu einem vollständigem Kämpfer, derdazu fähig ist, mit und ohne Waffenvon jeglicher Entfernung aus zukämpfen. Verwendet die richtigenPrinzipien und ihr werdet dazu fähigsein, zu fließen. So werdet ihr euchechte Eskrimakämpfer nennen können!Sogar die unscheinbarsten Personenkönnen Pangamot trainieren und mehrVertrauen darin gewinnen, sich demalltäglichen Leben zu stellen!

Stroeven CombatSystem (SCS)

Meine Idee zu Eskrima, Pangamotund Dumog ist, dass diese Teile desEskrima stärker und voll und ganz ineinen Stil der praktischenSelbstverteidigung integriert sein sollten.

Deshalb studiere ich die Techniken,nehme notwendige Anpassungen vorund greife stets auf die Grundkonzeptedes Waffentrainings zurück, was dazuführt, dass die Techniken gemäß denGrundprinzipien von Verteidigung undAngriff durchgeführt werden, womitman das erwünschte Ergebnis erzielt,und zwar, diese Techniken immererfolgreich verwenden zu können.Denkt daran, was ihr erzielt habt undstellt euch die folgenden Fragen: ist dieTechnik wirklich dazu entwickelt, denGegner zu überwinden, oder ist es eineForm der Kunst? Kann diese Technik ineinem echten Kampf eingesetzt werdenoder funktioniert sie nur beim Training?

Wenn die Techniken angewandtwerden, sollten sie im Kampf wirksamsein oder uns beim Trainingunterstützen, zu besseren Kämpfernzu werden. Die Grundprinzipien sinddiejenigen, auf die man im Trainingimmer wieder zurückkommen sollte.Wenn ihr also den Kampf ohne Waffenund den Kampf am Boden eingliedert,sollten diese eine Erweiterung desTrainings mit Waffen sein.

Das Pangamot ist eine Erweiterungvon Stock und Messer. Um Pangamotund Dumog zu beherrschen, mussman Eskrima trainieren. Ihr werdetentdecken, dass ihr die Prinzipien aufdiese Weise viel leichter erlernenkönnt. Andererseits könnt ihr, wenn ihrdie Grundprinzipen anzuwenden wisst,auch einfach Pangamot an andereSysteme angleichen!

Um effektiver zu sein Wenn ihr das Konzept des totalen

Kampfs innerhalb der Prinzipien derSelbstverteidigung von Eskrimaversteht, werdet ihr schnell verstehen,dass das Pangamot eine realistischeSelbstverteidigungspraxis ist und dasses sich davon, wie es früher gemachtwurde, sehr unterscheidet! Ihr könntmit jeder Waffe kämpfen, egal welcher,außer Pistolen! Euer Körper ist eureWaffe und ihr seid eure eigenenLeibwächter.

Ich heiße euch nun Willkommen inmeiner Welt, in der Welt des Eskrima!

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Frans Stroeven

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ür viele Praktizierende der Kampfkünste ist Jeff Speakmanein herausragender Schauspieler in der Welt des Martial-Arts-Films der 90er, soll heißen: ein Hollywoodstar. Das istweit von der Realität entfernt. Wenn man ihn kennenlerntund mit ihm zu tun hat, kommt man zu dem Schluss, dasser vor allem ein Meister ist, ein großer Meister der

Kampfkünste, der diese Aura ausstrahlt, die nur die großen Senseibesitzen. Man merkt, dass er jahrelang Karate praktiziert hat. Er hat

Wenige Kampfkünstler kommen mit nur einemFilm zu Ruhm, das passiert nur in sehr seltenenFällen, und Jeff Speakman hat es mit „The PerfectWeapon“ geschafft. Man behauptet, dass er dieAntwort der Paramount Studios auf Warner Brosmit Steven Seagal war. Sein Film „The PerfektWeapon“ erzielte nicht den erwarteten Erfolg,zumindest nicht vergleichbar mit den Filmen desAikido-Meisters. Trotzdem erreichte JeffSpeakman sein Ziel, Kenpo weltweit bekannt zumachen.

Text: Pedro Conde & Gladys Caballero.Fotos: David Gramage & [email protected]

F

„Was wirklich zu interessieren scheint, ist, zum obersten Chef im Kenpo zu werden

und nicht die Wege, die das Kenpo beschreitet,

oder seine Zukunft. Das ist das große Problem dieser Kunst.“

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Interview

den 7. Dan Goyu Ryu erhalten undin der japanischen Disziplin einenbleibenden Eindruck hinterlassen.Er besitzt diese Gelassenheit,Bescheidenheit und Loyalität, dienur die japanischen Meisterinnehaben, trotzdem ist er auchvon der nordamerikanischeMentalität geprägt, frei vonTraditionen und Dogmen, objektivbei den Grenzen seines Stils, ohnedem Fanatismus oderÜbertreibungen zu verfallen.Zusammengefasst: Er hat die„Essenz“ von Karate und Kenpo zuabsorbieren gewusst und sie beidein einem einzigen Stil vereinigt, siein der Gegenwart durch dieBodenarbeit der MMAvervollständigt. Als Resultat hat erseinen eigenen Stil des Kenpo 5. 0kreiert und sich in den letztenJahren dessen weltweitenVerbreitung gewidmet. Aber es gabeinen plötzlichen Stopp bei seinerAufgabe, im April 2013 gab JeffSpeakman auf seinerFacebookseite bekannt, anSpeiseröhrenkrebs zu leiden.Konkret wurde ihm ein Tumor im 4.Stadium in seiner Speiseröhrediagnostiziert. „Wegen der Nähe zumeinen Stimmbändern ist Chirurgiekeine Option, wegen der Gefahr,dass meine Stimme während deschirurgischen Eingriffs verlorengehen kann. Deshalb habe ich michdazu entschieden, augenblicklichmit Chemotherapie undStrahlentherapie weiterzumachen“.

Glücklicherweise hat er diefurchtbare Krankheit besiegt und istzu seiner Aufgabe zurückgekehrt,der Verbreitung des Kenpo 5.0, beider er zum zweiten Mal Spanienbesucht, um einige Seminare zugeben, die von Cristina Álvarez undDavid Buisan organisiert werden.

Jeff Speakman gewährte uns einzweistündiges Interview, was wieim Flug verging, es war einfach eineUnterhaltung zwischen zweiKampfkunstliebhabern. Dasselbewurde dreimal wiederholt. Ich musszugeben, dass es nicht einfach zuschaffen war, umgekehrt war essehr einfach, wenn man einenKorrespondenten und Meisterseines Kalibers in Reichweite hat.

Jeff Speakman wurde am 8.November 1957 in Illinois, Chicagogeboren. Vor dem Dreh zu „ThePerfect Weapon“ wog er 82Kilogramm, gegenwärtig wiegt er92 Kilogramm. Er hat sechs Jahrelang Theater studiert und besitzteinen Abschluss in Psychologie.

So wie viele andere Personenfühlte er sich durch die Serie KungFu von den Kampfkünstenangezogen. Konkret waren es diephilosophischen Sprüche zwischendem Meister und der „KleinenHeuschrecke“, die seineAufmerksamkeit auf sich zogen … „Mich faszinierte die SerieKung-Fu, vor allem wenn esdiese Flash-Back-Sequenzengab, in denen der junge Schülervon der Philosophie des altenund blinden Meisters lernte. Ichglaube, dass es das war, wasmich dazu anregte, Kampfkünstezu lernen“.

Er begann im Jahr 1978, denKaratestil Goyu Ryu zu lernen.Damals konnte man nicht vielwählen, Karate und Judo waren dieverbreitetsten und in denFitnesszentren vorherrschendenKampfkünste. „1978, als ich in der Universitätwar, begann ich, Kampfkünste zupraktizieren (Goyu ryu). 1983, alsich meinen Abschluss machte,sagte mir mein Ausbilder LouÁngel: Wenn du wirklichKampfkunst machen willst,musst du nach Kalifornien ziehenund mit Ed Parker trainieren. Esist wirklich selten, dass ein 10.Dan Karate, so strikt undverschlossen sie bei ihren Stilensind, dir sagt, dass du mit einemanderen Meister lernen sollst, aufphilosophischer und technischerEbene etwas vollkommengegensätzliches.

Normalerweise empfiehlt dir deinSensei einen anderen Meisterseiner Schule, wenn duwoandershin ziehst. Jahre spätererst begriff ich, wieso er mir dassagte, aber damals wunderte esmich. Aber das ist es, was einenechten Meister ausmacht. Er wolltedas Beste für mich, auch wenn diesbedeuten würde, seinen Stil zu

„im April 2013gab Jeff

Speakman aufseiner

Facebookseitebekannt, an

Speiseröhrenkrebszu leiden.“

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Martial-Arts-Kino

„Ich kümmertemich darum,

ich selbst zu sein,offensichtlichbeeinflusst vonden Lehren von Ed Parker,

aber vor allemwollte er, dass ichich selbst sei.“

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verlassen. Ich stehe bei ihm in der Schuld.Es ist dieser Geist, der manchen fehlt, diesich selbst „Sensei“ nennen.

Jeff Speakman zog nach Kalifornien undtrainierte anfänglich mit Larry Tatum … „Ich begann, mit Larry Tatum zutrainieren. Als Ed Parker mich sah undkennenlernte, sagte er mir: Mach nichtmit ihm weiter, trainier mit mir. Wenn duSchüler bist und ein Großer Meister desStils dir das sagt, fühlst du dich wie aufeiner Wolke, du fühlst dich privilegiert.Ich trainierte mit ihm von zwei bissechs. Als ich bei Larry Tatum war,konzentrierte ich mich nur auf dieGeschwindigkeit, ich versuchte, alles soschnell wie möglich zu machen, dasheißt: ich arbeitete für das Ego, ichversuchte, alle mit meiner Schnelligkeitzu beeindrucken. Dies lies mich die„Essenz“ der Kunst des Kenpoverlieren. Ed Parker führte mich auf denrichtigen Weg, wichtig war dieWirksamkeit der Schläge, nicht dieSchnelligkeit, mit der sie ausgeführtwurden“. Die wörtliche Übersetzung für Goyu ryu

ist Go („hart), Ju („weich) und ryu („Stil“):weich-harter Stil. Der Stil kennzeichnet sichdurch seine kurzen und hohen Positionen,

die Verwendung von mittleren und kurzenDistanzen, zudem Schläge und kreisförmigeBlocks und legt viel Wert auf die Atmungund Arbeit des Ki legen.

Da Jeff Speakman auch Schwarzgürtelauf hohem Niveau ist, wie wirkt auf ihn jeneextreme Veränderung zu einem fließendenStil ohne Starrheit, wie es das Kenpo ist?Hat er diese Kraft des Karate und sein Kimean die Techniken des Kenpo angepasst?„Tatsächlich sind es gegensätzlichePole, sie waren und sind sehrunterschiedlich. Die japanischen Stilesind sehr kräftig, sie legen besondersWert auf Kraft. Im Gegensatz dazu wardas Kenpo sehr fließend, entspannter da,wo Schnelligkeit vorherrscht … Trotzdemhabe ich die Kraft, die ich geübt hatte,bei dieser Schnelligkeit eingesetzt, dasmacht mein Kenpo anders, weil auchwenn ich nicht diese Kraft desjapanischen Karate bewahrt habe, dieseStarrheit, so habe ich doch Teile dieserKraft behalten. Ich habe einfach die Kraftdes japanischen Karate mit dem Fließendes Kenpo vereint.“

Wenn wir einen Film oder ein Video voneinigen seiner Vorführungen oder Kursensehen, kann man einen großen Unterschiedzwischen ihm und seinen Kenpo-Kollegen

Interview

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wahrnehmen. Technisch gesehen sindsie bei der Ausführung gleich, aber imMoment des Schlagens, währenddiesen Zehntelsekunden, ist die Kraft,das Ki, ein eindeutiges Merkmal desKaratestils Goyu Ryu. Inwieweit ist dasKi im Kenpo 5.0 wichtig? „Es ist das Wichtigste, nur dieExperten und wer es dominiert, weiß

von seiner Bedeutung in denKampfkünsten. Wenn man eskontrolliert, sieht man alles voneiner anderen Perspektive aus, miteinem anderen Blickwinkel, und diesist es, was mich als Person, alsMensch und als Kampfkünstlerverändert hat. Die Atmung istunbestreitbar der Weg, um sich mit

dem Geist zu verbinden. Im Momentdes Einschlags ist die dynamischeSpannung und der Geistkonzentriert, in genau diesemMoment wird diese Energiefreigesetzt. Die Bewegung ist diegleiche, die andere Kenpo-Ausbildermachen, aber der Unterschied istfolgender: Nachdem du geschlagen

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hast, entspannst du dich erneut und folgst dergleichen Dynamik der Techniken, die dieAnderen machen“.

Nach dieser Erklärung vollführt Jeff Speakmaneine Demonstration, wie man die Bewegungen imKenpo macht. Zuerst führt er eine sehr schnelletechnische Sequenz durch, mehr alskampfkünstlerische Techniken wirkt sie durch dieSchnelligkeit wie ein Handspiel. Danach führt er sieso durch, wie er arbeitet. Sie sind weniger schnell,aber im Moment des Schlagens sehr viel stärkerund wirksamer. Während dieser Zehntelsekundenkonzentriert und verwendet er die Kraft des Ki,seine Atmung und Konzentration ist anders. Wennman sich ein Video oder eine DVD von Ed Parker

anschaut, wird man mit einigen Unterschiedendoch eine große Ähnlichkeit in der Arbeitsweise vonJeff Speakman entdecken, trotzdem ist esunvermeidlich, sich folgende Frage zu stellen:Warum gibt es so einen großen Unterschiedzwischen Ed Parker und dem Rest seiner Schüler?Warum dominiert die Geschwindigkeit unter denSchülern von Parker über Kraft und Wirksamkeit?Und an diesem Punkt taucht diese Frage auf:Wussten sie wirklich seine Botschaft, den Geistseines Kenpo zu erfassen? „Sie wussten nicht die Bedeutung soaufzufassen wie ich, weil Parker vom Karatekam. Die sanfteste Weise, das zu sagen, ohnedie Gefühle von irgendjemandem zu verletzen,ist, dass sie das Erbe von Ed Parker nichtbegriffen. Ich verstand es und konnte dieseKraft seiner Techniken anwenden, dank meinerjapanischen Wurzeln. Ich glaube, dass dieanderen Ausbilder mehr damit beschäftigtwaren, der nächste Ed Parker zu werden alsseinen Stil zu erlernen, auf dem Foto gutauszusehen und dass alle sagten, er sei derBeste. Ich kümmerte mich darum, ich selbst zusein, offensichtlich beeinflusst von den Lehrenvon Ed Parker, aber vor allem wollte er, dass ichich selbst sei. Ed Parker wollte, dass diePersonen sie selbst waren, er wollte keineKopien oder Nachahmungen seiner Person.In meinem konkreten Fall bin ich, wenn icharbeite auf den Schlag konzentriert, nichtdarauf, wie es machen werde. Wenn du dasWarum begreifst, interessiert das Wie nicht …“

Alles zielt darauf ab, dass die Schüler von EdParker sein Erbe nicht „erfasst“ haben. Wenn diesso war, wohin richtet sich das Kenpo? WelcheZukunft erwartet es? „Diese Frage stellt mir niemand, alle fragenmich: Wer, glauben Sie, ist der Nachfolger von EdParker? Was wirklich zu interessieren scheint, ist,

Interview

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zum obersten Chef im Kenpo zu werden und nicht dieWege, die das Kenpo beschreitet, oder seine Zukunft.Das ist das große Problem dieser Kunst. Ich glaube, dassman dieser von Ed Parker gekennzeichneten Spur folgenmuss, dafür habe ich das Kenpo 5.0 erschaffen. Dortbetrachtet man neben dem stehenden Kampf denBodenkampf mit Techniken der MMA, weil du nie weißt,wo du kämpfen werden musst. In den Zeiten, in denen wirleben, ist es immer häufiger, auf Praktizierende zu treffen,die die Kampfkünste gut kennen oder auch auf der Straßekannst dich in so einer Situation befinden. Deshalb habeich sie ins Kenpo 5.0 eingefügt. Die Leute, die Ed Parkerkannten, sagen, wenn er noch leben würde, hätte er dasauch gemacht oder wäre ähnliche Wege gegangen, um eswirksamer zu machen, da man im Kenpo denBodenkampf nicht bedenkt. Ein Beispiel: im Auto habenwir eine große Glasscheibe, um nach vorne zu schauen(die Zukunft) und einen kleinen Rückspiegel, um nachhinten zu sehen … Man muss immer die Vergangenheitbetrachten, wenn auch nur ein bisschen. Die Ignorantenweigern es, sich zu verändern, sie verneinen den Wandelund die Intelligenten lassen sich nie aufhalten …“

Eine schwierige Aufgabe, eine Kampfkunst wie das Kenpomit einem Kampfsport wie den MMA zu verbinden. Wird das

Kenpo 5.0 nicht den Fehler begehen, zu einem Kampfsportzu werden? Könnte die Essenz des Kenpo und damit seinePhilosophie verloren gehen? „Zweifellos ist die Philosophie beim Kenpo sehrwichtig, im Gegensatz dazu sind die MMA sehraggressiv, ihnen mangelt es daran, deshalb erkläre ichmeinen Schülern auf der ganzen Welt, dass sie mit denMMA nicht weiterkommen, nicht wachsen. MeineSchüler müssen sich zu verteidigen und am Boden zukämpfen wissen, aber ohne dabei die Werte des Kenpozu verlieren, das heißt, ein Praktizierender meines Stilsmuss am Boden kämpfen können, aber ohne dieAggressivität eines MMA-Kämpfers, er muss diePhilosophie und den Geist eines Kampfkunst-Praktizierenden bewahren. Einige meiner Schülerwetteifern mit MMA-Kämpfern in diesen Arten vonKampf, das wichtigste ist, dass sie weiterhin Kenpo-Praktizierende bleiben, niemals MMA-Kämpfer. Als Lou Ángel mich zum Training mit Ed Parkerschickte, dachte er zweifellos nicht an die Kampfkünste,er dachte an die Person. Er zog die Person denKampfkünsten vor, das ist der Unterschied zwischenden Kampfkünsten und den Kampfsportarten. Bei denKampfkünsten geht es und kümmert man sich um die

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Person, das ist die Philosophie der Kampfkünste, woranes den MMA mangelt. Es gibt einen Unterschiedzwischen der Philosophie der Kampfkünste, die eineLebensform ist, und dem Kampf in den Kampfkünsten,der Wettkampf. Gegenwärtig wurde er in den MMAvereinigt, aber die Bedeutung ist verloren gegangen, beiden Kampfkünsten sucht man danach, wie du helfen

kannst, bei den MMA hingegen geht es darum, wie duverletzen oder Schaden zufügen kannst. Wenn wir dieSerie drehen, die ich momentan geplant habe, werdenwir uns darauf konzentrieren, wie wir helfen können,nicht, wie wir verwunden oder schlagen können. Wirwerden versuchen, die Philosophie darzustellen, die dieKampfkünste mit sich bringen“.

Interview

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Bei den Kampfkünsten waren alle innovativen MeisterOpfer der Kritik. Wenn jemand etwas anders als der Restmacht, wird er nicht immer von seinen Kollegen des Stilsverstanden und Jeff Speakman war da keine Ausnahme … „Anfangs hatte ich unglaublich viele Probleme mit denMeistern des Kenpo, weil sie nicht verstanden, warumich die MMA ins Kenpo eingegliedert hatte. Gegenwärtig

haben sie letztlich verstanden, wie wichtig es ist, aufdem Boden zu kämpfen zu wissen und jetzt habe ichkeinerlei Problem mehr, erhalte keine Kritik, auch wennich zugeben muss, dass es anfangs hart war. Mein Zielist es momentan, dass meine Schüler stehend sowirksam wie am Boden sind, dafür müssen sie zu 50%stehend und zu 50% am Boden trainieren“.

Jeff Speakman gibt zu verstehen, dass dasKenpo, als Ed Parker lebte, nicht aufhörte, sichweiterzuentwickeln, es war eine Kampfkunst, die inEinklang mit der Zeit ging und eine Spurkennzeichnete, der andere folgten. Nach seinemTod sollte der Stil weiterhin voranschreiten, aberinwieweit war Parker in den Kampfkünstenbedeutend? „Ich glaube, er war die Person, die bei denKampfkünsten in Nordamerika am meistenEinfluss besaß und als indirekte Folge imWesten, weil er nicht einen einzigen Stilfokussierte. Das wichtige war seinePhilosophie, er hatte eine offeneGeisteshaltung, er begründete die Wettkämpfeam Long Beach, die wichtigsten in den USA,offen für alle Stile, an denen jeder teilnehmenkonnte, der die Regeln respektierte. Zudemkonnten Meister und Experten Vorführungenmachen, um ihre Kunst bekannt zu machen undzu verbreiten. Er half unglaublich vielenMeistern, damit sie ihren Stil lehren konnten.Ich bin sicher, dass die Kampfkünste ohne EdParker nicht das wären, was sie heute sind. Esgibt einen unumstrittenen Beweis: Ed Parkerhalf Bruce Lee, dank ihm ergatterte er die Rolledes Kato in der Serie „Green Hornet“ und durchdiese Rolle gelangte er dorthin, wo erschließlich war! Durch Bruce Lee wurden die Kampfkünsteweltweit bekannt“.

Bruce Lee ist die unumstrittene Ikone derKampfkünste, dank der siebten Kunst machte ersie auf der ganzen Welt bekannt. Aber was denktJeff Speakman über ihn, ein Meister seinesFormats? „Er war die Nummer eins, der Erste, der dieKampfkünste dem Westen zeigte, der erste ,derzeigte, dass eine Person, auch wenn sie kleinist, machen kann, was sie machen möchte,wenn sie über einige Kenntnisse undkampfkünstlerischen Fähigkeiten verfügt. WennBruce Lee es konnte, konnten es andere auchtun, egal welcher Größe oder mit welchemGewicht, sogar die Leute mit mehr Gewichtkonnten das machen. Ich glaube, dass BruceLee viel von der Essenz Ed Parkers, von seinerPhilosophie etc., auf kampfkünstlerischerEbene absorbiert hat. Die Leute, die mit EdParker und Bruce Lee trainierten, wurden Jahrespäter zu meinen Freunden und erzählten, dasser, obwohl so klein, unglaublich war … Natürlich ist es schlecht, sich einem Manngegenüberzusehen, der sich wie Bruce Leebewegt und so wenig wiegt, aber es istschlimmer, auf jemanden zu treffen, der sichwie er bewegt, nur mit 10 Kilo mehr, oder nochschlimmer, wenn er sich genauso bewegt, aber20 Kilo mehr wiegt. Weil wenn du dich wie erbewegst, ist das einzige, was sich verändernkann, das Gewicht. Wenn du dich so bewegst,wie Bruce Lee, beeindruckt das, aber wenn dumehr wiegst, wie ich zum Beispiel, der ich dasDoppelte wiege, oder jemand, der noch mehr

Martial-Arts-Kino

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wiegen kann, wirst du noch mehrErstaunen hervorrufen und dieAntwort auf all das ist der Stil vonEd Parker“.

Ed Parker unterstützte nicht nurBruce Lee bei seinerkinematographischen Karriere, er tatdies auch bei seinem Schüler undFreund Jeff Speakman im Film „ThePerfect Weapon“, durch den Kenpo aufder ganzen Welt bekannt wurde. „Wir haben viele Filme gesehenund kamen zu dem Schluss, dassalle einen gemeinsamen Nennerbesaßen, niemand konnteschauspielern. Deshalb beschlossich, Theater zu studieren, solange,wie es notwendig sei, um eingewisses Niveau zu erreichen. EdParker dachte auch, dass dies derbeste Weg war, um eine gute Rolle

zu bekommen. Ich musste esmachen, um Erfahrung zu gewinnen,in der Hoffnung, dass meine Chancekommen würde. Sie kam am Tag, alsder damalige Chef der ParamountProductions nach Los Angeles kam,um mich in meinem Dojo zubesuchen, er sah eineUnterrichtsstunde und sagte. Gut,gut, machen wir nun einen Test, umseine Fähigkeiten als Schauspielerzu sehen. Ich machte diese Prüfung unddann boten sie mir die Möglichkeit,in „The Perfect Weapon“ dieHauptrolle zu spielen“.

Ed Parker war beim Dreh essentiell,er war in jedem Moment bei mir, nochvor Drehbeginn begannen wir zu übenund die Choreographie vorzubereiten.Danach, als der Dreh begann, war er

bei allen Abfolgen dabei und sagte, wieich sie machen könnte, wie ich dieTechniken verbessern könnte, danebengab er mir immer moralischeUnterstützung. Das Drehen ist sehrhart und es erschöpft nicht nurkörperlich, sondern auch psychischund er war immer dort, um mich zumotivieren und mir zu helfen.Normalerweise muss man dieAufnahmen mehrmals wiederholen:Nach der Aufnahme begannen alle sichzu bewegen und es entstand gewaltigeVerwirrung. Ich suchte also Ed Parkerund er kümmerte sich darum, mich zuberaten und mir Orientierung zu geben,weil mich all das verwirrte. Er hingegenfühlte sich sehr wohl und sehrangeregt, er war sich allem bewusst,was geschah, und das war ein großerTeil meiner Motivation. Der Dreh war

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sehr hart und lang. Manchmal musstenwir in der Nacht arbeiten, ich fand micherschöpft wieder und ohne esvermeiden zu können, schlief ich ein.Wenn das passierte, deckte mich EdParker mit einem Mantel zu. Als siemeine Anwesenheit benötigten, weckteer mich sanft auf und sagte: Los, Jeff,sie brauchen dich“.

Leider und durch eine schlechteSchicksalswendung starb Ed Parkereinige Wochen vor der Premiere,weshalb er die Wirkung von Kenpo imPublikum nicht sehen konnte … „Ich konnte die zwei Ziele, die ichmir vorgenommen hatte, nichterreichen: Einmal, dass Ed Parkerbei der Premiere dabei war und dasandere, ihm den Spielfilm lebend zuwidmen. Er wollte das Kenpoweltweit bekannt machen und hieltdas Kino für das beste Mittel, umdas zu tun, aber er erreichte seinenTraum nicht … auch wenn ich es fürihn tat. Er konnte nicht die fertigeMontage des Films sehen, auchwenn einige der Szenen bereitsgeschnitten waren … Aus Respektzu ihm ist das erste, was auf derLeinwand auftaucht, wenn derSpielfilm endet, meine Widmung undHommage an ihn. Er war beim Dreh,

wir haben alle Kampfszenenchoreographiert, wir waren unsabsolut einig, dass dies dasauthentische Kenpo war, das Kenpo,was das Publikum kennen sollte“.

„The Perfect Weapon“ hatte einenbesonderen Zauber inne, den andereFilme von Jeff Speakman nichtbesitzen, tatsächlich war dieser Filmfür die Kritik und die Zuschauer einerder besten der Kampfkünste der 90er.Mich persönlich begeisterte der Film,vor al lem die Szene, in der sieversuchen, mehreren Delinquenten dieBrieftasche zu klauen und mit einerEinfachheit und unglaublichenGeschwindigkeit nehmen sie sie ihnenweg … In keinem anderen seiner Filmehat man solche Choreographiengesehen. „Wenn ich mit Kampfkunst-Praktizierenden spreche, bemerkenalle zu dieser Szene, wie elegantund einfach sie ist, wenn ich jedochmit einem großen Publikum spreche,betonen sie die Szene imFitnesszentrum hervor, wo mehrereSchläger besiegt werden. Das ist dergroße Unterschied zwischen denKampfkünstlern und demallgemeinen Publikum, es istschwierig, eine Szene zu drehen, die

beiden Arten von Publikumzufrieden stellt. Anfangs, als wir „The PerfectWeapon“ drehten, nahmen wir dieseSzene nicht auf, als die Endmontageabgeliefert wurde, hatte MarkDisalle gedreht und aufgezeichnetwie normalerweise Jean Claude VanDamme. Bei den Paramount Studiossagten sie mir, dass er diepersonifizierte Eleganz dieserKünste sei, also wollten sie eineSzene mehr, wodurch man denUnterschied wahrnehmen konnteund deshalb wurde diese Szeneaufgenommen. Ich choreographierteund leitete sie, deshalb ist sieanders als alles, was im Filmauftaucht, diese Szene ist dieEssenz des Kenpo, das heißt:Einfachheit und Wirksamkeit. MarkDisalle dreht mit einer bestimmtenArt von Kadrage, im Gegensatz dazuist diese kürzer, damit man dieTechnik gut sehen kann. Ich kämpfedarin mit allen gleichzeitig und nichtwie in den Filmen von Jean ClaudeVan Damme, wo zuerst einerangreift, danach ein anderer etc.,jeder einzelner wartet auf seinenAuftritt … Das ist nicht real, beieinem Zusammentreffen auf der

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Straße musst du mit allengleichzeitig kämpfen, weil niemandauf seinen Einsatz wartet, umanzugreifen. Paramount wollte eineechte Szene drehen von dem, wasich machte, und es würde sichvollkommen von denk i n e m a t o g r a p h i s c h e nChoreographien entfernen, abergleichzeitig die Effizienz von Kenpozeigen und das war schließlich dasResultat …“

Der Regisseur von „The PerfectWeapon“ war Mark Disalle,interessanterweise war er auchRegisseur von „Kickboxer“ von JeanClaude Van Damme. Inwieweit war erfür den Erfolg des Films wichtig?

Bei „The Perfect Weapon“ gab eszwei wichtige Personen, einer warMark Disalle und der andere warPeter David. Unbestreitbar wussteMark Disalle Kampfkunstfilme zudrehen, aber derjenige, der uns inKontakt brachte und den Filmmöglich machte, war Peter.“

Das Kino der Kampfkünste erlebteseine Glanzzeiten in den 80ern und90ern, auf den Werbetafeln der Kinosund in den Regalen der Videothekenfanden sich die diversesten Filme, inden Hauptrollen Chuck Norris,Steven Seagal, Jean Claude VanDamme etc. Warum werdengegenwärtig diese Art von Filmennicht gedreht? Kann es sein, dass esdas Publikum nicht interessiert …? „Heutzutage gibt es wenig Leutein der Welt der Industrie, die daraninteressiert sind, Martial-Arts-Filme zu drehen, nur diejenigen,die gerade erst anfangen, sinddaran interessiert und so ist essehr schwer, etwas qualitatives zudrehen, andererseits gibt esmomentan keine große Figur derKampfkünste, die das Publikum indie Kinosäle zieht. Es gibt nur einpaar Filme, die wirklich triumphierthaben, so wie „Der Mann mit derTodeskralle“ mit Bruce Lee,„Karate Tiger 3 – Der Kickboxer“mit Jean Claude Van Damme, „ThePerfect Weapon“ mit mir,gegenwärtig gibt es keine großenMeister, große Figuren in denKampfkünsten, die diese Filmerealisieren könnten“.

Jeff Speakman hört nicht auf, aufder ganzen Welt Kurse zu geben, dasKenpo 5.0 hat jeden Tag mehrAnhänger, tatsächlich wird er nachseinen Seminaren in Spanien mitseiner Tour in Europa fortfahren undwird immer mehr von Kenpo-Praktizierenden angefragt. Aberpassiert ihm im Kino oder Fernsehendas gleiche? Hat er ein unmittelbaresProjekt auf diesem Gebiet im Visier? „Ja, tatsächlich hoffe ich, es ebenheute zu erfahren, ich hoffe, meineeigene Reality-TV-Serie zu haben, sieheißt „Perfect weapons“, im plural,und wird wie eine Erforschung derWelt um mich herum sein, die Lehrein meinen Akademien zeigen, undwie die unterschiedlichen Gruppentrainieren. Darin wird auch eine Artvon Turnier durchgeführt werden, derletzte Kampf wird in Vegasdurchgeführt. Die Produzenten sindzwei Personen, die zwei sehrwichtige Programme auf der ganzenWelt realisieren, einer von ihnen istProduzent der Kochshow, die „HellsKitchen“ heißt“.

Wenn die Serie gefilmt wird undden erhofften Erfolg erzielt, wird JeffSpeakman erneut süßen Erfolgschmecken können. Wer weiß, ob ernicht erneut zu einer der Größen imActionkino wird? Auch wenn es sowirkt, als würde ihn die Lebensweisein Hollywood nicht interessieren … „Absolut, diese Art von Lebengefällt mir nicht. Das Kino isteinfach ein Werkzeug, um zuerreichen, was wirklich wichtig inmeinem Leben ist, das Kenpo.Mein Ziel ist es, Kenpo durch dasKino zu verbreiten. Wenn ich dabeiauch noch Geld verdienen kann,das es mir ermöglicht, sorgenfreizu leben, nun großartig“.

Wenn man ihn kennen lernt, kannman sicher sein, dass dieseBehauptung absolut unwiderlegbarist, da Jeff Speakman vor allem einMeister ist, ein großer Meister derKampfkünste, der radikal anders istals jeder der Stars im Actionkino.Zweifel los ist sein Leben, seineLeidenschaft, das Kenpo und dasErbe von Ed Parker. In seinerExistenz nimmt seine Kampfkunstden ganzen Platz ein.

Interview

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Auf der Suche nach demauthentischen Sinn desWettkampfes in einigen

Kenpo-Stilen

Tatsuo YamadaEr wurde 1905 geboren und schloss sich im Jahr 1923 dem berühmten

Meister Choki Motobu an. Einige Jahr zuvor hatte Yamada bei dem MeisterGichin Funakoshi mit Karate begonnen. Dennoch war das, was ihn wirklich interessierte, die Wirkung im

Kampf und er fühlte sich von seinem vorherigen Stil enttäuscht, demer fehlende Realität vorwarf. Also suchte er den Mann auf, der einenwestlichen Boxer mit einem einzigen Schlag außer Gefecht setztenkonnte. Im darauffolgenden Jahr, im Alter von 18 Jahren,angezogen von der Kampftechnik des Choki Motobu undüberzeugt von dessen Können, zog er nach Osaka, um seinSchüler zu werden. Er lebte im Haus seines Meisters. Der Meister Motobu bemerkte schnell Yamahas

Fähigkeiten, den er als Uschi Delhi (interner Lehrling)aufnahm. Unter Motobus Aufsicht trat der junge Tatsuoin eine Welt ein, in der Technik und Wirkung ein unddasselbe waren. 1924 schickte ihn Motobu, sehrzufrieden mit den Fortschritten seines Schülers, nachOkinawa, wo der junge Mann neueKampferfahrungen sammelte und sich Gegnernstellte, die andere Stile ausübten. 1925 wurde dasBuch von Motobu veröffentl icht, das demWettkampf gewidmet ist und in dem ein jungerYamada auftaucht. Die Fotografien derKampftechniken wurden wahrscheinlich nachseiner Rückkehr aus Okinawa aufgenommen. 1934 besuchte Motobu das Karate-Dojo

Yashuhiro Konishi (Begründer des Shindo JinenRyu), das Atsukeo Horiguchi entwickelt hatte, umeinen jungen, englischen Box-Champion zutrainieren. Motobu, der trotz seines hohen Altersan seiner Forschung weiterarbeitete, schlugdem Boxer sofort einen freundschaftlichenZweikampf im Freistil vor. Von Anfang anwehrte der Meister aus Okinawa alle Angriffeab und teilte aus, bis sein Gegner aufgab. Tatsuo Yamada war anwesend und dieses

Bild eines alten Meisters, der spielendleicht einen jungen Championdominierte, gravierte sich tief in seineErinnerung ein. Er begriff nun daswahre Können von Motobu undentschloss sich dazu, seine eigenenKampferfahrungen auszuweiten. Ergab sich vollkommen seinemMeister hin, der ihm anbot, aneiner bestimmten Art desWettkampfes teilzunehmen, demJukenkogyo, in dem sich einKarateka und ein Boxer oderJudoka gegenüberstehen.

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Der Meister gab dem Schüler mit auf den Weg: „Vorsicht,viele Karateka wurden bei dieser Art von Begegnungbesiegt.” Später zogen viele weitere Karateka, Gichin Funakoshi

folgend, in das Zentrum Japans. Einige von ihnen wurdendurch diese Art von Wettkampf besiegt und gründeten ihreeigene Karate-Schule. Die Geschichte dieses Spektakels,dem wahren Tabu des Karate, ist kaum bekannt. Yamada stürzte sich jedoch voll Begeisterung in diese

neue Herausforderung. Er gewann ein einzigartiges Maß anErfahrung, auf der später sein eigener Stil beruhen sollte. Der Militarismus fiel in Japan ein, das 1937

gegen China in den Krieg eintrat. Der Kriegkam näher und näher. In dieser Zeitwurde Tatsuo Yamada Leibwächtervon T. Nakajima, Leiter einerLuftfahrtgesellschaft. Er lebtemehrere Jahre an dessen Seiteund wurde mehrmalsmit einem Messer,Säbel odere i n e r

Pistole verletzt. 1941 kehrte Choki Motobu nach Okinawazurück, wo er 1944 starb. 1947, nach dem Krieg, eröffneteTatsuo Yamada eine Osteopathiepraxis und nebenan einkleines Dojo. Er unterrichtete im privaten Rahmen Karate. Yamadas Laufbahn, die parallel zu der Motobus verlief,

stellt eine wichtige Etappe in der Geschichte des Kendo oderdes Wirksamen Karate Japans dar. Als Yamada begann, Karate zu unterrichten, waren seine

Klassen im Wesentlichen aus Menschen zusammengesetzt,die reelle Kampftechniken erlernen wollten, also Leibwächter,Polizisten, aber auch einige Judokas, dieihr Wissen vergrößern wollten.Man kann davon ausgehen, dass

dieses Klientel der Judoka aus denReihen der Jukenkogyo-Kämpferstammte. Und hier eine Einschätzung

von Yashuhiro Konishi imBezug darauf: „Yamadawar sehr aggressiv.Er übte offen seineKritik am aktuellen

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Karate aus. Er sagte, es sei Tanzen. Er war ein wenig wie einYakuza-Boss. Ich habe ihn als einen Erneuerer des Karategesehen, aber andere Karateka schätzten ihn nichtsonderlich.” Das stimmt auch mit dem überein, wasYamada sagt: „Viele kommen zu mir, Judoka, Leibwächter und auch

Politiker, aber keine Karate-Meister.”Die Karateka, die sich ihm doch annäherten, waren

Außenseiter, zum Bespiel Masutatsu Oyama, derzukünftige Gründer des Kyokushinkaj-Karate. Zu Beginn der 1959er Jahre stellte er die Entwicklung an

seinem eigenen Stil fertig und nannte ihn Nihon KenpoKarate-Do. In diesem Stil hat der Freikampf höchste

Priorität. Dieser wird mit Boxhandschuhenausgeführt.

Der Meister stellte seine Schülerregelmäßig Boxern gegenüber und1959 war essein eigener SohnHiroshi, der den ersten offiziellenKampf zwischen einemKarateka und einemthailändischen Box-

Champion ausführte.1962 organisierte Tatsuo

Yamada das erste Nihon KendoKarate-Do-Turnier. Die Teilnehmer trugen langeHosen und den Karate-Gürtel, der Oberkörperaber war frei und man trug Boxhandschuhe.Dieses Ereignis hatte viele Auswirkungen. DieMehrheit der Karateka war der Meinung, dass essich um eine vollständige Entfremdung derKampfkunst handelte und dass dies nicht wirklichwirksam sei, da der Mythos des Karate: „Eineinziger, tödlicher Schlag” vollkommen entfernt

davon war. Alle Karateka bewerteten ihn alsmittelmäßig und ungeheuer dekadent, mitAusnahme einiger Personen wie MasatuatsuOmama und Muneomi Sawayama, Vertreterdes Nihon Kenpo, ehemalige Rivalen vonTatsuo Yamada, die wussten, was denwahren Wettkampf ausmachte.

Osamu Noguchi, der später dieSchule von Yamada übernahm, war1966 Mitglied der Kickboxing-Vereinigung. Er suchte Japaner, diegegen thailändische Boxerantreten sollten. Die Mehrheitwaren Karateka vonStrömungen des Motobu,Kyokushinikai oder NihonKenpo. Mittels des Fernsehens

gewann Kickboxen in Japanschnell an Popularität.Heutzutage wird allerdingseine modifizierte Form davonangewandt.

Fortsetzung folgt imnächsten Monat…

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Position 17„Bauchmuskelübungen”VajrolyásanaDiese Position ist der Ausgleich zur

vorherigen Position, „Beckenheber“Katikásana, nicht nur auf körperlicher,sondern auch auf geistiger undenergetischer Ebene. Bei unserer letztenPose lag die Konzentration körperlichgesehen auf dem oberen Teil desKörpers, wo das Gehirn dazuaufgefordert ist, die Energie zummotorischen Nerv zu lenken, um dieHaltung zusammenzudrücken und zubewahren und es so dem vorderen Teildes Körpers zu ermöglichen, sich vonAnspannung zu befreien. In dieserPosition können wir leicht sehen, dassdie Aktion dazu gegensätzlich ist undnun der vordere Teil des Körpers diemotorischen Nervenenergien erhält. DasGleichgewicht der Wirbelsäule erfordertes auch, dass die Interaktion der rechtenund linken Gehirnhälften transversal ist,wobei Veränderungen durch diemotorischen Nerven kommuniziertwerden. Neben der gekreuztenKommunikation und der energetischenDynamik erhöhen wir gleichzeitig die

Fähigkeit der Nerven und derÜberleitung. Je größer der Bedarf derMuskeln, desto größer ist der Bedarfauch in den Nerve-und Blutsystemen. Sowird nicht nur der körperl iche Teilgestärkt, sondern auch der Fluss und dieFähigkeit zum Transport, zur Weitergabe. Wie bereits bei der letzten Position

beschrieben, muss es, wenn sich derKörper auf einer Seite zusammenzieht,eine seitliche gleiche und gegengesetzteDehnung geben. Das dient dazu, dieSpannung in den Muskeln undbestimmten Strukturen zu verringern, umeine Erhöhung der energetischenVersorgung zu erreichen, aber nicht vomGehirn aus im Sinne der motorischenFunktion, sondern in Richtung desGehirns im Sinnesmodus. Wir besitzendrei Hauptnervenfunktionen: diemotorische Funktion für Handlungen undfür die willentliche Muskelkontrolle, diesensorischen Funktion, wie ein Monitorder Welt, von der wir abhängig sind unddie autonome Funktion, die automatischdie lebenswichtigen Funktionenermöglichen (Atmung, Verdauung,Ausscheidung, etc.). Wenn wir dieseFunktionen verbessern, werden wirstärker mit dem Geist abgestimmt und

somit dazu fähig sein, ein bewussteresIndividuum zu kreieren, das nicht nur inEinklang mit sich selbst lebt, sondernauch mit der Umgebung. DieInteraktionen und Entkalkungenermöglichen auch eine größereWeitergabe zwischen den natürlichenund persönlichen Energien, die nun ineinem einzigen Ausdruck fußen. Einmal mehr arbeiten wir mit der Erde,

der Atmosphäre und dem Sonnenlichtund dabei arbeiten wir mehr mit dernegativ geladenen Energie. Wie beiunserer letzten Position absorbieren wirdie Sonnenenergie und diese bündeltesich in einer spiralförmigen Kraft, dervordere Teil des Körpers wird so imWesentl ichen zum Sinnesteil. DiePosition dient nun dazu, diese neueenergetische Schöpfung aufzulösen undumzuleiten, damit wir sie vollständig zuunserem Vorteil verwenden können. Nunsind die Chakren, die im frontalen Teilder hinteren Portale verschlossen sind,und der Sinnesapparat aktiviert underhalten die negative Energie der Erde.Dieses neue Erwachen wird demPraktizierenden einen räumlichen Sinngeben, sowie ein sehr viel größeresBewusstsein.

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Texto: Evan PantaziYoga-Lehrerin: Carolina Lino

Ponta Delgada, AzorenFoto: Tiago Pacheco Maia

Ponta Delgada, Azoren

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Das ist sehr wichtig, nicht nur für dasspirituelle Wachstum, sondern auch zumSchutz und für die Entwicklung vonEmpathie und den Sinnen. Die Mehrheitder Personen heutzutage lebt in einembestimmten Bereich ihres Seins,normalerweise frontal, sei es derVerstand, das Gesicht, die ganze Brustetc. Dieses neue Bewusstsein für denhinteren Bereich wirkt sich in demEindruck eines vollständigeren Lebensaus, mit einem besseren Verständnis undgrößeren Fähigkeiten. Der hintere Teildes Körpers ist unsere unbewussteVergangenheit oder Energie imursächlichen Stadium. Der vordere Teilist die bewusste Funktion oder stelltdysfunktionale Aspekte dar.

„Bauchmuskelübungen“VajrolyásanaWenn man nach dem Beugen in der

vorherigen Position „Beckenheber“Katikásana beginnt, sich zu entspannen,bringt man den Gesäßmuskel und denhinteren Teil der Beine in Kontakt mit

der Erde, um den Körper zustützen. Man erhöht das

Gewicht schrittweise,um die Aktion zu

spüren und Kontakt aufzunehmen. Lasstdie Sinnesnerven zuerst den Kontakt mitder Kälte der Erde spüren und späterdas Körpergewicht. Es geht um dreiunterschiedliche energetischeVibrationen und den Eindruck jederEinzelnen zu unterscheiden ist eindynamischer Schritt darin, dasBewusstsein zu erwecken. Wenn das Körpergewicht auf den

Beinen ruht, konzentrieren wir uns aufden hinteren Teil, der nun entspannt istund sich anhebt, sowie die Kontraktionfreigesetzt wird. Während dieseAusdehnung entspannt anhält, werdeteuch der Veränderung von einermotorischen hinzu einer sensorischenFunktionalität bewusst. Das befreit undöffnet auch die hinteren Chakren für einaufnahmefähiges Bewusstsein und seineVerwendung, während wir die Erfahrungder letzten Position spüren. Die Hände bewegen sich durch die

Wirkung des motorischen Nervs, um sichnun in einer neuen Position mit derempfindlichsten Fingerspitze auf denSeiten der Hüften zu positionieren.Unsere Aufmerksamkeit konzentriert sichnun auf das Gleichgewicht der Finger,während sie leicht die Erde berühren.Nun bewegen wir das Steißbein nachunten, zur Erde, um eine zentrierteVerbindung mit der Erde herzustellen.Der Eindruck ist der von spiralförmigerEnergie im unteren Bereich desAbdomens in Richtung des Steißbeins,wo sie zum Boden gelangen kann, imGegensatz zur Energie, die von denSinnesnerven im hinteren Teil der Beine,dem Rücken und den Fingern absorbiertwird. In dem Maße, in dem wir die Beine

anheben und den oberen Teil desKörpers nach hinten bewegen,konzentrieren wir unser gesamtesKörpergewicht im Ende der Wirbelsäule.Diese Kontraktion und Aufrechterhaltungder vorderen, kontrahierten Muskelnversiegelt die vorderen Chakren undermöglicht den hinteren Chakren, dieEnergie und Übertragung zu spüren, diedurch diese Haltung erzeugt werden.Das dient dazu, unsere Vergangenheitfreizusetzen und einen größeren Impuls

des Bewusstseins nach vorne zuermöglichen.

Atmung und Absicht Wenn wir in unserer vorherigen

Position sind, atmen wir tief und langsamein, sodass die vorderen Chakren unddie spiralförmige Energie gestärktwerden. Sobald wir beginnen, uns in derTail le zu beugen, atmen wir inVerbindung mit der Aktion aus undermöglichen es dem gebeugten Körperso, sich über die inneren Organe und dasZwerchfell zu heben, um die Luftauszustoßen. Sobald die Luft zusammenmit der Spannung des hinteren Teil desKörpers freigesetzt wird, spüren wir dieentspannten Beinmuskeln tiefer in denBoden sinken und sich ausweiten. Wir atmen erneut langsam und tief ein,

während wir uns in eine vertikalePosition im Winkel von 90 Grad mit denBeinen begeben und den Druck auf dieHände lösen. Wir bewegen die Händeund erlauben es, dass die Finger denBoden auf der Seite der Hüfte berühren.Wir beginnen, lang und langsamauszuatmen und spüren, wie dieSchwingungen nun durch die Fingerreisen, während sich diese am Bodenausdehnen. Wir halten den 90 Grad Winkel und

beginnen, langsam einzuatmen, währendwir uns nach hinten beugen und dieBeine heben. Beim Einatmen spüren wirdie Energie in den Körper und durch dasSteißbein in die Erde eintreten. BeimAusatmen spüren wir die Energie derErde im Steißbein und beginnen erneuteine spiralförmige Aktion. Man kanndieses Atmungsmuster so oftwiederholen, solange man die Positionhalten kann, und sollte sich niemalsüberanstrengen. Das Einatmen im Abdomen wird

zunächst spiralförmig sein, bevor es sicham Boden niederlässt. Beim Ausatmenspüren wir die Energie, die vom Boden undvom unteren Teil des Abdomens aus sichzurückzieht und wir verbreiten sie durchfeine Schwingungen im ganzen Körper. Nächste Position 18 „die Zange“

Pachimottánásana

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Text: Bernd HöhleFotos: Archiv Selim Bugur

Kampfsportler aus ganz DeutschlandUnter dem Motto „Miteinander statt gegeneinander“

demonstrierten 50 Meister und Instruktoren in mehr als dreißigKampfkunstarten ihr Können und lockten so über 600interessierte Teilnehmer aus ganz Deutschland und Europa, wieauch eine Vielzahl von interessierten Zuschauern an. Den

Zum Neunten mal fand der Martial ArtsDay der Martial Arts AssociationInternational unter den Vorsitz von BerndHöhle statt. Als Veranstaltungsort für dasJahr 2014 wurde Dorsten in Deutschlandausgewählt. Ausgerichtet durch dieAkademie Golstein unter der Leitung vonGroßmeister Dirk Golstein. Das Großseminarfand unter dem Banner der „Kampfsportlermit Herz“ Aktion statt bei dem der Erlös derBenefiz -Veranstaltung verschiedenenHilfsprojekten Anteilig zugute kam.

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Teilnehmern bot sich so dieGelegenheit, an mehr als dreißig, 45minütigen Trainingseinheiten derverschiedensten Kampfkünsteteilzunehmen. Mit dem Martial Arts Daysoll Rivalitäten entgegengewirkt und dieFreundschaft zwischen Vereinengefördert werden. Nach diesem Credoarbeitet die Martial Arts AssociationInternational, der eine vierstell igeAnzahl von Vereinen in über 120Ländern angeschlossen sind und 1964gegründet wurde.

Über den Tellerrand schauen

Dadurch bietet sich für jedeneinzelnen Teilnehmer die Gelegenheitüber den Tellerrand hinauszuschauenund sich von anderen Kampfkunststileninspirieren zu lassen. Auch derNachwuchs kam an diesem Tag nichtzu kurz, es wurden viele, verschiedene,Kind gerechte Seminare geboten,welche bei den Kleinsten regen Anklangfanden. Alle Aktiven profitierten andiesem Tag vom großen Engagementder Referenten, welche hier auch mitTechniken beeindruckten, welche manauf Einführungskursen so nicht gebotenbekommt.

VieleEhrengäste

Zur Eröffnungdes Martial ArtsD a ybeglückwünschteder BürgermeisterL a m b e r tL ü t k e n h o r s tu n s e r eE h r e n g ä s t e ,Gäste, Teilnehmerund Referenten.Als Ehrengäste

waren neben einigen Großmeistern undVorsitzenden anderer Verbände auchder Ministerialrat desBundesministerium in Wien HerbertBrunoro zugegen.

Der diesjährige Massen-Rekordversuch in Kicks bot eingigantisches Bild als alle Teilnehmergemeinsam in einer sich durch dieganze Halle schlängelnden Kette diegeforderten Kicks erfolgreichausführten.

Als Teil des Martial Arts Day Seminarfanden auch Zeitgleich die Martial ArtsDay Championships statt welche mitüber 300 Teilnehmern. Sowie zumersten mal die Chanbara Team Battlebei dem 30 Teams teilnahmen undsomit ein tollen Auftakt verzeichnenkonnte.

Die Referenten & Special Guests:

Shaolinmönch Shi Yan Rui / ShaolinKung Fu, GM Hans-Theo van Bergerem/ Dju-Su, GM Klaus Winterhoff /Fujunakaniwa-Karate, Sifu RalphFischer / JKD, GM Raffaele Irmino ausSizi l ien, GM Dr. Marcel l Daniel /Hapkido, GM Hans-Jürgen Eul / JuJutsu-Do, GM Peter Lange / Dju-Su,

GM Uwe Hasenbein / Goshinkan, GMHamadi Silini / Si-Ha Ryu, GM ErwinPfeiffer / Ju-Jitsu Jigo-Ryu-Do, GMDirk Golstein / Kids Aktion, GMThorsten Isringhausen / Kali Conzepts,Sifu Erwin Timmers / Wing Chun KungFu, GM Necatin Yilmaz / Taekwondo,GM Michele Pisante aus Italien/ JuJitsu, GM Johann Mika / MikaBudoTaijutsu, M Andy Flum / Chanbara, GMStephan Leifeld / Hara-Ki-Judo, MKerim Duygu / Thai-Kick-Boxen,Meister Maik Sülzle / Security, MeisterRobert Ginsel/ Einsatzbezogene SV,Nahkampf, Meister Horst Bürger / KravMaga, GM Zbigniev Jez, GM DannyKoch / Taido Kokoro Ryu, GM SevdailSelmani/ No Style no Limits!, GMStanislaw Majchrzak aus Polen/Tactical Self Defense Sust, MeisterAndrea Capizzi / Sizilian Messerkampf,GM Heinz Scheiderreiter, GM HeinzKöhnen, GM Herbert Forster/ CH, GMHerbert Brunoro / Wien, GM FlorianHahn, GM Djalal Hemati/ Iran, MeisterGregor Huss / Combat Hapkido, GMAntonio Manuel Martins, Coelho /Portugal, Master Sylvia Stahlberg/Portugal, Sifu Christos Stamatiadis/Schweiz, GM Jörg Kabeck/ Ka-Si-Do,GM Günther Pfeifer/ Option ForceEurope, Master Ralf Kussler/ MuayBoran, GM Uwe Pott, GM. GiuseppeGramegna, GM. Reinhard Jellinghaus,Master Marcel Lindert / Anti-TerrorStreetfight, Panda Po und MeisterinTigeress

Es war ein grandioses Event inHarmonischer Atmosphäre. Das MartialArts Day Seminar, die Championshipsund der Weltrekordversuch bildet nurein Teil des Martial Arts Day welcher mitder großen Sports Awards Gala imFestsaal der Stadt den Abschlussbildete.

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THE UNLIMITED FIGHTING ARTMit diesem Artikel möchte ich allen Lesern die Möglichkeit

bieten, einen kleinen Einblick in die faszinierendeKampfkunst Panantukan Concept zu bekommen.

Er soll für den Leser ein erster Zugang zu einem Systemsein, das sicherlich eine große Zukunft hat.

Self Defense

Text: Peter Weckauf, Irmi Hanzal, Thomas SchimmerlFotos: Thomas Suchanek

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anantukan Concept hatseinen Ursprung in denp h i l i p p i n i s c h e nKampfkünsten. Einenstarken Einfluss hatteauch das westliche Boxen

auf den Stil und so wird er auch häufigals "Fil ipino Boxing" oder "DirtyBoxing" bezeichnet. Der großeUnterschied zum westlichen Boxen istauf jeden Fall, dass in diesemregellosen Boxkampf auch alle anderenKörperwaffen zum Einsatz kommenund Schläge zu Schwachstellen, sowieHebel, Würfe undKörpermanipulationen und vieles mehrerfolgen.Warum Concept? Wie in allen

unseren Systemen verwenden wir den

Zusatz "Konzept" um zu zeigen, dassPanantukan als ganzheitl ichesKampfkonzept unterrichtet wird. Das SystemPanantukan Concept "the unlimited

fighting art" ist meine Interpretation derwaffenlosen Selbstverteidigung.Panantukan Concept besticht dadurch,dass es klar strukturiert ist , was auchunserem westlichen Denken entspricht.Es gibt mehrere Basis-, Mittel- undFortgeschrittenenstufen. Alle Stufenbauen auf den vorherigen Stufen auf,somit entsteht ein für alle optimalerLernerfolg. In jedem Level werdenverschiedene Schwerpunkte gesetzt undbehandelt. Hier werden die Prinzipiensowie die taktischen und strategischenElemente für den Kampf erlernt.

The unlimited fighting artIm Panantukan Concept ist der

Fokus nicht nur auf das "schmutzige"Boxen beschränkt, sondern umfasstalle Bereiche des Selbstschutzes. Diemeisten begeistert die Vielfalt diesesSystems und die umfangreichenTrainingsmöglichkeiten. In PanantukanConcept haben wir keine Fragen offengelassen: Ausgehend von denumfassenden Boxtechniken ohne Limit,der typischen Bewegungsmechanik ,den "Destruction" Konzepten, derKörpermanipulation, denOffensivkonzepten und dem Einsatzaller Körperwaffen kommen auch

P

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Self Defense

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Themen wie Waffenabwehr, Bodenkampf, Training im Infight, Schutz dritterPersonen, Verteidigung gegen mehrere Angreifer - also eine unlimitierteVerteidigung ohne Einschränkungen - zum Tragen. Panantukan Concept kann manzu 100% isoliert trainieren , es ist kein Subsystem eines anderen Stils.

Panantukan Concept ist heute ein Nahkampfsystem, welches auf Prinzipienund Konzepten aufbaut. Der strukturierte Unterrichtsplan umfasst alle

relevanten Aspekte der waffenlosen Verteidigung und eine Fülle anTechniken, Drills, Schlagkombinationen, Tritten, Würfen, Hebeln und

Sparring.

Die Konzepte Der Grund warum wir den Namen PanantukanConzept nutzen ist, dass wir uns nicht an reinenTechniken sondern an umfassenden

Kampfkonzepten orientieren.Ein Konzept ist ein Entwurf, ein Planfür ein Vorhaben und, im Falle desSelbstschutzes, ein grober Planfür mögliche Vorgehensweisenim Kampf. Je nach Situationmuss es möglich sein dasKonzept zu ändern und,wenn sich die Situationändert, eineVorgehensweise durcheine andere zu ersetzen.

Waffenkonzepteim waffenlosenKampf

Eines der wichtigstenKriterien sind dieWaffenkonzepte, die wirp e r m a n e n tw e i t e r e n t w i c k e l n .

Beispielsweise zeigt das Kontrollieren (Checking Hand) des Gegners (an Armenund Körper), dass man ständig von einem bewaffneten Angreifer ausgeht und sich der Verteidigungsplan (Konzept)dementsprechend aufbaut.In vielen Systemen wird zuerst die waffenlose Abwehr gelehrt und später die Techniken in der Verteidigung gegen Waffen.

In Panantukan Concept wird ganz bewusst von Beginn an das waffentypische Greifen oder Kontrollieren des angreifendenArmes geübt, dadurch ist es später eine Selbstverständlichkeit dies bei der Waffenabwehr ebenfalls anzuwenden. Auch das Konzept der Zerstörung der Gliedmaßen (Destruction) ist ein zentrales Konzept in Panantukan Concept. Der

Ursprung und die Idee dahinter liegt auch hier im Waffenkampf, nämlich Extremitäten beim Angriff so zu zerstören oder zu

Self Defense

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verletzen, dass sie nicht mehr weitereinsatzfähig sind oder der Angreifer dieWaffe dadurch verl iert. Dies giltbesonders für den Waffenarm desAngreifers. Wir haben diese Ideeaufgegriffen und auch weiterentwickelt. In eigenen Übungen nutzenwir dieses Konzept auch z.B. für dieBeine (Leg Destruction), damit derAngreifer an Beweglichkeit verliert.Auch für den Kopf und Nacken gibt esin Panantukan eigene "Destruction"-konzepte. Durch die Verwendungdieser Konzepte sind neue Ideen in derVerteidigung entstanden, welche die

technischen Möglichkeiten enormbereichern.

Die Ausbildung zumInstruktorDerzeit sind wir im Aufbau und der

Verbreitung unseres Systems begriffenund bieten daher eine praxisorientierteAusbildung für Instruktoren inPanatukan Concept an. Wir legen Wertauf qualitativ hochwertigen Unterricht.Wir bieten spezielle Kurse in Form vonIntensivcamps an, in denen unserSystem erlernt werden kann. Das

Trainingsprogramm basiert aufeinem spannenden Lehrplan aufhöchstem professionellem Niveau.Die Ausbildung beinhaltet dieEntwicklung der technischeFähigkeiten, Taktik, die mentalenKomponenten sowie das Erlernender Prinzipien und Trainingsmethodenvon Panantukan Concept.

Weitere Infos unter :www.panantukan-concept.com

Bilder: Thomas SuchanekText: Peter Weckauf, Irmi Hanzal,

Thomas Schimmerl

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Self Defense

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Hwarang-Do®, Theorie undPhilosophie

(ABSICHTSERKLÄRUNG DESWELTWEITEN HWA RANGDO-BUNDES®) HWA RANG DO®:

Ein Gesandter der Treue, dieunaufhörliche Suche nach der Wahrheit,Ermutigung zum Leben, der Menschheitdienen.

DER GEISTIGE WEG:Die Kunst des Hwarang-Do wird

oft auch als der „Geistige Weg”bezeichnet und bezieht sich damit

auf den „Pfad des Kriegers”, weilman beim Erlernen von Hwarang-Do

nicht nur Kampfgeschicklichkeit zuerwerben, sondern auch seine eigenen

Stärken und Schwächen kennenzulernen hat,um dem Weg des Kriegers in seinem

Leben folgen zu können. Der Weg des Kriegers schließt an

die Konzepte von moralischerAufrichtigkeit, Selbstbeherrschung,

universeller Wahrheit,W a h r n e h m u n g ,Selbstwahrnehmung, Ehre undGerechtigkeit an. Diese Idealeund viele weitere sindfundamental, um „den Weg”zu verstehen. Es ist der Weg,den der Krieger gehen soll,

um zu einem Hwarang-Do-Kämpfer zu werden, und dafür istnicht jedermann geeignet. Viele

von uns kommen vom Weg abund gieren nach derabgenutzten Welt des

Materiellen, die wir vor uns sehen. Wir verlierenaus den Augen, warum wir die Reise überhauptbegonnen haben. Um auf diesem Weg zu bleiben,muss man geistige, körperliche und spirituelleKraft entwickeln, die Kraft eines Kriegers. Kraftbedeutet nicht, dass man nicht schwach ist, sowie auch Mut nicht bedeutet, dass man keineAngst hat. Die wahre Kraft wird aus denschwächsten und verletzlichsten Momenten desLebens geboren, und den wahre Wert von etwaserkennt man erst unter den schlimmstenBedingungen. Den wahren Wert der Dinge siehtman, sobald ein Opfer dafür erbracht wurde. Manmuss ständig wählen, um auf dem gewähltenWeg zu bleiben, oder auf ihn zurückzukehren. Esgeht nicht darum, welcher der leichte, sondernwelcher der wahre und gerechte Weg ist.

SEIN:In der Hwarang-Do®-Sichtweise besteht das

Sein hauptsächlich aus drei Elementen, diezusammen die Gesamtheit des Seins bilden undalles zeigt sich an diesen drei Komponenten, dieeine kann nicht ohne die andere existieren:

1. Der geistige Aspekt: Das, was wir mitunserem Verstand denken.

2. Der körperliche Aspekt: Das, was mir mitunseren fünf Sinnen spüren.

3. Der emotionale Aspekt: Das, was wir mitunseren Emotionen fühlen.

Zum Beispiel: der Ablauf des Essens beginntmit dem körperl ichen Bedürfnis (2). DieEntscheidung, was man isst, f indet aufemotionaler Ebene mittels der Frage „Waswürdest du gerne essen?” statt (3). Der geistigeProzess (1) könnte sich darauf beziehen, ob manes sich erlauben kann, das erwünschte Gericht zuessen, indem man berücksichtigt, ob es gesundist etc.

Jeder einzelne der erwähnten Teile istgleichermaßen wichtig und jeder von ihnen

„Ein Gesandter der Treue, dieunaufhörliche Suche nach der

Wahrheit, Ermutigung zum Leben,der Menschheit dienen.”

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Hwa Rang Do

beeinflusst die jeweiligen anderenbeiden. Wenn man diese Elementeversteht und sich ihrer bewusst ist,können wir unsere Reaktionen aufvon außen wirkende Kräfte besserkontroll ieren und unsermenschliches Potenzial maximieren,denn das ist das endgültige Ziel vonHwarang-Do®.

GEIST:Indem wir einen konzentrierten,

klaren Verstand, einen gesundenund kräftigen Körper und ein stabilesemotionales Zentrum in unserem

Leben entwickeln, kräftigen wir auchein viertes, essenzielles Element desSeins: Den Geist. Von einerkampfkünstlerischen Perspektiveaus ist der Geist zu viel mehr fähigals nur dem Sein, da er sich nichtauf eine einzelne Person beschränkt,sondern viel mehr umfasst.

KREISE DER WAHR-NEHMUNG:

Im Hwarang-Do® stimmt dieWeltanschauung mit unserer Theoriedes Universums, Um-Yang (in ChinaYing-Yang) überein. Wir glauben,

dass sich alleAspekte unseresLebens nach einerDichotomie vongegenübe rges te l l t enPolen richten, diemiteinander all das bilden,was wir wissen und fühlen,unser Ich und der Geist natürlicheingeschlossen. Von einemrationalen Standpunkt aus nimmtman an, dass jede Personunterschiedliche Ideen,Philosophien, Energien und Wegehaben kann, aber da Um-Yangimmer der Beginn von allem ist,

„Generell besagtHwarang-Do®, dass man

jede nur mögliche Lektion des Lebens lernen soll,

denn das ist die einzigeMöglichkeit,

wie wir unsere Reise zurWahrheit beginnen können.”

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kann man sagen, dass all diese Aspekte auf einen „Punkt der Gleichwertigkeit”abzielen, wo sie harmonieren und übereinstimmen. Infolge werden wir einenBlick auf ein interessantes Beispiel zu dieser Idee werfen.

Die drei grundlegenden Philosophien oder Weltkonzepte, die diekoreanische Kultur im Altertum beeinflussten, waren: Der Konfuzianismus, derTaoismus und der Buddhismus. Die Hwarang-Krieger mussten viele derKonzepte in Bezug auf diese drei unterschiedlichen Sichtweisen lernen.Nachdem sie eine gewisse intellektuelle Reife erlangt und weltliche Erfahrunggesammelt hatten, begannen sie damit, universelle Muster zu untersuchen, diealle Formen der Wahrnehmung und Erfahrung vereinen, nicht nur diese dreiAspekte. Mit dieser Basis konnte man den Weg zu einer einheitlichen Wahrheitbeginnen.

Generell besagt Hwarang-Do®, dass man jede nur mögliche Lektion desLebens lernen soll, denn das ist die einzige Möglichkeit, wie wir unsere Reisezur Wahrheit beginnen können. Damit das gelingt, ist es wichtig, mitakademischen Studien zu beginnen (Schulen, Universitäten, Lehrer undMeister), und danach zur realen und praktischen Anwendung des Wissensüberzugehen und schließlich hart zu arbeiten, um die „universellen Muster” zufinden, die alles vereinen. Das, was wir am Ende dieses Weges finden können,die Wahrheit, ist immer die gleiche, egal, wo wir angefangen haben. DieWahrheit ist der Punkt der „Gleichwertigkeit” und ein Hwarang war (und ist) einSuchender der Wahrheit.

Hwa Rang Do

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Das PPP-Konzept des Brazilian JiuJitsu nach Rotgurt Flavio Behring (9.Grad BJJ) Nachdem ich im sonnigen Kalifornien seit 1994 bei Rickson

Gracie gelernt und den violetten Gürtel erworben hatte, traf ichin Paris auf einen Vertreter der ersten Generation, den RotgurtFlavio Behring. Mein BJJ-Kollege aus dem Rickson Gracie JiuJitsu, Christian Derval, hatte mich schon viele Male eingeladen,bis ich mich dazu entschloss, den Großmeister zu treffen, derselbst bereits seit 1947 und damit seit der Frühzeit des GracieJiu Jitsu von Helio Gracie gelernt hatte. Ich arrangierte einigePrivatstunden, und mir stellten sich viele Fragen.

Großmeister Flavio Behring sieht aus wie ein Zwillingsbrudervon Sean Connery, und die Art und Weise, mit der er all dietechnischen Details des Brazilian Jiu Jitsu vermittelt, etwa dieGrifftechniken, oder wie man das Gewicht verlagert oder denÜbergang von einer Position zur anderen korrekt vollzieht, istwahrlich beeindruckend. Was Flavio mit Rickson Gracie gemeinhat, ist der Fokus auf den Nutzen des BJJ für dieSelbstverteidigung, anstatt das System nur für den sportlichenWettkampf zurechtzustutzen.

"Selbstverteidigng ist nicht kämpfen, es ist überraschen"Flavio Behring

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„Gemäß derMethodik von FlavioBehring basiertdas Brazilian JiuJitsu auf demPPP-Konzept,was bedeutet,dass es für jedePosition und fürjede Bewegungerstens Posture

(Stellung),zweitens Precision(Präzision) und

drittens Pressure(Druck) zu

beachten gilt.”

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Sich plötzlich all der bis dahin imSparring so oft vermissten kleinen Detailsbewusst zu werden war ein Gefühl, wiewenn man endlich zu Hause ankommt.Ebenso vermittelte Großmeister FlavioBehrings Art zu unterrichten und Dingezu erklären ein Gefühl tiefer Vertrautheit,wie überhaupt seine Art alsKampfkunstlehrer. Mit ihm begann ichnun, am Brazilian Jiu Jitsu zu arbeiten.Seit dieser Zeit lade ich ihn zweimal imJahr zu mir nach Hause und in meineAkademie nach Bamberg ein, von wo ausich diese Kunst auch in verschiedenedeutsche Städte, sowie auch nachItalien, in die Niederlande und nachDänemark verbreite. Gemäß der Methodik von Flavio

Behring basiert das Brazilian Jiu Jitsuauf dem PPP-Konzept, was bedeutet,dass es für jede Position und für jedeBewegung erstens Posture (Stellung),zweitens Precision (Präzision) unddrittens Pressure (Druck) zu beachtengi l t . Bl iebe nur eines der drei Psunberücksichtigt, so stünde dies nichtim Einklang mit dem ursprünglichenBJJ, das auf die Selbstverteidigung aufder Straße wie auch im Lebenzugeschnitten ist. Durch das PPP-Konzept wird müheloses Kämpfenermöglicht. Was hat es nun mit den dreiPs auf sich? Zunächst zielt Posture (Position oder

Stellung) ab auf verbessertesGleichgewicht und Hebelkraft, Schutz,

sowie auf das Eröffnen zusätzlichermöglicher Vorgehensweisen. so sollteman in der Guard-Position seine Haltungnicht verlieren und den Kopf senken,denn dadurch würde man dem Gegnerviele Möglichkeiten zum Würgen oderWerfen bieten. Man denke nur daran, wiesich ein gesenktes Haupt im Alltagauswirkt… - man sollte den Kopf alsoaufrecht halten, sich selbst vertrauen,und dem Leben im Gleichgewicht undzielgerichtet entgegentreten, undzugleich dem Leben und seinenMitmenschen mit Respekt begegnen.Lasse den Gegner gegen deinGleichgewicht ankämpfen, welches dudurch Ausnutzen der Hebelkraftbewahrst, so daß er seine Energieverausgabt, welche dir selbst zugutekommt, und er zugleich eine Öffnungbietet, mittels derer du ihn kontrollierenund bezwingen kannst. Dies wird befördert durch Precision

(Präzision) der momentanen Position undBewegung, also etwa wo genau ein Griffoder Hebel angesetzt wird und warum,weiterhin das exakte Timing einerTechnik, und ob diese oder jeneBewegung gerade durchgeführt werensoll oder nicht. Dazu gehört insbesondereauch, die Effizienz der Kontrolltechniken,etwa von Armhebeln zu verbessern. . ImBehring Jiu Jitsu wird etwa dasHandgelenk des Gegners zunächstverdreht, bevor ein Americana oderKimura durchgeführt wird.

Das dritte Prinzip ist Pressure (Druck).Eine Begegnung mit einem Schwarzgurtdes BJJ würde schnell deutlich machen,was hiermit gemeint ist: Wenn man voneinem Schwarzgurt zu Boden gedrücktwird, fühlt es sich an, als würde man voneinem Panzer überrollt. Es gibt keineMöglichkeit zu entkommen oder umauszuweichen. Dieser konstante Druckselbst vom Boden und während derÜbergangsbewegungen bildet die dritteSäule des Behring Jiu Jitsu. GM FlavioBehring unterrichtete den brasilianischenSchwarzgurt Macaco in Vorbereitung aufeinen wichtigen Wettkampf, und arbeitetemit ihm gezielt am Druck-Prinzip beimÜbergehen der "Guard" des Partners,indem er seine Hüfte lernte vermehrteinzusetzen. Nicht zuletzt deswegenkonnte dieser den Kampf für sichentscheiden. Um es in GM Flavio Behrings Worte zu

fassen, ist Jiu Jitsu zu vergleichen mitdem Öffnen einer Tür für den Gegner,durch die man ihn einlädt einzutreten,und ihn im Glauben lässt, die Situationunter Kontrolle zu haben – um plötzlichdie Türe zu schließen und ihn mittelsPosture, Precision and Pressure zukontrollieren. Oder, um ein anderes Mottounserer Behrng-Familie zu bemühen:„Kämpfe nicht, siege!“ Im Jahr 2013 nahm ich an der

all jährl ichen Brazil ian Jiu Jitsu-Versammlung im brasilianischen SãoPaolo teil, und wurde dort all unseren

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Schwarzgurtträgern vorgestellt. Nach demTreffen hatten wir ein BJJ-Trainingscamp aufeiner brasilianischen Farm, und flogen sodannnach Rio de Janeiro. dort wurde mir vonmeinem Meister, Rotgurt-Großmeister FlavioBehring, sowie den Rotgurt-GroßmeisternJoao Alberto Baretto und Alvaro Baretto derschwarze Gürtel des dritten Grades verliehen;die Urkunde war von allen drei Großmeisterndes Brazilian Jiu Jitsu unterzeichnet. Was füreine große Ehre und Anerkennung meinerArbeit im Brazilian Jiu Jitsu! Heute, nach mehr als zehnjähriger

Zusammenarbeit mit meinem Meister FlavioBehring, und nach zwanzig Jahren Erfahrungim BJJ, haben wir die Behring-Methode desBrazilian Jiu Jitsu in vier Länder eingeführt,Weltmeistertitel sowie nationale Titel in BJJ-,Grappling- sowie MMA-Wettkämpfengewonnen, aber vor allem haben wir eine BJJ-Familie ins Leben gerufen, und wir teilenunseren BJJ-Lifestyle mit allen, die dasTraining nicht scheuen. Wenn Du Interessehast, offizieller Lehrer des Brazilian Jiu Jitsu zuwerden, kannst Du mich gerne direktkontaktieren unter www.weng-chun.com.

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„Heute, nach mehr als zehnjährigerZusammenarbeit mit meinem Meister Flavio

Behring, und nach zwanzig Jahren Erfahrung imBJJ, haben wir die Behring-Methode des Brazilian

Jiu Jitsu in vier Länder eingeführt.”

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Die ASB auf dem Japan-Festival!

Die Linie des Bugei Kaze no Ryu Ogawa ha und die Shizen-Traditionen waren auf dem 17. Japan-Festival in Sao Paulo, Brasilien,vertreten. Das Gefolge der südamerikansichen Bugei-Vereinigung, angeführt

von Shidoshi Thiago Moraes, rechte Hand von Shidoshi JordanAugusto in Brasilien, zählte auch mit der Präsenz von ShidoushiAndré Bortoluzzi und ragte unter den mehr als 50 Darstellungen, diein der Hautploge stattfanden, heraus. Die Darstellung begeisterte dasanwesende Publikum, von den Ältesten, besonders zufrieden, dieTraditionen bewahrt zu sehen, bis zu den Jüngsten, denen die Stärkeund Wirksamkeit der präsentierten Techniken gefiel. Am Ende der Vorführung gingen mehrere Meister auf Shidoshi

Thiago und Shidoshi André zu, um sie zu begrüßen, sie zu beglück-wünschen und sich etwas mehr über das Bugei, die ASB und dasganze kulturelle Erbe, das von der Schule bewahrt wird, zu informie-ren. Viele erklärten, nur nach Sao Paolo gereist zu sein, um dieVorstellung der Institution mitzuerleben.

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Die philippinischen Kampfkünste besitzen zutreffenderweise den Ruf, wirksam mit denvielfältigsten Waffen zu arbeiten. Von Stöcken bis zum Messer entspringt daher ein Konzeptfür den praktischen Kampf, das wenige, wie der Autor dieses Buchs hier, Frans Stroeven, sogut erklären können.

Frans ist Holländer und umherschweifend und reisend, der klassische Mythos, hat er imLaufe der Jahre die Kenntnisse der ursprünglichen Quellen zu vereinen gewusst, um ihnendiese moderne und pragmatische Wendung zu geben, die sein System international zu einerReferenz unter den ernsthaften Eskrima-Schülern gemacht hat. Dieses Buch verbindet alldiese Informationen und beinhaltet Kapitel, die Klassiker der philippinischen Künste wie dengroße Meister Canete erklären und Überlegungen zu kombinierten Systemen, die der Autorselbst gut kennt, wie Wing Chun. Es ist zweifellos die Suche nach der Effektivität im Kampf,die Mittelachse, die diesen Text beherrscht. Dieses Streben hat den großartigen Ausbilderdazu gebracht, Polizeitruppen in Brasilien oder auf den Philippinen zu unterrichten.

Dies ist ein Buch für Leute, die sich für die praktischen Kampfkünste interessieren, und einewunderbare Empfehlung für alle, die die Künste Südostasiens generell eifrig erforschen. DerText ist voll mit interessanten und praktischen Ratschlägen für den Kampf, die dieAufmerksamkeit aller Schüler erregen werden, aber da er direkt und schlicht verfasst wurde,werden auch Anfänger davon profitieren können.

Alfredo Tucci

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Text: Pedro Conde. Fotos: David Gramage.

[email protected]

Die Beintechniken, aufgrund der natürlichen Starrheit der unteren Gliedmaßen (vergessen wir nicht, dass ihre starken Muskeln undSehnen dafür verantwortlich sind, das Körpergewicht während großen Teilen des Tages zu stützen und verlagern), werdenschwieriger zu präzisieren sein, weshalb sie sehr viel mehr Training als die Techniken der oberen Gliedmaßen erfordern.

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Unter Präzision verstehen wir das benötigte Können, damit eine neuromuskuläre Aktion genau dasgewünschte Objektiv in Zeit und Raum erreicht. Kampfkünstlerisch ausgedrückt kann das schlagen sein,einen konkreten Punkt zu einem konkreten Augenblick zu ergreifen oder die Prägnanz oder genaue Sorgfalt,mit der eine technische Bewegung ihr Ziel oder geplante Objekte erreicht (sei es schlagen, blocken,ablenken, etc.). Die Präzision ist nun das Ergebnis der Verbindung von zwei Grundelementen: dieKoordination von Bewegungen in Bezug auf die räumliche Präzision und die Geschwindigkeit bezüglich derzeitlichen Präzision. Beide Arten von Genauigkeit sind eng miteinander verwoben und der Kampfkünstlerbedarf beider, um in seinen Handlungen wirklich exakt zu sein. Die Präzision ist zusammen mit Gelegenheitund Geschmeidigkeit einer der Hauptfaktoren fürs Timing, ein strategisches Merkmal für Exzellenz, das denUnterschied zwischen irgendeinem Kämpfer und einem großen Kämpfer festmacht. Gewiss erfordern nicht alle Techniken dasselbe Niveau an Präzision. Ein Faustschlag oder ein Drehtritt zum

Beispiel benötigen fast chirurgische Genauigkeit, um sich als wirksam zu erweisen, eine Ungenauigkeit voneinigen Zentimetern oder Zehntelsekunden kann ausreichen, um einen furchtbaren Schlag in einenunschädlichen zu verwandeln. Dasselbe passiert mit den Schlägen, die mit den Fingern auf schmerzhafte

DIE PRÄZISION: IHRE SCHLÜSSEL UND TRAINING

Die Präzision ist eine der fundamentalen Eigenschaften der Kampfkünsteund Kontaktsportarten. Sie stellt sich als so wichtig heraus, dass dieAktionen eines Kampfkünstlers, so kräftig, schnell oder flexibel er auch seinmag, kaum wirksam sein werden, wenn es ihm an Genauigkeit mangelt, weilseine Schläge oder Techniken einfach weder dorthin gelangen, wo er will,noch dann, wann er es will. Trotz ihrer Bedeutung wird die Präzision häufignicht besonders trainiert, da man glaubt, dass präzise Kämpfer als solchegeboren werden und nicht zu solchen geworden sind. Dem ist nicht so. Wiejede kampfkünstlerische Eigenschaft kann auch die Präzision trainiert undverbessert werden.

Die Bilateralität ist ein Element, das bei der Eigenschaft der Präzision häufig fehlt, weshalb man die linkeSeite doppelt trainieren sollte, falls man Rechtshänder ist und im Kampf wirksam sein möchte, da man nieweiß, von welcher Position aus ein Schlag abgegeben werden wird.

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oder vitale Punkte gelenkt werden. Im Gegensatz dazuverlangen andere Techniken nicht so spezielle Genauigkeit, umdem Gegner zu schaden. Die besten Beispiele sind einigeTechniken vom Thai Boxen, wie der kreisförmige Tritt oder derEllbogencheck. Sie sind so mächtig und verwüstend, dass ihrePräzision nicht so wichtig ist, denn wenn sie von den Schulternnach oben einschlagen, wird ihr Resultat immer zerstörend sein. Im konkreten Fall der Beintechniken sind diese aufgrund der

natürlichen Starrheit der unteren Gliedmaßen (vergessen wirnicht, dass ihre starken Muskeln und Sehnen dafürverantwortlich sind, das Körpergewicht während großen Teilendes Tages zu stützen und verlagern) schwieriger zu präzisieren.Im Fall von Tritten muss man zu den erforderlichen AspektenKoordination und Geschwindigkeit noch Flexibilität undGleichgewicht hinzufügen. In der großen Mehrheit derKampfkunstwettbewerbe ist es nur erlaubt, von der Taille nachoben zu schlagen, was von den Kampfsportlern fordert, ihreTritte in beachtlichen Höhen abgeben zu können, mit Kontrolleund Schnelligkeit. Eine dürftige Flexibilität wirkt sich auf dasGleichgewicht und die Höhe und Reichweite des Tritts aus unddeshalb auf seine Präzision. Die Präzision der Tritte hängt nunweitgehend von der Flexibilität ab. Die Genauigkeit des Schlags ist wahrscheinlich eines der

wichtigsten Merkmale eines Kampfkünstlers und auch leiderdas, was beim Training am wenigsten beachtet wird. DerMangel an Genauigkeit lässt einen nicht nur Gelegenheitenverpassen, sondern auch Energie verschwenden und bringt unsin verletzliche Positionen gegenüber dem Rivalen. Es wurdeausgerechnet, dass bei den Wettbewerben mehr als 70% derSchläge nicht an ihr Ziel gelangen, das heißt: fast drei von vierSchlägen dienen praktisch gesehen zu nichts, dazu eingemeinsamer Hauptnenner bei den Kampfkünsten undKontaktsportarten, er lautet folgendermaßen: „Die Anzahl der Schläge, die abgegeben werden, ist egal,

was wirklich wichtig ist, sind die Schläge, die einschlagen“. Jene Wettkämpfer oder Praktizierende, die es schaffen, diese

Fehlerquote zu reduzieren, sind oft, nicht zufällig, diejenigen, diegewinnen. Jeder unpräzise Schlag ist eine verloreneGelegenheit, weshalb die Genauigkeit oft den Unterschied

zwischen alles und nichtskennzeichnet. Deshalb muss mandie verschiedenen Arten vonPrägnanz trainieren undperfektionieren, die da wären:räumlich, zeitlich und technisch.

Räumliche PräzisionRäumliche Präzision (wo?). Das ist die grundlegendste

Dimension von Genauigkeit: dieFähigkeit, exakt auf einen Punkt imerwünschten Raum zu schlagen. DiesePräzision hängt vor allem von dertechnischen Koordination vonBewegungen und von der Flexibilität ab. Die Genauigkeit der Koordination

ist von der Einfachheit der Technik und der Vertrautheit damitbestimmt. Eine Technik ist einfacher, wenn sie wenigerMuskelspiele und einfachere und kürzere Interaktionenmiteinbezieht. In jeder Hinsicht erweist es sich als einfacher, miteinem direkten Faustschlag zu treffen als mit einem Dreh-Sprung-Tritt. Vertrautheit erreicht man durch Wiederholung,sodass unser neuromuskuläres System immer besser dieBewegungsabfolge kennt und Ungenauigkeit verringert. Um dieGenauigkeit und räumliche Exaktheit zu verfeinern, empfehlenmanche kleine Geräte: Punchingballs und Derivate. Aber auchwenn diese Geräte große Genauigkeit erfordern, kann man sieaufgrund ihres geringen Eigengewichts nicht mit Kraftkombinieren. Um die Genauigkeit mit Kraft zu trainieren, haben wir schwere

Geräte, wie Boxsäcke oder Schlagpolster. Bei den Boxsäckenkann man daran durch Heftpflasterstreifen oder Kreidelinienbestimmte Objekte befestigen und zugleich mit voller Kraftarbeiten. Wenn man wünscht, die Kontrolle über die ausgeführtenProzesse zu haben, reicht es, die Nummer der abgegebenenSchläge zu zählen und wie viele davon effektiv mit Präzision indas gewählte Band einschlagen (wie viele von zum Beispiel 50

Deckungsposition, Jab oder linke Gerade. Cross oder rechte Gerade. Low-Kick der Rechten. Low-Lick der Linken. Um aufzuhören, schließt man mit einem Roundhouse-Kick oder Kreistritt ab.

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Schlägen). Zählt man dentäglichen Durchschnitt, kannman seinen Prozentsatz vonTreffern und Fehlschlägenerhalten. Vergleicht man dieu n t e r s c h i e d l i c h e nDurchschnitte im Laufe einerZeitspanne, werden wir eineAbfolge von Fortschritten inder Präzision realisieren undbestimmen, ob das Trainingderselben größereAufmerksamkeit bedarf odernicht. Eine andere Optionbesteht darin, das Objekt mitweißem Band zukennzeichnen, sodass wirnach jedem Schlag sowohlbeim Boxsack als auch beider Faust oder beim Fuß

feststellen können, ob er präzisedurchgeführt wurde. Haben wir einmal das Gefühl, ein gutes

Level an räumlicher statischer Präzisionerreicht zu haben, mit begrenztenBewegungen, empfiehlt es sich, zukomplexeren und realistischenTrainingsübungen fortzuschreiten: vonnun an werden wir einen Trainingspartnerbrauchen. Die beschriebene Methode mitdem Boxsack kann auch aufTrainingsapparate angewandt werden,die von einem Kollegen gehalten werden,wie Schlagpolster oder Pratzen. MitHeftpflasterstreifen werden Punkte aufder Oberfläche dieser Apparate markiertund es reicht, Angriffe durchzuführen undzu versuchen, immer genau dieKennzeichnung zu erreichen. Das kannman überspringen, wenn die

Gegenstände wie üblich das Logo derFirma im Zentrum des Fausthandschuhstragen. Wenn die Angriffe realistischdurchgeführt werden: beide bewegensich um die Tatami oder den Ring herum,geben Kombinationen von verschiedenenSchlägen ab, führen Finten, Ablenkungenund Gegenangriffe durch und wir werdenes schaffen, optimal sowohl dieräumliche als auch die zeitliche Präzisionzu trainieren. Die gekennzeichneten Schlagpolster

ermöglichen es, Genauigkeit mit vollerKraft zu trainieren, auch wenn man sienicht mit derselben Agilität bewegenkann wie bei Pratzen, weshalb derTrainingsrhythmus verlangsamt wird. Mitden gekennzeichneten Pratzen kann mandie Präzision mit schnellstmöglicherGeschwindigkeit trainieren, aber

logischerweise können bestimmteSchläge (vor allem Tritte) nicht mit vollsterKraft abgegeben werden. Diese Arbeitkann man auch mit gepolstertenHandschuhen oder Fausthandschuhenvom Taekwondo durchführen, DoppelHand Mitt genannt, die auch gut dafürsind, dieses Konzept zu trainieren.

Zeitliche Präzision(Wann?)Bis jetzt haben wir die statische

Dimension der Präzision betrachtet, dasheißt, den Schlag auf feste Objekte. AberKämpfe sind normalerweise sehrdynamisch, da kein Rivale ruhig bleibenund auf die Schläge warten wird. Dieserdynamische Faktor zwingt uns dazu, diezeitl iche Dimension der Präzision

einzuführen, das heißt, die Fähigkeit, imrichtigen Augenblick zu schlagen. Diesezeitliche Präzision erfordert grundlegenddie Geschwindigkeit der Wahrnehmung(die Lücken, die der Rivale hinterlässt, zusehen) und Ausführung. Das Hauptproblem ist, wenn die

zeitliche Präzision von der Geschwindigkeitund Koordination im Raum abhängt,erweisen sich Geschwindigkeit undKoordination als gegensätzlich, da mannormalerweise bei höhererGeschwindigkeit in der Ausführungweniger Kontrolle über die Koordinationhat und umgekehrt. Der Beweis hierfür ist,dass wir, wenn wir wirklich gemächlichschlagen, fast jedes Objektmillimetergenau treffen können. Sobald wiraber die Bewegungen beschleunigen,treten Probleme von Ungenauigkeit auf.

Eine gute kampfkünstlerische Präzisionmuss das Gleichgewicht zwischen diesenbeiden Faktoren herstellen können, dasheißt, dass die Geschwindigkeit derzeitlichen Präzision nicht unsere räumlichePräzision schmälert. Dafür ist es notwendig, mit

„beweglichen Zielen“ zu trainieren, zumBeispiel mit leichten Gegenständen, diein schneller Bewegung vor unsereSchlägen treten (wie die Punchingballs)und die man in ihren Pendelbewegungenund ihrem Rückprall weiter schlagenmuss. Das verpflichtet uns dazu, schnellzu schlagen, ohne aufzuhören, dieSchläge zu präzisieren. Man kann so inAngriffen von ein oder zwei Minutentrainieren, während wir die Trefferweiterhin zählen, was uns ermöglicht,unsere Fortschritte genau zu messen.

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Technische Präzision(wie?) Aber es ist nicht damit getan, wo man

schlägt und wann wir es wollen, manmuss auch dazu fähig sein, zu schlagen,wie wir wollen. Die technische Präzisionbesteht darin, uns zu bewegen zu wissenund die Entfernungen und genauenSchläge für jede Situation und jedenMoment zu wählen. Zum Beispiel könnenwir uns in kurzer Entfernung befinden undeine Lücke in der Guard des Rivalensehen und so im richtigen Moment einen

Schlag abgeben, der mit Genauigkeit inseinen Magen trifft und trotzdemunwirksam sein wird und ihm kaumSchmerzen zubereiten wird. Wenn wireinen direkten Faustschlag anstatt einesHakens schmettern, wird der Schlag,kaum das er seine Schusslinie startet,einschlagen, ohne die Kraft, die dieBeschleunigung mit sich bringt. DerSchlag wurde bezüglich Ort und Momentdes Einschlagens getroffen, war aber sehrungeschickt oder ungenau in seinerEntfernung oder Technik, weshalb er einenGroßteil seiner Wirksamkeit verlieren wird.

Die technische Präzision kann nur aufGrundlage von Erfahrung im Kampferlangt werden, das Einzige, was dieIntuition oder Fähigkeit der technischenAntizipation ausbilden kann. Um dies nunmit möglichst großem Realismus zutrainieren, brauchen wir einen Kollegen.Sei es, indem wir Focus Handschuhebenutzen (gepolsterte Fausthandschuhe),die uns unser Partner aufunterschiedlichen Höhen vorsetzt,während wir uns so bewegen, als ob essich um einen Kampf handeln würde.Oder sei es, indem wir mit Schützern

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trainieren (Helm, Zahnschutz, Brustschützer, Handschuhe,Tiefschützer und Schienbeinschützer), um größtmöglichen Realismuszu erreichen und dabei die größten Sicherheitsgrenzen zu bewahren.Kein Gegenstand kann den menschlichen Rivalen ersetzen, der sichstrategisch und häufig unvorhersehbar bewegen wird. Generell muss man versuchen, Genauigkeit durch Kombinationen

verschiedener Schläge zu trainieren, nicht einzelner. Und man solltemit komplexen Kombinationen trainieren, das heißt, man schlägt obenund unten, mit Fäusten und Füßen, da all diese technischenVeränderungen die Genauigkeit erschweren. Auch dasDurchhaltevermögen wird zu einem wichtigen Faktor, da Müdigkeit diePräzision verringert. Die beschriebenen Trainings in diesem Artikel sind progressiv, da

die Präzision, trotz dem, was einige denken mögen, Ergebnisjahrelangen Trainings ist. Man kann deshalb damit beginnen, in dieLuft zu schlagen. Um die Technik und räumliche Koordination zuperfektionieren, kann man zu statischen Zielen übergehen. Danachkommt man zu den beweglichen Zielen, für die zeitliche Koordination,worauf logischerweise das Training mit Kollegen folgt, mit Focus oderSchützern. Für die technische Genauigkeit nehmen wir die Fortschritteim Kampf wahr, die uns zeigen, welchen Gebieten wir Aufmerksamkeitwidmen sollten.

Deckungsposition. Jab oder linke Gerade. Cross oder linke Direkte.Seitwärtshaken oder diagonaler Haken. Uppercut oder Aufwärtshaken.

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Text und Fotos: Oliver Franke, Lisa Schein

Wagner vs StojanovAls erste Paarung steht der Kampf

im Mittelgewicht fest. Hier treffenAndre Wagner vom Kong`s Gym ausÖstringen gegen Ilja Stojanov vomPlanet Eater aus Balingenaufeinander.Marko Kovacevic von der Fight

Move Academy aus Neuchâtel in derSchweiz misst sich im Bantamgewichtmit Lokalmatador AlexandrasMichailidis vom Team Planet Eateraus Balingen. Michailidis undStojanov kommen vom Team desdeutschen UFC Fighters PeterSobotta, der seinen Kampf beimletzten UFC Events in der o2 WorldBerlin gewinnen konnte.

Erfolg seit 2010Schon seit Jahren begeistern

die Kämpfer von We love MMA Deutschland. 2010war die Geburtsstunde des

Kampfsportspektakels in Berlin undgleich zum Auftakt war die UniversalHal l b is auf den letzten Platzausverkauft. Keiner wollte sich die12 Cagefights entgehen lassen.Sechs komplett ausverkaufteVeranstaltungen in Berlin sind derBeweis, wie viele Fans der MixedMartials Arts Sport mittlerweile auchin Deutschland hat.

Deutschlandweit2014 finden die hochklassigen

Mixed Mart ial Arts-Events aucherstmals in anderen Bundesländernstatt. Beim Auftakt der Tour am 01.Februar 2014 mit „We love MMA 7“strömten über 2.000 Fans in die König-Pi lsener-ARENA inOberhausen. Am 07. Juni 2014 imBerliner Tempodrom kamen mehrals 2.200 Besucher zur achtenAusgabe von „We love MMA“. Undbei „We love MMA 9“ in der o2World in Hamburg wol l ten über2.500 Zuschauer mit dabei sein,

wenn die Kämpfer in das Oktagonsteigen.

Jetzt steht d ie Premiere inSüddeutschland an. Am 08.November heißt es „We Love MMA10“ in der Car l Benz ArenaStuttgart. 12 packende Fights mitregionaler Beteiligung und einigender besten deutschen undeuropäischen MMA Sportler stehenauf dem Programm. Hinzu kommtein Frauenkampf auf höchstemNiveau. Das sol l te s ich keinerentgehen lassen.

Am 08.11.2014 kommtdie Mixed Martial Arts Seriemit 12 Kämpfen in die CarlBenz Arena – ImBantamgewicht steigtAlexandras Michailidis ausBal ingen gegen denSchweizer Marko Kovacevicin den Cage We love MMA, das

u l t i m a t i v eKampfsportspektakel unddie bekannteste nationaleMMA-Serie feiert am 08.November 2014 ihrePremiere in Süddeutschland.In 12 Mixed Martial ArtsKämpfen, darunter auch einFrauen-Fight, messen sichdie Fighter im Oktagon inder Carl Benz ArenaStuttgart.

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umi-e, auch als Suiboku bekannt, ist eineZeichentechnik der traditionellen, japanischenMalerei. Es gibt textliche Beweise dafür, dassdieser Stil zuerst China während der Liu Song-Dynastie im fünften Jahrhundert auftauchte. Allesweist darauf hin, dass er während der Tang-

Dynastie (618–907) einen wichtigen Wandel durchlebte, derdazu führte, dass er als perfektionierter Stil in der Song-Dynastie (960–1279) bestehen blieb. In Japan wurde er in derzweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts vom buddhistischen Zeneingeführt und wurde dort vor al lem unter Mönchenaufgenommen, wie Toba-Sojo, der „Choju Giga” in der Heyan-

DIE KUNST DES ZEN, DIE DEN GEIST AUSGLEICHTIch hatte die Ehre, einer Einführung in einen Kurs der Shidoshi Juliana Galende über die

traditionelle Sumi-e-Malerei beizuwohnen und sogar daran teilzunehmen. Meine Anwesenheit lässtsich neben dem Respekt und der Freundschaft zu der Referentin dadurch erklären, dass eine vonmeiner Person zweifellos eher unbekannten Facette zum Vorschein kam, der Ölmaler. In diesemKurs konnte ich mehrere Punkte bestätigen: Als erstes und hauptsächlich, wie exzellent dieLehrerin ist (noch nie habe ich jemanden gesehen, der über eine größere Kommunikationsfähigkeitund Empathie für einen Schüler verfügt, als sie!) und zweitens, die überraschendeGeschwindigkeit, mit der es möglich ist, diese Techniken zu erlernen (wenn sie denn gut erklärtwerden). Wenn Sie die Möglichkeit haben, an einem Kurs von ihr teilzunehmen, lassen Sie es sichnicht entgehen! Ich kann Ihnen Erfolg, Qualität und Resultate versprechen.

Alfredo Tucci

Shttps://www.facebook.com/KazenoRyu.Sumie

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Periode (795–1185) zeichnete, und Sesshu, während der Muromachi-Periode (1333–1587), in der Sumi-e an Beliebtheit gewann und ein sohohes Niveau erreichte, dass es als erster rein japanischer Stil derTechniken der Tintenzeichnungen gesehen wurde.Es gibt einen eigenen Fachwortschatz im Zusammenhang mit der

Sumi-e-Kunst: Sumi (Tinte), Suzuri (Tintenstab), Bokusho (Kunst), Kami(Papier) und Fude (Pinsel).Der Begriff Sumi-e –manche sagen auch „Suiboku-ga” – bezieht sich

auf die japanische monochrome Tintenmalerei, eine Technik, die in Chinawährend der Sung-Dynastie (960–1274) begann und von den Japanern imvierzehnten Jahrhunderten mithilfe zen-buddhistischer Möncheraufgenommen wurde. Sumi-e hat seine Wurzeln in der chinesischenKalligraphie. Die üblichen Pinselstriche in der Kalligraphie sind diegleichen, die auch in dieser Art der Malerei verwendet werden. Das Wichtigste ist, dass Sumi-e nicht nur eine schöne und einzigartige

Form der Kunst repräsentiert, sondern auch eine Philosophie. Währenddie Mehrheit der westlichen klassischen Malerei die realistischeBeschreibung der Welt und ihrer Objekte als Ziel hatte, so war Sumi-eschon immer ein Ausdruck der Auffassung des Künstlers. Malerversuchen, die Objekte, Personen oder Landschaften einer Szeneeinzufangen: mehr jedoch für die Anregung als für den Realismus. Diewestliche Malerei nutzt die Farbe, um Schatten, Töne und Raumgefühl zuerzeugen. Das traditionelle Sumi-e hingegen nutzt ausschließlichschwarze Tinte. In der westliche Malerei ist die schwarze Tinte diehöchste Form der Vereinfachung der Farbe. Zu Beginn des zehnten Jahrhunderts begann Japan einen großen

Austausch mit China, man sandte Schüler, damit sie das Beste, was diechinesische Kultur zu bieten hatte, aufnehmen konnten, vor allem dieKalligraphie und die Religion. Dieser Austausch fand einige weitereJahrhunderte statt, bis die Japaner durch innere Änderungen das

Fernöstliche Kultur

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umsetzen konnten, was sie gelernt hatten, umihre Bedürfnisse zu stillen. Ein Erbe dieserFreundschaftsbünde war der Keim dessen, wassich im zwölften Jahrhundert in den Zen-Buddhismus verwandeln wird.Sumi-e hatte ursprünglich als grundlegende

Eigenschaft die Schnell igkeit, mit der esausgeführt wurde, die künstlerische Idee wurdein möglichst kurzer Zeit umgesetzt, in der keineZeit blieb, um über das, was man auf Papierbringt, nachzudenken. Der Künstler soll spontanseiner Inspiration folgen. Es gibt weder dieMöglichkeit zur Verbesserung noch zurWiederholung, ein Strich soll ein einziges Malausgeführt werden, wenn also auch nur eineinziger Fehler auftritt, so ist das Werk„gestorben” und somit vollkommen verloren. Eswar diese Geisteshaltung, die viele Samuraidazu bewegten, Zen und Sumi-e zu praktizieren.Ein Schwerthieb soll spontan ausgeführtwerden, ohne die Möglichkeit, ihn zu korrigierenoder darüber nachzudenken. Ein Fechter wärezum Tode verurteilt, wenn er sich in einemKampf mit solcher Geschwindigkeitwiederfinden würde. Shin’ichi Hisamatsu,Philosoph und Zen-Kundiger, hebt siebenEigenheiten, die in einem Zen-Werk existierensollen, hervor. Das sind: Asymmetrie (fukinsei),Einfachheit (kanso), Natürlichkeit (shizen), Tiefe(yugen), Feldfremde (datsuzoku), Ruhe undinnere Gelassenheit (seijaku). Somit kann mannicht alle Werke als Zen klassifizieren. Im Sumi-e nutzt man Tinte aus Ruß und Leim

(sumi) und Pinsel aus Schafs- oder Dachshaar, ineiner Form, die möglichst viel Flüssigkeitaufnehmen kann. Aber es ist das Papier, meist

dünn und saugfähig, das die grundlegendeEigenheit dieser Art der Malerei ausmacht. DerGrund dafür, dass ein so anfälliges Material fürdie Übermittlung von künstlerischen Ideenausgewählt wurde, ist, dass diese auch innerhalbkürzester Zeit entstehen sollen. Wenn der Pinsellange Zeit auf dem Papier verweilt, weicht es auf.Die weiße Farbe, die als Hintergrund auf demPapier bestehen bleibt (die originale Farbe),schafft eine Verbindung zum Universum. Mansieht keinen klaren Grund und so nimmt man dieMerkmale verbunden mit Leere wahr. DiePhilosophie der Sumi-e-Malerei ist, dem Papierden Geist eines Objektes zu übertragen undnicht, ein realistisches Werk zu schaffen. JederPinselstrich sollte voller Energie sein(Ki–Lebensenergie, die in allen Dingen existiert).Jeder Strich muss seine Lebhaftigkeit und seinLeben zeigen. Der Sumi-e-Künstler steckt, genauwie der Schmied bei der Anfertigung einesSamurai-Schwertes, seinen Geist in das Werkund schafft dadurch, durch seine künstlerischeAusdrucksweise, neues Leben. Die Kombination aus Malerei, Poesie und

Kalligraphie war die bevorzugte künstlerischeKomposition in Japan während der ersten Hälftedes 15. Jahrhunderts, vor allem in Zen-Kreisen.Die Kreation dieser „Rollen mit Gedichten undMalerei” – Shigajiku – und dem Streben nacheinem sinn- und niveauübergreifendenKunstwerk fanden sich nun auf einem Wegwieder. Später, ab der Epoche des MeistersCh’en, Chao-chou Ts’un g-shen (778–897),wurde es in Zen-Kreisen auch als etwasaußergewöhnliches angesehen. So sollen diebeiden Teile für sich existieren, unabhängig von

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der Gegenwart eines anderen Werkes,ein eigenes Kunstwerk darstellen.

SUMI-E IN DER PRAXISUm Sumi-e zu malen, muss der Künstler

das Objekt, das er malen will, sehr genaukennen. Damit keine Überlegungen undkeine Zweifel während des kreativen

Prozesses auftauchen, sollte man dieDinge, die sich um einen herum befinden,genau, fast ständig beobachten, sodassdie Praxis auch eine verstärkteWahrnehmung im echten Leben bewirkt.So entsteht eine größere Sensibilität für dieDinge und Personen, die uns umgeben.Die Malerei verarbeitet lediglich die

Kraft der ursprünglichen Inspiration. Die

Themen der Natur sind ein persönlichesAnliegen, aber die Maler versuchtennicht, die Natur zu imitieren, kopierenoder zu beherrschen. Ganz imGegentei l , sie schätzen jeden ihrerAspekte und genießen jeden natürlichenAblauf. Sie suchen die Harmonie mitdem Universum mittels der Vereinigungmit al len Dingen. Die künstlerische

© Todas las obrasaqui presentes sonde Juliana Galende.

Para másinformación podéisencontrarla en elcanal oficial Kaze noRyu Ogawa Ha(Youtube) e Facebook(KazenoRyu.Sumie).

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Schönheit besteht immer aus dem, wasnatürlich ist und Persönlichkeit besitzt.Wenn wir diese Malereien mit Herz undVerstand beobachten, dann kristallisiertsich die innere Bedeutung langsamheraus. Beim Sumi-e ist das Ziel, die Essenz

einzufangen, das ki (die Lebensenergie),den Geist oder das Leben der Malerei,die Poesie und die Natur in Erinnerungrufend. Zu Beginn kann der Schüler mitvier klassischen Themen arbeiten:Bambus (take), Chrysanthemen (kiku),Ochideen (ran) und der Blüte desPflaumenbaums (ume). Der Sumi-e-Schüler sollte jedes der eben genanntenThemen nacheinander behandeln. Umsich beispielsweise an an diecharakteristischen Pinselstriche derChrysantheme zu wagen, sollte er erstdie Varianten des Bambus beherrschen.Abgesehen davon, dass er verschiedeneTechniken anschneidet, umschließt derSumi-e-Stil drei Töne, die man dadurcherhält, dass man sumi (Tinte) mit Wasservermischt.Sumi-e besteht aus wenigen

Pinselstrichen, nur so viele, wie nötigsind, um das Thema zu repräsentieren,was dem Werk in seiner EinfachheitEleganz verleiht. Die Sparsamkeit des

Stils führte dazu, dass Sumi-e immerwieder a ls Haiku der Malere ibezeichnet wird, denn seine verkürzteForm gleicht einem Mikrogedicht. DieNatur der Materialen und Technikenvon Sumi-e erlaubt einem nicht, späteran seinem Werk weiterzuarbeiten oderFehler zu korr ig ieren, sodass d ieunvollkommenen Malereien zerstörtsind. Dadurch entsteht eine hinter demendgül t igen Bi ld verborgeneAnstrengung.Innerhalb der Zen-Malerei des Sumi-e

sollte sich der Künstler einen elegantenund kontrollierten Pinselschwung aufdem Papier aneignen. Sowohl Übermaßals auch das Fehlen der Kraft können dieZeichnung verfälschen. Beim Sumi-e istdas Ziel, die Essenz einzufangen, das ki(die Lebensenergie), den Geist oder dasLeben der Malerei, die Poesie und dieNatur in Erinnerung rufen. Um Sumi-e zumalen, braucht man eine Verbindung ausKontrolle und Spontanität. Es sollte eineinnere Harmonie geben, die die Handleitet und den Pinsel zu seinem Ausdruckvoller Gefühle führt. Heutzutage gibt es in Japan viele

Führungskräfte und Personen mit hohenPosten, die Sumi-e praktizieren, nicht nurals Möglichkeit der Entspannung oder auf

der Suche nach innerem Frieden,sondern auch als eine Möglichkeit, dieEffizienz ihrer Handlungen zu verbessern,hauptsächlich wenn es darum geht,schnelle Entscheidungen zu treffen. Undda es auch ein Prozess derSelbsterkenntnis ist, um seinen eigenenGeisteszustand dadurch zu ermitteln,dass Korrekturen nicht möglich sind undsomit die Schönheit dem Vergänglichenund der Kürze der Dinge, der Spontanitätund Notwendigkeit von inneremGleichgewicht und Selbstkontrolleentspringt.Sumi-e ist eine Geistesübung, bei der

– genau wie bei der Meditation – dieVorbereitung sehr wichtig ist, auchwenn man die Technik anschließendgründlich anwendet, um sie wieder zuvergessen und ein Medium des Geisteszur künst ler ischen Gestal tung zuerschaffen. Jeder kann beginnen, Sumi-e zu

erlernen und es ist nicht nötig, überkünstlerische Erfahrungen zu verfügen,denn allein die Methode erlaubt jedemden Zugang. Es gibt Kurse auf mehrerenNiveaus, die sich denen darbieten, dieden Weg der japanischen Malereieinschlagen wollen, von den klassischenbis zu freien Themen.

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Okinawa

in zwischen alten Katanas, Fächern und Truhen vergessenes Manuskript erzählt von denAbenteuern eines spanischen Militärarztes, der 1860 von einem Meister Okinawas, Herrn Higa, indie Kunst des To-De eingeweiht wurde, einer Kunst des Bewusstseins.

Jenes Manuskript erhielt sein Urenkel, Dr. Pablo Pereda, aus den Händen seiner Großmutter, alsjene bemerkte, dass der Knabe sich im Karate übte und er die gleichen asiatischen Anwandlungenhatte wie sein Urgroßvater.

Damit begann eine wunderbare Geschichte, von der wir Ihnen heute erzählen möchten.Stellen Se sich eine „Zeittruhe“ vor, die in Wände eingemauert wird und Tageszeitungen,persönliche Nachrichten, etc. bewahrt.....

Um das Jahr 1800 hatten die Meister der traditionellen Kriegskünste ein hohes Niveau in derAusübung ihrer Kunst erlangt, doch sie lebten auf einer Insel mit ungewisser Zukunft, ständigeBesetzungen waren an der Tagesordnung und die Oberherrschaft des japanischen Kaiserreicheswar längst zu einer Tatsache geworden. Was würde man selbst tun, um die Zukunft des Karate zusichern? In jenem Moment betrat ein Ausländer die Szene – und Herr Higa folgte seinem Herzenund seinem Menschenverstand, dem wir heute noch dankbar sein können.

Wir stehen vor einem Fund, der für das Karate so bedeutend ist wie der Fund der Rosette für dasWissen um das antike Ägypten. Dieses Manuskript ist jene „Zeittruhe“. Ein Schriftstück, das aus

schnell gemachten Handzeichnungen und Mitschriften besteht, aber ebensoanatomische Zeichnungen eines Arztes enthält. Es werden Energielinien gezeigt,

die wir heute als Meridiane kennen, und die Fußnoten des Manuskripts zeigenauf, wie man welche Bewegungen der Katas zu machen hat.

Im Laufe meines Lebens habe ich gesehen, wie in manchen Schulen dieKatas mehrmals geändert wurden. Grund waren die Launen der jeweiligen Organisationen,

Modeerscheinungen, Ästhetik und oftmals auch die Unfähigkeit der Meister, die die Formenerklärten. Wie wären also jene alten Formen zu realisieren? Das Manuskript ist dafür der große

Schlüssel, ein Bernstein, in dem eine Fliege aus dem Pleistozän eingeschlossen wurde, eine Blase,die das Verständnis der martialischen Arbeits- und Denkweise als Kunst des Bewusstseins

erklärt und nicht nur als eine Form der Selbstverteidigung oder der Gesunderhaltung.Die alten Meister waren Schamanen, die Bewegungen übten, die ihren Körper, Geist undihre Gefühle stärkten, um dahin zu kommen, wo andere noch nie angelangt waren. Dieses

wunderbare Wissen ist eine einzigartige Gelegenheit, um uns den Wurzeln jener Praxis zu

Das größte Geheimnis Okinawas

Der Meister Pablo Pereda starb am 24. August. Er verließ uns früh und plötzlich. Mediziner, Forscher, lernbegierig

in den Künsten von Okinawa, hinterließ er einen wunderbaren Beitragauf unserem Feld, was wir einst in der Zeitschrift und in einer für das

Genre einzigartigen DVD reflektieren. Seine menschliche Art, seineWärme wurden von den vielen hervorgehoben, die wir ihn kennenlernten. Erwar ein Gentleman, der den Leute in seinem Beruf und im Alltag viel half.Als sehr spirituelle Person erforschte und bezeugte er viele initiierendeWege. Er ist Begründer der Karatherapie, eine von der weltweitenKaratevereinigung anerkannte Disziplin, Schüler von Castaneda undVerwahrer der ältesten Kenntnisse der Kata in Okinawa, die seinUrgroßvater als allererster auf den Inseln kennenlernte. Als Hommage anihn vervielfältigen wir diesen Artikel. Er hinterlässt seine geliebte Frauund drei Kinder, die er bewunderte, sie sind ausgebildet und bereit fürs

Leben, aber werden ihn zweifellos sehr missen. Meine Liebe und Zuneigungfür sie. Don Pablo war indes ein spiritueller Mann und ich bin sicher, dass sein

Übergang bewusst war. Er hat viel Gutes hinterlassen und wir sind viele, diewir ihn vermissen werden, aber das, wofür er hier war, machte er gut und erging früh. Er hatte bis dahin noch nie ein Krankenhaus als Patient betreten,aber seine Aorta zerriss...., ein Paradoxon des Schicksals, das eranzuerkennen wusste. Ich habe ihn immer respektiert und es ehrt mich, ihnals Freund gehabt zu haben, er war ein tadelloser Mensch, mitfühlend undgroßzügig mit seiner Zeit für diejenigen, die litten. Er wird von vielenerinnert und geliebt werden.

Alfredo Tucci

E

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„To-De, auchbekannt als„Kunst der

leeren Hand“,„Wunderbare

Hand“ oder

„UnendlicheHand“, war eine sehr

komplexeDisziplin.”

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TO-DE:„Der Traum der Freiheit“ Während

vieler Jahrhunderte gab es eineregelmäßige Kommunikation zwischenChina und Okinawa, und das nicht nurwegen ökonomischer oder kulturellerInteressen, sondern auch Wissen undMagie reisten von einem Land zumanderen, durch eine Gruppemysteriöser Menschen, die als„okkulte Meister“ bezeichnet wurden.

Die okkulten Meister aus Okinawaund China beherrschten einekörperliche und spirituelle Disziplin,genannt Chuan Fa, der sie ihr Lebenwidmeten. Im 14. Jahrhundertverschmolz das Chuan Fa auf Okinawamit den lokalen Stilen, woraus das To-De entstand, eine viele Dinge in sichvereinende Kunst, die fast 200 Jahrelang weite Verbreitung fand.

To-De, auch bekannt als „Kunst derleeren Hand“, „Wunderbare Hand“

oder „Unendliche Hand“, war einesehr komplexe Disziplin. An ersterStelle stand der therapeutische Wert,denn die verketteten Bewegungenoder Katas brachten den ÜbendenGesundheit und Körperkraft.

Doch To-De trug auch einen großenTeil zu Philosophie und Magie bei, unddie Praktikanten waren in der Lage,die gemeine Wahrnehmungsfähigkeitzu verändern und in eine Welt jenseitsdieser Welt zu gelangen, inunsichtbare Dimensionen, in denensie sich auf die Suche nach demUnbekannten begaben.

Jene Frauen und Männer konnten,dank ihrer Kunst, die Grenzen von Zeitund Raum überwinden und wurden soder lebendiger Beweis desunergründlichen Mysteriums desLebens. Sie kehrten von ihren Reisenin das Unzugängliche mit neuenErfahrungen zurück und ebenso mit

neuen Bewegungen, einem Funkendes Lichts, das sie in ihr täglichesLeben aufnahmen, um die Entwicklungihres Bewusstseins zu ermöglichen.

Auf Okinawa war der Kreis derMitglieder des To-De sehr beschränktund es wurde streng ausgewählt.Trotz dieser Tatsache konnte man denEinfluss des To-De auf dem gesamtenArchipel bemerken. Die Meister desTo-De waren die weisesten understaunlichsten martialischen Meister.Obwohl sie die Kunst nur im Kreiseihres Familienklans und in ihrenkleinen Schulen ausübten, verbreitetesich der Ruf ihrer außergewöhnlichenkörperl ichen und psychischenFähigkeiten bis nach China undJapan, und das Volk auf Okinawamachte sie gar unsterblich.

Selbst heutzutage haben dieÄltesten der Insel immer nochlebendige Erinnerungen daran. Sie

Okinawa

nähern, wo die Magie ihre wahre Dimension erfährt, wodas Magnum, das Große, erreicht wird. Und was könntegrößer sein als das Bewusst-Sein?

Die „Zufälle“ jenes erstaunlichen metaphysischen Erbessind ein Schatz für alle Praktikanten des Budo. Sichdessen bewusst wollte Dr. Pereda mit Hilfe seiner Meisterdie Details erforschen, die im Manuskript nicht benanntsind, und die wir Ihnen in einem ersten Video durch einige

Katas der Schule von Herrn Higa zeigen werden, die jenerals To-De bezeichnete, als „Unendliche Hand“ oder Tao.

Manche Formen jener mysteriösen Schule ähneln denender bekannten Traditionen, wie beispielsweise San Chin.Doch dies sind nur Teile eines viel größeren Ganzen, einerArt, die Kampfkünste zu sehen, bei denen wir schon immervermuteten, dass sie eine Tür zur Unendlichkeit sind.

Alfredo Tucci

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sagen, dass in bestimmtenVollmondnächten die Unsterblichendes To-De zurückkehren und ihreKatas auf dem Sandstrand ausführenwürden. Dadurch würden sie die Erdenähren, die sie so lieb(t)en, damit solleder Geist Okinawas weiterleben,damit Okinawa weiterhin träumenkönne...

Was ist To-De?Vor 25 Jahren erhielt ich aus den

Händen meiner Großmutter dasManuskript des To-De. Ein Werk von150 handgeschriebenen Seiten, mitzahlreichen Skizzen, die dieGewohnheiten der BewohnerOkinawas festhalten. MeinUrgroßvater reiste gemeinsam miteinem Kameraden zu jener Insel,wobei letztgenannter bei e inenlangen Aufenthalt auf den

Philippinen mehrmals auf jene Inselgereist war und den dortigen Dialektsprach.

To-De ist eine Kunst höherenWissens und seine Praktikantenwaren komplette Kampfkünstler. Sietrainierten nicht nur für dieSelbstverteidigung, sondern auch fürein gelebtes Leben, ein Leben in Fülle.Sie glaubten an die Natur, an ihreentfesselten Kräfte, den Geist derFlüsse und der Bäume. Sie glaubtenan ein magisches und schwingendesUniversum, das ewig ist. Sie erklärtenauf erstaunlich klare Weise dieenergetische Struktur und derenSchöpfung. Durch ihrehochentwickelte Sichtweise desKosmos waren sie ihrer Zeit voraus,und dies nicht mit Hilfe derWissenschaft, sondern mit demeinzigen wahren Werkzeug, dasnämlich der Körper ist, und den sie

bis an die Grenzen ausreizten, umihren Geist ruhig und wach zu halten.Ein wahrlich alternatives Verstehender Realität. To-De lehrte sie zu lebenund zeigte ihnen auch eine andereWeise des Sterbens. Sie verfolgtenden Weg ihrer Kunst bis zur letztenKonsequenz, dadurch wurden sieunsterblich, denn der Geist jenesMenschen ist unsterblich, der dasBeste seiner Selbst sucht. Hätten sieihr Wissen öffentl ich zugänglichgemacht, wären sie im Japan jenerZeit, das die Macht über Okinawaergriffen hatte, zum Tode verurteiltworden.

Die Übenden des To-De erwartetennicht, in ein anderes Leben zu gehenum die Erleuchtung zu erlangen, siewollten sie in diesem Leben erleben,so dass sie zu legendären Wesenwurden, und heute bezeichnet mansie als Unsterbliche.

Große Meister

DR. D. RAIMUNDO FELIX PEREDA Y BENITEZ

Dr. Raimundo Felix Pereda y Benitez wird Mitte des 19. Jahrhunderts in eine wohlsituierte Familie hineingeboren. Sein Vater warRechtsanwalt mit einer Kanzlei in Madrid. Als sehr junger Arzt tritt er in den Militärdienst ein, genauer gesagt tritt er der Kavalleriebei. Er nimmt aktiv an den Karlistenkriegen teil und wird 1876 und 1879 wegen seiner Taten und der erlittenen Wundenausgezeichnet. Er wird zum Direktor des Militär- und Zivilistenkrankenhauses in Logroño ernannt und wurde zu einem der bestenAugenärzte Spaniens. Er heiratete eine Nichte aus Sagasta, die Regierungspräsidentin wurde.Abenteurer und unermüdlicher Reisender der er war, kämpfte er auf den Philippinen und Kuba und besuchte zahlreiche Male

Okinawa. Ein in Leder gebundenes Manuskript von 150 Seiten Stärke, das seine Schiffsreise belegt, spricht von einer mysteriösenKunst namens To-De und von einem nicht weniger beeindruckenden Herrn Higa. Das Manuskript wird 1908 auf seiner letztenReise fertiggestellt. Er ging danach in den Ruhestand und nahm als Freiwilliger im Kubakrieg teil, den er auch überlebte. Erverstarb 1910. Sein Sohn Juan Cruz Pereda, ein Sportlehrer, versuchte einige Teile des Dokuments umzusetzen, besondersdiejenigen, die der Körperertüchtigung zugute kamen.

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Die Kata als Werkzeug

Die Katas im To-De werden durch ihre Dauercharakterisiert, die spürbar länger ist als die in den

traditionellen Schulen des Karate-Do, und dieRhythmuswechsel generieren schwindelerregende

Schnelligkeit. Die Fausttechniken existieren, wenn sie auchsehr reduziert wurden, was im Gegensatz zu dem To-De

des Weißen Lotus steht, das in Wirklichkeit Chuan Fa inreinster Form ist.

Alle Programme der Katas wurden den Skizzen desManuskripts entnommen und basieren auf „Bai He“ bzw. dem„Weißen Kranich“, einem wahren anthropologischen Schatz,der den authentischen Kern und die Herkunft der Sanchinenthält. Was wir heutzutage kennen ist nur wenig mehr als einBruchteil der Kata.

Ich habe Katas eingesetzt, um Kranke mitKörperbehinderung und Immundepression gesunden zulassen. Die Ergebnisse sind spektakulär: Bei der Olympiade2000 in Sydney zeigte ein Querschnittsgelähmter aufrecht(!) die Form Sanchin. Diese Arbeit hat mich zum Anwärterauf den offiziellen Nobelpreis für Gesundheit werdenlassen.

Die durch dieses System provozierte Energie lässtsich nicht nur positiv zur Heilung einsetzen, sondern istauch sehr effektiv in der Selbstverteidigung. DieOrganisation Butokukai hat das System als „HoheKunst“ bezeichnet, denn die Techniken sind direktund tödlich. Es gibt spezielle Katas, in denen manzeigt, wie und wohin man schlagen muss, um dievitalen Punkte, Nerven, Blutbahnen zu erreichen,

sogar wie man in wenigen Sekunden töten kann,auch wenn letzteres nicht das Hauptziel jener Männer

war, die mit dem Unendlichen träumten.Das Manuskript öffnet die Türen zu Lehren von großem

anthropologischen Wert, und nach langen Jahren mühevoller Arbeitsteht dieses Wissen nun bereit und ist nützlich für die gesamte

Gesellschaft. Die Lehren des To-De sind ein Erbe für die gesamteMenschheit. Aus diesem Grund habe ich die Lehrweise angepasst, die

medizinischen Ausdrücke für den Menschen von der Straße anwendbargemacht, auch wenn er keinerlei Erfahrung in den Kampfkünsten

besitzt – und dies ist es, was mich stolz macht.Derzeit bin ich der Erbe dieses Wissens, ich haltemich treu an die Tradition. Unsere Schule besitzt und

vergibt auch keinerlei Graduierungen, wodurch wirProbleme hinsichtlich des Egos vermeiden. Derauthentische Prozess ist der, den jeder in sich

selbst mitmacht, und wenn es etwas gibt, das mannicht überlisten kann, dann ist dies unser eigenesBewusstsein.

Im o.g. Text wird detailliert das große Ziel desÜbenden erklärt: das Erlangen des Todes auf eine

Okinawa

„To-De ist eine Kunsthöheren Wissens undseine Praktikantenwaren kompletteKampfkünstler.”

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Okinawa

bewusste Weise, um sich auf dieweiteren Welten vorzubereiten, dienach dieser Welt folgen. Ebenso istein beindruckendender Aufsatz zusehen, der das Thema energetischeManipulation aufgreift.

Ich erhielt das Manuskript 1978.Damals übte ich mich in Chuan Faund Tomari-Te mit Masashi Moteguiund von da an konnte ich dank seinerHilfe und der der Meister MasafumiSuzuki, Takuyi, Nakashima, Akasi,Shigo Higa, Stefano Surace (Leiter derButokukai) und Dr. Vernon die Skizzenund Hinweise des Manuskripts wiederzum Leben erwecken, wodurch einvollständiges Programm anunveröffentlichten Katas des antikenTo-De zustande kam.

To-DeDie Lehre besteht aus 35 Katas und

beginnt mit „Den 50 Bewegungen desTo-De“, die sehr einfach von jedemMenschen ausgeführt werden können

und die über einen nichtanzuzweifelnden gesundheitlichenWert verfügen. Danach studiert mandie Form „Bai He“, in der die Form„Chuan Fa Ekenkyo Daruma Bai He“eingeschlossen ist. Die Lehre ist einauthentischer Schatz mit sehrschnellen Formen Sanchin, so dassman deren Ursprung weit über denWeißen Kranich hinaus vermutenmuss. Und natürlich darf die „Tsuki NoKata“ (Mondkata) nicht fehlen.

Die Form Bai He (Weißer Kranich)basiert auf Sanchin und besteht aus„Bai He Zhan Chi“ (Der Weiße Kranichbreitet die Flügel aus) und den „VierSchätzen“, die auf die vier Formenhinweisen, aus denen sie besteht.„Ming He Quan“ („Die schreiendeKranichkralle“) besteht wiederum ausweiteren „Vier Schätzen“. In allenFormen stehen Gleichgewicht undAtmungen der Art Sehne und Mark anerster Stelle. Die Energie wird durchReibung und Drehung der Wirbelerzeugt.

Der Bunkai basiert auf Technikendes Ausrenkens, Ver letzens vonNerven und Blutbahnen,Muskelfasern und Luftröhre mittelsder Finger, all dies auf erschreckendeinfache Weise.

Ebenso trainiert man die ersteForm „Kama Shurigama“ (durch eineKette geeinte Kamas), eine sehr alteWaffe, die man angezündetverwendete, um die Pferde zuerschrecken, wenn man Genick undHufe untersuchen wollte.

Die fünf Katas Turuashi, fünfSanchin, Ho, Huan Gar, zweiKushanku, Yabu No Kata, zwei GoryuNo Kata, drei Nakashima sind dieältesten Bestandteile des Stiles, derweiche Bewegungen mit teuflischerSchnelligkeit verbindet.

Und um diese Darstellungabzurunden möchte ich noch etwasanfügen, das man mir eines Tageserzählte:

„Während der Traum des To-Denoch immer lebt, wartet das Wunder“.

Die von Dr. Pereda anhand des Manuskripts seines Urgroßvaters wieder zusammengestellten Katas zeigenschöne Bewegungen. Man beachte diese Sequenz.

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Initiative Tradition und Carlos Castaneda

Während eines Aufenthaltes in London lernte Dr. Peredaden inzwischen verstorbenen Schriftsteller undAnthropologen Carlos Castaneda kennen. Jener zeigtegroßes Interesse für die Arbeit des jungen Arztes, dem ervorschlug, in Kalifornien zu arbeiten, zweifelsfrei um in seineArbeit der „Tensegridad“ (die „magischen Passierscheine“der Linie von Nagual Don Juan) die TraditionsformenOkinawas zu integrieren, wie sie von Herrn Higa gelehrtwurden. Dr. Pereda war dankbar für das gezeigte Interesse,doch er verstand, dass die Tradition auf möglichst direkteund reine Weise vermittelt werden musste in dem Bereich,den die Kampfkünste bilden. Die Leidenschaft CarlosCastanedas für die traditionellen chinesischen Kampfkünsteist bekannt und er gebrauchte diese, um gesundheitlicheAspekte herauszuarbeiten. Die Linie des Nagual Don Juanrechnete ebenso mit dem Meister der Kriegskünste NagualLujan, der in Wirklichkeit Lu Chian hieß, doch mit derbekannten Heiterkeit der Gruppe „taufte“ man ihn zu Lujan.

Die Kampfkünste als Formen der magischen Initiationhaben eine lange Tradition, und selbst heute nochfaszinieren sie viele Menschen. Wie erfährt man diese?Die Experten nennen mehrere Möglichkeiten:

- Unterbrechen der Wahrnehmung der Realität durchwiederholte Übungen, die außergewöhnliche Mengenvon Energie in das System laden, man „erweckt“schlafende Potentiale in der energetischen Struktur desMenschen.

- Erwecken von Körperbereichen, die gewöhnlich nichtgenutzt werden und nur unter besonderen oder extremenBedingungen zum Einsatz kommen, wie z.B. Bereiche imGehirn, die man normalerweise nicht in Anspruch nimmt.

- Einreißen der gewohnten Mauern, Normen undVerhaltensweisen; man stößt das Individuum in die

„Realität“ ohne deren gewohnten Masken, man bricht alleVerteidigungsmechanismen, um auf direkte Weise dieDummheit des Menschen zu entblößen. Die Expertenerhalten ohne diese Last des „Menschseins“ genügendEnergie, um unvergleichliche Bewusstseinssprünge zumachen.

- Einmal entblößt, nackt, übernimmt das zentrale Ich dieGewalt über das Sein und steuert es in die wahre Richtungseiner Natur.

- Halten eines dynamischen Gleichgewichts, und wenndie inneren Spannungen sehr stark sind, benötigt manspezif ische Übungen, die das Gleichgewichtwiederherstellen. Hier ist der Bereich, wo die Kampfkünsteeine nicht wegzudenkende Quelle der Ruhe durch dieÜbungen herbeiführen, und dies im Hier und Jetzt.

Das Manuskript und sein AutorDas Manuskript des Dr. Raimundo ist ein wahrer Schatz.

Es wurde zwischen 1810 und 1860 über die Lehre vonMeister Higa in den Ryu Kyu Okinawa verfasst. Beachten

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Sie den offiziel len Stempel derMilitärabteilung für Gesundheit derProvinz Burgos. Im Text finden sichzahlreiche Anspielungen auf das„Eisenhemd“ bezogen auf dieGesundheit, vom Militärarzt sehreingehend aufgezeichnet, ebensosind exotische Techniken zu sehen,mit denen man die Hoden anhebt,etc.

Links: Dr. Raimundo Felix Pereda ineiner Daguerreotypie jener Zeit. Untenrechts eine Kopie der kuriosenAnzeige, in der der Sohn desMilitärarztes das To-De alsGesundheitskunst anpries. „Sowohlfür Militärs als auch für jene, diekämpfen müssen“.

Dr. Pereda, Kampfkünsteund Medizin

Geboren am 5.10.1956 in Logroño(La Rioja/Spanien). Studium derMedizin und Chirurgie. DanachSpezialisierung in Biologie,Sportmedizin und Rehabilitation ander Universität Bordeaux. In SpanienAufbaustudium in Sportwissenschaftan der Autonomen Universität

Barcelona, Orthopädieund Traumatologie desSports. Außerdem ist erAnästhesist und besetztein dieser Sparte einenPosten als internationalerBeauftragter.

1967 tritt er in die Weltdes Budo ein undbeginnt mit Judo. Nurzwei Jahre später weihtin ein Cousin, der inLondon wohnt und beiHerrn Ogami lernt, in dieGrundlagen des Karate-Do ein.

Seine eigentl icheEntdeckung der Kunstfand durch das Erlernendes Chuan Fa undTomari-Te statt, das erunter Masashi Moteguifast zehn Jahre langerlernte. Dank dessenwurde er in die Schule

des legendären Masafumi Suzukiaufgenommen, der Goju Ryu und Ju-Jutsu ausübte. 1978 erhält er dasbesagte Manuskript über To-De vonseiner Großmutter, und von diesemAugenblick an, hilft ihm Motegui indiese Richtung zu arbeiten.

1982 zieht er nach Frankreich undpendelt einen großen Teil des Jahreszwischen Bordeaux und Paris, um vongroßen Meistern Okinawas zu lernen:Takuyi, Akashi, Nakashima undSheigo Higa. Seine Ausbildungdauerte weitere acht Jahre, immer inder Linie des To-De, um diesen Stilbesser zu verstehen.

Einer seiner größten Ziehväter istder charismatische Dr. Vernon Bell,der zu den inzwischen verstorbenenMeistern Mochizuki, Kazanawa undanderen engste Beziehungen pflegte.Ebenso ist der Leiter des Butokukai,Meister Surace, als sein geistigerBruder bekannt.

Nach mehr als zwanzig JahrenStudium präsentiert er die ersteVorführung des ParalympischenKarate, wodurch er im Karate und denOlympischen Spielen Geschichteschreibt und wofür er aus Händen

Masafumi Suzukis den 6. Dan erhält.Seine Meister des Tomari und ChuanFa folgen weiterhin der klassischenLinie, weswegen auch sie selbst wederGraduierungen noch Titel haben undsolche auch nicht vergeben.

Seit seiner Vorführung bei denParalympischen Spielen erhält erEhrungen von fast allen Großmeisterndes Budo, besonders von demlegendären Riochi Sasakawa, derseine Arbeit dem Japanischen Kaiserpräsentierte.

TitelAls Meister des To-De und Tomari-

Te besitzt er keinerlei Grade oderAuszeichnungen, denn solche wurdennoch nie vergeben. Er ist trotzdemvon den höchsten Instanzen in derWelt des Budo anerkannt und erhieltden Titel des Meijin, was ihn zu demeinzigen „Westler“ macht, der diesenTitel hält und noch lebt. Dieser Titelmuss von mehr als dreiOrganisationen vergeben werden:Meij in und Ju Dan des Karate:European Ju Jutsu Union, SeibukanSasakawa, Butotukai Institute,Federation of Okuiawa, Council ofMaster, Ju-Dan Ju Jutsu, American JuJutsu-Union, Rumänischer Verbandder Kampfkünste, etc.

Dr. Pereda ist außerdemSchriftsteller und erhielt denNishiyama-Preis in Poesie und dieWeiße Chrysantheme für Erzählung.Er wurde für seine anthropologischenArbeiten über Asien mit demGoldenen Buch des InternationalenOlympischen Komiteesausgezeichnet. Ebenso stellte er seineWerke der japanischen Malerei aus.

Dr. Pereda machte das Karatedurch seine „Karatetherapie“ mittelsder Weltgesundheitsorganisationbekannt und wurde damit zumoffiziel len Aspiranten auf denNobelpreis für Solidarität. SeineArbeiten mit dem Karate richteten sichzuerst an Körperbehinderte, später anKinder mit Leukämie und danach anAidskranke. Und dies sind nur einigeder Aktivitäten von Herrn Dr. Pereda.

OKinawa

Das Manuskript des Dr. Raimundo ist einwahrer Schatz. Es wurde zwischen 1810 und1860 über die Lehre von Meister Higa in denRyu Kyu Okinawa verfasst.

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