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Kommunale Kriminalprävention in Hockenheim Eine Evaluationsstudie zur Veränderung von subjektiven Problemlagen und Kriminalitätsfurcht Prof. Dr. D. Hermann Institut für Kriminologie Universität Heidelberg Heidelberg 2008

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Kommunale Kriminalprävention in Hockenheim

Eine Evaluationsstudie zur Veränderung von subjektiven Problemlagen

und Kriminalitätsfurcht

Prof. Dr. D. Hermann Institut für Kriminologie Universität Heidelberg Heidelberg 2008

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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung und methodische Anmerkungen ........................................3

1.1 Wichtigkeit von Kommunaler Kriminalprävention ................................................. 3 1.2 Untersuchungsdesign........................................................................................... 3 1.3 Die Messung von Kriminalitätsfurcht .................................................................... 5

2. Die Veränderung der Kriminalitätsfurcht und subjektiver Problemsichten in Hockenheim zwischen 1997 und 2007 .................6

3. Die Kriminalitätsfurcht in der untersuchten Gemeinde im Vergleich zu anderen Städten .................................................................................7

4. Kriminalität in Hockenheim nach der Polizeilichen Kriminalstatistik ...9

5. Subjektive Ansichten über Probleme – der broken windows-Ansatz11

6. Subjektive Gründe für die Beunruhigung von Bürgerinnen und Bürgern Hockenheims ......................................................................18

7. Kriminalitätsfurcht in den Stadtteilen Hockenheims..........................19

8. Die Erklärung von Unterschieden in der Kriminalitätsfurcht .............21

9. Polizeipräsenz in den Stadtteilen Hockenheims...............................23

10. Die kriminalpräventive Zielgruppenanalyse ...................................255

10.1 Alter, Geschlecht und Kriminalitätsfurcht........................................................ 255 10.2 Lebensstile und Kriminalitätsfurcht................................................................... 27

11. Die Lebensqualität in Hockenheim.................................................322

12. Vorschläge für kriminalpräventive Maßnahmen...............................35

Anhang...................................................................................................40

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1. Einleitung und methodische Anmerkungen

1.1 Wichtigkeit von Kommunaler Kriminalprävention

Kriminalität und Kriminalitätsfurcht beeinträchtigen nicht nur die Lebensqualität in

einer Gemeinde, sondern können auch das Verhalten und die kriminalpolitischen

Einstellungen der Menschen sowie die wirtschaftliche Situation des Einzelhandels

und unternehmerische Entscheidungen über die Standortwahl bei wirtschaftlichen

Innovationen erheblich beeinflussen (Bussmann/Werle 2004). Es kommt darauf an,

den Menschen ein realistisches Sicherheitsgefühl zu vermitteln. Unbegründete Kri-

minalitätsfurcht sollte abgebaut werden, und ein begründetes Bedrohtheitsgefühl

sollte Anlass für Bemühungen um Beseitigung der Ursachen sein (Schwind 2005, §

20, Rn. 15, S. 395).

Für eine bürgernahe Kommune, die auch der Wirtschaftsförderung eine hohe Priori-

tät zukommen lässt, muss deshalb die Reduzierung von Kriminalität und der Abbau

von Kriminalitätsfurcht ein zentrales Ziel sein. Kommunen, die auf das wichtige

Steuerungsinstrument „Kommunale Kriminalprävention“ verzichten, stehen in der

Gefahr, als rückständig und bürgerfern etikettiert zu werden.

1.2 Untersuchungsdesign

Zur Vorbereitung kommunalpräventiver Maßnahmen wurde im Auftrag der Stadtver-

waltung Hockenheim und der Polizeidirektion Heidelberg vom Institut für Kriminolo-

gie der Universität Heidelberg eine Bürgerbefragung zur subjektiven Sicherheitslage

in Hockenheim durchgeführt. Der Fragebogen ist im Anhang abgedruckt. Die Aus-

richtung polizeilicher Präventionsmaßnahmen und kommunaler Aktivitäten an der

Meinung der Bevölkerung ermöglicht eine Politik mit hoher Akzeptanz. Somit können

die Antworten der Befragten zu den Problemen in ihren Stadtteilen, den Gründen für

Beunruhigung und Unsicherheiten und der Kriminalitätsfurcht helfen, geeignete

Maßnahmen zum Problemabbau und zur Reduzierung der Kriminalitätsfurcht abzu-

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leiten.

In Hockenheim wird seit 1997 Kommunale Kriminalprävention betrieben. In diesem

Rahmen wurde im Dezember 1997 und Januar 1998 von der Polizeidirektion Heidel-

berg, der Stadtverwaltung Hockenheim und dem Institut für Kriminologie der Univer-

sität Heidelberg eine Bürgerbefragung zur subjektiven Sicherheitslage in Hocken-

heim durchgeführt. Der Fragebogen wurde an alle Haushalte verteilt; die Zielgruppe

bestand aus allen Personen, die mindestens 14 und höchstens 70 Jahre alt waren.

Insgesamt hatten 4.452 Personen an der Umfrage teilgenommen.

Neuneinhalb Jahre nach der ersten Hockenheimer Bürgerbefragung wurde die Stu-

die wiederholt. Mit Hilfe dieser Untersuchung kann die Wirkung von kriminalpräventi-

ven Maßnahmen, die nach 1997 eingeführt wurden, abgeschätzt werden. Zudem

können die Ergebnisse der zweiten Befragung genutzt werden, um neue effiziente

Maßnahmen zum Abbau der Kriminalitätsfurcht abzuleiten. Der Fragebogen wurde

im September 2007 an 5.000 zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger Hocken-

heims verschickt. Die Zielgruppe bestand wie bei der ersten Befragung aus allen

Personen, die mindestens 14 und höchstens 70 Jahre alt waren. Insgesamt haben

1.759 Personen einen ausgefüllten Fragebogen zurückgesandt. Der für eine schriftli-

che Befragung überdurchschnittliche Rücklauf von etwa 35 Prozent spricht für die

gute organisatorische Durchführung und für das Interesse der Einwohner Hocken-

heims an der Thematik.

Der Frauenanteil an allen Bürgern der Gemeinde beträgt etwa 49 Prozent. In der

Stichprobe sind jedoch 57 Prozent der Befragten weiblich. Frauen sind somit in der

Stichprobe überrepräsentiert. Auch in der Altersverteilung in Stichprobe und Grund-

gesamtheit gibt es geringe Unterschiede. In der Stichprobe sind 64 Prozent der Be-

fragten mindestens 40 Jahre alt, in der Grundgesamtheit sind es 59 Prozent. Die

Unterschiede zwischen den Zahlenwerten sind nach einer Wahrscheinlichkeitsab-

schätzung nicht durch Zufall bedingte Variationen bei der Stichprobenziehung ent-

standen. Insgesamt gesehen ist somit die Stichprobe geringfügig verzerrt. Als Folge

davon ist zu erwarten, dass in den Analysen die Kriminalitätsfurcht etwas über-

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schätzt wird, denn Frauen haben tendenziell eine größere Kriminalitätsfurcht als

Männer. Bei regionalen Vergleichen und bei einem Vergleich mit anderen Umfragen

ist jedoch keine Verzerrung der Ergebnisse zu erwarten, denn die hier vorliegenden

alters- und geschlechtsspezifischen Verzerrungen findet man in nahezu allen Erhe-

bungen zu der Thematik.

1.3 Die Messung von Kriminalitätsfurcht

Kriminalitätsfurcht kann in Anlehnung an ein sozialpsychologisches Einstellungskon-

zept durch drei Dimensionen beschrieben werden: durch die affektive (emotionale),

kognitive (verstandesbezogene) und konative (verhaltensbezogene) Komponente

(Schwind 2005, § 20 Rn. 18, S. 397). Die affektive Kriminalitätsfurcht wird meist

durch das so genannte Standarditem erfasst, für das verschiedene Versionen ver-

wendet werden und das etwa lautet: „Wie sicher fühlen Sie sich oder würden Sie

sich fühlen, wenn Sie hier in dieser Gegend nachts draußen alleine sind? Neben der

Standardfrage kann diese Dimension auch noch durch andere Fragen erhoben wer-

den, die u.a. die mentale Relevanz von Kriminalität betreffen (z.B.: Wie oft denken

Sie daran, selbst Opfer einer Straftat zu werden?). Die Messung der kognitiven Kri-

minalitätsfurcht erfolgt meist durch Fragen nach der subjektiven Risikoeinschätzung

für zukünftige Opferwerdungen (Für wie wahrscheinlich halten Sie es, dass Ihnen

persönlich folgende Dinge in Ihrem Stadtteil im Laufe der nächsten 12 Monate tat-

sächlich passieren werden: Von irgendjemand angepöbelt zu werden, von irgend

jemand geschlagen und verletzt zu werden, von einem Einbruch betroffen zu wer-

den, überfallen und beraubt zu werden, bestohlen zu werden, vergewaltigt oder se-

xuell angegriffen zu werden und sexuell belästigt zu werden?). Die konative Krimina-

litätsfurcht kann durch Fragen nach Abwehr- und Vermeidemaßnahmen, durch die

eine Opferwerdung verhindert werden soll, gemessen werden (Bitte versuchen Sie

sich an das letzte Mal zu erinnern, als Sie nach Einbruch der Dunkelheit in Ihrem

Stadtteil unterwegs waren, aus welchen Gründen auch immer. Haben Sie dabei ge-

wisse Straßen oder Örtlichkeiten gemieden, um zu verhindern, dass Ihnen etwas

passieren könnte?).

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2. Die Veränderung der Kriminalitätsfurcht und subjekti-ver Problemsichten in Hockenheim zwischen 1997 und 2007

Bei der Messung der Kriminalitätsfurcht kann, wie bereits erwähnt, insbesondere

zwischen einer affektiven Komponente – also die Gefühle betreffend – und einer ko-

nativen Komponente – also das Verhalten betreffend – unterschieden werden. In

Tabelle 1 werden die Antworten auf Fragen zur affektiven und konativen Kriminali-

tätsfurcht aus beiden Erhebungen miteinander verglichen. Es wird deutlich, dass

sich die Bedeutung dieser Dimensionen der Kriminalitätsfurcht erheblich verändert

hat. Die Größe der Personengruppe mit hoher affektiver Kriminalitätsfurcht war 2007

nicht einmal halb so groß wie 1997 – die Kriminalitätsfurcht wurde deutlich redu-ziert. Tabelle 1: Die Veränderung der Kriminalitätsfurcht

JahrIndikator der Kriminalitätsfurcht 1997 2007

Unsicherheitsgefühl1 24 10

Opfergedanke allgemein² 30 12

Opfergedanke speziell3 30 16

Einschränkung Freizeitaktivitäten4 26 12

Vermeideverhalten5 47 35 1) Wie sicher fühlen Sie sich in Ihrem Stadtteil. Prozentualer Anteil an Personen, die sich in ihrem

Stadtteil ziemlich oder sehr unsicher fühlen. 2) „Wie oft denken Sie daran, selbst Opfer einer Straftat zu werden.“ Prozentualer Anteil an Perso-

nen, die oft oder sehr oft (mindestens einmal in der Woche) daran denken, Opfer einer Straftat zu werden.

3) „Wie oft haben Sie nachts draußen alleine in ihrer Wohngegend Angst, Opfer einer Straftat zu werden.“ Prozentualer Anteil an Personen, die oft oder sehr oft (mindestens einmal in der Wo-che) daran denken, Opfer einer Straftat zu werden.

4) Haben Sie ganz generell ihre Freizeitaktivitäten in den letzten 12 Monaten eingeschränkt aus Angst davor, Sie könnten Opfer einer Straftat werden. Prozentualer Anteil an Personen, die ihr Verhalten eingeschränkt haben, um das Risiko der Opferwerdung zu verringern

5) „Bitte versuchen Sie sich an das letzte Mal zu erinnern, als Sie nach Einbruch der Dunkelheit in Ihrer Wohngegend unterwegs waren, aus welchen Gründen auch immer. Haben Sie dabei ge-wisse Straßen oder Örtlichkeiten gemieden, um zu verhindern, dass Ihnen etwas passieren könnte?“ Prozentualer Anteil an Personen, die ihr Verhalten eingeschränkt haben, um das Risiko der Opferwerdung zu verringern.

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Nicht nur die Kriminalitätsfurcht, sondern auch die Ansichten über Probleme haben

sich geändert. Insbesondere Kriminalität und Probleme mit Migranten haben an Brisanz verloren, während der Anteil der Personen, die in Jugendlichen und dem

Straßenverkehr ein Problem sehen, nahezu unverändert blieb (Tabelle 2).

Tabelle 2: Die Veränderung der subjektiven Problemsicht

Jahr Problembereich*

1997 2007

Jugendliche 22 20

Hausierer 20 13

Drogen 10 5

Betrunkene 12 12

Autofahrer 49 46

Migranten 33 17

Ausländerfeindlichkeit 10 4

Gebäude 5 6

Zerstörte Telefonzellen 13 7

Graffiti 15 11

Schmutz, Müll 39 30

Kriminalität 42 19

Falschparker 40 41

*) In einem Wohnbezirk oder einer Gemeinde können verschiedene Probleme auftauchen. Wie ist das in Ihrer Wohngegend? Kreuzen Sie bitte für jeden der hier aufgeführten Punkte an, inwieweit Sie das in Ihrem Wohnbezirk/Stadtteil heute als Problem ansehen:

3. Die Kriminalitätsfurcht in der untersuchten Gemeinde im Vergleich zu anderen Städten

Im Rahmen der Begleitforschungen zur Kommunalen Kriminalprävention wurden

2002 in Leimen, 2004 in Schwetzingen, 2006 in Wiesloch, Walldorf und Weinheim

sowie 2007 in Altlußheim, Neulußheim und Reilingen Befragungen zur Kriminalitäts-

furcht durchgeführt. Dadurch ist ein Vergleich der Kriminalitätsfurcht in verschiede-

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nen Städten möglich. In Tabelle 3 sind die Ergebnisse festgehalten.

Tabelle 3: Aspekte der Kriminalitätsfurcht - ein Vergleich verschiedener Ge-meinden

Befragungsorte

Kriminalitäts-furcht

Hocken-heim 2007

Altluß-heim, Neuluß-heim, Reilingen 2007

Weinheim 2006

Walldorf 2006

Wiesloch 2006

Schwet-zingen 2004

Leimen 2002

Opfergedanke allgemein1 12 12 9 13 12 16 21

Opfergedanke speziell ² 16 14 11 15 16 20 26

Vermeide-verhalten 3 35 26 26 28 34 33 43

1) „Wie oft denken Sie daran, selbst Opfer einer Straftat zu werden.“ Prozentualer Anteil an Per-

sonen, die oft oder sehr oft (mindestens einmal in der Woche) daran denken, Opfer einer Straftat zu werden.

2) „Wie oft haben Sie nachts draußen alleine in ihrer Wohngegend Angst, Opfer einer Straftat zu werden.“ Prozentualer Anteil an Personen, die oft oder sehr oft (mindestens einmal in der Woche) daran denken, Opfer einer Straftat zu werden.

3) „Bitte versuchen Sie sich an das letzte Mal zu erinnern, als Sie nach Einbruch der Dunkelheit in Ihrer Wohngegend unterwegs waren, aus welchen Gründen auch immer. Haben Sie dabei gewisse Straßen oder Örtlichkeiten gemieden, um zu verhindern, dass Ihnen etwas passieren könnte?“ Prozentualer Anteil an Personen, die ihr Verhalten eingeschränkt haben, um das Ri-siko der Opferwerdung zu verringern.

Zahlen für die Befragungen: Hermann, Dieter / Bubenitschek, Günther, 1999: Kommunale Kriminal-prävention. Probleme bei der Implementation von Lösungsvarianten. In: Kriminalistik 53, S. 546-552; Hermann, Dieter: Subjektive Problemlagen und Kriminalitätsfurcht in Leimen. Unveröffentlichtes Ma-nuskript, Heidelberg 2002; Hermann, Dieter / Laue, Christian, 2004: Wirkungen kommunaler Krimi-nalprävention – ein Fallbeispiel. In: Bannenberg, Britta /Coester, Marc/Marks, Erich (Hrsg.): Kommu-nale Kriminalprävention. Ausgewählte Beiträge des 9. Deutschen Präventionstages (17. und 18. Mai 2004 in Stuttgart). Forum: Godesberg, S. 197-208, und in: Kerner, Hans-Jürgen/Marks, Erich (Hrsg.): Internetdokumentation Deutscher Präventionstag. Hannover (zusammen mit Christian Laue) http://www.praeventionstag.de/content/9_praev/doku/hermann_ laue/index_9_hermannlaue.htm; Hermann, Dieter: Subjektive Problemlagen, Kriminalitätsfurcht und Kriminalität in Walldorf. Unveröf-fentlichtes Manuskript, Heidelberg 2006; Hermann, Dieter: Subjektive Problemlagen, Kriminalitäts-furcht und Kriminalität in Wiesloch. Unveröffentlichtes Manuskript, Heidelberg 2006; Hermann, Dieter: Subjektive Problemlagen, Kriminalitätsfurcht und Kriminalität in Weinheim. Unveröffentlichtes Manu-skript, Heidelberg 2006; Hermann, Dieter: Subjektive Problemlagen, Kriminalitätsfurcht und Kriminali-tät in Altluß-heim, Neuluß-heim, Reilingen. Unveröffentlichtes Manuskript, Heidelberg 2008.

Demnach ist die Kriminalitätsfurcht in Hockenheim auf einem niedrigen Niveau. Sie

liegt etwa auf der Stufe vergleichbarer Städte im Rhein-Neckar-Kreis. Zudem ist

durch die Überrepräsentation von Frauen in der Stichprobe die Kriminalitätsfurcht

etwas überschätzt, so dass Hockenheim als Gemeinde mit geringer Kriminali-tätsfurcht angesehen werden kann.

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4. Kriminalität in Hockenheim nach der Polizeilichen Kriminalstatistik

Die Polizeiliche Kriminalstatistik erfasst zwar nur die registrierte Kriminalität, aber

hohe Zuwächse im Hellfeld und überdurchschnittlich hohe Kriminalitätsbelastungs-

zahlen deuten auch auf entsprechende Trends im Dunkelfeld hin. In Schaubild 1

werden die Häufigkeitszahlen der polizeilich registrierten Kriminalität in Hockenheim

und Baden-Württemberg für den Zeitraum von 1997 bis 2006 dargestellt. Die Häu-

figkeitszahl ist die Anzahl registrierter Straftaten pro 100.000 Einwohner, abgekürzt

HZ.

Schaubild 1: Entwicklung von Häufigkeitszahlen polizeilich registrierter Krimi-nalität

20062005200420032002200120001999199819971996

10000

9000

8000

7000

6000

5000

Hockenheim

Baden-Württemberg

HZ

Die neuesten Häufigkeitsziffern für Hockenheim liegen bei etwa 9.000, der entspre-

chende Wert für Baden-Württemberg betrug zirka 5.700. Dies erweckt den Eindruck,

dass die Kriminalitätsbelastung in Hockenheim besonders hoch ist. Allerdings müs-

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sen bei der Interpretation einige Besonderheiten berücksichtigt werden. In der Poli-

zeilichen Kriminalstatistik gilt das Tatortprinzip: Alle Straftaten, die in einer Gemeinde

registriert werden, werden dieser zugeordnet, unabhängig vom Wohnort des Täters

oder der Täterin. Bei der Berechnung der Häufigkeitsziffer wird aber nur die Einwoh-

nerzahl der Gemeinde zu Grund gelegt. Folglich sind die Häufigkeitszahlen von Ge-

meinden mit hohen Besucherzahlen überhöht. Allein durch den Hockenheimring ka-

men in den letzten Jahren um die 600.000 Personen pro Jahr nach Hockenheim. Im

Zusammenhang mit dem Motodrom wurden in den letzten Jahren etwa 100 bis 200

Straftaten pro erfasst – meist Diebstahlsdelikte. Eliminiert man diese Straftaten aus

der Berechnung der Häufigkeitsziffer, reduziert sich der Wert um 600 bis 700.

Noch größer ist der Einfluss der gestiegenen Ermittlungstätigkeiten der Polizei auf

die Entwicklung der Häufigkeitsziffer. Auf Grund der Aktivitäten des Fahndungs-

trupps des Autobahnpolizeireviers Walldorf sind die Fallzahlen bei Betäubungsmit-

teldelikten im Bereich des Polizeireviers Hockenheim deutlich gestiegen. Dies liegt

daran, dass zahlreiche Straftaten auf Autobahnparkplätzen, die gemarkungsmäßig

zum PR Hockenheim gehören, verübt wurden. Die außerhalb der Auto-

bahn festgestellten BtM-Verstöße sind vergleichsweise gering. Die Aufklärung von

Betäubungsmitteldelikten ist in erster Linie von der polizeilichen Ermittlungstätigkeit

abhängig und kaum vom Anzeigeverhalten der Bevölkerung. Deshalb bewirkt eine

Aktivitätssteigerung der Polizei bei der Aufklärung von BtM-Delikten einen Anstieg

der Häufigkeitsziffer. Der Anteil der BtM-Delikte an der Gesamtkriminalität ist von 7%

im Jahr 1988 auf 20% im Jahr 2007 gestiegen. Folglich ist die Darstellung der Ent-

wicklung der Kriminalitätsbelastung in Hockenheim irreführend: Hätte sich die Ermitt-

lungsaktivität der Polizei im BtM-Bereich nicht geändert, wäre die Häufigkeitsziffer

noch stärker gesunken als in Schaubild 1 dargestellt. Bestimmt man die Häufigkeits-

ziffern ohne BtM-Delikte, lag sie 1988 bei 9.186 und 2007 bei 6.737 – das ist eine

Reduzierung der Kriminalitätsbelastung um 27%.

Beide Faktoren haben einen Einfluss auf die Häufigkeitsziffer. Betrachtet man nur

Gewaltdelikte, liegt die Häufigkeitsziffer in Hockenheim mit 197 nur wenig über dem

Niveau von Baden-Württemberg mit 179. In Altlußheim beträgt der Wert 111, in Neu-

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lußheim 76 und in Reilingen 126. Ein wesentliches Ergebnis ist, dass die Kriminali-

tätsbelastung in Hockenheim in den letzten 10 Jahren gesunken ist, während sie in

Baden-Württemberg leicht angestiegen ist. In Hockenheim ist ein Abbau der Kri-minalitätsbelastung erkennbar.

5. Subjektive Ansichten über Probleme – der broken windows-Ansatz Die subjektive Problemsicht der Bewohner eines Stadtteils charakterisiert seinen

Zustand: Zerbrochene Fensterscheiben, verlassene und verfallende Häuser, unent-

sorgter Müll oder Graffiti signalisieren nach dem broken windows-Ansatz „Unord-

nung“ und soziale Störungen, also „Incivilities“. Darunter versteht man die Gesamt-

heit der Bereiche, die von Bewohnerinnen und Bewohnern einer Gemeinde als Prob-

lem gesehen werden. Dazu gehören Verfallserscheinungen der materiellen Umwelt

oder der sozialen Ordnung, also „unerwünschte“ und verunsichernde Zustände, die

baulicher oder sozialer Art sein können. Zu den baulichen Incivilities gehören bei-

spielsweise zerfallene und verlassene Gebäude und verwahrloste Grundstücke. Sol-

che Räume erwecken den Eindruck fehlender sozialer Kontrolle. Soziale Incivilities

beziehen sich auf andere Menschen und deren Verhalten, z.B. „herumhängende“

Jugendliche sowie öffentlicher Alkohol- und Drogenkonsum. Es sind „nicht unbedingt

gewalttätige oder kriminelle Personen (...), sondern solche mit schlechtem Ruf, lär-

mender Aufdringlich- oder Unberechenbarkeit: Bettler, Betrunkene, Süchtige, randa-

lierende Jugendliche, Prostituierte, Herumhängende und psychisch Kranke“ (Wil-

son/Kelling 1996: 129). Das Unsicherheitsgefühl entsteht dadurch, dass das Verhal-

ten dieser Personen als unberechenbar, belästigend und bedrohlich wahrgenommen

wird (Wilson/Kelling, 1996; Hermann/Laue 2003; Hohage 2004).

Diese Anzeichen von „Incivilities“ verunsichern die Bevölkerung, verursachen Furcht

und als Folge davon ziehen sich die Menschen zurück. Diejenigen, die es sich leis-

ten können, ziehen aus einem solchen Stadtteil weg, andere Personen hingegen, die

solche Verhältnisse eher positiv bewerten und an sozialer Kontrolle nicht interessiert

sind, bevorzugen solche Stadtteile als Wohnort. Diese Fluktuation führt zu einer Ver-

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schlechterung der strukturellen und ökonomischen Situation des Stadtteils und somit

zu einer Verschärfung der Problemlage in dem Viertel. Darüber hinaus führt dieser

Prozess auch zu einem Abbau sozialer Kontrolle, denn diejenigen, die soziale Kon-

trolle ausüben könnten, haben den Stadtteil verlassen, meiden ihn oder haben sich

zurückgezogen. Zudem wird die Geltung von Normen in Frage gestellt, denn die o-

ben genannten Merkmale der Unordnung signalisieren die Alltäglichkeit von Norm-

verstößen - und dies führt zu einer erhöhten Kriminalität in diesem Stadtteil. Die Fol-

ge davon ist eine Veränderung der Bevölkerungsstruktur in diesem Viertel. Diese

Zusammenhänge sind Ergebnisse anderer Studien zur Kommunalen Kriminalprä-

vention (Hermann/Laue 2001; Hermann/Dölling 2001; Dölling/Hermann 2006) und

sie verdeutlichen, weshalb die Beseitigung von subjektiven Problemperspekti-ven ein wichtiger Ansatzpunkt für einen Abbau der Kriminalitätsbelastung und für eine Reduzierung der Kriminalitätsfurcht ist. Schaubild 2 beschreibt die skiz-

zierten Beziehungen.

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Schaubild 2: Problemsicht, Kriminalitätsfurcht und Kriminalität – Beziehungen nach theoretischen und empirischen Studien

Strukturelle Probleme in einem Stadtteil

Niveau derKriminalitätsfurchtin einem Stadtteil

Kriminalitäts-belastung in

einem Stadtteil

Änderung derBevölkerungsstruktur

in einem Stadtteil

Abbau sozialer Kontrollein einem Stadtteil.

PerzipierteLebensqualität:Bewertung des

Stadtteils seitens derWohnbevölkerung

Nach dem broken windows-Ansatz ist es aus kriminalpräventiver Sicht wichtig, die

lokalen subjektiven Probleme zu kennen. Deshalb wurden die Bürgerinnen und Bür-

ger Hockenheims nach aktuellen Problemen in ihrem Stadtteil gefragt. Dazu wurde

eine Liste von Problembereichen vorgegeben, die mittels einer vierstufigen Ra-

tingskala bewertet werden konnten (siehe Fragebogen im Anhang, Frage 2).

Diese Liste wurde von den meisten Befragten als vollständig angesehen, denn die

Zusatzfrage nach weiteren Problemen wurde von 60 Prozent nicht beantwortet; und

bei den Antworten wurden meist die in der Liste aufgeführten Probleme sprachlich

verändert wiederholt. Die Kategorie „Schmutz und Müll” wurde beispielsweise durch

die Antworten „Hundekotverunreinigung in Grünflächen und auf Gehwegen” und die

Kategorie „undiszipliniert fahrende Autofahrer” durch „Gefährliche Raserei in der ge-

schwindigkeitsbeschränkten 30er-Zone” oder „Autofahrer die nachts mit mehr als

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100 km/h durch die Straßen rasen, trotz der 30 km/h-Zone“ ergänzt und konkreti-

siert.

In einer statistischen Analyse wurden die Bewohner Hockenheims hinsichtlich ihrer

subjektiven Problemsicht mit den Bewohnern anderer Gemeinden verglichen. In Ta-belle 4a sind die prozentualen Anteile der Personen aufgeführt, die einen Bereich

als ziemliches oder großes Problem sehen. Ergänzend dazu sind Umfrageergebnis-

se von Bevölkerungsbefragungen aus Altlußheim, Neulußheim, Reilingen, Wiesloch,

Walldorf und Schwetzingen zur gleichen Thematik aufgeführt. In Tabelle 4b wird die

Problemsicht nach Stadtteilen differenziert betrachtet. Außerdem enthält die Tabelle

die Ergebnisse von Signifikanztests, mit denen geprüft wurde, ob die Unterschiede

zwischen den Stadtteilen zufällig sind oder nicht.

Im Vergleich zu anderen Gemeinden ist der Anteil der Personen, die Probleme in der

Gemeinde sehen, etwa auf gleichem Niveau. Insbesondere die Bereiche Jugendli-che und Migranten sind in Hockenheim weniger mit Problemen belastet als in anderen Kommunen. Dies spricht für eine gute Jugendarbeit und erfolgreiche In-

tegrationsbemühungen.

Das subjektiv größte Problem der Befragten liegt im Verkehrsbereich. Für 46 Pro-

zent sind undiszipliniert fahrende Autofahrer und für 41 Prozent sind falsch oder be-

hindernd parkende Autos ein ziemliches oder großes Problem. An zweiter Stelle der

erfragten Problembereiche wurden von 30 Prozent Schmutz und Müll in Straßen

oder Grünanlagen genannt. Kriminalität, „sich langweilende und nichtstuende Ju-gendliche” und eine hohe Anzahl von Ausländern und Asylbewerbern wird von

höchstens 20 Prozent der Bevölkerung als Problem gesehen. Alle anderen Proble-

me sind vergleichsweise marginal.

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Tabelle 4a: Subjektive Sichtweisen über Problembereiche in Gemeinden des Rhein-Neckar-Kreises. Prozentuale Anteile an Personen, die einen Bereich als ziemliches oder großes Problem sehen

JahrProblembereich Hocken-

heim

Altlußheim Neulußheim

Reilingen Wiesloch Walldorf Schwetzingen

Jugendliche 20 39 25 23 26

Hausierer 13 18 9 11 10

Drogen 5 11 7 6 9

Betrunkene 12 14 13 12 16

Autofahrer 46 47 43 47 51

Migranten 17 21 25 19 23

Ausländerfeindlichkeit 4 12 8 5 7

Gebäude 6 11 11 7 8

Zerstörte Telefonzellen 7 19 21 9 12

Graffiti 11 22 21 12 16

Schmutz, Müll 30 36 35 23 39

Kriminalität 19 29 24 18 26

Falschparker 41 40 36 38 44

In einer offenen Frage zur Erfassung der Problemsicht wurden die oben genannten

Kategorien von den Befragten konkretisiert, wobei hier die Angaben zu Problemen

im Straßenverkehr und Probleme mit Jugendlichen dominieren. 22% der Befragten

berichteten von Problemen mit Rasern, 18% von Problemen mit Falschparkern und

13% von Problemen mit Jugendlichen. Die folgenden Beispiele demonstrieren diese

Positionen. So werden „rasende Autofahrer durch die Waldstraße“ erwähnt sowie

„rasende Autofahrer, die die 30er Zone nicht beachten und auch rechts vor links

nicht beachten in der Goerdeleallee“ und „rasende Autos auf der Spielstraße zwi-

schen Meßplatz und Untere-Mühlstraße“. Zudem: „Falsch parkende Autos gegen-

über der Tennisanlage“, „zugeparkte Wohngebiete durch Aquadrombesucher“, „Par-

ken im Neugärtenring durch Geschäftsautos“ und „Parksituation bei der Post ist ver-

heerend“. Zu Problemen mit Jugendlichen gab es z.B. folgende Angaben: „Pump-

werk: Holzhütte am Wald, Jugendliche randalieren und zerschlagen Flaschen, ram-

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ponieren dort Schranke“, „Jugendliche Gruppen in der Fortuna-Passage, die unwillig

Platz machen, wenn man diesen Weg wählt“, „Viele Jugendliche befinden sich am

Abend vor dem Sparkassen-Schalter. Wer wagt sich da noch, Geld abzuheben?”

und “Spielslätze, die zu Treffpunkten für Jugendliche umfunktioniert werden.“

Tabelle 4b: Subjektive Sichtweisen über Problembereiche in den Stadtteilen. Prozentuale Anteile an Personen, die einen Bereich als ziemliches oder großes Problem sehen

Stadtteil Problembereich

1 2 3 4 5 6 7 8

Jugendliche* 20 32 8 14 21 10 26 9

Hausierer 13 12 16 15 12 8 19 17

Drogen* 5 8 1 5 6 2 9 0

Betrunkene* 12 19 3 10 10 4 24 5

Autofahrer* 46 49 31 47 50 45 53 45

Ausländer* 17 23 6 20 27 4 11 17

Ausländerfeindlichkeit 4

Gebäude* 6 11 3 5 3 1 6 15

Zerstörte Telefonzellen* 7 10 5 7 6 2 10 0

Graffiti* 11 14 4 8 24 5 9 5

Schmutz, Müll* 30 35 25 29 36 20 29 29

Kriminalität* 19 23 10 15 21 19 23 15

Falschparker* 41 45 28 34 50 50 33 26

Fallzahl 1.759 518 229 301 224 300 133 43

Legende

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*) Signifikante Unterschiede zwischen Stadtteilen 1 Hockenheim gesamt 2 Hockenheim/Innenstadt 3 Birkengrund 4 Hubäcker/Clamm 5 Hockenheim-Süd 6 Neugärten/Biblis 7 Wasserturm/Bahnhofsgebiet 8 Industriegebiet Talhaus / Außenbereiche

Die Problembelastung in Hockenheim ist, wie bereits erwähnt, auf dem Niveau ver-

gleichbarer Gemeinden. Unterschiede zwischen den Stadtteilen, die eine lokale

Konzentration kriminalpräventiver Maßnahmen nahe legen, sind bei subjektiven

Problemen mit Jugendlichen und Migranten zu erkennen sowie bei besprühten oder

„beschmierten“ Hauswänden. Jugendprobleme sind im Innenstadtbereich und im

Gebiet um den Wasserturm mit Bahnhofsgebiet überdurchschnittlich ausgeprägt.

Probleme mit Migranten werden vergleichsweise häufig im Innenstadtgebiet und

Hubäcker/Clamm sowie Hockenheim-Süd gesehen; Graffities sind insbesondere in

Hockenheim-Süd zu finden.

Die Problemschwerpunkte könnten durch kriminalpräventive Maßnahmen entschärft

werden und dadurch zu einer Reduzierung der Kriminalitätsfurcht beitragen. Sinnvoll

erscheinen Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit im Straßenverkehr, die

Verbesserung des optischen Erscheinungsbildes und der Müllentsorgung. Zudem

sind zusätzliche Anstrengungen sinnvoll, um die Jugendarbeit und die Integration

von Ausländern, Asylbewerbern und Aussiedlern in bestimmten Stadtteilen zu

verbessern. Außerdem ist die Beseitigung von Graffities in Hockenheim-Süd zu er-

wägen.

In der bereits erwähnten Hockenheimer Befragung aus dem Jahr 19997/98 wies die

Innenstadt und das Industriegebiet Talhaus eine relativ hohe Gesamtbelastung auf.

In der aktuellen Befragung sind diese Unterschiede nicht mehr erkennbar. Insbeson-

dere im Talhaus hat sich die Situation gravierend verbessert, so dass die Stadt-

teile inzwischen homogener sind.

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6. Subjektive Gründe für die Beunruhigung von Bürgerinnen und Bürgern Hockenheims

Die Bürgerinnen und Bürger Hockenheims wurden nach den Gründen für aktuelle

Beunruhigungen gefragt. Dazu wurde eine Liste von Ereignissen und Situationen

vorgegeben, die mittels einer vierstufigen Ratingskala nach dem Grad der Beunruhi-

gung bewertet werden konnten (siehe Fragebogen im Anhang, Frage 3). Es gibt vie-

le Gründe, sich beunruhigt zu fühlen; der Großteil der Einwohner von Hocken-heim fühlt sich allerdings nicht beunruhigt.

Die größte Beunruhigung geht von der Vorstellung aus, selbst von einem Einbruch in Wohnung oder Haus betroffen zu sein. Immerhin 36 Prozent der Befragten se-

hen dies so. Die zweite Stelle nimmt die Befürchtung ein, Opfer eines Raubs zu wer-

den; an dritter Stelle steht die Befürchtung, durch einen Verkehrsunfall verletzt zu

werden. Die beiden zuletzt genannten Punkte werden von 21 Prozent so gesehen.

Auffallend ist hier das Gebiet um den Wasserturm mit Bahnhofsgebiet. Dort ist die

Befürchtung, angepöbelt, verletzt, beraubt, bestohlen oder sexuell belästigt zu wer-

den, überdurchschnittlich hoch.

Das Ergebnis, dass in einer Liste mit mehreren potentiell bedrohlichen Situationen

der Wohnungseinbruch an der Spitze steht, findet man in nahezu allen Untersu-

chungen zu dieser Thematik (Kury 1997, S. 272). Der Straßenverkehr hingegen,

insbesondere das Risiko, durch einen Unfall verletzt zu werden, wird seltener als

beunruhigend angesehen. Hinsichtlich der Relevanz der Problematik von Themen-

feldern gilt, wie oben gezeigt, die umgekehrte Reihenfolge. Kriminalität wird von ver-

gleichsweise wenigen Personen als gravierendes Problem gesehen, während Stra-

ßenverkehrsprobleme eine hohe Priorität haben. Mit Problemen im Straßenverkehr

wird man häufig konfrontiert, somit ist die Alltagsrelevanz hoch. Ein Wohnungsein-

bruch hingegen ist ein seltenes Ereignis, das aber, sofern es eintritt, für die Betroffe-

nen einen erheblichen Eingriff in die Privatsphäre und einen Verlust an Sicherheit

bedeutet. Folglich hat der Wohnungseinbruch ein hohes Bedrohungspotential und ist

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ein Grund zur Beunruhigung, aber durch die geringe Alltagsrelevanz wird er wie die

gesamte Kriminalität eher als ein sekundäres Problem gesehen.

7. Kriminalitätsfurcht in den Stadtteilen Hockenheims

Die Kriminalitätsfurcht wird in der Umfrage durch mehrere Fragen erfasst. Die The-

matik des subjektiven Sicherheitsgefühls der Bürgerinnen und Bürger Hockenheims

wird durch Frage 4 des Fragebogens behandelt (Wie sicher fühlen Sie sich in ver-

schiedenen Gebieten?). Dabei wird das Sicherheitsgefühl unabhängig vom Objekt

möglicher Beeinträchtigungen erhoben. Frage 6 ist konkreter und misst die Kriminali-

tätsfurcht durch zwei Teilfragen (Wie oft denken Sie daran, selbst Opfer einer Straf-

tat zu werden? Wie oft haben Sie nachts draußen alleine in ihrem Stadtteil Angst,

Opfer einer Straftat zu werden?). In den Fragen 7 und 8 wird das Vermeideverhalten

aufgrund möglicher Viktimisierungen gemessen (Haben Sie ganz generell ihre Frei-

zeitaktivitäten in den letzten 12 Monaten eingeschränkt aus Angst davor, Sie könn-

ten Opfer einer Straftat werden? – Bitte versuchen Sie sich an das letzte Mal zu er-

innern, als Sie nach Einbruch der Dunkelheit unterwegs waren, aus welchen Grün-

den auch immer. Haben Sie dabei gewisse Straßen oder Örtlichkeiten gemieden, um

zu verhindern, dass Ihnen etwas passieren könnte?). Die kognitive Risikoeinschät-

zung wird durch Fragen nach subjektiven Wahrscheinlichkeiten für zukünftige Op-

ferwerdungen erfasst (Frage 9).

Zur Messung der Kriminalitätsfurchtdimensionen wurden die Antworten auf die Fra-

gen 4 und 6 zu einem Index „Affektive Kriminalitätsfurcht”, die Antworten auf die

Fragen 7 und 8 zu einem Index „Konative Kriminalitätsfurcht”, Frage 9 zu einem In-

dex „Kognitive Kriminalitätsfurcht” und alle drei Indizes zu einem Gesamtindex „Kri-

minalitätsfurcht“ zusammengefasst. In Schaubild 3 sind für diesen Gesamtindex die

Durchschnittswerte (Mittelwerte) für jeden Stadtteil aufgeführt. Dabei bedeutet ein

negativer Wert eine unter- und ein positiver Wert eine überdurchschnittliche Furcht.

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Schaubild 3: Verteilung der Kriminalitätsfurcht (Gesamtindex) in Hockenheim Kr

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(Ges

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0,2

0,1

0,0

-0,1

Stadtteil

Industriegebiet Talhaus/AußenbereicheWasserturm/Bahnhofsgebiet

Neugärten/BiblisHockenheim-Süd

Hubäcker/ClammBirkengrund

Innenstadt

Zwischen den Stadtteilen gibt es signifikante Unterschiede in der Kriminali-tätsfurcht. Allerdings sind die Unterschiede gering, so dass Hockenheim als homo-

gener Ort erscheint. Nach den Ansichten der Bewohnerinnen und Bewohner der je-

weiligen Stadtteile ist die Kriminalitätsfurcht in Neugärten/Biblis, im Industriegebiet

Talhaus mit Außenbereichen und im Birkengrund am geringsten. Relativ hoch ist die

Kriminalitätsfurcht im Gebiet um den Wasserturm mit Bahnhofsbereich. Bereits in

der Umfrage aus dem Jahr 1997/98 war die Kriminalitätsfurcht in Neugärten/Biblis

relativ niedrig. Allerdings war damals das Industriegebiet Talhaus der Stadtteil mit

der höchsten Kriminalitätsfurcht in Hockenheim. Inzwischen ist dort das Furchtni-

veau unterdurchschnittlich.

Fragt man nicht die Bewohnerinnen und Bewohner der jeweiligen Stadtteile nach der

Kriminalitätsfurcht in ihren Wohngebieten, sondern alle nach solchen Stadtteilen, in

denen sie sich fürchten, erhält man nur zum Teil ein ähnliches Bild wie oben. Von

den Bewohnerinnen und Bewohnern Hockenheims würden sich nur sehr wenige in

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Neugärten/Biblis und im Birkengrund fürchten (2%), aber relativ viele in der Innen-

stadt und insbesondere im Industriegebiet Talhaus (44% bzw. 45%). Somit ist eine

bemerkenswerte Diskrepanz in den Bewertungen der Bewohnerinnen und Bewohner

des Industriegebiets Talhaus und der restlichen Hockenheimer Bevölkerung erkenn-

bar: Während sich die Einwohner von Talhaus in ihrem Stadtteil kaum vor Kriminali-

tät fürchten, ist die Furcht der restlichen Hockenheimer Bevölkerung in diesem Ge-

biet besonders groß. Die positiven Veränderungen in diesem Stadtteil scheinen

demnach in der Gesamtbevölkerung weitgehend unbekannt zu sein – es dominiert

immer noch das negative, veraltete Bild über Talhaus.

Bei der Implementation neuer kriminalpräventiver Maßnahmen und beim Ausbau

bestehender Aktivitäten zum Abbau der Kriminalitätsfurcht sollten das Gebiet um

den Wasserturm mit Bahnhofsgebiet und die Innenstadt im Mittelpunkt stehen.

8. Die Erklärung von Unterschieden in der Kriminalitäts-furcht

Zu der Frage nach den Gründen für ihre Kriminalitätsfurcht (Fragen 6.3 und 6.5)

gab es etwa 1.670 Angaben der Befragten. In erster Linie sind es Jugendliche, die

Kriminalitätsfurcht auslösen. In etwa 35 Prozent der Nennungen wird dies als Furcht-

ursache angegeben. Etwa gleich viele Personen sehen in „Migranten“ die Ursache

ihrer Kriminalitätsfurcht (32 Prozent). Eine geringere Bedeutung als Furchtursache

haben menschenleere Straßen (24 Prozent) und eine schlechte Beleuchtung (12

Prozent). Die Grundlage dieser Angaben sind Alltagstheorien über Kriminalität und

Kriminalitätsfurcht. Sie sind zwar nicht empirisch fundiert, basieren jedoch auf Erfah-

rungen und bestimmen das Handeln von Menschen – deshalb sollten sie bei der

Ableitung kriminalpräventiver Maßnahmen berücksichtigt werden.

Als strukturelle Entstehungszusammenhänge für Kriminalitätsfurcht werden in der

Kriminologie Incivilities genannt (Heinz 1997, S. 65f.; Skogan 1992, S. 3; Döl-

ling/Hermann 2006). Diese wurden durch die Frage nach Problembereichen erfasst

(Frage 2). Der Einfluss der berücksichtigten Problembereiche auf die Kriminalitäts-

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furcht kann durch die Bestimmung von Partialkorrelationen1 ermittelt werden (Tabel-le 5). Die Größe eines Koeffizienten ist ein Indikator für die Stärke des Zusammen-

hangs.

Incivilities haben auch in der Hockenheimer Befragung unterschiedliche Einflüsse

auf die Kriminalitätsfurcht. Besonders groß ist der Effekt, der von der Bedro-hung durch Kriminalität, von der subjektiven Wahrnehmung von sich langwei-lenden und nichtstuenden Jugendlichen sowie Betrunkenen ausgeht. Dieses Ergebnis ist nicht so zu verstehen, dass die genannten Personen, insbesonde-re Jugendliche ein tatsächliches Problem sind. Es bedeutet lediglich, dass die Personen, die darin ein Problem sehen, eine höhere Kriminalitätsfurcht haben als andere. Durch die Frage nach der subjektiven Problemsicht werden auch Vorur-

teile und diffuse Ängste gegenüber Bevölkerungsgruppen erfasst. Somit ist nicht nur

der Abbau der Problembereiche, sondern auch der Abbau von Vorurteilen und Ängs-

ten seitens der Bevölkerung ein geeignetes Mittel, Kriminalitätsfurcht abzubauen.

Auffallend ist die weitgehende Übereinstimmung zwischen dem Ergebnis der Analy-

se zum Zusammenhang zwischen subjektiver Problemsicht und Kriminalitätsfurcht

einerseits sowie den Ansichten der Befragten über die Ursachen der Gründe der

Kriminalitätsfurcht. Dies spricht für die Zuverlässigkeit der Resultate.

Tabelle 5: Partialkorrelationen zwischen subjektiver Problemsicht und Krimi-nalitätsfurcht. Problembereich Kriminalitätsfurcht

(Gesamtindex)

Kriminalität .41

Jugendliche .39

Betrunkene .38

Migranten .36

1 Bei der Analyse wird der Zusammenhang zwischen den einzelnen Problembereichen und Kriminali-tätsfurcht ermittelt. Dabei werden Alter und Geschlecht als Kontrollvariablen verwendet, so dass die Korrelationen von den genannten Merkmalen unabhängig sind.

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Problembereich Kriminalitätsfurcht (Gesamtindex)

Drogen .36

Schmutz, Müll .30

Autofahrer .29

Zerstörte Telefonzellen .26

Graffiti .25

Hausierer .24

Falschparker .23

Ausländerfeindlichkeit .22

Gebäude .21

9. Polizeipräsenz in den Stadtteilen Hockenheims Zur Erfassung der Wahrnehmung der Polizeipräsenz diente Frage 5 (Wann haben

Sie das letzte Mal eine Polizeistreife in Ihrem Wohnbezirk gesehen?). In Schaubild 4 sind, differenziert nach Stadtteilen, die prozentualen Anteile der Personen aufge-

führt, die in der letzten Woche mindestens einmal eine Polizeistreife gesehen haben.

Im gesamten Untersuchungsgebiet haben 30 Prozent der Befragten in der letzten

Woche mindestens einmal eine Polizeistreife gesehen. Dies ist ein vergleichsweise

hoher Anteil.

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Schaubild 4: Wahrnehmung von Polizeistreifen in Hockenheim W

ahrn

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Poliz

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Woc

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40

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14

34

Stadtteil

Industriegebiet Talhaus/AußenbereicheWasserturm/Bahnhofsgebiet

Neugärten/BiblisHockenheim-Süd

Hubäcker/ClammBirkengrund

Innenstadt

Die Wahrnehmungshäufigkeit von Polizeistreifen variiert zwischen den Stadtteilen,

die Unterschiede sind signifikant. Während Bahnhofsgebiet und im Bereich um den

Wasserturm 62 Prozent der Befragten in der letzten Woche mindestens einmal eine

Polizeistreife gesehen haben, liegt der Anteil in den Stadtteilen Birkengrund und

Neugärten/Biblis bei weniger als 18 Prozent. In den Stadtteilen mit hoher Prob-lembelastung oder hohe Kriminalitätsfurchtniveau ist die Polizei präsenter als in anderen Gebieten. Dies spricht für ein fundiertes Wissen der lokalen Polizeibe-

hörde über die örtlichen Gegebenheiten und für einen effizienten Umgang mit Per-

sonalressourcen.

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10. Die kriminalpräventive Zielgruppenanalyse

10.1 Alter, Geschlecht und Kriminalitätsfurcht Frauen haben eine höhere Kriminalitätsfurcht als Männer. Dies findet man in allen

Studien zu diesem Thema und auch in dieser Untersuchung. Die Beziehung zwi-

schen Alter und Kriminalitätsfurcht bedarf jedoch einer differenzierteren Betrachtung.

In älteren Studien nimmt die Kriminalitätsfurcht mit dem Alter zu (siehe dazu: Döl-

ling/Hermann 2006). In Hockenheim hingegen haben ältere Personen eine ge-ringere Kriminalitätsfurcht als jüngere. Dies war auch bei Bevölkerungsbefragun-

gen in Walldorf, Wiesloch und Weinheim so, die im Jahr 2006 durchgeführt wurden

(Hermann 2006a und 2006b). In Schaubild 5 ist die Altersabhängigkeit der Krimina-

litätsfurcht aufgeführt. Ein positiver Wert auf der Skala entspricht einem überdurch-

schnittlichen Furchtniveau.

Schaubild 5: Die Altersabhängigkeit der Kriminalitätsfurcht in Hockenheim

Alter60 und aelter50 bis 5940 bis 4930 bis 3920 bis 2914 bis 19

Mitt

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-0,1

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Vermutlich liegt die Veränderung der Beziehung zwischen Alter und Kriminalitäts-

furcht an einer veränderten Situation von jungen Menschen, die heute verstärkt mit

Gewalt konfrontiert werden. Untersucht man für verschiedene Alters- und Ge-

schlechtergruppen den Einfluss von Incivilities auf die Kriminalitätsfurcht, zeigt sich,

dass einige Effekte bei jungen Frauen wesentlich stärker ausgeprägt sind als bei

älteren Frauen, ebenso bei jungen Männern im Vergleich zu älteren Männern. Sub-

jektive Probleme mit Migranten wirken sich unter jüngeren Personen stärker auf die

Kriminalitätsfurcht aus als unter Älteren. Besonders stark ausgeprägt sind unter jun-

gen Frauen zudem der Einfluss von Ausländerfeindlichkeit, Betrunkenen, Drogen-

konsumenten und rücksichtslosen Autofahrern.

Die Antworten der Befragten auf die offenen Fragen nach Problemen und Kri-minalitätsfurchtursachen lassen vermuten, dass erstens cliquenartige Zu-sammenschlüsse von jungen Menschen in Verbindung mit Alkohol und zwei-tens Gefahren im Straßenverkehr insbesondere bei Müttern einen erheblichen Beitrag zur Kriminalitätsfurcht junger Menschen leisten. Einige charakteristische

Antworten junger Frauen auf die Frage nach Gründen für ihre Furcht soll dies ver-

deutlichen:

• „herumlungernde, angetrunkene, größten Teils aggressive Personen, meist

Jugendliche, vor allem nachts“

• „Die vielen Jugendlichen, die z.T. auch betrunken sind, die einen dann anpö-

beln oder so“

• „An dem Internetcafe und an der Sparkasse in der Hauptstr. stehen sehr oft

viele Jugendliche, bei denen es nachts schon mal vorkommen kann, dass sie

einen anpöbeln“

• „Ausländer, die in Cliquen sind und mit Alkohol und Drogen zu tun haben“

• „Viele Männer sitzen in einer Ecke und betrinken sich und da will ich nicht

einmal vorbeilaufen“

• „zu schnell fahrende Autos, welche Fußgänger und Radfahrer schneiden“

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• „Hauptproblem sind zu schnell fahrende Autos, ich habe Angst mein Kind mit

dem Fahrrad alleine fahren zu lassen“

• „Luisenstr. --> Autos mit überhöhter Geschwindigkeit, Angst um mich und die

Kinder“.

10.2 Lebensstile und Kriminalitätsfurcht Der Schwerpunkt der kriminalpräventiven Maßnahmen, die aus dem broken win-

dows-Ansatz abgeleitet werden, liegt in der Verbesserung von lokalen strukturellen

Bedingungen, die einen Einfluss auf Kriminalität und Kriminalitätsfurcht haben. Dabei

stehen Stadtteile mit hoher Kriminalitätsbelastung und hohem Kriminalitätsfurchtni-

veau sowie Personen mit hoher Kriminalitätsfurcht im Mittelpunkt präventiver Maß-

nahmen. Eine Weiterentwicklung dieses Ansatzes kann durch eine differenziertere

Charakterisierung dieser Personengruppen erfolgen. In der Studie von Hermann und

Dölling (2001) wurde dieser Anspruch mit Hilfe der soziologischen Lebensstilfor-

schung umgesetzt.2 So fanden die beiden Autoren mehrere unterschiedliche Le-

bensstilgruppen, in denen Viktimisierungsraten und Kriminalitätsfurcht relativ groß

sind. Fragen zu Lebensstilen (Frage 13) können genutzt werden, um Personengrup-

pen und folglich auch Zielgruppen für kriminalpräventive Maßnahmen anschaulich

und präzise zu beschreiben.

Das Ziel der kriminalpräventiven Zielgruppenanalyse ist es, hinsichtlich Struktur und

Lebenswelt möglichst homogene Personengruppierungen für kriminalpräventive

Maßnahmen zu finden. Die Kenntnisse über Unterschiede in der Kriminalitätsfurcht

sollen dazu beitragen, gruppenspezifische Ziele für kriminalpräventive Maßnahmen

festzulegen und geeignete Präventionsmaßnahmen zu entwickeln. Das Wissen über

die Lebensstile dieser Gruppierungen soll helfen, die Zielgruppen in angemessener

Weise darüber zu informieren, die Akzeptanz von Präventionsprojekten zu erhöhen

und zweckmäßige ‘Marketingmaßnahmen’ bei der Implementation von Präventions-

maßnahmen zu entwickeln.

2 Siehe auch Hermann/Laue (2003).

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Ein ähnliches Konzept wird im Marketingbereich seit einigen Jahren praktiziert, in-

dem die Art und Weise, wie ein Produkt angeboten wird, auf bestimmte Käufergrup-

pen ausgerichtet ist. Dabei werden Kenntnisse über den Lebensstil potentieller Kun-

dinnen und Kunden genutzt, um über eine lebensstilbezogene Werbung eine Identi-

fizierung mit dem Produkt zu erreichen und ein positives Bild über die Ware zu ver-

mitteln. Auch bei einer Implementation kriminalpräventiver Projekte ist die Ak-zeptanz und die positive Beurteilung von Inhalt und Darstellung seitens der Betroffenen eine notwendige Voraussetzung für den Erfolg. Die verbreiteten

Informationen über ein geplantes Präventionsprojekt sind eine Form von Werbung,

und das Projekt selbst ist vergleichbar mit einer Ware, die verkauft werden soll. So-

mit gibt es durchaus Ähnlichkeiten zwischen der Implementation kriminalpräventiver

Maßnahmen und der Markteinführung von Produkten. Eine umfassende Auseinan-

dersetzung mit dem Konzept ist in Hermann (2006) zu finden.

Die 19 Items der Frage zu Lebensstilen können durch Faktorenanalysen zu fünf Le-

bensstildimensionen zusammengefasst werden, einem leistungsorientierten, idealis-

tisch-asketischen, egoistisch-hedonistischen und zielorientierten Lebensstil sowie

einem Lebensstil, der eine aktive Freizeitgestaltung beschreibt. Diese können zu-

sammen mit soziodemografischen Merkmalen, nämlich Alter und Geschlecht, durch

Clusteranalysen zu vier Personengruppen verdichtet werden.3 Nicht jeder Befragte

passt perfekt in eine dieser Gruppen. Die Gruppenbezeichnung sind idealtypisch

überzeichnete Formulierungen, die das Essentielle einer Gruppierung charakterisie-

ren sollen.

1. Leistungsorientierte aktive Männer (28 Prozent) 2. Altruistische zielorientierte Frauen (32 Prozent) 3. Jüngere passive Bürgerinnen und Bürger (20 Prozent) 4. Ältere idealistische Bürgerinnen und Bürger (20 Prozent).

Die leistungsorientierten aktiven Männer zeigen ihre Aktivitäten insbesondere im

Berufsleben. Sie arbeiten überdurchschnittlich viel. Der Beruf und andere Verpflich-

tungen sind ihnen wichtig und lassen ihnen wenig Freizeit, aber diese ist kostbar und

3 Die Methode zur Erstellung der Lebensstilgruppen ist bei Hermann/Dölling (2001, S. 41ff.) beschrie-ben.

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deshalb strikt strukturiert und verplant.

Die größte Gruppe, die altruistischen zielorientierten Frauen, sind insbesondere

dadurch gekennzeichnet, dass sie egoistisches Verhalten ablehnen.

Die Gruppe aus jüngeren passiven Bürgerinnen und Bürgern sind im Berufsle-

ben und in ihrer Freizeit vergleichsweise passiv und unstrukturiert. Ihr Leben läuft

vergleichsweise selten in „geordneten Bahnen“, ein einfaches und bescheidenes

Leben sowie Sparsamkeit lehnen sie ab. Ein idealistisches Engagement für Hilfsbe-

dürftige ist eher selten anzutreffen. Die Gruppe besteht aus Frauen und Männern.

Ältere idealistische Bürgerinnen und Bürger sind Personen, die sparsam sind

und ein bescheidenes Leben präferieren und umweltbewusst Handeln. Sie setzen

sich für Hilfsbedürftige ein, obwohl die eigenen Wünsche an erster Stelle stehen.

Neben einem altruistischen Lebensstil wird auch ein egoistischer Stil praktiziert –

Gegensätze werden integriert. Auf Grund ihres relativ hohen Alters ist der Leis-

tungsbereich bei vielen aus dieser Gruppe von untergeordneter Bedeutung. Die

Gruppe besteht aus Frauen und Männern.

Die beschriebenen Personengruppen unterscheiden sich signifikant in der Kriminali-

tätsfurcht. In Schaubild 6 ist die durchschnittliche Kriminalitätsfurcht für jede der

genannten Lebensstilgruppen aufgeführt. Demnach ist die Kriminalitätsfurcht der altruistischen zielorientierten Frauen, aber auch der jüngeren passiven Bürge-rinnen und Bürger relativ groß.

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Schaubild 6: Die Kriminalitätsfurcht von Personengruppen

Zielgruppe4321

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dex) 0,15

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0,05

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Ort: Hockenheim

Legende:

1.Leistungsorientierte aktive Männer 2. Altruistische zielorientierte Frauen 3. Jüngere passive Bürgerinnen und Bürger 4. Ältere idealistische Bürgerinnen und Bürger.

Für die Ableitung kriminalpräventiver Maßnahmen können die gruppenspezifischen

Furchtursachen ermittelt werden. Die Korrelationen zwischen subjektiven Problem-

perspektiven und Kriminalitätsfurcht variieren gruppenspezifisch. In der Gruppe der altruistischen zielorientierten Frauen ist der Einfluss von subjektiven Proble-men mit Jugendlichen, Migranten, Rechtsradikalen, fliegenden Händlern, Dro-genkonsumenten und Betrunkenen relativ groß. Angstauslöser sind also in erster

Linie Personen. Dies wird durch die Analyse der Antworten auf die Frage nach den

Gründen für die eigene Kriminalitätsfurcht bestätigt. Die häufigsten Nennungen in

dieser Gruppe entfallen auf die Kategorien „Jugendliche“ und „Migranten“; erst an

dritter Stelle werden menschenleere Straßen in der Nacht und eine schlechte Be-

leuchtung genannt; insbesondere die Kombination dieser Faktoren ist relativ häufig

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ein Furchtauslöser. In Tabelle 6a sind typische Antworten aus der Gruppe auf die

Fragen nach Problemen und Kriminalitätsfurchtursachen aufgeführt. Die Texte wur-

den unkorrigiert den Fragebogen entnommen.

Tabelle 6a Probleme und Kriminalitätsfurchtursachen aus der Sicht der Grup-pe der altruistischen zielorientierten Frauen

• In Gruppen auftretende lärmende und betrunkene Jugendliche/ junge Erwachsene • Betrunkenen zu begegnen, wenn große Veranstaltungen in Hockenheim sind • Vor angetrunkenen Festbesuchern, die vom Festplatz "Altes Fahrerlager" Richtung Innen-

stadt laufen (an den Wochenenden) Kastanienallee, Heidelbergerstr. E-W-Sachs Str. • Überall lungern irgendwelche Halbwilden rum • Aggressive, pöbelnde Ausländer • Zu viele Türken, die einen anbrüllen • Sehr viele Russen, die immer in Gruppen auftreten • Wenig erwachsene Passanten, die abends/nachts unterwegs sind • Ungenügende Beleuchtung Berlin-Allee zwischen Sz-Sh und Schützenstr. • Dunkelheit am Abend bzw. in Wintermonaten • Drogenabhängige und alkoholisierte Jugendliche • Angst davor, als junge Frau Nachts/Abends in den Straßen zu laufen, da es rund um den

Bahnhof viele dunkle Ecken gibt und niemand in der Nähe.

Nach den Angaben der Befragten werden relativ häufig Gruppen junger Deutscher

und Migranten erwähnt, die durch ein machohaftes und aggressives Verhalten

auffallen. Sind diese darüber hinaus alkoholisiert sind, ist bauliche Situation unüber-

sichtlich und sind sie alleine bei Dunkelheit unterwegs, führt dies zu Kriminalitäts-

furcht.

Ein Abbau der Kriminalitätsfurcht dieser Gruppe könnte durch Kursangebote zur

Stärkung des Selbstwertgefühls und Selbstbewusstseins erreicht werden. Die ge-

nannten Kurse sollten folglich u.a. das Ziel haben, mit Jugendlichen und Betrunke-

nen selbstsicher umzugehen. Die Art und Weise, wie solche Kurse angeboten wer-

den, müsste auf die Personengruppe zugeschnitten sein, wenn sie auf Akzeptanz

stoßen soll.

In der Gruppe der jüngeren passiven Bürgerinnen und Bürger haben ebenfalls

die oben genannten Faktoren einen relativ großen Einfluss auf die Kriminalitäts-

furcht. Dies wird durch die Analyse der Antworten auf die Frage nach den Gründen

für die eigene Kriminalitätsfurcht bestätigt. Die häufigsten Nennungen in dieser

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Gruppe entfallen auf die Kategorien „Jugendliche“ und „Migranten“; erst an dritter

Stelle werden menschenleere Straßen in der Nacht und eine schlechte Beleuchtung

genannt. Zudem haben in dieser Gruppe subjektive Probleme im Straßenverkehr

einen relativ großen Einfluss auf die Kriminalitätsfurcht. In Tabelle 6b sind typische

Antworten aus dieser Gruppe auf die Fragen nach Problemen und Kriminalitäts-

furchtursachen aufgeführt – beschränkt auf den Straßenverkehr. Die Texte wurden

unkorrigiert den Fragebogen entnommen.

Tabelle 6b: Kriminalitätsfurchtursachen aus der Sicht der Gruppe der jüngeren passiven Bürgerinnen und Bürger

• Der Fahrstil vieler Hockenheimer, die meinen, sie wären auf der Rennstrecke unterwegs. • Wegen unvorsichtiger Autofahrer • Teilweise schlecht beleuchtete Wege

Ein Abbau der Kriminalitätsfurcht dieser Gruppe könnte ebenfalls durch Kursangebo-

te zur Stärkung des Selbstwertgefühls und Selbstbewusstseins erreicht werden. Die

genannten Kurse sollten folglich u.a. das Ziel haben, mit Jugendlichen und Betrun-

kenen selbstsicher umzugehen. Allerdings unterscheidet sich diese Gruppe durch

ihren passiven Lebensstil erheblich von den altruistischen zielorientierten Frauen. Es

dürfte einen erheblichen Mehraufwand verursachen, diese Gruppe zu erreichen. Die

Art und Weise, wie solche Kurse angeboten werden, müsste auf die Passivität dieser

Personengruppe berücksichtigen.

11. Die Lebensqualität in Hockenheim

Die Bürgerinnen und Bürger wurden gefragt, wie sie die Lebensqualität in ihrer Stadt

bewerten. Als Maßstab diente die Schulnotenskala. Die Lebensqualität in Hocken-heim wird als gut angesehen. Der Durchschnittswert für Hockenheim beträgt 2,5,

für Weinheim 2,2 und Heidelberg 2,5 – so das Ergebnis vergleichbarer Befragungen

(Hermann 1999 und 2007). Somit ist die Lebensqualität in Hockenheim auf dem Ni-

veau von Heidelberg.

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33

Die Bewertungen der Lebensqualität in den Stadtteilen unterscheiden sich signifi-

kant. In Schaubild 7 sind die Ergebnisse der entsprechenden Analyse dargestellt.

Die Lebensqualität in den Stadtteilen ist ausnahmslos gut; kein Stadtteil wird beson-

ders schlecht bewertet. Besonders hoch ist die Lebensqualität in Neugär-ten/Biblis. Schaubild 7: Bewertung der Lebensqualität in Hockenheim – differenziert nach Stadtteilen

Durc

hsch

nittl

iche

Bew

ertu

ng d

er L

eben

squa

lität

3,0

2,5

2,0

1,5

1,0

Stadtteil

Industriegebiet Talhaus/AußenbereicheWasserturm/Bahnhofsgebiet

Neugärten/BiblisHockenheim-Süd

Hubäcker/ClammBirkengrund

Innenstadt

Nach dem oben beschriebenen broken windows-Ansatz stehen Incivilities, Kriminali-

tätsfurcht und Lebensqualität in einer Beziehung. Die Stärke dieser Beziehungen

kann durch die Bestimmung von Partialkorrelationen ermittelt werden (Tabelle 7).

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Tabelle 7: Partialkorrelationen zwischen subjektiver Problemsicht, Kriminali-tätsfurcht und Bewertung der Lebensqualität in den Stadtteilen Hockenheims Problembereich Bewertung der Le-

bensqualität

Kriminalitätsfurcht (Gesamtindex) .44

Betrunkene .35

Jugendliche .34

Kriminalität .34

Schmutz, Müll .34

Drogen .33

Migranten .32

Graffiti .30

Autofahrer .29

Rechtsradikale .26

Gebäude .26

Zerstörte Telefonzellen .25

Falschparker .24

Hausierer .22

Die verschiedenen Problembereiche haben in der Hockenheimer Befragung unter-

schiedliche Einflüsse auf die Bewertung der Lebensqualität. Besonders groß ist der

Effekt, der von subjektiven Problemen mit, von Betrunkenen, sich langweilenden und

nichtstuenden Jugendlichen, von der Bedrohung durch Kriminalität, von sowie

Schmutz und Müll auf Straßen und Plätzen sowie von Migranten ausgeht. Die zent-ralen Determinanten der Kriminalitätsfurcht entsprechen also weitgehend den Erklärungsfaktoren für die Lebensqualität. Somit tragen Präventionsmaßnah-men, die dem Abbau der Kriminalitätsfurcht dienen, auch zu einer Verbesse-rung der Lebensqualität bei. Besonders eng ist die Assoziation zwischen Kriminali-

tätsfurcht und Lebensqualität. Eine Reduzierung der Kriminalitätsfurcht korres-pondiert demnach mit einer Verbesserung der Lebensqualität.

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12. Vorschläge für kriminalpräventive Maßnahmen

Ein Ziel kriminalpräventiver Maßnahmen ist die Reduzierung der Kriminalitätsfurcht.

Bei allen Maßnahmen muss allerdings gesehen werden, dass bereits jetzt die Krimi-

nalität und die Kriminalitätsfurcht niedrig ist und es „nur“ um eine Verbesserung einer

bereits akzeptablen Situation geht.

In der Erhebung konnten die Befragten in Frage 14 Verbesserungsvorschläge ma-

chen – 65 Prozent haben davon Gebrauch gemacht, ein relativ hoher Prozentsatz.

Der größte Teil der Nennungen bezieht sich auf drei Themen: Jugendliche, Polizei

und Straßenverkehr.

Die Verbesserung der Situation von Jugendlichen sowie ihre Kontrolle werden

häufig als Verbesserungsvorschläge genannt. Dazu zählen die Verbesserung des

Freizeitangebotes für Jugendliche und die Ausweitung der Jugendarbeit sowie der

Abbau von Jugendarbeitslosigkeit (32%).

Eine hohe Priorität haben Vorschläge, die auf einen Ausbau der formellen Sozial-kontrolle abzielen. Dabei stehen die Aktivitäten der Polizei im Vordergrund. Ge-

wünscht werden eine höhere Präsenz und verstärkte Kontrollen, insbesondere bei

Nacht. Diese beziehen sich meist auf den Straßenverkehr und auf Jugendliche so-

wie Migranten (29%).

Die Verbesserung der Verkehrssituation sollte nach den Ansichten der Befragten

durch den Bau von Fahrradwegen und der Einrichtung verkehrsberuhigter Zonen

erfolgen. Zudem werden verstärkte Geschwindigkeitskontrollen gefordert und eine

intensivere Kontrolle von Falschparkern (20%).

Die Verbesserungsvorschläge beziehen sich relativ häufig auf konkrete Straßen oder

Gebiete. Bei diesen Nennungen wurde die Karlsruher Straße und die Fortuna Pas-

sage vergleichsweise häufig angeführt. Es wird insbesondere vorgeschlagen, die

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Karlsruher Straße zur Fußgängerzone zu machen, die Kontrollen in der Fortuna Pas-

sage zu verstärken und sie besser zu beleuchten.

Nach der Theorie der Kommunalen Kriminalprävention und aufgrund der Umfrage-

ergebnisse ist eine Reduzierung des Bedrohungsgefühls und der Kriminalitätsfurcht

durch einen Abbau der Problembelastungen möglich. Eine hohe Priorität sollten

Maßnahmen haben, die sowohl hohe Problembelastungen reduzieren als auch

Problembereiche mit großem Einfluss auf die Kriminalitätsfurcht abbauen. Dabei ist

prinzipiell eine Konzentration auf solche Stadtteile sinnvoll, die eine relativ hohe

Problembelastung aufweisen. Besonders Erfolg versprechend sind nach den Unter-

suchungsergebnissen die nachfolgend beschriebenen Maßnahmen. Dabei darf nicht

vergessen werden, dass Hockenheim eine Gemeinde mit geringer Kriminalitäts-furcht, rückläufiger Kriminalitätsbelastung und guter Lebensqualität ist. Die

Maßnahmen dienen also lediglich der Verbesserung einer bereits guten Situation.

1. Die Kriminalitätsfurcht in Hockenheim konnte in den letzten zehn Jahren deut-

lich abgebaut werden. Besonders groß ist die Verbesserung für den Stadtteil

Talhaus mit Außenbereichen. Dies kann als Erfolg kriminalpräventiver Maß-

nahmen seitens der Kommune und Polizei gesehen werden, wobei nicht nur

lokale Maßnahmen zu einem Abbau der Kriminalitätsfurcht beigetragen ha-

ben, sondern auch Aktivitäten in der gesamten Region, denn bereits die

Wahrnehmung solcher Maßnahmen hat den gewünschten Effekt. Die extensi-

ve Umsetzung der Idee der Kommunalen Kriminalprävention hat erkennbare

Früchte getragen. Die erhebliche Verbesserung der Situation in Hockenheim

und insbesondere in Talhaus ist noch nicht umfassend wahrgenommen wor-

den, so dass ein Informationsbedarf besteht. Erfolge sollten der Öffentlichkeit

bekannt gemacht werden.

2. Falls möglich, sollte die Kriminalitätsbelastung in Hockenheim weiter reduziert

werden, auch wenn sie in den letzten 10 Jahren entgegen dem Trend im Land

gesunken ist. Die subjektive Ansicht über den Umfang und die Schwere von

Kriminalität hat einen ausgesprochen großen Einfluss auf die Kriminalitäts-

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furcht. Deshalb würden der Abbau von Kriminalität und vor allem die Veröf-

fentlichung von Erfolgen zu einer Senkung der Kriminalitätsfurcht führen.

3. Zwischen den Stadtteilen gibt es signifikante Unterschiede in der Kriminali-

tätsfurcht. Die größte Kriminalitätsfurcht ist im Bahnhofsgebiet/Wasserturm

und in der Innenstadt zu finden, so dass bei knappen Ressourcen eine lokale

Konzentration von Präventionsmaßnahmen sinnvoll erscheint. In diesen

Stadtteilen werden Polizeistreifen vergleichsweise häufig wahrgenommen.

Dies spricht für einen effizienten Umgang der Polizei mit Personalressourcen.

4. In einer Liste möglicher Bedrohungen durch verschiedene Formen von Krimi-

nalität steht der Wohnungseinbruch – ebenso wie in anderen Städten auch –

an erster Stelle. Der größte Bedrohungsgrad ist in Neugärten/Biblis zu finden.

Somit sind Konzepte zur Verhinderung von Wohnungseinbrüchen und Infor-

mationsveranstaltungen über Einbruchsschutz sinnvoll, wobei eine lokale

Konzentration sinnvoll ist.

5. Im Vergleich zu anderen Gemeinden ist der Anteil der Personen, die Proble-

me mit Migranten sehen, geringer als in anderen Kommunen. Zudem hat sich

die Akzeptanz von Migranten in Hockenheim in den letzten 10 Jahren erheb-

lich verbessert: Der Anteil der Personen, die in Migranten ein Problem sehen,

hat sich halbiert. Dies spricht für eine gute Integrationsarbeit. Trotzdem ist es

unter kriminalpräventiven Gesichtspunkten sinnvoll, diese Bemühungen fort-

zusetzen, denn Migranten werden von etlichen Bürgerinnen und Bürgern mit

Kriminalität in Verbindung gebracht. Somit könnten ein Abbau von Vorurteilen

und eine Annäherung von Deutschen und Migranten zur Verminderung von

gegenseitigem Misstrauen beitragen und helfen, die Kriminalitätsfurcht abzu-

bauen. Bei lokalen Maßnahmen wäre die Konzentration auf die Innenstadt

und Hockenheim-Süd sinnvoll.

6. In Gruppen auftretende Jugendliche, die sich scheinbar langweilen oder ein-

fach nichts tun, werden häufig als Bedrohung empfunden. Die subjektiven An-

sichten über solche Jugendliche haben einen ausgesprochen großen Einfluss

auf die Kriminalitätsfurcht. Die Gründe für ein solches Verhalten Jugendlicher

können in einem unzureichenden Freizeitangebot liegen. Die Förderung von

Jugendarbeit und die Verbesserung des Freizeitangebotes können dazu bei-

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tragen, die subjektive Bedrohung durch Jugendliche abzubauen. Ein Schwer-

punkt kann auf die Verbesserung der Angebote für Jugendliche in der Innen-

stadt und im Bahnhofsgebiet/Wasserturm gelegt werden.

7. Einen relativ großen Einfluss auf die Kriminalitätsfurcht hat die Konfrontation

mit alkoholisierten Personen, insbesondere Personengruppen. Eine Konzent-

ration präventiver Maßnahmen auf das Bahnhofsgebiet mit Wasserturm und

die Innenstadt wäre sinnvoll.

8. Die Reduzierung der subjektiven Belastung durch den Straßenverkehr wäre

für die gesamte Stadt Hockenheim wichtig. Die Anzahl undisziplinierter Auto-

fahrerinnen und Autofahrer könnte durch eine geeignete Verkehrsplanung mit

einer Entschärfung von Unfallschwerpunkten und durch gezielte Verkehrskon-

trollen und Tafeln mit einer Geschwindigkeitsanzeige reduziert werden.

9. Die Beseitigung von Schmutz und Müll auf Straßen oder Grünanlagen und

eine Verbesserung des äußeren Erscheinungsbildes könnte helfen, die Krimi-

nalitätsfurcht abzubauen.

10. In einer kriminalpräventiven Zielgruppenanalysen können zwei Gruppierungen

mit relativ hoher Kriminalitätsfurcht lokalisiert werden: Altruistische zielorien-

tierte Frauen und jüngere passive Bürgerinnen und Bürger. In beiden Grup-

pen führt insbesondere die Kombination von bedrohlichen Personen und Situ-

ationen zu einer relativ großen Kriminalitätsfurcht. Hier könnten Kursangebote

zur Stärkung des Selbstwertgefühls und Selbstbewusstseins helfen, die Si-

cherheit im Umgang mit Anderen zu verbessern. Bei den als Problem gese-

henen Personen könnte versucht werden, frauenfeindliche Haltungen abzu-

bauen sowie eine selbstkritische Haltung zu ihren Maskulinitätsvorstellungen

zu vermitteln.

11. Die Lebensqualität in Hockenheim und in allen Stadtteilen wird durchweg als

gut angesehen. Präventionsmaßnahmen, die dem Abbau der Kriminalitäts-

furcht dienen, tragen auch zu einer Verbesserung der Lebensqualität bei. Be-

sonders eng ist die Assoziation zwischen Kriminalitätsfurcht und Lebensquali-

tät. Eine Reduzierung der Kriminalitätsfurcht korrespondiert demnach mit ei-

ner Verbesserung der Lebensqualität.

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Durch die Befragung konnten Unterschiede in der Kriminalitätsfurcht, Bedingungen

der Kriminalitätsfurcht und die Problemschwerpunkte Hockenheims aus der Sicht der

Bürgerinnen und Bürger aufgezeigt werden. Somit können nun durch Polizei und

Stadtverwaltung in Zusammenarbeit mit der Bevölkerung Wege zur Verbesserung

der Situation gesucht werden.

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Anhang 1. Literatur 2. Fragebogen

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41

Literatur:

Bussmann, Kai-D. / Werle, Markus, 2004: Kriminalität. Standortfaktor für betriebliche

Entscheidungen? In: Neue Kriminalpolitik 16, S. 90-95.

Dölling, Dieter / Hermann Dieter, 2006: Individuelle und gesellschaftliche Bedingun-

gen von Kriminalitätsfurcht. Erscheint in: Feltes, Thomas u.a. (Hrsg.): Festschrift für

Hans-Dieter Schwind.

Dölling, Dieter / Hermann, Dieter / Simsa, Christiane, 1995: Kriminalität und soziale

Probleme im räumlichen Vergleich - Analysen anhand der Bevölkerungsbefragungen

in den Projektstädten. In: Feltes, Thomas (Hrsg.): Kommunale Kriminalprävention in

Baden-Württemberg. Erste Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitung von drei

Pilotprojekten, Holzkirchen: Felix, S. 69-92.

Forschungsgruppe Kommunale Kriminalprävention in Baden-Württemberg, 1998:

Viktimisierungen, Kriminalitätsfurcht und Bewertungen der Polizei in Deutschland. In:

Monatsschrift für Kriminologie und Strafrechtsreform 81, Heft 2, S. 67-82.

Heinz, Wolfgang, 1997: Kriminalpolitik, Bürger und Kommune. In: Kury, Helmut

(Hrsg.): Konzepte Kommunaler Kriminalprävention. Kriminologische Forschungsbe-

richte aus dem Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Strafrecht,

Band 59. Freiburg i. Br., S. 1-146.

Heinz, Wolfgang/ Spieß, Gerhard, 1995: Viktimisierung, Anzeigeerstattung und Ein-

schätzung der Arbeit der Polizei durch die Bürger - Analysen anhand der Bevölke-

rungsbefragungen in den Projektstädten. In: Feltes, Thomas. (Hrsg.): Kommunale

Kriminalprävention in Baden-Württemberg. Erste Ergebnisse der wissenschaftlichen

Begleitung von drei Pilotprojekten, Holzkirchen: Felix, S. 93-122.

Hermann, Dieter, 1999: Kriminalität und Lebensqualität in Heidelberg und Freiburg.

Untersuchungen und Vorschläge zur Kommunalen Kriminalprävention in den Stadt-

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42

teilen Boxberg, Emmertsgrund und Kirchheim. Unveröffentlichtes Manuskript, Hei-

delberg.

Hermann, Dieter, 2006: Die kriminalpräventive Zielgruppenanalyse. In: Obergfell-

Fuchs, Joachim/ Brandenstein, Martin (Hrsg.): Festschrift für Helmut Kury zum 65

Geburtstag.

Hermann, Dieter/ Bubenitschek, Günther, 1999: Kommunale Kriminalprävention.

Probleme bei der Implementation von Lösungsvarianten. In: Kriminalistik 53, S. 546-

552.

Hermann, Dieter/ Dölling, Dieter, 2001: Kriminalprävention und Wertorientierungen in

komplexen Gesellschaften. Analysen zum Einfluss von Werten, Lebensstilen und

Milieus auf Delinquenz, Viktimisierungen und Kriminalitätsfurcht. Mainz.

Hermann, Dieter/ Laue, Christian, 2001: Ökologie und Lebensstil. Empirische Analy-

sen zum „broken windows“-Paradigma. In: Jehle, Jörg (Hrsg.): Raum und Kriminali-

tät. Sicherheit der Stadt. Migrationsprobleme. Mönchengladbach: Forum, S. 89-120.

Hermann, Dieter / Laue, Christian, 2003: Vom „Broken-Windows-Ansatz” zu einer

lebensstilorientierten ökologischen Kriminalitätstheorie, in: Soziale Probleme 14, S.

107-136.

Hermann, Dieter / Laue, Christian, 2004: Wirkungen kommunaler Kriminalprävention

– Ein Fallbeispiel. In: Bannenberg, Britta /Coester, Marc/Marks, Erich (Hrsg.): Kom-

munale Kriminalprävention. Ausgewählte Beiträge des 9. Deutschen Präventionsta-

ges (17. und 18. Mai 2004 in Stuttgart). Forum: Godesberg, S. 197-208, und in: Ker-

ner, Hans-Jürgen/Marks, Erich (Hrsg.): Internetdokumentation Deutscher Präventi-

onstag. Hannover (zusammen mit Christian Laue)

http://www.praeventionstag.de/content/9_praev/doku/hermann_

laue/index_9_hermannlaue.htm.

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43

Hermann, Dieter, 2006a: Kommunale Kriminalprävention in Wiesloch. Eine Evaluati-

onsstudie zur Veränderung von subjektiven Problemlagen und Kriminalitätsfurcht.

Unveröffentlichtes Manuskript, Heidelberg.

Hermann, Dieter, 2006b: Subjektive Problemlagen und Kriminalitätsfurcht in Wall-

dorf. Unveröffentlichtes Manuskript, Heidelberg.

Hohage, Christoph, 2004: „Incivilities“ und Kriminalitätsfurcht, in: Soziale Probleme

15, S. 77-95.

Kury, Helmut, 1997: Kriminalitätsbelastung, Sicherheitsgefühl der Bürger und Kom-

munale Kriminalprävention. In: Kury, Helmut (Hrsg.): Konzepte Kommunaler Krimi-

nalprävention. Kriminologische Forschungsberichte aus dem Max-Planck-Institut für

ausländisches und internationales Strafrecht, Band 59. Freiburg i. Br., S. 218-298.

Obergfell-Fuchs, Joachim/ Kury, Helmut, 1995: Verbrechensfurcht und kommunale

Kriminalprävention - Analysen anhand der Bevölkerungsbefragungen in den Projekt-

städten. In: Feltes, Thomas (Hrsg.): Kommunale Kriminalprävention in Baden-

Württemberg. Erste Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitung von drei Pilotpro-

jekten, Holzkirchen: Felix, S. 31-68.

Schwind, Hans-Dieter, 2005: Kriminologie. Eine praxisorientierte Einführung mit Bei-

spielen, 15. Aufl. Heidelberg.

Skogan, Wesley G., 1992: „Disorder and Decline. Crime and the Spiral of Decay in

American Neighborhood“, Berkeley, Los Angeles: University of California Press.

Wilson, James Q./Kelling, George L., 1982: Broken Windows. The Police and

Neighborhood Safety, in: The Atlantic Monthly, S. 29-39. Deutsche Übersetzung:

Polizei und Nachbarschaftssicherheit: Zerbrochene Fenster, in: Kriminologisches

Journal 28, 1996, S. 121-137.

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Umfrage zur Sicherheitslage in unserer Stadt

Hockenheimer Bürgerinnen und Bürger sagen Ihre Meinung

Bitte beantworten Sie die Fragen und senden den ausgefüllten Fragebogen innerhalb der nächsten Woche in beiliegendem Freiumschlag an die Stadtverwaltung zurück! 1. In welchem Stadtteil/Wohnbezirk wohnen Sie? Bitte ankreuzen: 1 □ Innenstadt 5 □ Wasserturm/Bahnhofsgebiet

2 □ Industriegebiet Talhaus 6 □ Birkengrund 3 □ Hockenheim-Süd 7 □ Hubäcker/Clamm

4 □ Neugärten/Biblis 2. In einem Wohnbezirk oder einer Gemeinde können verschiedene Probleme auftauchen. Wie ist das in Ihrer Wohngegend? Kreuzen Sie bitte für jeden der hier aufgeführten Punkte an, inwieweit Sie das in Ihrem Wohnbezirk/Stadtteil heute als Problem ansehen: Kein

Prob-lem

Ein gerin-ges Prob-lem

Ein ziem-liches Prob-lem

Ein großes Prob-lem

2.1 Sich langweilende und nichtstuende Jugendli-che 2.2 fliegende Händler, Haustürgeschäfte 2.3 Drogenabhängige 2.4 Betrunkene 2.5 undiszipliniert fahrende Autofahrer 2.6 Viele Ausländer/Asylbewerber 2.7 Ausländerfeindlichkeit, Rechtsradikalismus

□ □ □ □ □ □ □

□ □ □ □ □ □ □

□ □ □ □ □ □ □

□ □ □ □ □ □ □

Und wie bewerten Sie folgende Punkte? 2.8 heruntergekommene und leer stehende Gebäu-de 2.9 zerstörte Telefonzellen 2.10 besprühte/beschmierte Hauswände 2.11 Schmutz/Müll in den Straßen oder Grünanla-gen 2.12 Diebstahl, Sachbeschädigung, Gewalt 2.13 falsch oder behindernd parkende Autos

□ □ □ □ □ □

□ □ □ □ □ □

□ □ □ □ □ □

□ □ □ □ □ □

Sonstige Probleme in Ihrem Wohnbezirk/Stadtteil:

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2.14

2.15

2.16

3. Manche Leute haben viele Gründe, sich unsicher zu fühlen. Bitte kreuzen Sie zu jeder Vorgabe auf dieser Liste an, inwieweit Sie sich zur Zeit dadurch beunruhigt fühlen: Nicht

beun-ruhigt

Weniger beun-ruhigt

Ziem-lich beun-ruhigt

Sehr beun-ruhigt

3.1 Durch einen Verkehrsunfall verletzt zu werden 3.2 Von irgend jemand angepöbelt zu werden 3.3 Von irgend jemand geschlagen und verletzt zu werden 3.4 Von einem Einbruch (Wohnung/Haus) betroffen zu werden 3.5 Überfallen und beraubt zu werden (Diebstahl

unter Gewaltanwendung) 3.6 Bestohlen zu werden (Diebstahl ohne Gewaltan-

wendung und nicht Wohnungseinbruch) 3.7 Vergewaltigt oder sexuell angegriffen zu werden 3.8 Sexuell belästigt zu werden

□ □ □ □ □ □ □ □

□ □ □ □ □ □ □ □

□ □ □ □ □ □ □ □

□ □ □ □ □ □ □ □

4. Wie sicher fühlen Sie sich in Ihrem Wohnbezirk/Stadtteil? sehr sicher □ 1 ziemlich sicher □ 2 ziemlich unsicher □ 3 sehr unsicher □ 4 5. Wann haben Sie das letzte Mal eine Polizeistreife in Ihrer Wohngegend gesehen? heute oder gestern □ 1 im Laufe der vergangenen Woche □ 2 vor mehr als einer Woche □ 3 vor mehr als einem Monat □ 4 noch nie □ 5 6. Kreuzen Sie bitte das für Sie Zutreffende an! sehr

oft (Fast je-den

Oft (mind. einmal pro Wo-che)

manch-mal (alle 14 Tage oder

nie

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Tag) seltener) 6.1 Wie oft denken Sie daran, selbst Opfer einer Straftat zu werden? 6.2 Wie oft haben Sie nachts draußen alleine in Ihrer

Wohngegend /Stadtteil Angst, Opfer einer Straftat zu werden?

□ □

□ □

□ □

□ □

6.3 Falls Sie sich in Ihrer Wohngegend/Stadtteil fürchten: Was ist der Grund dafür? 6.4 Gibt es - außerhalb Ihrer Wohngegend/Stadtteil - eine andere Gegend in Ihrer Gemeinde,

wo Sie sich möglicherweise fürchten oder fürchten würden? Wenn ja: welche Gegend ist das? (Mehrfachnennungen möglich)

1 □ Innenstadt 5 □ Wasserturm/Bahnhofsgebiet

2 □ Industriegebiet Talhaus 6 □ Birkengrund 3 □ Hockenheim-Süd 7 □ Hubäcker/Clamm

4 □ Neugärten/Biblis 6.5 Und was ist der Grund dafür, dass Sie sich dort fürchten oder fürchten würden? 7. Haben Sie ganz generell Ihre Freizeitaktivitäten in den letzten 12 Monaten eingeschränkt aus Angst davor, Sie könnten Opfer einer Straftat werden, z.B. indem Sie bestimmte Gegen-den nicht mehr aufsuchen oder abends nicht mehr alleine ausgehen? ja □ 1 nein □ 2 8. Bitte versuchen Sie sich an das letzte Mal zu erinnern, als Sie nach Einbruch der Dunkel-heit in Ihrer Wohngegend/Stadtteil unterwegs waren, aus welchen Gründen auch immer. Haben Sie dabei gewisse Straßen oder Örtlichkeiten gemieden, um zu verhindern, dass Ihnen etwas passieren könnte? ja □ 1 nein □ 2 9. Für wie wahrscheinlich halten Sie es, dass Ihnen persönlich folgende Dinge in Ihrer Wohngegend/Stadtteil im Laufe der nächsten 12 Monate tatsächlich passieren werden? Gar

nicht wahr-scheinlich

Wenig wahr-schein-lich

Ziem-lich wahr-schein-lich

Sehr wahr-scheinlich

9.1 Durch einen Verkehrsunfall verletzt zu werden □ □ □ □

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9.2 Von irgend jemand angepöbelt zu werden 9.3 Von irgend jemand geschlagen und verletzt zu werden 9.4 Von einem Einbruch (Wohnung/Haus) betroffen zu werden 9.5 Überfallen und beraubt zu werden (Diebstahl

unter Gewaltanwendung) 9.6 Bestohlen zu werden (Diebstahl ohne Gewaltan-

wendung und nicht Wohnungseinbruch) 9.7 Vergewaltigt oder sexuell angegriffen zu werden 9.8 Sexuell belästigt zu werden

□ □ □ □ □ □ □

□ □ □ □ □ □ □

□ □ □ □ □ □ □

□ □ □ □ □ □ □

10. Welches Geschlecht haben Sie? männlich □ 1 weiblich □ 2 11. Wie alt sind Sie? 14 bis 19 Jahre □ 1 20 bis 29 Jahre □ 2 30 bis 39 Jahre □ 3 40 bis 49 Jahre □ 4 50 bis 59 Jahre □ 5 60 Jahre und älter □ 6 12 Alles in allem, wie würden Sie die Lebensqualität in Ihrer Gemeinde bewerten. Bitte

kreuzen Sie den entsprechenden Wert auf der Skala mit den Schulnoten an. Die Le-bensqualität ist:

➀────➁────➂────➃────➄────➅

sehr gut ungenügend 13. Hier stehen verschiedene Aussagen, die den persönlichen Lebensstil beschreiben. Was davon trifft auch auf Sie zu? Bitte kreuzen Sie jeweils auf der Skala von 1 bis 5 an, in wel-chem Ausmaß eine Aussage auf Sie zutrifft. “Fünf” bedeutet, dass es für Sie voll und ganz zutrifft, und “eins” bedeutet, dass es für Sie überhaupt nicht zutrifft. Mit den Werten dazwi-schen können Sie die einzelnen Punkte abstufen. Trifft

über-haupt nicht zu

Trifft eher nicht zu

Teils, teils

Trifft eher zu

Trifft voll und ganz zu

Ich habe so viele Verpflichtungen, zum Beispiel Überstunden, Ehrenämter und Fortbildungen über-nommen, dass mir nur noch wenig Freizeit bleibt

1

2

3

4

5

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Trifft über-haupt nicht zu

Trifft eher nicht zu

Teils, teils

Trifft eher zu

Trifft voll und ganz zu

In meiner Freizeit weiß ich eigentlich immer, was ich machen soll

1

2

3

4

5

In meiner Freizeit mache ich nichts Besonderes. Ich ruhe mich aus oder faulenze

1

2

3

4

5

Ich bin in der Freizeit sehr aktiv, zum Beispiel durch Sport oder ein Hobby

1

2

3

4

5

Wenn ich unterwegs bin, habe ich meistens ein fes-tes Ziel

1

2

3

4

5

Ich genieße das Leben in vollen Zügen 1

2

3

4

5

Ich führe ein Leben, das in gleichmäßigen, geordne-ten Bahnen verläuft

1

2

3

4

5

Ich schere mich nicht darum, was andere von mir denken

1

2

3

4

5

In meinem Leben stehen meine eigenen Wünsche und Bedürfnisse an erster Stelle

1

2

3

4

5

Ich arbeite überdurchschnittlich viel 1

2

3

4

5

Ich gehe in meiner Arbeit auf 1

2

3

4

5

Ich verbringe viel Zeit mit meiner Familie 1

2

3

4

5

Ich verhalte mich besonders umweltbewusst 1

2

3

4

5

Ich setze mich aktiv ein für Hilfsbedürftige 1

2

3

4

5

Ich bin ein eher sparsamer Mensch 1

2

3

4

5

Ich führe ein einfaches, bescheidenes Leben 1

2

3

4

5

Mein Beruf bzw. meine Ausbildung ist mir so wich-tig, dass ich dafür viel von meiner Freizeit opfere

1

2

3

4

5

Mir ist wichtig, dass ich bei allem, was ich tue, ein gutes Gewissen habe

1

2

3

4

5

Ich mache mir wenig Gedanken über meine Zukunft, plane wenig voraus

1

2

3

4

5

14. Ihre Ideen sind gefragt! – Verbesserungsmöglichkeiten und Anregungen