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u u ü u u u u z u w u v u v u u u u ß u uw v wu v z u u u w u u u öu u v u ß v Ü u v ö w u uu u u zw v ü u u u u u z u u v uu ü w wu zw u ü v ä ä u w v u u u u äz u u u u z u u v u x u u u w äz u äz u u u u z u w zu u u u u u u u u u w u zu u u u zu u u ä ö zu w u u u u z u v u u u ö u öu u v ä ö uz u u x w ä u u ü zu zu v u ü u zw ä u u ö u u u z u u zw äß wu u u z ü v ü äz u u ü w u u u u u z u u öu u u z ä ß z w z u u w u öu u u v u ö z u v u v w w w v u ß u u v w u z ö u w u äz u ü u u v u v ü v ä u zw w u y v u u u u w z w ü u u v u w u v u u ö zw u u ß u zu ä u ü w v uu u u u u u öu w u u z u u w u u v äu u ß ü ü u w u v äu u u { ° w u w v u v { } w w öu v y u zu z » u ä u v u z u u u u ü

KG») aim-Zn?) ' (2) - uni-magdeburg.de · bes. auch der Thermoinnumik) eingeführtcn Entropie und andererseits in ihrer liigcnscliaft als Information» maß, durch die eine Verbindung

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TECHNISCHE MECHANIK 9(1988)Heft3

Manuskripteingang: 15. 12. 1987

Die Informationsentropie als Grundlage für eine Strukturtheorie

der Turbulenz und die Entwiddung von Berechnungsverfahren

Hans—Joachim Mascheck, Dieter Leuschner

l. Einleitung

Auf der Grundlage des erreichten hohen Standes der

Meßtechnik und der statistischen Auswerteverfahren

wurden in den vergangenen Jahrzehnten umfangreiche

Untersuchungen der Bewegungsformen in turbulenten

Strömungen angestellt, deren Ergebnisse in hunderten

von Originalarbeiten und einer großen Zahl von Über-

sichtsartikeln bis [l4], [16] u. a.) veröffent-

licht worden sind. Die statistischen Strukturuntersu-

chungen sind zweifellos keine vorübergehende Erschei-

nung im auf und ab der Ideen in der Turbulenzfor-

schung. sondern eine grundlegende Methode von blei-

bender Bedeutung. Nachdem eine Fülle konkreter Er—

gebnisse gewonnen wurde. die zwar heute für ein volles

\ erständnis aller Vorgänge noch nicht ausreichen, aber

doch bereits wesentliche Einsichten vermitteln, lenkte

liussain [14] die Aufmerksamkeit auf die grundsätzli-

chen Aspekte des Strukturbegriffs in der Turbulenz-

thcoric und betonte dabei seinen statistischen Charakter.

\usgehend von einer kritischen Wertung der bei den ex-

pcrimentellcn Stmktunmtersuchungen angewandten An—

sätze und Methoden präzisierte er die Definition der

Struktur in der Turbulenz und entwarf ein allgemeines

Verfahren zur Herleitung \Otl Strukturformen aus Mes-

sungen.

Die theoretische Bewältigung des Strukturproblems und

die Anwendung der Erkenntnisse zur sicheren Vorausbe-

reclinung und damit zur praktischen Beherrschung tur-

lmlenter Vorgänge gehört zu den wichtigsten aktuellen

Aufgaben der Turbulenzforschung. Nach [l4] verspre-

ohm die durch ‚.management and control of turbulence"

möglichen neuen technischen Lösungen auf vielen Ge-

bieten einen beträchtlichen ökonomischen Nutzen.

Die Entdeckung und der experimentelle Nachweis der

koliärenten Strukturen führte zu Beginn der 70er Jahre

zu einer intensiven Diskussion über die Rolle der 0rd-

nungr bzw. der Unregelniäfiigkcit in turbulenten Strö-

mungen [I] bis Zur quantitatiicn Kennzeichnung

des Grades der Ordnung bzw. der Unregelmäßigkeit

wurde in [25] eine lnformationsentropie der Turbulenz

eingeführt. die sich von den Entropien einiger früherer

Ansätze (\gl. Abschn. 10) unterscheidet. Im folgenden

n in] dargelegt, daft diese Entropie eine geeignete Grund-

lage für die Entwicklung einer Strukturtheorie der Tur-

hulcnz ist.

2. lnformationsentropie turbulenter Strömungen

Was in der Turbulenztheoric gemeinhin als Unregelmä-

ßigkeit bezeichnet wird, ist die zeitliche Aufeinander—

folge einer grofscn Vielfalt unterschiedlicher Geschwin-

218

digkeitsfelder in ein und derselben Strömung. Zur quan-

titativen Charakterisierung dieser Vielfalt könnte man

die Anzahl der auftretenden individuellen Felder verwen-

den, wenn diese endlich wäre. Normalerweise geht man

aber davon aus, daß ein Fluid unendlich viele Freiheits-

grade der Bewegung hat, so da6 die Anzahl der in einem

gegebenen Bereich möglichen unterschiedlichen Ge-

schwindigkeitsfelder grundsätzlich unendlich ist. Das ist

natürlich eine Idealisierung, da jedes endliche Fluidvo-

lumen endlich viele Moleküle mit endlich vielen Frei-

heitsgraden enthält. Auch sind zwei Geschwindigkeits-

felder infolge der in molekularen Systemen stets vor—

handenen thermischen Fluktuationen nur dann unter-

scheidbar, wenn ihre Differenz einen bestimmten Min-

destwert überschreitet. Aus diesem Grunde ist die Menge

der voneinander unterscheidbaren Geschwindigkeitsfel-

der, die in einem endlichen Fluidvolumen bei endlicher

Gesamtenergie auftreten können, zwar ungeheuer groß,

aber endlich. Die Annahme einer unendlichen Menge ist

eine oft zulässige Idealisierung. Für das folgende ist aber

gerade die Endlichkeit (oder wenigstens die Abzählbar-

keit) von Bedeutung.

Das Erscheinungsbild und die Wirkungen einer turbulen-

ten Strömung werden nicht nur durch die Anzahl der

auftretenden unterschiedlichen Geschwindigkeitsfelder,

sondern auch durch die relative Häufigkeit ihres Auftre-

tens bestimmt. Ein Maß für die Vielfalt. das das berück-

sichtigt. ist die Sbannonsche Informationsentropie. Sind

Ai. i = I.2‚.. . die unterscheidbaren Geschwindigkeits-

felder und pi, i = 1,2,... die Wahrscheinlichkeiten (re-

lativen Häufigkeiten) ihres Auftretens. so ist die Infor—

mationsentropie der dadurch gegebenen statistischen Ge—

samtheit gleich

H = - {Epi ‘ 1°g2 Pi (l)l .

[10], [15], [28], [30]. Sie gibt an, welche Informations-

menge (in Bit) im Mittel theoretisch erforderlich ist, um

das jeweils vorliegende Feld Ai aus der vorgegebenen

Menge {Ab k= 1,2,...}

Entwickelt man die Geschwindigkeitsfelder I t)

einer inkompressiblen Strömung in einem gegebenen Be-

reich nach einem vorgegebenen System solenoidaler

Vektorfelder Ei in der Form

eindeutig zu kennzeichnen.

KG») aim-Zn?) ' (2)

und beschränkt sich auf eine endliche Zahl n von Glie—

dern, so kann man nach [4-], [l2]. [17] u. a. die Koeffi-

zienten ai als Koordianten eines n-dimensionalen Funk-

tionenraums auffassen und dort eine Wahrscheinlich-

keitsdichte p (al, a2, . . . . an. t) einführen. Unter Be—

Page 2: KG») aim-Zn?) ' (2) - uni-magdeburg.de · bes. auch der Thermoinnumik) eingeführtcn Entropie und andererseits in ihrer liigcnscliaft als Information» maß, durch die eine Verbindung

n'ieksichtigung der thermischen Fluktuationen im Fluid

erhält man dafür aus den Navier-Stokesschen Gleichun-

gen eine Fokker—Planck-Gleichung

ö2p

a—p + % apéi ij 6-3"8iöt i:1 Bai

1 n n

— E E S (3)

2 i=1 j=1

Die Sü bringen hierin die Wirkungen der thermischen

Fluktuationen zum Ausdka [l7]. Zur Definition der

Informationsentropie ist es notwendig. zu einer abzähl-

baren Menge von Geschwindigkeitsfeldern überzugehen.

indem man jeweils die infolge der thermischen Fluktua-

tionen nicht unterscheidbaren zusammenfafät. (Das ent-

spricht der Berücksichtigung der quantentheoretischcu

Unschärfe in der klassischen statistischen Mechanik.)

So erhält man i

—f...fp(al.....an)'log2[p(a1,....an)]dal...dan——C

(4)

wobei die Konstante (l um der [Vim-hart? bestimmt

wird. Die l"okker-Planek—(ileichung (3) liefert für die

zeitliche Entwicklung der Entropie nach einigen l'mfor-

mungeu die Gleichung

ölogz p alogg p (_

' n)

an, g öäißi g 2.fl. __ H 5..

dt i laai 2ph=1 u öai adj

(\g1. [17]).

\uf dic mit den hier angegebenen Üperationen verbun-

denen mathematischen Probleme ~ Beschränkung auf

endlich viele Glieder in (2). Berücksichtigung der Rand-

bedingungen. Berücksichtigung der thermischen Fluk-

tuationcn als stochastische kräfte. Regularität der Dich-

tefunktionen u. a. -— sei hier nur hingewiesen. Die in der

Vergangenheit gegen einzelne Schritte dieses \ org-chem

vorgebrachten Einwände und Bedenken konnten wei-

testgehend entkräftet werden. “als natürlich eine aus.

führlichere und cxaktere Darstellung erfordert. als hier

im Interesse der l\iirzc gewählt nurdc.

3. Entropie als Strukturmafä

Sind dic \\ ahrscheinlichkcitcn pi der t‘tlth‘lltt'll Realisie-

ruugen Pti

=t.-hiedlich‚ so ist die nach ( l) berechnete Entropie gcrin—

vim-r alulnhwhvn Gesamtheit sehr unter-

ger als bui gleichen Wahrschciulichkeitcu. Das gilt in»

besondere dann. wenn einige der Ai m-scntlich häufiger

auftretcn als die restlichen. (icrade das kcnnzcil hnct

abcr (lic kohürcnten Strukturen in turbulenten Strömun—

gen (\gl. [H]. Ahwlin. 2.3.1. „l’refcrrcd modc"). llcr

Zahlenwert der lnfxirniatiouscutropic ist mithin ciu \l.il.'i

tiir die Strukturierthcit der Erscheinungen. Die Inforum-

tiousentropie ist emcs der in dcr mathcmatisclicu litera-

tur eingeführten Strukturmalie für Wahrscheiulichheits-

\ektoren [l l]. ll‘J]. was allein schon ihrc Verneuduug in

einer Strukturthcoric dcr 'l'urbulcn/ nabclegt. lhr \nl‘<

zug gegenüber den andcrcn in ll9l ernühnten Struktur-

mafien besteht einerseits in der cngen Bczichung zu der

in den anderen Teilgebieten dcr statistischcu Physik (ins—

bes. auch der Thermoinnumik) eingeführtcn Entropie

und andererseits in ihrer liigcnscliaft als Information»

maß, durch die eine Verbindung zu den l’roblcnien der

Berechnung hergestellt wird.

Mit der Einführung eines Mafies für die Strukturiertheit

wird jedoch das Strukturproblem selbst noch nicht ge—

löst, sondern nur seine Bedeutung unterstrichcn. Es

bleibt die Frage, wie Strukturen definiert und in die

Theorie und Berechnung turbulenter Vorgängeeiiiliczo-

gen werden können. Zur Beantwortung lassen sich cbcn-

falls informationstheoretische Begriffe und Sätze nutzen.

so daß man im Ergebnis mit Hilfe des Informationshe-

griffs zu einer einheitlichen, in sich geschlossenen Struk-

turtheorie der Turbulenz gelangt. die zugleich neue Wege

zur praktischen Berechnung turbulenter Vorgänge weist.

Die bisher ohne jede Bezugnahme auf den Begriff der

Information mehr oder weniger intuitiv entwickelten

Verfahren zur experimentellen Bestimmung der Formen

kohärenter Strukturen liefern auch im Finne (ii-r infor—

mationstheoretischen Strukturdefinition gültige ‚\ppro-

ximationen.

Im folgenden werden die gedanklichen Schritte eines

möglichen (sicherlich nicht des einzigen) Zugangs zur

informationstheoretisch begründeten Strukturtheorie der

Turbulenz skizziert.

4. Optimalkodes

Der Zahlenwert der Shannousclien lnforniatii H1>t‘nl|'()plt‘

gibt. wie schon erwähnt. die theoretisch im \littcl erfor—

derliche Informantnmnr-nge zur Kennzeichnung des

weils iorliegenden Falles an. Den Sinn dieser Missagc

erkennt man an einfachen Beispielen: lmfnfst die (le-

samtheit 4 Fälle \| ,. . . . \4. (lic mit dcn “Min-schein-

licltkeiten pl v 1/2. p2 i 1/4. pa :7 l8 und pl 7 1/8

auftreten. so ist dic Entropie glcich

llrnä'logz—1 Al‘logglnl'l >l—7l

2'i I 8 "32%; 2;‘ II

(W

Dieser Wcrt läth sich durch geeignete l\odicrung lat-

sächlich erreichen. Man wrwcndct Binärzahlen. lwi de—

nen jede sitch cine lnformationsinengc \on l bil wr-

körpert. und Icgt folgenden Kode fest:

\l An A2 i 10 i3 £110 \l A— lll (7i

Obwohl man dabei zur Kennzeichnung einzelner Fälle 2

oder sogar 3 bit benötigt, ergibt sich bei Bcrücksicllti-

guug der Häufigkeiten im Mittel tatsächlich nur LT?) bit

für dic kennzeichnung eines Falls. Damit der l\mlc \ aria:

blcr Lange eindeutig ist. darf ein kürzercs Kodcuurl nie-

mals zugleich \nfaugsteil cincs längeren Kodewmts scin

(l’räfixkode Ein ‚solcher Rode. mit dem dcr theo-

retische Mindestnert der mittleren lnftirmationsmcuge je

Freignis erreicht wird. heifst Optlmalkode [228]. Schema-

tische Kodierungen, z. B. in der Form

sind bei unterschiedlichen Wahrsrlu‘inlichkcitcn nicht

\2 A (H A3 é H)

optimal.

Bei dem angeführten Beispiel ist der Unterschied der lu-

formationsmengen — 1.75 bit bci Üptimalkode gegen—

über 2 bit bei schematischer Kodierung

Bei statistischen Gesamtheiten. die sehr viclc [fälle mit

sehr unterschiedlichen Wahrscheinlichkeiteu umfassen.

Zl‘)

I rclatb gcriug.

l..'3liit

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wie das bei den Ceschwindigkeitsfcldcrn turbulenter

Strömungen der Fall ist, unterscheiden sich die Infor-

mationsmengen gewöhnlich um mehrere Größenordnun-

gen, so dal3 die Aufstellung eines Optimalkodes zu einer

wesentlich rationelleren Beschreibung der Zustände und

Vorgänge führen kann.

5. Kodierung und Beschreibung

Aus den Ergebnissen der Strukturuntersuchungen geht

henor, da13 die Entropie turbulenter Strömungen aller

Wahrscheinlichkeit nach wesentlich geringer ist, als bis-

her angenommen wurde, so daß die Suche nach einem

optimalen Kode zur Bezeichnung der einzelnen Ge—

schwindigkeitsfelder lohnend erscheint. Bei praktischen

Berechnungen wurden die Felder bisher durch die An-

gabe von Funktionswerten an diskreten Punkten (z. B.

bei der Anwendung des Differenzenverfahrens) oder der

Koeffizienten von Reihenentwicklungen dargestellt. Jede

derartige Kennzeichnung von Objekten durch Folgen

von Zahlenwerten (Parametern) ist im Sinne der Infor-

mationstheorie eine Kodierung, und die Suche nach

einem Optimalkode ist gleichbedeutend mit der Suche

nach einer optimalen Darstellung durch Zahlenwerte.

Tatsächlich sind aber die bisher in der Strömungsmecha-

nik angewandten Darstellungsarten nicht nur Kodes, son-

dern sie liefern zugleich auch die Beschreibung der 0b-

jekte. Bei den informationstheoretischen Betrachtungen

wird wreinfachend vorausgesetzt, dafs es irgendein

Dokument gibt — z. B. eine Liste oder einen Katalog —-,

das die Zuordnung der Kodewörter zu den einzelnen Ob-

jekten festlegt. Im Falle so umfangreicher Objektmen—

gen, wie sie Strömungsfelder darstellen, ist das nicht

durchführbar. Der Ausweg besteht darin, den Kode so zu

gestalten, daft die wesentlichen Eigenschaften der zuge-

ordneten Objekte mit Hilfe eines Algorithmus unmittel-

bar aus den Kodewörtern (Parametern, Zahlenwerten)

berechnet werden können. Auf die Erfüllung dieser Be-

dingung kann man praktisch nicht verzichten. Bei der

Entwicklung des Kodes ist daher auf die Herstellung

eines einfachen Zusammenhangs zwischen der Form der

Kodewörter (Zahlenfolgen) und den Eigenschaften der

durch sie bezeichneten Objekte zu achten. Bei den bis-

herigen Darstellungsarten ist dieser dadurch gegeben,

dali das gesamte Kodewort aus einer Folge von Zahlen-

werten (Parametern) besteht, deren jeder unabhängig

von den anderen eindeutig eine bestimmte Eigenschaft

oder einen bestimmten Anteil des Geschwindigkeitsfelds

bezeichnet. Ob es einen Optimalkode im Sinne der In-

formationstheorie gibt, der diese zusätzliche Bedingung

erfüllt, ist jedoch zweifelhaft. Dem kann dadurch R<ch—

nung getragen werden, dafä man anstelle eines Optimal-

kodes eine Beschreibung mit minimalem Informations-

aufwand anstrebt.

6. Rationelle Beschreibung turbulenter Strö-

mungsfelder

:\I.~ zusätzliches Hilfsmittel zur Beschreibung der (le-

schwindigkeilsfelder \erwcndet man in der Turbulenz-

theorie die Zerlegung in Summanden, z. B, in Grund—

strönmng und turbulente Zusatzströmung. in Grund-

22l)

strömung, Grobturbulenz und Feinturbulenz (beim Ver-

fahren der numerischen Simulation der großen Turbu-

lenzwirbel [9], [13]), in Grundströmung, kohärente

Strukturen und nichtkohärente Turbulenz (bei Struk-

turuntersuchungen [14]) oder in eine größere Anzahl

von Anteilen unterschiedlicher Wellenzahl (für allgemei-

ne theoretische Untersuchungen Durch diese Zer-

legung wird die Beschreibung der Gesamtströmung auf

die Beschreibung der Summanden zurückgeführt. Dabei

ergibt sich die Frage. ob und in welchem Maße der er-

forderliche lnformationsaufwand durch die Art der Zer-

legung beeinflußt wird.

Vor der Zerlegung bestimmt die Informationsentropie

der statistischen Gesamtheit den theoretischen Mindest-

wert. Dieser kann durch die Zerlegung selbstverständlich

nicht verringert, wohl aber erhöht werden. Optimal ist

die Zerlegung offenbar dann. wenn sie zu keiner oder

nur zu einer unbedeutenden Erhöhung des theoreti-

schen Minimalwerts führt und zugleich die Herabsetzung

der praktisch erforderlichen Informationsmenge in Rich—

tung auf diesen Minimalwert erleichtert.

Soll die theoretisch erforderliche Informationsmenge

durch eine Zerlegung nicht erhöht werden, so mufs die

Summe der Entropien der Teilgesamtheiten gleich der

Entropie der ursprünglichen Gesamtheit sein. Das ist

genau dann der Fall, Wenn die Parameter. die die Ele-

mente der Teilgesamtheiten beschreiben, voneinander

statistisch unabhängig sind. Die andemfalls auftreten-

de Entropieerhöhung wird als Transinformation [10] be-

zeichnet. Jede Zerlegung in Anteile, zwischen denen

eine statistische Abhängigkeit besteht, setzt mithin die

zur Bezeichnung der einzelnen Felder theoretisch er-

forderliche Mindestinformationsmenge herauf und mulä

vermieden werden. wenn eine rationelle Beschreibung

angestrebt wird. Dabei ist zu beachten. dafa fehlende

Korrelationen kein Beweis für statistische Unabhängig-

keit sind. Beispielsweise korrelieren die Anteile einer har-

monischen Zerlegung turbulenter Strömungsfelder nicht

oder nur sehr wenig miteinander. obwohl zwischen ihnen

nach den Ergebnissen der Strukturuntersuchungen eine

erhebliche statistische Abhängigkeit vorhanden sein

muß. Ältere Ansätze, die die Zerlegung in nichtkorrelie-

rende Anteile zum Ziel hatten [21], sind daher nicht als

Grundlage für eine rationelle Beschreibung geeignet.

Trotz dieser Einschränkung sind Korrelationen ein sehr

nützliches Hilfsmittel zur schrittweisen Verbesserung

einer angenäherten Zerlegung in unabhängige Anteile.

da nichtverschwindende Korrelationen stets eine statis

stische Abhängigkeit bedeuten und die Zerlegung in un-

abhängige Anteile erfordert. daß alle Bewegungselemen-

te, zwischen denen eine Abhängigkeit erkennbar ist,

demselben Anteil zugerechnet werden müssen. Die Auf-

deckung solcher Abhängigkeiten mit Hilfe von Korrela-

tionen gelingt jedoch häufig erst durch zusätzliche Mafi-

nahmen — bedingte Mittelung (conditional sampling),

Ausrichtung der Phasenlage (phase alignment) u. a. Die

bei der experimentellen Ermittlung von Turbulenzstruk-

turen angewandten Verfahren und besonders die in [l4]

beschriebene allgemeine Methode sind Beispiele für eine

solche Vorgehensweise. Die informationstheoretische Be-

gründung kann dem zunächst nichts hinzufügen. Sie

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stellt aber eine Verbindung zwischen der Strukturzerle-

gung, der rationellen Beschreibung und schließlich der

Berechnung turbulenter Vorgänge her und ordnet damit

den Begriff der Struktur in einen größeren Rahmen ein.

7. Zum Strukturbegriff

Bei der Ausarbeitung einer Strukturtheorie wird eine

Definition der koliärentcn Strukturen benötigt. Nach

den vorstehenden Überlegungen ist es prinzipiell mög-

lich, eine solche aus der Forderung nach einer Darstel-

lung der Geschwindigkeitsfelder mit geringstem Infor-

mationsaufwand herzuleiten [24].

Die zur Beschreibung der individuellen Geschwindig-

keitsfelder theoretisch und praktisi'h erforderlichen In-

formationsmengen kann man als wahre und scheinbare

Entropien der betreffenden turbulenten Strömung be—

zeichnen. Auch dann, wenn die wahre Entropie infolge

der Strukturbildung relativ niedrig ist, wird die scheinba-

re sehr hoch, wenn für die Darstellung der Felder keine

Angaben über die Strukturen verfügbar sind und ge-

nutzt wcrden können. Definiert man die Strukturen als

Elemente einer rationellen Beschreibung. so sind alle

qualitativen und quantitativen Angaben, mit deren Hilfe

es gelingt, die scheinbarc Entropie dcs Vorgangs herabzu-

setzen, zugleich die formalen Charakteristiken der Struk—

turen.

Die Nutzung von Strukturdaten zur rationelleren Be-

schreibung der Geschwindigkeitsfelder kann bei-

spielsweise so erfolgen: Ausgangspunkt sei eine formale

Darstellung mit Hilfe einer Basis von n im betrachteten

Bereich vorgegebenen Vektorfcldern 3k k l. . . . ,n

in der Form

—> —> “ " —>

u(r): Zak¢k(r) (9)

k r l

Zur Sicherung der nötigen Genauigkeit sei es notwendig,

die ak durch m'stelligc Binärzahlen darzustellen. Das be—

deutet einen Infomlutionsnu[wand je Feld (d. h. eine

scheinbare Entropie) von n ' m bit Treten in den Fel-

a) . - I s

dcrn 11(7) liaufig bestimmtc Bewegungsstrukturen auf,

die annähernd durch eine parametcrbehaftete Funktion

11/ (r. bl. . . . . bp) dargcstcllt werden. dann wird bei ge-

eigneter Festlegung der Parameterwerte b1. . . . . hp‘ die

Differcnz

l]

EKG) fit?) ‚E<7.ii„...‚bp)sk21(1743“?)

(10)

im Mittel go-ringcr, und dic nötige Genauigkeit ist schon

gesicht-rt. neun man die ck mit m. < m Binärslellen am

gibt. Die dadurch mögliche Herabsetzung des Informa-

tionsaufwands ist dann in der Regel \\esentlicli größer.

als die für die ldcntifizierung der Strukturen durch die

Angabe der Parameter b, . . . . , b erforderliche zusätz-

liche lnf irmation. lsl beispielsweise n ’— 104, m ‘ 16.

ind entstehen durch die Subtraktion einer Funktion

III mit p 4 l0 Parametern, dic ebenfalls durihä löstelligc

Binärzahlen alisgcdrückt seien. Restfrldrr Öu, in denen

die (iesclmindigkeitcn im Mittel nur halb so groß sind

wie in den ursprünglichen Feldern. dann werden die Ck

durch lSstellige Binärzahlen hinreichend genau be-

stimmt. Die eingesparte Informationsmenge, d. h. die

Herabsetzung der scheinbaren Entropie, beträgt dann

aus = (16- 104 _15-104 — 10- 16) bu s 104 bit (11)

Voraussetzung dafür ist offenbar, dafä wesentliche Be-

wegungsanteile durch eine Funktion mit einer geringe-

ren Zahl um Paramctcrn gekennzeichnet werden kön<

nen. Diese Funktion beschreibt im Sinne der oben ange-

gebenen Definition einc Struktur.

Daß mit der Abminderung öHS zugleich ein quantitati-

ves Gütekriterium für die Strukturfunktion gegeben ist,

ist sicherlich ein nicht zu unterschätzcnder Vorzug dic-

ser Definition. Mit Hilfe dieses Kritcriums kann man

unterschiedliche Strukturbestimmungen vergleichen und

zwischen konkurrierenden Auffassungen eine Entschei-

dung treffen. Legt man die lnformationsmengen für die

Angabe der ak in (9) und der ck in (10) nicht wie oben

pauschal, sondern für jedes} einzeln fest. so wird die

mit Cincr Strukturfunktion lß (7,1)} ,.. . .bp) mögliche

Herabsetzung der erforderlichen Informationsmenge bei

genügend hohem n unabhängig von der geforderten Ge-

nauigkeit der Darstellung des Gesamtfelds, und stellt

dann — im Rahmen der zugrunde liegenden Methode der

theoretischen Erfassung der Strömungsvorgänge — ein

objektives Kriterium dar. (Die einschränkende Bemer-

kung entspricht dem anthropomorphen Charakter der

Entropie in der statistischen Mechanik für das Nicht-

gleichgewicht [31]. S. 114.)

Der Begriff der Information erweist sich somit als nütz-

liches Werkzeug zur Überwindung der Definitionsschwie-

rigkeiten in der Turbulenztheorie. Sicherlich erschöpft

sich das Wesen der kohärenten Strukturen nicht darin.

daß sie Elemente einer übersichtlicheren Beschreibung

der scheinbar so verworrenen Vorgänge sind. Das bevor-

zugtc \uftrcten bcstinnnter organisierter Bewegungsab-

läufc folgt aus den Lösungscigenschaften der Bewegungs-

gleichungen. Die dadurch erzeugten Strukturen sind als

physikalische Objekte aufzufassen. denen eine gewisse

Selbständigkeit und Eigengesetzlichkeit innewohnt und

die unter realen Bedingungen in vielfältig modifizierter,

aber doch in ihren Grundzügen gleichartiger Form auf-

treten Diese Wcitere Fassung des Strukturbegriffs

beeinträchtigt aber nicht den Wert der zuvor angegebe-

ncn formalen Definition. ‘

8. Die Bedeutung der Strukturzerlegung für die

Berechnung turbulenter Strömungen

Die absolut gesehen beträchtliche Verminderung des In-

forniationsaufwands im Zahlenbeispiel des xorigen Ab-

schnitts ist nur ein kleiner Bruchteil der insgesamt er-

fordcrlichcn Informationsmcngc zur vollständigen Dar-

stellung der cinzclncn Gem-h“indigkeitsfe-lder. Wäre

diese tatsächlich notwendig. so hätte die Mafinahmc nur

einen geringen Nutzen. Für eine Strukturtheoric der Tur-

bulenz. die (wie jede Theorie) vor allem die Grundlagen

für praktische Bcrechnungen oder Entscheidungen lie-

fern soll, ist daher die Frage dcr Beschreibung dcs nach

Abzug der Strukturen verbleibenden Restfelds ebenso

wichtig wie die Beschreibung der Strukturen selbst. Da-

22l

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bei kann man'voraussetzen, dafi das Restfeld wenig

strukturiert und statistisch weitestgehend unabhängig

von den gesondert ausgewiesenen kohärenten Struktu-

ren ist (inkohärenter Bewegungsanteil). Andernfalls

müßte es möglich sein, weitere Strukturen zu isolieren,

bzw. wäre es notwendig, bereits definierte Strukturen so

zu korrigieren, daß die statistische Abhängigkeit herab-

gesetzt wird.

Wenig strukturiert bedeutet, daß die Infomiationsentro-

pie der entsprechender: statistischen Gesamtheit in der

Nähe ihres theoretischen Maximalwerts liegt. (Bei den

Restfcldern der Turbulenz darf man das allerdings we-

gen der sicherlich auch im Restfeld noch vorhandenen

Strukturen nicht allzu “örtlich nehmen, sondern sollte

es als eine beuristisch nützliche Approximation betrach—

ten.) Bei anderen Problemen der statistischen Physik hat

es sich als möglich und vorteilhaft erwiesen, solche Ge—

samtheitcn und die mit ihnen verbundenen Wirkungen

durch eine geringere Anzahl statistischer Parameter zu

beschreiben. Bei der Berechnung turbulenter Strömun-

gen wurde dieses Verfahren bisher mit begrenztem Er-

folg im Rahmen älterer Ansätze auf die gesamte Turbu-

lenz und bei der numeriSchen Simulation der großmaß-

stählichen Bewegungen [22] auf die Bewe-

gungsanteile kleinen Maßstabs angewandt. Die Resttur-

bulenz einer Strukturzerlegung bietet demgegenüber we-

sentlich günstigere Voraussetzungen für diese Art der Be-

handlung. Man kann geradezu sagen, daß erst die Struk-

turzerlegung die sachgemäße Realisierung des Konzepts

der Simulation der großmaßstäblichen Bewegungsanteile

ermöglicht und dafä die Trennung in Anteile kleiner und

großer Wellenzahl nur ein mit vielen Mängeln behaftetes

Provisorium ist.

Zwischen den Begriffen der Struktur. der Informations-

entropic und der statistischen Abhängigkeit bzw. Unab-

hängigkeit sowie den (hier noch nicht erwähnten) l'irak-

taldimcnsionen [28].‘[35], [36] bestehen enge mathema-

tische Beziehungen Führt man einen dieser Begriffe in

die Turlmlcnzthcoric ein. so folgen zwangsläufig früher

oder später auch die anderen. Diese Begriffe und Größen

spiegeln eine Seite der Realität wider, die in der älteren

statistischen Theorie der Turbulenz völlig unberück-

sichtigt geblieben war. Es handelt sich dabei um Eigen-

schaften und Erscheinungen. die in den anderen Teilge-

bieten dcr statistischen “:ka (insbesondere auch der

Tllcrlnml} namik) seit langem schon durch die Entropie

erfafit \u'l'(lcn. Die 'l‘urbulenz zeichnet sich offenbar nur

dadurch aus. dafa man bei ihr nicht mehr einfache Grenz-

gesetze anwenden kann, sondern zu einer tiefergehendcn

\nalyse gezwungen ist.

Dem grundlegenden Charakter der genannten Begriffe

entsprechend ist die informationstln-oretisch begründete

Strukturzerlegung in statistisch weitgehend unabhängige

kohärente und nichtkohärente Anteile für alle Formen

der Berechnung turbulenter Vorgänge um Bedeutung.

Bei (lcr ~ heute noch nicht realisierbaren — vollständi-

gen Berechnung der Geschwindigkeitsfelder durch nu-

merische Lösung der Beweguugsgleichungen hilft sie,

mit einem gegebenen Aufwand möglichst sichere stati-

stische Aussagen zu erhalten und die unnötige Wieder-

holung mu Berechnungen. die diesbezüglich keine Ver-

222

besserungen liefern, zu vermeiden. Der Erfolg der An-

wendung statistischer Methoden, z. B. einer Hierarchie

von Gleichungen zur Berechnung von Verteilungsfunk—

tionen [27] hängt davon ab, ob es gelingt, den Vorgang

in statistisch nahezu unabhängige Anteile zu zerlegen.

Gerade das aber ist das Prinzip der Strukturzerlegung,

die somit auch für die statistischen Methoden zur Be-

rechnung von Turbulenzgrößen eine natürliche Grund-

lage ist. '

Zur Lösung von Aufgaben. bei denen die Anwendung

der vorstehend genannten Methoden zu aufwendig ist,

werden heute vorwiegend empirische oder halbempiri-

sehe Berechnungsverfahren genutzt. Auch für die drin-

gend erforderliche Verbesserung der Genauigkeit und

Erweiterung der Gültigkeitsbereiche dieser Verfahren

ist die Strukturzerlegung ein erfolgrersprechender An-

satzpunkt.

9. Halbempirische Berechnung turbulenter Strö-

mungen mit Hilfe von Strukturmodellen

Grundlage und wesentliches Merkmal der halbempiri—

sehen Berechnungsverfahren ist nach [23] die Darstel-

lung der Gesamtvorgänge als Systeme miteinander in

Wechselwirkung stehender, relativ selbständiger und

empirisch beschreibbarer komplexer Elemente. Eine gu-

te Modellierung der Gesamtvorgänge ergibt sich dann,

wenn die allen Strömungen der betrachteten Klasse ge-

meinsamen Eigenschaften (z. B. typische Formen von

Geschwindigkeitsprofilen oder Bewegungsstrukturen)

durch empirische Zahlenwerte oder Funktionen ausge-

drückt werden und die Parameter. in denen sich die ein-

zelnen Strömungen voneinander unterscheiden (Häufig-

keit, Anzahl, Anordnung, Abmessungen usw. der empi-

risch beschriebenen Elemente), mit Hilfe der allgemei—

nen Bewegungsgleichungen oder daraus hergeleiteter

spezieller Gleichungen (z. B. lmpulssatz für die Grenz-

schicht) berechnet werden. Diese Voraussetzung nar bei

den älteren Verfahren zur Berechnung turbulenter Strö-

mungen (insbesondere den Verfahren zur Berechnung

turbulenter GrenZschiclIteu) sehr gut erfüllt. lm Rah-

men der heute vielfach angewandten Mehrparameter-

modelle ist es hingegen nicht gelungen, Elemente zu de-

finieren. für die sich in umfangreicheren Klassen turbu-

lenter Strömungen einheitliche empirische Gesetzmä—

Bigkeiten formulieren lassen. so daß die Genauigkeit

und Sicherheit der mit diesen Modellen berechneten Er-

gebnisse für die Praxis unbefriedigend sind. Auch die

llinzunahme weiterer statistischer Parameter und der

Abschlufi des S) stems bei Momenten höherer Ordnung

brachten bisher trotz des erhöhten Rechenaufwands

keine wesentlichen Fortschritte. Solange die theoreti-

sche Vorausberechnung turbulenter Strömungen noch

nicht möglich ist, bleibt daher die Stiche nach verbes-

serten empirischen Grundlagen für die halbempirische

Berechnung eine aktuelle Aufgabe von großer prakti—

scher Bedeutung.

Es gibt Anzeichen dafür, daß die an die empirischen Ele-

mente zu stellenden Anforderungen von den kohärenten

Strukturen erfüllt werden. ln relativ umfangreichen Klas-

sen von Strömungen (z. B. zwei- und dreidimensionale

Grenzschichten mit unterschiedlichen Druckgradienten,

Page 6: KG») aim-Zn?) ' (2) - uni-magdeburg.de · bes. auch der Thermoinnumik) eingeführtcn Entropie und andererseits in ihrer liigcnscliaft als Information» maß, durch die eine Verbindung

Polymerzusätzen usw.) treten annähernd gleichartige

Strukturen auf, wobei der Bewegungsablauf im wesent-

lichen durch deren innere Dynamik bestimmt wird und

die Variation der Umgebungsbedingungen nur eine ge-

wisse Anpassungsmodifikation bewirkt. Die Vielfalt der

Gesamtströmungen kommt hauptsächlich durch die

Unterschiede der Häufigkeit. der Abmessungen und der

Formparameter der Strukturen zustande. Wie bei allen

empirischen und halbempiriSchen Verfahren läfst sich die

Tragfähigkeit und Brauchbarkeit einzelner Ansätze nur

durch die praktische Erprobung endgültig feststellen.

Zugunsten der Entwicklung von Berechnungsverfahren

auf der Grundlage empirischer Beziehungen für die D) »

namik der Strukturen spricht auch, da13 damit nach den

Ausführungen des vorangehenden Abschnitts alle Verfah-

ren eine einheitliche Basis erhalten, wodurch sich zwi-

schen den verschiedenen Vorgehensweisen nützliche

Quenerbindungen ergeben. Die Nutzung der Ergebnisse

der Strukturuntersuchungcn für die halbempirische Be-

rechnung ist daher auch nicht als kurzfristige, Notmafi-

nahme anzusehen, sondern als sinnvolle Vorstufe für den

schrittweisen Übergang zur vollständig theoretischen Be-

rccl'lnung. Da auch noch andere Überlegungen für die

Entwicklung halbempirischer Strukturmodelle zur Be-

rechnung turlnilenter Strömungen sprechen. gibt es be-

reits mehrere ernsthafte und erfolgversprechende An-

sätze in dieser Richtung [20], [34]. Über die Arbei-

h-u der Verfasser zur Entwicklung eines Strukturmodells

für turbulente Grenzschichten wird in [26] berichtet.

10. Bemerkungen zu ähnlichen theoretischen

Ansätzen

Die Irreversibilität der turbulenten Vorgänge legte ihre

Untersuchung unter dem Aspekt der Entropieproduk-

tion und die Übertragung von Gesetzmäßigkeiten der

Thermodynamik der irreversiblen Prozesse und der da-

bei auftretenden Strukturhildung auf diesen Fall nahe

[11], [18]. Dabei wird jedoch ausschließlich die Entro-

pie der thermodynamischen Zustände betrachtet und

keine Entropie zur Kennzeichnung der makroskopischen

Vielfalt eingeführt. Infolgedessen gibt es auch keine Ver-

bindung zum Informationsaufwand für die Darstellung

der Vorgänge und zur praktischen Berechnung.

Als Entropie des makroskopischen Strömungsfelds wur-

de in [29], [38] die Kolmogoroffsche Entropie dynami-

scher Systeme erwähnt, jedoch nichts über eine weiter-

gehende theoretische Nutzung dieser Größe ausgesagt.

Krasovskij [17] wendet die Boltzmann—Shannon-Entro-

pie bei der Untersuchung des statistischen Verhaltens

beliebiger makroskopischer Systeme an. Seine Überle—

gungen und Ergebnisse wurden bei den Arbeiten der

Verfasser direkt genutzt.

Zwischen der Shannonschen Informationsentropie und

den Fraktaldimensionen (Hausdorff—Dimension) besteht

ein enger theoretischer Zusammenhang [28]. Daher sind

die Arbeiten über die Dimension des Attraktors der Be-

wegungsgleichungen und die Fraktaldimension der

Grenzflächen zwischen turbulentem und nichtturbulen-

tem Fluid [35] hier mit einzuordnen. Alle diese Arbeiten

lassen den Schlufi zu. dafs es sinnvoll und not“ endig ist.

in die Turbulenztheorie eine Entropie oder ein anderes

gleichwertiges Maß für die makroskopische Vielfalt ein—

zuführen. Auch die Tatsache. daß heute in allen Zweigen

der physikalischen Statistik ein solches Maß verwendet

wird und eine wichtige Rolle spielt. sollte als ein deutli-

cher Hinweis darauf verstanden werden. Welche weit—

reichende Bedeutung eine solche Größe für die Theorie

und Berechnung turbulenter Strömungen haben kann,

wurde hier in groben Zügen darzulegen versucht.

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