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MAGAZIN LANDJäGER NR.07 | WINTER 2009 – 2010 | www.landjaeger.at Mit Thema um nur ¤ 4,00 - Österreich | ¤ 5,00 - Deutschland | CHF 7,00 - Schweiz u. Liechtenstein IMMER NEU MIT: ISSN 2070-2655 www.landjaeger.at ANNA HILTI AUSTROFRED BUERONARDIN #3 GOLDEN REEF FABIENNE FELTUS HILLER-RUSCHER LETZTE WORTE MUZ MAMA OHRENSCHMALZ RAMBO’S JUNGER VELO UVM.

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magazin LandJägEr nr.07 | wintEr 2009 – 2010 | www.landjaeger.atmit thema um nur ¤ 4,00 - Österreich | ¤ 5,00 - deutschland | chf 7,00 - schweiz u. Liechtenstein

immEr nEu mit:issn 2070-2655

www.landjaeger.at

anna HILtIauStrOfrEDBuErOnarDIn #3 GOLDEn rEEf faBIEnnE fELtuSHILLEr-ruScHErLEtZtE WOrtEMuZ MaMaOHrEnScHMaLZ raMBO’S JunGEr VELO uVM.

I’ve always wanted to dance in Berlin

illustration: anna hili

annahilti.com

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Mode mit Pia-Maria Bach

am punschstand frieren ei-nem bekanntlich die

zehen ab, wenn man zum beispiel eine schwäche für schuhe mit pappende-ckelsohlen hat, was mir neuerlich, dank der durch eine sympathische beislbe-kanntschaft prophezeiten gicht, ziem-liche sorgen bereitet.

ich brauch also winterschuhe. brauchen - der schlechteste ausgangs-punkt für überhaupt alles.mit üblem überkritischem getue, die schwierigkeiten von riesigen plattfü-ßen und kaum augeprägten waden – trotz konsequentem epischem hipster-rennradklassikerfahrens – beim stiefelfinden erläuternd, eine huma-nic-verkäuferin eine stunde lang be-schlagnahmt um es sich dann „doch nochmal zu überlegen“. stiefel bei zara gekauft. stiefel bei zara zurück gebracht. gesteigerter frust.beschlos-sen, doch lieber den in mir aufkeimen-den tendenzen in richtung Lohas-Junghippie-Ökotum nachzugehen und den konsum zu verweigern. aus selbst-mitleid schwach geworden und billiges, annehmbares schuhwerk erstanden, in dem ich weder unweigerlich auf krüp-pelzehen zusteuere, noch aufgedunse-nen, sommers wie winters outdoorpat-schen tragenden hollywoodstars ähnle und das mir auch nicht - wegen min-derwertiger optik nur für die befül-

lung mit mandarinen und nüssen brauchbar - ausschließlich das herrliche krampusfest versüßen könnte.zweitägiges, wohliges zehengefühl bis zum ersten schneeregen. das schweinsleder durchlässig ist, wie die zerfledderten chucks, die als trauriges relikt heute verleugneter punkrockzei-ten hinten im schrank ihr dasein fris-ten. die absurde idee, zwei paar schu-he übereinander zu tragen, die mir von einem freund als auf einer wahren be-gebenheit basierend vorgeschlagen wurde – allerdings als möglichkeit zum ausgleich geringer körpergröße - ver-werfe ich noch vor der testphase. höchste zeit die einzig andere mühsa-me alternative umzusetzen - also das schuhwerk mittels pflege winterfest zu machen.

trotz einem, in sneakerfreakkreisen höchst angesehenen, schuh- und pfle-geprofi im näheren umfeld, dem ich jetzt diesbezüglich versäumte frühprä-gung vorwerfe, dämmert mir im dis-kurs mit der wieder aufgesuchten, ge-duldigen humanic-verkäuferin, dass ich offensichtlich noch nie schuhe ge-putzt, geschweige denn schuhpflege-produkte in der richtigen reihenfolge und/oder weise angewendet hab. aus scham über mein reinlichkeitsdefizit kaufe ich fast alles, das meine vernach-lässigte fußbekleidung wieder „weich,

geschmeidig und vor allem wasserab-weisend“ machen soll.bis auf die haarende bürste und die ta-pircreme, deren namen in mir herr-lichste phantasien über ihre gewin-nung auslöst und die ich ohnehin meiner schwester gestohlen habe, hält der Einkauf nicht, was er verspricht. der sparefroh in mir schreit ob des ver-schwendeten geldes auf. ich fühle mich vom perfekt gestylten und hinter-listig toupierten personal übers ohr gehauen. der einzige Erfolg den ich verbuchen kann ist, dass ich die grauen schandmale, die sich durch die witte-rung in das vormals hellbeige Leder eingefressen haben, geradezu liebevoll eingearbeitet und poliert hab. das Ergebnis der kräftezehrenden proze-dur hält vermutlich nicht bis zum frühling, weswegen inzwischen vor-sorglich nach Ersatz gesucht wird. und weil flohmärkte sowieso gesell-schaftliche pflichttermine zur kontakt- und imagepflege sind und nebenbei auch die möglichkeit bieten, das von nun an als im vorbeigehen erstandenen glücksgriff deklarierte, eingefettete schuhwerk zu präsentieren, wird das ohne zusätzlichen zeitaufwand betrieben.

wer nicht braucht, findet bekanntlich auch leichter.

text: pia-maria bach

illustration:katharina ralserkatharinaralser.at

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Wie Golden reef bist du?

illustrationen:golden reefgoldenreef.at

text: thomas fink

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Johannes gezeichnet von mathias

fast jeder kennt sie, viele musik-fans sind ihnen verfallen,

aber nicht alle. damit auch du weißt, ob du dich zum elitären kreis der gol-den reef fans zählen darfst, haben wir extra für dich einen streng wissen-schaftlichen interview-test zusammen-gestellt. und so läuft’s: die folgenden 14 interviewfragen wurden an gr ge-stellt. Eine davon ist die tatsächliche antwort der gr buben, die restlichen 3 antworten wurden (fast) frei erfun-den. Einfach die nach deiner meinung richtige antwort zur jeweiligen frage ankreuzen, dann am Ende die punkte zu-sammenzählen und schauen, was raus kommt. na dann, man sieht sich hoffentlich am Ende des interviews wieder.

— 1) — 8 Jahre golden reef…und?

a) falsch. 7 Jahre. und außer-dem passiert eh nichts, schau mal unsere gesichter an…was soll man groß sagen, rauf und runter, wie das Leben eben ist.b) wir sind die unumstrittene nummer eins, zumindest bei meiner oma.c) man darf nie vergessen, selbstkritisch gewisse dinge zu hinterfragen. natürlich hätten wir das Eine oder andere auch besser machen können, aber so ist es nun mal.d) und was?

— 2) —2001 – 2009 sind 8 Jahre oder?

a) Ja, aber wenn man 1 von 8 subtra-hiert, ergibt das 7.b) was bedeutet heute, in dieser schnelllebigen zeit, schon ein Jahr?c) im fm4 soundpark steht „seit 2002“. da wurden wir übrigens gerade eben auf der startseite präsentiert.d) kann sein. für uns sind es aber 7 Jahre, weil uns die meinung anderer Leute immer schon egal war. du meinst es sind 8 Jahre? dann sind es eben 7, so einfach ist das mit dem rock’n’roll.

—3) —auf eurer homepage steht

aber 2001 – 2009?a) 9 minus 1 ergibt doch 7.b) ach so.c) haben wir uns eh noch nie ange-schaut. im grunde bewegen wir uns lieber im hintergrund.d) wen interessiert denn schon unsere nagelneue und sehr sehenswerte homepage „www.goldenreef.at“?

— 4) —ihr wart letztes Jahr die beste band vorarlbergs. wieso seid

ihr das heuer nicht mehr?a) tja, wir hatten heuer intern mit ein, zwei veränderungen zu kämpfen. Jo-hannes und mathias sind kein paar mehr und raimund ist in die pubertät gekommen, das prägt.b) die veganer sind schuld.c) das ist eigentlich ein blöder titel. für uns selber sind wir immer die beste band, und das ist wichtig. ob wir das dann für die Leute auch sind sei dahin-gestellt.d) wir sind einfach sehr besorgt über die politischen Entwicklungen in

oberösterreich. da gehen einem die gitarrensoli nicht so leicht von der hand.

— 5) — raimund, siehst du das auch so?

a) ich sage immer: „Ein pfau ist ein pfau, und das weiß er genau.“b) wer hat das Licht ausgemacht?c) Jetzt wäre ein frisches bier nicht schlecht.d) was?

— 6) — was haben the sorrow in den letzten Jahren besser gemacht als golden reef?

a) den heavy metal.b) apfelstreuselkuchen mit vanillesoße.c) alles.d) Lange haare wachsen lassen, wichtige Entscheidungen tref-fen in sachen tätowierung und blut trinken.

— 7) — und gewinn des amadeus awards und Live auftritt

beim selbigen?a) schön, dass andere bands außer golden reef auch Erfolge feiern.b) dazu kann man ihnen nur gratulieren. wir sind ihnen da nichts neidig. aber vom amadeus kann man sich auch kein Eis kaufen.

c) wolfgang amadeus mozart? ist das der typ auf den mozartkugeln?d) da fällt mir nur die zeile aus unserem song „the 508 to“ ein: „one look from you would satisfy me for so long…“

— 8)— was haben 4 mind in den

letzten Jahren besser gemacht als golden reef?

a) den heavy metal.b) krautsalat mit rüben.c) sie haben sich aufgelöst.d) sie haben kein musikvideo zu „concrete woods“ gedreht.

christoph gezeichnet von raimund

VELOS fraGMEntE EInEr SPracHE DEr LIEBE

text: velo

illustrationen:christian feurstein

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—Zenzi—meine treue zenzi. nach unserem letzten gang zum metzger bist du nicht mehr zu-

rückgekommen. während du nun auf der anderen seite des großen flußes ge-mächlich deine butterblümchen grasest, bleibt uns wartenden im dasein nur mehr die Erinne-rung an die schönen stunden zu vierzigst. trotz deiner recht bescheidenen milchleistung warst du mir immer die Liebste. oft sitze ich nach dem durchmelken deiner kameradinnen noch auf dem schemel und betrachte mit wehmut deinen ehemaligen stehplatz. Einsam und verschissen liegt er nun vor mir, die bleiern auf meinem krummen buckel lastende trauer hat mir den griff zur mistgabel bisher versagt. dein hälsling hängt nutzlos und kalt am futtertrog. Es gibt nun nichts mehr das er anketten könnte, dein graziler hals ist ihm ein letztes mal entglitten. nachts erwache ich in frostigem schrecken, das erbarmungslose klicken des schußapparetes, der dich in sekundenschnelle dahinstreckte, dringt in meine träume. allein das beruhigende brummen des heulüfters kann mich dann wieder in den schlaf summen. während ich nun diese zeilen zu papier bringe, verspeise ich mit tränen in den augen dein flachsiges huftsteak. die petersil-kartoffel-beilage vermag die Leere in mir kaum zu stopfen, allzu gering ist noch der appetit nach diesem bitteren, letzten gang. in zärtlichem andenken habe ich dein steak mit einer but-terblume garniert, ein glas milch, deinen Lenden am letzten morgen entsprungen, ruft in sei-ner kühlen cremigkeit Erinnerungen an unsere intimsten stunden mir ins gedächntnis. wie weich und warm war dein Euter frühmorgens, wie friedlich dein ausdruck wenn meine finger deine zitzen zwar behutsam, jedoch auch mit väterlicher bestimmtheit umgriffen. schließe ich meine vom kren tränenden augen, auf deiner zähen hinterlassenschaft kauend und mahlend, so kann ich dich sehen, zenzi. vom anderen ufer her blicken deine schwarzen kulleraugen in die meinigen, mit leisem glucksen bahnt sich ein klumpen gras den weg vom pansen in dein maul und in meinem maul würgt sich dein letzter zäher klumpen in richtung verdauungstrakt. in stiller trauer werde ich deine verdauten überreste auf der wiese austragen, nebst dem apfel-bäumchen sollst du zu liegen kommen, dort wo du immer gerne lagst.

—DS—ich war gerade zarte 15. die straßen, felder und güterwege in meinem kargen umfeld

lagen einsam und verlassen vor mir und was sollte ich sonst bei dem übermaß an freizeit, welches einem die permanente unterforderung der hiesigen humanistischen ausbil-dung auferlegte, anstellen, als mit einem fahrbaren einspurigen untersatz die brachliegende schneewittchenlandschaft noch mit etwas ungefilterten abgasen vollzupusten. wie auch über den ersten kuss bei einem dieser nicht in vergessenheit geraten wollenden wahrheit oder pflicht spielchen, die unbedarften kindern eine gesunde sozialisierung in der ländlichen zeig-mir-deine-schuhe-und-sind-es-keine-Jogging-high-hau-ich-dir-in-den-zipfel-gesellschaft so richtig verbocken können, breite ich auch über meine entsetzlich bescheidene Entjungferung auf einer 1:50 benzin-Öl-gemisch-rakete den mantel des schweigens. sie hatte zwar offen-sichtliche vorzüge. vor allem die anerkannt voluminösen stollenreifen konnten mich eine wei-le über mangelnden charakter und diese eklatant provinzielle grundnaivität hinwegtrösten. doch dann, nach einem Jahr zur reinen routine verkommenen bevor-ich-niemanden-hab-nehm-ich-eben-dich-beziehung, sah ich sie! in himmelsgleichem wölckchenblau getüncht stand sie da, unter einer dezent verchromten braue starrte sie mich mit ihrem runden standard-scheinwerferauge devot an. auch wenn ihre zweispurige, viel zu große französische namenskol-legin sich von „déesse“, der göttin, herleitete, so lief mir gerade beim gedanken an „doppel-sitzer-schalenrahmen“ ein wohlig angenehmer schauer über den rücken. Es war nicht ihres, etwas vorzuspielen, sie war ehrlich und direkt, konnte solide wie zerbrechlich sein, und dass sie sich nicht wie erhofft mit dem fuß, sondern nur mit der hand schalten ließ, wer weiß, womög-lich war das genau der kleine makel, der sie in ihrer alles überstrahlenden, geradezu sakralen schönheit dann doch so greifbar für mich erscheinen ließ. oft ertappte ich mich, wie ich wäh-

nützliches ist für wenig Geld zu haben.

überflüssiges kostet viel.

�emo rial�

bilder: Gustaf von arbin & vassili brault

skulpturen: G&v / www.gandv.se

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E N T Z Ü C K E N DE N T Z Ü C K E N DE N T Z Ü C K E N DE N T Z Ü C K E N D

bilder: ami troost für c.r.a.f.t.

styling: alastair mckimm nYc

craft-jeans.comillustration:

fabienne feltusfabatron.com

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