24
Coole Sache Kunst. Werte. Leidenschaft. Lifestyle aus Benelux, die Bilder des 100-jährigen Pierre Soulages, Outsider Achenbach Kunstszene in Luxemburg, Brüssel und Amsterdam

Kunst. Werte. Leidenschaft....iM HOtel BayeriscHer HOF Promenadeplatz 2-6 · 80333 München Fon +49 89 210 204 690 L EI N F D R U HR E N· M Ü C Pacellistr. 4, 1. OG · 80333 München

  • Upload
    others

  • View
    0

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Kunst. Werte. Leidenschaft....iM HOtel BayeriscHer HOF Promenadeplatz 2-6 · 80333 München Fon +49 89 210 204 690 L EI N F D R U HR E N· M Ü C Pacellistr. 4, 1. OG · 80333 München

Coole Sache

Kunst. Werte. Leidenschaft.

Lifestyle aus Benelux, die Bilder des 100-jährigen Pierre Soulages,

Outsider Achenbach

Kunstszene in Luxemburg, Brüssel und Amsterdam

Page 2: Kunst. Werte. Leidenschaft....iM HOtel BayeriscHer HOF Promenadeplatz 2-6 · 80333 München Fon +49 89 210 204 690 L EI N F D R U HR E N· M Ü C Pacellistr. 4, 1. OG · 80333 München

Juwelier iM HOtel BayeriscHer HOFPromenadeplatz 2-6 · 80333 MünchenFon +49 89 210 204 690www.juwelier-moeller.com

LEINFELDERUHREN · MÜNCHEN

Pacellistr. 4, 1.OG · 80333 MünchenFon +49 89 24 20 39 40www.leinfelder-uhren.de

Anzeige Artcollector 10-2019.qxp_Layout 1 17.10.19 21:57 Seite 1

Page 3: Kunst. Werte. Leidenschaft....iM HOtel BayeriscHer HOF Promenadeplatz 2-6 · 80333 München Fon +49 89 210 204 690 L EI N F D R U HR E N· M Ü C Pacellistr. 4, 1. OG · 80333 München

Artcollector 3

EDITORIAL/CONTENT

Vor fast einem Jahrzehnt hatte ich ein Erlebnis mit der Kunst, das mir unver-gessen ist: Es geschah bei einem Brüs-seler Sammler, kurz nach dem Emp-fang. Sein Sohn setzte sich ans Klavier und begann zu spielen, unter anderem Isoldes Liebestod von Franz Liszt so-wie ein modernes ungarisches Stück. Hinter ihm an der Wand hingen zwei riesige Leinwände, cremeweiß mit ein paar pastosen tiefschwarzen Pinselstri-chen. Und plötzlich das: Die einstigen Gesten des Malers und die des jungen Musikers schienen auf magische Wei-se zu korrespondieren. Alles in die-sem Zimmer, ja im Universum wirkte perfekt aufeinander abgestimmt: das

Schwarz des Flügels, das des Anzugs dieses hingebungsvoll spielenden rothaarigen Lockenkopfs, die Farbe auf den Leinwänden, die Noten auf der Partitur. Die Ästhetik und Akustik wirkten wie vermählt. Und der ganze Raum mit Intensität und Dramatik ge-füllt – und so wundervoll „sophistica-ted“ (zu Deutsch: anspruchvoll, diffe-renziert, ausgefeilt). Dieses Wort hörte ich seinerzeit in Brüssel – mein Anlass war der Besuch der Messe BRAFA Art Fair – übrigens immer wieder: aus dem Mund der Sammler und von anderen, die über sie sprachen. Anlass genug, diesem Geschmack hier ein wenig auf den Grund zu gehen.

Guter Geschmack

Inhalt

Impressum

Tite

lfoto

(Aus

schn

itt)

: Cou

rtes

y Z

idou

n-B

ossu

yt G

alle

ry, F

oto

Rem

i Vill

aggi

, sie

he a

uch

S.10

Bayerstr. 71–73, 80335 MünchenV.i.S.d.P. Dr. Frank-Bernhard Werner

Chefredaktion Agnes D. SchofieldArt Direction Julia BretschneiderBildbearbeitung Julian Mezger

Lektorat Carola ZiererVerlagsleitung Daniela Glocker, Marion Lummer Anzeigen Silvia Bauer Tel.: 089/47084377Druck: Dierichs Druck + Media GmbH & Co. KG, Frankfurter Straße 168, D-34121 Kassel,

Gedruckt im Oktober 2019

Agnes D. Schofield, Chefredakteurin

04 Showtime News aus der Kunstwelt

06 Rechtskolumne Kunst und Steuer 08 Dossier Kunst und Lifestyle in Benelux. Ein Report aus Luxemburg. Brüssel, Amsterdam 14 Collector’s Edition Karin Irmer

16 Marktcheck Pierre Soulages 18 Lifestyle Sehnsüchte im Winter

20 Jeff Sonhouse Kunst mit Wut und Feuer

22 Ein Mann, ein Bild Achenbachs Andachtsbild

Page 4: Kunst. Werte. Leidenschaft....iM HOtel BayeriscHer HOF Promenadeplatz 2-6 · 80333 München Fon +49 89 210 204 690 L EI N F D R U HR E N· M Ü C Pacellistr. 4, 1. OG · 80333 München

Foto

: Cou

rtes

y C

arti

er, C

ourt

esy

Gem

eent

e M

useu

m D

en H

aag

SHOWTIM

E

Oha!Claude Monets „Glyzinien“ (1917 – 1920) zählen nach den „Seerosen“ zu den beliebtesten Gemälden des Impressio-nisten. Der Maler war fast 80, als er die Bilder in seinem Garten in Giverny, nahe Paris, schuf. 1961 gelangte ein solches Glyzinien-Bild ins Kunstmuseum Den Haag, wo es fast ohne Unterbrechung in der Dauerausstellung hing.

4 Artcollector

Bling-BlingWas bedeutet Luxus? Je nach Zeitalter und Kulturkreis kann die Antwort darauf stark variieren. In der Antike waren es besondere Opfergaben, im 18. Jahrhundert Gold verzierte Möbel, heute scheint der Grundsatz „bloß keine Massenware“ Voraussetzung für das Luxussiegel zu sein. Interessant, dass gerade in Abu Dhabi am 30. Oktober eine Ausstellung eröffnete, die dem Begriff nun auf den Grund geht: Mit

350 Exponaten aus den Bereichen Mode, Schmuck, Handwerk, Kunst und Design werden 10 000 Jahre Zivi-lisation umspannt. Anhand der Definition von Luxus lasse sich eine Gesellschaft, deren Ökonomie und Politik besser verstehen, heißt es im Pressetext des Louvre Abu Dhabi. Wird die Schau auch zu Einsichten über die aktuellen Verhältnisse in den Emiraten führen? Oder wird sie allein die Lust am Bling-Bling anheizen? Die meisten Stücke stammen aus dem Pariser Musée des Arts décoratifs. Eine imposante Installation lieferte aber auch das französische Luxusmodehaus Cartier: „Le Nuage Parfumé“ ist eine immersive olfaktorische Installation. Besucher können den Glaskubus betreten und dabei wie in eine Duftwol-ke steigen, inspiriert von Cartiers Duft L’Envol de Cartier. Was für eine Luxus-Werbefläche für Cartier. „10 000 Years of luxury“, bis 18. Februar 2020.www.louvreabudhabi.ae

Anfang 2019 wurde es zur Restauration abgehängt. Man setzte es X-Strahlen aus und machte einen seltenen Fund. Darunter war ein weiteres Gemälde versteckt: ein Seerosen-Stück. Sofort wurde das Werk wertvoller. Sotheby’s schätzte zuletzt ein vergleichbares Werk des Meisters auf 30 Millionen Euro. Was die wenigsten wissen: Monets Garten-bilder spielten – bis in die 1950er-Jahre, als amerikanische Künstler wie Kelly und Rothko die halb abstrakten Werke als Inspirationsquelle zu nutzen begannen – keine bedeutende Rolle. Im Kunstmuseum Den Haag kann man sie nun in einer umfangreichen Schau bestaunen. „Monet. The Garden Paintings“, bis 2. Februar 2020.www.kunstmuseum.nl

Van Gogh26.10. 2019–2.2.2020

Stillleben

Vin

cent

van

Gog

h: S

tillle

ben

mit

eine

m T

elle

r Z

wie

beln

, 18

89,

Krö

ller-

Mül

ler

Mus

eum

, Ott

erlo

Art Collecor Spezial Beilage_Van Gogh_200x130mm.qxp_Layout 1 17.10.19 11:49 Seite 1

Page 5: Kunst. Werte. Leidenschaft....iM HOtel BayeriscHer HOF Promenadeplatz 2-6 · 80333 München Fon +49 89 210 204 690 L EI N F D R U HR E N· M Ü C Pacellistr. 4, 1. OG · 80333 München

Was soll das?!

Illus

trat

ion:

Jul

ia B

rets

chne

ider

Gerhard Richter ist einer der einflussreichsten und international erfolgreichsten Künstler unse-rer Gegenwart. Beeindruckend ist vor allem, wie

vielseitig er sich seit den 1960er-Jahren entwickelt hat – und das stets innerhalb der Grenzen der Malerei. Zunächst verwendete Richter Bildvorlagen, die er in realistischer Malweise wiedergab oder auch über-malte, sodass das ursprüngliche Motiv verklärt wurde („Vermalungen“). Ab 1966 schuf er die „Farbtafeln“, für die er nach dem Vorbild handelsüblicher Farbmuster-karten die Töne nebeneinander setzte. Von 1967 bis

1975 malte er die „Grauen Bilder“ mit verschiedenen Strukturen und in diversen Maltechniken. Immer wie-der widmete er sich einem Einzelmotiv, den Seestü-cken (1969 bis 1976), Wolken, Alpen oder der Kerze.Schade nur, dass der Auktionsmarkt scheinbar nur noch für seine abstrakten Bilder Augen hat. Ihnen sind insbesondere die Asset-Jäger hinterher. Dabei finden Kunstexperten andere Motive stärker. Katherine Ar-nold, Leiterin des Bereichs Nachkriegs- und Zeitge-nössische Kunst bei Christie’s in Europa, bezeichnet Richters Kerze als das beste Werk des Künstlers. Bloß ist dieses Gemälde, wovon 24 Versionen existieren, längst nicht so harmlos wie die bunten, nichtssa-genden Oberflächen der großformatigen abstrakten Gemälde. Die Kerze steht fürs Verlöschen. Und das ist weniger sexy als der nackte Expressionismus. In Auktionen, wo das Geld den Wert bestimmt, kaufen Millionäre wie Pierre Chen aus Taiwan oder Lily Safra aus Brasilien die Abstracts. Und Rocklegende Eric Clapton veräußerte drei solcher Trophäen zwischen 2012 und 2016 wieder mit hohem Gewinn. Den Re-kordpreis für ein Abstraktes Bild und überhaupt ein Gemälde Richters zahlte indes 2015 der Banker Ken Griffin: 35,8 Millionen Pfund.

NEWS EXPLORING

Van Gogh26.10. 2019–2.2.2020

Stillleben

Vin

cent

van

Gog

h: S

tillle

ben

mit

eine

m T

elle

r Z

wie

beln

, 18

89,

Krö

ller-

Mül

ler

Mus

eum

, Ott

erlo

Art Collecor Spezial Beilage_Van Gogh_200x130mm.qxp_Layout 1 17.10.19 11:49 Seite 1

Page 6: Kunst. Werte. Leidenschaft....iM HOtel BayeriscHer HOF Promenadeplatz 2-6 · 80333 München Fon +49 89 210 204 690 L EI N F D R U HR E N· M Ü C Pacellistr. 4, 1. OG · 80333 München

RECHTSKOLUMNE

In dubio pro fiscoDie Kunst ist frei, aber nicht steuerfrei. Denn der Fiskus betrachtet den Erwerb von Kunst-gegenständen als privates Vergnügen. Aber es gibt Ausnahmen. Dienen Kunstgegenstände etwa zur Zierde einer Arztpraxis oder Empfangshalle eines Unternehmens, dürfen die Kosten als Betriebsausgabe angesetzt werdenVON MARTIN LINDENAU, RECHTSANWALT UND MEDIATOR

Deutschland gilt gemeinhin als Hochsteuerland. Da überrascht es nicht, dass auch die grundge-

setzlich verankerte Kunstfreiheit in Art. 5 Abs. 3 Satz 1 GG keinen umfassenden Schutz vor dem staatlichen Steuerzu-griff bietet, welcher seitens des Steuer-pflichtigen allzu oft dem Grundsatz „in dubio pro fisco“ folgt. Die Kunst ist zwar frei, aber nicht steuerfrei – auch wenn eine kunstgerechte und -freundliche Besteuerung gefordert wird.Das Einkommensteuerrecht betrachtet den Erwerb von Kunstgegenständen grundsätzlich als privates Vergnügen, es sei denn, er erfolgt aus betrieblichen Gründen. Dienen Kunstgegenstände und Kulturgüter zur Zierde etwa einer Arztpraxis oder als Einrichtungsge-genstand in der Empfangshalle eines Unternehmens, dürfen die Kosten als Betriebsausgabe angesetzt werden. Der Abschreibung zugänglich ist dabei je-doch Gebrauchskunst. Ein Warhol zählt dazu nicht. Werken dieses Supersellers wird unterstellt, kontinuierlich im Wert zu steigen. Konservatorische und res-tauratorische Erhaltungsmaßnahmen können gegebenenfalls als Sonderaus-gaben abgezogen werden.Umgekehrt unterliegen Einkünfte aus der Veräußerung von Kunstgegenstän-den aus dem Privatvermögen grund-sätzlich nicht der Einkommensteuer. Hiervon ausgenommen sind private

Veräußerungsgeschäfte im Sinne des § 23 EStG. Das sind solche Geschäfte, bei denen der Zeitraum zwischen Anschaffung und Veräußerung nicht mehr als ein Jahr beträgt. Ein neural-gisches Themenfeld im Bereich der Veräußerung von Kunst ist die Unter-scheidung zwischen der bloßen Ver-waltung des eigenen Kunstvermögens und dem gewerblichen Kunsthandel. Zwar gilt dem Grunde nach, dass ein Sammler selbst dann nicht gewerblich tätig wird, wenn er häufig Teile seines Fundus veräußert. Es existiert für den Kunstmarkt keine richterrechtlich ent-wickelte Schwelle zur trennscharfen Ermittlung der Gewerblichkeit. Doch wer sich unter Ausnutzung weitrei-chender Kontakte am Kunstmarkt mit Gewinnerzielungsabsicht betätigt und dabei für Außenstehende als Händler geriert, könnte durch die Finanzver-waltung gegebenenfalls als gewerblich tätig eingestuft werden. Sicherheit bietet lediglich eine Prüfung im Einzelfall. Sollte das Finanzamt den Sammler rückwirkend als gewerblich tätig einstufen, drohen signifikante Nachbesteuerungen sowohl von Er-trags- als auch von Umsatzsteuer.Der Erwerb von Kunst von einem Unternehmer im Sinne des Um-satzsteuergesetzes ist regelmäßig umsatzsteuerpflichtig. Der in § 2 UStG geregelte Unternehmerbegriff ist

dabei weit auszulegen. Unternehmer sind danach Galeristen, Auktionatoren und Kunsthändler sowie der gewerb-liche Kunstsammler, der gleich einem Händler am Markt auftritt und als gewerblich qualifiziert wird. Ausge-nommen von der Umsatzsteuerpflicht sind Kleinunternehmer (§ 19 UStG). Wird ein Kunstdeal zwischen zwei privaten Sammlern lediglich vermittelt, unterliegt ausschließlich die Vermitt-lungsprovision der Umsatzsteuer. Im Hinblick auf den anzuwendenden Steuersatz muss beachtet werden, dass die in § 12 Abs. 2 UStG normierte Privile-gierung künstlerischer Tätigkeiten kei-neswegs allumfassend gewährt wird. Privilegiert sind demnach Gemälde und Zeichnungen, Collagen, Originalstiche, Originalerzeugnisse der Bildhauer-kunst aus Stoffen aller Art, und hiervon ausschließlich die Originale. Nicht privilegiert sind dagegen künstlerische Fotografien, manche Lichtinstallatio-nen und Siebdrucke. Erfolgt der Erwerb von Kunst unter dem Beweggrund der Anschaffung von Kunst als Wertanla-ge, kann der Anfall von Umsatzsteuer bei richtiger Gestaltung vermieden werden, indem die Kunst unmittelbar in ein Zollfreilager eingeliefert wird. Bei größeren Kunsttransaktionen im inter-nationalen Kontext sollten stets Fragen des Umsatzsteuer- und Zollrechts vorab abschließend geklärt werden. ■

6 Artcollector

Page 7: Kunst. Werte. Leidenschaft....iM HOtel BayeriscHer HOF Promenadeplatz 2-6 · 80333 München Fon +49 89 210 204 690 L EI N F D R U HR E N· M Ü C Pacellistr. 4, 1. OG · 80333 München

GERHARD RICHTER Abstraktes Bild Öl auf Leinwand 1986 62 x 72 cm € 600.000 - 800.000

J U B I L ÄU M S AU K T I O N

Weitere Informationen und kostenfreie Kataloge erhalten Sie unter +49 (0)89 55244-0

www.kettererkunst.de

6. / 7. D E Z E M B E R

BERLIN 22. - 28. November MÜNCHEN 01. - 06. Dezember

VORBESICHTIGUNGEN

artcollector_2019_11_20_G_Richter_200x260_RZ.qxp_anzeige 17.10.19 17:14 Seite 1

Page 8: Kunst. Werte. Leidenschaft....iM HOtel BayeriscHer HOF Promenadeplatz 2-6 · 80333 München Fon +49 89 210 204 690 L EI N F D R U HR E N· M Ü C Pacellistr. 4, 1. OG · 80333 München

DOSSIER KUNST UND LIFESTYLE IN BENELUX

8 Artcollector

SchillerndDas Ausstellungshaus „Casino Luxembourg“ erhielt seinen Namen von dem ehe-maligen „bürgerlichen Casino“ (Casino Bourgeois), das Ende des 19. Jahrhundert im neobarocken Stil errichtet wurde. Schon damals war es ein wichtiger kultureller Treffpunkt der Stadt. Franz Liszt gab hier 1886 ein spontanes Konzert. Es wurde der letzte öffentliche Auftritt des Komponisten, bevor er einige Woche später in Bayreuth verstarb

Page 9: Kunst. Werte. Leidenschaft....iM HOtel BayeriscHer HOF Promenadeplatz 2-6 · 80333 München Fon +49 89 210 204 690 L EI N F D R U HR E N· M Ü C Pacellistr. 4, 1. OG · 80333 München

Man braucht nur die Grenze zwi-schen Deutschland und Luxem-burg zu passieren und begegnet

einem gänzlich anderen Lifestyle. Sicher, Luxemburg zählt zu den Ländern mit dem höchsten Pro-Kopf Einkommen, aber darum (allein) geht es nicht. In Luxemburg ist man nicht einfach reicher. Man ist edler. Selbst der schnoddrige Alltag wirkt um einen Hauch eleganter: Man beobachte etwa das Bild der sich zum Lunch treffen-den Angestellten, wie sie sich draußen in den Bistros versammeln: Wenn weiblich, tänzeln sie in klassischen, nicht zu hohen Pumps über das Kopfsteinpflaster, als hätten sie Ballerinas an. In Deutschland dagegen zieht Frau den bequemen Schuh vor – im Alltag sowieso, manche sogar in der Oper. Und die Herren? Sie gleichen eher den Italienern, mit ihren adretten An-zügen, die eng anliegen, statt so locker zu schlabbern wie mancherorts in Deutsch-land immer noch häufig anzutreffen. Kurz: Luxemburg ist und hat Klasse. Warum sonst würden die Menschen dort vier Euro für eine Kugel Eis ausgeben? Bei der traditionsreichen französischen Nobel-Konditorkette Ladurée in der Rue des Capucins kostet ein Bällchen fast das Dreifache des Durchschnittspreises hier-zulande. Aber dieses Eis ist kein gewöhn-liches. Es ist ein Gedicht, insbesondere in der Geschmacksrichtung Rose oder Maron Glacée. Zudem wird es wie eine Skulptur auf einem Tablett zum Kunden gebracht, von einer adretten Verkäuferin, die damit eine Wendeltreppe hinabsteigt und das Eis galant aus der Halterung befreit und mit einem Lächeln dem Kunden überreicht. Was für ein Moment! Sicher, eine einfache Kugel hätte auch genügt, um sich eine kleine Abkühlung und Gaumenfreude zu gönnen. Aber wie die Frauen auf den Pumps tänzeln, statt zu stampfen, und die Männer in ihren Anzügen posieren, statt zu schwimmen, so will sich hier eben auch

Artcollector 9

Foto

: C

ourt

esy

Cas

ino

Luxe

mbo

urg

Foru

m d

’art

con

tem

pori

an, E

ric

Che

nal

Leben in BeneLUXUSIm Jahr 1944 vereinten sich die Benelux-Staaten zu einer Zollunion. Mit dem Eintritt in die EU ist dieses Bündnis hinfällig geworden. Und doch eint Luxemburg, Brüssel und Amsterdam immer noch viel – zum Beispiel der Hang zum großen Stil VON AGNES D. SCHOFIELD

Page 10: Kunst. Werte. Leidenschaft....iM HOtel BayeriscHer HOF Promenadeplatz 2-6 · 80333 München Fon +49 89 210 204 690 L EI N F D R U HR E N· M Ü C Pacellistr. 4, 1. OG · 80333 München

10 Artcollector

das Eis von seiner besten Seite zeigen. Kurz: Wohin man schaut, das Schöne scheint noch schöner. Gewiss: Es gibt auch schmuddelige Ecken. Es ist längst nicht alles durch und durch sauber und salonfähig in dieser Stadt. Darum geht es nicht. Was zählt und auffällt: Wo Ästheten walten, geben sie sich mit dem Einfachen selten zufrieden. Sie bevorzugen das Kunstvolle.

Kunstszene in LuxemburgEin Muss für den Kunstliebhaber ist in Luxemburg ein Besuch des Mu-dam und des Casino Luxembourg. Ersteres ist das größte und schon der Architektur wegen imposanteste Kunstmuseum der Stadt. Dazu schön im Grünen gelegen. Letzteres, ein ehemaliges Casino, befindet sich mit-ten in der Altstadt. Hier stellen junge und angesagte Künstler aus, wie etwa Marco Godinho, der auch den Luxem-burgischen Pavillon auf der Biennale in Venedig bespielen durfte. Dafür versah er einige Räume im Arsenale mit suggestiven Videos und mit einer Installation aus zahlreichen, vom Meer umspülten Notizbüchern, die er etwa in Lampedusa, Beirut und Marseille mit Skizzen füllte und dann ins Wasser hielt („Written by Water“). Das Casino Luxembourg ist eine führende Ein-

DOSSIER KUNST UND LIFESTYLE IN BENELUX

richtung für Gegenwartskunst. Neben Ausstellungshäusern wie diesem und klassischen Museen sei dem Entde-cker unbedingt auch die Luxembourg Art Week empfohlen – zumal sie als Geheimtipp gilt und gleichsam immer größere Popularität in der Kunstszene erfährt. Alljährlich laden in der ersten November-Woche und damit zeit-gleich zu dieser Messe die wichtigsten Galerien der Stadt zu Vernissagen und

Foto

: Agn

es S

chofi

eld,

Cou

rtes

y G

aler

ie Z

idou

n-B

ossu

yt, ©

Stu

dio

Rém

i Vill

aggi

-Met

z, F

oto

Rem

i Vill

agi

Süß Die traditionsreiche Patisserie Ladurée, wo das Eis etwa nach Rose schmeckt und die Mitarbeiter freundlich und adrett auftreten

Cool In der Zidoun-Bossuyt Gallery, von der auch Jeff Sonhouse vertreten wird (unser Cover), ist das Ambiente selbst für Vierbeiner angenehm

Messe-TIPPLuxembourg Art WeekDie Verkaufsschau in der Victor-Hugo-Halle besteht aus zwei Plattformen: In den „Positions“ zeigen um die 30 renommierte Galerien aus verschiede-nen Ländern (Luxemburg, Deutschland, Frankreich, Belgien, Italien, Österreich) ihre Arbeiten; „Take Off“ bietet eine Auswahl von Werken, die 3000 Euro nicht überschreiten. D i e Adresse für junge Sammler und kleinere Budgets. www.luxembourgartweek.lu (November 2020)

Page 11: Kunst. Werte. Leidenschaft....iM HOtel BayeriscHer HOF Promenadeplatz 2-6 · 80333 München Fon +49 89 210 204 690 L EI N F D R U HR E N· M Ü C Pacellistr. 4, 1. OG · 80333 München

Foto

: Agn

es S

chofi

eld

len Einflüssen weiterentwickeln. Streift man in der Stadt umher, zeugen schon die vielen Antiquitätenläden von der al-ten Liebe zu Kunst und Kunsthandwerk. Man pfeift hier seit Jahrzehnten auf Utilitarismus und leistet sich stattdessen mit Hingabe Objekte, die nutzlos auf ei-nem Sims Staub fangen und mit Freude weitervererbt werden. Manches davon ist kostbar, anderes sündhaft teuer, wieder anderes nur Nippes. Fakt ist aber, die An-ziehung von Artefakten scheint groß und getrieben von einer Lust am Luxus.

KUNST UND LIFESTYLE IN BENELUX DOSSIER

Events ein. Besonders aufgefallen ist der Autorin dieses Textes die Galerie Zidoun-Bossuyt, die ihren Fokus auf das Schaffen afroamerikanischer Künstler legt und in vielen Fällen als dessen einzige Galerievertretung in Europa auftritt. Luxemburg ist eben weltoffen. Hier begegnet man dem Multikulti nicht nur als Slogan. Die Internationalität ist allgegenwärtig, schon im Gebrauch der drei amtlichen Sprachen (Luxemburgisch, Fran-zösisch, Deutsch) und im Switchen zwischen ihnen. Außerdem hört man auf den Spielplätzen und in den Parks noch viele andere: etwa Englisch, Spanisch, Italienisch, Polnisch oder Portugiesisch.

Brüssels VirtuosenWeltgewandtheit ist auch in Brüssel spürbar. Und hier liebt man ebenfalls schöne Dinge, gutes Essen, Kunst. Dabei bedeutet diese Offenheit gegenüber der Welt nicht, dass die hiesigen Sammler jedem international grassierenden Hype hinterher jagen. Das gewiss nicht. Sie haben einen ausgeprägten eigenen Geschmack, der sich dank Generationen von Samm-lungen herausgebildet hat und den sie im Wechselspiel mit den internationa-

Blendend Die glänzenden Möbel von Ado Chale sind bei Brüsseler Sammlern sehr begehrt. Sie entstehen in minutiöser Handarbeit

Herrschaftlich Die Königlichen Museen der Schönen Künste in Brüssel mit den Gemälde- und Skulpturensammlungen des belgischen Staats

Artcollector 11

Messe-TIPPBRAFA Art FairDie BRAFA zeichnet sich nicht nur durch eine sympathische und sehr elegante Atmosphäre aus, sie widmet sich der Kunst in ihrer ganzen Vielfalt. Archäologische Artefakte werden hier neben Designobjekten und Contemporary Art zum Verkauf angeboten. Jedes Jahr wird zudem eine Son-derausstellung von einem Ehrengast ausgerichtet – einem bedeutendem Museum, einer Kultur-einrichtung oder einem Künstler.www.brafa.art (26. Januar bis 2. Februar 2020)

Page 12: Kunst. Werte. Leidenschaft....iM HOtel BayeriscHer HOF Promenadeplatz 2-6 · 80333 München Fon +49 89 210 204 690 L EI N F D R U HR E N· M Ü C Pacellistr. 4, 1. OG · 80333 München

Foto

: Agn

es S

chofi

eld,

Cou

rtes

y R

ijksm

useu

m, C

opyr

ight

20

19, A

ll ri

ghts

rese

rved

DOSSIER KUNST UND LIFESTYLE IN BENELUX

12 Artcollector

Die Autorin war zu Gast bei ein paar Brüsseler Sammlern und staunte nicht schlecht, ob ihrer Extravaganz – auch im Exponieren der Sammlungsstücke: Es gab beispielsweise einen Herren, dessen Wohnzimmer ein perfekt abgestimmtes Ensemble aus Marmor, Lackmöbeln und Kunst war: Seine Skulpturensammlung etwa hatte der Ästhet wirkungsvoll mit dem glän-zenden Schwarz seines Sideboards kontrastieren lassen. Die Figuren mit ihren unterschiedlichen Oberflächen-strukturen standen dort in ganz be-stimmten Abständen zueinander und präsentierten, glorreich beleuchtet und mit einem imposanten Schatten-wurf, jede für sich ihre Einzigartigkeit: in Form, Material, Herkunft. Es waren so kostbare Collectibles wie die „Nike“ von Yves Klein, Bronzen von Brancusi und archäologische Fundstücke.Bei einem anderen Sammler indes sorgte ein riesiges illusionistisches Wandgemälde für den Wow-Effekt: Die Figuren darauf waren wie griechische Götter gekleidet, ganz am Rand der einstige Besitzer des Hauses erkennbar. Der Autorin war spätestens in diesem Moment klar: Die Brüsseler Sammler leben keinen allgemein austauschbaren Stil von „Schöner Wohnen“ – mit hier und da

ein bisschen Kunst. Ihre Häuser sind wahre Kunsttempel, ihre Liebe zur Kunst tief in der DNA ihrer Wohnräu-me. So wundert es auch nicht, dass Kunstmessen wie die BRAFA hier gut gedeihen: Wo römische Büsten neben Keith-Haring-Sofas stehen. Wo die zeitgenössische Kunst ebenso wie das Kunsthandwerk und die Artefakte der Archäologie nebeneinander um die Gunst der Sammler buhlen. Hauptsa-che, die Qualität stimmt. Wer außer-halb der Messetage (26. Januar bis 2.

Februar 2020) Brüssel besucht, sollte zumindest einen Streifzug entlang der Antiquitätenläden und Gold-schmieden im schönen Viertel Sablon einplanen. Und selbstverständlich einen längeren Besuch der Königli-chen Museen der Schönen Künste am Place Royale. Neben dem dortigen Magritte-Museum sei in unmittelbarer Nachbarschaft das Museum für Alte Kunst und das Museum für Moderne Kunst empfohlen, wo man übrigens auf einen ganz anderen Impressionis-mus stößt als den allgemein verbreite-ten französischen.

Amsterdams Luxus für alleAls calvinistisch geprägte Nation sind die Niederlande weniger dem Luxus verschrieben, hat dort das Streben nach unnützen Kostbarkeiten keine lange Tradition. Und doch zählt heute Amsterdams Kunstszene zu einer der beliebtesten weltweit. Das liegt vornehmlich an den Museen. Es sind hier keine verstaubten, schwer zu manövrierenden Tanker. Es sind großartig geführte Unternehmen: In Holland – als eines der wenigen Länder Europas – muss der Leiter eines Museums nicht zwangswei-se Doktor oder Professor, er muss ein guter Manager und Macher, ein Visionär sein. Was zählt, sind Ideen,

Exklusiv Auf der Brüsseler Kunstmesse BRAFA findet an einem bestimmten Abend stets ein Gala dinner für Sammler statt. Dabei erinnert die Location kaum noch an eine Messehalle, sondern an ein Luxus-Etablissement

Strahlend Das Rijksmuseum im Amsterdamer Stadtteil Oud-Zuid zieht bis zu 2,2 Millionen Besucher pro Jahr an – alt und jung

Page 13: Kunst. Werte. Leidenschaft....iM HOtel BayeriscHer HOF Promenadeplatz 2-6 · 80333 München Fon +49 89 210 204 690 L EI N F D R U HR E N· M Ü C Pacellistr. 4, 1. OG · 80333 München

KUNST UND LIFESTYLE IN BENELUX DOSSIER

Messe-TIPPPAN AmsterdamDie PAN ist eine Messe mit einem umfangreichen Sor-timent an Gemälden, An-tiquitäten, moderner und zeitgenössischer Kunst, Schmuck und Fotografien sowie Designmöbeln und Objekten aus alten und fernen Kulturen. Sie findet im Messezentrum RAI statt und zählt mit bis zu 50 000 Besuchern zu den größeren Veranstaltungen dieser Art.www.pan.nl(24. November bis 1. Dezember 2019)

Innovationen, der Besucher. So genießt in Amsterdam den größten Luxus in Sachen Kunst der gewöhnliche Bürger. Jüngstes Beispiel: Das Rijksmuseum ist europaweit das erste Museum, das eine Multimedia-Tour für Taubstumme an-bietet. Und man hört hier nicht auf, das Sammlungserlebnis weiterzuentwi-ckeln und mit ständig neuen Strategi-en immer mehr Besucher anzuziehen. Der Eintritt soll sich auszahlen. Gleich-sam findet nirgendwo sonst als in den Niederlanden die größte Messe für Alte

Visionär Im Rijksmuseum in Amsterdam, wo so berühmte Meisterwerke wie Rembrandts „Nachtwache“ hängen, gibt es jetzt auch Multimedia-Touren für Taubstumme

Foto

: Cou

rtes

y R

ijksm

useu

m, C

opyr

ight

20

19, A

ll ri

ghts

rese

rved

Kunst statt: die TEFAF in Maastricht. Der Handel war und ist den Holländern ebenso wichtig wie der Zugang zu großen Kunstschätzen. Auch inter-essant aber etwas weniger bekannt – zudem direkt in Amsterdam ansässig – ist die Messe PAN. Sie findet vom 24. November bis 1. Dezember 2019 statt. Gegründet haben sie sechs Kunst- und Antiquitätenhändler im Jahr 1987, als Amsterdam (als dritte Stadt in der Geschichte) Europäische Kulturhaupt-stadt wurde. ■

Kunstauktionen seit 1923Amiraplatz 3 · München

T +49 89 22 40 [email protected]

karlundfaber.de

Auktionen 4./5. Dezember 2019Moderne & Zeitgenössische Kunst

Vorbesichtigung in München26. November – 3. Dezember 2019

© V

G B

ILD

-KU

NST

, BO

NN

20

19

Aus unserer Auktion am 5. Dezember: Ernst Wilhelm Nay, Ursprung in Gelb, 1963

Schätzpreis: € 180.000/240.000

Page 14: Kunst. Werte. Leidenschaft....iM HOtel BayeriscHer HOF Promenadeplatz 2-6 · 80333 München Fon +49 89 210 204 690 L EI N F D R U HR E N· M Ü C Pacellistr. 4, 1. OG · 80333 München

14 Artcollector

COLLLECTOR’S EDITION

Stille Wasser sind tief Karen Irmers „Atem: Zwei“, 2014/2015, Laserprint (3+1), Aludibond 100 x 65 cm, 2 800 €

bei Zweigstelle, Berlininkl. MwSt. zzgl. Versand

Karen Irmers Arbeiten entführen den Betrachter in eine Stimmung des Nebulösen, auch des Mysti-

schen. Die Motive, meist Landschaf-ten, sind reduziert und monochrom

– abstrahiert, aber nicht abstrakt. Bei ihrer Betrachtung versinkt man augenblicklich in eine meditative Stimmung. Zudem gilt: Wenn die Landschaften nicht als Fotos festge-

Windesweile Karen Irmer untersucht in ihren Arbeiten unser stetig verkümmerndes Rezeptionsverhalten. Wer sich auf die Langsamkeit ihrer Installationen und Videos einlässt, wird mit subtilen Effekten belohnt. Fotografien kann man schon ab 600 Euro erwerben VON JULIA LEWANDOWSKI

halten sind, sondern als Projektionen an der Wand gezeigt werden, bieten sie – bei längerem aufmerksamen Hin-sehen – einen Aha-Effekt: Man erkennt, dass die Bilder scheinbar atmen, dass beispielsweise ein Wind durch die Baumblätter bläst. Dass das Darge-stellte kein an die Wand projiziertes Foto ist, sondern ein bewegtes Bild: ein Loop. In Irmers Kunst geht es also auch ums Sich-Selbst-Zeit-Schenken. Oder genauer: Um die „Sehnsucht nach dem kostbaren Gut Zeit, dessen Fließen, Ge-rinnen oder Vergehen existentiell mit unserem eigenen natürlichen Dasein verbunden ist“, wie es im Ausstellungs-text des Kunstvereins Wolfenbüttel heißt, wo Karen Irmer vor Kurzem (bis 3. November 2019) einen solchen Videoloop zeigte (Titel „Stable Square“, 2016/2018). Auch in Kirchen waren die Arbeiten der 1974 in Friedberg gebore-nen und heute in Augsburg lebenden Künstlerin schon zu sehen: 2018 etwa in der Moritzkirche in Augsburg, anlässlich des 1000-jährigen Grün-dungsjubiläums. Statt der aufwendi-gen immersiven Installationen eignen sich die Fotografien freilich besser als Collectible – und sie büßen dennoch nichts von der Irmer’schen Stimmung ein. Galerist Andreas Stucken von Zweigstelle Berlin bietet (auch online) eine große Auswahl an Fotomotiven (ab 600 Euro). Des Weiteren finden sich die Werke bei Karin Wimmer in München, wo sie vor einigen Jahren erstmals gezeigt wurden. Karen Irmer hat von 2000 bis 2007 an der Kunst-akademie in München unter Gerd Winner, Dieter Rehm und Sean Scully studiert. Seit einigen Jahren weckt ihr Werk langsam, aber beständig (wie es für ihre Kunst charakteristisch ist) immer größeres Interesse. ■ Fo

to: C

ourt

esy

Zw

eigs

telle

Ber

lin

Page 15: Kunst. Werte. Leidenschaft....iM HOtel BayeriscHer HOF Promenadeplatz 2-6 · 80333 München Fon +49 89 210 204 690 L EI N F D R U HR E N· M Ü C Pacellistr. 4, 1. OG · 80333 München

www.brafa.art

26.01.2020 — 02.02.2020

TOUR & TAXIS BRUSSELS

ONE OF THE MOST INSPIRING FAIRS IN THE WORLD

BRAFA_Ad Artcollector 200x260.indd 1 21/10/19 11:28

Page 16: Kunst. Werte. Leidenschaft....iM HOtel BayeriscHer HOF Promenadeplatz 2-6 · 80333 München Fon +49 89 210 204 690 L EI N F D R U HR E N· M Ü C Pacellistr. 4, 1. OG · 80333 München

16 Artcollector

Im Bann des SchwarzAm 24. Dezember 2019 feiert Pierre Soulages seinen 100. Geburtstag. Der Louvre ehrt den Jubilar mit einer umfangreichen Retrospektive, während gleichzeitig die Preise für die Werke des Franzosen auf dem Auktionsmarkt beständig steigen VON HELMUT KRONTHALER

MARKTCHECK

Im Mai 2014 öffnete das Musée Soulages in Rodez erstmals seine Tore. Obwohl Pierre Soulages das ambitionierte Projekt seines Geburtsorts von Anfang an begrüßte und förderte, stieß es bei der lokalen Bevölkerung zunächst auf Skepsis und Ablehnung. Inzwischen hat sich das Haus längst zu

einem bedeutenden und gut besuchten regionalen Zent-rum der französischen Gegenwartskunst entwickelt – nicht zuletzt wegen der großzügigen Schenkung von rund 500 Werken und Dokumenten des Künstlers, die den Grund-stock der Sammlung und Präsentation bilden. Dass Pierre

Page 17: Kunst. Werte. Leidenschaft....iM HOtel BayeriscHer HOF Promenadeplatz 2-6 · 80333 München Fon +49 89 210 204 690 L EI N F D R U HR E N· M Ü C Pacellistr. 4, 1. OG · 80333 München

MARKTCHECK

Tiefe Einsichten Pierre Soulages, „Peinture 202 x 143; 30 novembre 1967“

Soulages noch immer als einer der prominentesten Vertreter der französischen Nachkriegskunst angesehen wird, belegt die große Retrospektive seines Schaffens, die der Louvre in Paris in diesem Winter anlässlich seines 100. Geburtstages im Salon Carré installiert. Wo sonst die weltberühmten Meisterwerke italienischer Kunst präsentiert werden, regiert für kurze Zeit das Schwarz – jene Farbe, die bis heute im Zentrum der ungegenständlichen Monumentalmalerei des zunächst im Kontext von Informel und Tachismus rezipier-ten Malers steht.Bereits seit 2013 belegt Soulages den Rang des teuersten lebenden französischen Künstlers auf dem internationalen Auktionsmarkt. Derzeit wird die Liste seiner auf Versteige-rungen gehandelten Arbeiten von dem Gemälde „Peinture 186 x 143 cm, 23 décembre 1959“ angeführt, das bei Christie’s New York am 15. November 2018 für rund 9,1 Millionen Dol-lar den Besitzer wechselte (alle Preisangaben ohne Aufgeld). Allerdings blieb das frühe Ölbild aus den 1950er-Jahren unter den Erwartungen des Auktionshauses, das es zuvor auf zehn bis 15 Millionen Dollar geschätzt hatte. Der Grund für diese zu optimistisch ausgefallene Prognose wird wohl in den Verkaufserlösen der aktuell auf Rang 2 und 3 gelisteten Arbeiten des Franzosen zu finden sein. Sowohl die „Peinture 162 x 130 cm, 14 avril 1962“ als auch die „Pein-ture 162 x 130 cm, 14 décembre 1958“ hatten am 6. Juni 2017 und am 6. Dezember 2016 bei Sotheby’s Paris jeweils Zu-schläge deutlich über den Schätzpreisen erzielt. Das auf zwei bis drei Millionen Euro taxierte Gemälde von 1962 kostete am Ende 5,3 Millionen Euro, während der neue Besitzer der Arbeit von 1958 statt der erwarteten 1,5 bis zwei Millionen schließlich 4,5 Millionen Euro investieren musste.Für die von Soulages neben der Malerei ebenfalls eifrig betriebene Druckgrafik ergibt sich im Moment ein ähnliches Bild: Die Preise für seine Radierungen liegen oft deutlich über 20 000 Euro, wobei das in einer Auflage von 90 Exemplaren und einigen Künstlerdrucken verbreitete Blatt „Eau-forte XXII“ aus dem Jahr 1973 derzeit mit Zuschlägen bei 26 000 beziehungsweise 24 000 Euro den Spitzenplatz belegt (Artcurial Paris, 13. Dezember 2017 beziehungswei-se 28. Mai 2019). Bei den Farblithografien stellt das Motiv „Lithographie n° 34“ von 1974 mit einem Preis von 13 000 Euro den aktuellen Auktionsrekord (Ketterer München, 7. Juni 2019). Ob sich das anstehende Jubiläum des Künstlers und damit einhergehende Ausstellungen, Berichterstattung und Ehrungen unmittelbar auf die weitere Preisentwicklung bei den Versteigerungen auswirken wird, ist schwer einzu-schätzen. Im Bereich der häufig zum Aufruf kommenden

Artcollector 17

Foto

: © R

odez

agg

lom

érat

ion,

Mus

ée S

oula

ges,

don

atio

n P

ierr

e et

Col

ette

Sou

lage

s

PIERRE SOULAGES *1919 in Rodez, lebt in Paris und Sète

AUSSTELLUNGEN11. Dezember 2019 bis 9. März 2020Pierre Soulages: RetrospektiveLouvre, Paris

GALERIENBernard Jacobson Gallery, LondonGalerie Karsten Greve, Köln, Paris, St. MoritzPerrotin, Paris

AUCTION RECORDS IN EURO8 077 474 „Peinture 186 x 143 cm, 23 décembre 1959“ 5 300 000 „Peinture 162 x 130 cm, 14 avril 1962“5 220 931 „Peinture 146 x 114 cm, 6 mars 1960“

MARKTEINSCHÄTZUNGDie Auktionserlöse für Werke von Pierre Soulages sind in den letzten Jahren kontinuierlich angestie-gen. Der 100. Geburtstag des Künstlers und dessen Rezeption in der Kunstszene könnte diesen Trend aktuell noch verstärken.

PREISENTWICKLUNG IN AUKTIONEN IN EUR(Index 2009 = 100)

Qu

elle

: art

pri

ce

500

400

300

200

100

02009 2019

druckgrafischen Arbeiten finden sich immer noch deutlich günstigere Angebote. Hier wie auch bei der Malerei gilt, dass vor allem frühe Werke auf besonderes Interesse der Sammlerklientel stoßen. Sie tauchen wesentlich seltener am Markt auf als das umfangreiche seit den 1980er-Jahren geschaffene Werk. Doch auch in jüngster Zeit entstandene Gemälde über-schreiten heutzutage rasch die Millionen-Euro-Grenze, wie das Beispiel der „Peinture 202 x 143 cm, 17 juin 2008“ belegt, die Sotheby’s Paris am 5. Juni 2019 für 1,25 Milli-onen Euro verkauft hat. Und das monumentale Tripty-chon „Peinture 227 x 306 cm, 2 mars 2009“ erzielte beim Konkurrenten Christie’s Paris am 7. Juni 2018 gar zwei Millionen Euro. ■

Page 18: Kunst. Werte. Leidenschaft....iM HOtel BayeriscHer HOF Promenadeplatz 2-6 · 80333 München Fon +49 89 210 204 690 L EI N F D R U HR E N· M Ü C Pacellistr. 4, 1. OG · 80333 München

Art déco am MeerDas Thermae Palace in Ostende ist ein Ort für Retro-Fans. Für all jene, die Art déco mögen und Kurhotels bevorzugen, statt der vielen angeblichen Wellnessoasen, welche bisweilen allein aus einer Bade-wanne mit Rosenblüten und Kerzen bestehen. Hier indes genießen sie salzige Luft, Spaziergänge am schier endlosen Strand und, gerade im Winter, eine luxuriöse Ruhe und Einsamkeit am Meer. Zahlreiche Adelsfamilien zog es in den Dreißigern hierher, Topkünstler jener Jahre stellten im Kursaal aus. Heute wirkt Ostende verschlafener. Sei’s drum! In diesem Hotel kann man herrlich der alten Zeit hinterher träumen. Zimmer ab 99 Euro.www.thermaepalace.be

Öl der TräumeJede Französin schwört auf das Produkt – weil es schlichtweg betörend ist. Dieses Trockenöl (kein Parfüm!) duftet nach Oran-genblüten, Magnolie und Vanille – wie das Mittelmeer im Frühjahr. Sprüht man es auf die Haut, bekommt der Winter plötzlich Beine und unser Körper eine lang anhaltende sinnliche Umarmung. Ein exquisites Betthupferl für kalte Win-

ternächte. Und das Tolle: „Nuxe“ hinterlässt keinen Fettfilm. Im Gegenteil: Frau fühlt sich unbeschwert, pur, schwebend wie eine Schneeflocke. 100 ml „Trockenöl Huile prodigieuse“ für Gesicht, Körper und Haar gibt es ab 30 Euro. www.nuxe.com

Zeit fürs LebenVon der Uhrenmanufaktur Nomos Glashütte gibt es eine neue limi-tierte Sonderedition zugunsten der Nothilfe: Mit Modell Tangomat für Ärzte ohne Grenzen Deutschland unterstützt die Manufaktur erneut die Arbeit der nobelpreisgekrön-ten Organisation, indem 250 Euro eines jeden verkauften Exemplars direkt an die deutsche Sektion von Ärzte ohne Grenzen gehen. Dabei kostet die Automatikuhr mit der roten Zwölf auf dem Zifferblatt und dem hauseigenen Manufaktur-kaliber DUW 5001 im Innern nicht mehr als das Standardmodell – trotz Limitierung und Metallband, mit dem Tangomat hier erstmals ausgestattet ist. Bessere Zeiten für Träger von Nomos-Uhren –und für Menschen, die weltweit Hilfe brauchen.nomos-glashuette.com, 2480 Euro

Wir stellen Ihnen vor: Düfte, Uhren und Hotels für einen verträumten Winter. In Ostende können Sie nonchalant dem Meer beim Tosen zuschauen, mit dem Tro-ckenöl von Nuxe den Frühling auf Ihre Haut zurückholen und mit einer Uhr von Nomos Glashütte beim Helfen helfen

LIVING

Zeit der Sehnsucht

Foto

: NO

MO

S G

lash

uett

e, c

ourt

esy

Ther

ma

Pal

ace

18 Artcollector

Page 19: Kunst. Werte. Leidenschaft....iM HOtel BayeriscHer HOF Promenadeplatz 2-6 · 80333 München Fon +49 89 210 204 690 L EI N F D R U HR E N· M Ü C Pacellistr. 4, 1. OG · 80333 München

WELTMARKTFÜHRER FÜR KUNSTMARKTINFORMATIONEN

T : +33 (0)4 72 42 17 06 Artprice.com ist im Eurolist (SRD long only) der Euronext Paris (PRC 7478-ARTF) notiert

DER MARKTREPORT FÜR ZEITGENÖSSISCHE KUNST 2019

Der Markt für Zeitgenössische Kunst ist über die letzten 10 Jahre so stark gewachsen, dass sich der Umsatz verdoppelt hat. Weltweit wechseln jährlich 70.000 Kunstwerke dieses Martksegments den Besitzer, fast so viel wie in den frühen 90er Jahren noch auf dem gesamten Markt. Während die USA nach wie vor der Hauptantrieb für das Wachstum des Kunstmarktes darstellen, wächst der Einfluss des asiatischen Marktes – insbesondere Hongkong spielt als Brücke zwischen Asien und dem Westen eine wichtige Rolle. Ein be-sonderes Augenmerk gilt außerdem der afrikanischen Kunst – nach über 20 Jahren erobern afrikanische Wer-ke endlich die internationale Kunst-szene und werden in Hotspots wie Venedig und New York ausgestellt.

Lesen Sie dies und vieles mehr im Marktreport für Zeitgenössische Kunst 2019 von Artprice.Ab sofort kostenlos online unter www.artprice.com !

Page 20: Kunst. Werte. Leidenschaft....iM HOtel BayeriscHer HOF Promenadeplatz 2-6 · 80333 München Fon +49 89 210 204 690 L EI N F D R U HR E N· M Ü C Pacellistr. 4, 1. OG · 80333 München

20 Artcollector

CREATING JEFF SONHOUSE

Wer ist dieser Mann? Er trägt auf dem Kopf einen Afro aus Streichhölzern und auch sein Gesicht ist damit bedeckt. Aus seinem Kinn wiederum

reckt sich ein Puma, schaut uns ebenso direkt an wie sein Herrchen. Der Mann steht kerzengerade. Er trägt einen Na-delstreifenanzug und hat die übergroßen Hände selbstsicher vor dem Unterkörper zusammengefaltet. Was für ein surreales Bild. Dabei so betörend wie provozie-rend. Betörend sind die Farben, die leuchten und mit dem vielen Schwarz in dem Bild kontrastieren. Es scheint eine Szene bei Nacht dargestellt zu sein. Oder ist alles Nacht, die Nacht zum Tag geworden und umgekehrt? Was ist weiß, was schwarz, was geheimnisvoll, was vertraut? Welcher Mensch der richtige, der wahre? Gibt es einen falschen? Diese und andere Fragen kreisen um dieses Bild des afro-amerikanischen Künstlers Jeff Sonhouse wie Rilkes Panther in einem Käfig um dessen Mitte. Es sind Fragen der Identität afroamerikanischer Männer, die Sonhouse hiermit aufwirft. Jeff Sonhouse, geboren 1968, geht solchen Themen immer wieder in seiner Kunst nach. Er malt und collagiert, er por-trätiert Männerfiguren, die mal mehr mal weniger indivi-duelle Züge tragen. Die Porträts sollen keine Bildnisse von bestimmten Menschen sein. Sie sollen Typen darstellen, Typen und Masken. Sie sollen die Gemeinsamkeiten aller afroamerikanischer Männer zusammenführen. Und diese könnten sein: Wir sind alle zu cool für diese Welt. Kühl und distanziert, so wollen sich diese Typen dem rassistischen Weißen stellen. Sie tun überlegen. Doch sind sie es? Sonhouse orientiert sich an Künstlern wie Picasso, Ed Paschke und Charles White. Ersterem scheint insbesondere das Harlequin-Motiv entlehnt, das immer wieder in seinen Werken vorkommt. Zweiterem die Regenbogenfarben und das Motiv der Maske (die bisweilen auch an einen Toten-kopf oder Clown oder einen Horror-Clown erinnert). Von letzterem Künstler hat sich Sonhouse indes die heroische Haltung afroamerikanischer Figuren im Close-up abge-schaut.Neben der Strahlkraft der Farben und der immer wieder-kehrenden Rauten (siehe Cover) zählen Stahlwolle und Streichhölzer zu Sonhouses Markenzeichen. Und es ge-schieht nicht selten, dass der Künstler die Hölzer tatsächlich anzündet. So kommt dann auch der Zufall ins Spiel – und das Feuer, das sich in Form von Rauch auf dem Kunstwerk verewigt. Es weckt Assoziationen von Hitze, Glut, Wut und

Glut im BlutSeine erste Soloshow in Europa könnte die Tür zu einem neuen Markt aufstoßen. Denn hierzulande ist Jeff Sonhouse noch wenig bekannt. In den USA indes gilt er als aufstrebender, auch provozierender Künstler, der mit der Identität afroamerikanischer Männer spieltVON AGNES D. SCHOFIELD

JEFF SONHOUSE * 1968 in New York, lebt und arbeitet in New York

GALERIEZidoun-Bossuyt, Luxemburg

PREISEGrafiken kosten ab 3000 Euro, großformatige Collagen um die 70 000 Euro

AUSSTELLUNGENSoloshow vom 27.03. bis 09.05.2020 in der Galerie Zidoun-Bossuyt

wird zum Symbol für die Dringlichkeit und Brisanz der Fragen nach der Identität afroamerikanischer Männer und ihrem Kampf in den USA. In der Galerie Zidoun-Bossuyt in Luxemburg soll Sonhou-ses Werk vom 27. März bis 9. Mai 2020 in einer Soloshow umfassend gewürdigt und dem Publikum in Europa nähergebracht werden. Im Programm der Galerie ist der Künstler seit einigen Jahren und wurde dort zuletzt in einer Gruppenschau im Sommer 2019 an der Seite von so bekannten Kollegen wie Wangechi Muto oder Derek Fordjour gezeigt. Jeff Sonhouse hat an der New Yorker School of Visual Arts und am Hunter College in New York studiert (bis 2001). 2004 erhielt er Auszeichnungen der Joan Mitchell Found-ation und der New York Foundation for the Arts. Zu seinen bisher wichtigsten Ausstellungen zählen u.a. die Einzel-ausstellung „Probable Cause“ im Atlanta Contemporary Art Center (2003), „Frequency“ im Studio Museum in Harlem, New York (2005), und „30 Americans“ in der Rubell Family Collection, Miami (2008). Angekauft wurden seine Kunstwerke bereits vom Nasher Museum of Art der Duke University, Durham, vom Artist Pension Trust, New York, von der Rubell Family Collection, Miami, sowie der Pizzuti Collection, Columbus. Erstmals ausgestellt wurden sie 2005 in Chicago von der Monique Meloche Gallery in der Gruppenschau „Things Fall Apart“. Franklin Sirmans kuratierte die Schau – seinerzeit als freier Kurator. Heute ist Sirmans Direktor des Pérez Art Museum in Miami und ein großer Fan von Jeff Sonhouse. ■

Page 21: Kunst. Werte. Leidenschaft....iM HOtel BayeriscHer HOF Promenadeplatz 2-6 · 80333 München Fon +49 89 210 204 690 L EI N F D R U HR E N· M Ü C Pacellistr. 4, 1. OG · 80333 München

Artcollector 21

Foto

: Cou

rtes

y Z

idou

n-B

ossu

yt G

alle

ry, F

oto

Rem

i Vill

aggi

SelbstbefragungWer bin ich? Ein Puma, ein Türsteher, ein Gentleman? Um solche und ähnliche Fragen der Identität kreisen die Werke von Jeff Sonhouse. Hier: „Illuminations“, 2004, Öl und Streichhölzer auf Leinwand, 213,4 x 162,6 cm

JEFF SONHOUSE CREATING

Page 22: Kunst. Werte. Leidenschaft....iM HOtel BayeriscHer HOF Promenadeplatz 2-6 · 80333 München Fon +49 89 210 204 690 L EI N F D R U HR E N· M Ü C Pacellistr. 4, 1. OG · 80333 München

22 Artcollector

FINALE

Ein Mann, ein Bild

In FreiheitKunstberater Helge

Achenbach, Jahrgang 1952, befand sich auf dem Zenit

seiner Karriere, als er im Juni 2014 verhaftet und wegen

Betrugs in 18 Fällen angeklagt wurde

Foto

: A

nja

Bau

ried

el

besonders wichtigen Werk gefragt wurde. Er habe es „früh erworben. Dann an Frieder Burda verkauft“, sagt er. Und erwähnt dabei, es existiere auch ein signiertes Poster des Motivs (Anm. der Redaktion: spiegelverkehrt), das „1988/89 für den Kaiserring in Goslar von mir produziert wurde“. Der Farboffsetdruck, Auflage von 200, kostet inzwischen über 10 000 Euro, etwa bei Ketterer Kunst. Das Ölgemäl-de indes, das laut Experten (siehe Seite 5) als das beste Bild Gerhard Richters gilt, erzielte zuletzt in einer Auktion in London den bisherigen Höchstpreis von 16,5 Millionen Pfund. ■

Vermitteln von Kunstwerken mit ver-deckten Preisaufschlägen betrog. Vier Jahre saß er dafür im Gefängnis. Wie schnell Biografien kippen können, habe er schon als Teenager erfahren, liest man in dem Buch mit dem reißeri-schen Titel „Selbstzerstörung – Be-kenntnisse eines Kunsthändlers“. Mit 21 absolvierte Achenbach ein Praktikum in dem Siegburger Jugendgefängnis. Später sollte auch seine Karriere kippen. Ob Gerhard Richters Bild „Kerze“ als Symbol für dieses Verlöschen von Glanz-Zeiten gelesen werden soll? Der 67-Jährige nannte dieses Kunstwerk der Redaktion, als er nach einem ihm

Mit dem Tod Allendes und dem Putsch in Chile hatte ich meine Perspektive für die Zeit nach

dem Studium verloren. Aufgefangen hat mich vor allem die Kunst“, schreibt Helge Achenbach, der einstige Hippie mit Voll-bart, in seinen Mitte Oktober veröffent-lichten Memoiren. Mehr als 40 Jahre hat er Kunstwerke ge- und verkauft, sie privat gesammelt und Konzerne ausgestattet. 2014 endete die Karriere des größten deutschen Kunstberaters im Gefängnis, als bekannt wurde, dass er Kaufverträge manipulierte und seinen Auftraggeber, den Aldi-Erben und Milliardär Berthold Albrecht, beim

Vielredner, Verführer, Filou – und Deutschlands größter Kunstberater. Etliche Kunstwerke hat Helge Achenbach an Konzerne vermittelt. Am Ende landete er im Gefängnis. Ein Bild ist ihm besonders in Erinnerung gebliebenVON JULIA LEWANDOWSKI

Page 23: Kunst. Werte. Leidenschaft....iM HOtel BayeriscHer HOF Promenadeplatz 2-6 · 80333 München Fon +49 89 210 204 690 L EI N F D R U HR E N· M Ü C Pacellistr. 4, 1. OG · 80333 München

LENBACHHAUS

JAWLENSKYWEREFKIN

LEBENSMENSCHEN

22OKT2019

BIS16

FEB2020

IHR

KU

NS

TM

US

EU

M

IN M

ÜN

CH

EN

LEN

BA

CH

HA

US

.DE

IN Z

US

AM

ME

NA

RB

EIT

MIT

DE

M

MU

SE

UM

WIE

SB

AD

EN

Ale

xej v

on Ja

wle

nsky

, Spanierin, 1

913

Städ

tisch

e G

aler

ie im

Len

bach

haus

und

Kun

stba

u M

ünch

en, F

oto:

Len

bach

haus

LH_Anz_Lebensmenschen_Artcollector.indd 1 02.10.19 11:05

Page 24: Kunst. Werte. Leidenschaft....iM HOtel BayeriscHer HOF Promenadeplatz 2-6 · 80333 München Fon +49 89 210 204 690 L EI N F D R U HR E N· M Ü C Pacellistr. 4, 1. OG · 80333 München

Tangente Update. Made in Germany. NOMOS-Bestseller Tangente wird zu Tangente neomatik 41 Update – mit Ringdatum und einer völlig neuen

Kalibertechnologie. Dafür wurde die Automatikuhr bereits vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Grand Prix d’Horlogerie de Genève. Im besten

Fachhandel erhältlich, etwa hier: Aachen: Lauscher, Lücker; Augsburg: Hörl, Karin Bauer; Berlin: Christ im KaDeWe, Lorenz; Bielefeld: Böckelmann;

Bonn: Hild; Bremen: Meyer; Darmstadt: Techel; Dresden: Leicht; Düsseldorf: Blome; Erfurt: Jasper; Essen: Mauer; Frankfurt am Main: Pletzsch;

Glashütte: NOMOS Kaufhaus; Hamburg: Becker, Mahlberg; Hannover: Kröner; Köln: Gadebusch; Lübeck: Mahlberg; München: Bernhard Kiefer, Fridrich;

Münster: Oeding-Erdel; Stuttgart: Kutter; Ulm: Scheuble. Und überall bei Wempe, Bucherer und Rüschenbeck sowie hier: nomos-glashuette.com

NOMOS_Tangente-Update_Art-Collector_U4_ET201119.indd 1 21.10.19 14:07