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Konzept zur naturnahen Entwicklung der Dhünn Teil 1: Untersuchungsergebnisse Auftraggeber: Zur Schafbrücke 6 42253 Wuppertal Bonn, Mai 2001 Breite Straße 21 • 53111 Bonn Rüttenscheider Straße 61 • 45130 Essen

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Konzept zur naturnahen Entwicklungder Dhünn

Teil 1: Untersuchungsergebnisse

Auftraggeber:

Zur Schafbrücke 642253 Wuppertal

Bonn, Mai 2001

Breite Straße 21 • 53111 BonnRüttenscheider Straße 61 • 45130 Essen

Konzept zur naturnahen Entwicklung der Dhünn - Untersuchungsergebnisse Seite 2

Auftraggeber: Wupperverband

Bearbeitung: Büro für Umweltanalytik

Breite Str. 21 - 53111 Bonn

Rüttenscheider Str. 61 - 45130 Essen

Dipl.-Geographin Claudia Neugebauer

Dr. Thomas Zumbroich

Bonn, den

Dr. Thomas Zumbroich Dr. Andreas Müller

Konzept zur naturnahen Entwicklung der Dhünn - Untersuchungsergebnisse Seite 3

Inhalt

1 Einleitung...................................................................................................... 6

2 Naturräumliche Einordnung....................................................................... 7

2.1 Lage und Kennzahlen des Gewässers.............................................................7

2.2 Landschaftsrelief.............................................................................................7

2.3 Geologische Verhältnisse................................................................................8

2.4 Hydrogeologische Aspekte..............................................................................9

2.5 Hydrologie .......................................................................................................9

2.6 Bodenbildungen...............................................................................................9

2.7 Klima............................................................................................................. 10

2.8 Potentielle natürliche Vegetation ..................................................................11

3 Ursprüngliche Situation vor den wasserbaulichen Maßnahmen derVergangenheit............................................................................................12

4 Darstellung der wasserbaulichen Maßnahmen der Vergangenheit mitErläuterung von Anlass und Ziel..............................................................16

4.1 Wasserbauliche Maßnahmen ........................................................................16

4.1.1 Dhünn-Rückstaudeich, Bürriger Deich..........................................................21

4.1.2 „Dhünn-Talsperre“ und „Große Dhünn-Talsperre“ ........................................21

4.2 Bestehende Planungen für das Untersuchungsgebiet..................................22

5 Heutige Situation....................................................................................... 24

5.1 Anforderungen und Ansprüche an das Gewässer........................................ 24

5.2 Morphologische Gestalt der Dhünn ............................................................. 24

5.3 Gewässerstrukturgütekarte...........................................................................27

5.3.1 Vorbemerkungen...........................................................................................27

5.3.2 Interpretation der Gewässerstrukturgütekarte .............................................28

5.4 Biologisch-chemische Wassergüte ................................................................29

6 Heute praktizierte Unterhaltung.............................................................. 32

7 Künftige Anforderungen und Ansprüche an das Gewässer................. 34

Konzept zur naturnahen Entwicklung der Dhünn - Untersuchungsergebnisse Seite 4

7.1 Fischwanderprogramm Nordrhein-Westfalen............................................... 34

7.1.1 Maßnahmen und Ergebnisse an der Dhünn..................................................35

8 Leitbild und Sollzustand............................................................................ 36

8.1 Referenzstrecke der Dhünn ..........................................................................37

9 Maßnahmenempfehlungen (vgl. Teil II) ................................................... 42

9.1 Gelände Landesgartenschau (LaGa) ............................................................ 42

9.2 Übrige Gewässerstrecke .............................................................................. 43

9.2.1 Gewässersohle ............................................................................................. 43

9.2.2 Uferbereich................................................................................................... 43

9.2.3 Landbereich (Aue) ........................................................................................ 44

9.2.4 Einzugsgebiet............................................................................................... 45

9.2.5 Pflegehinweise.............................................................................................. 45

9.2.6 Sonstiges...................................................................................................... 46

10 Zusammenfassung .................................................................................... 49

11 Literatur ...................................................................................................... 52

12 Karten und Pläne ....................................................................................... 54

Anlagen

1. Gewässergütemessstellen des Wupperverbandes, Übersicht, DIN A3, Blatt 1

2. FFH-Gebiet 4809-301 nach LÖBF/LLAFOA VOM 26.06.2000, DIN A3, Blatt 1-5

3. Maßnahmenempfehlungen, DIN A3, Blatt 1-15

4. Gesamtlegende

Anlage (lose Kartenblätter)

1. Gewässerstrukturgütekarte, DIN A0, Blatt 1-2

Konzept zur naturnahen Entwicklung der Dhünn - Untersuchungsergebnisse Seite 5

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Die Dhünn mündete vor 1805 direkt in den Rhein (aus: v. Lecoq, 1805). .12

Abbildung 2: Die Situation an der Dhünn Mündung nach 1805. In rot ist der heutigeVerlauf eingetragen (aus: Tranchot & v. Müffling (1802-1820). ......................................13

Abbildung 3: Auf diesem Luftbildausschnitt aus dem Jahre 1951 erkennt man deutlichausgebildete Uferbänke und Laufschwingungen, die heute an der Dhünn nicht mehrvorhanden sind (Blattausschnitt Schlebusch, 24. Mai 1951) ......................................... 14

Abbildung 4Leitfischarten und Begleitarten der einzelnen Fischregionen (aus: Bick et.Al., S. 188, 1984).............................................................................................................15

Abbildung 5: Im Deichgebiet wird die Dhünn durch ein ausgebautes Doppeltrapezprofilgeführt. .............................................................................................................................25

Abbildung 6: Typische Situation der „alten“ Ausbaustrecke ...........................................26

Abbildung 7: In diesem Gewässerabschnitt wird die dominierende Umfeldnutzung vonWald eingenommen..........................................................................................................27

Abbildung 8: Der Gewässerabschnitt zwischen km 17.9 und 18.8 zeigt ein naturnahesStrukturbild. Er kann im Mittelauf als Referenzstrecke für das Planungsziel dienen. .....38

Abbildung 9: Potentiell natürliche Laufform (aus LUA, 2000/2001) ..............................39

Abbildung 10: Potentieller Gewässerlauf (aus LUA, 2000/2001) .................................. 40

Abbildung 11: Potentielles Gewässer-/Auenquerprofil des Unterlaufs der Dhünn (ausLUA, 2000/2001) ........................................................................................................... 41

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Bodenständige Gehölze im Einzugsgebiet der Dhünn .....................................11

Tabelle 2: Mischwasserabschläge....................................................................................16

Tabelle 3: Einleitungen aus dem Trennsystem (mit eindeutiger Verortung) ....................17

Tabelle 4: Einleitungen aus dem Trennsystem (ohne eindeutige Verortung)...................18

Tabelle 5: Oberflächengewässerbenutzung (ohne eindeutiger Verortung) ......................18

Tabelle 6: Pegelmessstationen.........................................................................................19

Tabelle 7: Wanderungshindernisse der Dhünn ................................................................19

Tabelle 8: Sohlenverbaue in der Dhünn ...........................................................................19

Tabelle 9: Wassergütedaten der Dhünn von Loosenau bis Osenau aus dem Jahr 1995 .29

Tabelle 10: Wassergütedaten der Dhünn von Hoverhof bis Mündung in die Wupper ausdem Jahr 1995................................................................................................................. 30

Konzept zur naturnahen Entwicklung der Dhünn - Untersuchungsergebnisse Seite 6

1 Einleitung

Das vorliegende Konzept zur naturnahen Entwicklung der Dhünn umfasst den Verlaufdes Gewässers von seiner Mündung in die Wupper bis zum Absperrdamm der GroßenDhünn-Talsperre.

In einem weiteren Konzept wird zu einem späteren Zeitpunkt die Große und die KleineDhünn oberhalb der Talsperre, sowie 34 bedeutende Zuläufe der Großen-Dhünn-Talsperre bearbeitet. Diese beiden Konzepte zur naturnahen Entwicklung werden nach-einander bearbeitet, müssen aber in der Umsetzung gemeinsam betrachtet werden.

Insgesamt wurde im Rahmen dieser vorliegenden gutachterlichen Stellungnahme eineGewässerstrecke von 24,3 km Länge untersucht.

Durch den unterschiedlichen Ausbaugrad und die unterschiedliche Umfeldnutzung anden Fließstrecken der Dhünn bietet sich für die Ausarbeitung des Konzeptes eine Drei-teilung an. In den folgenden Kapiteln werden daher immer drei Teilbereiche betrachtetund beschrieben. In der Umsetzung und Konzeption der einzelnen Maßnahmen wird dasGewässersystem „Dhünn“ jedoch als ganzes Fließgewässerkontinuum betrachtet undberücksichtigt. Die Beschreibung erfolgt dabei von der Mündung ausgehend stromauf-wärts.

1. Teilbereich I: Mündung in die Wupper bis Eisenbahnbrücke (Personenverkehrsstrek-ke Köln-Wuppertal) (km 0,0 bis km 4,81 Gebiet des Deichverbandes)

2. Teilbereich II: Eisenbahnbrücke (Personenverkehrsstrecke Köln-Wuppertal) bis WehrFreudenthal (km 4,81 bis km 8,95)

3. Teilbereich III: Wehr Freudenthal bis Talsperrendamm (von km 8,95 bis km 24,3)

Die Gewässerstrukturgütekartierung gemäß der nordrhein-westfälischen Kartieranle i-tung zur Gewässerstrukturgütekarte (LUA-Merkblätter Nr. 14, LUA NRW, 1998) erfolgteim Juni und Juli 1999. Eine erneute Begehung des Fließgewässers zur Festlegung vonEntwicklungsmaßnahmen wurde im November und Dezember 2000 durchgeführt.

Als Kartengrundlage dienten die Topographischen Karten 1:25 000, Blätter 4907 Lever-kusen, 4908 Burscheid und 4909 Kürten. Als digitale Kartengrundlage der Arbeitskartenund für die Umsetzung im GIS dienten Rasterdaten der DGK 5. Diese dienten auch alsPlanungsgrundlage. Daher sind die Angaben zu den konkreten Planungsempfehlungenauf höchstens 5 bis 10 Meter genau angegeben.

Zu den meisten Gewässerabschnitten wurde ein charakteristisches Foto aufgenommen.

Die Bearbeitung des vorliegenden Konzeptes zur naturnahen Entwicklung erfolgte durchDiplom-Geographin Claudia Neugebauer und Dr. Thomas Zumbroich.

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2 Naturräumliche Einordnung

2.1 Lage und Kennzahlen des Gewässers

Die Dhünn ist der Hauptzufluss der Wupper. Ihr Einzugsgebiet im Untersuchungsraumbesitzt eine Größe von Ae = 55.973 km². Das gesamte Dhünn-Einzugsgebiet hat eineGröße von Ae = 199,4 km².

Die durchschnittliche Wasserspiegelbreite liegt bei etwa 10 m. Eine Berechnung desmittleren Gefälles im Längsprofil ergibt 0,005 %.

Das vorliegende Konzept beginnt im Mittellauf mit dem Absperrbauwerk der GroßenDhünn-Talsperre, dessen Fuß in einer Höhe von etwa 150 m ü. NN. liegt.

Im Mittellauf verläuft der Fluss in ostwestlicher Richtung. Bei Odenthal knickt sie nachNorden hin ab. Oberhalb des Schöllerhofes erfährt die Dhünn einen erneuten Rich-tungswechsel in ostwestlicher Richtung.

Der Unterlauf folgt im wesentlichen einer ostwestlichen Richtung. In Leverkusen–Bürrigknickt die Dhünn nach Norden hin ab, um dann wieder in ostwestlicher Richtung in dieWupper zu münden.

Das Gewässer mündet bei etwa 35,75 m ü. NN in die Wupper. Es wurde mehrmals re-guliert und die innerstädtischen Gewässerabschnitte in Leverkusen sind zu einem Dop-peltrapezprofil ausgebaut und eingedeicht.

2.2 Landschaftsrelief

Der Untersuchungsraum befindet sich zu etwa 40 % auf den Höhenlagen des Rheini-schen Schiefergebirges und zu 60% in der Rheinischen Tiefebene (ab der OrtschaftSchildgen).

In der Mittelgebirgslandschaft des Rheinischen Schiefergebirges (zwischen dem Tal-sperrendamm und Odenthal) kann die Dhünn als Sohlenkerbtalgewässer, stellenweiseals Auentalgewässer, angesprochen werden. Zwischen Odenthal und Hummelsheimliegt der Übergang zwischen dem Rheinischen Schiefergebirge und der Rheinische Tief-ebene. Ab dem Hoverhof (Rothbroich/Schildgen) wird der Fluss als Kiesgewässer desFlachlandes charakterisiert.

Für die Gewässerstrukturgütekartierung ist eine Zuordnung zu einem bestimmten Ge-wässertyp notwendig. Grundsätzlich beruht diese Einteilung in Nordrhein-Westfalen imMittelgebirge auf der jeweiligen Talform und der Gewässergröße, im Flachland zusätz-lich auf dem vorherrschenden Substrattyp.

Bei Anwendung der entsprechenden Literatur zur Leitbildzuordnung ist die Dhünn imMittellauf ein „Bach im Sohlental“ bzw. „im Auen-und Muldental“ und in seinem Unter-lauf ein „Bach in der Niederung“ (vgl. LUA NRW, 1998).

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2.3 Geologische Verhältnisse

Die geologische Geschichte kann hier nur in Kürze umrissen werden.

Die Dhünn durchfließt zwei Naturräume. Von der Quelle bis nach Odenthal ist dies derNaturraum „Bergisches Land“ und ab Schildgen bis zu ihrer Mündung in den Rheindurchfließt sie das „Rheintal“.

Der Untergrund wird von Schichten des Unterdevons (405 - 345 Mio. Jahre vor heute)gebildet. Das Rheinische Schiefergebirge wird hier vornehmlich aus Tonschiefer undGrauwacken gebildet.

Die verschiedenen Lagerungsverhältnisse im Untersuchungsgebiet erklären sich daraus,dass es in der Tertiär- und Quartärzeit zu Schollenbewegungen kam. Dabei hat sich dasRheinische Schiefergebirge in der Niederrheinischen Bucht mit den jüngeren aufgela-gerten Ablagerungen abgesenkt. Das heutige Rheintal stellt den dabei entstandenenGrabenbruch dar und der Gebirgsrand des Bergischen Landes ist der stehengebliebeneHorst. Dieser Bruchrand wurde durch die Erosion des Rheins und die Aufschüttungender verschiedenen hoch gelegenen Terrassen gegenüber dieser Zeit noch verändert.

Für die geomorphologische Entwicklung der Dhünn sind die Schichten, die von demGewässer angeschnitten werden, von Bedeutung.

So sind die Talbereiche der Dhünn im Naturraum „Bergisches Land“ aus mitteldevoni-schen Tonschiefern, Schluffsteinen und dazwischen gelagerten Sandsteinen aufgebaut.Die quartären Ablagerungen im Oberlauf bis Altenberg bestehen aus einer Schicht ausKiesen, Sanden und Schluff (2-5 m mächtig) mit humosen Einlagerungen. Die Sand- undKiessedimente werden mächtiger unterhalb Altenberg (bis ca. 10 m) und werden vonlehmigen Schluff (bis 5 m mächtig) überlagert.

Im Rheintal fließt die Dhünn durch die Lockersedimente tertiären und quartären Ur-sprungs (Nieder- und Mittelterrasse des Rheins), deren Mächtigkeit zwischen 10-46 mbetragen (aus: Abschlußbericht der vegetationskundlichen Untersuchung von 1987 bis1996, S. 6 ff.).

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2.4 Hydrogeologische Aspekte

In Bezug auf ihre hydrogeologischen Eigenschaften (Porenvolumen) lassen sich die imDhünn-Unterlauf vorkommenden wasserführenden Gesteinskörper den tertiären undquartären Lockergesteinen zuordnen. In den quartären Lockergesteinen (Lößlehm) fin-det die Grundwasserbewegung in Porenräumen statt. Der Hauptgrundwasserkörperbefindet sich in den Tertiärschichten, d.h. in den Kiesen und Sanden der Mittel- undNiederterrasse.

Im Bereich des Mittelaufes, zwischen Schildgen und der Großen Dhünn-Talsperre, istder Talgrund relativ undurchlässig. Er wird aus devonischen Ton-, Schluff- und Sandstei-nen gebildet. Die geringe Grundwasserhöffigkeit bedingt, dass die Niederschläge zumgrößten Teil offen fließend zu Tale geführt werden. Die Quellendichte ist sehr hoch. Siesind teilweise an Spalten gebunden und fördern dort Wasser aus tiefer liegenden Ge-birgsschichten zu Tage. Aufgrund der jährlichen Regenhöhen im Bergischen Land ver-siegen nur wenige Quellen in der trockenen Jahreszeit. Die Quellaustritte liegen unter-halb des Quellkessels in häufig sehr engen, tief eingeschnittenen Tälern (Siefen). DieSpaltenquellen führen das ganze Jahr hindurch Wasser.

2.5 Hydrologie

Das natürliche Abflussregime der Dhünn hat sich mit dem Bau der „Dhünn-Talsperre“(1960-62) und der „Großen Dhünn-Talsperre“ (1988), zur Trinkwasserversorgung,grundlegend verändert. Der Bewirtschaftungsplan sieht neben der Trinkwasserversor-gung den Hochwasserschutz und die Vergleichmäßigung der Abflussverhältnisse derDhünn, insbesondere zu Niedrigwasserzeiten, vor.

Die Niedrigwasseraufhöhung ist auf mindestens 1,0 m³/s festgesetzt. Gleichzeitig wur-de die Hochwasserspitze heruntergesetzt. So kommt es nicht mehr zu einem Trocken-fallen der Dhünn, wie etwa im Jahre 1911. Gleichzeitig werden aber auch die natürli-chen Überschwemmungen der Auenbereiche unterbunden.

Der mittlere Gesamtabfluss der Dhünn ist durch den Bau der Talsperre deutlich zurück-gegangen. Er lag vor der Inbetriebnahme bei 2,72 m³/s und ist seither auf 2 m³/s zu-rückgegangen (aus: Gebler, 1994).

2.6 Bodenbildungen

Die Böden beeinflussen durch ihr Speichervermögen nachhaltig den Gebietswasser-haushalt eines Gewässereinzugsgebietes. Da sich das Untersuchungsgebiet über dreiKartenblätter erstreckt und die Bodenverhältnisse kleinräumige öfters wechseln, wirdhier sehr allgemein auf die Bodenverhältnisse eingegangen.

In den Talauen der Dhünn sind vor allem Tonböden verbreitet (alluviale Schwemmland-böden aus mitteldevonischen Gesteinen). Sie setzen sich aus Lehm- und Schlickbildun-

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gen zusammen und gehören wegen ihrer schweren Bearbeitbarkeit und ihrer geringenDurchlässigkeit zu den Böden, auf denen Weidewirtschaft betrieben wird.

Im Überschwemmungsbereich der Aue (Bereich der quartären Flussablagerungen) ha-ben sich Gleye und vergleyte Auenböden (Hygromorpher Stau- oder Grundwasserbo-den) entwickelt.

Im Herbst 1987 wurden ausgewählte Auenbereiche mit Bohrstockproben untersucht(AEW PLAN GmbH). Hierbei wurde vor allem allochthone Vega, wie auch der Gley einsemiterrestrischer Bodentyp , festgestellt. Die Mächtigkeit des Humushorizontes betrugdurchschnittlich 10-20 cm. Die Mineralbodenlage aus tonigen Schluff mit gelegentli-chen Kieseinschlüssen war durchschnittlich 90 cm mächtig und unterhalb dieserSchicht war der Boden feucht bis vernässt.

Allgemein zeichnen sich Gleye durch eine mittlere bis hohe Sorptionsfähigkeit aus. Da-bei handelt es sich um einen fruchtbaren schluffigen Lehmboden.

Unterhalb Altenberg sind die Dhünn-Ablagerungen von durch Erosion abgeschwemm-ten, verlehmten Schluff der Hänge, sog. kolluvialen Bildungen , überdeckt.

Auf höher gelegenen Teilen des Tales sind Braunerden und Pseudogley-Braunerden (anvernässten undurchlässigen Standorten, hier ist die Entwicklung von einer Braunerdeüber eine Pseudogley-Braunerde zu einem Pseudogley bis hin zu einem Gleybodenmöglich) zu finden.

2.7 Klima

Das Untersuchungsgebiet befindet sich im nordwestdeutschen Klimabereich, welchessich durch allgemein kühle Sommer und milde Winter auszeichnet.

Der Unterlauf der Dhünn verläuft durch die Niederung der Niederrheinischen Bucht. Sieist gekennzeichnet durch Jahresmittel der Lufttemperatur von über 9°C, Windge-schwindigkeiten von 3-3,5 m/s und Niederschläge, deren Hauptanteil im Sommer fällt.Der Mittellauf liegt im Mittelgebirge. Die Temperatur nimmt dort im Mittel um etwa 0,6K je 100 m Höhe ab. Neben den sommerlichen Niederschlagsmaxima gibt es im Mittel-gebirge ein zweites Maximum in den Wintermonaten.

Im Einzugsgebiet der Dhünn befinden sich zwei Niederschlagsmessstationen, je eine inLeverkusen (44 m NN) und eine bei Osenau (81 m NN). Der Jahresniederschlag, überden Zeitraum 1951 – 1980 gemittelt, beträgt bei der Station in Leverkusen 753 mm/aund in Osenau 941 mm/a. Im Quellbereich kann man von einem mittleren Niederschlagvon etwa 1270 mm/a ausgehen (vgl. Station Kierspe-Höckinghausen: 1272 mm/a).

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2.8 Potentielle natürliche Vegetation

Unter der "potentiellen natürlichen Vegetation" wird diejenige Vegetation verstanden,die sich schlagartig einstellen würde, wenn jeglicher Einfluß menschlicher Tätigkeit aufdie Natur wegfallen würde. In Anlehnung an Trautmann (1973) kann man bezüglich derpotentiellen natürlichen Vegetation das Einzugsgebiet der Dhünn in insgesamt fünf Be-reiche gliedern. Sie unterscheiden sich in der Bestandsstruktur allerdings nur geringfü-gig.

Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über die bodenständigen Gehölze des Dhünn-Einzugsgebietes. Sie kann bei der Artenwahl zu Neupflanzungen eine Hilfestellung sein.

Tabelle 1: Bodenständige Gehölze im Einzugsgebiet der Dhünn

Vorkommenim Untersuchungsgebiet

Bestandsstrukturder natürlichen

Waldgesellschaft

Bodenständige Gehölze

Artenreicher Sternmieren-Stieleichen-Hainbuchenwald

im Bereich der Aue von derMündung der Dhünn in dieWupper bis Osenau

Mischwald mit Stieleiche,Esche, Hainbuche, Bu che undVogelkirsche; spärlich ent-wickelte Strauchschicht

Stieleiche, Esche, Hain buche,Buche, Flatter-Ulme, Berg- undFeld ahorn; Hasel, Weißdorn,Hundsrose, Hartriegel, Wasser-schneeball, Pfaffenhütchen

Stieleichen-Hainbuchen-Auenwald der Bergtäler ei n-schließlich der bach- und fluß-begleitenden Erlenwälder

Im Bereich der Aue abOsenau bis an die Quelle

Stieleichenwald mit Hainbu-che und teilweise Esche,seltener Bergahorn (undBuche), an den Bach- undFlußrändern Schwarzerlen-wälder mit Esche und einzel-nen Schmalblattweiden(Bruchweide, Mandelweide,Korbweide, Purpurweide)

Stieleiche, Hainbuche, Esche,(Bergahorn, Buche, Flatteru l-me); Hasel, Weißdorn, Hunds-rose, Wasserschneeball, Schle-he, (Bluthartriegel, Pfaffenhüt-chen)

Flattergras-Traubeneichen-Buchenwald

Außerhalb der Flußaue vonder Mündung der Dhünn indie Wupper bis nachSchildgen

Buchenwald mit beigemisch-ter Traubeneiche

Buche, (Traubeneiche, Hainbu-che); Vogelbeere, Sandbirke,Espe, Salweide; Faulbaum,Hasel, Weißdorn, Hundsrose,Stechpalme

Flattergras-Hainsimsen-Buchenwald

Außerhalb der Flußaue vonSchildgen bis zur Quelle

Buche absolut vorherrschend,in tieferer und namentlichsonniger Lage vereinzeltTraubeneiche; örtlich Be r-gahorn; Sträucher in derRegel fehlend

Buche, (Traubeneiche), (Be r-gahorn); Sandbirke, Vogelbee-re, Hainbuche (mit Ausnahmeder hohen Lagen), Salweide,Hasel, Weißdorn, Hundsrose,Schlehe, Stechpalme, Faul-baum

Hainsimsen-Perlgras-Buchenwald sowie Perlgras-Buchenwald und Hainsimsen-Buchenwald im Wechsel

Kleineres Gebiet in Odent-hal

Buche absolut vorherrschend,in tieferer und namentlichsonniger Lage vereinzeltTraubeneiche; örtlich Be r-gahorn

Buche, Traubeneiche, Hainbu-che, Vogelkirsche, Vogelbeere,Espe; Hasel, Weißdorn, Hunds-rose, Schlehe

Quelle: Trautmann (1973), S. 132 ff.

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3 Ursprüngliche Situation vor den wasserbaulichen Maßnahmen derVergangenheit

Dieses Kapitel hat zum Ziel, Vorstellungen über den unbeeinträchtigten Naturzustandder Dhünn zu entwickeln, die in die Formulierung des Leitbildes eingehen. Dabei müs-sen die Angaben unvollständig bleiben, denn auswertbare Kartenunterlagen liegen erstseit dem Anfang des 19. Jahrhunderts vor. Obwohl damit eine fast zweihundert Jahredauernde Periode erfasst wird, fehlen Detailinformationen über mittelalterliche Aus-baumaßnahmen, z.B. im Rahmen von Mühlenanlagen.

Für den kartierten Bereich der Dhünn liegen neben den aktuellen Deutschen Grundkar-tenblättern M 1 : 5.000 die Gewässerstationierungskarte von 1984 und 1996 auch hi-storische Kartenaufnahmen aus den Jahren 1805 (v. Lecoq) und 1803-1820 (Tranchot &v. Müffling) vor. Aus dem Jahr 1951 liegen Luftbilder aus dem Stadtgebiet Leverkusenvor. Außerdem wurde ein digitales Gewässer-Shape des Wupperverbandes aus dem Jahr2000 zur Verfügung gestellt. Ein Vergleich dieser Aufnahmen macht deutlich, dass dieLinienführung des Baches teilweise stark verändert worden ist.

Abbildung 1: Die Dhünn mündete vor 1805 direkt in den Rhein (aus: v. Lecoq, 1805).

Schon auf der Karte die zwischen 1802-1820 (Tranchot & v.Müffling) entstand ist dieDhünn kein Rheinzufluss mehr. Sie mündet, so wie heute, in die Wupper. Nur der dama-lige Lauf wurde verändert. Der heutige Verlauf ist in der folgenden Abbildung rot einge-zeichnet. Diese Linienführung wurde erst nach dem Jahr 1960 so festgelegt.

Konzept zur naturnahen Entwicklung der Dhünn - Untersuchungsergebnisse Seite 13

Abbildung 2: Die Situation an der Dhünn Mündung nach 1805. In rot ist der heutige Verlauf eingetragen(aus: Tranchot & v. Müffling (1802-1820).

In der Vergangenheit wurden mehrere Abschnitte der Dhünn begradigt, verlegt odersogar ganz beseitigt. Eine genaue zeitliche Einordnung dieser Eingriffe ist nur in weni-gen Fällen möglich. Veränderungen der Linienführung lassen sich ebenfalls nicht genaudatieren. Sie sind jedoch bei einem Vergleich von Kartenwerken unterschiedlicher Jahrezumindest einem bestimmten Zeitraum zuzuordnen.

Gerade zu den Gewässerabschnitten am Unterlauf der Dhünn (im heutigen Deichgebiet)liegen detaillierte Angaben zum Ausbau der Dhünn (nach 1906, vgl. Kap. 4) vor. DieseVerlegung fand nach 1960 statt.

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Abbildung 3: Auf diesem Luftbildausschnitt aus dem Jahre 1951 erkennt man deutlich ausgebildete Ufer-bänke und Laufschwingungen, die heute an der Dhünn nicht mehr vorhanden sind (Blattausschnitt Schle-busch, 24. Mai 1951)

Die Veränderungen betreffen auch die ursprüngliche Flora und Fauna. Die von Men-schen noch unbeeinflusste Landschaft der Dhünn war wahrscheinlich weitgehend be-waldet. Nur an Stellen mechanischer Beanspruchung durch Geschiebetrieb, Eisgang,Uferbrüche, Feuer und Windwurf, pflanzenfressende Großtiere (Rehe, Hirsche) sowie dieArbeit der Biber entstanden offene Bereiche. Sicherlich waren an der Dhünn die typi-schen Fischarten der Forellenregion (Odenthal bis zur Quelle) und der Äschenregion(unterhalb von Odenthal) anzutreffen.

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Abbildung 4: Leitfischarten und Begleitarten der einzelnen Fischregionen (aus: Bick et. Al., S. 188, 1984).

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4 Darstellung der wasserbaulichen Maßnahmen der Vergangenheitmit Erläuterung von Anlass und Ziel

Einen ersten Eindruck von den Eingriffen in Linienführung und Umlandnutzung erlaubtein Vergleich alter Karten mit aktuellen topographischen Werken.

Die Karte von Tranchot und v. Müffling (1803 - 1820) zeigt den naturnahen Charakterdes Bachlaufes mit seinen zahlreichen Laufschwingungen (vgl. Abb. 3).

4.1 Wasserbauliche Maßnahmen

Der Wasserbau wurde in der Vergangenheit an der Dhünn in mehreren Bereichen tätig.Hier sind insbesondere Sicherungen von Sohle und Ufer, Eindeichungen, Verlegungenund Verkürzungen, der Bau von verschiedenen Regenrückhalte- und Regenüberlaufbek-ken, sowie die Talsperre zu nennen. Abschläge aus der Kanalisation werden dem Flussan insgesamt 11 Stellen zugeleitet.

Tabelle 2: Mischwasserabschläge

Entwässerung Gewässerseite Stationierung (WV)

Schmutzwassereinleitung - Wupperverband links 0.30

Pumpwerk Bürrig (KSR) rechts 0.88

Sportpark Nord rechts 3.49

RÜB Fixheide (KSR) links 4.87 (geplant)

PW IFE (Innovationspark / Flensb. Str. / Eisholz) rechts 4.92

RÜB Odenthaler Straße (KSR) rechts 8.76

Klw/RÜB3 Wehr rechts 12.77

RÜ6 Rohrbrücke links 13.14

RÜB3 Hahnenberg rechts 13.56

RÜ6 Parkplatz Schule links 14.36

RÜ5 Menrath rechts 15.23

Quelle: ArcView-Shapes Wupperverband, Dipl.-Ing. V. Erbe, 04.01.2001,Stationierungen eigene Ausarbeitung

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Aus der Kanalisation (Trennsystem) wird an der Dhünn an insgesamt 40 eingeleitet.Dabei handelt es sich um Regenwassereinleitungen.

Tabelle 3: Einleitungen aus dem Trennsystem (mit eindeutiger Verortung)

Einleitung Gewässerseite Stationierung (WV) [km]

Deponieentwässerung, Bayer AG Links 0.25

LV Rheinland, Bürrig, Westring Links 0.29

LV Rheinland, Bürrig, Westring Links 0.74

Regenwassereinleitung, ohne Angaben Links 0.93

LV Rheinland, Bürrig, Westring Links 1.25

Grundwasserabsenkung Rechts 1.37

LV Rheinland, Bürrig, Westring Links 1.85

Lev.- Olof-Palme Straße Rechts 1.85

Zubringer A3 Rechts 2.14

Sammler Nobelstraße Links 2.30

BAB A1 Links 2.35

Sammler B8/II Rechts 2.72

Sammler B8/I Links 2.74

Sammler Forum / Busbahnhof Links 2.8

Sammler Windhorststraße Rechts 3.03

C.-D. Gymnasium Links 3.40

Sportplatz Tannenbergstraße Rechts 3.43

Sammler Stadtpark Links 3.44

Hallenbad Bismarckstraße (Dach und Zufahrt) Links 3.94

Bayer AG, Bismarckstraße Rechts 3.97

Sammler Bismarckstraße Rechts 4.05

Sammler (Am Eichholz) Rechts 4.05

Sammler Flensburger Straße Links 4.38

Schlebuschrath Rechts 5.44

Sammler Mauspfad Links 5.58

Gustav Heinemann Str., Weg nach Schlehbuschrath Links 5.88

Sammler Grüner Weg Rechts 6.00

Gustav Heinemann Str. (Ost) Rechts 6.26

Städtisches Krankenhaus Links 6.53

Ostring Nord (verrohrter Ophovener Mühlenbach) Rechts 7.00

Sammler Waldsiedlung (Ostring/Süd) Links 7.00

Sammler von Diergardt-Str. Rechts 7.56

Sammler B51 (Nord)_ Bergische Landstraße Rechts 7.80

Konzept zur naturnahen Entwicklung der Dhünn - Untersuchungsergebnisse Seite 18

Einleitung Gewässerseite Stationierung (WV) [km]

Sammler B51 (Süd)_Mülheimer Straße Links 7.80

An der Sanderschepp/Am Scherfenbrand West Links 8.08

Sammler Odenthaler Straße Rechts 8.62

Stadt Bergisch Gladbach, RRB Hummelsheim Links 10.24

Schule/Kindergarten Rechts 13.82

Schule/kleine Turnhalle Rechts 14.17

Altenberger Dom Links 17.67

Quelle: ArcView-Shapes Wupperverband, Dipl.-Ing. V. Erbe, 04.01.2001Tabelle und mündliche Mitteilung Stadt Leverkusen, Umweltamt Herr Schmidt, 05.04.2001Stationierung eigene Ausarbeitung

Bei eigenen Begehungen wurde im Bereich des Altenberger Doms festgestellt, dass zuden angegebenen Einleitungen aus dem Trennsystem einige Einleitungen fehlen dürften.So sind bei km 17.80 von der Brücke rechts zwei Rohre und links mindestens vier Roh-re sichtbar, die vermutlich die Dachflächen in die Dhünn entwässern.

Außerdem befinden sich noch fünf weitere Regenwassereinleitungen an der Dhünn, diejedoch nicht eindeutig verortet werden konnten und daher auch nicht in den dem Kon-zept beiliegenden Karten eingetragen wurden.

Tabelle 4: Einleitungen aus dem Trennsystem (ohne eindeutige Verortung)

Einleitung Aktenzeichen Stationierung (WV) [km]

Stadt Leverkusen, Schlebusch, Hammerweg 123 ca. 8.30

Stadt Leverkusen, Schlebusch, Hammerweg 161 ca. 8.30

Stadt Leverkusen, Schlebusch, Hammerweg 164 ca. 8.30

Caritas Lev. E.V., Dechant-Fein-Straße 246 ca. 8.30

RW-Einleitung in Dhünnuntergraben (Hammerweg) 235 ca. 8.30

Quelle: Tabelle Stadt Leverkusen, Umweltamt Herr Schmidt, 05.04.2001Stationierung eigene Ausarbeitung

An zwei weiteren Stellen wird im Stadtgebiet Leverkusen das Oberflächenwasser ge-nutzt. Auch hier lag keine eindeutige Verortung vor.

Tabelle 5: Oberflächengewässerbenutzung (ohne eindeutiger Verortung)

Nutzung Aktenzeichen Stationierung (WV) [km]

Stadt Lev., 4 X jährl. Zuleitung in das Feuchtgebietund Ableitung, Schlebusch „Bühl“

327 ca. 7.4

Quelle: Tabelle Stadt Leverkusen, Umweltamt Herr Schmidt, 05.04.2001Stationierung eigene Ausarbeitung

Im Gewässerlauf sind an insgesamt vier (bzw. fünf) Stellen Pegel eingerichtet worden.Davon ist der Pegel Schlebusch heute nicht mehr in Betrieb. Eine alte Pegelmessstationunterhalb des heutigen Pegels Loosenau (bei Kilometer 23.12 – 23.17) taucht in denAufzeichnungen des Wupperverbandes nicht mehr auf.

Konzept zur naturnahen Entwicklung der Dhünn - Untersuchungsergebnisse Seite 19

Tabelle 6: Pegelmessstationen

Pegel Bemerkung In Betrieb seit Stationierung WV

Manfort 1987 4.27

Schlebusch Seit 16.04.1996 außer Betrieb 1950 6.41

Hummelheim 1953 10.09

Loosenau 1987 23.96

Quelle: Wupperverband, GB Technik, Tabelle 24.07.2001Stationierung eigene Ausarbeitung

Die ökologische Durchgängigkeit der Dhünn wird durch u.a. Querbauwerke zur Wasser-kraftnutzung und die Talsperre unterbrochen.

Tabelle 7: Wanderungshindernisse der Dhünn

Art des Hindernisses Stationierung WV

Absturz, ca. 50 cm, ehemaliges Auermühlenwehr 7.03Wehr Freudenthal 8.95Wehr Odenthal 12.79Talsperrendamm, Große Dhünn-Talsperre 24.3Quelle: eigene Erhebung

Hinzu kommen zahlreiche raue Gleiten, durch welche die Sohle gegen Erosion gesichertwird. Bei der Kartierung der Maßnahmenempfehlungen im November/Dezember 2000wurde alle rauen Gleiten, Abstürze etc. die augenfällig waren, kartiert und können da-durch relativ lagegenau in der folgenden Tabelle aufgeführt werden.

Tabelle 8: Sohlenverbaue in der Dhünn

Art der Sohlverbauung Stationierung (WV) [km]

Raue Gleite 0.5

Raue Gleite 1.46

Absturz, ca. 30 cm 1.55

Raue Gleite 1.82

Raue Gleite 1.92

Raue Gleite 2.08

Raue Gleite 3.59

Raue Gleite 4.18

Raue Gleite 4.63

Raue Gleite 5.06

Raue Gleite 5.3

Raue Gleite 5.35

Raue Gleite 5.64

Raue Gleite 5.83

Raue Gleite 5.85

Konzept zur naturnahen Entwicklung der Dhünn - Untersuchungsergebnisse Seite 20

Art der Sohlverbauung Stationierung (WV) [km]

Raue Gleite 6.03

Raue Gleite 8.08

Raue Gleite 8.43

Raue Gleite 8.54

Raue Gleite 8.58

Raue Gleite 8.72

Raue Gleite 9.44

Raue Gleite 9.65

Raue Gleite 9.89

Raue Gleite 10.17

Raue Gleite 10.45

Raue Gleite 10.57

Raue Gleite 10.59

Raue Gleite 10.62

Raue Gleite 10.71

Raue Gleite 10.73

Raue Gleite 10.96

Raue Gleite 10.98

Raue Gleite 11.34

Raue Gleite 12.44

Raue Gleite 13.18

Raue Gleite 13.26

Raue Gleite 15.58

Raue Gleite 16.55

Raue Gleite 16.98

Raue Gleite 17.11

Raue Gleite 17.12

Raue Gleite 17.49

Raue Gleite 17.90

Raue Gleite 18.04

Raue Gleite 23.10

Quelle: eigene Erhebung

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4.1.1 Dhünn-Rückstaudeich, Bürriger Deich

Am 26. November 1906 veranlasste das Landwirtschaftsministerium eine Versammlungzur Anerkennung der Notwendigkeit der Regulierung von Wupper und Dhünn. Dabeiwurde die Eindeichung der Ortschaften Rheindorf und Bürrig und die Zusammenlegungverschiedener Grundstücke beschlossen. Diese Deiche stellen Rückstaudeiche desRheins dar.

Die Regulierung der Dhünn erfolgte Anfang des Jahrhunderts in gerader Linie von derMündung bis zum Rüttersweg. Dafür wurden etwa 450 m Fließstrecke in ein neues Bettgelegt. Insgesamt wurde eine Strecke von 1.325 m reguliert.

Im Jahre 1920 führte ein Dhünn-Hochwasser zu starken Verwüstungen. Daraufhin be-schlossen die Anlieger das Gebiet zwischen Rüttersweg und der damaligen Bergisch-Märkischer Eisenbahn (heute Strecke Köln-Wuppertal) einzudeichen. Die Bauarbeitenwurden zwischen 1926 und 1928 durchgeführt. Zur Minderung des starken Gefälleswurden 3 Abstürze eingebaut.

In diesen Jahren wurden auch in Schlebusch Mäander durchstoßen und Deiche errich-tet.

In den Jahren 1935/36 wurde der Flusslauf unterhalb der Rheinischen Bahn bis zumEinlauf des „Bürriger Buschbaches“ (dies ist vermutlich der heutige Bürgerbuschbach)begradigt. Am Hemmelrather Hof wird gleichzeitig ein Durchstich ausgeführt.

Der Mündungsgebiet der Wupper und der Dhünn wurde seit bestehen des Deichverban-des (1908) durch Pappelanbau wirtschaftlich genutzt (letzte Aufforstung von 3.000Pappeln zwischen 1952 und 1955).

Die Bayer AG Leverkusen stellte am 12.01.1960 einen Antrag auf Teilverlegung vonWupper und Dhünn sowie auf Errichtung einer chemischen und biologischen Großklär-anlage im Verbandsgebiet. Diese Großkläranlage wurde gebaut. 1972 tauschen dieBayer AG und der Deichverband Leverkusen den alten Bürriger Deich gegen einen neu-en Dhünndeich (1:1).

1980 bis 1982 wurde eine Böschungssanierung aus Steinschüttung mit wasser- undwetterbeständigen Natursteinen von der Verbandsgrenze an der damaligen Bergisch-Märkischen Eisenbahn (heute Strecke Köln-Wuppertal) bis zur Straßenbrücke Düssel-dorfer Straße (vermutlich der heutige Europaring/Stadtautobahn) durchgeführt.

Im Vorland der Dhünn-Rückstaudeiche und in den Deichbauwerken selber liegen heutezahlreiche Versorgungsleitungen (Quelle: Gewecke 1994).

4.1.2 „Dhünn-Talsperre“ und „Große Dhünn-Talsperre“

1960-1962 wurde die „Dhünn-Talsperre“ mit einem Fassungsvermögen von 7,5 Millio-nen m³ zur Sicherung der Trinkwasserversorgung der Region gebaut. Die „Dhünn-Talsperre“ wurde bei ihrem Bau so konzipiert, dass sie später als „Vorsperre GroßeDhünn“ dienen konnte. Der Trinkwasserbedarf ist stetig gestiegen, dadurch wurde derBau der „Großen Dhünn-Talsperre“ (1975-1985) mit einem Fassungsvermögen von 81Millionen m³ notwendig. Die Große Dhünn-Talsperre hat einen jährlichen Zufluss ausihrem Einzugsgebiet von 44 Mio. m³. Außerdem wurde ein Stollen von der Kürtener Sülz

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zur Vorsperre Große Dhünn gebaut über den jährlich eine mittlere Wassermenge von 12Mio. m³ beigeleitet wird.

Weitere Aufgaben der Dhünn-Talsperre sind neben der Trinkwasserversorgung:

• Sicherstellung einer Notversorgung für Düsseldorf bei Ausfall der Trinkwasserge-winnung aus dem Rhein-Uferfiltrat in Höhe von rd. 10 Mio. m³

• Schutz des Tales der Dhünn vor Hochwasser

• Schutz des Tales der Kürtener Sülz vor Hochwasser durch Beileitung in die GroßeDhünn-Talsperre

• Niedrigwasseraufhöhung der Dhünn zur Sicherstellung des ökologischen Gleichge-wichts der Dhünn und Vermeidung von Beeinträchtigungen des Wohls der Allge-meinheit

Talsperren sind bauliche Anlagen, die für ein Fließgewässer eine störende Wirkung ha-ben und es wesentlich verändern. Zum einen verwandeln sie ein fließendes Gewässer inein fast stehendes Gewässer und verändern dadurch den Wärme- und Stoffhaushalt,sowie den Sedimenttransport. Zum anderen unterbrechen Sie die Wanderwege für Fi-sche und andere Wassertiere.

Diese negativen Auswirkungen hat auch die Große Dhünn-Talsperre auf die Dhünn.

4.2 Bestehende Planungen für das Untersuchungsgebiet

Aus verschiedenen Gründen liegen für die Dhünn etliche Untersuchungen, Gutachtenund konkrete Planungen vor. Diese Gutachten wurden dem Büro für Umweltanalytik alsGrundlage für die Bearbeitung des Konzeptes zur naturnahen Entwicklung der Dhünnzur Verfügung gestellt. Sie wurden, soweit dies möglich und nötig war, in der Ausarbei-tung berücksichtigt.

Die folgenden Ausarbeitungen stehen in direktem inhaltlichen Verhältnis zum vorliegen-den Konzept.

1. Wupperverband (1994): Konzeption zur Naturnahen Entwicklung der unteren Dhünn– Text- und Anlagenteil – (Bearbeitung: Ing.-Büro R.-J. Gebler, Walzbachtal) unveröf-fentlicht.

2. Wupperverband, Verfasser Geschäftsbereich Technik Gewässerunterhaltung „Be-trieb Gewässer“ (1999): Ökologische Verbesserung der „Unteren Dhünn“, interneAusarbeitung, unveröffentlicht.

3. Wupperverband, Verfasser W. Scharf (2000?): Ökologischer Rahmenplan Dhünn,interne Ausarbeitung unveröffentlicht.

4. Stadt Leverkusen, Amt 66 (1992): Planungsstudie zur ökologischen Aufwertung derDhünn in Leverkusen – Bürrig – Abschlussbericht. – (Bearbeitung: BKV-BeratendeIngenieure) unveröffentlicht.

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In der Ausarbeitung wurden folgende Planungen und Ausarbeitungen nicht berücksich-tigt. da sie jedoch für Detailplanungen wertvolle Informationen liefern können sie je-doch von Wichtigkeit sein und werden daher hier mit aufgeführt.

1. Flächennutzungsplan (FNP) der Stadt Leverkusen.

2. Zahlreiche Bebauungspläne, die für deichnahe Stadtgebietsflächen vorliegen.

3. Generalplan zum Hochwasserschutz am Rhein der Bezirksregierung Köln mit Festle-gung der Überschwemmungsgrenzen.

4. Landschaftsplan von 1987.

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5 Heutige Situation

5.1 Anforderungen und Ansprüche an das Gewässer

Die wichtigsten wasserwirtschaftlichen Ansprüche an die Dhünn lassen sich in folgen-den Punkten zusammenfassen:

• Trinkwasserversorgung,

• Wasserkraftnutzung,

• Hochwasserschutz,

• Niedrigwasseraufhöhung zur Sicherstellung des ökologischen Gleichgewichtes,

• Mischwasserabschläge aus der Kanalisation,

• Abführung der Oberflächenwässer aus Ortschaften und versiegelten Industrieflä-chen,

• Speisung von Fischteichen,

• Bereitstellung von Trinkwasser für Weidevieh.

Dazu kommen weiter Ansprüche die an die Dhünn gestellt werden, wie z. B.

• Flächen und Gewässernutzung durch Erholungssuchende (besonders im städtischenBereich).

• Schutz des Ökosystems Dhünn (§1a Abs. 1 WHG).

5.2 Morphologische Gestalt der Dhünn

Die Dhünn lässt sich aus morphologischer Sicht relativ gut in drei Abschnitte gliedern –vom Mündungsbereich stromaufwärts gesehen.

• Abschnitt I: Mündung in die Wupper bis Eisenbahnbrücke (PersonenzugstreckeKöln-Wuppertal) (km 0,0 bis km 4,81)

Es handelt sich hier um eine komplett ausgebaute Strecke im Doppeltrapezprofil, dieeingedeicht wurde (Gebiet des Deichverbandes). Das Mittelwasserbett ist mit Steinsatz,-schüttung und darunter liegenden Betonfuß festgelegt. Es ist, trotz der Lage im besie-delten Raum ein Deichvorland vorhanden, welches stellenweise sogar relativ breit ist.

Der Uferbewuchs ist nur lückig vorhanden oder fehlt völlig. Stellenweise haben sichNeophyten (vor allem Reynoutria japonica) stark ausgebreitet. Die Sohle ist im ganzenGewässerabschnitt strukturarm.

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Abbildung 5: Im Deichgebiet wird die Dhünn durch ein ausgebautes Doppeltrapezprofil geführt.

• Abschnitt II: Eisenbahnbrücke (Personenzugstrecke Köln-Wuppertal) bis Wehr Freu-denthal (km 4,81 bis km 8,95)

Bei diesem Abschnitt handelt es sich um eine ältere Ausbaustrecke, die ebenfalls nochim dicht besiedelten Bereich liegt. Das Gewässerumfeld ist durch den Stadtpark ge-prägt. Die Ufer sind fast durchgängig mit Steinschüttung oder Steinsatz gesichert. Ander Mittelwasserlinie stocken hauptsächlich Weiden, Erlen und Eschen. Das Profil istmal mehr, mal weniger tief eingeschnitten. Von Kilometer 8.08 bis 8.95 handelt es sichum eine stark beeinträchtigte Restwasserstrecke (Ausleitung Wehr Freudenthal). DieSohle ist zumeist strukturarm.

Konzept zur naturnahen Entwicklung der Dhünn - Untersuchungsergebnisse Seite 26

Abbildung 6: Typische Situation der „alten“ Ausbaustrecke

• Abschnitt III: Wehr Freudenthal bis Talsperrendamm (von km 8,95 bis km 24,3)

Stromaufwärts gesehen verläuft die Dhünn oberhalb der Stadt Leverkusen durch wenigbesiedelten Raum. Auch bei dieser Strecke handelt es sich um eine alte Ausbaustrecke.Das Gewässerumfeld wird zunächst landwirtschaftlich genutzt. Zwischen Hummelsheimund dem Talsperrendamm in Loosenau ist das Umfeld jedoch überwiegend durch Waldgeprägt.

Die Ufer sind zunächst durch Steinschüttung und stellenweise Steinsatz befestigt.Oberhalb von Menrath sind nur noch stellenweise Uferbefestigungen vorhanden. DerUferbewuchs wird von Erlen, Eschen und Weiden dominiert, die fast überall zumindestin einer Galerie ausgebildet sind. Die Sohle ist nur an einigen Stellen, vor allem im Refe-renzbereich des Mittellaufes, strukturell vielfältig.

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Abbildung 7: In diesem Gewässerabschnitt wird die dominierende Umfeldnutzung von Wald eingenom-men.

Insgesamt ist festzuhalten, dass die Sohle durch die hydraulischen Veränderungen, diedurch die Talsperre hervorgerufen werden, strukturell verarmt ist. Die Auwaldrelikteentlang der Dhünn werden ebenfalls durch die Talsperre beeinflusst.

Eine detailliertere Beschreibung der morphologischen Gestalt der Dhünn wird in Teil IIdes vorliegenden Konzeptes zu den jeweiligen Planungsabschnitten gegeben.

5.3 Gewässerstrukturgütekarte

5.3.1 Vorbemerkungen

Die Gewässerstrukturgütekartierung der Dhünn wurde im Juni/Juli 1999 durchgeführt.Hieraus ergeben sich einige Abweichungen vom heutigen Gewässerzustand. Die Strek-ke am Auermühlenwehr ist heute nicht mehr aufgestaut. Hier wurden neue Gewässer-strukturgütedaten erhoben.

Außerdem hat sich die Vielfalt der Lebensräume an der Dhünn dahingehend vergrößert,dass Totholz im Gewässer belassen wurde und besonders an diesen Stellen die Struk-turdiversität erhöht ist.

Die Sohle ist aufgrund der Beeinträchtigungen durch die veränderten hydraulischenVerhältnisse (Geschiebegang, Überschwemmungen, Eintiefung u. a.) gegenüber demLeitbild stark verändert. Auch das Querprofil entspricht nicht den natürlichen Begeben-heiten. Es wurde bei der Kartierung als „Trapezprofil“ erfasst, obwohl es am Mittelauf an

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verschiedenen Stellen nicht ausgebaut wurde, sondern durch die Veränderungen imOberlauf diese Ausprägung erfahren hat.

Diese Beschreibung entspricht am ehesten dem vorgefunden Zustand, da das Ufer mitBöschungsneigungen zwischen 1:1 und 1:3 relativ einheitlich ist. Es findet außerdem sogut wie keine Ufererosion statt, weshalb die Einteilung als „Erosionsprofil, tief“ aus-scheidet. Als „annäherndes Naturprofil“ kann das Ufer im Mittellauf nur an einigenStellen (z.B. im Referenzbereich beim Schöllerhof) angesprochen werden.

5.3.2 Interpretation der Gewässerstrukturgütekarte

Die Karte zeigt das gesamte Farbenspektrum der Gewässerstrukturgütebewertung.

Der untere Teil des Unterlaufs (Abschnitt I, km 0.0 – 4.81, Deichgebiet) ist in seinerBewertung sehr homogen. In den Bereichen Sohle und Ufer findet man, neben drei roteingefärbten Bereichen, ausschließlich orange Töne. Der Landbereich ist durch denbreiten Entwicklungsraum und einem daher zumeist ausreichend breiten Gewässer-randstreifen trotz innerstädtischer Lage als in freier Landschaft liegend kartiert und inder Bewertung zw ischen grünen und blauen Farben zu finden.

Der zweite Abschnitt bis zum Wehr Freudenthal (km 4.81 – 8.95) ist durch rote undorange Farben in der Sohle gekennzeichnet. Die Ufer sind überwiegend gelb, aber auchhellgrün und dunkelgrün. Das Umfeld erscheint in hellblauen bis gelben Farben.

Ab dem Wehr Freudenthal bis zum Talsperrendamm (Abschnitt III, km 8.95 – 24.3) istdas gesamte Farbenspektrum vertreten. Allerdings ist sind nur an einigen Stellen imGewässerumfeld auch dunkelblaue Bereiche (naturnah) zu finden.

1. Der Sohlenbereich ist von der Mündung bis zum Talsperrendamm in weiten Teilenmerklich bis übermäßig geschädigt (meist gelbe bis rote Farbtöne). Im Naturschutz-gebiet Dhünnaue sind einige Abschnitte noch bedingt naturnah. Hier findet man einreichlich strukturiertes Längsprofil mit besonderen Sohlenstrukturen.

2. Die Bewertung des Uferbereiches lehnt sich im Gebiet des Deichverbandes sehrstark an die Bewertung des Sohlbereiches an. Außerhalb des Gebietes des Deich-verbandes ist der Uferbereich jedoch oft mindestens eine Note besser als die Soh-lenbewertung. Hier ist die Eintiefung meist nicht so gravierend, wie in den unterenAbschnitten. Besonders an Stellen ohne Uferverbau, oder nur partiellem Verbaumacht dies sich in der dort besseren Bewertung bemerkbar.

3. Der Landbereich ist von grünen und blauen Farbtönen dominiert. In Bereichen, wodie Nutzungen bis an die Böschungsoberkante gehen (z. B. Parkplätze, Weiden, Be-bauung) erscheint vereinzelt eine gelbe bis rote Farbe in der Bewertung. Die Gewäs-serabschnitte die durch Auwaldreste fließen sind in ihrer Bewertung sogar durchdunkelblaue Bänder gekennzeichnet.

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5.4 Biologisch-chemische Wassergüte

Die Dhünn wird regelmäßig vom Staatlichen Umweltamt Köln, Außenstelle Bonn, physi-kalisch-chemisch sowie biologisch untersucht. Die limnologischen Untersuchungsdatenliegen aus dem Jahr 1995 vor. In diesem Jahr wird die Dhünn erneut komplett unter-sucht. Diese Daten liegen aber erst Ende des Jahres vor.

Tabelle 9: Wassergütedaten der Dhünn von Loosenau bis Osenau aus dem Jahr 1995

Probenahmestellen

Parameter MindestgütenachEG-Richtlinie(1991)

uh. Loo-senau

in derAue

oh.Mdg.Eifgen-bach

oh.Menrath

oh.Klära n-lageOsenau

uh. KAOsenau,Straßen-brücke

Temperatur (°C) 6,9 6,7 7 7,5 7 7,2PH 6,5 - 8,5 7,9 6,5 6,6 6,8 6,5 6,7Leitfähigkeit(mS/m)

10 16 16 18 20,5 21

O2 (mg/l) ≥ 6 12 12,2 12 12 11,7 12

Cl- (mg/l) 200 7,6 8,2 8,4 9,8 10,1 10,3

Pges. (mg/l) 0,3 < 0,02 0,04 < 0,02 0,04 0,03 0,05

Nh4+-N (mg/l) 1 0,02 0,09 0,04 < 0,02 < 0,02 < 0,02

NO3--N (mg/l) ≤ 8 3,67 3,77 3,7 3,76 3,86 4,11

Ges. N unfiltr.(mg/l)

3,9 4,1 4 4 3,8 4

SO42- (mg/l) 19,8 20,3 20,5 22,3 23,7 24,2

TOC (mg/l) 2 4,6 3,5 3,5 4,4 2,9Saprobienindex 1,7 1,6 1,6 1,6 1,8 1,7Güteklasse II I-II I-II I-II II I-II

Quelle: Staatliches Umweltamt Köln (unveröffentlicht)

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Tabelle 10: Wassergütedaten der Dhünn von Hoverhof bis Mündung in die Wupper aus dem Jahr 1995

Probenahmestellen

Parameter Mindestgüte/

EG-Richtlinie(1991)

bei Ho-verhof

Hummels-heim,Pegel

in Schle-busch,Pegel

oh. Mdg.Köttel-bach

oh. Klär-anlageBayer

oh. Mdg.In dieWupper

Temperatur (°C) 8,1 7,7 9,1 9,6 11,7 15,4PH 6,5 - 8,5 6,6 6,7 6,9 7,3 7,5 7,9Leitfähigkeit (mS/m) 21 22 23 24 25 26O2 (mg/l) ≥ 6 11,2 11,8 11,1 11,3 10,7 10,6

Cl- (mg/l) 200 10,2 10,8 11 11,5 11,9 13,9

Pges. (mg/l) 0,3 0,05 0,07 0,06 0,06 0,06 0,09

NH4-N (mg/l) 1 0,04 < 0,02 < 0,02 < 0,02 < 0,02 0,08

NO3-N (mg/l) ≤ 8 3,68 4,42 4,1 3,93 3,92 4,53

Ges. N unfiltr. (mg/l) 3,6 4,3 4,1 3,9 3,9 5SO4

2- (mg/l) 24,1 24,9 7 26,1 27,9 32,1TOC (mg/l) 2,9 3 2,9 3,5 4 2,5Saprobienindex 1,7 1,8 1,9 1,8 2,3 1,9Güteklasse I-II II II II II-III II

Quelle: Staatliches Umweltamt Köln (unveröffentlicht)

Nach diesen Untersuchungen ist die Dhünn gering bis mäßig mit organischen Stoffenbelastet. Die chemischen Zusammensetzung des Wassers erfüllt an allen Messstellendie Anforderungen der EU-Mindestgüte, bzw. ist sogar besser als gefordert.

Aus dem Jahr 1998 liegen biologische Gewässergütedaten der Stadt Leverkusen vor. Eswurden insgesamt 8 Stellen untersucht. Bei diesen Untersuchungen wurde die Dhünnauf diesem Gewässerabschnitt durchgehend in die Güteklasse II eingestuft. Diese Er-gebnisse decken sich weitestgehend mit den Ergebnissen des StUA Köln.

Die Dhünn wird seit Beginn des Jahres 1999 vom Wupperverband an sechs verschiede-nen Stellen regelmäßig zur physikalisch-chemischen Wassergütesituation untersucht(vgl „Übersicht der Gewässergütemessstellen“ im Anlagenband). Außerdem führt derWupperverband Untersuchungen zur aquatischen Biozönose durch.

Nach den vorliegenden Daten befindet sich die Dhünn bis zur Einleitung der Abwässeraus dem Klärwerk Odenthal (km 12.77) stofflich in einem guten Zustand. Aber auch dieEinleitung beeinflusst die chemisch-physikalische Wassergüte der Dhünn nur geringfü-gig, so dass die Wassergüte den stofflichen Anforderungen an einen ökologisch gutenZustand erfüllt.

Nach den Aussagen im „Ökologischen Rahmenplan Dhünn“ sind überhöhte N-Konzentrationen in der Dhünn im Hinblick auf einen überregionalen Gewässerschutz zubeanstanden. Diese stammen aus überwiegend diffusen Quellen und lassen sich durchdie Reinigung der Abwassereinleitungen nicht nennenswert verringern. Eine Verringe-

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rung diffuser Einträge lässt sich aber sicherlich mit der Anlage breiter Gewässerrand-streifen realisieren.

Im „Ökologischen Rahmenplan Dhünn“ wird weiterhin die Wassertemperatur als einproblematischer Parameter herausgehoben. Dies bestätigen auch die Messungen desStaatlichen Umweltamtes Köln, Außenstelle Bonn. Aufgrund des hohen Ausbaugradesund der Wassertiefe der Großen Dhünn-Talsperre wird hier ganzjährig kühles Tiefenwas-ser (4-6°C) über den Grundablass an die Dhünn abgegeben. Daraus ergibt sich ein ver-änderter Wärmehaushalt (vgl. auch Kap. 7.1 Fischwanderprogramm NRW).

Da der Wärmehaushalt die Entwicklung der Biozönose stark beeinflusst, muss bei einerleitbildorientierten Betrachtung eines Fließgewässers diesem Umstand Rechnung ge-tragen werden. Dies bedeutet, dass langfristig ein ökologisch verträgliches Talsperren-management notwendig wird, damit nicht nur die Gewässerstruktur, sondern auch dieBiozönose die Möglichkeit zur naturnahen Entwicklung bekommt.

Im Rahmen eines F. und E. - Vorhabens wird weiterhin ein Limno-ökologisches Scree-ning im Einzugsgebiet der Dhünn unterhalb der Ortschaft Odenthal durchgeführt. ImRahmen dieses Screenings werden die Makrozoobenthoszönosen im Hinblick auf mög-liche einleitungsbedingte Veränderungen analysiert. Hierzu lag im Oktober 2000 derZwischenbericht vor. Detaillierte Aussagen können erst mit der Vorlage des Endberich-tes getroffen werden.

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6 Heute praktizierte Unterhaltung

Für den Unterlauf der Dhünn von Kilometer 0,0 bis km 4,81 liegt die Zuständigkeit fürdie Sicherung des Hochwasserschutzes und damit der Deichverteidigung, die Unterhal-tung und Wiederherstellung der Deiche und Anlagen beim Unterhaltungspflichtigen, indem Fall beim Deichverband Leverkusen. Dies gilt gemäß „Landeswassergesetz NRW“(§108) und der „Verordnung zum Schutze der Deiche an den Gewässern 1. Ordnung imRegierungsbezirk Köln“.

Der Deich wird momentan zwei- bis dreimalig pro Jahr maschinell mittels eines Schle-gelmähers gemäht.

Gegen den Befall durch Wühltiere wird vom Deichverband der Einsatz von Sitzstangenfür Greifvögel zur Bekämpfung kleinerer Wühltiere empfohlen. Chemische Bekämp-fungsmittel wird der Nachrang eingeräumt, da dieser Bereich unmittelbar an ein Wohn-gebiet grenzt (Gewecke 1994).

Mit dem Wupperverband besteht ein Vertrag, der besagt, dass der Wupperverband imDeichgebiet das Gewässer und die Ufer bis 3 Meter ans Gewässer unterhält.

Bei Kilometer 4,81 endet das Gebiet des Deichverbandes, somit ist ab hier der Wupper-verband als alleiniger Unterhaltungspflichtiger tätig.

Die „Blaue Richtlinie“ sagt, dass Fließgewässer von Natur aus nicht unterhalten werdenmüssen. „Das setzt voraus, dass der für die naturnahe Entwicklung erforderliche Raumzur Verfügung steht und Änderungen der Gewässerstruktur ohne Einschränkung zuge-lassen werden können. Für Nutzungen in Überschwemmungsgebieten oder an denFließgewässern kann eine Unterhaltung nötig sein“.

Insgesamt achtet der Wupperverband darauf, dass dieser Grundsatz der naturnahenEntwicklung befolgt wird, indem die Unterhaltung nur dort, wo es unbedingt notwendigist stattfindet. Dies ist u. a. möglich, da die Vorflutsicherung an der Dhünn nicht rele-vant wird (keine Verrohrungen o. ä.).

Lediglich an den Wehren findet zu deren Sicherung notwendige Unterhaltung statt. AnSchwerpunkten wird Totholz entfernt (mündliche Mitteilung vom 24. April 2001, HerrOffermann, Wupperverband).

Weiterhin werden neben der o.a. Deichsicherung im Stadtgebiet Leverkusen verschie-dene Ufersicherungen entlang der Dhünn unterhalten (21.05.2001 Mail von Herrn Of-fermann, Wupperverband).

• Unterhalb Freudenthaler Wehr:Steinsatz im Sohl- und Uferbereich

• Klärwerk Odenthal (Mündungsbereich Schwarzbroicher Bach):Steinsatz in Böschungsbereich; Länge: ca. 250 m beidseitig

• Odenthal im Ortsbereich:Mauern, Bruchsteine, größtenteils an den Pralluferbereichen

• Altenberg im Ortsbereich:Oberhalb der Straße (L 101) bis Märchenwald (Torbogen) Bruchsteinverbau

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• Bereich Eifgenbachmündung:Ca. 250 m Bruchsteinverbau der UferbereicheVerbau des Ein- und Auslauf Brücke L 101

• Unterhalb Linnefemündung:In einem starken Linksbogen wird der rechtsseitige Wirtschaftsweg durch übergroßeBruchsteine gesichert. (Länge: ca. 15 m)

• Bereich Loosenau:Unterhalb der Ablassbauwerke ist Bruchsteinverbau der Ufer bis zum KurvenbereichMündung Bömericher Bach zum HW-Schutz eingebaut. Daran schließt ein relativdichter Bestand an Erlen zum Uferschutz an.

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7 Künftige Anforderungen und Ansprüche an das Gewässer

Es ist davon auszugehen, dass sich in den meisten Abschnitten des Gewässers die zu-künftigen Nutzungsansprüche nicht von den aktuellen unterscheiden werden:• Trinkwasserversorgung,

• Wasserkraftnutzung,

• Hochwasserschutz,

• Abführen der Mischwasserabschläge aus der Kanalisation,

• Abführung der Oberflächenwässer aus Ortschaften und versiegelten Industrieflä-chen,

• Speisung von Fischteichen,

• Bereitstellung von Trinkwassser für Weidevieh

• Flächen und Gewässernutzung durch Erholungssuchende (besonders im städtischenBereich).

Zu diesen Nutzungsansprüchen des Menschen muss noch der Schutzes der Gewässerals Selbstzweck addiert werden (Erhalt und Entwicklung des Gewässers als Ökosy-stems).

So legt §1a Abs. 1 des WHG fest „Die Gewässer sind als Bestandteil des Naturhaushal-tes und als Lebensraum für Tiere und Pflanzen zu sichern. Sie sind so zu bewirtschaften,dass sie dem Wohl der Allgemeinheit und im Einklang mit ihm auch dem Nutzen einze l-ner dienen und vermeidbare Beeinträchtigungen ihrer ökologischen Funktionen unter-bleiben.“

Gewässer sind danach möglichst naturnah zu erhalten und zu entwickeln und dürfennur bei der Einhaltung dieser Grundsätze genutzt werden.

7.1 Fischwanderprogramm Nordrhein-Westfalen

Im Jahre 1987 wurde das Aktionsprogramm „Lachs 2000“ der IKSR (InternationaleKommission zum Schutz des Rheins) ins Leben gerufen, mit dem Ziel, den Lachsen dieRückkehr in einen sanierten Rhein und seine Nebenflüsse zu ermöglichen. Nordrhein-Westfalen hat sich mit anderen Rheinanliegerländern an diesem Programm beteiligt.

1998 wurde, um die Wiedereinbürgerung von weit wandernden Fischen und um die Ar-tenvielfalt in den nordrhein-westfälischen Flüssen und Bächen weiter voranzutreiben,das „Wanderfischprogramm NRW“ ins Leben gerufen. Es führt das Programm „Lachs2000“ fort.

Die Dhünn ist als größter Nebenfluss der Wupper ein wichtiger Bestandteil im „Wander-fischprogramm NRW“. Insofern ist die ökologische Durchgängigkeit als ein prioritäresEntwicklungsziel anzusehen.

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7.1.1 Maßnahmen und Ergebnisse an der Dhünn

In den Jahren 1998 und 1999 wurden an verschiedenen Stellen in der Dhünn und amEifgenbach Besatzmaßnahmen mit Fischen durchgeführt, die einer Erfolgskontrolle un-terworfen wurden. 1998 umfassten sie eine Stückzahl von 24.000 Lachsbrütlingen. Siewurden an ca. 14 Besatzstandorten ausgebracht. An vier verschiedenen Orten erfolgteeine Überprüfung der Überlebenschancen dieser Tiere. Insgesamt wurden im Dhünn -Gebiet (Wuppereinzugsgebiet) sogar 46.500 Lachsbrütlinge eingesetzt. Die Besatzdich-te betrug danach 95 0+ Lachse pro 100 m².

Bei der Überprüfung der in der Dhünn vorkommenden Arten zeigte sich folgendes Bild:

Die insgesamt 788 Fänge verteilten sich auf 58 Äschen, 250 Bachforellen, 1 Elritze, 1Gründling, 409 Koppen, 59 Lachse, 6 Regenbogenforellen und 4 Rotaugen.

Die Ergebnisse zeigten, dass die Dhünn streckenspezifisch relativ niedrige Überlebens-raten der 0+ Lachse aufweisen. Dies führte zu dem Schluss, dass die Besatzstreckender Dhünn ungenügend bis mäßige Überlebenschancen bieten. Werden die Ergebnisseals gewässerspezifische Überlebensraten (Mittelwert der streckenspezifischen Überle-bensrate in Verbindung mit den dazugehörigen Dispersionsraten) errechnet, so ergibtsich für die Dhünn eine mäßige Überlebensrate für Lachse. Die Fischereivertreter (Bie-nert mündl., in Nemitz & Molls 1999) sehen diese Ergebnisse im Zusammenhang einerVerschmutzung des Eifgenbaches von 1998 oberhalb der Probenstellen.

Auch die z. T. hohe Bestanddichten von 1+ Lachsen könnten diese Aussagen unterstrei-chen, da sie auf eine höhere Überlebensrate von 0+ Lachsen im Sommer und Winter1997 schließen lassen. Bei der Überprüfung 1999 waren daher die Bestanddichten der1+ Lachse wesentlich geringer als 1998.

Auch im Jahr 1999 konnten nur ungenügende bis mäßige Überlebensraten der einge-setzten Lachse dokumentiert werden. Im Eifgenbach stellte sich die Überprüfung dereingesetzten Lachse ganz anders dar. Die ausgesetzten Junglachse waren überdurch-schnittlich groß und ihr Wachstum sehr gut.

Die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchungen (Nemitz & Molls 1999 und Nemitz2000) lassen vermuten, dass die schlechten Überlebensraten der Junglachse im Zu-sammenhang mit dem Grundablass der Großen Dhünn-Talsperre stehen könnten. Hier-bei ist die Temperatur des Abgabewassers vermutlich der limitierende Faktor. Im Jah-resverlauf überschreitet diese nur für relativ kurze Zeiträume 7°C. Nach wissenschaftli-chen Erkenntnissen ist der Metabolismus der Junglachse unterhalb einer Temperaturvon 7°C stark reduziert, die Fische fressen wenig oder gar nicht. Momentan ist die Da-tenlage jedoch noch lückenhaft, sodass keine endgültigen, wissenschaftlich fundiertenErkenntnisse zur Klärung des Sachverhaltes vorliegen.

Diesbezüglich sollte im Sinne einer naturnahen Entwicklung der Dhünn eine schnelleÜberprüfung und Klärung stattfinden. Das ökologische Talsperrenmanagement, welchesaufgrund der terrestrischen Umfeldbedingungen (Auwalderhaltung und –revitalisierung)notwendig erscheint, ist auch für die aquatische Umwelt von großer Bedeutung.

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8 Leitbild und Sollzustand

Die wissenschaftliche und planerische Grundlage eines Konzeptes zur naturnahen Ent-wicklung ist die Beschreibung des Leitbildes. Dabei handelt es sich um den generalisier-ten Idealzustand eines natürlichen, anthropogen unbeeinflussten Fließgewässerzustan-des.

“Ein Leitbild, das ohne wenn und aber die Idealvorstellungen beinhaltet, behältauch bei sich wandelnden planerischen Randbedingungen (Restriktionen) Gültig-keit. Somit ist das Leitbild auch bei längerfristigen Vorhaben, bei denen sich mög-licherweise im Laufe der Zeit durch veränderte Rahmenbedingungen eine Aktuali-sierung der Planung vielfach als unumgänglich erweisen wird, eine stets brauch-bare Orientierungshilfe.”

(Patt et al., 1998, S. 188).

Um eine brauchbare Planungsrelevanz für ein solches Konzept zur naturnahen Ent-wicklung zu erhalten, muss das allgemeine Leitbild stärker konkretisiert werden - manspricht dann vom „spezifischen Leitbild“.

Da dieser Idealzustand nicht anhand von unbeeinflussten Referenzgewässerstreckenabgeschaut werden kann (sie sind an der Dhünn schlichtweg nicht mehr vorhanden),muss er durch Hilfsgrößen abgeleitet werden. Dabei steht an erster Stelle die Zuord-nung zu der betreffenden Fließgewässerlandschaft, die jeweils ihre eigenen Leitbildzu-stände hervorbringen würde. Eine solche Zuordnung lässt sich durch Anwendung zweierVeröffentlichungen des LUA NRW für kleine bis mittelgroße und für mittelgroße bis gro-ße Fließgewässer vornehmen (LUA-Merkblätter Nr. 14, 1998 und LUA-Merkblätter XX,im Druck).

In einem nächsten Schritt müssen diese Ableitungen feiner kalibriert werden. Dies ge-schieht durch naturräumliche Beschreibung des betrachteten Gewässers, durch An-wendung von geologischen, bodenkundlichen, hydrologischen und historische Karten.

Weitere Hinweise liefern direkte Messungen (hydraulisch, hydrologisch, chemisch,strukturell u.a.) sowie indirekte Interpretationen von z. B. faunistischen Befunden.

Das so beschriebene spezifische Leitbild stellt die anwendungsorientierte Beschreibungdes Idealtypus dar. Es werden hier Spannweiten angegeben, die der natürlichen Varia-bilität der biologischen und abiotischen Parameter entsprechen. Das spezifische Leit-bild, das den heutigen potentiell natürlichen Gewässerzustand darstellt, besteht für dieDhünn aus zwei Komponenten.

Der Mittellauf (von km 24,3 bis km 11,86) stellt einen „Bach im Sohlental“ bzw. „imAuen-und Muldental“ dar.

Der Unterlauf der Dhünn (etwa ab km 11,86 bis zur Mündung bei km 0,0) stellteinen „Bach in der Niederung“ dar (vgl. LUA NRW, 1998). Die „Feinkalibrierung“ erfor-dert eine Korrektur, da das Gewässer im Flachland entgegen den allgemeinen Angabenzu Niederungsgewässern eine kiesige Sohle aufweist. Hierauf basierte auch die Kartie-rung der Dhünn im Jahre 1999 („Leitbildentwicklung und Typologie mittelgroßer undgroßer Fließgewässer in Nordrhein-Westfalen“. Vorabzug LUA NRW 2000/2001)).

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So ist der Unterlauf der Großen Dhünn von der Ortschaft Schildgen bis zur Mündung indie Wupper ist als ein „schottergeprägter Fluss im Grundgebirge“ einzuordnen. DiesesLeitbild ist auch für „einen Fluss in gefällereichen Übergangsbereichen in das Tieflandmit dominierenden Anteil des Einzugsgebietes (EZG) im Grundgebirge“ gültig. Da dieabflussreichen Einzugsgebiete der größeren Mittelgebirgsflüsse ihre Charakteristik bisweit ins Tiefland tragen, müssen die naturräumlichen Grenzen von Mittelgebirge undTiefland nicht mit den Grenzen der Flussabschnittstypen zusammenfallen.

Dies ist bei der Dhünn der Fall. Zunächst liegt der überwiegende Anteil des Einzugsge-bietes im silikatischen Grundgebirge. Außerdem ist für die 13 Kilometer Fließstrecke,von der Mündung bis kurz vor die Ortschaft Odenthal, ein Gefälle von 3,4o/oo berechnetworden. Dies entspricht den Voraussetzungen für eine solche Zuordnung.

Aus diesen beiden spezifischen Leitbildern kann ein Entwicklungsziel (Sollzustand) desjeweils betrachteten Bachlaufes abgeleitet werden. Referenzstrecken, also naturnaheTeilstrecken des Gewässers zeigen den Sollzustand eines Baches beispielhaft auf. An-hand derartiger Gewässerstrecken wird in der Abwägung mit den unterschiedlichenNutzungsansprüchen das Planungsziel für jeden einzelnen Abschnitt formulierbar.

8.1 Referenzstrecke der Dhünn

Als Referenzstrecke für den Sollzustand (Entwicklungsziel) des Mittellaufs kann derBereich am Schöllerhof zwischen Kilometer 18.56 und 19.50 angesehen werden.

Bei der Gewässerstrukturgütekartierung im Jahre 1999 wurde die Sohle nicht so gutbewertet. Zum Kartierzeitpunkt war in diesem Bereich der Wasserstand stellenweisesehr hoch (0.3 –0.5 m). Dadurch waren Strukturen, die für eine gute Sohlenstrukturnotwendig sind, wie z. B. Querbänke, eine hohe Strömungsdiversität, eine große Tiefen-varianz oder eine hohe Substratdiversität nicht in ausreichendem Maße vorhanden. Hin-zu kommt, dass die Abflussdynamik durch die oberhalb liegenden Talsperre verändertist. Die Substratverhältnisse sind von „mäßiger“ Ausprägung. Außerdem ist die Ausufe-rungscharakteristik gegenüber dem natürlichen Zustand verändert. Normalerweisekommt es zu kurzzeitigen Ausuferungen um wenige Meter bei hohem Hochwasser. Grö-ßere Ausuferungsamplituden sind bei Spitzenhochwasser zu erwarten. Das Wasser läuftdann schnell wieder ab.

Bei den Begehungen im November und Dezember 2000 stellte sich das Bild auch ge-wässerökologischer Sicht wesentlich besser da. Der gesamte Abschnitt hatte einensehr naturnahen Charakter. Einzige Einschränkung im Gewässerumfeld war ein Maisfeld(rechtsseitig), welches stellenweise zu nah ans Ufer reichte. Auch einige punktuelleEinschränkungen wie alte Rohre oder punktueller Uferverbau (im Bereich des Hoch-spannungsmasten) sind vorhanden.

Dieser Abschnitt ist als Auwald ausgewiesen. Dies zeichnet sich in der Umfeldbewer-tung wieder, welcher hier fast durchgängig mit der Strukturgüteklasse eins bewertetwurde.

Im Längsverlauf weist der „Talauebach im Grundgebirge“ eine leicht geschwungene bismäandrierende Linienführung auf. Es bilden sich durch Seitenerosion vor allem in Mä-andern Prallhänge und Gleithänge aus. Unterhalb von Querstrukturen (z. B. Totholz)findet Tiefenerosion statt. Die Erosion ist jedoch lokal begrenzt, da das Sohlmaterial

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relativ stabil ist. Die Uferlinie weist eine relativ große Breitenvariabilität auf, welcheshäufig zu Uferunterspülungen führt.

Als „Besondere Laufstrukturen“ findet man immer wieder Treibholzverklausungen,Sturzbäume, Inselbildungen, Laufverengungen und –weitungen.

Durch das Talbodengefälle haben sich im regelmäßigen Wechsel Schnellen und Stillenausgebildet. Die Strömungsdiversität ist vereinzelt groß bis sehr groß. Die Sohlbreitedes Gewässers beträgt 5 bis 10 Meter.

Die Wassertiefe des Gewässers ist zumeist gering. Es treten allerdings auch tiefe Kolkeund Kehrwässer auf. Die Wassertiefe ist an diesen Stellen als „tief“ anzusprechen. Die-ser mäßige bis sehr große Wechsel zwischen den Wassertiefen spiegelt sich in der„großen“ Tiefenvarianz wieder.

Das Querprofil ist in seiner Breite und Tiefe variabel. Die flachen strukturreichen Profileüberwiegen.

Das natürlicherweise von Schottern, Steinen und Blöcken dominierte Fließgewässerwird von einer Aue aus Hainmieren-Erlen-Auenwald begleitet. Auf Schotterbänken ha-ben sich stellenweise Pestwurz-Uferfluren angesiedelt.

Abbildung 8: Der Gewässerabschnitt zwischen km 17.9 und 18.8 zeigt ein naturnahes Strukturbild. Erkann im Mittelauf als Referenzstrecke für das Planungsziel dienen.

Als Referenzstrecke für den Sollzustand (Entwicklungsziel) des Unterlauf muss auf diemorphologischen Leitbilder die im Rahmen des o. a. Forschungsvorhabens erarbeitetwurden, zurückgegriffen werden, da an der Dhünn im Unterlauf kein natürlicher Ab-schnitt mehr vorhanden ist, der als Referenzstrecke herangezogen werden kann.

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Wie bereits oben ausgeführt, wird als Leitbild der „schottergeprägte Fluss im Grundge-birge und gefällereichen Übergangsbereichen in das Tiefland, dominierender Anteil desEZG im Grundgebirge“ angenommen.

Im folgenden wird der Fließgewässertyp in seiner potentiell natürlichen Ausprägungbeschrieben.

„Die Austritts- und Übergangsbereiche in das Tiefland sowie die Mündungsbereichezeichnen sich durch akkumulative Sedimentationsbedingungen und damit einhergehen-de Tendenz zu großräumigen Laufverlagerungen und der Ausbildung zahlreicher Neben-gerinne aus. Kleinräumig können hier in besonders gefällreichen Abschnitten verfloch-tene Gewässerabschnitte auftreten.“ (LUA, 2000/2001, S. 38).

Auf der folgenden Abbildung erkennt man zunächst die generalisierte potentielle Lauf-form des Unterlaufs.

Abbildung 9: Potentiell natürliche Laufform (aus LUA, 2000/2001)

Die Laufentwicklung ist überwiegend gewunden und nebengerinnereich. Das Sohlgefällebeträgt zwischen 1,0 und 3,2 o/oo. Es kommt zu einem regelmäßigen Wechsel vonSchnellen und Stillen. Die Riffel-Pool Sequenzen sind je nach Gewässergröße veränder-lich. Hier dominieren vermutlich langgestreckte Riffel in den Übergangsbereichen zwi-schen den Laufbögen bei kies- und schotterreichen Ausprägungen. Die stillenartige Lau-fabschnitte kommen nur kleinräumig vor.

Der Gewässerlauf ist sowohl durch schnelle und weitgehende laterale Gerinneverlage-rungen im Bereich der breiten, schwach reliefierten unteren Talstufe als auch durchausgeprägte Nebengerinnebildung mit ausgedehnte Verzweigungen gekennzeichnet. Inder Aue befindet sich ein hoher Anteil an vegetationsarmen Standorten. Die Sohle bil-det, bei Abflüssen < MW, flächenhafte ausgedehnte Mitten- und Gleituferbänke zwi-schen 50 und 70% der Gewässerbreite aus.

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Abbildung 10: Potentieller Gewässerlauf (aus LUA, 2000/2001)

Das Querprofil und hier besonders die Profiltiefe ist natürlicherweise extrem flach, mitmindestens zwei Niedrigwassergerinnen und ausgedehnten Bankstrukturen, ausgebil-det. Die Breitenvarianz ist sehr groß. Die äußere Begrenzung des Migrationsraumes wirddurch steile und geneigte Böschungen gebildet. Im Uferbereich findet man einzelneGerinne mit flachen, vegetationsarmen Bankstrukturen.

Die Ausuferungscharakteristik des Unterlaufs ist durch das Überflutungsregime desRheins überprägt. Der Formenschatz der Aue reicht von einem Hochflutbett welchesdurch Gerinnesysteme gegliedert ist, bis zu höheren Talböden, die ggf. von älteren, ge-streckten bis gewundenen flachen Rinnen durchzogen sind und häufig von Auelehmennivelliert wurden.

Unter natürlichen Bedingungen wäre die Auenvegetation folgendermaßen ausgebildet:

In den höhergelegenen Bereichen, die selten für wenige Tage überflutet werden, stok-ken ein Stieleichen-Hainbuchenwald und ein Erlen-Eschenwald.

Auf den ein bis mehrmals im Jahr überfluteten Standorten kommt ebenfalls Erlen-Auwald vor. In dauernassen Bereichen (wie z. B. Randsenken mit bruchwaldähnlichenCharakter) und auf wärmebegünstigten Standorten (z. B. stromtalgeprägte Mündungs-bereiche oder Übergangsbereiche zum Tiefland) mit z. T. starken Wasserstandsschwan-kungen finden sich Stieleichen-Ulmenwälder und stellenweise Weidenwälder- und -gebü-sche.

An Altwässern, Rinnensystemen und Hochflutbetten siedeln sich kleinflächig Weidenge-büsche, Bach- und Rohrglanzgras-Röhricht, Flutrasen, Pionierfluren und Hochstauden-fluren, v.a. Pestwurzfluren an. Fehlt die Auenlehmauflage (z. B. auf Kies- und Schotter-bänken) stehen dort kurzlebige sommeranuelle Pionierfluren, v. a. Flussknöterich-Gesellschaften und Weidengebüsche, sowie in verflochtenen Laufabschnitten. An grö-ßeren Gewässern stehen auch ausgedehnte Bestände bildende Quellfluren kalkarmerStandorte.

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An Stillgewässern bilden sich fragmentarische Wasserpflanzengesellschaften, Röhrich-te, Seggenrieder, Pionierfluren feuchter bis nasser Standorte. An Abschnitten, an denenMäander ausgebildet wurden finden sich insgesamt gut ausgebildete Wasserpflanzen-gesellschaften.

Abbildung 11: Potentielles Gewässer-/Auenquerprofil des Unterlaufs der Dhünn (aus LUA, 2000/2001)

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9 Maßnahmenempfehlungen (vgl. Teil II)

Das primäre Ziel ökologisch begründeter Sanierungskonzepte ist die Wiederherstellungder natürlichen Funktionsfähigkeit des Fließgewässerökosystems (Fluss und Aue) miteinem Minimum an steuernden Eingriffen.

Unter Berücksichtigung der Profiltiefe des Bachsystems ist die wichtigste Forderungeine Entfesselung verbauter Abschnitte.

Für ökologisch beeinträchtigte Gewässerstrecken lassen sich generell folgende Zieleformulieren:• Wiederentstehung der naturgemäßen Laufkrümmung durch Krümmungserosion,• Wiederentstehung der naturgemäßen Breite und Breitenvariabilität des Bachbettes

durch Breitenerosion,• Wiederentstehung der naturgemäßen der natürlichen gewässertypischen Sohlen-

und Uferstrukturen,• Entwicklung eines naturnahen Gehölzsaumes,• Wiederentstehung von ungestörten natürlichen Ufer- und Feuchtbiotopen,• Reaktivierung der natürlichen Hochwasserausuferung und -rückhaltung durch die

dauerhafte Wiederentstehung und Duldung von abflusshemmenden Strukturen,• Bereicherung und Gliederung des Landschaftsbildes durch Wiederentstehung des

charakteristischen natürlichen Landschaftselementes "Bachaue" in einem ökolo-gisch und optisch wirksamen Umfang (vgl. auch AID 1995).

Die im Rahmen des vorliegenden Konzeptes vorgeschlagenen Maßnahmen orientierensich an diesen Leitvorstellungen. Die jeweilige Zielrichtung wurde dabei u.a. durch dieReferenzstrecke der Dhünn, sowie die „Leitbildentwicklung und Typologie mittelgroßerund großer Fließgewässer in Nordrhein-Westfalen“. (Vorabzug LUA NRW 2000/2001)vorgegeben. Die erarbeiteten Maßnahmenempfehlungen sind in Teil II dieser gutachtli-chen Stellungnahme detailliert beschrieben. Im Folgenden wird eine stichwortartigeZusammenfassung gegeben.

9.1 Gelände Landesgartenschau (LaGa)

In dem vorliegenden Konzept werden die gestaltenden Empfehlungen von Kilometer 0.0bis 3.0, die normalerweise über einen langen Entwicklungszeitraum geplant werden, alskurzfristige Maßnahmen ausgewiesen, damit Sie bis zum Beginn der Landesgartenschauim Jahre 2005 umgesetzt sein können.

Der gesamte Abschnitt sollte revitalisiert werden, dazu müssen alle Ökosystem-Bausteine unter Berücksichtigung des Leitbildes in die Betrachtung einfließen. DerHochwasserschutz muss bei der Planung berücksichtigt werden.

• Verlegung der Versorgungsleitungen

• Aufweitung des Gewässerprofiles

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• Anlage von Nebengerinnen und Schotterbänken, ein bis mehrmals im Jahr überflute-ten Standorten, dauernassen Bereichen, Altwässern, Rinnensystemen und Hochflu t-betten, Stillgewässern

• Entfernen der Uferbefestigung

• In Bereichen, in denen die Versorgungsleitungen nicht verlegt werden können, Um-gestaltung der Uferbefestigung in gewässerverträglichere Bauweise. Hier kann dieGelegenheit genutzt werden, unterschiedliche gewässerökologisch verträglicheBauweisen im Rahmen des LaGa-Programmes zu thematisieren.

• Reaktivierung der typischen Auenbiotope an den verschiedenen neuangelegtenStandorten (siehe oben)

9.2 Übrige Gewässerstrecke

9.2.1 Gewässersohle

• Durchgängigkeit der Dhünn wieder herstellen, dazu Entfernung der Querbauwerke

• Strukturvielfalt der Sohle erhöhen, dazu Einbau von Lenkungsbauwerken (Buhnen,Raubäume o.ä.); hier sollte auch dem Umstand, dass die Dhünn im Fischwanderpro-gramm NRW ein wichtiges Gewässer darstellt, Rechnung getragen werden

• Totholz im Gewässer belassen

• Einbau von Sohlgleiten zur Gefälleverminderung und Reduzierung der Fließge-schwindigkeit (an vorhandenen Abstürzen). Die Sohlgleiten sollten als Bruchstein-schwellen mit einer Neigung von 1:15 oder schwächer geneigt ausgebildet werden.

• Abmindern der stoßartigen Regenwasserabschläge in die Dhünn durch geeignetewasserbauliche Maßnahmen

• Mischwasserabschläge entfernen

• Alte Pegelanlage (bei km 23.12 – 23.17) entfernen

• Pegelanlagen im Sinne der Durchgängigkeit optimieren

9.2.2 Uferbereich

• Umgestaltung der Uferbefestigung in gewässerverträglichere Bauweise da diese dieEigendynamik des Flusses herausfordern kann

• Stellenweise Entfernen des Uferverbaus,

• Zulassen des Verfalls von Uferverbau,

• Initialpflanzungen mit Gehölzen,

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• Ersetzen von standortfremden Gehölzen durch bodenständige Gehölze (Auswahl aufGrundlage der potentiellen natürlichen Vegetation).

9.2.2.1 Neophyten

Per Definition bezeichnet man als Neophyten solche Pflanzenarten, die nach dem Jahr1500 nach Europa eingewandert bzw. eingeführt worden sind. Die Wende vom 15. zum16. Jahrhundert wurde als zeitliche Trennlinie zwischen Archaeophyten (in prähistori-scher Zeit eingewanderte Arten) und Neophyten definiert, weil das Einschleppen neuerArten mit der Entdeckung Amerikas eine neue Dimension bekam.

Einzelne neophytische Arten erzielen große Ausbreitungserfolge aufgrund ihrer artspezi-fischen Eigenschaften. Die Zusammensetzung der angestammten Vegetation wird ver-ändert und konkurrenzschwächere Arten werden verdrängt.

Im Einzugsgebiet der Dhünn findet man hauptsächlich:

• Reynoutria japonica (Japanischer Staudenknöterich),

• Impatiens glandulifera (Drüsiges- oder Indisches Springkraut),

• Herculeum mantegazzianum (Riesenbärenklau oder Herkulesstaude)).

Die Verbreitung der Neophyten kann bei Renaturierungsmaßnahmen, die zum Ziel derVerbesserung der Gewässerstruktur durchgeführt werden problematisch werden, wennsich nicht die erwarteten und gewünschten heimischen Pflanzengesellschaften, sondernNeophyten ansiedeln. Auch bei Unterhaltungsmaßnahmen können sich die Neophytenauf offenen Böden und Ruderalflächen etablieren.

Erfahrungen aus der Vergangenheit haben gezeigt, dass Regulierungsmaßnahmen nurmit großem Aufwand und hohen Kosten durchgeführt werden können.

Vor diesem Hintergrund wird eine Bestandserfassung der Neophyten im gesamten Ein-zugsgebiet der Dhünn empfohlen, damit der Wupperverband dort wo es notwendig er-scheint, gezielt und rechtzeitig eine Regulierung vornehmen kann.

9.2.3 Landbereich (Aue)

• Extensivierung der Flächennutzung auf den bachbegleitenden Parzellen

• Erhalt von Retentionsraum in den Grünlandbereichen und Brachflächen entlang desgesamten Verlaufs.

• Auenrevitalisierung

• Verbreiterung des Uferstreifens bei landwirtschaftlich und industriell genutzten Flä-chen auf durchgängig mindestens 10 m (zwei Kronenbreiten) beiderseits des Bach-laufs als Bereitstellung eines Entwicklungsraumes. Der Uferstreifen wird nicht vonder schrägen Uferböschung, sondern von dem ebenen Gewässervorland im An-schluss an die Böschungsoberkante gebildet.

• Rückverlegung der Deiche in Betracht ziehen

• Förderung der dezentralen Regenwasserversickerung

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• Wertvolle Flächen erhalten

9.2.4 Einzugsgebiet

• Entsiegelungsmaßnahmen im gesamten Einzugsgebiet

• Offenlegung verrohrter Abschnitte von Zuläufen

• Dezentrale Versickerung von Dachflächenabflüssen und anderen Versiegelungennach Maßgabe der rechtlichen Regelungen

• Entfernen von Nadelforsten, Ersatz durch bodenständige Wälder

• Dynamisierung des Talsperrenabflusses (ökologisches Talsperrenmanagement)

9.2.5 Pflegehinweise

Die Maßnahmen der Pflege der eingedeichten Flächen, zur Gewährleistung einesschadlosen Abflusses von Niederschlagswässern, Oberflächenwasser und Drainage-wasser (Hochwasserschutz), müssen regelmäßig in Hinblick auf eine landschaftsgerech-te, naturverträgliche Unterhaltung überprüft und den aktuellen Entwicklungen in abge-stimmter Form angepasst werden. Die folgenden Hinweise zur Grabenunterhaltungstammen aus der Beilage zur Korrespondenz Abwasser (KA), Gewässer-Info Nr. 17, Ja-nuar 2000. Dort sind bei Bedarf weitere detaillierte Informationen zu finden.

9.2.5.1 Mahd

Die Mahd im Gebiet des Deichverbandes (Unterlauf) ist unter Beachtung des Unterhal-tungszieles auf ein Minimum zu reduzieren und bei Möglichkeit ganz einzustellen. DieMahd von Böschungen sollte – wie alle anderen Unterhaltungsmaßnahmen – möglichstschonend durchgeführt werden.

• Die Mahd ist zeitlich zu staffeln.

• Röhrichte und Seggenriede wie auch die Wasservegetation sollten bei der Mahdnicht in einem Zug mitgemäht, oder gar entfernt werden.

• Wahl eines günstigen Mahdzeitpunktes:• gemäß der jeweiligen standörtlichen Entwicklung (z.B. Wüchsigkeit, schützens-

werte Tier- und Pflanzenarten)• Mahdzeitpunkt erst nach der Mahd der umliegenden Wiesenflächen vorsehen

(etwa 2-3 Wochen später), damit zu jeder Zeit ein Nahrungsangebot besteht.• Soweit keine speziellen Gründe des Natur- und Artenschutzes entgegenstehen,

sollte eine spätere Mahd angestrebt werden (etwa Ende Juli bis Ende Oktober),in Einzelfällen (z.B. auf artenarmen Standorten) reicht eine Mahd in mehrjähri-gen Abständen aus.

• Räumliche Staffelung, z.B. durch wechselseitige oder abschnittsweise Mahd (z.B.zunächst 1/3 der zu mähenden Fläche belassen)

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• Belassen ungemähter Bereiche innerhalb der zu mähenden Fläche (Zufluchtmög-lichkeit für Tiere der gemähten Flächen, Ausgangspunkt für die Wiederbesiedlung,Überwinterungsquartiere für Insekten)

• Berücksichtigung besonderer Artenvorkommen (z.B. Wiesenameisenbläuling, Orchi-deenvorkommen) in differenziertem, abgestuften Pflegekonzept

• Bei der Mahd Einsatz eines Mähkorbs mit Abstandhalter, am schonendsten ist derEinsatz von Sense, Motorsense (Freischneider) und Balkenmäher

• Mähhöhe ca. 10 cm

• Mähgut nach 1-2 Tagen abräumen (Reduzierung der Pflanzenmasse, Flucht vonKleintieren wird ermöglicht) und einer Verwertung zuführen; erfolgt das Abräumennicht von Hand sondern mit Kreisel- oder Bandrechen, ist die Arbeitsebene des Ge-rätes höchstmöglich einzustellen

9.2.5.2 Gehölzpflegemaßnahmen

Sie sollten grundsätzlich nicht in der Vegetationsperiode vorgenommen und nur vomDeichverband oder Wasserverband, bzw. beauftragten Firmen durchgeführt werden.

Altbestände aus nicht bodenständigen Gehölzen sind nach und nach durch bodenstän-dige zu ersetzen (MURL, 1999).

9.2.6 Sonstiges

9.2.6.1 Naturschutzgebiet „Dhünnaue“

Zwischen Kilometer 10.81 (Schlebuscher Straße in Hummelsheim) und der AltenbergerDom Straße in Altenberg (km 17.44) wurde in den Jahren 1994 und 1995 das Natur-schutzgebiet „Dhünnaue“ ausgewiesen. Hier werden gemäß § 20 LG folgende Schutz-ziele verfolgt:

• Erhaltung und Entwicklung eines naturnahen Bachtales mit zum Teil gut ausgepräg-ten Auewäldern, Ufergehölzen und Grünlandbereichen

• Erhalt und Sicherung eines naturnahen und reich strukturierten Gewässersystems

• Sicherung des Bestandes an Auenwäldern und Ufergehölzen

• Erhalt der offenen Grünlandbereiche und Krautsäume

• Entwicklung naturnaher Auenstrukturen und –lebensräumen

• Erhaltung und Sicherung des Lebensraumes gefährdeter Tier- und Pflanzenarten.

Im Naturschutzgebiet kommen folgende §20c Biotoptypen vor:

• naturnahe Bach- und Flussabschnitte (Bachmittellauf im Mittelgebirge (FM2), Mit-telgebirgsfluss (FO1))

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• Auenwald (Eichen- Auenwald (AB7), Bachbegleitender Erlenwald (AC5), Ufergehölz(BE0))

• natürliche Felsbildungen (natürliche Felswand, -klippe (GA))

9.2.6.2 FFH-Gebiete DE 4809-301

Das Gebiet erstreckt sich entlang der Dhünn in Leverkusen (Van Hoff Straße/unterhalbder B 8; km 2.50) bis zum ehemaligen Auermühlenwehr (km 6.98) und beginnt dannerneut bei km 8.32 (Hammerweg) und endet an der Dhünn erneut bei km 22.48 (ober-halb Haus Haniel). Insgesamt ist das FFH-Gebiet viel größer, da es auch das gesamteTal des Eifgenbaches einschließt.

Unterhalb der Talsperre wird das Flusstal etwa ab Gut Steinhausen durch Erlen- undEschen-Auwälder, Sternmieren-Eichen- Hainbuchenwälder und Grünlandflächen in derTalaue geprägt. Dazu kommen die großflächígen Buchen- sowie Buchen-Eichen-Hangwäldern.

Zunächst reichen die Hangwälder bis zur Dhünn herunter. Nach Zufluss des Eifgenba-ches weitet sich die Aue, welche meist landwirtschaftliche genutzt wird. Der Fluss wirdhier von Ufergehölzen und kleinflächigen Auenwäldern begleitet. Bei Altenberg undOdenthal grenzen Erholungsinfrastrukturen und Siedlungsbereiche an den Flusslauf.

Die Dhünn ist insgesamt naturnah ausgeprägt und weist stellenweise Sohlen- und Ufer-strukturen auf, die Lebensräume u.a. für die Groppe und das Flussneunauge bieten.

Das teilweise tief in die Wälder der Bergischen Hochflächen eingeschnitteneKerbsohlental des Eifgenbaches ist geprägt durch örtlich extensiv genutzte und feuchte,binsenreiche Grünlandflächen sowie durch bachbegleitende artenreiche Erlen- und Er-len-Eschenwälder. Der naturnah durch das schmale Tal mäandrierende Bach wird strek-kenweise von Uferhochstaudenfluren und meist von Ufergehölzen, die in Bereichen mitangrenzendem intensiv genutztem Grünland teilweise lückig ausgebildet sind, begleitet.Kleinere Fichtenaufforstungen und Fischteichanlagen in der Aue beeinträchtigen dasansonsten naturnahe Landschaftsbild und das strukturreiche Mittelgebirgs-Wiesental. Innassen von Nebenrinnen des Eifgenbaches durchflossenen, nassen Talbereichen wach-sen Brennesselfluren und Röhrichte. Einige naturnahe Kerbtäler mit bewaldeten Hängenmünden in den Eifgenbach.

Als schützenswert werden nach der FFH-Richtlinie (92/43/EWG) in diesem Gebiet fol-gende Lebensräume und Arten gewertet:

• Erlen-Eschen- und Weichholz-Auenwälder (91E0, Prioritärer Lebensraum)

• Fließgewässer mit Unterwasservegetation (3260)

• Feuchte Hochstaudenfluren (6430)

• Hainsimsen-Buchenwald (9110)

• Stieleichen-Hainbuchenwald (9160)

• Groppe (Cottus gobio)

• Bachneunauge (Lampetra planeri)

Konzept zur naturnahen Entwicklung der Dhünn - Untersuchungsergebnisse Seite 48

• Flussneunauge (Lampetra fluviatilis)

Nach der FFH-Richtlinie müssen folgende Ziele verfolgt werden, um ein verbindendesNetzwerk von Lebensräumen zu schaffen:

• Die Erhaltung und Entwicklung extensiv genutzter Wiesentäler im Wechsel mit struk-turreich ausgebildeten Erlen-Eschen-Auwäldern und sowie die naturnahe Waldbe-wirtschaftung und die Erhaltung des natürlichen Wasserhaushaltes der Sternmieren-Eichen-Hainbuchenbestände sollten vorrangiges Ziel sein.

• Die Förderung der Fischfauna ist anzustreben durch Erhaltung der naturnahen Fluss-und Bachabschnitte sowie durch Verbesserung anthropogen veränderter Uferberei-che und Aufhebung der ökologischen Barrieren im Bereich von Wehren.

• An den Talhängen ist der behutsame Umbau der Waldbestände in naturnahe Hain-simsen-Buchenwälder als Ergänzung bestehender Buchenwälder anzustreben umdie Entwicklung eines großflächigen naturnahen Buchenwaldgebietes einzuleiten.

• Den negativen Einwirkungen auf das Gebiet durch Fichtenaufforstungen und Fisch-teichnutzung im Tal oder durch Freizeitaktivitäten (z.B. Reiten) ist mit geeignetenMaßnahmen entgegenzuwirken.

Konzept zur naturnahen Entwicklung der Dhünn - Untersuchungsergebnisse Seite 49

10 Zusammenfassung

Das vorliegende Konzept zur naturnahen Entwicklung der Dhünn umfasst den stationier-ten Verlauf von der Mündung in die Wupper bis an den Talsperrendamm bei Loosenau.(Stationierung des Wupperverbandes km 0.0 bis Kilometer 24.3).

Es ist Bestandteil eines Gesamtkonzeptes für die Dhünn und Große Dhünn von derQuelle bis zur Mündung und 34 weiterer Zuläufe mit einer Gesamtlänge von ca. 92 Ki-lometern.

Die Grundlage für die Empfehlungen dieses Konzeptes bildet die Gewässerstrukturgüte-kartierung. Die Feldarbeiten wurden bereits im Juni 1999 im Auftrag des StaatlichenUmweltamtes Köln durchgeführt. Die Kartierergebnisse und Maßnahmenempfehlungenzu Erhalt und Entwicklung der natürlichen Gewässerstruktur werden in Karten sowie ineinem gesonderten Textteil (Planungsempfehlungen) dargestellt.

Der Untersuchungsraum befindet sich zu etwa 40 % auf den Höhenlagen des Rheini-schen Schiefergebirges und zu etwa 60% in der Rheinischen Tiefebene. Der Mittellauf(von km 24,3 bis km 11,86) durchläuft meist Sohlentälern, bzw. in einigen Abschnittendurch ein Auen- und Muldental. Er mündet schließlich als Niederungsbach (etwa ab km11,86 bis zur Mündung bei km 0,0) in Leverkusen-Bürrig in die Wupper. Der Unterlaufkann als ein „schottergeprägter Fluss im Grundgebirge“ beschrieben werden.

Vom Mündungsbereich stromaufwärts gesehen ist die Gewässerstrukturgüte der Dhünnim Deichgebiet (Abschnitt I, km 0.0 – 4.81) in seiner Bewertung sehr homogen. In denBereichen Sohle und Ufer findet man, neben drei rot eingefärbten Bereichen, aus-schließlich orange Töne. Der Landbereich ist durch grünen und blauen Farben gekenn-zeichnet. Der zweite Abschnitt bis zum Wehr Freudenthal (km 4.81 – 8.95) ist durchrote und orange Farben in der Sohle gekennzeichnet. Die Ufer sind überwiegend gelb,aber auch hellgrün und dunkelgrün. Das Umfeld erscheint in hellblauen bis gelben Far-ben. Ab dem Wehr Freudenthal bis zum Talsperrendamm (Abschnitt III, km 8.95 – 24.3)ist das gesamte Farbenspektrum vertreten.

Die Wassergüte der Dhünn ist als „gering bis mäßig belastet“ einzustufen.

An der Dhünn wurden in den vergangenen Jahren z. T. langfristig irreversible anthropo-genen Eingriffe vorgenommen.

• Entlang der Fließstrecke der Dhünn gibt es 11 Abschläge aus der Mischkanalisation.

• Im Verlauf der Dhünn gibt es insgesamt 40 weitere Regenwassereinleitungen ausdem öffentlichen Regenwasserkanal.

• Im Unterlauf wurde die Dhünn verlegt, begradigt und eingedeicht (Dhünn-Rückstaudeich und Bürriger Deich). Hierdurch wurde der Unterlauf von den natürli-chen Überflutungsbereichen abgeschnitten.

• Fast der gesamte Dhünnverlauf wurde in der Vergangenheit ausgebaut. Die älterenAusbaustrecken, oberhalb des Deichgebietes, werden heute nur noch bedingt un-terhalten.

Konzept zur naturnahen Entwicklung der Dhünn - Untersuchungsergebnisse Seite 50

• Das Gewässer wird über ca. 7 Kilometer durch die Große Dhünn-Talsperre aufge-staut. Dies hat Auswirkungen auf die Abflussverhältnisse der gesamten Gewässer-strecke, die in diesem Konzept behandelt wird.

• Zur Sicherstellung des ökologischen Gleichgewichts der Dhünn und Vermeidung vonBeeinträchtigungen des Wohls der Allgemeinheit wurde im Zuge der Inbetriebnahmeder Talsperre eine Niedrigwasseraufhöhung der Dhünn vorgenommen.

• Zwischen Loosenau und Manfort wurden vier Pegelmessstationen in das Gewässer-profil eingebaut.

• Entlang der Fließstrecke gibt es vier Querbauwerke, die das Fließgewässerkontinu-um unterbrechen.

• Die Gewässersohle wurde an zahlreichen Stellen durch den Einbau von rauen Gle i-ten befestigt.

Aus diesen Randbedingungen resultiert die folgende gewässermorphologische Situati-on. Zum Teil sind die Prozesse selbstverstärkend.

• Entlang der tief eingeschnittenen Strecken gelangt das Gewässer nur relativ seltenüber die Ufer.

• Durch die großen Wassermengen, die stoßweise durch die Substrate geführt wer-den, wird das Bachbett stark eingeschnitten. Dieser Prozess macht die Aufnahmeimmer größerer Wassermengen möglich. Die Erosionsleistung verstärkt sich mit zu-nehmendem bordvollen Abfluss.

Zur Wiederherstellung naturnaher Verhältnisse sind umfangreiche Renaturierungsmaß-nahmen notwendig. Wenn diese Maßnahmen mit dem Ziel einer Wiederherstellung desFliessgewässerkontinuums durchgeführt wird, sollten die Entfernung von Querbauwer-ken vom Mündungsbereich her erfolgen.

Entlang der Dhünn wurde ein FFH-Gebiet und ein Naturschutzgebiet ausgewiesen. DieFlächen überschneiden sich in einigen Bereiche. Die Schutzziele beider Gebiete müssenprioritär befolgt werden.

Die Maßnahmenempfehlungen (Teil II) sind als Voraussetzung für eine naturnahe Ent-wicklung des gesamten Dhünn-Systems zu sehen. Aufgrund der starken anthropogeneÜberprägung des Einzugsgebietes ist es sinnvoll, langfristig ein Gesamtkonzept für dasgesamte Einzugsgebiet zu entwickeln und die Maßnahmen dieses Konzeptes, welchesnur einen relativ schmalen Streifen im Bereich des Gewässerverlaufs betrachtet, zu in-tegrieren.

Durch die vorgeschlagenen Maßnahmen soll die Dhünn in die Lage versetzt werden,durch ihre Eigendynamik langfristig ein neues Gleichgewicht im Sinne eines natürlichenGewässers zu erhalten.

Die Empfehlungen im Rahmen des vorliegenden Konzeptes orientieren sich an diesenLeitvorstellungen. Die jeweiligen Zielrichtungen wurden dabei u.a. durch die Refe-renzstrecke der Dhünn vorgegeben.

• Vorhandensein eines breiten, ungenutzten Entwicklungsstreifens (mindestens 10 mBreite)

• Durchgängigkeit der Geschiebeführung

Konzept zur naturnahen Entwicklung der Dhünn - Untersuchungsergebnisse Seite 51

• Weitestgehend naturnahe Abflussverhältnisse

Die erarbeiteten Maßnahmenempfehlungen sind in Teil II dieses Konzeptes detailliertbeschrieben. Insbesondere werden folgende Maßnahmen vorgeschlagen:

• Entfernen des Mischwasserabschläge

• Extensivierung der Flächennutzung

• Bereitstellung eines ungenutzten, mittelfristig mit Röhrichten, Hochstauden, Ge-hölzen oder extensiv genutzten Wiesen bestandenen Uferstreifens, in diesem Zu-sammenhang an mehreren Stellen Initialpflanzungen

• Entfernung der Querbauwerke vom Mündungsbereich bachaufwärts

• Maßnahmen zur ökologischen Verbesserung des Oberflächenabflusses in versie-gelten Bereichen (Entsiegelung, bzw. Regenwasserversickerung)

• Erhalt der Auenbereiche als Überschwemmungsgebiete

• Reaktivierung von typischen Auenbiotope

• Anpassen des Talsperrenmanagements an naturnahe Verhältnisse

Konzept zur naturnahen Entwicklung der Dhünn - Untersuchungsergebnisse Seite 52

11 Literatur

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12 Karten und Pläne

Deutsche Grundkarte 1:5000 (Rasterdaten) (Hrsg. Landesvermessungsamt Nordrhein-Westfalen) - Kartenblätter:

490705490706490709490710490711490712490715490716490717490718490723490724490729490730490736490801490802490803490804490805

490806490807490808490809490810490811490812490813490814490815490816490817490818490819490820490821490822490823490824490825

490826490827490828490829490830490831490832490833490834490835490836490901490902490907490908490913490914490919490920490931

Geologische Karte 1 : 25.000 (Hrsg. Königlich Preußische Geologische Landesanstalt) -Blatt 4907 Hitdorf (Leverkusen), (alt Blatt 2843), Gradabteilung 52, Blatt 58,1916.

Geologische Karte 1 : 25.000 (Hrsg. Preußische Geologische Landesanstalt) - Blatt4908 Burscheid, (alt Blatt 2844), 1934.

Geologische Karte 1 : 25.000 (Hrsg. Preußische Geologische Landesanstalt) - Blatt4909 Kürten, (alt Blatt 2845), 1934.

Gewässerstationierungskarte 1 : 25.000 (Hrsg.: LUA NRW)- Blatt 4907 Leverkusen, 1996

Gewässerstationierungskarte 1 : 25.000 (Hrsg.: LUA NRW)- Blatt 4908 Burscheid, 1996

Gewässerstationierungskarte 1 : 25.000 (Hrsg.: LUA NRW)- Blatt 4909 Kürten, 1984

Luftbildplan 1 : 5000 (Hrsg. Plan und Karte gmbH Münster)- Blatt Nittum, 24. Mai 1951

Luftbildplan 1 : 5000 (Hrsg. Plan und Karte gmbH Münster)- Blatt Schlebusch Süd, 24. Mai 1951

Konzept zur naturnahen Entwicklung der Unteren Dhünn - Untersuchungsergebnisse Seite 55

Luftbildplan 1 : 5000 (Hrsg. Plan und Karte GmbH Münster)- Blatt Schlebuschrath, 24. Mai 1951

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- Blatt CC 5502 Köln