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01 Grundbegriffe Welche wichtigen Bedeutungskomponenten des Begriffs „Sprache“ können Sie nennen? Sprache ist eine Grundeigenschaft des Menschen. Kultur beeinflusst Sprache und Sprache beeinflusst Kultur. Sprache schafft eine Gemeinschaft unter ihren SprecherInnen. Alle Sprachen sind von ihrer Funktionalität her prinzipiell gleichwertig, also keine „primitiv“. Wir brauchen Normen in den Sprachen, diese befinden sich aber in einem zeitlichen Wandel, so dass jede Beschreibung nur eine „Momentaufnahme“ ist. Normen ändern sich auch dadurch, wenn Sprachen von vielen als Fremd- bzw. Zweitsprachen erlernt werden. Die Grenzen zwischen den Sprachen sind nicht eindeutig. Wie können einzelne Sprachen voneinander abgegrenzt werden? Durch subjektive Selbstabgrenzung (soziale Funktion), auf der Systemebene (z.B. sehr unterschiedliche Grammatik), gegenseitige (Nicht-)Verständlichkeit, kodifizierte, allgemein akzeptierte Norm (bei Schriftsprachen) oder Gebrauchsnorm (Sprachen ohne Schrift). Wichtig ist auch der politische Rahmen, der Sprachen definiert. Beispiel: Serbokroatisch wird zu Bosnisch, Kroatisch und Serbisch weil politisch so gewollt. Ob eine Sprache als eigenständig anerkannt ist, wird auch durch das politische Gewicht bestimmt („Eine Sprache ist ein Dialekt mit Armee und Marine“). 02 Sprachtheorie Welche möglichen Analyseebenen von Sprache gibt es? Nennen Sie mindestens drei und geben Sie Beispiele. Phonologie: Lautebene, Analyse der Phoneme eines Wortes, z.B. Hund besteht aus den Phonemen /h/, /u/, /n/ und /d/ Morphologie: Flexion und Wortbildung, z.B. Beugung eines Verbs, z.B. Flexionsmorpheme mit einem Verbstamm kombinierbar, oder wie funktionieren Komposita → der letzte Teil des Kompositums bestimmt die Wortbedeutung und das gramm. Geschlecht, Bsp. DIE HausTÜR Seite 1

Kognition, Sprache Und Grammatik

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01 Grundbegriffe

Welche wichtigen Bedeutungskomponenten des Begriffs „Sprache“ können Sie nennen?

Sprache ist eine Grundeigenschaft des Menschen. Kultur beeinflusst Sprache und Sprache beeinflusst Kultur. Sprache schafft eine Gemeinschaft unter ihren SprecherInnen. Alle Sprachen sind von ihrer Funktionalität her prinzipiell gleichwertig, also keine „primitiv“. Wir brauchen Normen in den Sprachen, diese befinden sich aber in einem zeitlichen Wandel, so dass jede Beschreibung nur eine „Momentaufnahme“ ist. Normen ändern sich auch dadurch, wenn Sprachen von vielen als Fremd- bzw. Zweitsprachen erlernt werden. Die Grenzen zwischen den Sprachen sind nicht eindeutig.

Wie können einzelne Sprachen voneinander abgegrenzt werden?

Durch subjektive Selbstabgrenzung (soziale Funktion), auf der Systemebene (z.B. sehr unterschiedliche Grammatik), gegenseitige (Nicht-)Verständlichkeit, kodifizierte, allgemein akzeptierte Norm (bei Schriftsprachen) oder Gebrauchsnorm (Sprachen ohne Schrift). Wichtig ist auch der politische Rahmen, der Sprachen definiert. Beispiel: Serbokroatisch wird zu Bosnisch, Kroatisch und Serbisch weil politisch so gewollt. Ob eine Sprache als eigenständig anerkannt ist, wird auch durch das politische Gewicht bestimmt („Eine Sprache ist ein Dialekt mit Armee und Marine“).

02 Sprachtheorie

Welche möglichen Analyseebenen von Sprache gibt es? Nennen Sie mindestens drei und geben Sie Beispiele.

Phonologie: Lautebene, Analyse der Phoneme eines Wortes, z.B. Hund besteht aus den Phonemen /h/, /u/, /n/ und /d/

Morphologie: Flexion und Wortbildung, z.B. Beugung eines Verbs, z.B. Flexionsmorpheme mit einem Verbstamm kombinierbar, oder wie funktionieren Komposita → der letzte Teil des Kompositums bestimmt die Wortbedeutung und das gramm. Geschlecht, Bsp. DIE HausTÜR

Syntax: Satzanalyse, z.B. Wortfolge kann analysiert werden (syntagmatische Ebene) oder auch Austauschbarkeit der Wörter (Austauschproben, paradigmatische Ebene), oder Bestimmung der Satzglieder (Rolle der Wörter im Satz).

Was sind Aphasien, in welcher Form können Sie auftreten und was können wir daraus für die Sprachspeicherung und -verarbeitung ableiten?

Aphasie = Sprachverlust, Sprachstörung; eine pathologische Reduktion des Sprachvermögens Arten von Aphasien:

Broca - Aphasie: Broca Areal ist verletzt → es fehlt die Grammatik (kein Zugang zu grammatischen Strukturen), Produktion: Telegrammstil, Wortfindungsschwierigkeiten.

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Wernicke-Aphasie: Wernicke Areal ist verletzt → betrifft die Semantik, die Zuordnung von Sinn, Produktion: grammatischer aber sinnarmer Wortschwall.

Die beiden Aphasien betreffen zwei verschiedene Bereiche im Gehirn. Es gibt nicht wie früher angenommen, ein Sprachzentrum, sondern mehrere verschiedene. Es gibt spezialisierte Bereiche im Gehirn, die zusammenarbeiten, die sprachlichen Leistungen sind im Gehirn verteilt.

Welche wissenschaftlichen Disziplinen beschäftigen sich mit Kognition und welche Beiträge leisten sie?

a) Philosophie (Erkenntnistheorie, Logik) b) Neurowissenschaften (Gehirnforschung, biologisch-physiologische Grundlagen) c) Linguistik (Sprachtheorie/ sprachl. Wissensystem = Modelle von Sprachen werden erarbeitet und diese Modelle sagen uns wie Sprachen im Gehirn verankert sind) d) Computerwissenschaft/ Informatik/ Künstliche Intelligenz (Sprachsteuerung, Übersetzungsprogramme, automatisierte Sprachanalyse) e) Psychologie (mentale Fähigkeiten = Was Menschen unter welchen Voraussetzungen im Gehirn für Leistungen erbringen können).

Welche Argumente gibt es dafür, anzunehmen, dass das Sprachsystem auf der Grundlage angeborener kognitiver Dispositionen entwickelt wird?

Grammatikalitätsurteile und Sprachgebrauch sind intuitiv und spontan - eine bewusste Erklärung, warum eine bestimmte Form gewählt wurde, ist oft nicht möglich. Erstspracherwerb ist, pathologische Fälle ausgenommen, immer erfolgreich. Komplexe Regeln sind bereits in uns verankert, bevor wir sprechen können. Viele komplexe Regeln lassen sich aus dem Input, den ein Kind beim Spracherwerb bekommt, nicht erschließen - die Grundlagen für die Grammatik müssen schon vorher da gewesen sein. Im Bereich von Morphologie und Syntax ist der Spracherwerb sehr schnell (bis 3./4. Lebensjahr).

03 Angewandte, Kognitive und Psycholinguistik

Welche drei wichtigen Ansätze zur Entwicklung von Kognition und Sprache und welche zwei Grundmodelle der Kognition gibt es, wie unterscheiden sie sich und was bedeuten sie für den Spracherwerb?

1) Piaget, Kognitionspsychologie: es gibt vier Phasen der kognitiven Entwicklung, die relativ fest ablaufen, zwei Prozesse die sich gegenseitig ergänzen: Adaption od. Assimilation (=Anpassung, Reize werden in bestehende Schema angepasst) und Akkommodation (=das Schema wird akkommodiert (verändert), wenn Reize nicht in vorhandenes Schema passen), Spracherwerb ist Teil der gesamten kognitiven Entwicklung

2) Skinner, Behaviorismus: Kognition= black box, über die keine Aussagen gemacht werden, Was zwischen Stimulus und Reaktion passiert, wissen wir nicht. Schemata sind nicht gefragt, nur Verhalten analysieren, das durch die Reaktion auf best. Reize stattfindet, Lernen durch

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Konditionierung – Spracherwerb durch Nachahmung, Versuch und Irrtum: Reiz der gut funktioniert hat wird mit einem anderen Reiz verknüpft – langsam entsteht sprachliches System. Beim Zweitspracherwerb: Kontrastivität - Vergleich von Erst- und Zweitsprache, wie ist der Lerner durch seine Erstsprache konditioniert, was muss ich neu konditionieren

3) Chomsky, Nativismus: Sprache und andere kognitive Leistungen funktionieren so wie biologische Systeme (wie Organe), angeborener Spracherwerbsmechanismus, für Zweitsprache umstritten

2 Grundmodelle der Kognition

a. Modularismus = Gehirn ist in viele kleine Bereiche aufgeteilt, die verschiedene Aufgaben erfüllen, also ein Teil hat eine Aufgabe (Spezialisierung), diese Teile sind hierarchisch organisiert Das bedeutet für den Spracherwerb: verschiedene sprachliche Leistungen in verschiedenen Modulen, man kann keinen Einfluss nehmen, welches Modul was bearbeitet – es ist vorgegeben

b. Holismus = Gehirn kann nur als Ganzes betrachtet werden, es ist eine untrennbare Einheit, parallel ablaufende Prozesse Das bedeutet für den Spracherwerb: Hirn strukturiert sich mit dem Lernprozess selbst, auf Grund der Individualität der Hirnentwicklung gibt es zwischen den Menschen große Unterschiede.

Welche wichtigen Erkenntnisse über die Rolle des Gehirns bei der Sprachverarbeitung und -speicherung gibt es? Wie können wir uns die Speicherung von sprachlichen Inhalten im Gehirn vorstellen?

Modulare Sicht: Es gibt eine modulare Speicherung (Sprachzentren im Hirn) – dies würde die Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit von sprachlicher Rezeption und Produktionsprozessen erklären;

holistische Sicht: Information ist nicht an bestimmte Stelle gebunden, sondern liegt in den Verbindungen, parallel ablaufende Informationsverarbeitung (Inhalte werden ganz vernetzt gespeichert – Wissen ist assoziativ – in Verbindungen zwischen den Einheiten enthalten)

Multimodale Speicherung: Assoziationen aus verschiedensten Sinnesbereichen (Sehen, Tasten, Riechen, Hören...) bilden einen Gedächtnisinhalt, z.B. einen sprachlichen Begriff wie das Wort „Tasse“. Je mehr Assoziationen, desto leichter der Zugriff auf diesen Begriff.

Wie werden in der Kognitiven Psychologie nach Piaget die Begriffe „Adaption/ Assimilation“ bzw. „Akkomodation“ verwendet? Erläutern Sie die Verwendung in Zusammenhang mit der kognitiven Entwicklung und geben Sie ein Beispiel.

Assimilation: Stimuli werden an bestehende Schemata angepasst

Akkommodation: Stimuli erweitern die bestehenden Schemata, Schemata werden umgebaut

Kognitive Entwicklung im Wechselspiel von Assimil. und Akkom. , das passiert so lange, bis mein Schema so gut funktioniert, dass ich es nicht mehr umbauen muss

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Bsp: Person hat einen Keks, versucht es zu behandeln wie Brot (biegen) (Assimilation) geht aber nicht, er muss neues Schema erstellen (Akkommodation) → Keks lässt sich nicht biegen

04 Sprachwissen und Grammatikerwerb

In welche beiden Typen wird das Sprachwissen eingeteilt, wie unterscheiden sich diese und welche Aufgaben haben sie für die Sprachverarbeitung?

Deklaratives Wissen: (Was?) Faktenwissen, Detailwissen; Wissen, das man sich als Liste vorstellen kann (Lexikon), viele Einzelelemente

→ Aufgabe bei der Sprachverarbeitung: Basis für das prozedurales Wissen, Inventar, mit dem das prozedurale Wissen arbeitet

Prozedurales Wissen: (Wie?) Fertigkeitswissen, Anwendungswissen, komplexe Fähigkeiten – mehrere Fähigkeiten kombinieren sich zu komplexen Fähigkeiten; deklaratives Wissen kann durch Automatisierung zu prozeduralem Wissen werden; es ist das Wissen, wie sprachliche Formen angewendet werden

→ Aufgaben bei der Sprachverarbeitung: greift auf das deklarative Wissen zurück, setzt dieses in konkrete sprachliche Handlungen um

Was sind die Grundlagen des Grammatikerwerbs und welche weiteren Eigenschaften von Sprache bzw. Grammatik ergeben sich daraus?

Arbitrarität oder Konventionalität (Ferdinand de Saussure): das sprachliche Zeichen ist arbiträr; Unabhängigkeit zwischen dem Bezeichneten (dem Gegenstand in der Wirklichkeit) und dem Bezeichnenden (dem Zeichen selbst) – der Zusammenhang zwischen den beiden wird konventionell festgelegt

unendlicher Gebrauch endlicher Mittel (Wilhelm von Humboldt): sprachliche Kreativität

diskretes kombinatorisches System: Sprache besteht aus diskreten Zeichen – sie sind voneinander abgrenzbar, Kombinationsregeln ermöglichen uns aus diesen diskreten Zeichen etwas Neues zu kombinieren.

Weitere Eigenschaften von Sprache / Grammatik: - Lineares Modell der Satzverarbeitung: lineare Erklärbarkeit eines Satzes scheitert an der Komplexität → es gibt Hierarchieebenen (zB Baumdiagramme), Grammatik ist nicht linear

- Sätze als mentale Bäume: wiederkehrende Elemente können im Baummodell als eine gemeinsame Kategorie behandelt werden – diese Kategorien können auf verschiedenen Ebenen der Satzstruktur auftauchen (= Rekursion)

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- Grammatikalitätsurteil: Grammatik ist autonom vom Verstehen (völlig sinnlos aber grammatisch), umgekehrt hören wir ungrammatische Sätze, die wir verstehen können; Sprachverstehen und Grammatikalitätsurteil sind jeweils autonom

- Kreativität: unendlicher Gebrauch von Sprache, theoretisch können wir einen Satz so formulieren, dass ihn nie jemand vorher gesagt hat – und trotzdem können andere Sprachbenutzer diesen Satz verstehen

Was ist unter einem Phrasen-“Kopf“ zu verstehen? Geben Sie einige Beispiele und erläutern Sie, wie sich Sprachtypen bezüglich der Position des Kopfes unterscheiden (mit Sprachbeispielen).

Jede Phrase besteht aus einem Kopf, der die Kerninformation enthält und die jede Phrase charakterisiert

Bsp: „die Hundehütte“ ist eine Hütte und kein Hund → Hütte ist der Kopf

„_der_ Hüttenhund“ → hat grammatikalische Auswirkungen

„Ein Mann geht am Freitag um 20.00 ins Kino“ Verb trägt die Hauptinformation → Kopf: geht

Es gibt Unterscheide zwischen den Sprachen bei der Position des Kopfes head first (zB Englisch „eat sushi“) head last (zB Japanisch „Sushi wo taberu“)

→ Deutsch: Mischform, der normale Aussagesatz hat nicht die typische Wortfolge, der Nebensatz hat im Deutschen die eigentlich richtige Wortfolge

wir wissen automatisch, wo der Kopf ist → eines der Dinge, die ein Kind lernen muss

05 Arten und Typen von Grammatiken

Wie lässt sich das Konzept „Grammatik“ in verschiedene Bedeutungsdimensionen aufschlüsseln?

A) Regelsystem: abstrakt, hat keinen Ort, nicht das was in unseren Köpfen verankert ist, rein logische Strukturen unabhängig von der Beschreibung

B) grammatische Beschreibung: Regelsystem in Buchform festgehalten, erklärt wie Grammatik funktioniert

B1) sprachwissenschaftliche Zwecke (linguistische Grammatik)

B2) Unterrichtszwecke (didaktische Grammatik)

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C) Grammatik im Kopf: kognitive Grammatik, wie verarbeitet das Gehirn die Grammatik

Können Sie zumindest fünf Gegensatzpaare zur Charakterisierung verschiedener Grammatik a r t e n anführen und erläutern? Nennen Sie einige Beispiele.

Präskriptiv (vorschreibend); + Wertung; Bsp: Heuer

Deskriptiv (beschreibend); - Wertung; Bsp: Duden

Diachronisch (Sprachwandel); + Historizität; Bsp: Grimm

Synchronisch (Sprachstand zur Zeit); - Historizität; Bsp: Duden

Wissenschaftlich; Theorieorientierung; Bsp: Engel 2009

Gebrauchsgrammatik (weniger komplex); Praxisorientierung; Bsp: Duden

Problemgrammatik (diskutiert Probleme); - Vollständigkeit ; Bsp: Textgrammatik der deutschen Sprache

Resultatsgrammatik (Lösung d. Problems); + Vollständigkeit; Bsp: Duden

Produktionsgrammatik; + Aktivität; Bsp: Lesen, lehren, lernen

Rezeptionsgrammatik; - Aktivität; Bsp: Duden

Muttersprache; Innenperspektive; Bsp: Duden

Fremdsprache; Außenperspektive; Bsp: Deutsche Grammatik (Helbig & Buscha)

Einzelsprachlich; - Vergleich; Bsp: Duden

Konfrontativ/kontrastiv (Sprachvergleich mit anderen Sprachen); + Vergleich; Bsp: Vergleichende Grammatik Deutsch-Französisch

Linguistisch (wissenschaftliche Diskussion); - Vermittlung; Bsp: Engel

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Didaktisch (für (Selbst)Unterrichtszwecke); + Vermittlung; Bsp: Kars & Häussemann

Was ist mit einem Grammatik t y p gemeint? Nennen und beschreiben Sie auch zumindest drei Beispiele.

Grammatiktypen sind die grammatischen Theorien, oder Modelle, die hinter einer grammatischen Beschreibung stehen.

Traditionelle Grammatik: hat sich aus der Tradition entwickelt, am Lateinischen angelehnt, Wortarten und Satzglieder im Mittelpunkt der grammatischen Betrachtung, keine wissenschaftliche Grundlage, beschäftigt sich mit Morphologie und Syntax

strukturalistische Grammatik (Saussure): dichotomisch aufgebaut: langue-parole, signifiant-signifie,...; Unterscheidung von Syntagma und Paradigma: die Beziehungen in einer Sequenz, einem Syntagma ist eine Ebene. Die Paradigmata, die Elemente, die auf derselben Position stehen können und austauschbar sind, die andere.

Dependenz-Valenzgrammatik: Verb steht im Mittelpunkt, wie funktioniert ein Verb im Satz (verlangt Ergänzungen), hierarchisch aufgebaut, kommt in vielen didaktischen Grammatiken und Lehrwerken vor

Generative Grammatik (Chomsky): (= Phrasenstrukturgrammatik) Tiefen- und Oberflächenstruktur, Konzentration auf die Syntax, Ziel: Universalgrammatik

06 Traditionelle Grammatik

Welche beiden Dimensionen lassen sich bei der traditionellen Satzgliedanalyse unterscheiden? Definieren Sie diese beiden Dimensionen und geben Sie zumindest je zwei Beispiele.

1. Wörter und deren Wortarten (Kategorien) - die Elemente eines Satzes: Substantiv, Verb, Adjektiv, Pronomen, Numeralien, Präpositionen

„Ich gehe nach Hause“ Pronom+Verb+Präposition+Partikel (Ausnahmefall!)

„Anna trinkt Milch“ Substantiv+Verb+Substantiv/Nomen

2. Kategorien und ihre Funktionen im Satz – Satzglieder; Wortarten können verschiede Funktionen im Satz übernehmen

„Ich gehe nach Hause“ Subjekt+Prädikat+Adverbial

„Anna trinkt Milch“ Subjekt+Prädikat+(Akkusativ-)Objekt

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Wie funktioniert das VEA-Prinzip der Satzgliedanalyse? Bitte geben Sie ein Beispiel. Was ist der problematische Aspekt dabei aus der Sicht des Deutschunterrichts?

Wenn sich ein Wort/eine Wortgruppe im Satz verschieben oder ersetzen oder an den Anfang des Satzes stellen lässt, ist das ein Satzglied. Im DaF ist so etwas nur schwer einsetzbar, da die Durchführung so einer Analyse schon gewisse Sprachkenntnisse voraussetzt, man benötigt eine/n kompetente/n SprecherIn mit Intuition.

Bsp: „Ohne die Hilfe einer wirksamen Schmerzmedizin sind die Kräfte auch der gutwilligsten Amateurpfleger irgendwann erschöpft.“

Verschiebeprobe (Permutation): „Die Kräfte auch der gutwilligsten Amateurpfleger sind ohne die Hilfe einer wirksamen Schmerzmedizin irgendwann erschöpft.“ oder „Irgendwann sind die Kräfte auch der gutwilligsten Amateurpfleger ohne die Hilfe einer wirksamen Schmerzmedizin erschöpft“

Ersatzprobe (Substitution): „Ohne die Hilfe dessen sind die Kräfte auch der gutwilligsten Amateurpfleger irgendwann erschöpft.“ → „Ohne das sind sie dann aufgebraucht.“

Anfangsstellungsprobe (Topikalisierung): Beginn mit „Die Kräfte auch der gutwilligsten Amateurpfleger sind....“ möglich, aber „Die Kräfte auch der gutwilligsten sind...“ nicht möglich.

Welche neun wichtigen Wortarten des Deutschen können Sie nennen und kurz charakterisieren? Geben Sie bitte Beispiele.

Substantiv: flektierbar, deklinierbar, genusfest; Bsp: Käse, Auerhahn

Verb: Zustände und Aktivitäten werden ausgedrückt; flektierbar, konjugierbar; Bsp: gehen, schwimmen

Adjektiv: flektierbar, deklinierbar, nicht genusfest, komparierbar; Bsp: klein, jung

Pronomen: flektierbar, deklinierbar, nicht genusfest, nicht komparierbar, satzgliedfähig; Bsp: wir, sie

Präpositionen: nicht flektierbar, nicht satzgliedfähig, stellt syntaktische Relation her, Kasusforderung; Bsp: wegen

Adverb: nicht flektierbar, satzgliedfähig; Bsp: oben

Partikel: Ist nicht veränderbar, fixer Bestandteil; nicht flektierbar, nicht satzgliedfähig, stellt keine syntaktische Relation her; Bsp: ja

Artikel: Begleiter eines Substantiv; flektierbar, deklinierbar, nicht genusfest, nicht komparierbar, nicht satzgliedfähig und nicht kombinierbar; Bsp: die, eine

Konjunktion: nicht flektierbar, nicht satzgliedfähig, stellt syntaktische Relation her, Verbindung von Satzgliedern/Teilsätzen; Bsp: und, weil

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Können Sie zumindest vier Satzglieder des Deutschen und jeweils einige Kriterien zur Beschreibung nennen? Bitte geben Sie Beispiele.

Subjekt

→ das, worüber man spricht

→ ist mit wer? oder was? erfragbar

→ ist kongruenzauslösend

→ wird normal durch eine NP im Nominativ realisiert

Bsp: Er geht / Sie gehen in die Vorstellung. Der Hund läuft in den Wald.

Prädikat

→ Es kann nur die Wortart „Verb“ ein Prädikat sein

→ Bezeichnet eine auf das Subjekt bezogene Handlung, einen Vorgang oder einen Zustand

Bsp: Ich laufe gerne. Sie hört dem Gespräch zu.

Objekt

→ ist der Zielpunkt des verbalen Geschehens

→ ist im Kasus durch das Verb oder durch das prädikative Adjektiv bestimmt

→ das direkte Objekt steht in der Regel im Akkusativ, das indirekte im Dativ

Bsp: Er geht heute ins Schwimmbad. Sie liebt ihren Kuschelhasen.

Adverbial

→ bezieht sich auf das Verb oder auf den ganzen Satz

→ drückt die näheren Umstände des Geschehens aus: Ort, Zeit, Art und Weise, Grund,...

→ können realisiert werden als Adverbien, als AP, als PP, als NP, und als Nebensätze

Bsp: Er singt laut. Sie geht deshalb morgen an die Uni.

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07 Phrasenstrukturgrammatik

Was ist Ambiguität, wie lässt sie sich bei der Satzanalyse zeigen und erklären und welche Beispiele können Sie nennen?

Ambiguität bedeutet Zweideutigkeit. Ambiguität kann man in der Satzanalyse zeigen, indem man die Satzglieder feststellt. Bei der Konstituentenstruktur kann man den Unterschied optisch zeigen, da die Konstituenten auf einer anderen Ebene enden.

z.B Der Junge winkte dem Mann mit dem Schal.

Man kann nicht genau sagen, ob der Junge mit dem Schal winkte (1) oder der Mann einen Schal hatte (2).

(1) "mit dem Schal" = Präpositionalobjekt (2) "dem Mann mit dem Schal" = Dativobjekt

Mit welchen Tests lassen sich Konstituenten bestimmen und wie wird dabei vorgegangen?

1. Koordinationstest: Wortfolge mit einer anderen Wortfolge koordinieren; Bsp: Die meisten Witze über die Schwaben findet sie nicht sehr komisch. → Die meisten Witze über die Schwaben und über die Bayern findet sie nicht sehr komisch. => „über die Schwaben“=Konstituente

2. Ersetzungstest: Wortfolge durch ein Wort ersetzen. Eine Phrase wird z.B. durch ein Pronomen ersetzt. Bsp: Leider schmeckt ihr selbst gebackenes Brot nicht.

(1)→ Leider schmeckt ihr es nicht.=> „selbst gebackenes Brot“=Konstituente oder

(2) → Leider schmeckt es nicht.=> „ihr selbst gebackenes Brot“=Konstituente

Wie unterscheiden sich einfache und komplexe Konstituenten (Phrasen) und wie werden letztere bestimmt?

Einfache Konstituenten: alles, was links im Baumdiagramm überbleibt, sind letztlich Wörter

komplexe Konstituenten: sind meist Phrasen und damit Kombinationen, in denen die einfachen Konstituenten vorkommen. Zur Bestimmung muss man herausfinden, was für ein Wort, was für eine Kategorie der Kopf ist. Zuerst muss man wissen, wo die Phrase anfängt und aufhört. Das findet man heraus, indem man die Konstituenten bestimmt. (Koordinationstest und Ersetzungstest).

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08 Dependenz-Verb-Grammatik

Können Sie mindestens je ein Beispiel für ein ein-, zwei- und dreiwertiges Verb nennen, die dazugehörigen Ergänzungen bezeichnen und beispielhaft anführen?

Einwertig: schlafen + Nominativergänzung; Bsp: Ich schlafe.

Zweiwertig: besuchen + Nominativergänzung + Akkusativergänzung; Bsp: Ich besuche meinen Freund.

Dreiwertig: geben + Nominativergänzung + Dativergänzung + Akkusativergänzung; Bsp: Ich gebe dir mein Buch.

ebenso: schenken, zeigen, mitteilen

Aus welchen vier Klassen von Elementen besteht ein Satz nach der Konzeption der DVG und wie werden diese Elemente bestimmt?

(1) Verbalkomplex; (2) obligatorische Ergänzung; (3) fakultative Ergänzung; (4) Angabe (zB Negativangabe – Verneinung eines Satzes)

Bestimmungen der Elemente

Weglassprobe: diejenigen Elemente, die man nicht weglassen kann, sind obligatorisch; kann man sie weglassen, ist es entweder eine fakultative Ergänzung oder eine Angabe

„Und das geschah...“ -Test: wenn man auf diese Art einen Teil des Satzes herausnehmen kann, ist es eine Angabe und keine Ergänzung; funktioniert aber nicht bei allen Angaben.

Wie werden die Hierarchieebenen eines Satzes in der DVG bezeichnet und dargestellt? Wie lassen sich die Erkenntnisse der DVG für den Fremdsprachenunterricht nutzen?

Regens: obere Ebene, das Übergeordnete; zB Verbalkomplex (oberste Ebene)

Dependens: Ebene jeweils darunter

→ diese Hierarchieebenen werden durch einen Strich dargestellt (Baumdiagramm)

Im Sprachenunterricht kann man die DVG nutzen: Verben in Verbindung mit ihren Ergänzungen lernen; auch bei Substantiven, die in typischen Kontexten stehen, kann man diese Technik verwenden → Vokabeln nicht isoliert lernen, sondern gleich in einen Kontext stellen.

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09 Linguistische und didaktische Grammatik

Können Sie mindestens drei wichtige Charakteristika einer linguistischen und einer didaktischen Grammatik nennen?

Linguistische Grammatik: vollständig, widerspruchsfrei, basiert auf einer Theorie, deskriptiv, dient wissenschaftsinternen Zwecken, zielt auf die Verbesserung des linguistischen Erkenntnisstands ab

Didaktische Grammatik: selektiv (unvollständig), Auswahl nach der Relevanz (hochfrequent, für die Kommunikation wichtig, Schwierigkeit für den Lernenden), für Lehren und Lernen konzipiert – dient nicht der Fachwissenschaft, muss nicht auf einer Theorie beruhen, sondern kann aus mehreren auswählen.

Was sind die wichtigsten Prinzipien (Qualitätskriterien) für eine didaktische Grammatik?

Regelerarbeitung induktiv: von der sprachlichen Realität, von der Kommunikation zur Regel und nicht umgekehrt

Grammatik ist nicht Selbstzweck, sondern dient immer dem kommunikativen Sprachgebrauch

Lehrende sollen Terminologie verwenden, die keinen zusätzlichen Lernaufwand erzeugt und altersadäquat ist, auf bekannte Terminologie zurückgreifen (zB lateinische Terminologie), man kann auch Terminologie vermeiden (induktives Vorgehen), Terminologie nur einsetzen, wenn sie dem Lernenden den Zugang wirklich erleichtert.

Wie ist im Grammatikunterricht mit Metasprache/ grammatischer Terminologie umzugehen?

Man soll Terminologie verwenden, die keinen zusätzlichen Lernaufwand erzeugt und alters- und adressatenadäquat ist, empfohlen ist die lateinische Terminologie, da sie sehr weit verbreitet ist, zumindest bei lerngewohnten Lernenden. Terminologie nur einsetzen, wenn sie dem Lernenden den Zugang wirklich erleichtert.

Ein Weg zur Vermeidung von Terminologie sind der Einsatz von Beispielen für eine bestimmte grammatische Kategorie, das Sichtbarmachen von grammatischen Phänomen z.B. visuelles Hervorheben durch Formatierung, Farbe, Illustration (Signalgrammatik) oder das selbst Erkennen lassen von Strukturen (induktives Vorgehen).

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10 Kontrast und Fehler

Welche Schritte gehören zu einer Fehleranalyse und was umfassen diese?

->Trotz medizinischer Terminologie ist ein Fehler keine Krankheit, sondern ein wichtiger Teil des Lernprozesses <-

1. Diagnose

a) Fehler identifizieren

b) Fehler klassifizieren

c) Erklären, warum ein Fehler passiert ist

2. Therapie: Fehler

korrigieren oder

ignorieren

Korrektur: *Selbstkorrektur* (wichtiger Bereich, da diese Phase einen Lerneffekt mit sich bringt, Korrektur von außen verringert den Lerneffekt), und *Fremdkorrektur* (durch die Lehrenden). Manchmal ist es sinnvoller, diese Stufe zu überspringen (Fehler ignorieren), um in Phasen, wo es nicht um die Korrektheit sondern z.B. um das Produzieren in der L2 geht, nicht zu stören, aus dem Konzept zu bringen, zu demotivieren.

3. Prophylaxe: verhindern, dass ein ähnlicher Fehler weiterhin passiert. Ziel ist nicht die Vermeidung des Fehlers, sondern zielgerichtete Übungsangebote: welche gezielten Übungen kann ich anbieten, um einen Lernprozess auszulösen; außerdem Erläuterung des Fehlers.

Welche Kriterien für Fehlerdefinitionen und Definitionsbeispiele können Sie nennen (mindestens je drei)?

sprachliche Korrektheit (Def: Fehler ist eine Abweichung von der Norm des Sprachsystems)

Verständlichkeit (Def: Ein Fehler ist das, was ein/e MuttersprachlerIn nicht versteht)

Situationsangemessenheit (Def: Ein Fehler ist das, was ein/e MuttersprachlerIn in einer bestimmten Situation nicht tun oder sagen würde) – kulturelle Einbettung, geht über das Sprachliche hinaus, Pragmatik, sehr strenges Kriterium, weil der/die MuttersprachlerIn als Modell für die LernerInnen genommen wird, unmöglich zu erreichen, ist das sinnvoll?

unterrichts-/vermittlungsabhängig (Def: Ein Fehler ist das, was gegen die Regeln in Lehrwerken oder Grammatiken verstoßt und auch gegen die Norm im Kopf des/r Lehrers/in.)

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Welche Modelle der Fehlerkategorisierung kennen Sie?

1) Relevanzkategorien: wie kann ich die Bedeutsamkeit, die Schwere eines Fehlers einschätzen:

errors: Fehler, die der/die Lernende selbst nicht erkennt

mistakes: Verstoß gegen soziale Normen, unangemessener Sprachgebrauch (Pragmatik)

lapses: vom/n der Lernenden selbst korrigierbar

unsichtbar: Fehler, die richtig aussehen, aber nicht richtig sind z.B. eine falsche Regel, die zufällig zu einer richtigen Form führt oder nur durch Vermeidungsstrategien nicht aufgetretene Fehler

2) traditionelle Fehlerkategorisierung:

orthografisch: Rechtschreibung

semantisch-lexikalisch: bezieht sich auf die Wortwahl bzw. -bedeutung

grammatisch: Morphosyntax (Flexion, Wortbildung, Wortfolge, Satzbau)

3) Fehlerraster: hat zwei Achsen

1. Umfang des Fehlers: vom einzelnen Graphem bis hin zur Satz- oder Textebene (wie viel betroffen ist)

2. Art des Fehlers: Einordnung in versch. sprachliche Ebenen: Syntax, Semantik, Pragmatik (+ ev. Morphologie)

Was sind mögliche Erklärungen für Fehler?

2 wichtige Richtungen:

a) intralinguale (innersprachliche) Fehler:Fehler passieren innerhalb der zu lernenden Sprache

Simplifizierung: Vereinfachung (z.B. Infinitiv, keine Präpositionen)

Überdifferenzierung: Unterschiede zu machen, die es nicht gibt, z.B. von schriftlicher Form auf die Aussprache schließen (Betonung von Endungen)

Übergeneralisierung/Regularisierung: Formen werden generalisiert, auch an Stellen, wo sie nicht passen

b) interlinguale (außersprachliche) Fehler: der Fehler passiert, weil andere Sprachen einen Einfluss auf den Lernprozess in der Zielsprache haben

Kontrastnivellierung od. Transfer/Interferenz: Übertragung aus L1 in L2; ein bestehender Kontrast zwischen zwei Sprachen wird ausgeglichen; z.B. Akzent

false friends: spezieller Fall der Übertragung, Elemente in beiden Sprachen sehen ähnlich aus, bedeuten aber etwas anderes, z.B. to miss (verpassen) und vermissen; become ≠ bekommen

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Divergenz: wenn ein Wort in einer Sprache stärker differenziert wird als in der anderen; kann auch bei grammatischen Formen passieren

Kontrastverschiebung: kann man nennen, ist aber etwas unpassend -- eigentlich innersprachlich? (L2-Regelgeneralisierung)

Kontrastübertreibung: passiert, wenn zwischen den Sprachen eine Ähnlichkeit besteht, dies klingt aber seltsam, also sagt man es anders (unpassende Regel wird in der L2 angewandt, obwohl L1-Regel passen würde)

c) außersprachliche Gründe, die nichts mit Sprache zu tun haben wie Nervosität, Krankheit, Müdigkeit, Stress....

11 Konventionelle Grammatikvermittlung

Welcher Unterrichtssystematik folgt die konventionelle Grammatikvermittlung, aus welchen Arbeitsschritten besteht sie?

1. Schritt: Am Beginn steht ein Text, das zu behandelnde Grammatikphänomen steht im Text meist gehäuft drinnen, der Text bietet einen sprachlichen Kontext für die Grammatik

Kritikpunkt: die Texte sind konstruiert und meist sehr weit weg von Authentizität, sie haben inhaltlich oft sehr wenig Bedeutung

2. Schritt: Isolierte Beispiele – das Grammatikphänomen wird aus dem Text herausgenommen; oft sind es Beispielsätze aus dem Text, manchmal haben die Sätze aber überhaupt nichts miteinander oder dem Text zu tun

Kritikpunkt: es geht nicht um den Inhalt und Zusammenhang, sondern nur um die Präsentation der Grammatikform

3. Schritt: Darstellung der Regel, Phänomen wird erklärt (oft in Tabellen, explizite Regelformulierungen, visuelle Hilfen,...)

4. Schritt: Übungen; sind in der Regel aus den Beispielsätzen abgeleitet, funktionieren nach einem ähnlichen Modell

Können Sie mindestens drei häufige Übungstypen der konventionellen Grammatikvermittlung mit mindestens je einer typischen Übungsformulierung nennen?

1. Ergänzung von Lückentexten; Bsp: Ergänzen Sie die korrekten Verbformen in den folgenden Sätzen!

2. Umformulierungen von Sätzen; Bsp: Formulieren Sie die Sätze vom Aktiv ins Passiv um!

3. Sätze bilden; Bsp: Verbinden Sie jeweils die beiden Sätze mit „,dass“!

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In welchen Punkten weichen neuere Lehrwerke bei der Grammatikvermittlung von der konventionellen Grammatikvermittlung älterer Lehrwerke ab (mindestens drei Punkte)?

Textmaterial ist authentischer, bzw. quasi-authentisch – es bemüht sich um Authentizität

die Inhaltsseite der Kommunikation wird stärker in den Vordergrund gerückt, z.B. Themen finden, die für die Lernenden ansprechend sind, also wo sie etwas dazu wissen und sagen können bzw. die Interesse wecken; Verstehensfragen, Sprechanlässe, Dialoge wichtiger; es gibt immer eine Verknüpfung zwischen Form und Inhalt (Grammatik ist kein Selbstzweck)

induktives Verfahren häufiger verwendet; Beispiele werden ausschließlich aus dem Text verwendet (selbst erkennen)

es wird mehr über die Satzebene hinaus mit Texten gearbeitet; auch die Beispielsätze bilden Texte, hängen zusammen, es wird mehr auf Textualität geachtet (auch bei Übungen)

12 Methoden und Grammatik

Können Sie mindestens vier Methoden des Fremd- bzw. Zweitsprachenunterrichts in Bezug auf ihre allgemeinen Ziele und die Rolle der sprachlichen Form/ Grammatik beschreiben?

1. Kognitive Methode: hauptsächlich kreative (i.S. von selbsttätige) Sprachproduktion; induktives Vorgehen bei der Grammatik spielt eine Rolle, Lernende sollen selbst auf die Regeln kommen → Anregung der Lernenden zu eigener kognitiven Tätigkeit

2. GÜM (Grammatik-Übersetzungs-Methode): Ziele: übersetzen können, bewusste Regelkenntnis; Rolle d. sprachlichen Form: Grammatik hat zentrale Funktion, man lernt Grammatik, nicht die Sprache

3. Audiolinguale Methode: Grammatik spielt keine Rolle, wichtig sind die sprachlichen Muster, die automatisiert werden sollen; spezielle Methode: pattern drills; wichtig ist Hören und Sprechen, Kommunizieren in basaler Form

4. Direkte Methode: Grammatik spielt keine Rolle, maximal implizit; das Wichtigste ist die Beherrschung der Alltagssprache; ausschließliche Verwendung der Zielsprache (Methode und Ziel)

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Welche Methoden messen (zumindest tendenziell) der Grammatik wenig Bedeutung bei? Welche Probleme können sich daraus ergeben?

Direkte Methode, audiolinguale Methode, Kommunikative Methode

Probleme:

Audiolingual: Grammatik muss irgendwie vermittelt werden, weil man es nicht explizit machen will, packt man zu viele Beispiele in einen Text hinein, so dass er konstruiert und extrem unauthentisch wird

Kommunikative: in natürlichen Gesprächen kommt viel verschiedene Grammatik vor, alles gleichzeitig erklären ist aber schwierig; es werden mehrere (zu viele) Grammatikaspekte nur oberflächlich in einer Lektion behandelt

Was ist der Hauptunterschied zwischen der Behandlung von Grammatik in einem typischen Lehrwerk der GÜM und einem kommunikativen Lehrwerk? Welche weiteren Unterschiede gibt es?

Hauptunterschied: Bei GÜM steht die explizite Regelformulierung am Schluss, als Ziel, auf das der Unterricht hinsteuert (Regel auch oft in Erstsprache formuliert)

- andere Methoden (außer GÜM) zielen auf die Kommunikation ab (Inhaltsverzeichnis: GÜM Lehrwerk ist nach Grammatikkapitel gegliedert, im kommunikativen Lehrwerk gibt es eher situative Lektionen, Ausgangspunkt ist das Kommunikationsbedürfnis)

- Authentizität ist bei GÜM unwichtig

- Kommunikative Lehrwerke: Sprache, auch Grammatik wird im Text präsentiert und nicht in einzelnen Beispielsätzen

13 Innovative Grammatikvermittlung

Welche Argumente gibt es für bzw. gegen einen expliziten, bewusstmachenden Grammatikunterricht im Fremd- und Zweitsprachenunterricht?

Pro:

- vor allem Erwachsene haben ein Bedürfnis nach Strukturierung, nach Bewusstmachung der Form der Sprache; im Unterricht ist der ideale Platz, um sich bewusst mit der Sprache auseinanderzusetzen

- bei rein inputbasiertem Sprachunterricht ohne Formbezug kann es zu Stabilisierungen kommen (nicht zielsprachengerechte Formen verfestigen sich)

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Contra:

- fördert nur das Wissen über Sprache und nicht die Sprachkenntnis

- im Erstspracherwerb haben wir keine Grammatikunterweisung → natürlicher ist es, auf Grammatik in expliziter Form zu verzichten → mehr Zeit für Gebrauch der Sprache (=Input)

Was ist mit Sprachbewusstheit und Sprachaufmerksamkeit gemeint und wie kann Unterricht diese fördern?

Sprachbewusstheit: mehrsprachiges Herangehen, Ausweiten auf kulturelle Phänomene, sensibel mit der Sprache umgehen, Reflexion über Sprache/n → geht über Grammatik weit hinaus, hat mit den Grundphänomenen von Sprache zu tun

Förderung: Vergleichen zw. versch. Sprachen, mit verfremdeten Texte arbeiten, spielerischer Umgang mit Sprache

Sprachaufmerksamkeit: Bemerken (zufälliges, beiläufiges Aufmerksamwerden) und Erkennen (Wahrgenommenes in Verbindung mit schon Bekanntem bringen)

Förderung: authentische Texte bearbeiten, konkretes Phänomen herausarbeiten, Aufmerksamkeit auf bestimmtes Phänomen lenken (Aufmerksamkeitssteuerung ist allerdings nur beschränkt möglich und sinnvoll)

Was bedeutet Formfokussierung, welche drei Ebenen werden dabei unterschieden und welche Beispielaktivitäten (zu jeder dieser drei Ebenen) können Sie vorstellen?

Formfokussierung: holistische Betrachtung, es geht nicht um einzelne Formen sondern um den Gesamtzusammenhang zwischen dem Inhalt, der ausgedrückt werden soll, und der sprachlichen Form

3 Stufen:

implizites Lernen; unaufdringlich; Bsp: Inputflut: ein Text, der überdurchschnittlich viele Beispiele eines grammatischen Phänomens enthält.

implizites Lernen unter Aufmerksamkeit; mittelmäßig aufdringlich; Bsp: Inputintensivierung: grafische oder sonstige Hervorhebung bestimmter Formen im Input (→Signalgrammatik); Bsp: Dictogloss: ein kurzer Text wird zweimal diktiert, einmal sollen die Lernenden nur zuhören, das andere Mal so viele Wörter und Phrasen aus dem Text notieren, wie möglich. Diese sollen dann in Kleingruppen zu einem Text geformt werden, die dem Originaltext möglichst nahe kommt. Ziele sind nur die grammatische Richtigkeit und die Textkohärenz, nicht die genaue Nachbildung; anschließend werden die Texte diskutiert und überprüft.

Explizites Lernen; aufdringlich; Bsp: Sprachbewusstheitsförderung, expliziter, bewusster Umgang mit sprachlicher Form wird angestrebt; Beispiel Fehleranalyse im Team/ Meta-Sprechen (es wird in einer innovativen Form über Sprache gesprochen): es werden Sätze ausgewählt, die typische und

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repräsentative Fehler der Lernenden enthalten. Diese Sätze werden mit korrekten Versionen gemischt und an Großgruppen ausgegeben. Die Großgruppen müssen dann entscheiden, welche Sätze falsch und welche richtig sind. Die Ergebnisse der Großgruppen müssen dann vorgestellt und begründet werden. Das Nachdenken darüber, warum ein Satz falsch ist, ist bei dieser Übung das Ziel.

Bitte bedenken Sie, dass die Texte so formuliert sein sollen, dass sie bei der Prüfung in wenigen Minuten niedergeschrieben werden können (Prüfungszeit für fünf Fragen insgesamt 40 Minuten) und folgenden Kriterien genügen müssen:

KORREKT (Übereinstimmung der enthaltenen Information mit den Inhalten der Vorlesung)

KLAR (Verständlichkeit und Nachvollziehbarkeit der Aussagen, zu einer konkreten Frage zuzuordnen)

KNAPP (möglichst kurz gehaltene Information, keine weitschweifigen Erläuterungen)

Empfohlener Gesamtumfang einer Antwort: 500-1000 Zeichen inklusive Leerzeichen. Das bedeutet, dass eine zeit- und platzsparende Antwort in Stichworten bzw. im "Telegrammstil" durchaus akzeptabel ist, solange die Klarheit nicht darunter leidet. Wenn Sie in etwa den Wortlaut der Antwort aus dem Wiki in der Prüfung wiedergeben können, bekommen Sie sicher eine positive Note. Wenn Sie allerdings ein sehr gut oder gut möchten, müssen Sie zusätzliche Beispiele bzw. Details anführen, also über den Wortlaut des Wikis hinausgehen.

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