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Bernhard Kreß: Webbasiertes Lernen fordert eine neue Lernkultur! 1 Webbasiertes Lernen fordert eine neue Lernkultur! Welche Unterstützung brauchen die Mitarbeiter in den Unternehmen? Bernhard Kreß Ein Leitfaden, der aus der medien-didaktischen Diskussion und persönlichen Erfahrungen schöpft. Mit Blick auf die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen wendet sich dieser Beitrag an alle Verantwortlichen, die in Unternehmen in Handlungsfeldern tätig sind, in denen die Schlüsselbegriffe Lernen, Training, Kompetenzentwicklung, Qualifizierung und employability mit neuen innovativen Einstellungen, Kompetenzen und Fördermaßnahmen belebt werden sollen. Der erste Teil fokussiert die theoretischen Grundlagen und Methoden. Der zweite Teil beschreibt konkrete methodische Ansätze zur Gestaltung netzbasierter Lernumgebungen.

Kompetenzentwicklung in Unternehmen: Telematisches / webbasiertes Lernen fordert eine neue Lernkultur!

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Im bedarfsorientierten, betrieblichen, just in time Qualifizierungsprozeß ist das Netz zukünftig die Lernumgebung, die gleichzeitig die Plattform zur Kommunikation und Kooperation der Beteiligten und die Hauptinformationsquelle sein wird. Im ”web-supported collaborative learning”, hat das instruktionale Design die Aufgabe ”collaborative and independent selfdirected learning” zu ermöglichen und anzuleiten. Angesichts der oft fehlenden tutoriellen Anleitung steigt hier der Bedarf an (metakognitiver) Orientierungsfähigkeit, die, den mit dem System nicht vertrauten Lernanfängern, gezielt zur Verfügung gestellt werden müssen. Die instruktionalen Kernelemente zum Projektablauf, zur Informationsverarbeitung und zur Kooperation/Kommunikation unterstützen•Pull-Lernkultur•Problemorientierung•Actionlearning und Resultatorientierung.Sie fördern die Entwicklung von Schlüsselqualifikationen zum ”computer-mediated” schnellen bearbeiten von Kundenanforderungen und -problemen und verleihen dem Unternehmen damit Wettbewerbsstärke, die kurzfristig nicht nachzuahmen ist.

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Bernhard Kreß: Webbasiertes Lernen fordert eine neue Lernkultur! 1

Webbasiertes Lernen fordert eine neue Lernkultur!

Welche Unterstützung brauchen die Mitarbeiter in den Unternehmen?

Bernhard Kreß

Ein Leitfaden, der aus der medien-didaktischen Diskussion und persönlichenErfahrungen schöpft. Mit Blick auf die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen wendet sich dieser Beitrag an alle Verantwortlichen, die in Unternehmen in Handlungsfeldern tätig sind, in denen die Schlüsselbegriffe Lernen, Training, Kompetenzentwicklung, Qualifizierung und employability mit neuen innovativen Einstellungen, Kompetenzen und Fördermaßnahmen belebt werden sollen.Der erste Teil fokussiert die theoretischen Grundlagen und Methoden.Der zweite Teil beschreibt konkrete methodische Ansätze zur Gestaltung netzbasierter Lernumgebungen.

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GliederungVorwortErster Teil: Lernkultur und Telematik - Schlüsselqualifikationen

1 ”Intellectual capital” im Wissenszeitalter1.1 Wissen wird zur strategischen Ressource1.2 Vision des wissensbasierten Unternehmens1.3 Kulturwandel durch neue Informations- und Kommunikationsinfrastruktur2 Die Pull-Lernkultur als ein Kernelement des lernenden Unternehmens2.1 Saugender Lernprozeß2.2 Hyperlearning oder von KAN-BAN zu KAN-BRAIN3 Telematik-Schlüsselqualifikationen sollen selbstorganisiertes netzgestütztes kooperatives Lernen/Arbeiten ermöglichen4 Lernen im Netz 4.1 Neue Medien und Pull-Lernkultur4.2 Exploratives Lernen in einer reichhaltigen Lernumgebung (Netz)4.3 Selbstorganisiertes netzgestütztes Lernen

Zweiter Teil: Netzgestützte Lernumgebungen

5 Netzgestützte Lernumgebung zur Vermittlung unternehmensspezifischen Know-how (distributed learning environments)5.1 Qualitätsaspekte für das Design von Standard-Modulen5.2 Steigerung der Effektivität und Effizienz im Selbstlernprozeß durch Designkriterien für einen ”Zielorientierten selbstgesteuerten Kompetenzaufbau ” 5.3 Förderung des selbstgesteuerten Kompetenzaufbaus mittels angeleiteter Selbstorganisation im Lernprozeß6 Netzgestützte Lernumgebung zur Förderung der Handlungskompetenz für projektorientiertes kooperatives / kollaboratives Arbeiten/Lernen im Netz6.1 Elemente zur Orientierung, Strukturierung und Anleitung der projektorientierten kooperativen Arbeit6.2 Projektnavigator (Projektablaufschritte) exemplarisch dargestellt.6.3 Resultatorientierte Projektarbeit (Erfahrungen und Vorgaben) Zusammenfassung

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Lernen im Medium Intranet fördert eine neue Lernkultur!

Welche Unterstützung brauchen unsere Mitarbeiter?

Vorwort:Der Gebrauch moderner Informations- und Kommunikationstechnologien (Telematik) unterstützt u. a. einen fortschrittlichen Informationsfluß, den Prozeß der teamorientierten Projektarbeit und die Entscheidungsprozesse im Unternehmen.Kompetenzen zur effektiven Nutzung dieser Technologien werden von allen Mitarbeitern benötigt. Dieser Artikel beschreibt die Bedeutung und die Merkmale dieser Kompetenzen und eine Lernumgebung zur Förderung dieser Telematik-Schlüsselqualifikationen. Im bedarfsorientierten, betrieblichen, just in time Qualifizierungsprozeß ist das Netz zukünftig die Lernumgebung, die gleichzeitig die Plattform zur Kommunikation und Kooperation der Beteiligten und die Hauptinformationsquelle sein wird. Im ”web-supported collaborative learning”, hat das instruktionale Design die Aufgabe ”collaborative and independent selfdirected learning” zu ermöglichen und anzuleiten. Angesichts der oft fehlenden tutoriellen Anleitung steigt hier der Bedarf an (metakognitiver) Orientierungsfähigkeit, die, den mit dem System nicht vertrauten Lernanfängern, gezielt zur Verfügung gestellt werden müssen. Die instruktionalen Kernelemente zum Projektablauf, zur Informationsverarbeitung und zur Kooperation/Kommunikation unterstützen• Pull-Lernkultur• Problemorientierung• Actionlearning und Resultatorientierung.Sie fördern die Entwicklung von Schlüsselqualifikationen zum ”computer-mediated” schnellen bearbeiten von Kundenanforderungen und -problemen und verleihen dem Unternehmen damit Wettbewerbsstärke, die kurzfristig nicht nachzuahmen ist.

Kernelemente der Lernumgebung

Informations-quellen• Intranet

knowledgebase

• online Basis-Module

• unternehmens-spezifischeLerneinheiten

• business“learning lessons”

Prozeß-unterstützung• Learning

facilitator• Project-

navigator• Leitfragen• Organisations-

formen• Kooperations-

foren

Förderung von Telematik-

Schlüsselqualifikationendurch

netzgestütztes selbstorganisiertes

Lernen undteamorientierteProjektarbeit

online Lernberater

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Teil I: Lernkultur und Telematik - Schlüsselqualifikationen

Leitfragen / Leithinweise zu Teil I• Welche Bedeutung Inhouse-Wissen als Unternehmensressource hat und

wie es zur Wettbewerbsfähigkeit beiträgt?

• Warum das wissensbasierte Unternehmen Handlungskompetenz, in Bezug auf moderne Informations- und Kommunikationstechnologie und ihre effiziente Umsetzung, von seinen Mitarbeitern fordern muß.

• Wie dezentrale ”Problemlöser” - im vernezten wissensbasierten Unternehmen - das Rückgrat von dynamischen Netzwerken zur Lösung von Kundenproblemen bilden?

• Warum neue Informations- und Kommunikationsinfrastrukturen Implementierungsstrategien zur Vermittlung des notwendigen Kulturwandels benötigen.

• Warum lebensbegleitendes Lernen und Knowledge-sharing Teil der Firmenkultur werden müssen?

• Welche Bedeutung Telematik - Schlüsselqualifikationen zum Lernen, Wissenstransfer, Kommunikation und Kooperation haben und wie sie durch instruktionales Design gefördert werden können.

• Warum Lernbedarf im betrieblichen Alltag bedarfsorientiert, ”on demand” erfüllt werden muß?

• Wo die Unterschiede einer Pull- und einer Pushlernkultur liegen?

• Warum sich in einem bedarfsorientierten saugenden betrieblichen Lernprozeß die Rollen und die Funktion der Lehrenden und Lernenden ändern?

• Warum der Lerner Verantwortung für seinen Lernprozeß übernehmen muß und wie er alle didaktischen Aufbereitungs- und Gestaltungsarbeiten übernimmt (er wird sein eigener Lehrer).

• Welche Aufgabe Performance Support Systeme bei Anleitung und Coaching im Lernprozeß haben.

• Wie können wir mit Medien selbstorganisiertes Lernen ermöglichen?

• Wie die Lerner im selbstorganisierten Lernprozeß (im Netz) durch kognitive Strategien unterstützt werden können.

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1 ”Intellectual capital” im Wissenszeitalter

1.1 Wissen wird zur strategischen RessourceUnternehmen entwickeln sich zu komplexen, dynamischen und vernetzten Organismen, in denen ständig Kommunikationsprozesse mit dem Ziel der Verteilung und Generierung von Wissen zum Zweck der kundenorientierten Problemlösung ablaufen.Informationen und deren Relationen zueinander und damit ihre systematische Vernetzung sind Wissen und damit der Rohstoff jedes Entscheidungsprozesses. Sie müssen deshalb auch nach Wirtschaftlichkeitsgesichtspunkten gehandhabt werden.Wissen wird mehr und mehr zur Unternehmensressource mit strategischer Bedeutung.Die Fähigkeit, Wissen zu nutzen, zu adaptieren und weiterzuentwickeln, um es in gewinnbringende, innovative Produkte und Dienstleistungen umzusetzen, wird die Wettbewerbsposition der Unternehmen in den kommenden Jahren prägen. Wissen ist die einzige Ressource, die sich bei Gebrauch vermehrt. Erst wenn der Rohstoff Information durch entsprechende Verarbeitung zu Wissen wird, kann er gewinnbringend genutzt werden, dabei ist oft nicht bekannt, welche schlummernden Potentiale in den Köpfen der Mitarbeiter stecken. Unternehmerische Erfahrungen sind als ”Learning lessons” zu dokumentieren. Wissensmanagement ist also das Gebot der Stunde.

”Wachstum basiert in Zukunft immer auf Wissen”

Lernende Organisationè Siemens

Knowledge Network:

facilitates the accession, sharing, utilization and creation of knowledge

Knowledge-/ Action-

Communitiesim Intranet

(verteiltes/geteiltesWissen)

Web -Communities

In-house -consultingAnsatz

Lernumgebung füraktives selbstgesteuertesund offenes entdeckendesLernen und Kooperation

SelbstorganisiertesLernenincl.

Communitiesof Practise

(Actionlearning)

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Unternehmen verfügen über eine riesige Wissensbasis und ein großes Potential an ideenreichen, innovativen Mitarbeitern. Dieses Wissen ist aber noch nicht vertikal über die Bereiche transparent und verfügbar und den Mitarbeitern fehlen zum großen Teil die Schlüsselqualifikationen um aus Informationen effizient Wissen zu generieren und dieses in kundenorientierte Leistung umzusetzen. Das Know -how wird daher nur mit einem geringen Wirkungsgrad für die Wertschöpfung eingesetzt. Zukünftig müssen die Unternehmen das große Inhouse-Wissen als strategische Ressource begreifen und dementsprechend einsetzen. Um ein gefragter Partner zu sein, muß die ”Knowledge base” schneller als die der Wettbewerber wachsen. Dabei kommt es entscheidend auf die Fähigkeit zur Antizipation neuer Geschäfte und zum Lernen der Mitarbeiter im Rahmen eines lernenden Unternehmens an. Hierin liegt Wettbewerbsstärke und der Schutz vor kurzfristiger Nachahmung.

1.2 Vision des wissensbasierten UnternehmensDas wissensbasierte Unternehmen wird durch dynamische Netzwerke gebildet, die durch Kommunikationssysteme vernetzt sind. Die Netzknoten bestehen aus dezentralisierten ”Problemlösern”, die über Informationen und Wissen verfügen. Problemlöser können Mitarbeiter,Teams, aber auch externe Partner sein. Der Netzaufbau erlaubt beliebig veränderliche Strukturen in Raum und Zeit, um mit optimalem Wirkungsgrad Problemlösungen zu generieren und anbieten zu können. Die Gesamtheit der vernetzten Knoten stellt das ”Corporate Memory” dar, d. h., es enthält das gesamte aktuelle Wissen des Unternehmens und damit sein Problemlösungspotential. Die Fähigkeit zur Realisierung optimaler Kommunikationsstrukturen im Unternehmen und damit zur Generierung neuen Wissens bildet die ”Corporate Intelligence”.Bei der Lösung eines Kundenproblems führt ein Orientierungs- und Entscheidungsprozeß zuerst zur Bildung eines oder mehrerer Teams mit einer für

1.

The Knowledge Of Our Company Is The Basis For

• our organizational performance

• our capability to solve problems

• our ability to fulfill the needs of our customer

one of the greatest challenges facing our company

The development and use of this resource is

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die Lösung des Problems adäquaten Vernetzungsstruktur. Der Lebenszyklus eines solchen Teams unterteilt sich in die Phasen (Karls, Ingolf Dr., 1996)

ÄOrientierung am KundenproblemÄVertrauens- und TeambildungÄKlärung von Ziel, Rolle, sowie Stellung der Problemlöser untereinanderÄPlanung des ProblemlösungsprozessesÄRealisierung der ProblemlösungÄAuflösung bzw. Neuorientierung der Teams/Mitglieder.

Diese in Teilbereichen schon realisierten Visionen, zeigen die Bedeutung der netzgestützten Zusammenarbeit und der Wissensgenerierung für die Unternehmen auf und verändern das Anforderungsprofil an die Mitarbeiter.

1.3 Kulturwandel durch neue Informations- und KommunikationsinfrastrukturStanden bisher Fragen der notwendigen Computertechnik, der Betriebssysteme, Netzdienste, Sicherheitsverfahren usw. im Vordergrund, werden im wissensbasierten Unternehmen Fragen relevant wie: Welche Technologie wird an welcher Stelle des Kommunikationsprozesses benötigt? Wie wird sie von unseren Mitarbeitern in ihr Arbeitsverhalten integriert und mit welchem Wirkungsgrad eingesetzt? Mit der Einführung eines intelligenten Kommunikationsnetzes müssen alle Mitarbeiter mit dem hiermit einhergehenden Kulturwandel vertraut gemacht werden und in einen kontinuierlichen lebensbegleitenden Lernprozeß involviert werden.Für die Unternehmen heißt das, es ist unmöglich über Wissen zu sprechen, ohne über den Prozeß zu sprechen in dem die Mitarbeiter zusammenarbeiten, zusammen lernen, und einzeln oder im Team Wissen erzeugen. Unternehmen, die Wissen als wichtigste Ressource betrachten, pflegen einen Kommunikations- und Interaktionsstil und damit eine Kultur, die lebenslanges kontinuierliches Lernen und Knowledge-sharing unterstützt.Um die Lernkurve bei der Nutzung der elektronischen Kommunikationsmittel schneller zu durchschreiten, gilt es vor allem, psychologische Hürden zu überwinden. Manche Vorbehalte beruhen auf einer grundsätzlichen Technikskepsis, andere auf der Angst vieler, den neuen Techniken nicht gewachsen zu sein bzw. in ihrer eigenen traditionellen Rolle überflüssig zu werden. Hier ist fachliche und persönliche Weiterentwicklung gefragt.

Ergebnisse von Forschungsarbeiten mit groupware implementation Fragestellungen zeigen:

... to understand the changes in work practices and social interaction facilitated by the technology.The results reveal that a number of organizational elements such as mental models (which affect how people understand and appropriate groupware) and structural properties (reward systems and workplace norms), significantly influence how groupware technology is implemented and used.... another strategy would prototype the technology in a representative group of the organization - on a pilot basis - and then deploy it to the rest of the organization once the technology`s capabilities and implications are understood. This way the required

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structural and cognitive changes learned through the pilot can be transferred (Quelle: MIT research zur groupware implementation).

Wettbewerbsvorteile im Wissenszeitalter

Produkte

Fertigungs-technologie

Aufbau-/Ablauf-organisation

Kundenstrategie/-beziehung

Denken, Verhalten,Werte, Kultur

Wet

tbew

erbs

stär

ke

Schutz vor Nachahmung (t)

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2 Die Pull-Lernkultur als ein Kernelement des lernenden Unternehmens

2.1 Saugender LernprozeßLernen der Zukunft aus betrieblicher Sicht ist ein überwiegend selbstorganisierter und bedarfsorientierter ”saugender Prozeß”. Arbeitsumgebung und Lernumgebung gehen ineinander über. Lernen aus betrieblicher Sicht unterstützt die Mitarbeiter in der ”Performance” ihrer täglichen Arbeit und läßt sich nicht durch ein systematisches Curriculum oder einen durchgängigen Lehrplan definieren. Der Lernprozeß entsteht weitgehend ”just in time”/ ”on demand”. Lernen erfolgt an real-life Problemen oder authentischen Arbeitsaufgaben (auftrags- kundenspezifisch).In dieser Sichtweise ist Lernen ein konstruktiver Prozeß und kein Prozeß des Empfangens und Speicherns von vorgegebenen Informationen im Rahmen einer vom ”Lehrenden” für alle vorgedachten Lernstrategie. ”Pull” heißt: Ich hole ab. ”Push” heißt: das Lehrsystem liefert die Information von sich aus. Die Push-Lernkultur steuert den Lernprozeß von sich aus nach dem Motto ”Gegessen wird was auf den Tisch kommt”. Bei der Pull-Lernkultur trifft der Lerner die Wahl aus einem reichhaltigen Angebot . Er verknüpft neue Informationen mit seinen Erfahrungen und seinem Vorwissen (kognitive Vorstrukturierung) und erzeugt ”Neues Wissen” und bessere ”Performance”.Der Lerner entscheidet jeweils, wie er vorgeht, welche Informationen er wie berücksichtigt, welche Tools er wann und wie verwendet usw. Er ”artikuliert” sein Wissen und in der Zusammenarbeit mit anderen erarbeitet und reflektiert er komplexe Wissensbereiche, löst Probleme und führt Projekte durch.Wer den Lernern keine sinnvolle Entscheidung über den Lernprozeß zutraut, verfährt wie ein Architekt, der künftigen Hausbewohnern keine Chance gibt, ihre Wohnumgebung mitzugestalten.Wenn Lerner sich schwer tun, selber passende Lern-oder Problemlösungsstrategien zu wählen, dann ist das vor allem eine Folge der ”Fütter-Lernumgebungen”, die sie bisher erlebt haben (Weidenmann, Bernd; 1997).Der Trend zur Pull-Lernkultur wird unterstützt durch

Äwissenschaftliche Erkenntnisse zum Wissenserwerb, vom Transfer von der Lern- auf die Anwendungssituation und den Erkenntnissen zur Lernmotivation. (kognitionspsycholgische Erkenntnisse, die in der pull-orientierten ”konstruktivistischen Didaktik” umgesetzt werden)

ÄMöglichkeiten der neuen Informationstechnologien, die eindeutig eine Pull-Lernkultur favorisieren (zusammenwachsen der Informations- und Kommunikationstechnik)Lerner werden verlangen, daß sie herausfordernde Probleme in komplexen authentischen Umgebungen selbstgesteuert kollaborativ bearbeiten (da sie in ihrer Arbeitsumgebung diesen Anforderungen gerecht werden müssen).

ÄMitarbeiter brauchen als ”Selbstentwickler” (employability) im verstärktem Maße Telematik-Schlüsselqualifikationen um die Möglichkeiten zum ”Empowerment” effizient zu nutzen. Insbesondere sind neue Lernkonzepte für die ältere Generation zu entwickeln

Ädie grenzüberschreitende Mobilität des Faktors ArbeitEntscheidend ist letztlich die Entwicklung einer Lernkultur, die mit einer breiten Akzeptanz und Bereitschaft zum Lernen als kontinuierlichen Prozeß verknüpft ist.

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In diesem Prozeß besitzt man Kompetenzen nicht endgültig, sondern man bemüht sich kontinuierlich um das eigene Kompetenzlernen. Lebenslanges Lernen kann eine gemeinsame Vision bilden, die das Lernen zur Selbstverständlichkeit für den Einzelnen, für die Organisation und für die Gesellschaft gleichermaßen werden läßt (”burning for learning”). Derzeit sind wir - auch aufgrund der Innovationsgeschwindigkeit - in einem kontinuierlichen Veränderungsprozeß. Lernen findet innerhalb einer Veränderung statt, deren Ziel nicht absehbar ist und damit Lernen als kontinuierlichen Prozeß erfordert.

2.2 Hyperlearning oder von KAN-BAN zu KAN-BRAINDas Kan-ban oder just in time Lieferungssystem (Selbststeuerungsprinzip/Pull -System mit Pendelkarten in der kundenauftragsorientierten Produktion) hatte in den letzten Jahren einen fundamentalen Einfluss auf die Zulieferung, die Herstellung, die Verteilung und den Verkauf von Waren. Die Anwendung des Konzepts auf Lernen, Wissen und Sachkenntnis verspricht einen ähnlichen, sogar radikaleren Einfluß auf Dienstleistungen, Software und auf alle anderen Geschäfte auszuüben. Genau wie Kanban-Systeme das Inventar-Paradigma von Vorratshaltung, Lagerhäusern und das papiergesättigte Labyrinth der Auftragsbearbeitung weitgehend ersetzt haben, ist die neue Kan-brain-Infrastruktur dabei, das Inventar-Modell der Betriebe durch Just-in-time-Intelligenz und bedarfsgerechtes Lernen zu ersetzen. An die Stelle des Lernens auf Vorrat tritt das Lernen auf Abruf. Lernen ist ein immanenter Teil der produktiven Teamarbeit und Problemlösung (kooperative Selbstqualifizierung), der durch intelligente Infrastruktur unterstützt wird. Knowledge-Netze überwinden den zeitlichen und räumlichen Abstand zwischen Lernen und Arbeiten. In Zukunft wird man beim Lernen nur noch von konkreten Problemen ausgehen. Man wird fragen:

Ä Was muß ich Lernen, um dieses Problem zu bewältigen?Ä Wo kann ich mir Wissen beschaffen?Ä Wer hat Erfahrung mit dieser Art von Problemen (learning lessons)?

Lernen auf Vorrat wird im arbeitsorientierten Lernen keine Bedeutung mehr haben (Bullinger, Hans-Jörg; 1998).Der Kern der Kan-brain-Entwicklung ist die rasche Verbreitung von ”intelligenten” Performance-Support-Systemen (Hyperlearning-Systeme)(Perelman, Lewis; 1992). Dies sind intelligente Support-Systeme, die jeder Mitarbeiter just-in-time und on-demand abrufen kann und die ihn beim Lernen und Arbeiten anleiten und die Leistung fördern. Durch Anleiten und Coachen versucht das System die Notwendigkeit der direkten Intervention durch menschliche Berater - wo möglich - zu substituieren. Dies geschieht durch permanente Information und Feedback in verständlicher Form. Neben einer ”Web-Based-Learning” Komponente können die Performance Support Systeme noch andere aufgaben- und prozeßorientierte Komponenten wie z. B. ”Web-Agents”, Informationssysteme, Prozeßsoftware, etc. beinhalten.Von der ”Web-Based-Learning-Support” Komponente erwarten die Mitarbeiter vor allem Anleitung (guiding und coaching) durch eine Lernumgebung (Lern-Software/instruktionales Design), die den Erwerb von Wissen und Fähigkeiten synchron bei der Ausführung der Arbeit unterstützt und Telematik-Schlüsselqualifikationen fördert. In einfacher Form kann eine Lernumgebung durch die Gestaltung des instruktionalen Designs weiterentwickelt werden. Um konstruierendes und selbstgesteuertes

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Handeln anzuregen, müssen Instruktionsmedien auch Werkzeuge (cognitive tools) für die Bearbeitung komplexer Situationen und Probleme integrieren. Ein Learning Support System sollte die Assessmentphase, die inhaltliche Beschreibungsphase und den Lernprozeß unterstützen, um als netzgestützter ”Guide” Wissensmanagement, Koordination, Kooperation/Kollaboration und Kommunikation anzuleiten.In der Praxis zielt dies auf Just-in-time-Lernen zum Zeitpunkt des jeweilgen Bedarfs mit der Kontrolle des Lernprozesses in den Händen der Lernenden.

Zukünftig können Support-Systeme als dynamische und adaptive Systeme operieren, die die Kluft zwischen erwünschtem und vorhandenem Können (Fertigkeiten und Kenntnisse) durch aktive Beobachtung und Feedback ausreichend verringern. Hierbei sollte aber die Fähigkeit des Lerners zur Selbstorganisation seines Lernprozesses immer als Kernelement verfolgt werden. Letztlich soll Lernerautonomie gefördert werden. Aktuelle Beispiele sind:• ”Agent-based” Expertensysteme, die sich an jeden Nutzer anpassen und helfen

werden, die spezifische Unterstützung, die die Person braucht, zu vermitteln (Apple Computer).

• Knowledge-Xchange-Programme, die das ganze angesammelte Wissen und die Fertigkeiten der Firma für alle Mitarbeiter und damit für alle Kunden sofort verfügbar machen (Anderson-Consulting).

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3 Telematik-Schlüsselqualifikationen sollen selbstorganisiertes netzgestütztes kooperatives Lernen/Arbeiten ermöglichen

Der Wandel in der Arbeitswelt verläuft so rasch, daß viele Unternehmen an einem Prognosedefizit leiden. Sie wissen nicht, ob morgen der heute ermittelte Qualifikationsbedarf noch gelten wird. Lösen könnten sie dieses Dilemma nur, wenn sie sich im Rahmen der Kompetenzentwicklung auf die Schlüsselqualifikationen ihrer Mitarbeiter besinnen.Heute kommt es darauf an, methodische, soziale und persönlichkeitsbezogene Kompetenzen zu fördern, damit sich Mitarbeiter ihr Wissen selbst aneignen. Diese Vorbereitung auf die Anpassung an den Wandel durch Eigeninitiative mit ”selbstschärfenden Qualifikationen” muß im Mittelpunkt der betrieblichen Weiterbildung stehen (Arnold,R. ; 1998).

Im betrieblichen, bedarfsorientierten, saugenden Lernprozeß ist das Netz zukünftig die Lernumgebung, die gleichzeitig die Plattform zur Kommunikation und Kooperation der Beteiligten und Hauptlern-/ Informationsquelle darstellt.Handlungskompetenz die ausgerichtet ist auf Lernen, Wissensmanagement, Kommunikation und Zusammenarbeit im Netz, muß verstärkt durch telematikorientierte Schlüsselqualifikationen gefördert werden.Arbeitsumgebungen mit PC und Intranetanschluß unterstützen die Mitarbeiter

Ä Informationen dann einzuholen, wenn sie benötigt werden(just-in-time)

Ä Probleme authentisch dann zu lösen, wenn sie auftauchen(real-time-situation)

Ä Kollaboration dann einzugehen und Kommunikation dann anzustoßen, wenn der Prozeß es erfordert.

Die Unternehmen erwarten, daß der Mitarbeiter den PC und das Netz in diesem Sinne nutzt (Medienkompetenz), also Lernumgebungen situativ auf seine Arbeitsumgebung abbildet und umgekehrt.

Eine Gruppe von Lernenden sollte durch Kommunikations-, Koordinations-, Kooperations- und Informationsunterstützung in die Lage versetzt werden:

Ä individuell Informationen zu suchen, zu filtern und in ihre subjektiven Vorstellungen einzuordnen. KREATION

Ä eine gemeinsame Strukturierung des Informations-/Problem-/Projektraumes - unter Nutzung von Vorwissen und Erfahrungen (kognitive Vorstrukturierung) - verknüpft mit den Informationen/ Verknüpfungen aus dem Netz zu erstellen. KONSTRUKTION

Ä resultatorientiert in gemeinsamer Verantwortung Probleme zu lösen, Projekte abzuwickeln. KOLLABORATION

Ä miteinander über die Arbeit, ihre Lernprozesse, aber auch über alle anderen Dinge zu kommunizieren. KOMMUNIKATION

Ä sich gegenseitig zu unterstützen, wenn jemand Hilfe, Feedback oder Ratschläge braucht. KOOPERATION (Wolf, Karsten D; 1997).

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Lerner benötigen für projektorientiertes, kooperatives Lernen im Netz die Voraussetzungen in der Lernumgebung und im instruktionalen Design, um die fünf K des Gruppenlernens als zielführende Prozeßelemente umsetzen zu können.

Designer von Lernszenarien müssen die Abhängigkeiten der Gruppenaufgaben von dem Informationsgehalt des ausgewählten Mediums, beachten und entsprechend den Methoden-/Medienmix gestalten (Lewis, R; 1998).

Level of group activity versusmedia richness

Level of group activity• intentional level

(what to do)• functional level

(how to do)• operational level

(to do)

media(information)richness

complexity of group task

low high(intentional level)

high(face toface) effi

ciency

loss

domain

of e

ffect

ive

info

rmatio

n pro

cess

ing

effe

ctiv

ness

loss

(e-mail)

Quelle: Prof. R. Lewis

”Informationsreiche” web-based tools sind Voraussetzung für koordiniertes und zielorientiertes Zusammenarbeiten im Netz wie z. B. der BSCW ”shared workspace”der im Telematics Applications Program of the European Union im Projekt ”Basic Support for Cooperative Work” (BSCW) entwickelt wurde.

Vorgaben zur Gestaltung von LernumgebungenDie Verknüpfung eigener Vorkenntnisse und Erfahrungen mit dem Lern- und Informationsmedium ”Netz” geschieht in einem gehirngerechten, aktiven, selbstgesteuerten und konstruktiven Prozeß, der ein effektives Wissensmanagement fördert.

Die arbeitsorientierten Denk- und Handlungsstrategien der Lernumgebung leiten zur authentischen Problembearbeitung bzw. Projektabwicklung an, verhindern träges Wissen und fördern die Selbstverantwortung für den Lernprozeß.

Kooperations- und Kommunikationsverhalten im Netz werden unterstützt/ angeleitet und sind als wichtige Schlüsselqualifikation auf den Arbeitsprozeß übertragbar.

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Selbstorganisiertes Lernen in computer(netz)unterstützten Arbeits-/Lernumgebungen wird als Lern- Arbeitstechnik vermittelt.

Instruktionales Design der Lernumgebung als Gestaltungsgrundlage z. B. für die Bearbeitung von Projekten und Lösung von Problemen

Ä Softwareunterstützte ”gehirngerechte” Vorstrukturierung der Problem-Aufgabenfragestellung unter Nutzung von Vorkenntnisse und Vorerfahrungen und Verknüpfung mit den Recherche-/”Lernergebnissen” aus dem Netz.

Ä Navigationshilfe durch die Problem- Projektstruktur mit dem Modell der ”vollständigen Handlung”

Ä Leitfragen und Leithinweise zu allen Handlungsschritten sollen in Form richtungsweisender Fragen/Hinweise eine Denkstrategie alsVorraussetzung für eine Handlungsstrategie fördern und selbstorganisiertes und kooperatives Lernen unterstützen und strukturieren

Ä Organisationsformen strukturieren die kooperative Projektarbeit / Problemlösung und sind in die netzbasierten Arbeits- und Lernplattformen integriert

Förderung von telematik-orientierter Handlungs-kompetenz (Schlüsselqualifikationen)

Förderung von telematik-orientierten Schlüsselqualifikationen zum netzgestützten Lernen, Wissenstransfer und zur Kommunikation und Zusammenarbeit durch gezielte Vorgaben und instruktionalem Design

vernetzte Lernumgebung

InhalteProjekte

Schlüssel-qualifikationen

Organisations-formen

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Auswahlbeispiele von Telematik-Schlüsselqualifikationen:ÄUmgang mit Informationen (Informationsauslese, -analyse und -

verarbeitung) ÄKnowledgemanagement und -sharing (geteiltes und verteiltes Wissen)Äselbstorganisierte Lern- und TransferfähigkeitÄkooperative und netzgestützte Information, Planung, Entscheidunsfindung,

Steuerung/ Koordinierung, Durchführung und Implementierung der Arbeit / Projektabwicklung/ Problemlösung

ÄÜbernahme von Eigen- und Mitverantwortung z. B. in der TeamarbeitÄnetzgestützte Kommunikations- und Kooperations-/KollaborationsfähigkeitÄSelbstkritikfähigkeitÄkonstruktive Kritikfähigkeit / FeedbackfähigkeitÄ ...

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4 Lernen im Netz

4.1 Neue Medien und Pull-LernkulturDie Grundfragestellung des Lehrenden in einer Pull-Lernkultur die medienunterstütztes selbstorganisiertes Lernen in ihren Focus stellt, ist nicht: ”Wie können wir mit Medien Lernen bewirken?”, sondern : ” Wie können wir mit Medien Lernen ermöglichen?” (Weidenmann, Bernd; 1997).Mit dem Einsatz der neuen Medien geht ein Subjektwechsel bei der Steuerung des Lernens einher - der Lernprozeß wird nicht mehr unmittelbar vom Lehrer organisiert. Der Lerner greift gemäß eigener Entscheidungen auf Lernprogramme, Informationsquellen, Übungen etc. zu, die ihm die neuen Medien in integrierter Weise anbieten. Er erwirbt Wissen durch erkundende und selbständige Aktivitäten. Durch dieses selbstorganisierte Lernen bestimmt der Lerner nach seinen Wünschen und Lernbedingungen über

• das Lerntempo• die Auswahl und Intensität mit der er sich den Lerngegenständen widmet• sowie über Lernorte und Lernzeiten.

Für das Lernen einfacher Inhalte und Skills sind ”basic methods” (drill and practice) geeignet. Diese ”standardization” (Push) des Lernprozesses - in der der gesamte Lernprozeß systematisch geplant, gesteuert, evaluiert und revidiert wird - muß für komplexe Wissens- und Anwendungsbereiche durch authentische Problemstellungen (real life Situationen) also durch ”customization” (Pull) abgelöst werden. Der Lerner gestaltet seinen Lernprozeß flexibel.

Lernszenarien Tele-Learning

Pushstandardizationdistributed

Pullcustomizationselfdirected

Programmtypen z.B.:drill and practice

Simulations-Tutorielle-

Hypermedia-Hybrid -

“open distance learning”•selbstgesteuertes Lernen•arbeitsplatznahes Lernen•real-life -/authentisches Lernen•actionlearning•Knowledge Management

“Neue Medien” erweisen sich nur dann als erfolgreich, wennsie gegenüber bisheriger Medien einen spezifischen Vorzug bei der Lösung eines Qualifizierungsproblems aufweisen!

Lernen mit neuen Medien ist eine Frage des WIE

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Die Frage ist nicht, ob etwa Simulation, Planspiele, Datenbanken und Datennetze zum Zwecke des Lernens eingesetzt werden können.Die Frage ist vielmehr, unter welchen Bedingungen diese zusammen mit welchen instruktionalen Maßnahmen eine effektive Lernförderung versprechenAls Hilfestellung zum instruktionalen Design kann folgender Bezugsrahmen gelten(Lewis, R; 1998).

Shared Know ledge/Problem solving

Know ledge Transfer/Skill Acquisition

Information Transfer/Reproduction

Instructorcentered

Learning bytelling

Learnercentered

Learning bydoing

Teamcentered

Learning throughdiscussion andreflection

distributivtechniques

interactivetechniques

collaborativtechniques

4.2 Exploratives Lernen in einer reichhaltigen Lernumgebung (Netz)

Pull in Reinkultur ist das Internet/Intranet. Hier wird der Nutzer nicht bedient, sondern findet Angebote vor, die er nutzt. Ein unüberschaubarer Informationskosmos wartet im Internet/Intranet auf Exploration und Navigation. Es ist eine Informationsumgebung des ”on demand” und ”just in time”.

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Lernprobleme im Netz sind meistens Navigationsprobleme

Desorientierungr “ lost in hyperspace”

fehlender Überblick über den aktuellen Standort

r Unkenntnis über Weg und Mittel um aufbestimmte Informationzu zugreifen

è Nutzer hat keine“mental map” von der Organisationsstrukturder Datenbasis

è ...Komplexität und der Grad der Unstrukturiert-heit der Daten nimmt zu

Konzeptuelle Desorientierungr Nutzer ist nicht in der

Lage die semantische Bedeutung der auf-gesuchten Informati-onen in die eigene Wissensstruktur zuintegrieren und einen Zusammenhang zum eigenen “Vorwissen” aufzubauen

è Usachen: mangelndes Vorwissen, Bedeutungfür die Aufgaben-stellung ist unklar

Kognitive Überlastr Gedächniskapazität,

Aufmerksamkeit undFähigkeit zur über-geordneten Kontrollesind nicht ausreichendvorhanden für

è besuchte Knotenè Wege è Inhalteè noch notwendige

Informationè Möglichkeiten der

Navigation

Lernprobleme in Hypermedia und Internet/Intranet Lernumgebungen mit entlinearisierten Informationszusammenhängen hängen in der Mehrzahl von Navigationsproblemen ab. Die fehlende Darstellung von Strukturen und das mangelnde Know how über die Grundlagen der Navigation, die von der Software vorgegeben sind, führen zur Desorientierung und Überlastung.

Klassifikationschema von Navigationsprozessen (Issing, Ludwig J.Klima, Paul; 1995).

Searchingmittels Suchalgorithmen:Informationen müssen mittels Schlüsselbegriffenidentifiziert werden. Der Suchraum kann mit mit Filtern (Oberbegriffen) eingegrenzt werden.

Browsing (“Stöbern”)r assoziatives, von der

Attraktivität geleitetr gerichtetes, orientiert

an Inhaltsbezeichnun-gen und Knoten

ConnectingDer Nutzer ergänzt oderkorrigiert das vorhandeneInformationsnetzwerkindem er -ausgelöst durch seine mentale Assoziation-neue Verbindungen zwischen vorhandenen Wissens- / Informations-knoten herstellt.

CollectingDer Nutzer fügt Informa-tionseinheiten zu einem neuen Ensemble zusammen.Diese Restrukturierung / Reorganisationkann die Inhalte oderihr Format betreffen.Eine individuell relevanteWissensbasis wird (kreativ) geschaffen.Nutzer werden zu“knowledge composers”besonders bei der Lösungvon Lernaufgaben undProjekten

Searching und Browsing sind bekannte und genutzte Navigationsstrategien.Connecting im Netz wird selten und Collecting fast nicht realisiert.Dies zeigt auf, wo die Defizite liegen und wo schnellst möglich angesetzt werden muß, damit der Ausspruch "Wenn Siemens wüßte, was Siemens weiß!"nicht mehr zutrifft. Alle Mitarbeiter sollen sich kreativ, explorativ, und effizient der

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Knowledge-base Intranet bedienen, dabei ihr Wissen erweitern, Probleme lösen, innovative Ideen entwickeln und zur Marktreife führen.Hierzu muß mit der Handlungskompetenz (Schlüsselqualifikationen) auch der Nutzen der best-practice Software vermittelt werden.Dem Lerner muß die Lernumgebung helfen eine individuelle flexible und funktionale Strukturierung und Darbietung der Information zu gestalten. Erst hierdurch kann eine auf individuell kognitive Voraussetzungen gründende und an individuellen Interessen und Zielsetzungen orientierte ”Knowledge-map” als Navigationsschnittstelle im Netz, vom Lerner geplant und implementiert werden.

Demonstrationsbeispiel einer individuellen ”Knowledge-map” mit dem Mind Man (Mind Man is a registered trademark of Michael Jetter)

Den Aspekt der Ausstattung der Lerner mit entsprechenden Werkzeugen, damit sie ihr vermehrtes Wissen neu Modellieren / Reorganisieren/ Konstruieren können und somit eigenständig z. B. grafische und vernetzte Wissensstrukturen gestalten, hat man bisher vernachlässigt.

r Die Lernumgebung benötigt ”cognitive tools” zur Steigerung der Interaktion zwischen der Wissensstruktur des Lernenden und der Daten-bzw. Informationsstruktur des Internet/Intranet.

r Die Lernumgebung wird zur Projektionsfläche für die eigenen Gedanken, Perspektiven und System- bzw. Prozeßbeziehungen.

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Interaktion zwischen der Wissensstruktur des Lernenden und der Exploration im Netz

Intranet

Die grafische Darstellung von Kommunikationsabfolgen und Argumentationsstrukturen wird zukünftig das projektorientierte Arbeiten in Kommunikationsforen im Netz erleichtern. Die bisher gewohnte entscheidungs- und ergebnisorientierte Dokumentation in ”Newsgroupsforen” wird durch eine ”conversation map”, als prozessorientiertes Projektteam-Memory, ergänzt werden (vgl.: Shum, Simon Buckingham ,1997). Durch diese unterstützende Maßnahme - ” that captures the key issues and ideas during meetings and create shared understanding in a knowledge team” - wird die netzbasierte Kollaboration, z. B. für eine zielorientierte Projektarbeit im Intranet, gefördert und die Transparenz des abgelaufenen Team-Prozesses sichergestellt.

4.3 Selbstorganisiertes netzgestütztes LernenDie Mitarbeiter müssen sich darauf einstellen, daß Lernen zu einem selbstverständlichen Bestandteil ihres Berufslebens wird, für den sie selbst die Verantwortung übernehmen müssen. Sie müssen frühzeitig lernen, ihren eigenen Lernprozeß selbst zu gestalten, eigenständig entsprechend den wechselnden Anforderungen zu bewerten und Einsichten in ihr eigenes Lernvermögen gewinnen.

r Selbstorganisiertes Lernen ist eine der wichtigsten Lernformen in der Zukunft.r Selbstorganisiertes Lernen setzt ein gutes Strukturwissen voraus und es wird

erst effizient, wenn die Lernenden über Kompetenzen (Schlüsselqualifikationen) verfügen, um Lernbedarf zu erkennen, Lernschritte zu planen und auszuführen und Lernfortschritte einzuschätzen. Selbstorganisiertes Lernen muß erst gelernt werden.

r Das Lehren des selbstorganisierten Lernens muß neben dem Transfer von Lerninhalten besonders den Transfer von Lerntechniken/-methoden und Lernstrategien berücksichtigen. Lernbegleitend erfordert dies eine sehr sorgfältige Anleitung durch das instruktionale Design der Lernumgebung.

Im selbstorganisierten Lernprozeß übernimmt der Lernende eine umfassende Verantwortung für seinen Lernprozeß. Er wird sein eigener Lehrer und übernimmt damit alle didaktischen Aufbereitungs- und Gestaltungsarbeiten.Es ist somit optimiertes autodidaktisches Lernen.Das ”didaktische Handwerkszeug” gehört mit zu den Schlüsselqualifikationen, die jeder dringend braucht, wenn er selbstorganisiert lernen will oder muß.

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Zusammenhänge bei der Veränderung / Reorganisation der persönlichen Wissensstruktur durch selbstorganisiertes Lernen (vgl. Reinmann-Rothmeier, u. a.; 1995)

Ziele/InteressenMentale

Repräsentation,Wissensstruktur

Lern-strategie

Lern-prozeß

IndividuelleLernvoraussetzungen(Advance Organizer)

Lernumgebung (Netz)Lernsituation

r Ziele, Probleme und Interessen lenken das LernenDer Lerner muß seine Ziele selbst bestimmen / Problem definieren.Die Lernziele werden je nach Einschätzung dessen, was erforderlich ist, selbst bestimmt oder auf die jeweiligen neuen Umstände hin (bei Bedarf) korrigiert

r Individuelle LernvoraussetzungZuerst sollte der Lernende selbst erkennen, was er Lernen muß. Er muß ein Defizit erkennen, das er durch eigenes Tun überwinden will. Zur Selbstmotivation ist die persönliche Bedeutung des erwarteten Lernergebnisses wichtig. Der Lernende beantwortet sich die Frage ”Warum und wozu will ich dies lernen?”Ganz wesentliche Voraussetzung für selbstgesteuertes Lernen ist, daß die Lernenden über gewisse Strukturelemente, in die das Neue eingefügt werden kann, verfügen. Diese Advance Organizer (kognitive Vorstrukturierung z. B. in grafischen Darstellungsformen wie Mind Map`s), d.h. geordnete Wissensstrukturen, die für die neuen Lerngegenstände einen ordnenden Raster darstellen, müssen vom Lernenden erarbeitet werden (vgl. Dubs, Rolf; 1993). Der Lernende behält neues Wissen am besten, wenn er es aktiv mit bereits vorhandenem Vorwissen verknüpft. Der Advance Organizer bereitet den Lernenden geistig auf die "Informationssuche" / Problembearbeitung vor. Erfahrungen mit dem Informations- und Vernetzungsmedium Intranet ermöglichen dem Lernenden die Gestaltung einer eigenen Wissens- oder Problemplattform.

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r Lernumgebung und LernsituationDie Handlungskompetenz des Lernenden in einer netzgestützten Lernumgebung wird ganz entscheidend von seinen ”Telematik”-Schlüsselqualifikationen bestimmt.Erfolgreiche Lerner verstehen Lernsituationen selbständig positiv zu gestalten.

Ä sich selbst motivierenÄ langfristige, mittelfristige und kurzfristige Ziele bestimmen den

selbstverantworteten ZeithorizontÄ mit der Lernzeit geschickt umgehenÄ mit Zeitplänen arbeiten

r Lernstrategien sind abhängig Ä von den Zielen des LernendenÄ von individuellen Lernerfahrungen (Vorwissen, Vorerfahrungen)

Lerntechnik, -methode und KooperationsformenÄ von der LernumgebungÄ von der Lernsituation Aufgrund der Lernerfahrungen wird die aktuelle persönliche Lernstrategie bewertet und wenn nötig optimiert (Metakognition)(vgl. Metzger, Christoph; 1997). Dies führt zu optimierten persönlichen Lernstrategien und stärkt die Motivation. Lernstrategien wirken erst richtig, wenn Lernende den Einsatz ihrer Strategien selbständig lenken, d. h. geeignete Strategien auswählen, kontrollieren, ob sie auch zum Erfolg führen, und wenn nötig durch andere ersetzen.

r LernprozeßAbhängig von der Lernstrategie werden die Lernschritte des Lernprozesses vom Lerner geplant und entsprechend den wechselnden Anforderungen gesteuert. Ergebnis des Lernprozesses ist die Veränderung / Reorganisation der Wissensstruktur des Lerners.

Prozeßphasen: Selbstorganisiertes Lernen und Arbeiten vollzieht sich in Phasen, die nicht stur aufeinander folgen, sondern sich zu den anderen jeweils ergänzend einfügen und sich dabei schwerpunktmäßig ablösen. Die Phasen sollten wo immer möglich in kooperativer Form durchlaufen werden (vgl. Bähr, Wilhelm H.; Dripke, Klaus; 1997) .

Ä Informieren/Orientieren/StrukturierenZiel ist es einen Überblick über Thema, Aufgabe und Zielsetzung zu gewinnen, den Umfang einzuschätzen, den Ablauf in großen Zügen zu strukturieren.

ÄDurchdringenAufbauend auf das ”mental map” (geistige Abbild) wird das Thema/Problem systematisch aufgearbeitet.

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ÄVertiefen/Vervollständigen/BewertenMultiple Perspektiven ermöglichen es die Inhalte/ Hypothesen zu artikulieren und aus unterschiedlichen Sichtweisen zu hinterfragen und zu diskutieren

Beide Phasen können mehrfach durchlaufen werdenÄAnwenden

Transfer in die Praxis bzw. verallgemeinern der Aussagen und implementieren des Know how in die Knowledge base (individuelle, teamorientierte oder unternehmensorientierte) und damit Manifestation von ”knowledge lessons” / ”knowledge-prints”

ÄEvaluieren Abhängig von den Rahmenbedingungen sind der Lernprozeß und die Ergebnisse immer wieder zu bewerten und das eigene Lernen zu reflektieren.

Prozeßmerkmale:ÄZeitplan organisieren

Die verfügbaren Zeitkontingente werden ergebnisorientiert nach Maßgabe der Prioritäten eigenständig in einen Zeitplan umgesetzt und im Lernprozeß ständig optimiert

ÄMaterial suchen und aufbereitenDer Lerner wählt Material aus der reichhaltigen Knowledge - base des Intranet, den Erfahrungen im Team, der Literatur oder aus ”standard” Lernangeboten aus. Bereitet die Inhalte eigenständig auf, d. h. er ordnet, strukturiert und transformiert sie in eine transparente, bedeutungsvolle und verständliche Form.

ÄPrioritäten setzen, Der Lerner entscheidet welche Lerninhalte wichtig sind (Aktualität, Effektivität).Er entwickelt Kriterien zur Bewertung der Inhalte und zur Prioritätenbildung

Äpermanent (kooperativ) Lösungen, Ergebnisse und Prozesse bewerten ÄOptimierung der persönlichen Lernmethoden

und Stärkung der Motivation

Kooperative Selbstqualifizierung”It is fine to encourage employees to be self-learners, but they need concrete support to actualize this goal. Siemens Knowledge Dynamics (SKD) is designed to provide that support by offering the tools which assist and promote self-learning.Self-learning does not happen in isolation but only when the self-learner is part of a knowledge community which can support and encourage them. The most powerful form of learning takes place through peer teaching which is something that SKD makes possible through dynamic networking”.Dr. Robert K. Logan

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Teil 2: Netzgestützte Lernumgebungen

Leitfragen/Leithinweise zu Teil 2• Warum interpersonale Kommunkation ein immanenter Vorteil der

netzgestützten Lernumgebung ist?• Wie unternehmensspezifisches Know-how effektiv und effizient für

netzgestützte Selbstlernprozesse aufbereitet werden kann?• Welche Rolle Lernzielorientierung und Lerner-Selbststeuerung in einer

durch Anleitungselemente ergänzten pullorientierten Lernumgebung einnehmen?

• Wie durch ein ”Learning Facilitator” Orientierung, Strukturierung und Anleitung in einen Lernmodul integriert werden?

• Wie kooperative Projektarbeit netzgestützt durchgeführt werden kann?• Warum Elemente zur Orientierung, Strukturierung und Anleitung Kern des

instruktionalen Designs der Lernumgebung für netzgestützte kooperative Projektarbeit bilden?

• Warum Anleitungselemente wie z. B. Leitfragen und Leithinweise mit wachsender Erfahrung des Lernenden an Bedeutung verlieren?

• Wie man mit Projektablaufschritten und Organisationsformen ein ”Stützgerüst” für unerfahrene ”Projektarbeiter” im Netz aufbaut?

• Wie ein Projekt exemplarisch im Netz ablaufen kann und wie ein ”Projektnavigator” unerfahrenen ”Projektarbeitern” hilft?

• Wie wichtig die Struktur der Kommunikations- und Kooperationsforen für die Zusammenarbeit im Netz ist?

• Welche Zusammenhänge bei resultatorientierter Projektarbeit beachtet werden sollten?

• In welchen Themenbereichen ”Performance Support Systeme” zukünftig die Lernumgebungen anreichern können?

5 Netzgestützte Lernumgebung zur Vermittlung unternehmensspezifischen Know-how (distributed learning environments)

5.1 Qualitätsaspekte für das Design von Standard-ModulenDas Standard Know-how (”Schulwissen”) im Rahmen der Fach-, Methoden- und Sozialkompetenz, welches von innerbetrieblichen und externen Qualifizierungs- und Trainingsanbietern angeboten wird - ist im Rahmen eines Qualitätsmanagementsystems auszuwählen, zu überwachen und zu evaluieren.

r Vorgabe der Ziele und des Pflichtenheftes

r Entscheidung ”Konfektionsware” vom Marktoder Sonderanfertigung

r DV-gestützte Evaluierung z. B. durch Teilnehmerrückmeldung etc. transparent im Netz

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Diese Standardmodule können aufgrund ihrer häufigen und langfristigen Anwendung professionell (best practise) multimedial aufbereitet und im Netz hinterlegt werden.

Eignung und Konsequenzen einzelner Strukturierungsmethoden unter verschiedenen situativen Einflußfaktoren (Lechner, M; 1997)

Struktu- rierungs- methode

Lehrstrategie Inhalt gezielter Zugriff

Nutzervoraussetzungen Vorwissen Aktivität/ Inhaltlich System Motivation

Kognitive Belastung Navigation / Verstehen Orientierung

Guided Tour darbietend sequentiell -- - - - - -

Hypertext erarbeitend/ entdeckend

interdependent-

++ - + + +

Baumstruktur erarbeitend sytematisierbar + 0 0 + 0 0

Suche entdeckend formalisierbar ++ + + ++ ++ ++

Fragen zum Design von problemorientierten ”reichhaltigen” Lernumgebungen für eine Pull-Lernkultur (Weidenmann, Bernd; 1997)

r Wie kann ich Authentizität (real life Probleme) erreichen? z. B. Multimedia, Fallbearbeitung

r Womit muß ich die Lernumgebung ausstatten?z. B. Funktionalitäten (Werkzeuge, Hilfsmittel) und Selfassessment

r Welches instruktionale Design wähle ich?z. B. flexible Anleitung (guiding), Learning facilitator

r Wie gestalte ich Informations - Angebote, damit der Lerner- wenn er Wissenslücken feststellt - ”just in time” wieder handlungsfähig wird?

r Welche Aktionsmöglichkeiten muß ich dem Lerner ermöglichen?z. B. Nutzerführung, Bearbeitungsmöglichkeiten des Lernangebots

r Wie gestalte ich Protokoll- und Feedback-Tools? z. B. individuelles Feedback, Rekonstruktion der Lernpfade

r Möglichkeit für Kommunikation und Kooperation? z. B. Design von Organisationsformen zur Problem- und Aufgabenbearbeitung durch Application sharing, Newsgroups, Foren, bulletin-boards, e-mail etc.

Neben dem Kriterium der Problemorientierung d. h. der Übereinstimmung von Situation und Problem aus dem betrieblichen Alltag (der Authentizität) ist die soziale Komponente - die Zusammenarbeit mit anderen, um Denken zu ”artikulieren” - der beste Weg wie Lernende ”flexibles Wissen” konstruieren können.

Grundprinzipien für problemorientierte Lernumgebungen sollen durch Actionlearning und Lernumgebungsdesign berücksichtigt werden.

Ä authentische Lernumgebung (konfrontiert die Lernenden mit realistischen Problemen und authentischen Situationen als Anwendungsrahmen für das zu erwerbende Wissen>>>durch Projektarbeit/Actionlearning bzw. Lösen von realen Aufgaben / business impact projects

Ä lernförderliche Kontexte orientieren sich an bekannten Situationen/ Erfahrungen, z.B. in virtuellen Umgebungen und an vollständigen Handlungen (selbständig Aufgaben und Probleme erkennen, analysieren, und gezielt lösen)>>>Projektablauf, Leitfragen, Actionlearning

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Ä Kommunikationskontext (Diskussion, Feedback, Partner-Gruppenarbeit) um das Wissen aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten, auf andere Problemsituationen zu übertragen und kommunikative und kooperative Fertigkeiten zu fördern (Vermeidung von ”trägem Wissen”)>>>z. B.Teilnehmersteckbrief (Homepage), Meetingroom, Grouprooms, Resultroom zur Kommunikation, Koordination und Kooperation/Kollaboration

Möglichkeiten der Intensivierung interpersonaler Kommunikation ist ein der netzgestützten Lernumgebung immanenter Vorteil.

Ä Das besondere Potential netzgestützter Angebote besteht in der Intensivierung interpersoneller Kommunikation.

Ä Dieses Potential auszuschöpfen, bedarf hoher Anforderungen an die Aufbau- und Ablauforganisation des Lernsystems

Ä Die bloße Verfügbarkeit von Informationen im Netz bzw. der Netzzugang für Lerner als solches reduziert das netzgestützte Lernen auf ein technisches Problem

5.2 Steigerung der Effektivität und Effizienz im Selbstlernprozeß durch Designkriterien für einen ”Zielorientierten selbstgesteuerten Kompetenzaufbau ”

In den Kapiteln 5.2 und 5.3 wird der Vorschlag für eine netzbasierte Lernumgebung entwickelt, die es den betrieblichen Experten erlaubt, effizient und ohne umfangreiche methodisch-didaktische Vorkenntnisse das Kernwissen der strategischen Handlungsfelder in einer ”Learning Landscape” abzubilden. Die Lerner können sich dieses Wissen explorativ und selbstgesteuert erarbeiten. Hierbei werden sie von einem ” Guide” unterstützt und sie können im Intranet in Kommunikationsforen zusammenarbeiten.Dieses Modell einer durch Anleitungselemente ergänzten pullorientierten Lernumgebung stellt einen Kompromiß zwischen der pullorientierten Didaktik und der pushorientierten Unterrichtstechnologie des ”knowledge engeneering” dar.

In Anlehnung an die CRI-techniques von Robert F. Mager, wird hier ein Modell entwickelt, wie der Selbstlernprozeß - für Überblicks- und Basiswissen optimiert werden kann. Erreicht wird dies durch gezielte Anleitung, Lernzielorientierung mit Lernerfolgsselbsteinschätzungen und Ablaufstrukturierung zur Orienierung des Lernenden.

Merkmale der zielorientierten Qualifizierung

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r Lernziele:Für jeden wesentlichen Abschnitt eines Selbstlernmoduls/-inhalts bestehen Grob- und Feinziele und eine kriterienorientierte Zielpräzisierung (Operationalisierung)

r Lernzielorientierte Vorgehensfolge (Kurspläne):Aus der Vorgehensfolge geht die Abhängigkeit der einzelnen Qualfizierungsmodule hervor

r Lernerfolgskontrollen / Selbsteinschätzungen für die Teilnehmer:Für die Lernziele gibt es ”Kontrollen/Einschätzungen”, die in ihren Kriterien mit dem Lernziel identisch sind.

r Lerntempo:Das Lerntempo wird ausschließlich vom einzelnen Teilnehmer bestimmt, von seiner Lern- bzw. Arbeitsgeschwindigkeit und vom Erreichen der Leistungsvorgaben z. B. Workshoptermine

r Lernberater:Er ist in erster Linie Betreuer und Coach

Schwerpunkte: Lernzielorientierung und Selbststeuerung

Selbststeuerung:

r Angeleitetes Selbststudium

r Modulleitfaden (Ziel, Lernquellen-angaben, Vorraussetzungen, empfohlenesVorgehen)

r Im Programmrahmen Selbst-verantwortung/Selbstbestimmung über:

r Methode, Zeit und Ort des Lernensr Lerngeschwindigkeitr Selbsteinschätzung oder Partner-

bewertung zur Lernerfolgs-kontrolle

r “Kursplan” bestimmt das Vorgehen

Lernzielorientierung:

r Analyse des erwarteten Endverhaltens

r Zielgruppenanalyse

r Eindeutige Zielformulierung

r Ableiten von Fein- aus Grobzielenund Kriterienfestlegung zur Lernerfolgs-kontrolle/Selbsteinschätzung

r logische Verknüpfung der Lernziele zueiner Zielpyramide

r Vorgehensfolge (Kursplan)

Lernzielorientierung:Arbeitsschritte um das Qualifizierungsprogramm vorzubereiten:r Ermittlung des erwarteten Endverhaltens / Basiswissens mittels

Arbeitplatz-/Funktionsanalysen sowie Expertenbefragungen

r Begrenzung des Qualifizierungsumfangs durch Festlegen der Eingangsfähigkeiten nach einer Adressatengruppenanalyse

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r Ermittlung von Groblernzielen und Ordnen und Verknüpfen der Lernziele in einer Lernzielpyramide

r Ableiten von Feinlernzielen (zur Zielpräzisierung gehört auch das Festlegen von Kriterien anhand derer entschieden werden kann, ob die angestrebten Ziele erreicht wurden oder nicht)

r Umsetzung der Lernzielpyramide in eine sogenannte Vorgehensfolge (Kursplan) - zur Orientierung der Lernenden - der die Lernfolge angibt und terminliche Rahmenbedingungen aufzeigt.

Selbststeuerung:r Die Programmteilnehmer lernen im angeleiteten Selbststudium

r Einzelne Lernabschnitte, Module genannt, enthalten Lernziel, Lerninhalt, Voraussetzungen, Lernquellenangaben und Erläuterungen zu Vorgehen und Inhalt, sowie - wo notwendig - Lernzielkontrollen/ Selbsteinschätzungen

r Programmteilnehmer können

Ä Lernreihenfolge

Ä Lerngeschwindigkeit

Ä Zeit und Ort des Lernens

Ä Lernerfolgskontrollen zur Selbsteinschätzung / Partnerbewertung (Meilensteine der Lernfolge)

im terminlichen Programmrahmen wählen und selbst bestimmen

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Vorgehensfolge (Kursplan) Prinzipbeispiel

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N1 Die Vorgehensfolge zeigt auf, in welcherBeziehung die Module zueinander und zum“Kurs” insgesamt stehen.� Bevor “Sie” beginnen, ein Modul zu bearbeiten,

sollten Sie alle die Module abgeschlossen haben,die für dieses Modul Voraussetzung sind, (d. h.,alle Module, von denen Pfeile zu dem Modulführen, das Sie beginnen wollen).

� Die Lage eines Moduls in der Vorgehensfolgestellt einen Vorschlag dar, wann das Modulinnerhalb des “Kurses” am besten zu bearbeitenist. Wenn keine Pfeile zu einem Modul führenkönnen Sie das Modul bearbeiten, wann Siewollen.

� Schließen Sie möglichst alle Module unterhalb dergestrichelten Linie ab, bevor Sie mit den Modulenoberhalb der Linie beginnen (Leistungsvorgabe z.B. Workshoptermine)

� Die fetten Ovale weisen auf Oberziele hin

Modulbearbeitung

Ä Bearbeiten Sie immer nur ein Modul zur gleichen Zeit

Ä Lesen Sie am Anfang immer das Ziel und bearbeiten Sie den Selbsteinschätzungstest für das betreffende Modul

Ä Wenn Sie die Kompetenzen nach Ihrer Selbsteinschätzung bereits besitzen, gehen Sie in der Vorgehensfolge zum nächsten Modul vor

Ä Bearbeiten Sie das Modul nach Ihrem individuellen Lerntempo

Ä Arbeiten Sie wo möglich bzw. notwendig mit anderen zusammen.Wo vorgesehen kümmern Sie sich um eine Partnerbewertung

Orientierungselemente für den Lernenden

r Persönlicher Lernfortschritt

r Vorgehensfolge (Kursplan) und Selbsteinschätzung

r Voraussetzungen (Es wurde vorausgesetzt, daß Sie das folgende können. Wenn Sie damit nicht mehr vertraut sind, sollten Sie vor Beginn dieses ”Kurses” die folgenden ”Lernmittel” durchgehen.)

r Der Lernberater/Programmberater ist Organisator, Motivator und nur in den Workshopphasen Trainer.In den Selbstlernphasen wird er besoders als Berater und Coach gefordert.

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Der persönliche Lernfortschritt sollte auf einer individuellen Homepage vom Lerner dokumentiert werden.

r Tragen Sie Ihre Modulbearbeitung auf dem Formular “persönlicherLernfortschritt” mit Anfangs- und Enddatum und dem Ergenis IhrerSelbsteinschätzung ein

Aufgrund des “persönlichen Lernfortschrittes” kann gezielterpersönlich beraten, über den Lernprozeß diskutiert und zurAdressatenanalyse Feedback gegeben werden.

Module Selbstein. Anfang Ende

5.3 Förderung des selbstgesteuerten Kompetenzaufbaus mittels angeleiteter Selbstorganisation im Lernprozeß

r direkte Förderung: durch den Trainingsinhalt

r indirekte Förderung: Gestaltung der Lernumgebung mit dem Learning Facilitator, Foren, Help..., Bildschirmergonomie etc.

r angeleitete Selbstorganisation: indirekte Förderung bei Minimierung des Aufwands für den ”Betreuer/Moderator”

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Erste Entwurfsdarstellung der Lernumgebung im Netz

In der Werkzeugleiste können die Lerner neben Links zur ”Learning-Landscape”, zu themenorientierten ”Tips” und zu einer Suchmaschine auch Kommunikationsforenoder den Guide anklicken.

Gliederung im Hypertext des Guide (Learning Facilitator)

r Empfohlene Vorgehensfolge (Kursplan) auf der Basis einer LernzielpyramideAus dem Kursplan geht die Abhängigkeit der einzelnen Qualifizierungsmodule im Themengebiet hervor. Er basiert auf operationalen Zielformulierungen und der logischen Verknüpfung dieser Lernziele zu einer Zielpyramide. Die Umsetzung der Lernzielpyramide in eine Vorgehensfolge ergibt den Kursplan und dient dem Lernenden als Orientierung und Grundlage der Selbststeuerung

r Im Modul berücksichtigte Vorkenntnisse/Voraussetzungen Die zur Modulbearbeitung vorausgesetzten Fertigkeiten und Kenntnisse beruhen auf der Lernzielpyramide des Kursplans.

r Lernziele zum Modul und Bedeutung für den Lerner Why: Warum ist das Modul wertvoll für mich? Wo liegt der Praxisbezug ?

In welchen größeren Rahmen gehört das Thema.

r Selbsteinschätzung/Lernerfolgskontrolle zur LernerselbststeuerungDiese können selbstgesteuert durchgeführt werden und der Lerner erhält eine Empfehlung zum weiteren Vorgehen. In ihren Kriterien sind sie identisch mit den operationalen Lernzielen. In der Selfassessmentphase dienen sie zur Orientierung

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der Lernenden, und geben Hinweise ob ihre Vorkenntnisse zu einer ”individualisierten Mudulbearbeitung” ausreichen.Die Lernerfolgsmessungen haben den Erfolg des Lernprozesses im Fokus und messen das Lernergebnis. Der Lernende erhält eine Rückmeldung über seinen Lernfortschritt und seinen derzeitigen Lernstand. Dies ist Grundlage für das weitere selbstgesteuerte Vorgehen des Lerners. Grundsätzlich sind punktuelle Rückmeldungen im Lernprozeß (Lernergebnismessung) hilfreicher als große und umfangreiche Tests am Ende eines Kurses.

r Zusammenfassung der aktiven Links aus dem Themengebiet ins Intranet bzw. ins WWW.

Hierdurch erhält der Lerner einen schnellen Überblick über die integrierten Homepages, die in ihrem Informationspotential zum Teil in Umfang und Tiefe über das Kernthema hinausgehen. Um die Vorteile einer netzgestützten Lernumgebung zu nutzen, wie z. B.• Aktualität der Inhalte• schneller Zugriff• Kerninhalt wird durch Zugriff auf Webseiten anderer Fachabteilungen ergänzt

oder gestaltet• Erweiterung und Vertiefung des Inhalts durch Links ins Netz• Multimediale Aufbereitung von Inhalten, die lernergesteuert genutzt werden,

und nicht automatisch durchlaufen werden müssen bilden Links ins Netz ein bestimmendes Gestaltungselement.Wichtig ist hierbei, daß die Lerner in einem kurzen Link-Preview eine Vorstellung von der zu erwartenden Information erhalten. Eine reine Anreihung von Links demotiviert den Lerner und unterstützt ihn nicht bei der Selbststeuerung des Lernprozesses.

r Vertiefende Lernquellen zum Modulinhalt (Umfang und/oder Tiefe) z. B.Literatur, WWW-Links

Bezug zu ”state of the art knowledge” oder Inhouse-Wissen.

r Zusammenfassung der Übungen/Problemstellungen Sie ermöglichen dem Lernenden Aufgaben, Probleme und Fälle in Interaktion mit dem Lernberater und/oder seinen Kollegen zu bearbeiten. In Diskussionen und netzgestützter Kollaboration werden die Kernpunkte aus multiplen Perspektiven betrachtet und anwendungsorientiertes Wissen erzeugt.

r E-mail Adresse des Lernberaters, der besonders als Berater, Motivator und Coach gefordert ist.

Beim Moduleinstieg kann der Lerner sich orientieren, welche Voraussetzungener erfüllen sollte (dies erkennt er auch am Kursplan). Anhand der Lernziele und dem ”WHY” erkennt er die Bedeutung des Moduls im Rahmen seines Lernprozesses. Mit der Selbsteinschätzung stellt er fest, ob er die Lernkriterien schon erfüllt und er im Kursplan vorangehen kann. Die im Modul vorhandenen aktiven Linksins ”Netz” werden gesammelt angezeigt und bieten eine zusätzliche Vertiefung.Hinweise auf zusätzliche/alternative Lernquellen oder Anwendungsbeispiele und Übungen zur Problembearbeitung ermöglichen ein in Umfang und/oder Tiefe differenziertes Vorgehen bzw. einer aktiven Bearbeitung (HOW TO).Der Kursplan erlaubt dauerhaft die Orientierung in dem kompletten inhaltlichen Angebot des Themengebiets.

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Vorteile durch den ”Guide” (Learning facilitator):Durch die Trennung der inhaltlichen Präsentationsfläche von den methodisch/didaktischen Anleitungs- Elementen können die Module unter den unterschiedlichsten Adressatengesichtspunkten genutzt werden.

r der selbstmotivierte Informationssucher kann direkt auf die Information zugreifen ohne von methodisch/didaktischen Implikationen abgelenkt zu werden. (Er will sein Problem lösen, sein Wissen erweitern etc.)

r Der Lerner z. B. im Führungskräftetraining nutzt alle Möglichkeiten (Guide) um selbstorganisert und effizient sein Ziel zu erreichen.

Foren im Netz zur Unterstützung der Kommunikation, Koordination und Kooperation

rMeetingroom

rGrouprooms (siehe hierzu Definitionen in Kapitel 6.2)

revtl. Resultroom

Die Gruppenräume bilden sich im selbstorganisierten Lernprozeß aufgrund von Aufgabenstellungen. Der Vorteil des Netzanschlusses zur Kommunikation zwischen Lernberater und Lernenenden und Lernenden untereinander fördert intranetgestützte Kooperationsprozesse.Best-practice bietet hier das BSCW (Basic Support for Cooporative Work) Shared Workspace system ” which supports document upload, event notification, group management and much more (software free of charge).

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6 Netzgestützte Lernumgebung zur Förderung der Handlungskompetenz für projektorientiertes kooperatives/kollaboratives Arbeiten/Lernen im Netz

Intranetgestütztes selbstorganisiertes / kooperativesLernen

globaleLerner(gruppen)

regionaleLerner-(gruppen)

ActionlearningLernergruppen

knowledgebase

projects

projects

CoP

inter-kulturellerLernbereich

Vernetzung

Resultate Kooperation

Pull-Lernkultur

Zielsetzung muß sein, daß• Mitarbeiter lerntechnisch (Schlüsselqualifikationen) gefördert werden, um eine

netzgestützte Lern- Arbeitsumgebung resultatorientiert effektiv und effizient zu nutzen.

• jeder der eine außergewöhnliche Kundenanforderung (ein Problem) löst, ein Projekt implementiert oder kreative Ideen entwickelt seine ”Knowledgeprints” im Netz hinterläßt (Teil des Knowledgemanagements).

• der netzgestützte Kommunikations- und Kooperationsaspekt der Zusammenarbeit im Team/Projekt, mit einem einfachen selbsterklärenden instruktionalen Design angeleitet wird.

• mit wenigen face to face Kontakten, netzgestützt, schnell, strukturiert und kreativ Projekte abgewickelt, Probleme gelöst und Aufgaben erledigt werden (Schlüsselqualifikation).

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Elemente der kooperativen Projektarbeit zur Förderung der Selbstlern-, Selbstorganisationsfähigkeit und der sozialen Handlungsfähigkeit im netzbasierten Gruppenlernprozeß.

• Bearbeitung konkreter Aufgaben durch über-greifende netzbasierte Teamarbeit, Förderung des Verständnis für den Nutzen von netzbasierter Teamarbeit

• Motivation durch praxis-bezogene resultatorientierteProjektarbeit

• Stärkung der Eigeninitiative• Unmittelbarer Transfer• Effizienzsteigerung durch den

Vernetzungsaspekt imKnowledge Network

• In-house-Problemlösungs-kompetenz /In-house-consulting Ansatz

Die Motivation für die Projektarbeit steht und fällt damit, wie die Themen/Ergebnisse aufgegriffen und weiterverwendet werden (vgl. Frank, Prof. Dr. Gernod P.; 1996) .

r Schwierigkeiten in der ZusammenarbeitSchlechte Ergebnisse und mangelnde Zusammenarbeit im Gruppenlernprozeß (computer supported collaborative learning/work) kann mit folgenden gruppendynamischen Phänomenen zusammenhängenÄ ”free rider” Effekt - ein Teammitglied überläßt den anderen die Arbeit.Ä ”sucker” Effekt - ein aktives/fähiges Teammitglied entdeckt, daß es von den

anderen ausgenützt wird.Ä ”status sensitivity” Effekt - sehr fähige, aktive oder in der Stellung

hervorgehobene Teammitglieder haben einen übermäßigen Einfluß auf die Teamaktivitäten und -ergebnisse.

Ä ”ganging up on the task” Phänomen - das Team vereinbart, so einfach und schnell als möglich die Aufgabe zu erledigen (nicht leistungsorientiert).

Ein wichtiger Grund für diese Phänomene/Effekte ist die in der Zusammenarbeit fehlende echte Abhängigkeit voneinander. Abhängigkeit bedeutet hierÄ Informationen die geteilt werden müssenÄAufgaben die aufgeteilt werdenÄdie Notwendigkeit des gemeinsamen Nachdenkens und Arbeitens.Abhilfe kann hier eine effizienter gestaltete Lernumgebung schaffen, ”to maximize mindfulness (constructive processes) and interdependence”.Vier Vorgaben können dies unterstützenÄFörderung des Bewußtseins, daß konstruktive Zusammenarbeit eine große

Resultatsverbesserung bringt (gemeinsam sind wir stark èTeamentwicklung)

ÄSelbstgesteuertes Lernen/Arbeiten ermöglichenÄDie Software muß die Arbeits-/Lernautonomie und Effizienz fördern und

anleiten (process of active construction) und softwareverkettete Reaktionen vermeiden (Reiz - Reaktion).

Ä ”collaborative learning requires much and well orchestrated interdependence”

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Bernhard Kreß: Webbasiertes Lernen fordert eine neue Lernkultur! 36

r Kooperationsfördernde Maßnahmen in vernetzten projektorientierten Lernumgebungen:

Für die Gruppernlernsituation in vernetzten Lernumgebungen ergeben sich besonders Probleme aus fehlender Gruppenkoordination, fehlender Abstimmung über einen gemeinsamen Wissenshintergrund und durch ein Überangebot an Informationen.

Folgende beispielhafte Maßnahmen unterstützen das Gruppenlernen:r Jeder Teilnehmer hat Informationen über

seine eigene “personal view” bereitzu -stellen z. B. auf einer Homepage.

r Ein Ort zum Austausch informeller,persönlicher Mitteilungen wird bereit-gestellt (Meetingroom)

r Emoticons können von den Teilnehmernzur Darstellung ihrer jeweiligen Stimmungangeklickt werden.

r Eine “message history” zu jeder versendeten Nachricht informiert darüber von wem sie stammt und wer sie schon gelesen hat.

r Konferenzarchive zur Dokumentationdes Arbeitsprozesses - was wurde bereitsdiskutiert und erarbeitet

r “ information update” informiert ob ein Arbeits-produkt weiterentwickelt oder verändert wurde.

r Regeln von Zugriffsrechten z. B. zur Lese-, Schreib-,Lösch- und Überarbeitungsberechtigung .

r Begleitung der Gruppe durch einen Moderatorr Trennen von öffentlichen und privaten Mitteilungenr Regulierung der Informationsfülle durch

Informationsfilter mit Schlüsselwörter,Auswahl abgestufte Informationsmengen(Überschriften)

r Anheften von Bemerkungen an die jeweiligeNachricht (Büroklammer)

r Nachrichten optisch untereinander verknüpfen

(vgl.: Issing, Ludwig J.;Klima, Paul; 1995).Zusätzlich ist es wichtig, daß die Lerner selbständig aus einem Vorrat an Varianten erarbeiten, "Wie wollen wir in der Gruppe miteinander umgehen" und welche Regeln der Zusammenarbeit müssen als Vorgaben zur Berücksichtigung des ”Filters Netz” eingehalten werden. Forschungsarbeiten zum ”The Social Web”- in dem die Personen als Individuen erkennbar sind und neue Interaktionsformen in virtuellen Umgebungen ausüben – werden den Beziehungsaspekt in der netzgestützten Zusammenarbeit verdeutlichen.

Best-practice Beispiel:Im Telematics Applications Program of the European Union wurde das ”Basic Support for Cooperative Work” (BSCW) Projekt durchgeführt. ”The primary goal of the BSCW project is to construct a platform which provides basic features for supporting cooperative work for widley-dispersed working groups, independent of their computing, network and application infrastructures.” The BSCW system supports cooperation through ”shared workspaces”; small repositories in which users can upload documents, hold threaded discussions, and obtain information on the previous activities of other users to coordinate their own work.BSCW Shared Workspace system is a Web-based CSCW tool offering basic facilities for collaborative work and shows how the Web can be transformed from a primarily passive information repository to an active tool for cooperation, without compromising the benefits of the Web as a cross-plattform tool for information sharing (software free of charge).

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Bernhard Kreß: Webbasiertes Lernen fordert eine neue Lernkultur! 37

6.1 Elemente zur Orientierung, Strukturierung und Anleitung der projektorientierten kooperativen Arbeit

r Modell der vollständigen Handlung in der Projekt- und Aufgabenbearbeitung

Die Unterstützung von angeleitetem selbstgesteuertem und/oder kooperativem Lernen auf der Basis des wissenschaftlichen Modells der "vollständigen Handlung" aus der Arbeitspsychologie, wurde in verschiedensten Modellversuchen in unterschiedlichsten Fachrichtungen/Berufsgruppen in der Aus- und Weiterbildung überwiegend in deutschen Unternehmen erprobt und vom Bundesinstitut für Berufsbildung wissenschaftlich begleitet (evaluiert) (vgl. Klein, Ulrich; 1990).

Informieren

Handlungs-schritte der"vollständigenHandlung"

PlanenImplementieren

Bewerten Entscheiden

Durchführen

Leitfragen und Leithinweise als Verbindung von offenem Lernangebot mit instruktionalem Design (guiding statt directing)Leitfragen/Leithinweise zu allen Handlungsschritten sind Grundlage des ”angeleiteten selbstgesteuerten/kooperativen Lernens”. Besondere Bedeutung hat hierbei die Unterstützung des kooperativen Lernens durch Strukturierung der Kooperation /Kommunikation innerhalb der Leitfragen/ Leithinweise.

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Bernhard Kreß: Webbasiertes Lernen fordert eine neue Lernkultur! 38

Leitfragen in der Projektbearbeitung (Beispiele)Informierenr Was soll getan werden?r Wozu ist die Aufgabe notwendig?r Wer hat Informationen/Erfahrungen?r Best practice / Benchmarksr Selfassessment und Kompetenz-

verbesserung

Planenr Wie soll vorgegangen werden?r Rollen- und Aufgabenverteilung in

der Gruppe? (Zielvereinbarung)r Welche Projektschritte sind

erforderlich?r Welche Ressourcen stehen zur

verfügung?r Welche Termine sind abzustimmen?r Qualitätsplanung (Kriterienplanung)

Entscheidenr Analyse potentieller Problemer Warum soll die Aufgabe so und nicht

anders gelöst werden?r Feedback

Durchführenr Konkrete Projektdurchführung (Reflexion)

Bewerten/ Reviewr Selbstbewertung / Kriterienmessungr Feedback / Fremdbewertungr Verbesserungsmaßnahmen

Implementierenr Ûmsetzung der Projektmaßnahme in die Praxisr Vorbereitung der Übertragung auf andere

Organisationseinheitenr Dokumentation im Intranet

Leitfragen und Leithinweise werden in der hier beschriebenen netzgestützten Lernumgebung auf zwei Ebenen mit unterschiedlichem Abstraktionsgrad benutzt.

Ebene I: Zur Einübung von HandlungsstrategienMit den Leitfragen/Leithinweise ist das Ziel verbunden, beim Lernenden eine Denkstrategie als Voraussetzung für eine Handlungsstrategie zu fördern.(In Form richtungsweisender Fragen sollen sie eine Navigationshilfe durch die Problem-/Projektstruktur anbieten)Mit wachsenden Erfahrungen mit der neuen vernetzten Lernumgebung wird der Lerner/Nutzer die Denkstrategie (guiding) verinnerlichen und wie selbstverständlich in seiner Handlungsstrategie umsetzen.

Ebene II: Zur Beschreibung konkreter Aufgaben/Projekte mit besonderen Hinweisen / Strukturierungshilfen für selbstgesteuertes und/oder kooperatives Lernen/Arbeiten (Aufgabenmapping, Arbeitspläne, Checklisten)

r Organisationsformen zur Grobstrukturierung der kooperativen Projektarbeit (vgl. Klein, Ulrich; 1990)

Die Projektarbeit kann in unterschiedlichster Form der Kooperation/Kollaboration durchgeführt werden. Drei verschiedene organisatorische Möglichkeiten der Planung, Arbeitsausführung und Verantwortungsübernahme sollen dargestellt werden.

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Bernhard Kreß: Webbasiertes Lernen fordert eine neue Lernkultur! 39

Selbstgesteuertes Projekt

Ä Vorgabe oder Auswahl des Arbeitsauftrags/Projekts

Ä selbstgesteuertes InformierenInformationsauswahl, -analyse und -auswertung

Ä selbstgesteuertes PlanenProjektbeschreibung und -planung im Resultroom darstellen.

Ä Entscheiden (nach der Präsentation) über den Planungsprozeß mit Analyse potentieller Probleme z. B. in einem Workshop I (soziales Lernen) mit Fremdbewertung und Feedback

Ä selbstgesteuertes Durchführen des ProjektsSelbstbewertung / Kriterienmessung selbstgesteuert, Ergebnisse im Resultroom darstellen

Ä Bewerten/Review Ergebnisse präsentieren, Fremdbewertung, Feedback und Verbesserungsmaßnahmen z. B. in einem Workshop II (soziales Lernen) Festlegen eines Projektstandards

Ä Implementieren der ProjektmaßnahmeVorbereitung der Übertragung auf andere OrganisationseinheitenDokumentation im Resultroom bzw. Betreuer einer ”Projektpage”

Gruppengeplantes Projekt (kooperative Planung, eigenverantwortliche Durchführung des Projekts)

Ä Vorgabe oder Auswahl des Arbeitsauftrags/Projekts durch die Gruppe (Meetingroom)

Ä selbstgesteuertes (evtl. in Kleingruppen) Informieren über Teilbereiche, Darstellung der Teilergebnisse im Netz, kooperatives Erstellen eines Gesamtergebnisses durch die Gruppe (Zusammenfassen der Teilergebnisse), Gruppenpuzzles (Grouproom)

Ä kooperatives Planen Projektplanung kooperativ im Netz (Grouproom) erarbeiten, abstimmen und im Resultroom darstellen.

Ä Entscheiden ( nach der Präsentation) über den Planungsprozeß mit Analyse potentieller Probleme z. B. in einem Workshop I (soziales Lernen) mit Fremdbewertung und Feedback

Ä selbstgesteuertes Durchführen des Projektsselbstgesteuerte Projektdurchführung anhand der gemeinsamen Planung; Selbstbewertung / Kriterienmessung selbstgesteuert, Einzelergebnisse im Grouproom dargestellt. Kooperative Zusammenfassung der gemachten Erfahrungen (Ergebnisse) zu einem gemeinsamen Ergebnis und Darstellung im Resultroom. Gegenseitige Unterstützung und Diskussion der aufgetretenen Probleme in der Durchführung im Grouproom

Ä Bewerten/ReviewFremdbewertung, Feedback und Verbesserungsmaßnahmen z.B. in einem Workshop II (soziales Lernen). Festlegen eines Projektstandards

Ä Implementieren der ProjektmaßnahmeVorbereitung der Übertragung auf andere OrganisationseinheitenDokumentation im Resultroom bzw. Betreuung einer ”Projektpage”

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Gruppenprojekt (kooperative Grobplanung und Schnittstellenabstimmung, selbstverantwortliche Detailplanung und Durchführung des Teilprojekts, kooperatives Zusammenführen zu einem Gesamtprojekt)

Ä Vorgabe oder Auswahl des Arbeitsauftrags/Projekts durch die Gruppe(Meetingroom)

Ä selbstgesteuertes (evtl. in Kleingruppen) Informieren z. B. über Teilbereiche, Darstellung der Teilinformationen im Grouproom, kooperatives Erstellen einer Gesamtinformationsbasis durch die Gruppe (Zusammenfassen der Teilinformationen im Grouproom) Gruppenpuzzles

Ä kooperatives Planen kooperative Grobplanung sowie Abstimmung der fachlichen Schnittstellen in der Gruppe erarbeiten, abstimmen und im Netz (Grouproom) darstellen. Selbstverantwortliche Detailplanung für ein Teilprojekt (Ergebnis im Resultroom)

Ä Entscheiden (nach Präsentation) über den Planungsprozeß der Teilprojekte und der Schnittstellen mit Analyse potentieller Probleme z. B. in einem Workshop I (soziales Lernen) mit Fremdbewertung und Feedback

Ä selbstverantwortliches Durchführen des Teilprojekts unter Berücksichtigung der Schnittstellen, kooperatives Zusammenführen/-fügen der Teilprojekte zu dem Gesamtprojekt. Selbstbewertung / Kriterienmessung und Diskussion der Teilprojekte im Grouproom und Zusammenfassung der Ergebnisse zu einer Präsentation (Resultroom)

Ä Bewerten/ReviewFremdbewertung, Feedback und Verbesserungsmaßnahmen z. B. in einem Workshop II (soziales Lernen) Festlegen eines Projektstandards

Ä Implementieren der Projektmaßnahme Vorbereitung der Übertragung auf andere Organisationseinheiten Dokumentation im Resultroom bzw. gemeinsame ”Betreuung” einer ”Projektpage”

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6.2 Projektnavigator (Projektablaufschritte) exemplarisch dargestellt.

Den Lernenden erleichtern Handlungsschritte, Organisationsformen und Leitfragen/Leithinweise das Verständnis für den prozessualen Ablauf von selbstgesteuerten individuellen und kooperativen Lernsequenzen. Sie erläutern die vorgesehenen Projektschnittstellen und die Netzplattformen (zur Kommunikation, Kooperation, Ergebnispräsentation und zum offenen Gedankenaustausch bzw. Informationsaustausch).Der Navigator ”guided” das Projektteam mit Hilfe der Handlungsschritte, Leitfragen/Leithinweisen und Organisationsformen durch die Projektbearbeitung im Netz. Besondere Bedeutung kommt hierbei der Unterstützung der Kooperation/Kollaboration zu.Die Planung, die Steuerung und die Kontrolle von Projekten sollen die optimale strukturelle und ablaufbezogene Gestaltung des Problemlösungsprozesses gewährleisten. Sie sind dabei selbst Aspekte dieses Prozesses und ziehen ihre Wirksamkeit aus ihrer problemspezifischen Flexibilität und zeitnahen Umsetzung.Der exemplarische Ablauf zeigt beispielhaft wie ein netzgestütztes Actionlearningkonzept in ein Qualifizierungsprogramm integriert werden kann. Der Bereich des selbstorganisierten netzgestützten (kooperativen) Lernens ist in einem vorhergehenden Kapitel beschrieben worden. Im Folgenden soll näher auf das projektorientierte Lernen / Arbeiten eingegangen werden.Schritte im Rahmen eines Qualifizierungsprogramms mit integrierter netzgestützter Projektarbeit mit dem Projektnavigator

Self-assessment

Soll / IstVergleich

Projekt-profil

Projektpotential-kriterien

Programm-baustein

Konzept:Ziele,InhalteMethoden zur

Vermittlung von Leadership-Fähigkeit,

Schlüssel-qualifikationen und

Handlungs-kompetenz

Implementationder Projekt-/Workshop-ergebnisseüber das Intranet

Selbst-organisiertes/kooperatives

Lernen

Projektarbeit(Organisations-

formen/ Leitfragen)

Projektnavigator (Schritte, Organisationsformen, Leitfragen)

Selbst-organisiertes/kooperatives

Lernen

INFORMIERENPLANEN

incl. Kick off Meeting

Workshop I(sozialesLernen)

ENTSCHEIDENAnalyse potentieller

ProblemeFeedback

Selbst-organisiertes/kooperatives

Lernen

DURCHFÜHRENselbstgesteuert

kooperativ

Workshop II(sozialesLernen)

BEWERTEN / REVIEW

ProjektergebnisseFeedback

r Gruppengeplantes Projekt

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Exemplarisches Projektbeispiel ” Wie erlebe ich top” zur Erläuterung des Projektnavigators

Projektauftrag:1. Die top - Bewegung

ÄInformieren Sie sich über topÄNehmen Sie Stellung: Wie groß sind die Verbesserungen die wir bisher

durch die top-Bewegung erreicht haben?

2. Neue Wege in der Zusammenarbeit und FührungÄLesen Sie die Broschüre ” top in Zusammenarbeit und Führung”ÄNehmen Sie am Führungsgespräch teilÄFormulieren Sie Ihr persönliches Projekt zur Optimierung der

Zusammenarbeit und Führung

3. Gruppengeplantes Projekt zur Optimierung der Zusammenarbeit und Führung

ÄAuswahl eines Projekts und Bildung einer ProjektgruppeÄBearbeitung des Projekts unter Anleitung des Projektnavigators

Hinweise / Piktogramme zur Erläuterung der netzgestützten Kommunikation, Koordination und Kooperation

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selbstgesteuerte Aktivität

Ergebnisse, Stellungnahme, Informationen, Erfahrungsaustausch im Meetingroom oder Resultroom

Kooperatives Arbeiten im Grouproom

Projekt/Aufgabenergebnisse zur Diskussion und Präsentation und für den Transfer in die Organisation

INFORMIEREN am Projektbeispiel "Wie erlebe ich top?"

2. Ein wichtiges Element der top Bewegung ist Culture Change.

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Lesen Sie die Broschüre "top in Zusammenarbeit und Führung" und nehmen Sie an einem Führungsgespräch zur Analyse des Standes der Zusammenarbeit und Führung in Ihrer Organisationseinheit teil.

Die Vorgehensbeschreibung und den vorgegebenen Fragenkatalog können Sie aus dem Netz herunterladen. Am Ende des Gesprächs halten Sie fest "Welche persönlichen Ziele nehme ich mir vor und welche konkreten Maßnahmen will ich ergreifen"?, um die Zusammenarbeit und Führung in meiner Organisationseinheit zu optimieren. Zeigen Sie neue Wege in der Zusammenarbeit und Führung auf und was Sie konkret tun wollen. Formulieren Sie Ihre persönlichen Ziele und Maßnahmen als Ihr persönliches Projekt, so daß Ihre Kollegen im Programm sich ein konkretes Bild von Ihrem Anliegen machen können.

Präsentieren Sie Ihre Projektbeschreibung im MeetingroomMaterialien:

top in Zusammenarbeit und Führung - Die Zeit ist reif für den Aufbruch im Unternehmen - Packen wir's an" Bestell Nr. (englisch

Führungsgespräch (Fragebogen) (MS Word Dokument zum Download)

P L A N E N am Projektbeispiel "Wie erlebe ich top ?"

1. Gruppenbildung Schauen Sie Sich die persönlichen Zielsetzungen und Projektvorhaben Ihrer Kollegen (im virtuellen Seminar) zur Optimierung der "Zusammenarbeit und Führung" an (---> MEETING ROOM).

Suchen Sie Sich Partner die sich ein ähnliches Projekt zur Optimierung der Zusammenarbeit und Führung vorgenommen haben.Vereinbaren Sie über den offenen Kommunikationsbereich im MEETING ROOM eine Zusammenarbeit mit maximal fünf Kollegen. Geben Sie sich als Gruppe einen Namen und beziehen Sie einen GROUP ROOM.

Teamentwicklung: Wie wollen wir miteinander umgehen?Sehen Sie sich im Netz den Videofilm ”Balance” an.Diskutieren Sie im GROUP ROOM die Folgen der Abhängigkeit voneinander und das dargestellte Kooperationsverhalten.Projezieren Sie das dargestellte Verhalten auf ihre gemeinsame zukünftige Projektarbeit. Vereinbaren sie Regeln wie sie im Projekt zusammenarbeiten wollen.

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Bernhard Kreß: Webbasiertes Lernen fordert eine neue Lernkultur! 45

2.Projektplanung Nachdem Sie Sich auf ein gemeinsames Projekt verständigt haben führen Sie in Ihrer Gruppe eine gemeinsame Zielvereinbarung, Projektbeschreibung, -planung und Qualitätskriterienbestimmung

durch. Machen Sie deutlich an welchen Kriterien Sie Ihren Erfolg messen wollen. Ergebnisdarstellung Ihrer Planung erfolgt im Netz und durch eine Präsentation im Schritt ENTSCHEIDUNG / Workshop I

(unter Zuhilfenahme von z.B. MS-Project, MS-PowerPoint, etc.). 3. Planungsergebnis

Stellen Sie Ihre Projektbeschreibung und -planung für alle Kollegen zugänglich im RESULT ROOM aus.

Der Projektablaufschritt kann durch ein Kick off Meeting unterstützt werden

E N T S C H E I D E N am Projektbeispiel "Wie erlebe ich top ?"Workshop I:

Erstmaliges persönliches Zusammentreffen der Teilnehmer am

"Programm". Die Gruppen präsentieren ihr Projekt "Wie erlebe ich top ?" im Workshop I. Moderiertes Feedback aller Workshopteilnehmer incl. "Analyse potentieller Probleme und/oder einer Prozeßanalyse" geben den Gruppen Hinweise zur Projektverbesserung und für ein Qualitätsmanagement. Entscheidung über die konkrete Vorgehensweise mit der Begründung warum das Projekt so und nicht anders durchgeführt werden soll. (WER macht WAS, WOZU, WIE, WARUM, WOMIT, WO, WANN und bis WANN).

Die im Workshop verbesserten Entwürfe der Gruppen werden imRESULTS ROOM dargestellt.

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D U R C H F Ü H R E N am Projektbeispiel "Wie erlebe ich top ?"

1. Die Gruppenprojekte werden von jedem Gruppenmitglied selbstveranwortlich nach der gemeinsamen Planung pilotiert. Die jeweiligen Ergebnisse werden von jedem Gruppenmitglied nach den vereinbarten Qualitätskriterien zusammengefaßt und in

dem GROUPS ROOM ausgestellt.

2. Die Projektgruppe unterstützt sich gegenseitig bei der Durchführung um kooperativ Probleme zu besprechen, spezifische Kenntnisse zu vertiefen und auszutauschen, die

Ergebnisse zu analysieren und den Teamgeist auch im Netz weiterzuentwickeln. ---> GROUPS ROOM

3. Die Projektgruppe analysiert und bewertet die Einzelergebnisse der Gruppenmitglieder und stellt ein zusammengefaßtes Projektgruppenergebnis für den Workshop II zusammen (gemeinsame Stellungnahme mit Selbstbewertung / Kriterienmessung).---> Kooperatives Arbeiten im GROUP ROOM,

Das Ergebnis wird im RESULTS ROOM dargestellt.

B E W E R T E N am Projektbeispiel "Wie erlebe ich top ?" Workshop II:

1. Vorstellung der Projektergebnisse im Workshop II incl. Selbsbewertung/Kriterienmessung der Projektpilotierung

2. Moderiertes Feedback und Bewertung der Ergebnisse durch die Workshopteilnehmer

- "Bewegen wir uns in Richtung unseres Zieles ?"- "Ist der Ablauf/Prozeß praktikabel und nachvollziehbar /

multiplizierbar ?"- "Was kann man verbessern ?"

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3. Festlegung des Projekt-Standard und ob noch zusätzliche Maßnahmen zur Projekterprobung, -evaluierung notwendig sind.

4. Erste Überlegungen zur Implementierung in der Organisation (Abläufe, Prozesse, Qualitätskriterien, Maßnahmen, Verantwortliche)

5. Moderierter Erfahrungsaustausch der Workshopteilnehmer über die Projektarbeit (Metaebene)

Ergebnisse von allgemeiner Bedeutung werden im RESULTS ROOM dargestellt

IMPLEMENTIEREN am Projektbeispiel "Wie erlebe ich top ?"

1. Umsetzung der Projektmaßnahme "Wie erlebe ich top ?" in die Praxis, z.B. in anderen Organisationseinheiten. Erarbeitung von Empfehlungen, Hinweisen und potentiellen "Tretminen" durch die Projektgruppen.

2. Dokumentation im Netz Projektstandard, -ergebnisse und Empfehlungen zur Umsetzung der Projekte "Wie erlebe ich top ?" werden von den Projektgruppen im RESULTS ROOM veröffentlicht (Abläufe, Prozesse, Qualitätskriterien, Maßnahmen , Verantwortliche)

Betreuung des Projekts bei Anfragen und Unterstützung der Interessierten duch die Projektgruppenteilnehmer

3. ggf. Durchführung von Transfermeetings durch die Projektgruppenteilnehmer

4. ggf. Abnahme des Projekts durch Paten, Coach etc., je nach Rahmenbedingungen

MEETING ROOM

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Der Meetingroom ist der allgemeine Treffpunkt in der netzbasierten Projektarbeit. Er ist die

ÄBasis zur Gruppenfindung und dieÄPlattform um über den Lernprozeß zu diskutieren und sich gegenseitig

beim Lernen zu unterstützen oderÄmit anderen Teilnehmern zu Chatten (synchrone online Kommunikation)

GROUP ROOMDer Grouproom ist der Ort der Projektarbeit und somit die Plattform zur Kollaboration. Der Grouproom ist offen für die Projektmitarbeiter und den Projektpaten/ -kunden. Hier ist besonders wichtig, daß Attachments möglich sind.Ebenfalls sollte ein ”Dateimanager” diese Attachments verwalten. Personen- und Themensuche müssen die Arbeit erleichtern.Die einzelnen Schritte in der Projektbearbeitung werden jeweils in ”Unterräumen” des Grouprooms bearbeitet. Dies dient der Übersichtlichkeit und hilft den Arbeitsprozess zu dokumentieren. Der grundsätzliche Aufbau kann sich an der Funktionalität der ”Newsgroups” orientieren, ohne die Unübersichtlichkeit in Kauf zu nehmen. ”Application sharing” erhöht deutlich die Möglichkeiten zur Kooperation.

RESULT ROOMDer Resultroom macht von Beginn an deutlich, daß auf ein Ergebnis hin gearbeitet wird und jedes Gruppenmitglied seine Verantwortung und seine Bringschuld hat. Die Arbeit auf ein Ergebnis hin macht die Notwendigkeit einer professionellen Koordinierung durch Projektmanagementtools deutlich.

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6.3 Resultatorientierte Projektarbeit (Erfahrungen und Vorgaben) Real Business Challenges

Die Mitglieder, die aus Organisationen mit sehr unterschiedlichen Arbeitsstilen und Denkansätzen kommen, lernen, einander zu vertrauen und offen zu kritisieren, ohne das Klima der gegenseitigen Unterstützung zu gefährden, das eine der wichtigsten Eigenschaften in einer Projektgruppe darstellt.Für ein effektives Actionlearning-Programm müssen gewisse Elemente in Betracht gezogen werden. Dazu gehören die Wahl des Projekts, die Auswahl, Unterstützung und Einweisung der Teilnehmer, die Definition der Rolle der Projektgruppe und die Erläuterung der Rolle des Kunden, der das Projekt einbringt.Jedes Unternehmen hat strategische Probleme, die über die Organisationseinheitengrenzen hinausgehen und erst gelöst werden können, wenn die verschiedenen Teile der Organisation ihre Rollen und Funktionen überprüfen. Obwohl Chefs im allgemeinen der Ansicht sind, daß diese Probleme zu wichtig sind, um andere an ihrer Lösung zu beteiligen, sind dies doch diejenigen Probleme, die den Teilnehmern das größtmögliche Lernpotential zur Verfügung stellen, denn

Äder Teilnehmer muß seine bisherigen Erfahrungen im Lichte des neuen Problems überprüfen, während er mit anderen zusammenarbeitet, um Veränderungen zu bewirken;

Äder Teilnehmer muß ungezwungene und offene Beziehungen zu dem ”Kunden” und zu den Gruppenmitgliedern aufbauen, um die Situation objektiv erkennen zu können;

Äder Teilnehmer muß anderen dabei helfen, ausreichende Informationen zu beschaffen, um einen einigermaßen schlüssigen Aktionsplan aufstellen zu können.

Motivation der Teilnehmer resultiert aus Statusverbesserungen, Aufstiegschancen und einer gesunden Portion Neugierde. Um die besten Ergebnisse erzielen zu können, sollten die Teilnehmer und ihre Projekte in ihrer Bedeutung korrespondieren, und die Teilnehmer sollten bei der Auswahl ihrer Projekte mitreden dürfen. Dies kann in der Form geschehen, daß sie ihre Auswahl anhand einer Liste, die potentielle Kunden vorgelegt haben, oder nach den Diskussionen mit den Kunden selbst treffen. Unterstützung durch das Topmanagement ist von entscheidender Bedeutung. Diese Unterstützung läßt den Teilnehmer spüren, daß seine Erfahrung im Projekt die Mühe wert ist, was das Unternehmen vom Teilnehmer erwartet und was es mit ihm vorhat (Foy, Nancy; 1982).

Der ”Kunde” ist in viel größerem Umfang eine Schlüsselfigur, als er es normalerweise wahrhaben will. Sein Einsatz für das Projektziel, seine Bereitschaft, das Projekt im Lichte von Erfahrungen und Untersuchungen zu hinterfragen und -falls erforderlich - neu zu definieren, seine tatsächliche Verfügbarkeit für den Teilnehmer sind letztlich entscheidende Voraussetzungen für den Erfolg. Der Lernende braucht ihn als Berater, Kollegen, Lehrer und Katalysator. Der Kunde muß seiner Organisation vermitteln, daß sich aus dem Projekt Aktionen ergeben werden. Er muß signalisieren, daß er das Projekt unterstützt und daß die Projektgruppe Informationen sammelt, weil er selbst sie ausgewählt hat.

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Der Kunde sollte von dem Problem betroffen sein. Er ist im allgemeinen die Person mit der größten Autorität für die Problemlösung beziehungsweise mit der Fähigkeit, andere Personen aufgrund seiner Autorität dafür einzusetzen. Während der Aktionsphase, in der die Projektgruppe oft mit der Indifferenz oder mit der Ablehnung in der ”Kundenorganisation” konfrontiert wird, ist die Unterstützung durch den Kunden besonders wichtig. Schwierig wird die Situation, wenn die vorgeschlagenen Maßnahmen den Status quo des Kunden selbst zu gefährden scheinen.

Ergebnisorientierte Projekte umgehen langwierige Vorbereitungsphasen und zielen auf schnelle meßbare Gewinne innerhalb weniger Monate. Beispiele sind

Ägestiegene ErträgeÄverkürzte LieferzeitÄverlängerte InventurphasenÄbessere KundenzufriedenheitÄverkürzte ProduktentwicklungszeitÄvergrößerter Marktanteil (Schaffer, Robert H; 1992).

ZusammenfassungDie Tür zu einer Pull-Lernkultur im Unternehmen ist gerade erst aufgestoßen worden. Die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens wird immer stärker an seinem ”intellectual capital” gemessen werden. Die Mitarbeiter im Unternehmen müssen sich zu ”knowledge - workern” entwickeln. Aufbauend auf ihre entwickelten telematikorientierten Schlüsselqualifikationen setzen sie ihre Handlungskompetenz zum Nutzen des Kunden ein. Sie lösen netzgestützt und im Team die Probleme der Kunden und tragen durch Implementierung und Dokumentation ihrer ”learning -lessons” zur dynamischen Entwicklung einer vor schneller Nachahmung geschützten ”Corporate Intelligence” bei.

Aufgabe aller Verantwortlichen im Unternehmen ist die Förderung des Kompetenzaufbaus bei den Mitarbeitern, um anforderungs- und bedarfsorientiert Qualifikationsprofile anzupassen.Eine Möglichkeit ist, bedarfsorientierte selbstgesteuerte Lernprozesse zu ermöglichen. Dies erfordert die notwendige netzbasierte Infrastruktur und die Förderung von Schlüsselqualifikationen und einer Pulllernkultur bei den Lernern. Selbstverantwortliches lebensbegleitendes Lernen, ist Vorraussetzung und Basis für eine sich kontinuierlich verändernde und am Markt/Kunden orientierten Organisation und damit einer der entscheidenden Wettbewerbsvorteile gegenüber denWettbewerbern im Markt.

Literaturverzeichnis:

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