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WS 2014/15 – 15.01.2015 ÜBERSETZUNG UND RESTRIKTIONEN BEI DER UNTERTITELUNG UND SYNCHRONISATION VON FILMEN ÜBERSETZUNG VON DIALEKT Kontrastive Linguistik und Übersetzung (Französisch)

Kontrastive Linguistik und Übersetzung (Französisch)...WS 2014/15 – 15.01.2015 ÜBERSETZUNG UND RESTRIKTIONEN BEI DER UNTERTITELUNG UND SYNCHRONISATION VON FILMEN ÜBERSETZUNG

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  • W S 2 0 1 4 / 1 5 – 1 5 . 0 1 . 2 0 1 5

    Ü B E R S E T Z U N G U N D R E S T R I K T I O N E N B E I D E R U N T E R T I T E L U N G U N D S Y N C H R O N I S A T I O N V O N F I L M E N

    Ü B E R S E T Z U N G V O N D I A L E K T

    Kontrastive Linguistik und Übersetzung (Französisch)

  • Unter audiovisueller Übersetzung versteht man allgemein das Übersetzen von Medienformaten, die einen sichtbaren und einen hörbaren Teil haben.

    Heike E. Jüngst. 2010. Audiovisuelles Übersetzen. Ein Lehr- und Arbeitsbuch. Tübingen: Narr, 1.

    Synchronisation, Untertitelung, Voice-Over; Übertitel, Filmdolmetschen

    Audiovisuelle Translation

  • mehrdeutige Rezipientensituation: „kommunikative Dreiecksbeziehung“ Nagel (2009, 53)

    „Die Kommunikation findet einerseits zwischen den Personen auf der Leinwand statt, andererseits kommuniziert‘ der Film auch mit dem Zuschauer, der die passive Rolle eines Beobachters inne hat, gleichzeitig aber der eigentliche Zielrezipient der Kommunikation ist.“

    Nagel, Silke. 2009. „Das Übersetzen von Untertiteln. Prozess und Probleme der Kurzfilme SHOOTING BOOKIE;, WASP und GREEN BUSH“, in: Nagel, Silke et al (Hg.). Audiovisuelle Übersetzung. Filmuntertitelung in Deutschland, Portugal und Tchechien. Frankfurt am Main et al.: Lang, 53.

    Früher: audiovisuelle Translation: „adaptation cinématographique“ . „traducteur-adapteur“

    Bedeutung erst mit dem Aufkommen des funktionalen Textbegriffs

  • Multimedialer Text: „Schriftexte, die erst zusammen mit bildlichen Darstellungen […] oder mit Musik […] das vollständige Informationsangebot ausmachen, weisen alle eine Interpendenz der verschiedenen Medien bei der Textgestaltung auf. Ohne Beachtung der Interpendenzen können solche Texte nicht adäquat übersetzt werden. Wir fassen solche Texte in einem eigenen Typ, dem multi-medialen Texttyp, zusammen […].

    Reiß, Katharina/Vermeer, Hans J. 1991. Grundlegung einer allgemeinen Translationstheorie, Tübingen: Niemeyer, 221.

    Der audiovisuelle Text

  • Film als polysemiotischer Texttyp (vs. monosemiotisch)mehrere Informationskanäle zur Vermittlung der Nachricht: Kombination von visuellen und akustischen Elementen, von verbalen und non-verbalen Zeichen

    Gottlieb legt vier Informationskanäle für filmische Medien fest:

    - verbal auditory channel/akustische verbale Zeichen: Dialog, Liedtexte - non-verbal auditory/akustische non-verbale Zeichen: Musik, Geräusche- verbal and visuel channel/visuelle verbale Zeichen: Straßenschilder, Briefe, Zeitungsausschnitte- non-verbal visuel channel/visuelle non-verbale Zeichen: Filmaufnahmen als solche

    Gottlieb, Henrik. 2001. „Subtitling“, in: Mona Baker (Hg.). Routledge encyclopedia of translation studies. London: Routledge. 244-248.

    die audiovisuelle Translation und die semiotische Perspektive

    Schwierigkeit bei der Untertitelung: der Untertitler hat nur Einfluss auf Kanal 1 und 3 – mögliche Diskrepanz zwischen Bildern und Untertiteln

    Vorteil bei der Untertitelung:Zusammenwirken der einzelnen Kanäle – Auslassen einzelner Elemente aus Kanal 1, die aus den anderen Kanälen erschlossen werden können

  • der monosemierte Untertiteltext darf nicht vom filmischen Material getrennt werden:

    „in other words, la raison d’être for interlingual subtitling is that it makes linguistic elements that form part of the sign understandable to the viewer who does not have the command of the source language, and it does so within the framework of the sign as a whole”

    Kruger, Helena. 2001. “The creation of interlingual subtitles: Semiotics, equivalence and condensation”, in: Perspectives 9/3, 189.

  • Synchronisation vs. Untertitelung

    Synchronisationsländer Untertitelungsländer

    Frankreich, Italien, Spanien, spanischsprachige Länder Lateinamerikas, wallonischer Teil Belgiens (in Anlehnung an Frankreich)

    Portugal, Rumänien, generell häufiger in kleineren Ländern bzw. Sprachgemeinschaften flandrischer Teil Belgiens (in Anlehnung an die Niederlande)

    Romania:

  • Untertitelung Synchronisation

    Vorteile Nachteile Vorteile NachteileGeringere Kosten der Produktion (besonders für kleinere Produktionsfirmen)

    Ablenkung von den visuellen Informationen – Zerstörung der Einheit von Bild und Dialog

    Synchronisation macht Verluste nur schwerer erkennbar

    Anfälliger für Zensuren, da kein direkter Vergleich mit dem Original möglich ist

    Authentizität: Stimmen des Originals bleiben hörbar (die Stimmen sind oft untrennbar mit Mimik und Gestik verbunden)

    Unvermeidliche Verkürzung des Textes bei der Umwandlung dergesprochenen in geschriebene Sprache (Verlust der Mündlichkeit: Pausen, Interjektionen)

    Sehr zeitaufwendig:Übersetzung des Ausgangstextes, Überarbeitung der Übersetzung –Lippensynchronität, Einlesen im Synchronstudio

    Steigerung der fremdsprachlichen Kompetenz der Zuschauer

    Erhöhung des Anteils untertitelter Filme durch das Medium der DVD

  • „Das Untertiteln als Übersetzungsmethode kann definiert werden als die Übertragung in eine andere Sprache (1) von verbalen Aussagen (2) in filmischen Medien (3) in Form von ein- oder zweizeiligen Texten (4), präsentiert auf Leinwand oder Bildschirm (5) und synchron zur Originalaussage (6).“

    Gottlieb, Henrik. 2001. „Authetizität oder Störfaktor“, in: Schnitt. Das Filmmagazin 21, 12-15.

    Subtitling can be defindes as a (1) written, (2) additive, (3) synchronus type of translation of a (4) fleeting and (5) polysemiotic text.

    Definition von Untertiteln

  • Díaz Cintas: intralinguale vs. interlinguale UntertitelUnterscheidung nach linguistischen und technischen Parametern Díaz Cintas, Jorge. 2008. „Pour une classification des sous-titres à lépoque du nunérique“, in: Lavaur, Jean-Marc (Hg.). La traduction audiovisuel. Approche interdisciplinaire du sous-titrage. Bruxelles: De Boeck.

    „le sous-titrage intralinguistique implique un passage de l’oral à l’écrit tout en restant au sein d’une même langue, d’où la réticence de certains à le considérercomme une véritable traduction.“ (z.B. Untertitel für Taubstumme)

    „Le sous-titrage est considéré comme interlinguistique lorsqu’ilimplique la traduction d’une langue source vers une langue cible.“

    Klassifikation von Untertiteln

  • Untertitelung als diasemiotische Translation

    Transfer auf drei Ebenen: Transfer von der Rede zur SchriftSprachtransferTransfer von längeren zu kürzeren Einheiten

  • Interlinguale Untertitelung als diagonaler Transfer

    Änderung des Sprachmodus:

    gesprochene Sprache wird in geschriebenen Text umgewandelt; sowohl Sprache (horizontaler Transfer) als auch Sprachmodus (vertikaler Transfer) verändert sich vom AT zum ZT

    Eindimensionaler Transfer:

    die Sprache ändert sich, aber der Sprachmodus bleibt im AT und ZT derselbe(Synchronisation: mündl.; literarische ÜB: schriftl.)

  • Untertitelungsprozess

    - Untertitler erhält einen Film & eine Dialogliste (Drehbuch)

    - er spottet den Film bzw. bekommt eine gespottete Version: Festlegung der Ein- und Ausblendzeiten der UntertitelTimecode: ‚Stunde:Minute:Sekunde:Frame’möglichst Zusammenfall der Übergänge von einem Untertitel zum nächsten mit einem Wechsel der Kameraeinstellungmeistens, bereits vorgespotteter Film:

    Vorteil: der Film kann einheitlich für mehrere Sprachen gespottet werden (DVD) – weniger kostspieligNachteil: der Film kann nicht an die Zielsprache angepasst werden – jede Sprache benötigt aber

    aufgrund ihrer Syntax unterschiedlich viel Platzder Untertitler erhält meistens nur eine Dialogliste/den Text als Datei und muss den Film untertiteln,

    ohne ihn je gesehen zu haben- Beginn der eigentlichen Übersetzungsarbeit

    - Idealerweise Kontrolle durch einen zweiten Untertitler

    - Anbringen auf dem Film durch ein Untertitelungsunternehmen

  • Gottlieb: „die Synthese der vier synchronen Übertragungswege, also von Bild , nonverbalem Ton, Dialog und Untertitel [...] muss verglichen werden mit der Originalversion. [...] will man Untertitel auf ihre Qualität prüfen, ist zu untersuchen, in welchem Ausaß die untertitelte Version als Ganzes die semantische Gestalt des Originals transportieren kann“.

    Film-, Lese- und Sprechrhythmus zu beachten

    Einschränkungen bei der Erstellung von Untertiteln

  • Filmrhythmus: Filmschnitt und Kamerabewegung, Sprechrhythmus und Charaktere Untertitel nicht über Schnitte hinweg stehen lassenGenügend Abstand zum Outcut-TC von Bildern

    Sprechrhythmus: ist dem jeweiligen Sprecher eigen und charakterisiert ihnUntertitel sollten idealerweise synchron mit dem Sprecher einsetzen und höchsten eine Sekunde nach dem Ende des Sprechereinsatzes ausgeblendet werden

    Leserhythmuss des Zuschauers: Lesen dauert länger als HörenUntertitel können nur in dem kurzen Moment ihrer Einblendung rezipiert werden, in dem gleichzeitig visuelle und akustische Informationen erarbeitet werden müssengute Lesbarkeit, einfache Syntax und und Lexik, Auswahl geläufiger Wörter Standzeit der Untertitel: 6-Sekunden-Regel

  • quantitativen (formale) Einschränkungen : Platzfaktor auf dem Bildschirm, Zeitfaktor

    - Höchstens zweizeilige Untertitel- Höchstens 70 Zeichen- am unteren Bildrand, mittig- Codewechsel: Originaltext um ein Drittel gekürzt

    qualitative Einschränkungen: Abhängigkeit der Untertitel von Filmbild und verbalem Filmtext

    - mit der Bildfolge und den Tonspuren abstimmen- Stil, Sprechtempo, Syntax und möglichst Reihenfolge der Schlüsselwörter nachbilden

    Quantitative und qualitative Medienspezifik/Einschränkungen

  • Formale Aspekte

    - Standzeit der Untertitel1. Standzeit für Kinofilmuntertitel kürzer als jene der Fernseh- oder DVD-Untertitel (größere der Leinwand etc.)2. abhängig von der Zeilenlänge des Untertitels3. minimale Standzeit (1 Wort): 1,5 sek.; durchschnittl. einzeiliger Untertitel von ca. 37 Zeichen: 4sek., zweizeilig: max. 6-7sek. 4. zur Wahrnehmung der einzelnen Untertitel: zwischen den Untertiteln eine Pause von 4-6 frames

    „Code of Good Subtitling Practice“ von Mary Carroll und Jan Ivarsson (1998)

  • Verfahren nach Gottlieb zur Kürzung des filmischen Dialogs (1997: 75):

    quantitative Kürzung darf nicht mit semantischer Kürzung gleichgesetzt werden!> kein Informationsverlust, sondern vielmehr eine konzise Version des Originaldialogs

    Untertitelungsverfahren

    intersemiotische vs. intrasemiotische Redundanz

    Intersemiotische Redundanz: Stellen eines Filmes, an denen Elemente eines Dialogs gleichzeitig durch den visuellen oder akustischen Kanal wahrnehmbar sind

    Intrasemiotische Redundanz: Dialog selber auftretende Redundanzen, z.B. Wiederholungen oder spontansprachliche Elemente

  • 9 Strategien: Transfer, Imitation, Transkription, Verlagerung, Expansion, Kondensierung, Dezimation, Deletion, Paraphrase

    Transfer: Übertragung gesamter Dialogteile, bei erhöhter Sprechgeschwindigkeit undurchführbar

    Imitation: identischer Ausdruck, kommt bei Eigennamen und Begrüßungen vor

    Transkription: Wiedergabe des Dialogs in schriftlicher Form, kommt bei der intralingualen Untertitelung und im Fremdsprachenunterricht vor

    Verlagerung (dislocation):Inhaltstransfer mittels unterschiedlicher Ausdrucksweise

    Expansion: Umschreibung, Ergänzung, ErläuterungSelten: z.B. Kulturspezifika werden erläutert

  • Kondensierung: verbale Redeanteile quantitativ um redundante Sprachmerkmale reduziert und durch prägnantere Ausdrucksweise simplifiziertIntersemiotische und intrasemiotische Redundanzen eliminiertPrototyp der UntertitelungOT: Je ne peux pas fermer cette valise. (Koffer ist auf dem Bildschirm zu sehen) – UT: Ich krieg ihn nicht zu.

    Dezimation (Teile der Aussage kürzen oder ganz weglassen)/Deletion (Wiederholungen, Füllwörter und Partikel, die ohne Informationsverlust weggelassen werden können): Verlust auf semantischer und stilistischer Ebene, meist bei Dialogen mit schnellem Sprechtempo angewendetz.B. Weglassen von Füllwörtern: OT: Bon, je ne peux aller au cinéma ce soir. – UT: Ich kann heute nicht ins Kino gehen.

    Paraphrase/UmformulierungNeuformulierung eines SatzesOT: You should have heard what Doris said. It appears that ‘She goes out with American soldiers’ said behind your back means you’re well on the way to Hell and Damnation! UT: "Sortez avec un soldat américain" disait Doris, "et vous êtes damnée !"

  • Standardsprache (parlé) frz.

    Synchronisation Untertitel

    C‘est pas possible Nein, das glaub ich jetzt nicht

    Das ist nicht möglich

    patois Synchronisation Untertitel

    Bienvenue Moschieurle directeur

    Dann schag ich mal HerschlichWillkommen, Herr Direktor.

    Willkommen, Herr Direktor.

    Phonetik

  • Dialekt

    Heterogenität der Sprache

    Diasystem: Subsysteme, Varietäten

    diatopische Variationdiastratische Variationdiaphasische Variationdiachrone Variationdiamesische Variation

    Raumsoziale Schicht, GruppeRegisterZeitNähe-/Distanzsprache

    Dialekte

    Standardsprache = unmarkierte Variante„lokale und regionale sprachliche Varianten übergreifende Sprachform, welche auf allen Ebenender Sprache – in der Aussprache und in der Orthographie, in der Grammatik und weitgehendauch im Wortschatz – vereinheitlicht und so verbindlich geregelt, normiert, ist, dass sie für alleTextformen und im ganzen Sprachgebiet gebraucht werden kann.“

    Unterscheidung von der Standardsprache: - Phonologisch- Morphologisch- Lexikalisch- Syntaktisch- pragmatisch

  • Dialekt als Kulturspezifikum

    Vermeer (2006: 158): Kultur als = „Gesamtheit der Errungenschaften einer Gesellschaft“Oberbegriff für regelhaftes Verhalten und Handeln

    enge Verbundenheit von Sprache und Kultur

    Dialekt = kulturelles Phänomen, das nur in einer Kultur vorkommt und inderselben Form und im selben Umfang in keiner anderen Kultur existiertinnersprachliches Kulturspezifikum (Dialekt, Grußformeln, vs. außersprachl. K. – Lebensmittel)> regionale Verankerung innerhalb eines Landes, emotionale Konnotiertheit

    Czennia (2004: 505f) „Dialekte sind jeweils an einen bestimmten geographischen Raum (etwa eine Landschaftoder Region innerhalb eines national-staatlichen Gebietes) gebunden und damit alssprachliche Kulturspezifika streng genommen unübersetzbar.“

  • Übersetzung von Dialekt

    Entfernung von der Hochsprache: - Markierung des soziokulturellen Hintergrundes- Verstärkung des Lokalkolorits- Entfernung von der Hochsprache > symbolisches Gewicht!

    (im Film: Basis des Humors

    Schwierigkeit der Übertragung: Sprachvarietäten und die Assoziationen, die sie auslösen, sind mit der jeweiligen Kultur verflochten

    Vorüberlegung: welche Funktion nimmt der Dialekt im AT ein? Skopostheorie (Reiß/Vermeer): „Es ist wichtiger, dass ein gegebener Translat(ions)zweck erreicht wird, als dass eineTranslation in bestimmter Weise durchgeführt wird“ (Reiss/Vermeer 1991: 100)

    > zieltextorientierter Ansatz

  • Übersetzungsstrategien

    Wahl der Übersetzungsstrategie ist abhängig von:

    - der Bedeutung, die der Ausgangstext (AT) bzw. die im AT gewählte Sprachvarietät für die Leser/Zuschauer als Angehörige der Ausgangskultur besitzt

    - der Bedeutung, die der übersetzte Text bzw. die im Zieltext (ZT) gewählte Sprachvarietät für die Leser/Zuschauer als Angehörige der Zielkultur besitzt„[der] Funktion des ZT im Hinblick auf das Zielpublikum, das sich mit seinen kulturbedingten Werte und Wahrnehmungen und seinem spezifischen Wissen vom AS-Publikum unterscheidet“(Aus: Kolb 1998, 278).

  • - Übertragung in einen Dialekt- Übertragung in einen Soziolekt- Übertragung als gebrochenes Deutsch- Entwicklung einer Kunstsprache- Wiedergabe durch Standardsprache

  • Übertragung in einen Dialekt

    - Gebräuchlich in älteren Übersetzungen- Problem: Eindruck der Verfremdung – die geweckten Konnotationen passen u.U. nicht zum Kontext- Seit Mitte des 20. Jh. Übereinstimmung darüber, dass

    diese Strategie unbrauchbar ist, wenn der soziokulturelle Hintergrund im krassen Widerspruch zur sprachlichen Zuordnung der Protagonisten steht (wenn z.B. die Dialoge die Protagonisten im Schwäbischen ansiedeln, der Roman aber im Süden der USA spielt)

    - Ausnahme: z.B. Dialektgedichte (falls soziokultureller Hintergrund unspezifisch), z.B.: Kindergedicht über Freundschaft zwischen Kind und Hund – von einem nordenglischen Dialekt ins Wienerische

    z.B. Asterixbände in deutschen und österreichischen Dialekten (Figuren und Geschichten sind weitgehend autonom – außer Tour de Gaulle - > Übertragungbedeutet keinen Bruch

  • Übertragung in einen Soziolekt

    - am häufigsten gewählte Übersetzungsstrategie

    - Lawrence Venuti 1995: „transparente Strategie“: der ZT fügt sich, was sprachliche Markierungen angeht, unauffällig in die Zielkultur ein

    - regionale Aspekte, ethnische Differenzierungen (Black English), kulturelle Identität werden in eine dem ZS-Leser/Zuschauer vertraute Sprachvarietät aufgelöst

    - Unterscheidung von Fall zu Fall, welche Aspekte übersetzungsrelevant sind, ob z.B. der umgangssprachliche Aspekt oder die regionale/kulturelle Markierung wichtiger ist

    - Übertragung von Soziolekten „leichter“: i.d.R. existieren in der ZS entsprechende nach Alter, Klasse, Geschlecht etc. definierte Gruppen: deutsche und französische Jugendsprache

    - Alternative: Übertragung in ein zielsprachliches Register

  • Übertragung in ein gebrochenes Deutsch

    - Problem z.B. : im Deutschen keine direkten Entsprechungen für das Black English oder die Pidgin- bzw. Kreolsprachen < die kulturelle Erfahrung deutschsprachiger Leser schließt die Entwicklung kolonialer und postkolonialer Sprachen nicht ein

    > gebrochenes Deutsch/“Gastarbeiterdeutsch“

    aber: das Kreolische der anglophonen Karibik hat sich im Laufe der Zeit zu einem vollwertigen Kommunikationsmittel entwickeltFunktion einer Nationalspracheeigenen literarische Tradition (seit den 40ern Hauptsprache der Literatur)

    > Genese und Bedeutung des Kreolischen und des gebrochenen Deutsch daher sehr verschiedenkaribisches Englisch: Muttersprache - Gastarbeiterdeutsch Interimssprache,

    Zwischenstufe zur fehlerfreien Beherrschung der Fremdsprache Deutsch

    - „Fremdenregister“

  • Entwicklung einer Kunstsprache

    - vermehrt in jüngster Zeit

    - Versuch des Erhalts des Fremden und des Anderen des Ausgangstextes

    - Nachahmung grammatikalischer und phonologischer Merkmale der Ausgangsvariante in der ZS durchentsprechende grammatikalische Reduktionen und orthographische Verfremdungen

    - Weniger leicht lesbar als z.B. Übertragungen in einen Soziolekt

    - deutlich, dass es sich um eine Übersetzung und nicht um ein Original handelt

    - Original stärker spürbar für Leser/Zuschauer mit Vorkenntnissen über die AS

    - stark ausgangstextorientiert

    - Alternative: Vermischung verschiedener bereits existierender zielsprachlicher Dialekte zu einem neuen Kunstdialekt

  • Wiedergabe durch Standardsprache

    - transparentes Übersetzungsverfahren: Verzicht auf die Markierung des regionalen/soziokulturellen Anderen

    - Übersetzung als Kompromiss

    - Kritik: Wirkung des Ausgangstextes kommt abhanden„[…] Verlust von Eigentümlichkeiten der Ausgangssprache - die ja mit dem geschichtlichen,politischen, geografischen und kulturellen Ambiente des Autors und dessen stilistischästhetischenOptionen (z. B. der Sprache seiner Figuren) innig verbunden sind […]“ (Nadiani2004: 59).

  • Dialekt in Untertiteln

    Problem: Kombination der visuellen und akustischen Ebene: Wenn der Zuschauer also im Original hört, dass ein Protagonist Dialekt spricht, erwartet er wahrscheinlich auch, dass dies in den Untertiteln in irgendeiner Form wiedergegeben wird.

    nicht alle Strategien eignen sich für den Fall der Untertitel

    - Übertragung in einen zielsprachlichen Dialekt nicht empfehlenswert: „ein Widerspruch würde sich zwischen dem Eindruck, der bildlich aufgebaut wird, und der regionalenEinordnung anhand des verwendeten Dialektes ergeben [würde]. Es würde zu einerVermischung von Ausgangs- und Zielkultur kommen, die nicht tragbar wäre“. Döring (2006: 76f)

    - mögliche Lösung: indirekte Wiedergabe des Dialekts (Informationen, die einen Dialekt implizieren): - Verbalisierung:z.B. Gespräch zwischen Amerikaner und Engländer; Nationalität aufgrund des Dialekts feststellbar und dies die einzige Funktion des Dialekts: „Du als Engländer“Problem: beschränkte Zeichen- und Zeilenlängen von Untertiteln- andere Stilebene: Informationen über den niedrigen soziokulturellen Hintergrund eines Protagonisten > Slang

  • - Überlegungen zur Funktion der Übersetzung und zum angepeilten Leser-/Zuschauerkreis > Wahl der Übersetzungsstrategie

    - Kreolische Lyrik, Spezialpublikum > Kunstsprache, um charakteristische Merkmale des Originals anklingen zu lassen

    - Zweisprachige Ausgabe von Texten mit Dialogen im Black English > Übersetzung ins Hochdeutsche, Lektürehilfe für mit der englischen Sprache vertrauten Leser

    - Romane, Filme für ein breites Publikum > Soziolekt/umgangssprachliche Variante

    Übersetzerischer Entscheidungsprozess > weitreichende Konsequenzen für den Zieltext

    „Übersetzen ist kein neutraler, unschuldiger, transparenter Akt“ „Translation is instead a highly charges, transgressive activity“ (Bassnett, zit. In Kolb 1998, 280).

  • Literatur

    Czennia, Bärbel (2004). „Dialektale und soziolektale Elemente als Übersetzungsproblem“. In: H. Kittel et al. (Hrsg.). Übersetzung - Translation - Traduction. Ein Internationales Handbuch zur Übersetzungsforschung. An International Encyclopedia of Translation Studies. Encyclopédie Internationale de La Recherche Sur La Traduction. Berlin/ New York: De Gruyter, 505–512.

    Díaz-Cintas, Jorge & Remael, Aline (2007). Audiovisual translation: subtitling. Manchester & Kinderhook: St. Jerome Publishing.Díaz Cintas, Jorge (2008). „Pour une classification des sous-titres à lépoque du nunérique“, in: Lavaur, Jean-Marc (Hg.). La traduction audiovisuel. Approche

    interdisciplinaire du sous-titrage. Bruxelles: De Boeck.Gottlieb, Henrik (1997). Subtitles, translation and idioms. Copenhagen: University ofCopenhagen.Gottlieb, Henrik (2001). “Subtitling”. In: M. Baker (Hrsg.), Routledge Encyclopedia of Translation Studies. London: Routledge.Jüngst, Heike E. 2010. Audiovisuelles Übersetzen. Ein Lehr- und Arbeitsbuch. Tübingen: Narr Verlag. Kolb, Waltraud (1998). „Sprachvarietäten (Dialekt / Soziolekt)“. In: M. Snell-Hornby (Hrsg.). Handbuch Translation. Tübingen: Stauffenburg, 278–280. Landis, Martina (2013). Untertitelung von Dialekt und Humor als Übersetzungsproblem. Analyse der bundesdeutschen und schweizerdeutschen Untertitel des Films

    Bienvenue chez les Ch'tis. http://archive-ouverte.unige.ch/unige:30909 (Zugang: 15.01.2015). Nadiani, Giovanni (2004). „Dialekt und filmische Nicht-Übersetzung. Der einzig mögliche Weg?“. In: I. Helin (Hrsg.), Dialektübersetzung und Dialekte in Multimedia.

    Frankfurt am Main: Peter Lang, 53-74).Nagel, Silke (2009). „Das Übersetzen von Untertiteln. Prozess und Probleme der Kurzfilme SHOOTING BOOKIE;, WASP und GREEN BUSH“, in: Nagel, Silke et al (Hg.).

    Audiovisuelle Übersetzung. Filmuntertitelung in Deutschland, Portugal und Tchechien. Frankfurt am Main et al.: Lang.Reiß, Katharina/Vermeer, Hans J. (1991). Grundlegung einer allgemeinen Translationstheorie. Tübingen: Niemeyer, 221. Schröpf, Ramona. „Übersetzungsstrategien und Probleme beim Untertiteln“. http://sign-dialog.de/wp-content/diplomarbeit_200307_schroepf_

    uebersetzungsstrategien.pdf (Zugang: 15.01.2015).

    Kontrastive Linguistik und Übersetzung (Französisch)Audiovisuelle TranslationFoliennummer 3Der audiovisuelle Textdie audiovisuelle Translation und die semiotische PerspektiveFoliennummer 6Synchronisation vs. UntertitelungFoliennummer 8Definition von UntertitelnKlassifikation von UntertitelnUntertitelung als diasemiotische TranslationInterlinguale Untertitelung als diagonaler TransferUntertitelungsprozessEinschränkungen bei der Erstellung von UntertitelnFoliennummer 15Quantitative und qualitative Medienspezifik/EinschränkungenFormale AspekteUntertitelungsverfahrenFoliennummer 19Foliennummer 20Foliennummer 21DialektDialekt als KulturspezifikumÜbersetzung von DialektÜbersetzungsstrategienFoliennummer 26Übertragung in einen DialektÜbertragung in einen SoziolektÜbertragung in ein gebrochenes DeutschEntwicklung einer KunstspracheWiedergabe durch StandardspracheDialekt in UntertitelnFoliennummer 33Foliennummer 34