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Laboruntersuchungen bei Reptilien

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Inhaltsverzeichnis

Abkürzungen ...............................................................................................................................................................3

Labordiagnostik bei Reptilien - Ein Leitfaden ........................................................................................................4

Taxonomie, Haltung, Besonderheiten, Rechtslage ..............................................................................................4

Blutentnahme ..............................................................................................................................................................4

Blutuntersuchungen ..................................................................................................................................................5

Infektionskrankheiten .................................................................................................................................................7

1. Bedeutung von Infektionserregern bei Reptilien ...............................................................................................7

2. Serologische Infektionsdiagnostik bei Reptilien ................................................................................................8

Pathologie/Histologie/Zytologie/Tumore ................................................................................................................9

Laboruntersuchungen bei Erkrankungen wichtiger Organsysteme .................................................................10

1. Oberer Respirationstrakt (Nasenausfluss, Rhinitis, Upper Respiratory Tract Disease (URTD)) .......................10

2. Unterer Respirationstrakt (Pneumonie) ...........................................................................................................11

3. Oberer Verdauungstrakt (Stomatitis, Glossitis, Peridontitis, Ösophagitis) ......................................................12

4. Magen-Darm-Trakt (Verstopfung, Durchfall, Erbrechen, Regurgitieren, Anorexie) ..........................................13

5. Leber ...............................................................................................................................................................15

6. Nervensystem ..................................................................................................................................................16

7. Haut/Panzer .....................................................................................................................................................17

8. Niere/Blase/Harnwege ....................................................................................................................................19

9. Geschlechtsorgane (Legenot, Kloakenvorfall) ..................................................................................................19

10. Herz ..................................................................................................................................................................20

11. Blut (Anämie, Parasiten etc.) ............................................................................................................................20

12. Bewegungsapparat .........................................................................................................................................21

Quarantäne ................................................................................................................................................................22

Weiterführende Literatur .........................................................................................................................................22

Unsere Tests für Reptilien .......................................................................................................................................23

Bildnachweis:Fotolia: Fotos Titelblatt • R. Marschang: S. 4 - 5, 13 • Laboklin: S. 10 - 11, 17 - 18

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Abkürzungen

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A Abstrich

AI Abszess-Inhalt

All alle Reptilien

B Boas

BS Blutausstrich

Ch Chamäleons

Da Darm

DI Darminhalt

DSA Dornschwanzagamen

EB EDTA-Blut

ELISA Enzyme-linked Immunosorbent Assay

FA Faeces

Gh Gehirn

GW Gewebe

Ha Harn

HA Haare

HAH Hämagglutinationshemmungstest

HB Heparin-Blut

He Herz

Histo Histologie

HP Heparin-Plasma

HT Haut

K Kot

KnG Knochengewebe

Kr Krokodile

KT Kloakentupfer

L Leber

Lä Läsionen

LB Leberbiopsie

LSK Landschildkröten

LSP Lungenspülprobe

Lu Lunge

Ma Magen

MD Magen-Darm

MSP Magenspülprobe

N Niere

NH Nasenhöhle

NM Nachweismethode

n.n. nicht nachgewiesen

NSP Nasenspülprobe

NT Neutralisationstest

Ös Ösophagus

ÖT Ösophagustupfer

P Pythons

Pa Pankreas

PCR Polymerase-Kettenreaktion

RSH Rachenschleimhaut

RT Rachentupfer

S Serum

Schl Schlangen

Sero Serologie

SK Schildkröten

Sp Sputum

TM Tupfer mit Medium

Tr Trachea

TSP Trachealspülprobe

US Untersuchung

UV Umfangsvermehrung

UV HT Umfangsvermehrung Haut

VB Vollblut (ohne Antikoagulans oder mit EDTA)

WF Wildfänge

WSK Wasserschildkröten

ZK Zellkultur

ZNS Zentralnervensystem

Zu Zunge

Zyto Zytologie

* Partnerlabor

3Laboruntersuchungen bei Reptilien

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Labordiagnostik bei Reptilien

Ein Leitfaden

Diese Broschüre bietet Ihnen Hinweise zur Diagnose wichtiger Reptilienkrankheiten. Dabei wird v.a. auf labor-diagnostische Möglichkeiten, aufgeteilt nach betroffenen Organsystemen, Wert gelegt. Aufgrund der komprimierten Darstellung dient dieser Text als Übersicht. Am Ende finden Sie deshalb Hinweise auf weiterführende Literatur, welche dem reptilieninteressierten Kliniker hilfreich sein kann.

Taxonomie, Haltung, Besonderheiten, RechtslageEs gibt mehr als 10.000 rezente Spezies von Reptilien. Zu diesen Tieren gehören Schildkröten, Schlangen und Echsen (zusammen Squamaten genannt) sowie Krokodile. Die Reptilien sind eine sehr vielfältige Tiergruppe mit unterschied-lichen Ansprüchen an ihre Umgebung. Einige Spezies können sehr gut in Gefangenschaft als Haustiere gehalten werden und lassen sich auch gut in Menschenhand nachzüchten, andere sind in ihren Haltungsanforderungen extrem anspruchsvoll. Es gibt einige Spezies, v.a. bei den Schlangen, aber auch bei den Echsen, die giftig sind. Andere, z.B. bei den Krokodilen oder manchen Schildkröten, sind aufgrund ihrer Wehrhaftigkeit gefährlich und müssen deshalb mit entsprechender Vorsicht behandelt werden. Die Haltung von Reptilien wird von vielen verschiedenen Gesetzen und Verordnungen auf internationaler und nationaler Ebene sowie durch Vorschriften der Bundesländer geregelt. So stehen einige häufig gehaltene Arten (z.B. viele Landschildkrötenspezies) unter Artenschutz (CITES). In einzelnen deutschen Bundesländern ist die Haltungserlaubnis von Reptilien unterschiedlich geregelt.

Von besonderer Bedeutung ist bei den Reptilien ihre ektotherme Lebensweise. Ihre Körpertemperatur und dadurch auch sehr viele Körperfunktionen sind demnach von der Außentemperatur abhängig. So wird z.B. das Immunsystem dieser Tiere in besonderem Maße von ihrer Haltung beeinflusst. Einige Arten halten eine Winterruhe, andere benö-tigen ganzjährig warme Temperaturen. Insgesamt sind sehr viele der bei Reptilien zu beobachtenden Erkrankungen auf Haltungsfehler zurückzuführen. Entsprechend sind eine ausführliche Anamnese und Kenntnisse der Bedürfnisse bestimmter Spezies wichtig, um diesen Tieren in der tierärztlichen Praxis helfen zu können. Diese Mappe bietet eine kurze Übersicht über einige mögliche labordiagnostische Untersuchungen, welche bei Reptilien durchgeführt werden können, sowie Hinweise zum möglichen diagnostischen Vorgehen bei häufig auftretenden klinischen Symptom-komplexen. Unserer Expertenteam berät Sie gerne bei weiteren Fragen.

BlutentnahmeEs gibt verschiedene Möglichkeiten, um bei den verschiedenen Gruppen von Reptilien Blut zu gewinnen. Dabei ist darauf zu achten, dass sich die Tiere bei der Blutentnahme im Bereich ihrer Vorzugstemperatur befinden. Bei Reptilien geht man von einer etwas geringeren Blutmenge als bei Säugetieren aus – als unbedenkliche Richtlinie kann eine Ent-nahme von ca. 0,7 ml Blut pro 100 g Körpergewicht empfohlen werden. Einige Blutentnahmestellen liefern oft Proben, die mit Lymphe vermischt sind, was zu einer Verschiebung einiger Blutwerte führen kann. Bei der Blutentnahme ist es wichtig, ein geeignetes Antikoagulans zu wählen. EDTA führt bei vielen Reptilienspezies zur Hämolyse, weshalb in der Regel Lithium-Heparin der Vorzug gegeben werden sollte (für Untersuchungen mittels PCR sollte allerdings lieber EDTA eingesetzt oder auf ein Antikoagulans verzichtet werden).

Bei Schildkröten kann Blut an verschiedenen Stellen gewonnen werden. Klinisch bieten sich die V. jugularis, die Brachialvene, sowie der dorsale Schwanzsinus und der supravertebrale (subcarapaciale) Sinus an (Abb. 1 A-C). Proben aller Entnahmestellen (außer der V. jugularis) sind dabei regelmäßig durch Lymphe verdünnt.

4 Laboruntersuchungen bei Reptilien

Abb. 1 A: Blutentnahme aus der Vena jugularis bei einer Landschildkröte

Abbildungen 1: Häufig in der Praxis eingesetzte Blutentnahmestellen bei Schildkröten

Abb. 1 B: Blutentnahme aus dem dorsalen Schwanzsinus bei einer Landschildkröte

Abb. 1 C: Blutentnahme aus dem supra- vertebralen Sinus bei einer Dosenschildkröte

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Bei Schlangen und Echsen kann Blut aus der ventralen Schwanzvene gewonnen werden (Abb. 2). Bei diesen Tieren sollte dabei darauf geachtet werden, dass die Hemipenistaschen der Männchen nicht verletzt werden. Bei Echsen gibt es einige Arten, bei denen es bei Manipulationen zu einer Schwanzautotomie kommt (z.B. bei einigen Skinken, Eidechsen, Geckos und bei manchen Leguanen). Bei diesen Arten sollte eine Blutentnahme am Schwanz nur unter Narkose vorgenommen werden. Bei Schlangen kann Blut auch direkt aus dem Herzen gewonnen werden (Abb. 3), welches entweder per Ultraschall oder durch äußere Beobachtung des Herzschlages (ca. 1/3 der Körper- länge kaudal vom Kopf) aufgefunden werden kann. Bei größeren Echsen kann die V. jugularis ebenfalls für die Blutentnahme benutzt werden.

BlutuntersuchungenDie hämatologische Untersuchung erfolgt bei Reptilien meist manuell anhand von Blutausstrichen, da Reptilien-erythrozyten kernhaltig sind und somit die Validierung automatisierter Verfahren extrem aufwändig ist. Der Hämatokrit kann relativ stark variieren und wird auch durch die Qualität der Probe (Lymphe) beeinflusst. Die Erythrozyten enthalten einen zentralen, ovalen Kern. Artefakte, die wie Einschlüsse aussehen können, kommen regelmäßig vor. Einschlüsse können auch im Zusammenhang mit parasitären, bakteriellen oder viralen Infektionen beobachtet werden. Die Throm-bozyten sind ebenfalls kernhaltig, klein, rundlich bis oval oder spindelförmig und liegen häufig in Aggregaten vor. Bei Reptilien differenziert man bei den weißen Blutkörperchen allgemein Granulozyten und mononukleäre Leukozyten. Bei den Granulozyten unterscheidet man heterophile, eosinophile und basophile. Reptilien-Lymphozyten und -Monozyten ähneln denen der Säugetiere. Manchmal werden zudem auch Azurophile angesprochen. Diese sind Monozyten mit azurophilen Granula im Zytoplasma. Die Morphologie der einzelnen Zelltypen variiert stark zwischen verschiedenen Reptilienspezies. Spezies, Geschlecht, Alter und physiologischer Zustand beeinflussen die Anzahl und Verhältnis der verschiedenen Leukozyten. Veränderungen in der Morphologie der einzelnen Zellen können Hinweise auf Infektionen geben. Verschiebungen in Zellzahlen fallen bei Reptilien in der Regel geringer aus als bei Vögeln oder Säugetieren und sind etwas schwieriger zu interpretieren. Auch die klinisch-chemischen Blutwerte von Reptilien sind von exogenen und endogenen Faktoren wie Spezies, Geschlecht, Zyklusstand, Jahreszeit und Temperatur abhängig. Insbesondere bei fleischfressenden Spezies kön-nen sich die Werte in Abhängigkeit von der letzten Fütterung ändern. Beimischung von Lymphe führt zu reduzierten Protein- und Kaliumwerten, Traumata bei der Blutentnahme führen zu erhöhten AP- und CK-Werten. Das Reptilien-plasma ist in der Regel farblos, eine grüne Verfärbung kann durch erhöhte Biliverdinwerte im Blut, z.B. durch Leberprobleme, verursacht werden. Tabelle 1 listet einige Untersuchungsparameter, welche bei Reptilien gemessen werden können, sowie Hinweise zu deren Interpretation.

Aufgrund der Schwierigkeiten bei der Interpretation von Blutwerten sowie der Variation der Normalwerte bei einigen Spezies kann es in der Praxis hilfreich sein, Blutwerte von klinisch gesunden Tieren zu messen, z.B. bei jährlichen Gesundheitschecks. Diese Werte können dann bei evtl. Krankheiten als Vergleichswerte herangezogen werden.

Tabelle 1: Hinweise zu klinisch-chemischen Untersuchungsparametern und deren Interpretation bei Reptilien

Abk. Parameter Kommentare

ALT Alanin-Aminotransferase • Kommt in verschiedenen Geweben vor, inkl. Niere, Leber und Skelettmuskulatur• Kein zuverlässiger Marker bei Reptilien

Albumin • In Leber synthetisiert, große Reservekapazität• Plasmagehalt geringer als bei Säugetieren• Werte im Allgemeinen geringer bei im Wasser lebenden Arten• Hypoalbuminämie durch Hepatopathien, Anorexie, Stomatitis, Darmparasiten, Dehydration, Enteropathien• Werte durch Lymphbeimischung erniedrigt

AP Alkalische Phosphatase • Sehr unspezifisch, kommt z.B. in Niere, Lunge, Osteoblasten, Dünndarm, Milz vor• Erhöhte Werte bei Jungtieren und bei erhöhter Osteoblastenaktivität• Deutliche tierartliche Unterschiede

5Laboruntersuchungen bei Reptilien

Abb. 2: Blutentnahme aus der ventralen Schwanzvene bei einer Bartagame

Abb. 3 A: Blutentnahme aus dem Herzen bei einem Königspython

Abb. 3 B: Ultraschall kann beim Auffinden und Punktieren des Herzens bei Schlangen hilfreich sein

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Abk. Parameter Kommentare

AST Aspartat-Aminotransferase • Nicht organspezifisch• Hohe Konzentrationen in Muskel und Leber• Beurteilung im Zusammenhang mit CK (AST erhöht, CK normal = Hinweis auf Leberschäden, beide erhöht = Hinweis auf Muskelschäden)• Erhöht auch bei generalisierten Erkrankungen (Septikämie, Toxämie)

Bilirubin • Wird bei Reptilien i.d.R. nicht produziert (fehlende Biliverdinreduktase)

Biliverdin • Primäres Endprodukt des Hämoglobinabbaus bei Reptilien• Führt bei Erhöhung zur Grünfärbung des Plasmas und der Urate• Es gibt keine Standardmethode zur Blutbiliverdinbestimmung.

Cholesterol • Kann zusammen mit den Triglyzeriden bei einer Fettleber erhöht sein• Während der Vitellogenese und vor dem Winterschlaf erhöht

CK Creatinkinase • In Herz- und Skelettmuskulatur• Anstieg bei niedriger Umgebungstemperatur (saisonal)• Differenzierung zwischen Myopathien und Hepatopathien im Zusammenhang mit AST • Kann durch Trauma bei Blutentnahme ansteigen

GS Gallensäuren • In Leber gebildet• Chemische Unterschiede bei verschiedenen Reptilienspezies• Wenige Referenzwerte• Bei Leberinsuffizienz, Dehydratation und nach der Futteraufnahme erhöht

TP Gesamteiweiß • In der Regel niedriger als bei Säugetieren• Hypoproteinämie durch Malabsorption, Maldigestion, chronische Hepatopathien, generalisierte Tumorerkrankungen, anhaltende Anorexie, Nephropathien mit Proteinurie, exsudative Enteropathien, evtl. Dermatitiden, größere Blutverluste• Hyperproteinämie durch chronische Entzündungen, Dehydratation, postprandial bei Karnivoren, Abbau von Muskelgewebe durch Kachexie• Bei weiblichen Tieren gibt es bei der Follikulogenese einen Anstieg.

Globuline • Globulinfraktionen entsprechen weitgehend denen der Säugetiere.• Derzeit keine Normwerte für Reptilien• Hypoglobulinämie: auszehrende Krankheiten, Kachexie• Hyperglobulinämie: schwere Infektionskrankheiten, Gewebsnekrosen

Glukose • Abhängig von der Tierart, Ernährungszustand und Umweltbedingungen• Durch Insulin und Glukagon reguliert, bei Reptilien temperaturabhängig• Hypoglykämie durch Fehlernährung, ernsthafte Hepatopathien, Septikämie• Hyperglykämie: iatrogen, ernährungsbedingt, bei Diabetes mellitus (eher selten), bei manchen neuroendokrinen Tumoren• Stress bei der Blutentnahme kann zu erhöhten Werten führen.

GLDH Glutamatdehydrogenase • V.a. in den Mitochondrien der Leberzellen vorkommend• Nützlicher Indikator bei Leberzellnekrosen

Harnsäure • Wichtigstes Endprodukt des Protein- und Purinstoffwechsels bei terrestrischen Arten• Konzentration stark von der Ernährung abhängig• i.d.R. höhere Werte bei Karnivoren• Hyperurikämie: Nierenerkrankungen und Gicht, Bakteriämien und Septikämien mit Nierenfunktionsstörungen, Nekrosen durch nephrotoxische Medikamente (z.B. Aminoglykoside und Sulfonamide)• Hypourikämie: oft im Zusammenhang mit pathologischen Leberbefunden• Harnstoffwerte können bei Tieren mit Nierenerkrankungen und Viszeralgicht auch lange normal bleiben.

Harnstoff • Bei vielen Spezies weniger wichtig als Harnsäure

K Kalium • Reduziert, wenn Blutprobe durch Lymphe verunreinigt ist• Hypokaliämie: exzessiver Verlust über Darm, Glomerulopathien, ausgeprägte Alkalose• Hyperkaliämie: herabgesetzte renale Sekretion, Azidose; zusammen mit Hyper- phosphatämie weist dies auf eine Hämolyse hin.• Anstieg bei warmer Probenlagerung

Ca Kalzium • Kalziumregulation durch Parathormon, Calcitonin, Vitamin D3• Hyperkalzämie: iatrogen, primärer/tertiärer Hyperparathyreoidismus, osteolytischer Knochenabbau, alimentär• Kalziumüberversorgung und Vitamin-D3-Mangel: Ausscheidung als Kalziumtripel- phosphat• Kalziumüberversorgung und Vitamin-D3-Überschuss: massiver Einbau in Gefäße, Organe und Knochen

Ca:P Kalzium-Phosphor- Verhältnis

• Wichtig bei der Diagnose und Prognose von Nephropathien• Verschiebung zugunsten Phosphat: Nierenschäden, Mineralisationsstörungen (Osteodystrophia fibrosa)

6 Laboruntersuchungen bei Reptilien

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Abk. Parameter Kommentare

Na Natrium • Verändert durch lymphatische Verdünnung der Blutprobe• Durch Hyper- oder Dehydration verändert• Einige Reptilienspezies können ihren Natrium- (sowie K- und Cl-) Haushalt mithilfe der Harder’schen Drüsen regulieren.• Hyponatriämie: Resorptionsstörungen (Diarrhoe), Nephropathien, iatrogen

P Phosphat • Wichtig für Nierendiagnostik• Hypophosphatämie: anhaltende Anorexie, Imbalance bei der Fütterung• Hyperphosphatämie: Nephropathien, exzessive Zufuhr über die Nahrung, Hypervitaminose D, Hämolyse• Höhere Werte bei Jungtieren

Triglyzeride • Bei Fettleber oft erhöht• Während der Vitellogenese und vor dem Winterschlaf erhöht

Vitamin D3 • Reguliert Kalzium• UV-Licht bei vielen Arten notwendig

Infektionskrankheiten1. Bedeutung von Infektionserregern bei ReptilienEs gibt sehr viele bislang bei Reptilien nachgewiesene Infektionserreger. Unsere Kenntnisse über die auftretenden Arten und ihre klinische Bedeutung erweitern sich ständig. Dabei ist bekannt, dass es in vielen Fällen erst ein Zusam-menspiel von verschiedenen Erregern und evtl. weiteren Faktoren ist, welches zu einer klinischen Erkrankung führt. Das bedeutet, dass die Diagnose von Infektionskrankheiten bei Reptilien oft ein schwieriger Prozess ist, bei welchem verschiedenste Aspekte inklusive Anamnese, Klinik und multipler Laborbefunde miteinbezogen werden sollten. Einen ersten wichtigen Hinweis auf das Vorliegen einer Infektionskrankheit kann die Frage nach weiteren erkrankten Tieren im Bestand bzw. nach Kontakt mit anderen Tieren liefern. Histologische oder zytologische Untersuchungen können oft helfen, die Bedeutung einzelner Infektionserreger zu beurteilen.Viren: Die Anzahl der bei Reptilien bekannten Viren ist in den letzten Jahren besonders schnell gewachsen. Einige davon sind als wichtige Krankheitserreger bekannt, andere müssen weiter erforscht werden, um ihre Rolle als mögliche Pathogene zu verstehen. Persistierende virale Infektionen scheinen häufig vorzukommen, was die Be- deutung der Quarantäne erhöht. In vielen Fällen spielen bei der Entwicklung einer Erkrankung sowohl Wirtsfaktoren, inklusive Tierart, Immunstatus, Ernährungsstatus, Haltung und Stress, als auch virale Faktoren, z.B. Spezies und Stamm, eine Rolle.Bakterien: Im Allgemeinen haben Reptilien eine sehr vielfältige bakterielle Flora, die vorwiegend aus gramnegativen, fakultativ pathogenen Keimen besteht. Aus diesem Grund ist eine bakterielle Untersuchung z.B. von Rachen- oder Kloakentupfern bei gesunden Reptilien i.d.R. nicht sinnvoll, da eine Interpretation der Ergebnisse nur im Zusammen-hang mit klinischen Symptomen und weiteren Untersuchungen möglich ist. Allerdings gibt es einige wenige Bakterien, die primär pathogen sind und häufig eine wichtige klinische Rolle spielen. Zu nennen wären beispielsweise Myco-plasma agassizii bei Erkrankungen des oberen Respirationstraktes von Landschildkröten oder Devriesea agamarum bei Hautläsionen von Dornschwanzagamen und anderen Echsen. Auch Mykobakterien können bei Reptilien wichtige Pathogene sein.Pilze: Ubiquitär vorkommenden Pilzen kommt die Hauptrolle bei Mykosen von Reptilien zu. Häufige Gründe sind Immunsuppressionen durch Haltungs- und Fütterungsfehler. Es gibt aber auch einige Arten, die als wichtige primäre Pathogene bekannt sind, darunter vor allem mehrere Vertreter der Familie Onygenaceae (z.B. Nannizziopsis spp.), die Hautläsionen und auch systemische Erkrankungen auslösen können. Auch Mitglieder der Familie Clavicipitaceae (Metarhizium (früher Chamaeleomyces) spp.) gehören zu den obligaten Pathogenen. Zytologische und histologische Untersuchungen können bei der Diagnose von Pilzinfektionen hilfreich sein. Zudem kann der Erregernachweis mit dem klinischen Bild korreliert werden.Parasiten: Es gibt zahlreiche Parasiten, die bei Reptilien auftreten und klinisch von Bedeutung sein können. Bei in Gefangenschaft gezüchteten Tieren spielen v.a. Endoparasiten mit direktem Lebenszyklus, wie beispielsweise Oxyuren oder Kokzidien, eine wichtige Rolle, da es durch Reinfektion und u.U. schlechten hygienischen Bedingungen zu starken Parasitenlasten kommen kann. Bei Wildfängen kann ein größeres Spektrum an Parasiten vorkommen. Während diese im natürlichen Lebensraum meist symptomlos toleriert werden, können in Terrarienhaltung Stress und Interaktionen mit anderen Erregern zu Krankheitsausbrüchen und zum Tod führen. Parasitologische Kotuntersuchun-gen sind eine wichtige diagnostische Methode und fester Bestandteil eines Quarantäneregimes. Dabei sollte sowohl auf Protozoen als auch auf Helminthen geachtet werden. Protozoen werden in der Regel im Direktausstrich bei der Kotuntersuchung nachgewiesen. Einige Protozoen (z.B. die meisten Flagellaten) werden bei geringem bis mittlerem Auftreten als normale Kommensalen angesehen, andere wie z.B. Amöben (Entamoeba invadens) können bedeutende Pathogene sein. Die Diagnose von Metazoen geschieht meist durch eine Kotuntersuchung (Flotation). Hier gibt es sehr viele verschiedene Spezies, die zum Teil klinisch relevant sind (Tab. 2).

7Laboruntersuchungen bei Reptilien

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2. Serologische Infektionsdiagnostik bei ReptilienSerologie wird in der Reptilienmedizin eingesetzt, um festzustellen, ob ein Tier Kontakt mit einem bestimmten Erreger oder einem ähnlichen Antigen hatte. Bei der Interpretation von serologischen Untersuchungen sollte man daran denken, dass das Immunsystem der Reptilien von Umweltfaktoren abhängig ist, um optimal zu funktionieren und da-her die Antikörperbildung von Temperatur, Jahreszeit, Stress, Alter des Tieres und anderen Infektionen abhängt. Die Serologie weist auch nur einen Teil der Immunreaktion nach. In vielen Fällen ist eine zelluläre Reaktion bedeutender für die Erregerfreiheit. Eine positive Serologie kann deshalb einen Hinweis darauf geben, dass ein Tier bereits Kontakt mit einem Erreger (oder einem ähnlichen Antigen) hatte, sagt aber in der Regel nichts über den Infektionsstatus aus. Wiederholte Untersuchungen nach einigen Wochen (i.d.R. 6-8 Wochen) können helfen, Titerveränderungen und somit akute Infektionen festzustellen. Viele Infektionserreger verursachen bei Reptilien persistierende Infektionen. Eine positive serologische Reaktion weist in solchen Fällen, unabhängig vom klinischen Befund, auf eine bestehende Infektion hin.Häufig bei Reptilien beschriebene serologische Tests sind Virus- oder Serumneutralisationstests (NTs), Hämagglutina-tionshemmungstests (HAHs) und Enzym-linked Immunosorbent Assays (ELISAs). Bei Laboklin werden verschiedene NTs für Landschildkröten und HAHs v.a. für Schlangen angeboten. NTs werden bei Schildkröten eingesetzt, v.a. um Antikörper gegen Herpesviren (HV) nachzuweisen. Dabei können Antikörper gegen testudinid HV 1 (TeHV1) und TeHV3 nachgewiesen werden. TeHV1 kommt v.a. (aber nicht ausschließlich) bei Vierzehen Landschildkröten (Testudo horsfieldii) vor, während TeHV3 bei vielen verschiedenen Spezies gefunden wird und mit höheren Morbiditäts- und Mortalitätsraten verbunden ist. Antikörpernachweise gegen diese Viren sind auch von der Schildkrötenspezies abhängig, z.B. bilden griechische Landschildkröten (T. hermanni) selten nachweisbare Antikörper im Gegensatz zu maurischen Landschildkröten (T. graeca). NTs werden auch eingesetzt, um Antikörper gegen Picornaviren (auch Virus „X“ genannt) bei Landschildkröten nachzuweisen. HAHs werden bei Reptilien eingesetzt, um Antikörper gegen Ferlaviren (auch ophidian Paramyxoviren, oPMV genannt) nachzuweisen. Diese Viren kommen v.a. bei Schlangen vor, können aber auch Echsen und Schildkröten infizieren. Dabei gibt es serologische Unterschiede zwischen verschiedenen Stämmen, so dass gegen mindestens 2 Stämme getestet werden sollte. Es ist nicht bekannt, ob Ferlaviren persistierende Infektionen verursachen, so dass antikörperpositive Tiere als mögliche Träger angesehen werden sollten.

Tabelle 2: Ausgesuchte Infektionserreger bei Reptilien - wichtigste klinische/pathologische Veränderungen. Einzelheiten zum Nachweis und benötigtes Probenmaterial finden Sie bei den einzelnen Kapiteln zu den Organsystemen.

Erreger NM Schildkröten Echsen Schlangen

VIREN

Adenoviren PCR Anorexie, orale Läsionen, Durchfall

Enteritis, Hepatitis Enteritis, Hepatitis

Arenaviren PCR, Histo n.n. n.n. Einschlusskörperchenkrank-heit (IBD) (Boas und Pythons) – ZNS, Atmungstrakt, MDT, Leber und andere Organsys-teme können betroffen sein.

Erythrozytische Viren Zyto Evtl. Anämie Anämie, Anorexie, Stomatitis Anämie

Ferlaviren (oPMV) PCR Pneumonie Pneumonie Pneumonie, ZNS-Störungen

Herpesviren PCR, Sero (NT)

Stomatitis, Rhinitis, Hepatitis

Orale Läsionen, Hepatitis Orale Läsionen, Hepatitis

Iridoviren (Invertebraten Iridoviren, IIV)

PCR n.n. Hautläsionen, Abmagerung, plötzliche Todesfälle

n.n.

Nidoviren, Coronaviren PCR n.n. n.n. Pneumonie, Stomatitis (v.a. Pythons)

Picornaviren (Topiviren, Virus „X“)

PCR, ZK, Sero (NT)

Rhinitis, weich werdende Panzer (evtl. wegen Nieren-beteiligung), Aszites

n.n. n.n.

Ranaviren PCR Stomatitis, Hepatitis Hepatitis, Hautläsionen Hepatitis, Stomatitis

Reoviren PCR, ZK Stomatitis, Rhinitis Pneumonie, Enteritis, Hautläsionen

Pneumonie

Sunshinevirus PCR n.n. n.n. Respiratorische und ZNS-Störungen (Pythons)

BAKTERIEN

Chlamydien PCR Pneumonie, Myokarditis, Hepatitis, granulomatöse Läsionen

Lethargie, Anorexie, Enteritis, granuloma töse Entzündungen

Regurgitieren, Enteritis, Hepatitis, granulomatöse Entzündungen

Devriesea agamarum Kultur n.n. Hautläsionen n.n.

8 Laboruntersuchungen bei Reptilien

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Erreger NM Schildkröten Echsen Schlangen

BAKTERIEN

Mykobakterien Histo, Zyto, evtl. PCR

Granulomatöse Veränderun-gen in Lunge, Leber, Haut und anderen Organen

Granulomatöse Veränderun-gen in Lunge, Leber, Haut und anderen Organen

Granulomatöse Veränderun-gen in Lunge, Leber, Haut und anderen Organen

Mykoplasmen PCR Rhinitis Unbekannt Tracheitis, Pneumonie

PILZE

Metarhizium (Chamae- l eomyces) granulomatis

Kultur, Histo n.n. Läsionen im Rachenraum und an der Leber

n.n.

Metarhizium (Chamae- l eomyces) viridis

Kultur, Histo n.n. Läsionen im Rachenraum und an der Leber

n.n.

Nannizziopsis spp./ yellow fungus disease

Kultur, Histo n.n. Dermatitis, Hepatitis n.n.

Ophidiomyces ophio-diicola

Kultur, Histo n.n. n.n. Dermatitis, v.a. in USA

Hefen (Candida spp.) Kultur Durchfall Durchfall Selten

PARASITEN

Die meisten Darm- parasiten

Kot US Keine bis schwere MD-Symptome

Keine bis schwere MD-Symptome

Keine bis schwere MD-Symptome

Akanthamöben Histo n.n. n.n. ZNS-Störungen

Choleoeimerien Kot US n.n. Gallengangsveränderungen, Hepatomegalie

Gallengangsveränderungen, Hepatomegalie

Entamoeba invadens Kot US Bei Herbivoren: häufig asymptomatisch

Fleischfresser: Anorexie, Gewichtsabnahme, Dick-darmentzündung

Anorexie, Gewichtsabnahme, Dickdarmentzündung

Hexamiten Kot US, Urin US, Histo

Nephritiden bei Geschwäch-ten und Jungtieren, häufig keine Symptome

Selten Selten

Intranukleäre Kokzidien (TINC)

PCR Rhinitis, Lethargie,Gewichtsverluste, Atemnot, Hautläsionen

n.n. n.n.

Kokzidien (z.B. Isospora spp.)

Kot US Selten Enteritis Selten

Kryptosporidien PCR, Kot US, ELISA

Selten. Im Magen und/oder Darm. Enteritis

Anorexie, Abmagerung Schwellung der Magenregion, Regurgitieren, Abmagerung

Milben (z.B. Ophionys-sus natricis)

US am Tier Selten Hautveränderungen, Anämie bei Massenbefall

Hautveränderungen, Anämie bei Massenbefall

Oxyuriden Kot US Meist keine klinischen Symptome

Meist keine klinischen Symptome

Selten

Pentastomiden Kot US Selten Selten Lungenschädigungen

Strongyliden (z.B. Kalicephalus spp.)

Kot US Selten Selten Anorexie, Abmagerung

Spirometren (Bandwür-mer)

Kot US Selten Abmagerung Abmagerung

Pathologie/Histologie/Zytologie/TumoreDie makroskopische und histologische Untersuchung bietet dem Praktiker die Möglichkeit zur Überprüfung seiner Diagnose und Therapie. Sie liefert Hinweise über die Anatomie, schafft Grundlage für chirurgische Eingriffe und vertieft den Einblick in die spezifischen Erkrankungen der Reptilien. Zudem ist sie bei der Aufklärung von unspezifischen oder komplexen Fällen die Methode, die in Kombination mit weiterführenden Untersuchungen zur Auf-klärung entscheidend beitragen kann. Durch sie können Haltungsfehler aufgedeckt werden und sie kann einen Beitrag zum verantwortungsvollen Umgang mit Reptilien beitragen. Zudem unterstützt sie den wissenschaftlichen Fortschritt.Die Pathohistologie befasst sich mit der mikroskopischen Untersuchung von Gewebeveränderungen mit dem Ziel einer möglichst umfassenden diagnostischen Aussage. Bei der Entnahme ist eine vorsichtige Probenbehandlung nötig. Es ist eine der Lokalisation und Probe angemessene artefaktarme Entnahmetechnik zu wählen. Ganz ent-scheidend für den Untersuchungserfolg ist ein histologisches Bild, welches die intravitalen Verhältnisse so realistisch wie möglich wiedergibt. Dafür ist eine Fixierung unmittelbar nach der Probenentnahme nötig, die in 4%igem,

9Laboruntersuchungen bei Reptilien

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neutral gepufferten Formalin erfolgen sollte. Die Probengröße sollte nicht über 1cm Kantenlänge sein. Wünschens-wert sind Proben über 4 mm Durchmesser im Hinblick auf die Beurteilung anatomischer Gegebenheiten des Ge-webes. Unterschreitungen können allerdings aufgrund der Entnahmelokalisation (Biopsien) oder auch speziesbedingt unvermeidbar sein. In der Reptilienmedizin kommt der Pathologie und vor allem der Histologie eine bedeutende Rolle zu. Die pathologische Untersuchung kommt zur Abklärung von Erkrankungen und Todesfällen in der verantwortungs-bewussten Haltung zum Einsatz. Gerade in größeren Sammlungen dient sie der Aufdeckung von Haltungsfehlern und zur Bestandsüberwachung. In der Reptili-enpraxis kommt der Aufklärung der Ätiologie von diversen Hautveränderungen große Bedeutung zu. Hautläsionen haben oftmals sehr ähnliche makroskopi-sche Bilder und können zumeist nur histologisch klar voneinander differenziert werden. Die Histologie kann somit direkt eingesetzt werden, um Leitlinien zur Therapie zu geben. Vor allem bei der Diagnose von Tumoren, die in den letzten Jahren bei Reptilien in menschlicher Obhut zugenommen haben, kommt der Histologie eine bedeutende Rolle zu (Abb. 4). Zur Abklärung der Todes- ursache, ist – insbesondere bei einer Bestandsproblematik – die Einsendung von repräsentativen Organproben bzw. Organspektren zu empfehlen.

Wichtig und in vielen Fällen für die Interpretation der histologischen und zytologischen Ergebnisse entscheidend ist der Vorbericht. Dieser sollte neben Art, Geschlecht und Alter des Patienten auch Angaben zu bereits durchgeführten Untersuchungen, klinischer Verteilung, Lokalisation und Dauer sowie Art der Probenentnahme enthalten. Hilfreich sind auch klinische Fotos der veränderten Regionen und eine Differentialdiagnoseliste. Dadurch wird das klinische Bild vorstellbar, die Differentialdiagnosen können diskutiert und die Relevanz der Ergebnisse eingeschätzt werden.

In der Reptilienpraxis werden viele Patienten vorgestellt, bei welchen mit Hilfe der Zytologie die Liste der Differential-diagnosen stark eingeschränkt werden kann oder eine unmittelbare Therapie nach Diagnosestellung möglich ist. Dies ist von großem Vorteil, da viele Patienten mit fortgeschrittenen Krankheitserscheinungen vorgestellt werden, die ein schnelles und konsequentes Eingreifen nötig machen. Die Zytologie ist eine typische „Soforttechnik“, d.h. man kann unmittelbar nach der Entnahme zu einem Ergebnis kommen. Da keine Einbettung erforderlich ist, liegt das Ergebnis auch bei Einsendung ins Labor einen Tag eher als bei der histologischen Untersuchung vor. Zytologisch untersucht werden alle Materialien, bei denen es technisch möglich ist, auswertbare Ausstriche herzustellen. Dies können beispielsweise Präparate von Haut, Panzer, Umfangsvermehrungen, Organen, Sekreten, Exkreten oder Exsudaten sein. Die Methode der Probenentnahme richtet sich nach den jeweiligen Bedingungen wie Lokalisation sowie zu erwartende Ausbeute/Materialmenge und Konsistenz. Das Ziel bei der Anfertigung der zytologischen Präparate ist es, eine Probendicke von einer Zellschicht zu erreichen (Monolayer). Die Präparate werden luftgetrocknet und vor dem Färben nicht weiter behandelt.Die Zytologie bei Reptilien dient der Differenzierung von entzündlichen und degenerativen von neoplastischen Prozessen sowie der Ansprache von Erregerstrukturen. Für die Auswertung der Präparate ist viel Erfahrung nötig. In der Routinediagnostik werden bislang meist Präparate von Haut und Panzerveränderungen sowie Lavagen und Leberaspiraten untersucht.

Laboruntersuchungen bei Erkrankungen wichtiger OrgansystemeIm Folgenden werden einige wichtige Erkrankungen und Probleme kurz dargestellt, die bei verschiedenen Reptilien in der Praxis auftreten können. Der Text konzentriert sich dabei auf Arten, die privat gehalten werden (Land- und Wasserschildkröten, Echsen und Schlangen) und ist nach wichtigen Organsystemen eingeteilt. Er bietet v.a. Hinweise auf mögliche hilfreiche labordiagnostische Untersuchungen. Genaueres zu wichtigen Infektionserregern, die bei Reptilien nachgewiesen werden können, finden Sie oben in Tabelle 2.

1. Oberer Respirationstrakt (Nasenausfluss, Rhinitis, Upper Respiratory Tract Disease (URTD))Erkrankungen des oberen Respirationstraktes gehen häufig mit Nasenausfluss einher. Schwellungen im Kopf- bereich, Konjunktivitis und Veränderungen am Ohr können ebenfalls im Zusammenhang mit Erkrankungen des oberen Respirationstrakts stehen. Dyspnoe kann durch Veränderungen in diesem Bereich verursacht werden, kann aber auch auf weitere Veränderungen im unteren Atmungstrakt hinweisen. Es gibt viele Ursachen für Veränderungen des oberen Respirationstraktes. Bei den nicht infektiösen Ursachen kommen Haltungsfehler inklusive einer zu kühlen, zu trockenen und/oder staubigen Haltung in Frage. Fehler bei der Ernährung der Tiere können ebenfalls zu Veränderungen am oberen Respirationstrakt, an den Augen oder auch an den Ohren führen. Hierzu gehört z.B. ein Vitamin-A-Mangel, welcher v.a. bei Wasserschildkröten ein Problem darstellt (eine Hypervitaminose A kann aber v.a. bei Landschildkröten schwere Hautprobleme verursachen). Es gibt mehrere Infektionserreger, die Veränderungen in diesem Bereich verursachen. Mischinfektionen sind häufig.

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Abb. 4: Weichteilsarkom der Haut bei einer Bartagame. Zur Abklärung der Ätiologie sind die Histologie und die Zytologie anzuraten.

Laboruntersuchungen bei Reptilien

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Tabelle 3: Labordiagnostik bei Erkrankungen des oberen Respirationstraktes - mögliche Parameter und Untersuchungsmaterial

BLUTWERTE

Werte Tierart Material Kommentare

Blutbild, Differentialblutbild All HB + BS Evtl. Hinweise auf Entzündung

Blutchemie: Gesamteiweiß, Albumin, Globuline

All HP, S Elektrophorese, Hinweise auf Entzündung

INFEKTIONSERREGER

Erreger Tierart Material Kommentarelebend tot

Viren

Arenaviren/IBD B und P ÖT, VB, LB, BS

Gh, L, Pa, N PCR, Einschlüsse in Blutausstrichen oder Leberbiopsien. Siehe auch ZNS-Störungen

Herpesviren SK RT Lä, Zu, L, Gh PCR. Siehe auch oberer Verdauungstrakt

Picornaviren (Topiviren, Virus „X“)

LSK RT Zu, Ös, Da, Tr, N, andere

PCR, Virusisolierung. Siehe auch Niere

Ranaviren All RT, LB, evtl. VB

Lä, L, Zu, Da, HT, N

PCR. Siehe auch oberer Verdauungstrakt, Hautveränderungen (Echsen)

Bakterien

Mykoplasmen v.a. LSK, evtl. WSK, Schl

NSP, RT NH, Lä PCR. Wichtige Krankheitsursache bei Landschildkröten. Bedeutung bei anderen Reptilien unklar.

Aerobe Bakterien All NSP Lä Kultur. Interpretation kann schwierig sein, sollte immer im Zusammenhang mit klinischem Bild erfolgen.

Pilze

Schimmelpilze All NSP Lä Kultur. Interpretation kann schwierig sein, sollte immer im Zusammenhang mit klinischem Bild erfolgen.

Parasiten

Intranukleäre Kokzidien (TINC)

SK NSP, KT, LB Da, L, N, Pa, andere

PCR. V.a. bei tropischen Landschildkröten. Systemische Erkrankung, verschiedene Organsysteme können betroffen sein.

2. Unterer Respirationstrakt (Pneumonie)Pneumonien kommen relativ häufig bei Reptilien in Gefangenschaft vor, was zum Teil auf die Anatomie des Atmungs-traktes zurückzuführen ist (kein Zwerchfell, relativ einfache Lungenstruktur, z.T. Luftsäcke). Häufig werden Lungen- entzündungen durch Haltungsfehler wie zu geringe Temperaturen, Zugluft, mangelnde Hygiene oder zu wenig Ventilation bedingt oder begünstigt. Oftmals werden solche Entzündungen auch chronisch und die Ursache kann schwer festzustellen sein. Betroffene Tiere können relativ lange ohne auffallende klinische Symptomatik bleiben, so dass Reptilien mit auffälliger Pneumonie oft schon schwer krank sind. Eine Dyspnoe kann sich durch Hochstrecken des Kopfes beim Atmen (v.a. bei Schlangen) zeigen. Bei Schildkröten sind evtl. verstärkte atemsynchrone Bewegungen der Gliedmaßen sichtbar. Schleim oder Flüssigkeit (auch Blut) in der Maulhöhle können Anzeichen für eine Entzündung der Lunge sein. Allerdings können auch Störungen anderer Systeme sowie raumfordernde Prozesse in der Körperhöhle (z.B. bei Legetätigkeit, v.a. bei Schildkröten, Adipositas, Obstipation, Tumore) zu Dyspnoe führen. Traumata sollten auch als mögliche Ursache abgeklärt werden. Daneben gibt es einige Viren und Parasiten, die zu Veränderungen der Lunge führen können (Tabelle 4). Auch Bakterien und Pilze können an Pneumonien beteiligt sein, wobei es sich hierbei meist um fakultativ pathogene Keime handelt. Diagnostisch spielen bildgebende Verfahren eine wichtige Rolle. Weiterhin können Trachealspülproben (Abb. 5) wichtige Informationen liefern. Trübungen und Flockenbildung in der Spülflüssigkeit geben bereits Hinweise auf eine Ent-zündung in diesem Bereich. Die Trachealspülprobe kann zytologisch untersucht werden (Ausstriche sollten am besten nach Zentrifugation in der Praxis frisch angefertigt werden). Hierdurch können Entzündungen, Atemwegsveränderungen und evtl. eine Beteiligung von Bakterien oder Pilzen am Krankheitsgeschehen nachgewiesen werden. Spülproben können außerdem für die weitergehende Diagnostik von Infektionserregern eingesetzt werden (Tabelle 4).

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Abb. 5: Trachealspülprobenentnahme bei einem Königspython. Trachealspülproben können zytologisch untersucht werden. Hierdurch können Entzündungen, Atem- wegsveränderungen und evtl. eine Be- teiligung von Bakterien oder Pilzen am Krankheitsgeschehen nachgewiesen werden. Spülproben können außerdem für die weitergehende Diagnostik von Infektionserregern, z.B. Ferlaviren oder Nidoviren, eingesetzt werden.

Laboruntersuchungen bei Reptilien

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Tabelle 4: Labordiagnostik bei Erkrankungen der unteren Atemwege - mögliche Parameter und Untersuchungsmaterial

BLUTWERTE

Werte Tierart Material Kommentare

Blutbild, Differentialblutbild All HB + BS Evtl. Hinweise auf Entzündung

Blutchemie: Gesamteiweiß, Albumin, Globuline

All HP, S Elektrophorese, Hinweise auf Entzündung

INFEKTIONSERREGER

Erreger Tierart Material Kommentarelebend tot

Viren

Adenoviren Schl, E (selten SK)

KT L, Da PCR. Gelegentlich in Beständen mit therapie- resistenten Pneumonien. Siehe auch Verdau-ungstrakt und Leber

Arenaviren/IBD B und P ÖT, VB, LB Gh, L, Pa, N PCR, Einschlüsse in Blutausstrichen oder Leberbiopsien. Siehe auch ZNS-Störungen

Ferlaviren (Paramyxoviren) Schl, selten E und SK

TSP, RT, (und KT)

Lu, Da, Pa, Gh

PCR. Siehe auch ZNS-Störungen. Wichtig v.a. bei Vipern, Nattern, evtl. Boas und Pythons

Herpesviren SK RT Lä, Zu, L, Gh PCR. Siehe auch oberer Verdauungstrakt

Nidoviren P selten B RT, TSP Lu, RSH PCR. Häufig bei Pythons

Ranaviren All RT, LB, evtl. VB

Lä, L, Zu, Da, HT, N

PCR. Siehe auch oberer Verdauungstrakt, Hautveränderungen (Echsen)

Reoviren v.a. Schl, E, selten SK

RT Da, L, Gh, Zu, Lu

PCR, Virusisolierung. Rel. häufig vorkom-mend, evtl. bei multifaktoriellem Geschehen. Siehe auch ZNS-Störungen

Sunshinevirus P TSP, RT Gh, Lu, N PCR. Siehe auch ZNS-Störungen

Bakterien

Chlamydien All TSP, RT Lä, Lu, L, He PCR. Kann verschiedenste Organe betreffen

Mykobakterien All Lä Lä Zytologie, Histologie, PCR

Mykoplasmen v.a. LSK, evtl. WSK, Schl

NSP, RT NH, Lä PCR. Eher oberer Respirationstrakt

Aerobe Bakterien All TSP Lä Kultur. Interpretation kann schwierig sein, sollte immer im Zusammenhang mit dem klinischen Bild erfolgen.

Pilze

Schimmelpilze All TSP Lä Kultur. Interpretation kann schwierig sein, sollte immer im Zusammenhang mit klinischem Bild erfolgen.

Parasiten

Intranukleäre Kokzidien (TINC)

SK NSP, KT, LB Da, L, N, Pa, andere

PCR. V.a. bei tropischen Landschildkröten. Systemische Erkrankung, verschiedene Systeme können betroffen sein.

Lungenwürmer (Rhabdias spp., andere)

Schl, E K, Sp Lu, DI Flotation

Pentastomiden v.a. Schl, E (Wildfänge)

K, Sp Lu Flotation, Adulte in der Lunge evtl. durch bild-gebende Verfahren darstellbar. Zoonose

3. Oberer Verdauungstrakt (Stomatitis, Glossitis, Peridontitis, Ösophagitis)Veränderungen des oberen Verdauungstraktes werden regelmäßig bei verschiedensten Reptilien beobachtet und können durch unterschiedliche infektiöse und nicht infektiöse Agenzien verursacht werden. Betroffene Tiere sind oft lethargisch und anorektisch. Schlechte Haltungsbedingungen und fehlerhaft zusammengesetztes Futter spielen bei der Entwicklung von Erkrankungen in diesem Bereich häufig eine große Rolle. Zu weiche und zuckerhaltige Nahrung (z.B. hoher Obstanteil) kann zur Entwicklung einer Peridontitis führen, die regelmäßig bei Bartagamen zu beobach-ten ist. Traumata des Mauls können durch Beißereien mit anderen Tieren im Terrarium oder auch durch Futtertiere

12 Laboruntersuchungen bei Reptilien

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verursacht werden. Zubildungen können durch granulomatöse Entzündungen, Gicht (siehe Niere), aber auch durch Tumoren hervorgerufen werden. Hier kann eine zytologische Untersuchung oder eine Biopsie zur Diagnosestellung beitragen. Mögliche beteiligte Infektionserreger sind in Tabelle 5 aufgelistet.

Tabelle 5: Labordiagnostik bei Erkrankungen des oberen Verdauungstraktes - mögliche Parameter und Untersuchungsmaterial

BLUTWERTE

Werte Tierart Material Kommentare

Blutbild, Differentialblutbild All HB + BS Evtl. Hinweise auf Entzündung

Blutchemie: Gesamteiweiß, Albumin, Globuline, evtl. Nierenwerte

All HP, S Abhängig vom klinischen Befund

INFEKTIONSERREGER

Erreger Tierart Material Kommentarelebend tot

Viren

Arenaviren/IBD B, P ÖT, VB, LB, BS

Gh, L, Pa, N PCR, Einschlüsse in Blutausstrichen oder Leberbiopsien. Siehe auch ZNS-Störungen

Herpesviren SK, selten E, Schl RT Lä, Zu, L, Gh PCR

Nidoviren P, B RT, TSP Lu, RSH PCR. V.a. Erkrankungen der Atemwege, auch Stomatitis und Ösophagitis

Ranaviren All RT, LB, evtl. VB

Lä, L, Zu, Da, HT, N

PCR. Siehe auch Leber, Hautveränderungen (Echsen)

Reoviren SK RT Da, L, Gh, Zu, Lu

PCR

Sunshinevirus P RT + KT Gh, Lu, N PCR. Siehe auch ZNS-Störungen

Bakterien

Chlamydien All RT Lä, Lu, L, He PCR. Kann verschiedenste Organe betreffen

Mykoplasmen v.a. LSK, evtl. WSK, Schl

NSP, RT NH, Lä PCR. Siehe auch oberer Respirationstrakt

Pilze

Metarhizium (Chamaeleomyces) spp.

E, v.a. Ch RT + KT L, Lä Kultur, Histologie

4. Magen-Darm-Trakt (Verstopfung, Durchfall, Erbrechen, Regurgitieren, Anorexie)Es gibt viele Ursachen für Störungen des Magen-Darm-Traktes bei Reptilien. Inadäquate Haltungsbedingungen, insbesondere schlechte hygienische Zustände und zu niedrige Temperaturen, können zu Störungen in diesem Bereich führen. Eine falsche Ernährung sowie verdorbenes Futter und Stress (v.a. bei Wildfängen) können zu Nah-rungsverweigerung oder Regurgitieren führen. Mangelernährung, z.B. Kalziummangel, kann ebenfalls Auswirkungen auf die Verdauung haben. Fremdkörper findet man relativ häufig im Magen-Darm-Trakt, v.a. bei Echsen und Schlangen. Hier spielt u.a. das Terrariensubstrat eine große Rolle. Sandiger oder steiniger Boden kann von Tieren mit der Nahrung aufge nommen werden und zu Verstopfung führen. Raumfordernde Prozesse im Coelom können Stö-rungen der Magen-Darm-Tätigkeit mit Anorexie und Verstopfung verursachen. Tumoröse Veränderungen des Darms kommen immer wieder vor. Am häufigsten werden Adenokarzinome des Dickdarmes von Schlangen diagnostiziert. Eine Anorexie kann auch durch verschiedene systemische Erkrankungen ausge-löst werden und muss nicht mit einer primären Erkrankung des Magen-Darm- Traktes zusammenhängen. Eine physiologische Anorexie kommt bei weiblichen Tieren vor der Eiablage vor. Arten, die eine Winterruhe (Hibernation) halten, z.B. europäische Landschildkröten oder Bartagamen (Pogona vitticeps), stellen physiologischerweise bei kürzeren Tagen und erniedrigten Umge-bungstemperaturen die Nahrungsaufnahme ein. Einige Arten aus gemäßigten Klimazonen, z.B. russische Landschildkröten (Testudo horsfieldii) halten auch eine Sommerruhe (Ästivation) bei hohen Umgebungstemperaturen. Diagnos-tisch können bildgebende Verfahren besonders bei Fremdkörpern und raum-fordernden Prozessen von Nutzen sein. Außerdem sind eine Kotuntersuchung (nativ und mittels Flotation) sowie evtl. weiterführende Untersuchungen ratsam (Abb. 6). Bei einigen Parasiten ist eine Magenspülprobe für die Diagnosestellung am besten geeignet (Tab. 6).

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Abb. 6: Kloakentupferentnahme bei einer Bartagame. Kloakentupfer können zum Nachweis verschiedener Infektionserreger, z.B. Adenoviren, eingesetzt werden. Sie können auch parasitologisch (Direktaus-strich) untersucht werden, sind aber i.d.R. für den Nachweis von Endoparasiten weniger sensitiv als Kotproben.

Laboruntersuchungen bei Reptilien

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Tabelle 6: Labordiagnostik bei Erkrankungen des unteren Verdauungstraktes - mögliche Parameter und Untersuchungsmaterial

BLUTWERTE

Werte Tierart Material Kommentare

Hämatokrit All HB Erhöht bei Dehydrierung, evtl. Anämie bei chronischen Lebererkrankungen

Blutbild, Differentialblutbild All HB + BS Evtl. Hinweise auf Entzündung

Blutchemie: Glukose, Gesamteiweiß, Albumin, Leber- und Nierenparameter

All HP, S

INFEKTIONSERREGER

Erreger Tierart Material Kommentarelebend tot

Viren

Adenoviren E, Schl, evtl. SK KT, LB L, Da PCR. Sehr häufig z.B. bei Bartagamen

Arenaviren/IBD B, P ÖT, VB, LB Gh, L, Pa, N PCR, Einschlüsse in Blutausstrichen oder Leberbiopsien. Siehe auch ZNS-Störungen

Herpesviren SK, selten E, Schl RT Lä, Zu, L, Gh PCR. V.a. Veränderungen am oberen Verdau-ungstrakt

Ranaviren All RT, LB, evtl. VB

Lä, L, Zu, Da, HT, N

PCR. Siehe auch Leber, Hautveränderungen (Echsen)

Reoviren SK, evtl. E und Schl

RT, KT Da, L, Gh, Zu, Lu

PCR

Bakterien

Chlamydien All RT Lä, Lu, L, He PCR. Kann verschiedenste Organe betreffen

Pilze

Hefen (Candida spp.) v.a. SK K Lä, DI Kultur. Bei Dysbiose an Durchfallerkrankungen beteiligt

Parasiten

Verschiedene Darmpara-siten

All K DI KT weniger sensitiv

Kryptosporidien v.a. E, Schl K (E), MSP (Schl)

Ma (Schl), Da (E)

Direktausstrich, Färbung, ELISA, PCR. Krypto- sporidien kommen auch bei Futtertieren vor, deshalb sollte bei positivem Befund eine Artbestimmung erfolgen.

Kokzidien (z.B. Isospora spp.) v.a. E K DI Flotation

Entamoeba invadens v.a. Schl, E K Da Direktausstrich, Histologie

Intranukleäre Kokzidien (TINC)

SK NSP, KT, LB Da, L, N, Pa, andere

PCR. V.a. bei tropischen Landschildkröten. Systemische Erkrankung, verschiedene Systeme können betroffen sein

Oxyuren v.a. SK K DI Flotation. Nur bei Massenbefall Probleme

Protozoen, z.B. Hexamiten, Balantidien

SK K – frisch, Direktaus-strich, nativ

DI, evtl. N Bei Massenbefall Verdauungsstörungen, Enteritis

Strongyliden (z.B. Kalicephalus spp.)

v.a. Schl K DI

Spirometra Schl K K, UV, HT

14 Laboruntersuchungen bei Reptilien

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15Laboruntersuchungen bei Reptilien

5. LeberLebererkrankungen kommen regelmäßig bei Reptilien vor und können mit sehr unterschiedlichen und unspezifischen klinischen Symptomen einhergehen. Die Leberfunktion ist bei Reptilien ähnlich der bei Säugetieren und Vögeln, ist aber z.T. sehr von physiologischen Bedingungen (z.B. Winterruhe, Legetätigkeit bei weiblichen Tieren) und Umwelt-faktoren (z.B. Temperatur) abhängig. Für die meisten Reptilien ist Biliverdin das Endprodukt des Hämoglobinabbaus. Akute Lebererkrankungen zeigen sich häufig durch plötzlich auftretende Depression, Lethargie und Anorexie. Anamnestische Angaben sind häufig unspezifisch, wobei Fragen nach mehreren betroffenen Tieren oder Kontakt mit bestandsfremden Tieren Hinweise auf infektiöse Ursachen geben können. Tiere mit akuten Lebererkrankungen können einen guten Ernährungszustand, normales Gewicht und gute Bemuskelung haben. Manche leiden an Durch-fall. Die Urate sowie das Plasma können durch erhöhte Biliverdinwerte grün gefärbt sein. Tiere, die regurgitieren, haben in der Regel eine schlechte Prognose. Die Schleimhäute können evtl. blass, rötlich oder gelblich gefärbt sein, die Augen sind bei betroffenen Tieren evtl. geschlossen. Chronische Lebererkrankungen zeichnen sich durch eine langsam zunehmende Appetitlosigkeit mit einer fortschreitenden Reduktion der Aktivität aus. Tiere zeigen eine reduzierte Fertilität, reduzierte Gewichtszunahmen oder eine langsame Gewichtsabnahme. Betroffene Reptilien, die eine Winterruhe halten, entwickeln häufig eine posthibernale Anorexie. Die Farbe und Konsistenz des Kotes kann verändert sein. Tiere sind i.d.R. in schlechter körperlicher Kondition, die Gliedmaßen sind oft schlaff, die Tiere sind schlecht bemuskelt. Durchfall ist selten, da die Tiere i.d.R. anorektisch sind. Die Probleme treten oft nach Stress (z.B. durch Winterschlaf, Paarung oder andere Krankheiten) auf. Aszites kann vorkommen.Zur Diagnostik von Lebererkrankungen stehen einige Untersuchungsmöglichkeiten zur Verfügung. Bei der Kot- (und Harn-) untersuchung werden evtl. Durchfall und evtl. gelb bis grün verfärbte Urate festgestellt. Eine Untersuchung des Kotes auf Parasiten ist ratsam. Bildgebende Verfahren können Hinweise auf Veränderungen der Leber inkl. Schwellung, Granulome, Abszesse oder Tumoren geben. Leberbiopsien oder zytologische Präparate sind sehr hilfreich bei der Diagnose von Lebererkrankungen und können auch für die Prognosestellung und für die Beurtei-lung von Therapieerfolgen eingesetzt werden. Sie können perkutan, chirurgisch, endoskopisch oder ultraschallgeführt gewonnen werden. Zudem können derartige Proben auch mikrobiologisch untersucht werden. Als ätiologische Ursache von Lebererkrankungen kommen viele verschiedene Noxen wie Toxine, Infektionen, Tumoren und metabolische Störungen in Frage. Letztere sind bei Reptilien am häufigsten und zeigen sich insbesondere als Fettleber, welche v.a. durch Haltungsfehler (Fehlernährung, Bewegungsmangel) hervorgerufen wird. Pestizide, einige Medikamente (z.B. Metronidazol, Itrakonazol, Benzimidazole, Ivermectin), Pflanzentoxine und Mykotoxine können die Leber ebenfalls schädigen. Es gibt einige Infektionserreger, inklusive Viren, Bakterien, Pilze und Parasiten, die Lebererkrankungen verursachen können. Bei den Bakterien sind dies v.a. opportunistische Erreger, die im Rahmen einer multifaktoriellen Erkrankung die Leber infizieren. Einige Infektionserreger, die die Leber häufig betreffen, sind in Tabelle 7 aufgelistet.Lebertumoren kommen immer wieder bei Reptilien vor. Hepatozelluläre Adenome sind dabei eher selten, während Gallengangsadenome häufiger vorkommen. Hepatozelluläre Karzinome und Gallengangskarzinome sind beschrieben und sind z.T. sehr aggressiv. Metastasen anderer Primärtumoren werden ebenfalls in der Leber gefunden. Die Diagnose eines Lebertumors erfolgt am besten histologisch nach Entnahme von Leberbiopsien.

Tabelle 7: Labordiagnostik bei Lebererkrankungen - mögliche Parameter und Untersuchungsmaterial

BLUTWERTE

Werte Tierart Material Kommentare

Hämatokrit All HB Erhöht bei Dehydrierung, evtl. Anämie bei chronischen Lebererkrankungen

Blutbild All HB + BS Anzahl weißer Blutkörperchen bei akuten Leberentzündungen evtl. erhöht, bei chroni-schen Lebererkrankungen evtl. normal oder geringgradig erhöht

Differentialblutbild All HB + BS Bei akuten Leberentzündungen Heterophilie, bei chronischen Lebererkrankungen evtl. Monozytose, evtl. Eosinophilie bei Parasiten-infektionen

Blutchemie: ALT, AST, (CK), LDH, GLDH, Gallensäuren, Gesamteiweiß, Albumin, Cholesterol, Triglyceride

All HP, S Wenige leberspezifische Parameter, im Zu-sammenhang beurteilen

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INFEKTIONSERREGER

Erreger Tierart Material Kommentarelebend tot

Viren

Adenoviren E, Schl, evtl. SK KT, LB L, Da PCR. Sehr häufig z.B. bei Bartagamen

Arenaviren/IBD B, P ÖT, VB, LB, BS

Gh, L, Pa, N PCR, Einschlüsse in Blutausstrichen oder Leberbiopsien. Siehe auch ZNS-Störungen

Herpesviren SK RT Lä, Zu, L, Gh PCR. Siehe auch Stomatitis. Hepatitis v.a. bei Wasserschildkröten beschrieben. Selten auch bei Echsen und Schlangen

Ranaviren All RT, LB, evtl. VB

Lä, L, Zu, Da, HT, N

PCR. Siehe auch Stomatitis (Schildkröten), Hautveränderungen (Echsen)

Reoviren Schl, E, selten SK RT, KT Da, L, Gh, Zu, Lu

PCR. Siehe auch oberer Verdauungstrakt und Lunge

Bakterien und Pilze

Bakterien und Schimmel-pilze, Hefen

All LB Lä Kultivierung. Interpretation am besten im Zusammenhang mit einer Histologie

Chlamydien All TSP, RT Lä, Lu, L, He PCR. Kann verschiedenste Organe betreffen

Metarhizium (Chamaeleo- myces) granulomatis

Ch RT + KT, LB

L, Lä Kultivierung

Metarhizium (Chamaeleo- myces) viridis

E RT + KT, LB

L, Lä Kultivierung

Mykobakterien All Lä Lä Zytologie, Histologie, PCR

Nannizziopsis spp. E HT Lä, HT, L Kultivierung. Siehe Haut

Parasiten

Choleoeimeria spp. E, Schl K Le Flotation, Histologie

Entamoeba invadens v.a. Schl, E K Da Direktausstrich, Histologie

Intranukleäre Kokzidien (TINC)

SK NSP, KT, LB Da, L, N, Pa, andere

PCR. V.a. bei tropischen Landschildkröten. Systemische Erkrankungen, die verschiedene Systeme betreffen können

Helminthen, z.B. verschie-dene Nematoden

All K DI, Lä Arten mit Körperwanderung können Organe schädigen.

Protozoen, z.B. Hexamiten, Balantidien

SK K – frisch, Direktaus-strich nativ

DI, L Können bei Massenbefall Lebererkrankungen verursachen. Siehe auch Niere

Spirometra Schl K DI, UV HT

6. NervensystemEs gibt viele verschiedene Ursachen für Veränderungen am ZNS bei Reptilien. Am häufigsten werden dabei klinische Auffälligkeiten bei Schlangen beobachtet. Betroffene Tiere zeigen meist Störungen der Körperhaltung, Opisthotonus, Zittern oder Krämpfe. Bei der Beurteilung von Änderungen der Körperhaltung sollte auch zwischen physiologischem und nicht physiologischem Verhalten unterschieden werden. Einige Schlangenarten z.B. können physiologischer- weise eine Rückenlage einnehmen (z.B. als Abwehrverhalten, fortgeschrittene Trächtigkeit). Es gibt einige metaboli-sche Störungen, die sich auf das ZNS auswirken können. Am häufigsten dürften Hypokalzämien sein, die durch zu wenig Kalzium oder ein schlechtes Ca:P-Verhältnis in der Nahrung, Vitamin-D-Mangel, fehlendes UV-Licht oder durch Leber- oder Nierenerkrankungen verursacht werden können. Dadurch kann es neben Veränderungen am Bewegungs-apparat auch zu Störungen der neuromuskulären Übertragung und dadurch zum Zittern oder zu Lähmungen kommen. Bei fischfressenden Reptilien (z.B. Strumpfbandnattern) kann ein Thiaminmangel in Folge von Thiaminasen in der Nahrung auftreten. Traumata können bei allen Arten zu neurologischen Störungen führen. Es gibt zudem einige Toxine, welche neuro-logische Symptome hervorrufen können. Einige Reptilienarten sind beispielsweise gegen verschiedene Insektizide empfindlich. Obwohl Arten aus gemäßigten Klimazonen während der Winterruhe niedrige Temperaturen tolerieren können, kann es durch Erfrierungen zu Schädigungen der Nerven und dadurch z.B. auch zu Erblindung kommen. Als weitere Ursachen für ZNS-Symptome sind Septikämien und Fungämien zu nennen, die gelegentlich bei Tieren mit geschwächtem Immunsystem auftreten. Auch können schwere Störungen der Leberfunktion im Rahmen eines hepatoenzephalen Syndroms zu entsprechenden Symptomen führen. Weiterhin kommen einige Infektionserreger in Betracht. Für die Diagnose von ZNS-Störungen können also neben einer ausführlichen Anamnese und klinischen

16 Laboruntersuchungen bei Reptilien

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17Laboruntersuchungen bei Reptilien

Untersuchung auch verschiedene weitergehende diagnostische Untersuchungen notwendig sein. Einige der in Frage kommenden Laboruntersuchungen sind in Tabelle 8 aufgelistet. Bei manchen ZNS-Erkrankungen ist eine exakte Diagnose nur anhand einer histologischen Untersuchung des Gehirns möglich, so dass in diesen Fällen eine Ausschlussdiagnostik die einzige Möglichkeit am lebenden Tier darstellt. Dies ist beispielsweise bei Infektionen mit Akanthamöben bei Schlangen und bei durch Pilze oder Bakterien (z.B. Mykobakterien) hervorgerufenen granulo-matösen Veränderungen im Gehirn der Fall.

Tabelle 8: Labordiagnostik bei ZNS-Störungen - mögliche Parameter und Untersuchungsmaterial

BLUTWERTE

Werte Tierart Material Kommentare

Blutbild, Differentialblutbild All HB + BS Evtl. Hinweise auf Entzündung

Blutchemie: Ca, Ca:P-Verhältnis,evtl. Leberwerte

All HP, S Abhängig von der Anamnese

INFEKTIONSERREGER

Erreger Tierart Material Kommentarelebend tot

Viren

Adenoviren E KT, LB L, Da PCR. Sehr häufig z.B. bei Bartagamen. V.a. Leber und Darm betroffen

Arenaviren/IBD B, P ÖT, VB, LB, BS

Gh, L, Pa, N PCR, Einschlüsse in Blutausstrichen oder Leberbiopsien

Ferlaviren (Paramyxoviren) v.a. Schl TSP Lu, Da, Pa, Gh PCR. Siehe auch unterer Respirationstrakt

Herpesviren SK, selten E, Schl RT Lä, Zu, L, Gh PCR. Siehe auch oberer Verdauungstrakt

Reoviren Schl RT + KT Da, L, Gh, Zu, Lu

PCR

Sunshinevirus P RT + KT Gh, Lu, N PCR

Bakterien

Mykobakterien All Lä Lä Zytologie, Histologie, PCR

Parasiten

Akanthamöben Schl K Gh, Lä, DI Histologie. Im Darm apathogen. ZNS-Form nur postmortal nachweisbar

7. Haut/PanzerIn der Praxis werden Tiere mit nicht primär infektiösen Hautläsionen am häufigsten vorgestellt. Hierzu zählen Ver- brennungen durch Kontakt mit Wärmelampen oder zu warmen Heizmatten sowie verschiedene Traumata, wie Bissverletzungen durch Futtertiere oder Artgenossen. Bei einigen Spezies, wie Wasseragamen oder sehr agilen Schlangen, kommt regelmäßig ein Rostraltrauma durch wiederholten Kontakt mit den Terrarienwänden vor. Häutungsstörungen können durch viele verschiedene Faktoren wie falsche Umgebungstemperaturen, zu trockene oder zu feuchte Haltung sowie Fehlernährung verursacht werden. Eine zu hohe Feuchtigkeit im Terrarium kann bei Schlangen auch zur sogenannten Blister Disease, einer primär sterilen Dermatitis, führen. Aus Haltungen mit schlechten hygienischen Bedingun-gen können bakteriell bedingte Dermatitiden resultieren. Die beteiligten Keime sind dabei in der Regel Teil der normalen Darm- oder Umweltflora. Bei Wasserschildkröten kann es auf diese Weise zu einer Septicemic Cutaneous Ulcerative Disease (SCUD) kommen. Eine Septikämie kann zu petechialen Blutungen unter der Haut und zu einer Hautrötung führen. Als primär pathogenes Bakterium verursacht Devriesea agamarum v.a. bei Dornschwanzagamen (Uromastyx spp.) aber auch bei anderen Spezies Dermatitiden v.a. am Maul. Verschiedene Pilze können sekundär an Dermatitiden beteiligt sein (Abb. 7). Allerdings sind einige primär patho-gene Arten der Familie Onygenaceae (Nannizziopsis spp. bei Echsen, Ophidiomyces ophiodiicola bei Schlangen) beschrieben. Bei anderen Arten ist anzuraten, histologisch den Zusammenhang zwischen Hautläsionen und nachgewiesenen Pilzinfektionen herzustellen. Vitamin A spielt bei der Haut eine besondere Rolle. Eine Hypovitaminose A kann zu einer metaplastischen Hyperplasie und dadurch zu Störungen an Schleimhäuten und bei der Häutung führen. Bei Wasserschildkröten kommt es bei einer

Abb. 7: Pilzinfektion der Haut des Fußes einer Bartagame. Zum Nachweis der Pilze und der Speziesdiagnostik ist eine myko-logische Untersuchung und zur Abklärung der Rolle der Pilze im Krankheitsgeschehen sowie zur Verifizierung des Befundes ist die Pathohistogie anzuraten.

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Hypovitaminose A nach Obstruktion der Eustachi‘schen Röhre häufig zur Bildung von Ohrabszessen. Allerdings führt auch eine Hypervitaminose A (häufig iatrogen) zu Hautstörungen, insbesondere bei Landschildkröten, bei denen großflächige Ablösungen der Epidermis auftreten können. Hauttumoren verschiedener Genese kommen bei Reptilien relativ häufig vor. Papillomatöse Hautveränderungen werden regelmäßig bei verschiedenen Reptilienarten beschrieben. Ihre Ätiologie ist in den meisten Fällen ungeklärt, obwohl verschiedene Viren (Herpes-, Irido-, Papilloma-, Reo-) als mögliche Ursache diskutiert werden. Bei Echsen finden sich zudem regelmäßig Tumoren der Melanophoren (Abb. 8), während bei Schlangen Sarkome verschiedener Histogenese am häufigsten sind. Ektoparasiten werden bei Reptilien regelmäßig nachgewiesen. Bei Schlangen und Echsen kommen Milben (v.a. Ophionyssus natricis) häufig vor. Zecken findet man v.a. bei Wildfängen.

Tabelle 9: Labordiagnostik bei Erkrankungen der Haut und des Panzers - mögliche Parameter und Untersuchungsmaterial

BLUTWERTE

Werte Tierart Material Kommentare

Blutbild, Differentialblutbild All HB + BS Evtl. Hinweise auf Entzündung

INFEKTIONSERREGER

Erreger Tierart Material Kommentarelebend tot

Viren

Arenaviren/IBD B, P ÖT, VB, LB, BS

Gh, L, Pa, N PCR, Einschlüsse in Blutausstrichen oder Leberbiopsien. Siehe auch ZNS-Störungen

Herpesviren SK, selten E, Schl RT, Material von Verän- derungen

Lä, Zu, L, Gh PCR. V.a. Veränderungen am oberen Verdau-ungstrakt

Invertebraten Iridoviren E HT HT, L PCR. V.a. bei Futterinsekten

Picornaviren („Topiviren“, Virus „X“)

LSK RT Zu, Ös, Da, Tr, N, andere

PCR. Erweichung des Panzers bei Jungtieren

Ranaviren E RT, HT Lä, L, Zu, Da, HT, N

PCR. Siehe auch oberer Verdauungstrakt, Leber

Reoviren E HT Da, L, Gh, Zu, Lu

PCR. Evtl. an Papillomatosen beteiligt

Bakterien

Devriesea agamarum E, bes. DSA HT, RT Lä, HT Kultur. Bartagamen können inapparente Träger sein.

Aerobe Bakterien All HT Lä Kultur. Meist sekundäre Erreger

Mykobakterien All Lä Lä Zytologie, Histo, PCR

Pilze

Nannizziopsis spp. (CANV, yellow fungus disease)

E, Kr HT Lä, HT, L Kultur, Histo

Ophidiomyces ophiodiicola Schl HT Lä, HT, L Kultur, Histo. V.a. in USA

Metarhizium (Chamaeleo- myces) spp.

Ch HT, RT L, Lä Kultur, Zytologie

Sprosspilze All HT Lä Kultur, Histo. Nachweis nur im Zusammen-hang mit einem zytologischen oder histologi-schen Nachweis auswertbar

18 Laboruntersuchungen bei Reptilien

Abb. 8: Melanophorom der Haut bei einem Jemenchamäleon. Die Diagnose kann mittels pathohistologischer oder zytologischer Untersuchung erfolgen.

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19Laboruntersuchungen bei Reptilien

8. Niere/Blase/HarnwegeNierenerkrankungen sind bei Reptilien, insbesondere bei älteren Tieren häufig und stehen in der Regel mit Haltungs- und Ernährungsproblemen im Zusammenhang. Bei der Haltung ist v.a. ausreichend Zugang zu frischem Wasser sowie die Luftfeuchtigkeit wichtig. Saubere Badegelegenheiten sind bei vielen Arten ebenfalls für den Flüssigkeitshaushalt notwendig. Da Reptilien v.a. Harnsäure ausscheiden, kann es bei Störungen der Nierenfunktion und bei Fehlernährung zu einer Nierengicht kommen. Es gibt hierbei unterschiedliche Manifestationen, wobei eine Gelenk- und Viszeral-gicht häufig gleichzeitig auftreten. Eine stark proteinhaltige Ernährung kann bei der Entstehung einer Gicht eine Rolle spielen. Bei Arten, die eine Harnblase haben (z.B. Schildkröten), kann es zu Blasensteinbildung kommen. Infektionen durch Bakterien oder Pilze treten meist sekundär nach Schädigungen der Niere oder des Immunsystems auf. Intoxikationen können zu einer Schädigung der Nieren führen. Die Diagnose einer Niereninsuffizienz kann durch blutchemische Untersuchungen, oft im Zusammenhang mit bildgebenden Verfahren, erfolgen. Eine Nierenbiopsie mit einer histologischen Untersuchung kann bei der Diagnosestellung helfen. Blasensteine werden i.d.R. durch bildgebende Verfahren dargestellt.

Tabelle 10: Labordiagnostik bei Erkrankungen der Nieren/Blase/Harnwege - mögliche Parameter und Untersuchungsmaterial

BLUTWERTE

Werte Tierart Material Kommentare

Hämatokrit All HB Erhöht bei Dehydrierung, evtl. Anämie bei chronischen Nierenerkrankungen

Blutbild, Differentialblutbild All HB + BS Evtl. Hinweise auf Entzündung

Blutchemie: Harnsäure, Ca, P, Na, K

All HP, S

INFEKTIONSERREGER

Erreger Tierart Material Kommentarelebend tot

Viren

Picornaviren („Topiviren“, Virus „X“)

LSK RT Zu, Ös, Da, Tr, N, andere

PCR. Siehe auch oberer Respirationstrakt, Haut/Panzer

Parasiten

Intranukleäre Kokzidien (TINC)

SK NSP, KT, LB Da, L, N, Pa, andere

PCR. V.a. bei tropischen Landschildkröten. Systemische Erkrankung, verschiedene Systeme können betroffen sein.

Hexamita parva SK Ha N V.a. bei jungen und geschwächten Tieren

9. Geschlechtsorgane (Legenot, Kloakenvorfall)Reptilien sind je nach Spezies ovipar, ovovivipar oder vivipar. Ein häufiges Problem bei weiblichen Tieren stellt eine prä- oder postovulatorische Legenot dar. Diese wird oftmals durch nicht infektiöse Ursachen ausgelöst. Hierzu zählen v.a. Probleme bei der Gestaltung des Terrariums wie fehlende Eiablageplätze sowie Ruhestörungen und andere Stressfaktoren. Weiterhin können raumfordernde Prozesse im Zölom sowie in den Eileitern oder der Kloake zu entsprechenden Störungen führen. Der Kalziumbedarf ist während der Entwicklung der Eier/Embryonen und bei der Eiablage besonders hoch, so dass ein Kalziummangel bei der Eiablage zu akuten Problemen führen kann. Bakterien und Pilze können, meist sekundär nach Verletzungen oder Immunsuppression, die Geschlechtsorgane infizieren. Zudem werden in der Reptilienpraxis regelmäßig Tiere mit einem Prolaps aus der Kloake vorgestellt. Dabei können verschiedene Organe vorfallen. Hierzu gehören Teile der Geschlechtsorgane (Ovidukt bei weiblichen Tieren, Penis oder Hemipenes bei männlichen Tieren), der Harnwege (v.a. der Blase, falls vorhanden) und der distalen Darmabschnitte. Mögliche Ursachen sind metabolische Störungen (v.a. Kalziummangel, Metabolic Bone Disease), raumfordernde Prozesse im Bauchraum (z.B. Legenot, Obstipation, hohe Endoparasitenlast) sowie Erschöpfungs- zustände. Traumata können hier ebenfalls eine Rolle spielen. Laboruntersuchungen, die bei der Aufklärung von klinischen Problemen der Geschlechtsorgane hilfreich sein können, sind in Tabelle 11 aufgelistet.

Tabelle 11: Labordiagnostik bei Erkrankungen der Geschlechtsorgane - mögliche Parameter und Untersuchungsmaterial

BLUTWERTE

Werte Tierart Material Kommentare

Blutbild, Differentialblutbild All HB + BS Evtl. Hinweise auf Entzündung

Blutchemie: Ca, P, Gesamt- protein, Albumin

All HP, S Hinweise auf Legetätigkeit

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INFEKTIONSERREGER

Erreger Tierart Material Kommentarelebend tot

Parasiten

Endoparasiten All K DI Direktausstrich, Flotation

10. HerzEs ist relativ wenig über Herzerkrankungen bei Reptilien bekannt. Die Anatomie des Herzens unterscheidet sich bei den meisten Reptilienarten in einigen Punkten von der von Vögeln und Säugern. Da das Septum zwischen den Herzkammern nicht vollständig geschlossen ist, können sich venöses und arterielles Blut vermischen. Zu Problemen am Herzen kann es durch Verkalkungen im Rahmen von Stoffwechselstörungen kommen. Bei der Herzpunktion zur Blutentnahme kann in seltenen Fällen eine Herztamponade auftreten. Kardiale Tumoren und Metastasierung von Tumoren in das Herz sind sehr selten. Im Rahmen einer Bakteriämie/Septikämie kann es zu einer Endo- oder Myokarditis kommen. Die Diagnosestellung erfolgt i.d.R. mit Hilfe bildgebender Verfahren. Laboruntersuchungen können Hinweise auf Entzündungen oder Muskeldegenerationen geben, sind aber wenig spezifisch.

Tabelle 12: Labordiagnostik bei Erkrankungen des Herzens - mögliche Parameter und Untersuchungsmaterial

BLUTWERTE

Werte Tierart Material Kommentare

Hämatokrit All HB

Blutbild, Differentialblutbild All HB + BS Evtl. Hinweise auf Entzündung

Blutchemie:ALT, AST, CK, K, Na, Ca, P

All HP, S

11. Blut (Anämie, Parasiten etc.)Die Untersuchung des Blutes von Reptilien wird maßgeblich von der Methode, der Blutprobengewinnung und Be- arbeitung beeinflusst. Wie bereits erwähnt, kann es bei der Blutentnahme zu einer Verdünnung mit Lymphe kommen, was zu einer Verschiebung verschiedener Parameter, inkl. des Hämatokrits, führt. Bei der Erstellung von Blutausstrichen kann es zu morphologischen Veränderungen an den Zellen kommen, die eine Beurteilung erschweren. Hierbei sollte möglichst schonend vorgegangen werden. Verschiedene Faktoren können zu einer Anämie bei Reptilien führen. Mangel- oder Fehlernährung sowie Nieren- oder Lebererkrankungen können hier eine Rolle spielen. Systemische Infektionen können zu Verschiebungen im Blutbild und zu morphologischen Veränderungen der Zellen führen. Es gibt einige Infektionserreger, die Einschlüsse in verschiedenen Blutzellen verursachen. Dabei sind insbesondere verschiedene Viren, z.B. Erythrocytic Necrosis Viren, Arenaviren/Inclusion Body Disease (IBD) und Parasiten, z.B. Hepatozoon spp., zu nennen, wobei letztere v.a. im Blut von Wildfängen gefunden werden.

Tabelle 13: Labordiagnostik bei Veränderungen des Blutes - mögliche Parameter und Untersuchungsmaterial

BLUTWERTE

Werte Tierart Material Kommentare

Hämatokrit All HB

Blutbild All HB + BS

Differentialblutbild All HB + BS

Blutchemie: K, Gesamt- eiweiß, Albumin, evtl. Leber- und Nierenwerte

All HP, S

20 Laboruntersuchungen bei Reptilien

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21Laboruntersuchungen bei Reptilien

INFEKTIONSERREGER

Erreger Tierart Material Kommentarelebend tot

Viren

Arenaviren/IBD B, P ÖT, VB, BS, LB

Gh, L, Pa, N PCR, Einschlüsse in Blutausstrichen oder Leberbiopsien. Siehe auch ZNS-Störungen

Erythrocytic Necrosis Virus All, v.a. WF VB, BS VB, L Einschlüsse in Blutausstrichen, evtl. PCR als Bestätigung

Ranaviren All RT, LB, evtl. VB

Lä, L, Zu, Da, HT, N

PCR. Siehe auch Stomatitis (Schildkröten), Hautveränderungen (Echsen)

Bakterien

Bakterien All BS, VB VB Zytologie, Kultur

Parasiten

Protozoen im Blut All (v.a. WF) VB, BS VB Zytologie

12. BewegungsapparatVeränderungen des Bewegungsapparates haben vielfältige Ursachen. Traumata verschiedenster Art spielen hierbei eine besondere Rolle. So kommen Bisswunden durch andere Terrarienbewohner oder Futtertiere, Verbrennungen durch Kontakt mit Lampen oder Heizelementen sowie Stürze vor. Metabolische Störungen können ebenfalls Veränderungen am Bewegungsapparat verursachen. So führen Störungen des Kalziumhaushaltes im Rahmen des Metabolic Bone Disease (MBD)-Komplexes zu pathologischen Knochenfrakturen sowie chronischen Knochenzu- und -umbildungen, aber auch zu Bewegungsstörungen durch Störungen der neuromuskulären Übertragung (siehe Nervensystem). Im Rahmen einer Gicht kann es zu periartikulären Uratablagerungen und auch zu Umbauvorgän-gen an den Gelenken kommen (siehe Nieren). Wachstumsstörungen können bei Jungtieren zu verschiedensten Deformationen am Bewegungsapparat führen und hängen oft mit einer Fehlernährung (Ca-Mangel, falsches Ca:P-Verhältnis, Proteinüberschuss) oder mangelnder Luftfeuchtigkeit und fehlendem UV-Licht zusammen. Be- wegungsstörungen können bei Problemen der internen Organe auftreten (z.B. Verstopfungen oder Fremdkörper, Lungenveränderungen oder Darmaufgasung bei Wasserschildkröten mit abnormer Schwimmlage). Auch der Schwanz kann durch diverse Prozesse geschädigt werden. Bei einigen Echsenspezies (wie Eidechsen oder Geckos) kommt es relativ leicht zum Abwerfen des Schwanzes bei Gefahr (Schwanzautotomie). Tumoren im Bereich des Bewegungsapparates, meist von der Haut auf die Muskulatur übergreifend, sind nicht selten, während primäre Knochentumore sehr selten sind. Bei der klinischen Untersuchung von Reptilien mit Veränderungen am Bewegungs- apparat sollte also an traumatische, entwicklungsbedingte, metabolische, physiologische und infektiöse sowie neoplastische Ursachen gedacht werden. Beeinträchtigungen in verschiedensten anderen Systemen können Auswirkungen auf die Bewegung der Tiere haben. Neben der Anamnese, der klinischen Untersuchung und bild- gebenden Verfahren können Laboruntersuchungen hilfreich bei der Diagnosestellung und Therapiekontrolle sein. Bei der Abklärung der Ätiologie von Umfangsvermehrungen kann die Zytologie oder Histologie von großem Nutzen sein.

Tabelle 14: Labordiagnostik bei Störungen des Bewegungsapparates - mögliche Parameter und Untersuchungsmaterial

BLUTWERTE

Werte Tierart Material Kommentare

Blutbild, Differentialblutbild All HB + BS Evtl. Hinweise auf Entzündung

Blutchemie:Ca, Ca:P-Verhältnis, evtl. Harnsäure und andere Nierenwerte, evtl. Leberwerte

All HP, S Abhängig von der Anamnese und dem klini-schen Befund

INFEKTIONSERREGER

Erreger Tierart Material Kommentarelebend tot

Bakterien

Aerobe und anaerobe Bakterien

All AI, UV, KnG Lä Kultur, Zytologie

Pilze

Sprosspilze All AI, UV, KnG Lä Kultur, Zytologie

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QuarantäneEine Quarantäne ist immer wichtig, bevor Tiere vergesellschaftet werden oder neue Tiere in eine bestehende Gruppe eingebracht werden. Idealerweise sollte dabei der Gesundheitsstatus der bestehenden Gruppe bekannt sein und der der neuen Tiere untersucht werden. Bei Reptilien ist dies von besonderer Bedeutung, weil klinisch relevante Erkran-kungen oftmals lange Zeit unauffällig bleiben, viele Infektionskrankheiten dauerhaft persistieren können und einige dieser Tiere natürlicherweise eine hohe Lebenserwartung haben. Idealerweise sollte eine Quarantäne aus mehreren Teilen bestehen. Anfänglich ist eine ausführliche Anamnese wichtig, um festzustellen, ob es sich um Wildfänge oder Nachzuchten handelt und welche möglichen Kontakte mit anderen Tieren bestanden (z.B. Kauf bei einem privaten Züchter, im Tierhandel oder auf einer Börse?). Danach ist eine klini-sche Untersuchung, am besten ergänzt durch eine Blutuntersuchung, notwendig. Kranke Tiere sollten nicht in einen gesunden Tierbestand verbracht werden. Bei gesunden Tieren sollten anschließend Untersuchungen auf gängige Infektionskrankheiten erfolgen. In der Regel besteht diese als Minimalanforderung aus einer parasitologischen Kot- untersuchung (Direktausstrich und Flotation) sowie Untersuchungen auf spezifische, bei dieser Tiergruppe vorkom-mende Infektionserreger. Laboklin bietet mehrere, auf verschiedene Tiergruppen zugeschnittene Quarantäneprofile zum Nachweis wichtiger Erreger an. Da bei latenten oder persistierenden Infektionen nicht immer Erreger nachge- wiesen werden können, sollten die Untersuchungen auf Infektionserreger nach einigen Wochen oder Monaten wiederholt werden. Bis dahin sollen die neuen Tiere getrennt gehalten werden. Die Dauer einer Quarantäne bei Reptilien hängt von verschiedenen Faktoren ab. In der Regel ist es bei Arten, die eine Winterruhe halten, sicherer, die Quarantäne so lange durchzuführen, dass die Tiere sowohl vor als auch nach der Winterruhe untersucht werden können. Je länger die Quarantäne ist und je eingehender die Untersuchungen sind, desto sicherer lässt sich die Ein-schleppung von Krankheitserregern in einen Bestand verhindern. Allerdings muss während dieser Zeit natürlich auch eine strikte Trennung zwischen Tiergruppen erfolgen, was je nach räumlichen Gegebenheiten eine Herausforderung darstellen kann.

Weiterführende LiteraturMader DR 2005. Reptile Medicine and Surgery 2nd Ed. Saunders.

Mader DR, Divers SJ. 2014. Current Therapy in Reptile Medicine and Surgery. Elsevier.

Carpenter JW. 2013. Exotic Animal Formulary, 4th Ed. Saunders.

Jacobson ER. 2007. Infectious Diseases and Pathology of Reptiles. CRC Press.

Pees M. 2015. Leitsymptome bei Reptilien. Enke.

22 Laboruntersuchungen bei Reptilien

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Serologische Reptilienprofile

Kleines Reptilien-Profil HP,S/0,2ml (Harnsäure, Eiweiß, AST, AP, Ca, PO4)

Großes Reptilien-Profil HP,S/0,4ml (AP, GLDH, ALT, AST, Gallensäuren, CK, Gesamteiweiß, Albumin,Harn-stoff, Harnsäure, PO4, Ca, K, Na)

Hämatologie

Blutbild HB/0,5ml

Differentialblutbild HB/1ml

(bitte ungefärbten Ausstrich mitschicken)

Infektionskrankheiten / Serologie

Herpes HP,S/0,4ml(TeHV-1 und TeHV-3)(Schildkröte)

Paramyxovirus/ HP,S/0,2mlFerlavirus*

Picornavirus HP,S/0,2ml (Schildkröte)

Pathologie

Histologische Untersuchung

Zytologische Untersuchung(Ausstrich, Punktat, Lavage etc.)

Mikrobiologische Untersuchungen

Bakteriologie (aerob) TM,HA,HT

Mykologie TM,HA,HT

Bakteriologie, Mykologie TM,GW

Bakteriologie, Mykologie HA,HT

Untersuchung auf Anaerobier

Parasitologische Untersuchung HT

Antibiogramm pauschal

Antibiogramm anaerobe Keime

Erweitertes Antibiogramm

Mikrobiologische Kotuntersuchung

Kotprofil Reptilien (Bakteriologie inkl. Salmonellen, Mykologie)

Salmonellen

Parasitologische Untersuchung(Flotation und Sedimentation)

Reptilien-Parasiten(Flotation und Sedimentation, Ziehl-Neelsen-Färbung, nativ)

Auswanderungsverfahren

Präparat(Ziehl-Neelsen-Färbung, Karbolfuchsin)

Giardia sp. Antigen (EIA)

Cryptosporidien Antigen (EIA)

Cryptosporidien Antigen (IFAT)

Cryptosporidien - PCR FA,MSPim positiven Fall: Differenzierung

PCR-Nachweise

Adenovirus A,GW (Reptil)

Arenavirus/IBD A,EB,GW (Boa, Python)

Batrachochytrium A,GW dendrobatidis (Amphibie)

Batrachochytrium A,GW salamandrivorans (Amphibie)

Chlamydien A,LSP,GW(Reptil, Amphibie)

Cryptosporidien FA,MSP(Reptil)im positiven Fall: Differenzierung

Herpesviren A,GW(Reptil)im positiven Fall: Differenzierung(Landschildkröte)

Herpesvirus GW(Koi-Karpfen)

Intranukleäre A,NSP,GW Kokzidiose (TINC)(Schildkröte)

Iridovirus A,HT,L(Echse, Futtertier)

Mycoplasma agassizii A,NSP(Landschildkröte)

Nidovirus A,TSP,GW(Python)

Paramyxovirus/ A,TSP,GW Ferlavirus(Reptil)

Picornavirus (Virus „X“) A,GW(Landschildkröte)

Ranavirus A,GW(Reptil, Amphibie, Fisch)

Reovirus A,LSP,GW(Reptil)

Salmonellen FA(Reptil, Amphibie)

Sunshinevirus A,GW(Schlange)

PCR-Profile

Amphibie A,GW(Batrachochytrium dendrobatidis, Batrachochytrium salamandrivorans,Ranavirus)

Haut (Echse) HT(Adenovirus, Iridovirus, Ranavirus)

Quarantäne (Echse) A(Adenovirus, Ranavirus, Reovirus)

Quarantäne (Natter, Viper) A(Adenovirus, Paramyxovirus/ Ferlavirus, Reovirus)

Quarantäne A,TSP+EB (Boa, Python)(Adenovirus, Arenavirus, Paramyxo-virus/Ferlavirus, Reovirus)

Quarantäne A,NSP+HP (Schildkröte)(Herpesvirus, Mycoplasma agassizii, Picornavirus, Ranavirus,Herpes-Ak (TeHV-1 und TeHV-3))

Atemwege groß A,NSP(Schildkröte)(Herpesvirus, Mycoplasma agassizii, Picornavirus)

Atemwege klein A,NSP(Schildkröte)(Herpesvirus, Mycoplasma agassizii)

Atemwege/Neurologie A,TSP+EB(Boa)(Adenovirus, Arenavirus, Paramyxo-virus/Ferlavirus, Reovirus)

Atemwege/Neurologie A,TSP+EB(Python)(Adenovirus, Arenavirus, Nidovirus, Paramyxovirus/Ferlavirus, Reovirus)

23Laboruntersuchungen bei Reptilien

Unsere Tests für Reptilien

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