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DER AKTIVATOR 

Version März 2001

Nach einem Skript von Prof. J. M. H. Dibbets und Prof. C. Booy mit Zeichnungen

von Chris Lingeman.

© Copyright Prof. J.M.H. DibbetsKlinik für Kieferorthopädie der Philipps-Universität Marburgwww.kfo-marburg.de

Die Benutzung des Dokumentes ist für nichtkommerzielle Zwecke frei. Das Dokument darf alsganzes kopiert, weitergegeben und veröffentlicht werden. Das Kopieren, Weitergeben oder 

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Inhaltsverzeichnis Seite

Vorwort 31. Der historische Aspekt des Aktivators 4

2. Die Form des Aktivators 6

3. Allgemeine Indikationen 8

4. Vor- und Nachteile des Aktivators 9

4.1 Vorteile des Aktivators 9

4.2 Nachteile des Aktivators 11

5. Die Drahtteile des Aktivators: 12

5.1 Der Labialbogen 12

5.2 Die Haltedorne 14

6. Der Konstruktionsbiß 17

6.1 Form des Konstruktionsbisses 18

6.2 Aufgaben des Konstruktionsbisses 18

6.3 Anfertigen des Konstruktionsbisses 19

6.4 Anweisungen an das Labor 22

7. Konstruktionsbißnahme am Patienten 23

8. Einsetzen am Patienten und das Einschleifen 25

8.1 Das Einsetzen 258.2. Das Einschleifen 25

8.2.1 Das Einschleifen im Seitenzahnbereich 25

8.2.2 Das Einschleifen im Frontzahnbereich 28

9. Einige Anweisungen für die Arbeit am Patienten 31

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Vorwort

Die folgenden Seiten sind entstanden, um dem/r Studenten/in einen Einblick in die Welt der 

Funktionskieferorthopädie zu geben. Sie erheben nicht den Anspruch auf Vollständigkeit, da

es im Bereich der Funktionskieferorthopädie eine große Gerätevielfalt gibt: Aktivator 

(Andresen/Häupl), Bionator (Balters), Funktionsregler (Fränkel), Kinetor (Stockfisch),

Gebißformer (Bimler) etc. Es gibt so viele unterschiedliche Ansichten über Herstellung und

Wirkungsweise, daß sie unmöglich alle in einem Skriptum für den Lehrbetrieb aufgeführt

werden können. Andererseits zeigt es aber auch, daß trotz sechzigjähriger erfolgreicher 

 praktischer Anwendung der Geräte noch einiges an Forschung notwendig ist, um einen

 besseren Einblick in das Gebiet zu bekommen.Wir haben hier auf die Methode des klassischen Aktivators zurückgegriffen; diese Methode

 beschreibt das Wesentliche der funktionellen Behandlungsweise und bringt eine relativ

einfache Handhabung und Herstellung mit sich.

Wir wünschen Ihnen viel Erfolg beim Studieren der Lektüre.

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1. Der historische Aspekt des Aktivators

Das Urprinzip des Aktivators war eine Oberkieferplatte mit einem schrägverlaufenden

frontalen Aufbiß, welche den Unterkiefer beim Zubeißen in eine ventrale Position zwang.

Sein Erfinder, Kingsley (1880), strebte so die Überstellung einer Distalbißlage an. Um aus

einer vollen Prämolaren Distalokklusion hinaus in eine satte neutrale Verzahnung zu

kommen, muß der Unterkiefer die Höhe einer Prämolarenbreite "überspringen". Daher 

nannte Kingsley sein Prinzip "Jumping the bite". Heutzutage wird das Prinzip "Jumping the

 bite" in der Kieferorthopädie vielfach angewendet. Es haben sich drei große "Familien"

gebildet:

1. Funktionsorthopädie (FKO)

2. auf dem Herbst-Prinzip aufgebaute Anwendungen

3. Klasse II-Gummis bei festsitzenden Apparaturen

Die moderne funktionelle Therapie in der Kieferorthopädie hat ihren Anfang in

Skandinavien und Deutschland und wird auch Funktionskieferorthopädie (FKO) genannt.

Der Name "Aktivator" stammt von Andresen (1936). Er wollte damit ausdrücken, daß das

Gerät eine Muskelaktivität bewirkt. Obwohl die Funktionskieferorthopädie seit den

dreißiger Jahren in Europa angewandt wird, gibt es erstaunlicherweise noch immer keine

eindeutige Erklärung für ihre Wirkungsweise.

Die funktionellen Apparaturen liegen vollkommen locker im Mund und bleiben passiv,

solange nicht zugebissen wird. Das Gerät übt keine kontinuierliche Kraft aus. Die Apparatur 

überträgt die Kräfte der Kau-, Zungen-, Wangen- und Lippenmuskulatur auf das

Parodontium, die Kiefer und das Kiefergelenk.

Das Hauptindikationsgebiet eines FKO-Gerätes ist die Behandlung der Distalbißlage. Es

gibt jedoch verschiedene Ansichten über die Wirkungsweise. Eine häufig vertretene Theorie

 besagt, daß die Distalbißlage durch ein verstärktes Längenwachstum des Unterkiefers

therapiert werde. Eine andere Meinung ist, daß die Hemmung des anterioren Wachstums

des Oberkiefers eine Korrektur der sagittalen Diskrepanz bewirke. Auch gibt es

Untersucher, die die Meinung vertreten, daß nur die Okklusion und nicht die Bißlage

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durch ein funktionskieferorthopädisches Gerät geändert wird. Hiermit ist gemeint, daß nur 

eine Verschiebung der Alveolarfortsätze von Ober- und Unterkiefer stattfindet. Eine vierte

Theorie besagt, daß sich die Gelenkpfanne am Os temporale der neuen Stellung des

Unterkiefers und damit des Kiefergelenkköpfchens in Neutralbißlage anpasse. Natürlich gibt

es auch Mischformen der hier genannten, manchmal heftig diskutierten, Thesen.

Offensichtlich ist es nicht einfach, das Ergebnis einer Aktivatorbehandlung objektiv zu

erfassen. Auf die Ergebnisse der klinischen und experimentellen Untersuchung kommen wir 

später noch zu sprechen.

Wir vertreten die Meinung, daß ein FKO-Gerät nach den ersten drei der vier oben zitierten

Prinzipien funktioniert: Längenzunahme des Unterkiefers, Hemmung des

Oberkieferwachstums (actio=reactio) und Ausgleich über die Okklusion. Darüber hinaus

meinen wir, daß eine Anpassung der gesamten Geometrie des Gesichtsaufbaus, von Maxilla

über Schädelgrund und Clivus nach Gelenk und Unterkiefer, stattfindet. Aus dem vorher 

genannten läßt sich schon ersehen, daß man mit einer Aussage wie "ein Aktivator stimuliert

das Unterkieferwachstum" nicht das komplexe Geschehen erfassen kann. In der Realität

wird ein Komplex von untereinander zusammenhängenden und sich gegenseitig

 beeinflussenden Veränderungen auftreten. Es ist wohl nicht möglich, den Unterschied

zwischen normalem, unbeeinflußtem Wachstum und durch Therapie beeinflußtem

Wachstum deutlich herauszustellen.

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2. Die Form des Aktivators

Der Aktivator besteht aus einem Kunststoffblock, der sowohl im Oberkiefer als auch im

Unterkiefer den Zähnen anliegt (Figur 3). Durch die Form des Aktivators wird der 

Unterkiefer zur Korrektur der Distalbißlage gezwungen, nämlich dazu, in eine mehr ventralePosition zu gleiten (Figuren 1 und 2). Das Gerät liegt lose im Mund, wenn nicht zugebissen

wird. Bei jedem Schluckvorgang muß der Unterkiefer in die vom Aktivator vorgegebene

Form einbeißen.

Figur 1:

Die Hauptindikation des Aktivators ist die Korrektur der Distalbißlage.Hier: halbe Prämolarenbreite Distalbißlage

Figur 2:

Der Unterkiefer wird durch das Einbeißen in den Aktivator in eine mehr ventralePosition gezwungen. Die Ventralverlagerung des Unterkiefers durch den Aktivator istan den eingezeichneten Markierungen an den ersten Molaren zu erkennen.

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Figur 3:

Der Aktivator besteht aus einem Kunststoffblock, der beiden Zahnreihen anliegt. Erwird minimal 14 Stunden pro Tag getragen und liegt, wenn nicht zugebissen wird,lose im Mund. Die untere Front ist in Kunststoff gefaßt, um eine Anteinklination derunteren Frontzähne zu vermeiden.

Auch bei einer bestehenden Distalbißlage liegt im orofazialen System ein muskuläres

Gleichgewicht vor. Der Aktivator verändert das muskuläre Gleichgewicht. Die dadurch

auftretenden Kräfte werden zu einer Korrektur der Anomalie benutzt. Die Kräfte, die auf 

die Zähne einwirken, sind nicht wie die aktiven Drahtelemente bei den Plattenapparaturen

dafür vorgesehen, Zahnbewegungen durchzuführen. Das Ziel der Aktivatortherapie ist es,

daß intermittierende Kräfte beim Einbeißen in den Aktivator und beim Schlucken auftreten.

Durch die vorgegebene Ventralverlagerung des Unterkiefers werden Wachstumsvorgänge

angeregt, die die sagittale Diskrepanz zwischen Ober- und Unterkiefer ausgleichen. Diese

sogenannten "intermittierenden Kräfte" entstehen, weil das Gerät (normalerweise) locker im

Mund liegt. Durch das Einschleifen der lingualen und palatinalen Führungsflächen des

Aktivators wird die Richtung des Vertikalwachstums der Zähne gesteuert. Das Bearbeiten

des Aktivators vor dem Einsetzen am Patienten wird später noch genauer beschrieben.

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3. Allgemeine Indikationen

Das Hauptindikationsgebiet des Aktivators liegt in der Behandlung der Distalbißlage sowie

der Therapie der funktionellen Mittellinienabweichung. Er ist besonders geeignet für die

Behandlung der Distalbißlage mit Anteinklination der oberen Front und mit einem leichten

tiefen Biß. Die Breite des Oberkiefers muß transversal angepaßt sein, damit der Unterkiefer 

durch die Behandlung mit dem Aktivator in Neutralokklusion eingestellt werden kann. Im

Pantoffelvergleich nach Reichenbach wird gezeigt, wie der Unterkiefer durch einen zu

schmalen Oberkiefer in einer distalen Zwangsbißlage gehalten wird. Wenn nötig, muß erst

mit einer transversalen Dehnplatte vorbehandelt werden. Es ist auch möglich, in den

Aktivator eine Dehneinrichtung für den Oberkiefer einzubauen, so daß bei durchgesägter 

interokklusaler Sperrleiste der Oberkiefer transversal nachentwickelt werden kann. Das

Alter des Patienten zu Beginn der Behandlung ist aufgrund des benötigten Wachstums zur 

Therapie der Anomalien wichtig. Bei Mädchen kann generell bis zum 12. Lebensjahr, bei

Jungen sogar noch ein Jahr später mit der FKO-Therapie begonnen werden. Kontra-

indikationen für den Aktivator sind behinderte Nasenatmung, ungünstige vertikale

Wachstumsrichtung sowie eine Anteinklination der unteren Front.

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4. Vor- und Nachteile des Aktivators

4.1 Vorteile des Aktivators

 

• Der Aktivator übt einen stimulierenden Reiz auf das Gesichts- und Kieferwachstum aus.

 

• Der Aktivator hat keinen schädlichen Einfluß auf die Mundschleimhaut. Die Behandlung

mit aktiven Platten und Multiband bringt bei ungenügender Mundhygiene eine verstärkte

Plaqueretention mit sich. Die durch das Tragen des Aktivators bedingte verstärkte

Speichelsekretion und das Fehlen von Halteelementen führen zu einer geringeren

Plaqueretention während der kieferorthopädischen Behandlung. Es hat sich gezeigt, daß

der Aktivator einen günstigen Einfluß auf die parodontale Situation des Gebisses aus-

üben kann. Dies ist wahrscheinlich durch eine verstärkte Durchblutung der Gingiva be-

dingt. Parodontale Schäden werden nicht als Folge einer Aktivatorbehandlung auftreten.

 

• Die gelegentlich bei aktiver Zahnbewegung auftretenden apikalen Resorptionen der 

Zahnwurzeln werden bei Behandlung mit einem funktionskieferorthopädischen Gerät

nicht beobachtet.

 

• Funktionelle Störungen werden günstig beeinflußt. Wenn ein Patient gewöhnt ist, durch

den Mund zu atmen, soll er durch die Behandlung zur Nasenatmung angeleitet werden.

Deshalb muß vor Beginn einer funktionskieferorthopädischen Behandlung die

Möglichkeit der Nasenatmung überprüft werden. Eine inaktive Oberlippe wird zur Ak-

tivität gezwungen und bekommt dadurch eine normale Funktion und Form. Ein habituell

offenstehender Mund wird ebenfalls günstig beeinflußt. Das Abstellen von Habits, z.B.

Daumenlutschen, kann allerdings mit anderen Geräten gezielter und oft besser erreicht

werden.

 

• Viele Symptome einer Anomalie können gleichzeitig therapiert werden. Bei einer Di-

stalbißlage wird ein Einfluß auf die dorsale Lage des Unterkiefers ausgeübt. Die beiden

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Zahnreihen sind während der Gesamtbehandlung funktionell aufeinander abgestimmt. Es

erfolgt immer, soweit es die Anomalie zuläßt, ein Einstellen in Neutralokklusion.

• Wichtig dabei ist, daß die transversale Weite der Zahnreihen aufeinander abgestimmt ist.

Dieses transversale Problem wird durch den Pantoffelvergleich gut beleuchtet. Beim

distalen Zwangsbiß wird der Unterkiefer durch einen zu schmalen oberen Zahnbogen in

einer dorsalen Lage gehalten.

 

• Die Behandlung mit dem Aktivator ist unabhängig von der Gebißentwicklungsphase. Er 

hat seine Anwendung sowohl im Milch- als auch im Wechselgebiß. Der Erfolg der Be-

handlung ist unabhängig davon, wie viele Verankerungsmöglichkeiten vorhanden sind.

Der Aktivator liegt immer lose im Mund und darf nirgendwo klemmen. Der Durchbruch

der bleibenden Zähne wird gesteuert. Unerwünschte Verschiebungen von Zähnen wie z.

B. die Mesialdrift der ersten Molaren bei Verlust der zweiten Milchmolaren, können mit

dem Aktivator, - nämlich mittels der Haltedorne - , gut verhindert werden.

 

• Das Gerät läßt sich auf einfache Weise herstellen. Der Patient wird dabei wenig belastet.

Die zahnärztliche Tätigkeit besteht aus dem Anfertigen von zwei Abdrücken und einem

Wachsbiß, dem sogenannten Konstruktionsbiß. Die übrigen Arbeitsschritte werden im

zahntechnischen Labor vorgenommen.

 

• Die Grundform des Gerätes ist simpel und robust. Das Gerät bietet erheblichen

Widerstand gegen Bruch und Verbiegen während des normalen Gebrauchs und der 

Reinigung.

• Die Apparatur wird nach einer Eingewöhnungsphase meistens außerhalb der Schulzeit

getragen. Es ist für den Patienten auch eine geringere psychische Belastung, wenn der 

Aktivator nicht in der Schule im Mund sein muß. Man sollte jedoch sicher gehen, daß

das Gerät mindestens 14 Stunden getragen wird.

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4.2 Nachteile des Aktivators

Der Gebrauch des Aktivators hat auch Nachteile

•Die richtige Indikationsstellung verlangt Erfahrung.

 

• Ein gutes Resultat ist stark von der Mitarbeit des Patienten abhängig.

 

• Es ist im voraus nicht immer sicher zu sagen, ob ein Aktivator so wirkt, wie es

erwünscht ist.

 

• Richtiges Einschleifen ist nicht einfach und kostet Zeit.

 

• Einige Einzelzahnabweichungen wie z.B. die Rotation der Prämolaren sind nicht

 befriedigend zu behandeln.

 

• Die untere Front hat die Neigung, nach vorne zu kippen. Selbst wenn

Vorsorgemaßnahmen gegen diese Protrusionswirkung getroffen sind, muß die Stellung

der unteren Schneidezähne im Verlauf der Therapie sorgfältig beobachtet werden, um

diese bekannte Nebenwirkung des Aktivators unter Kontrolle zu halten.

Mögliche Maßnahmen, die einer stärkeren Kippung der unteren Front entgegenwirken

a) Kunststoffüberkappung von 33-43

 b) möglichst lange linguale Flügel im UK 

c) bei ausgeprägter Distalbißlage nur schrittweise Vorverlagerung des UK 

d) Freischleifen des Kunststoffs lingual der unteren Frontzähne

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5. Die Drahtteile des Aktivators:

Es ist sinnvoll, am Aktivator möglichst wenige Drahtelemente zu verwenden. Die

gebräuchlichsten Drahtteile sind:

• der Labialbogen

• die Haltedorne.

5.1 Der Labialbogen

In jedem Aktivator wird im Oberkiefer ein Labialbogen aus 0,8 mm federhartem Draht

 benutzt. Der Labialbogen dient als Führungsfläche für die oberen Schneidezähne beim

Einbeißen in das Gerät. Im Prinzip könnte man auch auf einen Labialbogen verzichten, ohne

Labialbogen aber haben manche Patienten das Gefühl, daß der Aktivator nach hinten

abrutschen könnte. Der Labialbogen läuft immer entlang der oberen Inzisivi (Figuren 4 und

5); ist die Schneidezahninklination korrekt, liegt er auf Höhe der Papillenspitzen. Bei einer 

anteinklinierten oberen Front liegt der Labialbogen den Zähnen im mittleren Drittel an. Der 

durchlaufende Labialbogen wird so, wie im Skript über die Plattenapparaturen beschrieben,

konstruiert. Die U-Schlaufen verlaufen 2-3 mm oberhalb des Gingivarandes des Eckzahnes.

Der Überführungsteil des Labialbogens verläuft durch die interokklusale Sperrleiste

zwischen dem Eckzahn und dem ersten Prämolaren.

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Figur 4:

Verlauf des Labialbogens, Aufsicht von okklusal. Der Labialbogen gibt

die ideale Form des Zahnbogens vor.

Der Labialbogen darf die Zähne dabei niemals berühren. Auch soll die U-Schlaufe den

Eckzahn nicht berühren. Die Ausnahme bildet ein im Bukkalstand durchbrechender 

Eckzahn. Wenn eine Retrusion der oberen Front notwendig ist, sollte der Labialbogen die

labiale Fläche der Schneidezähne gerade berühren. Er darf allerdings niemals wie z.B. bei

einer Plattenapparatur aktiviert werden. Ansonsten würde der Patient in der Nacht auf den

Labialbogen anstatt hinter ihn beißen. Noch schlimmer wird es, wenn der Patient vor den

Labialbogen beißt und damit die Wirkung des Aktivators umkehrt! Ein falsch konstruierter 

Labialbogen führt zu einem unbequemen Sitz des Aktivators und damit oft zu einem Verlust

der Apparatur in der Nacht. Es kommt auch vor, daß das Gerät durch einen

"schlafwandelnden" Patienten in der Wohnung versteckt wird und morgens nicht mehr 

aufzufinden ist. Der Labialbogen kann auch zur vertikalen Beeinflussung der Schneidezähne

 benutzt werden. Liegt er mehr auf dem inzisalen Drittel des Zahnes, dann hat er einen

intrudierenden Effekt. Wenn er zervikal liegt, dann wirken extrudierende Kräfte auf den

Zahn ein.

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Figur 5: Der Verlauf des Labialbogens, Ansicht von vestibulär

• Bei idealer Schneidezahninklination liegt der Labialbogen auf Höhe derPapillenspitzen.

• Die U-Schlaufen überragen den Gingivalsaum des Eckzahns um max. 2-3 mm.• Die Überführungsteile berühren die Zähne nicht, sie verlaufen in der Mitte der

interokklusalen Sperrleiste.

5.2 Die Haltedorne

 Nur wenn der Aktivator an der richtigen Stelle im Mund zu liegen kommt, kann er seine

volle Wirkungskraft auf die Zähne und den Kiefer übertragen. Hierzu werden an dem Gerät

Haltedorne angebracht. Die Haltedorne werden aus 0,8 mm federhartem Draht gebogen und

liegen mesial der Sechser oberhalb des Kontaktpunktes. Es sind einfache gerade Drähte, die

 parallel zur Okklusionsebene ausgerichtet sind. (Figuren 6 und 7). Hierdurch soll dem

Aktivator ein transversaler Spielraum bleiben. Normalerweise wird in jedem Quadranten

mesial des Sechsers je ein Haltedorn verwendet.

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Figur 6: Der Haltedorn, okklusale Ansicht.

Figur 7: Der Haltedorn, von distal gesehen.

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Die Funktion der Haltedorne in den 3 Ebenen wird im Folgenden beschrieben.

Sagittal

Die Haltedorne haben die Aufgabe, den Aktivator in der Sagittalposition an der richtigen

Stelle zu halten und auch die Mesialdrift der Molaren zu verhindern. Dazu liegen sie am

Übergang der okklusalen zur mesialen Kante der ersten bleibenden Molaren. Nur wenn

geplant ist, daß ein Molar nach mesial wandern soll, wird dort kein Haltedorn angefertigt.

Transversal

Die lingualen Flügel des Aktivators und die Führungsflächen an den palatinalen Flächen der 

Zähne sichern die transversale Lage des Aktivators. Die Haltedorne üben in der Transver-

salen nur wenig Einfluß aus.

Vertikal

Die Haltedorne unterstützen außerdem den Halt des Aktivators in der Vertikalen. Deshalb

sollen sie okklusal des Zahnäquators verlaufen. Eine weitere vertikale Abstützung ist die

Überkappung der unteren Front- und Eckzähne. Da oft im Oberkiefer palatinal der 

Schneidezähne der Kunststoff freigeschliffen wird, würde diese Abstützung in der Front

fehlen. Deswegen soll der Kunststoff palatinal der oberen Eckzähne nicht weggeschliffen

werden, um eine Abstützung in der Vertikalen dort zu gewährleisten! Ausnahme ist ein

noch nicht durchgebrochener Eckzahn, weil dieser palatinalen Raum benötigt, um sich ein-

zustellen.

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6. Der Konstruktionsbiß

Für die Herstellung eines Aktivators braucht man:

• Arbeitsmodelle

• Einen speziell hergestellten Wachsbiß: den Konstruktionsbiß.

• Eine Konstruktionszeichnung und Anweisungen auf dem Laborzettel.

Ausgangspunkt sind detaillierte und korrekte Abdrücke. Die linguale Seite im Unterkiefer 

soll tief abgeformt werden, um die Herstellung von möglichst langen lingualen Flügeln zu

ermöglichen. Die Umschlagfalte im Oberkiefer muß genau wiedergegeben werden, damit

die U-Schlaufen des Labialbogens richtig positioniert werden können. Die gewünschte

Stellung des Unterkiefers zum Oberkiefer wird mittels eines speziell hergestellten

Wachsbisses, des sogenannten Konstruktionsbisses, festgelegt. Dieser Konstruktionsbiß

 besteht aus einer zusammengerollten ¾ Wachsplatte, welche in Hufeisenform gebogen wird.

Die durch den Konstruktionsbiß festgelegte Einstellung des Unterkiefers zum Oberkiefer 

kann später beim fertigen Aktivator nicht mehr verändert werden. Durch den

Konstruktionsbiß sollte damit das Ziel der Behandlung im vorhinein sehr sorgfältig

festgelegt werden. Es ist klar, daß durch die Höhe des Konstruktionsbisses eine

unterschiedliche Wirkung auf die Weichteile, und damit auf das Profil ausgeübt wird. Das

gleiche trifft auf die sagittale Einstellung der Kiefer zu. Es gibt verschiedene Ansichten zur 

Wirkungsweise eines Aktivators und daraus folgend unterschiedliche Vorschriften zur 

Erstellung eines Konstruktionsbisses. Wir beschreiben im Folgenden den hier in Marburg

gebräuchlichen Konstruktionsbiß.

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6.1 Form des Konstruktionsbisses

Drei Umstände bedingen die Form des Konstruktionsbisses:

• Das Ausmaß der Distalbißlage

 

• Das Alter und der allgemeine Entwicklungsstand des Patienten mit besonderer 

Berücksichtigung seiner Gesichtsmuskulatur. Bei jüngeren Patienten kann man nicht so

hohe Konstruktionsbisse verwenden wie bei älteren. Bei Patienten mit einer schlaffen

Muskulatur sind die Muskeln eher überbelastet, man sollte daher bei diesen Fällen einen

flacheren Konstruktionsbiß benutzen.

 

• Die Drahtteile des Aktivators werden im Kunststoff befestigt. Die Überführungsteile des

Labialbogens verlaufen im interokklusalen Raum und daher muß immer eine minimale

Bißsperre vorhanden sein.

6.2 Aufgaben des Konstruktionsbisses

Durch den Konstruktionsbiß wird die Position des Unterkiefers zum Oberkiefer beim

Einbeißen in den Aktivator auf drei Ebenen festgelegt. Wir unterscheiden die sagittale,

transversale und vertikale Ebene.

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Figur 8: Figur 8a:

Distalbißlage und Distalokklusion von einerhalben Prämolarbreite.

Vorverlagerung des UK mittels Konstruktions-biß. Beachten Sie dabei auch die Veränderungdes Profils.

6.3 Anfertigen des Konstruktionsbisses

Sagittal

Es ist sinnvoll, zur Überprüfung des Konstruktionsbisses die momentane Okklusion der 

Molaren durch vertikale Striche auf den Gipsmodellen zu markieren. Dazu wird mittels

eines Bleistifts ein vertikaler Strich auf der Bukkalfläche der ersten Molaren im Ober- und

Unterkiefer ausgeführt. Als Bezugspunkt wird immer die Mitte des mesiobukkalen Höckers

des oberen ersten Molaren verwendet. Diese vertikale Linie wird dann nach untenverlängert bis auf die Bukkalfläche des unteren Molaren (siehe Figur 1). Wenn der 

Konstruktionsbiß dann auf die Modelle gelegt wird, kann man sofort erkennen, wie stark 

der Unterkiefer in sagittaler Richtung verschoben worden ist.

Der Konstruktionsbiß darf nie so genommen werden, daß ein Kreuzbiß entsteht,

weder in der Front noch im Seitenzahngebiet.

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Diese Regel stellt eine absolute Einschränkung bei der Einstellung des Unterkiefers in sa-

gittaler und transversaler Richtung dar. So kann z.B. beim Deckbiß der Unterkiefer bis

maximal zur Kopfbißstellung sagittal verschoben werden. Gleiches gilt in transversaler 

Richtung bei einem oberen Schmalkiefer und einem normal breiten Unterkiefer in Distal-

 bißlage. Wie am Pantoffelvergleich erläutert, könnte bei Einstellen in Neutralbißlage ein

seitlicher Kreuzbiß entstehen. Aus diesem Grunde wird auch hierbei der Unterkiefer nur so

weit vorgeschoben, bis in der Transversalen maximal eine Kopfbißrelation vorhanden ist.

Oft wird in diesen Fällen der Patient zuerst mit einer aktiven Platte vorbehandelt. So wird

z.B. beim oberen Schmalkiefer zuerst transversal nachentwickelt oder beim Deckbiß die

obere Front zuerst protrudiert, bevor eine funktionskieferorthopädische Behandlung

durchgeführt wird. Es sei angemerkt, daß vor Erstellen des Konstruktionsbisses eine

detaillierte Bißlagebestimmung erfolgen muß. Sagittale Aufwanderungen von Zähnen

innerhalb des Zahnbogens, Mittellinienabweichungen sowie andere Unregelmäßigkeiten, die

auf dem Gipsmodell festgestellt werden können, müssen erkannt

werden. Es ist wichtig, daß diese Abweichungen bei Erstellen des Konstruktionsbisses

 berücksichtigt werden. Liegen solche Befunde vor, dann wird die Behandlung wesentlich

aufwendiger.

Der Unterkiefer wird prinzipiell zum Oberkiefer in eine neutrale Verzahnung eingestellt. Bei

einer Distalbißlage bis zu einer halben Prämolarenbreite wird der Unterkiefer direkt in

 Neutralbißlage vorverlagert. Ist die Distallage des Unterkiefers allerdings größer, dann

sollte man die Ventralverlagerung des Unterkiefers schrittweise vornehmen. Die maximale

Strecke, die der Unterkiefer mit einem Gerät vorverlagert werden darf, beträgt ungefähr 4

mm. Es ist deshalb manchmal notwendig, in mehreren Etappen vorzugehen. Es gibt

Autoren, die angeben, daß ein funktionskieferorthopädisches Gerät nach 6 - 9 Monaten

seine stimulierende Wirkung verliert und deshalb neu angefertigt werden sollte. Es darf 

niemals überkorrigiert werden, sondern nur gerade so viel wie notwendig ist, um eine

 Neutralbißlage einzustellen. Es sei hier schon angemerkt, daß die Verlagerung des

Unterkiefers in der Sagittalebene auch einen Einfluß auf die Einstellung in der Vertikalen

hat.

Bei der Erstellung des Konstruktionsbisses am Patienten benötigt man Anhaltspunkte zur 

korrekten Plazierung des Unterkiefers in der Sagittalebene. Dazu sind die Molaren nicht

geeignet, da die Wange oft eine korrekte Überprüfung der sagittalen Einstellung beim ersten

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Molaren verhindert. Im Milchgebiß wird die Kontrolle anhand der Eckzähne vorgenommen.

Die Höckerspitze des oberen Eckzahnes muß dabei zwischen den unteren Eckzahn und den

ersten Milchmolaren zeigen. Es hat sich gezeigt, daß diese Richtlinien auf Dauer eine gute

Interkuspidation der Zähne bewirken. Natürlich müssen die festgestellten Abweichungen

innerhalb der Zahnbögen beim Erstellen eines Konstruktionsbisses berücksichtigt werden.

Transversal

Eine fehlerhafte Konstruktionsbißnahme in der Transversalen führt zu einer falschen

Stellung der Kieferbasen zueinander. Um eine korrekte Einstellung in der Transversalen zu

erhalten, ist eine genaue Modellanalyse notwendig. Dabei sind selbstverständlich dentale

Mittellinienverschiebungen in den einzelnen Kiefern zu berücksichtigen. Liegen keine

dentalen Mittellinienverschiebungen vor, dann ist darauf zu achten, daß die

Zahnbogenmitten 11, 21 und 31, 41 in Übereinstimmung gebracht werden. Auch bei einer 

skelettalen oder funktionellen Mittellinienabweichung ohne dentale Verschiebung sollen die

Zahnbogenmitten in Übereinstimmung gebracht werden. Dabei wird in der Transversalen

keine Überkorrektur vorgenommen. Es ist falsch, durch eine Überkorrektur einer 

funktionellen Mittellinienverschiebung zu versuchen, eine schnellere Korrektur zu erzielen!

Es ist eine Grundregel, daß bei der Korrektur in der Transversalen kein Kreuzbiß entstehen

darf. Deshalb ist es manchmal notwendig, eine schrittweise Korrektur vorzunehmen, bzw.

eine Vorbehandlung mit aktiven Platten einzuleiten.

Vertikal

Der Konstruktionsbiß wird so angefertigt, daß die Zähne von Ober- und Unterkiefer sich

nicht berühren. Der geringste Abstand wird immer einige Millimeter betragen. Bei einem

tiefen Biß wird dies in der Front sein. Im allgemeinen richtet man sich bei der Erstellung des

Konstruktionsbisses in der Vertikalen nach den Frontzähnen und nicht, wie früher üblich,

nach den Molaren. Bei Anomalien wie z.B. der Anteinklination der oberen Front zusammen

mit einem Tiefbiß wird die Auswirkung auf die Vertikale an den Frontzähnen berücksichtigt.

Bei der Anfertigung des Konstruktionsbisses muß die Wachsrolle hinter den Frontzähnen

liegen, damit die korrekte Einstellung beobachtet und eventuell korrigiert werden kann.

Beim Vorliegen einer Distalbißlage beträgt der vertikale Abstand zwischen oberen und

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unteren Inzisivi 2-4 mm. Dieser Abstand wird mitbestimmt durch die Verschiebung in der 

Sagittalen und Transversalen. Ist in der Sagittalen nur eine geringe Verschiebung

notwendig, dann kann in der Vertikalen eine größere Höhe eingestellt werden als bei einer 

ausgeprägten Korrektur in sagittaler Richtung. Das individuelle Limit zur Einstellung der 

Kieferrelation ist abhängig davon, wie weit die Muskulatur aus ihrem Ruhegleichgewicht

gebracht wird und wie groß die dadurch verursachte Muskelaktivität ist. Bei großer 

Verschiebung in der Sagittalen muß die vertikale Sperrung geringer ausfallen, damit die

Muskeln nicht zu stark gedehnt werden. Auch bei einem Tiefbiß, z.B. mit Gaumeneinbiß,

sollte ein minimaler Abstand zwischen den Schneidezähnen bestehen bleiben. Nie dürfen

sich die Schneidezähne des Ober- und Unterkiefers in der Vertikalen überlappen. An dieser 

Stelle soll nochmals erwähnt werden, daß mit der Bestimmung der Höhe des

Konstruktionsbisses die spätere Form des Aktivators vorgegeben wird.

6.4 Anweisungen an das Labor 

Für das Anfertigen eines Aktivators sind nachstehende Anweisungen zu befolgen:

Bitte Aktivator mit:

• Kunststoff transversal bis zur Zentralfissur im okklusalen Bereich.

• Labial gefaßter unterer Front, inkl. Eckzähne.

• Lingualen Flügeln so tief wie möglich.

• Haltedornen mesial 16, 26, 36 und 46.

• Durchlaufendem Labialbogen (0.8 mm fh) mit U-Schlaufen bei 13 und 23.

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7. Konstruktionsbißnahme am Patienten

Zum korrekten Vorgehen bei der Konstruktionsbißnahme werden drei Viertel einer 

Wachsplatte erwärmt und eng, ohne Lufteinschlüsse, zusammengerollt. Sie wird in

Hufeisenform gebogen und mit der ″  Naht″  nach lingual auf den Unterkiefer aufgesetzt. Manachte darauf, daß die Wachsrolle hinter der Unterkieferfront anliegt. Der Teil, der dorsal der 

Molaren übersteht, wird abgeschnitten, um eine Störung bei der Konstruktionsbißnahme - z.

B. unkontrollierte Unterkieferbewegungen - zu vermeiden. Der Patient soll jetzt in die noch

weiche (aber nicht zu weiche!) Wachsrolle so zubeißen, daß die gewünschte Einstellung in

der Sagittalen, Transversalen und Vertikalen erreicht wird. Für ein gutes Resultat bei der 

Konstruktionbißnahme ist es ratsam mit dem Patienten vorher, ohne Wachsrolle, zu üben (!)

Bild 9:Das Führen des Unterkiefers bei der Konstruktionsbißnahme

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Es gibt dabei ein erprobtes Vorgehen (Figur 9): man legt den Daumen vertikal auf die

oberen Inzisivi und bittet den Patienten, mit dem Unterkiefer gegen den Daumen zu

schieben. Wenn das gelungen ist, soll der Patient am Daumen entlang mit dem Unterkiefer 

nach oben (Richtung Mundschluß) rutschen, bis der Behandler ein Stopzeichen gibt.

Es hat sich gezeigt, daß dieses Vorgehen nach mehrmaligem Üben zu einem guten Erfolg

führt. Der Patient sollte bei der Bißnahme möglichst entspannt sein. Es sollte auch darauf 

geachtet werden, daß die Wachsrolle nicht zu weich ist, weil der Patient sonst keine

Führung spürt. Nach Anfertigen des Konstruktionbisses wird der Patient gebeten, die

Wachsrolle mit Hilfe der Zunge vom Zahnbogen zu lösen.

Der Konstruktionsbiß wird nach Entnahme aus dem Mund mit kaltem Wasser gekühlt und

im Mund kontrolliert. Wenn der Konstruktionsbiß zu hoch ist, kann er durch nochmaliges

vorsichtiges (!) Einbeißen des Patienten korrigiert werden. Man sollte nachher bei der 

Überprüfung auf den Modellen darauf achten, daß die Modelle stabil im Wachsbiß sitzen

und nicht schaukeln. Es ist auch wichtig, daß der Konstruktionsbiß auf dem Modell nicht in

Kontakt zur Gingiva steht. Beim Anfertigen des Wachsbisses im Mund wird die Gingiva

durch das Zusammenbeißen komprimiert, was bei der Plazierung des Bisses auf dem

Gipsmodell später nicht mehr möglich ist. Aus diesem Grunde kann es sein, daß die Modelle

nicht in den Konstruktionsbiß passen. Ein schlecht sitzender Aktivator wäre die Folge eines

solchen Fehlers. Deshalb ist es wichtig, daß immer die Arbeitsmodelle vorliegen. Der bukkal

überstehende Teil der Wachsrolle wird vorsichtig abgeschnitten, dabei fixiert man den

Konstruktionsbiß auf dem Unterkiefermodell. Die Wachsrolle sollte bis zu den bukkalen

Höckerspitzen reichen. Durch diesen Vorgang wird eine visuelle Kontrolle im

Seitenzahnbereich ermöglicht, weil jetzt die bukkalen Höcker sichtbar sind.

Bei einem zu tiefen Einbiß kann man durch Aufbringen von Wachs die gewünschte Höhe

wieder neu am Patienten festlegen. Liegt der Fehler allerdings in der sagittalen oder 

transversalen Richtung, dann ist es besser, einen neuen Konstruktionsbiß anzufertigen.

Während des Transportes oder der Lagerung des Konstruktionsbisses liegt dieser immer nur 

dem Unterkiefermodell auf. Das Gewicht des OK-Modells könnte ansonsten das Wachs

verformen und wieder zu Ungenauigkeiten führen.

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8. Einsetzen am Patienten und das Einschleifen

8.1 Das Einsetzen

Der neue Aktivator wird zuerst, ohne einzuschleifen, im Munde des Patienten eingesetzt

und überprüft. Erst dann wird das Gerät eingeschliffen und die Drahtteile werden

kontrolliert. Man achte dabei im Besonderen auf die U-Schlaufen des Labialbogens. Diese

dürfen der Gingiva nicht anliegen, jedoch auch nicht zu weit abstehen, damit keine

Druckstelle an der Wange entsteht. Die Haltedorne vor den 6-Jahrmolaren müssen oft

gekürzt und abgerundet  werden!

8.2. Das Einschleifen

Durch das Einschleifen gibt man dem Kunststoff die notwendige Form, damit die Kräfte

optimal einwirken können. Dabei gibt es einen Unterschied zwischen Seiten- und

Frontzahngebiet.

8.2.1 Das Einschleifen im Seitenzahnbereich

Die Fräse wird so gehalten, daß die Spitze zum zervikalen Rand hin gerichtet ist (Figur 10).

Im Unterkiefer ist es aufgrund der häufigen Lingualkippung der Molaren günstiger, die

Fräse beim Einschleifen etwas senkrechter zu halten.

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Figur 10:

Das Einschleifen des Aktivators ist sehr wichtig. Die Spitze der Fräse ist auf denzervikalen Rand gerichtet.

Figur 11:Die palatinalen und lingualen Unterschnitte müssen "großzügig" im Kunststoff entfernt werden (nach Petrik).

Die Richtung der Gleitflächen ist von großer Bedeutung für die Steuerung der Zahndrift. Ist

das Vertikalwachstum im Seitenzahngebiet erwünscht (Bißhebung), dann müssen die

Führungsflächen so verlaufen, daß die Zähne in Richtung ihrer Längsachse driften können.

Palatinale und linguale Höcker müssen gut freigeschliffen werden (Figur 12). Auf diese

Weise werden günstige Bedingungen für das vertikale Wachstum geschaffen. Zervikale

Unterschnitte an der Zahnkrone müssen vorher schon beseitigt werden, damit der Aktivator 

überhaupt im Mund eingesetzt werden kann. Wichtig ist dabei, den Kunststoff am Äquator 

der Krone nicht wegzuschleifen. Ein Hilfsmittel ist, den Äquator der Zähne vorher mit

einem Bleistift am Kunststoff einzuzeichnen.

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Palatinale und linguale Fissuren an den Molaren müssen aus dem Kunststoff entfernt wer-

den. Diese verlaufen nämlich nicht senkrecht auf der Okklusalfläche und stellen so ein

Hindernis dar. Die scharfen interdentalen Septen müssen ebenfalls abgerundet werden. Sie

unterstützen den Halt des Aktivators in der Sagittalen. Man sollte nicht vergessen, daß der 

Alveolarfortsatz auch am Vertikalwachstum beteiligt ist und ihn deshalb lokal vom Kunst-

stoff freischleifen. Am Glanz des Kunststoffes ist gut zu erkennen, welche Teile des

Aktivators nun eingeschliffen worden sind. Das Überprüfen des Einschleifens des Aktivators

wird am Modell vorgenommen, weil es wesentlich übersichtlicher ist als im Munde des

Patienten.

Einige Autoren geben an, daß die Führungsflächen so gestaltet werden sollen, daß die

Zähne im Unterkiefer nach mesial und im Oberkiefer nach distobukkal driften können.

Hiervon muß abgeraten werden, weil dadurch in der Unterkieferfront ein Engstand produ-

ziert wird. Auch würde eine verkleinerte Führungsfläche entstehen und damit ein

schlechterer Sitz des Aktivators im Munde erfolgen. Diese Art des Einschleifens entstand

aus einer früheren Lehrmeinung, die besagt, daß der Unterkiefer nicht mehr als eine halbe

Prämolarenbreite zusätzlich nach ventral wachsen könne, so daß bei einer ausgeprägten

Distalbißlage dentoalveoläre Kompensationen vorgenommen werden sollten. Andere

Autoren geben an, daß auch eine Verbreiterung des Zahnbogens möglich sei, wobei die

Führungsflächen dann angepaßt gestaltet werden sollten. Vom Äquator bis in den

interokklusalen Raum wird die Führungsfläche schräg nach bukkal und nicht, wie vorher be-

schrieben, steil nach okklusal gestaltet. Um das Vertikalwachstum nicht zu hemmen, darf 

den Zähnen okklusal kein Kunststoff anliegen. Es muß allerdings dabei gesagt werden, daß

auch durch ein solches Einschleifen der Führungsflächen im Unterkiefer keine oder nur eine

geringe Verbreiterung des Zahnbogens erreicht wird. Im Oberkiefer ist es eher möglich,

durch eine richtige Gestaltung der Führungsflächen eine Zahnbogenverbreiterung durch

Drift zu erreichen. Dieser Unterschied der Wirkungsweise bei der Verbreiterung der Kiefer 

findet seine Ursache in der lingualen Inklination der unteren (Prä)molaren und der bukkalen

Inklination der oberen (Prä)molaren. Bei vertikaler Drift verkleinert sich die apikale Basis

im Unterkiefer, aber im Oberkiefer hat die vertikale Drift eine Vergrößerung der apikalen

Basis zur Folge. Darüber hinaus hat der Oberkiefer in der Medianebene eine

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Sutur. Diese Sutur kann meistens bis zum 14. Lebensjahr zur transversalen Erweiterung

gereizt werden. Deshalb ist in der Zeit, in der ein Aktivator ohnehin am besten angewendet

wird, auch noch transversale eine Erweiterung im Oberkiefer möglich.

Es hat sich gezeigt, daß die Führungsflächen, auch wenn sie nicht mehr den Zähnen anlie-

gen, eine Wirkung auf diese ausüben. Das hat wahrscheinlich damit zu tun, daß das Gerät in

der Transversalen beweglich ist. Diese Tatsache soll allerdings nicht dazu führen, daß das

Einschleifen ungenau ausgeführt wird. Das Ziel ist immer ein guter Sitz des Aktivators im

Munde. Gerade weil der Aktivator eine günstige Wirkung auf die transversale Breite des

Oberkiefers und weniger auf die des Unterkiefers hat, ist er besonders geeignet zur 

Behandlung der Distalbißlage.

Sollen die Zähne nach palatinal oder lingual geführt werden, dann muß der Kunststoff 

gezielt und großzügig in diesem Bereich weggeschliffen werden. Dabei muß auch der 

Alveolarfortsatz freigeschliffen werden. Dies trifft nicht nur auf die Seitenzähne zu, sondern

ist auch eine Grundregel für den Frontzahnbereich.

Die richtige Einschleifregel lautet:

Der Kunststoff muß an den Stellen entfernt werden, wohin Zahnbewegungen er-

wünscht sind. Ebenso muß bei palatinaler Bewegung der Zähne der Alveolarfortsatz

in diesem Bereich freigeschliffen werden, weil dieser mittels Umbau den Zähnen folgt.

8.2.2 Das Einschleifen im Frontzahnbereich

In der oberen und unteren Front beginnt man mit dem Abrunden der zervikalen Ränder und

der interdentalen Septen des Kunststoffes. Die in dem Kunststoffteil, der die untere Front

überkappt, müssen entfernt werden. Man soll darauf achten, daß palatinal der Eckzähne

kein Kunststoff entfernt wird. Diese Flächen palatinal der oberen Eckzähne sind wichtig für 

den Sitz des Aktivators. Das Einschleifen führt zu einem möglichst lockeren Sitz des

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Aktivators im Mund. Zwei Möglichkeiten des Einschleifens im Bereich der oberen Inzisivi

 bei unterschiedlicher Zahnachsenneigung werden im Folgenden erläutert:

Korrekte Achsenrichtung

Bei korrekter Achsenstellung der oberen Front dürfen palatinal der Kunststoff und labial der 

Labialbogen den Zahn gerade nicht berühren (Figur 12). Ersteres würde den Zahn protru-

dieren, letzteres retrudieren. Deshalb wird sehr wenig Kunststoff palatinal der oberen

Frontzahnkronen weggeschliffen. Auch wird die dem Alveolarfortsatz anliegende

Kunststoffbasis bearbeitet, indem die mit dem Finger deutlich spürbaren Erhebungen im

Kunststoff abgeflacht werden. Diese Erhebungen entstehen zwischen den Rugae, die in der 

Kunststoffbasis des Aktivators als Negativräume abgeformt sind. Der Aktivator liegt nur im

oberen Teil des Gaumens an. Die Inzisalkanten der Frontzähne stützen sich auf dem

Kunststoff ab, und der Labialbogen liegt, wie bereits erwähnt, der Front labial nicht an.

 

Figur 12: Figur 13:Der Kunststoff darf palatinal, der Labialbogenvestibulär dem Zahn nicht anliegen (nachPetrik).

Bei anteinklinierter Front wird der Kunststoff palatinalgroßzügiger entfernt. Der Labialbogen liegt denSchneidzähnen an, wird aber nicht aktiviert.

Leichte Anteinklination

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Die Inzisivi müssen retrudiert werden. Dazu soll der Labialbogen den Zähnen anliegen.

Damit die Schneidezähne mit dem umgebenden Knochen nach palatinal bewegt werden

können, darf der Kunststoff dem Alveolarfortsatz in diesem Bereich nicht anliegen. Der 

Kunststoff wird daher palatinal der oberen Front entfernt, d.h. mehr als es bei einer 

korrekten Achsenstellung notwendig wäre. Die Inzisalkanten der oberen Frontzähne sollen

im Kontakt mit dem Kunststoff bleiben, damit eine Extrusion der Zähne vermieden wird

(Figur 13).

Dieses trifft bei Fällen zu, bei denen der Biß nicht vertieft und/oder die obere Front sich

durch das Retrudieren nicht verändern darf. Nur in Ausnahmefällen, z.B. beim unvoll-

ständigen Durchbruch der Eckzähne, müssen auch diese Flächen beschliffen werden.

Die Eckzähne dürfen inzisal ihres palatinalen Äquators vom Kunststoff nicht gefaßt werden,

damit das normale vertikale Wachstum nicht behindert wird. Deshalb muß die inzisale Kante

der oberen Eckzähne frei liegen. Bei der Überkappung der unteren Front wird außer den

interdentalen Septen nichts im Kunststoff entfernt.

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9. Einige Anweisungen für die Arbeit am Patienten

Voraussetzung für den Einsatz eines Aktivators ist das Abgewöhnen eventuell vorhandener 

Habits und eine gute Durchgängigkeit der Nase bei der Atmung. Es ist möglich, bei

unzureichender Nasenatmung ein Luftloch in den Aktivator einzubauen. Dieses kleine

Hilfsmittel hat jedoch nur manchmal Erfolg. Für Patienten mit gestörter Nasenatmung ist

der Aktivator besonders nachts hinderlich und unangenehm und wird, wenn auch oft

unbewußt, aus dem Mund genommen (Figur 14).

Figur 14: Der Aktivator mit frontalem Luftloch

Es ist sehr wichtig, daß der Patient den Aktivator nachts nicht verliert. Dem wird am besten

dadurch vorgebeugt, daß Behinderungen durch das Gerät möglichst gering gehalten

werden. Deswegen ist es ratsam, das Gerät immer mitbringen zu lassen und den Patienten

 bei jedem Kontrolltermin zu fragen, ob ihm das Gerät unbequem ist und zu überprüfen, ob

es korrekt im Mund liegt. Weiterhin ist es wichtig, daß der Aktivator die Zähne gleichmäßig

 berührt. Beispielsweise können während der Wechselphase des Gebisses lockere

Milchzähne zu einer Störung des korrekten Sitzes des Aktivators führen. Im Durchbruch

 befindliche Zähne müssen "großzügig" freigeschliffen werden, es sei denn, man möchte ihre

Durchbruchsrichtung lenken. Es ist klar, daß Drahtteile die Okklusion

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nicht stören dürfen . Man sollte auch darauf achten, daß die Kinder den oberen Labialbogen

nicht so weit verformen, daß er hinter den Schneidezähnen zu liegen kommt, und dadurch

die Wirkung des Aktivators umkehrt. Die Haltedorne sollen immer korrekt anliegen. Wenn

sie verbogen sind, müssen sie nachgestellt werden. Es ist manchmal notwendig, die

Haltedorne aus 0,9 mm federhartem Stahl anzufertigen. Die Führungsflächen an den

 palatinalen Kanten der Zähne und die lingualen Flügel sichern die transversale Lage des

Aktivators.

Der Aktivator sollte zwecks besserer Eingewöhnung die erste Woche möglichst ganztags

getragen werden. Der Patient bekommt eine Woche nach dem Einsetzen einen Termin zur 

ersten Kontrolle. Die nächste Kontrolle wird dann einen Monat später sein. Nach dem

zweiten Termin, also nach fünf Wochen, kann man meistens auf mindestens 14 Stunden

Tragezeit täglich zurückschalten. Zu diesem Punkt stellt man gemeinsam mit dem Patienten

dessen Schlafzeit fest und rechnet die darüber hinaus noch am Tage notwendige Tragezeit

aus. Man kann den Patienten auch bis zum nächsten Kontrolltermin seine Eindrücke und

Erfahrungen mit der neuen Zahnspange aufschreiben lassen. Dies ist eine effiziente

Möglichkeit, selbst einen Eindruck über den Patienten und das Gerät zu gewinnen und

eröffnet einen Einblick in die psychische Problematik bei der Akzeptanz des Gerätes.

Meistens erkennt der Behandler sofort, wie gut ein Aktivator getragen wird. Ein gut getra-

gener Aktivator liegt den Zahnreihen sehr gut an. Auch Kalkablagerungen auf dem

Aktivator sind ein deutliches Zeichen dafür, daß er gut getragen wird. Ebenso ist das

Geschick des Patienten, den Aktivator einzusetzen und herauszunehmen, ein Indikator für 

gute Mitarbeit. Ein zu wenig getragenes Gerät liegt, deutlich erkennbar, nicht gut im Mund.

Es muß darauf geachtet werden, daß distal des Sechsers überstehende Kunststoffleisten den

Durchbruch des Siebeners nicht behindern oder ihn nach bukkal verdrängen. Wenn nach

dreimonatiger Aktivatorbehandlung kein Erfolg erkennbar ist, deutet das auf schlechtes

Tragen, Herausfallen des Aktivators in der Nacht oder Schlafen mit offenem Munde hin.

Eigentlich ″ fällt″  der Aktivator nachts nicht aus dem Mund, sondern wird vom Patienten un-

 bewußt herausgenommen und manchmal an den unmöglichsten Stellen versteckt. Wenn sich

nach sechsmonatiger guter Mitarbeit kein Erfolg einstellt, sollte man sich überlegen, ob man

den Aktivator nicht neu anfertigt. Es hat keinen Zweck, länger auf ein Wunder zu warten.