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22 JOT Korrosionsschutz 2013 Neue KTL und galvanische Verzinkung Korrosionsschutz für alle Fälle Im Korrosionsschutz bewährt sich die Zinklamellentechnologie seit über 30 Jahren. Allerdings stößt diese Technologie in bestimmten Anwendungsbereichen an ihre systembedingten Grenzen. Diese Lücke schließen nun zwei neue Systeme: eine umweltschonende Electroplating-Reihe sowie eine hoch leistungsfähige KTL-Beschichtung im Systemaufbau. D ie Anforderungen der Automo- bilindustrie an den Oberflächen- schutz von Schrauben und anderen Verbindungselementen steigen ständig und werden im Zusammenspiel immer komplexer. Die Zinklamellentechnolo- gie von Dörken MKS-Systeme erfüllt diese Forderungen seit über 30 Jahren. Aufgrund ihrer besonderen Leis- tungsmerkmale werden die nicht elek- trolytisch abgeschiedenen Zinklamel- len-Beschichtungen weltweit überall dort eingesetzt, wo Bauteile und Kom- ponenten sicher vor Korrosion und weiteren Einflüssen geschützt werden müssen. Zinklamellensysteme und systembedingte Grenzen Bei extrem dünnen Schichten im Be- reich von 8 bis 12 μm bieten sie einen hohen kathodischen Schutz mit Korro- sionsstandzeiten von bis zu 1 000 Stun- den gemäß DIN EN ISO 9227 und op- timierte Verschraubungseigenschaſten bei Einhaltung definierter Reibungs- zahlen. Es gibt jedoch Anwendungsberei- che, bei denen auch die Zinklamellen- technologie an ihre systembedingten Grenzen stößt. So können sehr kleine Gewindeteile trotz dünnster Schichten nur schwierig oder gar nicht beschich- tet werden, da sich die Gewinde dabei zusetzen würden. Anwendungen im Bereich der Elektronik oder der Medi- zintechnik können durch den Abrieb und die Staubentwicklung häufig nur schwer erschlossen werden. KTL im Systemaufbau Aus diesem Grund haben die Dörken MKS-Systeme ihr Produktportfolio um bewährte und neue Technologien erweitert, die allein oder in Kombina- tion mit einem Zinklamellenbase- oder -topcoat neue Einsatzbereiche erschlie- ßen. So setzt das Unternehmen auf Ka- thodische Tauchlacke (KTL), die im Automobilbau am häufigsten verwen- dete Oberfläche. Die Gründe dafür sind vor al- lem die gute Optik, aber auch die ho- he Wirtschaſtlichkeit und die prozess- sichere und relativ unproblematische Der neue KTL-Aufbau im Praxiseinsatz Durch innovative Anlagentechnik und Prozessführung können auch größere Teile wie zum Beispiel Stanz-Biege-Teile als Trommelware beschichtet wer- den. Dabei ist ein hoher Durchsatz von bis zu vier Tonnen pro Stunde mög- lich – nahezu ohne Schlagstellen. Der Lohnbeschichter V.M.C. SpA, Civate/ Italien, setzt dieses Anlagenkonzept bereits ein. KTL-beschichtete Schrauben: Nach 1600 Stunden im SST (gem. DIN EIN ISO 9227) zeigen sie keinerlei Anzeichen von Korrosion. Die neue Anlagentechnik zur KTL-Beschichtung in der Trommel ist erstmalig bei einem italienischen Lohnbeschichter im Einsatz ©Dörken MKS-Systeme k MATERIALIEN & VERFAHREN JOURNAL FÜR OBERFLÄCHENTECHNIK

Korrosionsschutz für alle Fälle

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22 JOT Korrosionsschutz 2013

Neue KTL und galvanische Verzinkung

Korrosionsschutz für alle Fälle Im Korrosionsschutz bewährt sich die Zinklamellentechnologie seit über 30 Jahren. Allerdings stößt

diese Technologie in bestimmten Anwendungsbereichen an ihre systembedingten Grenzen. Diese

Lücke schließen nun zwei neue Systeme: eine umweltschonende Electroplating-Reihe sowie eine hoch

leistungsfähige KTL-Beschichtung im Systemaufbau.

Die Anforderungen der Automo-bilindustrie an den Ober�ächen-

schutz von Schrauben und anderen Verbindungselementen steigen ständig und werden im Zusammenspiel immer komplexer. Die Zinklamellentechnolo-gie von Dörken MKS-Systeme erfüllt diese Forderungen seit über 30 Jahren.

Aufgrund ihrer besonderen Leis-tungsmerkmale werden die nicht elek-trolytisch abgeschiedenen Zinklamel-len-Beschichtungen weltweit überall dort eingesetzt, wo Bauteile und Kom-ponenten sicher vor Korrosion und weiteren Ein�üssen geschützt werden müssen.

Zinklamellensysteme und systembedingte GrenzenBei extrem dünnen Schichten im Be-reich von 8 bis 12 µm bieten sie einen hohen kathodischen Schutz mit Korro-sionsstandzeiten von bis zu 1 000 Stun-den gemäß DIN EN ISO 9227 und op-timierte Verschraubungseigenscha�en bei Einhaltung de�nierter Reibungs-zahlen.

Es gibt jedoch Anwendungsberei-che, bei denen auch die Zinklamellen-technologie an ihre systembedingten Grenzen stößt. So können sehr kleine Gewindeteile trotz dünnster Schichten nur schwierig oder gar nicht beschich-tet werden, da sich die Gewinde dabei zusetzen würden. Anwendungen im Bereich der Elektronik oder der Medi-zintechnik können durch den Abrieb und die Staubentwicklung häu�g nur schwer erschlossen werden.

KTL im Systemaufbau Aus diesem Grund haben die Dörken MKS-Systeme ihr Produktportfolio

um bewährte und neue Technologien erweitert, die allein oder in Kombina-tion mit einem Zinklamellenbase- oder -topcoat neue Einsatzbereiche erschlie-ßen. So setzt das Unternehmen auf Ka-thodische Tauchlacke (KTL), die im

Automobilbau am häu�gsten verwen-dete Ober�äche.

Die Gründe dafür sind vor al-lem die gute Optik, aber auch die ho-he Wirtscha�lichkeit und die prozess-sichere und relativ unproblematische

Der neue KTL-Aufbau im Praxiseinsatz

Durch innovative Anlagentechnik und Prozessführung können auch größere Teile wie zum Beispiel Stanz-Biege-Teile als Trommelware beschichtet wer-den. Dabei ist ein hoher Durchsatz von bis zu vier Tonnen pro Stunde mög-lich – nahezu ohne Schlagstellen. Der Lohnbeschichter V.M.C. SpA, Civate/Italien, setzt dieses Anlagenkonzept bereits ein.

KTL-beschichtete Schrauben: Nach 1600 Stunden im SST (gem. DIN EIN ISO 9227) zeigen sie keinerlei Anzeichen von Korrosion.

Die neue Anlagentechnik zur KTL-Beschichtung in der Trommel ist erstmalig bei einem italienischen Lohnbeschichter im Einsatz

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23JOT Korrosionsschutz 2013

Das neue Galvanik-System im Praxiseinsatz

Die Kammin Metallveredelung KG, Friesenheim, testet zurzeit die neu ent-wickelten Produkte des Delta-Prozinc-Systems unter serientypischen Bedin-gungen. Das Unternehmen verfügt über ein komplexes Anlagensystem mit einer Vielzahl von Becken, das auch verschiedene Systemkombinationen mit den jeweiligen Einzelprodukten aus dem Delta-Prozinc-System ermöglicht.

Applikation selbst bei kleineren Geo-metrien. Trotzdem wird diese Tech-nologie bislang meist nur bei �ächigen Großteilen eingesetzt.

Weitere Vorteile der KTL: Es gibt keine Materialanhäufungen in Kra�-innenangri�s�ächen und die Teile ver-kleben nicht miteinander. Zudem sind diese Beschichtungen durch die nahe-zu 100-%ige Lackausnutzung per se äußerst umweltfreundlich und passen deshalb gut in das Gesamtkonzept des Anbieters.

An ihre Grenzen stößt die KTL jedoch bei der Fernschutzwirkung: Ein aktiver kathodischer Korrosions-schutz kann damit nicht geleistet wer-den. Wenn eine Beschädigung der Beschichtung bis zum Grundmetall durchgeht, wird das Substrat schnell korrodieren.

Durch die Kombination eines neu-en KTL-Lackes mit einem Zinklamel-len-Basecoat wird dagegen ein hoch leistungsfähiger kathodischer Schutz erreicht. Der neue Systemau�au wurde speziell für den Einsatz auf Gestellware und Massenschüttgütern wie Schrau-ben mit und ohne Gewinde entwickelt, kann aber auch auf Großteilen einge-setzt werden.

Neues Galvaniksystem Für die Beschichtung von Kleinstteilen und von Teilen mit schwieriger Geo-metrie sind zinkbasierte galvanische Überzüge unverzichtbar – insbeson-dere wenn eine metallisch glänzende Ober�äche gewünscht ist. Diese Tech-nologie wurde für Dörken MKS-Syste-me allerdings erst dann interessant, als sich durch Übernahme der LP-Ober-f lächentechnik GmbH im September 2010 die Perspektive einer schadsto�-freien Galvanik erö�nete.

Die ökologisch ausgerichteten gal-vanischen Systeme der LPO-Reihe mit einem besonders ressourcenscho-nenden und wirtschaftlichen Hoch-leistungsverzinkungssystem als Herz-stück wurden über drei Jahre hinweg mit Schwerpunkt auf hochwertigem, funktionalem Korrosionsschutz wei-terentwickelt. Ergebnis ist eine neue Generation galvanischer Verfahren, die sich vor allem durch hohe E�zienz und ökologische Nachhaltigkeit aus-zeichnet.

Die neue Electroplating-Linie bil-det den kompletten Prozess ab: von der Vorbehandlung über zinkbasierte Bä-der bis hin zu Passivierungen und Ver-siegelungen mit und ohne Gleitmittel-

zusätze. Das saure Zinkverfahren eig-net sich dabei vor allem für Schüttgut in der Massenproduktion, darunter auch für Kleinstteile wie zum Beispiel Schrauben < M3.

Alkalische zinkbasierte Beschich-tungen werden überall dort eingesetzt, wo es auf eine besonders gleichmäßige Schichtdickenverteilung ankommt. Sie eignen sich zum Beispiel für Gestellwa-re, Schüttgut von größeren Bauteilen und Teile mit Überlappungen oder an-deren komplexen Strukturen oder Geo-metrien, natürlich auch für Schrauben < M3.

Das neue prozesssichere Ober�ä-chenschutzsystem bietet bei Schicht-dicken des galvanischen Überzugs von 8 µm bis 15 µm einen herausragenden Korrosionsschutz von mindestens 240 Stunden gegen Überzugskorrosion und 720 Stunden gegen Grundmetallkorro-sion sowie optimierte Verschraubungs-eigenscha�en durch die Einstellung de-�nierter Reibwerte.

Für jedes Problem eine LösungDurch die Erweiterung des Produkt-portfolios wird Dörken MKS-Systeme zum Vollanbieter in Sachen Hochleis-tungs-Korrosionsschutz. Für alle re-levanten Bauteile im Automobilbau, aber auch in anderen Industrieanwen-dungen steht damit eine Beschich-tungslösung im Mikroschicht-Bereich zur Verfügung. Die jeweils optimale Kombination aus Bauteil-Geometrie, Beschichtungsaufbau, Prozess- und Anlagentechnik wird dabei in enger Abstimmung mit allen am Prozess Be-teiligten entwickelt.

Dr. Martin Welp, Geschäftsführer Dörken MKS-Systeme GmbH & Co. KG, Herdecke, Tel. 02330 63-363, [email protected], www.doerken-mks.de

Ausschnitte aus dem Teileportfolio von Kammin, das sich besonders für die Beschichtung mit den neuen galvanischen Verzinkungsverfahren eignet

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