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Koprolithen aus dem Unterkeuper als Beispiel für die Koprolithengenese und -erhaltung Von Rainer Albert August 2011 1 KOPROLITHEN – ALLGEMEINES ............................................................................................................................... 1 1.1 DEFINITION UND ABGRENZUNG..................................................................................................................................... 1 1.2 ENTSTEHUNG................................................................................................................................................................. 1 1.3 VORKOMMEN ................................................................................................................................................................ 2 1.4 ERZEUGER ..................................................................................................................................................................... 2 1.5 SYSTEMATIK.................................................................................................................................................................. 3 1.6 IDENTIFIZIERUNG IM FOSSILEN BELEG........................................................................................................................... 3 2 KOPROLITHEN AUS DEM UNTERKEUPER .............................................................................................................. 4 3 LITERATUR ....................................................................................................................................................................... 6 4 NACHWEISE ...................................................................................................................................................................... 6 1 Koprolithen – Allgemeines Obwohl aus ursprünglich recht vergänglichem Material hervorgegangen, sind Koprolithen vor allem im Mesozoikum keine Seltenheiten. Häufig trifft man sie zusammen mit den Resten ihrer Verursacher in größeren Anreicherungen (insbes. Bonebeds) an. Optisch meist wenig spektakulär, geben sie dennoch interessante Auskünfte über die damalige Lebewelt und die Ablagerungsbedingungen. 1.1 Definition und Abgrenzung Als Koprolithen werden mineralisierte Fäkalien bezeichnet, die eine Größe von 1 cm und mehr erreichen (FÜCHTBAUER 1988). Objekte unterhalb dieser Größe werden üblicherweise unter dem Begriff Fäkalpellets zusammengefasst. Im genauen Sinne wird zwischen Ausscheidungen (Koprolithen sensu stricto) und in situ fossilisierten Darminhalten (Cololithen) unterschieden (MCALLISTER 1985). 1.2 Entstehung Das höchste Potenzial zur Fossilisation hat Kot von Fleischfressern. Der zwangsläufig hohe Anteil an phosphathaltigen Bestandteilen (Knochenreste, Zähne) kann unter geeigneten Bedingungen in marinem Milieu schon frühzeitig nach der Ausscheidung zu einer verhärtenden Mineralisation durch die Entstehung von Phosphorit führen. Die so präfossilierten Koprolithen können einer Umlagerung und sogar Aufarbeitung widerstehen, wobei sie jedoch häufig in kleinere Teile zerbrechen und ihre Oberfläche abgerollt wird. Im weiteren Verlauf der Diagenese wird die gesamte organische Substanz in Phosphorit umgewandelt. Phosphatische Komponenten des Koprolithen wie Knochenteile, Zähne und Fischschuppen, aber auch bspw. Fanghäkchen von Cephalopoden bleiben dabei häufig nachweisbar. Kot von Pflanzenfressern wird nur in Ausnahmefällen fossil. Das organische Material, aus dem er besteht, wird in der Regel sehr rasch biologisch abgebaut. Unter anaeroben Bedingungen kann es beim mikrobiellen Abbau des ursprünglichen Materials zur Ausfällung von Pyrit und/oder Markasit kommen,

Koprolithen aus dem Unterkeuper als Beispiel für die … · 2011. 8. 15. · Abb. 2: Koprolith mit Schrumpfungsrissen und diesen folgenden Brüchen (Blaubank, Maßstab: 1 cm) 3

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  • Koprolithen aus dem Unterkeuper als Beispiel für die Koprolithengenese und -erhaltung

    Von Rainer Albert

    August 2011

    1 KOPROLITHEN – ALLGEMEINES ...............................................................................................................................1 1.1 DEFINITION UND ABGRENZUNG.....................................................................................................................................1 1.2 ENTSTEHUNG.................................................................................................................................................................1 1.3 VORKOMMEN ................................................................................................................................................................2 1.4 ERZEUGER .....................................................................................................................................................................2 1.5 SYSTEMATIK..................................................................................................................................................................3 1.6 IDENTIFIZIERUNG IM FOSSILEN BELEG...........................................................................................................................3

    2 KOPROLITHEN AUS DEM UNTERKEUPER ..............................................................................................................4 3 LITERATUR .......................................................................................................................................................................6 4 NACHWEISE ......................................................................................................................................................................6

    1 Koprolithen – Allgemeines Obwohl aus ursprünglich recht vergänglichem Material hervorgegangen, sind Koprolithen vor allem im Mesozoikum keine Seltenheiten. Häufig trifft man sie zusammen mit den Resten ihrer Verursacher in größeren Anreicherungen (insbes. Bonebeds) an. Optisch meist wenig spektakulär, geben sie dennoch interessante Auskünfte über die damalige Lebewelt und die Ablagerungsbedingungen.

    1.1 Definition und Abgrenzung Als Koprolithen werden mineralisierte Fäkalien bezeichnet, die eine Größe von 1 cm und mehr erreichen (FÜCHTBAUER 1988). Objekte unterhalb dieser Größe werden üblicherweise unter dem Begriff Fäkalpellets zusammengefasst. Im genauen Sinne wird zwischen Ausscheidungen (Koprolithen sensu stricto) und in situ fossilisierten Darminhalten (Cololithen) unterschieden (MCALLISTER 1985).

    1.2 Entstehung Das höchste Potenzial zur Fossilisation hat Kot von Fleischfressern. Der zwangsläufig hohe Anteil an phosphathaltigen Bestandteilen (Knochenreste, Zähne) kann unter geeigneten Bedingungen in marinem Milieu schon frühzeitig nach der Ausscheidung zu einer verhärtenden Mineralisation durch die Entstehung von Phosphorit führen. Die so präfossilierten Koprolithen können einer Umlagerung und sogar Aufarbeitung widerstehen, wobei sie jedoch häufig in kleinere Teile zerbrechen und ihre Oberfläche abgerollt wird. Im weiteren Verlauf der Diagenese wird die gesamte organische Substanz in Phosphorit umgewandelt. Phosphatische Komponenten des Koprolithen wie Knochenteile, Zähne und Fischschuppen, aber auch bspw. Fanghäkchen von Cephalopoden bleiben dabei häufig nachweisbar.

    Kot von Pflanzenfressern wird nur in Ausnahmefällen fossil. Das organische Material, aus dem er besteht, wird in der Regel sehr rasch biologisch abgebaut. Unter anaeroben Bedingungen kann es beim mikrobiellen Abbau des ursprünglichen Materials zur Ausfällung von Pyrit und/oder Markasit kommen,

  • womit die ursprüngliche Objektform abgebildet wird. Fossilien der eigentlichen Nahrungsreste werden dabei meist nicht überliefert.

    Abb. 1: Kotballen einer Tüpfelhyäne. Aufgrund sehr effizienter Verdauung bleiben nur Knochentrümmer und Haare zurück. Die weiße Färbung ist ein Hinweis auf hohen Kalk- und Phosphatgehalt (Daan Viljoen Game Park bei Windhoek, Namibia).

    1.3 Vorkommen Koprolithen bilden sich bevorzugt in dysoxischen Milieus, da dort ihr mikrobieller Abbau bis zum Einsetzen der Mineralisation ganz oder teilweise unterbunden ist. Ein gewisser Kalkgehalt des Sediments ist zur Bildung des Phosphorits vonnöten. Durch Aufarbeitung und Umlagerung finden sie sich jedoch auch in Sedimenten, deren Ablagerungsmilieu den o. g. Kriterien nicht entspricht. Hier sind sie häufig in höherer Konzentration angereichert. Durch einen mehr oder weniger stark abgerollten Zustand sind sie meist leicht als auf sekundärer Lagerstätte vorkommend zu erkennen.

    1.4 Erzeuger Form und Inhalt eines Koprolithen lassen selten Rückschlüsse auf einen konkreten Erzeuger zu. Lediglich Koprolithen von Haien weisen eine charakteristische Spiralstruktur auf ihrer Oberfläche auf, die von Einschnürungen des Haidarms herrührt (STORRS 1994), und die bei geeigneter Erhaltungsqualität des Koprolithen noch sichtbar ist. Koprolithen anderer Erzeuger können höchstens grob aufgrund eines Vergleichs zwischen Komponenteninhalt und Nahrungspräferenzen (soweit bekannt) einer bestimmten Vertebratengruppe zugeordnet werden. Zusätzlich kann die Größe eines Koprolithen Hinweise auf die Abmessungen des Erzeugers geben und damit eine Eingrenzung auf eine bestimmte Anzahl möglicher Verursacher erlauben.

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  • 1.5 Systematik Koprolithen stellen Lebensäußerungen von Organismen dar und werden daher den Spurenfossilien zugeordnet.

    Zur Bennenung von Koprolithen wurden Ichnotaxa aufgestellt, basierend auf skulpturellen und strukturellen Merkmalen und unter Berücksichtigung ihres stratigraphischen Vorkommens. Diese finden mangels Interesse der Wissenschaftsgemeinde jedoch so gut wie keine Anwendung (HUNT et al. 2007).

    1.6 Identifizierung im fossilen Beleg Sind Koprolithen phosphoritisch erhalten, weisen sie im frischen Zustand häufig eine schwarze bis dunkelgraue oder auch bräunliche Färbung aufgrund von Metalloxiden und Kerogen auf. Hat das Gestein diagenetische Veränderungen wie Dolomitisierung erfahren oder war es Lösungs- und Verwitterungsprozessen ausgesetzt, sind diese färbenden Stoffe meist weggelöst, und die Koprolithen erscheinen rosafarben bis weiß.

    Durch Schrumpfung während des Fossilisationsprozesses bilden sich meist Querklüfte, an denen Koprolithen bevorzugt zerbrechen. Beim Anschlagen entstehen annähernd rechteckige Bruchstücke mit scharfen Kanten.

    Zur Unterscheidung von kalkigen Lithoklasten kann auch der Salzsäuretest angewendet werden.

    Querschnitte zeigen oft konzentrische Farb- oder Dichteunterschiede im Material.

    Abb. 2: Koprolith mit Schrumpfungsrissen und diesen folgenden Brüchen (Blaubank, Maßstab: 1 cm)

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  • 2 Koprolithen aus dem Unterkeuper Koprolithen kommen in marinen Abschnitten des Unterkeupers häufig vor, speziell in Bonebeds sind sie in größerer Zahl angereichert. Die Erhaltung reicht hierbei von rudimentär durch wiederholte Aufarbeitung bis detailreich. Besonders große Koprolithen können mit aller gebotenen Vorsicht als von großen Reptilien und Amphibien verursacht interpretiert werden, daneben finden sich kleinere Koprolithen, die zusätzlich auch von Fischen stammen können. Im Fall der Haifische sind deren Koprolithen – entsprechende Erhaltung vorausgesetzt – an der Oberflächenstruktur zu erkennen.

    Abb. 3: Bonebedhandstück mit zwei Koprolithen und Knochenresten (Blaubank, Maßstab: 10 cm)

    Abb. 4: Gut erhaltener, langgestreckter Koprolith (ku 1, unhorizontiert, Maßstab: 1 cm)

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  • Abb. 5: Koprolithen mit spiraliger Skulptur, den Haien zuzurechnen (Anthrakonitbank, Maßstab: 1 cm)

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  • Abb. 6: Aufgebrochener Koprolith mit Fischschuppen (Grenzbonebed, Maßstab: 1 cm)

    3 Literatur DUFFIN, CH. J. (2009): „Records of warfare…embalmed in the everlasting hills”: a History of Early Coprolite Research. - Mercian Geologist 17 (2): 101-111. FÜCHTBAUER, H. (Hrsg.) (1988): Sediment-Petrologie II: Sedimente und Sedimentgesteine, 4. Aufl. - 1141 S., 660 Abb., 113 Tab., Stuttgart (Schweizerbart).

    HUNT, A. P. et al. (2007): A review of vertebrate coprolites of the Triassic with descriptions of new mesozoic ichnotaxa. - New Mexico Museum of Natural History and Science, Bulletin 41: 88-107. MCALLISTER, J. A. (1985): Reevaluation of the formation of spiral coprolites. - The University of Kansas, Paleontological Contributions 114, 12 S., 9 Abb. STORRS, G. W. (1994): Fossil vertebrate faunas of the British Rhaetian (latest Triassic). - Zoological Journal of the Linnean Society 112: 217-259.

    4 Nachweise Fotos und Sammlung: Rainer Albert, Stuttgart

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    1 Koprolithen – Allgemeines1.1 Definition und Abgrenzung1.2 Entstehung1.3 Vorkommen1.4 Erzeuger1.5 Systematik1.6 Identifizierung im fossilen Beleg

    2 Koprolithen aus dem Unterkeuper3 Literatur4 Nachweise