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Burian, KEH-Berlin Klinikum Nürnberg 15.04.2015 Dr. Ronald Burian Prof. Dr. Albert Diefenbacher, MBA Abteilung für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik Ev. Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge, Berlin Neue Entwicklungen in der Verhaltenstherapie ACT bei Patienten mit somatischer und psychischer Komorbidität

Klinikum Nürnberg 15.04.2015 Neue Entwicklungen in der ...€¦ · - Bei Epilepsie 52% (Jones et al. 2005) - Nach Krebserkrankung 19% (Mitchell et al. 2013) - Bei HIV- Infektion

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  • Burian, KEH-Berlin

    Klinikum Nürnberg

    15.04.2015

    Dr. Ronald Burian

    Prof. Dr. Albert Diefenbacher, MBA

    Abteilung für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik

    Ev. Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge, Berlin

    Neue Entwicklungen in der Verhaltenstherapie

    ACT bei Patienten mit somatischer und psychischer

    Komorbidität

  • Burian, KEH-Berlin

    Übersicht

    • Besonderheiten von Patienten mit somatisch/psychischer Komorbidität

    • Schon wieder eine neue Therapie? Akzeptanz und Commitment- Therapie:

    Warum ACT?

    • Beispiele zur Praktischen Anwendung

    • Zusammenfassung

  • Burian, KEH-Berlin

    Übersicht

    • Besonderheiten von Patienten mit somatisch/psychischer Komorbidität

    • Schon wieder eine neue Therapie? Warum ACT?

    • Beispiele zur Praktischen Anwendung

    • Zusammenfassung

  • Burian, KEH-Berlin

    Depression im Allgemeinkrankenhaus Häufigkeiten

    – Innere Medizin:

    • komorbide Depression konsistent bei ca. 15 %

    • Major Depression: 3,7 - 8,5 %

    – Neurologie: 30 – 50 %

    – Chirurgie: 9 - 18 %

    Arolt 2004

  • Burian, KEH-Berlin

    Depression bei körperlichen Erkrankungen

    • Häufig bei:

    – KHK, Herzinsuffizienz 40%

    – Hirninfarkt 25%

    – Krebserkrankungen 40%

    – Niereninsuffizienz 25%

    – Morbus Parkinson 40%

    – HIV 35%

    – Knochenmarkstransplantation 30%

    – Medikamententherapie

    • (Interferon-a, Propanolol, Prednison etc.)

    (nach Arolt 2003)

  • Burian, KEH-Berlin

    Angststörungen bei körperlichen Erkrankungen

    - Nach Myocardinfarkt 20-30% (Myerczynska et al. 2010)

    - Nach Hirninfarkt 28% (Aström et al. 1995)

    - Bei Multipler Sklerose 36% (Korostil & Feinstein 2007)

    - Bei Epilepsie 52% (Jones et al. 2005)

    - Nach Krebserkrankung 19% (Mitchell et al. 2013)

    - Bei HIV- Infektion 33% (Robertson et al. 2014)

  • Burian, KEH-Berlin

    Psychologische Mechanismen (I)

    • Organische Erkrankungen, zum Teil nicht „heilbar“

    – Trauer um Verlust körperlicher Integrität

    – Angst vor dem ungewissen Verlauf (Progression? Schmerzen?)

    – Depression als Folge von Kontrollverlust/Hilflosigkeit

    • Chronische Schmerzen als aversiver emotionaler Stimulus

    • Bei „überstandenen“ Erkrankungen: Rückfallangst, Fokussierung auf

    Körper-/Symptomwahrnehmung

    • Funktionseinbußen (Paresen, Schwäche, Sensorik etc.) führen zum Verlust

    von Teilhabe und zum Verlust sozialer Verstärker

  • Burian, KEH-Berlin

    Psychologische Mechanismen (II)

    •Sekundäre Suchterkrankungen als Ausdruck fehlgeschlagener Versuche, die

    körperlichen und psychischen Folgen der Erkrankung zu bekämpfen

    •Chronische körperliche Beschwerden, die „rein medizinisch“ nicht behandelt

    werden können (z.B. im Sinn von „Somatisierung“)

  • Burian, KEH-Berlin

    Fallbeispiel (I)

    • 36jährige Patientin mit 2 Schüben einer MS innerhalb von 4 Jahren

    • Keine wesentlichen neurologischen Ausfälle bis auf Kribbelparästhesien re.

    Hand und Bein

    • Leitende Bankangestellte, „Karrierefrau“

    • Zu Leistung und Ordnung erzogen

    • Verheiratet, eine 7-jährige Tochter

    • „Perfekte Therapiecompliance“ mit neurologischer Therapie, Reha mit

    psychologischer Mitbehandlung (Psychoedukation, Krankheitsbewältigung)

    absolviert, gesunder Lebensstil

    • „Ich lasse mich nicht unterkriegen“

  • Burian, KEH-Berlin

    Fallbeispiel (II)

    • Dennoch weiterhin rezidivierende Ängste vor neuem Schub.

    • „Die Angst macht mich fertig“

    • „Muss immer checken, ob alles noch funktioniert“

    • KVT versucht, aber „meine Ängste sind doch real“

    • 18 Monate nach zweitem Schub: ständig abgelenkt, erschöpft, frustriert,

    deprimiert, resigniert

    • Rückzug (familiär, beruflich, Freundeskreis), Übergebrauch von

    Beruhigungsmitteln

    • Lange Krankschrift, drohender Arbeitsplatzverlust

    • Suizidale Krise

  • Burian, KEH-Berlin

    Übersicht

    • Besonderheiten von Patienten mit somatisch/psychischer Komorbidität

    • Schon wieder eine neue Therapie? Warum ACT?

    • Beispiele zur Praktischen Anwendung

    • Zusammenfassung

  • Burian, KEH-Berlin

    ACT ist Kognitive Verhaltenstherapie (I)

    • Entwickelt in den 1980ern durch Steven Hayes, Kelly Wilson und Kirk

    Strosahl

    • ACT steht für:

    – Accept

    – Choose

    – Take action

  • Burian, KEH-Berlin

    ACT ist Kognitive Verhaltenstherapie (II)

    • Ursprünglich entwickelt für Patienten, die von KVT nicht profitiert haben

    • Ausgangspunkt:

    – Ziel von KVT ist, „Kontrolle“ über psychische Prozesse (v.a. Gedanken,

    Gefühle) zu bekommen

    – Bei Menschen mit z.B. chronischen oder „unheilbaren“ Erkrankungen

    können aber diese Versuche das Unkontrollierbare zu kontrollieren zum

    Problem selbst werden.

  • Burian, KEH-Berlin

    Das Problem von Kontroll- und

    Vermeidungsverhalten

  • Burian, KEH-Berlin

    (?)

  • Burian, KEH-Berlin

    (!)

  • Burian, KEH-Berlin

    Psychische Flexibilität und Wertorientierung (I)

    Mit Gedanken und Gefühlen achtsam umgehen lernen

    Wissen, was einem im Leben wichtig ist und darauf zugehen

  • Burian, KEH-Berlin

    Psychische Flexibilität und Wertorientierung (II)

    • Sich dem Leiden gegenüber öffnen (schwierige, schmerzhafte Gedanken,

    Gefühle, Körperwahrnehmungen), statt es kontrollieren zu wollen

    • Nicht Symptome und Beschwerden das Leben kontrollieren lassen, sondern

    sich von dem leiten lassen, was einem im Leben wichtig ist

  • Burian, KEH-Berlin

    The Message:

    By Their

    Nature

    Humans are

    Meant to

    be Like This

  • Burian, KEH-Berlin

  • Burian, KEH-Berlin

    Das Hexaflex - Modell

    Psychische

    Flexibilität

    Dominanz der vorgestellten

    Vergangenheit und Zukunft

    Erlebensvermeidung

    Kognitive

    Fusion

    Festhalten am

    Konzeptselbst

    Mangelnde

    Werteklarheit

    Untätigkeit und

    beharrliches

    Vermeidungs-

    verhalten

    Im Hier-und-Jetzt

    präsent sein

    Klärung von

    Lebenswerten

    Engagiertes

    entschlossenes

    Handeln

    Selbst als Kontext/

    Beobachterselbst

    Kognitive

    Defusion

    Akzeptieren und

    bereit sein

  • Burian, KEH-Berlin

    Übersicht

    • Besonderheiten von Patienten mit somatisch/psychischer Komorbidität

    • Schon wieder eine neue Therapie? Akzeptanz und Commitment- Therapie:

    Warum ACT?

    • Beispiele zur Praktischen Anwendung

    • Zusammenfassung

  • Burian, KEH-Berlin

    1. Offenheit und Bereitschaft

    (Akzeptanz)

    Trigger Verhalten Gewinn

  • Burian, KEH-Berlin

    1. Offenheit und Bereitschaft

    (Akzeptanz)

    Trigger

    Verhalten

    Gewinn

    Beim Treffen mit

    Freunden: Gehe

    früher nach Hause,

    leg mich ins Bett,

    sage das nächste

    Mal ab

    Trainiere bis zur

    Erschöpfung auf

    dem Hometrainer

    Usw.

    Betäube mich mit

    Beruhigungsmitteln

  • Burian, KEH-Berlin

    1. Offenheit und Bereitschaft

    (Akzeptanz)

    Trigger

    Verhalten

    Gewinn

    Bemerke

    Kribbelparästhesien:

    Unruhe, bin

    abgelenkt,

    Frustration

    Beim Treffen mit

    Freunden: Gehe

    früher nach Hause,

    leg mich ins Bett,

    sage das nächste

    Mal ab

    Ich denke „du musst

    was gegen die MS

    tun“

    Trainiere bis zur

    Erschöpfung auf

    dem Hometrainer

    Körperwahrnehmun

    gen (Parästesien)

    und Ängste kehren

    wieder

    Usw.

    Betäube mich mit

    Beruhigungsmitteln

  • Burian, KEH-Berlin

    1. Offenheit und Bereitschaft

    (Akzeptanz)

    Trigger

    Verhalten

    Gewinn

    Bemerke

    Kribbelparästhesien:

    Unruhe, bin

    abgelenkt,

    Frustration

    Beim Treffen mit

    Freunden: Gehe

    früher nach Hause,

    leg mich ins Bett,

    sage das nächste

    Mal ab

    Anspannungs-

    reduktion

    Ich denke „du musst

    was gegen die MS

    tun“

    Trainiere bis zur

    Erschöpfung auf

    dem Hometrainer

    Selbstbestätigung,

    hart an meinem

    Problem zu arbeiten

    Körperwahrnehmun

    gen (Parästesien)

    und Ängste kehren

    wieder

    Usw.

    Betäube mich mit

    Beruhigungsmitteln

    Angstreduktion

  • Burian, KEH-Berlin

    1. Offenheit und Bereitschaft

    (Akzeptanz)

    Trigger

    Verhalten

    Gewinn

    Kosten

    Bemerke

    Kribbelparästhesien:

    Unruhe, bin

    abgelenkt,

    Frustration

    Beim Treffen mit

    Freunden: Gehe

    früher nach Hause,

    leg mich ins Bett,

    sage das nächste

    Mal ab

    Anspannungs-

    reduktion

    Verliere den Kontakt

    zu meinen Freunden

    Ich denke „du musst

    was gegen die MS

    tun“

    Trainiere bis zur

    Erschöpfung auf

    dem Hometrainer

    Selbstbestätigung,

    hart an meinem

    Problem zu arbeiten

    Bewegung macht

    keinen Spaß

    Körperwahrnehmun

    gen (Parästesien)

    und Ängste kehren

    wieder

    Usw.

    Betäube mich mit

    Beruhigungsmitteln

    Angstreduktion Bin zu müde um mit

    meiner Tochter zu

    spielen

  • Burian, KEH-Berlin

    1. Offenheit und Bereitschaft

    (Akzeptanz)

    • Kreative Hoffnungslosigkeit:

    – „Nach allem, was sie probiert haben, um mit ihren

    Beschwerden und Ängsten zurecht zu kommen: hat es

    geholfen, dass sie jetzt ihr Leben so führen, das es für sie

    wertvoll und wichtig ist?“

  • Burian, KEH-Berlin

    Das ständige Ringen mit unerwünschten Gedanken, Gefühlen

    oder Schmerzen ist wie strampeln im Treibsand

    • Quelle: www.DVD-Forum.at

    treibsand.jpg

  • Burian, KEH-Berlin

    Akzeptanz: Eine Haltung der Offenheit

    • Quelle:http://img.fotocommunity.com/images/Tierfotografie/Zoo-Wildpark-Falknerei/Auch-Eisbaeren-spielen-Toter-Mann-a25468335.jpg

  • Burian, KEH-Berlin

    2. Präsent sein im Hier und Jetzt

    (Achtsamkeit)

    • Nur im „Hier und Jetzt“ berühren wir das Leben

    (Thich Nhat Hanh)

    – Aus Grübeln/Hadern mit der Vergangenheit und Sorgen vor der Zukunft

    herauskommen

    – Annehmen und loslassen lernen

    – Achtsamkeit bedeutet Exposition!

    – Fragen: „Was ist jetzt?“ -> “Darf das da sein?“

    – Formale Übungen: z.B. Atemkonzentration, Körperachtsamkeit, Body

    Scan, 5 Sinne – Übungen usw.

  • Burian, KEH-Berlin

    Achtsamkeit bei ACT ist kein Selbstzweck

    Mit Gedanken und Gefühlen achtsam umgehen lernen

    Wissen, was einem im Leben wichtig ist und darauf zugehen

  • Burian, KEH-Berlin

    3. Defusion

    • Es geht in ACT nicht darum, den Inhalt der Gedanken zu verändern,

    sondern die Perspektive auf die Gedanken

    • Grundlagentheoretischer Hintergrund: Relational Frames Theory (RFT)

    (Barnes-Holmes, McHughes, Törneke)

    • Gesprächstechnik: Verstand als 3. Person behandeln

    1. Verstand validieren als Problemlöser

    2. Hinterfragen

    • „Was sagt Ihnen Ihr Verstand, darüber, dass...?“

    • „Wozu führt es Sie, wenn wenn Sie Ihrem Verstand diesen Gedanken

    abkaufen...?“

  • Burian, KEH-Berlin

    3. Defusion

  • Burian, KEH-Berlin

    4. Beobachter-Selbst (I) (Selbst als Kontext)

    • Defusion von der Fixierung auf ein starres Selbstbild und starre Regeln („Ich

    muss immer...“, „Ein Mann darf nicht...“, „Eine Frau muss immer...“

    • Sondern:

    – „Wer kann dies alles wahrnehmen?“

    – „Bemerken Sie, dass es in Ihnen einen Ort gibt, von dem aus Sie dies

    alles beobachten können?“

    • Perspektivwechsel „Ich, hier und jetzt nehme wahr...und verhalte

    mich...

  • Burian, KEH-Berlin

    4. Selbst als Kontext (II)

    • Fallbeispiel:

    – Fusion mit starrem Selbstkonzept: „Ich war immer eine Frau, die ihr

    Leben super im Griff hat. Was bin ich jetzt? Ein jammernder Haufen

    Angst.“

    – Perspektivwechsel: „Ich (hier, jetzt) nehme war, das mein

    Verstand mir sagt „wenn du krank bist, dann taugst du

    nichts“. Ich bin mir bewusst, dass mir der Kontakt zu Familie/

    Freunden aber wichtig ist. Deshalb will ich mit meiner

    Tochter spielen und meine Freunde treffen, auch wenn es

    heißt, die Angst dorthin mitzunehmen.“

  • Burian, KEH-Berlin

    5. Werte

    Quelle: http://static.panoramio.com/photos/original/18093192.jpgm

  • Burian, KEH-Berlin

    5. Werte in ACT

    • Es geht um nichts

    Geringeres als ein

    sinnerfülltes Leben.

    • http://bilder.buecher.de/produkte/07/07774/07774958n.jpg

  • Burian, KEH-Berlin

    5. Was sind Werte ?

    Frei gewählte Leitprinzipien, wie wir uns grundsätzlich

    verhalten möchten

    • Beschreibung durch Verben („Für meine Gesundheit sorgen.“) oder

    Adverbien („Eine liebende Mutter sein.“)

    • Richtungsweisend – nie „abgeschlossen“

    • Subjektiv sinnvoll, erfüllend

  • Burian, KEH-Berlin

    Kompass- Metapher

  • Burian, KEH-Berlin

    4. Werte und Ziele- Ziele und Werte

    (?)

    Ein liebevoller Partner sein Heiraten

    5 kg abnehmen Für meine Gesundheit sorgen

    Ein großes Haus haben Meine Familie unterstützen

    Anderen mit Wärme begegnen Mindestens 5 gute Freunde

    haben

    Partner nicht mehr zu

    kritisieren

    Dem Partner Verständnis

    entgegenzubringen

  • Burian, KEH-Berlin

    5. Methoden zur Klärung von Werten (I)

    Grundsätzliche Fragen

    • „Was ist Ihnen eigentlich wichtig?“

    • „Worum soll es in Ihrem Leben wirklich gehen?“

    • „Wofür soll Dein Leben stehen?“

  • Burian, KEH-Berlin

    5. Methoden zur Klärung von Werten (II)

    Gute Beobachtung:

    Emotionen treten auf

    - Tränen

    - leuchtende Augen

    - Strahlendes Lächeln

    Sprechweise verändert sich- meist: Verlangsamung

    Stimmfärbung verändert sich

    „Im Schmerz liegt ein Wert verborgen“

  • Burian, KEH-Berlin

    5. Methoden zur Klärung von Werten (III)

    Praktische Übungen

    •Grabsteinübung

    •Bei der eigenen Trauerfeier dabei sein (Hayes)

    •Rede zum 50./60./80. Geburtstag

    •Ein idealer Tag

    •Karten sortieren

    •Collagen

    •Lebenslinie

  • Burian, KEH-Berlin

    6. Engagiertes Handeln Zieldefinitionen mit ACT

    Unterschied zu vielen anderen Therapien: Hauptziel ist nicht die Beseitigung

    von Symptomen, sondern „Psychische Flexibilität“ und werte-geleitetes

    Handeln

    •So konkret wie möglich „Schritt für Schritt:

    – Was?

    – Wann?

    – Wo?

    – Wie?

    – Mit wem?

    – Barrieren?

    • Innere?

    • Äußere?

  • Burian, KEH-Berlin

    6. Engagiertes Handeln Von Werten zu Zielen

    • „Was könnten Sie in der kommenden Woche tun, das Sie ihrem Wert, eine

    fürsorgliche Mutter für ihre Tochter zu sein, ein kleines Stück näher bringt?“

    • „Woran könnte ihr Partner in der kommenden Woche erkennen, dass sie

    sich auf ihren Wert, eine liebevoller Partnerin zu sein, einen Schritt weit zu

    bewegen?“

  • Burian, KEH-Berlin

    Zur Therapeutischen Haltung in ACT (I)

    • Wer von uns kennt „Leiden“ – durch Schmerzen, Trauer, Verluste, Angst,

    Ärger ....?

    • Wer von uns kennt das Gefühl, wie „Gefangen“ oder „Festgefahren“ zu sein

    in diesen belastenden oder schmerzhaften Gefühlen und Gedanken?

  • Burian, KEH-Berlin

    Leiden ist Menschlich

    • Jeder Mensch kennt Leiden. Es ist unvermeidlich in der menschlichen

    Existenz.

    • Therapeuten nutzen die gleichen Strategien wie Patienten, um mit Leiden

    umzugehen.

  • Burian, KEH-Berlin

    Zur Therapeutischen Haltung in ACT (I) Leiden und „Leiden“

    • Oft entstehen aber Leiden und psychische Krankheit erst aus dem Versuch,

    dass natürliche Leiden „weg haben“ zu wollen

    • Bei ACT ist der Therapeut sich seiner eigenen Vermeidungsstrategien sehr

    bewusst. Aus dieser einfühlenden Perspektive wird alles, was der Patient

    sagt und tut validiert.

    • Der Therapeut bemüht sich um „Präsenz im Hier und Jetzt“ und lebt

    „Defusion“ vor: „Ich bemerke, mein Verstand sagt mir grad ...“

    • Statt über „wahr oder unwahr“ zu disputieren, geht es allein um die

    Dienlichkeit eines Verhaltens.

  • Burian, KEH-Berlin

    Übersicht

    • Besonderheiten von Patienten mit somatisch/psychischer Komorbidität

    • Schon wieder eine neue Therapie? Warum ACT?

    • Beispiele zur Praktischen Anwendung

    • Zusammenfassung

  • Burian, KEH-Berlin

    Wirksamkeitsnachweise

    • Reviews und Meta-Analysen zeigen zumeist vergleichbare Wirksamkeit wie

    etablierte Verfahren, v.a. KVT (Hayes 2006, Powers 2009, Swain 2013, Öst

    2014). Methodisches Problem jedoch: ACT fokussiert nicht auf

    Symptomreduktion (Pleger et al. 2014)

    • American Psychological Association (APA) 2014 :

    – Für chronische Schmerzen: „strong research support“

    – Für Depression, Angsstörungen („mixed anxiety“), Zwangsstörungen und

    Psychosen: „modest research support“

  • Burian, KEH-Berlin

    LITERATUR

    • Russ Harris

    • „ACT made simple“ – „ACT leicht gemacht“

    • „The happiness trap“ (Self help) – „Wer seinem Glück hinterher rennt, läuft daran vorbei“

    • Hayes et al.:

    » „Learning ACT“ – „ACT Training“

    • M Wengenroth:

    » „Das Leben annehmen“

  • Burian, KEH-Berlin

    MEHR ZU ACT

    ACT im Netz:

    ACBS: www.contextualpsychology.org

    ACT Deutschsprachig (DGKV): www.kontextundverhalten.org

    Mit aktuellem Fortbildungs- Kalender!

    ACBS World Conference in Berlin: 14.-19-07.2014

    ACT- Einsteigerkurse in Berlin:

    –Termine über www.sia-berlin.de

    [email protected]

    http://www.contextualpsychology.orghttp://www.kontextundverhalten.org

  • Burian, KEH-Berlin

    Zusammenfassung

    • Bei Patienten mit körperlichen Erkrankungen, die mit psychischen

    Störungen verbunden sind, greifen die gängigen Therapiemethoden oft zu

    kurz

    • ACT fokussiert auf „psychische Flexibilität“, d.h. den Umständen

    angepasstes Verhalten, das sich danach richtet, was der Betroffene als

    wertvoll und sinnhaft im Leben anstrebt.

    • ACT liegt ein komplexes Konzept menschlichen Glücks und Leidens

    zugrunde. Dies macht ACT störungs-übergreifend und präventiv anwendbar.

    • Ebenso lassen ACT- Prozesse gut in andere therapeutische Ansätze

    integrieren.

  • Burian, KEH-Berlin

    Vielen Dank für die Aufmerksamkeit! Akzeptanz ist kein Schritt, sondern ein Sprung.

  • Burian, KEH-Berlin

    Fallbeispiel (I)

    • Die Patientin (32 J., Epilepsie und Agoraphobie, Mutter zweier Kinder) sagt:

    „Es geht nicht, ich hab zu viel Angst“

    Therapeut:

    • „Das kann ich gut verstehen. Sie haben auf der Straße schon epileptische

    Anfälle erlebt und ihr Verstand sagt ihnen: Geh da nicht raus. Das würde

    wohl allen so gehen, dass man da nicht raus gehen will.“

    – (Normalisierung, Validation)

    • „Wenn sie da nicht raus gehen, geht ja auch das Angstlevel runter und es

    geht ihnen erst mal besser, richtig?“

    – (kurzfristiger Gewinn wird benannt)

  • Burian, KEH-Berlin

    Fallbeispiel (I)

    • „Und langfristig? Führen sie wirklich das Leben, dass sie führen möchten,

    wenn sie ihrem Verstand diesen Gedanken immer wieder abkaufen: „Ich

    hab zu viel Angst, darum geht’s nicht“?

    – (Verstand wird „personalisiert“ -> Defusion. Dienlichkeit des Verhaltens

    in Bezug auf „Lebenswerte“ wird hinterfragt)

    • „Wenn es bedeuten könnte, dass sie mehr der Mensch sein könnten, der sie

    im Grunde ihres Herzens sein möchten- wären sie bereit, sich der Angst ein

    wenig zu öffnen, ihr ein bisschen Raum zu geben?“

    – (Bereitschaft/Akzeptanz wird erfragt, Motivation durch Werte. Es kann

    sich nun eine Expositionsübung anschließen.)