5
Karate und das Gitarrenspiel Parallelen und Differenzen Luca Aquino 10.02.2011

Karate und das Gitarrenspiel

Embed Size (px)

DESCRIPTION

Da neben dem Karate die (elektrische und akustische) Gitarre meine zweite grosse Leidenschaft ist, will ich diese beiden Themen für meine Dan-Arbeit kombinieren.„Karate und das Gitarrenspiel“ behandelt keineswegs das, wonach es zuerst scheinen mag: Ich habe dabei keine Experimente mit der Gitarre im Training durchgeführt und möchte somit auch nicht auf das sogenannte „Soundkarate“ eingehen, sondern vielmehr die Parallelen und Differenzen zwischen diesen beiden Tätigkeiten aufzeigen.Für die Arbeit standen mir lediglich meine Interpretationsgabe, meine Phantasie sowie etwas Erfahrung in den beiden Themengebieten zur Verfügung, deshalb kann ich weder für die Korrektheit noch für die Vollständigkeit dieses Dokuments garantieren.

Citation preview

Page 1: Karate und das Gitarrenspiel

Karate und das Gitarrenspiel Parallelen und Differenzen

Luca Aquino

10.02.2011

Page 2: Karate und das Gitarrenspiel

Luca Aquino

SWKR Dan-Arbeit Karate und das Gitarrenspiel – Parallelen und Differenzen Seite 2 von 5

INHALT

Inhalt ......................................................................................................................................................................................... 2

Vorwort ..................................................................................................................................................................................... 3

Der Körper ................................................................................................................................................................................ 3

Das Praktizieren ........................................................................................................................................................................ 4

Mit dem Herz bei der Sache sein .......................................................................................................................................... 4

Bedeutung eines Lehrers ...................................................................................................................................................... 4

Verhaltensschulung .................................................................................................................................................................. 5

Den Alltag vergessen ................................................................................................................................................................ 5

Den Kopf leeren .................................................................................................................................................................... 5

Page 3: Karate und das Gitarrenspiel

Luca Aquino

SWKR Dan-Arbeit Karate und das Gitarrenspiel – Parallelen und Differenzen Seite 3 von 5

VORWORT

Da neben dem Karate die (elektrische und akustische) Gitarre meine zweite grosse Leidenschaft ist, will ich diese beiden

Themen für meine Dan-Arbeit kombinieren.

„Karate und das Gitarrenspiel“ behandelt keineswegs das, wonach es zuerst scheinen mag: Ich habe dabei keine

Experimente mit der Gitarre im Training durchgeführt und möchte somit auch nicht auf das sogenannte „Soundkarate“

eingehen, sondern vielmehr die Parallelen und Differenzen zwischen diesen beiden Tätigkeiten aufzeigen.

Für die Arbeit standen mir lediglich meine Interpretationsgabe, meine Phantasie sowie etwas Erfahrung in den beiden

Themengebieten zur Verfügung, deshalb kann ich weder für die Korrektheit noch für die Vollständigkeit dieses

Dokuments garantieren.

DER KÖRPER

Der menschliche Körper dient im Karate als Instrument zur Ausübung der jeweiligen Techniken, er nimmt also die gleiche

Rolle ein wie eine Gitarre, die zur Tonerzeugung eingesetzt wird.

Die Qualität des Instruments spielt in beiden Fällen keine Rolle. Ganz egal, wie viel eine Gitarre kostet, aus welchem Holz

sie fabriziert wurde oder wie diese aussieht – wenn man des Gitarrenspiels nicht mächtig ist, bringt man auch auf dem

besten Instrument keinen Ton zustande.

So auch im Karate: Nehmen wir als Beispiel den Vergleich zwischen einem jungen, durchtrainierten Sportler und einem

etwas älteren aber erfahrenen Sensei. Trotz des älteren Körpers führt ein Sensei eine weitaus effektivere Technik als der

Sportler aus. Auch wenn der Jungspund durch die Muskeln etwas Kraft wettmachen kann, verursacht dieser Schlag nicht

annähernd dieselbe Wirkung.

Auch von der Ausübung des Karates mit einem verletzten Körper können Parallelen zur Gitarre gezogen werden. Eine

fehlende Hand gleicht z.B. einer fehlenden Saite, in beiden Fällen ist ein Teil des benötigten Instrumentes nicht mehr

benutzbar. Trotz dieser Einschränkung wird der wahre Virtuose sein Werk weiterhin verrichten können. Er ist zwar

eingeschränkt, kann diese Schwierigkeiten aber umgehen oder zumindest durch eine andere Technik kompensieren.

Werden obige Überlegungen weitergeführt, so kann das Abtrainieren eines zu dicken Bauches mit der Restauration einer

in die Jahre gekommenen Gitarre und der Aufbau von Muskeln z.B. mit dem Auswechseln der Tonabnehmer verglichen

werden. Dies alles hat zwar keinen Einfluss auf die Technik selbst, da die nach wie vor vom Ausübenden abhängt, jedoch

wird dadurch das Praktizieren etwas erleichtert. Die Technik gewinnt durch die Muskeln optisch etwas an Schärfe, sowie

der Ton durch das Auswechseln der Tonabnehmer etwas klarer wird.

Page 4: Karate und das Gitarrenspiel

Luca Aquino

SWKR Dan-Arbeit Karate und das Gitarrenspiel – Parallelen und Differenzen Seite 4 von 5

DAS PRAKTIZIEREN

Sowohl für das Karate, als auch für das Gitarrenspiel gilt: Übung macht den Meister. Je länger und je mehr praktiziert

wird, desto besser beherrscht man die Tätigkeit (wobei dieses Prinzip eigentlich auf alles angewendet werden kann). Je

länger man das Karate ausübt, desto mehr lernt man seinen Körper zu beherrschen. Beim Musizieren verhält sich dies

sehr ähnlich, mit der Übung werden die Bewegungen präziser, genauer, effektiver – genau wie beim Karate über den

Körper gewinnt man hierbei eine immer bessere Kontrolle über seine Finger.

Jedoch gibt es hier einen kleinen Unterschied: Der Musikant muss zusätzlich den Umgang mit einem Fremdkörper

erlernen. Als Parallele im Karate kann man die Partnerübungen betrachten. Je länger man mit demselben Partner übt,

desto flüssiger werden die Übungen – eine Harmonie entsteht. Je mehr dann die Technik reift und an Effektivität gewinnt,

desto leichter fällt danach der Partnerwechsel. Dieses Prinzip lässt sich analog auf das Gitarrenspiel anwenden: Je präziser

und sicherer die Fingerbewegungen werden, desto unabhängiger ist man vom Instrument.

MIT DEM HERZ BEI DER SACHE SEIN

Wie das Gitarrenspiel an sich mit einer Partnerübung, so kann eine Kata in mit einem Song vergleichen werden. Dabei

handelt es sich auch um eine festgelegte Abfolge von Akkorden und Tönen oder im Karate um die Abfolge von

verschiedenen Techniken, welche ein neues Gesamtbild ergeben. Das Wichtigste beim Üben der Kata / beim Spielen eines

Liedes ist aber nicht primär das korrekte Ausführen dieses Ablaufs, denn wenn dieser nur mechanisch nachgeahmt wird,

merkt auch ein ungeübter Zuschauer bzw. Zuhörer: Irgendetwas fehlt. Dieses gewisse Etwas ist es, was überall im Karate

und auch immer im Gitarrenspiel anzutreffen sein sollte, nämlich das Miteinbeziehen des Herzens. Eine Kata soll man

nicht einfach ausführen – sie muss gekämpft, durch den Willen und die Leidenschaft des Karatekas beflügelt werden!

Exakt wie ein Song nicht gespielt werden soll. Man muss ihn fühlen- die Emotionen des Gitarristen sollen darin aufleben!

Und dies betrifft nicht nur die Kata, sondern auch die Bunkai, Kumite, ja, gar jeden Zuki – wie in der Musik die

Improvisation, jeder Akkord und jeder einzelnen Ton von diesen Gefühlen lebt.

BEDEUTUNG EINES LEHRERS

Unbestritten spielt ein Sensei im Karate eine sehr wichtige Rolle. Dieser leitet seinen Schüler auf den richtigen Weg – bei

der Ausführung von Techniken oder auch Zwischenmenschlich. Vor allem will er aber die nötige Geistespräsenz

vermitteln, welche nötig ist um eine Technik nicht nur mechanisch, sondern eben auch mit der Seele auszuführen.

Karate aber ohne Vorkenntnisse selbst zu erlernen ist beinahe ein unmögliches Vorhaben. Sollte dies überhaupt möglich

sein, so vermutlich nur auf einem dilettantischen Niveau. Gewiss, ab einem bestimmten Wissensstand kann man sich

selbst korrigieren und man profitiert durch das Training ohne Lehrer auf ganz andere Weisen als durch ein reguläres

Training, aber dafür muss technisch und geistig ein gewisser Level des Karates erreicht werden. Ist man erst einmal an der

Spitze, so muss sogar ohne ein Sensei weitertrainiert werden, damit die Techniken weiter perfektioniert werden können.

Ganz anders verhält sich dies beim Erlernen des Gitarrenspiels. Vor allem im Zeitalter des Internets sind immer mehr

Autodidakten anzutreffen, da es unzählige Webseiten und Videos gibt, die sich mit diesem Thema befassen. Um eine

Gitarre spielen zu lernen ist ein Lehrer dennoch von Vorteil, da dieser die Fehler sofort erkennen und dadurch viel

schneller Abhilfe schaffen kann, als wenn man diese alleine ausmerzen muss. Faktoren wie Gefühle in das Spiel werden

hier meist selbst erlernt. Dies ist im Karate zwar auch geschehen, jedoch gestaltet es sich dort um einiges schwieriger.

Page 5: Karate und das Gitarrenspiel

Luca Aquino

SWKR Dan-Arbeit Karate und das Gitarrenspiel – Parallelen und Differenzen Seite 5 von 5

VERHALTENSSCHULUNG

In diesem Punkt unterscheidet sich das Karate vom Gitarrenspiel in vielen und doch so wenigen Punkten. Im Karate wird

dem Schüler Disziplin, Respekt, Dankbarkeit und Bescheidenheit ab der ersten Stunde gelehrt, wie in der japanischen

Kultur üblich. Man begegnet seinen Kameraden stets mit Freundlichkeit, versucht tiefergraduierten Schülern gegenüber

eine Vorbildfunktion einzunehmen und wo auch immer möglich mit Ratschlägen zur Seite zu stehen, um den Sensei zu

unterstützen.

Nicht zuletzt kommt im Karate das Vereinsleben, denn unter den Schülern herrscht meist ein sehr angenehmes Klima,

eine Harmonie, trotz den vielen charakterlichen Unterschieden. Jeder wird akzeptiert wie er ist.

All diese Charakterzüge werden die Musiker nicht gelehrt, doch irgendwie sind diese meistens trotzdem vorhanden. Um

erfolgreich zu sein, was wohl das Ziel oder eher die Hoffnung aller Musiker ist, ist Disziplin unabdingbar, denn anders wird

man niemals Fortschritte machen.

Unter Musikern begegnet man sich wie auch in einer Karateschule mit Freundlichkeit, so z.B. wenn man den

Gitarrenladen seines Vertrauens besucht und statt nur einzukaufen auch noch eine Unterhaltung wie unter Freunden mit

anderen Kunden oder auch dem Verkäufer führt, es herrscht meist ein ganz eigenes, ebenfalls ein harmonisches Klima

unter den Leuten. Es werden Tipps ausgetauscht, die sowohl das Equipment als auch die Spieltechnik selbst betreffen.

Der wohl grösste Unterschied zwischen der Mentalität im Karate und in der Musik wird durch Erfolg hervorgerufen. Da

Musikern nur selten Bescheidenheit oder Bodenständigkeit gelehrt wurde, heben diese durch ihre neu erlangte

Berühmtheit völlig ab. Unfreundlichkeit und Arroganz sind die Charakterzüge, die sich dann hervortun.

DEN ALLTAG VERGESSEN

Eine weitere Eigenschaft, die das Karate und das Gitarrenspiel teilen: Der Alltag gerät dadurch in totale Vergessenheit.

Alle Probleme, Sorgen, der Beruf etc. werden zumindest für den Moment unwichtig, und man konzentriert sich voll und

ganz auf die momentane Tätigkeit.

Dies ist z.B. beim Erlernen einer neuen Kata / eines neuen Songs der Fall, denn die gesamte Konzentration muss zur

Einprägung des Ablaufs aufgewendet werden. Auch beim Training einer Technik ist dies der Fall, man analysiert seine

Fehler und versucht diese irgendwie zu beheben, was wiederum die gesamte Geistesgegenwart des Karatekas erfordert -

genau wie es die volle geistige Präsenz eines Gitarrenspielers erfordert, wenn er eine Ungereimtheit in einem Lied

beheben will.

DEN KOPF LEEREN

Generell muss im Karate und auch beim Gitarrenspiel eine gewisse Leere im Kopf bewahrt werden. Bei einer

Partnerübung soll nicht nachgedacht werden, was als Nächstes folgen kann. Stattdessen sollen die Reflexe walten, die

Technik führt man ab einer gewissen Stufe ohne ein Nachdenken aus.

Auch beim Gitarrenspiel ist dies der Fall: Wenn man während einem Solo / dem Improvisieren ständig Gedanken wie

„Hoffentlich treffe ich den nächsten Ton!“ oder „Was passiert, wenn das Solo fehlschlägt?“ im Kopf hat, so tritt

irgendwann eine geistige Blockade ein, und der schlimmste , der eben gedachte Fall tritt bestimmt ein. Stattdessen sollte

man sich einfach getrauen, auch einmal einen falschen Ton zu spielen. Solange man mit vollem Herzen dabei war und

etwas Selbstsicherheit an den Tag legt überzeugt man bestimmt auch das Publikum –in der Musik wie auch im Karate.