13
FOM Frauen-Forum Berlin Prof. Dr. Astrid Nelke Berlin, 2. Juni 2015 ‚Wie sich Frau im Job erfolgreich positioniert – aus der Kommunikationsperspektive‘

Kommunikation von frauen im beruf 020615

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Kommunikation von frauen im beruf 020615

FOM Frauen-Forum Berlin

Prof. Dr. Astrid Nelke

Berlin, 2. Juni 2015

‚Wie sich Frau im Job erfolgreich positioniert – aus der

Kommunikationsperspektive‘

Page 2: Kommunikation von frauen im beruf 020615

Wie sich Frau im Job erfolgreich positioniert – aus der

Kommunikationsperspektive

2 2. Juni 2015

Kommunikationsverhalten im Berufsleben entscheidet über Aufstieg der

Individuen

Unterschiede bei Frauen und Männern signifikant – dies wirkt

sich auf Chancen im Beruf aus

Neverla (1994): ‚Frau = Nicht-Mann‘ fragwürdig, ob sie gleichwertige

Leistung bringen kann

Stereotype Sozialisation, unterschiedliche Lernwelten

Prof. Dr. Astrid Nelke

Page 3: Kommunikation von frauen im beruf 020615

3 2. Juni 2015

Kommunikationsverhalten im Berufsleben entscheidet über Aufstieg der

Individuen

Unterschiede bei Frauen und Männern signifikant – dies wirkt

sich auf Chancen im Beruf aus

Neverla (1994): ‚Frau = Nicht-Mann‘ fragwürdig, ob sie gleichwertige

Leistung bringen kann

Stereotype Sozialisation, unterschiedliche Lernwelten

Alfermann (1996): Erwartungen an Führungsrolle und Erwartungen an

Geschlechtsrolle Mann sind konkordant

„Frauen wollen gemocht werden, Männer wollen gewinnen“ (Bischof-Köhler

1993) Warum?

Prof. Dr. Astrid Nelke

Wie sich Frau im Job erfolgreich positioniert – aus der

Kommunikationsperspektive

Page 4: Kommunikation von frauen im beruf 020615

4 2. Juni 2015

Gildemeister/Robert (2008): Im beruflichen Kontext stehen unterschiedliche

Kommunikationsstrategien zur Verfügung:

Männer dürfen auch mal informellen Sprachstil wählen

Frauen müssen sich hochkontrolliert verhalten

Auf traditionelle Geschlechterordnung zurückzuführen Frauen qua

Stereotyp = „emotional“ versuchen, diese nicht zur Managementrolle

passende Zuschreibung mit kontrolliertem Verhalten kompensieren

‚Besseres‘ kommunikative Handeln von Frauen im Berufsleben = zum Teil

völlig unbewusster Einsatz eines seit Kindesbeinen eingeübten Katalogs

an spezifischen Verhaltensweisen, die aus einer niedrigeren

Statusposition heraus Interaktionsprozesse erleichtern sollen um

eigene Ziele trotz niedrigerer Statusposition durchzusetzen.

Prof. Dr. Astrid Nelke

Wie sich Frau im Job erfolgreich positioniert – aus der

Kommunikationsperspektive

Page 5: Kommunikation von frauen im beruf 020615

5 2. Juni 2015

Unterschiede im verbalen und im nonverbalen Verhalten von Männern und

Frauen nicht Ausdruck angeborener Fähigkeiten

kooperatives Verhalten von Frauen = Folge ihrer geringeren Macht,

die sie schon von Kindesbeinen an gespürt haben (Neverla 1994:274).

Interaktions- und Kommunikationsverhalten signalisieren und klassifizieren

organisationalen Status und soziale Dominanz

für Frauen schwierig, eine Statusveränderung zu erreichen, ohne ihr

kommunikatives Verhalten zu verändern, also es dem männlichen

Verhalten anzupassen (Fröhlich 2003:240)

Prof. Dr. Astrid Nelke

Wie sich Frau im Job erfolgreich positioniert – aus der

Kommunikationsperspektive

Page 6: Kommunikation von frauen im beruf 020615

6 2. Juni 2015

‚Bessere‘ kommunikativen Fähigkeiten, die Frauen aufgrund ihrer

spezifischen Sozialisation möglicherweise eher mitbringen als Männer, helfen

Frauen vielleicht beim Einstieg in Berufswelt Rolle

Beim Verbleib im Beruf +beim Aufstieg können diese vermeintlichen

Qualifikationen von Frauen zum Nachteil umkodiert werden Teufelskreis

„Dann wird der weibliche Kommunikationsstil mit mangelnder Durchsetzungs-

und Konfliktfähigkeit oder schwach ausgebildeten Führungsqualitäten

gleichgesetzt.“ (ebd. 439).

Theorie der Freundlichkeitsfalle wurde von Romy Fröhlich für die

Kommunikationsberufe aufgestellt. gilt aber darüber hinaus

Prof. Dr. Astrid Nelke

Wie sich Frau im Job erfolgreich positioniert – aus der

Kommunikationsperspektive

Page 7: Kommunikation von frauen im beruf 020615

7 2. Juni 2015

Alles, was Frauen im Berufsleben bewusst oder unbewusst tun, um

durchsetzungsstärker zu werden erhöht gleichzeitig das Risiko, als

unweiblich zu gelten.

Alles, was Frauen dagegen tun, um Erwartungen an das weibliche

Rollenverhalten zu entsprechen, erhöht Gefahr, für inkompetent gehalten zu

werden double bind (Tannen 1995:254).

Prof. Dr. Astrid Nelke

Wie sich Frau im Job erfolgreich positioniert – aus der

Kommunikationsperspektive

Page 8: Kommunikation von frauen im beruf 020615

8 2. Juni 2015

Alles, was Frauen im Berufsleben bewusst oder unbewusst tun, um

durchsetzungsstärker zu werden erhöht gleichzeitig das Risiko, als

unweiblich zu gelten.

Alles, was Frauen dagegen tun, um Erwartungen an das weibliche

Rollenverhalten zu entsprechen, erhöht Gefahr, für inkompetent gehalten zu

werden double bind (Tannen 1995:254).

Funken et al. (2003): Untersuchung von Vertriebsstrukturen

Organisationssegment mit zwei Typen von Kommunikationsstrategien zur

Informationsvermittlung unterscheiden sich stark durch Grad

Formalisierung.

1. Stark personalisierte Informationspolitik über informelle

Kommunikationswege (Gespräch unter vier Augen, Golfplatz)

werden im vorhandenen Netzwerk genutzt Männer

2. Durchgängig formalisierte, leistungs- und sachbezogene

Informationspolitik (Memos) Frauen

Prof. Dr. Astrid Nelke

Wie sich Frau im Job erfolgreich positioniert – aus der

Kommunikationsperspektive

Page 9: Kommunikation von frauen im beruf 020615

9 2. Juni 2015

Crozier et al. (1993): Kommunikations- und Informationsflüsse = zentrale

Machtquelle im Organisationsgefüge

Dienen u.a. zur personalisierten Informationsvermittlung + helfen mit,

Vorgesetzten eigene Leistung + eigene Person zu verkaufen.

Ziel dieser Strategie eigenes Wissen zu zeigen + sich dadurch für

Beförderungen zu empfehlen.

Funken et al. (2005): Personalisierungsstrategie wird hauptsächlich von

Männern angewandt + kann nur als Element der informellen Netzwerke

funktionieren

Offensichtlich, warum Frauen diese wirkungsvollen

Kommunikationsstrategien nicht anwenden Sie sind nicht Teil der

dabei so wichtigen informellen Netzwerkstrukturen.

Prof. Dr. Astrid Nelke

Wie sich Frau im Job erfolgreich positioniert – aus der

Kommunikationsperspektive

Page 10: Kommunikation von frauen im beruf 020615

10 2. Juni 2015

In D und USA : Zusammenhänge zwischen Formalisierung und Segregation

gut belegt

Starke Formalisierung der Arbeitsprozesse führt zu Objektivierung von

Leistungsparametern + zu Entkräftung informeller Strukturen

weniger Chancen für informelle Kommunikationsstrategien

Je formalisierter ein Unternehmen ist, desto größer sind

Chancen für Frauen, in Hierarchie aufzusteigen (juristische Berufe)

Prof. Dr. Astrid Nelke

Wie sich Frau im Job erfolgreich positioniert – aus der

Kommunikationsperspektive

Page 11: Kommunikation von frauen im beruf 020615

11 2. Juni 2015

Was können wir selbst dagegen tun? - Eigen-PR

1. Eigene Stärken kennen + konkrete Ziele formulieren

2. Passende Strategie aufstellen

3. Realistischen Zeitplan formulieren

4. Auftreten, Kleidung und Rhetorik optimieren

5. Lobe Dich selbst (denn es tut sonst niemand)

6. Interna sammeln

7. Authentisch bleiben

8. Netzwerken

9. FürsprecherInnen/ Testimonials finden

Prof. Dr. Astrid Nelke

Wie sich Frau im Job erfolgreich positioniert – aus der

Kommunikationsperspektive

Page 12: Kommunikation von frauen im beruf 020615

12 2. Juni 2015

Was lässt sich auf gesellschaftlich bzw. auf Organisationsebene

dagegen tun?

1. Problembewusstsein bei Frauen stärken

2. Stärkung formeller Strukturen

3. Ordnungspolitische Maßnahmen in der Privatwirtschaft: z.B.

Frauenanteil in der Abteilung als Punkt der Balance-Score-Card

aufnehmen

4. Frauen müssen lernen, bei ihren Kollegen das Netzwerken „abzugucken“

und ihre Netzwerke zielführender zu planen

Prof. Dr. Astrid Nelke

Wie sich Frau im Job erfolgreich positioniert – aus der

Kommunikationsperspektive

Page 13: Kommunikation von frauen im beruf 020615

Quellen

13 2. Juni 2015

Alfermann, Dorothee (1996). Geschlechterrollen und geschlechtstypisches Verhalten. Stuttgart, Berlin, Köln.

Kohlhammer.

Bischof-Köhler, Doris (1993). Geschlechtstypische Besonderheiten im Konkurrenzverhalten, evolutionäre Grundlagen

und entwicklungspsychologische Fakten. In: Krell, Gertraude und Margit Osterloh (Hrsg.). Personalpolitik aus Sicht von

Frauen. (2. Auflage). München. Ranier Verlag. S. 251-281.

Crozier, Michel und Erhard Friedberg (1979). Macht und Organisation. Die Zwänge kollektiven Handelns. Königstein/Ts.

Athenäum-Verlag.

Fröhlich, Romy (2003). Bestandsaufnahme und Probleme der „Feminisierung“ in Kommunikationsberufen. In: Bentele,

Günther, Manfred Piwinger und Gregor Schönborn (Hrsg.). Kommunikationsmanagement. Strategien, Wissen,

Lösungen. (Loseblattsammlung Grundwerk 2001. Beitrag 8.01. Neuwied. Kriftel. Luchterhand.

Funken, Christiane (2005). Berufliche Kommunikationsstrategien von Frauen und Männern. In: Funder, Marie, Steffen

Dörhöfer und Christian Rauch. Jenseits der Geschlechterdifferenz? Geschlechterverhältnisse in der Informations- und

Wissensgesellschaft. München. Mering. Rainer Hampp Verlag. S. 219-231.

Funken, Christiane (2003). Der Vertrieb als Einstieg in den unternehmerischen Aufstieg für Frauen. In: Abschlussbericht

für das BMBF. Berlin.

Gildemeister, Regine und Günther Robert (2008). Geschlechterdifferenzierungen in lebenszeitlicher Perspektive.

Interaktion – Institution – Biografie. Wiesbaden. VS Verlag.

Neverla, Irene (1994). Männerwelten – Frauenwelten. Wirklichkeitsmodelle, Geschlechterrollen, Chancenverteilung. In:

Merten, Klaus, Siegfried S. Schmidt und Siegfried Weischenberg (Hrsg.). Die Wirklichkeit der Medien. Eine Einführung in

die Kommunikationswissenschaft. Opladen. Westdeutscher Verlag. S. 257-276.

Tannen, Deborah (1995). Job-Talk. Wie Frauen am Arbeitsplatz miteinander reden. Hamburg. Kabel.

Prof. Dr. Astrid Nelke