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Sozial- und Pr~iventivmedizin M6decine sociale et pr6ventive 22, 301 (1977) Kenntnis von Einstellungen und Erwartungen: Grundbedingung einer wirkungsvonen Gesundheitserziehung A. d'Houtaud Centre de mddecine prgventive, Vandoeuvre-les-Nancy, France Zusammenfassung Aus einer Reihe in Lothringen durchgefiihrter sozial- psychologischer Arbeiten fiber Einstellungen und Er- wartungen der Bev61kerung zur Gesundheit werden einige zusammenfassende, durch multifaktorielle Ana- lysen (<<analyses factorielles des correspondances~Q gewonnene Ergebnisse vorgestellt. Diese Methode der beschreibenden Statistik gestattet einen besseren Zu- gang zur Pluridimensionalitfit einer bestimmten An- zahl betrachteter Vorstellungen (ira Franz6sischen: Reprdsentations im Sinne von Emile Durkheim). Ins- besondere k6nnen die Beziehungen jeder Vorstellung zu allen anderen und die Zusammenfiigung aller zu einem Ganzen durch Gruppierung um ein Zentrum bestimmt werden, dieses gestattet sodann eine Typo- logiebildung. Es konnte festgestellt werden, dass - vor allem bei zweidimensionalen Projektionen - die erste Aehse, die sieh auf Medizin, den Arzt und die Gesundheit be- 1 Dieser Artikel ist im vollen Um[ang erschienen in: Sozial- und Pr~ivenfivmedizin 22, Nr. 5, 220-227 (1977). zieht, eine Bipolarit/it aufzeigt, die, grobgesprochen, einer Gegeniiberstellung von Handwerkem und lei- tenden Angestellten und von Fatalisten und Nichtfata- listen entspricht. Des weitem wurde ermittelt, dass die Achsen 2 und 3 zus~itzlich zur Streuung der Vorstel- lungen (s. o.) vonder Gesundheit beitragen. Etwas weniger deutlich zeigt sieh eine doppelte Grup- pierung innerhalb der leitenden Angestellten, die auf dem Gebiet der Medizin und der Gesundheit ohnehin bevorzugt shad, einerseits und innerhalb der Handwer- ker, die auf diesem Gebiet benachteiligt sind, ander- seits. So werden vier Sektoren erkennbar, in denen sich Variablenkonstellationen bilden, die ihrerseits verschiedenen Verhaltenstypologien entsprechen. Unabh~ingig davon, ob man sich auf die sozioprofes- sionellen Bev61kerungsschichten oder auf die Mentali- t~iten stiitzt, ist es in der Praxis zur Erreichung einer wirksamen Gesundheitserziehung wichtig, die ermit- telten Verhaltensmuster und die Erwartungen, die diese ausdriicken oder implizieren, zu beriicksichtigen. Erst dann k6nnen auf der Ebene soleher Bev61ke- rungskomponenten selektive Massnahmen zur Ge- sundheitserziehung getroffen werden. 301

Kenntnis von Einstellungen und Erwartungen: Grundbedingung einer wirkungsvollen Gesundheitserziehung

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Sozial- und Pr~iventivmedizin M6decine sociale et pr6ventive 22, 301 (1977)

Kenntnis von Einstellungen und Erwartungen: Grundbedingung einer wirkungsvonen Gesundheitserziehung

A. d'Houtaud Centre de mddecine prgventive, Vandoeuvre-les-Nancy, France

Zusammenfassung Aus einer Reihe in Lothringen durchgefiihrter sozial- psychologischer Arbeiten fiber Einstellungen und Er- wartungen der Bev61kerung zur Gesundheit werden einige zusammenfassende, durch multifaktorielle Ana- lysen (<<analyses factorielles des correspondances~Q gewonnene Ergebnisse vorgestellt. Diese Methode der beschreibenden Statistik gestattet einen besseren Zu- gang zur Pluridimensionalitfit einer bestimmten An- zahl betrachteter Vorstellungen (ira Franz6sischen: Reprdsentations im Sinne von Emile Durkheim). Ins- besondere k6nnen die Beziehungen jeder Vorstellung zu allen anderen und die Zusammenfiigung aller zu einem Ganzen durch Gruppierung um ein Zentrum bestimmt werden, dieses gestattet sodann eine Typo- logiebildung. Es konnte festgestellt werden, dass - vor allem bei zweidimensionalen Projektionen - die erste Aehse, die sieh auf Medizin, den Arzt und die Gesundheit be-

1 Dieser Artikel ist im vollen Um[ang erschienen in: Sozial- und Pr~ivenfivmedizin 22, Nr. 5, 220-227 (1977).

zieht, eine Bipolarit/it aufzeigt, die, grobgesprochen, einer Gegeniiberstellung von Handwerkem und lei- tenden Angestellten und von Fatalisten und Nichtfata- listen entspricht. Des weitem wurde ermittelt, dass die Achsen 2 und 3 zus~itzlich zur Streuung der Vorstel- lungen (s. o.) vonder Gesundheit beitragen. Etwas weniger deutlich zeigt sieh eine doppelte Grup- pierung innerhalb der leitenden Angestellten, die auf dem Gebiet der Medizin und der Gesundheit ohnehin bevorzugt shad, einerseits und innerhalb der Handwer- ker, die auf diesem Gebiet benachteiligt sind, ander- seits. So werden vier Sektoren erkennbar, in denen sich Variablenkonstellationen bilden, die ihrerseits verschiedenen Verhaltenstypologien entsprechen. Unabh~ingig davon, ob man sich auf die sozioprofes- sionellen Bev61kerungsschichten oder auf die Mentali- t~iten stiitzt, ist es in der Praxis zur Erreichung einer wirksamen Gesundheitserziehung wichtig, die ermit- telten Verhaltensmuster und die Erwartungen, die diese ausdriicken oder implizieren, zu beriicksichtigen. Erst dann k6nnen auf der Ebene soleher Bev61ke- rungskomponenten selektive Massnahmen zur Ge- sundheitserziehung getroffen werden.

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