KANZLEIMANAGEMENT Peer Review - · PDF fileConsultant 11/2005 13 Als Chance für den Mittelstand wurde er gefeiert. Der Peer Review sei ein Werbemittel, welches das Ansehen der Wirtschaftsprüfer

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  • 12 Consultant 11/2005

    PEER REVIEWTOPTH E M AKANZLEIMANAGEMENT

    Peer Reviewfesselt den Berufsstand

    Die externe Qualittskontrolle (Peer Review) fr Wirtschaftsprfer spaltet den Berufsstand. Whrend die einen darin ein wichtiges Mittel sehen, das Ansehen wieder zu verbessern, lehnen viele den Peer Review ab. Obwohl bis Jahresende eine externe Qualitts-kontrolle vorgeschrieben ist, um auch knftig gesetzlich vorgeschriebene Prfungen testieren zu drfen, weigert sich bislang ein Teil der WPs/vBPs. Consultant liefert Hinter-grnde, Konsequenzen und mgliche Lsungen. EVA ENGELKEN

    I N T E R N E T- T I P P

    Zustzlich zu den hier dargestell-ten Beitrgen hat Consultant-Autorin Eva Engelken mit Dr. Bernd Rdl (Rdl & Partner) ein Interview zu Kooperationen unter WPs gefhrt, das exklusiv auf unserer Homepage zu lesen ist.

    www.consultant.de

  • Consultant 11/2005 13

    Als Chance fr den Mittelstand wurde er gefeiert. Der Peer Review sei ein Werbemittel, welches das Ansehen

    der Wirtschaftsprfer in der ffentlichkeit steigern knne, schrieb WP/StB Prof. Dr. Rainer Ludewig, ehemaliger Vorstands-vorsitzender des Instituts der Wirtschafts-prfer (IDW), 2001 in der Zeitschrift Die Wirtschaftsprfung. Vier Jahre spter hat sich die externe Qua-littskontrolle als Knebel entpuppt, der den kleinen Vertretern des Berufsstands die Luft zum Atmen nimmt. Der Peer Review ist so ntig wie ein Kropf, beschwert sich WP/StB Axel Kosanke, Seniorpartner der Accurat Treuhand-GmbH in Hamburg. WP/StB/RA Dieter Ulrich, Prsident der Wirtschaftsprferkammer (WPK) und Partner bei Dr. Rver & Partner in Berlin, verteidigt das Instrument: Unser Berufsstand ist bisher der erste unter den Freiberuflern, der sich flchendeckend ei-ner Qualittskontrolle unterzieht; anfangs murrend, inzwischen aus berzeugung.berzeugt sind viele Wirtschaftsprfer vor allem von einem: Die externe Quali-ttskontrolle spaltet die Branche. Es gibt eine Spaltung des Berufsstands, die findet faktisch statt und das wird durch den Peer Review noch mal ganz massiv befrdert, meint WP/StB/RA Dr. Bernd Rdl, ge-schftsfhrender Gesellschafter der WP-Gesellschaft Rdl & Partner in Nrnberg. Schon heute steht fest, dass ein Teil der Abschlussprfer an der externen Quali-ttskontrolle nicht teilnehmen und damit das Recht verlieren wird, gesetzlich vorge-schriebene Prfungen durchzufhren.

    Amputation des BerufsstandsNach Schtzungen der WPK betrifft dies ein Viertel aller Berufstrger. Doch viele befrchten, dass dieser Anteil weitaus h-her liegen wird. Dass ein Teil der Berufs-trger auf die Knigsdisziplin des Berufs, nmlich die gesetzliche Abschlusspr-fung, verzichtet, kommt einer Amputation des Berufsstands gleich, sagt Rdl. Fr diejenigen, die nicht daran teilnehmen, wirken sich die Anforderungen des Peer Review als gesetzliche Herabstufung vom WP zum bloen Steuerberater aus, sagt ein anderer Wirtschaftsprfer, der nicht namentlich genannt werden mchte. Selbst

    die WPK stellt fest: Es wird zu einer Di-versifizierung im Berufsstand kommen, weil es WPs und vereidigte Buchprfer mit und solche ohne Berechtigung zur Durch-fhrung gesetzlicher Abschlussprfungen geben wird, so Kammerprsident Ulrich. Er glaubt allerdings nicht, dass die groen WP-Gesellschaften nun stark gewinnen: Die Big Ten` gewinnen kein einziges Mandat dadurch, dass ein kleiner Kollege seine einzige Pflichtprfung abgibt. Beide arbeiten ja in vllig unterschiedlichen Mrkten. Das sehen Vertreter der kleinen Praxen anders, sie vermuten sogar ein System hinter den immer schrfer werdenden Qua-littssicherungsvorschriften. Mit dem Argument, die Kleinen bestehen den Peer Review nicht, machen sich die Groen auf den Weg, die durch berbrokratisie-rung frei werdenden Prfungsmandate zu bernehmen, befrchtet WP/StB Michael Gschrei aus Mnchen, Vorstand eines neu gegrndeten Vereins der mittelstn-dischen Wirtschaftsprfer, WP-Net.com. Noch brummt die Zertifizierungsmaschi-

    ne allerdings heftig. Rund 700 Qualitts-kontrollen werden durchgefhrt und die Kammer rechnet damit, dass sich weitere 1.500 Praxen bis Jahresende am Verfahren beteiligen, so dass dann insgesamt etwa 3.500 Praxen am Verfahren teilgenommen haben werden. In diesen Praxen sind nach WPK-Schtzungen etwa drei Viertel der Berufstrger ttig. Das bedeutet, dass nach Jahresende rechnerisch ein Viertel der Berufstrger keine Pflichtprfungen mehr durchfhren darf. Unklar ist allerdings, wie viele von die-sem Viertel schon bisher nicht mehr im Prfungsgeschft ttig waren. Grund-stzlich ist bei solchen Angaben auch zu bercksichtigen, dass es schon immer eine Gruppe von WPs und vBPs gab, die sich nicht mit gesetzlich vorgeschriebenen Abschlussprfungen befassen, weil ihr Kerngeschft in anderen Bereichen liegt, zum Beispiel Steuerberatung, meint WP/StB Ursula Lindgens von KPMG, zugleich auch Vorsitzende der Kommission fr Qua-littskontrolle.

    Prfungen werden unrentabelGrnde, sich aus dem Prfungsgeschft zurckzuziehen, gibt es viele. Das Abar-beiten der Checklisten bedeutet einen Ver-waltungsaufwand, den sich ein kleinerer WP kaum leisten kann. Eine Kanzlei, die beispielsweise nur fnf Prfungsauftrge hat, verdient an einer Prfung nichts mehr, wenn sie in Wettbewerb zu uns Groen tritt, stellt Dr. Bernd Rdl fest, dessen Gesellschaft weltweit rund 2.350 Mitar-beiter beschftigt. Der Aufwand, der wegen weniger Prfungs-auftrge gefhrt werden muss, lsst sich nicht umlegen auf mehrere Mandate. Der Fixkostenanteil pro Auftrag wird zu hoch. Verschrfend wirkt sich der nach wie vor anhaltende Verdrngungswettbewerb im Markt aus, der ber Dumpingpreise fr

    Eva Engelkenaus Mnchengladbach ist Volljuristin und wurde an der zur Verlags-gruppe Handelsblatt gehrenden Georg von Holtzbrinck-Schule fr Wirtschaftsjournalisten ausgebildet. Sie schreibt ber unterneh-mensrelevante Rechts- und Wirtschaftsthemen unter anderem fr Handelsblatt, Wirtschaftswoche und VDI-Nachrichten.E-Mail: [email protected]; www.engelken-online.de

    AU TO R I N

    SEITE 12WPs gefesseltSEITE 14Berufsstand gespaltenSEITE 14Peer Review in letzter MinuteSEITE 16GastkommentarSEITE 20Kooperation als AlternativeSEITE 22Erfahrungsbericht

    T I T E L T H E M E N

  • PEER REVIEWTOPTH E M AKANZLEIMANAGEMENT

    Teilnahme an der Qualittskontrolle (QK) vereidigte Buchprfer in eigener Praxis:

    ohne QK: 3.524 /mit QK: 990 Buchprfungsgesellschaften:

    ohne QK 160/mit QK: 14 WPs in eigener Praxis:

    ohne QK: 6.637 /mit QK: 637 Wirtschaftsprfungsgesellschaften: ohne QK: 3.153 /mit QK: 1.239 Status quo:

    es haben zirka 1.980 Praxen teilgenommenNach Schtzung der Wirtschaftsprferkammer (WPK) werden bis Jahresende weitere 1.500 Praxen teilnehmen, so dass insgesamt 3.500 Praxen am Verfahren teilgenommen haben werden. Mit den bisher durchgefhrten Qualittskontrollen sind nach Schtzungen der WPK rund 45 % der Berufstrger erfasst, zum Jahresende werden es 75 % sein.25 % der Berufstrger werden voraussichtlich nicht an der Qualittskontrolle teilnehmen.Versagt wurden bisher zwlf Teilnahmebescheinigun-gen, in 104 Fllen wurden Auflagen und Nachprfun-gen angeordnet.Quelle: Wirtschaftsprferkammer (WPK)

    PrfungsmarktBelegbare Zahlen zur Menge der Pflichtprfungen und freiwilligen Prfungen in Deutschland liegen nach Angaben der WPK nicht vor. Eine Aussage ber die Aufteilung des Markts fr Abschlussprfungen lsst sich daher nicht treffen. Diverse Schtzungen und Untersuchungen des Prfungsmarktes gehen davon aus, dass ca. 80 % der Abschlussprfungen von den Big Five-Gesellschaften (KMPG, Ernst & Young, PricewaterhouseCoopers, Deloitte & Touche und BDO) geprft werden. Im Dax sind es ber 95 %.

    Markt der Prfer fr QualittskontrolleZertifiziert bei der WPK sind 2.800 Prfer und Prferinnen deutschlandweit. Von diesen haben jedoch bisher nur 585 Prfer Qualittskontrollen durchgefhrt. Entgegen den Erwartungen haben sich im Qualittsprfermarkt keine der groen Gesellschaften durchgesetzt. Der WPK zufolge findet sich unter den elf Praxen mit mehr als 30 Qualittskontrollmandaten keine der so genann-ten Big Four-Gesellschaften. Aus Grnden der Neutralitt beim Wettbewerb spricht die WPK keine Empfehlungen zu geeigneten Qualittskontrollpr-fern aus. Wirtschaftsprfer drfen jedoch mit ihrer Eigenschaft als Qualittskontrolleur im Briefkopf werben. Allerdings haben viele WPs nach Auskunft der Kammer die Lehrgnge zur Qualifikation als Prfer fr Qualittskontrolle nur absolviert, um sich auf die Fragestellungen der Qualittskontrolle in ihrer eigenen Praxis besser vorbereiten zu knnen, respektive ihre Qualittssicherungssysteme den Anforderungen anzupassen. Quelle: WPK

    B R A N C H E N FA K T E N

    Ein Berufsstand spaltet sich

    CONSULTANT: Kann man es noch schaf-fen, sich bis Jahresende prfen zu lassen? Ursula Lindgens: Das hngt von indi-viduellen Faktoren ab, wie zum Beispiel der Struktur und der Gre der Praxis. Hat die Praxis die bereits seit 1995 im Berufsstand verbindlichen Regeln fr eine ordnungsgeme Praxisorganisation beachtet und wird diese Organisation auch so gelebt, ist es fr einen erfahrenen Prfer fr Qualittskontrolle kein Problem, die Prfung bei einer kleinen oder mittleren Praxis noch im Dezember 2005 durch-zufhren.Die zeitlichen Kapazitten drften bei den Prfern fr Qualittskontrolle allerdings langsam knapp werden. Wer allerdings zurzeit noch eine desolate Praxisorgani-sation hat, drfte Probleme damit haben, seine Organisation noch rechzeitig umzu-stellen, und dies dann auch noch vor dem 31.12.2005 prfen zu lassen. CONSULTANT: Was passiert, wenn man es nicht schafft?Ulrich: Wer es nicht mehr bis Jahres-ende mit der Prfung schafft, kann die Prfung im nchsten Jahr nachholen. Es gibt keine zeitlichen Beschrnkungen. Jeder kann jederzeit die Qualittskon- trolle durchfhren lassen und damit auch nach dem 1.1.2006 die Berechtigung zur Durchfhrung von Pflichtprfungen wie-der erwerben. Wir wissen von vielen Kollegen, die die Qualittskontrolle durc