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KARL MARX - FRIEDRICH ENGELS WERKE • BAND 6

KARL MARX - FRIEDRICH ENGELS · Der sechste Band der Werke von Karl Marx und Friedrich Engels enthält die Schriften aus der Zeit von November 1848 bis Juli 1849 De. n größten Teil

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KARL MARX - F R I E D R I C H E N G E L S

WERKE BAND 6

INST ITUT FR M A R X I S M U S - L E N I N I S M U S BE IM ZK D E R SED

KARL MARX

FRIEDRICH ENGELS

WERKE

0 D I E T Z VERLAG B E R L I N

1961

KARL MARX

FRIEDRICH ENGELS

BAND 6

DIETZ VERLAG BERLIN

1961

Die deutsche Ausgabe fut auf der vom Institut fr Marxismus-Leninismus

beim ZK der KPdSU besorgten Ausgabe in russischer Sprache

Vorwort

Der sechste Band der Werke von Karl Marx und Friedrich Engels enthlt die Schriften aus der Zeit von November 1848 bis Juli 1849. Den grten Teil des sechsten, ebenso wie des fnften Bandes, bilden Artikel von Marx und Engels aus der Neuen Rheinischen Zeitung", der einzigen Zeitung, die in der damaligen demokratischen Bewegung den Standpunkt des Proletariats ver-trat.

In der Neuen Rheinischen Zeitung" analysierten Marx und Engels mit Hilfe der materialistischen Dialektik die Tagesereignisse, deckten das wahre Wesen der politischen Konflikte als Ausdruck eines auerordentlich scharfen Klassenkampfes auf, bestimmten die Gruppierung und das Wechselverhlt-nis der Klassenkrfte in der politischen Arena und umrissen auf Grund dessen die taktische Linie des Proletariats in den verschiedenen Etappen der deut-schen und der europischen Revolution. Indem sie die reichen Erfahrungen der Massen in der revolutionren Epoche theoretisch verallgemeinerten, ent-wickelten sie die politischen Ideen des wissenschaftlichen Kommunismus und arbeiteten die Grundthesen des historischen Materialismus wie der marxisti-schen politischen konomie aus.

Der Band wird mit Artikeln von Marx erffnet, die er whrend der tiefen politischen Krise und der Vorbereitung des konterrevolutionren Staatsstreichs in Preuen geschrieben hat. Er untersucht den Verlauf der europischen Revo-lution, die sich in absteigender Linie entwickelt hatte, vermerkt eine Reihe von der Konterrevolution errungener Siege und bezeichnet den sich in Preu-en vorbereitenden Staatsstreich als dritten Akt des europischen Dramas, dessen erster Akt die Niederlage des franzsischen Proletariats in den Juni-tagen und dessen zweiter der Fall des revolutionren Wiens am 1 .November 1848 war.

Mit Hilfe der Neuen Rheinischen Zeitung" wollte Marx die Volksmassen auf den bevorstehenden entscheidenden Zusammensto hinlenken und sie

darauf vorbereiten, der angreifenden Konterrevolution die Stirn zu bieten. In den Artikeln Die Berliner Krisis", Die Kontrerevolution in Berlin" und anderen charakterisiert Marx die politische Situation in Preuen im Novem-ber 1848 und stellt fest, da der herangereifte Konflikt zwischen der Knigs-macht und der preuischen Nationalversammlung nur durch Gewalt gelst werden kann.

Marx fordert von der preuischen Nationalversammlung entschlossene re-volutionre Taten wie die Verhaftung der Minister als Staatsverbrecher und die Absetzung und gerichtliche Verfolgung aller Beamten, die sich den Be-schlssen der Nationalversammlung nicht unterordnen. Er stellt die Losung der Steuerverweigerung auf, um der konterrevolutionren Regierung eines der gegen das Volk gerichteten Kampfmittel aus der Hand zu nehmen. Marx sieht in der Steuerverweigerungskampagne ein Mittel zur Entfachung der revo-lutionren Energie der Meissen und den Beginn einer neuen Etappe der Re-volution, die im Falle des Erfolges den Sturz der Knigsmacht und den end-gltigen Sieg des Volkes herbeifhren sollte.

In dem Aufruf des Rheinischen Kreisausschusses der Demokraten (siehe vorl. Band, S. 20) an die demokratischen Vereine fordert Marx auf, Volks-versammlungen zu veranstalten, um die Bevlkerung zur Steuerverweigerung zu bewegen. In diesem ersten Aufruf des Kreisausschusses warnt Marx vor gewaltsamer Widersetzlichkeit bei der Eintreibung der Steuern, um isolierte, zersplitterte Erhebungen in der Rheinprovinz zu verhindern. Nachdem die preuische Nationalversammlung die Steuerverweigerung beschlossen und diese Bewegung einen Massencharakter eingenommen hatte, forderte Marx in einem zweiten Aufruf (siehe vorl. Band, S. 33) zu jeder Art des Wider-standes gegen die Steuereintreibung auf. Er fordert weiter, einen bewaffneten Landsturm zur Abwehr des Feindes zu organisieren und Sicherheitsaus-schsse zu ernennen. In den Sicherheitsausschssen, deren Befehle einzig und allein rechtsgltig sein sollten, sah Marx die Keime provisorischer Macht-organe, die den nach der Mrzrevolution nicht angetasteten reaktionren Be-amtenapparat ersetzen sollten. Im Gegensatz zur preuischen National-versammlung, die nur zum passiven Widerstand gegen die Steuereintreibung aufforderte, rief Marx in seinen Artikeln dazu auf, jede Art von Gewalt der Gewalt entgegenzusetzen. Der passive Widerstand mu den aktiven Widerstand zu seiner Unterlage haben. Er gleicht sonst dem Struben des Kalbes gegen seinen Schlchter." (Siehe vorl. Band, S. 32.)

In seinen Artikeln in der Neuen Rheinischen Zeitung" und in den Auf-rufen des Rheinischen Kreisausschusses der Demokraten entwickelte Marx das entschlossene und khne Aktionsprogramm fr alle deutschen Demo-

kraten. Diese Dokumente sind fr das Studium der von Marx in der kritischen Periode der deutschen Revolution angewandten Taktik von hervorragendem Interesse.

Die preuische Nationalversammlung ging nicht ber Aufrufe zum pas-siven Widerstand hinaus; die breite Massenbewegung in der Rheinprovinz fand in den anderen preuischen Provinzen keine aktive Untersttzung. Da-durch wurde der Konterrevolution ein neuer Sieg ermglicht: Am S.Dezem-ber 1848 jagte sie die preuische Nationalversammlung auseinander. In seinem Artikel Der Staatsstreich der Kontrerevolution" schrieb Marx: Die Nationalversammlung erntet jetzt die Frchte ihrer langwierigen Schwche und Feigheit. Sie lie die Verschwrung gegen das Volk monatelang ruhig fortarbeiten, stark und mchtig werden und fllt ihr daher jetzt zum ersten Opfer." (Siehe vorl. Band, S. 101.)

In einer Reihe von Artikeln Die Bourgeoisie und die Kontrerevolution", Montesquieu LVL", Die Berliner JNational-Zeitung' an die Urwhler", Camphausen" und anderen - sowie in seiner Rede in dem Proze gegen den Rheinischen Kreisausschu der Demokraten untersucht Marx vom Stand-punkt des historischen Materialismus die Ursachen fr den Sieg der Konter-revolution in Preuen. Er deckt den Charakter und die Besonderheiten der Mrzrevolution in Deutschland auf und zeigt den Unterschied zu ihren hi-storischen Vorgngerinnen - den brgerlichen Revolutionen in England und in Frankreich im 17. und 18. Jahrhundert. Wenn die Revolutionen in England und Frankreich zur Errichtung einer, der kapitalistischen Produktionsweise entsprechenden, neuen politischen Ordnung fhrten, so reformierte" die Mrzrevolution nur die hchste politische Spitze, sie lie alle Unterlagen dieser Spitze unangetastet, die alte Brokratie, die alte Armee, die alten Par-quets . . ." (siehe vorl. Band, S. 234). In England und Frankreich stand die Bourgeoisie an der Spitze der revolutionren Bewegung. Die preuische Bour-geoisie aber strebte danach, nicht durch die Revolution, sondern durch ein friedliches Abkommen mit der Monarchie zur Macht zu gelangen. Marx zeigt, da die Position Camphausens und Hansemanns in der Revolution sich nicht aus der persnlichen Qualitt dieser Politiker erklren lt, sondern aus den materiellen Interessen der Klasse, die sie vertraten. Die preuische Bour-geoisie war aus Furcht vor dem sich erhebenden Proletariat bereit, jeden be-liebigen Kompromi mit den Krften der alten Gesellschaft einzugehen. Die Bourgeoisie strebte um jeden Preis danach, auf dem Rechtsboden" zu bleiben und lehnte so jeden entschlossenen Kampf gegen die Krfte der feudalen Ge-sellschaft ab. Sie belie den alten, ein wenig aufgefrischten Staat des Feudal-adels und der Brokratie. Aus Furcht vor einem Anschlag auf das brgerliche

Eigentum lie sie das Feudaleigentum unangetastet und stie damit ihren un-entbehrlichen Verbndeten im Kampf gegen den Feudalismus, die Bauern-schaft, von sich. Damit verurteilte sie sich von vornherein zur Niederlage und bereitete dem Sieg der Konterrevolution den Boden.

In seiner Rede in dem Proze gegen den Rheinischen Kreisausschu der Demokraten (siehe vorl. Band, S. 240-257) entlarvte Marx den wahren Sinn des berchtigten Rechtsbodens" als das Bestreben, der neuen br-gerlichen Gesellschaft, die ihre Rechte durch die Revolution geltend gemacht hatte, die alten, einer vergangenen gesellschaftlichen Epoche angehrenden Gesetze aufzuzwingen. In seiner Lehre ber Basis und berbau zeigt Marx, da nicht, wie die Juristen sich einbilden, die Gesellschaft auf dem Gesetz aufgebaut ist, sondern umgekehrt, das Gesetz mu vielmehr auf der Gesell-schaft beruhn, es mu Ausdruck ihrer gemeinschaftlichen, aus der jedesmaligen materiellen Produktionsweise hervorgehenden Interessen und Bedrfnisse" sein. Die Beibehaltung der alten Gesetze entgegen den neuen Erfordernissen und Interessen der gesellschaftlichen Entwicklung bereitet gesellschaftliche Krisen vor, die in politischen Revolutionen zum Ausdruck kommen.

In seinen Schlufolgerungen aus der unentschlossen gefhrten Mrz-revolution zeigt Marx, da das Verharren auf dem Rechtsboden" und der berchtigte Vereinbarerstandpunkt" unumgnglich einen tiefen politischen Konflikt nach sich ziehen muten, der in Preuen im November 1848 auch ausbrach und in dem Staatsstreich vom 5.Dezember 1848 seine Vollendung fand.

Marx sieht in diesem Konflikt zwischen der Krone und der National-versammlung den Kampf zwischen zwei Staatsgewalten, zwei Souvernen. Zwei souverne Gewalten aber knnen nicht gleichzeitig nebeneinander in einem Staate wirken. Der Kampf zwischen ihnen mu durch materielle Ge-walt entschieden werden. Marx legte die grundlegenden klassenmigen Wurzeln dieses Kampfes frei. Er zeigt, da dies kein politischer Konflikt zweier Fraktionen auf dem Boden einer Gesellschaft", sondern der Konflikt zweier Gesellschaften selbst, ein sozialer Konflikt" war, der eine politische Ge-stalt angenommen hatte". Es war ein Kampf zwischen der Krone als Re-prsentant der alten, feudal-brokratischen Gesellschaft" und der National-versammlung als Vertreterin der modernen brgerlichen Gesellschaft".

Marx wies die Beschuldigungen gegen den Rheinischen Kreisausschu der Demokraten zurck und legte dar, da die Steuerverweigerung ein natrliches und gesetzliches Mittel der Selbstverteidigung des Volkes war, da das Volk das Recht hatte, auf Gewalt mit Gewalt zu antworten. Marx verteidigt kon-sequent und entschieden die Souvernitt des Volkes, sein Recht auf Revo-

lution, sein Recht, in den Lauf der Geschichte aktiv einzugreifen: Wenn die Krone eine Kontrerevolution macht, so antwortet das Volk mit Recht durch eine Revolution."

Die Rede von Marx im Proze gegen den Rheinischen Kreisausschu der Demokraten wie auch seine und Engel's Rede im Proze gegen die Neue Rheinische Zeitung" sind glnzende Beispiele dafr, wie die Gerichtstribne zur Propagierung revolutionrer Ideen, zur Entlarvung der Behrden, zur Enthllung der konterrevolutionren Plne ausgenutzt werden kann. In ihren Reden im Proze gegen die Neue Rheinische Zeitung" verteidigen sie die Rechte der revolutionren Presse, deren erste Aufgabe sie darin sahen, die Grundlagen der bestehenden reaktionren politischen Ordnung zu untergraben.

Nach dem konterrevolutionren Staatsstreich in Preuen festigte sich ihre Meinung darber, da sich das Schicksal der europischen Revolution nicht in dem konomisch zurckgebliebenen Deutschland, sondern in den am weitesten entwickelten kapitalistischen Lndern des damaligen Europas, in England und Frankreich, entscheiden werde.

In einer Reihe von Artikeln Die revolutionre Bewegung in Italien", Die revolutionre Bewegung" und anderen untersucht Marx den Weg, den die europische Revolution und Konterrevolution im Jahre 1848 gegangen war. Er weist wiederholt nach, da die Juniniederlage der franzsischen Ar-beiterklasse unvermeidlich die Niederlage ihres Gegners, der republikanischen franzsischen Bourgeoisie, nach sich zog. Gleichzeitig bedeutete die Nieder-lage der franzsischen Arbeiterklasse die Niederlage der Bourgeoisie und Bauernschaft in allen europischen Lndern, in denen Kmpfe gegen den Feudalabsolutismus stattgefunden hatten. Die Niederlage der franzsischen Arbeiterklasse bedeutete weiterhin eine neue Unterjochung der geknechteten und unterdrckten Nationen, die auf die Februarrevolution mit dem Kampf um die nationale Unabhngigkeit geantwortet hatten. Marx betont damit, da das Schicksal der europischen Revolution eng mit dem Schicksal der fort-geschrittensten Klasse, des Proletariats, verknpft ist.

Bei der Betrachtung der europischen Revolution kommt Marx zu fol-gendem Schlu: Die Hauptfrucht der revolutionren Bewegung von 1848 ist nicht das, was die Vlker gewonnen, sondern das, was sie verloren haben der Verlust ihrer Illusionen." (Siehe vorl. Band, S. 138.) Alle Illusionen der Februar- und der Mrzrevolution, reich an Trumen, guten Absichten und schnen Worten, wurden erbarmungslos durch den zielstrebigen Verlauf der Geschichte, durch die Grausamkeiten der Konterrevolution zerstrt. Marx ruft das Volk auf, daraus die richtigen Lehren zu ziehen und sie furchtlos bei den noch bevorstehenden Kmpfen einzuwenden, .

Alle Artikel von Marx und Engels, die nach dem konterrevolutionren Staatsstreich in Preuen geschrieben wurden, zeugen von der Hoffnung auf eine unmittelbar bevorstehende siegreiche proletarische Revolution in Frank-reich, die zu einem neuen revolutionren Aufschwung in den Lndern Euro-pas, darunter auch in Deutschland, gefhrt htte. Dieser neue Aufschwung, so hofften Marx und Engels, sollte in Deutschland zur Vollendung der brgerlich-demokratischen Revolution und zum Ubergang zur proletarischen Revolution fhren. Dieser Gedanke, da die brgerlich-demokratische Revolution das Vorspiel fr die sozialistische Revolution ist, wurde von den Begrndern des Marxismus in der Theorie der Revolution in Permanenz auf Grund der Er-fahrungen von 1848/49 entwickelt und formuliert.

Als den Hauptfeind der proletarischen Revolution in Frankreich sah Marx das brgerliche England an, ein Land, das ganze Nationen in seine Proletarier verwandelt, das mit seinen Riesenarmen die ganze Welt umspannt hlt". Marx war zu dieser Zeit der Meinung, da das alte England nur durch einen Weltkrieg so verndert werden knne, da die Bedingungen fr einen siegreichen Aufstand der Chartisten, der Partei des englischen Proletariats, ge-schaffen wren. Der Artikel Die revolutionre Bewegung", der die Schlu-folgerungen aus der europischen Revolution von 1848 zieht, endet mit dem Satz: Revolutionre Erhebung der franzsischen Arbeiterklasse, Weltkrieg das ist die Inhaltsanzeige des Jahres 1849." (Siehe vorl. Band, S. 150.)

Wie Engels spter nachweist, haben Marx und er bei der Beurteilung der Perspektiven fr die europische Revolution von 1848/49 in einem gewissen Grade die Reife der konomischen Entwicklung der Lnder des europischen Kontinents berschtzt. Daraus entstand die Vorstellung, da die sozialisti-sche Revolution in diesen Lndern unmittelbar vor der Tr stnde.

Marx und Engels, die die grte Hoffnung auf die revolutionre initiative des franzsischen Proletariats setzten, verfolgten gleichzeitig mit nicht nach-lassender Aufmerksamkeit den Verlauf des Kampfes in den anderen euro-pischen Lndern. Sie untersttzten lebhaft den Kampf der unterdrckten Vlker um ihre Freiheit. In einer Reihe von Artikeln verteidigten Marx und Engels die Unabhngigkeit Polens. Sie maen dem Befreiungskampf des polnischen Volkes fr die europische Demokratie groe Bedeutung zu.

In den Artikeln Die revolutionre Bewegung in Italien", Die Prokla-mation der Republik in Rom", Der Krieg in Italien und Ungarn", Die Niederlage der Piemontesen" sprachen Marx und Engels mit wrmster An-teilnahme von dem Kampf des italienischen Volkes um seine Befreiung. Die Hauptursachen seiner Niederlagen sahen sie in der verrterischen Politik der Piemonteser Monarchie. Gegen Verrat und Feigheit der Regierung", schrieb

Engels, gibt es nur ein Mittel: die Revolution." (Siebe vorl. Band, S. 384.) Anstatt den sterreichern lediglich die regulren Truppen entgegenzustellen und sich auf die herkmmliche Kampfesweise zu beschrnken, mute das italienische Volk, wie Engels schrieb, zur Massenerhebung bergehen, einen revolutionren, echt nationalen Guerillakrieg fhren, um fr immer mit dem sterreichischen Joch Schlu zu machen.

Einige Artikel dieses Bandes Der magyarische Kampf", Die Kl-nische Zeitung* ber den magyarischen Kampf", Der Krieg in Italien und Ungarn", Ungarn" - sind der ungarischen Revolution gewidmet. Mit groer Aufmerksamkeit und Sympathie verfolgten Marx und Engels den revolutio-nren Kampf des ungarischen Volkes gegen die reaktionre Monarchie Habs-burg. Bei der Untersuchung des Verlaufs der Kampfhandlungen in Ungarn hob Engels hervor, da die Fhrer der ungarischen Revolution eine Reihe von Manahmen durchfhrten, die der Revolution die Untersttzung der Bauern-schaft sicherten. Er betonte den Volkscharakter, den Partisanencharakter des ungarischen Krieges und wrdigte die entschlossenen revolutionren Kampf-methoden, die die Regierung Kossuth gegenber dem Feind ergriff.

Marx und Engels betrachteten die nationale Frage als Bestandteil des all-gemeinen Problems der europischen Revolution. Ausgehend davon, in wes-sen Interesse die nationale Bewegung dieses oder jenes Volkes gefhrt wurde, wessen Waffe sie objektiv darstellte, unterschieden sie zwischen revolutio-nren und konterrevolutionren Vlkern. Zu den revolutionren Vlkern zhlten sie die Polen, die Ungarn und die Italiener. Ihr Kampf begnstigte die Schwchung der wichtigsten reaktionren Staaten des damaligen Europas Rulands, Preuens und sterreichs. Im Sommer 1848 verfolgten Marx und Engels mit warmer Anteilnahme die nationale Bewegung der Tschechen, ins-besondere den Prager Aufstand. Nach der Niederschlagung dieses Aufstands gewannen jedoch in der Bewegung der slawischen Vlker, die an den Grenzen sterreichs lebten, reaktionre brgerlich-junkerliche Elemente die Ober-hand. Dadurch wurde es der Monarchie Habsburg und dem russischen Zaris-mus mglich, diese Vlker fr die Niederschlagung der Revolution in Deutsch-land und Ungarn auszunutzen. Im Zusammenhang mit der Vernderung des Inhalts und des objektiven Charakters der nationalen Bewegung dieser sla-wischen Vlker schtzten Marx und Engels sie als konterrevolutionr ein.

Bei der Einschtzung der Position von Marx und Engels zur nationalen Frage in den Jahren 1848/49 schrieb Lenin, da dieser Standpunkt der einzig richtige gewesen sei, denn im Jahre 1848 waren ebenso historische wie poli-tische Grnde da, um zwischen Reaktionren' und revolutionr-demokra-tischen Nationen zu unterscheiden. Marx hatte recht, als er die ersten ver-

urteilte und fr die zweiten Partei ergriff. Das Selbstbestimmungsrecht ist eine der Forderungen der Demokratie, die natrlich den Gesamtinteressen der Demokratie untergeordnetseinmu. Inden Jahren 1848 und den folgenden forderten diese Gesamtinteressen in erster Linie den Kampf gegen den Zaris-mus." (W.I.Lenin, Werke, Bd. 22, S. 139, russ.)

In den Artikeln Der magyarische Kampf" und Der demokratische Pan-slawismus" tritt Engels gegen jede Form der nationalistischen Ideologie auf wie Pangermanismus und Panslawismus. Neben der richtigen historischen Einschtzung der Bewegung in den zu sterreich gehrenden slawischen Lndern als einer Bewegung, die in dieser Zeit den Interessen der deutschen und der europischen Revolution widersprach, gibt es jedoch in den Artikeln von Engels einige irrige Thesen ber das historische Schicksal dieser Vlker. Engels vertritt die Ansicht, da diese Vlker im weiteren Verlauf der histo-rischen Entwicklung nicht mehr in der Lage wren, eine progressive Rolle zu spielen und daher als selbstndige Vlker zum Untergang verurteilt seien. In diesen Artikeln wird auch die Unterwerfung einer Reihe slawischer Vlker durch die Deutschen einseitig als ein progressiver Proze dargestellt, der eine Ausbreitung von Kultur und Zivilisation mit sich brachte. Diese Behauptung widerspricht dem Bild der ruberischen Eroberungspolitik Deutschlands im Osten Europas, das Engels selbst in anderen Schriften (in der Artikelserie Die Polendebatte in Frankfurt", Band 5 unserer Ausgabe, sowie in dem Ar-tikel Posen" im vorl. Band, S. 448-451) aufzeichnete. Die Ansicht von Engels ber die historische Zukunft der zum sterreichischen Imperium gehrenden Slawen hing mit seiner Vorstellung ber die Rolle der kleinen Vlker im ge-schichtlichen Proze zusammen. Engels vertrat die Meinung, da im weiteren Verlauf der historischen Entwicklung, deren Grundtendenz die Zentrali-sierung sei, die kleinen Vlker ihre Selbstndigkeit verlieren und von den groen und lebensfhigeren Nationen absorbiert wrden. Als Beispiel fhrte Engels die Glen in Schottland, die Bretonen in Frankreich und die Basken in Spanien an. Von diesem Standpunkt beurteilte Engels auch die Eroberung eines Teils von Mexiko durch die Vereinigten Staaten von Amerika. Diese Einschtzung des Schicksals der kleinen Vlker durch Engels bercksichtigt jedoch nicht, da dem Kapitalismus nicht nur die Tendenz der Zentralisie-rung, sondern auch die des Kampfes der kleinen Vlker um ihre Unabhngig-keit und ihres Strebens nach Schaffung eines eigenen Staatswesens innewohnt. Die irrigen Ansichten von Engels ber die historische Rolle einiger slawischer Vlker erklren sich auch daraus, da sich in den Jahren 1848/49 die marxi-stische Erforschung der nationalen Frage noch im Anfangsstadium befand und die Erfahrungen aus der nationalen Bewegung der kleinen Vlker noch

verhltnismig gering waren. Es mssen aber auch die Vorbehalte hervor-gehoben werden, die Engels selbst hinsichtlich des Schicksals dieser slawischen Vlker in seinen Artikeln macht. Engels sagt: Htten die Slawen zu irgend-einer Epoche innerhalb ihrer Unterdrckung eine neue revolutionre Ge-schichte begonnen, so bewiesen sie schon dadurch ihre Lebensfhigkeit. Die Revolution hatte von dem Augenblick an ein Interesse an ihrer Befreiung, und das besondre Interesse der Deutschen und Magyaren verschwand vor dem gr-eren Interesse der europischen Revolution." (Siehe vorl. Band, S. 279/280.) Die Entwicklung der slawischen Vlker, die zu Osterreich gehrten, hat in den hundert Jahren, die seit der Einschtzung durch Engels vergangen sind, berzeugend bewiesen, da sie lebensfhig und stark genug sind, sich Freiheit und Unabhngigkeit zu erkmpfen, erfolgreich ihren eigenen Staat zu errich-ten und den Sozialismus aufzubauen.

Marx und Engels untersuchten in der Neuen Rheinischen Zeitung" sy-stematisch und eingehend den Kampf zwischen den revolutionren und konter-revolutionren Krften in den verschiedenen europischen Lndern. Gleich-zeitig analysierten sie mit groer Aufmerksamkeit den Verlauf der Ereignisse nach dem konterrevolutionren Staatsstreich in Preuen. Die Hauptaufgabe der deutschen Demokratie sahen sie darin, Schritt um Schritt ihre noch ver-bliebenen Positionen mit Hilfe der Presse, der Volksversammlungen und des Parlamentes zu erhalten.

In den Artikeln Drei neue Gesetzentwrfe", Der Hohenzollernsche Ge-samtreformplan" und Der Hohenzollersche Pregesetzentwurf" werden die von der Regierung Manteuffel eingebrachten Gesetzentwrfe scharf kritisiert, die - eine wrdige Ergnzung zu der am 5.Dezember 1848 vom Knig er-lassenen oktroyierten Verfassung - das Land in die patriarchalische Barbarei der altpreuischen Gesetzgebung zurckfhren sollten.

In den Artikeln Der Adreentwurf der zweiten Kammer", Die Adre-debatte in Berlin", Die Sitzung der zweiten Kammer in Berlin vom 13. April" und Die Debatte ber das Plakatgesetz" befate sich Engels kritisch mit der Ttigkeit der Zweiten Kammer. Zu den Debatten in der Zweiten Kammer stellte Engels mit Emprung fest, da die Abgeordneten der Kammer, darunter auch die Vertreter der uersten Linken, statt offen fr die demokratischen Rechte des Volkes einzutreten, der parlamentarischen An-passerei zuliebe eine Konzession nach der anderen machten. Engels warf den Fhrern der kleinbrgerlichen Demokratie, diesen neugebackenen Tri-bnenrittern", vor, da sie durch parlamentarische Methoden das zu er-reichen hofften, was nur mit revolutionren Methoden, mit Waffengewalt er-reicht werden kann. Marx und Engels kritisieren scharf den brgerlichen

Parlamentarismus und erlutern gleichzeitig die Taktik der revolutionren Parlamentsabgeordneten, deren wichtigste Aufgabe die organische Verbin-dung der parlamentarischen Ttigkeit mit dem auerparlamentarischen Kampf der Volksmassen ist.

Die Ttigkeit von Marx und Engels in den Jahren 1848/49 war unlsbar mit dem revolutionren Kampf der Massen verbunden. Im Frhjahr 1848, als Marx und Engels nach Deutschland kamen, war das Proletariat noch zer-splittert und sein Bewutsein schwach entwickelt. Der Bund der Kommu-nisten hatte eine geringe Zahl von Mitgliedern und war organisatorisch schwach. Unter diesen Umstnden war die einzig richtige Taktik des Prole-tariats die aktive Teilnahme an der brgerlichen Revolution auf dem uer-sten linken Flgel der demokratischen Bewegung. Marx, Engels und ihre An-hnger traten demokratischen Organisationen bei, in denen sie die Position des revolutionren Proletariats konsequent verteidigten und keinerlei grund-stzliche Zugestndnisse an die kleinbrgerlichen Demokraten machten, son-dern deren Unentschlossenheit und Inkonsequenz kritisierten und sie zu ent-schlossenen Handlungen drngten.

Die Arena der politischen Ttigkeit von Marx und Engels war neben der Neuen Rheinischen Zeitung" und der Klner Demokratischen Gesellschaft der Klner Arbeiterverein, um das Klassenbewutsein und die Organisiert-heit der Arbeiter in Kln und darber hinaus in der ganzen Rheinprovinz zu heben.

Im Verlauf der Revolution wuchs das politische Bewutsein und die Ak-tivitt der deutschen Arbeiter. Sie erkannten immer klarer ihre eigenen Klassenziele und machten sich von dem Einflu der kleinbrgerlichen Demo-kraten frei. Die Kampferfahrungen hatten gelehrt, da in der entscheidenden Schlacht gegen die Konterrevolution die Fhrer der kleinbrgerlichen Demo-kratie keine zuverlssigen Bundesgenossen sind. Daher begannen Marx, Engels und ihre Anhnger an der Bildung einer selbstndigen politischen Or-ganisation des Proletariats zu arbeiten, ohne dabei auf eine Zusammenarbeit mit den Demokraten in einer Reihe allgemein politischer Fragen zu verzichten (z.B. bei den Wahlen zur Zweiten Kammer). Um eine solche Organisation schaffen zu knnen, wurde eine Reihe von Manahmen zur Reorganisierung und Festigung des Klner Arbeitervereins durchgefhrt. Diese Manahmen wurden im harten Kampf gegen die spalterische Fraktionsttigkeit Gottschalks und seiner Anhnger durchgesetzt. (Siehe z.B. den Beschlu der 1 .Filiale des Klner Arbeitervereins in den Beilagen zum vorl. Band, S. 585-587.)

Im Frhjahr 1849, als sich der Klassenkampf in Deutschland verschrfte, der Revolutionskrieg in Ungarn begann und die revolutionre Bewegung in

Frankreich einen neuen Aufschwung nahm, wurde eine selbstndige Organi-sation des Proletariats besonders notwendig. Die fortschrittlichsten, bewu-testen Krfte der deutschen Arbeiterklasse verstanden und untersttzten den Schritt von Marx, Engels und ihren Anhngern, als sie am 14. April 1849 aus dem Rheinischen Kreisausschu der demokratischen Vereine austraten und auf diese Weise organisatorisch mit den Fhrern der kleinbrgerlichen Demo-kratie brachen. (Siehe vorl. Band, S. 426.) Der von Marx und Engels gefhrte Klner Arbeiterverein beschlo, aus dem Verbnde der demokratischen Vereine Deutschlands auszutreten und sich dem Verband der deutschen Arbeitervereine anzuschlieen. Obwohl Marx und Engels organisatorisch mit der kleinbrgerlichen Demokratie gebrochen hatten, lehnten sie je-doch weitere gemeinsame Aktionen mit ihr gegen den gemeinsamen Feind nicht ab.

Die vernderte Taktik, die Marx und Engels ein Jahr nach dem Beginn der Mrzrevolution verfolgten, grndete sich auf die Vernderungen im Krfte-verhltnis der Klassen, die in Deutschland vor sich gegangen waren und auf Vernderungen im Bewutsein der deutschen Arbeiter, wozu die Neue Rheinische Zeitung", die immer offener als Organ des revolutionren Prole-tariats in Erscheinung trat, viel beigetragen hatte.

In einer Reihe von Artikeln Ein Bourgeoisaktenstck", Montes-quieu LVI.", Die .Klnische Zeitung* ber die Wahlen" zeigt Marx an konkreten Tatsachen die schonungslose Grausamkeit der preuischen Bour-geoisie gegenber den Arbeitern. Er entlarvt ihre heuchlerischen Versuche, mit dem Proletariat zu liebugeln, und ihre demagogischen Wahlversprechun-gen, mit einem Schlage die soziale Frage" zu lsen. Marx polemisiert gegen die konfusen theoretischen Errterungen der Klnischen Zeitung" zur so-zialen Frage" und deckt ihren wahren Klassencharakter auf. Er beweist, da das Proletariat, die Kleinbourgeoisie und die Bauernschaft nicht - wie die Bourgeoisie hoffte - fr die vom Knig oktroyierte Verfassung eintreten, sondern da diese Klassen ein der Errichtung einer demokratischen Republik interessiert sind - einer Staatsform, die ihnen grere Mglichkeiten zur Ver-tretung ihrer Interessen gibt. Sind nicht gerade diese Klassen die radi-kalsten, die demokratischsten der ganzen Gesellschaft? Ist nicht das Prole-tariat gerade die spezifisch rote Klasse?" (Siehe vorl. Band, S. 217.)

Die Losung von Marx und Engels, den Kampf um eine einheitliche demo-kratische deutsche Republik zu fhren, bedeutete nicht nur die Liquidierung der berlebten Formen der politischen Ordnung, der Herrschaft der reak-tionren Junkerklasse, sondern auch die revolutionre Lsung der Frage der Vereinigung Deutschlands und die Beseitigung der jahrhundertealten Zer-

splitterung des Landes, die einer progressiven konomischen und politischen Entwicklung im Wege stand.

Wie bereits in einigen frheren Artikeln lehnten Marx und Engels ent-schieden die Vereinigungsplne Deutschlands von oben" unter Fhrung einer der feudalen Monarchien - sterreichs oder Preuens - ab (siehe den Artikel Die Frankfurter Versammlung"). Gleichzeitig kmpften die Be-grnder des Marxismus auch gegen die sddeutschen kleinbrgerlichen Re-publikaner, die Deutschland in eine Bundesrepublik nach dem Muster der Schweiz verwandeln wollten.

In den Artikeln, die Engels whrend seiner Emigration in der Schweiz schrieb - Das Exfrstentum", Die neuen Behrden - Fortschritte in der Schweiz", Wahlen fr das Bundesgericht", Die Persnlichkeiten des Bundesrats", Der Nationalrat", Die Schweizer Presse" - , gibt er Genre-bilder vom politischen Leben dieses Landes. Die Schweiz war ebenso das Musterbeispiel fr die brgerliche Bundesrepublik, wie Belgien als das Musterland der brgerlichen Monarchie galt. Engels unterstreicht die lokale, karitongebundene Beschrnktheit des politischen Lebens der damaligen klein-brgerlichen Schweiz, die fr die Mehrheit ihrer Politiker charakteristischen Vorurteile, den engen Gesichtskreis, die Kleinigkeitskrmerei und die Bor-niertheit.

Marx und Engels wiesen die kleinbrgerlichen Plne, Deutschland in eine Bundesrepublik nach dem Schweizer Muster zu verwandeln, entschieden zu-rck. Sie zeigten, da die Besonderheiten der sozial-konomischen und poli-tischen Entwicklung in Deutschland dringend die Liquidierung der Zer-splitterung des Landes, des Partikularismus, der Unzahl der kleinen Staaten erforderte und die Schaffung einer einheitlichen demokratischen deutschen Republik auf der Tagesordnung stand.

Marx und Engels betonten, da das revolutionre Deutschland seine Frei-heit und Unabhngigkeit nicht nur im Kampf gegen die inneren, sondern auch gegen die ueren Feinde verteidigen mu, und zwar in erster Linie gegen die Hauptkrfte der europischen Konterrevolution das brgerliche England und das feudal-absolutistische Ruland. Marx und Engels bewiesen, da der russische Zarismus das Hauptbollwerk der feudal-monarchistischen Reaktion in Europa war, ohne dessen Zerschlagung der Sieg der europischen Revolution und eine wirkliche Vereinigung Deutschlands unmglich ist.

Als das Haupthindernis fr die Vereinigung Deutschlands im Innern be-zeichneten Marx und Engels die reaktionre preuische Monarchie der Hohen-zollern, die die Hochburg der alten, berlebten Krfte der Feudalgesellschaft war. In den Artikeln Die Taten des Hauses Hohenzollern", Die neue preu-

ische Verfassung", Die neue Standrechts-Charte", An mein Volk" u.a. geben sie ein lebendiges Bild von der Geschichte des Aufstiegs der herrschen-den preuischen Dynastie mit Hilfe ruberischer Eroberungen, Verrat und Gewaltttigkeit und ihrer schndlichen Rolle als Wrger der Befreiungs-bewegung des Volkes.

Ein anderes Hindernis bei der Vereinigung Deutschlands war das feudal-absolutistische Osterreich. Solange das Reich der Habsburger existierte, konnte weder von einer Befreiung der unterjochten Vlker noch von der Er-richtung einer wirklich demokratischen Ordnung in ganz Deutschland die Rede sein.

Marx und Engels kritisierten weiter die deutsche Nationalversammlung, die den Krften der Konterrevolution in Deutschland gegenber Nachsicht bte, anstatt energisch mit ihnen Schlu zu machen. Die Abgeordneten des Frankfurter Froschteiches" beschftigten sich mit philisterhaftem Profes-sorengeschwtz ber die Grundrechte des deutschen Volkes und entzogen ihm dabei sein ureigenstes Grundrecht das Recht auf Aufstand (siehe die Artikel Die Frankfurter Versammlung", Der Bericht des Frankfurter Aus-schusses ber die streichischen Angelegenheiten", Wien und Frankfurt", Der preuische Futritt fr die Frankfurter"). Als die Frankfurter National-versammlung schlielich die Ausarbeitung der deutschen Reichsverfassung beendet hatte, erwies sie sich als ein wertloses Stck Papier, da die deutschen Frsten diese Verfassung nicht akzeptierten.

Im Frhjahr 1849 brachen in der Rheinprovinz und anderen Gebieten Westdeutschlands Volksaufstnde zur Verteidigung der Reichsverfassung aus. Marx und Engels untersttzten diese Bewegung, obwohl ihre Ziele be-grenzt waren. Den Massencharakter, den diese Bewegung angenommen hatte, erklrten sie damit, da das Volk . . . in jedem, wenn auch noch so lumpigen Schritt nher zur Einigung Deutschlands einen Schritt nher zur Beseitigung der kleinen Frsten und zur Befreiung von der drckenden Steuerlast" sieht (siehe vorl. Band, S. 460). In den Spalten der Neuen Rheinischen Zeitung" begrten Marx und Engels den Kampf der Volksmassen, in dem die Arbei-ter eine bedeutende Rolle spielten. Engels nahm an dem Aufstand in Elber-feld aktiv teil (siehe den Artikel Elberfeld").

Die mutige und unvershnliche Haltung der Neuen Rheinischen Zei-tung", die den revolutionren Kampf der Massen leitete, fhrte dazu, da diese von Anfang an von der preuischen Regierung und den Gerichts-behrden verfolgt wurde. Gegen die Redakteure der Zeitung wurden zahl-reiche Prozesse gefhrt. Der Proze gegen die Neue Rheinische Zeitung" vom 7. Februar 1849 und der Proze gegen den Rheinischen Kreisausschu II Marx/Engels, Werke, Bd. 6

vorn 8. Februar 1849 nahmen jedoch einen fr die preuische Regierung un-erwnschten Verlauf. Die anklagenden Reden von Marx und Engels, vom an-wesenden Publikum mit Begeisterung aufgenommen, fhrten zu ihrem Frei-spruch durch das Geschworenengericht und hatten zur Folge, da die Popu-laritt der Redakteure der Neuen Rheinischen Zeitung" gewaltig anwuchs.

Die preuische Regierung lie von ihrem Plan, die Neue Rheinische Zei-tung" auf diese oder jene Weise zum Schweigen zu bringen, nicht ab. Im Mai 1849, nachdem die isolierten Erhebungen in der Rheinprovinz geschei-tert waren, ordnete die preuische Regierung die Ausweisung von Marx aus Preuen an, weil er keine preuischen Brgerrechte besa. Die Repressalien der Polizei gegen Marx und die anderen Redakteure der Neuen Rheinischen Zeitung" fhrten dazu, da das Erscheinen der Zeitung am 19.Mai 1849 ein-gestellt werden mute. In der letzten, mit roten Lettern gedruckten Nummer hielten Marx und Engels noch einmal Rckschau auf den ruhmreichen revolutionren Kampf der Zeitung und hoben besonders ihren proletarischen Internationalismus hervor: . . . die Seele der Junirevolution"' war die Seele ttnsrer Zeitung/" Der proletarische Internationalismus verband sich in der Zeitung organisch mit der Verteidigung der wahren nationalen Interessen des deutschen Volkes. Die Redaktion der Zeitung konnte mit vollem Recht sagen: Wir haben die revolutionre Ehre unsres heimischen Bodens gerettet."

In der Abschiedsbotschaft An die Arbeiter Klns" erklrten die Redak-teure der Zeitung: Ihr letztes Wort wird berall und immer sein: Emanzipa-tion der arbeitenden Klasse/" (Siehe vorl. Band, S. 519.)

Einen besonderen Platz nehmen im vorliegenden Band zwei konomische Arbeiten von Marx ein - Lohnarbeit und Kapital" und das mit dieser Schrift im engen Zusammenhang stehende Manuskript Arbeitslohn".

Der Schrift Lohnarbeit und Kapital", die im April 1849 als Leitartikel-serie in der Neuen Rheinischen Zeitung" verffentlicht wurde, lagen Lek-tionen zugrunde, die Marx im Dezember 1847 im Deutschen Arbeiterbil-dungsverein in Brssel gelesen hatte. Mit der Verffentlichung dieser Arbeit stellte sich Marx die Aufgabe, die konomischen Verhltnisse zu umreien, die in der kapitalistischen Gesellschaft die materielle Grundlage fr den Klas-senkampf bilden. Er wollte dem Proletariat eine theoretische Waffe in die Hand geben zum tiefen wissenschaftlichen Verstndnis dessen, worauf sich in der kapitalistischen Gesellschaft die Klassenherrschaft der Bourgeoisie und die Lohnsklaverei der Arbeiter begrndeten. Im Unterschied zu der Arbeit Das Elend der Philosophie", wo Marx seine konomischen Ansichten in polemischer Form darlegt, ist Lohnarbeit und Kapital" systematisch auf-

gebaut und populr, fr die Arbeiter verstndlich geschrieben. Im Vergleich zum Elend der Philosophie" bedeutet Lohnarbeit und Kapital" einen Schritt vorwrts in der Ausarbeitung der marxistischen konomischen Lehre.

In der Schrift Lohnarbeit und Kapital" deckt Marx das Wesen der Pro-duktionsverhltnisse der brgerlichen Gesellschaftsordnung auf, die auf der Ausbeutung der Arbeitskraft der Lohnarbeiter beruht. Er zeigt, da Kapital und Lohnarbeit einander bedingen. Gleichzeitig hebt er mit aller Deutlichkeit den antagonistischen Charakter dieses Verhltnisses hervor. Im Gegensatz zu den Leuten, die von Harmonie zwischen Arbeit und Kapital predigen, legt Marx die unberbrckbare Gegenstzlichkeit ihrer Interessen blo. Marx, der alle konomischen Kategorien historisch untersucht, definiert das Kapital als brgerliches Produktionsverhltnis", als Produktionsverhltnis der br-gerlichen Gesellschaft" (siehe vorl. Band, S. 408). In dieser Arbeit entwickelt Marx die Grundgedanken zur Ausarbeitung seiner Mehrwertstheorie weiter. Er kommt dabei zu dem Schlu, da das Wachstum des Kapitals, die Entwick-lung der Produktivkrfte der brgerlichen Gesellschaft, die Entwicklung der Technik und die breite Anwendung von Maschinen zur verstrkten Ausbeu-tung und zur Verschrfung des Elends und der Armut der Klasse fhrt, die die materiellen Reichtmer produziert. So formuliert Marx in dieser Arbeit in allgemeiner Form die Lehre von der relativen und absoluten Verelendung der Arbeiterklasse im Kapitalismus als eine der wichtigsten Lehren der mar-xistischen politischen konomie.

In der vorliegenden Ausgabe wird die Schrift Lohnarbeit und Kapital" in der Fassung gebracht, wie sie in der Neuen Rheinischen Zeitung" ver-ffentlicht wurde. Engels weist darauf hin, da Marx in dieser Zeit seine Kri-tik der brgerlichen politischen konomie noch nicht abgeschlossen hatte. Das geschah erst Ende der fnfziger Jahre. Deshalb enthlt seine Arbeit Lohnarbeit und Kapital" Formulierungen und einige Thesen, die vom Standpunkt seiner spteren Arbeiten unbefriedigend oder sogar unrichtig sind. Bei der Herausgabe dieser Arbeit fr einen breiten Leserkreis im Jahre 1891 nahm Engels eine Reihe Vernderungen vor, die in der vorliegenden Ausgabe durch Funoten vermerkt sind. Diese Vernderungen beziehen sich auf einen Punkt: Der Arbeiter verkauft nicht seine Arbeit, wie es im alten Text von Lohnarbeit und Kapital" heit, sondern seine Arbeitskraft. Bei dieser nderung geht es nicht nur um Worte, wie Engels schrieb, sondern um einen der wichtigsten Punkte der konomischen Theorie, dessen Nichtverstehen die klassische politische konomie in eine Sackgasse gefhrt hat. Den Ausweg aus dieser Sackgasse fand Marx. Wie Engels im Vorwort zum zweiten Band Ii*

des Kapital" schreibt, wies Marx nach, da es nicht die Arbeit ist, die einen Wert hat. Als wertschaffende Ttigkeit kann sie ebensowenig einen besondren Wert haben, wie die Schwere ein besondres Gewicht, die Wrme eine besondre Temperatur, die Elektrizitt eine besondre Stromstrke. Es ist nicht die Ar-beit, die als Ware gekauft und verkauft wird, sondern die Arbeitskraft. Sobald sie Ware wird, richtet sich ihr Wert nach der in ihr, als einem gesellschaftlichen Produkt, verkrperten Arbeit, ist er gleich der zu ihrer Produktion und Repro-duktion gesellschaftlich ntigen Arbeit." Die Ware Arbeitskraft besitzt eine besondere Eigenschaft sie schafft den Wert, sie ist die Quelle des Wertes, wobei der von ihr geschaffene Wert grer ist als der, den sie selbst besitzt. Den so vom Arbeiter geschaffenen Mehrwert eignet sich der Kapi-talist an. Mit der Lehre ber den Mehrwert, die Ende der fnfziger Jahre entstand und die im Kapital" ihre klassische Darlegung gefunden hat, enthllt Marx das Geheimnis der kapitalistischen Ausbeutung.

Das mit der Schrift Lohnarbeit und Kapital" eng zusammenhngende Manuskript Arbeitslohn" ist allem Anschein nach ein Konspekt fr den letz-ten von Marx in Brssel gelesenen Lektionszyklus. Dieses Manuskript, das fragmentarischen Charakter trgt und von Marx nicht fr den Druck be-stimmt war, ist trotzdem von groer Bedeutung, da es in vieler Beziehung die Schrift Lohnarbeit und Kapital" ergnzt. Die Bemerkungen zu den not-wendigen Vernderungen, die Engels im Jahre 1891 in der Einfhrung zu Lohnarbeit und Kapital" macht, knnen gleichzeitig auch auf dieses Manu-skript bezogen werden.

In dieser Arbeit untersucht Marx den Einflu des Wachstums der Pro-duktivkrfte auf den Arbeitslohn und kommt zu dem Schlu, da der in Ma-schinen und Rohstoffen investierte Teil des Kapitals bedeutend schneller wchst als der Teil, der zum Unterhalt der Arbeiter verwandt wird. Obwohl die Begriffe konstantes und variables Kapital hier noch nicht formuliert sind, kommt Marx hier bereits der spter von ihm ausgearbeiteten Lehre ber die organische Zusammensetzung des Kapitals auerordentlich nahe. Marx zieht den Schlu, da unter den Bedingungen des Kapitalismus jede Entwicklung der Produktivkrfte zu einer Waffe gegen die Arbeiter wird.

Groes Interesse verdient die Kritik, die Marx an den verschiedenen Pro-jekten zur Erleichterung der Lage der Arbeiter bte. Diese Projekte hatten das Ziel, vom Klassenkampf abzulenken; so z.B. die Schaffung von Sparkassen, die Einfhrung der industriellen Erziehung und schlielich die Theorie von Malthus, der behauptete, da, entsprechend den Naturgesetzen, die Bevlke-rung schneller wachse als die Existenzmittel. Er schlug vor, die Konkurrenz zwischen den Arbeitern durch Geburtenminderung zu verringern. Marx wid-

met der Entlarvung der ganzen Dummheit, Niedertrchtigkeit und Heuche-lei" der Malthus'sehen Doktrin besondere Aufmerksamkeit, - einer Doktrin, die gesellschaftliche Erscheinungen als Naturerscheinungen auffat, das Elend des Proletariats als dessen eigene Schuld betrachtet und es dafr be-strafen will.

In einem weiteren Abschnitt behandelt Marx die Arbeiterassoziationen und wrdigt sie als das Mittel, die Arbeiterklasse auf den Sturz der alten auf Klassengegenstzen beruhenden Gesellschaft vorzubereiten. Er analysiert das Verhltnis zwischen Kapital und Arbeit und deckt die Ausbeutung der Arbei-ter auf, wobei er gleichzeitig die historisch progressive Rolle der Lohnarbeit, der Produktionsverhltnisse der kapitalistischen Gesellschaft hervorhebt, ohne die die materiellen Mittel zur Befreiung des Proletariats und die Grundlagen der neuen Gesellschaft nicht geschaffen werden knnen und das Proletariat selbst nicht eine solche Entwicklungsstufe erreicht, in der es fhig wre, die Revolution in der alten Gesellschaft zu Ende zu fhren und sich selbst zu be-freien.

Am Schlu des Bandes werden Materialien und Dokumente verffent-licht, die Marx und Engels nach der Einstellung der Neuen Rheinischen Zei-tung" von Mai bis Juli 1849 geschrieben haben. Es handelt sich um zwei Er-klrungen an Zeitungsredaktionen sowie den Artikel von Engels Die revo-lutionre Erhebung in der Pfalz und in Baden" und den Artikel von Marx Der 13.Juni", der sich mit der milungenen Aktion der kleinbrgerlichen Demokraten in Paris befat.

Der Teil Aus dem handschriftlichen Nachla" enthlt auer dem Marxschen Manuskript Arbeitslohn" zwei zur damaligen Zeit nicht verf-fentlichte Artikel von Engels ber die Lage in Frankreich am Vorabend der Prsidentenwahlen im Dezember 1848 Die franzsische Arbeiterklasse und die Prsidentenwahl" und Proudhon".

In den Beilagen zum Band wird eine Reihe Dokumente verffentlicht, die ein Bild von der praktischen revolutionren Ttigkeit von Marx und Engels geben und zeigen, wie sie den Kampf der breiten Volksmassen lenkten. Unter diesen Dokumenten befinden sich Materialien ber die Ttigkeit von Marx und Engels im Klner Arbeiterverein sowie Mitteilungen ber demokratische Bankette, an denen sie teilgenommen haben. Die Beilagen enthalten ferner Materialien ber die Verfolgung von Marx und Engels durch die Gerichts-und Polizeibehrden. Diese Materialien geben ein Bild von der schwierigen und gespannten Lage, in der die Neue Rheinische Zeitung" redigiert wurde, und zeigen, welche Arbeit Marx und Engels fr die Organisierung und die politische Erziehung der Volksmassen leisteten.

Die im vorliegenden Band enthaltenen Schriften von Marx und Engels bieten reiches Material zur Erluterung der theoretischen und taktischen The-sen, die von den Begrndern des Marxismus im Laufe der Revolution von 1848/49 ausgearbeitet wurden.

Es wurde bereits im Vorwort zum fnften Band der Werke darauf hin-gewiesen, da es sehr kompliziert ist, bei den Artikeln aus der Neuen Rhei-nischen Zeitung" den genauen Verfasser zu ermitteln, da die Artikel ohne Unterschrift gebracht wurden, es bei Marx und Engels selbst nur sehr be-grenzte Hinweise gibt und die handschriftlichen Originale fehlen. Auerdem tragen viele Artikel die Spur gemeinsamer Arbeit beider Autoren. In Fllen, wo es unmglich war, den Verfasser - Marx oder Engels - festzustellen, fehlt in den redaktionellen Schlunoten der Artikel der Hinweis auf den Verfasser.

berschriften, die im Original fehlten und vom Institut fr Marxismus-Leninismus zugefgt wurden, sind in eckige Klammern gesetzt.

Institut fr Marxismus-Leninismus beim ZK der KPdSU

Der Text des vorliegenden sechsten Bandes der deutschen Ausgabe wurde nach der Neuen Rheinischen Zeitung", nach Originalen oder Photo-kopien berprft. Bei jeder Arbeit ist die zum Abdruck herangezogene Quelle vermerkt.

Die von Marx und Engels angefhrten Zitate wurden ebenfalls berprft, soweit die Originale zur Verfgung standen. Lngere Zitate werden zur leich-teren bersicht in kleinerem Druck gebracht. Fremdsprachige Zitate und im Text vorkommende fremdsprachige Wrter sind in Funoten bersetzt.

Rechtschreibung und Zeichensetzung sind, soweit vertretbar, moderni-siert. Der Lautstand der Wrter in den deutschsprachigen Texten wurde nicht verndert. Alle in eckigen Klammern stehenden Wrter und Wortteile stammen von der Redaktion; offensichtliche Druck- oder Schreibfehler wur-den stillschweigend korrigiert. In Zweifelsfllen wurde in Funoten die Schreibweise des Originals angefhrt.

Funoten von Marx und Engels sind durch Sternchen gekennzeichnet, Funoten der Redaktion durch eine durchgehende Linie vorn Text abgetrennt und durch Ziffern kenntlich gemacht.

Zur Erluterung ist der Band mit Anmerkungen versehen, auf die im Text durch hochgestellte Zahlen in eckigen Klammern hingewiesen wird; auer-dem sind ein Personenverzeichnis, Daten ber das Leben und die Ttigkeit von Marx und Engels, ein Literaturverzeichnis, eine Erklrung der Fremd-wrter sowie ein Verzeichnis der Orte, die in der Landessprache eine andere Bezeichnung tragen, beigefgt.

Institut fr Marxismus-Leninismus beim ZK der SED

K A R L MARX und

FRIEDRICH ENGELS

November 1848-Jul i 1849

1 Marx/Engels, Werke, Bd. 6

K A R L M A R X und

F R I E D R I C H E N G E L S

Artikel aus der Neuen Rheinischen Zeitung" 9. November 1848 - 1 9 . Mai 1849

Die Berliner Krisis113

[Neue Rheinische Zeitung"^ Nr. 138 vom 9. November 1848]

* Kln, 8.November. Die Situation scheint sehr verwickelt; sie ist sehr einfach.

Der Knig, wie die Neue Preuische Zeitung"[3] richtig bemerkt, steht auf der breitesten Grundlage" seiner angestammten gottesgnadlichen" Rechte.

Auf der andern Seite steht die Nationalversammlung auf gar keiner Grund-lage, sie soll erst konstituieren, Grund legen.

Zwei Souverne! Das Mittelglied zwischen beiden ist Camphausen, die Vereinbarungstheo-

ne [4]. Sobald die beiden Souverne sich nicht mehr vereinbaren knnen oder

wollen, verwandeln sie sich in zwei feindliche Souverne. Der Knig hat das Recht, der Versammlung, die Versammlung hat das Recht, dem Knige den Handschuh hinzuwerfen. Das grere Recht ist auf der Seite der grern Macht. Die Macht erprobt sich im Kampfe. Der Kampf erprobt sich im Siege. Beide Mchte knnen ihr Recht nur durch den Sieg bewhren, ihr Unrecht nur durch die Niederlage.

Der Knig war bisher kein konstitutioneller Knig. Er ist ein absoluter Knig, der sich zum Konstitutionalismus entschliet oder nicht entschliet.

Die Versammlung war bisher nicht konstitutionell, sie ist konstituierend. Sie hat bisher den Konstitutionalismus zu konstituieren gesucht. Sie kann von ihrer Sucht ablassen oder nicht ablassen.

Beide, der Knig und die Versammlung, haben sich einstweilen der kon-stitutionellen Zeremonie gefgt.

Die Forderung des Knigs, ein ihm beliebiges Ministerium Brandenburg trotz der Kammermajoritt zu bilden, ist die Forderung eines absoluten Knigs.

Die Anmaung der Kammer, dem Knige durch eine direkte Deputation die Bildung eines Ministeriums Brandenburg zu untersagen, ist die An-maung einer absoluten Kammer.

Der Knig und die Versammlung haben gegen die konstitutionelle Kon-vention gesndigt.

Der Knig und die Versammlung haben sich, jeder auf sein ursprngliches Gebiet, zurckgezogen, der Knig bewut, die Kammer unbewut.

Der Vorteil ist auf seiten des Knigs. Das Recht ist auf der Seite der Macht. Die Rechtsphrase ist auf der Seite der Ohnmacht. Das Ministerium Rodbertus wre die Null, worin Plus und Minus sich para-

lysieren.

Die Kontrerevolution in Berlin

[Neue Rheinische Zeitung" Nr. 141 vom 12. November 1848]

* Kln, 11.November. Das Ministerium Pjuel war ein Miverstndnis"; sein wirklicher Sinn ist das Ministerium Brandenburg. Das Ministerium Pfuel war die Inhaltsanzeige, das Ministerium Brandenburg ist der Inhalt.

Brandenburg in der Versammlung und die Versammlung in Brandenburg}5^ So lautet die Grabschrift des Hauses Brandenburg!!61 Kaiser Karl V. wurde bewundert, weil er sich begraben lie bei leben-

digem Leibe.[7] Einen schlechten Witz in seinen Grabstein meieln, das ist mehr als Kaiser Karl der Fnfte samt seiner Halsgerichtsordnung, der hoch-notpeinlichen.[8]

Brandenburg in der Versammlung und die Versammlung in Brandenburg! Es erschien einst ein Knig von Preuen in der Versammlung. Es war

nicht der wirkliche Brandenburg. Der Marquis von Brandenburg, der vor-gestern in der Versammlung erschien, war der wirkliche Preuenknig.

Die Wachtstube in der Versammlung, die Versammlung in der Wachtstube! Das heit: Brandenburg in der Versammlung, die Versammlung in Brandenburg!

Oder wird die Versammlung in Brandenburg - Berlin liegt bekanntlich in der Provinz Brandenburg Herr werden . . . ber den Brandenburg in der Ver-sammlung? Wird Brandenburg in der Versammlung Schutz suchen wie Capet einst in einer andern Versammlung?t9 3

Brandenburg in der Versammlung und die Versammlung in Bran-denburg ist ein vieldeutiges Wort, zweideutig, schicksalsschwanger.

Die Vlker werden bekanntlich mit den Knigen unendlich leichter fertig als mit den gesetzgebenden Versammlungen. Die Geschichte besitzt einen Ka-talog vergeblicher Emprungen des Volkes gegen die Nationalversammlungen. Sie bietet nur zwei groe Ausnahmsflle. Das englische Volk zerstubte das Lange Parlament in der Person Cromwells, das franzsische Volk den gesetz-

gebenden Krper in der Person Bonapartes. Aber das Lange Parlament war lange schon zum Rumpfe geworden, der gesetzgebende Krper lngst zum Kadaver.

Sind die Knige glcklicher als die Vlker in Erneuten gegen die gesetz-gebenden Versammlungen?

Karl L, Jakob II., Louis XVI., KarlX. sind wenig versprechende Ahnen-bilder.

Aber in Spanien, in Italien gibt es lachendere Vorfahren. Und jngst in Wien?

Doch man vergesse nicht, da zu Wien ein Vlkerkongre sa und da die slawischen Volksreprsentanten, mit Ausnahme der Polen, mit klingendem Spiele in das kaiserliche Lager zogen.[10J

Der Krieg der Wiener Kamarilla mit dem Reichstag war gleichzeitig der Krieg des slawischen Reichstags mit dem deutschen Reichstag. In der Berliner Versammlung dagegen machen nicht die Slawen Szission, sondern nur die Sklaven, und Sklaven, Sklaven sind keine Partei, sie sind hchstens der Tro einer Partei. Die ausgetretene Berliner Rechte[11] bringt keine Macht in das feindliche Lager, sie steckt es mit einer tdlichen Schwche an, mit dem -Verrat.

In Ostreich hat die slawische Partei gesiegt mit der Kamarilla; sie wird jetzt kmpfen mit der Kamarilla um die Siegesbeute. Siegt die Berliner Kamarilla, so hat sie den Sieg nicht zu teilen mit der Rechten und geltend zu machen gegen die Rechte; sie wird ihr ein Trinkgeld geben und - Futritte.

Die preuische Krone ist in ihrem Rechte, indem sie der Versammlung als absolute Krone gegenbertritt. Aber die Versammlung ist im Unrechte, weil sie der Krone nicht gegenbertritt als absolute Versammlung. Vor allem mute sie die Minister als Hochverrter verhaften lassen, als Hochverrter gegen die Volkssouvernett. Sie mute jeden Beamten, der andern Befehlen als ihren Befehlen gehorcht, in die Acht erklren, fr vogelfrei.

Indes wre es mglich, da die politische Schwche, womit die National-versammlung zu Berlin auftritt, zu ihrer brgerlichen Kraft wird in den Pro-vinzen.

Die Bourgeoisie htte so gern auf gtlichem Wege das feudale Knigtum in ein brgerliches Knigtum verwandelt. Nachdem sie der feudalen Partei die ihren Brgerstolz beleidigenden Wappen, Titel und die brgerliche An-eignungsweise verletzenden, dem Feudaleigentume angehrigen Geflle ent-rissen, htte sie sich so gerne vermhlt mit der Feudalpartei und gemeinsam mit ihr das Volk geknechtet. Aber die alte Brokratie will nicht zur Dienerin einer Bourgeoisie herabsinken, deren despotische Schulmeisterin sie bisher

war. Die feudale Partei will ihre Auszeichnungen und ihre Interessen nicht auf dem Altar des Brgertums auflodern lassen. Und die Krone endlich, sie erblickt in den Elementen der alten feudalen Gesellschaft, deren hchster Auswuchs sie ist, ihren wahren einheimischen gesellschaftlichen Boden, wh-rend sie in der Bourgeoisie eine fremde knstliche Erde erblickt, von der sie nur getragen wird, unter der Bedingung, zu verkmmern.

Die berauschende Gnade Gottes" verwandelt die Bourgeoisie in einen er-nchternden Rechtstitel, die Herrschaft des Bluts in die Herrschaft des Papiers, die knigliche Sonne in eine brgerliche Astrallampe.

Das Knigtum lie sich daher nicht beschwatzen von der Bourgeoisie. Es antwortete ihrer halben Revolution mit einer ganzen Kontrerevolution. Es strzte die Bourgeoisie zurck in die Arme der Revolution, des Volkes, indem es ihr zurief:

Brandenburg in der Versammlung und die Versammlung in Brandenburg. Wenn wir gestehen, da wir von dem Brgertum keine der Situation an-

gemessene Antwort erwarten, so drfen wir nicht unterlassen, andererseits zu bemerken, da auch die Krone in ihrem Aufstande gegen die National-versammlung zu heuchlerischer Halbheit ihre Zuflucht nimmt und ihr Haupt unter den konstitutionellen Schein versteckt, in demselben Augenblicke, wo sie diesen lstigen Schein abzustreifen sucht.

Brandenburg lt sich von der deutschen Zentralgewalt zu seinem Staats-streiche den Befehl erteilen. Die Garderegimenter sind in Berlin eingezogen auf Befehl der Zentralgewalt. Die Berliner Kontrerevolution geschieht auf Befehl der deutschen Zentralgewalt. Brandenburg erteilt Frankfurt den Befehl, ihm diesen Befehl zu erteilen. Es verleugnet seine Souvernett in dem Augen-blicke, wo es sie herstellen will. Herr Bassermann ergriff natrlich mit beiden Hnden die Gelegenheit, den Bedienten als Herrn zu spielen. Aber er hat die Genugtuung, da der Herr seinerseits den Bedienten spielt.

Wie auch die Wrfel in Berlin fallen: das Dilemma ist gestellt, Knig oder Volk ~ und das Volk wird siegen mit dem Rufe: Brandenburg in der Versamm-lung und die Versammlung in Brandenburg.

Wir knnen noch eine harte Schule durchmachen, aber es ist die Vorschule der - ganzen Revolution.

[Neue Rheinische Zeitung" Nr. 141 vom 12. November 1848, Zweite Ausgabe]

* Kln, 11 .November. Die europische Revolution beschreibt einen Kreis-lauf. In Italien begann sie, in Paris nahm sie einen europischen Charakter an, in Wien war der erste Widerschlag der Februarrevolution, in Berlin der Wider-

schlag der Wiener Revolution. In Italien, zu Neapel, fhrte die europische Kontrerevolution ihren ersten Schlag, in Paris - die Junitage - nahm sie einen europischen Charakter an, in Wien war der erste Widerschlag der Juni-Kontrerevolution, in Berlin vollendet sie sich und kompromittiert sie sich. Von Paris aus wird der gallische Hahn noch einmal Europa wacherhen.[12]

Aber zu Berlin kompromittiert sich die Kontrerevolution. In Berlin kompro-mittiert sich alles, selbst die Kontrerevolution.

Zu Neapel das Lazzaronitum, verbunden mit dem Knigtum, gegen die Bourgeoisie.

Zu Paris der grte historische Kampf, der je stattgefunden. Die Bour-geoisie, verbunden mit dem Lazzaronitum, gegen die Arbeiterklasse.

Zu Wien ein ganzer Bienenschwarm von Nationalitten, der in der Kontre-revolution seine Emanzipation vermutet. Dazu geheime Tcke der Bourgeoisie gegen die Arbeiter und akademische Legion1131. Kampf in der Brgerwehr selbst. Endlich - Attacke von selten des Volkes, die der Attacke von Seiten des Hofes einen Vorwand gibt.

In Berlin nichts von alledem. Die Bourgeoisie und das Volk auf der einen Seite die Unteroffiziere auf der andern.

Wrangel und Brandenburg, zwei Menschen ohne Kopf, ohne Herz, ohne Tendenz, reiner Schnurrbart das ist der Gegensatz dieser quengelnden, klugtuenden, entschluunfhigen Nationalversammlung.

Willen! sei es auch der Wille eines Esels, eines Ochsen, eines Schnurrbarts Willen ist das einzige Requisit den willenlosen Quenglern von der Mrz-revolution gegenber. Und der preuische Hof, der keinen Willen hat, so wenig wie die Nationalversammlung, sucht die zwei dmmsten Menschen in der Mon-archie auf und sagt diesen Lwen: Vertretet den Willen. Pfuel hatte noch einige Gran' Gehirn. Aber vor der absoluten Dummheit schrecken die Rso-neurs der Mrzerrungenschaften zurck.

Mit der Dummheit kmpfen Gtter selbst vergeblich"^,

ruft die betroffene Nationalversammlung aus. Und diese Wrangeis, diese Brandenburgs, diese vernagelten Hirnschdel,

die wollen knnen, weil sie keinen eigenen Willen haben, weil sie wollen, wie ihnen befohlen wird, die zu dumm sind, an Befehlen irre zu werden, die man ihnen mit bebender Stimme, mit zitternder Lippe gibt, auch sie kompromit-tieren sich, indem sie nicht zum Schdeleinstoen kommen, das einzige Ge-schft, dem diese Mauerbrecher gewachsen sind.

Wrangel bringt es nicht weiter, als zu gestehen, da er nur eine National-versammlung kennt, die Ordre pariert! Brandenburg erhlt Unterricht im par-

lamentarischen Anstnde, und nachdem er mit seinem rohen, widerlichen Unteroffiziersdialekt die Kammer emprt hat, lt er den Tyrann ber-tyrannisieren" und pariert Ordre der Nationalversammlung, indem er de-mtigst um das Wort bittet, das er soeben noch nehmen wolltet151

War ich doch lieber eine Laus in Schafswolle Als solch' tapfere Dummheit!"[u]

Die ruhige Haltung von Berlin ergtzt uns; an ihr scheitern die Ideale des preuischen Unteroffizierstums.

Aber die Nationalversammlung? Warum spricht sie nicht die mise hors de loi1 aus, warum erklrt sie die Wrangeis nicht fr vogelfrei, warum tritt kein Deputierter mitten unter Wrangeis Bajonette und erklrt ihn in die Acht und harangiert die Soldateska?

Die Berliner Nationalversammlung blttere den Moniteur"[171nach, den Moniteur" von 1789-1795.

Und was tun wir in diesen Augenblicken? Wir verweigern die Steuern. Ein Wrangel, ein Brandenburg begreift -

denn diese Wesen lernen arabisch von den Hyghlans[18] - , da sie einen Degen tragen und eine Uniform und Gehalt beziehen. Woher aber der Degen und die Uniform und das Gehalt, das begreifen sie nicht.

Es gibt nur noch ein Mittel, das Knigtum zu besiegen nmlich bis zur Epoche der Anti~ Junirevolution zuParis, die im Dezember stattfinden wird.[19'

Das Knigtum trotzt nicht nur dem Vlker-, es trotzt dem Brgertum. Besiegt es also auf brgerliche Weise. Und wie besiegt man das Knigtum in brgerlicher Weise? Indem man es aushungert. Und wie hungert man es aus? Indem man die Steuern verweigert. Bedenkt es wohl! Alle Prinzen von Preuen, alle Brandenburgs und

Wrangeis produzieren kein - Kommibrot. Ihr, ihr produziert selbst das Kommibrot.

[Neue Rheinische Zeitung" Nr. 142 vom 14. November 1848]

* Kln, 13.November. Wie einst die franzsische Nationalversammlung ihr offizielles Sitzungslokal verschlossen fand und in dem Ballspielhause ihre Sitzungen fortfhren mute, so die preuische Nationalversammlung im SchtzenhauseS201

1 Achterklrung

Der im Schtzenhause gefate und von uns nach unserm Berliner O -Korre-spondenten im heute morgen ausgegebenen Extrablatte mitgeteilte Beschlu, wonach Brandenburg zum Hochverrter erklrt ist, findet sich nicht im Berichte der Klnischen Zeitung".121 ]

Indessen geht uns soeben der Brief eines Mitgliedes der Nationalver-sammlung zu, worin es wrtlich heit:

Die Nationalversammlung hat einstimmig (242 Mitglieder) erklrt, da Brandenburg sich durch diese Maregel (die Auflosung der Brger-wehr) des Hochverrats schuldig gemacht habe und ein jeder, welcher zu der Ausfhrung dieser Maregel aktiv oder passiv mitwirkt, als Hoch-verrter zu betrachten sei."[22l

Die Glaubwrdigkeit Dumonts ist bekannt. Indem die Nationalversammlung Brandenburg zum Hochverrter erklrt,

hrt die Steuerverpflichtung von selbst auf. Einer hochverrterischen Regierung schuldet man keine Steuern. Wir werden unsern Lesern morgen aus-fhrlich mitteilen, wie man es in dem ltesten konstitutionellen Lande, in England, bei hnlichen Kollisionen mit der Steuerverweigerung hlt.1231 brigens hat die'hochverrterische Regierung selbst dem Volke den richtigen Weg gezeigt, indem sie sofort der Nationalversammlung die Steuern ver-weigerte (die Diten usw.) und sie auszuhungern sucht.

Der obenerwhnte Deputierte schreibt uns ferner: Die Brgerwehr wird ihre Waffen nicht abgeben."

Der Kampf scheint also unvermeidlich, und es ist die P f l i ch t der Rhein-prov inz , mit Mnnern und Waffesn der B e r l i n e r N a t i o n a l v e r -sammlung zu Hl fe zu ei len.

Geschrieben von Karl Marx.

Das Exfrstentum[24]

[Neue Rheinische Zeitung" Nr. 140 vom 11.November 1848]

** Aus der Republik. Neuchatel, 7.November. Es wird Sie interessieren, auch einmal etwas aus einem Lndchen zu hren, das noch bis vor kurzem sich der Segnungen der preuischen Herrschaft erfreute, aber zuerst von allen Landen, die der Krone Preuens Untertan, die Fahne der Revolution auf-pflanzte und die preuische vterliche Regierung verjagte. Ich spreche von dem ehemaligen Frstentum Neuenburg und Vallendis"[25], bei dem Herr Pfuel, der jetzige Ministerprsident, als Gouverneur die ersten administra-tiven Studien machte und im Mai dieses Jahres vom Volk abgesetzt wurde, noch ehe er sich in Posen Lorbeeren erringen und in Berlin als Premier Mi-trauensvoten ernten konnte. Das Lndchen hat jetzt den stolzeren Namen Republique et Canton de Neuchatel" angenommen, und die Zeit wird wohl nicht fern sein, wo in Berlin der letzte Neuchteller Gardeschtze seinen grnen Waffenrock brstet. Ich mu gestehen, es gewhrte mir eine humo-ristische Genugtuung, fnf Wochen nach meiner Flucht vor der preuischen heiligen Hermandad[26] wieder ungehudelt auf einem Boden herumspazieren zu drfen, der de jure noch preuisch ist.

Die Republik und Kanton Neuchatel befindet sich brigens offenbar in einem weit behaglicheren Zustande als weiland das Frstentum Neuenburg und Valendis; denn bei den neulichen Wahlen fr den schweizerischen Na-tionalrat[2 7 ] erhielten die republikanischen Kandidaten ber 6000 Stimmen, whrend die Kandidaten der Royalisten, der bedouins1, wie man sie hier nennt, kaum 900 musterten. Auch im Groen Rat sitzen fast lauter Republi-kaner, und nur ein kleines, von den Aristokraten beherrschtes Gebirgsdorf,

1 Beduinen (arabische Wanderhirten und -hndler der Wste); hier im Sinne von: Wan-derprediger in der Wste

Les Ponts, hat den kniglich-preuisch-frstlich-neuenburgischen Ex-Staats-rat Calame als seinen Reprsentanten nach Neuchtel geschickt, wo er vor einigen Tagen der Republik den Eid der Treue schwren mute. Statt des alten kniglichen Constitutionnel Neuchtelois" erscheint jetzt in La Chaux-de-Fonds, dem grten, industriellsten und republikanischsten Orte des Kantons - ein Republicain Neuchtelois "[28], der zwar in einem sehr schlechten jurassischen Schweizerfranzsisch, aber sonst gar nicht bel redi-giert wird.

Die Uhrenindustrie des Jura und die Spitzenmanufaktur des Traverstales, die Hauptlebensquellen des Lndchens, fangen auch an, wieder besser zu gehen, und die Montagnards[291 gewinnen allmhlich, trotz des fuhohen Schnees, der hier bereits liegt, ihre alte Heiterkeit wieder. Inzwischen gehen die bedouins gar trbselig umher, tragen an Hose, Bluse und Mtze die preu-ischen Farben umsonst zur Schau und seufzen vergebens nach der Rckkehr Ehren-Pfuels und der Dekrete, die da anfingen: Nous Frederic-Guillaume par la grce de Dieu"1. Die preuischen Farben, schwarze Mtzen mit weien Rndern, hoch oben im Jura, 3500 Fu ber dem Meeresspiegel, sind ebenso niedergeschlagen, ebenso zweideutig angelchelt wie bei uns am Rhein; -she man nicht die Schweizer Fahnen und die groen Plakate: Republique et Canton de Neuchtel", man knnte sich zu Hause glauben. brigens freut es mich, berichten zu knnen, da die deutschen Arbeiter bei der Neuchteller, wie bei allen Revolutionen von 1848, eine entscheidende, sehr ehrenvolle Rolle gespielt haben. Dafr wird ihnen auch der Ha der Aristokraten im vollsten Mae zuteil.

Geschrieben von Friedrich Engels.

1 Wir Friedrich Wilhelm, von Gottes Gnaden"

Die neuen Behrden -Fortschritte in der Schweiz

[Neue Rheinische Zeitung" Nr. 143 vom 15. November 1848]

** Bern, 9.November. Seit vorgestern sind nun die neuen gesetzgebenden Bundesstaaten, der schweizerische Nationalrat und der Stnderat[2?1, hier ver-sammelt. Die Stadt Bern hat ihr mglichstes getan, um sie so glnzend und so bestechend wie mglich zu empfangen. Musik, Festzge, Kanonendonner und Glockengelute, Illumination, nichts fehlte. Die Sitzungen wurden gleich vor-gestern erffnet. Der Nationalrat, nach allgemeinem Stimmrecht und nach der Volkszahl gewhlt (Bern hat zwanzig, Zrich zwlf, die kleinsten Kantone je zwei bis drei Abgeordnete geschickt), ist seiner berwiegenden Mehrzahl nach aus radikal-gefrbten Liberalen zusammengesetzt. Die entschieden radi-kale Partei ist sehr stark vertreten, die konservative hat nur sechs bis sieben Stimmen auf mehr als hundert. Der Stnderat, aus je zwei Abgeordneten fr jeden ganzen und je einem fr jeden halben Kanton bestehend, gleicht so ziemlich der letzten Tagsatzung[30] in Zusammensetzung und Charakter. Die Urkantnli haben wieder einige echte Sonderbndler[31] hineingeschickt, und infolge der indirekten Wahl ist bei den Stnden das reaktionre Element, wenn auch in entschiedener Minoritt, doch bereits strker vertreten als im Nationalrat. Der Stnderat ist berhaupt die durch Abschaffung der binden-den Mandatet32] und der Ungltigkeit der halben Stimmen verjngte, durch Kreierung des Nationalrats in den Hintergrund gedrngte Tagsatzung. Er spielt die undankbare Rolle des Senats oder der Pairskammer, des Hemm-schuhs an der vorausgesetzten berfliegenden Neuerungslust des National-rats, des Erben der reifen Weisheit und sorgfltigen berlegung der Vter. Diese wrdige und gesetzte Behrde teilt bereits jetzt das Schicksal ihrer Schwestern in England und Amerika und weiland in Frankreich; sie wird, noch eh' sie ein Lebenszeichen von sich gegeben, von der Presse ber die Achseln angesehn und ber dem Nationalrat vergessen. Kein Mensch spricht

fast von ihr, und wenn sie von sich sprechen machen wird, so wird's um so schlimmer fr sie sein.

Der Nationalrat, obwohl er die ganze schweizerische Nation" reprsen-tieren soll, hat gleich in der ersten Sitzung eine Probe, zwar nicht grade von Kantnligeist, aber doch von echt schweizerischer Uneinigkeit und Kleinig-keitskrmerei gegeben. Um einen Prsidenten zu whlen, mute man dreimal abstimmen lassen, obwohl nur drei Kandidaten, und alle drei noch dazu Ber-ner, ernsthaft in Betracht kamen. Es waren die Herren Ochsenbein, Funk und Neuhaus; die ersten beiden Reprsentanten der Berner altradikalen, der dritte Vertreter der altliberalen, halb konservativen Partei. Endlich wurde Herr Ochsenbein mit 50 aus 93 Stimmen, also einer gar knappen Majoritt, er-whlt. Da die Zricher und andern Moderados[33] dem Herrn Ochsenbein den weisen und vielerfahrenen Neuhaus entgegensetzten, begreift sich; da aber Herr Funk, der ganz zu derselben Schattierung gehrt wie Ochsenbein, mit ihm in Konkurrenz gebracht und in zwei Abstimmungen gehalten wurde, das beweist, wie wenig noch die Parteien sich geordnet und diszipliniert haben. Jedenfalls haben die Radikalen beim ersten Turnier der Parteien durch Ochsenbeins Wahl den Sieg davongetragen. Bei der darauf vorgenommenen Wahl des Vizeprsidenten kam erst beim fnften Mal eine absolute Majoritt heraus! Der gesetzte und erfahrne Stnderat dagegen whlte gleich in der ersten Abstimmung fast einstimmig den Zrcher Moderado Furrer zu seinem Prsidenten. Diese beiden Wahlen bezeichnen schon hinreichend, wie ver-schieden der Geist der beiden Kammern ist und wie bald sie auseinandergehn und in Konflikte geraten werden.

Der nchste interessante Gegenstand der Debatte wird die Wahl der Bundesstadt sein. Interessant fr die Schweizer, weil sehr viele von ihnen materiell dabei interessiert sind, fr das Ausland, weil grade diese Debatte am klarsten zeigen wird, inwieweit der alte Lokalpatriotismus, die Kantnli-Bor-niertheit verschlissen ist. Bern, Zrich, Luzern konkurrieren am heftigsten. Bern mchte Zrich mit der Bundes-Universitt und Luzern mit dem Bundes-gerichtshof abfinden, aber umsonst. Bern ist jedenfalls die einzig geeignete Stadt - als bergangspunkt der deutschen in die franzsische Schweiz, als Hauptstadt des grten Kantons, als entstehender Zentralpunkt fr die ganze Schweizer Bewegung. Nun mu Bern, um etwas zu werden, auch die Uni-versitt und das Bundesgericht haben. Aber das bringe einer den fr ihre Kantonstadt fanatisierten Schweizern bei! Es ist sehr mglich, da der radi-kalere Nationalrat fr das radikale Bern, der gesetzte Stnderat fr das ge-setzte, hoch- und wohlweise Zrich stimmt. Dann ist vollends guter Rat teuer.

In Genf sieht es seit drei Wochen sehr unruhig aus. Bei den Wahlen fr den Nationalrat setzten die reaktionren Patrizier und Bourgeois, die von ihren Villen aus die Drfer um Genf in fast feudaler Abhngigkeit halten, mit ihren Bauern alle drei Kandidaten durch. Aber das Bro kassierte die Wahlen, weil mehr Stimmzettel eingegangen als ausgeteilt waren. Nur diese Kassation beruhigte die revolutionren Arbeiter von Saint-Gervais, die schon haufen-weise durch die Straen zogen und riefen: Aux armes!"1 Die Haltung der Arbeiter whrend der nchsten acht Tage war so drohend, da die Bourgeois vorzogen, lieber gar nicht zu stimmen, als eine Revolution mit obligaten, be-reits angedrohten Schreckensszenen zu provozieren. Um so mehr, als die Re-gierung drohte, ihre Entlassung einzureichen, wenn die reaktionren Kandi-daten nochmals durchgingen. Inzwischen nderten die Radikalen ihre Kan-didatenliste, setzten weniger schroffe Namen darauf, holten die versumte Agitation nach und erreichten bei der neuen Wahl 5000-5500, fast tausend Stimmen mehr als die Reaktionre bei der vorigen gehabt. Die drei reaktio-nren Kandidaten erhielten fast gar keine Stimmen, am meisten hatte noch General Dufour, der es auf 1500 brachte. Acht Tage spter waren die Wahlen fr den Groen Rat. Die Stadt whlte 44 Radikale, das Land, das 46 Gro-rte zu whlen hat, fast lauter Reaktionre. Die Revue de Geneve"t34] streitet sich noch mit den Bourgeoisblttern herum, ob diese 46 alle reaktionr sind oder ob ein halbes Dutzend fr die radikale Regierung stimmen werden. Es wird sich bald zeigen. Die Verwirrung in Genf kann gro werden; denn wenn die Regierung, die hier direkt vom Volk gewhlt wird, abtreten mu, so knnte es bei der Neuwahl leicht gehen wie bei der zweiten Nationalrats-wahl und einer reaktionren Grorats-Majoritt eine radikale Regierung gegenbergestellt werden. Es ist brigens gewi, da die Genfer Arbeiter nur auf eine Gelegenheit warten, um durch eine neue Revolution die bedrohten Eroberungen von 1847 sicherzustellen.

Alles in allem genommen hat die Schweiz gegen die ersten vierziger Jahre bedeutende Fortschritte gemacht. Bei keiner Klasse ist dieser Fortschritt aber so auffallend wie bei den Arbeitern. Whrend bei der Bourgeoisie und nament-lich in den altpatrizischen Familien der alte lokalbornierte Zopfgeist noch ziemlich allgemein herrscht und hchstens modernere Formen angenommen hat, haben sich die Schweizer Arbeiter merkwrdig entwickelt. Frher hielten sie sich getrennt von den Deutschen und stolzierten im absurdesten freien Schweizer" Nationalhochmut einher, rsonierten ber die fremden Chaibe"2 und blieben bei der ganzen Zeitbewegung teilnahmslos. Jetzt ist das anders

1 Zu den Waffen!" - 2 fremden Spitzbuben"

2 Marx/Engels, Werke, Bd. 6

geworden. Seitdem die Arbeit schlechter geht, seitdem die Schweiz demo-kratisiert ist, namentlich aber seitdem an die Stelle der kleinen Putsche euro-pische Revolutionen und Schlachten wie die Pariser Juni- und Wiener Ok-toberschlacht getreten sind seitdem haben die Schweizer Arbeiter mehr und mehr an der politischen und sozialistischen Bewegung teilgenommen, haben sich mit den fremden Arbeitern, besonders den deutschen, verbrdert und ihr fryes Schwyzerthum" an den Nagel gehngt. In der franzsischen und in vielen Gegenden der deutschen Schweiz sind Deutsche und deutsche Schwei-zer ohne allen Unterschied in demselben Arbeiterverein zusammen, und Ver-eine, deren Mehrzahl aus Schweizern besteht, haben beschlossen, sich an die projektierte und teilweise ausgefhrte Organisation der deutschen demo-kratischen Vereine anzuschlieen. Whrend die radikalsten Radikalen der offiziellen Schweiz hchstens von der einen und unteilbaren helvetischen Re-publik[351 trumen, hrt man nicht selten von Schweizer Arbeitern die An-sicht aussprechen, da die ganze Selbstndigkeit der kleinen Schweiz in dem europischen Sturm, der sich vorbereitet, wohl bald zum Teufel gehen werde. Und das sagen sie ganz kaltbltig und gleichgltig, ohne ein Wort des Be-dauerns, diese proletarischen Landesverrter! Die Teilnahme fr die Wiener war gro bei allen Schweizern, die ich gesehen, aber bei den Arbeitern stieg sie zum wahren Fanatismus. Von Nationalrat, Stnderat, von dem Freiburger Pfaffenputsch[361 hrte man kein Wort; aber Wien, Wien war im Munde aller, vom Morgen bis zum Abend. Es war, als ob die Schweizer wieder, wie vor Teils Zeit, Wien zu ihrer Hauptstadt htten, als ob sie wieder streichisch seien. Hunderte von Gerchten wurden verbreitet, diskutiert, bezweifelt, ge-glaubt, wieder umgestoen, alle mglichen Flle wurden durchgesprochen; und als endlich die Nachricht vom Unterliegen der heroischen Wiener Ar-beiter und Studenten, von der bermacht und der Barbarei Windischgrtz' sich definitiv besttigte, da machte sie einen Eindruck auf diese Schweizer Arbeiter, als ob in Wien ihr eigen Los entschieden, die Sache ihres eigenen Lahdes erlegen sei. Diese Stimmung ist freilich noch nicht allgemein, aber sie greift tglich mehr um sich unter dem Schweizer Proletariat, und da sie schon an vielen Orten besteht, das ist fr ein Land wie die Schweiz ein un-geheurer Fortschritt.

[Cavaignac und die Junirevolutiont37]]

[Neue Rheinische Zeitung" Nr.142 vom 14. November 1848, Zweite Ausgabe]

* E.Girardin ist erbrmlich in seiner Apologie des imperialistischen Kretin, Louis-Napoleons, des kleinen Konstabiers"138er ist liebenswrdig in seinem Angriffe auf Cavaignac, den Degen des Herrn Marrast. Seit dem 7. Novem-ber bringt er in fortlaufenden Nummern eine Philippika gegen den Heros der europischen Bourgeoisie, die sich in seine arabische Nachtmtze139 ] verliebt hatte. Treulos wie sie ist, hat sie ihn dem Sipehsalar1 Jellachich geopfert, der jetzt der Lion des europischen Schachers ist.

Wir teilen unsern Lesern vollstndig denacte d'accusation2der Presse"[40] mit. Wir haben die Junirevolution, im Widerspruch mit allen europischen Blttern groen und kleinen Formats, aufgefat, wie die Geschichte sie be-sttigt hat. Wir halten darauf, von Zeit zu Zeit auf ihre Hauptmomente und Hauptschauspieler zurckzukommen, da die Junirevolution das Zentrum ist, worum sich die europische Revolution und Kontrerevolution dreht. Die Entfernung von der Junirevolution war, wie wir whrend ihres Verlaufs aus-sprachen, die Sonnenhhe der Kontrerevolution, die ihre Tour um Europa machen mute. Die Rckkehr auf die Junirevolution ist der eigentliche Be-ginn der europischen Revolution. Also auf Cavaignac zurck, auf den Er-finder des Belagerungszustandes.

Geschrieben von Karl Marx.

1 Oberbefehlshaber - 2 Anklageakt

Aufforderung des demokratischen Kreisausschusses der Rheinprovinz[411

[Neue Rheinische Zeitung" Nr. 143 vom 15. November 1848]

A u f r u f

* Kln, H.November. Der Rheinische Kreisausschu der Demokraten fordert alle demokratischen Vereine der Rheinprovinz auf, sofort die Vereine zusammenzuberufen und an allen Orten der Nachbarschaft Volksversamm-lungen zu veranlassen, um die gesamte Bevlkerung der Rheinprovinz zur Steuerverweigerung aufzumuntern, als dem zweckmigsten Mittel, den an der Versammlung der preuischen Volksvertreter verbten Gewalthandlungen des Gouvernements entgegenzutreten.

Jede gewaltsame Widersetzlichkeit gegen allenfallsige exekutive Bei-treibung der Steuern mu abgeraten, dagegen das Nichtbieten bei Zwangs-verkufen empfohlen werden.

Zur Verabredung weiter zu ergreifender Maregeln erachtet der Kreis-ausschu die Einberufung eines Kongresses von Deputierten der Vereine fr notwendig, zu welchem dieselben auf Donnerstag, den 23. d.[M.] morgens 9 Uhr (im Saale bei Eiser in der Komdienstrae hierselbst), eingeladen werden.

Kln, den H.November 1848 Im Neunen des Kreisausschusses:

Karl Marx Schneider II

Das Ministerium ist in Anklagezustand versetzt1421

[Neue Rheinische Zeitung" Nr. 143 vom 15. November 1848, Extrablatt]

Die S t a d t B r a n d e n b u r g w i l l n i c h t s w i s s e n v o n dem Mini-s t e r i u m B r a n d e n b u r g und s c h i c k t e ine D a n k a d r e s s e an d i e N a t i o n a l v e r s a m m l u n g .

Das g a n z e Land e r k e n n t in s e i n e n A d r e s s e n nur d ie Re-g i e r u n g d e r N a t i o n a l v e r s a m m l u n g an.

Das M i n i s t e r i u m b e g e h t n e u e n H o c h v e r r a t , i n d e m es im G e g e n s a t z e zu dem Habeas-Corpus-Act [ 4 3 l o h n e G e n e h m i -g u n g d e r N a t i o n a l v e r s a m m l u n g den B e l a g e r u n g s z u s t a n d a u s g e s p r o c h e n und die N a t i o n a l v e r s a m m l u n g s e l b s t mit B a j o n e t t e n aus dem S c h t z e n h a u s e v e r t r i e b e n hat .

Die Nationalversammlung hat ihren Sitz im Volke, nicht in dem Um-kreis dieser oder jener Steinhaufen. Vertreibt man sie aus Berlin, so wird sie in einem andern Orte tagen, in Breslau, Kln oder wo es ihr gut-dnkt. Sie hat in ihrer Sitzung vom 13. diesen Beschlu gefate441

Die Berliner mokieren sich ber den Belagerungszustand und lassen sich in keiner Weise durch denselben einschrnken. Niemand liefert die Waffen ab.

Von verschiedenen Gegenden sind Bewaffnete der Nationalversamm-lung zur Hlfe geeilt.

Die Garden verweigern den Gehorsam. Die Soldaten fraternisieren immer mehr mit dem Volke.

Schlesien und Thringen sind in vollem Aufstande.

Wir aber, Brger, rufen euch zu: Schickt Geld dem demokratischen Zen-tralausschusse nach Berlin. Zahlt dagegen keine Steuern an die kontrerevolu-tionre Regierung. Die Nationalversammlung hat erklrt, da die Steuer-

Verweigerung rechtlich begrndet sei. Sie hat sie noch nicht beschlossen aus Rcksicht fr die Beamten. Die Hungerkur wird diese Beamte die Macht des Brgers kennen lehren und sie selbst zu guten Brgern machen.

Hungert den Feind aus und verweigert die Steuern! Nichts trichter, als einer hochverrterischen Regierung Mittel zum Kampfe gegen die Nation zu bieten, und das Mittel aller Mittel ist - Geld.

Geschrieben von Karl Marx.

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Erklrung

[Neue Rheinische Zeitung" Nr. 145 vom 17. November 1848]

Kln, 16.November. Die Klnische Zeitung" in ihrer Nummer vom 16.Nov.1 bringt den Aufruf des Rheinischen Kreisausschusses der Demo-kraten"2 in einen vllig erdichteten Zusammenhang mit einer angeblich von der uersten Linken der preuischen Nationalversammlung in die Provinzen gesandten Versicherung" ber die Steuer Verweigerung. Den Unterzeichneten ist nichts von einer durch Mitglieder der uersten Linken verbreiteten Nach-richt ber eine von der Nationalversammlung schon beschlossene Steuer-verweigerung bekannt geworden.

Karl Marx Schneider II

1 In der N.Rh.Ztg.": 15.Nov. - 2 siehe vorl. Band, S. 20

Bekenntnisse einer schnen Seele[45]

[Neue Rheinische Zeitung" Nr. 145 vom 17. November 1848j

* Kln, 16.November. Wir haben der rechten Seite vorausgesagt, was ihrer warte, wenn die Kamarilla siegt - ein Trinkgeld und Futritte}

Wir haben uns getuscht. Noch ist der Kampf nicht entschieden, und schon erhalten sie Futritte von ihren Prinzipalen, ohne ein Trinkgeld zu er-halten.

Die Neue Preuische Zeitung" [S\ Ritterin vom Landwehrkreuze mit Gott fr Knig und Vaterland", offizielles Organ der jetzigen Gewalthaber, erklrt in einer ihrer letzten Nummern die Abgeordneten Zweiffei (Ober-prokurator in Kln) und Schlink (Appellationsgerichtsrat in Kln) fr - der Leser rate - fr revolutionre Magen" (die Neue Preuische Zeitung" schreibt Mgen"). Sie spricht von der nicht auszudrckenden Gedankenleere und Gedankenlosigkeit" dieser Herren. Sie findet, da selbst Robespierres Hirngespinste" weit erhaben sind ber die Einflle dieser Herren von der ZentralabteilungAvis Mess[ieurs]2 Zweiffei et Schlinkl

In derselben Nummer dieses Blattes wird Pinto~Hansemann[46] fr einen Fhrer der uersten Linken" erklrt, und gegen Fhrer der uersten Linken gibt es nach derselben Zeitung nur ein Mittel - das Standrecht - den Strang. Avis M[onsieur]Pinto-Hansemann, den Exminister der Tat und der Konstabler![il]

Fr einen Staatsmoniteur besitzt die Neue Preuische Zeitung" zu viel naive Offenherzigkeit. Sie sagt den verschiedenen Parteien zu laut, was in den Registern der Santa Casa[481 versiegelt steht.

Im Mittelalter schlug man den Virgil1491 auf, um zu prophezeien. Im preuischenBrumaire 1848[501 schlgt man die Neue Preuische Zeitung"

1 Siehe vorl. Band, S. 8 - 3 Hinweis fr die Herren

auf, um sich der Mhe des Weissagens zu entschlagen. Wir geben neue Bei-spiele. Was bereitet die Kamarilla den Katholiken vor?

Hrt! In Nr. 115 der Neuen Preuischen Zeitung1' heit es:

Ebenso unwahr ist es, da der Staat" (nmlich der kniglich preuische Staat, der Landwehrkreuzstaat in seiner vormrzlichen Periode) einen engkonfessionel len Charakter angenommen und von diesem einseitigen Standpunkt aus die religisen An-gelegenheiten geleitet habe. Dieser V o r w u r f w r d e zwar , w e n n er w a h r wre , ein entschiedenes Lob aussprechen. Er ist aber unwahr; denn bekannt ist, da unser Regiment den a l t en und guten S t a n d p u n k t einer e v a n g e l i s c h e n Regierung ausdrcklich verlassen hat."

Bekannt ist, da Friedrich Wilhelm III. die Religion in einen Zweig der militrischen Disziplin verwandelte und die Dissenters polizeilich abfuchtelte. Bekannt ist, da Friedrich Wilhelm IV., als einer der zwlf kleinen Propheten, durch das Ministerium Eichhorn-Bodelschwingh-Ladenberg das Volk und die Wissenschaft zur Religion Bunsen gewaltsam bekehren wollte. Bekannt ist, da selbst unter dem Ministerium Camphausen die Polen ebensosehr dafr gepln-dert, gesengt, gekolbt wurden, weil sie Polen, als weil sie Katholiken waren. Die Pointe der Pommern war stets, die Muttergottesbilder in Polen zu spieen und die katholischen Geistlichen zu hngen.

Die Verfolgungen der dissentierenden Protestanten unter Friedrich Wil-helm III. und Friedrich Wilhelm IV. sind ebenso bekannt.

Der erste begrub in Festungen die protestantischen Pfarrer, die die eigends von ihm erfundene Agende und Dogmatik verwarfen. Dieser Mann war ein groer Erfinder in Soldatenrcken und Agenden. Und der zweite? Das Mi-nisterium Eichhorn? Es reicht hin, das Ministerium Eichhorn zu nennen.

Aber das alles war nichts! Unser Regiment hatte den alten und guten Standpunkt einer

evangelischen Regierung ausdrcklich verlassen." Wartet also die Re-stauration Brandenburg-Manteuffel ab, Katholiken der Rheinprovinz und Westfalens und Schlesiens! Man hat euch frher mit Ruten gezchtigt, man wird euch mit Skorpionen geieln. Ihr werdet den alten und guten Stand-punkt einer evangelischen Regierung ausdrcklich" kennenlernen!

Und nun gar die Juden, die seit der Emanzipation ihrer Sekte wenigstens in ihren vornehmen Vertretern berall an die Spitze der Kontrerevolution ge-treten sind, was harrt ihrer?

Man hat den Sieg nicht abgewartet, um sie in ihr Ghetto zurckzu-schaudern.

Zu Bromberg erneuert die Regierung die alten Beschrnkungen der Frei-zgigkeit und beraubt die Juden so eines der ersten Menschenrechte von 1789, sich frei von einem Orte an den andern zu begeben.

Das ist Ein" Aspekt der Regierung des wortreichen Friedrich Wil-helm IV. unter den Auspizien Brandenburg-Manteuffel-Ladenberg.

In ihrer Nummer vom 11 .Nov.1 hatte die Neue Preuische] Zeitung" den Wohlstand der liheral-konstitutionellenPartei" als Kder hingeworfen. Allein sie schttelte schon bedenklich das Haupt ber die Konstitutionellen.

Vorderhand haben unsere Konstitutionellen allerdings noch eine gewaltige Scheu, sich gemeinsam in den Vereinen oder in ihren ffentlichen Organen als Reaktionrs zu bekennen."

Sie fgt indes noch beschwichtigend und treffend hinzu: Jeder einzelne" (Liberal-Konstitutionelle) hat es lngst kein Hehl mehr,

da fr dermalen kein Heil ist, als in gesetzlicher Reaktion", d.h. also darin, das Gesetz reaktionr oder die Reaktion gesetzlich zu machen, die Reaktion zum Gesetze zu erheben.

In ihrer Nummer vom 15.November2 macht die ,,N[eue] Preufische] Z[ei]t[un]g" schon nicht mehr soviel Federlesens mit den Konstitutionel len", die die Reaktion zum Gesetze erhoben haben wollen, aber gegen das Mini-sterium Brandenburg-Manteuffel sich struben, weil es die Kontrerevolution sans phrase3 will.

Man,mu", sagt sie, die ordinren Konstitutionellen ihrem Schicksal berlassen!"

Mitgefangen! Mitgehangen! Zur Nachricht fr die ordinren Konstitutionellen! Und worin besteht der extraordinre Konstitutionalismus Friedrich Wil-

helms IV. unter den Auspizien Brandenburg-Manteuffel-Ladenberg? Das offizielle Regierungsorgan, die Landwehrkreuzritterin mit Gott fr

Knig und Vaterland, verrt die Geheimnisse des auerordentlichen Konsti-tutionalismus.

Das einfachste, geradeste und ungefhrlichste Heilmittel" ist natrlich, die Versammlung an einen andern Ort zu