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Aus dem Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie der Ruhr-Universität Bochum Direktor: Prof. Dr. med. H. J. Trampisch Klinischer Verlauf von Patienten mit Hüftfraktur Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Medizin einer Hohen Medizinischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum vorgelegt von Katrin Becher aus Herdecke 2005

Klinischer Verlauf von Patienten mit Hüftfraktur · Aus dem Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie der Ruhr-Universität Bochum Direktor: Prof. Dr. med

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Aus dem Institut für

Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

der Ruhr-Universität Bochum

Direktor: Prof. Dr. med. H. J. Trampisch

Klinischer Verlauf von

Patienten mit Hüftfraktur

Inaugural-Dissertation

zur

Erlangung des Doktorgrades der Medizin

einer

Hohen Medizinischen Fakultät

der Ruhr-Universität Bochum

vorgelegt von

Katrin Becher

aus Herdecke

2005

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Dekan: Prof. Dr. med. G. Muhr

1. Referent: PD Dr. med. S. Lange

Koreferent: Prof. Dr. rer. Nat. H. J. Trampisch

Tag der mündlichen Prüfung: 4. April 2006

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Inhaltsverzeichnis

1 EINLEITUNG ......................................................................................................................................... 1

1.1 Grundlagen der vorliegenden Arbeit .................................................................................................... 1 1.1.1 Hintergründe zur vorliegenden Arbeit ........................................................................................ 1 1.1.2 Bedeutung der FX-Register-Studie ............................................................................................. 1

1.2 Fragestellungen der vorliegenden Arbeit.............................................................................................. 4 1.2.1 Hauptfragestellung ...................................................................................................................... 4

1.2.1.1 Hüftfraktur und Pflegebedürftigkeit.............................................................................. 4 1.2.2 Nebenfragestellungen.................................................................................................................. 4

1.2.2.1 Spezielle Einflussfaktoren auf eine Pflegebedürftigkeit: Gehfähigkeit und Mobilität. 4 1.2.2.2 Allgemeine Einflussfaktoren auf eine Pflegebedürftigkeit: Alter, Geschlecht, ASA-

Klassifikation, Begleiterkrankungen............................................................................. 6

1.3 Hüftfrakturen .......................................................................................................................................... 8 1.3.1 Inzidenz von Hüftfrakturen ......................................................................................................... 8 1.3.2 Ursachen für Hüftfrakturen ......................................................................................................... 8 1.3.3 Therapie von Hüftfrakturen....................................................................................................... 10 1.3.4 Prävention von Hüftfrakturen ................................................................................................... 11 1.3.5 Pathophysiologie der Osteoporose und Osteoporosetherapie ................................................... 12

2 MATERIAL UND METHODE ........................................................................................................... 15

2.1 Studiendesign / FX-Register-Studie..................................................................................................... 15

2.2 Studienplanung und –ablauf ................................................................................................................ 16

2.3 Allgemeine Patientenstatistik ............................................................................................................... 18 2.3.1 Patientenzahl ............................................................................................................................. 18 2.3.2 Aufnahmezeitpunkt ................................................................................................................... 22 2.3.3 Altersverteilung......................................................................................................................... 23 2.3.4 Geschlechterverteilung.............................................................................................................. 26

3 ERGEBNISSE ....................................................................................................................................... 27

3.1 Ergebnisse der Hauptfragestellung ..................................................................................................... 27 3.1.1 Hüftfraktur und Pflegebedürftigkeit.......................................................................................... 27

3.2 Ergebnisse der Nebenfragestellungen ................................................................................................. 33 3.2.1 Spezielle Einflussfaktoren auf eine Pflegebedürftigkeit ........................................................... 33 3.2.2 Allgemeine Einflussfaktoren auf eine Pflegebedürftigkeit ....................................................... 40 3.2.3 Begleiterkrankungen der Patienten ........................................................................................... 48

4 DISKUSSION ........................................................................................................................................ 54

5 ZUSAMMENFASSUNG ...................................................................................................................... 59

6 LITERATURVERZEICHNIS ............................................................................................................. 60

7 DANKSAGUNG.................................................................................................................................... 66 8 LEBENSLAUF....................................................................................................................................... 67

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Tabellenverzeichnis Tab. 1: ASA-Klassifikation...................................................................................................... 6 Tab. 2: Patientenzahl ............................................................................................................. 19 Tab. 3: Frakturart nach Erhebungsklinik........................................................................... 19 Tab. 4: Frakturart bei Hüftfraktur ...................................................................................... 20 Tab. 5: Frakturtyp bei alleiniger Hüftfraktur (Akutklinik ohne fehlende Frakturart).. 21 Tab. 6: Aufnahmezeitpunkt .................................................................................................. 22 Tab. 7: Altersverteilung......................................................................................................... 24 Tab. 8: Altersverteilung nach Geschlecht (ohne fehlende Angabe bei Geschlecht)......... 25 Tab. 9: Geschlechterverteilung ............................................................................................. 26 Tab. 10: Einweisungsart nach Erhebungsklinik ................................................................. 28 Tab. 11: Entlassungsart nach Erhebungsklinik (ohne Verstorbene, fehlende ................. 29 Angabe oder Mehrfachnennungen)...................................................................................... 29 Tab. 12: Entlassungsart nach Einweisungsart in die Akutklinik ...................................... 30 Tab. 13: Entlassungsart nach Einweisungsart in die Rehaklinik ..................................... 31 Tab. 14: In der Klinik verstorben......................................................................................... 32 Tab. 15: Gehfähigkeit vor Unfallereignis (ohne fehlende Angaben oder

Mehrfachantwort)......................................................................................................... 33 Tab. 16: Gehfähigkeit bei Aufnahme in die Rehaklinik ..................................................... 34 (ohne fehlende Angaben oder Mehrfachantwort) ............................................................... 34 Tab. 17: Gehfähigkeit bei Entlassung ................................................................................. 35 (ohne fehlende Angaben oder Mehrfachantwort) ............................................................... 35 Tab. 18: Ausschlussgründe bei der Betrachtung neuer Pflegebedürftigkeit.................... 37 Tab. 19: Vergleich der Patienten mit vs. ohne neue Pflegebedürftigkeit nach................. 39 Gehfähigkeit vor dem Unfallereignis.................................................................................... 39 Tab. 20: Vergleich der Patienten mit versus ohne neue Pflegebedürftigkeit ................... 40 nach Alter................................................................................................................................ 40 Tab. 21: Vergleich der Patienten mit versus ohne neue Pflegebedürftigkeit ................... 41 nach Geschlecht ...................................................................................................................... 41 Tab. 22: Vergleich der Patienten mit versus ohne neue Pflegebedürftigkeit: .................. 42 Tab. 23: Vergleich der Patienten mit versus ohne neue Pflegebedürftigkeit ................... 43 nach Frakturart...................................................................................................................... 43 Tab. 24: Vergleich der Patienten mit versus ohne neue Pflegebedürftigkeit ................... 44 nach Frakturtyp (Akutklinik) ............................................................................................... 44 Tab. 25: Körpermasseindex (BMI) nach WHO .................................................................. 44 Tab. 26: Vergleich der Patienten mit versus ohne neue Pflegebedürftigkeit ................... 45 nach BMI................................................................................................................................. 45 Tab. 27: Vergleich der Patienten mit versus ohne neue Pflegebedürftigkeit ................... 45 nach systolischem Blutdruck................................................................................................. 45 Tab. 28: Vergleich der Patienten mit versus ohne neue Pflegebedürftigkeit ................... 46 nach Zeit des Frakturereignisses bis zur Operation ........................................................... 46 Tab. 29: Vergleich der Patienten mit versus ohne neue Pflegebedürftigkeit ................... 47 nach ASA-Klassifikation........................................................................................................ 47 Tab. 30: Zusammenfassung der vorliegenden Begleiterkrankungen................................ 48 Tab. 31: Vergleich der Patienten mit vs. ohne neue Pflegebedürftigkeit.......................... 49 nach Begleiterkrankung: Hypertonie & Diabetes mellitus ................................................ 49 Tab. 32: Vergleich der Patienten mit versus ohne neue Pflegebedürftigkeit ................... 50 nach Begleiterkrankung: Koronare Herzerkrankung (KHK) & ...................................... 50 Zustand nach Myokardinfarkt ............................................................................................. 50

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Tab.33: Vergleich der Patienten mit vs. ohne neue Pflegebedürftigkeit........................... 51 nach Begleiterkrankung: Periphere arterielle Durchblutungsstörung (DBS) ................. 51 & Zustand nach Apoplex/Transitorisch ischämischer Attacke (TIA) .............................. 51 Tab. 34: Vergleich der Patienten mit vs. ohne neue Pflegebedürftigkeit.......................... 52 nach Begleiterkrankung: Arthrose, entzündlich-rheumatische Erkrankung .................. 52 & chronisch obstruktive Atemwegserkrankung (COPD) .................................................. 52 Tab. 35: Vergleich der Patienten mit vs. ohne neue Pflegebedürftigkeit.......................... 53 nach Begleiterkrankung: Malignom, Nierenfunktionsstörung & Varikosis .................... 53

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Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Frakturart bei Hüftfraktur 20 Abbildung 2: Aufnahmezeitraum 23 Abbildung 3: Geschlechterverteilung 26 Abbildung 4: Patientenströme 38

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1 Einleitung

1.1 Grundlagen der vorliegenden Arbeit

1.1.1 Hintergründe zur vorliegenden Arbeit

Die vorliegende Arbeit beschreibt den klinischen Verlauf von Patienten mit einer

Hüftfraktur und, wenn vorhanden, einer zusätzlichen distalen Radiusfraktur. Unter

den Begriff Hüftfraktur, der im Folgenden Erwähnung findet, werden bei

vorliegendem Kollektiv hüftgelenksnahe Frakturen, Oberschenkelhals- und

pertrochantäre, sowie sonstige, d.h. nicht definierte Femurfrakturen subsummiert.

Die Auswertung basiert auf Daten der FX-Register-Studie, eines Registers für

Hüftfrakturen und Unterarmfrakturen in Deutschland, sie schließt jedoch in der

Betrachtung den Anteil des Patientenkollektivs mit einer alleinigen Unterarm-

oder einer anderweitigen nichthüftgelenksnahen Fraktur aus.

Es werden vorrangig die Frage eines frakturbedingten Verlustes der

Selbständigkeit der Patienten im Alltag bzw. der möglichen Entwicklung einer

Pflegebedürftigkeit gestellt sowie Einflussfaktoren auf den klinischen

Krankheitsverlauf untersucht.

Rückschlüsse auf die Entwicklung einer Pflegebedürftigkeit werden an Hand der

Entlassungsdaten im Vergleich zu den Aufnahmedaten und Angaben zum

Zeitraum vor dem Unfallereignis gezogen. Es wird untersucht, ob die Entlassung

der Patienten erneut nach Hause oder erstmalig in ein Pflegeheim erfolgte, und

welche Einflussfaktoren bei der Entstehung einer Pflegebedürftigkeit eine Rolle

gespielt haben könnten.

1.1.2 Bedeutung der FX-Register-Studie

Die Wichtigkeit der Untersuchung und Dokumentation klinischer Verläufe von

Patienten mit Hüftfraktur liegt zunächst in der hohen Inzidenz der Hüftfrakturen

in Deutschland, mit über 100.000 Fällen pro Jahr (Pientka und Friedrich, 1999;

Runge und Schacht, 1999). Die Inzidenz wird sich laut WHO in Folge allgemein

steigender Lebenserwartung in den westlichen Industrienationen bis zum Jahr

2025 bzw. 2030 mindestens verdoppeln oder sogar verdreifachen (Kannus et al.,

1999).

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Eine oft ursächliche Osteoporose stellt dabei ein prioritäres Gesundheitsproblem

dar (Wiesner, 1998 aus: Bestehorn, 2002).

Bei der genauen Osteoporoseprävalenz bzw. -inzidenz muss jedoch auf

Schätzungen zurückgegriffen werden, da meist nur Zahlen zu einzelnen

Frakturtypen vorliegen, die Gesamtzahl der betroffenen Patienten jedoch schwer

erfasst werden kann (Ringe, 1995).

Für die Bundesrepublik Deutschland, einer Bevölkerung mit rund 80 Mio.

Menschen, wird von über 5 Mio. bzw. 6-8 Mio. Osteoporosepatienten

ausgegangen, wobei Frauen zwei- bis dreimal häufiger betroffen sind (Scharla et

al., 2004 bzw. Ringe, 1995).

Demnach sind 7.5-10.0 % der Bevölkerung betroffen, wobei weniger als 25.0 %

der Osteoporosepatienten frühzeitig diagnostiziert und adäquat behandelt werden

(Ringe, 1995; Scharla et al., 2004).

Neben der gesundheitlichen Problematik einer Hüftfraktur wird auch die

wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung dieser Erkrankung durch die hohe

Anzahl der Patienten deutlich, die nach der Krankenhausentlassung erstmalig und

dauerhaft in ein Pflegeheim eingewiesen werden müssen. Es wird von einem

10%-igen Patientenanteil ausgegangen, der nach einer hüftgelenksnahen Fraktur

bzw. einem 20%-igen Anteil, der nach einem Oberschenkelhalsbruch

pflegebedürftig wird (Wiesner 1998 aus: Bestehorn, 2002 bzw. Scharla et al.,

2004), insbesondere bei fehlender Betreuung durch Angehörige. Das bedeutet,

dass bei jedem fünften Patienten nach einer Hüftfraktur eine Pflegebedürftigkeit

vorliegt (Lange, 2003; Icks, 2003), und umgekehrt etwa 40.0 % aller

Pflegeheimeinweisungen aus einem Sturz resultieren (Pientka et al., 2003), der in

1.0-2.0 % eine proximale Femurfraktur zur Folge hat (Icks, 2003).

In etwa der Hälfte der Fälle (Scharla et al., 2004) stellt eine Hüftfraktur insgesamt

eine einschneidende Veränderung der sozialen und qualitativen

Lebensgewohnheiten dar (Rosso et al., 1992 aus: Simanski et al., 2002).

Dieser Verlust an Lebensqualität v. a. bei einer anhaltenden Pflegebedürftigkeit

geht des Weiteren mit einer finanziellen Belastung für die Solidargemeinschaft

einher (Pientka und Friedrich, 1999). Allein die unmittelbaren Behandlungskosten

von Hüftfrakturen liegen bundesweit bei über einer Milliarde Euro pro Jahr, die

Langzeitkosten nicht mit einbezogen (Icks, 2003). Aus diesem Grund sollte eine

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Effektivitätsanalyse jeglicher Interventionen in Betracht gezogen werden, um

adäquate Schlussfolgerungen bzgl. einer in jeder Hinsicht effizienten Therapie

ziehen zu können (Pientka und Friedrich, 1999).

Die Therapie darf hierbei nicht nur in der operativen und nicht-operativen

Versorgung der Frakturen gesehen werden, sondern zunächst in der

Frakturprävention (Pientka et al., 2003), was einerseits an Hand der hohen

Inzidenzrate von Hüftfrakturen pro Jahr deutlich wird, sowie der immer noch

hohen Mortalitätsraten nach Hüftfraktur (Pientka et al., 2003) insbesondere in

hohem Alter (Roberts and Goldacre, 2003), trotz der allgemein kontinuierlichen

Verminderung der peri- und postoperativen Letalität auf Grund medizinischer

Fortschritte (Kernek et al., 1990).

Die Angaben zur Sterblichkeit in Folge einer Hüftfraktur, die im Wesentlichen auf

Begleitfaktoren wie Bettlägerigkeit, Infektionen, Herz- und

Kreislauferkrankungen zurückzuführen ist, variieren in der Literatur national

sowie international. Im Durchschnitt versterben laut europäischer Studien etwa

20-25 % der Patienten in den ersten sechs Monaten (Pientka et al., 2003) bzw. 25-

30 % innerhalb des ersten Jahres nach einer Hüftfraktur (Simanski et al., 1999;

Icks, 2003).

Bei männlichen Patienten ist eine höhere Sterblichkeit nach einer Hüftfraktur zu

verzeichnen als bei weiblichen Patienten (Davidson et al., 2001; Walker et al.,

1999).

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1.2 Fragestellungen der vorliegenden Arbeit

1.2.1 Hauptfragestellung

1.2.1.1 Hüftfraktur und Pflegebedürftigkeit

Die vorliegende Teilauswertung der FX-Registerdaten bezieht sich in der

Hauptfragestellung auf die Pflegebedürftigkeit des Patientenkollektivs vor und

nach dem Akutereignis bzw. den Klinikaufenthalten.

Es werden die Aufnahmedaten mit den Entlassungsdaten der untersuchten

Patienten hinsichtlich ihres Selbstständigkeitsstatus und sozialen Umfeldes, wie

z.B. der Wohnsituation, verglichen. Dabei erfolgt eine Differenzierung nach der

verschiedenen Art der Aufnahmekliniken (Akut- bzw. Rehakliniken).

1.2.2 Nebenfragestellungen

Die Nebenfragestellungen beziehen sich auf mögliche Einflussfaktoren auf den

klinischen Verlauf, insbesondere bezüglich einer erstmaligen Pflegebedürftigkeit

der Patienten. Es werden für eine Hüftfraktur spezifische Einflüsse, wie die

Gehfähigkeit bzw. Mobilität vor dem Frakturereignis untersucht und auch

allgemeine Faktoren wie das Alter, das Geschlecht, der Allgemeinzustand (ASA-

Klassifikation der American Society of Anesthesiologists) und evtl. vorhandene

Begleiterkrankungen mit in die Betrachtung einbezogen.

1.2.2.1 Spezielle Einflussfaktoren auf eine Pflegebedürftigkeit: Gehfähigkeit und Mobilität

In engem Zusammenhang mit der Selbständigkeit bzw. einer Pflegebedürftigkeit

der Patienten steht deren Gehfähigkeits- bzw. Mobilitätsentwicklung.

Der Grad der postoperativen Mobilität ist maßgeblich vom Alter, dem

Aktivitätszustand der Patienten vor dem Unfallereignis und der Frakturart, d.h.

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auch der daraus resultierenden, meist operativen, Versorgung abhängig (Smektala

et al., 2001).

Etwa 50 % aller Patienten mit einer Hüftfraktur erlangen nach dem Akutereignis

ihre ursprüngliche Mobilität nicht mehr zurück (Icks, 2003), wobei die Prognose

bei Patienten unter 75 Jahren ein Jahr postoperativ günstiger ist als bei älteren

Patienten (Simanski et al., 2001).

Neben dem geringeren Alter hat auch die Art der Fraktur einen besonderen

Einfluss auf die Prognose, wobei für Patienten mit einer lateralen

Oberschenkelhalsfraktur die günstigste Prognose besteht (Smektala et al., 2001).

Bei den subtrochantären Frakturen dagegen ist der größte Mobilitätsverlust zu

verzeichnen (Simanski et al., 2002).

Dauerhafte Schmerzzustände können ebenfalls für eine Mobilitätseinschränkung

verantwortlich sein. 27 % der Patienten klagen noch ein Jahr nach dem

Akutereignis über anhaltende Schmerzen (Davidson et al., 2001).

Allerdings stellt die Einschätzung der Schmerzsituation bei multimorbiden, häufig

kognitiv beeinträchtigten, geriatrischen Patienten ein Problem dar, woraus

ebenfalls eine unzureichende Behandlung resultieren kann (Schuler et al., 2002).

Eine objektive Einschätzung der Resultate ein Jahr nach einer Hüftoperation wie

z.B. einer Totalen Endoprothese (TEP), sollte also nicht nur auf klinischen Daten

beruhen, sondern auch subjektive Patienteninformationen bzgl. ihrer

Lebensqualität mit einbeziehen, welche mit entsprechenden Fragebögen evaluiert

werden können (Knahr et al., 1998).

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1.2.2.2 Allgemeine Einflussfaktoren auf eine Pflegebedürftigkeit: Alter, Geschlecht, ASA-Klassifikation, Begleiterkrankungen

Bei der Betrachtung der klinischen Krankheitsverläufe sollten neben den für eine

Hüftfraktur speziellen Einflussfaktoren auch allgemeine Merkmale wie das Alter,

das Geschlecht, der Allgemeinzustand und Begleiterkrankungen berücksichtigt

werden.

Schon auf Grund der Patientenanamnese sind deutliche Unterschiede in den Ein-

Jahres-Mortalitätsraten ersichtlich (Mullen and Mullen, 1992; Sexson and Lehner,

1987).

Eine hohe ASA-Klassifikation (Tab. 1), d.h. eine Einstufung größer als ASA II

korreliert mit einem hohen Alter, da das Risiko für zusätzliche

Begleiterkrankungen im Alter erhöht ist (Mischkowsky, 2004).

Tab. 1: ASA-Klassifikation (American Society of Anesthesiologists)

ASA Punkte Nomenklatur – Definition I 0 - 1 gesunde und fit erscheinende Patienten (Frakturen ohne systemische

Belastung, lokalisierte Infektionen ohne Fieber, gutartige Tumoren und Weichteildefekte ohne Störungen, angeborene Missbildungen und Deformierungen ohne systemische Störungen).

II 2 - 3 Patienten mit Herzerkrankungen, die nicht oder nur wenig leistungsmindernd sind, mäßigem Hypertonus, chronischer Bronchitis, Atemnot bei Belastung, leichter Azidose, mäßigem, nicht insulinpflichtigem Diabetes mellitus, hohem Alter unter Berücksichtigung der Belastung, Fettsucht über 30% vom Normalgewicht, Psychose, akuten und chronischen Infektionen im Rachen- und Nasennebenhöhlenbereich. Leichte Allgemeinerkrankung ohne Leistungseinschränkung.

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Tab. 1: ASA-Klassifikation (American Society of Anesthesiologists) (Forts.)

ASA Punkte Nomenklatur - Definition

III 4 - 7 Patienten mit kompensierter und dekompensierter Herzinsuffizienz, die nicht überwiegend bettlägerig sind (Herzinfarkt vor mehr als 6 Monaten, Angina pectoris, schwere Herzrhythmusstörungen, chronische respiratorische Insuffizienz, ausgeprägtes Emphysem, Lungenabszess, Lungentuberkulose, Ileus, lokale Peritonitis, Immobilisation für längere Zeit, schwerer Diabetes mellitus mit Komplikationen, Leberzirrhose, chronische Niereninsuffizienz). Schwere Allgemeinerkrankung mit Leistungseinschränkung.

IV 8 - 15 Patienten mit schwerer dekompensierter Herzinsuffizienz, Herzinfarkt vor weniger als 6 Monaten, akuter Myokarditis, schwerer maligner Hypertonie, Schock verschiedener Ursachen, länger dauerndem Ileus, schwerer respiratorischer Insuffizienz – quälend in Ruhe – selbst bei entsprechender Vorbehandlung, fortgeschrittener Leber-, Nieren- und endokriner Insuffizienz, Koma. Physischen Handlungsunfähigkeit und das der ständigen Lebensbedrohlichkeit. Schwere Allgemeinerkrankung, die mit oder ohne Operation das Leben der Patienten gefährdet.

V > 15 Notfälle, die anderweitig in Klasse l und 2 eingruppiert würden. Morbibund, Tod innerhalb von 24 h mit oder ohne Operation zu erwarten.

VI Notfälle, die anderweitig in Klasse 3 oder 4 eingruppiert würden.

Des Weiteren werden folgende Begleiterkrankungen bei dem vorliegenden

Kollektiv hinsichtlich ihres Einflusses auf eine erstmalige Pflegebedürftigkeit

betrachtet:

Hypertonus, Diabetes mellitus, Koronare Herzerkrankung (KHK), Zustand nach

Myokardinfarkt, Zustand nach Apoplex bzw. transitorisch ischämischer Attacke

(TIA), periphere arterielle Durchblutungsstörung (DBS), Arthrose und

entzündlich-rheumatische Erkrankung, Varikosis, Nierenfunktionsstörung,

maligne Erkrankungen sowie die chronisch obstruktive Lungenerkrankung

(COPD).

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1.3 Hüftfrakturen

1.3.1 Inzidenz von Hüftfrakturen

Die Inzidenz der Hüftfrakturen liegt in Deutschland bei 87.000-150.000, d.h. rund

100.000 Fällen pro Jahr (Pientka et al., 2003 bzw. Pientka und Friedrich, 1999,

Riegel und Mohr, 2004, Lange, 2003).

Bei Patienten über 70 bzw. 75 Jahren ist ein Anstieg der Hüftfrakturraten zu

verzeichnen (McColl et al., 1998 bzw. Pientka et al., 2003), was bedeutet, dass im

Hinblick auf die demographische Gesellschaftsentwicklung, d.h. einer steigenden

Anzahl älterer Menschen, mit einer damit verbundenen kalkulierten

Inzidenzsteigerung der Hüftfrakturraten von 3-5 % jährlich ausgegangen werden

muss (Beck und Rüter, 1998 aus: Simanski et al., 2002).

1.3.2 Ursachen für Hüftfrakturen

Der Auslöser für eine Hüftfraktur ist in den meisten Fällen ein akutes

Unfallereignis, wie z.B. ein Sturz. Die Sturzkonsequenz ist in ca. 70 % eine

körperliche Verletzung, die in 25 % der Fälle einer Behandlung bedarf (Stel et al.,

2004), in 5 % der Fälle kommt es zu Knochenbrüchen und in 1-2 % zu einer

sturzbedingten Hüftfraktur (Icks, 2003). Etwa 30 % aller über 65jährigen

Menschen stürzen zumindest einmal pro Jahr, etwa 30-40 % von ihnen erleiden

dabei schwerwiegende Verletzungen, von denen eine Oberschenkelhalsfraktur die

häufigste ist (Pientka et al., 2003). Insbesondere unter den Femurfrakturen

resultieren 90 % aus einem Sturz (Runge und Schacht, 1999).

Wichtig ist somit die Untersuchung der Fallmechanismen bzw. einer Fallneigung,

deren Ursache in nahezu 70 % prädisponierende Faktoren sind (Kallin et al.,

2004), wie Gleichgewichts-, Geh- und Sehbeeinträchtigungen (Lange, 2003) oder

Vigilanzstörungen (Tillement et al., 2001). Diese können beispielsweise durch

eine Medikamenteneinnahme (Chaimowicz et al., 2000; Kelly et al., 2003), die

Angst zu fallen (Lange, 2003) oder eine begleitende Herzerkrankung (Walker et

al., 1999 und Kallin et al., 2004) verursacht werden.

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Bei einer multiplen Medikamenteneinnahme als Sturzursache (Neutel et al.,

2002), insbesondere bei synergistisch wirkenden (Tillement et al., 2001)

psychotropen Substanzen (Cumming, 1998), bilden die Benzodiazepine,

Neuroleptika (Kallin et al., 2004) und Antidepressiva (Sleeper et al., 2000;

Cumming, 1998) die Hauptgruppe. Unter einer solchen Pharmakotherapie wird

von einer Verdopplung des Sturz- und Frakturrisikos ausgegangen (Cumming,

1998).

Neben diesen Frakturauslösern liegt die Ursache einer Hüftfraktur häufig in einer

nicht behandelten Grunderkrankung, die mit einer Verminderung der

Knochensubstanz einhergeht, im Wesentlichen einer Osteoporose.

Bei 90% der Patienten mit Oberschenkelhalsbruch liegt eine verminderte

Knochendichte vor (Scharla et al., 2004).

Als weitere Risikofaktoren für eine Hüftfraktur werden ein schlechter mentaler

Zustand und Ko-Morbiditäten wie Alkoholismus oder ein Schlaganfall angesehen,

wohingegen laut MEDOS-Studie (Studie zu Risikofaktoren für Hüftfrakturen bei

Männern in Südeuropa) Arthrose, Nephrolithiasis und Myokardinfart mit einem

geringeren Risiko assoziiert sind, eine Hüftfraktur zu erleiden (Kanis et al., 1999).

Eine weitere Hüftfrakturursache kann, dann in Form einer pathologischen Fraktur,

auch eine zugrundeliegende maligne Erkrankung sein, deren Rate eine steigende

Tendenz aufweist. Diese Entwicklung ist einerseits auf die allgemein steigende

Inzidenz maligner Erkrankungen aber auch auf verbesserte Therapiemöglichkeiten

und die damit verbunden längeren Überlebenszeiten von Karzinompatienten

zurückzuführen. Das Skelett, v.a. die Wirbelsäule, stellt die dritthäufigste

Metastasenlokalisation dar, wobei der Primärtumor hier am häufigsten ein

Mamma-Karzinom ist (Sutter und Regazzoni, 2002).

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1.3.3 Therapie von Hüftfrakturen

Eine drohende pathologische Fraktur stellt eine absolute Operationsindikation dar

(Sutter und Regazzoni, 2002).

Die Therapie der Hüftfrakturen ist primär eine operative (Smektala et al., 2001)

und richtet sich nach der Frakturart und dem biologischen Alter der Patienten.

Die klinische Einteilung der Frakturen erfolgt nach der Lage der Frakturlinie und

dem Grad der Dislokation (Abscherung).

Danach werden Frakturen des Oberschenkelkopfes, -halses, per- und

subtrochantäre Frakturen unterschieden, wobei Oberschenkelhals- und

pertrochantäre Frakturen zahlenmäßig die größte Fallgruppe darstellen (Riegel

und Mohr, 2001). Das der vorliegenden Arbeit zugrunde liegende FX-Register

unterscheidet neben hüftgelenksnaher und sonstiger Femurfraktur lediglich

zwischen Schenkelhals- und pertrochantärer Fraktur (Bestehorn, 2002).

Oberschenkelhalsfrakturen bei Patienten vor dem 70. Lebensjahr sollten

möglichst notfallmäßig reponiert und mit Zugschrauben osteosynthetisch versorgt

werden. Bei Patienten zwischen dem 70. und 75. Lebensjahr ist eine

Totalendoprothese (TEP) in Betracht zu ziehen, wohingegen bei älteren Patienten

eine zementierte Schaftprothese empfohlen wird.

Per- und subtrochantäre Oberschenkelhalsfrakturen werden meist mit einer

dynamischen Hüftschraube (DHS) versorgt.

Grundsätzlich steht bei jungen Patienten der Erhalt des Femurkopfes und damit

des Gelenkes im Vordergrund, bei alten Patienten liegt der Schwerpunkt auf der

Wiederherstellung von Mobilität und Belastbarkeit, um die Rückkehr zum

präoperativen Aktivitätsniveau zu gewährleisten (Beck, 2000 aus: Riegel und

Mohr, 2001).

Die Wahl des geeigneten Osteosyntheseverfahrens sollte individuell getroffen

werden; der präoperativ gemessene Barthel-Index kann dem Unfall-Chirurgen

hierbei eine Entscheidungshilfe sein (Mahoney and Barthel, 1996). In jedem Fall

sollte sich an die Behandlung eine vierwöchige stationäre

Rehabilitationsmaßnahme oder eine erweiterte ambulante Physiotherapie (EAP)

anschließen (Simanski et al., 2002), da die postoperative Mobilisierung einen

wesentlichen Einfluß auf die Ein-Jahres-Überlebensrate hat (Fialka, 2001 aus:

Riegel und Mohr, 2001), d.h. die Prognose maßgeblich von der adäquaten

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11

Einschätzung, Versorgung sowie Nachsorge abhängig ist (Riegel und Mohr,

2001).

Eine konservative Behandlung von Hüftfrakturen wird lediglich bei

Nichtvorhandensein moderner chirurgischer Maßnahmen empfohlen, da sich die

Hospitalisations- und die Rehabilitationsdauer dann erheblich verzögert (Parker et

al., 2001).

1.3.4 Prävention von Hüftfrakturen

Zur Sturzvermeidung kann im Rahmen der Prävention von Hüftfrakturen ein

Kraft-Balance-Training sinnvoll sein oder das Tragen von in die Kleidung

eingenähten Hüftprotektoren („safehip“), besonders bei Risikopatienten (Willing

et al., 2003).

Allein durch diese Maßnahmen wird die allgemeine Frakturrate um die Hälfte

reduziert (Runge und Schacht, 1999) und die Häufigkeit speziell von

Hüftfrakturen um bis zu 60 % verringert (Pientka et al., 2003). Auch das

Sturzrisiko wird um 40 % gesenkt (Becker et al., 2001-2003 aus: Icks, A., 2003).

Bei der Effektivitätsanalyse von Hüftprotektoren ist jedoch die individuelle

Wohnsituation der Patienten zu beachten, d.h. ob eine Unterbringung in einer

Pflegeeinrichtung vorliegt oder ein eigener Haushalt geführt wird, was

Unterschiede in der Patientencompliance mit sich bringt (Parker et al., 2003).

Rutschfestes Schuhwerk und das nächtliche Tragen ebensolcher Socken können

unterstützend zur Unfallvermeidung, durch die Stärkung des Selbstbewusstseins

und die Verringerung einer Sturzangst, sinnvoll sein. Auch eine

Wohnraumüberprüfung mit der Installation von Bewegungsmeldern und

entsprechender Beleuchtung sind zusätzlich in Betracht zu ziehen (Lange, 2003).

Die erwähnten Maßnahmen, v.a. die Hüftprotektoren, sind jedoch wenig etabliert

und stoßen bei vielen älteren Patienten auf Skepsis, weshalb jeder Maßnahme eine

strukturierte Information und Schulung vorausgehen sollte (Warnke et al., 2002;

Parker et al., 2003; Meyer et al., 2003 aus: Icks, A., 2003).

Zusammenfassend ist festzustellen, dass sich durch eine interdisziplinäre

Herangehensweise nicht nur das Sturzrisiko um etwa ein Drittel verringern lässt,

sondern auch konsekutive funktionelle Beeinträchtigungen erheblich eingegrenzt

werden können (Close et al., 1999).

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12

Präventions- und Therapiemaßnahmen müssen auch bei der Behandlung eventuell

vorhandener Grunderkrankungen als sich ergänzende Konzepte angesehen

werden.

Da mit den Hüftfrakturen oft eine Osteoporose verbunden ist, muss deren

Therapie als ein wichtiger Faktor dieses Krankheitsbildes betrachtet werden. Die

Wahrscheinlichkeit für Folgebrüche ist, bei Vorliegen eines vorherigen durch

Osteoporose bedingten Knochenbruches, auf das Zwölffache erhöht (Scharla et

al., 2004). Die Wirksamkeit einer Osteoporosebehandlung zu Vermeidung von

Frakturen wird an Hand einer Senkung der allgemeinen Frakturraten bei

entsprechender Therapie um bis zu 70 % deutlich (Scharla et al., 2004),

insbesondere einer Verminderung der Wirbelkörperfrakturraten (Black et al.,

1996).

1.3.5 Pathophysiologie der Osteoporose und Osteoporosetherapie

Eine effektive Osteoporosetherapie kann nur nach einer sorgfältigen Diagnostik

erfolgen, weshalb zunächst die Pathophysiologie der Osteoporose verstanden

werden muss.

Die Osteoporose wird definiert als eine systemische Skeletterkrankung, die durch

eine erniedrigte Knochenmasse und eine Störung der Mikroarchitektur des

Knochengewebes mit konsekutiv erhöhter Knochenbrüchigkeit und erhöhtem

Frakturrisiko charakterisiert ist (Franke, et al., 1996). Sie wird eingeteilt in eine

primäre Osteoporose, die den Typ I der postmenopausalen, den Typ II der senilen

und die seltene juvenile Form mit einschließt, sowie in eine sekundäre Form. Die

zu Grunde liegende Erkrankung bei der sekundären Osteoporose kann endokriner

Natur (z.B. M. Cushing), medikamentös (z.B. Glukokortikoide) oder onkologisch

bedingt sein (z.B. Plasmozytom).

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13

Eine quantitative Einteilung der Osteoporose (World Health Organisation, WHO)

richtet sich nach Knochendichte-Messwerten (Franke et al., 1996). Das

wesentliche diagnostische Verfahren ist die DXA- (Dual X-ray Absorptiometry-)

Messung, wobei Kontrolluntersuchungen frühestens nach zwei Jahren oder bei

Therapieende ausreichen. Als klinisch relevanter Schwellenwert gilt international

ein T-Score (peak bone mass) von minus 2.5, das heißt ein Messwert der 2.5

Standardabweichungen unterhalb des Mittelwertes junger gesunder

Vergleichspersonen liegt.

Zum Ausschluss anderer Erkrankungen sollte in jedem Fall ein Basislabor

durchgeführt werden (Pientka et al., 2003).

Im Verlauf des allgemeinen Alterungsprozesses nimmt ab dem 30. bis 40.

Lebensjahr die maximale Knochenmasse („peak bone mass“) stetig ab. Bei der

Typ 1-Osteoporose kommt es bei Frauen durch das postmenopausale Absinken

der Östrogenkonzentration zu einem verstärkten Abbau vorwiegend der

trabekulären Anteile der Wirbelkörper, was primär zu Wirbelkörperfrakturen

führt. Bei der senilen Osteoporose (Typ 2) steht dagegen eine verminderte

Knochenneubildung im Vordergrund, was vorrangig Oberschenkelhalsfrakturen

zur Folge hat (Karow und Lang, 2000).

Aufgrund des hormonell bedingten Risikos, eine Osteoporose und somit eine

Hüftfraktur vor dem 80. Lebensjahr zu erleiden, wirken bei der weiblichen

Bevölkerung „individuelle Reproduktionsmerkmale“, wie z.B. eine frühe

Menarche und eine späte Menopause, protektiv aus (Michaelsson et al., 1999).

Das Risiko für Männer nach dem 50. Lebensjahr, eine Hüftfraktur zu erleiden,

steigt laut der MEDOS-Studie (Kanis et al., 1999) mit niedrigem

Körpermasseindex (body mass index = BMI), geringer Sonnenlichtexposition und

einem geringen Grad an ausgeglichener körperlicher Aktivität sowie einem

unterdurchschnittlichen Milch- und Käsekonsum, was ebenfalls auf die

Korrelation mit hormonellen Einflüssen, z.B. die Östrogenproduktion und die

Vitamin-D- und Kalziumkonzentration im Körper zurückzuführen ist.

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14

Bei der Osteoporosebehandlung bzw. -prävention müssen somit mehrere Aspekte

berücksichtigt werden.

Die Standardbehandlung ist eine prophylaktische Therapie in Form einer

Kalzium- und Vitamin-D-reichen Ernährung und ausreichender körperlicher

Aktivität, d.h. einer intensiven, überwachten Bewegungstherapie zur

mechanischen Osteozytenstimulation und der Verbesserung der neuromuskulären

Koordination zur Sturzprophylaxe (Scharla et al., 2004; DVO (Dachverband

Deutschsprachiger Wissenschaftlicher Gesellschaften für Osteologie), 2004).

Der Milchkonsum junger Frauen sowie die Nikotin- und Alkoholabstinenz

können eine protektive Wirkung in Bezug auf spätere vertebrale Deformitäten

ausüben (Lunt et al., 2001).

Die knochenspezifische Therapie setzt sich aus einer kombinierten Basistherapie

(Gillespie et al., 2000) mit Kalzium (1-1,5 g/d) und Vitamin D3 (400-800 IE/d)

zusammen, v.a. bei ernährungsbedingten Mangelerscheinungen, wobei sich

Kalzitriol / Cholekalziferol (aktiviertes Vitamin D-Hormon) in der Reduktion

neuer vertebraler Deformitäten als effektiver erweist als Kalzium (Gillespie et al.,

2000), und des Weiteren aus einer anti-resorptiven Therapie, für die verschiedene

Optionen zu Verfügung stehen (Pientka et al., 2003). Diese umfassen eine

Östrogen- bzw. Gestagengabe, v.a. bei der Typ 1-Osteoporose der Frau, und eine

Kalzitoninverabreichung, insbesondere bei schmerzhaften Frakturen, sowie die

Bisphosphonatgabe von z.B. Alendronat (Fosamax®) 10mg / Tag bzw. 70mg /

Woche als erste Wahl (DVO, 2004). Die Einnahme von Bisphosphonaten hat eine

gesicherte Zunahme der Knochenmasse zur Folge sowie eine frühe und

anhaltende (Black et al., 2001) Senkung der Rate aller symptomatischen Frakturen

um 35–50 % (Levis et al., 2002; Pols et al., 1999; Pientka et al., 2003) - speziell

der symptomatischen Wirbelkörperfrakturen um 50 - 60 % (Black et al., 1996 und

Levis et al., 2002). Zusätzlich verringert sich die Inzidenz asymptomatischer

vertebraler Deformitäten um etwa 30 % (Black et al., 1993).

Die Auswahl des entsprechenden Bisphosphonates ist vom Kliniker individuell zu

treffen und die Präparatwahl auf Grund der mannigfaltigen Studienergebnisse

sorgfältig abzuwägen (Rosen, 1997).

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Die Pharmakotherapie sollte zunächst für 3-5 Jahre fortgeführt werden, mit drei-

bis sechsmonatigen klinischen Verlaufskontrollen.

Individuell wird eine begleitende Schmerztherapie nach WHO-Schema empfohlen

(Karow und Lang, 2000; DVO, 2004).

2 Material und Methode

2.1 Studiendesign / FX-Register-Studie

Ziel der zu Grunde liegenden FX-Register-Studie war die Dokumentation der

klinischen Verläufe von Hüft- und Unterarmfrakturpatienten als Basis für eine

Optimierung der Therapie nicht-vertebraler Frakturen in Deutschland, da derzeitig

kein Qualitätsregister etabliert ist und die Verlaufsbeobachtung von Patienten

nach einer Hüftfraktur nicht einheitlich gehandhabt wird.

Ein solches Register könnte die Versorgung der Patienten mit entsprechenden

Frakturen in Krankenhaus-Ambulanzen und Rehabilitationskliniken verbessern,

v. a. im Hinblick auf eine Osteoporosebehandlung bzw. -erkennung und damit

einher gehend die Frakturprävention.

Aus einer standardisierten Dokumentation des prä- und postoperativ gemessenen

Aktivitätsniveaus der Patienten können Vergleiche erstellt und somit

prognostische Aussagen bzgl. des Outcomes nach einer Hüftfraktur getroffen

werden.

Beispielsweise können hierbei die Alltagsaktivitäten (Activities of daily living,

ADL, z. B. Barthel Index) per Selbst- oder Fremdeinschätzung erfasst werden

(Mahoney and Barthel, 1996 aus: Simanski, 2002), wobei die Punktwerte des

Barthel-Index (0 bis 100, d. h. völlige Immobilität bis uneingeschränkte

Funktionalität) einen reliablen Prognosefaktor darstellen. Die innerhalb der FX-

Register-Studie verwendeten Fragebögen orientieren sich am Barthel-Index. Zur

erwähnten ASA-Klassifikation (Zahlenwerte 1 bis 5, d. h. der Patient ist „gesund“

bis der Patient ist „lebensbedrohlich erkrankt“) besteht dabei eine negative

Korrelation, d. h. je höher die ASA-Klassifikation ist (Tab. 1), desto geringer sind

der ADL-Punktwert und die Mobilität (Simanski et al., 2002).

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2.2 Studienplanung und –ablauf

In der FX-Register-Studie wurden 16522 klinische Datensätze von Patienten aus

Akut- und Rehablilitationskliniken mit Hüft- und eventuell zusätzlicher

Unterarmfraktur im Alter von über 40 Jahren erhoben. Die Unterschiedlichkeit der

beiden Arten von aufnehmenden Kliniktypen erfordert auf Grund der Selektion

von Patienten mit günstigerer Prognose zu Gunsten der Rehakliniken neben einer

Gesamtauswertung eine eigenständige Betrachtung der zwei Patientenkollektive.

Die genaueren Daten, wie die Alters- und Geschlechterverteilung und die

Aufnahmezeiträume, werden im folgenden Kapitel 2.3, „Allgemeine

Patientenstatistik“, erläutert.

Die Patientenbefragung und die Dokumentation ihres Gesundheitszustandes

erfolgten dreimalig, so dass bei den Auswertungen auf Angaben zum Zeitraum

vor dem Unfallereignis, zum Zeitpunkt der Aufnahme sowie der Entlassung

zurückgegriffen werden konnte.

Der Erhebungsbogen „Aufnahme“ erfasst Basisdaten, d. h. den Behandlungsgrund

und den klinischen Befund.

Im Erhebungsbogen „Therapie“ werden alle bis zum Entlassungszeitpunkt

getroffenen Behandlungsmaßnahmen erfasst.

Mit dem Erhebungsbogen „Verlauf / Entlassung“ wird je nach der Versorgung

unterschiedlich verfahren. Bei einer ambulanten Therapie (im Falle von

Unterarmfrakturen) bzw. einer frühzeitigen Verlegung wird der Zustand am Ende

der Behandlung dokumentiert, bei einer stationären Versorgung maximal 48

Stunden nach der Entlassung. Es werden hier jeweils die behandelte Fraktur

spezifiziert und postoperative Komplikationen vermerkt.

Sechs Monate nach der Aufnahme in die Klinik wird eine Nachbefragung des

Patientenkollektivs durchgeführt. Sie erfolgt in Form eines Telefoninterviews mit

dem Patienten selbst oder durch die Mithilfe von Angehörigen, Pflegepersonal

oder des nachbehandelnden Arztes, wobei das Einverständnis der Patienten auf

dem Entlassungsbogen dokumentiert worden ist.

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17

Am Ende der FX-Register-Studie steht eine anonymisierte Auswertung der Daten,

durchgeführt vom Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und

Epidemiologie der Ruhr-Universität Bochum.

Hierbei sollen die Erkrankung unter Berücksichtigung allgemeiner

Einflussfaktoren und der dokumentierte Krankheitsverlauf unter Miteinbezug der

durchgeführten Therapie betrachtet werden. Letztendlich werden

Schlussfolgerungen über den derzeitigen Stand der Behandlung von Hüftfrakturen

und distalen Radiusfrakturen in Deutschland und die Art und Häufigkeit

durchgeführter Therapiemaßnahmen gezogen und es erfolgt eine Bewertung

prognostischer Faktoren an Hand der Inzidenz klinischer Ereignisse nach sechs

Monaten.

Die Auswertungen der vorliegenden Arbeit beziehen sich jedoch lediglich auf den

Status quo des Patientenanteils mit alleiniger Hüftfraktur (97.4 % des gesamten

FX-Register-Kollektives) und Patienten mit Hüftfraktur und zusätzlicher

Radiusfraktur zu den drei Erfassungszeitpunkten.

Es wird lediglich der Verlauf während der Klinikaufenthalte verfolgt, d. h. es soll

weder die Nachbefragung nach sechs Monaten Gegenstand dieser Arbeit sein,

noch sollen an dieser Stelle mit den vorliegenden Daten weitergehende

prognostische Aussagen getroffen werden.

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2.3 Allgemeine Patientenstatistik

2.3.1 Patientenzahl

Die im Rahmen der Studie übermittelten 16522 klinischen Datensätze beziehen

sich auf nur 15852 Patienten, da 624 Patienten doppelt, 19 dreifach und zwei

vierfach erfasst wurden (insgesamt 1313 Datensätze). Die Identifikation von

Mehrfacherfassungen beruhte auf nachfolgendem Algorithmus. Entweder waren

- Nachname, Geburtsdatum und Postleitzahl oder

- Geburtsdatum und Initialen oder

- Nachname, Vorname und Postleitzahl oder

- Vorwahl und Telefonnummer oder

- Vorname und Telefonnummer oder

- Geburtsdatum und Telefonnummer

gleich.

An Hand dieses Algorithmus wurden 1427 Datensätze als wahrscheinlich

mehrfach erfasst identifiziert. Eine zusätzliche Überprüfung der einzelnen

Datensätze ergab 114 als fälschlich mehrfach dokumentiert, so dass die oben

angegebene Gesamtzahl von 1313 Datensätzen resultiert.

Die häufigsten Gründe für eine Mehrfacherfassung waren die Dokumentation von

ein- und demselben Patienten sowohl in der Akut- als auch anschließend in der

Rehaklinik (868 Datensätze), die getrennte Dokumentation von Re-Frakturen bei

ein- und demselben Patienten (168 Datensätze), die Mehrfacherfassung von

Frakturereignissen (149 Datensätze) und die mehrfache Dokumentation der

gleichen Fraktur zu unterschiedlichen Zeitpunkten, z.B. bei Revisionseingriffen,

Metallentfernungen, Verlegungen oder zweiten Rehaklinikaufenthalten (72

Datensätze).

Bei Datensätzen mit eindeutig redundanter Information wird für die nachfolgende

Auswertung nur jeweils ein Datensatz verwendet. Es werden deshalb 208

Datensätze nicht in der Auswertung berücksichtigt. Dazu kommen weitere 135

Datensätze, bei denen weder eine Hüft- noch eine Radiusfraktur dokumentiert

waren oder lediglich eine (alleinige) Radiusfraktur bei Aufnahme in die

Rehaklinik (84).

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Die vorliegende Auswertung bezieht sich auf den Patientenanteil des

verbleibenden Gesamtdatensatzes (16095) mit Hüftfraktur (13766), die entweder

allein (13118), in Kombination mit einer Radiusfraktur (293) oder einer

anderweitigen Fraktur (355) aufgetreten ist (Tab. 2 bzw. Tab. 3).

Tab. 2: Patientenzahl

Erhebungsklinik

Akutklinik Rehaklinik Gesamt

N % N % N

4167 30.3 9599 69.7 13766

Die dokumentierten 13766 Datensätze von Patienten mit Hüftfraktur entstammen

zu etwa 70 % (69.7 %) den Reha- und rund 30 % (30.3 %) den Akutkliniken. Der

Anteil der Patienten mit Hüft- und Radiusfraktur beträgt 2.1 %, mit Hüft- und

anderer (als Radius-) Fraktur 2.6 % (siehe Tab. 3).

Tab. 3: Frakturart nach Erhebungsklinik

Erhebungsklinik

Frakturart Akutklinik Rehaklinik Gesamt

N 3989 9129 13118 Hüftfraktur

% 95.7 95.1 95.3

N 102 191 293 Hüft- und Radiusfraktur

% 2.4 2.0 2.1

N 76 279 355 Hüft- und andere (als Radius-) Fraktur % 1.8 2.9 2.6

Gesamt N 4167 9599 13766

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Bei der genaueren Betrachtung der Frakturarten unter den 13766

Patientendatensätzen machen die Oberschenkelhalsfrakturen (6598) und die

pertrochantären Frakturen (5539) mit insgesamt 88.1 % den Hauptteil der

Hüftfrakturen aus. Die 1639 übrigen Frakturen setzen sich aus hüftgelenksnahen

(429) und sonstigen Femurfrakturen (664) und Mehrfachnennungen (490), d. h.

einer gleichzeitigen Nennung mehrerer Frakturarten, bzw. fehlenden Angaben

(56) zusammen und betragen insgesamt 8.7 % (Tab. 4 bzw. Abb.1).

Tab. 4: Frakturart bei Hüftfraktur

Abbildung 1: Frakturart bei Hüftfraktur

Erhebungsklinik

Hüftfrakturart Akutklinik Rehaklinik Gesamt

N 67 362 429 Hüftgelenksnahe Fraktur % 1.6 3.8 3.1

N 2007 4591 6598 Schenkelhalsfraktur

% 48.2 47.8 47.9

N 1771 3768 5539 pertrochantäre Fraktur % 42.5 39.3 40.2

N 322 878 1200 sonstige Femurfraktur/ Mehrfachantwort % 7.7 9.1 8.7

Gesamt N 4167 9599 13766

48%

40%

9% 3% Schenkelhalsfraktur

petrochantäre Fraktur

sonstige Fremurfraktur/Fehlende

hüftgeleksnahe Fraktur

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Unter den Hüftfrakturarten bilden unter allen 4167 erwähnten Varianten bei den

Patienten mit alleiniger Hüftfraktur aus den Akutkliniken die instabilen Frakturen

mit durchschnittlich 87.9 % den Hauptanteil.

Bei den pertrochantären Frakturen liegt der Anteil der instabilen Frakturen mit

90.5 % höher als bei den Oberschenkelhalsfrakturen mit 85.9 % (Tab. 5).

Tab. 5: Frakturtyp bei alleiniger Hüftfraktur (Akutklinik ohne fehlende Frakturart)

Hüftfrakturart

Frakturtyp Schenkelhals-

fraktur

Per-trochantäre

Fraktur

andere, mehrere

Frakturen Gesamt

N 215 109 37 361 stabil

% 10.7 6.2 10.4 8.7

N 1724 1602 310 3636 instabil

% 85.9 90.5 86.8 87.9

N 68 60 10 138 nicht definiert, keine Angabe, unplausibel % 3.3 3.4 2.8 3.3

Gesamt N 2007 1771 389 4167

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2.3.2 Aufnahmezeitpunkt

Die Rekrutierungsphase fand während des Zeitraumes von Januar 2002 bis Juni

2003 statt. Die Hauptphase lag zwischen den Monaten Juni 2002 und April 2003,

mit einem Rekrutierungshöhepunkt im Januar 2003, zu welchem durchschnittlich

fast 15 % des gesamten Patientenkollektives der Akut- (13.4 %) sowie

Rehaklinken (15.2 %) aufgenommen wurden (Tab. 6).

Tab. 6: Aufnahmezeitpunkt

Erhebungsklinik

Akutklinik Rehaklinik Gesamt

Aufnahmezeitpunkt N % N % N %

2001& 2002/01-04 3 0.1 12. 0.1 15 0.1

2002/05 17 0.4 148 1.5 165 1.2

2002/06 126 3.0 411 4.3 537 3.9

2002/07 214 5.1 675 7.0 899 6.5

2002/08 292 7.0 669 7.0 961 7.0

2002/09 326 7.8 750 7.8 1076 7.8

2002/10 430 10.3 941 9.8 1371 10.0

2002/11 438 10.5 949 9.9 1387 10.1

2002/12 529 12.7 841 8.8 1370 10.0

2003/01 560 13.4 1460 15.2 2020 14.7

2003/02 417 10.0 958 10.0 1375 10.0

2003/03 406 9.7 934 9.7 1340 9.7

2003/04 345 8.3 741 7.7 1086 7.9

2003/05 20 0.5 29 0.3 49 0.4

2003/06 3 0.1 1 0.0 4 0.0

Fehlende 41 1.0 80 0.8 12.1 0.9

Gesamt 4167 100.0 9599 100.0 13766 100.0

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In der folgenden Übersicht wird der aufnahmestärkste Monat, Januar 2003,

graphisch veranschaulicht.

Abbildung 2: Aufnahmezeitraum

2.3.3 Altersverteilung

Das mittlere Alter der Hüftfrakturpatienten liegt bei dem vorliegenden Kollektiv

bei einem Mittelwert von 77 Jahren - in den Rehakliniken mit einem Mittelwert

von 76 Jahren etwas niedriger als in den Akutkliniken mit 79 Jahren.

Da der Median etwas höher ist als der Mittelwert (78 vs. 76 bzw. 81 vs. 79 Jahre),

und da der Median weniger von sog. Ausreißern beeinflusst wird, kann darauf

geschlossen werden, dass zu dem betrachteten Patientenkollektiv einige sehr

junge Patienten zählen, was den Mittelwert verringert. Die Zahl an sehr jungen

Patienten ist allerdings gering, da nur 5 % der Personen jünger als 55 Jahre alt

sind und ein Sprung von 17 Jahren zum 25%-Quantil größer ist als die folgenden

Sprünge zu den 50%-, 75%- bzw. 95%-Quantilen mit durchschnittlich 7 Jahren.

Aufnahmezeitraum

0

500

1000

1500

2000

2500

Jun02

Jul02

Aug02

Sep02

Okt02

Nov02

Dez02

Jan03

Feb03

Mrz03

Apr03

Aufnahmezeitpunkt

Pat

ien

ten

zah

l

Klinik: AkutklinikKlinik: RehaklinikKlinik: Gesamt

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Daraus kann gefolgert werden, dass die Alterspanne v.a. in Richtung alter

Patienten groß ist, denn der Median, der aussagt, dass jeweils die Hälfte der

Personen älter bzw. jünger ist, liegt mit 79 Jahren hoch. Die älteste Patientin ist

103 Jahre alt.

Zusammenfassend kann man von einer leicht „schiefen Altersverteilung“ des

betrachteten Kollektivs sprechen (Tab. 7).

Tab. 7: Altersverteilung

Erhebungsklinik

Akutklinik Rehaklinik Gesamt

Mittelwert 79.0 76.1 77.0

Standardabweichung 11.3 10.9 11.1

Minimum 16 13 13

5%-Quantil 56 55 56

25%-Quantil 74 71 72

Median 81 78 79

75%-Quantil 87 83 84

95%-Quantil 93 91 92

Alter [Jahre]

Maximum 103 100 103

Patientenanzahl N 4116 9509 13625

Fehlende N 51 90 141

Gesamt N 4167 9599 13766

Wird bei der Altersverteilung die Geschlechtszugehörigkeit berücksichtigt, so

zeigt sich, dass die männlichen Patienten mit einem Altersmittelwert von 72

Jahren durchschnittlich 6.5 Jahre jünger sind als die weiblichen Patienten mit

einem Mittelwert von 78.5 Jahren, was u.a. möglicherweise auf die allgemein

geringere Lebenserwartung von Männern zurückzuführen ist.

Bei beiden Geschlechtern liegt eine ähnliche Differenz zwischen Mittelwert und

Median vor (Tab. 8).

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Tab. 8: Altersverteilung nach Geschlecht (ohne fehlende Angabe bei Geschlecht)

Geschlecht

männlich weiblich

Mittelwert 72.0 78.5

Standardabweichung 12.9 9.9

Minimum 16 13

5%-Quantil 47 60

25%-Quantil 64 74

Median 74 80

75%-Quantil 81 85

95%-Quantil 91 92

Alter [Jahre]

Maximum 100 103

Patientenanzahl N 3029 10441

Fehlende N 26 104

Gesamt N 3195 10545

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26

2.3.4 Geschlechterverteilung

Betrachtet man die Geschlechterverteilung isoliert, so wird deutlich, dass mit 76.6

% ein deutlicher Überhang an weiblichen Patienten besteht; es liegt ein

Geschlechterverhältnis von etwa 3:1 (Frauen vs. Männer) vor (Tab. 9).

Tab. 9: Geschlechterverteilung

Patienten Erhebungsklinik

Geschlecht Anzahl Akutklinik Rehaklinik Gesamt

N 1008 87 3195 männlich

% 24.2 22.8 23.2

N 3148 7397 10545 weiblich

% 75.5 77.1 76.6

N 11 15 26 Fehlende

% 0.3 0.2 0.2

Gesamt N 4167 9599 13766

Abbildung 3: Geschlechterverteilung

77%

0.2%23%

Frauen

Männer

Fehlende

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27

3 Ergebnisse

3.1 Ergebnisse der Hauptfragestellung

3.1.1 Hüftfraktur und Pflegebedürftigkeit

Die Hauptfragestellung nach dem klinischen Verlauf der Hüftfrakturpatienten

orientiert sich an einer evtl. entstandenen Pflegebedürftigkeit. Es wird das Umfeld

der Patienten dokumentiert, in welches sie entweder erneut oder erstmalig

entlassen werden.

Mit Hilfe des Vergleichs des Umfeldes zu den verschiedenen

Erhebungszeitpunkten kann auf die Entwicklung einer Pflegebedürftigkeit der

Patienten geschlossen werden. Allerdings muss beachtet werden, dass der weitere

Verlauf der Patienten zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht bekannt ist und somit

keine Langzeitprognose erstellt werden kann, sondern lediglich eine Beschreibung

des Krankheitsverlaufes bis zum Zeitpunkt der Entlassung aus der jeweiligen

Akut- oder Rehaklinik.

Für die Beobachtung der Entwicklung des klinischen Verlaufs ist die Darstellung

der Ausgangssituation notwendig. Zu diesem Zweck wird ein Vergleich der

Einweisungsarten herangezogen. Bei folgender Betrachtung wird deutlich, dass

der Hauptanteil (76.7 %) der Patienten von zu Hause und 17.5 % aus einer

Pflegeeinrichtung in die Akutklinik eingewiesen wurde, sowie der weit

überwiegende Anteil (85.5 %) der Rehaklinik-Patienten direkt aus der vorherigen

Klinik weitergeleitet (Tab. 10).

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28

Tab. 10: Einweisungsart nach Erhebungsklinik

Erhebungsklinik Einweisungs-art

Patienten-anzahl Akutklinik Rehaklinik Gesamt

N 3181 384 3565

von zu Hause

%

76.3 4.0 25.9

N 731 60 791

aus einer

Pflege-

einrichtung %

18.8 0.6 5.7

N 188 8206 8404

aus einer

Klinik %

4.8 85.5 61.0

N 57 949 1006

keine

Angabe /

unplausibel % 1.3 9.9 7.3

Gesamt N 4167 9599 13677

Nach ihrer Entlassung aus den Rehakliniken sind rund 19.0 % aller Patienten

pflegebedürftig, davon etwa 90.0 % (insgesamt 16.5 %) der Patienten erstmalig

(Tab. 11). Diese wurden zu 85.5 % aus vorher behandelnden Kliniken

eingewiesen (Tab. 13).

Unter den 355 Verlegungen (3.7 %) können zudem weitere potentielle

Pflegepatienten vermutet werden, so dass von annähernd einem Fünftel neu

pflegebedürftiger Patienten ausgegangen werden muss.

Rund 78 % (7385) der Patienten werden aus der Rehaklinik ohne

Pflegebedürftigkeit nach Hause entlassen.

Nach Beendigung des Akutklinik-Aufenthaltes liegt der Anteil der

pflegebedürftigen Patienten bei 22.0 %, wobei hier die Rückverlegungen in ein

Pflegeheim mit rund 58.0 % den Hauptanteil bilden. Knapp 1/5 der Patienten

(17.9 %) werden schon nach dem Akutklinikaufenthalt ohne Pflegebedürftigkeit

nach Hause entlassen und 13% in eine andere Abteilung verlegt.

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29

Etwa 47 % werden in eine Rehaklinik weitergeleitet, wobei dieser Anteil bei den

von zu Hause eingewiesenen Patienten mit 54.2 % wesentlich größer ist als bei

Patienten aus Pflegeeinrichtungen (14.3 %) und solchen, die primär aus einer

anderen Klinik in die Akutklinik verlegt worden sind (35.9 %). Patienten, die aus

Pflegeeinrichtungen gekommen sind, werden zu 62.0 % schon aus der Akutklinik

wieder in die Pflegeeinrichtung zurück verlegt (Tab. 12).

Tab. 11: Entlassungsart nach Erhebungsklinik (ohne Verstorbene, fehlende Angabe oder Mehrfachnennungen)

Erhebungsklinik Entlassungsart Anzahl

Akutklinik Rehaklinik Gesamt

N 720 7385 8105 nach Hause ohne neue Pflegebedürftigkeit % 17.9 77.7 59.5

N 212 1204 1416 nach Hause mit neuer Pflegebedürftigkeit % 5.3 12.7 10.5

N 162 364 526 Erstverlegung in Pflegeheim

% 4.0 3.8 3.9

N 513 193 706 Rückverlegung in Pflegeheim

Q 12.7 2.0 5.2

N 525 355 880 in andere Klinik/Abteilung

% 13.0 3.7 6.5

N 1896 0 1896 in Reha-Klinik

% 47.1 0 14.0

Gesamt N 4028 9501 13529

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Tab. 12: Entlassungsart nach Einweisungsart in die Akutklinik

Einweisungsart

Entlassungsart

Anzahl von zu Hause

aus Pflege-einrichtung

aus Klinik

Gesamt

N 624 33 48 705 nach Hause ohne neue Pflegebedürftigkeit % 19.8 4.6 24.6 17.3

N 182 14 9 205 nach Hause mit neuer Pflegebedürftigkeit % 5.8 1.9 4.6 5.0

N 119 25 13 157 Erstverlegung in Pflegeheim % 3.8 3.5 6.7 3.9

N 51 447 11 509 Rückverlegung in Pflegeheim % 1.6 62.0 5.6 12.5

N 413 66 37 516 in andere Klinik/Abteilung % 13.1 9.2 19.0 12.7

N 1712 103 70 1885 in Reha-Klinik

% 54.2 14.3 35.9 46.3

N 55 33 7 95 in Klinik verstorben

% 1.7 4.6 3.6 2.3

Gesamt N 3156 721 195 4072

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Tab. 13: Entlassungsart nach Einweisungsart in die Rehaklinik

Einweisungsart

Entlassungsart

Anzahl von zu Hause

aus Pflege-einrichtung aus Klinik Gesamt

N 346 44 6280 6670 nach Hause ohne neue Pflegebedürftigkeit % 90.6 74.6 76.9 77.5

N 26 5 1060 1091 nach Hause mit neuer Pflegebedürftigkeit % 6.8 8.5 13.0 12.7

N 2 3 306 311 Erstverlegung in Pflegeheim

% 0.5 5.1 3.7 3.6

N 3 6 171 180 Rückverlegung in Pflegeheim

% 0.8 10.2 2.1 2.1

N 5 0 305 310 in andere Klinik/Abteilung

% 1.3 0 3.7 3.6

N 0 1 40 41 in Klinik verstorben

% 0 1.7 0.5 0.5

Gesamt N 382 59 8162 8603

Eine differenziertere Betrachtung der Patienten, die noch während eines

Klinikaufenthaltes verstorben sind, liefert die Tabelle 14.

In der Akutklinik tritt eine Sterblichkeit von 2.4 % auf und in der Rehaklinik

immerhin noch von 0.5 %.

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Tab. 14: In der Klinik verstorben

in Klinik verstorben Erhebungsklinik

Frakturart ja nein

N 95 3894 Hüftfraktur

% 2.4 97.6

N 3 172 Hüft- und Radiusfraktur

% 1.7 98.3

N 98 4069

Akutklinik

Gesamt

% 2.4 97.6

N 46 9083 Hüftfraktur

% 0.5 99.5

N 2 468

Rehaklinik

Hüft- und andere Fraktur

% 0.4 99.6

N 48 9551 Gesamt

% 0.5 99.5

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33

3.2 Ergebnisse der Nebenfragestellungen

3.2.1 Spezielle Einflussfaktoren auf eine Pflegebedürftigkeit

Die Beobachtung der Gehfähigkeit bzw. Mobilität der Patienten im

Krankheitsverlauf soll ermöglichen, Rückschlüsse auf die Gründe einer

Pflegebedürftigkeit zu ziehen.

Vor dem Unfallereignis ist von durchschnittlich 64.6 % der Patienten bekannt,

dass sie ohne Hilfsmittel gehfähig gewesen sind. 28.3 % waren schon auf

Hilfsmittel und 2.5 % auf eine Hilfsperson angewiesen.

Bei rund 1% der Patienten lag eine Bettlägerigkeit vor (Tab. 15).

Die Unterschiede zwischen den Werten aus den Akut- und Rehakliniken sprechen

eindeutig für die Selektion von Patienten mit mutmaßlich günstigeren klinischen

Verläufen zu Gunsten der Rehakliniken, da Rehabilitationsmaßnahmen lediglich

bei Erfolgsaussichten angewandt werden.

Tab. 15: Gehfähigkeit vor Unfallereignis (ohne fehlende Angaben oder Mehrfachantwort)

Erhebungsklinik Gehfähigkeit vor Unfallereignis

Anzahl Akutklinik Rehaklinik Gesamt

N 2199 6600 8799 ohne Hilfsmittel

% 53.7 69.3 64.6

N 1394 2456 3850 mit Hilfsmittel

% 34.0 25.8 28.3

N 21.8 121 339 mit Hilfsperson

% 5.3 1.3 2.5

N 92 20 112 bettlägerig

% 2.2 0.2 0.8

N 194 322 516 unbekannt

% 4.7 3.4 3.8

Gesamt N 4097 9519 12616

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Bei der Aufnahme in die Rehaklinik, d.h. einige Zeit nach dem Akutereignis, sind

43.8 % der Patienten unter voller Belastung gehfähig, 42.4 % auf Grund einer

Teilbelastbarkeit auf Stützen (29.1 %) oder einen Gehwagen (13.3 %) angewiesen

und 4.9 % benötigen eine Hilfsperson. 9% der Patienten sind nicht in der Lage zu

gehen (Tab. 16).

Tab. 16: Gehfähigkeit bei Aufnahme in die Rehaklinik (ohne fehlende Angaben oder Mehrfachantwort)

Gehfähigkeit bei Aufnahme Anzahl

Patientenanzahl

In Rehaklinik

N 4107 voll belastbar

% 43.8

N 2733 teilbelastbar mit Stützen

% 29.1

N 1244 teilbelastbar mit Gehwagen % 13.3

N 460 gehfähig mit Hilfsperson

% 4.9

N 841 nicht gehfähig

% 9.0

Gesamt N 90385

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35

Bei der Entlassung aus den Rehakliniken sind immerhin 68.2 % der Patienten

unter Vollbelastung gehfähig, bei 28.9 % liegt noch eine Teilbelastbarkeit unter

Benötigung von Stützen (20.0 %) oder Gehwagen (8.9 %) vor und nur noch 2.9 %

aller Patienten sind nicht gehfähig (Tab. 17).

Tab. 17: Gehfähigkeit bei Entlassung (ohne fehlende Angaben oder Mehrfachantwort)

Erhebungsklinik

Gehfähigkeit Bei Entlassung

Anzahl Akutklinik Rehaklinik

Gesamt

N 2616 6444 9060 voll belastbar

% 65.3 68.2 67.3

N 716 1891 2607 teilbelastbar mit Stützen % 17.9 20.0 19.4

N 455 838 1293 teilbelastbar mit Gehwagen % 11.4 8.9 9.6

N 221 276 497 nicht gehfähig

% 5.5 2.9 3.7

Gesamt N 4008 9449 13457

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36

Bei der nachfolgenden Betrachtung einer neuen Pflegebedürftigkeit wurden alle

Patienten ausgeschlossen, bei denen entweder der vorherige oder der weitere

klinische Verlauf an Hand der vorliegenden Daten nicht nachvollziehbar war oder

sonstige Unplausibilitäten vorlagen. Einfache Ausschlussgründe waren fehlende

oder Mehrfachangaben bei der Einweisungs- und Entlassungsart (7.9 %) oder das

Versterben der Patienten (1.1 %). Komplexere Ausschlussgründe bezogen sich auf

unplausible klinische Verläufe, z.B. Patienten, die aus einer Rehaklinik erneut in

eine ebensolche verlegt wurden, direkt von zu Hause in eine Rehaklinik

eingewiesen oder aus einer vorherigen Klinik in die Akutklinik verlegt wurden

(5.8 %).

Weitere Ausschlussgründe ergaben sich bei solchen Patienten, die konsekutiv in

eine andere Klinik oder aus der Akutklinik in die Rehaklinik verlegt wurden, d.h.

deren unmittelbar weiterer Verlauf nicht im Hinblick auf eine neue

Pflegebedürftigkeit betrachtet werden konnte (17.6 %). Es bleibt somit lediglich

ein Patientenanteil von 62.3 %, bei dem eine neue Pflegebedürftigkeit plausibel

betrachtet werden kann (Tab. 18).

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Tab. 18: Ausschlussgründe bei der Betrachtung neuer Pflegebedürftigkeit

Erhebungsklinik

Ausschlussgründe

Anzahl Akutklinik Rehaklinik Gesamt

N 92 989 1091 keine Angabe / Mehrfachangaben % 2.2 10.3 7.9

N 98 48 146 verstorben

% 2.4 0.5 1.1

N 51 171 222 anderweitig unplausibel

% 1.2 1.8 1.6

N 688 58 746 Einweisung aus einer Pflegeeinrichtung

% 16.5 0.6 5.4

N 0 383 382 Einweisung von zu Hause in die Rehaklinik % 0 4.0 2.8

N 188 0 188 Einweisung aus einer Klinik in die Akutklinik

% 4.5 0 1.4

N 413 305 718 Entlassung in eine andere Klinik

% 9.9 3.2 5.2

N 1712 0 1712 Entlassung in Rehaklinik aus der Akutklinik

% 41.9 0 12.4

N 925 7646 8571 kein Ausschluss

% 22.2 79.7 62.3

Gesamt N 4167 9599 13766

Einen Überblick über die quantitativen sowie qualitativen Patientenverläufe bietet

folgende Übersichtsdarstellung (Abbildung 4).

Es wird erkennbar, dass etwa 21 % der Patienten nach dem Frakturereignis

erstmalig pflegebedürftig werden. Dabei wird berücksichtigt, dass damit zu

rechnen ist, dass ein bestimmter Anteil von Patienten, die nach der Akutphase in

eine andere Klinik / Abteilung verlegt wurden (13.1 % der Patienten),

anschließend entweder unmittelbar ohne neue Pflegebedürftigkeit nach Hause, mit

neuer Pflegebedürftigkeit nach Hause, erstmalig in eine Pflegeeinrichtung oder in

die Rehaklinik entlassen wurden. Zur Vereinfachung wurde angenommen, dass

die jeweiligen Anteile der Entlassungsmöglichkeiten auch für diese Patienten

zutreffen.

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Von zu Hause / Straße

Aus Pflege- einrichtung

Aus Klinik

Akutklinik

3156 721 195

Nach Hause ohne neue

Pflegebedürftigkeit

Nach Hause mit neuer

Pflegebedürftigkeit Verlegung in

Pflegeheim (neu) In andere

Klinik / Abteilung In Reha-

Klinik In Klinik

verstorben Unplausibel

624 (19.8%) 182 (5.8%) 119 (3.8%) 413 (13.1%) 1712 (54.2%) 55 (1.7%) 51 (1.6%)

Aus Pflege- einrichtung

Rehaklinik

59

Aus Klinik

8162

Von zu Hause / Straße

382

Nach Hause ohne neue

Pflegebedürftigkeit

Nach Hause mit neuer

Pflegebedürftigkeit Verlegung in

Pflegeheim (neu) In andere

Klinik / Abteilung In Klinik

verstorben Unplausibel

6280 (76.9%) 1060 (13.0%) 306 (3.7%) 305 (3.7%) 40 (0.5%) 171 (2.1%)

76.9% x 0.61 = 46.9%

13.0% x 0.61 = 7.9%

3.7% x 0.61 = 2.3%

279 (3.6%) 39 (0.5%) 164 (2.1%)

+ 22.4% + 6.6% + 4.3%

69.3% 14.5% 6.6%

13.1% x 0.542 + 54.2% 61%

+ x 0.131 ...

Abbildung 4: Patientenströme

Die Gehfähigkeit vor dem Unfallereignis soll in der folgenden Betrachtung im

Zusammenhang mit einer erstmaligen Pflegebedürftigkeit ausgewertet werden,

um den Einfluss des präoperativen Zustandes auf den klinischen Verlauf zu

untersuchen (Tab. 19).

Von den nicht pflegebedürftigen Patienten benötigten vor dem Unfallereignis

durchschnittlich 22,1 % Hilfsmittel bzw. eine Hilfsperson, 74.3 % waren frei

gehfähig.

Der Hilfsmittelbedarf bei den neu pflegebedürftigen Patienten lag dagegen vor

dem Unfallereignis im Durchschnitt bei 45.2 %, wobei nur 48.0 % der Patienten

frei gehfähig waren. Bei Patienten mit einer neuen Pflegebedürftigkeit wurde im

Vergleich zu Patienten ohne neue Pflegebedürftigkeit doppelt so häufig ein schon

vorher bestehender Hilfsmittelgebrauch angegeben.

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39

Tab. 19: Vergleich der Patienten mit vs. ohne neue Pflegebedürftigkeit nach Gehfähigkeit vor dem Unfallereignis

Erhebungsklinik

Akutklinik Rehaklinik

Neue Pflegebedürftigkeit

Neue Pflegebedürftigkeit

Gehfähigkeit vor Unfallereignis

Anzahl nein ja nein ja Gesamt

N 436 114 4694 686 5930

ohne Hilfsmittel

% 69.9 37.0 74.7 50.2 69.2

N 132 141 1330 553 2156

mit Hilfsmittel

% 21.2 46.8 21.2 40.5 25.2

N 24 18 41 41 124

mit Hilfsperson

% 3.8 6.0 0.7 3.0 1.4

N 32 28 215 86 361

bettlägerig, Mehrfachantwort / unbekannt / keine Angabe

% 5.1 9.3 3.4 6.3 4.2

Gesamt N 624 301 6280 1366 8571

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3.2.2 Allgemeine Einflussfaktoren auf eine Pflegebedürftigkeit

In den folgenden Auswertungen sollen mögliche Zusammenhänge zwischen

allgemeinen Faktoren und der Entstehung einer erstmaligen Pflegebedürftigkeit

heraus gearbeitet werden.

Zunächst wird das Alter berücksichtigt, wobei deutlich wird, dass das Alter einen

entscheidenden Einfluss auf den Krankheitsverlauf der Patienten hat.

Der Altersdurchschnitt liegt in den Akut-, sowie Rehakliniken bei erstmalig

pflegebedürftig gewordenen Patienten rund sieben Jahren höher als bei noch

selbständigen Patienten (Tab. 20).

Tab. 20: Vergleich der Patienten mit versus ohne neue Pflegebedürftigkeit nach Alter

Erhebungsklinik

Akutklinik Rehaklinik

Neue Pflegebedürftigkeit

Neue Pflegebedürftigkeit

nein ja nein ja Gesamt Anzahl (n) 616 299 6229 1355 8499 Fehlende 8 2 51 11 72 Mittelwert 71.9 81.6 75.1 81.2 76.1 Standard-abweichung 14.2 9.8 10.7 9.1 11.1 Median 74.0 82.0 77.0 82.0 78.0 25%-Quantil 63.0 77.0 70.0 76.0 71.0

Alter [Jahre]

75%-Quantil 82.0 89.0 82.0 88.0 83.0

Gesamt Anzahl (n) 624 301 6280 1366 8571

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Tendenziell herrscht bei den weiblichen Patienten eine von der Klinik

unabhängige Pflegebedürftigkeit vor. Bei männlichen Patienten liegt in der

Akutklinik seltener eine Pflegebedürftigkeit vor (Tab. 21). Das Überwiegen der

Pflegepatientinnen ist auf einen reinen Alterseffekt zurückzuführen, was Tabelle

22 darstellt.

Tab. 21: Vergleich der Patienten mit versus ohne neue Pflegebedürftigkeit nach Geschlecht

Erhebungsklinik

Akutklinik Rehaklinik

neue Pflegebedürftigkeit

neue Pflegebedürftigkeit

Geschlecht

Anzahl nein ja nein ja Gesamt N

226 35 1480 280 1905 männlich %

36.2 18.3 23.6 20.5 23.7 N

395 246 4793 1081 6085 weiblich %

63.3 81.7 76.3 79.2 75.7 N

3 0 7 4 14 Fehlende %

0.5 0 0.1 0.3 0.2

Gesamt N 624 301 6280 1366 8571

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Tab 22: Vergleich der Patienten mit versus ohne neue Pflegebedürftigkeit:

Geschlecht nach Alter (jünger/älter als 78 Jahre [Median])

Neue Pflegebedürftigkeit

Alter Geschlecht Anzahl nein ja Gesamt

N 3 1 4 Fehlende

% 0.1 0.2 0.1

N 1293 157 1396 männlich

% 31.0 30.4 30.9

N 2752 359 3111

<= 78

weiblich

% 68.9 69.4 69.0

N 13 1 14 Fehlende

% 0.1 0.1 0.1

N 454 176 630 männlich

% 15.9 15.5 15.8

N 2394 960 3354

> 78

weiblich

% 84.0 84.4 84.1

Gesamt N 6854 1654 8499

Im Folgenden soll der Zusammenhang zwischen der Frakturart und der

postoperativen Prognose untersucht werden. Es zeigt sich, dass unter dem

Hauptanteil der Schenkelhals- und pertrochantären Frakturen letztere eine

eindeutig schlechtere Prognose aufweisen. Die Oberschenkelhalsfrakturen

nehmen den größten Anteil am Gesamtkollektiv ein (49.0 %). Durchschnittlich

entwickeln 48.0 % der Patienten mit einer pertrochantären Fraktur eine erneute

Pflegebedürftigkeit, dagegen nur 37.0 % der Patienten mit einer

Oberschenkelhalsfraktur.

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Tab. 23: Vergleich der Patienten mit versus ohne neue Pflegebedürftigkeit nach Frakturart

Erhebungsklinik

Akutklinik Rehaklinik

Neue Pflegebedürftigkeit

Neue Pflegebedürftigkeit

Art der Hüftfraktur

Anzahl nein ja nein ja Gesamt

N 348 127 3255 475 4202

Schenkelhalsfraktur

% 55.8 42.2 51.8 34.7 49.0

N 216 140 2318 676 3350

pertrochantäre Fraktur

% 34.6 46.5 36.9 49.5 39.1

N 14 4 221 55 294

hüftgelenksnahe Fraktur

% 2.2 1.2 3.5 4.0 3.4

N 46 30 486 161 725

sonstige Femurfraktur / Mehrfachantwort / Fehlende

% 7.4 10.0 7.7 11.8 8.5

Gesamt N 624 301 6280 1366 8571

Instabile Frakturen haben bei der genaueren Betrachtung des Frakturtyps die

schlechtere Prognose. Wie Tabelle 24 verdeutlicht, sind 89.0 % der Frakturen bei

neu pflegebedürftigen Patienten instabil, bei nur 8.6 % der Traumata lassen sich

stabile Frakturverhältnisse nachweisen. Auf Grund der Erhebungsdaten können an

dieser Stelle jedoch nur Patienten aus Akutkliniken betrachtet werden.

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Tab. 24: Vergleich der Patienten mit versus ohne neue Pflegebedürftigkeit nach Frakturtyp (Akutklinik)

Akutklinik

neue Pflegebedürftigkeit Frakturtyp

Anzahl nein ja

N 105 26 stabil

% 16.8 8.6

N 496 268 instabil

% 79.5 98.0

N 23 7 unplausibel

% 3.7 2.3

Gesamt N 624 301

Der Körpermasseindex (Body mass index = BMI; Tab. 20) hat bei vorliegendem

Kollektiv keinen Einfluss auf eine neue Pflegebedürftigkeit. Es liegen keine

Unterschiede zwischen neu pflegebedürftigen und nicht pflegebedürftigen

Patienten vor. Durchschnittlich liegt der BMI bei vorliegendem Kollektiv bei 24.9

(Tab. 26), was an der oberen Grenze normalgewichtiger Personen liegt (Tab. 25)

(Herold, 2002).

Tab. 25: Körpermasseindex (BMI) nach WHO (World Health Organisation)

Gewichtsklassifikation (WHO)

BMI (kg/m²)

Normalgewicht 18.5 - 24.9

Übergewicht >25

Präadipositas 25.0 – 29.9

Adipositas Grad I 30.0 – 34.9

Adipositas Grad II 35.0 – 39.9

Adipositas Grad III >40

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45

Tab. 26: Vergleich der Patienten mit versus ohne neue Pflegebedürftigkeit nach BMI (Body mass index)

Erhebungsklinik

Akutklinik Rehaklinik

Neue Pflegebedürftigkeit

Neue Pflegebedürftigkeit

BMI [kg/m²] nein ja nein ja Gesamt

Anzahl (n) 579 278 5956 1243 8056

Fehlende 45 23 324 123 515

Mittelwert 24.6 24.8 25.1 24.2 24.9

Standardabweichung 4.4 5.0 4.4 4.5 4.5

Median 24.2 24.4 24.7 23.9 24.5

25%-Quantil 22.1 21.5 22.2 21.8 22.0

75%-Quantil 26.9 27.7 27.7 26.8 27.5

Gesamtanzahl (n) 624 301 6280 1366 8571

Tab. 27: Vergleich der Patienten mit versus ohne neue Pflegebedürftigkeit nach systolischem Blutdruck

Erhebungsklinik

Akutklinik Rehaklinik

Neue Pflegebedürftigkeit

Neue Pflegebedürftigkeit

Systolischer Blutdruck [mmHg] nein ja nein ja Gesamt

Anzahl (n) 601 293 6193 1344 8431

Fehlende 23 8 87 22 140

Mittelwert 140.1 142.1 134.7 133.1 135.1

Standardabweichung 19.6 22.9 17.9 18.1 18.4

Median 140.0 140.0 130.0 130.0 130.0

25%-Quantil 130.0 130.0 120.0 120.0 120.0

75%-Quantil 150.0 150.0 145.0 140.0 145.0

Gesamtanzahl (n) 624 301 6280 1366 8571

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46

Die präoperative Verweilzeit (Zeit von Fraktur bis Operation) hat bei

vorliegendem Kollektiv ebenfalls keinen Einfluss auf eine neue

Pflegebedürftigkeit. Tendenziell vergeht bei den später nicht pflegebedürftigen

Patienten mehr Zeit bis zur Operation, und die Zeitspanne liegt bei dem Reha-

Kollektiv mit durchschnittlich 7.2 Tagen im Vergleich zur Akutklinik mit

durchschnittlich 2.6 Tagen rund 5 Tage höher (Tab. 8).

Allerdings sind diese Werte, insbesondere in der Reha-Klinik durch „Ausreißer“

hin zu sehr langen Zeiten bis zur Operation behaftet, so dass der Median bzw. die

Quantile besser die tatsächliche Lage der Verteilung widerspiegeln. Hier zeigen

sich keine Unterschiede, weder zwischen Patienten ohne bzw. mit neuer

Pflegebedürftigkeit noch zwischen Akut- und Rehaklinik.

Tab. 28: Vergleich der Patienten mit versus ohne neue Pflegebedürftigkeit nach Zeit des Frakturereignisses bis zur Operation

Erhebungsklinik

Akutklinik Rehaklinik

Neue Pflegebedürftigkeit

Neue Pflegebedürftigkeit

Fraktur bis Operation

[in Tagen] nein ja nein ja Gesamt

Anzahl (n) 575 281 6061 1310 8227

Fehlende 49 20 219 56 344

Mittelwert 3.6 1.5 7.2 3.3 6.1

Standardabweichung 10.5 2.6 99.1 16.0 85.4

Median 1.0 1.0 1.0 1.0 1.0

25%-Quantil 0.0 0.0 0.0 0.0 0.0

75%-Quantil 2.0 2.0 2.0 2.0 2.0

Gesamtanzahl (n) 624 301 6280 1366 8571

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47

Der Allgemeinzustand dagegen hat bei vorliegendem Kollektiv einen

signifikanten Einfluss auf eine neue Pflegebedürftigkeit. Der Hauptanteil der neu

pflegebedürftigen Hüftfrakturpatienten ist an Hand der ASA-Klassifikation als

ASA III eingestuft (64.0 % in der Akut- bzw. 50.0 % in der Rehaklinik), d.h. es

liegt eine schwere Allgemeinerkrankung vor. Der Großteil der nicht

pflegebedürftigen Patienten (44.0 % bzw. 56.0 %) ist als ASA II klassifiziert

(Tab. 29), d.h. es liegt nur eine leichte Allgemeinerkrankung vor (Erläuterung zur

ASA-Klassifikation; Tab. 1, siehe S. 6 / 7).

Tab. 29: Vergleich der Patienten mit versus ohne neue Pflegebedürftigkeit nach ASA-Klassifikation (American Society of Anesthesiologists)

Erhebungsklinik

Akutklinik Rehaklinik

Neue Pflegebedürftigkeit

Neue Pflegebedürftigkeit

Einstufung nach ASA-Klassifikation

Anzahl nein ja nein ja Gesamt

N 83 7 1004 24 1118 ASA I:

normal, "gesund" % 13.33 2.3 16.0 1.8 13.0

N 375 86 3514 572 4447 ASA II:

leichte Allgemeinerkrankung

% 44.1 28.6 56.0 41.9 51.9

N 250 192 1662 689 2793 ASA III:

schwere Allgemeinerkrankung

% 40.1 63.8 26.5 50.4 32.6

N 11 13 786 69 179 ASA IV:

ständige Lebensbedrohung

% 1.8 4.8 1.3 4.9 2.0

N 0 4.3 14 11 21 morbibund

% 0 0.3 0.1 0.8 0.2

N 5 2 5 1 13 unplausiel

% 0.8 .06 0.1 0.1 0.2

Gesamtanzahl N 624 301 6280 1366 8571

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48

3.2.3 Begleiterkrankungen der Patienten

Vorhandene Begleiterkrankungen der Patienten können bei der Betrachtung des

klinischen Verlaufes weitere potentielle Prädiktoren für eine neue

Pflegebedürftigkeit darstellen, wie an Hand der vorherig erläuterten ASA-

Klassifikation deutlich wird (Tab. 31-35).

Bei vorliegendem Patientenkollektiv sind die im Folgenden aufgelisteten

Begleiterkrankungen (Tab. 30) unter Differenzierung nach einer neu eingetretenen

Pflegebedürftigkeit in die Betrachtung mit einbezogen und auf mögliche

Zusammenhänge hin untersucht worden:

Hypertonus, Diabetes mellitus, Koronare Herzerkrankung (KHK), Zustand nach

Myokardinfarkt, periphere arterielle Durchblutungsstörung (DBS), Zustand nach

Apoplex und transitorisch ischämischer Attacke (TIA), Arthrose, entzündlich-

rheumatische Erkrankung, chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD),

Malignom, Nierenfunktionsstörung und Varikosis

Tab. 30: Zusammenfassung der vorliegenden Begleiterkrankungen

Erkrankung

Patientenanteil [%]

Hypertonus 58.7

Diabetes mellitus 18.8

Koronare Herzerkrankung (KHK) 29.7

Zustand nach Myokardinfarkt 6.2

Periphere arterielle Durchblutungsstörung 9.9

Zustand nach Apoplex / TIA 10.2

Arthrose 30.2

Entzündlich rheumatische Erkrankung 4.5

COPD 10.4

Malignom 9.2

Nierenfunktionsstörung 4.4

Varikosis 23.6

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49

Unter den Begleiterkrankungen bildet bei den Patienten der Hypertonus mit einem

Anteil von 58.7 % die Hauptgruppe, gefolgt von der Arthrose mit 30.2 %, der

Koronaren Herzerkrankung mit 29.7 %, der Varikosis (23.6 %) und dem Diabetes

mellitus mit 18.8 %.

Im Folgenden wird auf die Begleiterkrankungen im Zusammenhang mit einer

neuen Pflegebedürftigkeit eingegangen (Tab. 31-35).

Erstmalig pflegebedürftige Patienten weisen häufiger einen Hypertonus (65.6 %

vs. 57.0 %), einen Diabetes mellitus (23.0 % vs. 17.8 %) und eine Koronare

Herzerkrankung (41.3 % vs. 26.9 %) auf.

Tab. 31: Vergleich der Patienten mit vs. ohne neue Pflegebedürftigkeit nach Begleiterkrankung: Hypertonie & Diabetes mellitus

Erhebungsklinik

Akutklinik Rehaklinik

Neue Pflegebedürftigkeit

Neue Pflegebedürftigkeit

´

Erkrankung

Anzahl nein ja nein ja Gesamt

N 323 207 3611 887 5028 ja

% 51.8 68.8 57.5 64.9 58.7

N 295 91 2578 462 3426 nein

% 47.3 30.2 41.1 33.8 40.0

N 6 3 91 17 117

Hypertonie

keine Angabe % 1.0 1.0 1.4 1.2 1.4

N 114 75 1110 309 1608 ja

% 18.3 24.9 17.7 22.6 18.8

N 498 220 5038 1038 6794 nein

% 97.8 73.1 80.2 76.0 79.3

N 12 6 132 19 169

Diabetes mellitus

keine Angabe % 1.9 2.0 2.1 1.4 2.0

Gesamt N 624 301 6280 1366 8571

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Bei einem Zustand nach Myokardinfarkt in der Anamnese bestehen absolut nur

geringe Unterschiede (7.5 % vs. 6.0 %) (Tab. 32).

Tab. 32: Vergleich der Patienten mit versus ohne neue Pflegebedürftigkeit nach Begleiterkrankung: Koronare Herzerkrankung (KHK) & Zustand nach Myokardinfarkt

Erhebungsklinik

Akutklinik Rehaklinik

Neue Pflegebedürftigkeit

Neue Pflegebedürftigkeit

Erkrankung

Anzahl nein ja nein ja Gesamt

N 172 160 1681 529 2542 ja

% 27.6 53.2 26.8 38.7 29.7

N 426 121 421 725 5483 nein

% 68.3 40.2 67.1 53.1 64.0

N 26 20 388 112 546

KHK

keine Angabe

% 4.2 6.6 6.2 8.2 6.4

N 28 14 382 11 534 ja

% 4.5 4.7 6.1 8.1 6.2

N 571 261 5648 1178 7658 nein

% 91.5 86.7 89.9 86.2 89.3

N 25 26 250 78 379

Z.n. Myokard-infarkt

keine Angabe

% 4.0 8.6 4.0 5.7 4.4

Gesamt N 624 301 6280 1366 8571

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Erstmalig pflegebedürftige Patienten weisen häufiger eine periphere arterielle

Durchblutungsstörung (DBS) auf (15.2 % vs. 8.6 %) auf. Auch der Zustand nach

Apoplex oder transitorisch ischämischer Attacke (TIA) ist prozentual häufiger

unter den Pflegepatienten zu beobachten (15.1 % vs. 9.0 %) (Tab. 33).

Tab.33: Vergleich der Patienten mit vs. ohne neue Pflegebedürftigkeit nach Begleiterkrankung: Periphere arterielle Durchblutungsstörung (DBS) & Zustand nach Apoplex / Transitorisch ischämischer Attacke (TIA)

Erhebungsklinik

Akutklinik Rehaklinik

Neue Pflegebedürftigkeit

Neue Pflegebedürftigkeit

Erkrankung

Anzahl nein ja nein ja Gesamt

N 71 69 524 184 848 ja

% 11.4 22.9 8.3 13.5 9.9

N 522 203 5342 1085 7152 nein

% 83.7 67.4 85.1 79.4 83.4

N 31 29 414 97 571

periphere arterielle DBS

keine Angabe % 5.0 9.6 6.6 67.1 6.7

N 47 38 573 213 871 ja

% 7.5 12.6 9.1 15.6 10.2

N 548 23.0 5475 1076 7329 nein

% 87.8 76.4 87.2 78.8 85.5

N 29 33 232 77 371

Z.n. Apoplex / TIA

keine Angabe % 4.6 11.0 3.7 5.6 4.3

Gesamt N 624 301 6280 1366 8571

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Dagegen stellen unter den Begleiterkrankungen bei dem vorliegenden Kollektiv

die Arthrose (30.0 % vs. 30.3 %) sowie entzündlich-rheumatische Erkrankungen

(4.6 % vs. 4.5 %) keine Prädiktoren für eine neue Pflegebedürftigkeit dar. Auch

die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (chronic obstructive pulmonary

disease, COPD) überwiegt bei den erstmalig pflegebedürftigen Patienten nur

geringfügig (12.0 % vs. 10.0 %) (Tab. 34).

Tab. 34: Vergleich der Patienten mit vs. ohne neue Pflegebedürftigkeit nach Begleiterkrankung: Arthrose, entzündlich-rheumatische Erkrankung & chronisch obstruktive Atemwegserkrankung (COPD)

Erhebungsklinik

Akutklinik Rehaklinik

Neue Pflegebedürftigkeit

Neue Pflegebedürftigkeit

Erkrankung

Anzahl nein ja nein ja Gesamt

N 132 86 1957 414 2589 ja

% 21.2 28.6 31.2 30.3 30.2

N 390 136 3266 666 4458 nein

% 62.5 45.2 52.0 48.8 52.0

N 102 79 1057 286 1524

Arthrose

keine Angabe % 16.3 26.2 16.8 20.9 17.8

N 21 15 286 61 383 ja

% 3.4 5.0 4.6 4.5 4.5

N 542 250 5698 1251 7741 nein

% 86.9 83.1 90.7 91.6 90.3

N 61 36 296 54 447

Entzündlich rheumat. Erkrankung

keine Angabe % 9.8 12.0 4.7 4.0 5.2

N 78 40 616 160 894 ja

% 12.5 13.3 9.8 11.7 10.4

N 529 243 5471 1172 7415 nein

% 84.8 80.7 87.1 85.8 86.5

N 17 18 193 34 262

COPD

keine Angabe % 2.7 6.0 3.1 2.5 3.1

Gesamt N 624 301 6280 1366 8571

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Bei den malignen Erkrankungen (9.9 % vs. 9.0 %) finden sich ebenfalls keine

größeren Unterschiede. Im Hinblick auf eine Nierenfunktionsstörung zeigt sich

ein erhöhter Patientenanteil unter den erstmalig pflegebedürftigen Patienten (6.7

% vs. 3.6 %), wobei dieser Unterschied in den Rehabilitationskliniken deutlicher

zum Ausdruck kommt als in den Akutkliniken. Einzig die Varikosis (20.1 % vs.

24.5 %) betrifft etwas häufiger Patienten ohne eine neue Pflegebedürftigkeit (Tab.

35).

Tab. 35: Vergleich der Patienten mit vs. ohne neue Pflegebedürftigkeit nach Begleiterkrankung: Malignom, Nierenfunktionsstörung & Varikosis

Erhebungsklinik

Akutklinik Rehaklinik

Neue Pflegebedürftigkeit

Neue Pflegebedürftigkeit

Erkrankung

´

Anzahl nein ja nein ja Gesamt

N 51 26 570 139 786 ja

% 8.2 8.6 9.1 10.2 9.2

N 536 254 5278 1134 7205 nein

% 86.4 84.4 84.0 83.0 84.1

N 34 21 432 93 580

Malignom

keine Angabe % 5.4 7.0 6.9 6.8 6.8

N 30 17 230 96 373 ja

% 4.8 5.6 3.7 7.0 4.4

N 571 270 5796 1237 7874 nein

% 91.5 89.7 92.3 90.6 91.8

N 23 14 254 33 324

Nieren-funktions-störung

keine Angabe % 3.7 4.7 4.0 2.4 3.8

N 117 65 1574 270 2026 ja

% 18.8 21.6 25.1 19.8 23.6

N 494 224 4524 1053 6295 nein

% 79.2 74.4 72.0 77.1 73.4

N 13 12 182 43 250

Varikosis

keine Angabe % 2.1 4.0 2.9 3.1 2.9

Gesamt N 624 301 6280 1366 8571

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4 Diskussion

Bei der Betrachtung der Ergebnisse aus den Reha- und Akutkliniken wird

zunächst deutlich, dass sich der erwartete Selektionsprozess von

Patienten mit günstigerer Prognose zu Gunsten der Rehakliniken bestätigt.

Das Überwiegen des Rehaklinik-Patientenanteils mit 70 %, im Vergleich zu den

Akutklinikpatienten mit 30 %, sollte sich somit positiv auf die Prognose des

Gesamtkollektives auswirken, da bei Rehaklinikpatienten in der Regel ein

besserer Gesundheitszustand vorliegt, als bei solchen, die keiner

Rehabilitationsmaßnahme zugeführt werden.

Bei der Betrachtung der klinischen Verläufe der Patienten, vorrangig hinsichtlich

einer neu entstanden Pflegebedürftigkeit, muss ebenfalls zwischen Akut- und

Rehaklinik differenziert werden. Der Hauptanteil der pflegebedürftigen Patienten

(22.0 %), die schon aus der Akutklinik entlassen werden, wird wieder in eine

Pflegeeinrichtung zurückverlegt (58.0 %), 13.0 % der Patienten gelangt in eine

andere Abteilung. Rund ein Fünftel der Patienten wird direkt nach Hause

entlassen und 47.0 % der Patienten werden in eine Rehaklinik weitergeleitet

(hierbei ist der Anteil der ursprünglich von zu Hause stammenden Patienten mit

54.2 % am größten).

Bei der Entlassung aus der Rehaklinik sind 19.0 %, d. h. rund ein Fünftel der

Patienten pflegebedürftig - 90.0 % von ihnen erstmalig.

Das vorliegende Geschlechterverhältnis von 3:1 zu Gunsten des weiblichen

Geschlechts entspricht dem in der Literatur allgemein überwiegenden

Frauenanteil unter den Hüftfrakturpatienten auf Grund der oft ursächlichen

Osteoporose, sowie der höheren Lebenserwartung von Frauen (Statistisches

Bundesamt aus: Simanski et al., 2002; Scharla et al., 2004, Ringe, 1995).

Auch die Verteilung der Frakturraten, mit einem Hauptanteil der

Oberschenkelhalsfrakturen (49.0 %), erweist sich als typisch (Riegel und Mohr,

2001). Die ungünstigere Prognose der zahlenmäßig geringer vertretenen

pertrochantären Frakturen im Vergleich zu Schenkelhalsfrakturen ist u. a. auf das

häufigere Vorliegen einer Instabilität (89.5%) zurückzuführen.

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55

Bei 89.0 % der neu pflegebedürftigen Patienten wurde eine instabile Fraktur

dokumentiert, während nur 8.6 % der Patienten stabile Frakturverhältnisse

aufwiesen.

Die präoperative Verweilzeit, d. h. der Zeitraum von Trauma bis zur Operation,

hat bei vorliegendem Patientenkollektiv keinen Einfluss auf eine spätere

Pflegebedürftigkeit. Tendenziell vergeht bei den später nicht pflegebedürftigen

Patienten mehr Zeit bis zur Operation. Bei dem Akutklinik-Kollektiv liegt die

erwähnte Zeitspanne mit durchschnittlich 2.6 Tagen fünf Tage niedriger als die

des Rehaklinik-Kollektives mit durchschnittlich 7.2 Tagen, was mit dringlicheren

Operationsindikationen erklärt werden könnte.

Diese Angaben sind allerdings zu hinterfragen, da in den Rehakliniken keine

Operationen durchgeführt werden und die Antworten evtl. aus missverständlicher

Fragestellung resultieren.

Gerade bei (ansonsten) "gesunden" Patienten, d.h. Patienten mit einem geringen

Risikoprofil ist eine frühzeitige operative Versorgung angeraten, da es erwiesen

ist, dass eine späte operative Versorgung (länger als 72 Stunden nach dem

Trauma) mit einer Verdoppelung der Ein-Jahres-Letalität der Patienten einher

geht (Zuckerman, 1995 bzw. Fialka, 2001 aus: Riegel und Mohr, 2001).

Die Letalität des vorliegenden Kollektivs liegt während des Klinikaufenthaltes mit

1.4 % im allgemeinen Durchschnitt (Smektala et al., 2001), wobei sich die höhere

Sterblichkeit in den Akutkliniken im Vergleich zu den Rehakliniken (2.4 % vs.

0.5 %) mit unmittelbaren postoperativen Komplikationen erklären lässt, sowie der

erwähnten Selektion „gesünderer“ Patienten zu Gunsten der Rehakliniken.

Bei der Auswertung möglicher Einflussfaktoren auf eine Pflegebedürftigkeit sind

bei unserem Kollektiv nur die plausiblen Datensätze (62.3 %) betrachtet worden.

Simple Ausschlussgründe stellten z. B. fehlende, unvollständige oder

Mehrfachangaben dar, komplexere Ausschlussgründe waren u. a. unplausible

klinische Verläufe und nicht zu verfolgende Entlassungen.

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56

Bei der Untersuchung der Gehfähigkeit und Mobilität zur Erklärung einer

entstehenden Pflegebedürftigkeit, zeigt sich insgesamt bei der Analyse des

Hilfsmittelbedarfes eine Rückentwicklung fast zum Niveau vor dem

Unfallereignis. Rund 30 % der Patienten benötigten schon vor Klinikaufnahme

Hilfsmittel, wie auch bei der Entlassung aus den Rehakliniken.

Allerdings sind die Patienten auf Grund der unterschiedlichen Aufnahmekliniken

nicht individuell im Verlauf von Akut- bis zur Rehaklinik zu verfolgen wie auch

die erhobenen Daten durch abweichende Befragungsmodalitäten, z.B. zu

Belastbarkeit und Hilfsmittelgebrauch, nicht zu vergleichen. Es kann lediglich

eine Beschreibung des Status quo zu den verschiedenen Zeitpunkten erfolgen.

Die Angaben in der Literatur weisen auf Mobilitätseinschränkungen von

bis zu 50 % hin (Icks, 2003).

Bei vorliegendem Kollektiv gaben rund 68 % der Patienten bei Entlassung aus der

Rehaklinik eine volle Belastbarkeit und rund 29 % der Patienten eine

Teilbelastbarkeit unter Hilfsmittelgebrauch an.

Der Anteil an nicht gehfähigen bzw. bettlägerigen Patienten erhöhte sich vom

Zeitpunkt vor dem Unfallereignis bis zum Zeitpunkt der Entlassung aus der

Rehaklinik von rund 1 % auf fast 3 % am Gesamtkollektiv.

Bei der Betrachtung eines Zusammenhanges zwischen Gehfähigkeit und

Pflegebedürftigkeit kann festgehalten werden, dass sich die individuelle

Wahrscheinlichkeit einer auftretenden Pflegebedürftigkeit bei schon vorherigem

Hilfsmittelbedarf verdoppelt.

Wegweisend bei der Kausalitätsbetrachtung einer Pflegebedürftigkeit ist somit der

Ausgangszustand der Patienten, was ebenfalls an Hand der Einweisungsdaten

sichtbar wird.

Die "Patientenströme" entsprechen bei unserem Kollektiv plausiblen klinischen

Verläufen. Rund 77 % der Patienten kamen aus dem häuslichen Umfeld und

17.5 % aus einer Pflegeeinrichtung in die Akutkliniken; 85.5 % der

Rehaklinikpatienten wurden direkt aus einer Akutklinik weitergeleitet.

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57

Rund 80 % der Rehaklinikpatienten wurden ohne Pflegebedürftigkeit nach Hause

entlassen, wobei zu diesem Zeitpunkt keine endgültige Aussage über die

Länge dieses Aufenthaltes getroffen werden kann. Auf Grund von

Studienbeobachtungen kann vermutet werden, dass viele Patienten erneut

stürzen, so dass sich die Führung eines eigenen Haushaltes als nicht

mehr möglich erweist. Unter dem Begriff "zu Hause" können auch

missverständliche Angaben von Pflegeeinrichtungen verborgen sein.

19 % der Rehaklinikpatienten sind zum Zeitpunkt ihrer Entlassung

pflegebedürftig.

Zuzüglich der in andere Kliniken verlegten Patienten, unter welchen weitere

Pflegepatienten vermutet werden können, lässt sich von einem Fünftel

pflegebedürftiger Patienten ausgehen, wobei die erstmaligen Pflegefälle mit etwa

90 % den Hauptanteil bilden und im Hinblick auf das Gesamtkollektiv letztlich

16.5 % ausmachen.

Auch diese Zahlen entsprechen in etwa den Literaturangaben, wo von einem 10%-

bis 20%-igen Anteil an dauerhaft pflegebedürftigen Patienten nach einer

Hüftfraktur ausgegangen wird (Wiesner, 1998; Scharla et al., 2004; Lange, 2003;

Icks, 2003).

Die abschließende Untersuchung der Einflussfaktoren auf eine erstmalige

Pflegebedürftigkeit entspricht ebenfalls grundlegend den in der Literatur

erwähnten Angaben. Der hohe Altersdurchschnitt unseres Kollektives korreliert

mit der hohen ASA-Klassifikation (ASA II und ASA III) und ist mit der erhöhten

Wahrscheinlichkeit zu erklären, mit steigendem Alter auch bezüglich des

Allgemeinzustandes beeinträchtigt zu sein (Smektala et al., 2001). Das

Überwiegen der ASA-III-Patienten in den Akutkliniken verdeutlicht auch hier den

Selektionsprozess von Patienten mit günstigerer Prognose in der Rehabilitation.

Die neu pflegebedürftigen Patienten sind durchschnittlich sieben Jahre

älter als die nicht pflegebedürftigen Patienten, womit sich das Alter und der

Allgemeinzustand als entscheidende Einflussfaktoren auf eine erneute

Pflegebedürftigkeit erweisen. Der Großteil (57.0 %) des Patientenkollektives

wurde mit einer schweren Allgemeinerkrankung (ASA III) eingestuft.

Das Geschlecht hat bei unserem Kollektiv keinen Einfluss auf eine neue

Pflegebedürftigkeit.

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Das Überwiegen weiblicher Pflegepatienten ist eindeutig auf einen Alterseffekt

durch das allgemein höhere Alter bei Frauen zurückzuführen.

Auch der Body Mass Index (BMI) und der systolische Blutdruck haben keine

nachweisliche Auswirkung auf eine Pflegebedürftigkeit. Sie sind als altersgemäß

normal zu bewerten und liegen mit ihren Durchschnittswerten (25 kg/m² bzw. 130

mmHg) jeweils an der oberen Normgrenze.

Bei den genauer betrachteten Begleiterkrankungen zeigen sich quantitativ ähnlich

alters- und gesellschaftstypische Verteilungsmuster. Der Hypertonus liegt bei

vorliegendem Patientenkollektiv mit rund 60 % an erster Stelle, gefolgt von der

Arthrose, der Koronaren Herzerkrankung (KHK) und dem Diabetes mellitus. Dies

entspricht tendenziell dem metabolischen Syndrom (Wohlstandssyndrom), das zu

den sog. "Volkskrankheiten" der westlichen Industrienationen gehört und

Adipositas, Dyslipoproteinämie, Hyperurikämie, essenzielle Hypertonie und

Glukosetoleranzstörung umfasst (Herold, 2002).

Den deutlichsten Einfluss auf eine neue Pflegebedürftigkeit zeigen eine

Koronare Herzerkrankung (KHK), ein vorhandener Hypertonus, eine periphere

arterielle Durchblutungsstörung (DBS), ein Diabetes mellitus Typ 2 und ein

anamnestisch bekannter Apoplex bzw. eine transitorisch ischämische Attacke

(TIA).

Im Zusammenhang mit diesen Erkrankungen könnten auch Fallmechanismen in

Folge von Durchblutungs-, Gleichgewichts- oder Sehstörungen als ursächlich für

ein Sturzereignis diskutiert werden.

Begleiterkrankungen wie eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD),

ein Malignom sowie ein Zustand nach Myokardinfarkt haben keinen signifikanten

Einfluss auf eine Risikoerhöhung bzgl. einer entstehenden Pflegebedürftigkeit,

was sich allein aus den gegebenen Informationen im Unterschied zu den

vorangegangenen Begleiterkrankungen nicht erklären lässt.

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5 Zusammenfassung

Der präoperative Zustand von Hüftfrakturpatienten ist maßgeblich für den

klinischen Verlauf und die Lang- sowie Kurzzeitprognose verantwortlich,

insbesondere bei der Betrachtung einer neuen Pflegebedürftigkeit.

Der Hilfsmittelbedarf vor Unfallereignis verdoppelt das Risiko einer späteren

Pflegebedürftigkeit, ebenso wirken sich eine hohe ASA-Klassifikation (ASA III),

ein hohes Alter sowie Begleiterkrankungen wie KHK, Hypertonus, Diabetes

mellitus, Zustand nach Apoplex bzw. TIA, eine Nierenfunktionsstörung und eine

periphere arterielle Durchblutungsstörung nachteilig auf den Krankheitsverlauf

aus.

Der Hauptanteil (58 %) der aus einem Pflegeheim in die Akutklinik

eingewiesenen, d.h. der vorher pflegebedürftigen, Patienten wird schon zu einem

frühem Zeitpunkt wieder in eine Pflegeeinrichtung zurück verlegt. Der Großteil

der Patienten (> 90 %), der nach der Rehabilitation wieder in das häusliche

Umfeld entlassen wird, wurde auch von dort eingewiesen; es stellt sich jedoch die

Frage, ob diese Rückentlassung und wiedererlangte Selbständigkeit bei der

Mehrzahl der Patienten dauerhaft beibehalten werden kann.

Etwa ein Fünftel der Hüftfrakturpatienten sind bei der Entlassung aus den

Rehakliniken pflegebedürftig, rund 90 % von ihnen erstmalig.

Diese große Zahl verdeutlicht die Schwere der betrachteten Erkrankung, v.a. für

alte Patienten sowie die Notwendigkeit der Erforschung von Kausalitäten und

Zusammenhängen bei der Ätiologie von Hüftfrakturen.

Neben einer sorgfältigen Einschätzung bzw. Diagnostik sollte nicht nur eine

individuell abgestimmte Therapie im Vordergrund stehen, d. h. bei alten Patienten

primär die Mobilisierung und bei jüngeren Patienten der Gelenkerhalt, sondern

auch eine umfassende Fraktur- und Unfallprävention. Dies gilt insbesondere für

ältere Risikopatienten mit Begleiterkrankungen oder multipler

Medikamenteneinnahme, z.B. in Form der Behandlung einer potenziellen

Grunderkrankung, wie beispielsweise einer Osteoporose, und der Verminderung

von Unfallrisiken im alltäglichen Umfeld der Menschen.

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7 Danksagung

Mein Dank gilt Herrn Prof. Dr. H. J. Trampisch sowie Herrn PD Dr. med. S.

Lange für die Ermöglichung der Promotion in der Abteilung für medizinische

Informatik, Biometrie und Epidemiologie der Ruhr-Universität Bochum,

insbesondere Herrn PD Dr. med. S. Lange für die persönliche Betreuung.

Den Mitarbeitern des Institutes für med. Statistik, Informatik und Epidemiologie

danke ich für die unterstützende Begleitung meiner Doktorandentätigkeit und die

Bereitstellung nötiger Hilfsmittel.

Schließlich danke ich meinen Eltern und meinen Freunden für jegliche Hilfe und

Unterstützung.

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8 Curriculum vitae

KATRIN BECHER VILLINGER STRAßE 107 D-78166 DONAUESCHINGEN TEL.: 0049-771-8976548 MOBIL: 0049-163-4479215 E-MAIL: [email protected] PERSÖNLICHE ANGABEN

• Geburtsdatum: 16.07.1976 • Geburtsort: Herdecke/Ruhr • Familienstand: ledig • Staatsangehörigkeit: deutsch

SCHULISCHE AUSBILDUNG 1983 - 1996 Rudolf-Steiner-Schule Dortmund

06/ 1996 Allgemeine Hochschulreife

UNIVERSITÄRE AUSBILDUNG 1996 - 1997 Studium der Sozialwissenschaft Schwerpunkt Sozialpsychologie Ruhr-Universität Bochum 1997 - 2005 Studium der Humanmedizin Ruhr-Universität Bochum

08/ 2000 Ärztliche Vorprüfung

08/ 2001 Erstes Staatsexamen

09/ 2003 Zweites Staatsexamen

04/ 2005 Drittes Staatsexamen

05/ 2005 Ärztliche Approbation

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PRAKTISCHE/BERUFLICHE AUSBILDUNG

03/ 2001 Famulatur Chirurgie, Knappschaftskrankenhaus, Dortmund-Wambel Prof. Dr. Dr. Hanisch 09/ 2001 Famulatur Anästhesie, Marienkrankenhaus, Schwerte/Ruhr CA Dr. med. Pohlmann 02/ 2002 Praktikum der Allgemeinmedizin, Dortmund-Wickede Praxis Dr. med. Granseyer; Sportmedizin/Chirotherapie 03/ 2002 Famulatur Handchirurgie/Plastische Chirurgie, Dortmund-Hörde Praxis Dr. med. Böttger 09/ 2002 Famulatur Naturheilkunde, Klinik Blankenstein, Hattingen Schwerpunkt Physikal. Therapie, Entspannungsverfahren, Ernährung, CA Dr. med. Beer 03/ 2003 Famulatur Gynäkologie, Gemeinschaftskrankenhaus, Herdecke Dr. med. Gmeindl 10/ 2003- Wissenschaftliche Hilfskraft der Akademie für 03/ 2004 öffentliche Gesundheit der Ruhr-Universität Bochum, Teilbereich Biometrie 04-08/ 2004 1. Tertial des Praktischen Jahres, Chirurgie St. Luke’s Hospital, G’Mangia, Malta 08-11/ 2004 2. Tertial des Praktischen Jahres, Innere Medizin

Akadem. Lehrkrankenhaus Hattingen, Schwerpunkt Gastroenterologie

Prof. Dr. med. Tromm 11-03/ 2004 3. Tertial des Praktischen Jahres, Wahlfach Gynäkologie Augusta Krankenanstalten Bochum PD Dr. med. Bonatz seit Juli 2005 Assistenzärztliche Tätigkeit in der Baar-Klinik für Psychosomatik und Verhaltensmedizin, Donaueschingen CA Herr B. Haves DISSERTATION 07/ 2002 Beginn als Doktorandin am Institut für Medizinische Informatik,

Biometrie und Epidemiologie der Ruhr-Universität Bochum Prof. Dr. med. H. J. Trampisch, PD Dr. med. Lange 04/ 2004 Promotionsanmeldung Thema: Klinischer Verlauf von Patienten mit Hüftfraktur

Retrospektive Auswertung im Rahmen der sog. FX-Register-Studie über hüftgelenksnahe Frakturen und Unterarmfrakturen in Deutschland

06/ 2005 Promotionseinreichung 09/ 2005 Zulassung zum Promotionsverfahren 04/ 2006 Disputation

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ZUSATZQUALIFIKATIONEN 11/ 2000 Hatha-Yoga-Seminar, Bildungswerk Dortmund, Anup Singh Ausbilder der Binar-School of Yoga, Indien 03/ 2002 Notfall- und Reanimationstraining für Arztpraxen, DOmetec

Gmbh für Arbeitsmedizin und Betriebssicherheit, Dortmund, Oliver Heine

SS 2003 Einführungskurs Akupunktur und Ringvorlesung Naturheilverfahren Ruhr-Universität Bochum, Prof. Dr. med. Rusche/Dr. med.Farzin 02/ 2004 Shiatsu-Finger-Druck-Massage-Seminar, Bildungswerk Dortmund G. Tscherner, Heilpraktikerin und Kinderkrakenschwester Schwerpunkt Shiatsu, Ohrakupunktur, Ernährung 10/ 2004 Fortbildung Grundlagen der Anwendung von Blutkomponenten Dr. med. Sternberger, Instiut für Transfusionsmedizin Hagen 02/ 2005 Sonographie-Intensivkurs Abdomen, Medizindidaktisches Pilotprojekt Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Dr. med. M. Hofer 10/ 2005 Seminar Neurobiologie der akuten Belastungsreaktion / der PTBS Baar-Klinik Donaueschingen, Dr. med. M. Felsenstein 12/ 2005 Weiterbildung Grundlagen der Psychodynamischen Psychotherapie WIT der Uni-Tübingen, Sulz-Glatt, Prof. Dr. med. M. Günter SPRACHKENNTNISSE & INTERESSEN SPRACHEN: Englisch, Russisch (gute Kenntnisse) Spanisch, Persisch (Grundkenntnisse) EDV: Kurs-Maschinenschreiben der VHS Dortmund (1994) Textverarbeitungskurse der VHS Dortmund (1997) Internet-Kurs der BfA, bmb+f (1999) SAS-Anfängerkurs, Akademie der Ruhr-Uni-Bochum (2002) INTERESSEN: Sport, Yoga, Tanzen, Theater, Kino, Lesen, Kochen Donaueschingen, April 2006