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La Vida Cubana - Leseprobe

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Zwölf Reiserzählungen illustriert mit dreizehn Bildern in Aquarell und Acryl berichten von Begegnungen und Eindrücken, die das Autorenpaar während ihrer Kubareisen in den verschiedensten Regionen der karibischen Insel erlebt und gewonnen haben.

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La Vida Cubana - Leseprobe

La Vida Cubana – Liebeserklärung an ein Volk

Marion Reichrath und Klaus Brabänder

Zwölf Reiserzählungen illustriert mit dreizehn Bildern in Aquarell und Acryl berichten von

Begegnungen und Eindrücken, die das Autorenpaar während ihrer Kubareisen in den

verschiedensten Regionen der karibischen Insel erlebt und gewonnen haben.

ISBN: 978-3-943121-06-3

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Inhalt Mobilität - Was jemanden erwartet, der ein Moped mietet, oder was sonst noch im Straßenverkehr

zu beachten ist.

Putzkolonne - Wie die Kubaner in Banes unser Moped bewacht haben, und was sonst noch alles auf

dieser Fahrt passiert ist.

Idole - Ein Besuch in Fidels Geburtsort, und wie zwei Sachsen es erlebt haben.

Banking - Erlebnisse beim Geldwechseln in einer kubanischen Bank.

Flugangst - Mit einem uralten Flugzeug unterwegs von Guardelavaca nach Baracoa, und wie

Flugängste überwunden werden können.

Manuel - Private Kontaktaufnahme, ein Tag bei einer Familie in einem Dorf, die Risiken, und was

dabei herauskommen kann.

Der Abend bei Antonio - Abendessen bei einem kubanischen Fischer und seiner Familie. Über die

Schwierigkeiten bei privaten Besuchen.

La Ciudad de Habana - Ein Streifzug durch die Altstadt der kubanischen Hauptstadt und das

Zusammentreffen mit skurrilen Typen.

Der Trompetenspieler - Eine einfühlsame Erzählung über die Begegnung mit einem

Trompetenspieler in der Industriebrache von Cárdenas.

Cárdenas - Erlebnisse in einer Stadt mit Depressionen.

Rosa in Chorro de Maita - Ausflug zu einer Ausgrabungsstätte und Rosas Hütte.

Wo ist Fidel? – Vom Kult der Helden und Parolen

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Autoren

Marion Reichrath Die Verwaltungsangestellte, Jahrgang 1956, entdeckte als junge Frau ihre Leidenschaft für die

Malerei. Hauptsächlich sind es die Eindrücke von Urlaubsreisen, die sie mit Aquarell- oder

Acrylfarben zu Papier bringt. Animiert durch den Autor und die intensiven Erinnerungen an Kuba

schrieb auch sie zwei der Episoden.

Klaus Brabänder Der 1955 im saarländischen Neunkirchen geborene Autor ist nach wie vor bekennender Saarländer

und liebt die Literatur in all ihren Facetten. Den Stoff für seine Romane und Geschichten holt er sich

oft auf seinen Reisen, die ihn nach Neuseeland, Kuba, Mexiko, USA, Israel, Marokko und viele Länder

Europas führten. Bei edition oberkassel sind bereits Bücher mit Erzählungen und ein Roman

erschienen.

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Vorwort Wenn Sie einen Reisebericht erwarten, der Ihnen Vorschläge zum Essen und Trinken oder hinsichtlich

guter Hotels und billiger Reiserouten unterbreitet, dann legen Sie dieses Büchlein getrost beiseite;

dafür taugt es nicht.

Sollten Sie amüsante Erzählungen über eigen- und einzigartige Erlebnisse mögen, liegen Sie richtig.

Für diejenigen, die Kuba schon einmal erlebt haben, wird es eine Auffrischung der Erinnerungen an

ähnlich erlebte Momente sein. Wer sich mit dem Gedanken trägt, der Karibik einen Erstbesuch

abzustatten, wird eingestimmt und darauf vorbereitet, dass in Kuba die Uhren irgendwie anders

ticken. Erleben müssen Sie es allerdings selbst, da hilft die ganze Theorie nichts.

Unsere Geschichten beruhen auf Reiseerfahrungen, die wir zwischen 2003 und 2007 unternahmen.

Es mag sein, das Sie ein anderes Kuba vorfinden werden, als wir es hier darstellen. Das Land

verändert sich so schnell, dass jeder Bericht bereits überholt ist, bevor er in Druck gehen kann. Die

Änderungen sind wirtschaftlicher und politischer Natur, aber sie ändern weder die Grundeinstellung

der Menschen, noch ihre freundliche Lässigkeit und schon gar nicht Landschaft und Natur.

Kuba hat eine spannende Zukunft vor sich, doch es ist völlig offen, ob sich die Spannungen

irgendwann öffentlich entladen werden, und das Land in noch größerem Chaos versinkt, oder ob es

gelingt, geordnete Bahnen zu finden.

Die Geschichten im ersten Teil dieses Buches sind teilweise überzogen, persifliert und satirisch

kommentiert. Sie treffen aber immer des Pudels Kern und sollen unterhalten; nicht mahnen, nicht

kritisieren und nicht hochnäsig auf das kubanische Volk und sein System herabblicken, denn das

steht uns nicht zu. Keinem steht das zu! Noch nie ist uns ein Menschenschlag begegnet, der mit solch

stolzem Fatalismus zur Selbstironie in der Lage ist, obwohl ihm das Wasser bis zum Halse steht.

„Es geht aufwärts“, sprach der Vogel; als ihn die Katze zum Dachboden schleppte.

Der Witz trifft die Mentalität annäherungsweise.

Im zweiten Teil erzählen wir von Erlebnissen, die uns nachdenklich gemacht haben. Sie zeigen die

menschlichen Tragödien, die sich in Kuba mitunter abspielen.

Wenn an der einen oder anderen Stelle der Sozialismus und seine Planwirtschaft auf die Schippe

genommen werden, so soll das keine politische Wertung darstellen. Es ist der Situationskomik

geschuldet und der Tatsache, dass Menschen immer wieder überraschen, vor allem sich selbst.

Lassen Sie sich ebenfalls überraschen. Vamos!

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Leseprobe Sollten Sie sich in Kuba ein Moped mieten können, dann tun Sie es! In den großen Hotelanlagen ist

das problemlos möglich; Reisepass, Vorkasse, Zimmernummer und los geht`s.

Naja, also fast.

Kontrollieren Sie den Tank! Die Tankanzeige „voll“ kann auch heißen, dass es aus Sicht des

Vermieters vollkommen ausreichend ist. Der Unterschied zeigt sich zwischen eingeschalteter und

ausgeschalteter Zündung. Wenn Sie den versuchten Betrug höflich und charmant anmahnen, wird

man Ihnen augenzwinkernd ein anderes Gefährt geben. Meckern Sie unfreundlich und laut, kann es

passieren, dass plötzlich kein Moped verfügbar ist.

Das Moped muss vollgetankt zurückgegeben werden. Sie sollten sich also informieren, wo die

nächste Tankstelle ist. Oft genug nicht um die Ecke, soviel dürfte klar sein. Überlegen Sie sich vor

Fahrtantritt, wohin und wie weit die Reise gehen soll. Das Mieten für zwei oder drei Stunden lohnt

nicht, das reicht gerade bis zur Tankstelle und zurück. Tankstellen sind rar, und zum Tanken brauchen

Sie Zeit, viel Zeit. Selbst tanken? In einer sozialistischen

Planwirtschaft kann nicht jeder machen, was er will; und tanken

schon gar nicht. Für alles gibt es einen hoch spezialisierten

Spezialspezialisten, an der Tankstelle eben den Tankwart.

Mindestlohn 1 $. Warum? Weil es kleinere Dollarscheine nicht gibt,

5 Euro zu viel sind, und der Kubaner mit ausländischen Münzen nix

anfangen kann. Also 1 $! Der Tankwart tankt, soweit so gut, doch

dann fängt der Ernst des Tankens erst an. Der Tankwart schreibt

einen Zettel. Sie gehen mit dem Zettel in die Tankstellenzentrale;

kann auch etwas schlichter sein; ist es eigentlich immer.

An der ersten Station geben Sie ihren Zettel vom Tankwart dem

Erfassungsbeauftragten der ersten Station ab. Jetzt werden zwei

Informationen dokumentiert: Erstens, Sie haben getankt, ein Strich auf einem Zettel. Zweitens: Die

Füllmenge, auf einem anderen Zettel. Zettel eins verbleibt bei Station eins. Zettel zwei wird an

Station zwei weitergereicht. Sie warten derweil.

Sie werden zu Station zwei gerufen. Der Erfassungsbeauftragte von Station zwei nimmt Kontakt zu

dem Erfassungsbeauftragten von Station eins auf. Die Mienen verfinstern sich. Bei Unklarheiten wird

der Tankwart gerufen. Das ist immer der Fall. Sie warten derweil. Die Mienen entspannen sich. Die

Füllmenge wird in ein Logbuch eingetragen. Der stellvertretende Erfassungsbeauftragte von Station

zwei testiert den Logbucheintrag vom ersten Erfassungsbeauftragten der Station zwei. Das dauert,

Sie warten derweil.