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264 | Biol. Unserer Zeit | 33. Jahrgang 2003 | Nr. 4 BUCHBESPRECHUNGEN | Ebene der Einzelpflanze die Organisa- tion sowie die Steuerung ihrer ver- schiedenen Haushalte als Möglichkei- ten der Anpassung hinzu. Im dritten Kapitel wird die Ebene der Ökosys- teme erreicht. Danach folgt die aus- führliche Darstellung der regionalen und zeitlich langfristigen Bedingun- gen für die Verbreitung und Dynamik von Arten auf der Erde. Schließlich wird nach der Behandlung von Stoff- kreisläufen besonders der Einfluss des Menschen auf die Ökosysteme hervorgehoben. Zahlreiche gute Abbildungen so- wie viele Tabellen und Grafiken er- leichtern das Verständnis. Da Fach- wissen in einigen naturwissenschaft- lichen Disziplinen vorausgesetzt werden muss, finden sich am Ende aller Teilkapitel Angaben über geeig- nete Lehrbücher und Übersichtsarti- kel. Grundlagenwissen kann darüber hinaus auch mit Hilfe der zahlreichen Kästen aufgefrischt werden. Das Lehrbuch richtet sich an fort- geschrittene Biologiestudentinnen und –studenten sowie an Doktoran- den und Dozenten der Botanik, der Geowissenschaften und der Land- schaftsökologie. Für alle, die mit Land- und Forstwirtschaft, Landnut- zung und mit Eingriffen in die Land- schaft zu tun haben, ist es als Nach- schlagewerk zu empfehlen. Dieses Lehrbuch ist von hoher Qualität und Qualität hat ihren Preis. Der Preis sollte deshalb vom Kauf nicht ab- schrecken. Am Ende des Vorworts ist zu lesen: „Die Autoren wünschen sich eine gute Aufnahme ihrer ,Pflanzenökologie‘ durch eine interes- sierte Leserschaft und hoffen auf kon- struktive Kritik, wohl wissend, dass das Schreiben eines Lehrbuchs der gesamten Pflanzenökologie eine schier unlösbare Aufgabe ist.“ Ernst-Detlef Schulze, Erwin Beck, Klaus Müller-Hohenstein: Pflanzen- ökologie. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, Berlin 2002. 846 Seiten, EUR 79,95. ISBN 3-8274-0987-X. Manfred Keil, Neckargemünd PALÄONTOLOGIE | Fundsachen Dieses ist der vierte Band einer at- traktiv aufgemachten Serie, die 1988 eröffnet wurde und seitdem ihren festen Platz in der Paläontologie/ Paläobiologie hat. Band 2 erschien 1990, Band 3 1995, und der hier zu besprechende Band 4 im Jahr 2001. Alle großformatigen Bücher wurden von Werner K. Weidert herausgege- ben, und die Fundgebiete und Auf- schlüsse werden jeweils von fachkun- digen Autoren bearbeitet. Band 4 um- fasst 22 Fundgebiete in Dänemark, Deutschland, Frankreich, Österreich, Schweden, der Schweiz und in Tschechien, von denen einige dem Namen nach jedem Biologen bekannt sein werden, andere nicht. Die Kom- bination von präzisem Text, ein- schließlich Wegbeschreibung zu den Fundstätten, Sammlungen und Museen, sowie hilfreichen und guten Fotos (schwarzweiß und farbig) macht die Lektüre angenehm. Manch ein Leser möchte sich vielleicht zunächst einmal in der Nähe seines Wohnortes umschauen, und dieser Band deckt Mitteleuropa so gut ab, dass jeder etwas Interessantes in sei- ner Nähe finden wird, ob bei Basel, Wien, Leipzig, München oder Köln. Wie auch in den Bänden 1-3 sind zudem die Fundorte gut über die Erd- zeitalter verteilt, vom Kambrium des Tafelberges Kinekulle in Schweden bis zum Quartär des Neandertalers bei Düsseldorf. Das Buch ist ohne Einschränkung für diejenigen zu empfehlen, die mehr über Erdge- schichte und Entfaltung des Lebens in unserem Raum erfahren möchten. Es kann auch gut für Exkursionen eingesetzt werden, um Biologie mit Paläontologie und Landschafts- geschichte anzureichern. Werner K. Weidert (Hrsg.): Klassische Fundstellen der Paläonto- logie, Band IV. Goldschneck-Verlag, Korb 2001. 286 Seiten, EUR 45,50. ISBN 3-926129-32-8. Volker Storch, Heidelberg BOTANIK | Schwergewicht Das fünf Zentimeter dicke Lehrbuch bringt über fünf Pfund auf die Waage. Es ist aber auch inhaltlich ein Schwer- gewicht. In bewundernswerter Ge- meinschaftsarbeit ist es drei Wissenschaftlern gelungen, die Pflanzenökologie in einer bis- her nie erreichten Breite und Tiefe darzustellen. Die Planungen gehen bis auf das Jahr 1994 zurück. Die zeitli- che Distanz bis zur Verwirkli- chung des Projekts begründen die Autoren zu Recht zum einen mit der immensen Stofffülle, die zu bewältigen war, zum anderen mit der unglaublichen Rasanz der Entwick- lung vieler Teilgebiete der Ökologie. Zudem erschwere die fortschreitende Spezialisierung und Zersplitterung der ökologischen Wissenschaft in im- mer mehr Teildisziplinen zunehmend die integrative Zusammenschau. Das Lehrbuch ist klar gegliedert und behandelt in fünf Großkapiteln folgende Teilgebiete: Molekulare Ökophysiologie (Stressphysiologie) Autökologie (Wärme-, Wasser-, Nährstoff- und Kohlenstoffhaushalt der Gesamtpflanze) Ökosystemkunde (Ökosystem- theorie und die Pflanze als Teil von Ökosystemen) Synökologie (Populationsbiologie der Pflanzen und Vegetations- ökologie) Globale Aspekte der Pflanzenöko- logie (Stoffkreisläufe, internationale Abkommen und sozioökonomische Wechselwirkungen). Das erste Kapitel ist zellbiologischen und molekularen Aspekten der An- passung der Pflanzen an ihre Umwelt gewidmet. Der Einfluss von abio- tischem und biotischem Stress wird auf 290 Seiten sehr ausführlich be- handelt. All dies führt zu tieferem Verständnis der Vielfalt, mit der Pflan- zen auf die Variabilität der Lebens- bedingungen auf der Erde reagieren. In der Autökologie kommen auf der

Klassische Fundstellen der Paläontologie von Werner K. Weidert

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264 | Biol. Unserer Zeit | 33. Jahrgang 2003 |Nr. 4

B U C H B E S PR EC H U N G E N |

Ebene der Einzelpflanze die Organisa-tion sowie die Steuerung ihrer ver-schiedenen Haushalte als Möglichkei-ten der Anpassung hinzu. Im drittenKapitel wird die Ebene der Ökosys-teme erreicht. Danach folgt die aus-führliche Darstellung der regionalenund zeitlich langfristigen Bedingun-gen für die Verbreitung und Dynamikvon Arten auf der Erde. Schließlichwird nach der Behandlung von Stoff-kreisläufen besonders der Einflussdes Menschen auf die Ökosystemehervorgehoben.

Zahlreiche gute Abbildungen so-wie viele Tabellen und Grafiken er-leichtern das Verständnis. Da Fach-wissen in einigen naturwissenschaft-lichen Disziplinen vorausgesetztwerden muss, finden sich am Ende aller Teilkapitel Angaben über geeig-nete Lehrbücher und Übersichtsarti-kel. Grundlagenwissen kann darüberhinaus auch mit Hilfe der zahlreichenKästen aufgefrischt werden.

Das Lehrbuch richtet sich an fort-geschrittene Biologiestudentinnenund –studenten sowie an Doktoran-den und Dozenten der Botanik, derGeowissenschaften und der Land-schaftsökologie. Für alle, die mitLand- und Forstwirtschaft, Landnut-zung und mit Eingriffen in die Land-schaft zu tun haben, ist es als Nach-schlagewerk zu empfehlen. DiesesLehrbuch ist von hoher Qualität undQualität hat ihren Preis. Der Preissollte deshalb vom Kauf nicht ab-schrecken. Am Ende des Vorworts istzu lesen: „Die Autoren wünschensich eine gute Aufnahme ihrer,Pflanzenökologie‘ durch eine interes-sierte Leserschaft und hoffen auf kon-struktive Kritik, wohl wissend, dassdas Schreiben eines Lehrbuchs dergesamten Pflanzenökologie eineschier unlösbare Aufgabe ist.“

Ernst-Detlef Schulze, Erwin Beck,Klaus Müller-Hohenstein: PPffllaannzzeenn--öökkoollooggiiee. Spektrum AkademischerVerlag, Heidelberg, Berlin 2002. 846 Seiten, EUR 79,95. ISBN 3-8274-0987-X.

Manfred Keil, Neckargemünd

PA L Ä O N TO LO G I E|FundsachenDieses ist der vierte Band einer at-traktiv aufgemachten Serie, die 1988eröffnet wurde und seitdem ihrenfesten Platz in der Paläontologie/Paläobiologie hat. Band 2 erschien1990, Band 3 1995, und der hier zubesprechende Band 4 im Jahr 2001.Alle großformatigen Bücher wurdenvon Werner K. Weidert herausgege-ben, und die Fundgebiete und Auf-schlüsse werden jeweils von fachkun-digen Autoren bearbeitet. Band 4 um-fasst 22 Fundgebiete in Dänemark,Deutschland, Frankreich, Österreich,Schweden, der Schweiz und inTschechien, von denen einige demNamen nach jedem Biologen bekanntsein werden, andere nicht. Die Kom-bination von präzisem Text, ein-schließlich Wegbeschreibung zu denFundstätten, Sammlungen und Museen, sowie hilfreichen und gutenFotos (schwarzweiß und farbig)macht die Lektüre angenehm. Manchein Leser möchte sich vielleichtzunächst einmal in der Nähe seinesWohnortes umschauen, und dieserBand deckt Mitteleuropa so gut ab,dass jeder etwas Interessantes in sei-ner Nähe finden wird, ob bei Basel,Wien, Leipzig, München oder Köln.Wie auch in den Bänden 1-3 sind zudem die Fundorte gut über die Erd-zeitalter verteilt, vom Kambrium desTafelberges Kinekulle in Schwedenbis zum Quartär des Neandertalersbei Düsseldorf. Das Buch ist ohneEinschränkung für diejenigen zuempfehlen, die mehr über Erdge-schichte und Entfaltung des Lebensin unserem Raum erfahren möchten.Es kann auch gut für Exkursioneneingesetzt werden, um Biologie mit Paläontologie und Landschafts-geschichte anzureichern.

Werner K. Weidert (Hrsg.): KKllaassssiisscchhee FFuunnddsstteelllleenn ddeerr PPaallääoonnttoo--llooggiiee, Band IV. Goldschneck-Verlag,Korb 2001. 286 Seiten, EUR 45,50. ISBN 3-926129-32-8.

Volker Storch, Heidelberg

B OTA N I K|SchwergewichtDas fünf Zentimeter dicke Lehrbuchbringt über fünf Pfund auf die Waage.Es ist aber auch inhaltlich ein Schwer-gewicht. In bewundernswerter Ge-

meinschaftsarbeit ist es dreiWissenschaftlern gelungen, diePflanzenökologie in einer bis-her nie erreichten Breite undTiefe darzustellen.

Die Planungen gehen bis aufdas Jahr 1994 zurück. Die zeitli-che Distanz bis zur Verwirkli-chung des Projekts begründendie Autoren zu Recht zum einen

mit der immensen Stofffülle, die zubewältigen war, zum anderen mit derunglaublichen Rasanz der Entwick-lung vieler Teilgebiete der Ökologie.Zudem erschwere die fortschreitendeSpezialisierung und Zersplitterungder ökologischen Wissenschaft in im-mer mehr Teildisziplinen zunehmenddie integrative Zusammenschau.

Das Lehrbuch ist klar gegliedertund behandelt in fünf Großkapitelnfolgende Teilgebiete:• Molekulare Ökophysiologie

(Stressphysiologie)• Autökologie (Wärme-, Wasser-,

Nährstoff- und Kohlenstoffhaushaltder Gesamtpflanze)

• Ökosystemkunde (Ökosystem-theorie und die Pflanze als Teil vonÖkosystemen)

• Synökologie (Populationsbiologieder Pflanzen und Vegetations-ökologie)

• Globale Aspekte der Pflanzenöko-logie (Stoffkreisläufe, internationaleAbkommen und sozioökonomischeWechselwirkungen).

Das erste Kapitel ist zellbiologischenund molekularen Aspekten der An-passung der Pflanzen an ihre Umweltgewidmet. Der Einfluss von abio-tischem und biotischem Stress wirdauf 290 Seiten sehr ausführlich be-handelt. All dies führt zu tieferemVerständnis der Vielfalt, mit der Pflan-zen auf die Variabilität der Lebens-bedingungen auf der Erde reagieren.In der Autökologie kommen auf der