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H.-G. Schroeder et al.: Klassifikation und ,,grading" von Gesichtssch/idelfrakturen Diskussion 635 Die Zerst6rung des Lappens der Tympanoplastik ist leicht zu verstehen, weil wir wissen, dab auch bei intakten Trommelfellen h/iufig eine Perforation durch Ohrmykosen vorkommt. Wir k6nnen aber nicht die Art der Innenohrsch/idigung durch Pilze erklfiren. Die Vorstellung einer Ototoxizitfit der Clotrimazoll6sung ist durch das Bestehen des Falles der Innenohrschwerh6rigkeit ohne Behandlung mit Clotrimazol zu verwerfen. Wir sind aber der Meinung, dab die Pilze, und zwar der Aspergillus niger, vielleicht durch Verbreitung der von ihm abgesonderten Toxine in den Innenohrrfiumen oder durch allergische Reaktion diese tiefe Innenohrsch/~di- gung verursachen kann. Die Tatsache, da/3 bei zahlreichen Aspergillosen des Mittelohres, in Ffillen von Ohrmykosen bei offenen Pauken, keine Innenohrschfidigung vorkam, f~hrt uns zur Hypothese, dab die Operation ein enthemmender Faktor beim Anfall des Innenohres zu Aspergillus bildet. K. Jatho (Liibeck): Weniger die Geh6rgangsmykosen, sondern die offenbar von den oberen Luftwegen, in Besonderheit aus den Nasennebenh6hlen und Siebbeinzellen, sind offenbar im Vormarsch. Der geffihrlichste Erreger ist der Aspergillus fumigatus, dessen Krankheitsbild bereits in der alten Literatur beschrieben ist. Die Zunahme solcher Mykosen beruht offenbar auf den ethnologischen Bewegungen der Gegenwart, wobei wiederum/iltere Individuen betroffen sind und davon solche, deren WiderstandskraR gemindert zu sein seheint. Die relative Resistenz der Mykosen gegenfiber den Antibiotika und eigene Fehleinschfitzung societfirer Verhaltensnotwendigkeiten dfirften die Verbreitung von Mykosen begfinstigen. 109. H.-G. Schroeder, H. Glanz, O. Kleinsasser (Marburg): Klassifikation und ,,grading" yon Gesichtssch/idelfrakturen Die heute tiblichen Einteilungen der Gesichtsschfidelfrakturen beruhen im wesentlichen auf experimentellen Untersuchungen Le Forts. Bei dem Versuch, ein eigenes Beobachtungsgut zu klassifizieren, zeigt sich, dab sich nur sehr wenige Ffille in die Le Fortsche Klassifikation einffigen lassen. Da in der Praxis durch zunehmende Intensitgt der Gewalteinwirkungen z. B. bei Verkehrsun- ffillen immer neue Frakturkombinationen entstehen, erschien es uns erforder- lich, eine neue Einteilung zu finden. Diese sollte unseren Vorstellungen nach sowohl die Lokalisation der Verletzung als auch den Schweregrad in Form eines ,,grading" berficksichtigen. In unserem traumatologischen Beobachtungsgut aus den Jahren 1973-1979 finden wir unter 1194 Gesichtsverletzungen 504 ausgedehnte Weichteilverlet- zungen, 396 isolierte Frakturen der kn6chernen Nase und 294 Gesichtsschfidel- frakturen. Diese werden unterteilt in laterale und zentrale Gesichtsschfidel- frakturen, wobei die lateralen doppelt so hgufig sind wie die zentralen. Auger den isolierten Frakturtypen wie Jochbogenfrakturen, Orbitabodenfrakturen, Stirnh6hlenvorderwandfrakturen finden sich sowohl bei den lateralen als auch

Klassifikation und „grading“ von Gesichtsschädelfrakturen

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Page 1: Klassifikation und „grading“ von Gesichtsschädelfrakturen

H.-G. Schroeder et al.: Klassifikation und ,,grading" von Gesichtssch/idelfrakturen

Diskussion

635

Die Zerst6rung des Lappens der Tympanoplastik ist leicht zu verstehen, weil wir wissen, dab auch bei intakten Trommelfellen h/iufig eine Perforation durch Ohrmykosen vorkommt.

Wir k6nnen aber nicht die Art der Innenohrsch/idigung durch Pilze erklfiren. Die Vorstellung einer Ototoxizitfit der Clotrimazoll6sung ist durch das Bestehen des Falles der Innenohrschwerh6rigkeit ohne Behandlung mit Clotrimazol zu verwerfen.

Wir sind aber der Meinung, dab die Pilze, und zwar der Aspergillus niger, vielleicht durch Verbreitung der von ihm abgesonderten Toxine in den Innenohrrfiumen oder durch allergische Reaktion diese tiefe Innenohrsch/~di- gung verursachen kann.

Die Tatsache, da/3 bei zahlreichen Aspergillosen des Mittelohres, in Ffillen von Ohrmykosen bei offenen Pauken, keine Innenohrschfidigung vorkam, f~hrt uns zur Hypothese, dab die Operation ein enthemmender Faktor beim Anfall des Innenohres zu Aspergillus bildet.

K. Jatho (Liibeck): Weniger die Geh6rgangsmykosen, sondern die offenbar von den oberen Luftwegen, in Besonderheit aus den Nasennebenh6hlen und Siebbeinzellen, sind offenbar im Vormarsch. Der geffihrlichste Erreger ist der Aspergillus fumigatus, dessen Krankheitsbild bereits in der alten Literatur beschrieben ist. Die Zunahme solcher Mykosen beruht offenbar auf den ethnologischen Bewegungen der Gegenwart, wobei wiederum/iltere Individuen betroffen sind und davon solche, deren WiderstandskraR gemindert zu sein seheint. Die relative Resistenz der Mykosen gegenfiber den Antibiotika und eigene Fehleinschfitzung societfirer Verhaltensnotwendigkeiten dfirften die Verbreitung von Mykosen begfinstigen.

109. H.-G. Schroeder, H. Glanz, O. Kleinsasser (Marburg): Klassifikation und ,,grading" yon Gesichtssch/idelfrakturen

Die heute tiblichen Einteilungen der Gesichtsschfidelfrakturen beruhen im wesentlichen auf experimentellen Untersuchungen Le Forts. Bei dem Versuch, ein eigenes Beobachtungsgut zu klassifizieren, zeigt sich, dab sich nur sehr wenige Ffille in die Le Fortsche Klassifikation einffigen lassen. Da in der Praxis durch zunehmende Intensitgt der Gewalteinwirkungen z. B. bei Verkehrsun- ffillen immer neue Frakturkombinationen entstehen, erschien es uns erforder- lich, eine neue Einteilung zu finden. Diese sollte unseren Vorstellungen nach sowohl die Lokalisation der Verletzung als auch den Schweregrad in Form eines ,,grading" berficksichtigen.

In unserem traumatologischen Beobachtungsgut aus den Jahren 1973-1979 finden wir unter 1194 Gesichtsverletzungen 504 ausgedehnte Weichteilverlet- zungen, 396 isolierte Frakturen der kn6chernen Nase und 294 Gesichtsschfidel- frakturen. Diese werden unterteilt in laterale und zentrale Gesichtsschfidel- frakturen, wobei die lateralen doppelt so hgufig sind wie die zentralen. Auger den isolierten Frakturtypen wie Jochbogenfrakturen, Orbitabodenfrakturen, Stirnh6hlenvorderwandfrakturen finden sich sowohl bei den lateralen als auch

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636 W. Richter und W. Kley: Die naso-ethmoidale Triimmerfraktur

bei den zentralen Gesichtsschfidelfrakturen Kombinationsbr/iche, die wir je nach Schweregrad in laterale und zentrale Mittelgesichtsimpressionsfrakturen Grad I - I I I unterteilen. Weiterhin werden Angaben fiber die Hauptursachen und Hfiufigkeit der einzelnen Typen gemacht.

Diese, aus dem Marburger Krankengut gewonnene mehr praxisbezogene Einteilung gibt uns die M6glichkeit, die Mehrzahl aller vorkommenden Verletzungen zwanglos einzuordnen.

H.-G. Schroeder (Marburg), Schlufiwort: Zu Herrn Richter: Wir fanden die reinen Le Fort-Frakturen in unserem Krankengut fiugerst selten, statt dessen sahen wir sehr Mufig Kombinationsbrtiche. Um verwirrende und falsche Bezeichnungen wie z. B. Le Fort II rechts und Le Fort III links ffir eine Kombinationsfraktur zu vermeiden, wfihlen wir in diesem Falle die Bezeichnung zentrale Mittelgesichtsimpressionsfraktur Grad III. Das bedeutet nicht, dab die Gesiehtsschfidelknochen nicht auch an den von Le Fort beschriebenen Stellen brechen. Die Le Fort-Typen gehen in unsere Klassifikation mit ein, die der Hfiufigkeit und der Ausdehnung der wirklich vorkommenden Frakturen mehr entspricht. Beztige zur spfiter einzuschlagenden Therapie lassen sich ebensogut aus unserer praxisnahen Einteilung herstellen.

II0. W. Richter, W. Kley (Wiirzburg): Die naso-ethmoidale Triimmerfraktur unter besonderer Beriicksichtigung des traumatischen Hypertelorismus

Die einfache dislozierte Fraktur, sowie die schwere Zertrfimmerung des Stirnnasenpfeilers stellen uns vor die Aufgabe, osteoplastisch zu rekonstruieren, da die Stabilisierung von Glabella, Nasion und Frontomaxillare eine wesentliche Voraussetzung ffir die Fixierung des Kauschfidels darstellt.

Die technischen M6glichkeiten, hier zu stabilisieren, sind bekannt. Grundlage aller Betrachtungen und SchluBfolgerungen ist die retrospektive

Studie anhand yon 40 Patienten, die eine zentrale Mittelgesichtszertrfimmerung isoliert oder in Verbindung mit Frakturen des Le Fort-Typs erlitten.

Erster Schritt, die Aufdeckung: Die medianen Lidbfinder bleiben in Verbindung mit einem kn6chernen Fragment des processus frontalis der Maxilla sowie des Trfinenbeines. Im Zuge der Aufdeckung k6nnen wir das Fragment nach lateral verlagern, ohne das Ligament auszul6sen! Wir dfinnen diese Knochen yon innen aus und gewinnen Einblick auf die Infrastruktur.

Zweiter Schritt, Osteosynthese: Seit langem steht ffir die operative, blutige Fixierung die Drahtosteosynthese zur Verffigung. Beginnend in Glabellamitte mug es gelingen, das temporfir lateralisierte Fragment in seiner alten Position zu fixieren. Man stellt die interkanthale Distanz auf die Mittelwerte yon ca. 30 mm beim weiblichen und 35 rnm beim m~innlichen Geschlecht ein. Dies ist bleibend nur von Erfolg beschieden, wenn die U-Form der Nasenwurzel rekonstruiert ist, wenn nach kranial eine lagestabile Osteosynthese an der Stirnh/Shlenvorder- wand, bzw. der Kalotte selbst, erreicht wird und wenn letztlich eine transversale Drahtnaht, das Moment der Lateralisierung auff/ingt. Fehlt nur einer dieser Fixierungspunkte, mug jedenfalls mit Rezidiven bez~glich der Dislokation gerechnet werden, da die Arretierung in den drei senkrecht zueinander stehenden Ebenen nicht komplett ist. Wir wissen, dab die Knochennaht technisch keine M6glichkeit ffir eine funktionell stabile Osteosynthese bietet.