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2019 KÖRPER _ playful(l) bodies musik im raum KÖRPER _ PLAYFUL(L) BODIES Wäre es so „einfach“… Das Verhältnis des Individuums zu seinem Körper ist komplex, widersprüchlich, lust- und angstvoll. Körper werden gepflegt, geheilt, gequält, verbessert, inszeniert, zerstört, präpariert und vergessen. Der Körper ist mehr als die äußere Erscheinung unserer Existenz. Er vermittelt unser Sein in die Welt, resorbiert das Außen, generiert aus sinnlichen Reizen Emotionen, Befindlichkeiten, psychologische Pathologien. Und er handelt. Körperliche Existenz ist ohne Raum undenkbar. Der Körper verortet und orientiert sich im Raum, greift dynamisch in diesen ein, verändert und definiert ihn durch Anwesenheit, Aktion und Bewegung. Körper können Räume beherr- schen, in ihnen aufgehen oder von Räumen beherrscht, erdrückt und manipuliert werden. Das Zusammenspiel von Raum, Körpern, Bewusstsein und (Inter-)Aktion schafft unsere sozialen Räume. Untrennbar sind mit diesen Phänomenen die visuellen und akustischen Erscheinungen und Manifestationen verknüpft, die unsere Wahrnehmung, unsere Sicht des Körpers bestimmen. Sie definieren einen wesentlichen Teil unserer Selbstwahrnehmung. Die Produktion all dieser Körperbilder ist seit der Moderne neben anderen künstlerisch- medialen Darstellungen (Kunst, Fotografie, Film etc.) wesentlich mitgeprägt durch Tanz, Theater und Performance. Ebenso essentiell ist das Wechselverhältnis von Körper und Klang (Musik). Musik führt – manchmal unausweichlich - zur Bewegung des Körpers. Andererseits ist die Beweglichkeit des Körpers, sein dynamisches Potential (digitale Methoden ausgenommen) die Voraussetzung für jegliches Musizieren. Elementare Ausdrucksformen wie Tanz, Ballett oder Performance sind unmittelbarer Ausdruck dieser wechselseitigen Dynamik. MIR möchte diese essentiellen Grundverhältnisse und Paradigmen künstlerisch erkunden und akustisch wie auch visuell zum Ausdruck bringen. Die Frage, welche aktuellen Potentiale in der Synthese von Klang, Musik und Körper- bewegung zu finden sind, ist dabei von zentraler Bedeutung für die Konzertreihe. MIR verortet die Konzerte im durch die Moderne widerspruchsvoll geprägten Spannungsfeld von Bewegungskult, Tanztheater und Performance. Die Interaktionen von Körper und Klang reichen dabei von harmonischer Synthese bis zu aggressivem Widerstreben. Georg Wilbertz Mo. 1. Juli 2019 / 19 Uhr > Anton Bruckner Privatuniversität, LINZ (Hagenstraße 57) POSSIBLE Sa. 14. Sep. 2019 / 17 Uhr > Linzblick-Baum, LINZ (Schlosspark, Nähe Kinderspielplatz) TREE_TALK So. 20. Okt. 2019 / 18 Uhr > KUK-Theater, LINZ (Lonstorferplatz 1) INTO THE GOLDEN AGE? So. 17. Nov. 2019 / 20 Uhr > afo Architekturforum OÖ, LINZ (Herbert-Bayer-Platz 1) FAKE BODIES _ BODY FAKES So. 1. Dez. 2019 / 19 Uhr > Red Sapata Tanzfabrik, LINZ (Tabakfabrik, Ludlgasse 19) FLOW MOTION Der Verein ‚musik im raum / MIR‘ ist ein Zusammenschluss von Musik- und Kunstschaffenden aus Oberösterreich. MIR möchte die Vielfalt zeitgenössischen nicht-kommerziellen Musikschaffens reflektieren und in einen dramatur- gisch spannenden, auch spartenübergreifenden Kontext stellen. MIR will das Interesse für aktuelles künstlerisches Schaffen wecken und vertiefen, sowie die Anbindung der oberösterreichischen Szene auf nationaler und internatio- naler Ebene fördern. Im Sommer/Herbst 2019 finden unter dem Jahresthema KÖRPER _ PLAYFUL(L) BODIES fünf Veranstaltungen an wechselnden Orten im Großraum Linz statt (Eintritt frei!): Impressum: Verein MUSIK IM RAUM, c/o Dimmelstraße 20/2, A-4020 Linz. Folder-Gestaltung & Foto: Werner Puntigam, Design MIR-Logo: Christoph Herndler Kontakt: www.musikimraum.at mit freundlicher Unterstützung von „Physikalisch aufgefasst ist der Körper eine zusammenhängende und allseitig begrenzte Materienmenge, mathematisch ein durch Flächen allseitig begrenzter Raum von bestimmten Dimensionen.“ (Lexikon der Kunst, Bd.4, Leipzig 1992)

KÖRPER PLAYFUL(L) BODIES - musik im raum

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Page 1: KÖRPER PLAYFUL(L) BODIES - musik im raum

2019

KÖRPER _ playful(l) bodies

musik im raum

KÖRPER _ PLAYFUL(L) BODIES

Wäre es so „einfach“…

Das Verhältnis des Individuums zu seinem Körper ist komplex, widersprüchlich, lust- und angstvoll. Körper werden gepflegt, geheilt, gequält, verbessert, inszeniert, zerstört, präpariert und vergessen. Der Körper ist mehr als die äußere Erscheinung unserer Existenz. Er vermittelt unser Sein in die Welt, resorbiert das Außen, generiert aus sinnlichen Reizen Emotionen, Befindlichkeiten, psychologische Pathologien. Und er handelt.

Körperliche Existenz ist ohne Raum undenkbar. Der Körper verortet und orientiert sich im Raum, greift dynamisch in diesen ein, verändert und definiert ihn durch Anwesenheit, Aktion und Bewegung. Körper können Räume beherr-schen, in ihnen aufgehen oder von Räumen beherrscht, erdrückt und manipuliert werden. Das Zusammenspiel von Raum, Körpern, Bewusstsein und (Inter-)Aktion schafft unsere sozialen Räume.

Untrennbar sind mit diesen Phänomenen die visuellen und akustischen Erscheinungen und Manifestationen verknüpft, die unsere Wahrnehmung, unsere Sicht des Körpers bestimmen. Sie definieren einen wesentlichen Teil unserer Selbstwahrnehmung. Die Produktion all dieser Körperbilder ist seit der Moderne neben anderen künstlerisch-medialen Darstellungen (Kunst, Fotografie, Film etc.) wesentlich mitgeprägt durch Tanz, Theater und Performance.

Ebenso essentiell ist das Wechselverhältnis von Körper und Klang (Musik). Musik führt – manchmal unausweichlich - zur Bewegung des Körpers. Andererseits ist die Beweglichkeit des Körpers, sein dynamisches Potential (digitale Methoden ausgenommen) die Voraussetzung für jegliches Musizieren. Elementare Ausdrucksformen wie Tanz, Ballett oder Performance sind unmittelbarer Ausdruck dieser wechselseitigen Dynamik.

MIR möchte diese essentiellen Grundverhältnisse und Paradigmen künstlerisch erkunden und akustisch wie auch visuell zum Ausdruck bringen. Die Frage, welche aktuellen Potentiale in der Synthese von Klang, Musik und Körper-bewegung zu finden sind, ist dabei von zentraler Bedeutung für die Konzertreihe. MIR verortet die Konzerte im durch die Moderne widerspruchsvoll geprägten Spannungsfeld von Bewegungskult, Tanztheater und Performance. Die Interaktionen von Körper und Klang reichen dabei von harmonischer Synthese bis zu aggressivem Widerstreben.

Georg Wilbertz

Mo. 1. Juli 2019 / 19 Uhr > Anton Bruckner Privatuniversität, LINZ (Hagenstraße 57) POSSIBLE

Sa. 14. Sep. 2019 / 17 Uhr > Linzblick-Baum, LINZ (Schlosspark, Nähe Kinderspielplatz) TREE_TALK

So. 20. Okt. 2019 / 18 Uhr > KUK-Theater, LINZ (Lonstorferplatz 1) INTO THE GOLDEN AGE?

So. 17. Nov. 2019 / 20 Uhr > afo Architekturforum OÖ, LINZ (Herbert-Bayer-Platz 1) FAKE BODIES _ BODY FAKES

So. 1. Dez. 2019 / 19 Uhr > Red Sapata Tanzfabrik, LINZ (Tabakfabrik, Ludlgasse 19) FLOW MOTION

Der Verein ‚musik im raum / MIR‘ ist ein Zusammenschluss von Musik- und Kunstschaffenden aus Oberösterreich. MIR möchte die Vielfalt zeitgenössischen nicht-kommerziellen Musikschaffens reflektieren und in einen dramatur-gisch spannenden, auch spartenübergreifenden Kontext stellen. MIR will das Interesse für aktuelles künstlerisches Schaffen wecken und vertiefen, sowie die Anbindung der oberösterreichischen Szene auf nationaler und internatio-naler Ebene fördern. Im Sommer/Herbst 2019 finden unter dem Jahresthema KÖRPER _ PLAYFUL(L) BODIES fünf Veranstaltungen an wechselnden Orten im Großraum Linz statt (Eintritt frei!):

Impressum: Verein MUSIK IM RAUM, c/o Dimmelstraße 20/2, A-4020 Linz. Folder-Gestaltung & Foto: Werner Puntigam, Design MIR-Logo: Christoph Herndler

Kontakt: www.musikimraum.at

mit freundlicherUnterstützung von

„Physikalisch aufgefasst ist der Körper eine zusammenhängende und allseitig begrenzte Materienmenge, mathematisch ein durch Flächen allseitig begrenzter Raum von bestimmten Dimensionen.“ (Lexikon der Kunst, Bd.4, Leipzig 1992)

Page 2: KÖRPER PLAYFUL(L) BODIES - musik im raum

So. 17. Nov. 2019, 20 Uhr, afo Architekturforum OÖ> LINZ (Herbert-Bayer-Platz 1)

FAKE BODIES _ BODY FAKES Georg Wilbertz (DE) Schlagwerk & KonzeptKarin Küstner AkkordeonJoachim Rathke Rezitation, Stimme Das 20. Jahrhundert hat den Kult um den Körper so weit ge-trieben wie kaum ein anderes, kein anderes hat zugleich den Körper massenhaft so sehr leiden lassen. Der verherrlichende Kult um den Körper und dessen massive Verletzung wechseln in rascher Folge. Die radikal-totalitären Systeme des 20. Jhs. praktizierten gleichzeitig die Glorifizierung und Destruktion des Körpers. Ob bejahend oder negierend: der Körper wurde zum Feld radikal-ideologischer Praxis. Ausgehend von frühen Körper-Kult-Filmen und Texten der Moderne der 1910er und 20er Jahre wird eine strenge und dichte musikalische Struktur entwickelt, die die scheinbar positive Haltung und Aussage der gezeigten Körperbilder klanglich kommentiert und auf der Textebene kritisch hinterfragt.

So. 1. Dez. 2019, 19 Uhr, Red Sapata Tanzfabrik > LINZ (Tabakfabrik, Ludlgasse 19)

FLOW MOTION Klaus Hollinetz Live-Elektronik, Konzept & LeitungWerner Puntigam Komposition, Konzept & LeitungTänzer*innen IDA (INT) Tanz & Choreographie

Klaus Hollinetz und Werner Puntigam präsentieren ihre Kom-positionen interdisziplinär in Kooperation mit Tänzer*innen des IDA-Instituts der Anton Bruckner Privatuniversität Linz:'sLOW' (Hollinetz): Schwebungen, Leichtigkeit, Zeitlupe, Brüche, Stö-rungen, Mikrokollisionen ... Wie langsam können Bewegungen sein? Gibt es einen Zenith oder gar einen Nadir für den Übergang zwischen dem Immer-Noch und dem Nicht-Mehr, eine Grenze der Auflösung oder gar der Wahrnehmung? Eine über mehrere Lautsprecher erklingende elektronische Musik wird diese Performance mit feinen Verästelungen und „bewegter Statik“ leiten.

'Bo(ne) Jutsu' (Puntigam): „Bo Jutsu“ ist die Kampfkunst mit dem Langstock, „bone” im Jazzjargon eine Kurzbezeichnung für „trombone”. Anstelle von Stöcken verwenden die 4 Tänzerinnen Posaunen und choreographieren mit diesen berührungslose Martial Arts inspirierte Tanzdynamiken, basierend auf pulsierend verwobenen und treibenden Loops von Posaunenphrasen und -tönen.

'Mbones - the global warming hoax' (Puntigam): Mehrere Schichten fragiler, auf der Posaune rein akustisch erzeugter Sounds und Klangflächen dienen als Basis für eine abstrakte Masse - bestehend aus vielen Performer*innen - , die sich gleichsam einer Mure sehr langsam und gleichförmig auf den Zuschauerraum zu und durch das Publikum hindurch bewegt.

Spezieller Dank an unsere Kooperationspartner:

Mo. 1. Juli 2019 / 19 Uhr > A. Bruckner Privatuniversität> LINZ (Studiobühne, Hagenstraße 57)

POSSIBLE Roberta Lazo (CL) KompositionYiran Zhao (CN) KompositionKai Chun Chuang (TW) ChoreographieDamián Cortés (AR) TanzShao Yang Hsieh (TW) Tanz

Eine Musik- und Tanzperformance mit Kompositionen von Absolventinnen der szenischen Kompositionsklasse von Carola Bauckholt. Lazo und Zhao beschäftigen sich als inter-disziplinäre Komponistinnen mit ganz speziellen Perspek-tiven von Klang, Körper und Raum. Der Klang ist wichtig, ist aber nicht das einzige Element in ihren Werken. Die Bewegungen vom Korpus der Menschen und von Objekten, die Beziehung mit Räumen und Positionen, sind sehr stark als musikalisches Material involviert. Der interdiszi-plinäre Konzertabend wird das Publikum auch in die neue Erfahrung einführen, dass man die Musik im Raum mit dem eigenen Körper auch spüren kann. Zur Aufführung kommen die Stücke 'SHH#I' (2015), 'A chair's tale' (2019, UA) und 'Con' (2018)

Sa. 14. Sep. 2019 / 17 Uhr > Linzblick-Baum > LINZ (Schlosspark, Nähe Kinderspielplatz)

TREE_TALK Barre Phillips (FR) KontrabassKlaus Hollinetz Field Recordings, ElektronikKaren Schlimp Klavier & Leitung, Konzeption 'Klavier im Baum'

Zwischen Zwischenwelten

Ein Klavierflügel samt Pianistin hängt im Baum, in der mäch-tigen Platane nördlich des Linzer Schlosses hoch über der Donau, ein Bassist lehnt darunter am Stamm; Fieldrecordings durchdringen akustisch die Szenerie. Klänge „fallen“ herab, werden „aufgefangen“, verändert und in die Weite geschickt.In einer Welt, in der immer mehr abgegrenzt wird, ist der Baum ein Wesen, das Unvereinbares in sich vereint und zwi-schen allen Ebenen kommuniziert. Er ist statisch und flexibel zugleich, geerdet und frei im Wind wehend. Kommunikation zwischen den Welten, über Grenzen hinweg und darüber hinaus als Basis der gemeinsam improvisierten Musik: oben/unten, Natur/Stadt, Himmel/Erde, digital/analog, alt/neu ...

Bringen Sie bitte Sitzgelegenheiten (Decken, Matten etc.) selbst mit! Bei Schlechtwetter in der Martinskirche / Römerberg! (Infos: www.pianomobile.com)

Mit freundlicher Genehmigung des Magistrat Linz und des Landes OÖ, sowie mit Unterstützung von LinzIMpORT, OÖ. Landesmuseum, Fa. Teufelberger und Marcus Geyer-Grois (Arborist)

So. 20. Okt. 2019 / 18 Uhr > KUK-Theater > LINZ (Lonstorferplatz 1)

INTO THE GOLDEN AGE? Jakob Gniegler SaxophoneSandra Hofstätter Tanz Christoph Althoff Leitung, Idee, Klavier, diverse Klanggeräte

Aktion für Tanz und Musik

Bilder und Texte über Atlantis, Megalithbauwerke und alte Mythen führen uns in vorgeschichtliche Zeiten ... Mit Mitteln der neuen Musik, des zeitgenössischen eurasischen Jazz und des modernen Tanzes werden die Themen Hochkulturen, Kataklysmen und die Zukunft unserer Erde erlebbar gemacht. Wir verbinden uns mit alten zyklischen Zeitsystemen, wie sie z.B. in Indien tradiert sind und suchen hier nach Verbindun-gen zu unserer zielgerichteten, fortschrittsgläubigen, aber doch auch apokalyptischen Epoche. Dabei blicken wir auf die Erde aber auch in den Kosmos.