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Notfall Rettungsmed 2014 · 17:32–38DOI 10.1007/s10049-013-1818-3Online publiziert: 25. Januar 2014© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2014
C.J. Diepenseifen1 · G. Baumgarten2 · J.-C. Schewe2
1 Rettungsdienst Oberbergischer Kreis2 Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin, Universitätsklinikum Bonn
KrankenhausalarmplanungAufgaben der Krankenhäuser bei einem Massenanfall von Verletzten
Die Notfallvorsorge und ein funktionierendes Krisenmanagement gehören zu den vordringlichsten Aufgaben verantwortlicher Entscheidungsträger. Bei sämtlichen Vorkehrungen bleibt das schützenswerteste Gut die Gesundheit und das Leben der Menschen. Die Daseinsvorsorge des Staates impliziert die gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung und ist im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland verankert. Im Detail werden notwendige Maßnahmen der Notfallvorsorge und die bedarfsgerechte Versorgung der Bevölkerung bei Schadensereignissen (z. B. ausreichende Kapazitäten für stationäre Versorgung) durch die jeweilige Landesgesetzgebung geregelt [28].
Allerdings sollten nicht nur rechtliche Vorgaben Anlass für eine Vorbereitung auf Ausnahmezustände sein. Gerade im gesundheitlichen Versorgungsbereich spielen auch ethische und moralische Aspekte eine entscheidende Rolle. Ein funktionierendes Notfallmanagement und eine praxistaugliche Notfallplanung sind die zwingende Konsequenz aus diesen Verpflichtungen. So muss auch im Fall der Konfrontation mit einer Vielzahl von Verletzten das Gesundheitssystem leistungsfähig bleiben und jedes Krankenhaus als kleinste Einheit entsprechende Versorgungsstrukturen im Notfall aufrechterhalten können.
Im Rahmen der ständigen professionellen Verbesserung von Prozess und Behandlungsabläufen ist die Etablierung einer entsprechenden Notfallvorsorge unabdingbar. Dazu gehört u. a. die Erweiterung der Aufnahme und Behandlungskapazität im Fall eines Unglücks mit vielen
Verletzten. Die Vorgehensweise für diese Ausnahmefälle wird in einem Krankenhausalarmplan (KAP) fixiert und ist ein wichtiger Teilaspekt des Qualitätsmanagements.
Krankenhäuser müssen sich entsprechend der jeweiligen Landesgesetzgebung auf den Massenanfall von Verletzten (MANV) vorbereiten [4]. Die Notwendigkeit einer derartigen Alarmplanung ist letztlich unstrittig [5]. Fraglich bleibt, wie eine sinnvolle Ausarbeitung und lokale Umsetzung des KAP aussehen kann. So müssen einerseits komplexe Vorbereitungen standardisiert werden und andererseits sollten die Ansätze und Vorgaben pragmatisch und leicht verständlich bleiben. Die konkrete Anwendung des KAP wird glücklicherweise selten notwendig sein, vielleicht auch nie ausgelöst werden. Am ehesten wird der Einsatzerfolg durch eine im KAP abgebildete einfache, praktikable und an die lokalen Gegebenheiten angepasste Organisationsstruktur gewährleistet.
Die im KAP niedergelegten Maßnahmen gelten dabei nicht nur für die Versorgung der neuen Notfallpatienten, sondern dienen gleichzeitig dem Schutz der vorhandenen stationären Krankenhauspatienten. Wird ein Krankenhaus ohne entsprechend vorbereitende Planungsmaßnahmen mit einem MANV konfrontiert, können sich negative Auswirkungen bis hin zur Gefährdung von stationären Patienten oder Mitarbeitern ergeben.
Notfallereignisse mit einer Vielzahl zu versorgender Verletzter kommen regelmäßig vor und nehmen weltweit insgesamt zu [24]. Beispiele sind Unglücke aus dem Verkehrsbereich [1, 21], aber auch
Massenveranstaltungen [2]. Eine weitere Gefahr stellt der zunehmende Terror dar [6, 24]. In Europa gibt es in den letzten Jahren mit den Anschlägen in Madrid und London dafür zwei tragische Beispiele [11, 20]. Auch in Deutschland gab es ähnliche Bedrohungslagen mit bereits konkreten Planungen für Sprengstoffanschläge in Personenzügen [26].
Krankenhäuser sind als Endglied einer verzahnten Rettungskette anzusehen. Daraus ergibt sich eine große Bedeutung für die Versorgung von Notfallpatienten. Im Krankenhaus wird der idealerweise bereits präklinisch stabilisierte Notfallpatient einer weiteren Diagnostik und Therapie zugeführt. Der Hauptbehandlungsprozess findet somit im Krankenhaus statt. Ein Notfallpatient erreicht normalerweise das Krankenhaus mit Hilfe eines geeigneten Rettungsmittels. Gerade unter Ausnahmebedingungen kommt es jedoch zu einer Umgehung der regulären Notfallrettung durch zahlreiche Selbsteinweisungen. Größere Unglücke aus der Vergangenheit belegen dies [11, 20]. Diese Patienten sind dabei keiner präklinischen Sichtung unterzogen worden, haben die Transportorganisation umgangen und folglich eine Anmeldung durch die Rettungsleitstelle im Krankenhaus unmöglich gemacht. Davon betroffen sind primär Krankenhäuser mit räumlicher Nähe zur Schadenslage [12]. Derartige Selbsteinweiser binden im Extremfall unverhältnismäßig viel Personal und sind zahlenmäßig schwer kalkulierbar [25]. Der Anspruch der Selbsteinweiser auf eine
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Konzepte - Stellungnahmen - Leitlinien
adäquate und zeitgerechte klinische Versorgung im Krankenhaus bleibt aber dennoch bestehen. Diese Umstände unterstreichen die grundlegende Bedeutung des Krankenhauses in der Behandlungskette einerseits und die Ansprüche des Gesetzgebers sowie der Bürger andererseits, auch wenn diese Erwartungen objektiv, je nach Größe des Patientenstroms, gar nicht zu erfüllen sind [8].
Probleme der Krankenhäuser im Fall eines MANV
Bei einer schnell aufeinanderfolgenden Einlieferung verletzter Patienten nach einem MANV kann die Notaufnahme bzw. die gesamte Krankenhausstruktur schnell an die Versorgungsgrenzen stoßen. Gleichzeitig treten hohe Anforderungen an Kommunikation und Koordination auf [9]. Dies gilt für alle Kliniken bis hin zum Maximalversorger [17]. Die ersten (schwer)verletzten Patienten erreichen − transportiert durch Rettungsmittel der Notfallrettung − kurze Zeit nach dem Schadensereignis die nahe gelegenen Krankenhäuser. Unter Umständen sind die Patienten nicht identifiziert (z. B. bei Bewusstseinsverlust) oder nicht identifizierbar (z. B. Verletzungsmuster). Der Normalbetrieb der betroffenen Notaufnahme kommt durch eine Konfrontation mit ungewöhnlich hoher Patientenzahl zum Erliegen. Entgegen des Regelbetriebes können die Patienten in diesem Fall nicht mehr individualmedizinisch und mit gewohnter medizinischer Infrastruktur behandelt werden [24, 27].
Die mit der Notfallrettung im Krankenhaus eintreffenden Patienten sollten präklinisch gesichtet und registriert worden sein. Die Notaufnahmen vieler Krankenhäuser werden nicht per se leistungsfähig genug sein, um eine Vielzahl von Patienten erneut zu sichten, zu registrieren sowie zu dokumentieren und in ein Krankenhausinformationssystem (KIS) einzupflegen. In diesem Fall werden sich vor bzw. in der Notaufnahme provisorische Patientenablagen bilden. Unabhängig von der vorhandenen Personalstärke in der Notaufnahme kommt es mit hoher Wahrscheinlichkeit schnell zu einem Personalmangel. In Bereitschaftsdienstzeiten wird sich diese Mitarbeitersituation
aufgrund geringerer Personal decke noch aggravierter darstellen [9]. Das zeitliche Verhältnis der Regelarbeitszeit zu Bereitschaftsdienstzeit beträgt in den meisten Krankenhäusern etwa 1:3 [30]. Damit einhergehend ist die Wahrscheinlichkeit während der Bereitschaftsdienstzeiten mit einem MANV konfrontiert zu werden, höher als in der Regelarbeitszeit [16]. Die unverzügliche Alarmierung einer größeren Anzahl von sich nicht im Krankenhaus befindlichem Personal (medizinische sowie technische Dienste) wird zwingend erforderlich sein, um notwendige Behandlungskapazitäten zu erhöhen [13, 31]. Andererseits werden während der Kernarbeitszeit die OPKapazitäten belegt und das Personal zwar am Arbeitsplatz, aber mit anderen Aufgaben gebunden und somit nicht unmittelbar für die notwendige Notfallversorgung verfügbar sein [14]. Die Anzahl an Notfallpatienten, ab der eine Alarmierung von zusätzlichen Mitarbeitern aus der Freizeit erforderlich wird bzw. bei der eine individualmedizinische Behandlung nicht mehr sinnvoll erscheint, wird in jedem Krankenhaus unterschiedlich sein und bedarf einer individuellen Definition im Vorfeld [27].
Neben der zeitlichen Abfolge des Eintreffens der Notfallpatienten und der absoluten Patientenzahl spielt der Verletzungsgrad eine entscheidende Rolle. Die Behandlung von Schwer und Schwerstverletzten ist sehr personal und materialintensiv. Mit zunehmender Personalverstärkung in der Notaufnahme und der mit der Behandlung der Patienten verbundenen Entscheidungsdichte bei unvorhersehbaren Lageentwicklungen wird es ggf. an einer koordinierenden Führungskraft fehlen. Häufig beherbergen Notaufnahmen mehrere Fachabteilungen, die im Normalbetrieb eine parallele Patientenversorgung betreiben, ohne dass übergeordnete Strukturen vorhanden sind. Das in der Notaufnahme regulär tätige Personal ist sicherlich mit den alltäglichen Routineabläufen und dem Arbeitsplatz vertraut. Auf alarmiertes zusätzliches Personal wird dies nur noch bedingt zutreffen und viele Mitarbeiter werden in einer nicht gänzlich bekannten Umgebung arbeiten müssen.
Führungs- und Organisationsstruktur
In den präklinischen Konzepten zur Bewältigung von (Groß)Schadensereignissen in der Gefahrenabwehr sind klare Führungsstrukturen in der FeuerwehrDienstvorschrift (FwDV 100) „Führung und Leitung im Einsatz“ festgelegt. Ein Einsatzleiter (EL) trägt die Verantwortung für den Gesamteinsatz, alle weiteren Einsatzkräfte sind ihm unterstellt. Die Technische Einsatzleitung unterstützt den EL in organisatorischadministrativen Aspekten. Bei entsprechendem Aufwand des Einsatzes werden Einsatzabschnitte gebildet, die eigenverantwortlich von Einsatzabschnittsleitern geführt werden. Die Einsatzabschnittsleitung „Medizinische Rettung“ obliegt dem leitenden Notarzt, dem je nach Landesrecht ein organisatorischer Leiter „Rettungsdienst“ gleichberechtigt zur Seite steht oder der zumindest von einem solchen unterstützt wird.
Demgegenüber sind im Krankenhausbereich ähnliche Strukturen im Normalbetrieb nicht vorgesehen. Notaufnahmen haben i. d. R. keinen einzelnen definierten Mitarbeiter, der allen in der Notaufnahme tätigen Fachabteilungen weisungsbefugt ist. Einzelne Fachabteilungen arbeiten räumlich zentralisiert, aber inhaltlich relativ unabhängig voneinander. Fach übergreifende Fragestellungen zu Patienten werden im Normalbetrieb häufiger durch kollegialen Dialog und Konsile gelöst als durch definierte Behandlungspfade. So ist eine Führungsfunktion nicht in allen Notaufnahmen rund um die Uhr vorhanden und ein fester Ansprechpartner für besondere Ausnahmesituationen wird häufig fehlen. Entscheidungen über einen Einsatz der Mitarbeiter oder Alarmierungsfragen können so nicht klinikübergreifend getroffen werden. Außerdem ist kein unkomplizierter Rückgriff auf andere Abteilungen möglich, deren Infrastruktur womöglich dringend benötigt wird.
Logistik- und Materialmanagement
Die derzeitigen Rahmenbedingungen im Gesundheitswesen haben sich massiv auf notwendige Vorhaltekapazitäten ausge
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wirkt, die bei fehlenden Reserven häufig bereits jetzt im Regelbetrieb zu Engpässen in der Patientenversorgung führen [27]. Einsparmaßnahmen, Umstrukturierungen und Ausgliederungen im Sinne eines vielfach geforderten wirtschaftlichen Ressourcenmanagements können so nicht selten verantwortlich z. B. für Kürzungen bzw. Abschaffung von Lager und Vorratshaltungen sein [6]. Folglich sind so ökonomisch begründete Zwänge u. U. ursächlich für geringere ( Reserve)Kapazitäten der Krankenhäuser in Bezug auf die Aufnahme einer Vielzahl von Verletzten [27]. Für die Behandlung zahlreicher verletzter Patienten werden parallel und räumlich getrennt Versorgungsmaterialien in großen Mengen benötigt. Selbst in Notaufnahmen von Maximalversorgern sind die Vorräte ggf. nicht ausreichend, was in Ausnahmesituationen zu Materialmangel bzw. erhöhtem logis tischen Aufwand führt. So ist nicht nur ein Materialmangel denkbar, sondern vor allem Engpässe beim OPInstrumentarium und bei Kapazitäten im Sterilisationsbereich. Abgesehen davon sind technische Versorgungsprobleme in der Strom und Sauerstoffversorgung möglich [23].
Kommunikation
In einer MANVLage wird der Kommunikationsbedarf im Krankenhaus massiv ansteigen. Eine Personal und Materialmangelsituation in der Notaufnahme, die Konzentration von Personal sowie die Notwendigkeit einer einsatztaktischen und medizinischen Kommunikation wird das reguläre und im Normalbetrieb ausreichende Kommunikationssystem überlasten und im ungünstigsten Fall gänzlich zum Erliegen bringen [12]. Im Alltagsbetrieb stehen zur Kommunikation überwiegend klinikinterne Telefonanlagen zur Verfügung. Mit dem vorhandenen Kommunikationssystem sollte nicht für Ausnahmesituationen geplant werden. Vielmehr sollten Redundanzen und optionale Rückfallebenen vorgehalten werden [9]. Ansonsten besteht die Gefahr, dass der Informationsfluss bei erhöhtem Kommunikationsbedarf kritisch gefährdet oder beeinträchtigt wird.
Verkehrssituation
Der Verkehrsbetrieb auf dem Krankenhausgelände wird spätestens nach Eintreffen der ersten Fahrzeuge der Notfallrettung zunehmen und kontinuierlich ansteigen. Mit der Menge transportierter Patienten wird die absolute Anzahl von Rettungsmitteln – im Rahmen der überregionalen Hilfe auch von auswärtigen Fahrzeugen der Notfallrettung ohne Ortskenntnis – ansteigen. So können innerklinische Verkehrswege überlastet werden und eine Beeinträchtigung für den Rettungsdienstverkehr und ggf. notwendige Materialtransporte entstehen. Verstärkt wird die Überlastung, wenn BesucherPKW das Gelände nach Ankündigung des MANV verlassen müssen. Zum Zeitpunkt des Eintreffens von zusätzli
chen Mitarbeitern wird sich die Verkehrssituation auf dem Klinikgelände schon zugespitzt haben. Auch die Straßen außerhalb des Krankenhausgeländes werden stark ausgelastet sein. Dies hat zur Folge, dass es zu Verzögerungen beim Eintreffen von Fahrzeugen der Notfallrettung und nachalarmierter Mitarbeiter kommen wird. Diese Situation ist umso dramatischer, da viele Krankenhäuser häufig nur über einen (ggf. beschrankten) Zufahrtsweg verfügen. So gehört dieser infrastrukturelle Engpass zu den größten Schwachstellen mit möglichen schwerwiegenden Verkehrsproblemen und konsekutiv potenziellen Beeinträchtigungen der Notfallversorgung [12].
Zusammenfassung · Abstract
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C.J. Diepenseifen · G. Baumgarten · J.-C. ScheweKrankenhausalarmplanung. Aufgaben der Krankenhäuser bei einem Massenanfall von Verletzten
ZusammenfassungDer Massenanfall von Verletzten ist ein sel-tener Notfall. Je nach Ausmaß des Ereignis-ses und der lokalen Möglichkeiten der ge-sundheitlichen Akutversorgung kann es zu einer Überlastung der Krankenhäuser und schnellen Erschöpfung der Behandlungska-pazitäten kommen. Jedes geeignete Kran-kenhaus muss jedoch in der Lage sein, auch eine größere Anzahl von Patienten als im ge-wöhnlichen Regelbetrieb gleichzeitig ver-sorgen und aufnehmen zu können. Voraus-setzung dafür ist ein angemessener zeitli-cher Vorlauf und die Priorisierung von Maß-nahmen. Ein Krankenhausalarmplan bildet
die Grundlage einer derartigen strukturierten Vorbereitung. Vor der eigentlichen Etablie-rung eines Krankenhausalarmplans zur Vor-bereitung eines Massenanfalls von Verletzten müssen allerdings mögliche Schwachstellen und Problemschwerpunkte der lokalen Gege-benheiten identifiziert werden, um eine op-timale Patientenversorgung im Notfall zu ge-währleisten.
SchlüsselwörterNotfallversorgung · Massenanfall von Verletzten · Zivilschutz · Katastrophenplanung · Triage
Hospital emergency preparedness plan. Responsibilities of hospitals in case of a mass casualty incident
AbstractMass casualty incidents (MCI) are rare. How-ever, depending on the extent of the incident and the local capacity to provide acute health care, hospitals can become overloaded, which may lead to rapid exhaustion of treat-ment capacity. However, all suitable hospi-tals must be able to provide care and also si-multaneously accommodate a larger number of patients than under normal circumstances. Prerequisite for this is a reasonable lead time and the prioritization of measures. A hospital emergency preparedness plan forms the ba-
sis of such a structured preparation. Prior to the actual establishment of a hospital emer-gency preparedness plan for mass casualty incidents, however, possible weaknesses and problem areas of local circumstances must be identified in order to ensure optimal patient care in an emergency.
KeywordsEmergency care · Mass casualty incidents · Civil defense · Disaster planning · Triage
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Auskunft über Patientenverbleib
Nach einem Großschadensereignis werden Informationen durch Medien wie Rundfunk, Fernsehen, Internet und Social Media (Stichwort „Twitter“) in kürzester Zeit publik gemacht. Angehörige von vermeintlich vermissten oder verletzten Personen werden Auskunft und Hilfe bei öffentlichen Stellen und Aufnahmekrankenhäusern suchen. Beispiele aus der Vergangenheit belegen, dass Krankenhäuser mit einer Vielzahl von Auskunft suchenden Personen konfrontiert werden [18]. Dies betrifft nicht nur telefonische Auskünfte, sondern auch vor Ort erscheinende Angehörige oder nicht verletzte Betroffene des Schadensereignisses. Eine massive Bindung von Krankenhauspersonal kann die Folge sein. Dadurch wird die ohnehin kritische Verkehrssituation weiter verschärft, so dass auch der öffentliche Verkehr in Krankenhausnähe im schlimmsten Fall zum Erliegen kommt. Im Normalbetrieb genutzte Anlaufstellen für die Angehörigen können im Fall eines Schadensereignisses aufgrund mangelnder Informations und Datengrundlage (z. B. nicht im KIS eingepflegte Patientendaten) nicht als angemessene Auskunftsstelle dienen.
Patientenaufnahme
Die Sichtung und Registrierung von Patienten am Schadensort gehört zur Kernaufgabe der Gefahrenabwehr vor Ver
sorgungsbeginn bei einem MANV [29]. Nach Feststellung des Verletzungsgrades und der notwendigen Behandlungsmaßnahmen (zeitlicher Beginn und Intensität) beginnt erst die medizinische Versorgung abhängig von Patientenzahl, den Sichtungsergebnissen und verfügbaren personellen und materiellen Ressourcen. Demgegenüber steht im Krankenhaus die klassische Patientenaufnahme mit Dokumentation im KIS. Dieser Verwaltungsakt (Patientendaten, Befunddokumentation, Anmeldung von Diagnostik und eigentliche stationäre Aufnahme) ist die Grundlage einer weiteren Patientenversorgung sowie der fallbasierten Abrechnung. Dieser administrative Vorgang wird im Normalbetrieb individuell für den einzelnen Patienten durchgeführt und ist damit zeit und personalaufwendig. In Ausnahmezuständen stehen dafür notwendige Ressourcen weder personell noch in zeitlicher Abfolge ausreichend zur Verfügung.
Patientenmanagement und Raumordnung
Die präklinische medizinische Versorgung beim MANV erfolgt gemäß ärztlicher Sichtung und Registrierung. Das kategorisierte Sichtungsergebnis definiert letztlich die Behandlungsreihenfolge, den erforderlichen medizinischen Behandlungsumfang und die Transportpriorisierung. Im System der täglich praktizierten klinischen Individualbehandlung wird die Verletzungsschwere des einzelnen Patien
ten eingeschätzt. Je nach Invasivität der Diagnostik und Behandlung wird auch der Behandlungsraum ausgewählt. Ein schwer verletzter Patient wird z. B. in aller Regel in einem sogenannten Schockraum versorgt werden. Da im Allgemeinen nur einzelne oder wenige schwer verletzte Patienten parallel behandelt werden müssen, reichen die vorhandenen Behandlungs und Schockräume für die zeitgleiche Versorgung aus. In separaten Behandlungsräumen sind dann interdisziplinäre Versorgungsteams für die Individualversorgung tätig. Im Fall einer in geringen Zeitabständen erfolgenden Einlieferung einer Vielzahl von Patienten werden die vorhandenen Räume jedoch nicht ausreichen. Außerdem erfordert die Patientenversorgung in einzelnen Behandlungsräumen einen in der Initialphase nicht abdeckbaren personellen Aufwand.
Vorbereitungen in der Notfallvorsorge – Warum?
Die notwendigen Vorbereitungen der Krankenhäuser auf einen MANV sind aufwendig (. Abb. 1). Dies gilt umso mehr für Krankenhäuser mit zahlreichen einzelnen Kliniken und Instituten mit jeweils eigenen organisatorischen Strukturen, die insgesamt koordiniert werden müssen. Trotzdem und gerade aus diesem Grund sind vorausschauende Vorbereitungen wichtig. Neben den signifikanten Sachwerten stellt das Krankenhaus durch die (z. T. immobilen) Patienten und hochkomplexen Versorgungsabläufe ein empfindliches Objekt dar [7, 9]. Auf innere und äußere Störeinflüsse reagiert ein derart komplexes System sehr sensibel. Auch durch einen MANV können aufgrund mangelnder Vorbereitungen Chaossituationen entstehen, die zu Beeinträchtigungen der alltäglichen Abläufe mit Auswirkungen auf die stationären Patienten führen. Letztlich kann in diesem Rahmen auch die wirtschaftliche Basis des Krankenhauses gefährdet werden [9].
Per Definition handelt es sich bei einem Krankenhaus um eine Institution, die einen besonderen Versorgungsauftrag im gesellschaftlichen System hat. Aus der außerordentlichen Bedeutung für die medizinische Versorgung der Bevölkerung ergibt sich eine besondere Verantwortung
ZusätzlichesPersonal
Doku-mentation
Auskunftüber
Patienten-verbleib
Kommuni-kation
Logistik undMaterial
Verkehrs-regelung
Raum-ordnung
Sichtungund
Regis-trierung
KeineIndividual-
medizin
Führungs-struktur
Handlungs-anwei-sungen
SteigerungAufnahme-
kapazität
Einlieferung
einer Vielzahl
von Patienten
Abb. 1 9 Komplexi-tät des Krankenhaus-alarmplans (KAP)
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Konzepte - Stellungnahmen - Leitlinien
für die Vorbereitung auf unvorhersehbare Ereignisse (z. B. MANV). Diese Vorbereitungen müssen für jede Tages und Nachtzeit abrufbar, anwendbar und praktikabel sein. Für jedes Krankenhaus ist speziell festzulegen, bis zu welcher Patientenzahl, Uhrzeit und allgemeinen Bedingungen eine Versorgung unter individualmedizinischen Gesichtspunkten möglich sowie sinnvoll erscheint und ab wann zusätzliches dienstfreies Personal alarmiert werden muss. Planungen sind dabei auf die individuellen Bedürfnisse und den entsprechenden Versorgungsauftrag des Krankenhauses abzustimmen [3, 5].
Im Rahmen allgemeiner Überlegungen zur Krankenhausalarmplanung bestehen auf Seite der Krankenhäuser viele Vorteile im Vergleich zu den objektiven Möglichkeiten der Notfallrettung. So lassen bekannte bauliche Voraussetzungen gute Planungen und Festlegungen im Vorfeld zu, um z. B. geschützte und sichere Behandlungsbereiche zu definieren. Der im Vergleich zur Notfallrettung bei Großschadensereignissen zum Einsatz kommende, relativ kleine Mitarbeiterkreis im Krankenhaus führt zu einer gewohnten Zusammenarbeit in bekannter Umgebung unter Nutzung bekannter Ressourcen und Lagerorte. Weiterhin können im Vorfeld Mitarbeiterschulungen und Übungen gezielt und aufgabenbezogen durchgeführt werden (. Abb. 2).
Im Vergleich zur Notfallrettung liegen dabei mögliche Nachteile in mangelnder Praxis und Erfahrung der Krankenhausmitarbeiter im Umgang mit Situationen bei einer Vielzahl von Verletzten, da die
se eher seltene Ereignisse im Krankenhausbereich darstellen. Die Patientenversorgung in einem Krankenhaus ist geprägt durch eine individualmedizinische Behandlung. Die im Falle eines MANV ggf. notwendige, aber ungewohnte Umstellung auf ein niedrigeres medizinisches Versorgungsniveau dürfte vielen Krankenhausmitarbeitern befremdlich erscheinen und Schwierigkeiten bereiten. Da diese Thematik keine Kernaufgabe der klinischen Tätigkeit ist und in der medizinischen Ausbildung kaum Beachtung findet, können sich daraus eine reduzierte Sensibilität und Motivationsprobleme ergeben. Weiterhin wird das Krankenhaus, im Gegensatz zur Notfallrettung, nicht von einem motivierten Ehrenamt unterstützt, auf das zusätzlich kurzfristig zurückgegriffen werden kann (z. B. „Schnell einsatzgruppe Rettungsdienst“ der erweiterten Notfallrettung). Aufgrund der allgemeinen Sparmaßnahmen und Arbeitsverdichtungen ist das Personal darüber hinaus ohnehin insgesamt bereits stark beansprucht.
Intention und Sinn eines KAP
Das Hauptziel eines praxistauglichen KAP ist eine effektive Vorbereitung auf spezielle Situationen und die gleichzeitige Sicherung sowie Aufrechterhaltung der Handlungsfähigkeit. Dabei müssen gerade auch ungünstige Zeiten hinsichtlich der Personal anwesenheit berücksichtigt werden [10]. Die Einlieferung einer Vielzahl von Verletzten führt zu Ressourcenmangel in personeller und materieller
Hinsicht. Folglich können die Patienten auch nicht in gewohnter Weise unter individualmedizinischen Gesichtspunkten klinisch behandelt werden, um das potentielle Überleben möglichst vieler Patienten zu sichern.
Die Aufgabe eines effektiven Krisenmanagements ist es, die individualmedizinische Behandlung für jeden Patienten dennoch möglichst rasch wiederherzustellen, insbesondere für Patienten der Sichtungskategorie I [9, 17]. Diese Forderung ist nur zu realisieren, wenn das Missverhältnis zwischen Patientenzahl und Ressourcenmangel durch angepasste Krankenhausalarmpläne so schnell wie möglich beseitigt wird [15, 19]. Die anfängliche Chaosphase ist notwendigerweise so kurz wie möglich zu halten, um die negativen Folgen auf das System zu begrenzen [13, 27]. In der Initialphase wird sie letztlich nicht ganz zu verhindern sein. Eine der auffälligsten Besonderheiten bei der Abarbeitung von Ausnahmesituationen im Krankenhaus nach effizienter Vorbereitung ist der dadurch bedingte Zeitgewinn. Zeit, die man nicht in schon vorhandene (planbare) Vorkehrungen investieren muss, sondern für spezielle Maßnahmen in der Akutsituation zur Verfügung hat [7].
Neben der allgemeinen Rückgriffmöglichkeit bei einem MANV auf einen KAP mit klaren Anweisungen haben die da rin enthaltenen Festlegungen noch einen anderen Stellenwert [30]. Die Vorplanungen bedeuten nicht nur eine Form der Anwenderunterstützung. Die Inhalte des KAP sind Verbindlichkeiten, mit denen Entscheidungsträger und Dienstherren Aufgaben sowie Zuständigkeiten festlegen und Abläufe steuern können [22]. Die Mitarbeiter bekommen Handlungsanweisungen und Checklisten zur Verfügung gestellt, die grundsätzliche Tatsachen regeln, jedoch Entscheidungsfreiheiten offen lassen, um speziellen Situationen auch dynamisch gerecht zu werden [22]. So wird dem Anwender auf der einen Seite Sicherheit gegeben und auf der anderen Seite kann der Träger des Krankenhauses davon ausgehen, dass es z. B. nicht zur Unterlassung notwendiger Maßnahmen kommt.
Abb. 2 9 Planspiel-übung während des Krankenhausnormal-betriebes
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Fazit für die Praxis
F Krankenhäuser müssen heutzutage für den Fall eines MANV vorbereitet sein und dafür notwendige Planungen durchführen sowie ent-sprechende Strukturen etablieren. Das Krankenhaus ist durch komple-xe Betriebs- und Organisationsabläu-fe gekennzeichnet, welche mit zuneh-mender Vielschichtigkeit die Emp-findlichkeit des Systems vergrößern. Unvorhergesehene Ereignisse können gravierende Störungen verursachen, welche zu Patienten- und Mitarbeiter-gefährdung führen können.
F Gesetzliche Vorgaben, der Versor-gungsauftrag und die ethisch-mora-lische Verantwortung müssen Grund-lage und Antrieb für eine fundierte Planung sein. Möglichst viele Festle-gungen in Bezug auf z. B. Führungs-struktur, Personal- und Raumma-nagement sowie Kommunikation sollten im Vorfeld getätigt und im KAP niedergelegt werden. Dabei ist die Übernahme von bekannten und bewährten Vorkehrungen, Vorhaltun-gen und Organisationsstrukturen, die für vergleichbare Situationen schon in Verwendung sind, sinnvoll.
F Mit einer Etablierung oder Erweite-rung eines KAP ist die Vorbereitung des Krankenhauses auf einen MANV keinesfalls abgeschlossen. Es ist le-diglich durch aktuelle Sichtweisen ein Prozess neu begonnen worden, der durch kontinuierliche Ausbildung, Be-übung und regelmäßige Reevaluie-rung fortgeschrieben werden muss, um bestmögliche medizinische Ver-sorgung, auch in außergewöhnlichen Lagen, zu ermöglichen.
Korrespondenzadresse
C.J. DiepenseifenRettungsdienst Oberbergischer KreisLockenfeld 12, 51709 [email protected]
Einhaltung ethischer RichtlinienInteressenkonflikt. C.J. Diepenseifen, G. Baumgar-ten und J.-C. Schewe geben an, dass kein Interessen-konflikt besteht.
Dieser Beitrag beinhaltet keine Studien an Menschen oder Tieren.
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