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Krankheiten durch Fabrikzucker Dr. med. M. o. Bruker Immer mehr Menschen erkranken an im- mer mehr Krankheiten. Diese Krankheits- lawine hat andererseits dazu geführt, daß sich auch immer mehr Menschen mit Ge- sundheitsfragen beschäftigen. Vor allem machen sich die Menschen mehr Gedan- ken über die eigentlichen Ursachen der Krankheiten und über deren ständige wei- tere Ausbreitung. Im Rahmen dieses wachsenden Interesses hat sich in den letzten Jahren auch eine lebhafte Diskus- sion über das Für und Wider des Fabrik- zuckers entwickelt. Bei jeder Diskussion um den Zucker sto- ßen zwei gegensätzliche Auffassungen hart aufeinander.. Die einen behaupten, der Zucker sei als wichtigster Energiespender für die Erhaltung der Gesundheit und kör- perlichen leistungsfähigkeit besonders wichtig; der Genuß von möglichst viel Zuk- ker sei daher anzuraten. Die anderen be- haupten, der Genuß von Zucker sei ge- sundheitsschädlich und er sei für die Ent- stehung vieler KrankheiterH:1Jitve,(antwort- lich. Wie ist es möglich, daß solche gegen- sätzlichen Ansichten entstehen können? Bei dem hohen Stand 'unsere~ wissen- schaftlichen Erkenntnissemüßte~es doch wohl ein leichtes seili), diese Frageo klar zu entscheiden. Tatsächlich sind sie auch schon längst geklärt: Beide Behauptungen sind richtig, so gegensätzlich sie auch er- scheinen. Das Rätsel löst sich leicht, we~m man weiß, daß es sich umeinMißverständ- nis handelt, das durch unscharte ~Begr;iffe entstanden ist. Was versteht man unter Fabrikzucker? Die beiden Gruppen reden aneinander vor- bei, weil sie von ganz verschiedenen Din- gen sprechen. Diejenigen, die den Zucker als schädlich bezeichnen, denken an den Fabrikzucker. Dabei versteht man unter Fabrikzucker alle Zuckerarten, die in der Fabrik aus zuckerhaitigen lebensmitteln durch Raffinationsprozesse künstlich her- gestellt werden und die reine isolierte Kon- zentrate darstellen; dazu rechnen außer dem gewöhnlichen Verbrauchszucker der Traubenzucker, der Fruchtzucker, der Malzzucker und Milchzucker. Der weiße Zucker, der zum Süßen der Speisen be- nützt wird, ist Rohrzucker. Die chemische Bezeichnung Rohrzucker stammt daher, daß er urspri!inglich aus dem Zuckerrohr hergestellt wurde. In der Bundesrepublik wird er aus der Zuckerrübe hergestellt. Dieser Rübenzucker ist .also genauso Rohrzucker wie der aus dem Zuckerrohr hergestellte. Der braune Zucker ist nicht besser als der weiße; auch er besteht zu 99% aus Rohrzucker. Die geringen Spu- ren von Mineralien haben keinen Gesund- I;!eitswert und können einfacher durch je- des andere lebensmittel zugeführt wer- den. Die noch enthaltenen "Verunreinigun- gen"haben eher nachteilige Wirkung. Wichtig ist, zu wissen, daß auch Fruchtzuk, ker nicht aus Früchten und Traubenzucker nicht aus Trauben hergestellt wird, s<m- de~1i1es sich lediglich um chemische Be- zeicmnungen handelt. ~ , f Wer dagegen vom Zucker als Energie- spender spricht, der im grünen Blatt der Pflanze durch die Lichtkraft der Sonne ent- steht, meint damit nicht den Fabrikzucker, sondern die in der Natur vorkommenden natürlichen Zuckerstaffe. Der grundsätzliche Unterschied zwischen allen Fabrikzuckerarten und den natürlichen zuckerhaitigen Lebensmitteln Wirhaben es also mit zwei verschiedenen Begriffen zu tun: Auf der einen Seite geht es um den Fabrikzucker, auf der anderen Seite um die natürlichen Kohlenhydrate, die im Körper zu Zucker umgewandelt wer- den. Wenn diese beiden Begriffe streng auseinandergehalten werden, ist auch ein Aneinandervorbeiryden nicht mehr mög- lich. Der Fabrikzucker ist also von den natürlichen Kohlenhydraten streng zu un- tersch,eiden, die als Stärke, Rohrzucker, Fruchtzucker und Traubenzucker in der Pflanze gebildet und im menschlichen Kör- per im "Stoffwechsel" verwandelt werden. Es ist ein erheblicher Unterschied in der , Wirkung auf den menschlichen Organis- mus und im Ablauf der Stoffwechselvor- gänge, ob der Mensch (oder ein Tier) iso- lierten Fabrikzucker zu sich nimmt pder naturbelassene lebensmittel, die Zucker und zuckerbildende Stoffe enthalten. Um bei jedem Gespräch über Zucker die Mög- lichkeiteines Mißverständnisses im Keim zu ersticken, ist es daher unerläßlich, jeweils , klar zum Ausdruck zu bringen, was für ein Zucker gemeint ist, ob Fabrikzucker oder Zucker im Sinne eines Sammelbegriffes für zuckerhaltige natürliche lebensmittel. Der Zuckerstoffwechsel. .. Um das Wesentliche dieses Unterschie- des auch dem Nichtchemiker klarzuma- chen, ist das Wissen 'folgender Grundtat- sachen nötig. Der Organismus des Men- schen braucht bekanntlich Eiweiß, Fett und Kohlenhydrate. Früher glaubte man, daß der Mensch gesund bleiben könne, wenn er von diesen Grundstoffen sich täglich so viel zuführe, daß der Brennwert ca. 2000-4000 Kalorien betrage und wenn diese Grundstoffe in einem bestimmten Verhältnis zueinander stünden. Diese Vor- stellungen entsprechen der alten Ernäh- rungslehre. Die wissenschaftlichen For- schungen der letzten Jahrzehnte haben aber eindeutig ergeben, daß die Gesund- heit nur erhalten werden kann, wenn diese drei Grundnährstoffe durch die lebensnot- wendigen Vitaistofffe ergänzt werden. Unter Vitalstoffen versteht man die Vita- mine, die Mineralstoffe, SpUrenelemente, Enzyme, ungesättigte Fettsäuren, Aroma- stoffe und Faserstoffe (sog. Ballaststoffe). Natürliche lebensmittel, wie sie die Natur uns darreicht (z. B. das ganze GetreiOe- korn, Gemuse, rohes Obst, Kartoffeln, Milch), enthalten immer genug von diesen Vitalstoffen. Die Grundnährstoffe werden im Körper einem Abbau und einer Ver- wandlung unterzogen. Die Summe all die- ser chemischen Umsetzungen wird als Stoffwechsel bezeichnet. In den natürli- chen süßen lebensmitteln (Obst, Zucker- rohr, Zuckerrübe usw.) kommen verschie- dene Zuckerarten vor, Rohrzucker, Frucht- zucker und Traubenzucker. ... gesteuert vom Vitamin-B- Komplex Alle Kohlenhydrate, also auch der Rohr- zucker, werden im menschlichen Körper über Traubenzucker zu Kohlensäure und Wasser abgebaut. Bei diesem Abbau wer- den Energien frei, von denen der Mensch lebt. Nun ist es aber von entscheidender Wichtigkeit, daß dieser chemische Abbau von Rohrzucker und Traubenzucker zu den erwähnten Endprodukten nur möglich ist bei Anwesenheit von fünf Vitaminen, die

KRANK DURCH ZUCKER

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"krankheiten durch fabrikzucker" von dr. med. m. o. bruker,ein auszug

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Page 1: KRANK DURCH ZUCKER

Krankheiten durchFabrikzucker

Dr. med. M. o. Bruker

Immer mehr Menschen erkranken an im-mer mehr Krankheiten. Diese Krankheits-

lawine hat andererseits dazu geführt, daßsich auch immer mehr Menschen mit Ge-

sundheitsfragen beschäftigen. Vor allemmachen sich die Menschen mehr Gedan-

ken über die eigentlichen Ursachen derKrankheiten und über deren ständige wei-tere Ausbreitung. Im Rahmen dieseswachsenden Interesses hat sich in denletzten Jahren auch eine lebhafte Diskus-sion über das Für und Wider des Fabrik-zuckers entwickelt.

Bei jeder Diskussion um den Zucker sto-ßen zwei gegensätzliche Auffassungenhart aufeinander.. Die einen behaupten, derZucker sei als wichtigster Energiespenderfür die Erhaltung der Gesundheit und kör-perlichen leistungsfähigkeit besonderswichtig; der Genuß von möglichst viel Zuk-ker sei daher anzuraten. Die anderen be-

haupten, der Genuß von Zucker sei ge-sundheitsschädlich und er sei für die Ent-

stehung vieler KrankheiterH:1Jitve,(antwort-lich.

Wie ist es möglich, daß solche gegen-sätzlichen Ansichten entstehen können?Bei dem hohen Stand 'unsere~ wissen-schaftlichen Erkenntnissemüßte~es doch

wohl ein leichtes seili), diese Frageo klar zuentscheiden. Tatsächlich sind sie auch

schon längst geklärt: Beide Behauptungensind richtig, so gegensätzlich sie auch er-scheinen. Das Rätsel löst sich leicht, we~mman weiß, daß es sich umeinMißverständ-nis handelt, das durch unscharte ~Begr;iffeentstanden ist.

Was versteht man unterFabrikzucker?

Die beiden Gruppen reden aneinander vor-bei, weil sie von ganz verschiedenen Din-gen sprechen. Diejenigen, die den Zuckerals schädlich bezeichnen, denken an denFabrikzucker. Dabei versteht man unter

Fabrikzucker alle Zuckerarten, die in derFabrik aus zuckerhaitigen lebensmittelndurch Raffinationsprozesse künstlich her-gestellt werden und die reine isolierte Kon-zentrate darstellen; dazu rechnen außerdem gewöhnlichen Verbrauchszucker derTraubenzucker, der Fruchtzucker, derMalzzucker und Milchzucker. Der weiße

Zucker, der zum Süßen der Speisen be-nützt wird, ist Rohrzucker. Die chemischeBezeichnung Rohrzucker stammt daher,daß er urspri!inglich aus dem Zuckerrohrhergestellt wurde. In der Bundesrepublikwird er aus der Zuckerrübe hergestellt.Dieser Rübenzucker ist .also genausoRohrzucker wie der aus dem Zuckerrohrhergestellte. Der braune Zucker ist nichtbesser als der weiße; auch er besteht zu99% aus Rohrzucker. Die geringen Spu-ren von Mineralien haben keinen Gesund-

I;!eitswert und können einfacher durch je-des andere lebensmittel zugeführt wer-den. Die noch enthaltenen "Verunreinigun-gen"haben eher nachteilige Wirkung.Wichtig ist, zu wissen, daß auch Fruchtzuk,ker nicht aus Früchten und Traubenzucker

nicht aus Trauben hergestellt wird, s<m-de~1i1es sich lediglich um chemische Be-zeicmnungen handelt.

~ ,

fWer dagegen vom Zucker als Energie-

spender spricht, der im grünen Blatt derPflanze durch die Lichtkraft der Sonne ent-steht, meint damit nicht den Fabrikzucker,sondern die in der Natur vorkommendennatürlichen Zuckerstaffe.

Dergrundsätzliche Unterschiedzwischen allen Fabrikzuckerartenund den natürlichenzuckerhaitigen Lebensmitteln

Wirhaben es also mit zwei verschiedenen

Begriffen zu tun: Auf der einen Seite gehtes um den Fabrikzucker, auf der anderenSeite um die natürlichen Kohlenhydrate,die im Körper zu Zucker umgewandelt wer-den. Wenn diese beiden Begriffe strengauseinandergehalten werden, ist auch einAneinandervorbeiryden nicht mehr mög-lich. Der Fabrikzucker ist also von den

natürlichen Kohlenhydraten streng zu un-tersch,eiden, die als Stärke, Rohrzucker,Fruchtzucker und Traubenzucker in der

Pflanze gebildet und im menschlichen Kör-per im "Stoffwechsel" verwandelt werden.

Es ist ein erheblicher Unterschied in der

, Wirkung auf den menschlichen Organis-mus und im Ablauf der Stoffwechselvor-

gänge, ob der Mensch (oder ein Tier) iso-lierten Fabrikzucker zu sich nimmt pdernaturbelassene lebensmittel, die Zuckerund zuckerbildende Stoffe enthalten. Um

bei jedem Gespräch über Zucker die Mög-lichkeiteines Mißverständnisses im Keim zu

ersticken, ist es daher unerläßlich, jeweils, klar zum Ausdruck zu bringen, was für ein

Zucker gemeint ist, ob Fabrikzucker oderZucker im Sinne eines Sammelbegriffes fürzuckerhaltige natürliche lebensmittel.

Der Zuckerstoffwechsel. ..

Um das Wesentliche dieses Unterschie-des auch dem Nichtchemiker klarzuma-

chen, ist das Wissen 'folgender Grundtat-

sachen nötig. Der Organismus des Men-schen braucht bekanntlich Eiweiß, Fett undKohlenhydrate. Früher glaubte man, daßder Mensch gesund bleiben könne, wenner von diesen Grundstoffen sich täglich soviel zuführe, daß der Brennwert ca.2000-4000 Kalorien betrage und wenndiese Grundstoffe in einem bestimmtenVerhältnis zueinander stünden. Diese Vor-

stellungen entsprechen der alten Ernäh-rungslehre. Die wissenschaftlichen For-schungen der letzten Jahrzehnte habenaber eindeutig ergeben, daß die Gesund-heit nur erhalten werden kann, wenn diesedrei Grundnährstoffe durch die lebensnot-

wendigen Vitaistofffe ergänzt werden.Unter Vitalstoffen versteht man die Vita-

mine, die Mineralstoffe, SpUrenelemente,Enzyme, ungesättigte Fettsäuren, Aroma-stoffe und Faserstoffe (sog. Ballaststoffe).Natürliche lebensmittel, wie sie die Naturuns darreicht (z. B. das ganze GetreiOe-korn, Gemuse, rohes Obst, Kartoffeln,Milch), enthalten immer genug von diesenVitalstoffen. Die Grundnährstoffe werden

im Körper einem Abbau und einer Ver-wandlung unterzogen. Die Summe all die-ser chemischen Umsetzungen wird alsStoffwechsel bezeichnet. In den natürli-

chen süßen lebensmitteln (Obst, Zucker-rohr, Zuckerrübe usw.) kommen verschie-dene Zuckerarten vor, Rohrzucker, Frucht-zucker und Traubenzucker.

...gesteuert vom Vitamin-B-Komplex

Alle Kohlenhydrate, also auch der Rohr-zucker, werden im menschlichen Körperüber Traubenzucker zu Kohlensäure und

Wasser abgebaut. Bei diesem Abbau wer-den Energien frei, von denen der Menschlebt. Nun ist es aber von entscheidender

Wichtigkeit, daß dieser chemische Abbauvon Rohrzucker und Traubenzucker zu

den erwähnten Endprodukten nur möglichist bei Anwesenheit von fünf Vitaminen, die

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zum Vitamin-B-Komplex gehören: Aneurin= Vitamin B 1, Lactoflavin = Vitamin B 2,Nikotinsäure, Pantothensäure und Biotin.Da also bei dem Abbau von Zucker Vitamin

B gebraucht bzw. verbraucht wird, kannman den Zucker auch als "Vitamin-B-Räu-ber" bezeichnen. So wird z. B. für den Ab-

bau von 1 g Zucker 4,1 Gamma Aneurinbenötigt (1 Gamma = 1 millionstel g). Nunenthalten aber die natürlichen süßen Le-

bensmittel zugleich auch Vitamin B, so daßbei deren Genuß keine Vitamin-B-Verar-mung auftritt. Besonders deutlich lassensich die Verhältnisse am Beispiel des Ge-treidekorns zeigen. Ein Getreidekorn ent-hält gerade soviel Vitamin B, wie notwen-dig ist, um die Stärke des Getreidekornsabzubauen.

Ganz anders aber liegen die Verhält-nisse beim Genuß isolierten Fabrikzuk-kers, da er ja von allen Zusatzstoffen be-freit ist, also auch kein Vitamin B und keineMineralstoffe enthält. Je mehr Fabrikzuk-

ker der Mensch genießt, um so größer wird- seine Vitaminverarmung bzw. um so grö-

ßer ist sein Vitamin-B-Beaarf. Diese Nach-teile könnten also nur durch den Zusatz

von Vitamin B ausgeglichen werden. Dader Vitamin-B-Komplex nicht nur eineSchlüsselstellung im Kohlenhydrat-, son-dern auch im Eiweiß-, Fett- und Mineral-stoffwechsel einnimmt und außerdem einewichtige Rolle für die Funktion des Nerven-systems spielt, ist es leicht erklärlich, wes-halb der Genuß von Fabrikzucker zahlloseKrankheiten verursachen kann.

Diese Gefahr wird noch dadurch erhöht,daß der größte Teil der Bevölkerung durchVerzehr von Grau- lmd Weißbrot ungenü-gend mit Vitamin B versorgt ist. Der Getrei-dekeim, der der Hauptlieferant für daswichtige Vitamin B ist, ist nur im Vollkorn-brot enthalten und fehlt im Grau- urid Weiß-

brot fast vollständig. So wird der durchGrau- und Weißbrot hervorgerufene Vita-minmangel noch durch den Zuckergenußerhöht. Dies ist auch einer der Gründe,weshalb Kuchen besonders gesundheits-

schädlich ist. Man bezeichnet die Mehle,welche die Randschichten und den Keim

nicht mehr enthalten, als Auszugsmehle.Das Graubrot wird aus Roggenauszugs-mehl, das Weißbrot aus Weizenauszugs-mehl hergestellt. Beide sind biologischgleich minderwertig.

Durch VitalstoffmangelhervorgerufeneZivilisationskrankheiten

Die durch den Vitalstoffmangel entstehen-den Schäden gehören zu den sogenann-ten Zivilisationskrankheiten. Von den wich-tigsten Gruppen seien erwähnt: Der Gebiß-verfall, Erkrankungen der Verdauungsor-gane, Stoffwechselstörungen, Leber- undGallenkrankheiten, die Fettsucht, alle Er-krankungen der Bewegungsorgane (soge-nannte rheumatische Krankheiten), dieZuckerkrankheit, unter den Gefäßerkran-'kungen besond~Hs die Arteriosklerose undder Herzinfarkt und manche Hautkrank-

heit. Auch hinter vielen sogenannten ner-vösen Störungen verbirgt sich häufig einVitalstoffmangel. Der Gebißverfall kann

. wiederum der Ausgangspunkt für Erkran-kungen des Bewegungsapparates wer-den, wodurch das lawinenartige Anwach-sen der Bandscheiben- und Wirbelsäulen-

schäden und der Gelenkerkrankungen er-klärbar ist.

Besonders eindrucksvoll berichtet Al-

bert von Haller in seinem Buch "Gefähr-dete Menschheit" von dem Zusammen-

hang zwischen Gebißverfall und dem Ver-zehr von Fabriknahrungsmitteln. In dem-selben Maße, in dem in den einzelnen Völ-kern der Genuß von natürlichen Lebens-mitteln abnimmt und der Anteil an Zivilisa-

tionsprodukten wie Auszugsmehlen undFabrikzucker zunimmt, treten Zivilisations-schäden auf. Am Gebiß sind sie am deut-lichsten erkennbar, so daß der Zustanddes Gebisses geradezu als Maßstab fürden Grad des Zivilisationsschadens des

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einzelnen Menschen und ganzer Völkerdienen kann.

Aber auch die Abwehrkraft gegen Infek-tionen mit Bakterien und Viren wird herab-

gesetzt. So berichtet Dr. Sandler in seinemBuch "Sonderernährung verhütet Kinder-lähmung", NEU im emu-Verlag, 5420Lahnstein, von der wichtigen Rolle, die derFabrikzucker bei der Entstehung dieserKrankheit spielt. Auch in Zeiten der Virus-grippe empfiehlt sich eine Enthaltung vonFabrikzucker und der Verzehr einer vita-

minreichen Kost, ,um die Ansteckungsfä-higkeit zu verringern. Jeder Anfällige kannsich durch einen Selbstversuch leicht von

diesen Zusammenhängen überzeugen.

Fabrikzucker erzeugtUnverträglichkeit vonVollkornprodu~ten und Frischkost

Die gesundheitlichen Nachteile, die derGenuß von feinem Zucker bringt, liegennoch auf einem anderen Gebiet. Der Fa-brikzucker ist bei manchen Kranken, vorallem bei Magen-, Darm-, Leber- und Gal-lenkranken die Ursache dafür, daß dieseMenschen bestimmte Lebensmittel nicht

vertragen können, die sie zur Erreichungoder Erhaltung ihrer Gesundheit nötig hät-ten. So ist es eine interessante, aber nochwenig bekannte Erscheinung, daß geradedie so notwendigen vitamin- und mineral-stoffreichen Lebensmittel wie Vollkornbrot,Obst und Frischkost von vielen Magen-Darmempfindlichen und Leber-Galle-Kranken nicht vertragen werden, wenndiese Fabrikzucker zu sich nehmen. Ver-

meiden diese Menschen Speisen, die Fa-brikzucker enthalten, so stellen sie zu ihrerVerwunderung fest, daß sie die erwähntenanderen Nahrungsmittel, die sie unter Um-ständen jahrelang wegen Unverträglich-keiten meiden mußten, nun plötzlich ver-tragen.

Diese Erscheinung, daß der Fabrikzuk-ker für die Unverträglichkeit gerade der

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lebenswichtigen vitaminreichen Lebens-mittel so aussch.laggebend verantwortlichist, konnte durch jahrzehntelange klinischeErfahrung eindeutig bewiesen werden. Na-

türlich sind diese Beobachtungen jederzeit;'.leicht nachprüfbar. Wie sich diese für dieganze Diätetik fast revolutionär auswir-kende Entdeckung erklären läßt, ist für diePraxis weniger wichtig als die Tatsache ansich. Wahrscheinlich hängt die Erzeugungvon Unverträglichkeiten mit der Einwirkungauf die Darmflora zusam.men; vielleicht be-ruht sie aber auch auf der erwähnten Stö-

rung des Stoffwechsels, der sich zum größ-ten Teil in der Leber abspielt. Von eineraufschlußreichen Ermittlung berichtet indiesem Zusammenhang die englischeZeitschrift Lancet. Es ließ sich nachweisen,

. daß alle Magengeschwürskranken mehrSüßigkeiten zu sich nahmen als Kontroll-personen gleichen Alters und Geschlech-tes.

Auch für die geschwürige Dickdarmer-krankung (Colitis ulcerosa) und die Crohn'-sche Krankheit (geschwürige Dünndarm-erkrankung) ist statistisch nachgewiesen,daß sich bei diesen Kranken in der Vorge-schichte ein erhöhter Verzehr von Fabrik-zucker nachweisen läßt.

Fabrikzucker und Krebs

Daß auch eindeutige Beziehungen desZuckerstoffwechsels zur Krebsentstehungbestehen, hat in sehr gründlichen 30jähri-gen Forschungen Professor Leupold nach-gewiesen. Natürlich spielen bei der Krebs-entstehung auch noch andere Faktoren,vor allem aber chemische Giftstoffe, ioni-sierende Strahlen und radioaktive Sub-stanzen eine Rolle.

Fabrikzucker alsKonservierungsmittel

Ein brauchbarer Verwendungszweck fürFabrikzuckerdarf nicht unerwähntbleiben:

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Er ist ein gutes Konservierungsmittel fürFrüchte. Es ist selbstverständlich, daß einStoff, der als Konservierungsmittel dienenkann, nicht zugleich ein harmloses Nah-rungsmittel sein kann.

Das schlecht essende Kind

Fabrikzucker ist der häufigste Grund für dieAppetitlosigkeit von Kindern; je mehr ergenossen wird, um so heftiger wird dasVerlangen nach ihm. Dieses "Verlangennach Süßem", das man besonders bei Kin-dern beobachten kann, wird sehr häufigfalsch gedeutet. Man liest und hört immerwieder, daß es sich um ein natürlichesVerlangen der Kinder nach Zucker han-dele, woraus dann ..der ebenso falscheSchluß gezogen wird, daß man den Kin-dern möglichst viel Süßes geben soll, "weilder Körper es verlangt". Hier liegt ein ver-hängnisvoller Irrtum vor. Die Gier nach Sü-ßigkeiten ist bereits ein Symptom, daß demKind etwas fehlt; allerdings fehlt ihm nichtder Fabrikzucker, sondern andere Zusatz-stoffe, vor allem Vitamin B 1.

Über das "natürliche Verlangen"der Kinder nach Süßem

Die Zuckergier der Kinder ist ein klassi-sches Zeichen des Vitalstoffmangels. DieProbe aufs Exempel ist leicht z.u machen:Gibt man diesen Kindern süße Früchte an-

stelle der mit Fabrikzucker gesüßten Nah-rungsmittel und versorgt man sie durchVollkornprodukte~nstelle von Auszugs-mehlen und durch tägliche Beilagen vonFrischkost ausreichend mit Vitalstoffen,dann dauert es nur wenige Tage, bis derganze Spuk des "natürlichen Verlangens"verschwunden ist. Mit dem Weglassen desFabrikzuckers kehrt auch der Appetit zu-rück, der bei diesen Kindern immerschlecht ist. Gerade diese Beobachtun-

gen, die jeder leicht nachprüfen kann, zei-

gen, daß im Fabrikzucker nicht ein "Ernäh-rungsproblem" , sondern noch viel mehrein psychologisches Problem steckt. Es istin diesem Zusammenhang interessant,daß mit keinem Lebensmittel eine echte

Sucht erzeugt werden kann. Im Gegenteil,wenn man täglich z. B. Spinat essenwürde, könnte bald eine gewisse Abnei-gung gegen Spinat auftreten. Der Organis-mus sichert sich durch diese Abneigunggegen Schäden, die durch einseitige Nah-rung entstehen können.

Daß es beim Fabrikzucker im Gegen-satz z. B. zum Obst zu einem immer größe-ren Verlangen kommt, je mehr man davonißt, stellt ihn auf dieselbe Stufe mit denanderen Genußmitteln Alkohol, Kaffee undTabak. Wer in den Teufelskreis der Genuß-

mittel kommt, ist in Gefahr darin hängen zubleiben. So ist tatsächlich der Fabrikzuckerimstande, echte Sucht wie die Genußmittel

zu erzeugen, wodurch seine gefährlicheSonderstellung unter den "Nährstoffen"besonders deutlich wird. Die Gefahr, vomFabrikzucker nicht mehr loszukommen, istnatürlich auch durch den süßen - also lust-

betonten - Geschmack unterstützt, bzw.überhaupt erst ermöglicht.

hol, Kaffee und Tabak. Wie der eine seineEnttäuschung und seinen Ärger im Lebendurch Alkohol zu lindern sucht und der

andere behauptet, wenn er nicht mehr rau-chen dürfe, so habe er nichts mehr vomLeben, so sucht der Dritte den ebensobilligen wie fruchtlosen Ersatz im Kuchen.Das Verlangen nach Süßem bei seeli-schem Kummer ist also eine klassische

Ersatzbefriedigung, die letztenlEndeskeine echte Lösung ist.

Süßigkeiten in der Erziehung

So beginnt das Zuckerproblem als Erzie-hungsproblem in der Jugend und hat im

Die Ersatzbefriedigung mitSüßigkeiten

Da Kinder noch im Aufbau begriffen sind,wirken sich diese Tatsachen bei ihnen be-

sonders nachteilig aus. Der katastrophaleGebißzustand der Jugend ist ein traurigerBeweis dafür. Aber auch bei manchen Er-

wachsenen spielt der Zucker die dem Psy-chologen wohlbekannte Rolle der Ersatz-befriedigung. Unbefriedigt sein in man-chen Lebensbereichen, in der Liebe oderauf dem Gebiet des Geltungs- und Besitz-strebens führt manchen dazu, daß er sichdurch den leicht zu erreichenden Genuß

von Süßem einen billigen Ausgleich ver-schafft. In diesem Fall steht die $üßigkeitwieder auf derselben Stufe mit dem Alko-

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Erwachsenenalter seine Bedeutung nichtverloren. Die Süßigkeiten sind die Genuß-mittel der Kinder; Erwachsene aber, dieselbst in der Genußsucht stecken, sindwenig geeignet, Vorbilder für die Jugendzu sein.

Dr. M. O. BrukerArzt für innere MedizinÄrztlicher Leiter desKrankenhauses Lahnhöhe5420 Lahnstein

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