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Konstruktiver Holzschutz Dipl.-Ing. Borimir Radovic, Akademischer Direktor i.R.

Konstruktiver Holzschutz - Netzwerk Holzbau · PDF fileSteuerungsnorm DIN 68800-1, Grundlagen Ausführungsbestimmungen DIN 68800-2 Vorbeugende bauliche Maßnahmen DIN 68800-3 Vorbeugender

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Konstruktiver Holzschutz

Dipl.-Ing. Borimir Radovic, Akademischer Direktor i.R.

Steuerungsnorm DIN 68800-1, Grundlagen

Ausführungsbestimmungen

DIN 68800-2 Vorbeugende bauliche Maßnahmen

DIN 68800-3 Vorbeugender chemischer Holzschutz

DIN 68800-4 Bekämpfungs-maßnahmen

Neue DIN 68800

Alle Normteile berücksichtigen sowohl Schutz von tragenden als auch Schutz von nicht tragenden Hölzern

Neue DIN 68800-1 Grundlagen des

Holzschutzes

Gefährdung von Holz

Holzzerstörende Pilze

Holzverfärbende Pilze und Schimmelpilze

Holzzerstörende Insekten

Holzschädlinge im Meerwasser

Neue DIN 68800-1 Grundlagen des Holzschutzes

Gebrauchsklassen

• Bisher „Gefährdungsklassen“ (engl. „hazard classes“)

• Jetzt „Gebrauchsklassen“ (engl. „useclasses“)

Gebrauchsklassen

GK 0 GK 1 Holzbauteile bei einer rel. Luftfeuchte bis 85% GK 2 Holzbauteile bei einer rel. Luftfeuchte über 85%GK 3.1 Holzbauteile nicht unter Dach, ohne ständigen Erd- und/oder

Wasserkontakt, mit nur mäßiger Beanspruchung durch Bewitterung, bei denen die Zeit einer Befeuchtung begrenzt und eine Anreicherung von Wasser/ Wassernestern im Holz nicht zu erwarten ist.

Gelegentlich feucht (> 20%)GK 3.2 Holzbauteile nicht unter Dach, ohne ständigen Erd- und/oder

Wasserkontakt, mit Bewitterung; bei denen eine Befeuchtung über lange Zeit möglich und eine Anreicherung von Wasser/Wassernester im Holz zu erwarten ist.Häufig feucht ( > 20%)

GK 4 Holzbauteile mit ständigem Erd- und/oder Süßwasserkontakt

GK 5 Holzbauteile mit Kontakt im Meerwasser

Maßnahmen zum Schutz des Holzes bauliche Maßnahmen

chemische Maßnahmen

(Anwendung von Holzschutzmitteln) Physikalischer Holzschutz (z. B. hohe Tem-

peratur bei Bekämpfungsmaßnahmen) Beschichtungen

Einsatz von Hölzern mit natürlicher Dauer-

haftigkeit

Abschnitt 1: Verpflichtung bauliche Maßnahmen zu berücksichtigen

Abschnitt 8: Grundsätzliche bauliche Maßnahmen sind stets zu beachten

Ausführungen mit besonderen baulichen Holzschutzmaßnahmen nach DIN 68800-2 sollten gegenüber Ausführungen bevorzugt werden, bei denen vorbeugende Schutzmaßnahmen mit Holzschutzmitteln nach DIN 68800-3 erforderlich sind.

DIN 68800-2Vorbeugende bauliche Maßnahmen in Hochbau

CEN/TC 38, Sekretariat Paris ist zuständig für EN-Normen zum HS

Normen wurden erstellt zu

• Gebrauchs(Gefährdungs)klassen EN 335

• Natürliche Dauerhaftigkeit/Tränkbarkeit EN 350

• Anforderungen an Holzschutzmittel EN 599• Geschütztes Holz EN 351

• Beziehung GK / Dauerhaftigk. / geschützt. Holz EN 460

• Anforderungen an Bekämpfungsmittel EN 14128• Heißluftverfahren CEN/TS 15003

• Begriffsbestimmungen EN 1001

EN - Holzschutznormen

Keine EN-Normen zum baulichen Holzschutz

Baulicher Holzschutz beinhaltet alle

- planerischen,- konstruktiven,- bauphysikalischen und- organisatorischen

Maßnahmen zur Vermeidung von Schäden durch Holz zerstörende Organismen und übermäßiges Quellen und Schwinden des Holzes

Es wird unterschieden zwischen:

• grundsätzlichen baulichen Maßnahmenund

• besonderen baulichen Maßnahmen

Grundsätzliche bauliche Maßnahmen:

- Rechtzeitige und sorgfältige Planung- Fernhaltung oder schnelle Ableitung vom

Niederschlagswasser - Vermeidung einer unzuträglichen Erhöhung der

Holzfeuchte - Vermeidung einer unzuträglichen Veränderung der

Holzfeuchte - Vermeidung von Tauwasser

sind stets zu beachten

Besondere bauliche Maßnahmen

sind bauliche Maßnahmen, die es ermöglichen, Bauteile aus Holz oder Holzwerkstoffen in die Gebrauchsklasse GK0 einzustufen, wenndie grundsätzlichen baulichen Maßnahmen alleine nicht ausreichen.

Hinsichtlich der Vermeidung von Schäden durch Schadorganismen wird unterschieden zwischen

- baulichen Maßnahmen gegen Holz zerstörende Pilze und

- baulichen Maßnahmen gegen Holz zerstörende Insekten

Maßnahmen zur Vermeidung von Schäden durch Holz zerstörende Pilze sind

Feuchteschutzmaßnahmen

Ziel: Holzfeuchte soll unterhalb des Fasersättigungsbereiches liegen(Für die Praxis unterhalb von 30%)

Holzfeuchte < rd. 30%Wasser in den Zellwänden gebunden

Feuchtezustand der Zellwände und Zellhohlräume

Kein Pilzbefall möglich Pilzbefall möglich

Fase

rsät

tigun

g

30%

Feuchteschutzmaßnahmen:

- Feuchteschutz während Transport Lagerung und Montage

- Schutz von Niederschlägen- Schutz in Nassbereichen- Schutz gegen Feuchteleitung aus

angrenzenden Bauteilen- Tauwasserschutz

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Transport

Transport und Lagerung

EinbauRegenschutz einer Dachkonstruktion aus Furnierschichtholz mit einer

diffusionsoffenen Folie während des Bauzustandes

Schutz vor Niederschlägenim eingebauten Zustand

Niederschläge sind vom Holz fernzuhalten

oder

so schnell abzuleiten, dass keine unzuträgliche Veränderung des Feuchtegehalts eintritt

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Schutz vor Niederschlägen

durch

Überdachung und

Verkleidung

Schutz vor NiederschlägenWetterschutz der Holzkonstruktion durch Überdachung

Brücke ü. d. Simme, Wimmis CH

Schutz vor NiederschlägenDauerhaft wirksamer Wetterschutz bei

Wänden

- Hinterlüftete Außenverkleidungen - Belüftete Außenverkleidungen- Kleinformatige Außenwandverkleidungen- Offene Außenwandverkleidungen auf senkrechte

Lattung mit dahinterliegenden dauerhaft wirksamen wasserableitender Schicht

- Wärmedämm-Verbundsystem oder Putzträgerplatte

- Mauerwerk-Vorsatzschale

Außenwand mit kleinformatiger Außenwandbekleidung,

Beispiel mit Boden-Deckel-Brettschalung

Offene Außenwandbekleidung auf senkrechter Lattung

Einarbeiten von Armierungsbahnen ( Bewehrung) in den Unterputz

Kiesschicht > 150 mm

≥ 50 mm mit geeigneten Abdichtungsmaßnahmen nach DIN 18195-4

Sockelausbildung Sockelhöhe üblicherweise 30 cm über Oberkante Gelände

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Spritzwasserschutz

Spritzwasserschutz

- Abstand Unterkante Holz zum Erdreich/umgebenden Bodenbelag ≥ 30 cm

- Bei Kiesschüttung ≥ 15 cmsonst

- Anordnung von Gitterrosten bzw.- Ausreichender Dachüberstand

NutzungsfeuchteWasserdicht ausgebildete Wand- und Fußbodenbereiche eines Badraumes

Tauwasserschutz

Beim Tauwasserschutz wird unterschiedenzwischen:

- Tauwasserschutz für die raumseitige Oberfläche

- Tauwasserschutz für den Querschnitt von Außenbauteilen infolge Wasserdampfdiffusion

- Tauwasserschutz für den Querschnitt von Außenbauteilen infolge Wasserdampfkonvektion

Wasserdampfkonvektion mit Tauwasserbildung bei nicht luftdicht ausgebildeten Außenbauteilen (nach Schulze)

a unterseitige Bekleidung nicht luftdicht;

b Anschluss der unterseitigen Bekleidung an die Trennwand nicht luftdicht

c luftdurchlässige Durchdringung einer ansonsten luftdichten Bekleidung durch Elektrokabel oder Rohrdurchführung; AR Aufenthaltsraum

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Flachdach, Aalen

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Flachdach, Aalen

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Flachdach, Aalen

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Flachdach, Aalen

Tauwasserschutz bei beidseitig geschlossenen Bauteilen

Nachweise

a) Nach DIN 4108-3 (Glaser- Verfahren) zuzüglich Trocknungsreserve bezüglich eines konvektiven Feuchteeintrags von≥ 250 g/m²a bei Dächern bzw.≥ 100 g/m²a bei Wänden und Decken

b) Nach DIN EN 15026 (Nummerische Simulationsverfahren), bei dem der konvektive Feuchteeintrag entsprechend der geplanten Luftdurchlässigkeit mit dem q50- Wert nach DIN 4108-7 in Rechnung zu stellen ist.

Tauwasserschutz bei beidseitig geschlossenen Bauteilen

Für Konstruktionen nach Anhang A und für Bauteile nach Tabelle 1 ist ein Nachweis nicht erforderlich

Tabelle 1, Anforderungen an wasserdampfdiffusionsäquivalente Luftschichtdicke

Sd-Wert außen Sd-Wert innen

≤ 0,1 m ≥ 1,0 m

≤ 0,3 m ≥ 2,0 m

0,3 m* ≤ sd ≥ 4,0 m* 6 x sd außen*

Dabei sind zusätzliche Dämmschichten auf der Raumseite bis 20% des Gesamtwärmedurchlass-widerstandes zulässig* Nur bei werksseitiger Vorferigung nach Holztafelbaurichtlinie

Maßnahmen • vorgesetzte Installationsebene

• Installation in Innenwände

• Luftdichte Flächen

- luftdichte Bekleidung

- zusätzliche luftdichte Schicht

• Luftdichte Bauteilanschlüsse

Fugen planen:

Kompribänder, Anpreßlatten,

verklebte Überlappungen

• Luftdichte Durchdringungen

Luftdichtheit

Anschlüsse

DS

GBPS

DS

PS

GB

Luftdichtheit

Luftdichtheit

Anschlüsse

LS in Wand

Verklebung der beiden Dichtungen

LS im Dach

HF

LS

Deckenbalken im Randbereich

Sicherung mit Latte(Anpreßdruck)

LS im Dach

Verklebung und

HF

Herstellung luftdichte Schicht

Durchdringungen

Luftdichtheit

Maßnahmen zur Vermeidung eines Insektenbefalles

Verwendung von Produkten aus technisch getrocknetem Holz, z.B.:

Brettschichtholz,Balkenschichtholz,Trockenes Vollholz Brettsperrholz

©

©

©

Technisch getrocknetes Holznach DIN 68800

Holz, das in einer dafür geeigneten technischen Anlage prozessgesteuert

bei einer Temperatur T ≥ 55°C mindestens 48 h auf eine Holzfeuchte

u ≤ 20 % getrocknet wurde

Technisch getrocknetes Holz

Keilgezinktes Konstruktionsvollholz

Brettschichtholz

Balkenschichtholz

Maßnahme zur Vermeidung von Schäden durch übermäßiges Quellen und Schwinden des Holzes:

Einbaufeuchte soll der zu erwartenden mittleren Holzfeuchte im eingebauten Zustand angepasst werden

Gleichgewichtsfeuchte des Holzes in Abhängigkeit von der Temperatur und relativer Luftfeuchte

Eigenschaften: Quellen und Schwinden Werkstoff Holz

10 cm

20 cmu = 30 9%

b/h 9,5/19 cm

1 cm

0,5 cm

VH - Schwinden materialspezifische Besonderheiten

materialspezifische BesonderheitenVH -trocknungsbedingte Verformungen

©

trocknungsbedingte Verformungen

©

Vermeidung der Rißbildung und Verformung

- Herzgetrenntes oder herzfreies Holz verwenden

- Holz grundsätzlich trocken einbauen- Einbaufeuchte dem späteren

Umgebungsklima anpassen

Feuchte der Hölzer bei den Holzhäuser in Tafel-, Rahmen- und Skelettbauweise

- Innenwände 10% bis 13%- Außenwände 12% bis 15%- Decke unter nichtausgebautem Dachgeschoss 12% bis 14%

- Decke unter ausgebautemDachgeschoss 10% bis 13%

- Dach 12% bis 15%- Außenbereich unter Dach 15% bis 18%

Anhang A

Konstruktionen, die ohne weitere Nachweise die Anforderungen zur Einstufung in die Gebrauchsklasse GK 0 erfüllen

Beispiele für die Anwendungsbereicheder GK0

Außenwände mit Vorhangschalen aus Bekleidung auf Lattung

Hinterlüftete Bekleidung

Belüfteter Raum bzw. lotrechte Lattung, Dicke ≥ 2 cmÄußere Bekleidung oder Beplankung sd ≤ 0,3 m oder Holzfaserdämmplatte

Dampfbremsschicht sd ≥ 2 m

Bekleidung oder Beplankung

Konstruktionsvollholz Mineralischer Faserdämmstoff ( DIN EN 13162),Holzfaserdämmplatten (DIN EN 13171) oder bezüglich der GK0 zugelassener Wärmedämmstoff

Zugelassenes WDVS

Äußere Bekleidung oder Beplankung

Mineralischer Faserdämmstoff ( DIN EN 13162),Holzfaserdämmplatten (DIN EN 13171) oder bezüglich der GK0 zugelassener Wärmedämmstoff

Dampfbremsschicht sd ≥ 20 m, luftdicht

Raumseitige Bekleidung oder Beplankung

Konstruktionsvollholz

Außenwände mit außenliegendem Wärmedämmverbundsystem

Geneigtes Dach ohne Belüftung innerhalb des Gefaches

Dachdeckung Traglattung

Unterdeckung, sd ≤ 0,3 m

Konstruktionsvollholz

Dampfbremsschicht, sd ≥ 2 m

Raumseitige Bekleidung oder Beplankung

Konterlattung bzw. belüfteter Zwischenraum

Querlattung

Mineralischer Faserdämmstoff ( DIN EN 13162),Holzfaserdämmplatten (DIN EN 13171) oder bezüglich der GK0 zugelassener Wärmedämmstoff

Kiesschüttung

Dachabdichtung

Hartschaum - Wärmedämmschicht

Dampfbremsschicht nach DIN 4108-3

Bekleidung oder Beplankung

Flachdach über Aufenthaltsräume mit dreiseitig sichtbaren Deckenbalken

Flachdach mit raumseitiger Bekleidung

Dachabdichtung

Hartschaum - Wärmedämmschicht

Dampfbremsschicht nach DIN 4108-3

Schalung aus Holz oder Holzwerkstoffen

Mineralischer Faserdämmstoff ( DIN EN 13162),Holzfaserdämmplatten (DIN EN 13171) oder bezüglich der GK0 zugelassener WärmedämmstoffMaximal 20% der gesamten Wärmedämmung

Bekleidung oder Beplankung

GK 0kann allgemein angenommen werden bei

Verwendung von technisch getrocknetem Holz unter Dach oder Abdeckung

Messe, Friedrichshafen

Entwurf: Santiago Calatrava, Zürich

Kantonschule Wohlen, Schweiz

Landesvertretung NRW, Berlin D

Kaufhaus Peek+Kloppenburg, Köln D

Solemar Bad Dürrheim

Solemar Bad Dürrheim

Vielen Dankfür die Aufmerksamkeit