Author
berahthraben-nembhard
View
105
Download
1
Embed Size (px)
Karl C. Mayer www.neuro24.de
AlkoholismusAlkoholismus
Der betrunkene Noah , Michaelangelo Sistinsche Kapelle
Noah wurde der erste Ackerbauer und pflanzte einen Weinberg. Er trank von dem Wein, und wurde davon betrunken und lag entblößt in seinem Zelt. Ham der Vater Kanaans sah die Blöße seines Vaters und erzählte davon draußen seinen Brüdern. Da nahmen Sem und Jafet eine Überwurf; den legten sich bei auf die Schultern, gingen rückwärts und bedeckten die Blöße ihres Vaters. Sie hatten ihr Gesicht abgewandt und konnten die Blöße ihres Vaters nicht sehen. Als Noah aus seinem Rausch erwachte und erfuhr, was ihm sein 2. Sohn angetan hatte, verfluchte er Kanaan. Genesis 9
Karl C. Mayer www.neuro24.de
Alkohol Alkohol Ist einfach transportierbar, einfach in kleinere Ist einfach transportierbar, einfach in kleinere
Mengen teilbar, vergleichsweise billig und Mengen teilbar, vergleichsweise billig und einfach herstellbareinfach herstellbar
Ist real überall verfügbar, Versuche ihn zu Ist real überall verfügbar, Versuche ihn zu verbieten haben in Staaten wie in verbieten haben in Staaten wie in geschlossenen Einrichtungen wenig Erfolg geschlossenen Einrichtungen wenig Erfolg und viele Nachteileund viele Nachteile
Wird auch bei normalem Konsum als Wird auch bei normalem Konsum als Beruhigungsmittel um besser zu entspannen Beruhigungsmittel um besser zu entspannen und Hemmungen abzubauen genutzt,und Hemmungen abzubauen genutzt,
Kommt als kleines Molekül durch jede Kommt als kleines Molekül durch jede Zellwand des Körpers, wird schnell Zellwand des Körpers, wird schnell aufgenommen, verteilt sich schnell im Körperaufgenommen, verteilt sich schnell im Körper
Karl C. Mayer www.neuro24.de
Die Alkoholwirkung ist Die Alkoholwirkung ist dosisabhängig und z.T. dosisabhängig und z.T.
individuell unterschiedlichindividuell unterschiedlich Hemmungen lassen nachHemmungen lassen nach Koodination wird schlechterKoodination wird schlechter Wachheit läßt nach, Reaktionszeit verlangsamt Wachheit läßt nach, Reaktionszeit verlangsamt
sichsich Tollpatschigkeit, mangelnde GefühlskontrolleTollpatschigkeit, mangelnde Gefühlskontrolle AggressivitätAggressivität Verwaschene SpracheVerwaschene Sprache Schwere GangstörungSchwere Gangstörung VerwirrungVerwirrung Schlecht weckbarSchlecht weckbar Bewusstlosigkeit Bewusstlosigkeit Koma Koma Tod Tod
Karl C. Mayer www.neuro24.de
Neurobiologische Neurobiologische Verhaltensaspekte des Verhaltensaspekte des
AlkoholismusAlkoholismusStimulierung, angenehme Stimulierung, angenehme Gefühle, positive Gefühle, positive Verstärkung, CarvingVerstärkung, Carving
Verstärkt das Verlangen nach Verstärkt das Verlangen nach Alkohol und fördert den Alkohol und fördert den KonsumKonsum
SedierungSedierung Kann den Konsum verstärken Kann den Konsum verstärken oder vermindernoder vermindern
AversionAversion Schützt vor dem KonsumSchützt vor dem Konsum
Entzugsymptome; Entzugsymptome; Verstärken den Konsum um Verstärken den Konsum um unangenehme Symptome zu unangenehme Symptome zu vermindernvermindern
Selbstmedikation bei Selbstmedikation bei psychischen Störungen psychischen Störungen (Angst- und Spannungs- (Angst- und Spannungs- lösendlösend
Verstärkt das Verlangen nach Verstärkt das Verlangen nach Alkohol und fördert den Alkohol und fördert den Konsum um die Konsum um die psychiatrischen Symptome zu psychiatrischen Symptome zu lindern lindern
Nach DRUG THERAPY FOR ALCOHOL DEPENDENCE ROBERT M. SWIFT http://www.nejm.org Volume 340 Number 19; 1483
Karl C. Mayer www.neuro24.de
Beim Autofahren Beim Autofahren Beeinträchtigungen der Fahrsicherheit
0,3 Promille: "kurzsichtig" Fehleinschätzung von Abständen, erhöhtes Verkehrsrisiko
0,5 Promille: "farbenblind"Rot wird nicht mehr richtig wahrgenommen, die Sehleistung ist um 15 % eingeschränkt, die Augen können sich auf Hell-Dunkel-Grenzen nur langsam einstellen.
0,8 Promille: "enthemmt"Gleichzeitig verliert man die Kontrolle über Augenbewegungen; das Blickfeld verengt sich.Reaktionen werden bis zu 50 % langsamer; die Sehkraft ist um 25 % verringert. Verkehrsrisiko vervierfacht.
Absolute Fahruntüchtigkeit 0,3 bis 1,09 Promille und alkoholbedingte Ausfallserscheinungen sind nachweisbar
1,1 Promille: "verwirrt„ und Sprechstörungen kennzeichnen die 1,1 Promille-Grenze, bei der per Gesetz die absolute Fahruntüchtigkeit beginnt. gesteigerte Enthemmung und maßlose Selbstüberschätzung sind häufig feststellbar.Fahruntüchtigkeit bei jedem Verkehrsteilnehmern, auch ohne Nachweis von Ausfallserscheinungen.
1,5 Promille Annahme eines chronischen Alkoholismus
3,0 Promille: "ohnmächtig"Volltrunkenheit - der Körper wehrt sich gegen diese schwere Vergiftung mit Bewußtlosigkeit, das Gehirn meldet "absoluten Filmriß".
Karl C. Mayer www.neuro24.de
Es gibt keinen absolut Es gibt keinen absolut risikolosen Alkoholkonsumrisikolosen AlkoholkonsumKrebsrisiko bei Krebsrisiko bei Alkoholgenuss beginnt Alkoholgenuss beginnt bereits bei 25 g/Tag - bereits bei 25 g/Tag - BeispieleBeispiele
25g/T25g/T 100g/100g/TT
Mund und Rachen Mund und Rachen 1,81,8 6,06,0
Speiseröhre Speiseröhre 1,51,5 4,24,2
BrustBrust 1,31,3 2,72,7
Kehlkopf Kehlkopf 1,41,4 4,04,0Geringe Alkoholmengen (10 bis 35 gr. bei Männern) können möglicherweise über eine Senkung des Homocystein-Spiegels das Risiko von Herz- Kreislauf-Erkrankungen senken, allerdings steigt bereits ab 20-30 mg manchmal der Blutdruck an und es tritt dann der gegenteilige Effekt ein.
Karl C. Mayer www.neuro24.de
Alkoholgehalt Alkoholgehalt verschiedener Getränkeverschiedener Getränke
Getränk Alkoholgehalt Menge reiner Alkohol
Wein ca. 11 Vol. % 0,1 l ca. 8,0 g
Bier ca. 5 Vol % 0,2 l ca. 8,0 g
Sekt, trocken ca. 10 Vol. % 0,1 l ca. 8,0 g
Wermut 18 Vol. % 0,1 l 14,4 g
Eierlikör 20 Vol. % 2,0 cl 3,2 g
Fruchtlikör 30 Vol. % 2,0 cl 4,8 g
Korn 32 Vol. % 2,0 cl 5,0 g
Kräuterlikör 33 Vol. % 2,0 cl 5,2 g
Obstler 35 Vol. % 2,0 cl 5,6 g
Weinbrand 40 Vol. % 2,0 cl 6,4 g
Whiskey 50 Vol. % 2,0 cl 8,0 g
Calvados 55 Vol. % 2,0 cl 8,8 g
Karl C. Mayer www.neuro24.de
ICD 10 Kriterien der ICD 10 Kriterien der SuchtSucht
Ein starker Wunsch oder eine Art Zwang, Alkohol zu Ein starker Wunsch oder eine Art Zwang, Alkohol zu konsumieren.konsumieren.
Verminderte Kontrollfähigkeit bezüglich des Beginns, Verminderte Kontrollfähigkeit bezüglich des Beginns, der Beendigung und der Menge des Konsums.der Beendigung und der Menge des Konsums.
Ein körperliches Entzugssyndrom bei Beendigung Ein körperliches Entzugssyndrom bei Beendigung oder Reduktion des Konsums.oder Reduktion des Konsums.
Nachweis einer Toleranz.Nachweis einer Toleranz. Fortschreitende Vernachlässigung anderer Interessen Fortschreitende Vernachlässigung anderer Interessen
zugunsten des Alkoholkonsums, erhöhter zugunsten des Alkoholkonsums, erhöhter Zeitaufwand, um den Alkohol zu konsumieren oder Zeitaufwand, um den Alkohol zu konsumieren oder sich von den Folgen des Konsums zu erholen.sich von den Folgen des Konsums zu erholen.
Anhaltender Alkoholkonsum trotz Nachweises Anhaltender Alkoholkonsum trotz Nachweises eindeutiger schädlicher Folgen wie z.B. Leber eindeutiger schädlicher Folgen wie z.B. Leber schädigung durch exzessives Trinken.schädigung durch exzessives Trinken.
3 von 6 Kriterien im Verlauf der letzten 12 Monate3 von 6 Kriterien im Verlauf der letzten 12 Monate
Karl C. Mayer www.neuro24.de
DSM IV Kriterien DSM IV Kriterien Toleranzentwicklung.Toleranzentwicklung. Entzugssymptome.Entzugssymptome. Alkohol wird häufig in großen Mengen oder länger als Alkohol wird häufig in großen Mengen oder länger als
beabsichtigt eingenommen.beabsichtigt eingenommen. Anhaltender Wunsch oder erfolglose Versuche, den Anhaltender Wunsch oder erfolglose Versuche, den
Alkoholgebrauch zu verringern oder zu kontrollieren.Alkoholgebrauch zu verringern oder zu kontrollieren. Viel Zeit für Aktivitäten, um Alkohol zu beschaffen, zu Viel Zeit für Aktivitäten, um Alkohol zu beschaffen, zu
sich zu nehmen oder sich von den Wirkungen zu sich zu nehmen oder sich von den Wirkungen zu erholen.erholen.
Wichtige, soziale, berufliche oder Freizeitaktivitäten Wichtige, soziale, berufliche oder Freizeitaktivitäten werden aufgrund des Alkoholmißbrauchs werden aufgrund des Alkoholmißbrauchs eingeschränkt oder aufgegeben.eingeschränkt oder aufgegeben.
Fortgesetzter Mißbrauch trotz Kenntnis eines Fortgesetzter Mißbrauch trotz Kenntnis eines anhaltenden oder wiederkehrenden körperlichen oder anhaltenden oder wiederkehrenden körperlichen oder psychischen Problems, das wahrscheinlich durch den psychischen Problems, das wahrscheinlich durch den Alkoholmißbrauch verursacht oder verstärkt wurde.Alkoholmißbrauch verursacht oder verstärkt wurde.
3 von 7 Kriterien im Verlauf der letzten 12 Monate3 von 7 Kriterien im Verlauf der letzten 12 Monate
Karl C. Mayer www.neuro24.de
Typologie des Alkoholismus Typologie des Alkoholismus nach Jellinek (1960) nach Jellinek (1960)
Alpha Typ Beta Typ Gamma Typ Delta Typ Epsilon Typ
Problem- Erleichterungs- Konflikt- Trinker
Gelegenheits-Trinker
Süchtiger-TrinkerRauscharmer,
kontinuierlicher -Trinker
Episodischer-Trinker
nur psychische Abhängigkeit
keine Abhängigkeit
zuerst psychische dann körperliche Abhängigkeit
psychische Abhängigkeit
psychische Abhängigkeit
Kein Kontrollverlußt aber Phasen undisziplinierten Trinkens mit Fähigkeit zur Abstinenz
Kein KontrollverlußtKontrollverlußt mit
Phasen der Abstinenz
Kein Kontrollverlußt. keine Abstinez
Kontrollverlußt, jedoch Fähigkeit zur Abstinenz
Karl C. Mayer www.neuro24.de
Alkoholismus ist eine Alkoholismus ist eine KrankheitKrankheit
Alkoholismus ist Alkoholismus ist zu einem großen Teil genetisch zu einem großen Teil genetisch bedingtbedingt. . Exzessive erhöhte Alkoholtoleranz ist am ehesten Folge einer Unterfunktion der serotonergen Neurotransmission.
In Deutschland trinken zwischen acht und zehn Millionen In Deutschland trinken zwischen acht und zehn Millionen der Bevölkerung zu viel Alkohol. der Bevölkerung zu viel Alkohol.
Etwa drei Prozent der Bevölkerung sind Alkoholiker, Etwa drei Prozent der Bevölkerung sind Alkoholiker, Die Menschen sind besonders gefährdet, die akut nur Die Menschen sind besonders gefährdet, die akut nur
wenig Auswirkungen (Nebenwirkungen) des Alkohols wenig Auswirkungen (Nebenwirkungen) des Alkohols verspürenverspüren
Soziale Isolation, mangelnde Anerkennung und Soziale Isolation, mangelnde Anerkennung und Bemutterung in der Kindheit scheinen weitere erhebliche Bemutterung in der Kindheit scheinen weitere erhebliche Risikofaktoren zu sein, die ab der Pubertät Alkoholismus Risikofaktoren zu sein, die ab der Pubertät Alkoholismus und aggressive Persönlichkeitsmerkmale begünstigen. und aggressive Persönlichkeitsmerkmale begünstigen.
Karl C. Mayer www.neuro24.de
Respekt dem Suchtkranken Respekt dem Suchtkranken gegenüber ist die Basis des gegenüber ist die Basis des
ErfolgsErfolgs Der Kranke muss, wie bei anderen Krankheiten, als Der Kranke muss, wie bei anderen Krankheiten, als
Patient (also Leidender) gesehen werden. Patient (also Leidender) gesehen werden. Moralische Abwertungen und Vorhaltungen Moralische Abwertungen und Vorhaltungen
verhindern eine wirkliche Hilfe und verstärken nur verhindern eine wirkliche Hilfe und verstärken nur meist ohnehin vorhandene meist ohnehin vorhandene MinderwertigkeitsgefühleMinderwertigkeitsgefühle
Folge ist eine mangelnde Einfluss-MöglichkeitFolge ist eine mangelnde Einfluss-Möglichkeit Dies bedeutet nicht, dass Fehlverhalten toleriert Dies bedeutet nicht, dass Fehlverhalten toleriert
werden muss. werden muss. Verleugnung des Ausmaßes des Suchtproblems Verleugnung des Ausmaßes des Suchtproblems
sind Teil der Erkrankung und entsprechen keinen sind Teil der Erkrankung und entsprechen keinen "Lügen". "Lügen".
Krankheit bedeutet allerdings nicht automatisch Krankheit bedeutet allerdings nicht automatisch Befreiung von der Verantwortung für das eigene Befreiung von der Verantwortung für das eigene Tun, und auch keine Minderung der daraus Tun, und auch keine Minderung der daraus resultierenden Konsequenzenresultierenden Konsequenzen
Karl C. Mayer www.neuro24.de
EntzugssymptomeEntzugssymptome
Innere Unruhe Innere Unruhe Ängstliche, dysphorische, depressive Ängstliche, dysphorische, depressive
Verstimmung, Verstimmung, Appetitlosigkeit, Übelkeit Appetitlosigkeit, Übelkeit Schlafstörungen Schlafstörungen Vegetative Dysregulationen (feuchte, Vegetative Dysregulationen (feuchte,
kühle Akren, vermehrtes Schwitzen, kühle Akren, vermehrtes Schwitzen, Pulslabilität, Blutdruckanstieg oder -Pulslabilität, Blutdruckanstieg oder -abfall, Schwindel)abfall, Schwindel)
Feinschlägiger Tremor Feinschlägiger Tremor
Karl C. Mayer www.neuro24.de
Ein Delir ist ein Ein Delir ist ein medizinischer Notfallmedizinischer Notfall
Tachycardie Tachycardie Hyperhidrosis (profuses Schwitzen) Hyperhidrosis (profuses Schwitzen) Fieber Fieber grober Finger- und Händetremor grober Finger- und Händetremor Agitiertheit, psychomotorische Unruhe Agitiertheit, psychomotorische Unruhe Angst (u.U. ,,Galgenhumor") Angst (u.U. ,,Galgenhumor") Wahnhaftes Erleben (,,Belagerungs"-Syndrom) Wahnhaftes Erleben (,,Belagerungs"-Syndrom) überwiegend optische (szenische) Halluzinationen überwiegend optische (szenische) Halluzinationen Suggestibilität Suggestibilität Bewußtseinsveränderungen Bewußtseinsveränderungen Desorientiertheit Desorientiertheit Amnestisches Syndrom Amnestisches Syndrom
Karl C. Mayer www.neuro24.de
KontrollverlustKontrollverlust Vor allem der Kontrollverlust macht Abhängigkeit zu Vor allem der Kontrollverlust macht Abhängigkeit zu
einem Problemeinem Problem Ist nur bei hoher Motivation überwindbarIst nur bei hoher Motivation überwindbar Kontrollverlust verhindert eine positive Veränderung Kontrollverlust verhindert eine positive Veränderung Kontrollverlust Kontrollverlust kann durch externe Kontrolle kann durch externe Kontrolle
kompensiertkompensiert werden, bei Mitarbeit des Betroffenen werden, bei Mitarbeit des Betroffenen auch durch gezielte Förderung überwunden werden, auch durch gezielte Förderung überwunden werden,
Unterstützung und Kontrolle durch Unterstützung und Kontrolle durch Betreuungspersonen im Heim sollten Hand in Hand Betreuungspersonen im Heim sollten Hand in Hand gehengehen
Das Risiko für Kontrollverlust kann ebensosehr Das Risiko für Kontrollverlust kann ebensosehr psychosozial (die Person, ihr Beziehungsnetz) wie auch psychosozial (die Person, ihr Beziehungsnetz) wie auch biologisch (Applikation, Reagibilität des biologisch (Applikation, Reagibilität des Belohnungssystems mit erhöhtem craving) bedingt seinBelohnungssystems mit erhöhtem craving) bedingt sein
Kontrollverlust kann selten in kontrollierten Konsum Kontrollverlust kann selten in kontrollierten Konsum übergehen, ob dies ein sinnvolles Therapieziel bei übergehen, ob dies ein sinnvolles Therapieziel bei Alkoholabhängigen ist , ist strittig Alkoholabhängigen ist , ist strittig
Karl C. Mayer www.neuro24.de
Anteil der Straftaten unter Alkohol an der Gesamtzahl der jeweiligen
Straftaten
Straftat1994 1995
Gefährliche/schwereKörperverletzung
29,0% 27,5%
Vergewaltigung 29,1% 32,4%
Raubmord 32,0% 32,7%
Sexualmord 33,0% 35,0%
Körperverletzungmit tödlichem Ausgang
37,6% 38,0%
Totschlag 39,2% 38,8%
Gewaltkriminalität insgesamt 26,9% 25,0%
Widerstandgegen die Staatsgewalt
57,9% 56,3%
Quelle: Simon et al.: Suchtbericht Deutschland 1997.
Karl C. Mayer www.neuro24.de
VerwahrlosungVerwahrlosung
Persönlichkeitsveränderungen
Körperliche Krankheiten
Begleitende oder sekundäre Psychische Störungen
Soziale Isolierung
Scheidung
Überschuldung
Arbeitsplatzverlust
Karl C. Mayer www.neuro24.de
Diskriminierung schadetDiskriminierung schadet Fremdkontrolle ist in einer offenen Fremdkontrolle ist in einer offenen
Einrichtung auf Dauer nur dann möglich, Einrichtung auf Dauer nur dann möglich, wenn der Betroffene darin aus freiem wenn der Betroffene darin aus freiem Entschluss einwilligtEntschluss einwilligt
Im Einzelfall kann eine Zuteilung nach Im Einzelfall kann eine Zuteilung nach Absprache der Dosierung ein sinnvoller Absprache der Dosierung ein sinnvoller Kompromiss sein Kompromiss sein
Süchtige verweigern oft auch die Behandlung Süchtige verweigern oft auch die Behandlung von Folge- oder Begleiterkrankungenvon Folge- oder Begleiterkrankungen
Ohne dass der Süchtige sich ernst genommen Ohne dass der Süchtige sich ernst genommen fühlt und ohne Vermeidung einer moralischen fühlt und ohne Vermeidung einer moralischen Abwertung kann keine Kooperation entstehenAbwertung kann keine Kooperation entstehen
Karl C. Mayer www.neuro24.de
ZieleZiele sollten überschaubar sollten überschaubar sein, die Fokussierung sein, die Fokussierung
alleine auf die konsumierte alleine auf die konsumierte Menge ist aber nicht Menge ist aber nicht
hilfreichhilfreich Abstinenz Soziale Integration Körperliche und psychische
Gesundheit unter Beachtung des individuellen Risikos
Fehlverhaltensweisen und deren Konsequenzen
Lebensqualität
Karl C. Mayer www.neuro24.de
Zeichen für KontrollverlustZeichen für Kontrollverlust
Konsum zu Zeitpunkten, an denen Konsum zu Zeitpunkten, an denen der Betroffene weiß, dass der Betroffene weiß, dass Probleme entstehen (soziale Probleme entstehen (soziale Unerwünschtheit, Unerwünschtheit, zwischenmenschliche Probleme, zwischenmenschliche Probleme, Unfälle, Arbeitsplatzprobleme)Unfälle, Arbeitsplatzprobleme)
Menge des Konsums Menge des Konsums Häufigkeit des Konsums Häufigkeit des Konsums
(Organschäden, Partner-probleme) (Organschäden, Partner-probleme)
Karl C. Mayer www.neuro24.de
alkoholtoxische alkoholtoxische Persönlichkeitsveränderung Persönlichkeitsveränderung
Gefährdung partnerschaftlicher Beziehungenzunehmende BindungslosigkeitVernachlässigung der Kinder Gefährdung des Arbeitsplatzes mit der Gefahr des sozialen Abstiegserhöhte Unfallgefährdung Verlust des Führerscheins Vermögenseinbuße Delinquenz mit strafrechtlichen und zivilrechtlichen Konsequenzen Belastung der Allgemeinheit, die sich gegen solche Inanspruchnahme wehrt.
Karl C. Mayer www.neuro24.de
Typologie nach Typologie nach Babor(1992) Babor(1992)
Typ A: Typ B:
Später Beginn (30–40 Jahre) Früher Beginn (vor 21. Lebensjahr)
Wenig Risikofaktoren in der Kindheit Vermehrt Risikofaktoren in Familie und
Kindheit
Geringer Grad der AbhängigkeitStarke Ausprägung der Abhängigkeit,
Mißbrauch auch von anderen Substanzen
Wenig körperliche und soziale Konsequenzen des Alkoholkonsums
Vermehrt körperliche und soziale Konsequenzen des Alkoholkonsums nach kürzerer Zeit
Geringe psychiatrische Komorbidität Hohe psychiatrische Komorbidität
Geringe Belastungsfaktoren im familiären und beruflichen Umfeld
Hohe Belastungsfaktoren im familiären und beruflichen Umfeld
Gute therapeutische Prognose Schlechte therapeutische Prognose
Karl C. Mayer www.neuro24.de
Biologie, Umwelt und Biologie, Umwelt und Verhalten Verhalten
Karl C. Mayer www.neuro24.de
Das Zusammenspiel der Das Zusammenspiel der NeurotransmitterNeurotransmitter
AlkoholwirkungAlkoholwirkung auf auf Rezeptoren im GehirnRezeptoren im Gehirn
Alkohol erhöht die Alkohol erhöht die DopaminkonzentrationDopaminkonzentration =>Einfluss auf das Hirnbelohnungssystem, => =>Einfluss auf das Hirnbelohnungssystem, =>
Verbesserung der Stimmung, positive Verstärkung Verbesserung der Stimmung, positive Verstärkung erhöht das Abhängkeitsrisikoerhöht das Abhängkeitsrisiko
Alkohol reduziert die Alkohol reduziert die Serotonin-Serotonin- und die und die NoradrenalinNoradrenalin- Ausschüttung, => kann dadurch - Ausschüttung, => kann dadurch
Aggressivität und Depression begünstigenAggressivität und Depression begünstigen
Alkohol erhöht die Alkohol erhöht die EndorphinEndorphin und und EnkephalinEnkephalin- - Ausschüttung => Euphorie begünstigt die SuchtAusschüttung => Euphorie begünstigt die Sucht
Alkohol erhöht die Alkohol erhöht die GABA FunktionGABA Funktion, Bindungsstelle , Bindungsstelle wie Benzodiazepinen und Barbituraten => wie Benzodiazepinen und Barbituraten => Sedierung, motorische BeeinträchtigungenSedierung, motorische Beeinträchtigungen
Alkohol vermindert die Alkohol vermindert die Glutamat-Glutamat- Rezeptorfunktion Rezeptorfunktion => kognitive Beeinträchtigung, Reduktion der => kognitive Beeinträchtigung, Reduktion der
GedächtnisfunktionGedächtnisfunktion
Karl C. Mayer www.neuro24.de
Veränderungen im Gehirn Veränderungen im Gehirn mit Langzeitkonsequenzenmit Langzeitkonsequenzen
Die Veränderungen im Die Veränderungen im Dopamin-Dopamin- und und SerotoninSerotoninstoffwechsel sind langanhaltend stoffwechsel sind langanhaltend und haben Einfluss auf die Persönlichkeit, und haben Einfluss auf die Persönlichkeit, begünstigen die Abhängigkeitbegünstigen die Abhängigkeit
Durch Veränderung der Durch Veränderung der GABA- GABA- RezeptorenRezeptoren tritt schon während des tritt schon während des einmaligen Trinkens eine einmaligen Trinkens eine Toleranzentwicklung ein. GABA Toleranzentwicklung ein. GABA Rezeptoren spielen auch bei den Rezeptoren spielen auch bei den Entzugserscheinungen und den Anfällen Entzugserscheinungen und den Anfällen eine wichtige Rolle. eine wichtige Rolle.
Karl C. Mayer www.neuro24.de
Medikamente die Abstinenz Medikamente die Abstinenz erleichtern könnenerleichtern können
AcamprosatAcamprosat NMDA, Glutatmat und GABA Rezeptor- Modulator
Vermindert die Entzugserscheinungen, Vermindert die Entzugserscheinungen, vermindert Carving, vermindert Carving,
TiapridexTiapridex DopaminantagonisDopaminantagonist t
Reduziert den Effekt auf das Reduziert den Effekt auf das Hirnbelohnungssystem, vermindert den Hirnbelohnungssystem, vermindert den stimulierenden Effekt, ist selbst stimulierenden Effekt, ist selbst anxiolytischanxiolytisch
NaltrexonNaltrexon OpiatantagonistOpiatantagonist Vermindert den euphorisierenden Effekt, Vermindert den euphorisierenden Effekt, vermindert das Carving und den vermindert das Carving und den stimulierenden Effekt, in manchen stimulierenden Effekt, in manchen Studien ohne Effekt (Compliance bedingt Studien ohne Effekt (Compliance bedingt ?)?)
DisulfiramDisulfiram Aversiv wirksam Aversiv wirksam über erhöhtes über erhöhtes AcetaldehydAcetaldehyd
Bisher eher zweifelhaftes und mit Bisher eher zweifelhaftes und mit erheblichen Risiken behaftetes erheblichen Risiken behaftetes Therapieprinzip, das nur in einem eng Therapieprinzip, das nur in einem eng begrenzten Therapierahmen sinnvoll sein begrenzten Therapierahmen sinnvoll sein kann. kann.
Calcium-Calcium-carbimidcarbimid
Aversiv wirksam Aversiv wirksam über erhöhtes über erhöhtes AcetaldehydAcetaldehyd
Wie Disulfiram über Abschreckung Wie Disulfiram über Abschreckung wegen der unter der Substanz wegen der unter der Substanz auftretenden Nebenwirkungen wirksam.auftretenden Nebenwirkungen wirksam.
Karl C. Mayer www.neuro24.de
Experimentell eingesetzt Experimentell eingesetzt werdenwerden
AntidepressivaAntidepressiva BromocriptinBromocriptin LithiumLithium BuspironBuspiron NalmefenNalmefen CarbamazepinCarbamazepin
Karl C. Mayer www.neuro24.de
Campral® (Acamprosat)Campral® (Acamprosat) Hat eine hohe Affinität zu den GABA- Rezeptoren, was Hat eine hohe Affinität zu den GABA- Rezeptoren, was
der wahrscheinliche Wirkmechanismus istder wahrscheinliche Wirkmechanismus ist Vermindert die Rückfälle nach Entzug bei schwerer Vermindert die Rückfälle nach Entzug bei schwerer
Alkoholabhängigkeit, Alkoholabhängigkeit, Ist nur zugelassen im Rahmen eines GesamtkonzeptesIst nur zugelassen im Rahmen eines Gesamtkonzeptes Darf nicht bei schweren Leber- und Nierenkrankheiten Darf nicht bei schweren Leber- und Nierenkrankheiten
gegeben werdengegeben werden Ist noch relativ neu, deshalb sind möglicherweise nicht Ist noch relativ neu, deshalb sind möglicherweise nicht
alle Nebenwirkungen bekannt, scheint aber meistens alle Nebenwirkungen bekannt, scheint aber meistens gut verträglichgut verträglich
Häufigste Nebenwirkungen sind Übelkeit, Häufigste Nebenwirkungen sind Übelkeit, Kopfschmerzen, Durchfall, Hauterscheinungen,Kopfschmerzen, Durchfall, Hauterscheinungen,
Kann mit vielen anderen Medikamenten kombiniert Kann mit vielen anderen Medikamenten kombiniert werden.werden.
Karl C. Mayer www.neuro24.de
Verschiedene Mechanismen Verschiedene Mechanismen wirken bei den Hirnschäden wirken bei den Hirnschäden durch Alkohol zusammendurch Alkohol zusammen
Karl C. Mayer www.neuro24.de
Amnestisches SyndromAmnestisches Syndromoder Korsakow-Syndrom oder Korsakow-Syndrom
Allmähliche Entwicklung ist häufiger als Allmähliche Entwicklung ist häufiger als akutes Einsetzen.akutes Einsetzen.
Leitsymptome : Leitsymptome : Merkfähigkeitsstörungen Merkfähigkeitsstörungen Beeinträchtigung des Beeinträchtigung des
Neugedächtnisses Neugedächtnisses Störungen der Orientierung Störungen der Orientierung
hinsichtlich Zeit und Ort hinsichtlich Zeit und Ort Konfabulationen Konfabulationen Euphorie Euphorie
Karl C. Mayer www.neuro24.de
Amnestisches SyndromAmnestisches SyndromBesonderheitenBesonderheiten
Alkoholkonsum hat bei Patienten mit Alkoholkonsum hat bei Patienten mit Amnestischem Syndrom ein besonders Amnestischem Syndrom ein besonders hohes Risiko, dass eine Verschlimmerung hohes Risiko, dass eine Verschlimmerung eintritteintritt
Dies gilt besonders wenn sie sich Dies gilt besonders wenn sie sich schlecht ernähren. Vitamin B1 kann schlecht ernähren. Vitamin B1 kann teilweise vorbeugenteilweise vorbeugen
Da der Übergang vom Kurzeit- ins Da der Übergang vom Kurzeit- ins Langzeitgedächtnis gestört ist, können Langzeitgedächtnis gestört ist, können diese Menschen sich besonders schlecht diese Menschen sich besonders schlecht an Vereinbarungen halten.an Vereinbarungen halten.
Karl C. Mayer www.neuro24.de
Häufige andere Häufige andere neurologische neurologische
FolgeerkrankungenFolgeerkrankungen Epileptische Anfälle treten bei 20 -35% Epileptische Anfälle treten bei 20 -35%
der Alkoholkranken aufder Alkoholkranken auf Alkoholtoxische Kleinhirnrindenatrophie Alkoholtoxische Kleinhirnrindenatrophie
mit zerebellarer Gangataxie, Dysarthrie mit zerebellarer Gangataxie, Dysarthrie und Extremitätenataxieund Extremitätenataxie
Alkoholpolyneuropathie mit Alkoholpolyneuropathie mit Muskelkrämpfen in den Unterschenkeln, Muskelkrämpfen in den Unterschenkeln, Missempfindungen, Lähmungen. Missempfindungen, Lähmungen.