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Lampedusa Geschichtlicher überblick

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Lampedusa Geschichtlicher überblick

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Eine Synthese der bedeutendsten geschichtlichen Epochen der

Insel, die als Protagonistin in ihrer Einsamkeit mal

unbedeutend, mal erhaben erscheint.

Giovanni Fragapane

Übersetzung aus dem Italienischen: Giovanna Abbattista

Die deutsche Ausgabe wurde gefördert durch:

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Lampedusa: Im folgenden kleinen geschichtlichen Streifzug begegnen wir vielen verschiedenen Völkern, die

am Mittelmeer lebten, Handel trieben und Kriege führten. Kein Wunder, denn die Insel Lampedusa liegt im

Zentrum dieses Meeres. Und so wechselten die Besiedelung und die Besitzverhältnisse vielmals durch

Eroberung, Verkauf, Verpachtung oder Schenkung.

Lampedusa wurde, ebenso wie Malta und Pantelleria, bereits seit ältester Zeit bewohnt. Die Abteilung für

Naturgeschichte des Menschen der Universität Pisa nahm 1971 archäologische Ausgrabungen vor, dabei

fanden die Wissenschaftler Spuren einer neolithischen Siedlung aus der Steinzeit in der Cala Pisana; mit

Sicherheit gab es dort ein Dorf, dessen Bewohner ursprünglich aus Sizilien oder von der nahe gelegenen

Insel Pantelleria stammten und die sich der Landwirtschaft, der Tierzucht und dem Fischfang widmeten.

Überreste von elliptischen Hütten aus der Bronzezeit sind im ganzen Land verstreut, vor allem an der

Nordküste und am Capo Grecale.

Der englische Archäologe Thomas Ashby beschrieb und fotografierte im Jahre 1909 auf der Reise nach

Lampedusa verschiedene dieser Bauten, die in den darauffolgenden Jahren demontiert oder zerstört

wurden.

Eben jener Ashby erstellte die Lagepläne der punischen Gräber in der Nähe des Hafens und der römischen

Gebäudereste, von denen heute jede Spur fehlt.

Die von Ashby im Jahre 1909 fotografierten Hütten aus der Bronzezeit

Die Insel war um das Jahr 1000 v.Chr. von phönizischen Kolonisten besiedelt. Sie diente diesem

Seefahrervolk als Basis und Zwischenstation bei ihrem Handel mit dem benachbarten Karthago.

Später, im Jahre 500 v.Chr., waren es die Griechen, die dort dauerhaft eine ihrer Kolonien errichteten.

Der Historiker und griechische Seefahrer Scilace von Carianda bestätigt, dass im Jahre 400 v.Chr. die Insel

von Karthargern bewohnt und von einem Mauerring umgeben war, dessen zwei oder drei Türme vom

Meer aus sichtbar waren.

In Lampedusa wurden Münzen geprägt, was beweist, dass die Insel im Zentrum eines florierenden Handels

und Austausches zwischen den mediterranen Völkern stand.

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In Lampedusa geprägte antike Münze ( IV. Jhd. v. Chr.)

Die Römer waren dort zur Zeit der punischen Kriege (264-146 v. Chr.) ansässig und benutzen sie als

Stützpunkt für ihre Expeditionen nach Nordafrika.

Für die Sammlung von Regenwasser bauten die Römer am südlichen Hang der Insel eine Reihe von

Zisternen auf der Basis natürlicher Rinnen, um damit ihre Flotten zu versorgen.

Es muss in dieser Epoche einen zusammenhängenden bewohnten Standort gegeben haben, ebenso eine

Hafenstruktur und für die Fischzucht benutzte Becken. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Insel ein

Produktionszentrum von „garum“ war, ein von den Römern häufig verwendetes Gewürz aus

Meeresfrüchten.

Jüngste Ausgrabungen haben in unmittelbarer Nähe der Via Roma Überreste einer ausgedehnten Siedlung

ans Licht gebracht, die aus der Kaiserzeit zwischen dem vierten und siebten Jhd. n. Chr. stammt. Die

ausgegrabenen Funde beweisen, dass die Fischerei zu jener Zeit die vorherrschende Beschäftigung der

Bewohner war.

Wiederum war es der englische Archäologe Ashby, welcher im Jahre 1909 Mauerreste mit Opus

Reticulatum, marmorne Friese aus der Kaiserzeit und einen in Stein gehauenen Sarkophag entdeckt hatte;

auch auf der kleinen Insel Lampione entdeckte er Überreste eines antiken Bauwerkes.

Auch der Fund einer Marmorstatue der Athene im Jahre 1898, welche wohl als Schmuck einer römischen

Villa diente, bezeugt das Vorhandensein einer stabilen und florierenden Gemeinschaft.

Marmorstatue der Athene entdeckt 1898

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Aus dem vierten und fünften Jhd. n. Chr. könnte die zum Teil heute noch unerforschte Nekropolis des

Hafens stammen, in der man in Tuffstein gemeißelte Gräber und einen antiken unterirdischen Gang

entdeckte, welcher das heutige Stadtzentrum durchquert.

Ausgrabungen der Nekropolis am Hafen

Angesichts dieser Entdeckungen wird heute die Beschreibung glaubwürdiger, die Bernardo Sanvisente, der

erste Gouverneur von Lampedusa, bei seiner Ankunft auf der Insel im Jahre 1843 machte:

„Die Anzahl der Öfen, der Amphoren, der gefundenen Lampen und die Menge der Ruinen und Monumente,

die überall ans Licht kamen, sind ebenfalls ein unbestreitbarer Beweis, dass die Insel von antiken Völkern

bewohnt gewesen ist. Unter den gefundenen Münzen waren syrakusische, agrigentische,

aus der Zeit der Konsuln und der römischen Kaiser stammende…..ebenso waren darunter arabische,

türkische, venezianische, französische und maltesische Münzen.“

Mit der Krise des römischen Kaiserreiches begannen die Einfälle der Barbaren und die Meeresstrände

wurden von Seeräubern besetzt. Geiserich, König der Vandalen, besetzte im Jahr 439 Karthago,

bemächtigte sich eines Teils der am Hafen verankerten römischen Flotte und zettelte im Mittelmeer eine

Menge von Überfällen an. Die Inseln Pantelleria, Malta und Lampedusa wurden ausgeplündert und die

Bevölkerung deportiert.

Der im Jahre 551 von Kaiser Justinian errungene Sieg über die Vandalen brachte Sizilien und Nordafrika

unter byzantinische Kontrolle. In Lampedusa kamen aufgrund muslimischer Verfolgungen zahlreiche

christliche Flüchtlinge von den afrikanischen Küsten an und gründeten wahrscheinlich auf der Insel eine

kleine Gemeinschaft.

Zwischen 600 und 700 n. Chr. begannen die Muslime die kleinen Inseln des Mittelmeers zu besetzen, um

nach und nach das gesamte Sizilien zu erobern.

Im Jahre 700 zerstörten sie Pantelleria und metzelten die Bevölkerung nieder; vom selben Schicksal wurde

Lampedusa heimgesucht, das danach lange unbewohnt blieb und so zum Aufenthalts- und Zufluchtsort

von Piraten wurde, die im Mittelmeer fortwährend Überfälle verübten.

Im Jahre 813 sandte Papst Leo der Dritte an Kaiser Karl den Großen drei Briefe, in welchen er die Situation

der orientalischen Christen beschrieb; er wies auf die andauernden Überfälle hin und darauf, dass die

Sarazenen jedes Land und Schiff ausplünderten und zerstörten, welches eine christliche Flagge trug.

Damit nicht genug, die Sarazenen landeten mit dreizehn Schiffen und vernichteten die Insel. Ein Patrizier

aus Sizilien, Costantino, sandte darauf sieben Schiffe nach Lampedusa, um den Vorfall zu untersuchen, doch

auch diese Schiffe wurden von den Sarazenen angegriffen und alle Männer der Besatzung umgebracht.

Auf Befehl des Kaisers Michael I. wurde eine Flotte unter dem Kommando des griechischen Admirals

Gregorio aufgestellt; dieser schlug und vertrieb die Sarazenen im gleichen Jahr.

Mittlerweile waren die Muslime zur Invasion von Sizilien bereit und die Expedition, geführt von Asad Ibn

Al-Furat, verließ den Hafen von Susa am 14.Mai des Jahres 827. Nachdem er in Lampedusa, nahe der Isola

dei Conigli (Kanicheninsel), Halt gemacht hatte, um sich mit Vorrat und Männern auszurüsten, landete er

drei Tage später in Capo Gratinola in der Nähe von Mazara.

Für die nächsten zwei Jahrhunderte besaßen die Muslime die absolute Vorherrschaft über das Mittelmeer.

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Um das Jahr Tausend herum, auf Grund einer von Emir Chbir von Sizilien durchgeführten Volkszählung

stellte sich heraus, dass es in Lampedusa 973 Einwohner gab, davon alle Muslime. Die Bevölkerung lebte

vom Fischfang und vom Handel mit in Salz eingelegtem Fisch:

„Es gibt in Lampedusa keine reichen Leute; am reichsten sind noch diejenigen, die zwei kleine Schiffe

besitzen. Zwar existieren keine Armen, doch alle leben sie mit ihren Kümmernissen.“

Erst im Jahr 1034 verbündeten sich die Seefahrerstädte des Tyrrhenischen Meeres, angeführt von Pisa,

gegen die sarazenische Piraterie, griffen Nordafrika an und eroberten die Inseln des Mittelmeers zurück.

Dies waren auch die Jahre, in denen sich die ersten Kreuzzüge organisierten, um die christlichen

Gemeinschaften zu unterstützen und die Pilger zu beschützen, die sich auf dem Weg ins Heilige Land

befanden. All diese Ereignisse hinterließen Spuren auf der Insel Lampedusa; sie lag im Zentrum dieser

Szenarien.

Im Jahre 1100 beschrieb der arabische Geograf Al-Idrisi, der im Dienste von König Ruggero von Sizilien

stand, die Insel folgendermaßen:

„Lampedusa ist, mit einer Entfernung von zwei Schiffstagen von Cabudia, ein der afrikanischen Küste am

nächsten gelegener Standort. Die Insel ist an der Südwestküste mit einem Hafen ausgestattet und kann

zahlreichen Kriegsschiffen Schutz vor Wind bieten, aber sie ist völlig ohne Obstbäume und nicht von Tieren

besiedelt.“

Im Jahre 1127 eroberten die Normannen Sizilien, Malta, Pantelleria und weitere Inseln, einschließlich

Lampedusa. König Ruggero ließ eine mächtige Flotte bauen, mit der er eine Reihe von Eroberungen an der

afrikanischen Küste machte und so eine lange friedvolle Periode gewährleistete.

Im Jahre 1254 machte der französische König Ludwig der IX. auf der Rückreise seines Kreuzzuges in

Lampedusa Halt. Es war sein Berichterstatter, Jean de Joinville, der eine getreue Beschreibung der

Geschehnisse lieferte:

„Wir verließen Zypern, nachdem wir uns mit frischem Wasser und anderen notwendigen Dingen versorgt

hatten. Wir kamen zu einer Insel namens Lampedusa, wo wir viele Hasen fingen und zwischen den Felsen

eine alte Einsiedelei fanden. An diesem Platz, an dem Eremiten, die einst dort lebten, verkehrten, gab es

Olivenbäume, Feigen und andere Baumarten, die sie gepflanzt hatten. Auch der Sturzbach einer Quelle floss

über den offenen Platz.

Die alten Höhlen und Zisternen der Cala Madonna

Der König und wir alle gingen ganz ans Ende des Platzes und fanden dort einen Betsaal; das erste Gewölbe

war mit Kalk geweißt. Am Boden leuchtete ein rotes Kreuz.

Wir betraten das zweite Gewölbe und fanden zwei menschliche Skelette, deren Rippen noch alle intakt

waren, die Handknochen auf der Brust; sie waren gegen Osten ausgerichtet, in der Art wie man Tote

begrub. Zurück an Bord fehlte ein Matrose und der Kapitän des Schiffes dachte, er müsse wohl dort

geblieben sein, um Eremit zu werden und deswegen hinterließ Nicholas de Soisi, Befehlshaber der

königlichen Feldwebel, drei Säcke mit Gebäck, auf dass derjenige sie fände und zu essen hätte“.

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Dies ist die erste geschichtliche Quelle, die Vallone di Cala Madonna erwähnt . Dort befand sich eine alte

Einsiedelei, vielleicht islamischen Ursprungs, in der sich gleichzeitig auch ein Marienkult entwickelte, der

Lampedusa bei allen Reisenden der darauf folgenden Epochen berühmt machte. Diese versäumten nicht,

Erzählungen über einen Eremiten zu verbreiten, welcher die Grotte in zwei Hälften teilte, auf der einen

Seite hing das Kreuz und auf der anderen der Halbmond. Je nachdem wer auf der Insel landete, konnte

somit seinen eigenen Gott anbeten. Natürlich hatte er damit auch einen Weg gefunden, seine eigene Haut

zu retten!

Im Jahre 1436 überließ König Alfonso der V. aus Aragon (genannt der Großzügige) das unbewohnte

Lampedusa dem Baron von Montechiaro, Giovanni de Caro, als Ausdruck seiner Dankbarkeit für die ihm

angebotene Hilfe bei einer Expedition auf die Insel Gerba; es wurde ihm ebenfalls erlaubt, diese zu

besiedeln und im notwendigen Umfang zu bebauen. Vielleicht wurde auch in dieser Epoche vom neuen

Besitzer ein erster Versuch unternommen, auf der Insel einen Kreis von Pächtern zu etablieren, wobei aber

die Gefahr der Vertreibung durch die Barbaren bestand.

Die historische Aufzeichnung der häufigen Kämpfe, die zwischen Christen und Sarazenen in den

Gewässern vor Lampedusa stattfanden, gab dem Dichter Ludovico Ariosto die Idee, in dem Stück Orlando

Furioso, ein Duell zwischen französischen Paladinen und den Sarazenen auf der Insel spielen zu lassen:

(vierzigster Gesang Strophe 55, nach der Übersetzung v. Alfons Kissner, Berlin, Propyläen-Verlag, 1922)

„nach Lampedusa mög er sich begeben,

Und zwar mit einem andern Ritterpaar

Ein Eiland ist´s, vom gleichen Meer umgeben,

Wie dies es hier, wo die Beratung war“

Die Schlacht auf Lampedusa zwischen Orlando und Agrament

Die Beschreibung, die Ariosto von der Insel gab, ist suggestiv und poetisch; hierbei bewies er auch wie gut

seine Ortskenntnis war:

(Strophe 45)

„Nicht Menschenhütten sind darauf gelegen,

Myrth und Wachholder sprießen im Gefild,

In Einsamkeit, wo Hirsche nur sich regen

Und Böcke, Hasen, Reh und andres Wild.

Nur Fische kommen hin, der Netze wegen,

Die´s auf gestutztem Zweig zu trocknen gilt.

So lang sie überm Sande friedlich hangen,

Schläft in der See das Fischlein ohne Bang“.

Die Erinnerung an diese Erzählung bleibt auf Lampedusa immer noch lebendig durch die Namen einiger

Orte wie Punta Cavallo Bianco als Erinnerung an Orlandos Pferd; Aria Rossa als das Gebiet, in welchem die

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Schlacht stattfand und das aufgrund des vergossenen Blutes rot wurde; auch der Torre di Orlando, der in

alten Zeiten den Hafen dominierte, bezog sich auf dieses Epos.

Im Monat Juli des Jahres 1551 erlitt die Schiffsflotte Kaiser Karl des V., unter der Führung von Antonio Doria

Schiffbruch an den Küsten von Lampedusa, als sie von Messina nach Media fuhr; von einem heftigen Sturm

heimgesucht, gingen in der Nacht acht Trireme (Dreirudrige Kriegsschiffe) unter; dabei starben an die

tausend Männer, während sich der Rest der Flotte in die Cala Pisana rettete.

Eine Legende erzählt, dass um das Jahr 1560 Andrea Anfosso, genannt Gagliardo, während eines Überfalls

in Ligurien durch barbareske Seeräuber gefangen genommen und zum Rudern ans Schiff gekettet wurde.

Einige Jahre später, als er sich auf einem korsischen Schiff befand, das in Lampedusa anlegte, um Wasser

und Holzvorräte zu bunkern, gelang es ihm zu flüchten und sich im Unterholz zu verstecken; im Innern

einer Grotte fand er schließlich das Bildnis einer Madonna auf Leinwand gemalt. Mit Hilfe eines

ausgehöhlten Baumstammes und der Leinwand als Segel konnte er von der Insel flüchten und auf diese

Weise die ligurische Küste erreichen. Dort ließ er eine Wallfahrtskirche errichten, die er Unserer Lieben

Madonna aus Lampedusa widmete.

Die Legende von Andrea Anfosso

Nach Ansicht des Historikers Fazello bauten die de Caro, Barone aus Montechiaro, im Jahre 1558 in

Lampedusa eine Festung mit vier Türmen, um die Insel gegen die ständigen Übergriffe von Seiten der

Sarazenen zu verteidigen. Ein Zeugnis für die Existenz dieser Festung liefert die Inschrift eines

maltesischen Mönchs aus dem Jahre 1610, die „im erhabensten Teil der Fassade, die von einem antikem

Schloss erhalten ist“, gefunden wurde. In lateinisch - sizilianischer Sprache sagt diese folgendes aus:

„BATOLOMEUS DE MARSARA DICTU IAN CRASSU CAPITANIU ME FECCI FARE. ANI PRIMA INDICTIO.”

Die vom Mönch Abela wiedergegebene Inschrift auf der Fassade des Schlosses

Am 15. Mai des Jahres 1560 hatte die türkische Flotte unter der Führung des berühmten Piraten Dragut die

spanische Flotte bei der Insel Djerba vollkommen zerstört und 1565 belagerte dieselbe Flotte die Insel

Malta. Zur damaligen Zeit organisierte der Vizekönig von Sizilien, Don Garcia de Toledo, eine Expedition mit

achttausend Männern, die sich in Messina versammelten. Bevor sie in Richtung Malta abfuhren,

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beschloss er, den Prinzen Giovanni A. Doria mit seiner „Capitana“ voraus zu schicken, um die Anzahl der

Schiffe und die Position des Feindes auszuspähen. Prinz Doria näherte sich Gozo bei Nacht und ließ dort

einen Späher absetzen, der dann nach drei Tagen wieder an Bord genommen und auf Linosa abgesetzt

wurde, wo er auf die spanische Flotte wartete, um diese zu informieren.

Giovanni Doria steuerte danach Lampedusa an, um Wasservorräte zu besorgen:

„Auf Sichthöhe der Insel entdeckte er in einer kleinen Bucht, in die er weder mit seinem Schiff noch mit der

Artillerie eindringen konnte, zwei Banditen, die sich im Schutz einiger hoher Felsen verborgen hielten. Hinter

diesen hatten sich die Türken an Land begeben, um sich zu verteidigen. Um die Banditen zu überwältigen,

setzte der Prinz sechzig Soldaten an Land; diese wurden von einer Vielzahl von Türken, die eine Flucht

vortäuschten, in einen Hinterhalt gelockt, überwältigt und umgebracht oder vor den Augen des Prinzen

gefangen genommen. Dieser musste vom Heck seines Schiffes, vor Wut und Zorn zitternd, das Gemetzel

seiner Männer beobachten, ohne ihnen zu Hilfe kommen zu können, da das Absetzen eines Großteils seiner

Leute an Land den Verlust der Galeere bedeutet hätte. Unverrichteter Dinge fuhr er Richtung Armata

Cristiana .

Der Pirat Dragut Rais

Die Türken behielten die Macht über das Mittelmeer bis zur Niederlage von Lepanto im Jahre 1571.

Lampedusa blieb lange Zeit unbewohnt und wurde einerseits als Fluchtort und zur Wasser- und

Holzversorgung, andererseits zum Tausch von Kriegsbeute zwischen Seeräubern genutzt.

Vom Beginn des 16. Jhdts. stammt die folgende Schilderung einer Schlacht, die vor den Küsten Lampdusas

stattfand. Der Kampf wurde zwischen den Galeeren vom Admiral Ottavio di Montauro und den türkischen

Schiffen ausgetragen, welche von Biserta kamen:

„diese Galeeren, vier an der Zahl, hatten schon eine große Strecke auf dem Meer zurückgelegt und waren

durch christliche Schiffe bereits stark beschädigt, als sie von den Unsrigen in der Nähe von Lampadusa

entdeckt wurden. Als sie sich jedoch in Zahl und Ausrüstung unterlegen sahen, dachten sie, sie könnten sich

durch Flucht retten. Um mehr Zeit für ihren Plan zu gewinnen, setzen sie Kriegsbeflaggung, so dass unsere

Galeeren, die sich gerade in Schlachtordnung aufstellten, inzwischen davon abließen, sie zu verfolgen.

Jedoch der Wind, der für sie günstig war, um sich durch Flucht zu entziehen, kam auch uns gelegen, um sie

einzuholen; so dass sich der Montauti in kurzer Zeit in Schussweite der barbarischen Galeeren befand und

sie vor die harte Wahl stellte, entweder sich zu ergeben oder zu kämpfen.

Die feindliche Capitana, die besser ausgerüstet war als die anderen drei, ging als erstes in die Breitseite, um

sich der Herausforderung zu stellen. Nachdem einige Schüsse von der einen und anderen Seite fielen, fügte

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unsere Kanone dieser einen solchen Schaden zu, dass, um sie zu versenken, nichts anderes mehr notwendig

war, als über sie hinweg zu fahren. Währenddessen brachten sich die anderen Galeeren, unterstützt vom

Wind, in Sicherheit und nahmen uns dadurch den vollkommenen Sieg. In diesem Angriff wurden

hundertzwanzig Türken in Ketten gelegt und dreihundertdreißig Christen befreit.

Gefangennahme der Capitana von Biserta

Aus derselben Zeit stammt eine Darstellung von Lampedusa, die Alfonso de Contreras, spanischer

Abenteurer und Malteserritter, machte:

„Vom Hafen auf Malta aus stach ich mit meiner gut bewaffneten Fregatte in Richtung Barberia in See und

auf halber Strecke machte ich Halt auf Lampedusa, derselben Insel, auf der wir den Seeräuber Cardali

gefangen genommen hatten. Lampedusa ist im Besitz eines Hafens, der in der Lage ist, sechs Galeeren

aufzunehmen; oberhalb des Hafens steht ein hoher, unbewohnter Turm, von dem man sagt, er sei verhext.

Auch erzählt man, dass sich auf dieser Insel König Ruggero und Bradamante in einer Schlacht begegnet

seien, doch meiner Meinung nach sind dies Märchen. Lampedusa hat eine solche Fülle an Erdschildkröten,

so das wir, wann immer wenn wir dorthin kommen, die Galeeren damit füllen; darüber hinaus gibt es auch

Hasen.“

Im Jahre 1667 gewährte Karl, der II., König von Spanien und Sizilien, der Familie Tomasi, verwandt mit den

de Carlos, den Titel Prinzen von Lampedusa.

Die Insel blieb bis zu den Anfängen des sechzehnten Jahrhunderts unbewohnt und der Historiker G. Massa

beschrieb sie in seinem Führer „ Sizilien in ihrer Perspektive“ so: Gegenwärtig ist die Insel unbewohnt,

obgleich man mehrere Reste von eingestürzten Behausungen sehen kann.

Karte der Insel Lampedusa aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts

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Um das Jahr 1712 ließ sich auf Lampedusa, mit „Erlaubnis“ des Prinzen Tomasi und einem Schutzbrief der

Porta Ottomana, ein französischer Pfarrer namens Clemente nieder, der sich dort mehrere Jahre aufhielt

und als Eremit starb; er hauste in einer Grotte im großen Tal von Cala Madonna und bewirtschaftete einen

kleinen Garten und einen Weinberg.

Aus dem Jahre 1729 stammt die Beschreibung einer Schlacht, die in den Gewässern vor Lampedusa

zwischen einem maltesischen Kriegsschiff unter der Führung von Scipione Deoux und einem algerischen

Kriegsschiff stattgefunden hat; letzteres wurde nach einer langen Schlacht an die Kette gelegt und nach

Malta gebracht.

Im Jahre 1739 ging Lord Sandwich, der einst die Inseln Hawaii entdeckte, auf der Insel an Land und fand

einen einzigen Bewohner vor, höchstwahrscheinlich war es der Pater Clemente, der als Eremit seit dem

Jahre 1712 dort lebte.

Einige Jahre später erhielten ein weiterer Pater maltesischer Abstammung und ein französischer Händler

mit fünf Pächtern erneut eine Erlaubnis vom Hof aus Konstantinopel, sich auf Lampedusa nieder zu lassen

und eine landwirtschaftliche Kolonie zu gründen. Bedingung war, dass die Pächter auch die Schiffe der

barbarischen Seeräuber, die auf der Insel landen würden, mit Lebensmitteln versorgten und sie

unterstützten.

Die Idee einer abgelegenen und wilden Insel an der Grenze zwischen christlicher und heidnischer Welt hat

wohl auch die Franzosen sehr fasziniert, als in der Mitte des 17. Jahrhunderts der Enzyklopädist Denis

Diderot schrieb:

„Ach! Meine Freunde, wenn wir doch endlich nach Lampedusa gingen, um eine kleine Gemeinschaft

glücklicher Menschen mitten im Meer zu gründen, abgelegen von der Welt! Lampedusa ist eine verlassene

kleine Insel im afrikanischen Meer, ungefähr auf halber Strecke zwischen der tunesischen und maltischen

Küste. Sie ist sehr reich an Fischen, von wilden Olivenbäumen bedeckt und die Erde ist fruchtbar, Weizen und

Korn würden hier gut wachsen…“

Eine beständige Kolonie von circa 40 Personen, die unter dem Schutz der französischen Botschaft von

Malta stand, ließ sich auf der Insel im Jahre 1764 nieder.

Die Anwesenheit dieser von Frankreich protegierten Pächter, die Lampedusa massiv unter Beschlag

nahmen, beunruhigte den Prinzen Tomasi nicht wenig, der, abgesehen davon, dass er keinen

wirtschaftlichen Gewinn aus der Insel zog, befürchtete, den Besitz zu verlieren, auch wenn er nie Gebrauch

davon gemacht hatte. Aus diesem Grund erklärte er sich bereit, die Insel dem König von Neapel als

Schenkung zu überlassen, damit er sie vor der Einmischung Frankreichs und den Überfällen der Piraten

beschütze.

König Ferdinand der IV. ordnete eine Expedition in das noch unbekannte Lampedusa an, mit dem Ziel, eine

Landkarte zu erstellen, die Größe festzustellen und die Bodeneigenschaften untersuchen zu lassen, um die

Ausgaben für Befestigungen abschätzen zu können. Insbesondere ist interessant, dass die Mitglieder dieser

Expedition herausfanden, dass die Pächter die französische Flagge gehisst hatten: Natürlich ließen die

Führer der Galeeren diese sofort einziehen. Der König betrachtete es dann nicht als notwendig, das

Vorhaben in die Tat umzusetzen, und forderte den Prinzen auf alleine weiter zu handeln.

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An diesem Punkt leitete Prinz Ferdinand der II. eine Reihe von Verhandlungen ein mit der Absicht, den

Besitz der Insel ertragreicher zu gestalten; die konkreteste davon war jene des Jahres 1770 mit dem

Franzosen Orlando Bres, mit dem er einen Vertrag über die Nutzung Lampedusas schloss. Dieser

beinhaltete jedoch die Forderung an den Bourbonenkönig Ferdinand den IV., einen bemannten

militärischen Stützpunkt zur Erhaltung der Insel zu gewährleisten. Doch auch diese Verhandlung nahm kein

gutes Ende aufgrund des Widerstandes, den der französische Botschafter auf Malta leistete.

Einige Jahre später, im Jahre 1776, schlugen die Tomasi dem König Ferdinando dem IV. erneut den Kauf der

Insel vor, um einen „Ort der Deportation“ entstehen zu lassen, wie es schon in Ustica und Ventotene

geschehen war. Man startete den Versuch einer Zwangsverschickung; doch auch diese Initiative zeitigte

keinen Erfolg, sowohl wegen der Unfähigkeit des Personals als auch auf Grund des Ausbruchs einer aus

Libyen importierten Pestseuche im Jahre 1783, die die wenigen Einwohner dezimierte.

Es wird erzählt, dass ein französisches Frachtschiff, das aus Malta vertrieben wurde, in Lampedusa vor

Anker ging: als der Kapitän die Baumwollladung, die er an Bord hatte, öffnen ließ, fand er einige

verstorbene Matrosen auf dem Schiff vor. Die Mönche und andere Inselbewohner, die versuchten, den

noch lebenden zu helfen, wurden jedoch zum größten Teil selbst von der Seuche angesteckt und von ihr

dahingerafft.

Man fand viele Grabsteine mit der Inschrift:

„hier wurde ein Leichnam gefunden, der an der Pest im Juni des Jahres 1784 verstarb“.

Einer der entdeckten Grabsteine, welcher an die Pest des Jahres 1784 erinnert

Der bekannte französische Botaniker Labillardiere machte im Jahre 1787 einen kurzen Halt auf Lampedusa,

als er sich auf einer Reise nach Syrien befand. In Folge besuchte ein weiterer berühmter Botaniker,

Gussone, die Insel und fand die Pflanze „Stapelia“, die ausschließlich in Afrika wuchs. Alle diese Reisenden

schilderten Lampedusa als eine von dichten und dicken mediterranen Sträuchern bewachsene Insel, auf

welcher die Hirsche frei weideten und im Meer die Seekühe im Überfluss vorhanden waren.

Im Jahre 1791 lebten auf Lampedusa sechs Malteser und ein französischer Pfarrer; sie alle lebten in Höhlen

und widmeten sich der Landwirtschaft und der Vieh- und Schafzucht.

Eine weitere kuriose Geschichte aus dem Ende des 17. Jahrhunderts, wahrscheinlich eine Erfindung des

Deutschen Wieland, erzählt, dass zwei Mädchen und zwei Jünglinge, Rosina, Clelia, Guido und Sinibaldo aus

Palermo, zusammen mit ihren Mägden nach einem Schiffbruch Rettung fanden, von zwei Eremiten

gefunden wurden und diese die Stammeltern der Bevölkerung Lampedusas darstellen sollen.

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Das Interesse Maltas an Lampedusa zeigte sich nochmals Ende des 17. Jahrhunderts an dem Plan des

Großmeisters Emmanuel de Rohand, die Insel zu befestigen und mit dem Hafen eine Zufluchtsstätte für die

Schiffe des Ordens gegen feindliche Galeeren und eine stürmische See zu schaffen. Das Projekt wurde

jedoch nie verwirklicht.

Außer den Franzosen, die im Grunde genommen Lampedusa bereits besetzt hielten, unterbreiteten auch

die Russen und später die Engländer Angebote zum Erwerb der Insel, um diese als Schiffsanlegestelle

nützen zu können.

Eine detaillierte Planung, auf Lampedusa einen Stützpunkt der russischen Flotte im Mittelmeer zu

errichten, wurde in den Karten des Prinzen Potemkin gefunden, erster Minister der Kaiserin Katherina der

Zweiten. Da die Engländer auf Grund des Abkommens von Amiens im Jahre 1802 die Insel Malta hätten

verlassen müssen, verlangten sie in der Folge wiederholt die Insel Lampedusa als Tausch dafür.

Im Juni des Jahres 1800 ließ sich durch den mit dem Prinzen Giulio Tomasi geschlossenen, langfristigen

Erbpachtvertrag auf der Insel eine Gruppe von maltesischen Pächtern nieder, geführt von Salvatore Gatt. Es

kamen zahlreiche Viehzüchter und Hirten, die verschiedene kleine Grundstücke bewirtschafteten und eine

bemerkenswerte Vieh- und Schafzuchtaktivität begannen; sie führten mit Malta einen florierenden

wirtschaftlichen Austausch, indem sie lokale, ortstypische Produkte exportierten und die für sie

notwendigen importieren ließen. Es wurden Lager, Zisternen, Tennen für die Dreschzeit des Korns und

ländliche Behausungen gebaut.

Im Januar des Jahres 1810 trat Salvatore Gatt einen Teil des Landes an den Engländer Alessandro Fernandez

ab, welcher eine landwirtschaftliche Siedlung mit circa 400 Menschen samt militärischer Besatzung

errichtete. Fernandez ließ sich ein bequemes Haus bauen, das „englische Häuschen“, das auch eine Zisterne

und eine Kapelle hatte; im weiteren ließ er das Schloss erbauen, indem er die Reste von antiken Türmen,

die sich im Inneren des Hafens befanden, durch Mauern aus Stein und Kalk verband. Dort stellte er auch

vier Kanonen von kleinem Kaliber auf.

Um das Schloss herum ließ er Verschanzungen zur Verteidigung und ein Munitionsdepot anlegen, das

später in eine Kapelle umgebaut wurde. Ein weiteres Werk von Fernandez war der Bau einer hohen Mauer,

welche die Insel in zwei Hälften teilte. Damit wurde verhindert, dass die Tiere, die sich im westlichen Teil

frei bewegten, den angebauten Ländereien des östlichen Teils Schaden zufügten.

Es scheint, dass in dieser Epoche mindestens 1000 Malteser auf Lampedusa lebten und es einen

beachtlichen kommerziellen Handel mit Malta, Pantelleria und der nahegelegenen afrikanischen Küste gab.

Das Schloss von Lampedusa in einer Rekonstruktion des Autors

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Nach einigen Jahren kam es zwischen Fernandez und der Familie Gatt zu Streitigkeiten, da die Größe der

Grundstücke nicht der im Vertrag vereinbarten entsprach. Somit verließ im Jahre 1813 Fernandez

Lampedusa und zog sich nach Gibraltar zurück. Im gleichen Jahr kehrte auch Salvatore Gatt nach Malta

zurück; er ließ einen Verwandten, seinen Schwiegersohn Fortunato Frenda, auf der Insel zurück.

Frenda betrachtete sich als alleiniger Besitzer der Insel und verweigerte dem Prinzen den geschuldeten

Mietanteil. Es folgte ein langwieriger Rechtsstreit, der bis zum Jahre 1839 andauerte, bis ein

Gerichtsvollzieher geschickt wurde, der den Maltesern die Auflösung des langjährigen Erbpachtvertrags

mitteilte.

Nach und nach kam es zu einem langsamen Verfall und zur Entvölkerung der Siedlung. Vor Ort blieben nur

die Erben von Gatt, welche sich im ständigen Zwist befanden. Frenda bewohnte das Schloss, auf welchem

die englische Flagge wehte.

Um das Jahr 1820 besuchte der englische Kapitän Henry Smith an Bord des Segelschiffes „Adventure“

mehrere Male Lampedusa, als er eine hydrographische Karte des Mittelmeeres vorbereitete; er fertigte

auch eine Landkarte der Insel und eine kurze Beschreibung des Hafens an, die im Jahre 1824 in London

veröffentlicht wurde.

Der von W.Smith vermessene Hafen von Lampedusa von 1824

Im Jahre 1827 bat der Prinz von Lampedusa den neuen König von Neapel, Francesco I., um die Erlaubnis,

die Insel dem Prinzen von San Cataldo zu überlassen, weil er dort eine Kolonie von griechischen

Flüchtlingen gründen wollte; doch der König widersetzte sich dieser Idee und schickte im Juli des darauf

folgenden Jahres 1828, eine Expedition nach Lampedusa, um die Möglichkeit untersuchen zu lassen, die

Insel als Ort der Strafe zu nutzen, zumal hier der entfernteste Punkt seines Reiches war.

Die Expedition erreichte Lampedusa mit der Brigantine „il Calabrese“. Sofort wurden alle Vermessungen

vom Oberleutnant del Genio Salvatore Colucci und dem Landvermesser Pietro Cusmano durchgeführt . Sie

erstellten einen Plan der Insel und aller vorhandenen Bauwerke.

Die Landkarte der Insel von Salvatore Colucci (1828)

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Nach dieser Expedition kam auch der Botaniker und Naturforscher Giovanni Gussone auf die Insel, der

einen genauen Bericht über die Pflanzen und Tierwelt hinterließ:

„ Auf Lampedusa hielten sich 24 Malteser auf, Frauen und Männer, sie lebten alle unter armseligen

Umständen, weit entfernt von den Bequemlichkeiten, die die Gesellschaft uns andernorts bietet; sie waren

mehr aus schierer Überlebensnotwendigkeit als aus anderen Gründen dazu gezwungen, ihr eigenes Land zu

verlassen. Jedoch könnte niemand, der gewohnt ist, imaginären Systemen zu folgen, annehmen, dass

Frieden, Glück ,Treue und Glauben unter diesen wenigen Bewohnern vorzufinden wäre; doch

unglücklicherweise sind diese nicht frei vom Vorwurf, grausame Delikte zu begehen. Sie halten fünf oder

sechs Kühe, ebensoviele Ochsen zum Pflügen, zwei Lasttiere, ungefähr 200 Schafe, hunderte von Ziegen und

wenige Schweine. Sie tauschen mit einigen maltesischen oder barbarischen Schiffen, die dort anlegen, Käse,

Wolle, Weizen und Bohnen mit Dingen, die ihnen fehlen.

Auch dieses Projekt des Prinzen Tomasi und König Francescos des I. wurde nicht weiterverfolgt, da beide

starben. Aber die Expedition erreichte eine bemerkenswerte Wichtigkeit, weil sie eine genaue

Beschreibung der Orte und der Verhältnisse der Insel bot, die als Grundlage für die nachfolgende

Besiedlung im Jahre 1843 diente.

Der Gouverneur der Insel Bernardo Sanvisente

Als es dem Prinzen Tomasi nicht gelang, eine Unterstützung vom bourbonischen König zu erhalten, die

Insel zu befestigen, bat er den Herrscher um die Erlaubnis, diese den Engländern zu verkaufen. Nochmals

widersetzte sich Ferdinand der II., Nachfolger seines Vaters Fancesco des I., dieser Vereinbarung und

entschied, Lampedusa für 12.000 Dukaten zu erwerben, um daraus eine landwirtschaftliche Kolonie des

Reiches zu machen.

Mit einem Erlass des Königs wurden die Untertanen dazu eingeladen, auf die Insel zu ziehen; jedem

einzelnen wurde die Zuweisung eines Grundstückes für Landwirtschaft und Hausbau zugesagt.

Es kamen 120 Menschen aus ganz Sizilien und den angrenzenden Inseln; der größte Teil der Siedler waren

Bauern und Handwerker.

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Am 22. September des Jahres 1843 erreichte Bernardo Sanvinsente, ausgewiesener Gouverneur der Insel,

mit zwei Dampfern Lampedusa. In seiner Begleitung waren bürgerliche und geistliche Autoritäten samt

einer abkommandierten Truppe.

Als erste Handlung teilte er Fortuna Frenda und den wenigen maltesischen Einwohnern den Widerruf der

Bewilligung des Erbpachtvertrages mit, welcher bereits 1839 bekannt gegeben worden war; er ließ die

englische Flagge auf dem Schloss einziehen und die der Bourbonen hissen; er rief die Malteser auf, die Insel

zu verlassen, was sie an den darauf folgenden Tagen auch taten. Frenda fuhr im März des anschließenden

Jahres ab und zog sich auf Sfax zurück, nachdem er vergeblich versucht hatte, sowohl seine Rechte an den

durchgeführten Verbesserungen, als auch die Kosten, die seine Untertanen getragen hatten, anerkennen zu

lassen.

Dann kamen die neuen Siedler, die sich in Höhlen und Lagern niederlassen mussten, während sich die

Befehlshaber und die militärische Garnison im Schloss einquartierten.

Unverzüglich begann man alles Vorhandene wiederherzustellen: die alten Zisternen für das Wasser, die

Mühlen, die Lager, und es wurde mit dem Aufbau der ersten Gebäude begonnen, der „sieben Häuser“

gegenüber des Hafens; die kleine Kirche wurde vergrößert, eine Zollstelle gebaut, die Öfen und vieles

weitere, was nötig für die neue Gemeinschaft war. Jedem Siedler wurden drei Scheffel Erde zum Anbau und

eine finanzielle Unterstützung zugewiesen.

Die neue Kolonie begann ihren Alltag: Einige widmeten sich der Landwirtschaft, andere der Schafzucht,

wieder andere dem Fischfang, doch die meisten dem Aufbau des neuen Landes.

Im Jahre 1847, vier Jahre nach Beginn der Kolonisierung, war die Bevölkerung auf 700 Einwohner

angewachsen und gerade in diesem Jahr wollte König Ferdinand persönlich Lampedusa besuchen und

begab sich mit seiner Frau Maria Teresa und seinem Sohn Francesco di Paola dorthin. Der König war mit

dem, was Sanvisente geschaffen hatte, zufrieden und sicherte ihm das Amt für sieben weitere Jahre zu.

Im Jahre 1848, in Folge einer revolutionären Bewegung, wurde die Fregatte Carlo III. nach Lampedusa

geschickt , um Sanvisente, seine Familie und die militärische Besatzung abzuführen. Es wurde eine

provisorische Regierung eingerichtet, bestehend aus einem führenden Kapitän und einer städtischen

Vertretung.

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Mehrere der Bewohner verließen die Insel, weil die Unterstützungen nicht mehr ausbezahlt wurden. Auch

Arbeiten, die noch im Gange waren, wurden blockiert.

Mit der Wiedereinsetzung der Bourbonen kehrte Sanvisente im Februar des Jahres 1850 zurück nach

Lampedusa und mit ihm die Familien der Siedler, die zuvor die Insel verlassen hatten. Die unterbrochenen

Arbeiten wurden wieder aufgenommen; doch einige Jahre später, im Jahre 1854, verließ Sanvisente

definitiv Lampedusa. Es wurde gegen ihn ein Untersuchungsverfahren wegen seiner Amtsführung

angestrengt, wie sich herausstellte, zu Unrecht.

Anschließend wurde ein Regierungsausschuss zusammengestellt, der aus vier Mitgliedern und einem

Präsidenten bestand. Mit dem Weggang von Sanvisente begann eine Krisenzeit der Kolonie auf Grund einer

allgemeinen Verwahrlosung und wachsender Schwierigkeiten. Die Siedler begannen nach und nach den

Wald kahl zu schlagen, da die Kohleherstellung in großem Ausmaß genehmigt worden war.

Da die Landwirtschaft nicht die erhofften Resultate erzielte, begründet durch die schwierigen klimatischen

Bedingungen und lange Dürrezeiten, wuchs die Einsicht, dass der Fischfang eine Alternative zur

Landwirschaft sein könnte. Dieser entwickelte sich in den darauf folgenden Jahren zur wichtigsten

Ernährungs- und Einnahmequelle.

Im Jahre 1860, im Rahmen des Feldzuges Garibaldis bis nach Sizilien, wurde auch Lampedusa dem

Königreich Italien zugeordnet. Es wurde die Nationalgarde gegründet und ein außerordentlicher Delegierter

und eine spezielle Verwaltungskommission nominiert.

Im Jahre 1872 errichtete die Regierung auf Lampedusa eine Strafkolonie für zu Zwangsaufenthalt

Verurteilte ( später, bis zum Jahre 1940, wurde es eine Kolonie für andersdenkende und politisch

Verbannte). Während des Tages durften die Verurteilten ihre Schlafsäle verlassen, um selbstständig oder

bei einem Bauern zu arbeiten. Ein Trompetensignal bei Sonnenuntergang zwang sie zur Rückkehr.

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Im gleichen Jahr wurden alle Grundstückszuteilungen der Siedler widerrufen und ein königlicher

Beauftragter, der Cavalliere Maccaferri, zur Insel entsandt. Er hatte den Auftrag, sich einen Überblick der

Situation vor Ort zu verschaffen und eine politisch - administrative Ordnung vorzubereiten.

Ansicht von Lampedusa auf einer Radierung des Jahres 1877

Am 2 Juni 1878 wurde Lampedusa eine autonome Gemeinde, in die auch die Insel Linosa eingemeindet

wurde.

Im Jahre 1887, nach der Entdeckung einer großen Bank von Schwämmen, kamen griechische und türkische

Schiffe nach Lampedusa und es begann ein florierender Handel. Die Schwämme von Lampedusa wurden in

die ganze Welt exportiert und brachten für das Volk eine Zeit des Wohlstandes.

Während des zweiten Weltkrieges wurde die Insel auf Grund ihrer strategischen Lage im Mittelmeer mit

zahlreichen militärischen Anlagen befestigt, die noch heute, vor allem entlang des Küstenstreifens, sichtbar

sind: es wurden Bunker, kleine Forts, Stellungen, Lager und eine Landebahn für Flugzeuge mit der Länge

von 800 Metern aus festgestampfter Erde gebaut. Über 4000 Männer waren im Juni des Jahres 1943 auf die

Insel Lampedusa versetzt worden, als Lampedusa heftige Bomben- und Marineangriffe von Seiten der

angloamerikanischen alliierten Streitkräfte erlitt, welche die Invasion von Sizilien aus beschlossen hatten.

Stellung der Luftabwehr im zweiten Weltkrieg

In der Nacht vom 7. zum 8. Juni versuchten die Briten eine Landung auf der „Isola dei conigli“, der

Kanincheninsel, mit der Absicht, die Radarstation von Ponente zu zerstören, doch sie wurden abgefangen

und von einer Patrouille namens „Wölfe der Toskana“ zurückgeschlagen; zwei englische Soldaten kamen

dabei ums Leben, während die anderen sich in eine Grotte flüchteten, wo sie auf Rettung warteten.

Am 12. Juni 1943, dem Tag nach der Kapitulation von Pantelleria, musste sich auch Lampedusa der

erdrückenden Übermacht der Alliierten ergeben. Während der Bombenangriffe gab es unter der

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Zivilbevölkerung keine Opfer, auch deshalb, weil fast alle in Höhlen und auf dem Land Zuflucht gefunden

hatten. Die Schäden an den Häusern jedoch waren enorm.

Die Briten versetzten an den darauf folgenden Tagen die 4400 auf der Insel stationierten Soldaten nach

Nordafrika und errichteten eine militärische Besatzung unter dem Kommando von John D. Bisdee,

siebenundzwanzigster Befehlshaber der Royal Air Force.(RAF)

Die Waffenübergabe im Juni des Jahres 1943

Die Nachkriegsjahre waren mehr als andernorts durch die Vernachlässigung der Regierung, durch eine

massive Emigration und eine schwierige wirtschaftliche Situation gekennzeichnet, die nur auf Fischfang,

wenige Pökelindustrien und die Konservierung des Fanges beschränkt war.

Es verabschieden sich die Verwandten, die in ferne Länder abfahren

Im Jahre 1951 wurde ein Elektrizitätswerk errichtet und 1953 eine Anlage zur Herstellung von Eis, welche

wesentlich für die Aufbewahrung des Fischfanges war.

Aber die Rückständigkeit der Insel war enorm und die Lebensumstände glichen denen der Dritten Welt: es

fehlten Abwasserkanäle, Schulen und ein Krankenhaus. Ein Schiff kam zwei Mal die Woche, und, um an

Land zu kommen, musste man auf einen Schleppkahn umsteigen, weil keine Mole vorhanden war.

Im Jahre 1966 weigerte sich die Bevölkerung in einem Akt des stillen Protestes, zur Wahl zu gehen, um die

Regierung auf die Probleme der Insel aufmerksam zu machen.

Der Innenminister Taviani war der erste Regierungsrepräsentant des vereinigten Italien, der die Insel

Lampedusa besuchte.

1967 kam das Telefon, dann der erste Rundfunksender; 1968 folgten im Rekordtempo der Zivilflughafen

und eine Entsalzungsanlage.

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1972 wurde auf dem westlichen Teil der Insel ein Langwellensender für die Loran Navigation als NATO-

Stützpunkt installiert, der gänzlich in amerikanischer Hand war.

1975 entstanden das Krankenhaus und die Schulen.

Langsam fing Lampedusa an, sich einer neuen Wirklichkeit zu öffnen: dem Tourismus. Anfänglich war es

ein sanfter Tourismus, vor allem für Taucher und Liebhaber der Ruhe. Die Insel wurde von denjenigen

besucht, die für ein paar Wochen ein einfaches und erholsames Leben führen wollten in direktem Kontakt

mit der unberührten Natur.

In den meisten Fällen wurden die Touristen in privaten Wohnungen beherbergt und es entwickelten sich

daraus oft dauerhafte Freundschaften.

Gerade die Ursprünglichkeit und Schlichtheit machten über Jahre hinweg den Charme und die große

Anziehungskraft der Insel aus. Es waren die Jahre von Gino Paoli, von Dalla und Modugno; Jahre, die sich

durch eine starke Präsenz von Deutschen und Franzosen auszeichnete.

Die Lampedusaner erkannten, dass der Tourismus die Möglichkeit eines Befreiungsschlages bot; viele

gaben den Fischfang und die Landwirtschaft auf und wurden kleine Reiseveranstalter; mit Sicherheit war es

ein Augenblick wirtschaftlichen Aufschwungs und der Entdeckung neuer Entwicklungsmöglichkeiten.

Die Insel begann mit dem Aufbau von Hotels, Residenzen und Restaurants. Von 700 Hotels im Jahre 67

wuchs die Zahl auf 1500 im Jahre 68 und 4000 im Jahre 69 an.

Ausschiffung der „Carpaccio“ und der Bau des ersten Hotels

Das Jahr, das in der jüngsten Geschichte Lampedusas einen Wendepunkt markierte, war sicherlich 1986:

der libysche Oberst Mohammar Ghaddafi feuerte als Vergeltungsakt für die Bombardierung von Tripolis

durch die Amerikaner zwei Scudraketen auf das nahegelegendste amerikanische Ziel ab, den militärischen

Stützpunkt Loran auf Lampedusa.

Die Raketen verfehlten ihr Ziel. In der Folgezeit hieß es sogar, diese seien nie abgefeuert worden. Dieser

Vorfall hatte jedoch eine explosive Wirkung, denn Lampedusa fand sich plötzlich in den Schlagzeilen

wieder: es war der erste Kriegsakt gegen ein europäisches Land seit dem Ende des zweiten Weltkrieges.

Wenn bis vor kurzem die Italiener nicht wussten, wo Lampedusa lag, so sprach man nun über nichts

anderes mehr. Das Fernsehen übertrug tagtäglich Bilder, Interviews und Reportagen über die Insel. Es war

wie eine Entdeckung: Tausende von Menschen ergossen sich ab diesem Sommer über die Insel und der

Tourismus begann eine andere Richtung einzuschlagen.

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Alle Zeitungen titelten mit der Schlagzeile „Angriff auf Lampedusa“

Es begann der Tourismus der großen Zahlen, man setzte auf Masse und Reiseveranstalter. Große

Immobilien -gesellschaften warfen ihr Auge auf das Gebiet, das nun einer massiven Umgestaltung

unterworfen wurde.

Auch die Politiker erinnerten sich an Lampedusa und man begann wichtige, bisher nicht fertig gebaute

Gebäude, wieder in Angriff zu nehmen (ein Hallenbad, ein Altersheim, ein archäologisches Museum).

Das Aussehen von Lampedusa veränderte sich, doch man begriff auch, welche Risiken in dieser Art der

Entwicklung und Beschlagnahmung steckten.

Im Jahre 1996 wurde das Naturschutzgebiet eingerichtet mit dem Ziel, den natürlichen Lebensraum zu

erhalten und vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten zu schützen und zu bewahren. Die ältere

Generation weiß vielleicht noch, wie bis vor 40 Jahren Schildkröten auf den Mittagstisch der Lampedusaner

kamen und die Delphine („le fere“) gejagt wurden, weil sie die Netze der Fischer durchlöcherten.

Das im Jahre 2002 gegründete Meeresschutzgebiet

Gerade das stetige Wachsen dieser besonderen Sensibilität für die Umwelt hat in den letzten Jahren viele

Naturliebhaber angezogen; gleichzeitig wurden viele spekulative Interessen ausgebremst.

Ein fundierter Werbespot wurde im Jahre 2002 vom Regisseur Emanuele Crialese gedreht; dieser hat auch

die Insel als Drehort für den Film „Respiro“(„Atmung“) ausgewählt. Der Film handelt von den

konfliktreichen und schwierigen Beziehungen einer jungen Frau zu ihren Landsleuten.

In den letzten Jahren wurde Lampedusa zum Symbol der heimlichen Einwanderung aus den nördlichen

Ländern Nordafrikas, wodurch das erwartete Wachstum des Tourismus auf der Insel erheblich nachließ. Bei

jeder Gelegenheit sprechen die Massenmedien nun von Lampedusa als „Insel der Bootsflüchtlinge“, der

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Meerestragödien und der sozialen Spannungen; was den Tourismus und neue Investitionen wesentlich

abschreckte.

Die Hoffnung auf ein besseres Leben

Doch Lampedusa wurde auch zum Berührungspunkt verschiedener Zivilisations- und Lebenswelten samt

den Problemen, die diese Rolle mit sich bringt. Als die „Auffanglager“ noch nicht existierten, kamen die

Lampedusaner den Ankömmlingen zu Hilfe, löschten ihren Durst und stillten ihren Hunger.

Um das öffentliche Bewusstsein für das Problem der Zuwanderung zu sensibilisieren, hat ein weiterer

Liebhaber der Insel, Claudio Baglioni, ab dem Jahre 2002 als Urheber und Förderer eine Serie von

Konzerten organisiert, die Tausende von Menschen angezogen hat.

Die Entscheidung der Regierung, das vorläufige Aufnahmezentrum in ein Zentrum der Identifizierung und

Ausweisung zu verwandeln, hat neue Spannungen erzeugt. Dies verursachte Proteste der Migranten in

diesem Zentrum und vereinigte die Bevölkerung in der Ablehnung, die Insel zu einem „Gefängnis unter

freien Himmel“ werden zu lassen.

Ein Werk des Bildhauers Mimmo Paladino, aufgestellt an der Hafeneinfahrt im Jahre 2008, möchte daran

erinnern, wieviele Menschen auf der Suche nach einer neuen würdevolleren Existenz ihr Leben im Meer

verloren haben.

Das „Tor von Lampedusa, Tor von Europa “ vom Bildhauer Mimmo Paladino

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Schluss

Viele sagen mir: „Nino, die Geschichte die du uns erzählt hast, ist interessant, doch wo sind die

Hütten der Bronzezeit? Wo ist das Schloss? Und die Nekropolis? Und wo die punischen Gräber?

Es ist traurig, doch muss ich antworten, dass aus der Vergangenheit unserer Insel beinahe nichts

übrig geblieben ist.

Leider sind es nicht nur die Zeit oder die Kriege, die jegliche Spuren unserer Vergangenheit

ausgelöscht haben:

Das „Schloss“ ist im Jahre 1939 verwüstet worden! Die Felsbrocken der Megalithbauten sind

geschleift oder für Resorts verwendet worden! Auf die Nekropolis wurde eine Residenz gebaut! Es

scheint, dass auch die historischen Archive der Stadt vor Jahren verbrannt wurden, um

auszumisten!

Die Absicht hinter diesem Büchlein ist, die faszinierende Geschichte Lampedusas bekannt zu

machen und das Interesse für die Pflege und den Respekt vor den Zeugnissen der Vergangenheit

zu wecken; diese bilden die Grundlage für unsere Kultur und können auch eine große

Anziehungskraft auf die Besucher der Insel ausüben: über die Faszination des bezaubernden

Meeres hinaus können sie sich dadurch für die Geschichte und die Traditionen der Insel

begeistern.

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Bibliographie

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In Annals of Archaology and Antropology.

Liverpool 1912

Calcara Pietro: Descrizione dell’isola di Lampedusa.

Palermo, 1847

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Palermo, 1993

Gibilaro Giovanni: Lampedusa e Linosa da Colonia a Comune.

Palermo 1991.

Gussone Giovanni: Notizie sulle isole Linosa, Lampione, e Lampedusa…

Napoli, 1832-1839

Massa G. A.: La Sicilia in prospettiva.

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Ratti Diego: www.megalithic-lampedusa.com

Sanvisente Bernardo: L’isola di Lampedusa eretta a colonia dal munificentissimo nostro sovrano

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Napoli, 1849

Smith William H.: Sicily and its Island (memoir descriptive…)

London 1824

Sommier Stefano: Le isole Pelagie: Lampedusa, Linosa, Lampione e la loro flora.

Firenze, 1908

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Lampedusa 2013

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