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Romantik der Impression Auf den Spuren von William Turner Eine Kunstreise mit Studierenden des Studiengangs Kultur- und Medienpädagogik der Hochschule Merseburg

Kunstreisen London

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Kunstreisen, London

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Romantik der Impression Auf den Spuren von William Turner

Eine Kunstreise mit Studierenden des Studiengangs Kultur- und Medienpädagogik der Hochschule Merseburg

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Inhalt

Vorwort

Turner - Landschaft Licht und Farbe

William Turner - Im Kontext der Kunstreise

London - Stadt der kurzweiligen Impressionen

Ausstellungskatalog

Kunstreise 2011

Impressum

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VorwortÄsthetik des Reisens: KunstreisenChristian Siegel

Die jährlich einmal stattfindenden Kunstreisen, im Studiengang Kultur- und Medienpädagogik modular fest verankert, geben als emotionales Ereignis un-seren Sinnen Nahrung, sowohl im Sinne von Selbst-erfahrung als auch in der Spiegelung mit anderen Welten. Kultur und Denken bleiben lebendig, indem in ihnen Dinge gefiltert werden, die außerhalb ihrer selbst liegen. So können unsere Kunstreisen als eine Einheit von Impuls und Aktion, Bewegung und Erre-gung, von Eindruck und Ausdruck - und von erhöh-tem Blutdruck wahrgenommen werden. Kunstrei-sen implizieren Sehnsucht nach Entdeckungen und Wünsche nach Veränderung, weil die Möglichkeit besteht, die gewohnten Bahnen verlassen zu kön-nen. Gelungene Reisen sind aber auch mit Anstrengun-gen verbunden, doch werden diese meistens akzep-tiert und – durch positive Erfahrungen honoriert. Eine Ästhetik des Reisens wurde uns vorgelebt und detailliert beschrieben, z.B. von August Macke, Paul Klee, Louis Moilliet (Tunisreise), Delacroix (Marok-koreise), Max Slevogt (Ägyptenreise) oder William Turner, der durch Frankreich, Deutschland und Ita-lien reiste. Sie zeigten uns neue, eigene Formen, Motive und Ausdrucksarten. In der Ästhetik des Rei-sens zählt nicht nur die Flucht vor etwas oder die

Suche nach dem Anderen. Im Mittelpunkt steht ein Unterwegssein, das gewissermaßen als Rundrei-se um die Erde zum Ausgangspunkt zurückführt, um dann wieder von vorne zu beginnen. Dabei ist jede Reise anders, jede hat ihre eigene Geschichte. Kunstreisen als Alternativen zum Massentourismus führen zu einer ästhetischen Zuspitzung des Unter-wegsseins. Aufgeschlossene Studierende werden zu Seismographen für einen kulturellen Wandel im kulturellen Selbstverständnis einer neuen Global-kultur. So können wir unsere Reisen sehen als einen Versuch, andere Wehen im eigenen Leben zu kon-struieren und damit einen Beitrag zum innovativen Kulturschaffen zu leisten. Das zeigt sich insbeson-dere in den Nachbereitungen unserer Kunstreisen, die sich stets mit einer multimedialen Ausstellung präsentiert haben in der Hochschule und auch au-ßerhalb.Unsere Reisen führten uns bisher nach Tunesien, Italien, Ägypten, Istanbul, Spanien, Frankreich und Österreich - wir waren unterwegs, auf den Spuren der Künstler. Aber auch in Deutschland sind wir auf Entdeckungsreise gegangen, z.B. haben wir die künstlerischen Wirkungsstätten Caspar David Fried-richs auf Rügen erkundet. Unsere Kunstreise führte uns 2003 zu den Wirkungsstätten der „Blauen Rei-

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ter“ nach Murnau am Staffelsee und nach Kochel. Das Wirken der Künstler Wassily Kandinsky, Gabriele Mün-ter, Alexej von Jawlensky und Franz Marc wurde vor Ort erkundet. In diesem Jahr reisten wir nach England, um in London und in Mittelengland die Sujets und das Malgefühl William Turners zu erspüren.

Kathrin Schwalbach

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TurnerLandschaft, Licht und FarbeChristian Siegel

„Ich will die herrliche Natur, deren ich bin und der ich diene, nicht höhnen durch Geduld und nicht schmähen mit Gewalt.“ J.M.W.Turner

Kurz nach dem 236. Geburtstag J.M. William Tur-ners reisten wir in seine Heimatstadt London, wo er 1775 geboren wurde, reisten wir, eine Gruppe Stu-dierender und Lehrender des Studienganges Kultur- und Medienpädagogik der Hochschule Merseburg, in die Themse-Stadt. Wir machten uns auf die Rei-se, um einem der revolutionärsten Künstler des 19. Jahrhunderts kennen zu lernen. Das konnten wir vor allem über seine großartigen Werke, die wir in der Nationalgalerie und in der Tate Gallery bewunder-ten. Eine Victorianische Villa in der Nähe des Regent Parks war unser Quartier und unser Ausgangspunkt, um London und Turners Nachlass zu erkunden.Bei einem Aufenthalt in Paris studierte er die fran-zösische Landschaftsmalerei des 17. Jahrhunderts, wobei die Landschaften von Claude Lorrain den tiefsten Eindruck auf ihn machten, was sich schließ-lich in den Pendants, die er zu Lorrain-Gemälden schuf, äußert. „Turner studierte sie augenscheinlich mit der größten Sorgfalt und mit großem Nutzen in jeglicher Hinsicht, vor allem darin, dass sie dem

Idealismus Claudes neutralisierten und dem jungen Maler gewahr werden ließen, welche Gewalt in der nackten Wahrheit sogar der alltäglichen Art zu lie-gen vermag. Turner gewahrt mit seinem Blick die ganze Summe an sichtbarer Wahrheit.“ sagte 1843 Turners Zeitgenosse John Ruskin.1 War die Land-schaftsmalerei im England des 18. Jahrhunderts nur ein Nebenzweig der Malerei, mit dem sich Künstler den Lebensunterhalt verdienten, machten Maler, wie Turner und Constable, diese zu ihrer Lebens-aufgabe.2 „Der Ehrgeiz seines Lebens war, es Claude Lorrain gleichzutun oder ihn sogar zu übertreffen.“3 In der Dramatik seiner Bilder gelang ihm das zwei-felsohne. Strahlen Claude Lorrains Bilder Ruhe und Harmonie aus, so bildet sich in Turners Bildern Be-wegung und bei den späten Werken beinahe Eksta-se aus. Die Natur wird romantisch bewegt verklärt. Im Gegensatz zu Constable, der sich auf englische Sujets konzentrierte, reise Turner unaufhaltsam

1 Ruskin, John: Modern Painters, London 1843 (Deutsche Übersetzung: Ruskin, J.: Ausgewählte Werke, Leipzig 1902 und 19062 Gombrich, E.H.: Die Geschichte der Kunst, Berlin 1996, S. 491-4923 Ebenda

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durch Europa. Auf seinen Reisen durch Frankreich, Deutschland und Italien hat er die Landschaften ganz im Sinne der Romantik erlebbar dargestellt, aber we-niger verklärend als eindrücklich erzählend, wie es sein Blick in das Rheintal, den Loreley-Mythos in Ge-danken, „Rolandseck, Nonnenwerth und Drachenfels“ von 1817 zeigt. Sowohl seine Aquarelle vom gefährli-chen Alpenüberqueren nach Italien, wo er in Venedig das Licht neu erlebte, als auch die Bilder seiner Loire-Reise sind mehr als nur Vorboten einer neuen Kunst. Eugène Delacroix stellte bereits 1858 fest: „Constab-le und Turner sind wahre Reformatoren. Sie sind als Landschaftsmaler hinausgetreten aus dem Geleise der alten Landschafter. Unsere Schule, die jetzt in dieser Gattung eine Fülle von Talenten aufweist, hat ihr Bei-spiel viel genützt.“Als Turner 1951 starb, hinterließ er der Nationalgale-rie in London zwei Gemälde: „Dido gründet Karthago“ von 1815 und „Sun rising through vapour“, ausgestellt 1807, unter der Bedingung, dass sie immer zwischen zwei Gemälden von Claude Lorrain „Landscape with the Marriage of Isaac and Rebecca“ (1648) und „Se-aport with the Embarkation of the Queen of Sheba“

Abbildung 1: William Turner: Selbstbildnis 1798 Öl auf Leinwand; Tate Gallery London, Foto: C. Siegel

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(1648), ausgestellt sein sollen. Letzteres muss den jungen Turner derart beeindruckt haben, dass er mit „Aufstieg des karthagischen Reiches“ (1815) und „Nie-dergang des karthagischen Reiches“ (1817), zwei Ge-genstücke malte.4 „Dido building Carthage“ (1815), ist eher eine Hom-mage, beinahe eine Kopie des Lorrain-Bildes, keine Nachahmung – eine subtile neue Interpretation des Themas. Im kleinen Saal 15 der Nationalgalerie hän-gen die besagten Gemälde als Gesamtkunstwerk. Im großen Turner-Saal sind bekannte und beeindrucken-de Turner-Gemälde zu sehen. Dort hat er sich längst von der Formensprache des 17. und 18. Jahrhunderts getrennt, hat die Farbflächen aufgelöst und lässt Ge-genständliches oft nur schemen- oder schattenhaft erahnen. In seinem Werk findet sich die Reflexion der Industrialisierung und deren Eingriffe in die Natur. Die Darstellung der Impressionen des Industriezeitalters in der Landschaft sind erste Vorboten einer neuen, im-pressionistischen Kunstauffassung, die wir später bei Manet und Monet finden, und die die romantische Auffassung von Natur als Schicksalsgeberin aufbricht.Das Gemälde „Great Western Railway – Rain, Steam and Speed“ (1844) ist lebendigster Beweis dafür. „Im ruhenden Bilde Bewegung zum Erlebnis zu bringen, Bewegung von einer bis dahin ungekannten Geschwin-digkeit, war für Turner eine der großen Herausforde-rungen, der er sich noch in seinen spätesten Jahren bedingungslos stellte. Er löst das Problem, indem er den Blick des Betrachters durch die Bildgestaltung in Bewegung bringt …“5 Diese Malerei sollte zum Vor-boten der konkreten Malerei im 20. Jahrhundert wer-den.6 In der Tate Gallery konnten wir dem jungen Turner „Aug in Aug“ gegenüberstehen. Sein Selbstbildnis von 1798 zeigt uns einen wachen aber auch eigensinnigen jungen Künstler. Sein künstlerischer Eigensinn hat ihn zum Vorläufer des Impressionismus und der gegen-standslosen Kunst werden lassen. Mit den damals re-

4 Vgl. Bielang, K.: J.M.William Turner („Maler und Werk“ Eine Kunstheftreihe aus dem Verlag der Kunst Dresden), Dresden 1985, S. 55 Bockemühl, M.: William Turner Posterbook, Berlin 19916 Ebenda

Abbildung 2: Studierende beim Betrachten von Turners Selbstbild-nis in der Tate Gallery London, Foto: C. Siegel

volutionären Theorien, wie z.B. Goethes Farbenlehre, hat er sich intensiv experimentell auseinandergesetzt. Seine Erkenntnisse, die Landschaftsmalerei betref-fend, hat er in seinem Lehrbuch „Liber Studiorum„ zusammengestellt, einem Lehrwerk der Landschafts-malerei. In sechs Kapiteln werden die Gattungen der Landschaftsmalerei, architektonische, pastorale, epi-sche pastorale, historische, Gebirgs- und marine Land-schaften vorgestellt. In 71 Druckgrafiken ist sein „Liber Studiorum“ zum Standardwerk und zum Vermächtnis seiner Ideen von Landschaftsmalerei geworden.7 Um nicht nur die Großstadt London kennen zu lernen sondern auch die englische Landschaft, fuhren wir nach Guildford in der Grafschaft Surrey, einer südlich von London gelegenen Kleinstadt in der Lewis Caroll, der Autor von Alice im Wunderland, längere Zeit lebte. Wir wanderten von Guildford aus mehrere Meilen durch die Surrey Hills entlang des North Downs Way, um in der Nähe des Dörfchens Compton Watt´s Gallery zu be-suchen. Hier lebte und arbeitete der bekannte Maler und Bildhauer George Frederic Watts (1817-1904), ein jüngerer Zeitgenosse Turners, der, eher dem Symbo-

7 Vgl. auch : Reisen mit William Turner, Katalogheft zur Aus-stellung J. M. William Turner: Das Liber Studiorum, 30. Mai – 7. September 2008, Galerie Stihl Waiblingen 2008

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lismus zugeordnet, eine typische ländliche Künstler-existenz im England des 19. Jahrhunderts verkörperte. Da von Turner keine Wohn- und Arbeitsstätten mehr existieren, war uns dieser Landsitz lebendiger Ersatz. Vor einigen Jahren konnte der Besucher, empfangen von zwei netten älteren Damen, noch ungestört in den Grafikschublanden stöbern und Entwürfe und Studien bewundern. Wir mussten uns, da sich die Galerie im Umbau befand, mit dem Tearoom und den Außenan-sichten begnügen. Die Wanderung auf Treidelpfaden entlang des Flüsschens Wey mit Kanälen und Schleu-sen und durch die Hügellandschaft Surreys hinterließ einen lebendigen Eindruck der mittelenglischen Land-schaften Turners und Constables. Angefüllt mit Turner-Impressionen war die Fährüber-fahrt von Dover nach Calais im Sonnenuntergang ein lebendiges Turner-Erlebnis. Turner hat nicht phanta-siert, er hat die Natur in sich wirken lassen und die-ses Wirken mit Farben und Pinsel auf Leinwand fest-gehalten. Das ist Impressionismus in seiner reinen unverklärten Form. „Gleich den anderen Gattungen der Malerei haben die Landschaften die Aufgabe, das Bewundernswerte in der Kunst und das Schöne in der Natur auszuwählen, zu kombinieren und zu verdich-ten.“ äußert William Turner 1811 in der Background-Lecture.

Abbildung 3: W. Turner, Farbenkreis nach Goethes Farbelehre, 1810-27, aus dem Nachlass Turners, Foto: C. Siegel

Abbildung 4: Turners Aquarell-Palette (vermutlich)

Abbildung 5: Turners „Chelsea“- Öl-Palette

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Abbildung 6: Wanderung am River Wiyn, Foto: C. Siegel

Abbildung 7: Watt´s Gallery im Mai 2011, Foto: C. Siegel

Abbildung 8: Sonnenuntergang bei Dover, Foto: C. Siegel

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William Turnerim Kontext der KunstreiseMadlen Graf

„Hin-und hergerissen zwischen der traditionellen Malerei und neuen Möglichkeiten des Ausdrucks setzt William Turner einen Stein auf dem Weg zur Moderne. Seine Landschaften zeigen den Willen zum Neuen, aber auch die Verbundenheit zum Bestehenden.“1

William Turner ist, neben John Constable, Haupt-vertreter der englischen Landschaftsmalerei der Romantik. Seine Pinselführung und sein Gespür für den Augenblick lassen ihn zum Wegbereiter des Im-pressionismus werden. Seine unverwechselbaren Werke beschäftigen sich nicht nur mit verschiede-nen Stimmungslandschaften, auch die Errungen-schaften der Industrialisierung nimmt er künstle-risch auf.

1 http://www.lpg.musin.de/kusem/lk/kompana/mey/turner.htm

Zeitlicher Kontext und Veränderungen in der Land-schaftsmalereiZu Turners Lebenszeit (1775 – 1851) befinden wir uns im Zeitalter der Industrialisierung, deren Ur-sprung sich in England befand. Die Welt und ihre Wahrnehmung verändern sich durch große Erfin-dungen, wie die Dampfmaschine und die ersten öf-fentlichen Eisenbahnen.Auch die Malerei reagierte mit neuen Gestaltungs-mitteln auf diese Veränderung. Das Schema der englischen Landschaftsmalerei, welcher eine An-sicht mit strenger Ordnung zugrunde lag, verlor an Bedeutung. Wurde die Natur vorher als ewige Erscheinung wahrgenommen, wird sie jetzt als zeit-bedingt, augenblicklich betrachtet. Die Motivwahl lässt nicht nur berühmte Landstriche zu, welche mit einer biblischen oder der griechischen Mythologie zugehörigen Staffellage versehen sind, sondern In-dustriemotive, Eisenbahndarstellungen und unbe-deutende Landschaften treten in den Vordergrund.

BiografieJoseph Mallord William Turner wird am 14. Mai 1775 in London als Sohn eines Barbiers geboren. Er wuchs in Brentford bei seinem Onkel auf und besuchte dort die Schule. Sein Vater, der Williams

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Talent frühzeitig erkannte, stellte dessen Werke in sei-nem Salon aus. Schon mit 14 jungen Jahren wird er Schüler an der renommierten „Royal Academy “ und beherrscht bald den Stil und die Technik der Aquarell-malerei perfekt. Im Jahre 1796 stellt Turner sein ers-tes Ölgemäde „Fishermen at Sea“ in der Gallerie der Academy aus. Absoluter Höhepunkt seiner Karriere wurde die Verleihung der Professur für das Fach Pers-pektivenlehre mit gerade mal 24 Jahren.2

Zeit seines Lebens reiste er viel umher, um Studien zu betreiben und Eindrücke zu sammeln, welche er dann in seine Bilder aufnahm. Seine größten Vorbilder waren Claude Lorrain, sowie Nicolas Poussin, beide französische Landschaftsmaler. Vor allem aber beein-druckte ihn Italien, bei diesen Reisen entstanden Licht-studien mit geschickter Farbgebung. Turners Interesse war es weniger die Städte darzustellen, wie man es von der Vedutenmalerei kennt, sondern Atmosphären und Momente beflügelten ihn.Doch genau diese sich daraus entwickelnde Malweise stößt zu jener Zeit immer wieder auf Kritik. Von den späteren Impressionisten als Vorreiter betrachtet, werfen ihm seine Zeitgenossen vor sich zu sehr vom Gegenständlichen und Realistischen zu entfernen. Vielleicht ein Grund, wieso William Turner die letzten fünf Jahre seines Lebens zurückgezogen (inkognito mit dem Nachname seiner Lebensgefährtin) in seinem Haus in Chelsea lebte. Er verstarb am 19. Dezember 1851. Trotz seiner au-ßergewöhnlich schnellen Arbeitsweise schuf er unver-wechselbare, großartige Werke. Schiffe und Wasser waren eine unerschöpfliche Quelle für seine Inspira-tion, und auch dramatische Naturszenen begeisterten ihn sein Leben lang.Er entdeckte die `Stimmungslandschaft´ und schuf da-her als erster jene Bilder in der Landschaftsmalerei, welche nicht die Gegenstände selbst, sondern den Eindruck darstellen, den sie unter gewissen Lichtver-hältnissen erzeugen.

2 Vgl. http://www.kunstaspekte.de/index. php?action=webpages&k=1389

Turner hinterließ eine beachtliche Sammlung von über 20.000 Werken.3

ŒuvreDie Industrielle Revolution sorgt für eine veränderte Landschaftswahrnehmung, die zu sehende Eisenbahn in Wind und Regen ist nicht das Ziel der Darstellung.Jedoch lassen sich die „Dinge“ nur erahnen, die Ge-genstandsverflüchtigung, die durch die späteren Im-pressionisten zur fast vollkommenen Abstrahierung führte, wird hier deutlich sichtbar. Es handelt sich bei dem Gemälde um keine realistische Darstellung von Technik und Landschaft, Turner entmaterialisiert. Der schwarze Schornstein ist allein detailliert dargestellt und symbolisiert die Industrialisierung.Im Gegensatz zu Boths Landschaftsdarstellung, bei der realistisch, idealistisch umgesetzt wurde, die Far-be „nur“ dem Zweck diente Flächen abzugrenzen, bekommt sie bei Turner inhaltliche Bedeutung. Der dynamische Pinselstrich reflektiert das Auge, gibt die schnelle Bewegung und deren Wahrnehmung wieder, sie durchdringen einander und vermischen sich. Das Landschaftsbild als Ansichtsbild wird hier ebenfalls aufgelöst, er schuf einen Ausschnitt eines nach allen Seiten offenen Landschaftsraumes.Spannend ist außerdem, dass mit dem für die dama-lige Zeit angesehenem Medium der Ölmalerei in der Technik der Aquarellmalerei gemalt wurde. Die Far-ben des Bildes sind beschränkt auf Braun, Gelb, Grau und Blau. Jan Bothe scheint wiederum die Farbpallet-te weitaus mehr auszuschöpfen, erschafft jedoch bei weitem nicht eine solche Dynamik im Bild.Vielleicht sind es gerade diese Neuerungen, denen es gelingt, Lichtverhältnisse, Stimmungen und eine bestimmte Atmosphäre einzufangen und Naturereig-nisse in ihrer Nichtbeschönigung darzustellen. Man könnte nun annehmen Turner hat wie die späteren Impressionisten das Werk im Freien in kurzer Zeit ge-schaffen; dies ist nicht so - entgegen der Industrialisie-

3 http://www.oel-bild.de/Kuenstler/Bilder/Gemaelde/Joseph-Mallord-William-Turner.htm

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rung war Turner ein Verfechter seines Handwerks und schuf „Rain, Steam, Speed“ als Atelierbild.Seine eigene Einstellung zu seinem Schaffen wird im folgenden Zitat eines Tagebucheintrages von 1808 deutlich: „Ein Wort genügt um zu sagen, was die größ-te Schwierigkeit für die Kunst ist, bewegte Luft darzu-stellen, wie einige den Wind nennen.“4

Zusammenfassend ist zu William Turners Stil folgendes zu sagen:

• Thema und Darstellungsweise sind eng miteinan-der verbunden

• Er abstrahiert, keine detaillierte realistische Dar-stellung

• Darstellung von Lichtverhältnissen, Stimmungen und Atmosphäre

• Turner war mit der physikalischen Theorie des Lichtes vertraut, die Lichtverhältnisse malerisch darzustellen war sein größtes Ziel, damit konnten sich Stimmungen besser einfangen lassen

• Wahrnehmung der Umwelt/Natur veränderte sich durch Industrialisierung und schuf einen anderen Blick auf die Dinge

• Auflösung der Farbflächen, Entmaterialisierung

• Farbe übernimmt Inhalt

4 Zit. nach: Wagner, M.: Die Industrielandschaft in der engli-schen Malerei 1770-1830, Frankfurt a.M. 1979, S. 50

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Bleistiftzeichnung von Kathrin Schwalbach, nachgezeichnet in der Tate Galery

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Maria Ellmer

LondonStadt der kurzweiligenImpressionen

Um an einem Tag möglichst viel von London zu sehen und den kompletten Flair der Stadt erleben zu können, sollte man sich bereits früh auf den Weg machen. Die Londoner Subway, deren gut ausgebau-tes Netz die gesamte Stadt abdeckt, ist zu den Stoßzeiten natürlich besonders voll. So betritt man früh morgens mit den an-deren erlebnissüchtigen Touristen und den berufstätigen Einwohnern Londons die U- Bahn und ist binnen fünf Minuten bereits an der ersten Sehenswürdigkeit angelangt, beispielsweise der National Gallery. Dieses imposante, am Trafalgar Square gelegene Gebäude beherbergt zahllose Gemälde, wie zum Beispiel die berühmte Abbildung einer Eisenbahn, „The Great Western Railway“ von William Turner. Hat man die National Gallery ausgiebig besichtigt, bietet sich als nächstes ein gemütlicher Spaziergang zur Themse an. Der Fluss ist eine Oase der Ruhe, ein letztes Stück Natur und bildet somit einen Kontrast zu der von Unmengen von Menschen beleb-ten und unglaublich lauten Stadt. Nun hat man noch ein wenig Zeit weitere Sehens-würdigkeiten zu besuchen. Sehr empfeh-

Reisebericht über einen Tag in London von Melanie Jackson

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lenswert ist beispielsweise ein Abstecher in die Tate Gallery, wo ebenfalls einige Gemälde von William Tur-ner ausgestellt sind. Neigt sich der Tag dann langsam dem Ende zu, macht man sich erneut auf den Weg zur U-Bahn, um die Fahrt ins Hostel anzutreten.Da man nun nicht mehr unter dem Zeitdruck steht möglichst viel von London in den bevorstehenden Tag zu packen, kann man einen Augenblick im Bahnhof verbringen und die dortige Atmosphäre auf sich wir-ken lassen. Menschen verschiedenster Herkunft ver-dienen hier ihren Lebensunterhalt damit, die Reisen-den mit Straßenmusik ein wenig von dem Stress und der Hektik des Tages abzulenken. Da der Berufsverkehr längst vorbei ist, kann man nun in aller Ruhe in einer fast leeren U-Bahn zurück zum Ausgangspunkt fahren, dem Hostel, das sich in einer

viktorianischen Villa befindet. In der dortigen gemüt-lichen Atmosphäre kann man dann den Tag langsam ausklingen und die zahlreichen gesammelten Eindrü-cke noch einmal auf sich wirken lassen.

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AusstellungskatalogReisefotografien und Reiseskizzen

von Studierenden und Lehrenden des Studiengangs Kultur- und Medienpädagogik an der Hochschule Merseburg

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AusstellungskatalogReisefotografien und Reiseskizzen

Patrick Richter

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links: Anne Röderrechts:Thomas Tiltmann

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links: Lena Philipprechts: Franziska Weser

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Nikita Guidotti

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Kristin Heydecke

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oben links: Maria Ellmerunten links: Maike Klungrechts: Katrin Schalbach

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links: Patrick Richtermitte: Franziska Berndtrechts: Thomas Tiltmann

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Christian Siegel

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Christian Siegel

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links: Marie Urbanczykrechts: Meike Klung

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Irene Buchanan

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Kunstreise 2011Die Teilnehmer

Albrecht, FranziskaAlbrecht, Inka Berndt, FranziskaDr. Buchanan, Irene Busching, Moritz Dittert, MiriamFischer, Matthias Fleischer, Franziska Frohnapfel, Katharina Graf, Madlen Guidotti, Nikita Heydecke, Kristin Hlawa, Julia Jackson, Melanie Klung, Meike Lammer, Josefine Langer, Max OlrikMettler, ChristinaPhilipp, LenaPommer-Semper, JanaPommer-Semper, Laura Reichert, Mirko Richter, Patrick Röder, Anne Schulz, Juliane Schulz, Teresa Schwalbach, Katrin

Seebach, MaikeSiegel, Christian Sieweck, Elisa Tiltmann, Thomas Ulbricht, Carina Urbanczyk, Marie Voget, Hannah Weser, FranziskaZimmermann, Britta

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Kunstreise 2011Die Teilnehmer

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Impressum

Herausgeber: Christian Siegel

Autoren / Textredaktion: Madlen Graf, Melanie Jackson, Christian Siegel

Covergestaltung: Patrick Richter

Layout: Britta Zimmermann

Künstlerische Betreuung: Christian Siegel (Kunstreise, Reise- skizzen), Thomas Tiltmann (Reise- fotografie, Ausstellung), Matthias Fischer (Webpräsenz, Redaktion)

© Hochschule Merseburg (FH)

Merseburg 2011

ISBN: 978-3-942703-04-8

Band 4 der Reihe „Saale Kunst Kultur“Hrsg: Christian Siegel

Audiofeature

Film

„Eine fiktive Reise nach London“

Ein Hörstück produziert von Melanie Jackson und Max Langer

„Kunstreise London 2011“

Ein Film von Franziska Fleischer, Franziska Albrecht, Miriam Dittert und Julia Hlawa

www.kunst-reisen.net

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