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NR. 131 / SOMMER 2016 [ 17 ] GEFÄHRLICHE TRENDS Kieferorthopädie selbst gemacht? Zahnspangen als Modeaccessoire, Zahnstellungskorrektur ohne Zahnarzt: Im Internet kursieren Videos, die zeigen, wie man sich Zahnspangen selber bastelt. In den USA und Asien scheinen solche Videos bei Teenagern einen gefährlichen Trend zur Selbstbehandlung auszulösen. Rahel Brönnimann Zahnspangen sind so salonfähig ge- worden, dass sich gelegentlich gar Ju- gendliche mit perfekter Zahnstellung damit schmücken wollen. Davon zeugen zahlreiche Anleitungen auf dem Video- portal «Youtube», die zeigen, wie man sich «Fake-Braces», eine gefälschte Zahnspange, bastelt. Wie beliebt solche Videos sind, zeigt beispielsweise die Bastelanleitung von Alice Zhou: Über 4.5 Millionen Mal schauten Menschen zu, wie sie sich ihre Zahnspange aus Draht und Glasperlen bastelt. Häufig verwenden die Teenager für ihre Fake- Zahnspangen Büroklammern als Draht und Ohrringverschlüsse als «Plättli». Unter südostasiatischen Teenagern sind Zahnspangen ein regelrechter Mode- trend, gar ein Statussymbol: Wer sich dort eine medizinische Behandlung beim Kieferorthopäden leisten kann, geniesst Ansehen. Für die Mehrheit sind solche Behandlungen allerdings uner- schwinglich, daher boomen gefälschte und selbstgebastelte Zahnspangen. Solche Basteleien an den Zähnen sind nicht ungefährlich – schnell können sich die Teenager beispielsweise am Zahnfleisch verletzen. DIY – Do it yourself Besorgniserregend sind allerdings vor allem Video-Tutorials zu Do-It-Yourself- Zahnspangen. Solche Videos rufen zu Selbst-Korrekturen auf, wie beispiels- weise das YouTube-Video «Cheap easy braces!! Without going to the dentist!» (billige einfache Zahnspange ohne Zahnarztbesuch). Die YouTube-Userin zeigt in diesem Video, wie sie ihre Zähne selber zurechtrückt: Sie zieht sich elas- tische Gummibändchen zwischen die Zähne und weist ihre Zuschauer an, diese über mehrere Wochen im Mund zu lassen. Das Video wurde fast eine Million Mal angeklickt. Risiko Zahnverlust Lücken schliessen, Zähne verschie- ben, dies zu Hause mit Hilfsmitteln wie Gummibändern, Kabelbinder oder Bü- roklammern. Alles nur, um die Kosten für Kieferorthopäden zu sparen. In den USA hat sich ein Trend zur Selbstbe- handlung entwickelt, den amerikani- sche Kieferorthopäden nun mit Aufklä- rung und Kampagnen zu stoppen ver- suchen: Sie warnen davor, dass sich Selbstbehandler nicht nur die Zähne, sondern auch den sie umgebenden Knochen und das Gewebe schädigen können. In diesem Fall sei eine teure Restauration durch einen Kieferorthopä- den unumgänglich. Oft sei der Gesund- heitszustand der Zähne und des Zahn- fleisches gar nicht gut genug, dass die Zähne überhaupt bewegt werden dürften – egal ob durch die Teenager selbst oder durch einen Kieferorthopä- den. Wer ohne Vorwissen und ohne Kenntnisse des Gesundheitszustands versuche, Zähne zu bewegen, könne sie dabei verlieren. Fake-Zahnspangen und Selbstbehand- lungen bei Zahnfehlstellungen sind in der Schweiz nicht verbreitet – bleibt zu hoffen, dass es dabei bleibt. In Frank- reich warnte die Gesellschaft der Kiefer- ortopäden bereits vor dem Trend und liess in einer Medienmitteilung verlau- ten: Die Kieferorthopädie ist weder ein Spiel noch eine Mode, sondern eine medizinische Spezialisierung, die durch qualifizierte Zahnärzte durchgeführt werden muss! ^ Eine YouTube-Userin korri- giert ihre Zahnfehlstellung, indem sie Zahnseide um die Zähne bindet. Wer sich das Video ansehen will, kann bei der Suchfunktion auf www.youtube.com folgenden Code eingeben: fErxb8B2uAU

Kieferorthopädie selbst DIY – Do it yourself gemacht?...sich «Fake-Braces», eine gefälschte Zahnspange, bastelt. Wie beiel bt solche Videos sind, zeigt beispielsweise die Bastelanleitung

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Page 1: Kieferorthopädie selbst DIY – Do it yourself gemacht?...sich «Fake-Braces», eine gefälschte Zahnspange, bastelt. Wie beiel bt solche Videos sind, zeigt beispielsweise die Bastelanleitung

NR. 131 / SOMMER 2016 [ 17 ]GEFÄHRL ICHE TRENDS

Kieferorthopädie selbst gemacht?Zahnspangen als Modeaccessoire, Zahnstellungskorrektur ohne Zahnarzt: Im Internet kursieren Videos, die zeigen, wie man sich Zahnspangen selber bastelt. In den USA und Asien scheinen solche Videos bei Teenagern einen gefährlichen Trend zur Selbstbehandlung auszulösen.

Rahel Brönnimann

Zahnspangen sind so salonfähig ge-worden, dass sich gelegentlich gar Ju-gendliche mit perfekter Zahnstellung damit schmücken wollen. Davon zeugen zahlreiche Anleitungen auf dem Video-portal «Youtube», die zeigen, wie man sich «Fake-Braces», eine gefälschte Zahnspange, bastelt. Wie beliebt solche Videos sind, zeigt beispielsweise die Bastelanleitung von Alice Zhou: Über 4.5 Millionen Mal schauten Menschen zu, wie sie sich ihre Zahnspange aus Draht und Glasperlen bastelt. Häufig verwenden die Teenager für ihre Fake-Zahnspangen Büroklammern als Draht und Ohrringverschlüsse als «Plättli». Unter südostasiatischen Teenagern sind Zahnspangen ein regelrechter Mode-trend, gar ein Statussymbol: Wer sich dort eine medizinische Behandlung

beim Kieferorthopäden leisten kann, geniesst Ansehen. Für die Mehrheit sind solche Behandlungen allerdings uner-schwinglich, daher boomen gefälschte und selbstgebastelte Zahnspangen. Solche Basteleien an den Zähnen sind nicht ungefährlich – schnell können sich die Teenager beispielsweise am Zahnfleisch verletzen.

DIY – Do it yourselfBesorgniserregend sind allerdings vor allem Video-Tutorials zu Do-It-Yourself-Zahnspangen. Solche Videos rufen zu Selbst-Korrekturen auf, wie beispiels-weise das YouTube-Video «Cheap easy braces!! Without going to the dentist!» (billige einfache Zahnspange ohne Zahnarztbesuch). Die YouTube-Userin zeigt in diesem Video, wie sie ihre Zähne selber zurechtrückt: Sie zieht sich elas-tische Gummibändchen zwischen die Zähne und weist ihre Zuschauer an, diese über mehrere Wochen im Mund zu lassen. Das Video wurde fast eine Million Mal angeklickt.

Risiko ZahnverlustLücken schliessen, Zähne verschie-ben, dies zu Hause mit Hilfsmitteln wie Gummibändern, Kabelbinder oder Bü-roklammern. Alles nur, um die Kosten für Kieferorthopäden zu sparen. In den USA hat sich ein Trend zur Selbstbe-handlung entwickelt, den amerikani-sche Kieferorthopäden nun mit Aufklä-rung und Kampagnen zu stoppen ver-suchen: Sie warnen davor, dass sich Selbstbehandler nicht nur die Zähne, sondern auch den sie umgebenden Knochen und das Gewebe schädigen können. In diesem Fall sei eine teure Restauration durch einen Kieferorthopä-den unumgänglich. Oft sei der Gesund-heitszustand der Zähne und des Zahn-fleisches gar nicht gut genug, dass die Zähne überhaupt bewegt werden dürften – egal ob durch die Teenager selbst oder durch einen Kieferorthopä-den. Wer ohne Vorwissen und ohne Kenntnisse des Gesundheitszustands versuche, Zähne zu bewegen, könne sie dabei verlieren.Fake-Zahnspangen und Selbstbehand-lungen bei Zahnfehlstellungen sind in der Schweiz nicht verbreitet – bleibt zu hoffen, dass es dabei bleibt. In Frank-reich warnte die Gesellschaft der Kiefer-ortopäden bereits vor dem Trend und liess in einer Medienmitteilung verlau-ten: Die Kieferorthopädie ist weder ein Spiel noch eine Mode, sondern eine medizinische Spezialisierung, die durch qualifizierte Zahnärzte durchgeführt werden muss!

^Eine YouTube-Userin korri-giert ihre Zahnfehlstellung, indem sie Zahnseide um die Zähne bindet. Wer sich das Video ansehen will, kann bei der Suchfunktion auf www.youtube.com folgenden Code eingeben: fErxb8B2uAU

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