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Jean Mauboulès 9. Juni bis 29. September 2013 Kunsthaus Grenchen

Kunsthaus Grenchen – Jean Mauboulès

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Exhibition catalogue for swiss sculpture artist Jean Mauboulès

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Jean Mauboulès9. Juni bis 29. September 2013Kunsthaus Grenchen

[ Umschlag ] N°42, 2012, Stahl und Schnur, 120 x 120 x 2 cm

[ 1 ] links: N°33, 1990, Glascollage, 90 x 170 cm | rechts: N°62, 1990, Stahl, 23 x 35 x 22 cm

[ 2 ] N°22, 2001, Glascollage, 65 x 140 cm

[ 3 ] N°19, 1991, Stahl und Glas, 175 x 145 x 40 cm

[ 4 ] Ausstellungsansicht v.l.n.r. (ohne Arbeiten auf Papier): N°2, 1997, Stahl, 165 x 115 x 15 cm | N°4, 2000, Stahl, 68 x 73 x 3 cm N°36, 1997, Stahl, 70 x 63 x 9 cm | N°12, 2010, Glascollage, 140 x 100 cm | N°23, 2011, Stahl, 189 x 210 x 130 cm

N°11, 2013, Stahl und Glas, 200 x 200 x 10 cm | N°33, 1990, Glascollage, 90 x 170 cm | N°2, 2004, Glascollage, 140 x 140 cmN°6, 2013, Stahl, Glas und Schnur, 200 x 360 x 10 cm

[ 5 ] N°2, 2004, Glascollage, 140 x 140 cm

[ 6 ] N°11, 2013, Stahl und Glas, 200 x 200 x 10 cm

[ 7 ] N°35, 1973, Glascollage, 70 x 98 cm

[ 8 ] N°25, 1975, Glascollage, 70 x 100 cm

[ 9 ] N°2, 1997, Stahl, 165 x 115 x 15 cm

[ 10 ] N°4, 2000, Stahl, 68 x 73 x 3 cm [ 11 ] N°36, 1997, Stahl, 70 x 63 x 9 cm

[ 12 ] Ausstellungsansicht v.l.n.r.: Ohne Titel, 2010, Pastellkreide auf Papier, geschnitten, 50 x 70 cm | Ohne Titel, 1999, Aquarell und Pastellkreide auf Papier, 40 x 50 cm | Ohne Titel, 2005, Brennspuren auf Papier, 40 x 50 cm

N°56, 2008, Stahl, 101 x 6 x 6 cm | Ohne Titel, 1994, Graphit auf Papier, 60 x 50 cm | N°29, 1995, Stahl, 73 x 36 x 35 cm

[ 13, 14, 15 ] alle drei Werke: Ohne Titel, 1997, Pastellkreide auf Papier, 50 x 40 cm

[ 16 ] N°29, 1995, Stahl, 73 x 36 x 35 cm

[ 17 ] Ausstellungsansicht v.l.n.r.: Ohne Titel, 2009, Tusche auf Papier, 42 x 59,5 cm | N°56, 1996, Stahl, 55 x 17 x 42 cm | N°15, 1992, Stahl, 12 x 12 x 185 cm

[ 17 ] Ausstellungsansicht v.l.n.r.: Ohne Titel, 2009, Tusche auf Papier, 42 x 59,5 cm | N°56, 1996, Stahl, 55 x 17 x 42 cm | N°15, 1992, Stahl, 12 x 12 x 185 cm

[ 18 ] Ohne Titel, 2009, Tusche auf Papier, 42 x 59,5 cm

[ 20 ] Ohne Titel, 2012, Tusche auf Papier, gestanzt, 30 x 40 cm[ 19 ] Ohne Titel, 2012, Tusche auf Papier, 30 x 40 cm

[ 21 ] Ausstellungsansicht v.l.n.r.: Ohne Titel, 2012, Tusche auf Transparentpapier, 50 x 70 cm Ohne Titel, 2007, Tusche auf (Transparent-)Papier, 53 x 100 cm

Ohne Titel, 1990, Aquarell, Farbstift auf Papier, 50 x 60 cm | Ohne Titel, 1997, Aquarell auf Papier, 30 x 40 cmN°68, 1990, Glascollage, 100 x 140 cm

[ 22 ] Ohne Titel, 2010, Tusche auf Papier, Seidenpapier, Collage, 50 x 60 cm

[ 23 ] Ohne Titel, 2007, Aquarell, Transparentpapier, 59,5 x 41,5 cm

[ 24 ] Ohne Titel, 1982, Aquarell auf Papier, gestanzt, 30 x 21,5 cm [ 25 ] Ohne Titel, 1982, Aquarell auf Papier, gestanzt, 35,3 x 24,8 cm

[ 26 ] Ohne Titel, 1990, Aquarell, Farbstift auf Papier, 50 x 60 cm

[ 27 ] N°24, 2011, Stahl, 107 x 32 x 32 cm

[ 28 ] N°5, 1978, Tusche auf Transparentpapier, 70 x 90 cm

[ 29 ] Skulpturen im Garten v.l.n.r.: N°69, 2003, Stahl, 172 x 62 x 62 cm | N°39, 2006, Stahl, 285 x 110 x 60 cm N°24, 2004, Stahl, 120 x 140 x 90 cm | N°41, 1989, Stahl, 100 x 63 x 107 cm | N°27, 2010, Stahl, 202 x 100 x 70 cm

Jean Mauboulès – compilation 1973–2013 Eva Inversini

«La seule chose qui m’intéresse, que je retienne et qui compte, d’un objet, d’un paysage ou d’une figure, c’est le contour. En fait son dessin.»1

Jean Mauboulès

Man könnte vielleicht meinen, die Abstraktion in der Kunst führe dazu, dass es weniger über diese Kunst nachzudenken gäbe, beziehungsweise, dass das Nachdenken über abstrakte Werke in absehbarer Zeit auch einmal abgeschlossen sei, weil diese doch viel überschaubarer gestaltet sind als beispielsweise die Fresken eines Michelangelo. In der intensiven Auseinandersetzung mit dem Œuvre des französisch-schweizerischen Künstlers Jean Mauboulès trifft jedoch meines Erachtens vielmehr das genaue Gegenteil dieser Vermutung zu. Neben zahlreichen Fragestellungen und Überlegungen die äussere Formgebung, die Materialwahl oder die Werkentwicklung betreffend, entfalten Mauboulès’ Glascollagen, Skulpturen, Reliefs und Arbeiten auf Papier unmittelbar tief greifende Wirkungen – werden doch beispielsweise seine Werke als wahrhaftig und als in sich stimmend empfunden.2 Dem oben angeführten Zitat von Jean Mauboulès aus dem Jahr 2004, welches auch heute noch gilt, sei deshalb zu Beginn und zum Abschluss des vorliegenden Textes Auszüge aus den beiden ersten Kapiteln der zauberhaften Geschichte des «Le Petit Prince» von Antoine de Saint-Exupéry zur Seite gestellt: «Lorsque j’avais six ans j’ai vu une fois, une magnifique image, dans un livre sur la Forêt Vierge qui s’appelait: ‹Histoires Vécues›. Ça représentait un serpent boa qui avalait un fauve. On disait dans le livre: ‹Les serpents boas avalent leur proie tout entière, sans la mâcher. Ensuite ils ne peuvent plus bouger et ils dorment pendant les six mois de leur digestion.› J’ai alors beaucoup réfléchi sur les aventures de la jungle et, à mon tour, j’ai réussi, avec un crayon de couleur, à tracer mon premier dessin. (...) J’ai montré mon chef-d’œuvre aux grandes personnes et je leur ai demandé si mon dessin leur faisait peur. Elles m’ont répondu: ‹Pourquoi un chapeau ferait-il peur?› Mon dessin ne représentait pas un chapeau. Il représentait un serpent boa qui digérait un éléphant. J’ai alors dessiné l’intérieur du serpent boa, afin que les grandes personnes puissent comprendre. Elles ont toujours besoin d’explications. (...) Les grandes personnes m’ont conseillé de laisser de côté les dessins de serpents boas ouverts ou fermés, et de m’intéresser plutôt à la géographie, à l’histoire, au calcul et à la grammaire. C’est ainsi que j’ai abandonné, à l’âge de six ans, une magnifique carrière de peintre.»3

Bereits in frühen Jahren entwickelt Jean Mauboulès eine unverkennbare, abstrakte Bildsprache, die er bis heute konstant weiterverfolgt. Die Zeichnung gilt dabei als eigenständiges konstituierendes Medium, das parallel zu den plastischen Arbeiten, die gleich einer Zeichnung im Raum wirken, entsteht. Jean Mauboulès erzeugt mit Linien und Flächen, geometrischen Formen und Volumina in unterschiedlichster Variation und Konstellation gültige Setzungen, die gleichzeitig präzis und sanft, unbeirrt und bewegt, still und doch beschwingt wirken. Die intensive Beschäftigung mit grundlegenden Fragestellungen von Proportion und Anordnung, von Transparenz und Durchdringung, von Licht und Schatten, von Bewegung und Stillstand, von Begrenzung und (Er-)Öffnung kennzeichnen sein Werk. Die reduzierte Formensprache zeigt Berührungspunkte mit minimalistischer und konstruktiver Kunst.4 Sie weist jedoch in ihrer individuell sinnstiftenden Intention und nachfolgenden Wirkung darüber hinaus. Jean Mauboulès’ Collagen, Arbeiten auf Papier, Skulpturen und Objekte erinnern in ihrer strengen Setzung und nachhaltigen Konsequenz an wissenschaftliche Axiome. In ihrer bewegten inneren Freiheit sind sie gleich einem visuellen Gedicht – berührend, tiefsinnig und wahrhaftig.

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«La seule chose qui m’intéresse, que je retienne et qui compte, d’un objet, d’un paysage ou d’une figure, c’est le contour. En fait son dessin.»5 Bei Jean Mauboulès lässt sich die parallele Entwicklung von zeichnerischem und plastischem Werk gut mitverfolgen – wobei die Zeichnung dem Künstler in gedanklicher und selbstredend auch in technischer Hinsicht mehr Freiräume lässt.6 Der Übergang von der flachen, rein zweidimensionalen Arbeit auf Papier hin zu dreidimensionalen Werken ist dabei fliessend. Während die Zeichnung eines Kreises mit Pastellkreide auf ein gefaltetes, dadurch leicht nach vorne auskragendes Papier (Abb. A: Ohne Titel, 2004, Pastellkreide auf gefaltetes Papier, 60 x 42 cm) die dritte Dimension nur leicht andeutet und dabei nach wie vor im Rahmen bleibt, dringen Arbeiten wie Nº10 (Abb. B: Nº10, 1978, Stahl und Glas, 12 x 190 x 1 cm) aus zwei Stahlstäben und einem kleinen Glasstück und ungleich mehr noch Werke wie Nº67 (Abb. C: Nº67, 1998, Stahl, 77 x 29 x 18 cm) aus gebogenem Edelstahldraht viel deutlicher in den Raum vor. Eindrücklich zeigen diesen Übergang auch die neueren Arbeiten Nº1 (Abb. D: Nº1, 2013, Stahl und Schnur, 70 x 70 x 2 cm), Nº42 von 2012 (Abb. Umschlag) oder Nº3 (Abb. E: Nº3, 2009, Glas und Schnur, 46 x 118 cm) aus Stahl- oder Glaselementen in Kombination mit Schnur, für die der Künstler die Materialien so präzis und reduziert auf die Wandfläche setzt, als ob er mit Bleistift, Tusche und Lineal auf ein Blatt Papier zeichnen würde. Die Schnur wird zur Kontur eines Bildraumes auf der dahinter liegenden Wand, gleich wie die Stahlstäbe und -drähte von Reliefs wie Nº2 von 1997 (Abb. 9) oder Nº4 von 2000 (Abb. 10) ein Geviert umreissen oder die beschnittenen Glasscheiben in den Collagen die Bildfläche definieren. Dabei spielt die technische Perfektion in der Werkmontage und in der Behandlung des Materials hinsichtlich der eindringlichen Wirkung auf die Wahrnehmung des Betrachters eine ausschlaggebende Rolle. Mauboulès’ Werke sind gleichsam Sinnbild für die Veränderung der Perspektiven in der Wahrnehmung, die Erweiterung der Gedankenwelt und die Entdeckung neuer Horizonte.

So abstrakt die Werke von Jean Mauboulès auf den ersten Blick auch wirken, so vermögen sie doch überraschend reichhaltige Assoziationsketten und poetische Gedankenspiele hervorzurufen: Während zwei Glascollagen aus den 1970er Jahren (Abb. 7 und 8) den Betrachter an Papier und dessen Faltung erinnern mögen, lässt eine jüngere Glascollage von 2010 (Abb. F: Nº35, 2010, Glascollage, 70 x 140 cm) wohl andere Saiten anklingen: Zwei Quadrate befinden sich etwa mittig und mit kleinem Abstand zueinander in einem Stahlrahmen, ein Rechteck füllt in der gesamten Länge bis fast auf halber Höhe den unteren Teil des Bildraumes aus. Die leicht grünliche Farbe des verwendeten Industrieglases verdichtet sich in der Überlagerung. Durch die längere Betrachtung entsteht Raum für aufkommende Gedanken. So kann beispielsweise das Verhalten eines Körpers oder Gegenstandes im Wasser assoziiert werden – versinken und getragen werden – und als Hinweis auf universelle, ja existenzielle und metaphysische Grundfragen gelesen werden. Die Transparenz des Glases erschwert beim frontalen Anblick die eindeutige Feststellung der dem Bild innewohnenden Ordnung des Glasgefüges. Lediglich am Schnittpunkt der Glasplatten lässt sich aus seitlich-schräger Perspektive deren Schichtung eindeutig feststellen – Sein und Schein liegen nahe beieinander. Die einzelnen Elemente dieser Glascollagen sind meist geometrische Grundformen. Erst durch die Komposition, durch das Verhältnis der Formen zueinander, durch das Spiel mit Gegensätzlichkeiten und gezielter Irritation eröffnen sich weitere Dimensionen möglicher (Be-)Deutungen – eine grundlegende Vorgehensweise, die sich auch in anderen Werken von Jean Mauboulès zeigt. Bezeichnende Beispiele hierfür sind auch das Relief Nº19 aus dem Jahr 1991 (Abb. 3) und die Glascollage Nº22 von 2001 (Abb. 2). Während die plastische Arbeit aus zwei unterschiedlich langen, an die Wand gelehnten Glasplatten und zwei ihnen in der Länge entsprechenden, jedoch zu Kreissegmenten gebogenen Stahlplatten besteht,

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zeigt die Glascollage zwei angeschnittene kreisrunde Scheiben aus Glas, die in je einen Stahlrahmen eingeschrieben sind. Erst durch die präzise Verschiebung dieser beiden Stahlrahmen erhält die Komposition ihre dynamische Spannung zwischen Stillstand und Bewegung, Ganzheit und Teilbarkeit, Transparenz und Durchdringung. So unterschiedlich die Verwendung der jeweils eingesetzten Materialien – Stahl und Glas – hier auch sein mag, die daraus resultierenden Werke entspringen beide derselben konzeptuellen Idee. Über die Jahre hinweg lässt sich bei den Skulpturen und Objekten von Jean Mauboulès eine Klärung und zunehmende Reduktion der Formensprache feststellen. Dabei bleiben seine grundlegenden Fragestellungen hinsichtlich Proportion, Komposition und dem flüchtigen Moment des Gleichgewichts, dem sogenannten «mouvement arrêté», zentral.7 Nach wie vor folgt der Künstler unablässig seiner Intention, mit minimalen Interventionen eine maximale Wirkung zu erzielen. Gleichzeitig entwickelt er in jüngster Zeit auf Wandflächen von etwa vier bis sechs Quadratmetern zwölf- bis fünfzehnteilige Werke, die an Komplexität exponentiell zunehmen (Abb. 4 und 6). Die einzelnen Bildelemente sind dabei individuell und in sich stimmig gestaltet, zugleich korrespondieren sie untereinander und bilden zusammen ein Ganzes. So verfügt jedes einzelne Werk über ein eigenes Gewicht wie die Stimme eines einzelnen Musikinstruments im Orchester, doch erst im Zusammenspiel der Formen entsteht die dichte Klangfülle einer Symphonie. Die jüngsten Werke sind konzentrierte Auseinandersetzungen mit jenen Kernthemen, die Jean Mauboulès in seinem Schaffen kontinuierlich untersucht, verfolgt und zur Betrachtung freigibt – in ihrer Vielgestalt und Synchronizität widerspiegeln sie sinnbildlich die individualistischen und pluralistischen Tendenzen unserer postmodernen Zeit.

Das Kunsthaus Grenchen nimmt den 70. Geburtstag des Künstlers Jean Mauboulès zum Anlass, in einer umfassenden Einzelausstellung bedeutsame Werke aus den vergangenen vierzig Jahren im Dialog mit jüngst entstandenen Arbeiten zu präsentieren. Die Ausstellung beinhaltet neben einer Auswahl seiner poetischen Glascollagen auch einen Teil seines zeichnerischen Werkes und seiner oft überraschend malerischen Aquarelle. Nicht fehlen dürfen auch die markanten Skulpturen aus Stahl, die sowohl im Innen- wie auch im Aussenraum des Kunsthauses präsentiert werden. Der Film «Transparence et équilibre», 1998 als Momentaufnahme von «Insertfilm» produziert, führt ausserdem anschaulich in die Gedanken- und Arbeitswelt des Künstlers ein.8 Jean Mauboulès’ künstlerischem Schaffen ist die intensive Auseinandersetzung mit dem jeweils aktuellen Untersuchungsgegenstand über alle Gattungen hinweg sowie auch das zeitlich gestaffelte, wiederholte Aufgreifen und Weitertreiben einer Bildidee eigen. Die Ausstellung folgt deshalb weder einer chronologischen Ordnung, noch grenzt sie die einzelnen Werkgruppen voneinander ab, vielmehr wird eine Auswahl von achtzig Werken aus den verschiedenen Jahren und Gattungen in überraschenden Kombinationen gezeigt – eben in Form einer «compilation» – und es werden damit erhellende Einblicke in die Bildkonzeptionen und Denkprozesse des Künstlers ermöglicht.

Das zweite Kapitel der Geschichte des «Le Petit Prince» beginnt wie folgt: «J’ai ainsi vécu seul, sans personne avec qui parler véritablement, jusqu’à une panne dans le désert du Sahara, il y a six ans. (...) Le premier soir je me suis donc endormi sur le sable à mille milles de toute terre habitée. (...) Alors vous imaginez ma surprise, au lever du jour, quand une drôle de petite voix m’a réveillé. Elle disait: ‹S’il vous plaît ... dessine-moi un mouton!› – ‹Hein!› – ‹Dessine-moi un mouton...› J’ai sauté sur mes pieds comme si j’avais été frappé par la foudre. J’ai bien frotté mes yeux. J’ai bien regardé. Et j’ai vu un petit bonhomme tout à fait extraordinaire qui me considérait gravement. (...) ‹S’il vous plaît ... dessine-moi un mouton!›

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II

(...) je sortis de ma poche une feuille de papier et un stylographe. Mais je me rappelai alors que j’avais surtout étudié la géographie, l’histoire, le calcul et la grammaire et je dis au petit bonhomme (avec un peu de mauvaise humeur) que je ne savais pas dessiner. Il me répondit: ‹Ça ne fait rien. Dessine-moi un mouton.› (...) Comme je n’avais jamais dessiné un mouton je refis, pour lui, l’un des deux seuls dessins dont j’étais capable. Celui du boa fermé. Et je fus stupéfait d’entendre le petit bonhomme me répondre: ‹Non! Non! Je ne veux pas d’un éléphant dans un boa. Un boa c’est très dangereux, et un éléphant c’est très encombrant. Chez moi c’est tout petit. J’ai besoin d’un mouton. Dessine-moi un mouton.› Alors j’ai dessiné. (...) Il regarda attentivement, puis: ‹Non! Celui-là est déjà très malade. (...) ce n’est pas un mouton, c’est un bélier. (...) Celui-là est trop vieux. (...)› Alors, faute de patience, comme j’avais hâte de commencer le démontage de mon moteur, je griffonnai ce dessin-ci: Et je lançai: ‹Ça c’est la caisse. Le mouton que tu veux est dedans.› Mais je fus bien surpris de voir s’illuminer le visage de mon jeune juge: ‹C’est tout à fait comme ça que je le voulais!›»9

«La seule chose qui m’intéresse, que je retienne et qui compte, d’un objet, d’un paysage ou d’une figure, c’est le contour. En fait son dessin.» Und weiter äusserte sich Jean Mauboulès: «La vision de l’artiste n’a d’importance que pendant la création de l’œuvre. Après, c’est celle du public qui compte.»10

1 Jean Mauboulès in: «1 x 3. Jean Mauboulès – Zeichnungen, Reliefs, Glascollagen, Skulpturen», Ausst.-Kat. hrsg. von Haus der Kunst St. Josef, Solothurn, Galerie Rössli, Balsthal, Galerie Quellgasse, Biel/Bienne, o. A.: Greiben Verlag, 2004, S. 14.

2 Vgl. dazu auch den erhellenden Aufsatz von Kandel, Eric R. und Sarah Mack, ‹Radikaler Reduktionismus. Eine Parallele in Wissenschaft und Kunst›, in: «Iconic Worlds. Neue Bildwelten und Wissensräume», hrsg. von Christa Maar und Hubert Burda, Köln: DuMont Verlag, 2006, S. 67–83, der eine interdisziplinäre Auslegeordnung bezüglich der Fragen nach Komplexität und Spiritualität bei zunehmendem Reduktionismus in Wissenschaft und Kunst zu leisten versucht.

3 Antoine de Saint-Exupéry, «Le Petit Prince», Paderborn: Verlag Ferdinand Schöningh, o. D., S. 5–6.4 Vgl. Margit Weinberg Staber, ‹Von den 60er in die 70er Jahre›, in: «Regel und Abweichung. Schweiz konstruktiv 1960

bis 1997», Ausst.-Kat. Haus für konstruktive und konkrete Kunst Zürich, 25. Okt. 1997–11. Jan. 1998 und Musée d’art et d’histoire Neuchâtel, 14. Feb.–19. April 1998, Zürich: Offizin Verlag, 1997, S. 42; sowie ebenda Elisabeth Grossmann, ‹Von den 80er in die 90er Jahre›, S. 81–82.

5 Vgl. Anm. 1.6 Zur Zeichnung im Œuvre des Künstlers vgl. die ausführlichen Analysen von Christoph Vögele, ‹Jean Mauboulès.

Zeichnungen›, in: «Jean Mauboulès. Zeichnungen. Skulpturen, Reliefs, Arbeiten auf Papier», Ausst.-Kat. Kunstmuseum Solothurn, 3. Feb.–1. April 2002, und Neuer Kunstverein Aschaffenburg, 28. April–2. Juni 2002, Solothurn: Kunstmuseum, 2002, S. 7–14; Margit Weinberg Staber, «Jean Mauboulès. Seine Objektwelt und die Kunstwelt», Zürich: Waser Verlag, 1987, S. 6–16, sowie Klaus Pressmann, ‹Die Skulptur. Die Zeichnung›, in: «Mauboulès. Skulpturen und Zeichnungen», Ausst.-Kat. Galerie Medici, Solothurn, 25. Jan.–29. Feb. 1980, Solothurn, 1980, o. P., und Katrin Künzi, ‹Mauboulès, Jean› [1998], in: «SIKART Lexikon zur Kunst der Schweiz», http://www.sikart.ch/KuenstlerInnen.aspx?id=4001298&lng=xx, Zugriff vom 12.06.2013.

7 Margit Weinberg Staber erläutert Mauboulès’ Bewegungskonzept des «moment arrêté» oder «mouvement qui se bloque» erstmals Mitte der 1980er Jahre. Vgl. Margit Weinberg Staber, ‹Jean Mauboulès – ein zu entdeckender Künstler›, in: «Jean Mauboulès. Collagen, Skizzen, Skulpturen 1971–1986», Ausst.-Kat. Kunstmuseum Solothurn, 22. März–25. Mai 1986, Solothurn: Kunstmuseum, 1986, o. P.

8 «Transparence et équilibre – Jean Mauboulès. Eine Momentaufnahme, Winter ’98», Film von Ivo Kummer, Technik: SP-Beta, Digital Editing & Digital Mastering, Color, Pal, 4:3, Kopie DVD, 18 Min., Originalfassung: Französisch mit deutschen Untertiteln, Solothurn: Insertfilm, Film- und Fernsehproduktion in Zusammenarbeit mit Roberto Medici, 1998.

9 Vgl. Anm. 3, S. 7–9. 10 Vgl. Anm. 1, S. 14 sowie S. 18.

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Jean Mauboulès «Avoir le courage d’enlever» Elisabeth Grossmann

Mit gerade nur zwei Begriffen hält Mauboulès das Leitmotiv seiner rund vier Jahrzehnte umspannenden künstlerischen Tätigkeit fest: Grundthema seines Werks sei der «Mouvement bloqué» respektive der «Mouvement arrêté». Was sich hinter der lapidaren Verkürzung verbirgt, erweist sich in Wirklichkeit als breit abgesteckte «recherches», in denen die Reflexion über Bewegung und Statik, Gleich- und Ungleichgewicht, Körper und Körperlosigkeit, Fläche und Raum im Mittelpunkt stehen, d.h. die elementare Befragung von Raum und Zeit. So unmissverständlich sich in Mauboulès’ Werk eine Haltung widerspiegelt, die sich dem Überflüssigen oder Beiläufigen verwehrt und stattdessen auf Konzentration und Reduktion setzt, erweist sich sein Werk als komplex, vom Impuls zu variieren und zu modulieren bestimmt. Anders als man es von Vertretern der konstruktiven Kunst her kennt – in deren Umfeld sich dieses Werk situiert – hat sich der Künstler nie an ein festes Programm gebunden. Anstatt von der Theorie abgeleitet wächst das Werk aus sich selbst heraus, verzweigt sich in teils kleinere oder grössere Gruppen, den Ausschlägen einer sacht, aber bestimmt durchgeführten Pendelbewegung vergleichbar. Es werden Eigenschaften bestimmter Werkstoffe anders akzentuiert, ein einzelner Werkstoff rückt stärker in den Mittelpunkt oder Mauboulès’ Interesse richtet sich auf bestimmte Aspekte des Formvokabulars. Die Gewichtungen haben sich periodisch verlagert, doch das Grundthema – das zu Bewusstsein bringen der energetischen Beziehungen zwischen Form und Form oder Form und Materialität – ist und bleibt über die Jahrzehnte hinweg die umfassende Konstante. Oder wie es der Künstler selbst formuliert: sein «alphabet».

Das plastische Œuvre: Glas, Eisen, Stahl

Für die drei genannten Materialien hat Mauboulès sich deshalb entschieden, weil sie für ihn präzis die Anforderungen erfüllen, die ihm ermöglichen, seine Intentionen in der freistehenden Plastik, dem Objekt, der Wandarbeit und der Glascollage umzusetzen. Den Anfang der Erforschung von Materialeigenschaften und -formbarkeiten markiert in der Ausstellung der Werkstoff Glas; die älteste Arbeit ist die Collage N°35 von 1973 (Abb. 7). Glas ist ein Werkstoff, den Mauboulès im Atelier eigenhändig bearbeiten kann, im Unterschied zu den grossformatigen Plastiken, für die er auf auswärtige Ausführung und die Zusammenarbeit mit Fachkräften angewiesen ist. Ausgangspunkt der Glasarbeiten sind jeweils eine oder mehrere Glasplatten, auf der die zukünftigen Schnittstellen mit Stift vorgezeichnet werden. Anschliessend werden die einzelnen Teile mit dem Glasschneider herausgeschnitten, vorsichtig gelöst und auf einen Karton montiert. Die Arbeit von 1973 vereint bereits mehrere der vielfachen Facetten, die Mauboulès dem Material abgewinnt: Transparenz und Teiltransparenz, Körperlichkeit und Körperlosigkeit, Farbe und Nichtfarbe. Farbe entsteht nicht etwa durch einen nachträglichen Farbauftrag, sondern geht direkt aus dem Material hervor; Mauboulès verwendet ausschliesslich Industrieglas, dem eine leichte Grünfärbung aneignet. Je nach Wahl des Durchmessers oder auch der Art, wie das Glas zugeschnitten und geschliffen wird, strahlt dieses einen leichten bis intensiven Grünschimmer aus, der sowohl auf der Fläche wie an den Kanten in Erscheinung treten kann.

Das Sichtbarmachen solcher Facetten setzt sich bis heute über mehrere, auch formal unterschiedliche Werkreihen fort, etwa in den elementar verdichteten Diptychen aus den Jahren 2001 bis 2010, in denen Rechteck- respektive Kreisformationen sich über zwei Bildteile verlagern. Gleichsam die Endpunkte des Spannungsbogens in der Zuspitzung von Gegensätzen markieren in der Ausstellung zwei Diptychen, beide

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auf 1990 datiert. N°33 von 1990 (Abb. 1) zeigt im linksseitigen Bild die zufällige Struktur, die sich aus dem Zertrümmern einer Glasplatte ergibt, während dieser ungestalten, chaotischen Form im rechtsseitigen Bild die gestaltete Form entgegen wirkt. Im zweiten Diptychon aus dem Jahr 1990, N°68 (Abb. 21), tritt das Gegensätzliche in der Gegenüberstellung von hell und dunkel, von Formkonstruktion und monochromer Fläche hervor. Auf der linken Seite stösst der Betrachter auf die undurchdringliche Schwärze einer eingefärbten Glasplatte, auf der rechten Seite sieht er sich einer subtil räumlich akzentuierten Figuration aus transparentem Glas gegenüber.

Bis in die 1990er Jahre hat sich Mauboulès in der frei stehenden Plastik und der Wandarbeit mehrheitlich auf die Kombination von Glas mit Eisen respektive Stahl konzentriert, um die Ausbalancierung der Energiepunkte auch im Materialwechsel zu verdeutlichen. Im Bereich der frei stehenden Plastik ist Mauboulès inzwischen gänzlich von der Materialkombination abgekommen, während sie in der Wandarbeit auch weiterhin hie und da zum Tragen kommt. Die tendenzielle Beschränkung auf einen einzigen Werkstoff geht in der frei stehenden Plastik mit einem stärkeren Interesse an der Linie einher. Konnte man zuvor aufgrund der oft kompakten Volumina der Plastiken allenfalls punktuell von ‹Raumzeichnungen› sprechen, werden Mauboulès’ jüngere Setzungen diesem Begriff im besten Sinn gerecht. Ein sprechendes Beispiel unter anderen ist die grossformatige Plastik in der Halle, N°23 von 2011 (Abb. G: N°23, 2011, Stahl, 189 x 210 x 130 cm), in der ein aufrecht stehender angeschnittener Kreisring sich so mit einem auf dem Boden ruhenden Quadratrahmen verschränkt, dass dieser von der Bodenfläche schräg in den Raum angehoben wird. Was Mauboulès an Variationen und Modulationen von Bewegungsumschwüngen, Formverschränkungen und Gewichtsverlagerungen zu entwickeln versteht, zeigt sich im Vergleich von fünf Plastiken im Hof. Er hat für den Platz fünf Arbeiten unterschiedlicher energetischer Ausprägung aus den Jahren 1989 bis 2010 ausgewählt und diese – um auf den Begriff ‹Raumzeichnung› zurückzukommen – zu einer den rechteckigen Hofraum dynamisch durchkreuzenden Diagonallinie gefügt.

Zur frei stehenden Plastik parallel zeichnet sich auch in den jüngeren Wandarbeiten eine vermehrte Konzentration auf die Linie und eine stärkere Verknappung der Form ab. Beide Bereiche stehen seit Beginn in enger Verbindung; Themenkreise, die sich in der frei stehenden Plastik in drei Richtungen ausdehnen, zeichnen sich in der Wandarbeit in der Beziehung zur Wandfläche ab. So zeigt etwa die Plastik N°56 von 1996 (Abb. H: N°56, 1996, Stahl, 55 x 17 x 42 cm) mit der Wandarbeit N°2 von 1997 (Abb. 9) verwandte Züge im Bewegungsverlauf, auch wenn die räumliche Dimension der Wandarbeit zurück gebunden ist. Korrespondenz fällt auch im Vergleich der Plastik N°36 von 1997 (Abb. 11) und der Wandarbeit N°4 aus dem Jahr 2000 (Abb. 10) auf. Beide operieren mit dem Kontrast aus der Verbindung einer markant körperlichen mit einer weitgehend körperlosen Form. Im weitesten Sinn lassen sich die beiden Arbeiten als eine Weiterentwicklung der früheren Kombination mit Glas lesen; hat zuvor die Transparenz des Glases den Blick auf den Raum frei gegeben, ist es nun der reale Raum, der vom Draht umzeichnet wird.

Zwei aktuelle Arbeiten, beide aus dem Jahr 2013, setzen sich konzeptuell von den Positionen der anderen ausgestellten Arbeiten ab. Einmal in Rechteck-, einmal in Kreisform sind beide jeweils aus mehr als einem Dutzend kleiner «Mouvements» zusammengesetzt (Abb. 6 und Abb. I: N°6, 2013, Stahl, Glas und Schnur, 200 x 360 x 10 cm). In der Vielgestaltigkeit der Elemente und Energiepunkte wirken sie wie eine Gesamtaufnahme dessen, was den Künstler bewegt. In konzentrierter Übersicht legt der Künstler in beiden

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Versionen, was sein Vokabular oder eben «alphabet» an Variations- und Modulationsmöglichkeiten in sich birgt, auf einen Blick offen – in Form einer sozusagen orchestralen Auslegung.

Das zeichnerische Œuvre

Wenn Mauboulès in der Öffentlichkeit hauptsächlich als Plastiker wahrgenommen wird, darf nicht vergessen gehen, dass sich der Künstler von Anfang an ebenso intensiv mit der Zeichnung beschäftigte. Beide Bereiche laufen einander parallel, insofern gleichwertig, als das Eine nicht vorstellbar ohne das Andere ist. Erwartet man bei einem Plastiker in der Regel, dass die Zeichnung im Sinne einer Vorarbeit die Funktion einer Skizze oder Studie einnimmt, trifft dies im vorliegenden Werk nicht zu; hier kommt der Zeichnung die Bedeutung eines selbstständigen Mediums zu, ist somit als eigenständige Kunstgattung zu verstehen.

In der Zeichnung öffnet sich Mauboulès ein grösserer Freiraum, indem er etwa von Überlegungen, wie statische Probleme zu lösen seien, absehen kann; auch erlaubt die Zeichnung im Unterschied zum zeitlichen und konzeptuellen Aufwand, der mit der Herstellung der Plastiken verbunden ist, ein unmittelbareres Vorgehen. Dies hat dazu beitragen, dass der Spannungsbogen in der Zeichnung weiter gefasst wird, als dies in der Plastik der Fall ist. So weisen einzelne Arbeiten geradezu malerische Eigenschaften auf, vor allem, wenn Mauboulès zum Medium Aquarell und Pastell oder auch deren Mischform greift (Abb. J: Ohne Titel, 1999, Aquarell und Pastellkreide auf Papier, 40 x 50 cm und Abb. K: Ohne Titel, 1993, Aquarell und Pastellkreide auf Papier, 40 x 50 cm). Überraschend ist in diesen Beispielen auch die ungewohnte Ausweitung der Farbe unter anderem auf Gelb, Blau und Rot, wodurch sie geradezu bunt wirken. Allerdings handelt es sich dabei eher um Ausnahmen, denn im Allgemeinen beschränkt sich der «rapport de couleurs» in der Zeichnung auf Schwarz, Weiss, Graustufen und Rostrot.

Die Verwandtschaft zwischen dem plastischen und dem zeichnerischen Œuvre ist für den Betrachter meist direkt, zuweilen aber auch nur indirekt wahrnehmbar, etwa wenn Mauboulès in der Zeichnung ein Thema analog zur Plastik einerseits strikt konstruktiv, anderseits in eher abstrakter Manier formuliert. Der Formenkanon, insbesondere die Kreis- und Rechteckstruktur und die gerade oder auch geschwungene Linie unter dem Leitmotiv des «Mouvement arrêté» bleibt jedoch in beiden Medien konstant. Selbst das Material Glas in seiner Eigenschaft, Transparenz respektive Halbtransparenz zu erzeugen, findet in der Zeichnung eine Entsprechung. So werden Formstrukturen auf Zeichenpapier teilweise mit einer Lage halbtransparenten Seidenpapiers überdeckt oder Zeichnungen auf Transparentpapieren so übereinander geschichtet, dass sich daraus ein Spiel mit verschiedenen Wahrnehmungsebenen ergibt (Abb. 22, 23 und 28).

In all’ den Arbeiten, ob Plastik oder Zeichnung betreffend, geht es um die Frage, wie sich Bewegungs-verläufe gegenseitig bestimmen respektive aufheben und welche Spannungsmomente sich aus der Arretierung der «Mouvements» ergeben. Dass diesem Prinzip eine vorrangig dynamische Komponente innewohnt, zeigt sich darin, dass gerade nicht das zeitlose In-sich-Ruhen im Fokus des Interesses steht. Vielmehr handelt es sich darum, einen aus dem zeitlichen Ablauf heraus dividierten momentanen Zustand im Sinn eines Ereignisses festzuhalten. Meist spielt sich dieses in der Konstellation einer mehr oder weniger

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ausgewogenen Balance ab, was dadurch unterstrichen wird, dass Mauboulès in der Regel die symmetrische Anordnung vermeidet. Selbst wenn diese grundsätzlich statische Komponente in einzelnen Arbeiten zur Darstellung kommt, ist man im Kontext des Gesamtwerks geneigt, auch diese Formulierungen eher unter dem Gesichtspunkt einer abgeschwächten Dynamik denn Statik zu betrachten.

Die Kunst von Jean Mauboulès ist nicht von der Wirklichkeit abgeleitet, hat aber mit dieser sehr viel zu tun. Sich in Bewegung setzen, einhalten, die Bewegung fortsetzen, Richtungsänderungen vornehmen – das alles ist uns aus unserem Alltag vertraut. Der Künstler lässt uns frei, seinem Werk eine Sinndeutung zu geben. Vielleicht, dass uns seine Kunst dazu führt, uns unserer eigenen Bewegungen stärker bewusst zu werden oder wir darin sogar etwas wie ein Sinnbild des gesamten Lebens erkennen.

JEAN MAUBOULÈS

Ausführliche Biografie unter: www.sokultur.ch

1943 geboren in Poey de Lescar, Frankreich

1961–1967 Aufenthalt in Paris

seit 1968 Wohnsitz und Atelier in der Schweiz

AUSZEICHNUNGEN, STIPENDIEN

1997 Chevalier de l’ordre des Arts et des Lettres des französischen Kulturministeriums

1996 Kunstpreis des Kantons Solothurn

1987 Preis für plastisches Arbeiten des Kantons Solothurn

1977 Werkjahrbeitrag des Kantons Solothurn

1975–1976 Aufenthalt in Boissano (IT), auf Einladung des Centro Internazionale di Sperimentazioni Artistiche Marie-Louise Jeanneret

WERKE IN SAMMLUNGEN UND IM ÖFFENTLICHEN RAUM (AUSWAHL)

Kunstverein Aschaffenburg (D) | Kunstmuseum Bern | Musée des Beaux-Arts, Cholet (F) | Kunsthaus Grenchen | Sprengel Museum, Hannover (D) | Musée cantonal des Beaux-Arts, Lausanne | Musée du Château, Montbéliard (F) | Musée d’art et d’histoire, Neuchâtel | Kunstmuseum Olten | Collection de la ville de Paris (F) | Kunstmuseum Solothurn | Kanton Solothurn | Musée Jenisch, Vevey | Kunstmuseum Winterthur | Museum Bellerive, Zürich | Motorfahrzeugkontrolle, Bellach | Alters- und Pflegeheim, Derendingen/Luterbach | Stadthaus Uster | AHV-/IV-Gebäude, Zuchwil

EINZEL- UND DOPPELAUSSTELLUNGEN (AUSWAHL)

2012 «Geert van Fastenhout, Jean Mauboulès», Galerie Conny van Kasteel, Egmond Aan Zee (NL) «Jean Mauboulès», Galerie Rosenberg, Zürich

2011 «Jean Mauboulès. Noir sur blanc», Galerie Le Cube, Estavayer-le-Lac

2010 «Jean Mauboulès & Rolf Forster», Galerie O, Schaffhausen «Jean Mauboulès. Einblick und Durchblick, Skulpturen und Wandobjekte», Galerie Gudrun Spielvogel, München

2009 «Jean Mauboulès. Objekte», märz galerie, Mannheim

2008 «Jean Mauboulès», Contemporanea, Galerie für moderne Kunst, Oberbillig bei Trier

2006 «Jean Mauboulès», Galerie Ueker & Ueker, Basel, Katalog

2005 «Jean Mauboulès. Glascollagen und Skulpturen», Galerie Carmen Weber, Zug The Abu Dhabi Cultural Foundation, Abu Dhabi (U.A.E.)

2004 «1 x 3. Jean Mauboulès – Zeichnungen, Reliefs, Glascollagen, Skulpturen», Haus der Kunst St. Josef, Solothurn; Galerie Rössli, Balsthal; Galerie Quellgasse, Biel/Bienne, Katalog «Jean Mauboulès. Dessin», Fondation Louis Moret, Martigny

2003 «Jean Mauboulès, sculptures. Josephines Sloet, photographs of Jean Mauboulès», Dekkers contemporaryart, Den Haag

2002 «Jean Mauboulès. Zeichnungen, Skulpturen, Reliefs, Arbeiten auf Papier», Kunstmuseum Solothurn und Neuer Kunstverein Aschaffenburg, Katalog

2001 «Jean Mauboulès. Skulpturen», Galerie APC, Köln

1999 «Geometrischer Dialog. Eduardo Chillida & Jean Mauboulès», Galerie Ebert, Darmstadt

1998 «Jean Mauboulès. Objekte und Collagen», Kunsthaus Richterswil, Katalog

1994 «Jean Mauboulès. Zeichnungen», Kunstmuseum Solothurn, Katalog

1988 «Jean Mauboulès. Skulpturen und Glasbilder», Stiftung für konstruktive und konkrete Kunst, Zürich

1986 «Jean Mauboulès 1971–1986. Collagen, Skizzen, Skulpturen», Kunstmuseum Solothurn, Katalog

1985 «Skulpturen aus Eisen und Glas. Jean Mauboulès 1983–1985», Museum Bellerive, Zürich

1984 «Mauboulès. Skulpturen – Collagen», Kunstmuseum Bern, Katalog

1982 «Jean Mauboulès», Kunstmuseum Hannover mit Sammlung Sprengel, Katalog «Jean Mauboulès. Skulpturen», Kunsthalle im Waaghaus, Winterthur, Katalog

1975 Galerie Denise René, Paris

1974 Galerie Fagel, Amsterdam

1972 Galerie Bernhard, Solothurn

seit 1997 regelmässige Ausstellungen in der Galerie Medici, Solothurn, Kataloge

seit 1994 regelmässige Ausstellungen in der Galerie Margit Haldemann, Bern, Kataloge

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seit 1990 regelmässige Ausstellungen in der Galerie Numaga, Colombier (bis 1999 Auvernier)

seit 1974 regelmässige Ausstellungen in der Galerie Renate Kammer, Hamburg

GRUPPENAUSSTELLUNGEN (AUSWAHL)

2011 «In erster Linie. Zeitgenössische Zeichnungen aus der Sammlung des Kunstmuseums Solothurn», Kunstmuseum Solothurn «schweiz konkret», galerie konkret martin wörn, Sulzburg (D)

2010/11 «ganz konkret. Folge 2», Haus Konstruktiv, Zürich

2010 «Die Top 80. 2. Internationaler André Evard Preis. International, hochkarätig, konkret-konstruktiv», Kunsthalle Messmer, Riegel (D), Katalog

2006 «21 ans. Collective rétrospective 1997–2006», Fondation Louis Moret, Martigny

2002 «Noces. Un été à Szilassy», Bex&Arts, Triennale de sculptures, Bex, Katalog «Wunschbild Sammlung», Haus für konstruktive und konkrete Kunst, Zürich

1999 «Zum Kreis», Museum zu Allerheiligen, Schaffhausen, Katalog «Skulptur ’99», Park & Villa Mettlen, Muri BE

1997/98 «Regel und Abweichung. Schweiz konstruktiv 1960 bis 1997», Haus für konstruktive und konkrete Kunst, Zürich und Musée d’art et d’histoire, Neuchâtel, Katalog

1996 «Michael Biberstein, Gunter Frentzel, Jean Mauboulès», Stadthaus Olten, Katalog

1995/96 «Projekt Carschenna II. Skulpturen, Objekte und Installationen», Skulpturengarten Villa Hestia, Thusis, Katalog

1989 «Eisen 89 – Perspektiven Schweizer Eisenplastik 1934–1989», Stadt- und Ausstellungshalle, Dietikon, Katalog «Ut Poesis Museum», Kunstmuseum Bern, Katalog

1988 «Helvet’art. 6. Biennale der Schweizer Kunst. Eine Ausstellung der GSMBA für die Schweizer Künstler», Olma Halle, St. Gallen

1980 «Schweizer Museen sammeln aktuelle Schweizer Kunst», Kunsthaus Zürich und Musée cantonal des Beaux-Arts, Lausanne, Katalog «22 artistas suiços», Galeria Nacional de Arte Moderna Belém, Lissabon, Katalog

1977 «III. Berner Kunstausstellung. Textil, Glas, Holz, Ton, Stein, Metall», Kunsthalle Bern, Katalog «Das Schubladenmuseum von Herbert Distel. Wanderausstellung mit Ausstellungsstationen u.a. in: Kunsthaus Zürich, Kunsthalle Düsseldorf, Cooper Hewitt Museum New York, LAICA Los Angeles, Katalog

1975 «6. Schweizer Plastikausstellung Biel 1975», Biel/Bienne, Katalog

1974 «11 Solothurner Künstler», Kunstmuseum Olten und Galerie Arte Arena Dübendorf, Katalog

regelmässige Ausstellungsbeteiligungen an der «Art Basel» sowie an den Kantonalen Jahresausstellungen der Solothurner Künstlerinnen und Künstler in Solothurn und Olten

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Die Publikation erscheint anlässlich der Ausstellung «Jean Mauboulès – compilation» im Kunsthaus Grenchen, 9. Juni bis 29. September 2013

Künstlerische Leitung Kunsthaus Grenchen Eva InversiniAdministrative Leitung Kunsthaus Grenchen Daniela von BürenWissenschaftliche Assistenz Isabelle ZürcherKonzeption der Ausstellung Jean Mauboulès und Eva InversiniAusstellungstechnik Marco Eberle und Jürg OttigerPlakatgestaltung Chris Rölli

Herausgeberin Stiftung Kunsthaus GrenchenKonzeption der Publikation Chris Rölli, Chantal Brülhart, Jean Mauboulès und Eva InversiniTexte Elisabeth Grossmann, Othmarsingen und Eva Inversini Lektorat Sonja Fessel, Bern, Kathrin Hegnauer, Baden und Eva InversiniFotografie Alain Stouder, Solothurn Layout und Satz Chantal Brülhart, c&h konzepte werbeagentur ag, Solothurn Druck und Gesamtherstellung Albrecht Druck AG, ObergerlafingenAuflage 600 Ex.

2013 © der Texte: Autor/innen2013 © der Werke: Künstler2013 © der Fotografien: Künstler, Fotograf2013 © Stiftung Kunsthaus Grenchen Bahnhofstrasse 53, Postfach 603, CH-2540 Grenchen T +41 (0)32 652 50 22, [email protected] www.kunsthausgrenchen.ch

ISBN 978-3-033-04070-0

Freunde des Kunsthauses Grenchen c&h konzepte | werbeagentur ag

Jean Mauboulès und die Stiftung Kunsthaus Grenchen danken:

Jean Mauboulès 9. Juni bis 29. September 2013

ISBN 978-3-033-04070-0