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AUTOR Getrennt und doch zusammen Dennoch gilt es, Prozesse unter Effizienz- gesichtspunkten zu standardisieren. Um die Arbeit zu beschleunigen und die Qua- lität zu verbessern, sind beispielsweise Module konzipiert worden, die nur noch an individuelle Anforderungen anzupas- sen sind. In diesem Zusammenhang hat sich das Unternehmen entschieden, mit fluidPlan (Vorgänger von Eplan Fluid) zu arbeiten. Dieses CAE-System vereinfacht die Planung der Fluidtechnik. Es arbeitet auf einer gemeinsamen Plattform mit Eplan 5, dem Vorgänger von Eplan Electric P8 für die Elektrokonstruktion. Frank Engler ist Produktmanager bei EPLAN Software & Service in Monheim. Bei der Bahn ist immer viel zu tun: Gleisanlagen und Oberleitung sind in Stand zu halten, Schienen zu schweißen, Lösch- und Rettungszüge sorgen im Bahnnetz für Sicherheit. Schienenfahrzeuge für diese Ein- satzgebiete baut Windhoff Bahn- und Anlagentechnik. Dabei nutzt das Unternehmen bei der Konstrukti- on elektropneumatischer Bremssysteme ein Modulsystem von Eplan. Damit lassen sich Elektro- und Fluid- technik auf einer Plattform kombinieren – bei geringerem Zeitaufwand und niedrigerer Fehlerquote. Verena Köster, technische Zeichnerin E-Technik im Geschäftsbereich Bahntech- nik: „Unser Ziel ist die Modularisierung der Konstruktion nach Funktionen. Da ist eine enge Verbindung von Fluid- und Elektrotechnik sinnvoll, weil die fluid- technischen Systeme in unseren Schie- nenfahrzeugen fast immer elektrisch angesteuert werden. Zudem ist die Vor- gehensweise in der Konstruktion sehr Vernetztes Arbeiten mit Softwareplattform für Elektro- und Fluidtechnik Konstrukteure kombinieren klug Die Schienenfahrzeuge von Windhoff sind weltweit gefragt. Zurzeit baut das Unternehmen der Georgsmarienhütte- Gruppe in Rheine beispielsweise Instand- haltungsfahrzeuge für eine niederlän- dische Hochgeschwindigkeitsstrecke, Lösch- und Rettungszüge für die Schwei- zer Bahnen sowie Wartungsfahrzeuge für eine Hochgeschwindigkeitsstrecke in Tai- wan. Die unterschiedlichen Bestimmun- gen der einzelnen Bahngesellschaften verhindern, dass Windhoff dabei auf Ent- wicklungen ‘von der Stange’ zurückgrei- fen kann. Sämtliche Fahrzeuge werden somit auftragsbezogen produziert. SOFTWARE & ENGINEERING 64 IEE 02-2008 Der Geschäftsbereich Bahntechnik entwickelt und fertigt stationäre Wartungsanlagen wie diese Hubeinrichtung für ICE-Ganzzüge.

Konstrukteure kombinieren klug - all- · PDF filezen sowohl für Eplan Electric P8 als auch-für Eplan Fluid sind schon beschafft, die Programme aber bewusst noch nicht im-plementiert

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Page 1: Konstrukteure kombinieren klug - all- · PDF filezen sowohl für Eplan Electric P8 als auch-für Eplan Fluid sind schon beschafft, die Programme aber bewusst noch nicht im-plementiert

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Getrennt und doch zusammen Dennoch gilt es, Prozesse unter Effizienz-gesichtspunkten zu standardisieren. Um die Arbeit zu beschleunigen und die Qua-lität zu verbessern, sind beispielsweise Module konzipiert worden, die nur noch an individuelle Anforderungen anzupas-sen sind. In diesem Zusammenhang hat sich das Unternehmen entschieden, mit fluidPlan (Vorgänger von Eplan Fluid) zu arbeiten. Dieses CAE-System vereinfacht die Planung der Fluidtechnik. Es arbeitet auf einer gemeinsamen Plattform mit Eplan 5, dem Vorgänger von Eplan Electric P8 für die Elektrokonstruktion.

Frank Engler ist Produktmanager bei EPLAN Software & Service in Monheim.

Bei der Bahn ist immer viel zu tun: Gleisanlagen und Oberleitung sind in Stand zu halten, Schienen zu schweißen, Lösch- und Rettungszüge sorgen im Bahnnetz für Sicherheit. Schienenfahrzeuge für diese Ein-satzgebiete baut Windhoff Bahn- und Anlagentechnik. Dabei nutzt das Unternehmen bei der Konstrukti-on elektropneumatischer Bremssysteme ein Modulsystem von Eplan. Damit lassen sich Elektro- und Fluid-technik auf einer Plattform kombinieren – bei geringerem Zeitaufwand und niedrigerer Fehlerquote.

Verena Köster, technische Zeichnerin E-Technik im Geschäftsbereich Bahntech-nik: „Unser Ziel ist die Modularisierung der Konstruktion nach Funktionen. Da ist eine enge Verbindung von Fluid- und Elektrotechnik sinnvoll, weil die fluid-technischen Systeme in unseren Schie-nenfahrzeugen fast immer elektrisch angesteuert werden. Zudem ist die Vor-gehensweise in der Konstruktion sehr

Vernetztes Arbeiten mit Softwareplattform für Elektro- und Fluidtechnik

Konstrukteure kombinieren klug

� Die Schienenfahrzeuge von Windhoff sind weltweit gefragt. Zurzeit baut das Unternehmen der Georgsmarienhütte-Gruppe in Rheine beispielsweise Instand-haltungsfahrzeuge für eine niederlän-dische Hochgeschwindigkeitsstrecke, Lösch- und Rettungszüge für die Schwei-zer Bahnen sowie Wartungsfahrzeuge für eine Hochgeschwindigkeitsstrecke in Tai-wan. Die unterschiedlichen Bestimmun-gen der einzelnen Bahngesellschaften verhindern, dass Windhoff dabei auf Ent-wicklungen ‘von der Stange’ zurückgrei-fen kann. Sämtliche Fahrzeuge werden somit auftragsbezogen produziert.

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Der Geschäftsbereich Bahntechnik entwickelt und fertigt stationäre Wartungsanlagen wie diese Hubeinrichtung für ICE-Ganzzüge.

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Fluidtechnik mit direkter Anbindung zur Elektro-technik-Konstruktion: Auszug einer Konstrukti-onsplanung für einen pneumatisch betätigten Stromabnehmer.

einen Baustein für Fluid- und Elektrotech-nik. Diese werden zwar parallel ent-wickelt, übernehmen gegenseitig aber alle relevanten Änderungen automa -tisch. Der Vorteil: Elektro- und Fluidtech-niker können parallel und damit zeitspa-rend an einem Projekt arbeiten. Um diese vernetzte Arbeitsweise realisie-ren zu können, müssen die Pläne für beide Gewerke identisch sein – bis hin zu Sei-tenzahlen oder Nummerierung der Kom-ponenten. Projekte lassen sich dann ge-meinsam entwickeln. Was zuvor in zwei –

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ähnlich.“ Frau Köster, ursprünglich aus-schließlich in der Elektrokonstruktion tä-tig, kann das bestens beurteilen – arbei-tet sie heute zur Hälfte auch für die Fluid-technik. Während die Konstrukteure früher Zeich-nungen aus möglichst ähnlichen Projek-ten als Grundlage nahmen und nach den individuellen Anforderungen variierten, können sie jetzt ein zunächst projektneu-trales Grundmodul, also ein Vorlagepro-jekt, aufrufen. Dieses Modul – beispiels-weise für einen Kran – enthält jeweils

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auch noch räumlich voneinander ge-trennten – Abteilungen stattfand, wird nun in enger Abstimmung erledigt und führt schneller zum Ziel.

Skepsis schnell überwunden Die Einführung von FluidPlan erforderte im Unternehmen einen Umdenkungs-

prozess sowie veränderte Arbeitsweisen. Das betraf die Konstruktion gleicherma-ßen wie die Fertigung. Die anfängliche Skepsis war dabei schnell überwunden. Gab es vorher Abstimmungsschwierig-keiten zwischen Hydraulikern und Elek-trotechnikern – beispielsweise bei der Platzierung und dem Anschluss von Kom-

ponenten – gehören diese Probleme jetzt der Vergangenheit an. Weiterhin verbes-serte das neue System die Zusammen-arbeit mit den Zulieferern, weil diese ebenfalls häufig FluidPlan einsetzen. Die Windhoff-Konstrukteure nutzen die-se Lösung ebenfalls für die Pneumatik-Konstruktion. Zu den pneumatischen

Windhoff-Anlagen, die im gleichen Projekt sämtliche elektrotechnischen und fluidtechnischen Daten enthalten. Beispiel: Ausschnitt einer Sandung für ein Drehgestell

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Wartungsfahrzeuge von Windhoff – im Bild ein ‘Multi Purpose Vehicle’ mit Ladekran – sind weltweit im Schienennetz unterwegs und lassen sich dank der vernetzten Arbeitsweise schneller konstruieren.

Auch Schienenfahrzeuge für den innerbetrieblichen Transport in der Stahlindustrie gehören zum Portfolio des Windhoff-Geschäftsbereichs Industrietechnik.

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� infoDIRECT 789iee0208

www.iee-online.de � Produktlink zur Plattform � Link zu Schienfahrzeugen � Link zu Taiwan High Speed Rail

Komponenten der Schienenfahrzeuge gehören unter anderem die Betätigung der Stromabnehmer, die Bremse und Sig-nalisierung sowie weitere Ansteuerun-gen. Darüber hinaus kommt die Software in der Konstruktion der Ölhydraulik zum Einsatz, ferner in der Wasserversorgung der Schienenschleifanlagen.

Alles in einem Plan Sensoren wie Temperaturfühler im Hy-drauliktank oder Drucksensoren in den Leitungen lassen sich ebenfalls leichter in die Konstruktion integrieren, weil sie so-wohl fluid- als auch elektrotechnisch in das Modul eingebunden werden müssen. Die Daten, die die Sensoren liefern, wer-den dann in der SPS des jeweiligen Sys-tems weiterverarbeitet. Für feststehende Kombinationen, wie sie etwa bei Propor-tionalventilen und ihrer Betätigung auf-treten, haben die technischen Zeichner Makros gespeichert, die sie per Mausklick aufrufen.

Die Konstrukteure erwarten von der neu-en Plattform weitere Vorteile. Die Lizen-zen sowohl für Eplan Electric P8 als auch-für Eplan Fluid sind schon beschafft, die Programme aber bewusst noch nicht im-plementiert. Der Grund: Es fehlen noch die notwendigen Schnittstellen zum EDM-System. Die CAD-Systeme sind bei Windhoff über das EDM-System von Key-tech mit SAP verbunden. So stellt das Unternehmen den durchgängigen Da-tenfluss von der ersten Konstruktions-zeichnung über die Detailkonstruktion bis zu den kaufmännischen Disziplinen sicher. Keytech generiert beispielsweise automatisch Stücklisten im SAP-System, die der Einkauf als Bedarf direkt für die Bestellungen übernimmt. Da der Anbie-ter des EDM-Systems momentan noch an der Schnittstelle für das neue Eplan Elect-ric P8 arbeitet, liegt die Implementierung so lange auf Eis, bis die Durchgängigkeit bis ins SAP verfügbar ist. Bei Windhoff sieht man aber noch weite-re Vorteile im Einsatz von FluidPlan. Vere-na Köster: „Die CAX-Verbindung von Elek-tro- und Fluidtechnik passt gut zur neuen Betriebsmittelnorm EN 61346, die die Be-triebsmittelkennzeichnungen einheitlich und gewerkeübergreifend nach Funktio-nen ordnet. Darüber hinaus spart die di-rekte Anbindung an Datenbanken, zum Beispiel den Online-Katalogen, viel Zeit.“

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SOFTWARE & ENGINEERING

Verena Köster, Konstrukteurin im Geschäftsbereich Schienenfahrzeuge, arbeitet je zur Hälfte in der Elektrotech-nik- und Fluidtech-nik-Konstruktion.

� KOMPAKT

Die Verbindung von Elektro- und Fluid-technik bietet für die Konstruktion viel-fältige Vorteile. So stellt die exakt gleiche Datengrundlage auf Basis einer umfas-senden Plattform konsistentes und effi-zienteres Arbeiten über Fachabteilungen hinweg sicher. Im Mittelpunkt stehen dabei nicht die einzelnen Komponenten, sondern komplette Funktionen inner-halb einer Gesamtkonstruktion.