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KERNFORSCHUNGSANLAGE JÜLICH GmbHInstitut für Reaktorwerkstoffe
JmttM fur
Jül - 1673August 1980
ISSN 0366 - 0885
Quantitative Gefügeanalysefarbkontrastierter hochwarmfestermetallischer Legierungen
von
H. J. Blumenkamp, E. Wallura, H. Hoven, K. Koizlik, H. Nickel
V.OBEBHAUSEN
DORTMUND
WUPPERTALNIEDER-LANDE
UNEUSS
HÖNCHENGLADB. \ \
BERGISCHGLADBACH
ESCHWEIL
STOLBERG
Autobahn= = — = Autobahn im Bau
BundasstraBeSchnellzugstreckeNebenstreckeFlughafen
MotorwayMotorway in ConstructMain RoadMain Railway LineBranch-LineAirportJuelich NuclearCentre
RÜSSEL
ELGIEN
Als Manuskript gedruckt
Berichte der Kernforschungsanlage Julien - Nr. 1673
Institut für Reaktorwerkstoffe Jül -1673
Zu beziehen durch: ZENTRALBIBLIOTHEK der Kernforschungsanlage Julien GmbH
Postfach 1913 D-5170 Jülich (Bundesrepublik Deutschland)
Telefon: 0 24 61 /6 11 Telex: 833 556 kfa d
Quantitative Gefügeanalysefarbkontrastierter hochwarmfestermetallischer Legierungen
von
H. J. Blumenkamp, E. Wallura, H. Hoven, K. Koizlik, H. Nickel
QUANTITATIVE STRUCTURE ANALYSIS OF
CHROMATICLY CONTRASTED REFRACTORY ALLOYS
by
H.J. BlumenkampE. WalluraH. HovenK. KoizlikH. Nickel
ABSTRACT
Refractory alloys such as iron and nickel base alloys are subjectto long time creep tests and corrosion experiments. In order tointerpret measurement results it is necessary to analyse thestructure of the materials before and after the experiments. Toimprove the procedure of quantitative metallography, the chroma-tic contrasting has been introduced to the metallography of thesematerials. The presented paper reports the results of the attemptto increase the phase discrimination in the case of chromaticlycontrasted alloys by using monochromatic light for visuell exami-nation and to make possible the application of quantitative imageanalysis to these materials.
Kernforschungs-anlage Julien Jül - 1673 August 1980GmbH IRW
QUANTITATIVE GEFÜGEANALYSE FARBKONTRASTIERTER
HOCHWARMFESTER METALLISCHER LEGIERUNGEN
von
H.J. BlumenkampE. WalluraH. Hoven
K. KoizlikH. Nickel
KURZFASSUNG
Hochwarmfeste metallische Legierungen wie Eisen- und Nickelbasis-legierungen werden Zeitstands- und Korrosionstests unterworfen.Für die sachgerechte Interpretation der Testergebnisse müssendie Gefüge der Werkstoffe vor und nach den Versuchen analysiertwerden. Um die Aussagefähigkeit der hierfür eingesetzten quanti-tativen Metallographie zu verbessern, wurde die Farbkontrastie-rung in die Metallographie dieser Materialien eingeführt. Dervorliegende Bericht beschreibt die Ergebnisse der Versuche, dieUnterscheidbarkeit von Phasen farbkontrastierter Proben durchVerwendung monochromatischen Lichts bei der visuellen Gefüge-analyse zu verbessern und den Einsatz der quantitativen Bild-analyse für diese Werkstoffe zu ermöglichen.
Inhaltsverzeichnis
Seite
1. Einleitung und Problemstellung 1
2. Physikalische Grundlagen 4
2.1 Reflexion von Licht an metallischen 4Oberflächen
2.2 Charakterisierung von Farben 5
2.3 Wirkungsweise von Interferenzschichten 8
2.4 Kontrast zwischen Objektelementen 11
3. Experimentelle Durchführung 13
3.1 Beschreibung der Proben 13
3.2 Probenpräparation 15
3.2.1 Polierter Anschliff 15
3.2.2 Farbkontrastieren durch Gasionenätzen 16
3.2.2.1 Apparatur 17
3.2.2.2 Beschichtung 18
4. Reflexionsvermögen und Kontrast zwischen 20Phasen
4.1 Meßapparatur . 20
4.2 Meßvorgang 21
4.3 Fehlerbetrachtung 23
4.4 Ergebnisse 25.
4.4.1 Reflexionsvermögen polierter nicht-konträ- 25stierter Anschliffe
4.4.2 Reflexionsvermögen und Kontrast zwischen 31Gefügebestandteilen farbkontrastierterAnschliffe
4.4.2.1 Reflexionsvermögen im weißen Licht 32
4.4.2.2 Absolutreflexion im monochromatischen 36Licht
4.5 Phasenidentifizierung ' 50
Seite
5. Quantitative Bildanalyse 52
5.1 Beschreibung eines automatischen quantita- 52tiven Bildanalysators
5.2 Meßprinzip 54
5.3 Voraussetzungen für die Einsetzbarkeit 56des Bildanalysators
5.3.1 Auswertbarkeit der Helligkeitsunterschiede 56zwischen Objektelementen
5.3.2 Einfluß der Lichtintensität 58
5.4 Phasenkennung mit Hilfe der Mikroskop- 60einheit des Bildanalysators
5.4.1 Phasenkennung bei polierten Anschliffen 61
5.4.2 Phasenkennung bei farbkontrastierten 62Anschliffen
5.5 Phasenkennung mit Hilfe der Makroein- 66richtung des Bildanalysators
6. Zusammenfassung 69
7. Literatur 70
- 1 -
1. Einleitung und Problemstellung
Für die peripheren Komponenten des Hochtemperatur-
reaktors werden, wie bei anderen Reaktoren auch,12)
metallische Werkstoffe verwendet ' .
Insbesondere für die thermisch und mechanisch glei-
chermaßen hoch beanspruchten Anlagenteile wie Heiß-
gasleitungen, Wärmetauscher, Spaltrohre werden zur
Zeit hochwarmfeste Legierungen auf Nickel- oder3 4)
Eisenbasis ' vorgesehen.
Aufgrund der hohen Belastungen und der vorgesehenen
langen Standzeiten der Anlagenteile von bis zu 10
Stunden können in den Legierungen Alterungsprozesse
ablaufen, die zu wesentlichen Strukturveränderungen
führen ' . Dadurch verschlechtern sich im allge-
meinen die mechanischen Eigenschaften der Metalle.
Hinzu kommt, daß die Bauteile mit Reaktorhelium bzw.
Prozeßgas beaufschlagt werden. Durch die darin ent-
haltenen korrosiven Komponenten bzw. durch das Gas
selbst wird unter den vorgegebenen Einsatzbedingungen7 8)
Korrosion verursacht ' .
Die hier wichtigen Korrosionstypen sind Oxidation und
Aufkohlung. Auch diese Prozesse beeinflussen die
mechanischen Eigenschaften negativ. Um möglichst hohe
Einsatztemperaturen und lange Standzeiten zu erreichen,
ist die Verwendung optimierter Legierungen notwendig.
Zur Charakterisierung dieser Werkstoffe müssen u.a.
Zusammensetzung, Verteilung und Morphologie der Phasen
bekannt sein. Um eine qualitative und quantitative
Gefügeanalyse fehlerfrei durchführen zu können, ist
eine genaue Kennung und Differenzierung der an den
Werkstoffgefügen beteiligten Phasen erforderlich.
Grundlage der hierfür am häufigsten eingesetzten Ana-
lyseverfahren ist der metallografische Schliff ' .
Polierte Anschliffe von Metallen lassen aufgrund eines
oft nur sehr geringen Materialkontrastes im allge-
meinen keine ausreichende Gefügeanalyse zu. Ausnahmen
- 2 -
bilden Phasen mit charakteristischer Eigenfarbe,
Materialfehler - Poren oder Risse - und ein Ober-
flächenrelief im metallografischen Schliff. Um
ein hinreichend kontrastreiches Gefügebild für die
mikroskopische Analyse zu erhalten, müssen daher in '
den meisten Fällen die lichtoptisch relevanten Unter-
schiede zwischen den Gefügebestandteilen sichtbar
gemächt bzw. verstärkt werden. Hierfür stehen im
Rahmen der Metallografie verschiedene Verfahren zur
Verfügung, die sich, ohne auf Einzelheiten einzugehen,
durch folgende Begriffe darstellen lassen:
- Optische Verfahren 1 1' 1 2) (Schräg- und Dunkelfeld-
beleuchtung, Verwendung polarisierten Lichtes,
Phasen- und Interferenzkontrast)
- Chemische und elektrochemische Ätzverfahren '
- Kathodisches Ionenätzen 1 5' 1 6 )
(Kontrastieren durch Materialabtragung)
,: 171819)- Aufdampfen von Interferenz schichten ' '
- Gasionenätzen in der Kontrastierkammer O /
(Kontrastieren durch Materialauftragung)
22)In einer früheren Arbeit wurden bereits das
Verfahren des Gasionenätzens zur Phasenkennung hoch-
warmfester Werkstoffe und seine Werkstoffbezogene
Optimierung beschrieben. Nach ersten Schritten der
qualitativen Gefügeanalyse soll nun untersucht
werden, in wie weit sich die mittels Gasionenätzen
farbkontrastierten Proben zur quantitativen Be-
stimmung von Größe, Form, Anteil und Verteilung der
in den Legierungen vorliegenden Ausscheidungen eignen.
Das Ausmessen der Phasen soli mit Methoden der quan-
titativen Bildanalyse erfolgen. Hierfür stehen im
wesentlichen drei Meßverfahren zur Verfügung:
- 3 -
- Linearanalysator mit Meßmikroskop
- Halbautomatische manuelle Bildanalysatoren
(z.B. A.S.M. der Fa. E.Leitz)
- Automatische Bildanalysatoren (z.B. Classimat
der Fa. E.Leitz)
Da sich die im IRW vorhandenen Bildanalysatoren A.S.M.
und Glassimat bereits bei der Untersuchung anderer
Werkstoffgruppen bewährt haben, soll überprüft werden,
ob sich diese Geräte auch zur routinemäßigen Prüfung
hochwarmfester Werkstoffe eignen. Während in der
Praxis für die Messungen mit dem A.S.M. Schwarzweiß-
Bildvorlagen der metallografischen Schliffe - ein-
fachere und preiswertere Herstellung als großformatige
Farbbildvorlagen - verwendet werden, können mit dem
Classimat außerdem auch die Schliffproben selbst aus-
gewertet werden. Da die Messung der Originalproben mit
Hilfe einer Schwarzweiß-Fernsehkamera vorgenommen wird,
ist wie bei der Anfertigung der Schwarzweiß-Bildvor-
lagen von den farbkontrastierten Proben die Umsetzung
der Farbunterschiede zwischen den Gefügebestandteilen
in Grauwertunterschiede von entscheidender Bedeutung.
Häufig reichen die sich im weißen Licht ergebenden
Helligkeitsunterschiede zwischen den farbigen Phasen
für ihre exakte Differenzierung nicht aus. Deshalb
soll auch durch Einsatz von monochromatischer Be-
leuchtung versucht werden, Farbtonunterschiede in
Helligkeitsunterschiede umzuwandeln. Zur Ermittlung
der Bedingungen, mit denen ein optimaler Kontrast
zwischen den Phasen erzielt werden kann, müssen
photoelektrische Absolutmessungen des Reflexions-
vermögens sowohl im weißen als auch im monochromati-
schen Licht durchgeführt werden.
- 4 -
2. Physikalische Grundlagen
2.1 Reflexion von Licht an metallischen Oberflächen
Die Vorgänge Interferenz und Reflexion von Licht
an der Grenzfläche zwischen zwei Medien lassen sich
quantitativ durch die elektromagnetische Licht-23 24)
théorie beschreiben ' . Eine anschauliche Dar-
stellung dieser Vorgänge ist jedoch mit dem wesent-
lich einfacheren Wellenmodell möglich. Hierbei wird
die Lichtintensität, die das menschliche Auge als
Helligkeit registriert, durch die Höhe der Amplitude
einer Welle ausgedrückt. Die Wellenlänge bestimmt
den Farbeindruck, sofern sie zwischen 390 nm (blau)
und 700 nm (rot) liegt und die Intensität einen
Mindestwert überschreitet. Der Phasenwinkel, eine
weitere Bestimmungsgröße der Lichtwelle, kann vom
Auge nicht wahrgenommen werden.
Bei der Reflexion an metallischen Objektelementen
ändern sich die Phasenlage und die Amplitude der25)Lichtwelle . Durch Absorption wird die Amplitude
des Lichts verringert. Dadurch erscheinen Elemente
mit unterschiedlichem Absorptionsverhalten im mono-
chromatischen Licht verschieden hell. Objektelemente,
die unterschiedliche Eigenfarben aufweisen, können
außer durch die Helligkeitsunterschiede auch durch
ihre Farbgebung voneinander abgegrenzt werden. Die
Farbgebung kann bei weißem Auflicht durch selektive
Absorption verursacht werden. Hierbei wird ein Wellen-
längenbereich, d.h. also ein Lichtfarbbereich, aus
dem weißen Licht eliminiert, und es entsteht die für
den Betrachter sichtbare Komplementär- oder Misch-
farbe.
Sowohl das Auge als auch fotografische Emulsionen und
fotoelektrische Empfänger reagieren auf Amplituden-
unterschiede zwischen verschiedenen Objektelementen
- 5 -
Phasenunterschiede jedoch, die von abbildenden
mikroskopischen Systemen ebenfalls übertragen werden,
sind ohne Hilfsmittel nicht erfaßbar. Damit sie
meßbar werden, müssen sie in Amplitudenunterschiede
umgewandelt werden (z.B. durch Phasen- oder Inter-
ferenzkontrastmikroskop) .
2.2 Charakterisierung von Farben
Zur eindeutigen Beschreibung einer vom Auge wahrge-
nommenen Farbe müssen drei Begriffe betrachtet werden:
Farbton, Helligkeit, Sättigung. '
Der Farbton wird durch die Wellenlänge des Lichtes
gekennzeichnet. Licht nur einer Wellenlänge wird als
monochromatisch bezeichnet. Ideal monochromatisches
Licht läßt sich jedoch nicht realisieren. In der
Praxis kann nur aus einem mehr oder weniger voll-
ständigen Lichtspektrum ein begrenzter Wellenlängen-
bereich ausgeblendet werden. Je kleiner dieser Bereich
gewählt wird, desto geringer ist auch die zur Verfü-
gung stehende Lichtintensität*- Beimikroskopischen
Messungen muß deshalb die Güte der Monochromasie auf
die erforderliche Lichtintensität abgestimmt werden.
Die Helligkeit eines undurchsichtigen Objektelements
ist, wie bereits erwähnt, von der Intensität des an der
Oberfläche reflektierten Lichts abhängig. Bei Beleuch-
tung mit weißem Licht ändert sich der Farbton mit der
Beleuchtungsintensität nicht. Die Helligkeit wird
vielfach durch die Dunkelstufe festgelegt. Dunkelstufe
Null bedeutet größte, bei dem jeweiligen Farbton vom
Auge wahrnehmbare Helligkeit; Dunkelstufe Zehn ent-
spricht idealem Schwarz, d.h. vollständiger Absorption.
Die Sättigung ist ein Maß für den Weißanteil in einer
Farbe. Treten im Bereich des sichtbaren Lichts alle
Wellenlängen mit einer dem Auge als gleich erscheinenden
- 6 -
Helligkeit auf (Farbeindruck weißes Licht), so ist
die Sättigung gleich Null. Ideal monochromatisches
Licht hat die größtmögliche Sättigung, mischt man
weißes Licht zu, nimmt die Sättigung ab.
Die Beurteilung einer Farbe kann anhand der DIN-Farb-27)
vergleichstafeln erfolgen . Die Farben dieser
Tafeln werden jeweils durch drei Ziffern gekennzeich-
net ( T : S : D ). Die erste Ziffer gibt den Farbton,
die zweite die Sättigung und die dritte die Dunkel-
stufe an.
Abb. 1 zeigt einen Schnitt durch den sogenannten drei-
dimensionalen Farbkörper. Die Randkurve (Spektralfarben-
zug) beschreibt die maximal gesättigten Farben, die
durch ihre Wellenlänge gekennzeichnet sind. Auf der die
Endpunkte der Randkurve verbindenden Geraden (Purpur-
gerade) liegen die sich aus spektralreinem Rot und
Violett zusammensetzenden Purpurfarben maximaler
Sättigung. Der Punkt C, der sogenannte Weißpunkt,
entspricht dem Farbeindruck Weiß bei einer jeweils
festgelegten Beleuchtungsart (gemischte Tagesbeleuch-
tung durch Sonnen- oder Himmelslicht). Auf den Geraden
zwischen Spektralfarbenzug bzw. Purpurgerade und Weiß-
punkt liegen Farben gleichen Farbtons, deren Sättigung
zum Weißpunkt hin abnimmt. Die Kurvenzüge um den Weiß-
punkt innerhalb des Farbdreiecks sind Kurven gleicher
Sättigung. Die an den Geraden und Kurvenzügen angege-
benen Ziffern kennzeichnen jeweils den Farbton bzw.
die Sättigung in Übereinstimmung mit den DIN-Farbver-
gleichstafeln. Die Dunkelstufe ist in der dargestellten
Schnittebene konstant. Weitere Dunkelstufen liegen auf
der zur dargestellten x-y-Ebene senkrechten z-Achse.
- 7 -
Abb. 1 : Farbdreieck mit Geraden gleichen Farbtons (Wellenlänge)und Kurven gleicher Farbsättigung.Beleuchtungsart C *''.
Wie bereits beschrieben, wird durch Elimination einer
Wellenlänge aus dem weißen Licht die Komplementär-
oder Mischfarbe erzeugt. Mit Hilfe des Farbdreiecks
erhält man zu der sichtbaren Komplementär- bzw.
Mischfarbe die Wellenlänge der ausgelöschten Lichtfarbe
dadurch, daß man von der sichtbaren Farbe eine Gerade
durch den Weißpunkt zieht. Der Schnittpunkt dieser
- 8 -
Geraden mit der gegenüberliegenden Randkurve kenn-
zeichnet die Wellenlänge der eliminierten Lichtfarbe.
Liegt der Schnittpunkt auf der Purpurgeraden, werden
die dort liegenden Mischfarben mit der mit einem
Minuszeichen versehenen Wellenlänge der Komplementär-
farbe beschrieben.
2.3 Wirkungsweise von Interferenzschichten
Durch Aufbringen einer geeigneten Interferenzschicht
auf die polierte Probenoberfläche eines Gefüges lassen
sich die zwischen den Gefügebestandteilen bestehenden28)
Helligkeitsunterschiede verstärken . Hinzu.kommt,
daß weitgehend ünbunte Gefügebestandteile nach der
Beschichtung bei Beleuchtung mit weißem Auflicht in
verschiedenen Farbtönen erscheinen. Anhand der Abb. 2 a+b
soll nun die Wirkung einer Interferenzschicht kurz
erläutert werden.
Abb. 2a;Reflexion eines Licht-bündels (P) der Wellen-länge A. an einer beschich-teten Oberfläche
Abb. 2b:
ai
."S
Zeit
Überlagerung von zweiLichtwellen mit unter-schiedlicher Amplitudeund einer Phasenver-schiebung ß .
M: An der PhasengrenzeLuft/Schicht reflek-tierte Welle.
N: Nach Reflexion ander PhasengrenzeSchicht/Metall ausder Schicht ausge-tretene Welle.
P: Resultierende ausM und N.
- 9 -
Wird eine beschichtete Materialoberfläche mit einem
monochromatischen Lichtbündel (P) der Wellenlänge A
beleuchtet, so wird ein Teil des unter dem Winkel oC
einfallenden Lichts an der Grenzfläche Luft/Schicht
(A) reflektiert (N); der andere Teil wird unter dem
Brechungswinkelß gebrochen und an der Grenzfläche
Schicht/MaterialCB)reflektiert. An der Grenzfläche
Schicht/Luft(C)wird wiederum ein Teil des an der Grenz-
fläche Schicht/Material reflektierten Lichts zurück-
geworfen, der andere Teil (M) tritt aus und überlagert
sich mit dem an dieser Grenzfläche reflektierten
Anteil (N) zu einer neuen Wellenfront (Q) . Damit die
wieder austretende Wellenfront (M) und die an der
Grenzfläche Luft/Schicht reflektierte Wellenfront (N)
durch Interferenz völlig ausgelöscht werden, müssen
die folgenden zwei Bedingungen erfüllt sein :
22)Phasenbedingung
Die Phasendifferenz zwischen der an der Grenzfläche
Luft/Schicht reflektierten und der nach der
Reflexion an der Grenzfläche Schicht/Material wieder
austretenden Wellenfront muß ein ungeradzahliges
Vielfaches der halben Wellenlänge betragen. Diese
Bedingung ist bei senkrechtem Lichteinfall erfüllt,
wenn gilt :
(2K - 1) - * = 2 • d • ns +(fB + fc )- p A ( 1 )
In dieser Gleichung bedeuten :
O = Wellenlänge des eingestrahlten Lichtsd = Schichtdicken = Brechungsindex der SchichtS •
fh,B,C = Phasensprünge an den Grenzflächen
- 10 -
28)Amplitudenbedingung
Die Amplituden der interferierenden Wellenfronten
müssen gleich sein :
Bei vorgegebener InterferenzSchicht und konstanter
Schichtdicke ist die Wellenlänge, für die die Phasen-
bedingung erfüllt ist, nur von dem Phasensprung an
der Grenzfläche Schicht/Material abhängig (Gleichung 1)
Beleuchtet man eine beschichtete Gefügeprobe, deren
Bestandteile unterschiedliche Phasensprünge erzeugen,
mit weißem Licht, so werden nur die Wellenlängen des
Lichtspektrums beeinflußt, für die jeweils die
Phasenbedingungen erfüllt sind. Die Gefügebestandteile
erscheinen in dem Farbton, der zu der die Phasenbedingung
erfüllenden Wellenlänge komplementär ist. Die Farb-
sättigung der Gefügebestandteile ist um so größer,
je genauer die Amplitudenbedingung eingehalten wird.
Bei absorbierenden Interferenzschichten wie der
hier verwendeten FeO-Schicht ist das Amplitudenver-
hältnis aus der an der Grenzfläche Luft/Schicht
reflektierten Wellenfront und der nach Reflexion an
der Grenzfläche Schicht/Material wieder austretenden
Wellenfront nicht nur vom Reflexionsverhalten an den
Grenzflächen, sondern auch von den Absorptionsver-
lusten beim Durchlaufen der Schicht abhängig. Mit
steigender Schichtdicke nimmt die Lichtabsorption29)
ständig zu . Demnach existiert streng bei vorgegebenem
Schichtmaterial und Gefügebestandteil nur eine Schicht-
dicke, für die die Amplituden der interferierenden
Wellenfronten gleich sind. Maximale Auslöschung einer
Wellenlänge, d.h. gleichzeitige Erfüllung von Phasen-
und Amplitudenbedingung, liegt somit nur bei einer
bestimmten Schichtdicke und für eine diskrete Wellen-
länge vor. Sind in einem beschichteten Gefüge für einen
- 11 -
Gefügebestandteil die genannten Bedingungen erfüllt,
so wird im weißen Auflicht dieser Gefügebestandteil
in dem entsprechenden Farbton maximaler Sättigung
wiedergegeben; bei monochromatischem Licht erscheint
er.schwarz. Alle übrigen Gefügebestandteile mit anderen
optischen Eigenschaften werden in weißem Licht in
Farben geringerer. Sättigung und bei Beleuchtung mit
monochromatischem Licht in Grautönen dargestellt.
2.4 Kontrast zwischen Objektelementen
Der Kontrast K^ zwischen zwei Objektelementen im mono-
chromatischen Licht läßt sich mit Hilfe des absoluten
Reflexionsvermögens(Absolutreflexion) formelmäßig
darstellen 3 0 ) :
K v = R1 ~ R2 mit RR1
.,
Nach dieser Formel können die Werte für den Kontrast
zwischen O und 1 liegen. Ist das abs. Reflexionsver-
mögen zweier Gefügebestandteile gleich (R- = R2) , so
ist der Kontrast Null. Die beiden Gefügebestandteile
sind nicht mehr unterscheidbar. Der größtmögliche
Kontrast (K~= 1) ist erreicht, wenn das abs. Reflexionsver-
mögen für einen Gefügebestandteil (R2) gleich Null ist.
Bei gleicher Differenz AR = R.. - R2 ist der Kontrast
um so größer, je niedriger die Einzelreflexionsvermögen
sind.
Bei Gefügen, deren Bestandteile hochreflektierend sind
und keine Eigenfarbe aufweisen, ist demnach der Kontrast
für alle Wellenlängen nur klein. Durch das Aufbringen
einer Interferenzschicht kann der Kontrast zwischen
Gefügebestandteilen beeinflußt werden. Das abs. Refle-
xionsvermögen einer beschichteten Phase wird für eine
Wellenlänge gleich Null, wenn die Bedingungen für Aus-
- 12 -
löschung erfüllt sind. Bei maximaler Verstärkung einer
Wellenlänge, d.h. wenn die Phasendifferenz der inter-
ferierenden Wellenfrönten ein ganzzahliges Vielfaches
der Wellenlänge ist, ergibt sich das größtmögliche
Reflexionsvermögen für diese Wellenlänge. Damit sich
im monochromatischen Licht ein Gefügebestandteil mit
maximalem Kontrast von den übrigen Bestandteilen abhebt,
müssen die Wellenlängen des verwendeten Lichts und die
Dicke der Interferenzschicht so gewählt werden, daß für
diesen Gefügebestandteil die Phasen- und Amplitudenbe-
dingung möglichst genau erfüllt sind.
Der Kontrast K„ zwischen zwei Objekten im weißen Auf-
licht läßt sich aus der Intensität I des an den Ober-
flächen reflektierten Lichts bestimmen, wobei jedoch
erfüllt sein muß, daß das an die Oberfläche gelangende
Licht für beide Objektelemente gleich ist:
mit I1 > I 2 ( 4 )
In dem so ermittelten Kontrastwert werden Farbtonunter-
schiede der Objekte nicht berücksichtigt.
In der Praxis sind jedoch im allgemeinen Intensitäts-
messungen von der spektralen Eingangsempfindlichkeit
der Meßanordnung abhängig, so daß hier eine völlige
Unabhängigkeit vom Farbton des Objekts nicht an-
genommen werden kann. Speziell für die hier durch-
geführten Untersuchungen gilt, daß der Kontrast,
bestimmt aus den Intensitätsmessungen mit dem Mikros-
kopphotometer, nicht identisch ist mit dem Kontrast,
der von der Fernsehkamera des Bildanalysators registriert
und für die Messung ausgenutzt wird.
- 13 -
3. Experimentelle Durchführung
3.1 Beschreibung der Proben
Die vorliegenden Proben (Tab. 1) der hochwarmfesten
Legierungen waren bereits in einem Zeitstandprüffeld
ausgelagert. In dieser Anlage wird nicht nur das für
den Normalbetrieb einer nuklearen Prozesswärmeanlage
bzw. eines Hochtemperaturreaktors mit Heliumturbine
relevante Helium eingesetzt, sondern auch die Anfahr-
phase eines Reaktors mit relativ hohem Verunreinigungs-
pegel simuliert.
Prcben-Mr.:
Werkstoff :
Chemische Zusanren-setzung (Gew.-%) i
C 'HnSiCrNin>coTiAIMb
' FeandereWZr
Behandlungszustand :
GefUgebestandtelle, •mögliche Phasen '» :
1
Hastelloy-X
0,100,50,5
22,Otest9,01,5
I8.O0,6 W
95O°C1 0 0 0 h .ZQIRK **'
Karbide - (Typ (y;)
Karbide - (Typ M^Cj)
Austenlt - ( / )
2
Hastellqy-S
CO,O20,5O,4
15,5Rest14,5
O,2
1,0O,02 La
85O°C1800 HSENftK
Karbide - (Typ M6O
Karbide - (Typ M^C,.)
\ustenit - {If)
3
Alley H 21
0,12<O,O5<-O,O5
6,15
Rest2,00
<0,05.6,00
1,12 ,
0,03 D10,60 .0,11
900°C2000 h .CIIR-Oslo " "
Karbide - (TypMC)Karbide - (Typ M^Cg)Karbide - (Typ M JC)A u s t e n i t - i t )N i 3 < A l , T i ) - {*•)
4
>Alfli 12l.DIN 1725 B1.2
O,3912,95
fest
O,24
SandguO,unveredelt
•îl-PhaseAlj2Fe,Si-Phase
Al-Grunlnasse
1̂,,j nach Literaturangabe•« Zeitstandmaschine der Kernforschungsnalage JUlich\ . Zentral Institut for. Industrial Research
Tab. 1 : ausgewählte Proben
- 14 -
Prgbe_2_i
Die bei 95O°C 1000 h in HTR-Testhelium (ZEMAK) hoher
Verunreinigung ausgelagerte Probe des Werkstoffes
Hastelloy-X weist im Aufkohlungsbereich sowohl an den
Korngrenzen als auch im Korninnern Karbide vom TypM23C6 un(* M 6 C au^' ^ie zumeist unmittelbar äneinander-grenzen.
Die Probe des Werkstoffes Hastelloy-S 31)war 1800 h bei
85O°C in HTR-Testhelium (ZEMAK). Die Auslagerung in
aufkohlender Atmosphäre führt hier einerseits zu
groben, zum Teil plattenförmigen Karbidausscheidungen
vom Typ M-C an den Korngrenzen und im Korninnern
sowie andererseits zu kleinen, an den MgC-Karbiden
angelagerten Karbidpartikeln vom Typ M23C6"
Probe_3_£
In der bei 900°C 2000 h in reaktorrelevantem Helium32)(CIIR-Oslo) ausgelagerten Probe des Werkstoffs Alloy M 21
liegen neben a- und )?-Phase Karbide vom Typ MC, MgC undM23C6 v o r« D a dieser Werkstoff im Temperaturbereich
von 850° - 1000°C ein thermodynamisch instabiles Ver-
halten zeigt, weisen die in der Probe vorliegenden MG7
MgC-und M23Cg-Karbidpartikel teilweise Umwandlungs-
zonen auf.
Probe 4
Parallel zu den hochwarmfesten Werkstoffen wird noch eine
Al-Si-Gußlegierung (G-AlSi 12 nach DIN 1725' Bl.2) 3 3 ),
bestehend aus Al-Grundmasse, Si-Phase und Al12Fe3-Si-
Phase (hier X-Phase genannt), untersucht. Wegen ihrer
großflächigen, bereits im polierten Zustand voneinander
unterscheidbaren Ausscheidungen ist diese Probe im Bereich
- 15 -
der yerfahrensentwicklung besonders geeignet.
Hinzu kommt, daß hier die Ausscheidungen nicht nur
in einem schmalen Randbereich -. wie bei den Proben
der hochwarmfesten Werkstoffe - vorliegen, sondern
auf der gesamten Proben-Anschlifffläche verteilt sind.
3.2 Probenpräparation
Die Absolutreflexionsmessungen und die Untersuchungen mit
der quantitativen Bildanalyse sollen sowohl an nur
polierten als auch an farbkontrastierten Anschliffen v
durchgeführt werden.
3.2.1
Die Herstellung des metallografischen Schliffes läuft
nach folgendem Schema ab :
- Vernickeln der Probe im galvanischen Bad (mit Aus-
nähme von G-A1SÜ2)
E i n b e t t e n i n S c a n d i p l a s t o d e r e i n e a n d e r e E i n b e t t -
m a s s e - ••"'••: •'••• '•feï" ' • ' . , ' <
Schleifen mit SiC-Papier, aufeinanderfolgend mit
Körnung 240 f 600 « -
Vorpolieren mit Diamantpaste auf Nylontuch, zunächst
8 min mit Körnung 3 Jim, dann 6 min mit Körnung 1 jum
. , ' * . . - : • : ' . ' • •
Feinpolieren mit Tonerde, zunächst 1 min Nr. 1,
dann 3 min Nr. 3
Bei G-AlSi 12 wurde anstelle von Tonerde ein Feinpolier
mittel aus dest. Wasser mit Magnesia-üsta und einem
Zusatz von weinsaurem Ammonium verwendet ' .
- 16 -
3.2.2 Farbkontrastieren_durch_Gasionenätzen -> —-
Die metallografisehen Schliffproben werden in der
Leitz-Kontrastierkammer gasionengeätzt . Die
Abb. 3 zeigt die Kontrastierkammer auf einem Mikroskop-
stativ befestigt.
Abb. 3 : Leitz-Kontrastierkanmer, befestigt auf einemMikroskopstativ
- 17 -
3.2.2.1 Apparatur
Die Kontrastierkammer, in der das Gasionenätzen
durchgeführt wird, ist in Abb. 4 schematisch darge-
stellt.
Abb. 4 : Schematische Darstellung der Kontrastierkanmer
An der Fe-Kathode (a) liegt eine negative Gleich-
spannung von 500 bis 1500 V. Das Gehäuse ist geerdet.
Der zu kontrastierende metallografische Schliff wird
durch eine Feder (b) in der Probenhalterung (c) gehal-
ten. Durch ein Nadelventil (d) in Kombination mit
einer Vakuumpumpe (e) wird ein niedriger stationärer
Druck des Reaktionsgases (Sauerstoff) eingestellt.
Während des Kontrastiervorganges liegt der Reaktionsgas-
druck größenordnungsmäßig bei 10 Nm . Unter diesen
Bedingungen und der dargestellten geometrischen Anord-
nung kommt es nach Anlegen der Spannung und anschlie-37)
ßendem Zündvorgang zu einer Glimmentladung (Abb. 5),
die Ursache für die Schichtbildung auf der Probenober-
fläche ist.
- 18 -
Abb. 5 : Glimmentladung in der Kontrastierkammer
3.2.2.2 Beschichtung
Für einen Kontrastiervorgang wird die Probe so in die
Kammer eingesetzt und ausgerichtet, daß die positive
Säule der Glimmentladung die Probe an der zu unter-
suchenden Stelle trifft. Die Kammer wird zunächst auf
einen Druck von größenordnungsmäßig 10 Nm evakuiert.
Mit dem Nadelventil wird dann der gewünschte Sauer-
stoff partialdruck eingestellt. Der nach Anlegen der
Spannung und Zünden der Glimmentladung fließende Ent-
ladungsstrom kann mit Hilfe eines Potentiometers gere-
'fiw gelt werden. Um reproduzierbare Ergebnisse zu erhalten,
müssen Druck und Entladungsstrom konstant gehalten werden.
"--••• Der Kontrastiervorgang wird beendet, wenn auf der Probe
das gewünschte Farbringsystem sichtbar ist (Abb. 6) ..: • : ( • • • « " • ; • -
I .•! ;'_•;.
fi th.
- 19 -
i
ÀAbb. 6 : Gasianengeätzte Metallprobe mit für die Untersuchungen
verwendetem konzentrischem Farbringsystem
Durch Einsatz einer Eisenkathode bildet sich auf der
Probenoberfläche eine dünne (30 - 120 nm), transparente
Eisenoxidschicht - die gewünschte Interferenzschicht -,
deren Schichtdicke im Zentralbereich am größten ist und
zentralsymmetrisch zum Außenrand abfällt, womit sich die
konzentrischen Interferenzringe erklären lassen ("Inter-38)ferenz an keilförmigen Schichten") '.
Für die nachfolgenden Untersuchungen muß die auf die
Probenoberfläche aufgebrachte Interferenzschicht so
ausgebildet sein, daß alle Farbbereiche erster Ordnung
in ausreichender Ausdehnung vorhanden sind. Diese
Forderung wird durch Einhalten der folgenden Bedingungen
erfüllt (Tab. 2) :
Bedingungen
Entladungsström / mA
Sauerstoff- , M -2partialdruck ' N m
Kontrastierzeit / min
hochwarmfesteWerkstoffe
2
20
6
G-AlSi 12
2
20
10
Tab. 2 : Kontrastierbedingungen
4.
- 20 -
Reflexionsvermögen und Kontrast zwischen Phasen
4 .1 Meßapparatur
Die Reflexionsmessungen werden mit einem Mikroskop-
photometer (MPV I) der Firma E.Leitz durchgeführt
(Abb. 7) 3 9 ) .
Abb. 7 : Mikroskopphotometer mit Versorgungs- und Anzeigegerät
- 21 -
Als Meßbeleuchtung wird eine stabilisierte Xenon-
hochdrucklampe (150 W) verwendet. Zur Monochromati-
sierung des Lichts wird ein Interferenzverlauffilter
(VERIL S-200) 4 o ) in den Strahlengang gebracht. Mit
dem Verlauffilter läßt sich monochromatisches Licht
zwischen 400 und 700 nm bei einer Halbwertsbreite
von 13 - 17 nm erzeugen. Bevor das Licht von einem
Berek-Prisma vertikal auf die Probe gelenkt wird,
durchläuft es die Leuchtfeldblende. Sie dient zur
Begrenzung des Lichtbündels. Nach der Reflexion an der
Probenoberfläche durchläuft das Licht die Meßfeld-
blende und trifft auf die Photokathode eines Sekundär-
elektronen-Vervielfachers, der einen der Intensität des
einfallenden Lichts proportionalen Strom erzeugt. Dieser
Strom wird digital angezeigt und von einer Teletype-
Fernschreibmaschine ausgedruckt. Um eine möglichst
genaue Senkrechtstellung von Probenoberfläche und
einfallendem Licht zueinander zu gewährleisten, wird
der Schliff mit einem Anschlifftisch auf dem Mikroskop-
drehtisch befestigt.
4.2 Meßvorgang
Damit nur ein Partikel der zu messenden Phase erfaßt
wird, sind Gesamtvergrößerung und Meßfeldblenden-
öffnung so zu wählen, daß der Meßfleck ganz innerhalb
des Partikëls liegt. Wegen der geringen Ausdehnung
der vorliegenden Partikeln sind eine 5 um Meßblende
und eine 1000-fache Gesamtvergrößerung erforderlich.
Da das Streulicht aus der Umgebung des Meßfeldes zu
erheblichen Meßfehlern führen kann, ist die ausge-
leuchtete Objektfläche durch Einengen der Leuchtfeld-
blende so anzupassen, daß nur die zu messende
Phase ausgeleuchtet wird. Wegen der stets vorhandenen
Beugungserscheinungen an den Kanten der Leuchtfeldblende
muß sie eine etwas größere Fläche aufweisen als die
- 22 -
Meßfeldblende. Bei allen Messungen wurde die Leucht-
feldblende so weit geschlossen, daß der Leuchtfeld-
durchmesser doppelt so groß war wie der Meßfelddurch-
messer.
Das abs. Reflexionsvermögen einer Phase läßt sich wie
folgt bestimmen : Nach Wahl eines geeigneten Partikels
der zu messenden Phase wird die am Photometer anliegende
Spannung Up mit Hilfe eines Potentiometers so einge-
stellt, daß ein Anodenstrom i p von etwa 3o mA fließt.
Damit das Photometer im linearen Bereich arbeitet,
muß die Spannung jedoch zwischen 0,7 und 1,4 kV liegen.
Anschließend wird der Schliff gegen einen Reflexions-
standard ausgetauscht und unter Beibehaltung aller
Bedingungen (Spannung, Meßfeldblende, Leuchtfeldblende,
Gesamtvergrößerung etc.) der dann fließende Anoden-
strom ig gemessen. Um Fehler, die in Folge der nicht
exakten Proportionalität zwischen Lichtintensität und
Anodenstrom auftreten können, möglichst gering zu
halten, ist der Reflexionsstandard so zu wählen, daß
das Verhältnis
± s t
zwischen 0,5 und 2 liegt. Das abs. Reflexionsvermögen
der zu messenden Phase R_ kann dann anhand der Formel
• V i;T.Rst ; < 5 >
bestimmt werden, wobei für R g t das abs. Reflexionsver-
mögen des Standards bei der verwendeten Wellenlänge
einzusetzen ist.
- 23 -
4.3 Fehlerbetrachtung
Bei Bestimmung der Absolutreflexion einer Phase aus
Intensitätsmessungen können Fehler auftreten, die
in den Meßverfahren und der Probenpräparation begrün-
det sind. Zunächst sollen die Fehlerquellen aufgezeigt
werden, die sich aus Instabilitäten und vorgegebenen
Toleranzen der Meßanordnung ergeben.
Durch Instabilitäten der Versorgungsgeräte'für die
Meßbeleuchtung und den Photomultiplier kommt es zu einer
Meßwertstreuung. Der Einfluß dieser Streuung kann durch
arithmetische Mittelung über mehrere Messungen ver-
kleinert werden. Alle verwendeten Intensitätswerte
sind arithmetische Mittelwerte aus Fünffachmessungen.
Um reproduzierbare Messergebnissé zu erzielen, müssen
die zu messenden Phasen möglichst gleichmäßig ausge-
leuchtet werden. Hierfür sind eine sorgfältige Justierung
der Beleuchtungseinrichtung und eine möglichst genau
senkrecht zum Lichteinfall ausgerichtete Probenober-
fläche erforderlich. Eine nicht exakte Übereinstimmung
von Objektebene und Schärfenebene führt zu zu kleinen
Meßwerten. Zur Ermittlung der Absblutreflexion einer
Phase ist der Bezug auf einen Reflexionsstandard not-
wendig. Neben den Fehlern, die bei der Intensitätsmes-
sung an Phase und Reflexionsstandard auftreten, hat
der für den Standard angegebene Wert der Absolutrefle-
xion bereits eine relative Standardabweichung von + 1,5 %,
Da der Verlauffilter nur auf #v 2 nm genau eingestellt
werden kann, treten weitere Fehler auf.
Die Meßwerte können außerdem durch die Probenpräpara-
tion verfälscht werden. Das Reflexionsvermögen einer
Phase wird stark von der Oberflächenbeschaffenheit und41)
damit von der Probenpräparation beeinflußt . Bei
stark absorbierenden Materialien wie den hier vorlie-
genden dringt das Licht nur sehr wenig in die zu unter-
suchende Probenoberfläche ein. Die Wechselwirkungen
- 24 -
zwischen Licht und Material sind also auf eine sehr
dünne Schicht (einige 10~8m) 25^ beschränkt. Durch das
mechanische Abtragen beim Polieren kommt es an der
Oberfläche zur Zerstörung des kristallinen Gefüges.
Es entsteht eine feinkristalline Verformungsschicht,
die geringfügig ändere optische Eigenschaften aufweisen
kann als die darunter liegenden ungestörten Kristalle.
Da die Dicke und Struktur dieser Verformungsschicht
sowohl von den Schleif- und Polierbedingungen als
auch von der. Art des Materials abhängig sind, werden
die optischen Eigenschaften und damit das Reflexions-
vermögen der polierten Gefügebestandteile von diesen
Bedingungen in unterschiedlicher Weise beeinflußt.
Außerdem bleiben beim mechanischen Polieren immer
geometrische Oberflächenstrukturen,z.B. sehr feine Polier-
riefen zurück, die durch Schattenwirkung das Refle-
xionsvermögen herabsetzen. Da die Oberflächenstrukturen
nicht an jeder"Stelle einer Phase gleich stark ausgebil-
det sein müssen, kann das Reflexionsvermögen somit gering-
fügig ortsabhängig sein. Um diese Abhängigkeit sowie die
Fehler.aufgrund unterschiedlicher Partikelausdehnung
auszugleichen, wurdet bei den Untersuchungen jede Phase
an drei Stellen gemessen und der arithmetische Mittel-
wert sowie die Standardabweichungen bestimmt. Die
relativen Standardabweichungen lagen sowohl für weißes
als auch für monochromatisches Auflicht bei den
polierten Phasen unter + 5 %.
Bei den farbkontrastierten Proben ändert sich das
Reflexionsvermögen der Phasen mit der Schichtdicke. Eine
Mittelung über mehrere Stellen ist also nur dann sinn-
voll, wenn die Messungen an Stellen mit nahezu konstan-
ter Schichtdicke erfolgen. Für die Matrix einer Probe
kann diese Bedingung erfüllt werden. Ausscheidungspar-
tike]n einer Phase, die für die Messung eine ausreichende
Größe haben, treten jedoch in Bereichen gleicher Inter-
ferenzschichtdicke im allgemeinen für Mehrfachmessungen
- 25 -
zu vereinzelt auf. Deshalb werden im gewählten Dicken-
bereich der Interferenzschicht die Ausscheidungen nur
an einer Stelle gemessen und die Matrix jeweils an
drei Stellen. Aus den Meßwerten für die Matrix wird
der arithmetische Mittelwert.gebildet. Die relativen
Standardabweichungen für diese Messungen sind im
weißen und im monochromatischen Auflicht < + 10 %.
Eine ausgeprägte Wellenlängenabhängigkeit der Meß-
wertstreuung ist nicht feststellbar.
Durch die kontrastverstärkende Wirkung der Interfe-
renzschicht werden Kratzer und Verunreinigungen
sichtbar, die im nur polierten Zustand unsichtbar
sind. Diese Fehler in der Oberflächenbeschaffenheit
können bei den Messungen an kontrastierten Gefügen
durch geeignete Wahl der Meßpunkte weitgehend ausge-
schaltet werden.
4.4 Ergebnisse
4.4.1
Anschliffe
Betrachtet man die polierten Anschliffe der Werkstoffe
GrAlSi 12, Hastelloy-X und Hastelloy-S bei 1000-fâcher
Vergrößerung im weißen Auflicht, so werden nur die
Gefügebestandteile von G-AlSi 12 unterschiedlich hell
wiedergegeben. Infolge dieser Kontraste ist bereits im
polierten Zustand eine Abgrenzung der Gefügebestand-
teile in Graustufen möglich. Bei den beiden anderen
Legierungen ist eine Differenzierung zwischen Matrix
und Ausscheidungen nur aufgrund eines schwachen Reliefs
möglich, das durch ungleichmäßige Abtragung der Phasen
beim Polieren entstanden ist. Unter den gegebenen
Bedingungen ist jedoch nicht sichtbar, daß es sich bei
den Ausscheidungen um zwei Phasen (Karbide vom Typ
M 2 3C 6 und M6C) handelt.
- 26 -
Anhand von Intensitätsmessungen mit dem MPV I wurden
die zwischen den Gefügebestandteilen bestehenden
Helligkeitsunterschiede für weißes Auflicht bestimmt.
In Tab. 3 sind die arithmetischen Mittelwerte (s. 4.3)
der gemessenen Intensitäten sowie die Standardabwei-
chungen für die verschiedenen Gefügebestandteile auf-
gelistet.
Werkstoff
G-AlSi 12
Hastelloy-X
Hastelloy-S
Phase
MatrixSi-PhaseX -Phase . ,
MatrixAusscheidung
MatrixAusscheidung
Intensität / mA
8,691 + 0,0603,492 + 0,0885,657 +.. 0,087
7,703 + 0,2366,685 + 0,214
6,739 + 0,1925,913 + 0,166
Tab. 3 : Arithmetische Mittelwerte und relative Standardab-weichungen aus den Intensitätsmessungen
An dieser Stelle soll darauf hingewiesen werden, daß
ein Vergleich der Intensitätswerte in Tab. 3 zwischen
den drei Legierungen nicht sinnvoll ist, da die
Intensitätsmessungen von apparativen Parametern ab-
hängen, die jeweils nur für die Messung einer Legierung
konstant gehalten werden konnten.
Die an G-AlSi 12,gemessenen Intensitäten bestätigen,
daß sich die einzelnen Phasen in ihrer Helligkeit bzw.
durch Grautöne unterscheiden. Auch bei den beiden
hochwarmfesten Werkstoffen erhält man jeweils für
Matrix und Ausscheidungen verschiedene Intensitäts-
werte, die aber so wenig unterschiedlich sind, daß bei
visueller Betrachtung nur die erwähnte Abgrenzung auf-
grund von Reliefbildung erfolgen kann.
- 27 -
Eine Differenzierung zwischen den AusscheidungstypenM23C6 u n d M 6 C w a r a u c h d u r c n Intensitätsmessungen
nicht möglich. Zum Nachweis wurde die Reflexion an
zehn Ausscheidungspartikeln der Legierung Hastelloy-X
gemessen (Tab. 4). Die in dieser Tabelle zusammenge-
stellten Intensitätswerte lassen keine Gruppierung zu,
lfd. Nummer
123..45678910
Intensität / mA
4,8204,7534,8164,7634,8034,8264,8934,8334,8964,830
Tab. 4 : An 10 Ausscheidungspartikeln von Hastelloy-Xgemessene Intensität
Die aus den Intensitätsmessungen ermittelten Kontrast-
werte (s.Tab. 5) liegen, abgesehen von dem Wert für
Matrix zu Si-Phase, unterhalb des für die quantitative
Bildanalyse notwendigen Mindestwertes.
Werkstoff
G-AlSi 12
Hastelloy-X
Hastelloy-S
Phase / Phase
Matrix / Si-PhaseMatrix / X -PhaseX-Phase/ Si-Phase
Matrix / Ausscheidung
Matrix / Ausscheidung
Kontrast (Kw)
0,600,350,38
0,13
0,12
Tab. 5 : Kontrast zwischen Phasen im weißen Auf licht
- 28 -
Daher wurde überprüft, ob und gegebenenfalls in wel-
chem Umfang durch Einsatz von monochromatischem Licht
eine Kontraststeigerung erzielt werden kann. Dazu wurde
das abs. Reflexionsvermögen der Phasen in Abhängigkeit
von der Wellenlänge des verwendeten Lichts gemessen.
Zur Erzeugung des monochromatischen Lichts wurde der
bereits beschriebene Verlauffilter verwendet und der
Wellenlängenbereich von 445 bis 690 nm in ~ 24 nm-
Schritten durchfahren.
In Abb. 8a ist das abs. Reflexionsvermögen der Phasen
für die Legierung G-AlSi 12 in Abhängigkeit von der
Wellenlänge dargestellt.
100
90-
80-
70
•S 60H
Ë 50-5
g 4<HOP
i 30-
MatrixX-PhaseSi-Phase
450 510 570Wellenlänge in nm
630 690
0.7-
0»
0.5-
0A-
0.3-
0.2-
Kon
tras
tP
-9-
• Kontrast zwischen Matrix und Si-Phasea « » » o X-Phase* » « X-Phase und Si-Phase
/
' / • ' • '
• • • . . • •
450 510 570Wellenlänge in nm
630 690
Abb. 8: Abs. Reflexionsverraögen von Matrix, Si- und X-Phase (a)und Kontrast zwischen diesen Phasen (b) - jeweils inAbhängigkeit von der Wellenlänge
Das Reflexionsspektrum der Matrix bes i tz t bei 545 nm
ein Maximum. Die Absolutreflexion der Si - und X-Phase
nehmen zu höheren Wellenlängen hin ab. Der Kontrast
zwischen den drei Phasen i s t im Wellenlängenbereich
- 29 -
zwischen 570 nm und 690 nm ungefähr konstant (Abb. 8 b)
und fällt zu kürzeren Wellenlängen hin ab.
In Abb. 9 und 10 sind abs. Reflexionsvermögen und
Kontrast für die hochwarmfesten Werkstoffe Hastelloy-X
und Hastelloy-S dargestellt. Im monochromatischen Licht
des angegebenen Wellenlängenbereichs heben sich die
M.-C,- und M^-C-Karbide der hochwarmfesten Werkstoffe2.6 o b
wie beim weißen Auflicht nicht voneinander ab, so daß
wiederum nur eine Unterteilung in Matrix und Ausschei-
dungen vorgenommen werden kann.
Das abs. Reflexionsvermögen von Matrix und Ausscheidungen
des Werkstoffes Hastelloy-X nimmt im Bereich zwischen
435 nm und 570 nm schwach von 68 % bzw. 63 % bis auf
76 % bzw. 68 % zu und bleibt dann konstant (Abb. 9 a).
Der Kontrast ist aufgrund der hohen Absolutreflexion
beider Phasen und der nur wenig voneinander abweichenden
Spektren im untersuchten Wellenlängenbereich sehr gering
(Abb. 9 b).
Die Phasen des Werkstoffes Hastelloys weisen ebenfalls
nur schwach wellenlängenabhängige Reflexionsspektren auf
(Abb. 10 a). Das abs. Reflexionsvermögen der Ausschei-
dungen ist nahezu unabhängig von der Wellenlänge und das
der Matrix durchläuft ein flaches Maximum bei s>* 570 nm.
Der Kontrast besitzt somit ebenfalls einen Maximalwert
bei etwa der gleichen Wellenlänge (Abb. 10 b).
Es sei darauf hingewiesen, daß der diskutierte Verlauf der
Reflexionsspektren verständlicherweise von den Schleif-
und Polierbedingungen abhängig ist. Damit ist die Repro-
duzierbarkeit der Meßergebnisse nur unter Einhaltung der
in Abschnitt 3.2.1 aufgeführten Bedingungen möglich.
- 30 -
90-
80-
IE 70
x 60
» 50"
MatrixAusscheidungen
450 510Wetenlänge in nm
570 630 690
90-
c 80-
r« 50H
MatrixAusscheidungen
" * — * .
450 510 570Wellenlänge in nm
630 690
0.5-
0.4-
0.3-
0.2-
!
450 510Wellenlänge in nm
570 630 690
0.5-
0.4-
0.3-
c 0,1-
s
!
450 510 .Wellenlänge in nm
570 630
— * _
690
b)
Abb. 9 : Absolutreflexion vonMatrix und Ausschei-dungen (a) und Kontrastzwischen diesen Phasen(b) für Hastelloy-X -jeweils in Abhängig-keit von der Wellen-länge
Abb. 1o : Absolutreflexion vonMatrix und Ausschei-dungen (a) und Kontrastzwischen diesen Phasen(b) für Hastelloy-S -jeweils in Abhängigkeitvon der Wellenlänge
. - 31 -
Die Reflexionsspektren der untersuchten Phasen weisen
keine ausgeprägten Reflexionsextrema auf, d.h. Licht
keiner Wellenlänge wird bevorzugt absorbiert. Dieses
Ergebnis entspricht der Unbuntheit der Phasen im
weißen Auflicht. Ein Vergleich der bei weißem und
monochromatischem Auflicht erzielten Kontrastwerte
zeigt, daß durch Einsatz von monochromatischem Licht
keine nennenswerte Kontraststeigerung hervorgerufen
werden kann. Ursache hierfür ist die nur schwache
Wellenlängenabhängigkeit der Reflexionsspektren.
Der geringe Kontrast zwischen den Phasen ist weniger
auf die relativ geringen Unterschiede im Reflexionsver-
mögen zurückzuführen als auf die höhen Absolutrefle-
xionswerte der einzelnen Phasen/ wie aus der Defini-
tionsgleichung für den Kontrast ( 3 ) ersichtlich
ist.
4.4.2 Ref lexignsvermö2en_und_Kontras t_zwischen_Gef ügebe-
Auf einer in der Kontrastierkammer behandelten Probe
ist, wie bereits betont, makroskopisch ein System
farbiger, konzentrischer Ringe zu sehen. Bei mikrosko-
pischer Betrachtung der Probe im weißen Auflicht wer-
den die im Gefüge vorliegenden Phasen in unterschied-
lichen Farben wiedergegeben. Die Farben der einzelnen
Phasen sind vom gewählten Farbbereich im Farbring-
system abhängig. Außerdem wird die Farbgebung der
Phasen von der spektralen Zusammensetzung der Licht-
quelle bzw. wegen Spiegel und Wärmefilter von der
gesamten Beleuchtungseinrichtung beeinflußt. Die im
folgenden gemachten Farbangaben gelten daher nur für
die für diese Arbeit verwendete Beleuchtungseinrich-
tung. Da die Bewertung der Farben mit Hilfe der Farb-
vergleichstafeln (2.2) durch visuellen Vergleich
vorgenommen wird, sind die Ergebnisse außerdem auch
von subjektiven Einflüssen des Betrachters abhängig.
- 32 -
4.4.2.1 Reflexionsvermö2en_im_weißen_Licht
Die auf die Probenoberfläche von G-AlSi 12 aufgebrachte
Interferenzschicht weist die Farbbereiche Purpur bis
Hellgelb auf, wenn sie mit weißem Auflicht beleuchtet
wird. Um beurteilen zu können, wie sich der Kontrast
zwischen den Phasen aufgrund der unterschiedlichen
Farbgebung in den einzelnen Farbbereichen des Farbring-
systems von der Mitte (Purpur) zum Rand (Hellgelb) hin
ändert, wurde die Probe in radialer Richtung in
1 mm-Schritteh vermessen. An jedem Haltepunkt wurden
Intensitätsmessungen an den Phasen durchgeführt und die
jeweils vorliegenden Farben mittels der Farbvergleichs-
tafeln bewertet.
Von der Mitte des Farbringsystems zum Rand hin durch-
läuft die Matrix die Farbtöne T = 8 (Rot) bis T = 1
(Gelb) und die X-Phase die Töne T = 12 (Violett) bis
T = 1 (Gelb). Die Si-Phase zeigt im Zentralbereich
einen leichten Grünton T = 22, der zum Rand hin in
Unbunt übergeht. Die Helligkeit der Gefügebestandteile
nimmt mit zunehmendem Abstand vom Farbringzentrum
sichtbar zu (Matrix: D = 2...1 ; X-Phase: D = 5...1 ;
Si-Phase: D = 3...1). Diese aufgrund einer visuellen
Beurteilung gemachte Aussage wird durch die Intensitäts-
messungen bestätigt (Abb. 11).
1 2 3 4 5 6Abstand vom Farbringzentrum in mm
Abb. 11 : Für die Phasen von G-AlSi 12 gemessene Intensitätenin radialer Richtung von Farbringsystem aus
- 33 -
Die Intensitätszunahme ist nicht für alle Phasen
gleich, so daß sich auch die Intensitätsdifferenzen
jeweils mit den Farbringbereichen ändern. Da der nach
Formel ( 4 ) errechnete Kontrast sowohl von der Intensi-
tätsdifferenz als auch von der Höhe der Intensität
bestimmt wird, erhält man nicht grundsätzlich eine
Kontraststeigerung zum Zentrum des Farbringsystems hin,
wie aus Abb. 12 ersichtlich ist.
Farbbereich: I purpür gelb
1 2 3 A 5 6
Abstand vom Farbringzentrum in mm
Abb. 12: Kontraständerung in radialer Richtung vom Farbring-zentrum aus für die Phasen von G-AlSi 12
(*) Kontrast zwischen Matrix und Si-Phase
(•) Kontrast zwischen Matrix und X -Phase
(•) Kontrast zwischen X-Phase und Si-Phase
- 34 -
Der Kontrast zwischen Matrix und Si-Phase (*) ist über
die gesamte Interferenzschicht konstant und gleich dem
am nur polierten Anschliff ermittelten Wert. Hier wird
also die Intensitätsabnahme zum Farbringzentrum durch
die gleichzeitige Verringerung der Intensitätsunter-
schiede kompensiert..
Der Kontrast zwischen Matrix und X-Phase (•) nimmt
radial zum Farbringzentrüm kontinuierlich zu. Diese
Zunahme wird nur durch die höhere Lichtabsorption zur
Mitte hin bestimmt, da die Helligkeitsunterschiede
zwischen den beiden Phasen über die gesamte farbkon-
trastierte Fläche nahezu gleich bleiben.
Der Kontrast zwischen den Ausscheidungen X- und Si-Phase
(•) wird im Übergangsbereich Rot/Gelb Null. Zum Zentrum
wie zum Rand hin nimmt der Kontrast stetig zu. Dieser
Verlauf folgt unmittelbar aus den Kurven (Abb. 11) für
die Intensität. Sie zeigen, daß durch geeignete Wahl
des Farbbereichs entweder die X- oder Si-Phase als
helleres Objekt hervorgehoben werden kann, was mög-
licherweise für eine spätere quantitative Analyse von
Vorteil sein kann.
Der höchste Kontrast zwischen den Phasen von G-AlSi 12
ergibt sich im Purpurbereich des Farbringsystems. Die
hier erzielten Kontraste zwischen X-Phase und Matrix
bzw. X- und Si-Phase sind mehr als doppelt bzw. fast
1,5-mal so hoch wie bei dem nur polierten Anschliff.
Im folgenden werden die hochwarmfesten Werkstoffe
Hastelloy-X und Hastelloy-S betrachtet. Wie in Ab-
schnitt 3.1 bereits erwähnt, sind die Ausscheidungen
bei diesen Werkstoffen auf einem schmalen Randbereich
konzentriert. Ein radiales Abfahren der Proben, wie bei
G-AlSi 12, ist deshalb nicht möglich. Um jedoch Unter-
schiede im Reflexionsverhalten für Matrix und Ausschei-
dungen in Abhängigkeit vont.makroskopisch sichtbaren Farb-
ring im Farbringsystem (Schichtdicke) untersuchen zu können,
- 35 -
wurden beliebige Stellen der Probe, die in dem jewei-
ligen Farbring lagen, ausgewählt.
Wie bei G-AlSi 12 nimmt auch bei diesen Werkstoffen
die Intensität des an den Phasen reflektierten Lichts
zum Farbringzentrum hin ab (Tab. 6).
Werkstatt
Ha»teUoy-x
ttaatellof-a
Farfaflrlng
Gelb
Purpur
Violett
Violett/Blau •
Gelb
Purpur
Violett
Violett/Blau
Farbe der Plumenadl DIN 6164
Matrix(MB)
3:3
6:2
8:3
12:2
2:3
5:3
8:2
H>i2
1
1
2
3
t
1
1
3
H^C-Karbld
4i3i2
9:2:3
10:2:3
18:2:2
1O:3:3
12:3:3
14:3:3
19:2:2
S . 1 > 2"
10 1 2 : 3
11 1 3 1 3
12 : 3 1 4
90Hsaan* Inttraltat In • *
23,71 • 0,54
18,68 • 0,57
15,79 • 0,49
20,67 J O,19
45,11 • l,O232,45 + 0,2825,69 • 0,5221,84 • 0,43
416,36 • 0,08
13,25 +0,46
13,73+0,10
26.99 + O,4o
31,22 + 1,26
19,72 • 0,22
17,77 + O,16
17 /» + O,2t
4 i
17,99 + O,3514,42 +0,5513,44 • O,1126,43 +O,52
- • *
KontrMt (Ky)
«?"0,31
0,29
0,13
0,23
0,27
0,39
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0,2<
0,2:
0,15
O,21
-
4x0,09
0,08
0,02
0,O2
..,.1
«qAnhand der Farbtafeln kaln Untancnled iwlachen den AtuucheldungotJntmglUleri wagen der geringen Auadohnunj der Partikel nldit netbar
Tab. 6: Farbe nach DIN 6164, Intensität und Kontrast der Phasenvon Hastelloy-X und Hastelloy-S in Abhängigkeit vom
: Farbring bei weißem Auf licht. .
Nach Durchlaufen eines Minimums, das für die einzelnen
Phasen in unterschiedlichen Farbririgen liegt, steigt
die Intensität jedoch in den Farbringen Violett und
Violett/Blau wieder an. Dieses Verhalten entspricht dem
der Phasen von G-AlSi 12 in den genannten Farbringen.
Anschaulich kann das folgendermaßen erklärt werden:
In den Farbringen Violett und Blau wird die Interferenz-
schicht so dick, daß der Anteil der Lichtstrahlen, der
an der Schichtoberfläche reflektiert wird, größer ist
als der Anteil, der nach Reflexion an der Material-
oberfläche wieder aus der Interferenzschicht austritt,
d.h. die Amplitudenbedingung ist zunehmend schlechter
erfüllt. Daraus folgt, daß das Reflexionsvermögen der
Interferenzschicht die gemessene Lichtintensität in
steigendem Maße bestimmt.
- 36 -
Für die praktische Gefügedarstellung ist der fortge-
schrittene Blaubereich also nicht geeignet, da das
Reflexionsvermögen damit weitgehend unabhängig von der
Gefügeoberfläche wird. '
Für beide Proben existiert im Farbringsystem ein
Farbbereich, in déni der Kontrast'(IC.) zwischen Matrix
und karbidischer Phase am größten ist (Hastelloy-X :
Gelbbereich ; Hastelloy-S : Purpurbereich). Diese
Farbbereiche, sind jedoch nicht identisch mit den
Bereichen, in denen die jeweiligen Intensitätsminima
vorliegen. Obwohl sich die M^Cg- und MgC-Karbide von
Hastelloy-X farblich voneinander abheben, ist der er-
rechnete Kontrast ungefähr Null. Die beiden Ausschei-
dungstypen in Hastelloy-S weichen farblich so schwach
voneinander ab, daß eine unterschiedliche Kennzeichnung
mit Hilfe der DIN-Farbvergleichstafeln nicht möglich
ist. Mit der vorhandenen Meßeinrichtung lassen sich
für die M-oCg-Karbide wegen der geringen Ausdehnung der
Partikeln keine aussagefähigen Meßergebriisse erzielen.
4.4.2.2 Absolutreflexion_im_monochromatischen_Licht
Die Untersuchung der farbkontrastierten Proben im weißen
Auflicht hat gezeigt, daß bei geeigneter Wahl des Farb-
, bereichsim Farbringsystem ein höherer Kontrast zwischen
den Phasen erreicht werden kann als bei den nur polier-
ten Anschliffen. Da mit Ausnahme der Si-Phase (G-AlSi 12)
alle anderen Phasen der kontrastierten Proben im weißen
Licht farbig wiedergegeben werden, müssen von ihnen
bestimmte Wellenlängen eliminiert werden. Demzufolge
weisen die Reflexionsspektren ausgeprägte Reflexionsminima
auf. Um eine noch kontrastreichere Darstellung der Gefüge
als im weißen Auflicht zu erzielen, können durch Einsatz
von monochromatischem Licht diese Minima zur Phasenana-
lyse verwendet werden.
- 37 -
In Abb. 13 sind die Reflexionsspektren von G-AlSi 12
für die Farbringe Gelb, Orange und Purpur dargestellt.
Die Spektren von Matrix und X-Phase besitzen ausge-
prägte Minima, deren Lage und Reflexionswerte vom
betrachteten Farbring und damit von der Dicke der
Interferenzschicht abhängig sind. In den Reflexions-
minima (R . ) muß die Phasenbedingung erfüllt sein.
Ist R . näherungsweise Null, so ist zusätzlich die
Amplitudenbedingung weitgehend erfüllt. Aus den Dia-
grammen (Abb. 13 a + b) ist ersichtlich, daß sowohl die
Wellenlänge im Reflexionsminimum als auch der Farb-
ring, in dem maximale Auslöschung auftritt, für beide
Phasen verschieden sind. Für die Matrix liegt maximale
Auslöschung bei X • = 440 nm im gelben Farbring
und für die X-Phase bei à . = 555 nm im Farbbereichmin
Purpur vor. Die Reflexionsspektren der Si-Phase
(Abb. 13c) besitzen, wie von der Betrachtung im weißen
Licht her auch zu erwarten war, nur eine schwache
Wellenlängenabhängigkeit des Reflexionsvermögens.
In Abb. 14 ist der Kontrast zwischen den Phasen von
G-AlSi 12 in Abhängigkeit von der Wellenlänge für die
drei Farbringe dargestellt. Aus den Kontrastkurven ist
ersichtlich, daß durch die Wahl des Farbrings und der
Farbe der Beleuchtung die Darstellung des Gefüges
beeinflußt werden kann. Im Purpurbereich bei einer
Wellenlänge von «^ 550 nm ist der Kontrast zwischen
X-Phase ! und Matrix sowie zwischen C- und Si-Phase sehr
hoch (K > 0,9), so daß sich hier die X-Phase deutlich
von den beiden anderen Phasen abhebt (Abb. 14 c).
Da die Absolutreflexion der X-Phase unter den gegebenen
Bedingungen geringer ist als die der übrigen Phasen,
erscheint sie dunkler als diese. Im Orangebereich bei
A/ 630 nm ist die kontrastreiche Abgrenzung zwischen
Matrix (hell) und Ausscheidungen (dunkel) möglich
(Abb. 14 b) . Hohe Kontrastwerte (K>0,6) zwischen den
drei Phasen und damit eine Abstufung in gut unter-
scheidbare Grautöne liegen nur im Gelbbereich bei
-v 480 nm vor (Abb. 14 a).
- 38 -
3»
25
20
S!
I*10-
ïÈ
450 510 570Wellenlänge in nm
630 690
a)30'
25
is-
i 1 O"I* 5-
450 510 570Wellenlänge in nm
630
30-
25-
c
10
to
450 510 570Wellenlänge in nm
630 690
C)
Abb. 13 : Absolutreflexion vonMatrix (a), Si-Phase (b),und X-Phase (c) für dieFarbringe Gelb ( T=1)/Orange (1̂ =5) •—• undPurpur CP=11 ) • — • inAbhängigkeit von derWellenlänge.
- 40 -
In Abb. 15 sind die Reflexionsspektren der Phasen von
Hastelloy-X für die aufeinanderfolgenden Farbringe
Gelb/ Rot, Purpur, Purpur/Violett, Violett und Blau
dargestellt. Alle Spektren haben im untersuchten Wellen-
längenbereich ungefähr die gleiche Form (überwiegend
abhängig von der Interferenzordnung und der Halbwerts-
breite des Verlauffilters) und unterscheiden sich
nur durch Lage und Reflexionswert ihrer Minima. Die
Absolutreflexion der Phasen in den Minima fällt zum
FarbringZentrum, d.h. mit zunehmender Schichtdicke
zunächst ab und steigt nach Durchlaufen eines Minimal-
wertes wieder an. In diesem Mindestwert ist für die
Phasen die Amplitudenbedingung weitgehend erfüllt (2.3).
Für die Matrix und das M-,C---Karbid wird der Mindest-Ai o
wert im übergarigsbereich Purpur/Violett bzw. für das
MgC-Karbid im Purpurbereich erreicht. Die Wellen-
längendifferenzen zwischen den Ref lexionsminima von
Matrix und Karbiden einerseits und von MgC- und
M Cg-Karbiden andererseits sind dagegen nahezu un-
abhängig vom jeweils vorliegenden Farbring:
* min,Ma " * min,M6C * 2 5 ^
^ min,Ma ~ * min,M._C,^25 nra2J b
^ min,M,C~ min,Mo-,CcÄs- 0 nm
Aus Abb. 16 ist ersichtlich, daß der Kontrast zwischen
den Phasen von Hastelloy-X von der Wellenlänge des ver-
wendeten Lichts und vom Farbring abhängig ist. Der Kon-
trast zwischen zwei Phasen wird bei solchen Wellenlän-
gen Null, bei denen die entsprechenden Reflexionsspek-
tren Schnittpunkte aufweisen. Zusätzlich treten dann
zwei Kontrastmaxima auf, die bei unterschiedlicher Ab-
solutreflexion in den Reflexionsminima verschieden hoch
sind. In solch einem Fall kann durch geeignete Wahl der
- 41 -
Lichtfarbe bestimmt werden, welche Phase hell bzw.
dunkel erscheint.
Haben die Reflexionsspektren der zu betrachtenden
Phasen ihre Minima bei der gleichen Wellenlänge, so
besitzen die Kontrastkurven nur ein ausgeprägtes Maxi-
mum, und die Phase mit der höheren Absolutreflexion
wird im gesamten Wellenlängenbereich heller wiederge-
geben.
Damit sich Matrix, M,C- und M„QCC-Karbide in der selben
Darstellung kontrastreich voneinander abheben, müssen
die Kontrastwerte für Matrix/M^C, Matrix/M,,-,C,- und. b Z J b
MgC/M23Cg bei der gleichen Wellenlänge hoch sein.
Diese Bedingungen sind im Purpurbereich bei einer Wel-
lenlänge von '</555 nm am-besten erfüllt: .
Cc C,Cfi M^C6 23 6 23 6
(Abb. 16 c)
Sind an einer Stelle nur zwei der drei Kontrastwerte
groß, so tritt nur eine Phase deutlich hervor. Anhand
der Abb. 15 und 16 kann somit bestimmt werden, unter
welchen Bedingungen eine Phase isoliert dargestellt
wird. Die für die Praxis wichtigen Darstellungsformen
sind im folgenden aufgelistet :
a) Matrix hell ; M,C und lYU-Cg dunkel : Purpurbereich
A = 570 nm
< K ̂ c - °'83 ' K ̂ c - 0.83 , K ̂ c « o )
- 42 -
b) MCC hell ; KL,C, und Matrix dunkel : Violettbereich
A = 565 nm
/ 1/ Ma _ -. f--j i/ M>-C _ -. j-7 . i/ Ma. _ _ - - .v ^ M C — V,JI | \ Mo -, — »-»,3/ , | \ M _, — U , J D ;
c) ^SßCg heu ? Mgc und Matrix dunkel : Purpurbereich
A = 53o nm
=O'63 ; K ^ 0 6 =O'63'MC
d) MgC dunkel ; M^oCg und Matrix hell : Purpurbereich
A = 54o nm
.- K = o ,
e) ^•f'e dunkel ; Mat1"^ und M6C hell : Purpur/Violettbereich
A = 575 nm
« KS! Ä =0,85 , K K - -0.78 ; K * ; - 0 »z3 6 2J D b
- 46 -
Abb. 17 zeigt die Reflexionsspektren von Matrix und
MgC-Karbiden des Werkstoffs Hastelloy-S. Sie weisen
die gleiche Form auf wie die für Hastelloy-X. Auch
hier sind die Wellenlängendifferenzen zwischen den
Reflexionsminima von Matrix und Mg-C-Karbideri weit-
gehend unabhängig vom Farbring ( A m i n / M a " ^ „ ^ f
15 nm) . Die Absolutreflexion in den Minima und damit
die Lage der Reflexionsspektren ist wiederum für
Matrix und MgC-Karbide unterschiedlich und abhängig
vom Farbring.
In Abb. 18 ist der Kontrast zwischen Matrix und M£C-, . - .. . . . . . . . . . . . O
Karbiden von Hastélloy-S in Abhängigkeit von der Wellen-
länge der verwendeten Lichtfarbe für die Farbringe Gelb,
Purpur, Violett und Violett/Blau dargestellt. Aus den
Kontrastkurven '• ist ersichtlich, daß bei dieser Legie-
rung die höchsten Kontrastwerte zwischen Matrix und
MgC-Karbiden im Farbring Violett/Blau bei Einsatz von
monochromatischem Licht der Wellenlänge 610 nm vor-
liegen (K & 0,8). Im Purpurbereich kann zwar durch
geeignete Wahl der Lichtfarbe festgelegt werden, welche
der beiden Phasen heller wiedergegeben werden soll,
jedoch sind die maximal erzielbaren Kontrastwerte
niedriger als in den übrigen Farbringen.
Da die M23Cg-Karbide wegen ihrer flächenmäßig geringen
Ausdehnung nicht mit ausreichender Genauigkeit quanti-
tativ erfaßbar sind, können die Kontraste zwischen
Matrix und M23Cg-Karbiden bzw. zwischen M23C6~ un(*
MgC-Karbiden nur visuell qualitativ beurteilt werden.
In den Farbringen Violett und Violett/Blau ist bei
einigen Lichtfarben die Differenzierung zwischen allen
Phasen aufgrund deutlich voneinander abweichender
Helligkeit möglich. Die kontrastreichste Darstellung
dieser drei Phasen liegt, soweit im Rahmen einer
visuellen Betrachtung eine Bewertung möglich ist,
im Farbring Violett/Blau bei monochromatischem Licht
der Wellenlänge *** 570 nm vor.
- 48 -
1 -
0.9-
0.8'
0.7'
0.6-
0,5-
0.4
0.3-
0.2
c 0,1o
450 510 570Wellenlange in ran
630 690
Abb. 18 : Kontrast zwischen Matrix und MgC-Karbidenin Abhängig-keit von der Wellenlänge und vom Farbring.(Gelbbereich- - - - - ; Purpurbereich -;Violettbereich- ; Ubergangsbereich Violett/Blau }
- 49 -
Die Reflexionsmessungen zeigen also generell, daß
mit Hilfe der mittels Gasionenätzen aufgebrachten
Interferenzschicht bei geeigneter Wahl des Farbbe-
reichs im Farbringsystem und Verwendung von mono-
chromatischem Licht der Kontrast, also der Grauwert-
unterschied, zwischen den Phasen eines Gefüges stark
erhöht werden kann (Tab. 7).
Merkstoff
G-AlSi 12
Hastelloy-X .
Hastellcy-S
Kontrast zwischen
Matrix/Si-HiasoMatrlx/X-WiaseSl-A-Phase
Matrtx/X6C
M6C / "23C6
Matrix/M6C
maximal erz ie l te Kontrastierte
polierter AnschliffIm weiten Auf l i cht
O,6o
0,35
0,38
O , , 3 "
O
O , 1 2 "
polierter AnschliffIn monochranatiTsehen Auflicht
O,62
O,4o
O.38
0,11 *'
O ; • • .
O,14 "*
farbfcontrastierteAnschliff Im -weißen Auf licht
0,61
O,53 . .
0,81
0,31
0,24
: 0,09.
0,39
farbkontrastlerteiAnschliff im mo-nochromatischenAuflicht
0,68. >-0,90
>0,90
0,88O,7OO,7O
>0,80
Kontrast zwischen Matrix und Ausscheidungen
Tab. 7: Kontraststeigerung infolge der Farbkontrastierungmittels Gasionenätzen
Dieses Ergebnis läßt sich darauf zurückführen, daß durch
die aufgebrachte Interferenzschicht einerseits die aus
den optischen Eigenschaften resultierenden Unterschiede
zwischen den Phasen verstärkt werden und andererseits
das Reflexionsvermögen der Phasen stark verringert wird.
Die mit Hilfe der Interferenzschicht erzielte Kontrast-
steigerung ist für die Darstellung der in den hochwarm-
festen Werkstoffen vorliegenden Phasen von besonderer
Bedeutung, da im polierten Zustand bei sehr geringem
Kontrast nur zwischen Matrix und Ausscheidungen unter-
schieden werden kann und die Differenzierung zwischen
MCC- und MO.,C,-Karbide nicht möglich ist. Die Auswertung
der Kontrastkurven zeigt darüber hinaus, daß neben der
gleichzeitigen kontrastreichen Darstellung aller Phasen
auch einzelne Gefügebestandteile aus dem Gesamtgefüge
mit hohem Kontrast hervorgehoben werden können, was für
eine etwaige automatische quantitative Bildanalyse der
Gefüge von erheblichem Vorteil sein kann.
- 50 -
4.5 Phasenidentifizierung
Die Proben der Werkstoffe Hastelloy-X und Hastelloy-S
weisen beide Karbidausscheidungen vom Typ MfiC auf, die
sich jedoch in ihrer chemischen Zusammensetzung unter-
scheiden 3J. Betrachtet man die Ausscheidungen bei
weißem Auflicht im gleichen Farbring, so wird bei beiden
Legierungen dieser Karbidtyp in der selben Farbe wieder-
gegeben. Trotz unterschiedlicher chemischer Zusammensetzung
zeigen die beiden Karbide offensichtlich gleiches optisches
Verhalten.; Es soll überprüft werden, ob anhand der
Reflexionsspektren diese Aussage bestätigt werden kann.
: Außerdem sollen die Reflexionsspektren der Matrix beider
Werkstoffe verglichen werden (Abb. 19).
c
E3
incoXS> 2-
Hastelloy-X : Matrix • •M6C-Karbide • - - - • ;
Hastelloy-S : MatrixM6C-Karbide 0 - - - 0
•»h r—450 510
Wellenlänge in nm
570 630
Abb. 19 : Absolutreflexion M Reflexionsminima in Abhängigkeitvon der Wellenlänge des verwendeten Lichts bzw. vonder Schichtdicke.
- 51 -
Da die Kurvenform der Reflexionsspektren im Bereich des
Minimums für alle Spektren ungefähr gleich ist und nur
die Lage der Reflexionsminima wesentlich voneinander
abweicht, wurden wegen der übersichtlicheren Darstell-
barkeit nur die in den einzelnen Farbringen (bzw. für
die einzelnen Schichtdicken) gemessenen Minima gegen die
Wellenlänge der Lichtfarbe aufgetragen. Die so entstan-
denen Kurvenzüge kennzeichnen die Erfüllung der Amplitu-
denbedingung für die verschiedenen Phasen.
Der Verlauf der Kurvenzüge wird von den optischen Kon-
stanten der Phasen und der Kontrastierungsschicht be-
stimmt. Da unter gleichen Kontrastierbedingungen ent-
standene Schichten weitgehend gleiche optische Konstanten
aufweisen - eine Aussage, die allerdings noch im Rahmen
einer nachfolgenden Arbeit im einzelnen bewiesen werden
muß - , ergeben sich die voneinander abweichenden Kurven-
verläufe aus den unterschiedlichen optischen Eigen-
schaften der Phasen.
Aus dem Diagramm ist ersichtlich, daß die Kurvenzüge
für das Karbid MßC von Hastelloy-X und Hastelloy-S einen
unterschiedlichen Verlauf aufweisen, was auf ein unter-
schiedliches optisches Verhalten und damit einen unter-
schiedlichen Aufbau der beiden Phasen zurückgeführt wer-
den könnte. Vergleicht man die Kurven für die Matrix der
beiden Legierungen, so zeigt sich, daß hier noch ausge-
prägtere Unterschiede bestehen.
Aufgrund dieser Unterschiede und dem weiter oben gesagten
ist nicht gewährleistet, daß tatsächlich die gleiche
Schichtdicke vorliegt, wenn man die Phasen im gleichen
Farbring betrachtet. Die optischen Unterschiede, die
zwischen den Phasen auftreten, können also durch unter-
schiedliche Schichtdicke möglicherweise kompensiert wer-
den. Bei Werkstoffen mit verschiedenen Matrices ist-dem-
nach eine Phasenidentifizierung für Phasen, die ähnliches
optisches Verhalten aufweisen, anhand der Farbgebung
der Phasen bisher noch nicht sicher möglich.
- 52 -
5. Quantitative Bildanalyse '
5.1 Beschreibung eines automatischen quantitativen Bild-
analysators
Mit dem automatischen Bildanalysator, der dem Institut
für Reaktorwerkstoffe zur Verfügung steht (Leitz-Classi-42 43)
mat) ' , kann die quantitative Auswertung von
Objekten mittels zwei verschiedener Geräteelemente
(Abb. 2o) erfolgen: Zum einen mit einem Lichtmikros-
kop (Orthoplan), zum anderen mit einer Makroeinrichtung.
- • = - . • . • • * •
Abb. 20: Automatischer quantitativer Bildanalysator "Classimat"der Firma E. Leitz
- 53 -
Die von diesen Geräten gelieferte Information wird von
einer Fernsehkamera aufgenommen und in elektrische Sig-
nale umgewandelt. In einer Elektrohikeinheit werden die
elektrischen Signale ausgewertet. Die Meßergebnisse
werden digital angezeigt und von einer Teletype-Fern-
schreibmaschine ausgedruckt bzw. auf Lochstreifen ge-
schrieben. Auf einem zugeschalteten Monitor kann das
von der Fernsehkamera abgetastete Bild überwacht werden.
Die Mikroskopeinheit des Classimat ermöglicht die di-
rekte Untersuchung von metallografischen Schliffen.
Mit den zur Verfügung stehenden Objektiven läßt sich die
Gesamtvergrößerung am Bildschirm zwischen 180 und 8900
variieren. Das von der Fernsehkamera aufzunehmende Bild
ist um einen beliebigen Winkel von Hand bzw. um 90
automatisch mit Hilfe eines im Mikroskoptubus ange-
brachten Drehprismas drehbar. Zwei senkrecht zueinander
angeordnete Stellmotore, die durch die Elektronikein-
heit bzw. durch einen Kreuzschienenverteiler gesteuert
werden, erlauben das Transportieren des Objekts in
ganzzahligen Vielfachen der kleinsten Schritteinheit
von 10/Uitt in x- und y-Richtung. Für die Untersuchungen
der Proben, deren Präparation im vorangehenden Kapitel 4
beschrieben wurde, ist die Beleuchtungseinrichtung des
Mikroskops von wesentlicher Bedeutung. Es stehen eine
Xenön-Hochdrucklampe und eine regelbare 12 V/100 W-
Halogenlampe mit den zugehörigen Lampengehäusen und den
stabilisierten Netzgeräten zur Verfügung.
Zur Auswertung von Fotografien oder makroskopischen
Proben steht eine Makroeinrichtüng zur Verfügung. Die
Verstellbärkeit des Abstandes zwischen Objektebene und
Fernsehkamera ermöglicht eine 2- bis 7-fache Vergrößerung
der auszuwertenden Vorlage.
Die optischen Informationen werden mittels einer Plumbi-
kon-Fernsehröbre in elektrische Signale umgewandelt.
Plumbikon-Röhren zeichnen sich vor allem durch ihre
- 54 -
lineare Übertragungskennlinie, den praktisch vernachläs-
sigbaren Dunkelstrom und die Homogenität der lichtempfind-
lichen Schicht aus. Die lineare Charakteristik der
Plumbikon-Röhre ermöglicht die Unterteilung des erfaß-
baren Intensitäts- bzw. Grauwertbereichs in 10 gleich
große Intervalle. Damit kann jeder im Bild auftretende
Grauwert einem der Intervalle zugeordnet werden.
Für die Messung lassen sich einzelne oder mehrere anein-
andergrenzende Intervalle herausgreifen ("kennen") und
zur Feinäbstimmung bis um max. einen Intervallwert kon-
tinuierlich verschieben. Somit kann jeder benötigte Grau-
wert selektiert werden. Um die gemessenen Bildteile kennt-
lich zu machen; können die Kennungssignale auf dem Bild-
schirm des Monitors eingeblendet werden. Die gekennten
Bildbereiche heben sich dann hell vom Untergrund ab.
Auf einer am Bildrand zusätzlich, einzublendenden Grau-
treppe wird ebenfalls der erfaßbare Graubereich hell
wiedergegeben. .
Soll nicht das gesamte Monitorbild ausgewertet werden,
sondern nur ein bestimmter Teilbereich, so kann elektro-
nisch eine Meßfeldbegrenzung in horizontaler und verti-°
kaier Richtung vorgenommen werden. Zusätzlich ist das
gesamte Meßfeld innerhalb des Gesamtbildes verschieb-
bar. Auf dem Monitor wird der Bereich außerhalb des
Meßfeldes in geringfügig hellerem Grauton dargestellt.
5.2 Meßprinzip
Das Meßprinzip des Classimats beruht auf einem Punkt-
zählverfahren. Das gesamte Monitorbild mit 325000 Raster-
punkten (625 Zeilen, 520 Punkte je Zeile) ist als Meß-
raster ausgelegt. Alle vom Meßraster kommenden Impulse,
die sowohl innerhalb des gewählten Meßfeldes liegen
als auch mit einem Kennungssignal belegt sind, werden
von einem elektronischen Zähler aufsummiert. Auch die
Gesamtzahl aller im Meßfeld befindlichen Punkte ist
abrufbar. Das elektronische Aufsummieren der Schnitt-
- 55 -
punkte aus Bildzeilen und hinterer Kontur der Struktur-
elemente liefert ein Maß für die Ausdehnung der Struk-
turen in vertikaler Richtung (Sehnenzahl). Durch eine
fest verdrahtete Operation, die als "Vertikale Nachbar-
schaftsanalyse" bezeichnet wird, kann die Anzahl der
mit dem Kennungssignal belegten Flächen bestimmt werden.
Auf eine detaillierte Beschreibung der technischen,
Realisierung der einzelnen Operationen braucht hier
nicht eingegangen zu werden. Zusätzlich lassen sich die
Bildsignale durch die ebenfalls fest verdrahteten Schal-
tungen Elimination, Konglomerat und Lupe verändern.
Durch Kombinationen der Schaltungen lassen sich ver-
schiedene Kenngrößen der Probenmorphologie ermitteln.
Sie beziehen sich selbstverständlich nur auf zweidimen-
sionale Schnitte durch das zu untersuchende Proben-
material. Um aus den in der Ebene bestimmten Meßergeb-
nissen Aussagen über die Geometrie und die geometrische
Anordnung von räumlichen Strukturen machen zu können,44 45)nimmt man die Stereologie zur Hilfe ' .Zu den für
die Charakterisierung hochwanhfester Werkstoffe wichtig-
sten Kenngrößen zählen beim Einsatz der quantitativen
Bildanalyse:
- relativer oder absoluter Anteil der einzelnen Phasen
am Gefüge in Abhängigkeit vom Ort '
- Dichte;- und Großenyertei lung der einzelnen Phasen
- Form- und möglicherweise Orientierungsfaktoren.
Es wäre deshalb von großem Vorteil, wenn das Gerät für
die Untersuchung hochwarmfester Werkstoffe einsetzbar
wäre. Diese Frage soll im letzten Teil der vorliegenden
Untersuchung geprüft werden.
- 56 -
5.3 Voraussetzungen für die Ersetzbarkeit des Bildanalysators
Während des bisherigen Einsatzes der quantitativen Bild-
analyse hat sich gezeigt, daß zwei Faktoren die Verwend-
barkeit des Verfahrens im wesentlichen bestimmen: Zum
einen sind die Grenzen der Anwendung durch das optische
bzw. elektrische System gegeben, und zum anderen wird
die Güte der Meßdaten fast ausschließlich durch die
verwendeten Werkstoffe und deren Präparation beeinflußt.
Da bereits in anderen Arbeiten ' ausführlich über
die Grenzen und Fehlermöglichkeiten des Verfahrens auf-
grund der optischen und elektrischen Systeme berichtet
wird, soll hier nur untersucht werden, ob sich das Ver-
fahren unter den dort aufgezeigten Bedingungen auch für
die. Analyse hochwarmfester Werkstoffe eignet.Um mit dem
Classimat eine möglichst hohe Meßgenauigkeit zu erreichen,
müssen die zu untersuchenden Objekte folgende Eigenschaf-
ten aufweisen: Die von dem Gerät als eine Objektgruppe
zu identifizierenden Phasenelemente dürfen sich im Grau-
ton bzw. in der Helligkeit nur geringfügig unterscheiden.
Der Kontrast zwischen getrennt zu messenden Objekten muß
dagegen möglichst groß sein. Es muß jedoch gewährleistet
sein, daß die an der Plumbikon-Röhre ankommende Licht-
intensität höher ist als die minimale Eingangsempfind-
lichkeit dieser Röhre. Bei Verwendung des Makrogerätes
läßt sich die letztgenannte Bedingung wegen der regel-
baren Beleuchtungseinrichtung stets erfüllen. Schließlich
können nur solche Phasenelemente erfaßt werden, deren
geometrische Ausdehnung und lateraler Abstand von benach-
barten gleichartigen Elementen lichtoptisch auflösbar sind.
5.3.1
elementen
Wie bereits erwähnt, ermöglicht die Charakteristik der
Plumbikon-Röhre die Unterteilung des erfaßbaren Hellig-
keitsbereichs bzw. Grauwertbereichs in 10 Intervalle.
Um ermitteln zu können, wie hoch der Kontrast zwischen
aufeinanderfolgenden Grautönen eines Objekts sein muß,
damit die vom Gerät vorgegebenen Stufen für eine getrennte
- 57 -
Kennung der Grautöne ausgenutzt werden können, wurde folgender-
maßen vorgegangen : Als Grautonvorlagen wurden die DIN-
Farbvergleichstafeln (Farbmuster der unbunten Barben) 27*
verwendet, da mit ihnen sowohl «eine genaue Kennzeichnung
der gemessenen Grauwerte möglich ist als auch Objekte
definierter Helligkeitsunterschiede erzeugt werden können.
Die Versuchsreihen wurden mit der Makroeinrichtung durch-
geführt, weil bei Verwendung der Mikroskopeinheit die
Messergebnisse wegen der hohen Vergrößerung zu stark von
der Struktur der Grautafeln beeinflußt würden. Der Abstand
zwischen Objektoberfläche und Fernsehkamera wurde so einge-
stellt, daß eine Gesamtvergrößerung des Objekts um den Fak-
tor 4 vorlag. Die Helligkeit der Beleuchtung und die
Videosignalspannung wurden so gewählt, daß bei Einstellen
der Graustufe 1 am Classimat die Farbtafel mit der Dunkel-
stufe 8 (Schwarz) exakt mit dem Kennungssignal belegt war.
Anschließend wurden nacheinander die übrigen Graustufen
eingestellt und jeweils die entsprechende Grautonvorlage
bestimmt. Aus Tab. 8 ist ersichtlich, mit welcher
Graustufe sich welche Grautonvorläge exakt mit einem
Kennungssignal belegen läßt.
GraustufeClassimat
1
2
2
3
3
4
4
5
S
6
6
7
7
3.
3
9 .
Dunkelstufe DDIM 6164
3
5,5
5,5
4
4
3
3
2,5
2,5
2
2
',5
1,5
1
1
0,S
Hellbezugswert
2,72
10,7
10,7
20,6
20,6
31,0
31,0
37,9
. 37,9
46,1
46,1
56,1
56,1
63,1
63,1
82,6
Kontrast
0,75
0,48
0,34
0,18
0,18
0,13
0,18
0,13
Tab. 8 : Notwendiger Kontrast zwischen zwei Objekten zur Phasen-kennung mit aufeinanderfolgenden Graustufen
- 58 -
Der Mindestkontrast, den zwei Objekte aufweisen müssen,
damit sie von aufeinanderfolgenden Graustufen getrennt
gemessen werden können, wurde aus den Helligkeitsbezugswer-
ten für die Grautonvorlagen ermittelt. Tab. 8 macht deut-
lich, daß zu höheren, d.h. helleren Graustufen hin der
erforderliche Kontrast wesentlich geringer wird.
Vorlagen, die mehr als zwei verschiedene im Grauton
nahe beieinanderliegende Objektelemente aufweisen,
lassen sich demnach besser auswerten, wenn die zu
messenden Objektelemente in hellen Grautönen vorliegen.
Die Differenzierung zwischen nur zwei Objektelementen
ist bis zur Dunkelstufe 6,5 aufwärts bereits bei einer
Dunkelstufendifferenz von 0,5 möglich, d.h. bei einem
Kontrast von «»^0,2, da dann Beleuchtung, Videosignal-
spannung und Graustufenfeinabstimmung optimal auf den
vorhandenen Grautonunterschied abgestimmt werden können.
Die Ausnutzung dieser Meßgenauigkeit ist jedoch nur im
Zentralbereich des Meßfeldes bei völliger Planlage
des Objekts möglich. Die mit Hilfe der Makroeinrichtung
ermittelten Bedingungen für die getrennte Kennbarkeit
von Grautönen gelten nur näherungsweise bei Verwendung
der Mikroskopeinheit, da es bei Einsatz von Trocken-
objektiven mit steigender Vergrößerung zur Kontrastmin-
derung kommt.
5.3.2 Einfluß der Lichtintensität
Die bei Verwendung der Mikroskopeinheit zur Plunt-
bikon-Röhre gelangende Lichtintensität ist
vom Reflexionsvermögen der zu untersuchenden Gefügebe-
standteile, von der gewählten Mikroskopvergrößerung und
von der. Beleuchtungseinrichtung abhängig.
Die Messung von Reflexionsstandards ergab, daß bei Ein-
satz der Xenon-Hochdrucklampe und 200-facher Mikroskop-
vergrößerung (notwendig zur Darstellung der Gefügebe-
standteile hochwarmfester Legierungen) die hellste Phase
eines Gefüges mindestens ein Reflexionsvermögen von 4 %
haben muß, damit alle Graustufen des Classimat ausge-
- 59 -
nutzt werden können.
Bei Verwendung des Verlauffilters zur Erzeugung von
monochromatischem Licht ist die an der Probenoberfläche
ankommende Lichtintensität von der gewählten Wellenlänge
abhängig. Diese Abhängigkeit resultiert einerseits aus
der sich mit der Wellenlänge ändernden Durchlässigkeit
des Verlauffilters und andererseits aus der spektralen
Zusammensetzung des von der Lichtquelle abgegebenen Lichts,
Bei Wellenlängen um 545 nm ist die zur Probenober-
fläche gelangende Lichtintensität am größten. Sie nimmt
dann schnell zu höheren bzw. niedrigeren Wellenlän-
gen wieder ab. Da die spektrale Empfindlichkeit der
Plumbikon-Röhre im betrachteten Wellenlängenbereich
(445 bis 680 nm) nicht konstant ist, ist die Videosignal-
spannung und damit die vom Gerät identifizierte Hellig-
keit nicht nur von der Intensität,sondern auch von der
Wellenlänge des zur Röhre gelangenden Lichts abhängig.
Um die von der Fernsehkamera vorgegebenen Graustufen
weitgehend ausnutzen zu können, muß für die getrennte
Kennung mehrerer Phasen unter den gegebenen Bedingungen
(Xehon-Hochdrücklampe 150 W, Verlauffiltèr VERIL S-200,
200-fache Mikfoskopvergrößerung) das hellste Objektele-
ment mindestens ein Reflexionsvermögen von 20 % aufwei-
sen. Es stehen dann bei den verschiedenen Wellenlängen
die im folgenden Diagramm (Abb. 21) wiedergegebenen
Graustufeneinstellungen zur Verfügung. Sollen nur zwei
Phasen getrennt gemessen werden, so reichen im allge-
meinen 2 - 3: Graustufen aus.
Liegt das Reflexionsvermögen des hellsten Objektele-
ments unter 10 %, so ist keine Messung mehr möglich.
Es wird damit deutlich, daß durch die nach Kap. 4 not-
wendige Verwendung des Verlauffilters zur Monochromati-
.sierung des Lichtes der Einsatz der Mikroskopeinheit stark
eingeschränkt wird.
- 60 -
10-
9-
8-
7-01
'S 6HS 5Ho
ô tOl
UÎ 3 "
x 2
1
0
Wellenlange in nm
450I
510I
570I
630I
690I
50 75 100Filterstellung in mm
125 150
Abb. 21 : Hellste am Gerät einstellbare Graustufe in Abhängigkeitvon der Vfellenlänge des verwendeten Lichts (Xenon-Hoch-drucklampe. Ver lauff ilter VERIL S-2OO, 200-fache Mikro-skopvergrößerung
Übersteigt die zur Plumbikon-Röhre gelangende Lichtin-
tensität die maximale Eingangsempfindlichkeit der Röhre,
so kann anstelle der Xenon-Hochdrucklampe eine regelbare
Halogenlampe (100 W) eingesetzt werden.
5.4 Phasenkennung mit Hilfe der Mikroskopeinheit des Bild-
analysators
Zur Auswertung der zu untersuchenden Gefüge mit dem Bild-
analysator "Classimat" stehen zwei Verfahren zur Verfügung:
Zum einen können die Gefüge direkt mit der Mikroskopein-
heit analysiert werden, zum anderen werden Fotografien der
Gefüge hergestellt, die dann mit Hilfe der Makroeinrich-
tung ausgewertet werden können. Da die Untersuchung der
Gefüge mittels Mikroskopeinrichtung an den originalen Pro-
ben, also ohne Zwischenschalten eines fotografischen Pro-
zesses, möglich ist und mit vergleichsweise geringem Aufwand
verbunden ist, soll zunächst überprüft werden, ob sich mit
diesem Gerät weitgehend fehlerfreie Messungen durchführenlassen.
- 61 -
5.4.1 Phasenkennun2_bei_2olierten_Ansçhliffen
Das Reflexionsvermögen der in den polierten Anschliffen
vorliegenden Phasen ist sehr hoch (4.4.1), so daß für
den Einsatz der Mikroskopeinheit die zur Fernsehkamera
gelangende Lichtintensität sowohl bei monochromatischem
. (Xenon-Hochdrucklampe, Verlauffilter VERIL S-200) als
auch bei weißem Auflicht (regelbare 100-W-Halogenlampe)
ausreicht. .
Bei G-AlSi 12 lassen sich im weißen Auflicht (regelbare
Halogen1ampe: Lampenstrom 500 mA) die Si-Phase und die
Summe aus Si- und X-Phase nur sehr ungenau mit einem
Kennungssignal belegen, da entweder nur die inneren Bereiche
der betreffenden Partikeln zur Messung beitragen oder aber
Randbereiche der nicht zu .kennenden Phasen einbezogen
werden. Der Kontrast zwischen den Phasen ist also nur
so geringfügig größer als der zur getrennten Kennung
notwendige Mindestkontrast (5.3.1), daß die Hellig-
keitsunterschiede innerhalb einer Phase bzw. eines
Partikels die Meßergebnisse verfälschen. Die Partikeln
der X-Phase lassen sich durch keine Geräteeinstellung
isoliert kennen.
Bei den polierten Anschliffen der hochwarmfesten Legie-
rungen liegt der Kontrast (ICJ zwischen Matrix und Aus-
scheidungen unterhalb des Wertes, der zur getrennten
Kennung der Phasen erförderlich ist. Die Belegung der
Ausscheidungen mit einem Kennungssignal ist daher nicht
möglich.
Wie von den Kontrastwerten (4.4.1) her zu erwarten ist,
kann auch durch Einsatz von monochromatischem Licht für
die Werkstoffe G-AlSi 12, Hastelloy-X und Hastelloy-S
keine Ergebnisverbesserung erzielt werden. Die nur
polierten Anschliffe eignen sich demnach nicht zur quan-
titativen Analyse mit dem Classimat.
- 62 -
5.4.2 Çh§senkennun2_bei_farbkontrastierten_Anschliffen
Wie sich die mit Hilfe der Farbkontrastierung erzielte
Kontraststeigerung zwischen den Gefügebestandteilen
auf die Anwendbarkeit der Mikroskopeinheit des Classimat
auswirkt, soll im folgenden betrachtet werden.
Die Reflexionsmessungen im weißen Auflicht an der farb-
kontrastierten Probe von G-AlSi 12 (4.4.2.1) haben ge-
zeigt, daß mit zunehmender Schichtdicke bzw. zum Farb-
ringzentrum hin der Kontrast (IL.) zwischen den Phasen
ansteigt und die Helligkeit stark abnimmt. Aus den Unter-
suchungen in Abschnitt 5.3.1 geht hervor, daß der für die
Fernsehkamera des Classimat erforderliche Mindestkontrast
mit abnehmender Helligkeit der Gefügebestähdteile zunimmt.
Da die Gefügebestandteile in unterschiedlichen Farbtönen
vorliegen, werden die Messungen zusätzlich noch von der
spektralen Empfindlichkeit der Plumbikon-Röhre beeinflußt.
Es kann also nicht vorausgesetzt werden, daß für den
Farbring, für den die höchsten Kontraste (IL.) zwischen
den Phasen errechnet wurden (Abb. 12),auch die beste Phasen-
kennung erzielt wird. Abbildung 22 zeigt eine Schwarz-
weiß-Aufnahme des farbkontrastierten G-AlSi 12-Gefüges,
wie es vergleichsweise von der Fernsehkamera des Classimat
registriert wird.
Abb. 22 : Schwarzweiß-Aufnahme des farbkontrastiertenG-AlSi 12-Gefüges im Purpurbereich (Matrix ̂ hell ;X-Phase - dunkelgrau ; Si-Phase ̂ mittelgrau)
- 63 -
Um festzustellen, in welchem Farbring sich die bestePhasenkennung ergibt, wurde durch Variation der Beleuch-tungsintensität und Feinabstintmung der Graustufenein-stellung versucht, die drei Phasen in den verschiedenenFarbbereichen einzeln mit einem KennungssignaT zu belegen.Die Güte der Belegung, d.h. die Frage,wie gut die mit
dem Kennungssignal belegte Fläche mit der Fläche derzu messenden Phase übereinstimmt, wurde visuell beur-t e i l t (Tab. 9) . ". • ,
• • - • •
Farbbereich
Hellgelb
Gelb
Orange
Purpur
Kennung
X-Phasè
5
5
3
2
Si-Phasé
5-
5
3
2
Summe ausX- und Si-Phase
4
3
2
1
Tab. 9 : Güte der Phasenkennung in den Farbringen der farbkontra-st ierten G-AlSi 12 - Probe bei weißem Auf l icht
1 = Exakte Kennung (im Rahmen der von der Anordnung vorge-gebenen Meßgenauigkeit) der zu messenden Phasen möglich.
2 - Berücksichtigung flächenmäßig sehr kleiner Partikel(z.B. nadeiförmig) ohne Kennung der Ränder anderer
Phasen nicht möglich.3 ^ Kennung der Partikelrandbereiche nur unter teilweiser
Mitkennung anderer Phasen möglich.
4 ^ Nur noch der innere Bereich großer Partikeln ohne Mitken-nung anderer Phasen möglich.
5 ^ Kennung nicht möglich.
- 64 -
Im Purpurbereich, in dem auch die höchsten Kontrastwerte
für das Gefüge vorliegen (4.4.2.1), lassen sich die
Phasen am besten getrennt kennen, jedoch können dabei
im Falle der X- und Si-Phase die sehr kleinen bzw.
linienförmigen Partikeln nicht erfaßt werden, ohne daß
gleichzeitig die Ränder der jeweils benachbarten Phasen
einbezogen werden. Der Kontrast zwischen diesen beiden
Phasen (K<0,53) reicht hier also nicht aus, um den
Einfluß der Helligkeitsschwankungen an den Partikel-
rändern unwirksam zu machen. Die Summe aus X- und Si-
Phase läßt sich dagegen exakt mit Kennungssignalen be-
legen, da die Matrix wesentlich heller als die beiden
Ausscheidungen erscheint.
Bei Hastelloy-X und Hastelloy-S ist der Kontrast zwischen
Matrix und Ausscheidungen selbst in dem Farbring, in dem
die höchsten Helligkeitsunterschiede auftreten, nur ge-
ringfügig höher als der für die Phasenkennung notwendige
Mindestkontrast (4.4.2.1). Die Kennung der Ausscheidungen
in den verschiedenen Farbringen des Farbringsystems ergibt,
daß nur in dem Bereich mit den höchsten Helligkeitsunter-
schieden zwischen Matrix und Ausscheidungen (Hastelloy-X:
Gelbbereich; Hastelloy-S: Purpurbereich) eine weitgehend
flächenrichtige Belegung der Ausscheidungspartikeln.er-
zielt werden kann. Die getrennte Messung der M23Cfi~ un<^
MgC-Karbide in Hastelloy-X und Hastelloy-S gelingt - wie
von den Helligkeitskontrastwerten her auch zu erwarten
ist - nicht.
Aus den beschriebenen Meßergebnissen für die farbkontra-
stierten Proben im weißen Auflicht ist ersichtlich, daß
anhand der aus den Intensitätsmeßwerten errechneten
Kontrastwerte mit hinreichender Genauigkeit vorausgesagt
werden kann, ob eine Phasenkennung mit der Mikroskopeinheit
des Classimat möglich ist und in welchem Farbring des Farb-
ringsystems optimale Meßbedingungen vorliegen. Die nicht kon-
stante spektrale Eingangsempfindlichkeit der Fernsehkamera-
röhre wirkt sich hier also nur unwesentlich auf die vom
- 65 -
Classimat registrierten Kontraste aus, was auf die
schwachen Farbtonunterschiede zwischen den Phasen zu-
rückgeführt werden kann.
Wie bereits betont, ist die Anwendbarkeit der Mikrcr-
skopeinheit bei monochromatischer Beleuchtung abhängig
von der Höhe der Absolutreflexion der hellen Phasen.
Die Kontrastkurven für die farbkontrastierte G-AlSi 12-
Probe (4.4.2.2) zeigen, daß sich die X-Phase (dunkel)
im Purpurbereich bei Verwendung von monochromatischem
Licht der Wellenlänge 545 nm am kontrastreichsten von
den übrigen Phasen (hell) abhebt. Obwohl das absolute Re-
flexionsvermögen der hellen Phasen (Matrix: R * 12 %,1 . . .
Si-Phase : Ros 14 %) unter den genannten Bedingungen
< 20 % ist, lassen sich dennoch die Partikelflächen
der X-Phase exakt mit Kennungssignalen belegen, da einer-
seits der Verläuffilter bei 545 nm die größte Durchläs-
sigkeit hat und andererseits zur getrennten Messung der
Phasen nur zwei Graustufeneinstellungen erforderlich
sind (5.3.2). Biß. LIO.TH I Cjmmui m f ^ a œ ï ï ^ ...
Aus den Kontrastkurven (Abb. 14) ist ersichtlich, daß
sich die Si-Phase (hell) im Hellgelbbereich des Farb-
ringsystems bei Verwendung von monochromatischem Licht
der Wellenlänge 460 nm in hohem Kontrast (K ̂ 0,6) von
den anderen Phasen (dunkler) abheben muß. Da die Si-Phase
unter den genannten Bedingungen außerdem ein Reflexions-
vermögen von/v20 % aufweist, müßte eine fehlerfreie
Kennung dieser Phase möglich sein. Messungen mit der
Mikroskopeinheit des Classimat bestätigen, daß bei ent-
sprechender Einstellung eine fehlerfreie Kennung der
Si-Phase erreicht wird. Die Helligkeitsunterschiede
sind bei den übrigen Farbringen und Wellenlängen kleiner,
so daß die Helligkeitsschwankungen zwischen den einzelnen
Si-Partikeln die Kennung verfälsch en.
- 66 -
Bei ausreichender Lichtintensität der hellen Phasen
läßt sich daher anhand der Kontrastkurven ermitteln,
wann eine optimale Messung mit der Mikroskopeinheit
des Classimat durchgeführt werden kann.
Das absolute Reflexionsvermögen der farbkontrastierten
Phasen der Werkstoffe HastelloyX- und Hastelloy-S beträgt
in allen Farbringen bei Wellenlängen, für die ein aus-
reichender Kontrast zwischen den Phasen vorliegt, weniger
als 10 % (Abb. 15 - 18). Damit ist also eine Phasen-
kennung mit der Mikroskopeinheit des Classimat unter den
vorgegebenen Bedingungen (150 W-Xenon-Hochdrucklampe,
Verlauffilter VERIL S-200, 200-fache Mikroskopvergrößerung)
praktisch nur bedingt möglich.
5.5. Phasenkennung mit Hilfe der Makroeinrichturig des Bild-
analysators
Die durch den Einsatz von monochromatischem Licht er-
zielbaren hohen Kontraste zwischen den farbkontrastier-
ten Gefügebestandteilen von Hastelloy-X bzw. Hastelloy-S
können, wie gerade gezeigt, infolge der niedrigen Absolut-
reflexion der Bestandteile mit Hilfe der Mikroskopeinheit
des Classimat für eine quantitative Analyse nicht aus-
genutzt werden. Zur Herstellung von Schwarzweiß-Fotogra-
fien der Gefüge und damit zur Anfertigung von Bildvor-
lagen für die Makroeinrichtung des Classimat sind dagegen
wesentlich geringere Lichtintensitäten erforderlich.
Die Gefüge wurden mit einer am Mikroskop adaptierten
Aufsatzkamera (Orthomat W) fotografiert. Die Mikroskop-
vergrößerung wurde so gewählt, daß die Gefüge bei voller
Ausnutzung.des Negativformats (24 x 36 mm) auf den ver-
größerten Positiven (12 x 18 cm) 500-fach vergrößert
wiedergegeben werden. Bei der Herstellung der Bildvor-
- 67 -
lagen aus den Negativen werden die Belichtungszeiten so
gewählt, daß sich die Grautöne der verschiedenen Gefüge-
bestandteile möglichst stark voneinander abheben (visuelle
Beurteilung). Um möglichst gute Meßbedingungen für die
Phasenkennung zu erhalten, wurde im hier beschriebenen Fall
der Abstand zwischen Fernsehkamera und Bildvorlage so
eingestellt, daß nur ein Ausschnitt von 4 x 6 cm der Posi-
tive erfaßt wird. Dadurch werden mögliche Randunschärfen
und eine geringfügige Änderung der Beleuchtungsstärke der
Bildvorlage von der Bildmitte zum Rand ausgeschaltet. Auf
diese Weise wurden Aufnahmen der farbkontrastierten Proben
der Werkstoffe Hastelloy-X und Hastelloy-S unter Berücksich-
tigung der optimalen, in Abschnitt 4.4.2.2 erläuterten
Bedingungen hergestellt. Für die Anfertigung der Aufnahme
des farbkontrastierten Werkstoffs Alloy M 21 wurden die
notwendigen Bedingungen zur kontrastreichen Darstellung
durch visuelle Beurteilung festgelegt.
Die folgende Abbildung 23 zeigt die drei zur Phasenkennung
mit der Makroeinrichtung des Classimat verwendeten Bild-
vorlagen.
\
Abb. 2.S : Bildvorlagen für die Messungen mit der Makroeinrich-tung des Classimat
Hastellov-X, 500-fach vergrößert (Purpur, X = 555 nm)e hell; M C ̂ schwarz; M C ^ mittelgrau)
(a) g(Matrix e hell; M gC ̂ schwarz; ^ g
(b) Hastelloy-S, 500-fach vergrößert (Violett,^ = 570 rm)(Matrix ̂ hell; MgC ̂ dunkelgrau; M^Cg ^ mittelgrau)
(c) Allov M 21, 500-fach vergrößert (Purpur, A = 540 nm)Or^weiß; JTg hellgrau; MC ̂ schwarz; M gC ̂ mittel-grau; M^Cg ^ dunkelgrau)
- 68 -
Die Auswertung der Aufnahmen von Hastelloy-X (Abb. 23a)
und Hastelloy-S (Abb. 23b) mit der Makroeinrichtung
zeigt, daß sich bei beiden Legierungen sowohl die M„_C,.-23 o
als auch die M C-Karbide flächenrichtig und getrennto
mit einem Kennungssignal belegen lassen. Abb. 23 c be-
stätigt, daß bei Alloy M 21 nicht nur die karbidischen
Ausscheidungen (MC = schwarz; MgC = mittelgrau; M2_C =
dunkelgrau) in unterschiedlichen Grautönen vorliegen,
sondern auch die bei dieser Legierung vorhandenen
f- (weiß) undy'- (hellgrau) Phasen der Grundmasse sich
in ihrer Helligkeit voneinander abheben. Die getrennte
Kennung der Phasen MC, M23C6 und f kann also weitgehend
fehlerfrei durchgeführt werden. Da der Helligkeitsunter-
schied zwischen f -Phase und MgC-Karbiden nur gering
ist, kann unter den hier diskutierten Bedingungen wegen
der Schwankungen innerhalb der f -Phase keine exakte
Belegung der M,C-Karbide erzielt werden. .„..,_. ...
• • • : \
- 69 -
6. Zusammenfassung
Die in den polierten Anschliffen der untersuchten höch-
warmfesten metallischen Legierungen vorliegenden Phasen
weisen ein hohes und von der Wellenlänge des einfallen-
den Lichtes weitgehend unabhängiges Reflexionsvermögen
auf, so daß eine kontrastreiche Darstellung anhand der
optisch relevanten Unterschiede nicht möglich ist. Durch
Farbkontrastieren der Anschliffe mittels Gasionenätzen
in einer Kontrastierkammer werden diese Unterschiede
verstärkt, und die Gefügebestandteile heben sich farb-
lich voneinander ab..,
Die auf die Gefüge aufgebrachte Interferehzschicht wirkt
sich unterschiedlich auf die Darstellung der Gefügebe-
standteile aus. So erhält man beispielsweise bei G-AlSi 12
bereits im weißen Auflicht sehr hohe Kontraste zwischen
den Bestandteilen, im monochromatischen Licht besitzt
die Si-Phase, im Gegensatz zu den übrigen untersuchten
Phasen, keinen Wellenlängenbereich, in dem selektive Ab-
sorption vorliegt. Eine besonders kontrastreiche Dar-
stellung der in den hochwarmfesten Werkstoffen vorliegen-
den Ausscheidungen ist durch Einsatz von monochroma-
tischem Licht möglich, da durch die Ausnutzung der selek-
tiven Absorption der einzelnen Phasen die Helligkeits-
unterschiede gesteigert werden.
Zur Phasenkennung der Gefügebestandteile für die quanti-
tative Gefügeanalyse mit Hilfe der Mikroskopeinheit des
Classimat müssen die zu untersuchenden Phasen ein Mindest-
reflexionsvermögen aufweisen. Diese Bedingung wird von
den Phasen der hochwarmfesten Werkstoffe in den Farbringen
und bei den Lichtfarben, die den höchsten Kontrast er-
zeugen, nur bedingt erfüllt. Bei G-AlSi 12 dagegen reichen
sowohl im weißen als auch im monochromatischen Auflicht
die Helligkeit und der Kontrast für die Phasenkennung aus.
- 70 -
Anhand von in monochromatischem Licht hergestellten
Bildvorlagen farbkontrastierter Anschliffe der hoch-
warmfesten Werkstoffe kann eine flächenrichtige Kennung
der in diesen Werkstoffen vorliegenden Ausscheidungen
mit der Makroeinrichtung des Classimat vorgenommen wer-
den. Diese Bildvorlagen eignen sich außerdem für Unter-
suchungen mit einem halbautomatischen Bildanalysator
(Leitz ASM). Mit diesem Gerät können zusätzliche Kenn-
größen ermittelt werden, die für die quantitative Ge-
fügeanalyse eine wichtige Ergänzung darstellen.
Die Untersuchungen an den Werkstoffen Alloy M 21 und
Hàstelloy-S haben gezeigt, daß im allgemeinen die
visuelle Beurteilung der Helligkeitsunterschiede
zwischen den Phasen zur Anfertigung.geeigneter Bild-
vorlagen ausreicht. Die Ermittlung von Kontrastwerten
aus Reflexionsmessungen und ihre anschließende Aus-
wertung ist also für eine routinemäßige Phasenkennung
nicht unbedingt erforderlich.
Da die in den behandelten hochwarmfesten Legierungen
auftretenden Ausscheidungen typisch für die meisten
hochwarmfesten Werkstoffe sind, ist anzunehmen, daß
das beschriebene Verfahren auch für Legierungen mit
ähnlichen Ausscheidungen benutzt werden kann.
- 71 -
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