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Krisenherd Korea: Wirtschaftliche, politische und militärische Dimensionen Politische Dimensionen Wirtschaftliche Dimensionen Militärische Dimensionen Europäische Interessen Ausblick

Krisenherd Korea: Wirtschaftliche, politische und ...€¦ · • Aug. ´98: Taepo-dong I (IMRB) über Japan • Nov. ´98: U-Boot Infiltration (Tonghae) • Dez. ´98: U-Boot Infiltration

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  • Krisenherd Korea: Wirtschaftliche, politische und militärische Dimensionen

    • Politische Dimensionen• Wirtschaftliche

    Dimensionen• Militärische Dimensionen• Europäische Interessen• Ausblick

  • Krisenherd Korea: Wirtschaftliche, politische und militärische Dimensionen

    • Politische Dimensionen:– Anhaltender Systemkonflikt zwischen Nord und Süd– historisch kollidierende Großmachtinteressen

    • Wirtschaftliche Dimensionen– zweifacher Transitionsprozeß:

    a) Systemversagen und Hungerkrise in Nordkorea b) Wirtschafts- und Finanzkrise in Südkorea=> Divergenz von demokratischer Konsolidierung und totalitärer Zwangsherrschaft in Süd- und Nordkorea

    • Militärische Dimension: – Eskalationsrisiko– regionale und globale Proliferation von WMDs

  • Der Konflikt auf der koreanischen Halbinsel in den 1990er Jahren

    • Konflikttypus: innerkoreanischer Konflikt mit Supermachtbeteiligung im OWK

    • Ende des Ost-West-Konfliktes verändert Konfliktdynamik:– Nordkorea verliert Bündnispartner VR China und

    Sowjetunion => politische und wirtschaftliche Krise– Südkorea setzt Demokratisierung und wirtschaftliche

    Entwicklung fort => diplomatische Öffnung durch Nordpolitik

  • Militärisches Gleichgewicht

    • Fragile Stabilität: – 46 Jahre Waffenstillstand– zahlreiche Vorfälle

    • Truppen- und Gerätezahlen irreführend– nordkoreanische Truppen in schlechter

    Bereitschaft– veraltete Waffensysteme– chemische u. nukleare (?) Waffen in

    Reichweite Seouls

  • Militärische Zwischenfälle an der innerkoreanischen Grenze

    • Apr. ´96: kleinere nordkor. Truppen in DMZ• Sept. ´96 : nordkor. U-Boot in südkor. Gewässern• Dez. ´96: US-Helikopter über nordkor. Territorium

    abgeschossen• Juli ´97: Gewehr- u. Mörserfeuer in DMZ• Juni ´98: U-Boot Infiltration (Sokch‘o)• Aug. ´98: Taepo-dong I (IMRB) über Japan• Nov. ´98: U-Boot Infiltration (Tonghae)• Dez. ´98: U-Boot Infiltration (Kanghwa-do)• Juni ´99: Südkor. Zerstörer versenkt Nordkor. Kriegsschiff

  • Kollidierende Großmachtinteressen auf der koreanischen Halbinsel

    • Chinesische Vormachtstellung im 19. Jahrhundert• Aufstieg Japans: sino-japanischer Krieg 1894/95,

    russisch-japanischer Krieg 1904/05 => japanische Okkupation (1905-1945)

    • Amerikanisch-sowjetische Besatzung 1945-1949• Bündnisse (NOK-SU, NOK-VRC, ROK-US)

  • Charakteristika der nordkoreanischen Wirtschaftsentwicklung in den 1990er

    • Fehlentwicklung durch langjährige Kriegsökonomie

    • Fehlentwicklung durch starke externe Wirtschaftsschocks

    • Fehlentwicklung und Nahrungsmittelkrise

  • Fehlentwicklung durch starke externe Wirtschaftsschocks

    • Effekt der Wirtschaftssanktionen schwer zu bestimmen

    • Wegbruch von externen Märkten unterschiedlich verkraftet in RSA, Vietnam, Kuba, Irak

    • Nordkorea ähnelt am ehesten der kubanischen Fehlanpassung an den Wegfall des RGW und der SU

  • Fehlentwicklung und Nahrungsmittelkrise

    • bisherige Nahrungsmittelkrisen in kommunistischen Staaten (Mongolei, Ukraine, VR China, Vietnam) durch politische Maßnahmen hervorgerufen => unklar, ob Kollektivierungsmaßnahmen 1994/95 diese auslösten (179); möglicher Hinweis auf strukturelle Probleme der nordkoreanischen Wirtschaft (185)

    • bisherige Nahrungsmittelkrisen waren Entwicklungskrisen, jene in Nordkorea aber in gefestigter Planwirtschaft

    • bisherige Krisen in agrarischen Gesellschaften, Nordkorea ist eine industrialisierte

  • Schätzungen über die nordkoreanischeNahrungsmittelsituation

    Nordkorea FAO/WFP UN USG Akashi Südkorea

    Gesamtproduktion 250 (200) 287.4 220 369

    Gesamtverbrauch 784 (627) 496.6 440 570

    Defizit 534 (427) 193.4 220 201

    Einsparungen - - 100 100

    Nettodefizit 110 101

  • Anzeichen für politische Krise Ende der 1990er Jahre

    • Unfähigkeit des politischen Systems Nahrungsmittelkrise zu beenden• Stärkung der Rolle des Militärs gegenüber der Partei• Hohe Zahl von Überläufern:

    Febr. 1997 Hwang Jang-YopSept. 1997 Jang Sung-gil (Botschafter in Ägypten)Song Hye-rim (Frühere Geliebte KJI) u.a. Familienmitglieder

    • Säuberungsaktionen in hohen Parteikadern gegen „Korruption und Spionage“

    • Existenz von „politischen Lagern“ und massive Menschenrechtsverletzungen

    • gezielte militärische Provokationen zur Erpressung von Auslandshilfe

  • Devisenreserven der Bank of Korea 1996 - 1998 ( US-$ Mrd.)

    05

    101520253035404550

    Devisenreserven in US-$ Mrd.

    Dez 96Jun 97Aug 97Sep 97Okt 97Nov 97Dez 97Jan 98Feb 98Mrz 98Okt 98

  • Zahl der Erwerbslosen in Südkorea (11/97 - 11/98)

    0,5470,67

    0,934

    1,235

    1,434

    1,651

    0

    0,2

    0,4

    0,6

    0,81

    1,21,4

    1,6

    1,8

    Nov 97Dez 97Jan 98Feb 98Apr 98Jun 98

  • Militärische Dimension

    • Hohes Eskalationsrisiko• Extreme Verwundbarkeit Seouls• Nuklearer Dominoeffekt in der Region:

    – Japan– Südkorea– Taiwan

    • globales Proliferationsrisiko– Pakistan– NMO: Syrien, Libyen, Iran

  • Genese des nordkoreanischen Nuklearwaffenprogramms I

    • Beginn in den 1950er: Gründe – Bedrohung durch Nuklearwaffen im Koreakrieg– Kubakrise

    • Unterstützung durch SU und VR China• 1977 erste IAEA Inspektionen• 1985 Beitritt zum NPT• 1986 Fertigstellung des einzigen betriebsfähigen Reaktors

    in Yongbyon• 1987 Unterzeichnung von NPT: IAEA-

    Safeguardsabkommen verzögert sich bis 1992• 1989 dreimonatige Stillegung des Reaktors - Entnahme

    von Plutonium?

  • Genese des nordkoreanischen Nuklearwaffenprogramms II

    • Sept. 1991: Abzug der US-Waffen• Dez. 1991: Abschluß eines innerkoreanichen

    Denuklearisierungsregimes: – a) keine Nuklearwaffen – b) keine Urananreicherung/Wiederaufbereitung

    • Mai 1992 - März 1993: IAEA-Inspektionen• März 1993: Nuklearproben ergeben Nordkorea hat

    mehrmals wiederaufbereitet (1989,1990,1991)• 12. März 1993: Nordkorea verläßt NPT• April Einschaltung des UN-SR=> Mandat für bilaterale

    Verhandlungen

  • Genese des nordkoreanischen Nuklearwaffenprogramms III

    • Juli 1993 US-nordkoreanische Verhandlungen• 12. Febr. 1994: Nordkorea verweigert Probenentnahme an

    Wiederaufbereitungsanlage• 16. März: IAEA kann Safeguards nicht mehr garantieren• 31. März UN-SR Empfehlung• Ende April Ankündigung der Entladung• Mai Entladung nur mit beschränkter IAEA-Überwachung• 3. Juni 1994 IAEA berichtet, daß Nordkorea „Reaktorgeschichte“

    unkenntlich gemacht hat• 10. Juni Suspension der IAEA-Zusammenarbeit• 12. Juni Japan und Südkorea beschließen UN-SR Sanktionen zu

    unterstützen=> Carter-Mission

  • Die Dauerkrise des KEDO-Prozesses

    • Strukturelle Probleme der KEDO• Finanzierungsprobleme durch

    innenpolitische Verwerfungen• Neue nordkoreanische Erpressungsstrategie• KEDO-Prozeß im Sommer 1999: „fragile

    Stabilisierung“

  • Europäische Interessen auf der koreanischen Halbinsel

    • Verhinderung der Weiterverbreitung von ABC-Waffen und Trägersystemen in den Nahen und Mittleren Osten und Südostasien

    • Schwächung des NVV, der IAEA, des MCTR u.a. Nonproliferationsinstitutionen

    • Gefährdung Japans und Koreas (Stabilitäts- und Handelsinteressen

    • Rückwirkung auf europäisches Engagement der USA

  • 1. These

    • Die positive Entwicklung der Großmachtbeziehungen in der Region drängt andere Akteure, ihre bisherige Sicherheitsstrategie zu überdenken. Dies gilt für Indien und Pakistan in Südasien ebenso wie für Nordkorea in Nordostasien. Die Reaktionen dieser Akteure auf die Veränderungen in ihrem internationalen Umfeld werden primär durch innenpolitische Motive hervorgerufen, so daßdrastische Veränderungen ihrer Sicherheitspolitikenmöglich erscheinen.

  • 2. These

    • Die Erpressungsstrategie der nordkoreanischenFührung ist derzeit erfolgreich i. S. der innenpolitischen Stabilisierung des Regimes. Ein Bruch mit der westlichen Strategie des Engagements gegenüber Nordkorea würde den Erfolg der Strategie gefährden und daher unvorhersehbare Konsequenzen für die gesamte Region nach sich ziehen.