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KURS 2 – FARBEN Kurs 2 – Farben Vorbereitungswochenende Lioba Rath Als unser Farben-Kurs sich am Vorbereitungs- wochenende zum ersten Mal getroffen hatte, war sofort klar: das werden zwei tolle Wochen. Erst einmal mussten wir nat¨ urlich festlegen, was wir ¨ uberhaupt in unserem Kurs machen wollen, denn anders als bei andern Kursen war es nicht vorbestimmt, mit was wir uns zwei Wochen lang besch¨ aftigen w¨ urden. Wir haben alle unsere Ideen ¨ uber das Thema Farben ge- sammelt und gesehen: das schaffen wir nicht alles in zwei Wochen. Also mussten wir uns entscheiden: Welches der Themen wollen wir vertiefen? Die L¨ osung: Alle. Wir wollten alle Themen anschneiden und wenn uns eines gef¨ allt, an ihm weitermachen. Mit diesem Ergebnis waren alle zufrieden. Bei der Einteilung der Referate konnten wir uns ja auch noch auf ein Thema spezialisieren. Nach den Formalit¨ aten stiegen wir gleich in die Kursarbeit ein, indem wir einige ¨ uberraschende Experimente durchf¨ uhrten. Zum Beispiel ha- ben wir uns mit dem Einfluss farbigen Lichts auf farbige Gegenst¨ ande besch¨ aftigt. Die Far- ben auf einem bunten T-Shirt im gelben Licht einer Natriumdampflampe nehmen wir ganz anders wahr, als in weißem Licht. Eine Natri- umdampflampe erscheint f¨ ur uns gelb, da sie nur die gelben“ Wellenl¨ angen aussendet. Also onnen auch keine andersfarbigen“ Wellen- angen von dem bunten Gegenstand reflektiert werden und so in unser Auge gelangen. Auch in weißem Licht gr¨ un erscheinende Gegenst¨ ande sind dann f¨ ur uns gelb bzw. sehr dunkel. Nach dem Vorbereitungswochenende bekamen wir nat¨ urlich auch ein wenig Hausaufgaben: die Ausarbeitung von Kurzreferaten, die dann am Anfang der Sommerakademie pr¨ asentiert und 35

Kurs 2 { Farben - Science-Academy Baden-Württemberg · KURS 2 { FARBEN Dinge. Zusammen mit Ram-Janik scha te sie es, wenn n otig, wieder Ruhe in den Kurs zu bringen. Thomas Wiesner

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KURS 2 – FARBEN

Kurs 2 – Farben

Vorbereitungswochenende

Lioba Rath

Als unser Farben-Kurs sich am Vorbereitungs-wochenende zum ersten Mal getroffen hatte,war sofort klar: das werden zwei tolle Wochen.Erst einmal mussten wir naturlich festlegen,was wir uberhaupt in unserem Kurs machenwollen, denn anders als bei andern Kursen wares nicht vorbestimmt, mit was wir uns zweiWochen lang beschaftigen wurden. Wir habenalle unsere Ideen uber das Thema Farben ge-sammelt und gesehen: das schaffen wir nichtalles in zwei Wochen.

Also mussten wir uns entscheiden: Welches derThemen wollen wir vertiefen? Die Losung: Alle.Wir wollten alle Themen anschneiden und wennuns eines gefallt, an ihm weitermachen. Mitdiesem Ergebnis waren alle zufrieden. Bei derEinteilung der Referate konnten wir uns ja auch

noch auf ein Thema spezialisieren.

Nach den Formalitaten stiegen wir gleich in dieKursarbeit ein, indem wir einige uberraschendeExperimente durchfuhrten. Zum Beispiel ha-ben wir uns mit dem Einfluss farbigen Lichtsauf farbige Gegenstande beschaftigt. Die Far-ben auf einem bunten T-Shirt im gelben Lichteiner Natriumdampflampe nehmen wir ganzanders wahr, als in weißem Licht. Eine Natri-umdampflampe erscheint fur uns gelb, da sienur die ”gelben“ Wellenlangen aussendet. Alsokonnen auch keine ”andersfarbigen“ Wellen-langen von dem bunten Gegenstand reflektiertwerden und so in unser Auge gelangen. Auch inweißem Licht grun erscheinende Gegenstandesind dann fur uns gelb bzw. sehr dunkel.

Nach dem Vorbereitungswochenende bekamenwir naturlich auch ein wenig Hausaufgaben: dieAusarbeitung von Kurzreferaten, die dann amAnfang der Sommerakademie prasentiert und

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KURS 2 – FARBEN

den Grundstock unseres Fachwissens bildensollten. Es war eine lehrreiche, aber auch ar-beitsreiche Erfahrung, uber ganz Baden-Wurt-temberg verteilt ein Referat zustande zubrin-gen, lediglich per E-Mail als Kommunikations-mittel. Zum Knobeln und zum Testen des Wis-sens unserer Chemielehrer gab uns Matthiasauch ein Ratsel mit auf den vorubergehendenHeimweg.

PersonenvorstellungLioba Rath

Annelie Schon

war unsere Hilfe wenn etwas nicht klappte, wiewir es wollten. Sie hatte immer gute Ideen furNeuanfange. Außerdem kummerte sich Annelieum jeden, dem es mal nicht so gut ging. Inihrer hoflichen, hilfsbereiten Art erledigte siealle Dinge in Rekordzeit.

Konstantin Sasse

legte eine offene Frohlichkeit an den Tag, mitder er jeden ansteckte. Er hatte immer ein locke-res Wort auf den Lippen und verkompliziertenie unnotig die Dinge. Er erheiterte uns uner-mudlich in anstrengenderen Phasen, woruberbesonders unsere Kursleiter froh waren.

Florian Sure

war unser Computerfachmann. Er war mit fastallem einverstanden und hatte immer gute Ide-en und Verbesserungsvorschlage. Diese versuch-te er in endloser Zusatzarbeit mit Kevin um-zusetzen, sofern der Computer nicht streikte.Damit alles nicht zu trocken wurde, baute erauch hin und wieder ein kleines Spaßchen ein,die Matthias regelmaßig an den Rand der Ver-zweiflung brachten.

Sofie Kober

war eine der ruhigeren Teilnehmerinnen. Furkomplizierte Sachverhalte hatte sie immer eineVereinfachung parat. Sie dachte immer sehr

logisch und konnte Fragen aus dem Effeff be-antworten. Sofie gehorte mit Luiza und Liobazu den jungsten Mitgliedern unseres Kurses,doch sie hatte fast nie Probleme den anderenzu folgen.

Frauke Maas

half uberall im Kurs, wo gerade Hilfe gebrauchtwurde. Souveran arbeitete sie still vor sich hin.Vor der Rotation wurde es dann etwas hek-tisch, aber mit vereinten Kraften ließ sie sichschnell wieder zu ihrer ursprunglichen Ruhezuruckbringen.

Luiza Mattoso

arbeitete gern im Hintergrund, doch ohne zuverschwinden, denn mit ihren regelmaßigen-Lachanfallen steckte sie alle mit guter Launean. Luiza war fur alles zu haben und auchimmer gut drauf. Sie, und die anderen beiden8-Klassler hatten es seltener etwas schwer Matt-hias zu folgen, doch mit 11 unterschiedlichenErklarungen von den anderen kam auch sie,Sofie und Lioba durch.

Markus Ritter

lenkte uns immer wieder zuruck zum Thema,wenn wir uns in weit ausschweifende Diskus-sionen verstrickten. Mit fachmannischem Wis-sen brachte er uns weiter, um dann wieder zuScherzen aufgelegt zu sein, und uns (fast) alleaufzumuntern, indem er sich oft laut ”Don’tworry – Be happy“ anhorte.

Ram-Janik Petzold

arbeitete immer gewissenhaft und ruhig vorsich hin und beruhigte uns, wenn es mal heißher ging. Er hatte immer schon einen Kompro-miss bereit, um mogliche kleine Meinungsver-schiedenheiten zu beenden, bevor sie uberhauptbegonnen hatten.

Sarah Nill

war sehr zielorientiert und lenkte unsere Auf-merksamkeit immer wieder auf die wichtigen

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KURS 2 – FARBEN

Dinge. Zusammen mit Ram-Janik schaffte siees, wenn notig, wieder Ruhe in den Kurs zubringen.

Thomas Wiesner

war immer lassig und frohlich. Er entwickeltesich in nur knapp zwei Wochen zum perfektenDJ und trug damit einen wesentlichen Teil zumGelingen unseres Abschlussabends bei. Er freu-te sich uber zusatzliches Wissen und verstricktesich regelmaßig in Diskussionen mit unseremKursleiter Matthias, da er immer wieder kom-plizierte Fragen stellte. Thomas direkte Aus-drucksweise erstickte Missverstandnisse nochim Ansatz und heiterte uns oft alle auf.

Tizian Hoffmann

Von ihm horte man meist sehr wenig. Er ar-beitete und lachte und redete, wenn er nichtgerade mit Konstantin im Internet nach Spie-len suchte. Er und Matthias hatten sich schonim Hector- Seminar kennen gelernt.

Lioba Rath

horte ruhig und interessiert den Vortragen vonMatthias oder Gunther zu, stellte dann aberimmer wieder Fragen, die teilweise auch etwasvom Thema wegfuhrten. Sie war fur fast alleszu haben, allerdings hatte sie mit einigen Teilendes ”Schweins“ Probleme: Sie war den Augennicht ganz so zugeneigt und beschloss daherspater selbst eins zu ”schlachten“.

Gunther Ullrich

unser Kursleiter, ubernahm im Bio- und Che-mieraum das Kommando. Auch bei mittel-schweren bis schweren Katastrophen blieb erdie Ruhe selbst und bog oft noch alles gera-de. Er lehrte uns durch anschauliche Beispielesehr viel und hatte immer gute, teilweise auchlustige Geschichten zu erzahlen.

Matthias Taulien

ebenfalls Kursleiter, erganzte sich wunderbarmit Gunther. Er war in Physik fast allwissend

und vermittelte uns in kurzer Zeit sehr vielFachwissen. Durch kleine Fragen und Stichefuhrte er uns auf einem bestimmten Weg zumZiel. Matthias hielt seine Meinung nie hintermBerg und unterstutzte uns mit seinen tollenIdeen. Er stiftete uns aus dem Hector- SeminarLaptops, die uns vieles erleichterten.

Kevin Sommer

unser Schulermentor oder auch ”Madchen furalles“. Er kummerte sich um die Technik, fo-tografierte die besonderen und oft auch pein-licheren Momente im Kurs und unterstutzteunsere Kursleiter als Protokollant, Aufraumer,Techniker, Postbote und vieles mehr.

Stimmung im KursLioba Rath

8:30–9:00 Uhr Plenum:

Beim Check-up kommen wir noch etwas mudevon unseren Sitzen hoch. Der Raum ist einfachso schon warm. Doch wenigstens kommen un-sere Lachmuskeln gleich auf volle Touren, wennFelix und Ann-Kathrin wieder mal eine ihrerAttraktionen dabeihaben.

9:10–10:00 Uhr Kurs:

Immer noch etwas mude aber trotzdem gutgelaunt (wie konnte es auch anders sein?) tru-deln wir alle nach und nach ein. Jetzt beginntwieder der ”Ernst“ der Akademie. Jedenfallsfast. Wahrend Konstantin und Tizian nochein wenig im Internet herumstobern, unterbrei-ten uns Matthias und Gunther ihre Plane furden heutigen Tag: Schweineaugen sezieren undLause zermahlen. Jetzt wird’s interessant!

10:00–12:00 Uhr immer noch Kurs:

Es geht an die Schweineaugen. Mittlerweile istauch der/die Letzte hellwach geworden. Dis-kussionen, was man alles mit diesen Augen an-stellen konnte, entstehen. ”Schauen wir dann

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KURS 2 – FARBEN

Kurs am Morgen

da wirklich durch?“, ”Die sind so richtig glit-schig. Die flutschen einem davon, wenn man sieaufstechen will.“, ”Kriegen wir da Handschu-he . . . ?“ Thomas probiert sofort aus wie mandie Welt mit Schweineaugen sieht. Das gibtsuper Fotos, denn Kevin hat wie immer seineKamera dabei (”Davon hast du jetzt aber keinFoto gemacht, oder?“). Lioba ist den Schwei-neaugen nicht so zugeneigt, doch die anderenhelfen gerne (”Ich mach es fur dich. Das istdoch voll cool!“). Rechtzeitig zum Mittagessenwerden wir fertig. Das heißt, rechtzeitig zumMittagessen melden sich einige zum Schlussma-chen. ”Nachher geht’s weiter mit den Lausen“verkundet Gunther, dann sind wir vorerst ent-lassen.

Beim Sezieren von Schweineaugen

12:00–16:00 Uhr Mittagessen undKuAs:

Jetzt konnten wir uns erst mal ”richtig“ ent-spannen.

16:00 Kurs:

Alle sind schon aufgeregt, was wir mit den Lau-sen anstellen durfen. Das Essen ist gut verdaut,also kann’s weitergehen. Markus traumt wah-rend der Verarbeitung schon mal von seinemTuch, das wir farben. Das ist alles sehr span-

Alle sind konzentriert bei der Arbeit

nend und wir freuen uns schon auf das Ergebnis.Gunther muss mal wieder seine Nerven bewei-sen, denn eine mittelschwere Katastrophe hatsich angebahnt. Es sieht aus als hatten wirnicht nur Schweineaugen, sondern ein ganzesSchwein zerlegt.

Als wir uns vom Lachen erholt hatten, startenwir eine Putzaktion, nach der es wieder ganzordentlich aussieht, bis auf so manche Finger.Nach der Fertigstellung der Tucher haben wirsie dann ritterlich unter uns aufgeteilt. Endlichhatten auch unsere Kursleiter etwas Ruhe.

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KURS 2 – FARBEN

Mehr oder weniger schwere Kathastrophen . . .

Alles in allem ein ganz ”normaler Tag“ in un-serem Kurs (was die Stimmung angeht).

Wir alle hatten zwei wunderbare Wochen, indenen wir zusammengewachsen sind.

LichtFrauke Maas

Obwohl wir den Lichtschalter wahrend der Kurs-arbeit nicht immer fanden, was teilweise zugroßem Amusement fuhrte, standen am An-fang jeglicher Ausfuhrungen uber die Farbendoch das Licht. Wenn wir von Licht sprechen,taucht oft das Wort ”Welle“ oder auch das Wort

”Photon“, also Lichtteilchen, auf. Fakt ist, dassLicht Eigenschaften einer Welle und eines Teil-chens besitzt. Dies bezeichnet man als Welle-Teilchen-Dualismus.

Sonnenlicht scheint uns im Alltag weiß, in Wahr-heit ist es aber bunt. Mithilfe eines Prismaslasst sich das Licht in seine verschiedenen Far-ben zerlegen, da Licht von unterschiedlichenWellenlangen verschieden stark gebrochen wird.Wir sehen dann ein kontinuierliches Spek-trum. Es erstreckt sich von violett uber blau,grun, gelb, orange bis rot, von den kurzen zuden langen Wellenlangen, vom besonders ener-giereichen bis zum weniger energiereichen Licht.

1aus Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/

Prisma_(Optik)

Brechung am Prisma1

Zwischen Frequenz f und Wellenlange λ desLichts gilt folgender Zusammenhang:

f · λ = c

Das Produkt aus Wellenlange und Frequenzist konstant, diese Konstante ist gerade dieAusbreitungsgeschwindigkeit des Lichts.

Spektrometer und Spektroskope

Um die Farbbestandteile des Lichts genaueruntersuchen zu konnen, verwendet man einSpektroskop oder ein Spektrometer.

Mit einem Spektroskop kann man das Spek-trum einer Lichtquelle beobachten, mit einemSpektrometer kann man außerdem die Wellen-langen ausmessen.

Dabei wird das Spektrum nicht durch ein Pris-ma erzeugt sondern durch Beugung an einemoptischen Gitter (siehe Beugung und Interfe-renz ).

Ein solches Spektrometer haben wir in einerfrohlichen Bastelstunde wahrend der Sommer-akademie selbst gebaut und damit verschiedeneSpektren beobachtet.

Funktionsweise:

Das Licht fallt durch den Eintrittsspalt, trifftauf der gegenuberliegenden Seite auf das op-tische Gitter und tritt aus dem Spektrometerwieder aus. Allerdings wird das Licht durch

2von Astromedia http://www.astromedia.de/

shop/csc_fullview.php?Artikelnummer=406.hsp

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KURS 2 – FARBEN

Blick durch unser Spektrometer

Handspektroskop von Astromedia2

das optische Gitter gebeugt und es kommt zuInterferenz, da das Licht je nach Wellenlangeunterschiedlich stark gebeugt wird, kommt eszu einer Spektralzerlegung des Lichts.

Dank des geometrischen Aufbaus des Spek-trometers, der festgelegten Abstande und dereingebauten Skala, kann man die Wellenlangennaherungsweise ablesen.

Mit unseren Handspektrometern haben wir dieSpektren von Sonnenlicht, Gluhlampen, vongefarbten Flammen und von leuchtenden Ga-sen beobachtet. Dabei haben wir festgestellt,dass es sich bei den leuchtenden Gasen umLinienspektren handelt.

SpektrallinienTizian Hoffmann

Manchmal gibt es Lichterscheinungen, die wirnicht mit einem Lichtstrahlenmodell beschrei-ben konnen. Das Licht verhalt sich nicht so,wie wir es von einem Strahl erwarten wurden.So auch bei diesem Experiment:

An einem Ende des Tisches sind sog. Gasent-

Aufbau Spektrallinienversuch

ladungsrohren vor einem Maßstab angebracht(Glasrohren, die jeweils unterschiedlichen Ga-sen wie zum Beispiel Neon, Argon, Wasserstoff,Stickstoff oder Sauerstoff gefullt sind und durchhohe Spannungen zum Leuchten gebracht wer-den). In einiger Entfernung steht ein optischesGitter. Durch dieses kann man im dunklenRaum mehrere Spektrallinien erkennen.

Entladungsrohre Stickstoff

Indem wir nun die Abstande zwischen zweizusammengehorenden Abbildern sowie den Ab-stand Gitter zu Entladungsrohre messen, kon-nen wir die Wellenlange des Lichtes der Abbil-der berechnen.

Gangunterschied zweier Lichtwellen

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KURS 2 – FARBEN

Die Lichtwellen verstarken sich, falls der Gang-unterschied δ der Lichtwellen ein ganzzahli-ges Vielfaches der Wellenlange ist: δ = k · λ.Wir betrachten im Folgenden nur Spektren der1. Ordnung, d. h. es gilt k = 1.

Damit gilt weiterhin:

Zum Versuchsaufbau

sin(α) =δ

g=λ

g

Dabei ist g die Gitterkonstante, also der Ab-stand benachbarter Spaltenmitten.

tan(α) =d

a

a ist dabei der Abstand des Gitters von derEntladungsrohre.

Fur kleine Winkel gilt:

sin(α) ≈ tan(α)

Aus beiden Formeln zusammen folgt:

λ

g=d

a

und damit:

λ =g · da

Mit dieser Formel kann man sofort die Wellen-langen einer Spektrallinie berechnen.

Fur a = 1.945 m, d = 1, 945 m und g = 10 µmhatten wir diese Werte (siehe Tabelle) berech-net.

Gas Farbe Wellenlange

Stickstoff

Lila 479 nmGrun 514 nmGelb 586 nmRot 664 nm

SauerstoffLila 432 nmGelb 573 nm

Neon

Grun 539 nmGelb 548 nmOrange 642 nmRot 667 nm

Messung von Wellenlangen

FarbmischungMarkus Ritter

Schon der bedeutende englische Physiker undMathematiker Isaac Newton (1643–1727) zer-legte das weiße Tageslicht bei seinen Versu-chen mit Prismen in sein Spektrum, darun-ter in die primaren Spektralfarben Rot, Grunund Blau. Mithilfe einer Sammellinse gelang esihm die Farben wieder zu weißem Licht zusam-menzufuhren. Damit entdeckte er die additiveFarbmischung. Diese tritt bei der Mischungfarbigen Lichts, namlich der primaren Spektral-farben Rot, Grun und Blau, auf. Die Tatsache,dass sich durch additive Mischung dieser Far-ben jede andere Farbe erreichen lasst, ist einedirekte Folge des trichromatisch menschlichenFarbsehsystems mit drei Zapfentypen unter-schiedlicher spektraler Empfindlichkeit. Die ad-ditive Farbmischung ergibt sich aus der Uberla-gerung von Lichtstrahlen, es werden mit jederneuen Farbe weitere Wellenlangen hinzugefugt.So ergibt sich aus der Mischung von Lichtblauund Lichtgrun die reine Sekundarfarbe Cyan,Lichtrot und Lichtblau ergeben Magenta undLichtgrun und Lichtrot Gelb. Bei der Mischungaller primaren Spektralfarben entsteht weißesLicht. Ein schwarzer Farbeindruck entsteht,wenn kein Licht reflektiert wird.

Wir haben in unserem Kurs Farben additivgemischt, und haben hierfur mit einem Tages-lichtprojektor und Farbfiltern gearbeitet.

3aus Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/

Additive_Farbmischung

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KURS 2 – FARBEN

Additive Farbmischung3

Die additive Farbmischung findet heute z. B.Anwendung bei farbigen Fernseh- und Compu-terbildschirmen, sowie bei Beamern und Digi-talkameras.

Wesentlich haufiger begegnet uns im Alltagdie subtraktive Farbmischung. Hier werdendie primaren Pigmentfarben Cyan, Magentaund Gelb gemischt. Diese entsprechen den Se-kundarfarben der additiven Farbmischung. Mitjeder weiteren aufgetragenen Pigmentschichtwerden weitere Wellenlangen absorbiert, sodassdie Lichtanteile immer geringer und die Farbendamit immer dunkler werden. Die entstande-nen Mischfarben konnen nur die Wellenlangenreflektieren, die jede einzelne Farbe vor derMischung reflektierte. Die zuruckgestrahltenLichtbestandteile mischen sich nach den Regelnder additiven Farbmischung auf der Netzhaut.Die Sekundarfarben der subtraktiven Farbmi-schung entsprechen den primaren Spektralfar-ben Rot, Grun und Blau.

Auch wir in unserem Kurs haben mit Wachs-malstiften Pigmentfarben subtraktiv gemischt,indem wir die Farben flachig aufeinander auf-getragen haben und daraus als Sekundarfarbendie primaren Grundfarben Rot, Grun und Blauerhalten haben.

Um mittels der subtraktiven Farbmischung die

4aus Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/

Subtraktive_Farbmischung

Subtraktive Farbmischung4

Subtraktive Farbmischung bei der Farbe Gelb

Farbe Gelb zu erzeugen, tragt man auf eineOberflache gelbe Pigmentfarbe auf. Dadurchwird das blaue Licht absorbiert, das rote undgrune reflektiert, dieses erzeugt nach den Re-geln der additiven Farbmischung auf der Netz-haut einen gelben Farbeindruck.

Entsprechend verhalt es sich bei den FarbenCyan und Magenta, hier werden jedoch die Far-ben Grun und Blau reflektiert und Rot absor-biert, bzw. Rot und Blau reflektiert und Grunabsorbiert.

Um die Farbe Blau zu erhalten mussen dieFarben Cyan und Magenta gemischt werden,dadurch wird das rote und grune Licht absor-biert und das blaue reflektiert, wir sehen dieFarbe Blau.

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KURS 2 – FARBEN

Subtraktive Farbmischung bei der Farbe Blau

Bei der Farbe Rot wird grunes und blaues Lichtabsorbiert und rotes Licht reflektiert, bei derFarbe Grun rotes und blaues Licht absorbiertund grunes Licht reflektiert.

Subtraktive Farbmischung bei der Farbe Orange

Etwas anders verhalt es sich bei der Farbe Oran-ge. Hier muss mehr gelbe Pigmentfarbe auf-getragen werden, damit das komplette blaueLicht absorbiert wird. Damit nur ein Teil desgrunen Lichts absorbiert wird, wird wenigerMagenta aufgetragen, dadurch wird gleichzei-tig zusammen mit dem roten Licht ein Teildes grunen Lichts reflektiert. Auch dieses wirdnach den Regeln der additiven Farbmischungauf der Netzhaut zu dem Farbeindruck Orangegemischt.

Der Farbeindruck ”weiß“ entsteht, indem kei-ne Pigmentfarbe aufgetragen wird und somitsowohl rotes als auch grunes und blaues Lichtreflektiert wird.

Subtraktive Farbmischung bei der Farbe Weiß

Subtraktive Farbmischung bei der Farbe Schwarz

Damit der Farbeindruck ”schwarz“ entsteht,werden alle drei primaren Pigmentfarben Cyan,Magenta und Gelb gemischt, im Idealfall wirdkein Licht reflektiert und wir sehen die FarbeSchwarz.

Auf diesem Prinzip der subtraktiven Farbmi-schung basieren viele Druckverfahren und dieEntwicklung von Farbfilmen.

Das Farbensehen beimMenschen

Ram-Janik Petzold

Aufbau des Auges

Fur den Mensch ist das Auge eines der wich-tigsten Sinnesorgane. Mit ihm kann er Licht,

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KURS 2 – FARBEN

also Wellenlangen zwischen ca. 380 bis 780 nm,wahrnehmen.

Aufbau des Auges5

Sehvorgang

Damit wir einen Gegenstand sehen konnen,muss das Licht von ihm in unser Auge fallen.Nachdem das Licht durch die Hornhaut, dieLinse und den Glaskorper gebrochen wurde ent-steht ein umgekehrtes Bild auf der Netzhaut.Die Linse ist an Zonulafasern aufgehangt. Umdas Bild scharf zu stellen, kann die Linse durchden Zilliarmuskel abgeflacht oder abgekugeltwerden. Wenn wir in die Ferne sehen, ist derMuskel entspannt und die Linse abgeflacht. Be-trachten wir Gegenstande aus der Nahe, spanntsich der Zilliarmuskel an, die Linsenbander ent-spannen sich und die Linse kugelt sich ab. SechsMuskeln um das Auge herum sorgen dafur, dasswir verschiedene Punkte in unserem Gesichts-feld fixieren konnen. Die Iris, die sich vor derLinse befindet, reguliert den Lichteinfall undvergroßert oder verkleinert damit die Pupille.Bei hoher Lichtintensitat verkleinert sich diePupille, sodass nicht zu viel Licht ins Augefallt. Wenn es dunkel ist, vergroßert sie sich,um moglichst viel Licht ins Auge zu lassen.

Das Licht, das auf die Netzhaut (Retina) fallt,dringt durch das neuronale Geflecht der Netz-haut und die Sehsinneszellen hindurch und nurdas von der darauf folgenden Pigmentschicht

5aus Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/

Auge

zuruckreflektierte Licht wird von den Sehsinnes-zellen absorbiert. Bei ihnen unterscheidet manzwei Arten: Die Stabchen, die fur das Hell-Dunkelsehen und die Zapfen, die fur das Farb-sehen verantwortlich sind. Am gelben Fleck,der Stelle des scharfsten Sehens gibt es nurZapfen. Zur Peripherie nimmt die Anzahl derZapfen ab und im Verhaltnis die Anzahl derStabchen zu. Dort, wo der Sehnerv das Augeverlasst, befinden sich keine Sehsinnenzellen.Diese Stelle nennt man auch den blinden Fleck.Insgesamt gibt es in der Netzhaut etwa 125Millionen Stabchen und 6 Millionen Zapfen.

Die Netzhaut mit Sehsinneszellen6

Sehsinneszellen7

6aus Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/

Netzhaut7aus Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/

Netzhaut

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KURS 2 – FARBEN

Stabchen:

Die Stabchen ermoglichen es uns auch im Dam-merlicht noch Gegenstande zu erkennen. Damitwir uns von Tageslichtsehen auf das Nachtse-hen umgewohnen konnen, benotigen wir einehalbe Stunde. Stabchen sind etwas schlankerals Zapfen und enthalten einen Sehfarbstoff,der Rhodopsin oder Sehpurpur genannt wird,weil er Magentafarben ist. Sein Absorptions-maximum liegt bei etwa 500 nm; also bei Grun– der Komplementarfarbe von Magenta. Da al-le Stabchen den gleichen Sehfarbstoff haben,konnen wir mit ihnen keine Farben wahrneh-men. Außerdem sind Zapfen, die unser Farbse-hen bestimmen, bis zu 100 000 Fach wenigerlichtempfindlich als Stabchen. In Folge dessenkonnen wir nachts, bei geringer Lichtintensitat,keine Farben sehen. Um aber tatsachlich et-was wahrnehmen zu konnen, mussen mehrereSinneszellen gleichzeitig an einer Stelle gereiztwerden. Dies geschieht, wenn das von der Pig-mentschicht zuruckreflektierte Licht auf das inMembranen eingelagerte Rhodopsin fallt.

Ist eine Sehsinneszelle einmal belichtet worden,muss das Rhodopsin erst wieder nachgebildetwerden. Zur Bildung dieses Sehfarbstoffs be-notigen wir Opsin, der Proteinanteil, und vorallem Vitamin A. Deshalb sagt man Vitamin A(aus Karotten, usw.) starken die Sehkraft. Umfur diesen Generationsprozess Zeit zu habensind die Augen standig in unmerklicher Bewe-gung, damit nicht immer dieselben Sehzellenbelichtet werden.

Zapfen:

Bei Tageslichtsehen sind die Stabchen vollstan-dig gesattigt und unfahig Informationen uberdie Umwelt zu geben. Die weit weniger emp-findlichen Zapfen sind aber voll aktiv. Es be-finden sich drei verschiedene Zapfentypen inder Netzhaut. Je nach Sehfarbstoff sind derenAbsorptionskurven leicht verschoben und uber-lappen sich teilweise.

Auf diese Weise konnen wir Farben von einan-der unterscheiden. Die blauempfindlichen Zap-fen haben ihr Absorptionsmaximum im kurz-welligen Bereich (S-Zapfen). Die grunempfind-lichen Zapfen haben ihr Absorptionsmaximum

8aus Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/

Farbwahrnehmung

Absorptionskurve der Zapfentyp8

im mittelwelligen, die rotempfindlichen im lang-welligen Bereich (M-und L-Zapfen). Durch die-se Verteilung des Spektrums auf die drei Zap-fentypen ist die Additive Farbmischung, wiesie bei uns auftritt, zu erklaren. So konnen wirzum Beispiel rot-grunes Mischlicht nicht voneinem rein gelben Spektrallicht unterscheiden,da in beiden Fallen die M-und die L-Zapfenangesprochen werden. Das bedeutet, dass beiuns derselbe Farbeindruck entsteht, wenn einereine Spektralfarbe oder deren Mischfarbe inunser Auge fallt.

Netzhaut bis Gehirn:

Inzwischen geht man davon aus, dass die Signa-le der Zapfen nun nicht genau so zum Gehirnweitergeleitet werden, wie sie von den Zapfenausgesendet werden. Trotz der Aufteilung desSpektrums in drei Wellenlangenbereiche, dievon den Zapfen registriert werden konnen, be-sitzt der Mensch vier psychologische Farbkom-ponente. Paarweise ergeben sie Gegenfarben:Rot und Grun sowie Gelb und Blau. Ein drittesSystem, das Luminanz-System informiert uberdie Helligkeit und ergibt sich aus der Summeder Signale von Rot- und Grun-Zapfen. Das istnotig, da die Stabchen bei Tageslicht ubersat-tigt sind, also keine Informationen uber Hell-Dunkel geben konnen. Diese Farbverrechungfindet schon in der Netzhaut statt.

Alle gesammelten Informationen in der Netz-haut gelangen uber den Sehnerv, der das Augeam blinden Fleck verlasst, durch elektrischeImpulse und chemische Ubertragung bei denSynapsen zur Sehrinde des Großhirns. Erst hier

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KURS 2 – FARBEN

kommt es zum tatsachlichen Farbensehen.

In diesem Fall konnen wir nur durch die Verarbei-

tung der Farbeindrucke und unseren Erfahrungs-

werten etwas lesen.

Sehfehler

Unscharfe:

Unscharfes Sehen kann zum einen durch dieVerkrummung der Hornhaut oder die Verfor-mung des Augapfels zustande kommen, sodassalso der Brennpunkt nicht mehr auf der Netz-haut liegt. Bei Kurzsichtigen liegt der Brenn-punkt vor der Netzhaut, weil der Augapfel zulang ist. Bei Weitsichtigkeit ist der Augapfel zukurz und dadurch liegt der Brennpunkt hin-ter der Netzhaut. Die Kurzsichtigkeit kanndurch eine Zerstreuungslinse, die Weitsichtig-keit durch eine Sammellinse ausgeglichen wer-den.

Farbfehlsichtigkeit:

Wir Menschen sind Trichromaten, besitzen al-so drei verschiedene Zapfentypen, die je nachWellenlange des Lichts unterschiedlich gereiztwerden und so alle Farben wahrnehmen konnen.Es kann aber vorkommen, dass ein oder mehre-re dieser Zapfenarten ausfallen. Farbfehlsichti-ge konnen so bestimmte Wellenlangenbereichenicht wahrnehmen oder sie legen sie andersaus. Man unterscheidet deshalb je nach demwelcher Zapfentyp fehlt. Bei der Protanopie(Rotblindheit) wird Rot nicht wahrgenommenda sich Rot- und Grun-Zapfen nicht mehr un-terscheiden. Grunblinde sehen nur Farben vonGelb bis Blau, weil bei ihnen die Grun-Zapfendas Opsin fur langwelliges rotes Licht enthalten.Zwischen Gelb und Blau sehen sie nur Grauab-stufungen. Bei Blaublindheit wird Blau nichtwahrgenommen, weil die Blau-Zapfen schlichtweg fehlen.

Farbensehen bei TierenFlorian Sure

Wie kann man das Farbensehen beiTieren erforschen?

Das Farbensehen von Tieren lasst sich auf un-terschiedliche Weise erforschen. Man kann zumBeispiel eine Biene auf 2 verschiedene Gefaßefliegen lassen. In einem mit zum Beispiel blauerFarbe ist ein sußer Saft und im anderen, dasbeispielsweise gelb ist, nur Wasser. Lasst mandie Biene nun fliegen, probiert sie aus beidenBehaltern und fliegt wieder zuruck. Wenn mannun die Flussigkeiten umtauscht, sodass imgelben Becher nun der suße Saft ist und dieBiene dann auf den blauen Becher fliegt, kannman darauf schließen, dass die Biene ihr Fut-ter anhand der Farbe wiedererkennen wollte,d. h. die Biene kann Farben sehen und gelb undblau unterscheiden. Dieses Verhalten nennt sichFarbdressur und ist auch bei anderen Tierenmoglich.

Außerdem kann man die Netzhaut bzw. dieSehfarbstoffe untersuchen (Absorptionsspek-tren aufnehmen o. A.).

Farbensehen beim Hund

Der Hund hat im Unterschied zum Menschennur 2 Zapfen, d. h. er ist dichromatisch. Sei-ne Zapfen reagieren am starksten bei gelbemund blauem Licht. Der Hund hat allerdingswenige Zapfen (ca. 1 Mio, vgl. Mensch 6 Mio).Dafur hat er viel mehr Stabchen. Daraus kannman schließen, dass der Hund vor allem in derDunkelheit oder in der Dammerung sehr gutsehen kann und Farben weniger differenzierenkann.

Farbensehen beim Fangschreckenkrebs

Der Fangschreckenkrebs ist ein Tier mit ex-zellentem Farbsehvermogen. Er hat bis zu ca.100.000 Einzelaugen und 12 Zapfentypen, mitdenen er uber 100.000 verschiedene Farben er-kennen kann, dazu gehort auch UV-Licht undzirkular polarisiertes Licht (s. o.). Der Fang-schreckenkrebs sendet auch selbst polarisiertes

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KURS 2 – FARBEN

Licht aus und dies dient ihm als eine Art Ge-heimsprache unter Wasser.

Fangschreckenkrebs9

Farbensehen bei der Honigbiene

Die Honigbiene hat 3 Punktaugen (unten imBild mit Kreisen markiert) und 2 Fassettenau-gen. Mit den Fassettenaugen kann die Bienedie Polarisation des Lichtes erkennen, sodasssie sich besser orientieren kann. Die Honigbie-ne erkennt außerdem auch UV-Licht, da vieleBluten UV-Licht abstrahlen und die Biene dieBluten so besser findet.

Augen einer Honigbiene

Praktikum: Schweineaugen sezieren

Um das menschliche Auge genauer zu verstehenmuss man es untersuchen. Da es im Rahmenunseres Kurses nicht moglich war ein echtesMenschenauge zu sezieren, mussten wir uns mitSchweineaugen zufriedengeben. Wir haben mitSkalpell und Schere die Augen aufgeschnitten

9Autor: Claudia Loechte

und haben dann Glaskorper und Linse rausge-holt. Einige haben auch ein rechteckiges Lochhinten in das Schweineauge geschnitten.

Einfugen eines Sichtfensters in ein Schweineauge

Dadurch konnte man durch das Auge z. B. aufeine Kerze schauen und man sah sie spiegel-verkehrt. Wir konnten dann auch die einzelnenElemente des Auges betrachten, wie z. B. dieNetzhaut. Obwohl man dabei naturlich nichtdie einzelnen Zapfen und Stabchen erkennenkonnte, konnte man die Struktur der Netzhautsehen und fuhlen. Wir haben auch die Funk-tion der Linse getestet, indem wir sie uberein Blatt Papier mit Text gelegt haben undsie auch mal zusammengedruckt und ausein-andergezogen haben und das Bild wurde dannmehr oder weniger scharf. In einem Wasserglaswaren Linse und Glaskoper kaum zu erken-nen, da sie den gleichen oder zumindest einenahnlichen Brechungsindex wie Wasser haben.Das Schweineaugen-Sezieren war ein gelunge-nes Praktikum, bei dem niemand aus unseremKurs aussteigen musste und auch wollte.

Farben in der NaturSofie Kober

Farben haben sehr vielfaltige Bedeutungen undAufgaben in der Natur: Sie konnen der War-nung und Abschreckung, der Tarnung, der Wer-bung und der Kommunikation dienen. Farbstof-fe werden unter anderem auch in Steuerfunktio-

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KURS 2 – FARBEN

Betrachten eines Gegenstandes abgebildet durch ein

Schweineauge

nen und als ”Energie-Sammler“ (Chlorophyll)verwendet. Auf diese Themenbereiche gingenwir naher ein:

Tarnung ist fur viele Tiere von großem Nutzen.Entweder um sich vor Fressfeinden zu schutzenoder selbst ein erfolgreicher Jager zu sein. VieleTiere tarnen sich, indem sie sich ihrer Umge-bung anpassen, wie Eisbar und Wustenfuchs.Schneehase und Hermelin wechseln ihre Far-be je nach Saison. Einige Tiere, zum BeispielTiger und Leopard, tarnen sich durch ihre Mus-terungen, die die Korperumrisse verschwindenlassen. Ahnlich ist es auch bei den Zebras. EinEinzelnes ware in der Steppe sofort zu erken-nen, da sich die Farben gut vom Hintergrundabheben. Allerdings sind ihre Feinde verwirrt,wenn sie eine laufende Gruppe von Zebras se-hen, weil die Streifen die Umrisse der einzelnenZebras verschwinden lassen. Eine weitere Mog-lichkeit der Tarnung ist die Mimese. DieserBegriff ist griechisch und bedeutet ”tauschendeNachahmung“. Hierbei kopieren die Tiere leb-lose Teile ihrer Umgebung, wie Steine, Blatter,Aste, Kot, den Meeresboden etc. Sie werden

zwar nicht unsichtbar, sind aber nicht mehr zuerkennen. Selbst wenn Gefahr droht, fliehen sienicht, bewegen sich wenig und verlassen sichauf ihre perfekte Tarnung. Ein sehr gutes undbekanntes Beispiel sind die Gespenstschrecken

(u.a.”Wandelndes Blatt“). Sie tarnen sich alsLaubblatt und wiegen sich sogar hin und her,um ein im Wind wehendes Blatt nachzuahmen.

Gespenstschrecke

Rot, Gelb und Orange in Kombination mitSchwarz sind die typischen Farben der War-nung in der Natur, selten auch grun. In derRegel warnen diese Farben vor Gift oder Un-bekommlichkeit.

Feuersalamander

Mimikry, bei der wehrlose, harmlose Tierewehrhafte, gefahrliche Tiere in Farbe, Formund Verhalten nachahmen hilft vielen vor demGefressenwerden. Im Laufe der Evolution ver-anderten die Tiere ihre Farben immer wiederund wurden weniger gefressen, wenn sie die

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KURS 2 – FARBEN

gleichen Warnfarben trugen wie ihre gefahrli-chen/wehrhaften Zeitgenossen. So tauschen dieSchwebfliegen mit ihrer schwarz-gelben, wes-penahnlichen Farbung ihren Feinden eine Ge-fahrlichkeit vor, die sie gar nicht besitzen. ImTierreich fixieren Rauber ihre Beute oftmalsvor dem Angriff. Augen und augenahnlicheMuster haben auf viele Tiere also auch eineabschreckende Wirkung. Daher sind die soge-nannten Augenflecke meist bei wehrlosen Tie-ren, wie bei Schmetterlingen oder Raupen anzu-treffen. Einige Jager verwenden auch Mimikryund Mimese gleichzeitig, wie zum Beispiel derSeeteufel: Einerseits tarnt er sich selbst, ande-rerseits lockt er mit seinem Außeren kleinereFische an. Er hat ein wurmahnliches Anhang-sel, dass er hin und her baumeln lasst. AndereFische halten es fur etwas Essbares und wollenes verspeisen. Sobald sie nah genug sind, frisstder Seeteufel sie.

Bei der Partnerwerbung sind viele Tiere inprachtige Farbkleider gehullt, denn haufig giltje kraftiger die Farben, desto hoher die Fitnessund Gesundheit und desto großere Chancenauf einen Partner! Sehr schon kann man diesbei vielen Vogeln oder beim Lachs beobach-ten, der zur Paarungszeit rotlich wird. MancheEchsen nutzen ihre Farben auch um Rivalenabzuschrecken.

Blumen nutzen oft schillernde Farben, um ih-re Bestauber anzulocken. Dies war aber nichtimmer so, denn Blumen wurden erst vor ca.130 Mio. Jahren bunt. Davor wurden sie vomWind bestaubt. Seither dient die Vielfalt von

Farbtonen der Kommunikation zwischen Pflan-ze und Bestauber. Da die Pflanzen auf ihre Be-stauber angewiesen sind, spezialisierten sie sichund ihre Blutenfarbe wurde dem Farbsehvermo-gen der jeweiligen Hauptbestauber angepasst.So sind Bluten eher rot, wenn sie von Vogelnund Schmetterlingen bestaubt werden, Blau beiHummeln und haben Anteile von Ultraviolettbei Bienen und Hummeln. Zusatzlich ist dieBlutenmitte oftmals besonders kraftig gefarbt,damit die Bestauber schneller die Nahrungs-quelle finden. Die haufigsten Blutenfarben sindRot, Weiß, Blau, Gelb und Violett. Zur Bil-dung dieser Farbstoffe verwenden Pflanzen nureine relativ geringe Anzahl von Verbindungen.

Chamaleon

So sind fur rote, blaue und violette Farbtonemeistens Anthocyane und Anthocyanine ver-antwortlich. Fur gelbe und orangene Blutensorgen Carotinoide und/oder Flavone. Vieleweiße Bluten sind nicht nur einfach farblos,sondern besitzen, wenn auch fur das menschli-che Auge unsichtbare, Anteile von Ultraviolett,die verschiedenen Insekten den Eingang zurNahrungsquelle zeigen. Dunkle Farbtone, wiezum Beispiel die des Hundsveilchens, entstehenwenn mehrere verschiedene Farbzellentypenubereinander liegen. Manche Pflanzen habenlackartige Glanzeffekte, die entweder durch Ein-lagerung von Oltropfchen im Abschlussgewebeoder durch oberflachliche Wachsschichten undInterferenz (siehe Beugung und Interferenz)entstehen. Obwohl fast alle Pflanzenfarbstoffezu den sekundaren Pflanzenstoffen gehoren, dasie weder eine Funktion im Zellwachstum, nochim Stoffwechsel haben, sind sie trotzdem enormwichtig fur die Fortpflanzung der Pflanze.

Chlorophyll dagegen ist beim Stoffwechsel ei-ner Pflanze beteiligt. Es ist der Katalysator der

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KURS 2 – FARBEN

Fotosynthese, bei der aus CO2 und H2O mitder Energie des Sonnenlichts Zucker und O2

entstehen. Den Sauerstoff gibt die Pflanze als

”Abfallprodukt“ ab und wird durch unser At-men wieder in Kohlenstoffdioxid umgewandelt.

Farbwechsel

Es gibt nicht immer eine klare Abgrenzungzwischen Mimikry und Mimese, sowie zwischenTarnung, Warnung und Partnerwerbung. Ei-nige Tiere verwenden den Farbwechsel um al-le ”Farbaufgaben“ zu nutzen. So zum Beispielbeim Chamaleon oder beim Tintenfisch:

Fruher dachte man, das Chamaleon wechsleseine Farbe, um sich der Umgebung anzupas-sen und sich somit in der freien Natur per-fekt zu tarnen. Man dachte auch, dass es jedeFarbe annehmen kann. Heute aber weiß man,dass das nicht stimmt und der Farbwechselhauptsachlich der Kommunikation dient. Sokonnen Chamaleons mit bestimmten Farbun-gen Gefuhlszustande wie Hunger oder Sattheit,Partnersignale, Ruhebedurfnis, Unterlegenheit,Warnsignale usw. ausdrucken. Bei Angst undals Zeichen der Unterlegenheit werden die meis-ten Chamaleons grau, bei Stress nehmen siehelle Tone an, bei der Partnerwerbung leuchtensie in ihren buntesten Farben und bei Angriffs-lust prasentieren sie sich in einem kraftigen,roten Farbkleid.

Die Chamaleons haben keinen bewussten Ein-fluss auf ihren Farbwechsel; er wird hormonellbzw. durch Nervenreize gesteuert. Der Farb-wechsel funktioniert folgendermaßen: In der Un-terhaut eines Chamaleons liegen zwei Farbzel-lentypen ubereinander. Die unteren Farbzellensind Iridocyten, auch Flitterzellen genannt. Die-se enthalten kleine Guaninplattchen. Guaninist eigentlich farblos. Erst durch Interferenz anden Grenzflachen der dunnen Plattchen entfal-tet sich die Farbwirkung. Uber den Flitterzellenliegen die farbpigmenthaltigen Zellen, die Cho-matophoren. Die Farbpigmente sind entwederuber die ganze Zelle verteilt oder in bestimmtenBereichen konzentriert. An denChromatopho-ren sind radial Muskelstrange angeheftet. Wenndas Chamaleon auf Nervenreize reagiert, zie-hen sich die Muskelstrange zusammen und dieelastischen Pigmentsackchen werden gedehnt.Dabei breiten sich die Pigmentfarbstoffe aus

und werden mithilfe von Flitterzellen sichtbar.

Auch Tintenfische konnen ihre Farbe wech-seln. Sie besitzen kugelformige, mit Melaningefullte, Chromatophoren. Mit Hilfe der Farb-zellen konnen sie sich tarnen oder ihre Stim-mung ausdrucken. An diese greifen funf Mus-kelstrange an, die die Zelle in erregtem Zustandauseinander ziehen. Es ist ein Farbfleck auf derHaut erkennbar. Zusatzlich sind in der Hautder Tintenfische Spiegelzellen eingelagert, diedie Umgebungsfarbe reflektieren.

Schmetterlinge sind wohl die buntesten undschillerndsten Wesen der Natur. Diese Farben-pracht haben sie den Schuppen auf ihren Flu-geln zu verdanken, die Chromatophoren ent-halten. Durch Anordnung und innere Strukturpigmentloser Zellen nutzen die Schmetterlingeviele optische Effekte, wie Brechung, Streuung,Reflexion, Absorption und Interferenz.

Tagpfauenauge

Psychologie und Manipulation

Konstantin Sasse

”Das Leben ist bunt“ – denn wir sehen Far-ben und nehmen sie uberall wahr. Sie sind furden farbsichtigen Menschen allgegenwartig undselbstverstandlich. Man kann sich eine Welt oh-ne Farberlebnisse kaum vorstellen, da wir Far-ben schon seit der Geburt an wahrnehmen undmit unserem Erleben, unseren Erfahrungen, ab-speichern. So beeinflussen Farben unsere Ge-fuhle, rufen Erinnerungen wach und halten furuns eine bunte Vielfalt des Sehens im Gehirnbereit. Demzufolge bestimmen Farben unser

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KURS 2 – FARBEN

Leben, denn sie konnen nur im dunklen Raumfur unsere Augen ausgeblendet werden, nichtin unserem Gedachtnis. Dies wird besondersdeutlich, wenn man versucht, sich ein Lebenohne Farben vorzustellen. Dann geht es demDenkenden so, dass er das, was er ausblendenwill in den Vordergrund ruckt: er wird Farbensehen – nicht nur schwarz, weiß und grau. Alsowerden wir in gewisser oder besonderer Weisedurch Farben bestimmt.

Betrachten wir das Angebot der Farbenvielfaltin der Natur. Ihre Fulle erleben wir zu allenJahreszeiten. Das Spannungsfeld liegt dabeiin ihren unterschiedlichsten Wirkungsweisenihrer Farbuberzuge. Hier sei das Drohen oderWerben mit Farbe, das Anlocken oder das Scho-cken mit Farbflecken genannt. Beeindruckendist auch, das geschickte Tarnen durch scheinba-re Anpassung des Farbenkleides in der Natur.

Greifen wir zu einigen Beispielen aus der Natur(siehe Artikel Farben in der Natur).

Farben und ihre Signale bzw. ihre bedeutungs-volle Wirkung sind nicht nur in der Natur zu fin-den, sondern wir Menschen verwenden ebenfallsFarben, um eine Wirkung zu erzielen. Auchhier gibt es eine Vielzahl von Beispielen zunennen. Zur Warnung benutzen wir gerne dierote Signalfarbe: rote Warnschilder (STOP),rotes Licht vor dem OP-Saal, roter Punkt furHeißwasser . . . Die Tarnfarben finden wir beider Bundeswehr, auch hier sollen die Erdfarbendas Leben schutzen. Bei uns greifen Frauen zueinem wohldurchdachten Farbenmix bei ihrerKleidung, um bei der Partnerwerbung gesehenzu werden. Der rote Lippenstift und Nagel-lack als Signalfarben sind besonders auffalligund sorgen fur Hingucker. So dienen Farbenauch der indirekten Kommunikation. In un-serer Kultur verstehen wir unsere Absichtendurch Kleidungsfarben: die Schwarze Kleidungzur Beerdigung als Zeichen der Trauer oder derdunkle Anzug fur Seriositat, Bunt jedoch zumAnlass der Freude wie an Sommertagen oder anFastnacht, das weiße Kleid zur Hochzeit oderzur Taufe, um die Reinheit zu symbolisieren,das Positive auszudrucken. Doch gibt es auchhier Unterschiede in den Kulturen. Zum Bei-spiel tragt man in Indien zur Beerdigung Weiß.Unter Modefachleuten wird jedes Jahr eine Mo-

defarbe fur Verkaufszwecke kreiert (2001 war esschwarz). Ferner hat man bei Untersuchungenfestgestellt, dass im Bezug auf andere Farbendie Farbe Gelb weniger benutzt wird, da sie hierin Europa mit negativen Eigenschaften verbun-den wird, wie z. B. der Judenstern oder gelbals Farbe der Randgruppen und der Kranken.

Wichtig zu wissen, dass wir auch immer voneiner personlichen Wahrnehmung bei Farbensprechen mussen. Wenn der Blick auf eine Far-be fallt, wirkt diese in zwei unterschiedlichenArten. Zunachst die direkte oder kurzfristigeArt, so zu sagen der erste Eindruck einer Farbe.Dort gilt zu unterscheiden ob die Farbe einemwarm oder kalt, leicht oder schwer, aggressivoder beruhigend vorkommt.

Die andere Art ist die langfristige Wirkung derFarbe. Von Langfristigkeit spricht man, wennman z. B. in einem Buro arbeitet und diesesin graulichen Tonen gestrichen ist, so ist nach-gewiesen, dass dort die Stimmung zu sinkenbeginnt und man schlechte Laune bekommt.Um dieser Erkenntnis Bedeutung zu geben,ist es nicht egal, in welcher Farbe Schulrau-me, Wohnraume, Kindergarten etc. gestrichenwerden.

In jeder Kultur ordnet man Farben bestimmteEigenschaften zu. In jedem Menschen gibt eswiederum ein generelles, innewohnendes, kol-lektives Muster von Farbbedeutungen, was je-der in sich tragt, egal wo er auf dieser Weltlebt. So soll die Farbe Rot bei allen Menschengleichermaßen erregend wirken. Die Farbe Rotbedeutet zum Beispiel auch Feuer. Das Feu-er ist heiß also muss man bei der Farbe Rotachtsam sein, damit man sich keine Schmer-zen zufugt. Da das Feuer uberall auf der Weltbekannt ist, hat jeder das Muster dieser Erfah-rung verinnerlicht. Doch gibt es auch manchekulturelle Abweichungen. Die Wustenbewoh-ner verknupfen schlechte ”heiße“ Erfahrungenmit dem gelben heißen Sand und der gelbenSonne, im Gegensatz dazu haben die Bewoh-ner, die selten sonniges Wetter haben, sehr guteErinnerungen und das Gelb weckt in ihnen dieFreude. Oder die Farbe gelb als Farbe der Kai-ser in China und in Europa ist es die Farbe derRandgruppen. Auf die Frage ”Welche Farbe hatdie Liebe?“ heißt die haufigste Antwort ”rot“,

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KURS 2 – FARBEN

Waschmittelverpackungen Ariel und Persil

man wird gelb vor Neid und man ist blau, wennman zu viel getrunken hat.

Diese spezifischen Eigenschaften von Farbenlassen sich als die Lieblingsfarben auf die Men-schen ubertragen.

Ordnet man nun bestimmte Farben in seinerLieblingsreihenfolge an, dann bekommt maneinen Eindruck uber seine Einstellung zumLeben, seine Vorzuge, seine Begabungen usw.Manche Firmen lassen einen Farbentest auchvon ihren Bewerbern absolvieren. Er bringtAuskunft uber Willenskraft, Durchzugsvermo-gen oder Motivation. Der beruhmteste dieserArt Test kommt von Herrn Luscher und ist imInternet unter google.de und Luscherfarbentestzu finden – einfach mal ausprobieren um neueSeiten von sich selber kennenzulernen.

Da Farben immer vorhanden sind, haben sieauf uns einen großen Einfluss. Deshalb lassensich die Menschen durch sie manipulieren. Die-se Manipulation funktioniert nur, weil wir vonGeburt an Farben/Farbeindrucke sammeln undsie im Gedachtnis speichern. Durch den perma-nenten Kontakt mit ihnen ist das nicht verhin-derbar. Im Laufe der Zeit werden dann Emotio-

nen, Situationen und Erfahrungen im Unterbe-wusstsein mit verschiedenen Farben verknupft.Diese Erfahrungen werden wieder hervorgeru-fen, wenn man der Farbe erneut begegnet undes ergibt sich eine unbewusste Reaktion, diedas Denken, Fuhlen und Handeln beeinflusstbzw. manipuliert. Die Werbung macht sich die-se Erkenntnis zur Nutze, um gezielt Menschenzu manipulieren. Das funktioniert eben nur,weil wir Farben mit Eigenschaften assoziieren.

Die Waschmittel Werbung ist ein sehr eindeu-tiges Beispiel. Beide Verpackungen weisen die-selben Farben auf. Zuerst fallt einem der Pro-duktname ins Auge, dies geschieht weil wirrot als Signalfarbe erkennen und ihr deshalbmit erhohter Aufmerksamkeit begegnen. Diezentralen Farben sind weiß und ein grun, dassich in gelb verlauft. Diese Farbkombinationerweckt ein Gefuhl von Sauberkeit. Auch dasin Teilen vertretene Blau vermittelt dies. DasProdukt wirkt mit den Farben zweckgerich-tet. Man erkennt, dass die FarbkombinationenEigenschaften besitzen, die uns zum Kauf an-regen. Ein weiteres sehr eindeutiges Beispielist dieses Logo.

Die direkte Wirkung des Originals ist warm

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KURS 2 – FARBEN

Lesezeichen der Farbe Blau

und anziehend. Das helle Grun des etwas ande-ren Logos verbinden wir schon seit Urzeiten miteher unreifen Fruchten. Ebenso hat die Farbedunkelblau und schwarz nicht mit Essen zu tun.Die roten und gelben Tone des originalen Logosverbinden wir dagegen mit den reifen Fruchten.Die Farben lassen uns sofort an Essen denken,regen den Speichelfluss an und der potenzielleKunde bekommt Hunger. Diese Farben sindnicht mit zufallig gewahlt, denn andere Firmenverwenden dieselben Farbtone. (so wie BurgerKing oder Langnese)

Ein anderes Beispiel sind die Kreidetafeln in derSchule. Sie sind in allen Schulen durchgehendin dunkel grunen Farbtonen. Als diese Farbegewahlt wurde, standen noch schwarz und rotneben dem Grun zur Auswahl. Der Kontrast istmit Schwarz am besten, jedoch wirkt Schwarzsehr trist und ist die Farbe der Trauer. Rot undGrun waren im Kontrast relativ gleichwertig,doch die rote Farbe macht bei einem 8 StundenSchultag eher aggressiv. Deshalb hat man sichfur das beruhigende Grun entschieden.

Einer der gangigen verwendeten Kennfarben istdas Postgelb. Gut in der Stadt sichtbar, wusstejeder wo die Post eingeworfen werden musste.Ein positives Beispiel, wie Farbe uns fuhrt.

MCs

Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt von Bei-spielen aus dem taglichen Leben. Vielleichtgehen wir mal aufmerksamer zum Einkaufenoder durch den Wohnort und stellen so mancheFarbgestaltung und seine Wirkung bewussterfest.

Moderne Psychologen und Farbtherapeuten sa-gen, dass sich niemand der Wirkung von Far-ben entziehen kann. Farben besitzen Macht,mit denen wir Menschen in positiver oder in ne-gativer Weise in Beziehung treten. So konnenwir auch verstehen, dass Farbtherapien zu Hei-lungsprozessen angewandtwerden oder warumwir Farben ablehnen oder bevorzugen.

Abschließen mochte ich mit dem Zitat einesKunstpadagogen:

”Farbe ist das Leben, denn eine Welt ohne Far-ben erscheint wie tot. Das Wesen der Farbeist traumhaftes Klingen, ein Musik gewordenesLicht.“

Kunstpadagoge Johannes Itten (1888-1967)

In den zwei Wochen Akademiezeit hat mannur wenig Zeit, um sich in der Tiefe mit derPsychologie der Farben zu beschaftigen, denndie Farbenwelt und ihre Wirkung auf den Men-schen wird immer so komplex sein, wie dasIndividuum selber, eine Herausforderung furden Forscher.

FarbmittelSarah Nill

Fur den Laien sind alle farbenden Stoffe Farb-stoffe. So ist es aber nicht. Die Fachwelt defi-

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KURS 2 – FARBEN

niert den ”Farbstoff“ aber enger, namlich alsein ”Farbmittel“.

Bis zur industriellen Herstellung großer Mengensynthetischer Farbstoffe ab Mitte des 19. Jahr-hunderts schrankten Verfugbarkeit und kostendie Nutzung von Farben ein. Man konnte bisdahin Farbstoffe nur aus Pflanzen, Tieren, Mi-neralien und Erden herstellen. Zu Zeiten derHohlenmalerei vor 35 000 Jahren wurden dieFarbmittel aus Erde und Mineral gewonnen,deswegen erhielt man auch nur rot, schwarz,grau und gelb Tone.

Hohlenmalerei

Spater erlernte man weitere naturliche Farbmit-tel herzustellen. Einer davon war zum BeispielIndigo, der aus einer Pflanze gewonnen wird.Er ist einer der altesten und wichtigsten Textil-farbstoffe und wird aus der Indigoferapflanze(tropisch) oder dem einheimischen Farberwaidgewonnen.

Das Farbmittel Indigo wird auch Waid- oderStahlblau genannt und dient zur Jeansfarbungoder auch als Holzschutzmittel. 1897 gelanges dem deutschen Chemiker Adolf v. Baeyerdas Indigoblau zu synthetisieren und dies warder Beginn des Siegeszuges der ”Blue Jeans“.Seither produziert der deutsche ChemiekonzernBASF große Mengen davon. Jahrlich werdenrund 17 000 t des synthetischen Indigos her-gestellt und davon allein 10% in der BASF.Nun haben wir in unserem Kurs selbst aucheinmal eine kleine Attrappe von Baumwoll-jeans gefarbt. Zuerst mussten wir eine Kupeherstellen d. h. wir haben in ein Becherglas einwenig Indigopulver mit einem Schluck Brenn-

Farberwaid

spiritus gegeben. Danach haben wir dies mitetwas heißem Wasser aufgefullt. Zum Schlusskam noch ein klein wenig von dem Redukti-onsmittel Dithionit dazu. Dieses brauchte man,weil Indigo nur im reduzierten Zustand wasser-loslich ist und an Baumwollfasern haftet. DieseKupe sah nun gar nicht blau sonder eher grunaus. Zum Farben wurde die Baumwolljeansin das Becherglas mit der Kupe gelegt. Nunmusste man ein paar Minuten warten um danndie Jeans herauszunehmen. Diese war nun im-mer noch nicht richtig blau, denn erst durchdas Oxidieren an der Luft bekamen wir einerichtig blaue Jeans. Die Jeans war nun licht-und waschfest gefarbt.

Desweitern beschaftigten wir und mit naturli-chen Farbmitteln aus Tieren. Da fallt jedemnaturlich sofort die Purpurschnecke ein. Jedochgibt es auch noch ein Farbmittel, das uns jedenTag fast in den Lebensmitteln gegenubertritt.Namlich das Cochenille rot. Das Farbmittelwird nur aus den Eiern und dem toten Kor-per der weiblichen Cochenille-Lause gewonnen.Diese sind ungefahr so groß wie ein Streichholz-kopf.

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KURS 2 – FARBEN

Selbstgefarbte Jeans

Meistens ist das rot von unseren Lebensmittelnvon den Lausen, weil es der einzig, naturlichhergestellte Farbstoff aus einem Tier ist, der inDeutschland als Lebensmittelfarbstoff zugelas-sen ist. Man findet ihn wieder in M&M‘s, Cam-pari, Gummibarchen und noch vielem mehr.Naturlich wollten wir dieses Farbmittel auchselber herstellen. Zuerst mussten Lause kleingemorsert werden, um sie danach in schwefel-saurem Wasser aufzukochen. Dies war jedochgleich einmal gar nicht so leicht ohne dass allesuberkochte. Danach wurde etwas Kalk dazugemischt und dann gefiltert. Dies mussten wirdann aber erst einmal uber Nacht stehen las-sen. Fur das zu farbende Seidentuch brauchtenwir dann auch noch eine Beize. Die Beizionen(z. B. Al3+, Cr3+, Zn2+, Fe3+, . . . ) behandel-ten die Seide so, dass sie am folgenden Tagsofort in den Farbstoff gegeben werden konnteund die Farbe gut annahm. Diesen Vorgang ver-kurzten wir, indem wir das Becherglas mit derSeide kurz auf 70°C erhitzten. Danach musstenwir die Seide nur noch grundlich mit Wasserauswaschen und dann trockenen. Als Ergebnisbekamen wir wunderschone rot bis pinkfarbeneSeidentucher.

Leider hat in unsrem Farbenkurs die Zeit nichtmehr gereicht, um die vielen synthetisch her-gestellten Farbmittel zu besprechen. Fast al-le Farbmittel, die wir heute einsetzen, werdenvon der chemischen Industrie synthetisch herge-stellt. Dies ist viel kostengunstiger ist und dieFarben sind leichter anwendbar. Fruher hatteman nur ein beschranktes Farbspektrum und

Cochenillelause

man konnte die Farbmittel nur umstandlichund in begrenzten Mengen herstellen. Die Far-beverfahren waren dazu noch sehr aufwendigund man erhielt haufig nur blasse Farben. Abdem 19. Jahrhundert gelingt es Farbchemikernpreiswerte, naturliche Farbmittel in großerenMengen zu erlangen. Nun hatte man auch einegroße Vielzahl leuchtender und lichtbestandi-ger Farben. Heute kann die chemische Indus-trie weit uber 100 000 verschiedene syntheti-sche Farben aufweisen, jedoch werden nur 7000wirklich benutzt und 500 in großeren Mengenhergestellt.

LumineszenzThomas Wiesner

Wir hatten einen Schwerpunkt unseres Kursesauf das Thema Lumineszenz gelegt, ein Pha-nomen, das jeder auch aus dem Alltag kennt:Leuchtsterne, Gluhwurmchen, Tiefseequallen,Uhrzifferblatter, Knicklichter – sogar gentech-nisch veranderte Fische und Mause lumineszie-ren.

10aus Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/

Leuchtkafer

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KURS 2 – FARBEN

Selbstgefarbtes Seidentuch

Man unterscheidet dabei zwischen Fluoreszenzund Phosphoreszenz. Bei Fluoreszenz (wie beimFluorescein oder Textmarkern) wird die auf-genommene Energie sofort wieder abgegeben,was heißt, dass man kontinuierlich Energie hin-zugeben musste um die Fluoreszenz aufrechtzu erhalten. Die Phosphoreszenz speichert dieEnergie eine Weile und gibt sie uber einen lan-geren Zeitraum langsam wieder ab, wie z. B. inUhren oder Leuchtsternen.

Es gibt viele verschiedene Arten von Lumines-zenz, die haufigsten zwei sind die Fotolumines-zenz und die Chemolumineszenz, welche auchsehr nahe an der Biolumineszenz liegt. Mit die-sen haben wir uns naher befasst.

Fotolumineszenz kommt durch Lichteinstrah-lung zustande. Das Licht wird vom lumines-zierenden Korper umgewandelt (z. B. wandelnmanche Korper UV-Licht in fur uns sichtba-res Licht um) und gibt das Licht in anderenIntensitaten und Wellenlangen wieder ab, wasvom Stoff abhangt. Die Fotolumineszenz wirdin der Gentechnik in Form eines Marker-Genszum Uberprufen ob ein Gentransfer geglucktist, aber auch in Leuchtsternen zum Vergnugenausgenutzt.

Chemolumineszenz kommt durch chemische Re-aktionen zustande, die die entstehende Energienicht in Form von Warme sondern fast aus-schließlich in Form von Licht abgeben. Das istder Grund, aus dem man Lumineszenz auch als

”kaltes Licht“ bezeichnet. Die Chemolumines-zenz wird in der Kriminalistik zum Nachweisenvon Blut eingesetzt, durch den Luminolversuch

Gluhwurmchen10

(der bei der Endprasentation der Farbengrup-pe gezeigt wurde), sowie in den Knicklichtern,wobei ein Farbstoff die Lichtfarbe beeinflusst.

Die Biolumineszenz wird hauptsachlich mit 2verschiedenen Systemen ausgelost. Einerseitsdurch den Luciferin-Luciferase Vorgang, beidem Luciferin durch das Luciferase-Enzym oxi-diert wird und beim Ubergang zuruck in denGrundzustand ein Photon abgibt, andererseitsin Bakterien, in denen auf einen Reiz hin ei-ne Reaktion mithilfe eines Proteins und Was-serstoffperoxid katalysiert wird, die das Lichtaussendet. Die Methode der Bakterien ist zwarnicht so effektiv wie das der hoheren Lebewesen,kam aber schon Millionen von Jahren fruherin der Evolution vor.

Es stellt sich dann doch immer wieder die Frage,wie die Lumineszenz funktioniert. Vereinfachtkann man es mit folgendem Modell beschrei-ben:

Ein Elektron wird in einer Atomhulle vom Wegum den Atomkern abgebracht und zwar durchEnergie, deren Form von der Art der Lumi-

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KURS 2 – FARBEN

Lumineszierende Notizzettel

Mause nach Genversuch im UV-Licht

neszenz abhangt (wenn es Fotolumineszenz ist,Energie in Form von Licht, bei Chemolumines-zenz chemische Reaktionsenergie, bei Elektro-lumineszenz Energie in Form von elektrischemStrom, etc.). Das Elektron entfernt sich einwenig vom Kern, d. h. es begibt sich in einenhoheren Energiezustand. Beim Weg zuruck inden Normalzustand gibt es die aufgenommeneEnergie in unterschiedlichen Stufen ab. Je gro-ßer der Energiesprung, desto energiereicher undsomit kurzwelliger ist das Licht, das freigege-ben wird. Das Elektron muss nicht nur in einerStufe in den Ausgangszustand ”zurucksprin-gen“, es konnen auch mehrere sein, wodurchdie Farbanderung des freigegebenen Lichts imGegensatz zum evtl. zum Anstrahlen benutz-ten Licht zustande kommt (in diesem Fall warees eine Fotolumineszenz).

Chemolumineszenz

Ein Beispiel ware:

Fluorescein wird mit einer UV-Lampe bestrahltund fangt an, gelb zu leuchten.

Wir sehen das UV-Licht nicht, jedoch machtes das Fluorescein fur uns sichtbar. Das Licht

”stoßt“ Elektronen innerhalb der Flussigkeit ausihren Bahnen und diese geben ihre Energie inStufen und damit in Wellenlangen wieder ab,die in unserem Auge zu einem Gelb zusammen-gefugt werden.

Exkursion zu BASF

Annelie Schon und Luiza Mattoso

Am 7. September 2009 hat unser Farbenkurs ei-ne Exkursion zur BASF mit dem SchwerpunktEffektpigmente gemacht.

Weil wir einen langen Anfahrtsweg mit derS-Bahn hatten und wir sehr fruh aufstehenmussten, kamen wir recht mude am Tor 5 derBASF an, wo uns Frau Seefeldt abholte. UnsereMudigkeit verflog aber sofort als wir erfuhren,dass wir ”geheime“ Informationen der BASFerhalten wurden. Wir durften zum Beispiel aufdem ganzen Gelande keine Fotos schießen odermit unseren Informationen zu Konkurrentengehen.

Das Besprechungszimmer war ziemlich komfor-tabel eingerichtet und wir wurden mit Getran-ken und Keksen versorgt. Frau Seefeldt hat

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KURS 2 – FARBEN

uns den groben Tagesablauf geschildert unddanach haben wir endlich erfahren was BASFbedeutet. Diese Information hatten wir schonim Internet gesucht und nicht finden konnen.

BASF bedeutete ursprunglich ”Badische Anilinund Soda Fabrik“ und ist das weltweit fuhrendeChemieunternehmen. Im Laufe der Globalisie-rung hat sich man den Untertitel ”The Chemi-cal Company“ zugelegt. Allein in Ludwigshafenarbeiten 30% aller Mitarbeiter weltweit.

Zu den bekannten Produkten gehoren Sport-boden, Baumaterial, verschiedene Kraftstoffeund der Superabsorber in Windeln.

Nachdem wir diese und weitere allgemeine In-formationen erhalten hatten, haben wir zusam-men eine Einteilung zu den Farbmitteln erstellt.Dabei unterscheidet man zunachst zwischen un-loslichen Pigmenten und in einem bestimmtenMedium loslichen Farbstoffen. Die Pigmenteunterteilt man wieder in transparente und de-ckende Pigmente. Bei transparenten Pigmen-ten geht ein Teil des Lichts durch den Stoff,wahrend bei deckenden Pigmenten das Lichtvollstandig reflektiert und absorbiert wird.

Eine besondere Art von Pigmenten sind die Ef-fektpigmente. Die Effektpigmente findet manauf sehr vielen Produkten zum Beispiel in Auto-lacken, auf Shampooflaschen und auf vielen an-deren Kosmetikprodukten, aber auch auf Kin-derspielzeug.

Ein Effektpigment besteht beispielsweise auseinem Glimmerplattchen, das mit Metalloxidbeschichtet wird, damit es sichtbar ist. Die Be-schichtung ist sehr dunn, namlich nur 70-140Nanometer dick. Solche Schichtdicken erreichtman durch besondere chemische Prozesse. Dadiese Prozesse aber Betriebsgeheimnisse derBASF sind, konnte uns Frau Seefeldt hierzukeine genaueren Angaben machen.

Durch die unterschiedliche Schichtdicke undden Betrachtungswinkel lassen sich die Farbef-fekte steuern (siehe Interferenz). Um optimaleVerhaltnisse zu schaffen, werden die Glimmer-plattchen mehrfach und mit unterschiedlichenPigmenten beschichtet.

Es blieb aber nicht nur bei der Theorie. Nacheinem kleinen Imbiss hatten wir die Gelegen-heit, eine Fuhrung im Labor zu machen. Zu-

erst haben wir erfahren, wie man Pigmentplatt-chen aus Kunststoff herstellt: Zunachst wirdder Kunststoff im Extruder verarbeitet, dannwird Granulat eingefullt und die Schmelze mitGas unter Druck aufgepustet, sodass Folienoder Hohlformen entstehen. Danach kommtder Kunststoff in die Spritzgussmaschine, wirddort zu einer bestimmten Form geschmolzenund anschließend mit normalen Pigmenten oderEffektpigmenten gefarbt.

Um zu testen ob der Lack wetterbestandig ist,bestrahlt man lackierte Gegenstande einige Zeitlang mit UV-Licht. Je weniger sie sich entfar-ben, desto besser ist der Lack. Spater durftenwir auch selbst einen Basis-Lack auf schwarzemund weißem Blech auftragen. Auf dem weißenBlech glitzert der Lack nicht so wie auf demschwarzen. Das liegt daran, dass Weiß das Lichtreflektiert und somit die Effektpigmente uber-strahlt und Schwarz das Licht absorbiert unddaher die Effektpigmente gut sichtbar sind. DieTeilchen der Effektpigmente nennt man Borosi-likat. Diese spielen eine große Rolle beim Glanzder Effektpigmente: Je großer ein Teilchen ist,desto besser kann es das einfallende Licht re-flektieren und desto starker schimmert es. Diekleinen Teilchen streuen das Licht und schim-mern deshalb kaum. Zum Schluss haben wirnoch ein Effektpigment unter dem Mikroskopbetrachtet.

Transparente Effektpigmente in unterschiedlichen

Schichtdicken von Titandioxid.11

Dann war die Fuhrung im Labor zu Ende,und wir fuhren zu einer anderen Abteilungder BASF. Nachdem wir das Gebaude gewech-selt und einen kurzen Einleitungsfilm, in demnochmals die Sicherheitsvorkehrungen erwahntwurden, gesehen hatten, wurden wir mit dem

11Bild: BASF

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KURS 2 – FARBEN

Bus durch die Straßen der BASF gefuhrt. Unswurde etwas uber die Geschichte erzahlt, unddie zahlreichen Gebaude wurden beim Vorbei-fahren erklart.

Die BASF ist mit ihren 11 km2, das entsprichtdreimal der Flache Monacos, das großte Che-mieareal weltweit. Die Firma wurde 1865 alsFarbenfabrik gegrundet und besitzt heute eineVielzahl von Produktionsstatten. Das ”A“ beiBASF kommt von der Anilinfabrik. Die Indigo-fabrik, die Farbenfabrik und die Styrodurfabriksind auch ein wichtiger Bestandteil der Firma.

Um das Gefrieren von Produkten zu verhin-dern wird Glycol benutzt, auch das wird beider BASF hergestellt. Außerdem besitzt dieBASF eine Ameisensaurefabrik, eine Kohlen-saurefabrik, die weltweit bekannte Ammoniak-fabrik und drei Chlorfabriken, die die großtenStromverbraucher der BASF sind. In der BASFsteht noch ein Forschungshaus, ein Lagerhausund das Friedrich-Engel-Hochhaus, das ersteHochhaus in Deutschland, das nach dem erstenWeltkrieg gebaut worden ist.

Mude Kursleiter

Da die Firma direkt am Rhein liegt, nutzt mandies auch aus, indem man das Rheinwasser zurKuhlung exothermer Reaktionen nutzt. DurchKlarwerke wird dieses entnommene Wasser ge-reinigt und anschließend oft sauberer als zuvorin den Rhein zuruckgefuhrt.

Die Petrochemie ist das Herz der BASF. Dortwird Erdol innerhalb weniger Sekunden zerlegt.Zur Fabrik gehort selbstverstandlich auch eineGasverbrennungsanlage, und damit die Emis-sionen in Grenzen gehalten werden konnen,

fahren auch Messfahrzeuge durch die Anlagen,die Emissionen messen.

Als die Fuhrung mit dem Bus fertig war, ver-ließen wir mit neuen Informationen die BASFund fuhren sehr erschopft mit dem Zug zurucknach Adelsheim.

Ausklang

Alles so schon bunt hier?! So fing es fur euch(zumindest in diesem Kurs) vor nicht ganz ei-nem Jahr an. Wir haben oft genug gefragt, obes bunt, hell, leuchtend oder glanzend genugwar, und wir hoffen, ihr habt alle verstanden,dass wir unseren Kurs sehr ernst genommen,aber niemals ins Zentrum der Akademie gestellthaben. Ihr sollt nicht bei jeder schonen Farbeuberlegen, welche Wellenlangen nun absorbiertund welche reflektiert werden, uber die Lan-ge eines konjugierten Doppelbindungssystemsgrubeln, im Geiste die Schichtdicke eines Glim-merkristalls abschatzen oder gar berechnen, wieweit ein Elektron aus dem angeregten Zustandzuruckfallen muss (tut es namlich nicht, O-TonMatthias). Manchmal ist es auch erlaubt, Pha-nomene einfach hinzunehmen und zu genießen.Das wunschen euch jedenfalls

Matthias und Gunther

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