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Kaufsucht Wenn Einkaufen zur Krankheit wird Was ist Kaufsucht? · Woran erkenne ich sie? · Wo finden Betroffene Hilfe?

Kaufsucht – wenn Einkaufen zur Sucht wird - · PDF file3 Vorwort Die Situation ist sicherlich vielen bekannt: Man geht shoppen und obwohl man genau weiß, was man kaufen wollte,

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KaufsuchtWenn Einkaufen zur Krankheit wird

Was ist Kaufsucht? · Woran erkenne ich sie? · Wo finden Betroffene Hilfe?

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Inhalt

Vorwort

KapItel 1:

Was ist Kaufsucht?

KapItel 2:

Ursachen

KapItel 3:

Häufigkeit

KapItel 4:

Symptome und Verlauf

KapItel 5:

Folgen

KapItel 6:

Behandlung

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Vorwort

Die Situation ist sicherlich vielen bekannt: Man

geht shoppen und obwohl man genau weiß, was

man kaufen wollte, landen plötzlich weitere Teile

in der Einkaufstüte, die man eigentlich gar nicht

unbedingt gebraucht hätte. Die Gründe dafür kön-

nen verschieden sein; etwas ist gerade im Angebot,

das eine Teil ist besonders schön, das andere Teil

wiederum könnte man perfekt dazu kombinieren

und so weiter – man befindet sich im regelrechten

Kaufrausch.

Dieses Verhalten wird in unserer heutigen Kon-

sumgesellschaft gefördert und gefordert. Wer viel

shoppt, kann sich etwas leisten und wird von an-

deren bewundert. Doch manchmal steckt hinter

einem vermehrten Konsum kein gut gefüllter Geld-

beutel, sondern eine ernsthafte Erkrankung – die

Kaufsucht.

Betroffene verspüren den ständigen Drang, Waren

und Dienstleistungen einzukaufen, auch wenn sie

diese gar nicht brauchen oder sie weit über ihren

finanziellen Möglichkeiten liegen. Meist stecken

dahinter tiefer verwurzelte Probleme, die durch

den ständigen Erwerb von Konsumgütern ver-

drängt werden sollen.

Wir, die Sparheld International GmbH, beschäfti-

gen uns als erfolgreiches Online-Gutscheinportal

natürlich tagtäglich mit Konsumgütern. Allerdings

sind wir uns als verantwortungsvolles Unterneh-

men auch der Risiken bewusst, die die heutige Kon-

sumgesellschaft mit sich bringt. Aus diesem Grund

möchten wir mit diesem Ratgeber über das Tabu-

thema Kaufsucht aufklären und Betroffenen sowie

Menschen aus deren Umfeld Wege und Möglich-

keiten aufzeigen, die Krankheit zu verstehen und

entsprechend zu handeln.

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KapItel 1:

Was ist Kaufsucht?

Bei Kaufsucht, auch Kaufzwang oder in Fachkrei-

sen Oniomanie genannt, handelt es sich um eine

psychische Störung, in deren Folge Konsumenten

zwanghaft Ware kaufen. Die Kaufsucht zählt zu

den Zwangs- oder Impulskontrollstörungen. Be-

troffene sind sozusagen süchtig nach dem Kauf

und können ihr Verhalten, sich immer wieder neue

Ware anzuschaffen, nicht mehr kontrollieren oder

regulieren. Kaufsüchtige fühlen sich demnach dazu

gezwungen, Dinge zu erwerben, auch wenn sie

diese nicht benötigen. Dies geschieht wiederholt,

in einer impulsiven Art und in zunehmend exzes-

sivem Ausmaß. Ab einem gewissen Stadium steht

also nicht mehr das gekaufte Produkt im Vorder-

grund, sondern der Kaufakt selbst.

Der Kaufvorgang befriedigt den Drang, den Kauf-

süchtige verspüren und birgt ein Gefühl der Ent-

lastung und Entspannung. Dahinter stecken in der

Regel schwerwiegende Probleme verschiedenster

Art. Durch das Kaufen von Waren erfährt der Be-

troffene zunächst ein gewisses Hochgefühl, das

mit dem Fortschreiten der Krankheit jedoch immer

kürzer währt.

Im Allgemeinen spricht man von drei Phasen

der Kaufsucht:

1. Gewinnphase

Es überwiegt die Freude am gekauften Pro-

dukt, nicht am Kaufakt selbst. Dieses Gefühl

verschiebt sich zunehmend.

2. Verlustphase

In dieser Phase verliert der Betroffene langsam

die Kontrolle und seine Käufe werden exzessi-

ver. Um der Sucht weiter nachgehen zu können,

werden Konten überzogen und Rechnungen

nicht bezahlt.

3. Verzweiflungsphase

Der Kaufsuchtkranke befindet sich in einer pre-

kären finanziellen Situation und erkennt sein

Dilemma. Trotz seiner Verzweiflung kann er sich

seine Sucht häufig jedoch nicht eingestehen.

In der Regel sind sich die Betroffenen der Sinnlo-

sigkeit ihres Handelns bewusst, was die Kaufsucht

grundlegend von vielen anderen stoffbezogenen

Abhängigkeiten wie Alkohol- oder Drogensucht un-

terscheidet. Stattdessen gibt ihnen ihre Verzweif-

lung einen weiteren Grund zum Einkauf.

Im traditionellen Sinne zählen Abhängigkeiten von

psychoaktiven Stoffen wie Alkohol, Nikotin und

anderen Drogen als Sucht. In den letzten Jahren

wurde jedoch viel über den Begriff der Sucht de-

battiert, da vermehrt Stimmen laut wurden, die

forderten, ebenso gewisse Verhaltensweisen als

Sucht zu definieren. Hierzu zählt, neben dem

pathologischen Spielen, auch die Kaufsucht. Die

Weltgesundheitsorganisation WHO forderte im

Jahr 2015 die Einführung einer Sammelkategorie

der Verhaltenssüchte. Aus Mangel an definitiven

Diagnosemöglichkeiten und deutlichen Entzugser-

scheinungen steht die Einstufung als Sucht jedoch

noch aus. Da der Begriff Kaufsucht im Allgemei-

nen jedoch weit verbreitet ist, wird die Erkrankung

in diesem E-Book auch als solche bezeichnet.

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KapItel 2:

Ursachen

Die Ursachen für die Kaufsucht sind so verschie-

den wie die Patienten selbst. Meist handelt es

sich um eine Verkettung ganz unterschiedlicher

zwischenmenschlicher Erfahrungen, die im Laufe

des Lebens entstanden sind. In vielen Fällen liegen

tiefer verwurzelte Probleme zugrunde, die sich

bei Betroffenen im unkontrollierten Kaufen von

Waren und Dienstleistungen äußert. Oft sind

es aber auch besondere Schlüsselereignisse wie

persönliche Schicksalsschläge, die Menschen

aus der Bahn werfen und in eine Kaufsucht trei-

ben. Was alle Patienten vereint, sind belastende Gedanken und Gefühle, Frustration oder Einsam-keit, die durch den Erwerb von Konsumgütern

verdrängt werden sollen.

Erfahrungen aus der KindheitVielen Kaufsüchtigen fehlt es an Zuneigung und

Bestätigung. Oftmals kann die Ursache für ein

geringes Selbstwertgefühl in der eigenen Kindheit

liegen, etwa wenn Betroffene wenig Zuwendung

von Eltern oder Erziehungsberechtigten erfahren

haben. Auch in der heutigen Zeit werden Defizite

dieser Art in vielen Fällen u.a. durch materielle

Dinge ersetzt – es gibt Spielzeug, da die Eltern

keine Zeit haben, sich mit ihrem Kind zu beschäfti-

gen. Diese Prägung kann bis ins Erwachsenenalter

hineinreichen, sodass Betroffene nach Ersatzstof-

fen suchen, die sie in materiellen Dingen sehen.

Anfangs dreht es sich häufig noch um die gekauft-

en Produkte, dann können sowohl die Zuwendung

des Verkaufspersonals als auch das Gefühl, sich

etwas leisten zu können, die vermeintliche Befrie-

digung bringen.

Finanzielle MiserenDoch auch materielle Entbehrung und finanzielle Notlagen können dazu führen, dass das Selbst-

wertgefühl leidet. Durch den Verzicht auf Dinge,

die für die Grundbedürfnisse entscheidend sind,

1. Wie entsteht eine Sucht wie die

Kaufsucht?

Die Ursachen finden sich häufig in der Lebens-

geschichte und in den Lebensumständen des

Betroffenen. Zugrunde liegen oft zwischen-

menschliche Konflikte, die allerdings in vielen

Fällen eher untergründig wirksam sind und

sich zunächst einmal dem direkten Zugriff

entziehen.

2. Welche Personengruppen sind

besonders gefährdet?

Kaufsucht betrifft sämtliche gesellschaftlichen

Schichten und Altersgruppen. Die jeweiligen

Präferenzen und Ausprägungen sind allerdings

unterschiedlich - ob beispielsweise Frauen, Män-

ner, Jugendliche oder Senioren betroffen sind.

3. Worin besteht der eigentliche „Kick“

beim Kaufen?

Eine wesentliche Rolle spielen häufig mittel-

bare Konsequenzen im familiären oder auch

beruflichen Umfeld. Beim Kaufen selbst ist ein

wesentliches Motiv das Bestreben desjenigen

durch eine bestimmte Handlung seine Stim-

mung möglichst zeitnah und quasi instrumen-

tell verändern zu können.

Dr. med. Bernhard PalmowskiArzt für psychosomatische Medizin und Psychotherapie

palmowski.de

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auf, dem sich Kaufsüchtige unterlegen fühlen. Um

diesem entgegenzuwirken, kaufen sie ein und fin-

den sich schnell auf einem kostenintensiven Weg

der Selbstverwirklichung.

Durch die entsprechende technische Entwicklung

sind wir außerdem jederzeit in der Lage einzukau-

fen, was es Betroffenen einfach macht, ihrer Sucht

nachzugehen. Ob im Internet, per Telefon aus dem

Katalog oder über Shopping-Kanäle im Fernsehen

– zu jeder Tageszeit kann der Sucht problemlos

nachgegangen werden. Moderne Zahlungsarten,

mit denen der Kauf in nur wenigen Klicks abge-

schlossen und bezahlt wird, können die Maßlosig-

keit ebenfalls fördern. Da das Geld so nicht phy-

sisch ausgegeben wird, verlieren Betroffene meist

noch schneller den Überblick.

entsteht ein Mangelgefühl. Hinzu kommt, dass sich

Menschen mit eingeschränkten finanziellen Mög-

lichkeiten oft minderwertig fühlen, da die heutige

Konsumgesellschaft ein anderes Idealbild vermit-

telt. So kaufen sie, auch wenn sie es sich eigentlich

nicht leisten können, um ihre prekäre Lage zu ver-

drängen.

Gesellschaftlicher DruckAuch Personen, die sich ihrer Identität nicht sicher

sind und nach einem Ziel in ihrem Leben suchen,

verfallen oft der Kaufsucht. So vermittelt die heu-

tige Werbung oft ein Lebensgefühl und einen Sta-

tus, den Kunden beim Kauf bestimmter Produkte

erwerben, nach dem die Betroffenen dann stre-

ben. Dies, gepaart mit der Einstellung, Konsum sei

ein Zeichen für Erfolg und Glück, baut einen Druck

„Kaufsucht betrifft sämtliche gesellschaftlichen Schichten und Altersgruppen.“

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Auch die Anzahl der gefährdeten Personen liegt

mit 14,2% im zweistelligen Bereich. Dies bedeutet,

dass mehr als ein Viertel der Personen sich häufig

durch Einkäufe belohnt.

Trotz dieser alarmierenden Zahlen ist das Thema

noch wenig wissenschaftlich erforscht. Aus diesem

Grund existieren nur wenige aktuelle und reprä-

sentative Zahlen, die definitive Aussagen erlauben

würden. Außerdem bleibt die Kaufsucht oft lange

unentdeckt, da der Konsum den gesellschaftlichen

Normen entspricht und Betroffene ihre gekauften

Produkte häufig verschenken, verstecken oder

entsorgen.

Keine geschlechtsspezifische ErkrankungKaufsucht wird oft als rein weibliches Phänomen

bezeichnet. Amerikanische Studien zeigen jedoch,

dass das Geschlecht keine große Rolle zu spielen

scheint: Im Jahr 2006 galten 5,8% der Männer und

6% der Frauen in Amerika als kaufsüchtig.

Auch hier gibt es keine definitiven Zahlen, da der

aktuelle Stand der Forschung im Bereich Kaufsucht

unzureichend ist. Jedoch lässt sich sagen, dass die

Kaufsucht in ihrer Häufigkeit keine geschlechts-

spezifische Erkrankung darstellt.

KapItel 3:

Häufigkeit

Studien der Hochschule Ludwigshafen am Rhein

aus den Jahren 2010 bis 2012 zeigen den rasant-

en Anstieg der Betroffenen. Innerhalb von zwei

Jahren hat sich demnach die Anzahl der Personen,

die ein „süchtiges Kaufverhalten“ aufweisen, nahe-

zu verdoppelt.

0

10

5

15 %

gesamt Männer Frauen

2010 2011 2012

0

10

5

15

20 %

gesamt Männer Frauen

2010 2011 2012

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Unterschiede in der Art der gekauften ProdukteEs gibt jedoch einen Unterschied im Suchtverhal-

ten von männlichen und weiblichen Betroffenen,

der sich in der Art der gekauften Güter zeigt. Über

die Hälfte der Frauen gab demnach an, dass der

Kauf von Bekleidung sie am meisten befriedige.

Zwar war diese Antwort auch die am häufigsten

genannte der befragten Männer, allerdings handelt

es sich nur um 28% aller männlichen Befragten.

Da die Kaufsucht oft auf einem Mangel an Selbst-

bewusstsein und einem geringen Selbstwertgefühl

basiert, werden oft Artikel gekauft, die die Außen-

wahrnehmung der Betroffenen verbessern soll,

um einem bestimmten Idealbild zu entsprechen.

Bei Frauen sind dies oft Kleidung, Kosmetik und

dekorative Artikel für die Wohnung, bei Männern,

neben Kleidung, oft technische Geräte und Bücher.

In vielen Fällen entwickeln Betroffene ein Muster

bezüglich der Produktkategorie und der Kaufum-

gebung, da verschiedene Güter unterschiedliche

Symbolwirkungen haben. So gaben im Rahmen der

Studie befragte Männer beispielsweise an, Sport-

geräte zu kaufen, um ihrer jüngeren Frau zu im-

ponieren. Im Verlauf der Sucht, verlieren die Güter

und ihre eigentliche Bedeutung für den Betroffe-

nen jedoch zunehmend an Wert.

20 % 50 % 60 %10 % 40 %0 % 30 %

Dienstleistungen

Haushaltsgeräte

Sportartikel

Kosmetikartikel

CD’s/DVD’s

Bücher/Schreibwaren

Essen

Dekorationsartikel

Bekleidung

Werkzeug

Technische Geräte

Männer

Frauen

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KapItel 4:

Symptome und Verlauf

Eine Kaufsucht bleibt meist lange Zeit unentdeckt,

schließlich gehört der Warenkonsum zum Alltag

eines jeden Menschen. Für Betroffene allerdings

wird die Sucht schnell zum Martyrium.

Kaufexzesse zur Problem-VerdrängungBetroffene finden zunächst in materiellen Dingen

einen Stoff, um ihre Gefühle und inneren Konflikte

zu verdrängen. Oft fokussieren sie sich dabei auf

eine bestimmte Produktgruppe. Sie fühlen sich gut

und steigern für einen Moment ihr Selbstwertge-

fühl, indem sie sich mit ihrem Einkauf „etwas Gutes

tun“ und sich belohnen konnten. Durch das befrie-

digende Gefühl des Kaufes lassen sich die inneren

Konflikte und Probleme für kurze Zeit verdrängen.

Der Kaufdrang intensiviert sich jedoch stetig und

wird zu einem gefährlichen Zwang. Den Betrof-

fenen geht es weniger um den Besitz einer Sache,

sondern um das euphorische und berauschende Ge-

fühl, das der Kaufvorgang an sich in ihnen hervor-

ruft. Vereinzelt berichten Betroffene auch davon,

dass ihnen der persönliche Kontakt zu Verkäufern

ein Gefühl der Aufmerksamkeit und Zuwendung

gibt. Kaufsüchtige verspüren die unumgängliche

Notwendigkeit, etwas kaufen zu müssen. Wie bei

anderen Süchten kann es zu Entzugserscheinungen

kommen, wenn sie dem Drang nicht nachgehen

können. Mit der Frequentierung der Einkäufe ver-

kürzt sich jedoch auch das Glücksgefühl, das die

negativen Gedanken verdrängen soll und so kaufen

Betroffene immer häufiger und unkontrollierter.

Der Rausch im GehirnWie auch bei anderen Süchten, wird bei der Kauf-

sucht während des Kaufprozesses im Gehirn der

Betroffenen übermäßig viel Dopamin ausgeschüt-

tet. Das Belohnungssystem im Gehirn, der Nucleus

accumbens, wird so geprägt, dass er beim Kauf-

vorgang „Glückshormone“ ausschüttet. Dies führt

zum Hochgefühl, das Kaufsüchtige immer wieder

erleben möchten.

FrontalerCortext

Striatium

Substantianigra

Hippocampus

Nucleusaccumbens

VentralesTegmentum

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Immer wieder kaufen – egal wasBei den gekauften Dingen handelt es sich in der

Regel um Produkte, die der Kaufkranke entweder

schon in mehrfacher Ausführung besitzt oder über-

haupt nicht braucht. Mitunter werden die Waren

nach dem Kauf gar nicht erst ausgepackt und ir-

gendwo gehortet oder sogar weggeschmissen.

Das Produkt steht nicht im Vordergrund. Es ist der

Kaufprozess an sich, der Betroffenen den entschei-

denden Glücksrausch verschafft.

Schamgefühl und soziale IsolationHäufig ereilen die Betroffenen schnell Scham- und

Schuldgefühle und sie sind sich ihrer ausweglosen

Lage bewusst. Wie bei den meisten Suchterkran-

kungen fällt es ihnen jedoch schwer, die Sucht als

solche zu deklarieren und sich entsprechend aus

Eigeninitiative Hilfe zu suchen. Der Frust steigt, die

negativen Gefühle werden durch neue Kaufhand-

lungen kompensiert. Dieser Teufelskreis nimmt die

Betroffenen immer mehr ein und zieht durch die

zunehmende Verzweiflung oftmals auch andere

Begleiterscheinungen wie Depressionen oder phy-

sische Schmerzen nach sich. Auch finanziell gehen

Betroffene häufig an ihre Schmerzgrenze und lei-

hen sich im Extremfall Geld von Freunden oder

Bekannten, um ihrer Sucht weiter nachgehen zu

können. Die Angst davor, entdeckt zu werden,

treibt viele in die Isolation, soziale Kontakte und

Hobbies werden extrem vernachlässigt oder kom-

plett aufgegeben.

„Je größer die Löcher in der Seele, desto größer müssen die Perlen in der Krone sein.“

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Man spricht häufig von sechs Suchtkriterien:

1. Craving

Das innere Gefühl, etwas kaufen zu müssen.

2. Kontrollverlust

Die Betroffenen verlieren zunehmend die Kon-

trolle über den Kaufdrang und können die Kos-

ten und das Ausmaß ihres Einkaufs nicht mehr

abschätzen.

3. Körperliches Entzugssyndrom

Wie bei jeder Sucht stellen sich bei dem Ver-

such, die „Dosis“ zu verringern, körperliche

Entzugserscheinungen wie innere Unruhe,

Unwohlsein oder physische Schmerzen ein.

4. Toleranzentwicklung

Für Betroffene gibt es keine Grenzen mehr

hinsichtlich der Häufigkeit und des Ausmaßes

ihres Einkaufs.

5. Psychische Abhängigkeit I

Andere Dinge, wie Hobbies oder soziale Kon-

takte, treten in den Hintergrund

6. Psychische Abhängigkeit II

Trotz der Einsicht, dass es ihnen schadet, kön-

nen Betroffene ihr Verhalten nicht ändern oder

stoppen.

DiagnoseDie Diagnose einer stoffungebundenen Sucht wie

der Kaufsucht gestaltet sich schwierig, da die Grün-

de vielfältig sind und der Leidensdruck individuell

ist. Die Frage, wann eine Tätigkeit zur Sucht wird,

ist allgemein schwer zu beantworten. Bei stoffge-

bundenen Süchten wird die Diagnose oft so gestellt,

dass der Konsum über die Sucht bestimmt – kon-

sumiert der Betroffene den Stoff (in übermäßigem

Ausmaß), gilt er als süchtig. Um Verhaltenssüchte

klar zu definieren und diagnostizieren, braucht es

Werner GrossDiplom Psychologe und Psycho-therapeut vom Psychologischen Forum Offenbach

pfo-online.de

1. Welche Begleiterscheinungen gehen mit

einer Kaufsucht i.d.R. einher?

Häufig findet man, dass Kaufsüchtige oberfläch-

lich zufrieden mit sich und dem Leben zu sein

scheinen. Dahinter verbirgt sich gar nicht selten

eine generelle innere Leere („horror vacui“), die

man versucht mit den gekauften Waren zu stop-

fen. Der Konsum wird eine Art Trostpflaster. Nach

dem Motto: „Je größer die Löcher in der Seele,

desto größer müssen die Perlen in der Krone sein.“

kaufen viele Kaufsüchtige Gegenstände, um dieses

innere Gefühl des Vollständig-Seins, des Erfüllt-

Seins, wenigstens für ein paar Minuten zu haben.

Denn dieses Gefühl hält oft nur ganz kurz. Meis-

tens schwindet es schon am Ende des Kaufaktes,

danach wird es meist überlagert oder ersetzt

durch ein schlechtes Gewissen („Schon wieder

das Konto überzogen.“, „War das wirklich nötig?“,

„Was wird mein Partner wohl dazu sagen?“, etc.).

also objektive Kriterien, die den Grundsatz einer

Sucht definieren, wie etwa das unkontrollierbare

Verlangen nach einer Tätigkeit sowie Handlungen,

die das alltägliche Leben einschränken oder ver-

hindern. Geht der Kaufzwang also so weit, dass

lebensnotwendige Dinge wie Körperpflege und die

Nahrungsaufnahme eingeschränkt sind, kann man

von einer Sucht oder suchtähnlichen Verhaltens-

störung sprechen.

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Für Kaufsüchtige spielen materielle Werte häufig eine zentrale Rolle: „Haste was, biste was.“ Oft sind es Menschen,

die in Familien aufgewachsen sind, in denen diese materiellen Werte Ersatz waren für echte Gefühle. Das kann sowohl

in „besseren Kreisen“ Thema sein, als auch bei sozialen Aufsteigern, die das Gefühl haben wollen, endlich dazu zu ge-

hören, indem sie eben auch das angesagte Smartphone, die richtigen Sneakers und die passende Handtasche besitzen.

2. Worin liegt der Unterschied zwischen „viel und gerne shoppen“ und „krankhaft kaufsüchtig sein“?

Die meisten von uns kennen Situationen, in denen man eigentlich nur ein paar Schuhe kaufen wollte und vom Ein-

kaufsbummel mit einer vollen Tüte mit diversen Kleidungsstücken nach Hause gekommen ist. Das hat vielleicht mit

Kaufrausch, aber nichts mit Kaufsucht zu tun. Allerdings kann es der Beginn einer Kaufsuchtkarriere sein, wenn sich

dieses Verhalten ständig wiederholt und vielleicht sogar immer stärker wird. Damit man von Kaufsucht im pathol-

ogischen Sinne sprechen kann, sollten folgende Kriterien erfüllt sein:

· Kontrollverlust:

Einkaufen ist der Höhepunkt meines Tages. Eigentlich wollte ich nur ein paar Strümpfe kaufen und schon wieder

komme ich mit einer vollen Einkaufstasche (und schlechtem Gewissen) nach Hause. Ich kaufe Dinge, die ich nicht

brauche und die ich mir finanziell nicht leisten kann. Ich habe vor und beim Kaufen ein regelrechtes Hochgefühl

(Kaufrausch), danach oft ein schlechtes Gewissen.

· Entzugserscheinungen:

Wenn ich nicht Einkaufen kann, geht es mir richtig schlecht (ich bin gereizt, traurig, enttäuscht, fühle mich leer).

· Wiederholungszwang:

Ich beschäftige mich in meiner Freizeit meistens mit dem Thema Kaufen. Weil ich es ohne Kaufen schwer aus-

halte, finde ich immer wieder Gründe zum Shoppen – auch wenn ich danach wieder ein schlechtes Gewissen

habe und die gekauften Artikel achtlos rumliegen lasse, ohne daran eine Freude zu haben.

· Dosissteigerung:

Ich brauche immer mehr, um in dieses Kaufrauschgefühl zu kommen.

· Zentrierung:

Ich wache morgens mit dem Gedanken ans Kaufen auf, beschäftige mich die meiste wache Zeit damit, schlafe

abends mit dem Gedanken ans Kaufen wieder ein und träume mitunter vom Kaufen.

3. Woran erkenne ich, dass jemand aus meinem Umfeld kaufsüchtig ist?

Die äußeren Anzeichen dafür sind vollgestopfte Wohnungen. Die Betreffenden reden vor allem darüber, was sie

demnächst alles kaufen wollen und wie gut es ihnen gehen wird, wenn sie erst diesen Nagellack ausprobiert, diese

Uhr oder diese Schuhe haben werden: Das Materielle steht im Vordergrund, Gefühle sind an Gegenstände gebun-

den. Die Sozialkontakte werden dem Kaufen und dem Besitz untergeordnet.

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KapItel 5:

Folgen der Kaufsucht

Sozialer RückzugIn der Regel geht die Kaufsucht mit einem großen

Schamgefühl der Betroffenen einher. Wenn das

Glücksgefühl des Einkaufens verebbt, schleicht sich

meist ein Gefühl von Schuld und Reue ein. Zudem

wächst in den Betroffenen auch immer die Angst,

dass nahestehende Personen von ihrem Problem

erfahren könnten. Dies führt häufig zu einem so-

zialen Rückzug, Stress und nicht selten auch zu

Depressionen.

Finanzielle Belastung und KriminalitätUm diese negativen Gefühle zu kompensieren, wird

meist erneut eingekauft. Dieser Teufelskreis führt

zu immer weiteren Ausgaben und belastet die Be-

troffenen in der Regel auch zusehends finanziell. Ab

einem bestimmten Zeitpunkt verlieren Betroffene

häufig die Kontrolle über ihr Budget und geraten in

eine finanziell problematische Lage. Durch häufige

Zahlungen mit EC- oder Kreditkarten und Käufen

auf Rechnung verlieren sie den Überblick über ihr

Budget und das Gefühl für Geld. Verschuldungen

sind daher bei Kaufsüchtigen keine Seltenheit. Um

dem Kaufdrang nachzugeben, leihen sie sich häufig

nicht nur bei der Bank Geld, sondern auch bei

Bekannten, Freunden und der Familie. In Einzel-

fällen kann die Sucht Betroffene auch in die Krimi-

nalität führen. Das Leihen von Geld führt erneut zu

Schuldgefühlen und dem Druck, die Verwendung

des Geldes vertuschen zu müssen.

SammelwutAuch die eingekauften Produkte werden in der

Regel verborgen. Einige Betroffene entsorgen die

Produkte oftmals schon direkt nach dem Kauf,

wieder andere horten und sammeln ihre Errungen-

schaften und können mit der Zeit in Verhaltens-

weisen verfallen, die dem Messi-Syndrom ähneln.

„Einfach nur da sein und zuhören. Das bringt oft schon eine große Entlastung.“

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Christian Hütt Psychotherapeutischer Heilpraktiker und Suchttherapeut

seelen-werk.com

1. Wie gestaltet sich die Therapie bei Kaufsüchtigen?

Jeder Mensch ist individuell und sehr unterschiedlich. Und so ist es auch mit der Therapie. Für die Kaufsucht gibt es

kein einheitliches Therapiekonzept oder Therapieverfahren. Da sehr oft andere psychische Störungen wie Depres-

sionen, Angst- und Panikerkrankungen sowie Essstörungen bei Kaufsüchtigen zu finden sind, greifen verschiedene

Therapiemethoden ineinander. Eine Kombination aus Einzel- und Gruppengesprächen, Verhaltenstherapie und

Psychoedukation, Bewegung und Sport, aber auch die Behandlung mit verschiedenen Entspannungstechniken haben

sich durchaus bewährt. In meiner Praxis arbeiten wir ganz intensiv mit der Tandemtherapie. Zwei Behandler mit

zwei unterschiedlichen Therapieansätzen betreuen einen Klienten gleichzeitig. Das ist sehr außergewöhnlich, aber

durchaus sehr effektiv.

2. Wie sind die Heilungschancen und wie hoch ist die Rückfallquote?

Man kann die Kaufsucht heutzutage gut behandeln. Heilbar ist die Kaufsucht jedoch nicht. Wenn die Therapie

erfolgreich abgeschlossen ist, kann der oder die Betroffene sie zumindest kontrollieren und hat somit sein Kauf-

verhalten wieder im Griff. Gerade zu Beginn einer Therapie ist die Rückfallquote sehr hoch. Gleiches gilt auch für

einen Therapieabbruch. Zum Thema Sucht sollte man wissen, dass Rückfälle dazu gehören und es auch vollkom-

men normal ist, dass die Betroffenen oftmals zwei Schritte nach vorn und dann wieder einen Schritt zurück machen.

Sogenannte Notfall- bzw. Alarmpläne, die in der Therapie mit dem Betroffenen erarbeitet werden, können einen

möglichen Rückfall durchaus in dem einen oder anderen Fall verhindern.

KapItel 6:

Behandlung

Wie bei allen Süchten oder suchtähnlichen Erkran-

kungen gibt es kein definitives Heilmittel. Allerdings

gibt es Möglichkeiten, die Verhaltensstörung zu ana-

lysieren und durch gezielte Therapie in den Griff

zu bekommen.

Die Behandlung einer Kaufsucht erfolgt grundsätz-

lich durch gezielte Psychotherapie. Diese wird indi-

viduell angepasst und kann beispielsweise aus Ver-

haltenstherapie und Gruppengesprächen bestehen.

VerhaltenstherapieDie Verhaltenstherapie besteht in der Regel aus

zwei Elementen, damit zum einen das Kaufverhalten

neu erlernt wird und zum anderen der grundlegen-

de Konflikt, wie beispielsweise ein vermindertes

Selbstwertgefühl, behoben werden kann.

Im Laufe der Jahre haben sich außerdem viele

Selbsthilfegruppen nach Vorbild der Gruppen für

Betroffene der stoffgebundenen Süchte, wie den

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3. Wie können Kaufsüchtige wieder ein „normales“ Kaufverhalten erlernen?

Natürlich durch den rechtzeitigen Beginn einer Therapie und dem damit verbundenen Erlernen verschiedener

Bewältigungsstrategien und Sofortmaßnahmen. Gerade mit der Verhaltenstherapie werden durchaus gute Erfolge

erzielt. Sofortmaßnahmen sind dazu gedacht, dem weiteren finanziellen Ruin Einhalt zu gebieten. Das kann in der

praktischen Umsetzung z. B. sein, alle EC- und Kreditkarten zurückgeben bzw. kündigen und ausschließlich nur mit

Bargeld bezahlen und Bargeld nur in kleinen Summen bei sich zu tragen. Grundsätzlich nicht mehr zu Schlussver-

käufen, Sonderverkäufen, der Vorweihnachtszeit oder zu anderen Rabattaktionen einzukaufen. Diese und andere

Strategien erfährt man nicht nur in der Therapie. Auch Selbsthilfegruppen sind ein hervorragendes Instrument.

Dort merkt der Betroffene auch, dass er mit seiner Problematik nicht alleine ist. Man trifft dort auf andere Men-

schen, allesamt mit leidvoller Eigenerfahrung, die sich gegenseitig verstehen, akzeptieren, helfende Tipps geben

und sich in schwierigen Phasen unterstützen und Mut zusprechen.

4. Wie sollte ich mich verhalten, wenn ich den Verdacht habe, jemand aus meinem Umfeld könnte

betroffen sein?

Über eines müssen Sie sich im Klaren sein! Sie können nicht helfen. Das kann derjenige nur von ganz alleine. Ganz

wichtig: leihen Sie ihm oder ihr auf gar keinen Fall Geld. Sie werden es aller Wahrscheinlichkeit nach nicht mehr

zurückbekommen. Und es hilft dem Betroffenen nicht. Das Gegenteil ist der Fall. Beobachten Sie zunächst. Und

wenn Sie dann das Bedürfnis haben, etwas tun zu wollen, sprechen Sie denjenigen auf sein problematisches Kauf-

verhalten hin an und zögern Sie nicht aus falscher Scham. Bieten Sie Unterstützung an. Einfach nur da sein. Dasein

und zuhören. Das bringt oft schon eine große Entlastung. Vielleicht ermutigen Sie dazu, professionelle Hilfe in

Anspruch zu nehmen. Mehr geht einfach nicht.

Anonymen Alkoholikern, gebildet. Gruppenge-

spräche und Selbsthilfegruppen zeigen den Sucht-

kranken, dass sie nicht allein sind und helfen, das

Schamgefühl zu überwinden, damit ein offener Dia-

log stattfinden und die Therapie anschlagen kann.

Die Verhaltenstherapie kann den Patienten helfen,

ihr Verhalten zu verstehen und die tiefliegenden

Gründe zu erkennen. Denn nur, wenn diese erkannt

und behandelt werden, gibt es Hoffnung auf eine

langfristige Bekämpfung der Sucht. Ein in den USA

entwickeltes Therapiemodell beinhaltet dabei ein

Kauftagebuch, Konfrontationsübungen und erlern-

te Techniken, um das Kaufen neu zu erlernen.

Page 16: Kaufsucht – wenn Einkaufen zur Sucht wird - · PDF file3 Vorwort Die Situation ist sicherlich vielen bekannt: Man geht shoppen und obwohl man genau weiß, was man kaufen wollte,

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Alltag umgestaltenEine vollkommene Abstinenz, wie sie bei der Be-

handlung anderer Süchte praktiziert wird, ist bei

der Kaufsucht jedoch beinahe unmöglich. Konsum

ist für Menschen lebensnotwendig und so birgt der

Gang zum Supermarkt bereits Potenzial für einen

Rückfall. Daher ist es wichtig, dass die Einstellung

zu Geld und zum Kaufprozess in einer Therapie

aufgearbeitet und positiv verstärkt wird, beispiels-

weise durch Kauftagebücher.

Um die Zeit außerhalb der Therapie ohne Kauf-

drang zu erleben, werden Betroffene meist moti-

viert, sich neue Hobbies anzueignen oder alte

wieder aufzunehmen. Außerdem wird gegen Ver-

lockungen vorgegangen, indem Kundenkonten bei

Online-Kaufhäusern gesperrt und der Einkauf mit

Bargeld empfohlen wird.

Bei der Hälfte der Probanden einer Studie des

Uniklinikums Erlangen zeigte das Therapiemodell

Erfolge. Die entwickelten Strategien halfen den

Betroffenen, dem Teufelskreis zu entkommen. Wie

bei vielen Süchten gehen die Betroffenen so nicht

mehr ihrem gefährlichen Verhalten nach, sind jedoch

nie ganz geheilt.

Eingeständnis der ErkrankungGrundlage für eine erfolgreiche Therapie jeglicher

Art sind jedoch die Erkennung des problematischen

Verhaltens und die Suche nach Hilfe. Hier finden

Sie einige zentrale Anlaufstellen, die Kaufkranken

oder –gefährdeten weiterhelfen:

Das Deutsche Rote Kreuz

Das DRK bietet auf seiner Webseite Informationen

zur Suchtberatung sowie eine Postleitzahlsuche,

anhand derer Betroffene Hilfe vor Ort finden.

Außerdem wird ein bundesweites Sorgentelefon

angeboten.

Bundesweites Sorgentelefon: 06062/60776drk.de

Diakonie Deutschland

Die Diakonie Deutschland bietet eine interaktive

Deutschlandkarte mit Suchfunktion, damit Betroffe-

ne Beratungsangebote in ihrer Nähe finden können.

diakonie.de

Landesstelle Berlin für Suchtfragen e.V.

Die Landesstelle Berlin für Suchtfragen bietet In-

formationen zu Selbsthilfegruppen im Raum Berlin,

auch zum Thema Kaufsucht.

landesstelle-berlin.de

Die Brücke Beratungs- und Therapiezentrum e.V.

Die Brücke ist ein Beratungs- und Therapiezentrum

mit einem Angebot zum Thema Kaufsucht im Raum

Hamburg.

bruecke-online.de

lindes Selbsthilfe Kaufsucht

Die Selbsthilfegruppe zum Thema Kaufsucht wurde

von Sieglinde Zimmer-Fiene gegründet, nachdem sie

selbst etwa 20 Jahre unter Kaufsucht gelitten hat.

kaufsuchthilfe.de

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Quellen:

· „Verhaltenssucht: Diagnostik, Therapie, Forschung“, Sabine M. Grüsser & Carolin N. Thalemann, 2006

· „Verhaltenssüchte und ihre Folgen – Prävention, Diagnostik und Therapie“, Prof. Dr. med. Wolfgang Maier, 2013

· „Kaufsucht, eine Verhaltenssucht“, Dipl. Psych. Cornelia Mertens, Dipl. Psych. Arne Mangelsen und

Dr. med. Bert Kellermann, 2008

· „Ein Jahrzehnt verhaltenswissenschaftlicher Kaufsuchtforschung in Deutschland“, L.A. Reischa, M. Neuner, G. Raab, 2004

· „Verhaltenssucht: Diagnostik, Therapie, Forschung“, Sabine M. Grüsser & Carolin N. Thalemann, 2006

· „Hoarding with and without Excessive Buying: Results of a Pilot Study“, Möllenkamp, M., de Zwaan, M., Müller. A., 2014,

http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25171658

· „Ein Jahrzehnt verhaltenswissenschaftlicher Kaufsuchtforschung in Deutschland“, L.A. Reischa, M. Neuner, G. Raab, 2004

· „Verhaltenssüchte und ihre Folgen – Prävention, Diagnostik und Therapie“, Prof. Dr. med. Wolfgang Maier, 2013

· http://www.mdr.de/exakt/die-story/exakt-kaufsucht100.html

· https://www.hs-lu.de/fileadmin/user_upload/epaper/spektrum12/page39.html#/40

· http://www.nwzonline.de/panorama/immer-mehr-deutsche-sind-kaufsuechtig_a_2,0,123695035.html

· https://www.palverlag.de/Kaufsucht.html

· http://www.freundin.de/psycho-kaufsucht-kaufsucht-die-neue-volkskrankheit-44439.html

· http://www.gesundheit.de/krankheiten/psyche-und-sucht/suchterkrankungen/diagnose-kaufsucht-wenn-die-lust-

zur-last-wird

· http://www.focus.de/wissen/mensch/psychologie/tid-23477/kaufsucht-hilfe-aus-der-sucht_aid_660478.html

· http://www.springermedizin.at/artikel/1623-vom-kaufrausch-zur-kaufsucht

· http://www.paradisi.de/Health_und_Ernaehrung/Erkrankungen/Kaufsucht/Artikel/2952.php

· http://www.kaufsuchthilfe.de/31901.html

· http://www.kmdd.de/infopool-weitere-stoffungebunden-suechte.htm

· http://www.spektrum.de/ratgeber/kaufsucht/1018456

· http://www.spiegel.de/gesundheit/psychologie/kaufsucht-einkaufen-als-droge-bei-shopaholics-a-938594.html

· http://www.zdf.de/volle-kanne/alltagsdrogen-gluecksgefuehle-durch-shopping-wie-kaufsucht-menschen-

ruiniert-31068792.html

Grafiken:

· https://www.uni-hohenheim.de/fileadmin/einrichtungen/gluecksspiel/Forschungsarbeiten/DiplomarbeitGendereffekt.pdf

· „Compulsing buying: an increasing problem? Investigating and comparing trends in Germany and Denmark, 2010-2012” in

Journal of Consumer Protection and Food Safety, Mirja Hubert, Marco Hubert, Wencke Gwozdz, Gerhard Raab, Lucia A.

Reisch, 2014

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